1913 / 38 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 12 Feb 1913 18:00:01 GMT) scan diff

Zukunft des Herzogtums. Zurzeit werden sich politische Folgen daran nicht anschließen. Wann dies der Fall sein wird, steht dahin. Es ist dringend erwünscht, daß die Regierung, die Landes⸗ versammlung und das ganze Land sich auf die Kundgebung ihrer großen Freude und Genugtuung beschränken. Ich möchte der Landes⸗ versammlung ergebenst anheimstellen, in eine politische Erörterung nicht einzutreten. Der Staatsminister teilte sodann mit, daß auf Befehl Seiner Hoheit des Herzog⸗Regenten anläßlich des 55 Ereignisses alle Dienstgebäude am 11. und 12. zu flaggen haben, und erklärte, daß seitens des Staatsministeriums Ihren Majestäten dem Kaiser und der Kaiserin, Ihren Königlichen Hoheiten dem Herzog von Cumberland, der Prinzessin Viktoria Luise und dem Prinzen Ernst August telegraphisch die ehrfurchtsvollen und herzlichsten Glückwünsche dar⸗ ebracht worden seien. Der Präsident Kreisdirektor angerfeldt erklärte namens der Landesversammlung die große Freude über die erfolgte Verlobung und knüpfte ebenfalls daran die Hoffnung auf eine glückliche Entwicklung der Dinge, nicht nur für das hohe Brautpaar, das sich in reiner mensch⸗ licher Liebe zusammengefunden habe, nicht nur für die beiden hohen Herrscherhäuser, sondern auch im Interesse des geliebten Herzogtums. Alle hofften, daß diese Verbindung von egensreichen Folgen auch in politischer Beziehung sein werde. Er erbat dann die Ermächtigung, an Ihre Majestäten den Kaiser und die Kaiserin, an Seine Königliche Hoheit den Herzog von Cumberland und das hohe Brautpaar telegraphisch die Glückwünsche der Landesversammlung zu übermitteln, und schloß zum Zeichen der Freude die Sitzung, die auf heute ver⸗ tagt wurde

Oesterreich⸗Ungarn. 8 Zu Beginn der gestrigen Sitzung des österreichischen Abgeordnetenhauses beantwortete der Landesverteidigungs⸗ minister, General der Infanterie von Georgi eine Reihe von Interpellationen, betreffend Klagen über Unterkünfte, Ver⸗ pflegung, Bekleidung und Ausrüstung der ein⸗

berufenen Reservisten. Nach dem Bericht des „W. T. B.“ stellte der Minister fest, Landwehr betreffe, die er⸗

daß, soweit es die forderliche Vorsorge rechtzeitig eingeleitet und so rasch alz Der Minister gab eingehenden

möglich durchgeführt werde.

Aufschluß über die getroffenen Anordnungen und stellte fest, daß die Landwehr nach den eingelaufenen Meldungen entsprechend untergebracht, gut verpflegt, gut bekleidet und gegen die Kälte geschätzt sei. Bezüglich der gleichen Vorsorge der Heeresver⸗ waltung werde er dem Hause Sas Erhalt der bezüglichen Aus⸗ künfte vom Kriegsminister Bericht erstatten. Das Hauls möge überzeugt sein, daß sich alle Militärbehörden und Kommandos ihrer Verantwortlichkeit voll bewußt seien, daß für die Armee gesorgt sei und gesorgt werde und daß sie in jeder Richtung jeden Moment zur ö ang ihres Berufs in tadelloser Verfassung bereitgestellt werden

önne.

Die Ausführungen des Ministers wurden von den Sozial⸗ demokraten wiederholt durch Lärm unterbrochen und vom Hause mit lebhaftem Beifall und Händeklatschen aufgenommen. Ein Antrag der Sozialdemokratie auf Eröffnung der Debatte über die Interpellation wurde mit 175 gegen 121 Stimmen ab⸗ gelehnt.

Nach Erledigung einer Reihe kleinerer Vorlagen beant⸗ wortete der Handelsminister von Schuster die Interpellationen über die Vergebung des Baues eines Docks an eine

ausländische Firma und erklärte:

Er und der Ministerpräsident hätten sich auf dem Wege der per⸗ sönlichen Intervention für die Vergebung des Dockbaues an die billigste inländische Firma nachdrücklichst eingesetzt. Wenn trotzdem die Vergebung an eine ausländische Firma erfolgt sei, so gipfelten die Gründe der Marinesektion darin, daß schließlich eine Differenz von 664 000 Kronen dem M arinekommandaaten nicht gestattet hätte, einer heimischen Werft den Zuschlag zu erteilen. Auch die Möglichkeit einer Verzögerung in der Ablieferung des Docks habe in Betracht gezogen werden müssen. Der Minister versicherte, daß er nach wie vor mit allem Nachdruck für die Interessen der heimischen Industrie bei Lieferungsvergebungen eintreten werde.

Der Finanzausschuß des Abgeordnetenhauses hat, obiger Quelle zufolge, eine zehnprozentige Tantieme⸗ steuer für die Mitglieder des Vorstands, Aufsichtsrats und Verwaltungsrats von Aktiengesellschaften beschlossen. Die Tantiemesteuer entfällt, wenn die Gesamtsumme der von der Gesellschaft ausgezahlten Tantiemen geringer als 5000 Kronen ist.

Großbritannien und Irland.

Die Botschafter sind gestern nachmittag zu einer Sitzung zusammengetreten.

Das Unterhaus hat gestern die Luftschiffahrts⸗ bill in dritter Lesung angenommen. Im weiteren Verlauf der Sitzung wurden an die Regierung zwei Anfragen wegen der Erklärung des Staatssekretärs von Tirpitz ge⸗ richtet. 1 Der Abg. Alden fragte Sir Edward Grey, ob er irgend eine Aeußerung zu der Erklärung des Staatssekretärs von Tirpitz zu machen hätte und ob er offiziell oder inoffiziell darüber unterrichtet wäre, ob das Verhältnis von 16:10 im englischen und deutschen Kriegsschiffbestand als ein für beide Flotten befriedigendes Ver⸗ hältnis angesehen würde. Ebenso fragte der Abg. Byles den Ersten Lord der Admiralität Churchill, welche Bedeutung er der Erklärung des Staatssekretärs von Tirpitz beimesse, und ob diese Erklärung Grund zu der Hoffnung gebe, daß das Wettbauen der beiden Mächte nunmehr aufhöre. Da Churchill abwesend war, er⸗ widerte für ihn der Parlamentssekretär Dr. Macnamara, der erklärte, Churchill denke, daß es besser sei, zu warten, bis die Budgets vor⸗ lägen, und dann bei Besprechung des Marinebudgets die Frage im ganzen zu behandeln. Inzwischen wünsche er der allgemeinen Genug⸗ tuung Ausdruck zu geben, die durch den freundschaftlichen Ton erweckt worden sei der die jüngsten deutschen Aeußerungen in der Marine⸗ frage charakte isiert habe

Darauf fragte Austen Chamberlain den Premier⸗ minister Asquith, ob er die letzte Botschaft, die Kapitän Scott an sein Vaterland gerichtet habe, gelesen hätte, und ob die Regierung wohlwollend den Appell berücksichtigen werde, den Scott im Interesse der Hinterbliebenen jener Männer an das Vaterland gerichtet habe, die nach seinen eigenen Worten bei ihrem Unternehmen für die Ehre des Vaterlandes ihr Leben geopfert hätten.

A nnbls bewegt, alle stünden augenblicklich unter dem tiefen Enndruch, den die letzte Botschaft Kapitän Scotts hervorgerufen habz. Diese Botschaft sei in der Geschichte der Entdeckungen eine der ergreifendste ngen eines tapfern und gusdauernden Mannes, der das traaif⸗ nde einer von selbstloser Tätigkeit erfüllten Lauf⸗ bahn vor sich Kapitän Scotts Appell werde keine tauben Ohren

sinden. 8 Frankreich.

Nach einer Meldung des „W. T. B.“ hat die Regierung, da Bulgarien sich weigert, ein Stadtviertel Adrianopels zum

Schutze der Fremden während der Belagerung für neutral zu erklären oder den Fremden das Verlassen der Stadt zu ge⸗ statten, von neuem in dringender E daß den französischen Staatsangehörigen die Erlaubnis zum Verlassen Adrianopels erteilt werde.

Im Senat brachte gestern der Nationalist Gaudin de Villaine eine Interpellation ein über die von einem französischen Stahlwerk für Rechnung Italiens gelieferten Ge⸗ schütze. Der Kriegsminister Etienne verlangte Vertagung der Debatte, da seiner Ansicht nach der Augenblick für eine Er⸗ örterung dieser Angelegenheit nicht günstig sei. Villaine zog darauf seine Interpellation zurück unter dem Vorbehalt, sie gegebenenfalls von neuem einzubringen.

Die Deputiertenkammer trat gestern in die Be⸗ ratung des Marinebudgets ein.

Der Berichterstatter Patnleve lobte, obiger Quelle zufolge, das Personal der Marine als vollständig würdig des Vertrauens des Landes. Der Marineminister Baudin schloß sich diesen Worten an und erklärte, Frankreich sei entschlossen, die Ueberlegenheit im Mittelmeerbecken zu behaupten. Das Marineprogramm werde schon 1917, d. h. vier Jahre früher als vorgesehen, ausgeführt sein. Auch in jenem Zeitpunkt noch werde die französische Flotte trotz der Fortschritte Italiens und Oesterreich⸗Ungarns eine geringe Ueberlegenheit gegenüber diesen beiden Mächten haben, die sie behaupten würde, nötigenfalls durch Veränderungen oder Verstärkungen des Marineprogramms, je nach den parallelgehenden Anstrengungen der gegnerischen Marinen. Weiter sagte der Minister, die französischen Geschwader würden in den nördlichen Gewässern wieder erscheinen, sobald die Umstände es erlaubten. Er schloß, indem er der lebhaften Sympathie für die seemännische Bevölkerung Aus⸗ druck gab, die für Frankreich eine Zukunft voll Ru Frieden

Die Kommission der Reichsduma für Krieg und Marine hat nach einer Meldung des „W. T. B.“ einen geheimen Gesetzentwurf über die Gewährung eines Kredits für die Vervollkommnung der nationalen Verteidigung und für die Vervollständigung der Vorräte und des Artilleriematerials angenommen.

Die Budgetkommission hat einen Gesetzentwurf angenommen, betreffend die Gewährung eines Kredits für die Organisation eines Kongresses des internationalen Ve⸗ bandes der Akademien. 1

Belgien.

In der gestrigen Sitzung der Deputiertenkammer er⸗ klärte der Kriegsminister, wie „W. T. B.“ meldet, durch das Verbot für die Offiziere, geheimen unpolitischen Organisationen anzugehören, habe er zum Ausdruck bringen wollen, daß Offiziere nicht Mitglieder von Freimaurerlogen sein könnten. 8

8

Schweiz.

Der Bundesrat hat nach einer Meldung des „W. T. B.“ die Staaten Europas in einem Rundschreiben zur Teilnahme an einer Konferenz im September in Bern eingeladen, die ein neues internationales Uebereinkommen, betreffend den Arbeiterschutz, feststellen soll. Nach dem Muster der inter⸗ nationalen Konventionen von 1906 über das Verbot der Nacht⸗ arbeit von Frauen und über das Verbot der Verwendung weißen Phosphors hat die Internationale Vereinigung für Arbeiterschutz Vorschläge formuliert für ein Verbot industrieller Nachtarbeit der jugendlichen Arbeiter und für die Festsetzung einer Arbeitsdauer von höchstens zehn Stunden für Frauen und jugendliche Arbeiter. Diese Vorschläge sollen der Konferenz als Grundlage dienen. Vorgesehen ist zuerst eine technische und dann eine diplomatische Konferenz.

Türkei.

Eine amtliche Mitteilung des türkischen Kriegs⸗ ministers vom gestrigen Tage besagt laut Meldung des I 616 Seit vorgestern ist auf dem rechten Flügel von Tschataldscha keine Veränderung eingetreten. Dieser trieb den Feind in der Richtung auf Akalan zurück. Bei einem Angriff einer aus Freiwilligen des linken türkischen Flügels bestehenden Er⸗ kundungsabteilung erlitt der Feind eine Niederlage. Die Erkundungsabteilung drang in ETschataldscha ein und be⸗ setzte die Stadt. Der Feind räumte die Höhen von Buluk, die Tsichataldscha im Westen beherrschen. Die türkischen Streitkräfte, die sich in Papasburgas festgesetzt haben, nahmen auch die westlich dieser Stadt gelegenen Höhenkämme. Nur zehn Bulgaren konnten sich retten. Die türktsche Kavallerie hat Bogados besetzt. Die Bulgaren ziehen sich in westlicher Richtung zurück.

Gegenüber den Konstantinopeler Nachrichten über große Erfolge der türkischen Truppen und im besonderen über Landungen längs der Küste des Marmara⸗ und des Schwarzen Meeres erklärt das bulgarische Haupt⸗ quartier, daß bisher mit Ausnahme von Podima und Tscharkoj, wo die Türken mit den bekannten Verlusten zurück⸗ geschlagen worden seien, kein Landungsversuch unternommen worden wäre. In der Tschataldschalinie sei es zu keinem be⸗ deutenderen Zusammenstoß gekommen. Was die Halbinsel Gallipoli betreffe, genüge es zu sagen, daß die Türken in der Schlacht von Bulair mehr als 15 000 Tote und Verwundete gehabt hätten.

Wie die „Agence Bulgare“ meldet, haben sich die bulgarischen Truppen fünf bis sechs Kilometer weit in neue Stellungen zurückgezogen, nachdem sie bei Tscha⸗ taldscha die Angriffe der Türken auf der ganzen Linie zurück⸗ geschlagen hatten, ausgenommen auf dem äußersten rechten Flügel, wo die Truppen dem Kreuzfeuer der türkischen Schiffe im Marmarameere und im Golfe von Büjük Tschekmedsche ausgesetzt waren. Vor Bulair ver⸗ schanzen sich die bulgarischen Truppen in ihren Stellungen. Die türkischen Kreuzer beschossen vorgestern den ganzen Tag die linke Flanke der Bulgaren. Die türkischen Truppen, die am 8. und 9. d. M. bei Tscharköj gelandet waren, wurden von den Bulgaren eingeschlossen und zogen sich, von einer Panik ergriffen, überstürzt und in Unordnung zum Meexesufer zurück, wo sie unter dem Schutz der Schiffs⸗ geschütze die Transportschiffe erreichten. Die bulga⸗ rische Nhfcsntas gab auf den Feind ununterbrochen Salven ab, wodurch sie den Türken große Verluste zu⸗

fügte. Die bei der rechten Kolonne zeichnete

sich hierbei dadurch aus, daß sie kühn vorrückte und die Türken durch Schrapnellfeuer niederschmetterte. Die bulgarischen Ver⸗ luste betragen nicht mehr als etwa hundert Tote und Ver⸗ wundete.

Nach einer amtlichen türkischen Mitteilung unternahmen

die Griechen am 3. d. M. einen neuen auf Janina, der jedoch erfolglos blieb, sodaß sie sich zurückziehen mußten.

Fitaurari Gabre Marian,

8 .X““ Griechenland. Der Ministerpräsident Venizelos ist gestern wieder i Athen eingetroffen. 8 Amerika.

Das Marinekomitee des amerikanischen Re⸗ präsentantenhauses hat, wie „W. T. B.“ meldet, mit 14 gegen 7 Stimmen beschlossen, in das diesjährige Flotten⸗ programm 2 Schlachtschiffe einzustellen. Ferner sind vor⸗ gesehen 6 Torpedobootszerstörer, 4 Unterseeboote, ein Material⸗ und ein Transportschiff.

In einer heute früh im Weißen Hause abgehaltenen Konferenz, an der der Präsident Taft, der Kriegssekretär der Marinesekretär und Offiziere der Armee und Marine teilnahmen, ist, obiger Quelle zufolge, beschlossen worden außer den schon entsandten noch drei weitere Schlachtschiffe nach der Ostküste Mexikos zu schicken. Ferner wird Befehl gegeben werden, unverzüglich zwei Truppentransport⸗ schiffe bereitzustellen, um zum Schutze der Amerikaner und anderen Ausländer Truppen nach Meriko zu befördern, falls die Lage sich dort verschlimmern sollte.

Nach Meldungen des „Reuterschen Bureaus“ ist die Lage der mexikanischen Regierung im wesentlichen un verändert, obgleich 500 Soldaten des treu gebliebenen Generals Blanquet und eine kleine Abteilung von Rurales in der Haupt⸗ stadt angelangt sind. Der Präsident Madero vertraut darauf, daß die Regierung die Oberhand gewinnen werde, und glaubt, daß eine genügende Anzahl von Truppen bald mobilisiert werden könne, um Diaz erfolgreich anzugreifen. Die Diplomaten bemühen sich um die Erlaubnis, aus Ausländern bestehende Streifwachen zu bilden, um die Fremdenquartiere bewachen zu lassen, bis jetzt jedoch ohne Erfolg. 800 Soldaten und acht Kanonen schützen den Palast. Alle Banken sind geschlossen, ebenso die Mehrzahl der Läden; die Straßen sind verlassen, die Straßenbahnen haben den Verkehr eingestellt. Diaz erklärt, daß er nicht die Absicht habe anzugreifen, er werde die Aktion der Streitkräfte der Regierung abwarten.

Asien. 8 Das ständige Sinken des chinesischen Papier⸗ geldes hat die mandschurische Regierung nach einer Meldung der „St. Petersburger Telegraphenagentur“ veranlaßt, die Zentralregierung in Peking dringend um unverzügliche Ueber⸗ sendung von Silbergeld zu ersuchen, da die fortdauernde Ent⸗ wertung des Papiergeldes einen kommerziellen Zusammenbruch herbeizuführen drohe, der in der Mandschurei Unruhen hervor⸗ rufen könnte. Das japanische Kabinett ist gestern, wie „W. T. B.“ meldet, zurückgetreten. Am Nachmittag ist der Rat der Alten in den Palast berufen worden. Die Hauptstadt ist jetzt ruhig.

Afrika.

Wie die „Agenzia Stefani“ aus Addis Abeba meldet, brach vorgestern nachmittag, als auf Befehl des Thronfolgers Lidsch Jeassu die Soldaten der Leibwache Meneliks im Kaiserlichen Ghebbi ersetzt werden sollten, pkötzlich Streit aus, weil der Kommandant der bisherigen Leibwache der Menelik seit Beginn seiner Krankheit bewachte, sich weigerte, seinen Platz als Kom⸗ mandant der Palastwache zu verlassen. Der Streit artete in einen richtigen Kam aus, der von 6 bis 8 Uhr Abends dauerte. Den Angreifern gelang es trotz wieder⸗ holter heftiger Angriffe nicht, in das Ghebbi einzudringen. Die Verteidiger kämpften erbittert, obwohl sie bei weitem in der Minderzahl waren. Sie setzten sogar Kanonen und Maschinengewehre in Tätigkeit. Wieviel öö gefallen und verwundet sind, ist noch nicht bekannt. ährend der Nacht sorgte man durch Bereitstellung starker Truppenabteilungen für den Schutz der Gesandtschaften. Im Europäerviertel hat sich kein Zwischenfall ereignet. Gestern morgen wurde der Angriff auf das Ghebbi nicht wiederholt; jedoch umgeben viele Tausende von Soldaten den Palast.

Parlamentarische Nachrichten.

Die Schlußberichte über die gestrigen Sitzungen des Reich 5⸗ tags und des Hauses der Abgeordneten befinden sich in der Ersten und Zweiten Beilage.

Auf der Tagesordnung der heutigen (110.) Sitzung des Reichstags stand an erster Stelle die erste Beratung des von den Sozialdemokraten eingebrachten Gesetzentwurfs, be⸗ treffend die Volksvertretung in den Bundesstaaten und in Elsaß⸗Lothringen:

Der Art. 3 der Verfassung des folgenden Zusatz: .

In jedem Bundesstaat muß eine auf Grund des allgemeinen, gleichen, direkten und geheimen Wahlrechts gewählte Vertretung bestehen. Das Recht, zu wählen und gewählt zu werden, haben alle über 20 Jahre alten Reichsangehörigen ohne Unterschied des Geschlechts in dem Bundesstaat, in dem sie ihren Wohnsitz haben.

Die Zustimmung dieser Vertretung ist zu jedem Landesgesetz und zur Feststellung des Staatshaushaltsetats erforderlich.

Abg. Wels (Soz.): Unser Antrag ist dem Hause kein unbekannten mehr. Die Schlechtigkeit des preußischen Wahlsystems heute noch⸗ mals im einzelnen nachzuweisen, wäre von Ueberfluß. Vor dem Richterstuhl der Geschichte, der Vernunft und der Eerechtigkeit ist dieses System längst verurteilt, zu Asche verbrannt und die Ascde in alle Winde verstreut worden. Trotzdem lebt dieses Wahlrecht noch als eine brutase Tatsache. Auch für Wahlsysteme gilt das Wort: Ist dein Ruf erst ruiniert, bist du gänzlich ungeniert. Nichts hat deutlicher die Notwendigkeit einer Reform dieses Wahlsystems dargetan als die preußische Thronrede von 1908. Trotz aller Keulenschläge auf sein Haupt lebt dieses Wahl⸗ system noch. Das preußische Wabhlrecht, als Gegenstand der öͤffentlichen Diskussion längst erledigt, lebt nur noch als Machifrage. Herr von Hammerstein erklärte seinerzeit offen, er halte an dem preußischen Wahlrecht fest, weil es den Konservativen nütze. Weil man das preußtsche Wahlumecht nicht mehr verleidigen kann, verschiebt man das Gefechin felo und geht mit allen möglichen philosophischen un anderen Scheingründen unserer Forderung des Reichglagemahl rechts für die sämtlichen Bundesstaaten zu Leibe. Die bde Gleichmacherei, die man dem Reichstagswahlrecht vorwir beherrscht in Wirklichkeit das Grundgesetz der Monarchie, d Erbfolgerecht, das den zufällig

Deutschen Reichs erhält

en

b Erstgeborenen auf 3 Thron setzt, gleichviel, ob er ein Weiser ist oder ein dnt Ueberall, wo abgestimmt wird, wird nach den Gesetzen In Mehrheit abgestimmt, überall wird gezählt und nicht gewogen. 8 Preußen aber wird gewogen. Selbst wenn die konservative Fraktion sf Sitzung abhält, hat jeder nur eine Stimme, obwohl doch gewiß der 6 von Heydebrand zehnmal klüger ist als zehn seiner Kollegen zusammen;

würde er 10 Stimmen verlangen, dann würden seine Patteigänger watz⸗ scheinlich glauben, es sei bei ihm urplötzlich eine Geisteskrankheit au⸗

iese Verrücktheit aber, wie sie als solche angesehen bFenchann 2 8 kleinen Kreisen passiert, wird selbst von National⸗ ie- alen als höchste Staatsweisheit ausgegeben, wenn sie sich auf 1 4 größeren Kreis von Volksgenossen erstreckt. Darum fordern eimedas gleiche Wahlrecht für alle Menschen über 20 Jahre. Piese Herabsetzung des Wahlalters kann nur heilsam für die Entwicklung nseres öffentlichen Lebens sein.

(Schluß des Blattes.)

Dem Reichstag ist eine im Kriegsministerium ausge⸗ arbeitete Denkschrift, betreffend die Ergebnisse der Erwägungen über die Errichtung einer Pensionskasse für das nicht

ensionsberechtigte Betriebs⸗ und Arbeiterpersonal der Militärverwaltung, zugegangen.

Dem Hause der Abgeordneten ist der Baubericht her Eisenbahnverwaltung für den Zeitraum vom 1. Oktober 1911 bis dahin 1912 nebst dem Rechen⸗ schaftsberichte über die Verwendung des außerordenllichen Dispositionsfonds dieser Verwaltung für das Etatsjahr 1911. zugegangen.

Statistik und Volkswirtschaft.

Die in Preußen in den Jahren 1905 bis 1911

1 beschäftigten ausländischen Arbeiter.

Von den Königlichen Landratsämtern werden über die in Preußen beschäftigten ausländischen Arbeiter Listen geführt, die seit einigen Jahren dem Statistischen Landesamt eingesandt und von diesem auf⸗ gearbeitet werden. Die ermittelten Zahlen sind jetzt für die Jahre 1905 bis 1911 in der „Stat. Korr.“ zum ersten Male veröffentlicht. Vorher waren bereits in einer Schrift von Bodenstein und von Stojentin, „Der Arbeitsmarkt in Landwirtschaft und Industrie“ betitelt, die Zahlen für die Jahre 1905 bis 1908 mitgeteilt worden. Zu den angeführten Zahlen ist jedoch zu bemerken, daß sie gegenüber der Wirrlichkeit nicht un⸗ erheblich zu hoch sind, und zwar aus dem Grunde, weil es oft vor⸗ kommt, daß eine und dieselbe Person nacheinander in mehreren Polizeibezirken gemeldet wird. Die Zahlen der Landratsämter sind also stets höher als die der Deutschen Arbeiterzentrale, die aus⸗ ländischen Arbeitern Legitimationskarten ausstellt. Auch die in den Jahresberichten der Arbeiterzentrale angeführten Zahlen sind nicht genau, weil die Legitimierung durch die ge⸗ nannte Zentrale auch für die in einer größeren Anzahl anderer deutschen Staaten beschäftigten ausländischen Arbeiter vorgenommen wird, eine Trennung der Legitimierungsfälle nach Einzelstaaten aber nicht tunlich ist. In welchem Grade die Zahlen für die von den Landratsämtern ermlttelten ausländischen Arbeiter überhöht sind, läßt sich annäherungsweise aus einem Vergleich der für 1907 gebotenen Zahlen mit den Ergebnissen der Berufszählung ermitteln. Nach der Perufszählung gab es innerhalb der Berufs⸗ abteilungen „Landwirtschaft usw.“ und „Industrie einschließlich von Bergbau und Baugewerbe“ in Preußen nur 601 377 Erwerbstätige, die in einem außerdeutschen Staat geboren waren, also genau 131 690 weniger als nach den Ergebnissen der Listen der Landratsämter. Jedenfalls sind die letzteren, hier angeführten Zahlen Maximalangaben, die wahrscheinlich gegenüber dem wahren Durchschnitt um 15 bis 20 v. H. zu hoch sind.

In der folgenden Uebersicht seien aus den Ergebnissen der Statistik über die Beschäftigung ausländischer Arbeiter in Preußen h 8e 1905/1911 einige Hauptzahlen zusammengestellt. Es ammten

a u s8

ins⸗

Oester⸗

reich⸗ Ungarn

9905 124 184/ 182 412 64078,4 987

1906 143 273 253 386 88 638 6 830 77 385

1907 [157 984 313 959 115 742 7 935 99 376

1908 183 873 341 530 105 948,7 649103 762 8 1909 184513 336 303 95 953,7 565,100 641715 049 1910 1194 310 344 187 94 716 8 305,109 91115 622 1911 204 522] 357 550 96 2557 732 115 735 15 975

) einschließlich der Niederlande und Dänemarks. schließlich von Dänemark.

2 8 9 inr Italien Bel⸗ Däne⸗ sonstigen

1 2 gien landen mark Ländern

Ruß⸗ land

454 348 605 339 733 007 5631780 422 763 684 51790 189 962[820 831.

Zur Arbeiterbewegung. In Dresden haben am Montag, wie die Blätter melden, die

Larifverhandlungen im deutschen Schneidergewerbe (vgl. Nr. 26 d. Bl.) ihren Anfang genommen und werden voraussichtlich erst Ende nächster Woche abgeschlossen werden.

In der Munitions⸗ und Konservenfabrik von Manfred Weisz in Budapest ist „W. T. B.“ zufolge die ganze aus 52000 Mann bestehende Arbeiterschaft in den Ausstand getreten. Die Ursache des Ausstandes ist in der Entlassung eines Arbeiters zu suchen, mit dem sich die gesamte Arbeiterschaft gemeinbürgschaftlich erklärte. Im Hofe der Fabrik ist heute ein Bataillon Infanterie aufgestellt. Die Fabrik wird sireng bewacht. Auf die Aufforderung der Fabrikleitung entsandten die Ausständigen elnen zwanziggliedrigen Aurschuß, der mit der Fabrikleitung verhandelt.

3 Aus New Pork wird dem „W. T. B.“ telegraphiert: Die 30 000 bei den Osteisenbahnen beschäftigten Herzer haben mit geringen Ausnahmen zugunsten des Ausstands gestimmt (vgl. 68 34 d. Bl.). Ihre Vertreter haben mit den Vertretern der Eisen⸗ ahnen verhandelt und ihnen ihre Forderungen überreicht. Diese Bit en abgelehnt mit der Begründung, daß sie Mehrkosten von mehr als 12 Millsonen Dollar verursachen würden. Als die Versammlung tufgehoben wurde, hieß es, daß die Heizer beabsichtigten, eine schrift⸗ p e Feststellung ihrer Lage den Arbeitgebern zu überreichen, aber nicht ofort zum Ausstand aufzufordern

d. In Charleston (Westvirginia) wurden bei einem Kampf, er am Montagabend zwischen ausständigen Bergleuten und vüchtern stattfand, wie „W. T. B.“ erfährt, sieben Bergleute

drei Wächter getötet und etwa zwanzig verwundet.

Weitere „Statistische Nachrichten“ s. i. d. Zweiten Beilage.)

Wohlfahrtspflege. Zur Armenpflege. 8 großen 1““ Vereine benutzen vielfach terszeit für die Feststellung der Tagesordnungen zu ihren im 88 tsges Jahres abzuhaltenden Hauptverhandlungen. Auch der d che Verein für Armenpflege und Wohltäaͤtigkeit d8 diesem Zweck Vorstand und Ausschuß für den 10 und an die uar nach Berlin einberufen. Es wurde in Anlehnung pflogene⸗ in der letzten Jahresversammlung in Braunschweig ge⸗ eines vnr Erörterun en und auf Grund der von den Mitgliedern einzige r ereitenden usschusses vorgelegten Berichte beschlossen, als eiche vbema für die nächste Herbstversammlung „Ein deutsches Die erf rmengesetz, Grundlagen und Richtlinien“ aufzustellen. sintffiner ammlung wird zwischen dem 15. und dem 25. September Städten F als Ort wurde unter zahlreichen, von verschiedenen orliegenden Einladungen diesmal Stuttgart gewählt

11“

8

. Steilkante des Inlandeises. Schon am 5. März wurde die Nord⸗

1“ Kunst und Wissenschaft. reise durch rasch wachsendes Jungeis verzögert, am 8. März

A. E. In der Februarsitzung der „Gesellschaft für Erd⸗ saß das Schiff bei 73⁰0 43 8. und 312 6, W. endgültig kunde begründete zunächst der Vorsitzende, Geheimrat Professor fest, und es begann, ganz entgegen dem Programm, eine . Hellmann eine vom Vorstande beschlossene Abweichung von langwierige Triftfahrt, die vom 8. März bis 26. November dauerte. der veröffentlichten Tagesordnung, bestehend in der Verleihung des Der Vortragende zeigte an einer vom Bildwerfer in bedeutender Wortes an erster Stelle an den vor wenigen Tagen in Berlin ein⸗ „Größe auf die Leinwand geworfenen Karte der Antarktis den in die getroffenen Leiter der Deutschen Südpolarexpedition, Ober⸗ Karte eingezeichneten Weg dieser Triftfahrt, die zu einer Länge von leutnant Filchner: Das allseitige Interesse an diesem nationalen 1800 km anwuchs und erst nach Westnordwest, dann vom 7. Mai Unternehmen werde diese Aenderung rechtfertigen. Zugleich begrüßte bei 72 ° S. und 420 W. nach Norden führte, um von Anfang Oktober der Vorsitzende den anwesenden Professor Svpen von Hedin. Ober⸗ ab bei 65° S. wieder 5 Nordost umzubjegen. Bereits Anfang leutnant Filchner, mit Beifall empfangen, von den Strapazen des September machte sich die Nähe des offenen Meeres bemerkbar, indem letzten Jahres nicht unberührt erscheinend, gab hierauf von dem Verlauf in allernächster Umgebung des Schiffes das Eis aufging. Bis Mitte No⸗ der Expedition folgenden allgemeinen Bericht: Ihre Südfahrt von vember war der Schmelzprozeß des Eises von unten so weit vorgeschritten, Südgeorgien aus begann die „Deutschland“ am 11. Dezember 1911. das Eis so mürbe, daß man mit der Aussprengung des Schiffes be⸗ Drei Tage später begegnete sie unter 570 10- dem ersten Eis, anfkangs gann. Am 26, November 1912 war es frei! Nachher waren die einzelnen Schollen, später Treibeis von wechselnder Dichte, nach Eisverhältnisse im wesentlichen die gleichen wie auf der Ausreise. weiteren 3 Tagen wurde bei 61° S. und 31⁰0 5 W. dichtes Packeis Auffallend war die außerordentlich große Zahl von Eisbergen, von angetroffen, durch welches sich bis zum 6. Januar 1912 das Schiff denen zeitweise mehr als 200 dgee sichtbar waren. Wieder seinen Weg erzwingen mußte. Von diesem Tage ab bis zum 10. wurde bei 57 ° S. die Eisgrenze überfahren. Am 19. Dezember war war man bei 63 ° 47 8. und 28⁰0 9 W. durch schweres Packeis Südgeorgien erreicht, wo die Expedition aufgelöst wurde und diejenigen festgehalten. Dann gab es wieder gute Fahrt in suüdlicher Herren, welche eine zweite Reise nicht mehr mitmachen konnten, ihre und südöstlicher Richtung bis zum 14. Januar, wo man Heimkehr nach Deutschland antraten. An eine sofortige Rückkehr ins bei 70° 47, S. und 260 38 W. wieder im schweren BEts konnte aus mehrfachen Gründen nicht gedacht werden: Ein Ersatz des Packeis festsaß und ganze 10 Tage auf bessere Eisverhältnisse beschädigten Ruders war erforderlich, an der Maschine mußten Reparaturen zu warten gezwungen war, die dann ganz plötzlich an diesem Tage vorgenommen werden, die nur in einer Werft ausführbar waren, und eintraten. Am 27. Januar wurde an geringerer Meerestiefe und an Proviant wie Kohlenvorrat bedurften eimer Ergänzung. Das Schiff Bodenproben des Meeres die Annäherung an das Land bemerkt. „Deutschland trat deshalb unverzüglich die Reise nach Buenos Aires Zwar betrug die Tiefe noch immer 3432 m, aber schon am folgenden an, die ausgeschiedenen Herren folgten auf dem bequemeren Transport⸗ Tage war sie auf 6 800 m zurückgegangen. Am Nachmittage des dampfer „Harpon“. Das E peditionsschiff soll dann im Laufe dieses 30. Januar wurde das erste Inlandeis gesichtet. Es stellte sich als Jahres so rechtzeitig in Dock gehen, daß es Anfang Dezember 1913 eine 200 300 m hohe Erhebung dar in sanfter Böschung die Südfahrt nach dem neu entdeckten Lande nochmals an⸗ ziemlich gleichmäßig in der Richtung zum Meere abfallend, treten kann, um die begonnenen Forschungen in der Antarktis dort aber in einer senkrechten, 20 30 m hohen Eiswand fortzusetzen. Von der Triftfahrt berichtete der Vortragende, steil abbrechend. Da eine Landung „unmöglich war, folgte daß sie die Gelegenheit zur Ausführung umfangreicher wissenschaft⸗ das Schiff dem Verlauf des Steilabbruches nach Süd⸗ licher Beobachtungen und Arbeiten geboten habe. Es wurden das westen, unter gleichzeitiger, sorgfältiger Festlegung der Küsten. Der Wachstum des Eises und die Erscheinungen des Gefrierens verfolgt, 31. Januar brachte die erste Entdeckung eines sich in das Land hinein Lotungen, Temperaturbestimmungen in verschiedenen Tiefen ausgeführt, erstreckenden Meeresteiles, einer kleinen Bucht, der zu Ehren des Wasserproben heraufgeholt, Vermessungen und Fischzüge mit dem Kapitäns der „Deutschland“ den Namen Vahsel⸗Bucht empfing und Planktonnetz veranstaltet ꝛc. Die meteorologische Station wurde auf auf 77 ° 48“ S. und 34° 3 „W. bestimmt wurde. Die Weiterfahrt das Eis verlegt, um das Beobachtungsprogramm einer meteorolo ischen längs der Kante des Inlandeises ergab zwar im allgemeinen die vor⸗ Station erster Ordnung auszuführen, und fast täglich s . herige Streichrichtung, doch mit kurzen, kilometergroßen Richtungs⸗ Drachenaufstiege in beträchtliche Höhen statt. Anfang April wurden aänderungen nach W. oder 8. Die sanfte Böschung und der Steil⸗ magnetische Beobachtungshäuser errichtet und alsbald abfall des Inlandeises gegen das Meer blieben unverändert, aber Registrierbeobachtungen egonnen. Vom 23 hig 31. seine Höhe nahm nicht unbeträchtlich zu. Südlich der Vahsel⸗ unternahm der Vortragende in Gesellschaft der Herren Dr. König Bucht zeigten sich drei von anderen Expeditionen nach und Kling vom eingefrorenen Schiff aus eine Schlittenreise nach dem der Antarktis her wohlbekannte sogenannte „Nunataker“, sogenannten Morell⸗Lande, welche dessen Nichtvorhandensein, wie schon das sind mehr oder weniger abgerundete Hügel, die als unzweifelhafte angenommen, nachwies. Leider starb nahe dem Polarkreis am 8. August Anzeichen des Vorhandenseins von der Eismasse überdeckten Landes Kapitän Richard Vahsel nach längerer Krankheit. Die Expedition gelten dürfen. Aehnlich wie das Inlandeis fällt auch eine anscheinend verlor in ihm denjenigen Mann, dessen hervorragender B schwimmende Eismasse im Westen der Vahsel⸗Bucht in einem Steil⸗ fähigung und nautischer Tüchtigkeit es gelungen ist, den süd⸗ abbruch von 10 25 m Höhe ab. Auch sie dehnt sich wie der Saum lichsten Punkt im Weddelmeer mit dem Schiff zu erreichen. des Inlandeises unabsehbar weit nach Westen und Südwesten aus, Nach dem Tode des Kapitäns wurde der erste Offizier Lorenzen mit ist anscheinend ganz eben und darf als eine Eisbarriere erachtet werden, die der Führung des Schiffes betraut. Oberleutnant Filchner gedachte völlig derjenigen in der Roß⸗See ähnlich ist, eine Vermutung, die zum Schluß aufs dankbarste des den erreichten Erfolg allein ermög⸗ Lotungen nahe dem Barriereabbruch tatsächlich bestätigten. Da eine lichenden großen Fleißes und der Hingabe sämtlicher Expeditions⸗ Weiterfahrt wenig Aussicht auf die Möglichkeit einer Landung bot und sich mitglieder. am 1. Februar auch wieder schwere Packeismassen in den Weg stellten, Dem Redner sprach der Vorsitzende, Geheimrat Hellmann wurde umgekehrt und an den beiden folgenden Tagen die Vahsel⸗Bucht warme Anerkennung aus. Ohne Zweifel habe die Expedition mit nochmals erkundet, zugleich auch dem Lande, in das sie sich erstreckt, ganz außergewöhnlichen Schwierigkeiten zu kämpfen gehabt. Ob der Name „Prinz⸗Regent Luitpold⸗Land“ beigelegt. Die Erkundungen der sich in südwestlicher Richtung erstreckende Kanal zwischen erwiesen die vorerwähnte Eismasse im Westen der Bucht als Inlandeis und Eisbarriere hinüberweise nach einer ähnlichen in der Tat schwimmend und nur stellenweise anscheinend auf dem Wasserstraße von der Neuseeland gegenüber liegenden Küste der Untergrunde aufruhend. Der Platz eignete sich somit schlecht genug Antarktis, bleibe weiteren Forschungen vorbehalten. Jedenfalls sei für eine Stationsanlage; dennoch blieb, nach Lage der Sache und da die Expedition im Weddelmeer um 1 ½ Grad weiter füdlich vorge⸗ einem Herangehen mit dem Schiff sowohl an den Inlandeis⸗ als an den drungen, als von dieser Seite bisher die Annäherung an das Land

Eisbarriererand vom Kapitän als sehr gefährlich widerraten wurde, gar möglich gewesen ist. Eins erscheine als ein recht wichtiges Ergebnis: nichts anderes übrig, als die Errichtung der Station auf diesem Die Beobachtung eines Eisbeckens mit ostwestlich gerichteter un schwimmenden Eiskomplex ins Auge zu fassen. Zu ihrer Sicherung unterbrochener Schollenbewegung, einer Bewegung, die bedingt und beschloß man, das S iff nicht, wie geplant war, nach der im Zusammenhang sei mit einem anscheinend dauernd hier gelagerten Stationserrichtung nach Südgeorgien zurückzusenden, sondern in der Druckminimum.

Vahsel⸗Bucht überwintern zu lassen. Da traten unvermutet am Es 185 der auf der Tagesordnung stehende Vortrag von Professo 3. Februar sehr günstige Fahrtverhäͤltnisse nach Westen ein, und in Dr. E. hiessen über „Das südliche China auf Grund der der Hoffnung, diesmal der Eisbarriere weiter folgen zu können, Forschungen Ferdinand Freiherrn von Richthofens“. entschied man sich für eine zweite Erkundung an deren Rande; vielleicht, Anlaß zu dem Vortrage hat die Vollendung des dritten Bandes jenes konnte ja ein besserer Landungsplatz gefunden werden. Doch erwies ßhen Reisewerkes von Richthofens über China geboten, der jetzt unter sich schon am nächsten Tage diese Hoffnung als eitel. „Wieder be- Mitarbeit des Redners erschienen ist und die Quintessenz der geologisch⸗ gegnete man, nahe dem bei ersten Vorstoß erreichten Punkte, vielem Packeis morphologischen Forschungen enthält, denen der verewigte Verfasser und großen Eishergen, und es gelang gerade noch zur rechten während seines ufenthaltes in China von 1857 bis 1860 mit s Zeit, das Schiff aus dem dichten Packeis herauszubekommen. großem Eifer oblag. Von dem Erfolge dieser Forschungen berichtete So wurde, nachdem man am 5. Februar wieder in der auf Grund des von Richthofenschen literarischen Nachlasses der Vor⸗ Vahsel⸗Bucht eingetroffen war, beschlossen, den schlechten Landungs⸗ tragende in fesselnder und großzügiger Weise. Eine Reihe aus⸗ platz in den Kauf zu nehmen und den vorher gefaßten gezeichneter Lichtbilder boten namentlich Gebirgslandschaften, Berg⸗ Plan auszuführen. Genaue Untersuchungen und Beratungen ließen und Felsformationen von seltenem Reiz. Was von Richthofen seinem das westlichste Stück dieser Eismasse als geeignet erscheinen, Vaterlande geleistet hat durch Empfehlung einer Ansiedlung in weil es dem Inlandeis am nächsten lag und von diesem nur durch Schantung wird voraussichtlich in Zukunft noch allseitiger dankbarer einen Verbruch getrennt war, der sich als mit fest gekittetem Meereis Anerkennung begegnen. 1 ausgefüllt erwies. Wegen heftigen Sturmes in den nächsten Tagen konnten die Ausladungsarbeiten indessen erst am 9. Februar ernstlich

Ueber den Untergang der Expedition Scott wird den „Zentral News“ aus euseeland gemeldet: Die südliche Abteilung der Expedition Scotts ist im März 1 912. umgekom men 11 Meilen vom One Tondepot oder 155 englische Meilen von ihrer Basis am Kap Evans. Kapitän Scott ist etwa am 29. März gestorben. Am 30. Oktober verließ eine Rettungsexpedition das Kap Evans und sichtete am 12. November das Zelt Scotts, in dem die Leichen gefunden wurden.

haus im Rohbau. Leider trat schon am Tage darauf das

Ungemach ein, daß die Flutwelle am Morgen bei starker

diese in Ausdehnung mehrerer hundert Quadratkilometer vom

Inlandeis und der Barriere absprengte, hier eingeschlossen auch den

Stationsmaterial zu retten; aber der größte Teil des Stationshauses

geriet in Verlust. In den folgenden Tagen mußte die „Deutschland“

erst am 23. Februar nach ihrer alten Stelle zurückkehren; doch die herausgegebenen „Archivs“ ist eine Arbeit von Arthur Gläser⸗ Vahsel⸗Bucht war von Eis angefüllt (und blieb es bis zum SOelsnitz über die „Bewölkungsverhältnisse und Sonnen⸗ rung: das Meer war gegen Süden bis in die Nähe der drei 8

Nunataker offen, und Kapitän Vahsel hoffte, daß bei bald ein⸗ 1 Literatur

setzendem Frost das Schiff in einer zweiten, durch die Aenderungen 8 neu zutage getretenen und „Herzog Ernst⸗Bucht“ benannten Bucht „Das Wetter“, Monatsschrift für Witterungskunde. Jähr⸗ Doch waren zunächst die Eisverhältnisse in der Bucht derartig un⸗ straße 15. Eine Gelegenheit, sich ein Verstehen der mekeoro⸗ sicher, daß an eine Landung von Stationsmaterial, an ein Heran⸗ logischen Erscheinungen anzueignen, bietet diese bereits im 30. Jahr⸗ liebenen Rest der Eismasse in keinem Fall zu denken war. In Regierungsrats Professor Dr. Aßmann, es sich zur Aufgabe gemacht dieser Sachlage wurde beschlossen, wenigstens mit, der Anlage von hat, durch allgemein verständlich geschriebene Aufsätze ee längere einen Rückhalt zu schaffen und die Stationsanlage dort essante Gebiet der Wetterkunde weitere Anregung zu bieten und zu vorzubereiten. Am 25. Februar wurde das erste Depot eigenen Beobachtungen anzuleiten. Das vorliegende Januarheft bringt etwa 1000 kg Proviant enthaltende. Doch wiederum sollte das Napoleonischen Heeres einen interessanten Artikel über den Winter Wetter schweren Schaden sliften. Am 29. Februar bildete sich ganz 1812 1813 in Rußland von Dr. R. Hennig, sodann infolge des Ab⸗ Spielball des treibenden Eises. Am 2. März trug die Eisdecke einen Aufsatz über dessen hervorragende Leistungen in der Er⸗ bereits die einzelnen Menschen. Die Lage des Schiffes war hierdurch forschung der höheren Atmosphäre aus der Feder von Professor des Inlandeisbruches getrieben. Unter diesen Umständen lehnte der den Nordalpen und über Zickzackblitze; weiter wird über Trübung Kapitän die Verantwortung für ein weiteres Verbleiben in der Bucht der Atmosphäre berichtet. Ein längerer Artikel ist den Wetter⸗ Herren wieder an Bord zu bringen, das Schiff aus dem Jungeisgange bilden die regelmäßige Monatsübersicht über den Witterungsver⸗ zu befreien und es nach dem offenen Meer in vergleichsweise lauf, die Erscheinungen der oberen Luftschichten in dem jeweilig ab⸗ nicht mehr ausführbar war, so entschied man sich, im Einverständnis sonders eine über die Regenwettklubs in Ostindien interessiert. Als mit dem Kapitän, am 4. März, die Fahrt nach Südgeorgien un⸗ ständige Beilage erscheint eine in Farben ausgeführte Karte über die

in Angriff genommen werden, am 17. stand das Stations⸗

Kälte die vorgedachten fest gekitteten Eismassen zerstörte und

Stationsplatz, der rasch abtrieb. Es gelang noch, fast das gesamte

des sehr schweren Sturmes wegen die hohe See aufsuchen und konnte Als Heft 1 des 25. Jahrgangs des von der Deutschen Seewarte 26. Februar). Günstiger erschien eine andere inzwischen eingetretene Aende⸗ scheindauer von Nordamerika“ erschienen.

festfrieren und somit hier einen Ueberwinterungsplatz finden werde. lich 12 Hefte (6 ℳ.) Verlag von Otto Salle in Berlin W., Elßholz⸗ 3r. mit dem Schiff weder am Inlandeisabbruch, noch am ver⸗ gange stehende Monatsschrift, die, unter der Leitung des Geheimen Depots auf dem Inlandeis zu beginnen, um Schlittenreisenden und kürzere Notizen das große Publikum zu unterrichten, für das inter⸗ auf das Inlandeis gelegt, am 28. das zweite, größere, anläßlich der Jahrhunderterinnerungen der großen Katastrophe des plötzlich Jungeis in der Bucht, und sehr bald war das Schiff ein lebens des bedeutenden französischen Meteorologen Teisserenc de Bort sehr gefährlich geworden, es wurde wiederholt in gefahrdrohende Nähe Dr. Aßmann. Es folgen Untersuchungen über den Föhn in ab. Es gelang, die einige Tage zuvor nach dem Inlandeis abgesetzten karten für den Schulgebrauch gewidmet. Eine ständige Rubrik Sicherheit zu bringen. Da unter solchen Umständen eine Landung gelaufenen Monat, Meteorologische Notizen, unter denen diesmal be⸗ verzüglich anzutreten, um im nächsten Jahre die Landung zu eine -——Piederschlagsmengen in Zentraleuropa nebst den Luftdruck⸗ und

früheren Zeit, und zwar sogleich auf dem Inlandeis vorzunehmen in Temperaturlinien sowie eine Karte über den Gang der Temperatur

derselben Art, wie man bei Anlage der Depots vorgegangen war, in den höheren Luftschichten über Berlin. Ein Probeheft wird nämlich mit Hilfe von Flaschenzügen zur Ueberwindung der hohen dem Verlag auf Wunsch gebührenfrei übersandt. 8