1913 / 42 p. 5 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 17 Feb 1913 18:00:01 GMT) scan diff

Stand oder Beruf

Ingenieur Stenotppistin Verbandsvorsitz. Buchh.⸗Gehilfin Kunngew.⸗Zeichner Zuschneider Buchhalterin 8 Ingenieur Handlungsgehilfin Stenotypistin Ingenieur

b. Erste Ersatzmänner. Krankenk. Angest. Expedientin Ingenieur Handlungsgehilfin Buchh.⸗Gehilfe

Vor⸗ und Zuname

Hermann Lüdemann Margarite Sehner Carl Giebel

Marie Grumblat Max Steinert Alexander Kühne Hugo Kley

Dora Kussel Fritz Tubach Luise Dornhauer Grete Neuthal Bernhard Sandrock

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Christian Kraiker Elsbeth Gramsch Wilhelm Mahlow Helene Schöbel Heinz Grundler Heinrich Klemmer 8 ieda Hoffmann Christian Hettenbach Clara Laabs Ferdinand Cretius Else Wittenberg Karl Rühle

Handlungsgehilfin Kunstgew.⸗Zeichner Verkäuferin Buchhandl.⸗Gehilfe Buchhalterin Werkmeister

c. Zweite Ersatzmänner. Dipl.⸗Ing. Verkäuferin Ingenieur Arbeitersekretär Buchhandl.⸗Gehilfe Ingenieunk Verkäuferin Werkmeister Ingenieur Handlungsgehilfin Kunstg.⸗Zeichner Handlungsgehilfin

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Arthur Reichelt Gertrud Matschke Alfred Thimm Hugo Zaddach

Karl Günther Ernst Noack

Anna Kronfeldt Paul Bernitzki Reinhardt Brandt Minna Todenhagen Wilhelm Schliebener Margarete Märtner

Buchhändler Buchhandl.⸗Gehilfe Sekretär Ingenieur Arbeitersekretär Verkäuferin Ingenieur Werkmeister Stadtreisender Kunstg.⸗Zeichner

b. Erste Ersatzmänner.

Ingenieur Zuschneider Buchh.⸗Gehilfin Kontoristin Anwaltsbureauvorst. Ingenieur . Handlungsgehilfe

. Georg Ucko Julius Langmak Paul Band Erwin Burmester Adolf Ritter Frieda Licht Fritz Tiessen Waller Peters Hugo Cohn Alfred Stengel

Martin Dosmar Karl Remus Paula Kuhn Wally Jung Albert Hauth Wilhelm Lamm Georg Bardeleben

Mannheim, Weidenstr. 3. u“ Wilhelmsruh. Edelweißstr. 26. Friedenau, Bennigsenstr. 3Z. Berlin, Schwedenstr. 19. Friedenau, Saarstr. 5. Ingenieur Auenstr. 43.

erlin, Prinzenstr. 99. Berlin, Bambergerstr. 5 Berlin, Christinenstr. 29 Friedenau, Fregestr. 36. Berlin, Barnimstr. 15. Berlin, Arndtstr. 34.

Tempelhof, Borussiastr. 2. Berlin, Vinetapl. 4. Düsseldorf, Helmholtzstr. 28 Bremen, Sedanstr. 73. Berlin, Kyffhäuserstr. 13. Neukölln, Neckarstr. 13. Pankow, Brehmestr. 7. Berlin, Huttenstr. 31. Berlin, Czarnikauerstr. 1 Berlin, Beermannstr. 2. Neukölln, Fontanestr. 67. Berlin, Oderbergerstr. 41.

Rentenausschuß. a. Beisitzer. 2. Max

Neukölln, Weichselstr. 3. Steglitz, Feldstr. 12. 8 Charlottenburg, Helmholtzstr. 1. Gießen, Schiffenberger Berlin, Melchiorstr. 12. Berlin, Löwestr. 18. Berlin, Pragerstr. 14. Neukölln, Emserstr. 48. Berlin, Eyke von Repkowpl. 4. Plauen, V., Jößnitzerstr. 67.

Berlin, Helgoländer Ufer 5. Südende, Lichterfelderstr. 7. Friedenau, Wilhelm Hauffstr. 18. Charlottenburg, Holtzendorffstr. 20. Königsberg, Kaiserstr. 28.

Berlin, Antwerpenerstr. Z. Berlin, Graunstr. 37.

8. Vor⸗ und Zuname Heinrich Gramm Friedrich Wilbelm Wilhelm Müller

H

Wohnort.

S

Berlin, Bochumerstr. 17. 8 S Berlin, Sebastianstr. 8. 8

Niederschönhausen, Kaiserweg 56. Friedenau, Berlin, Michaelkirchpl. 18. Charlottenburg, Scharrenstr. 31. Berlin, Friedenstr. 14. Friedenau, Elsastr. 2. Saarbrücken, Brauerstr. 40. Berlin, Neanderstr. 1. Baumschulenweg, Scheibl istr. Pankow, Eintrachtstr. 2.

Curt Simonis

Otto Wenzel Wilhelm Adler

Carl Baumbach Theodor Zillmann Robert Baumgartner Karl Meyer

Paul Sibenhorn Reinhold Eichner Paul Schulze

granachstr. 43.

93SA 90 50

SSD

9)

Carl Hesse

Fr. C. Schulz Hermann Eschbach Ernst Thielmann Otto Schweitzer Paul Focke

SS 90 bo g

Benno Marx Alfred Flügger Robert Kirchhof Theodor Eißfeldt Fritz Hausberg Curt Lockhoff

SUCEgSSNgS

Hermann Weiß Felix Dabelstein J. C. Metzger Otto Lange Fritz Rader Willy Allihn

Heinrich Meiners Granzin Hugo Kilch Albert Scherer August Penn

8g 5 0. Paul Krug

Paul Ebel Hellmut Lehmann Theodor Boeser Carl Schönberg Gustav Eggers Paul Liekefett

Reinhold Grändorff Walter Simon Reinhold Markward Heinrich Persum Fritz Schmidt Oskar Reese

Wohnort. Stuttgart, Reinsburgerstr. 53 a. ngenieur 8 Berlin, Rathenowerstr. 71. Versich.⸗Angest. Harburg, Lindenstr. 43.

c. Zweite Ersatzmänner. Handlungsgehilfe Berlin, Veteranenstr. 8. Konstrukteur Stealitz. Brüderstr. 21. Krankenk.⸗Angest. S Heimgartenstr. 2. Reisender zerlin, Stettinerstr. 63. Potsdam, Margaretenstr. 6.

unstg⸗Zeichner Bremen, Rückerstr. 27. Handlungsgehilfe Berlin, Wilbelmshavenerstr. 12. Ingenieur G Augsburg, Brückenstr. 18. Buchhalter Berlin, Stargarderstr. 3 a. Anwaltsbureauvorst. Dresden⸗Pieschen, Ruhefelderstr. 21.

Schiedsgericht.

Stand oder Beruf

a. Beisitzer. 8

Magdeburg, Jakobstr. 37. Berlin, Neuenburgerstr. 11. Berlin, Friedebergerstr. 17. Berlin, Quitzowstr. 138. Ingenieur Berlin, Flemmingstr. 1. Buchhändler Berlin, Gartenstr. 13.

b. Erste Ersatzmänner. Bankbeamter Südende, Lichterfelderstr. 7. Bundessekretär Charlottenburg, Gervinusstr.: Rendant Breslau, Katharinenstr. 9. Buchh.⸗Gehilfe Südende, Halskestr. 36. Ingenieur Berlin, Sprengelstr. 46. g Kontorist Neukölln, Stuttgarterpl. 19/20

c. Zweit Ersatz männer. Sekretär Berlin, Wusterhausenerstr. 12 Ingenieur Leipzig, Brockhausstr. 40. Sekretär Königsberg, Oberlaak 21 a. Werkmeister Berlin, Danzigerstr. 50. Fabrikangestellte Adlershof, Kronprinzenstr. 42. Buchh.⸗Gehilfe Friedenau, Becker

Geschäftsführer Werkmeister

Kunstg.⸗Zeichner Bundessekretär Werkmeister Zuschneider

Crefeld, Nordstr. 126. Charlbg., Kaiserdamm 101. Lichtenberg, Möllendorffstr. 32 Berlin, Dortmunderstr. 14. Kassierer Berlin, Friedrichsbergerstr. 14. Ingenieur Charlbg., Nordhausenerstr. 3

b. Erste Ersatzmänner. Buchh.⸗Gehilfe Friedenau, Lefevrestr. 18. Redakteur Berlin, Wiclefstr. 58. Ingenieur Frankfurt a. M., Gabelsbergerstr. 11. Buchhalter Reinickendorf⸗Ost, Residenzstr. 66. Anwaltsbureauvorst. Mülheim, Ruhr, Rudolfstr. 4. Ingenieur Berlin, Turmstr. 8.

c. Zweite Ersatzmänner. Buchhalter Neukölln, Jonasstr. 3. Handlungsgehilfe Karlshorst, Prinzadalbertstr. 27. Ingenieur Charlottenburg, Ilsenburgerstr. Kunstg.⸗Zeichner Chemnitz, Annabergerstr. 3. Kontorist Berlin N., Wollinerstr. 12. Zuschneider Erfurt, Alsenstr. 18.

Deutscher Reichstag. 113. Sitzung vom 15. Februar 1913, Vormittags 11 Uhr. (Bericht von „Wolffs Telegraphischem Bureau“.)

Auf der Tagesordnung steht die Fortsetzung der zweiten Be⸗ ratung des Entwurfs eines Gesetzes, betreffend die Fest⸗ stellung des Reichshaushaltsetats für das Rechnungs⸗ ahr 1913, und zwar „Etat für die Reichspost⸗ und Tele⸗ graphenverwaltung“.

Ueber den Anfang der Sitzung ist in der vorgestrigen Nummer d. Bl. berichtet worden.

Abg. Wendel (Soz) in seiner Rede fortfahrend: Der eiter des französischen Postwesens hat einmal auf einem Bankett eine Beamten ermahnt, sich nicht von den Syndikaten und Gewerkschaften umgarnen zu lassen. Die Beamten antworteten, ie könnten seine Worte nur darauf zurückführen, daß sie ehr spät und unter dem Einflusse guten Weines zustande gekommen seien. Bei unseren Postbeamten herrscht aber der Korpo algeist, für sie ist die Erringung eines Titels das Erstrebenswerteste. Charakteristisch ist es auch, daß der Redakteur der Postzeitung neulich seine Entrüstung darüber aussprach, daß man bei den Postbeamten Streikgelüste annehmen könne. In ihrer Poesie geben sich unsere Beamten manchmal auch, als ob sie selbstbewußte Männer seien, in der Prosa aber wandelt sich die Milch der frommen Denkungsart schnell in gärend Drachengift. Wir leben im Maschinenzeitalter, seinem Einfluß kann sich auch die Post nicht entziehen. Deshalb hat sie auch die Barfrankiermaschine eingeführt. Aber bei der Post scheint es hier wie bei der Echternacher Springprozession zu gehen. Bayern läßt erst gar keine Marken auf⸗ kleben. Neuseeland verleiht die Maschinen zu billigen Tarifsätzen an die Geschäftehäuser. Wir haben aber Maschinen eingeführt, die schon ver⸗ altet sind. In vielem kann sich unsere deutsche Post allerdings sehen lassen. Aber wir sind eben nicht zufrieden, wenn eine Ein⸗ richtung relativ gut ist, wir streben nach ganz Gutem. Ein früherer preußischer Postmeister führte die viel bewunderten Schnell⸗ posten ein. Als jedoch die Eisenbahnen aufkamen, war er auf sie wütend, weil sie noch schneller fuhren. So geht es auch dem Abg. Oertel, der auch allem Neuem mit Argwohn gegenüber⸗ steht. Vergleiche mit anderen Ländern haben gezeigt, daß Deutsch⸗ land, was Schnelligkeit anlangt, nicht an der Spitze steht. Einen Beamten, der früh zur Messe gehen wollte, den beurlaubte man sofort. Also in reltgiöser Beziehung ist man bei uns voran, aber nicht in der Fixigkeit. Die Geschäftshäuser lassen zu Neujahr den Unterbeamten eine Gratifikation zukommen. Wir halten diesen Zustand nicht für wünschenswert, da der Staat seine Beamten so besolden muß, daß sie keine Geschenke nötig haben. Aber da sollte man doch, da nun einmal diese Sitte besteht, unparteiisch verfahren. So hat die Offenbacher Postverwaltung 42 zurück⸗ gewiesen, die ihr von der Zeitung des Offenbacher Arbeiter⸗ radfahrerverbandes zur Verteilung an die Unterbeamten über⸗ wiesen worden sind. Der Fall des Rechtsanwalts Paechter, dem man in Berlin das Telephon gesperrt hat, ist ja bekannt, und die Sache schwebt noch vor Gericht. Das ganze Verfahren der Postverwaltung ist hierbei unzulässig. Man hat ihm aller⸗ dings auf dem Wege der Begnadigung später den Anschluß wieder ewährt mit dem Hinweis, er möchte sich dies zur Warnung dienen assen. Daß der Herr sich hat zu Verbalinjurien binreißen lassen, verurteilen wir Sozialdemokraten als gesittete Menschen. Aber Be⸗ leidigungen soll der Strafrichter abnden und nicht die Post. Sie hat das Monovpol und muß sich deshalb jedem Bürger zur Verfüagung stellen. Sonst kann sie ja auch einmal erklären, daß sie an Herrn Meyer oder Schulze keine Briefe mehr befördert. Wird dieses Prinzip überhaupt eingeführt, dann kann die Behörde auch einmal irgend einem Beliebigen das Wasser,

das Gas oder die Kanalisation

absperren. Dabei ist der Staatssekretär nicht einmal Dragoner⸗ major oder Bonner Borusse. Er hat sich aber zu einem Post⸗ junker entwickelt. Dem Steaatssekr etär schlechte Gummierung der Fünfpfennigmarken vorzuwerfen, geht doch nicht an. Denn daß er ein schlechter Kleber ist, kann doch niemand behaupten. Das Weltpostporto sollte doch endlich durchgängig zur Wirklichkeit gemacht werden; es ist doch ein Widersinn, wenn ein Brief von Memel nach Metz 10 Pfennig, aber von Metz nach Pont⸗à⸗Mousson, also auf eine Entfernung von 30 Kilometer, 20 Pfennig kostet. Die Post soll ja doch auch keine Ueberschußeinrichtun sein; wenn die Selbstkosten für die Beförderung eines Briefes 7 Pfennig betragen, so zahlt jeder⸗ mann mit den 10 Pfennig Porto 3 Pfennig indirekter Steuern. Um vorwärts zu kommen auf dem Verkehrsgebiet, muß die Post vom Staate getrennt, muß sie internationalisiert werden. Der Staats⸗ sekretär Kraetke huldigt offenbar der Auffassung für sein Ressort: „Ruhe ist die erste Bürgerpflicht.“ In einem Erlaß ist charak⸗ 1“ von „höchst unerwünschten Presseerörterungen“ die Rede; diese Beispiele ließen sich beliebig vermehren. Für Freiberg, eine Stadt von über 30 000 Einwohnern, ist die Bitte um Einführung des Nachttelephondienstes abschlägig beschieden worden. Ich bitte die Verwaltung, diesen Wunsch doch zu erfüllen, und hoffe, daß auch der Abg. Dr. Oertel, der in alten Zeiten selbst Vertreter dieses meines jetzigen Wahlkreises war, ihm so viel Anhänglichkeit bewahrt hat, meinen Wunsch zu unterstützen der Wahlkreis selbst hat ja diese Anhänglichkeit allerdings nicht gehabt. Die Ostmarkenzulagen lehnen wir ab, weil sie ein Erzeugnis der preußischen Polenpolitik sind. Wie steht es mit der Absicht, Jubiläumsbriefmarken für 1913 heraus⸗ zugeben? Es war zu lesen, daß diese Absicht bestand, dann aber kam eine gegenteilige Notiz. Ich würde doch sehr raten, an dieser Absicht festzuhalten. Auf der roten Zehnpfennigmarke ließe sich doch dabei sehr gut eine Erinnerung an das Kaiserwort anbringen, daß die Sozialdemokratie eine „vorübergehende Erscheinung“ sei. Die blaue Zwanzigpfennigmarke sollte blau und schwarz hergestellt werden ur Symbolisierung des schwarzblauen Blocks. (Vizepräsident Dr Paasche erklärt solche Ausführungen für nicht hierher gehörig.) Ich wollte dem Staatssektetär einige wertvolle Anregungen zukommen lassen; wenn er sie befolgte, würde er sich von neuem befestigen in der Gunst des Mannes, nach dessen Willen allein die Minister kommen und gehen. Denn wenn es bloß auf das Vertrauen der Postbeamten ankäme, dann säße auf diesem Stuhle längst ein anderer.

Staatssekretär des Reichspostamts Kraetke:

Meine Herren, ich verzichte darauf, auf die Scherze, die der Herr Vorredner gemacht hat, und auf die Art, wie er Verkehrseinrichtungen behandelt hat, einzugehen. (Sehr richtig! rechts.) Ich habe nur das Wort ergriffen, um dagegen zu protestieren, auf welche niedrige Stufe (na! na! bei den Sozialdemokraten; sehr richtig! rechts) er die Post⸗ beamten einschätzt, wenn er von Leibeigenen und Sklaven spricht. (Sehr richtig! bei den Sozialdemokraten.) Der Abgeordnete wird selbst die Folgen davon zu tragen haben. Die Beamten werden das verstehen, wie die Liebe und das Interesse der Sozialdemokraten für sie sich kundgibt (Lachen bei den Sozialdemokraten; sehr richtig! rechts), die nicht anstehen, im Reichstage vor aller Oeffentlichkeit die Aeußerungen der Beamten lächerlich zu machen und zu erklären, die Beamten benähmen sich wie Leibeigene und Sklapen. Damit quittiere ich hier über diese Ausdrücke. (Bravo! rechts. Zurufe von den Sozialdemokraten.)

Abg. Bruhn (Reformp): Daß die Ueberschüsse der Post nicht in geeignetem Maße zur Verbesserung der Gehälter, der mittleren und

unteren Postbeamten verwendet worden sind, hat in diesen Beamten⸗ kreisen nicht nur Verstimmung, sondern vielfach große Verbitterung

erregt. Wir haben bei dem Besoldungsgesetz vorausgesagt, daß dies

die Folge sein würde. Die Kommission des Reichstages hat nun das Versäumte nachzuholen gesucht, und ich hoffe, daß die Reichsregierung unseren Wünschen in bezug auf die Vorlage eines Gesetzes und auf die Stellenzulagen nachkommen wird. Auf diese Weise wird es ge⸗ lingen, die Zufriedenheit der Beamtenschaft wieder herzustellen. Einer besonderen Berücksichtigung sind die Postschaffner würdig, die bei der Besoldungsordnung am schlechtesten weggekommen sind. Der Vor⸗ wurf, daß der Staatssekretär sich nicht energisch genug für seine Be⸗ amten verwendet hat, ist nicht zutreffend, auch er ist 1909 nur dem Zwange der Verhältnisse gewichen. Landbriefträger und Postschaffner müssen in einer Besoldungsklasse vereinigt und die gehobenen Unter⸗ beamten den mittleren Beamten angegliedert werden. Selbstver⸗ ständlich stimmen wir für die Beibehaltung der Ostmarkenzulage. Der von der deutschkonservativen Fraktion beantragten Resolution für eine Berücksichtigung der Alterspensionäre stimmen wir eben⸗ falls zu.

Von polnischer Seite ist ein Antrag auf namentliche Ab stimmung über alle die Ostmarkenzulage betreffenden Anträge eingebracht worden.

Abg. Diez⸗Konstanz (Zentr.): Die Postverwaltung hat sich in dankenswerter Weise durch den Verkauf von Versicherungsmarken und durch die Auszahlung der Renten in den Dienst der Sozljalpolitik gestellt. Ihr ganzer Betrieb ist ja auch so ein Spiegelbild des Auf⸗ schwunges unseres ganzen wirtschaftlichen Lebens. So hat sich seit 1870 die Zahl der Postanstalten versiebenfacht, noch größer ist die Steigerung auf anderen Gebieten. Deshalb ist auch die Kritik der Sozialdemokraten in ihrer Form zu mißbilligen. Wenn man wirklich Reformen will, darf man nicht mit dem Prügel dreinschlagen. Mit Freuden zu begrüßen wäre die Erweiterung der Grenzzone für Post⸗ sendungen, auch die Verbilligung der Fernsprechtarife in den kleineren Städten ist am Nlaße⸗ und ebenso der weitere Ausbau der Telephon⸗ linien nach dem Westen. Bei der Vergebung von Telephonapparaten soll die Regierung auch die Feinmechanik der übrigen deutschen Bundesstaaten und nicht bloß Berlin berücksichtigen. Dem Zentrum ist in seiner letzten Haltung Agitationspolitik vorgeworfen worden. Es treibt aber Realpolitik.é Seit der Finanzreform des Jahres 1909 haben sich die Finanzverhältnisse des Reiches so gebessert, daß man endlich mehr für die Beamten tun kann. Die auf unsere Anregung erfolgte Statistik über die Familienverhältnisse der Postbeamten, die auch für andere Staatsbeamte wünschenswert wäre, hat uns ein klares Bild über die Lage dieser Beamten gegeben. Wenn die Verwaltung die richtige Folgerung aus dieser Statistik zieht, dann muß sie gerazf die Unterbeamten, die die kinderreichsten Familien haben, zuerst mi Zulagen bedenken.

Abg. Dr. Quarck⸗Coburg (nl.): Die Kommission hat die markenzulage gestrichen. Wir müssen das als einen Fehler ansehen Die Entziehung der Zulage würde eine Schwächung der deutscha⸗ Politik in den Ostmarken bedeuten. Alle nationalen Geister in ringen und in Süddeutschland stehen hinter einer gerechten und starten preußischen Ostmarkenpolitik; es wächst dort das Gefühl des Dan 5 für das mannhafte Auftreten Preußens gegen die großpolnischen 8 lüste.é Beschlüsse wie die MeisBiligung der Ostmarkenpolitik sind füt eignet, uns im Auslande zu schädigen; sie steigern zugleich den btr der großpolnischen Agitation. (Zuruf des Abg. Ledebour. Her⸗ Ledebour, ich kann Sie 1g5 ernst nehmen. Das Sehlchas „Korruptionsfonds“ ist der Sozialdemokratie immer schnell zur zu 11“ Dove: Die Sitte, sich eng an das Manuskrip alten, ist heute allerdings sehr eingerissen; ich bitte Sie abere g nicht zu eng ans Manuskript zu halten.) Die Quittung für he mten druck „Leibeigene“, den der Abg. Wendel heute von den Posghen die gebrauchte, wird hoffentlich noch gegeben werden können. O hoben. Spur eines Beweises ist die Verhächtäguns der Korruption er

(Schluß in der Zweiten Beilage.)

Ost⸗

uischtsprachigen

inanzen möglich geworden ist.

macht es ihnen einfach unmöglich,

(Schluß aus der Ersten Beilage.)

treffen. Die Beamten nehme ich gegen ihn aufs ent⸗ schiedenste in Schutz. Der Ausgleich, der den Beamten in diesen schwierigen gemischtsprachigen Landesterlen für ihre Tätigkeit gewährt schn itt ein gerechter, und der 1908 im Reiche nach dem Vorgange eußens gefaßte Beschluß durchaus logisch. Das Zentrum zu be⸗ vwwören, muß ich allerdings den Herren überlassen, die das besser ver⸗ inhen als ich. Die Beamten haben ein wohlerworbenes Recht auf stehen als A 1 8 . . . 8‿2

de Zulage, sie haben ihren Haushalt, die Grsjehung ihrer Kinder usw. mnauf eingerichtet. Auf die Kinderzulagen können sie nicht vertröstet werden. Die Ablehnung der Zulagen wird man draußen als ein weiteres Glied in der Kette der Verärgerungspolitik betrachten. Ist dock in der Kommission gesagt worden, man geniere sich auch nicht vor einer Demonstration. Das Zentrum sollte wenigstens auf den Boden des nationalliberalen Antrages treten, der die Zulage in allen ge⸗ Teilen des Reichspostgebietes gewähren will, oder auf den Boden des konservativen Antrages, der die polnischen und die elseßelothringischen Landesteile berücksichtigen will. Der Regierung empfehle ich vor allem die Wünsche der Telegraphenvorarbeiter und atheiter. Ebenso sollte endlich etwas Durchgreifendes zugunsten der Postagenten geschehen; die Postagenten müßten vor allem einen ent⸗ feltlichen Erholungsurlaub erhalten. Meine Bemühungen in der Kommission, für die in den mitteldeutschen Kleinstaaten beschäftigten und unter starkem Steuerdruck leidenden Beamten einen Ausgleich zu scaffen, sei es auf dem Wege des Wohnungsgeldzuschusses oder auf inere Weise, haben wenigstens zu einer Erklarung des Staatssekre⸗ in geführt, daß er eventuell bei besonderen Teuerungsverhältnissen lenschreiten werde. Der Wohnungsgeldzuschuß sollte bei⸗ starker Kinder⸗ ahl erhöht werden. Die Resolution Arnstadt, betreffend die Alt⸗ vensionäre, unterstützen wir, wenn mir auch eine gesetzliche Feststellung der hier zu beobachtenden Grundsätze lieber wäre. Mit Dank erkenne ih an, daß die Postverwaltung sich mehr als bisher dem modernen Fortschritt zugänglich gezeigt hat. Wir in den kleinen Staaten er⸗ kennen das besonders an. Die Post hat als nationale Institution moralische Eroberungen in den Kleinstaaten zu machen und fiskalische Rücksichten zurückzustellen. Was sie den kleinen Staaten zugute tut, kommt dem Reich wieder zugute. Ich habe das sichere Vertrauen zu

(der Postverwaltung und zu der produktiven Arbeit aller Postbeamten,

daß sie diesem Maße Rechnung

werden.

Gedanken in steigendem tragen

Abg. Graf von Carmer⸗Zieserwitz (dkons.): Der Etat beweist, daß wiederum der Betrieb sich ausgedehnt hat. Das ergibt sich schon aus den wachsenden Ausgaben. Wenn trotzdem noch ein um 13 ½ Millionen größerer Ueberschuß als im Vorjahr erzielt worden ist, so ist das auf die Tätigkeit der Beamten zurückzuführen, wofür ihnen Dank gebührt. Die verschiedenen Wünsche der Postbeamten und ⸗arbeiter sind von uns in der Kommission nach Möglichkeit be⸗ rücksichtigt worden. Wenn gestern der Abg. Kopsch uns Beamten⸗ unfreundlichkeit vorgeworfen und gemeint hat, die ganze Verteuerung der Lebenshaltung sei zurückzuführen auf die Finanzreform, für die wir verantwortlich zu machen seien, während das Verdienst an dem wirtschaftlichen Aufschwung dem Zusammenarbeiten der Arbeiter und Unternehmer zuzuschreiben sei, so möchte ich doch darauf hinweisen, daß der Aufschwung doch erst durch die Sanierung der Reichs⸗

Dabei hat aber die Linke versagt.

Nun meinen wir, wenn die Beamten sich im Dienst anspannen, so miß ihnen auch Gelegenheit gegeben werden, sich zu erholen. Die Mästdienttzeit für die weiblichen Beamten beträgt 42—48, die für de Beamten 52 —54, die für die Unterbeamten 60 69 Stunden. Dmüber darf nicht hinausgegangen werden. Die Sonntagsruhe ist alsolut notwendig, nicht nur aus Gesundheitsgründen, sondern noch vilmehr aus ethischen Gründen. Der Beamte muß Gelegenheit baben, seinen religiösen Bedürfnissen gerecht zu werden und sich seiner familie zu widmen. Wir haben ja den Paketverkehr am Sonntag dügeschafft, und das Publikum hat sich daran gewöhnt. Durchgesetzt verden muß, daß alle Beamten in 14 Tagen einen freien Sonntag, und zwar einen ganzen Tag, nicht zwei halbe, haben. Vor wekuntären Ausgaben darf dabei nicht zurückgeschreckt werden. Der Staatssekretär hat früher festgestellt, daß 80 % der weiblichen An⸗ geftelten mehr frei haben, als ich zitiert habe, und die männlichen Beamten in entsprechendem Umfange, ja er hat zu meiner Freude gesagt, daß diese Prozentzahl zunehme. Ich möchte fragen, ob ein weiterer Fortschritt zu verzeichnen ist. Die Postagenten nehmen eine Zwischenstellun ein, sie sind keine eigentlichen Beamten. Früher war es möglich, daß die Agenten nebenher diesen Beruf ausübten, im Hauptamte Lehrer, Gastwirte ufw. waren. Jetzt aber haben se postagenten auf dem Lande sehr erhöhte Aufgaben, namentlich durch den Scheckverkehr und vor allem den Telephonverkehr. Das irgend ein Hauptamt zu versehen, het sie müssen einen Stellvertreter halten, und das ist sehr kostspielig. Mit Rücksicht auf die völlig veränderten Verhältnisse, die man ja auch durch die Erhöhung der Beamtengehätter anerkannt hat, sollte man auch die Bitten der Postagenten um Besserstellung berück⸗ nühtigen. Die Statistik, die die Regierung veranstaltet hat, hat füendings gezeigt, daß mehr als die Hälfte der Postagenten die Ein⸗ feünung einer Pensionskasse nicht für notwendig hält. Dagegen be⸗ 68 noch immer der Wunsch, daß ihre ““ erhöht werden, Ene daß womöglich darin eine im ganzen Reiche einheitliche Fnfflung eingeführt wird. Es wird auch Fewünscht, daß der vongssuschuß von 500 auf 600 und der Maximalzuschuß von an auf 1800 erhöht wird. Die Postverwaltung kommt ja hier Gkäzanf halbem Wege entgegen, ebenso wie bei der Bitte um Mernug der Amtskostenentschädigung. Bei der Steigerung der vngen auch auf dem platten Lande ist gerade auch die letzte Forde⸗ ölinarechtfertigt. Hoffentlich zeigt die Postverwaltung hierin ein smacntgegenkommen. Der Wunsch nach einem Erholungsurlaub

za die dener kostenlosen Vertretung ist schon insofern berechtigt, als Der Fo han Postagenten unterstellten Unterbeamten all dieses haben. Er 1 effall des Ankunftsstempels wird immer schmerzlicher empfunden. la zur Beschleunigung des Briefverkehrs abgeschafft worden.

ist doch fraglich, ob die erlangten Vorteile die Nachteile

Ein Stiefkind der Verwaltung ist noch immer die Brief⸗ auf dem platten Lande. Eine zweimalige Bestellung üinnohne manchen Orten nicht statt, ebenso gibt es Orte, wo die Verehrger. Sonntags überhaupt keine Postsendungen erbhalten. Nletaserschwerend. ist die Ungleichheit in der Mittagspause im grisen verkehr bei den Postagenturen. Hier sollte man auf eine dunc die inbeitlichtett hinwirken. Unsere jetzige Telephonordnung ist taahlen Zeit vollftändig überholt. Die Orte mit wenig Anschlüssen macht es mehr als die mit sehr vielen. Die jetzige Ordnung die die der 20 000 Anschlüssen halt. Deshalb war die Staffelung, nechtigt elephon ebührenordnung der Regierung porsah, vollständig be⸗ 1 e nach obenhin keine Grenzen festsetzte. Auch war es Dadurch pem, Anschluß im Jahre nur 10 000 Gespräche zuzubilligen. benü en ürden die am meisten zahlen, die das Telephon am meisten Fernderke r notwendig halte ich auch eine hillige Zone für den Pers 8 Das gilt ganz besonders für die Landbezirke, wo die

- lht denen man sprechen kann, meist an einem anderen Orte h empfiehlt sich hier vielleicht,

ber es

t dieser Vorwurf? Er soll vermutlich die Beamten und die

Leinen Umkreis von 20 km.

Zweite Beilage zeiger und Königlich Pre

Berlin, Montag, den 17. Fehruar

tsanzeig

1913.

Staatssekretär des Reichspostamts Kraetke:

Meine Herten! Es freut mich sehr, daß hier im Hause dieses Loblied auch dem Telephongesetzentwurf gesungen worden ist. Ich habe seinerzeit vergeblich versucht, Ihnen seine Vorteile klar zu machen; ich hatte besonders hervorgehoben, daß ich der Umwandlung, die der Entwurf in der Kommission gefunden hat, in dem auch eine Nahzone hergestellt werden sollte, nicht unsympathisch gegenüberstände. Dieser Telephongesetzentwurf ist aber trotzdem in der Kommission begraben worden. Von den Parteien ist nicht klar zum Ausdruck ge⸗ bracht worden, wohin die Wünsche gehen. Es ist naturgemäß sehr schwierig, allen Wünschen Rechnung zu tragen; denn hier stehen sich verschiedene Interessen sehr stark gegenüber. Von vornherein ist von allen denen, die einen sehr starken Gebrauch von dem Telephon machen, so viel gegen den Entwurf angeführt worden, daß, ich

möchte fast sagen, der Entwurf von Anfang an allgemein verekelt

worden ist. Aber ich bin überzeugt, die Herren auch anderer Parteien werden dahin kommen, den Wunsch auszusprechen, den wir eben von den Konservativen gehört haben, daß es notwendig ist, einen neuen Telephongesetzentwurf wieder vorzulegen, in dem naturgemäß diejenigen, die sehr stark von dem Telephon Gebrauch machen, auch etwas mehr zahlen müssen. (Sehr richtig! rechts.) Ich möchte dabei anführen, daß die Zahl der Gespräche in den großen Orten eine be⸗

deutende Steigerung erfahren hat, und daß in Berlin und in Ham⸗

burg von dem Publikum täglich viel mehr Gebrauch vom Telephon gemacht wird als selbst in New York, wo das Telephon allgemeiner ist als bei uns.

Ich möchte mich dann mit den anderen Wünschen der Herren Redner beschäftigen.

Da ist der Herr Abgeordnete Graf von Carmer insbesondere sehr warm für die Postagenten eingetreten. Das ist auch schon von seinem Herrn Nachbar, dem Herrn Abgeordneten Dr. Oertel, ge⸗ schehen und auch von anderen Mitgliedern dieses hohen Hauses. Von der Verwaltung wird ohne Zaudern anerkannt, daß die Post⸗ agenturen eine sehr nützliche Einrichtung sind, daß die Agenten ihre Pflicht auch ganz erfüllen und deshalb dem Publikum sehr sym⸗ pathisch werden, weil bei dem guten Verhältnis, das unter den Ein⸗ wohnern in kleinen Orten besteht, diese Agenturen auch über die üblichen Dienststunden hinaus noch zugänglich sind. (Sehr richtig! rechts.) Es ist aber nicht nur die Arbeitslast der Agenturen ge⸗ stiegen, sondern auch die Vergütung. Das dürfen wir auch nicht vergessen. Während im Jahre 1871 der Maximalberrag der Vergütung für die Agenturen auf 450 bemessen war, beträgt er jetzt 900 und da, wo Telegraphie ist, sogar 1200 ℳ. Außerdem werden bei ganz großen Agenturen, wie der Herr Vorredner ja auch angeführt hat, extraordinär für Amtsbedürfnisse und Miete vielfach noch mehrere hundert Mark gegeben. Nun sagt der Herr Vorredner: gebt doch allen Agenturen Vergütungen auf Amtskosten! Ja, wir geben allen Entschädigung für Amtsbedürfnisse und für das Lokal, und zwar in der Weise, daß diejenigen Agenturen, die, wenn lediglich die Arbeit in Betracht käme, 600 bekämen, vielleicht 800 bekommen, und wenn ich nun auf diesen Vorschlag eingehen würde, dann würde die Vergütung, die der Betreffende für die Arbeit bekommt, heruntergesetzt und eine dementsprechende Vergütung für Miete und Amtsbedürfnisse festgesetzt werden. So liegt die Sache in Wirklichkeit.

Nun wollen wir doch auch nicht vergessen, daß von der Ge⸗ währung von Miete eigentlich nie viel die Rede sein kann. Soviel Postagenturen ich kenne, ist bei der Uebertragung der Agenturen an Einwohner des Ortes nie ein besonderes Lokal angemietet worden, sondern es werden vorhandene Räume ausgenutzt. Außerdem hat aber der Betreffende in kleinen Orten in der Regel keine Gelegenheit, solche Räume anderweit nutzbringend zu verwerten (oh! oh! rechts), jedenfalls nicht so gute, wie durch die Uebertragung der Agentur. Und das wollen Sie doch auch nicht verkennen: auf Dörfern usw. ist eine Nebeneinnahme von 1000 etwas ganz Erkleckliches, und dann darf auch nicht vergessen werden, daß der Agent nicht gebunden ist und nicht den ganzen Tag im Dienst sein muß, sondern daß er von seinen Familienangehörigen, Frau, Töchtern usw., die sonst vielle icht keine genügende Beschäftigung haben, vertreten werden kann. Das alles muß dabei in Betracht gezogen werden.

Ich erkenne aber voll an, daß auch nach mancher Richtung Er⸗ leichterungen für die Agenten geschaffen werden können, besonders auf dem Gebiete des Urlaubs, und ich erkläre, daß ich diese Frage wohl⸗ wollend prüfen werde, und ich hoffe, daß eine Verbesserung möglich sein wird. (Bravo! rechts.)

Dann hat der Herr Vorredner sich beklagt, daß die Brief⸗ bestellung auf dem Lande in vielen Bestellbezirken nur einmal stattfinde. Ja, meine verehrten Herren, das ist zum Teil wieder eine Folge übertriebener Wünsche auf Sparsamkeit.⸗ Ich erinnere an die Zeit, wo wir mit den Worten gedrängt wurden: ach, wozu auf dem Lande so viele Bestellungen, das ist gar nicht nötig, auch in den Städten sind so viele Bestellungen nicht nötig, sie belästigen ja nur die Leute! Da war der ganze Reichstag einig, keiner sagte: das darf der Staatssekretär nicht tun, sondern auch selbst die Herren, die mich sonst immer drängen: du mußt mehr Verkehrsgelegenheiten schaffen sagten damals kein Wort. Ich habe in Privatunter⸗ haltungen viele Leute gefragt, wie sie darüber denken, aber es hieß immer: ja, so ist es! Also Zustimmung auf allen Seiten. Infolge⸗ dessen wurde den Bezirksbehörden gesagt: seid sparsam! und daraus folgt selbstverständlich, daß in diesem oder jenen Falle unter Umständen eine zu große Sparsamkeit geübt wird.

Nun möchte ich den Herren einmal etwas vorlesen aus einer Verfügung, die wir im Jahre 1910 an die Oberpostdirektionen er⸗ lassen haben, worin wir ihnen gesagt haben:

Nach zahlreichen in letzter Zeit hier eingegangenen Be⸗ schwerden gewinnt es den Anschein, als ob einzelne Oberpost⸗ direktionen bei Ausführung der Verfügung vom 13. Juni 1909, wonach ein Bedürfnis zur Beibehaltung der vorhandenen

mehrmaligen Landbestellungen einer Nachprüfung zu unterziehen war, nicht immer mit der nötigen Unterscheidung und Mäßigung vorgegangen sind. Insbesondere ist aufgefallen, daß Cin⸗ schränkungen in der Zahl der täglichen Bestellungen vielfach lediglich von der Einwohnerzahl der zu bestellenden Ortschaften abhängig gemacht worden sind, ohne daß die Zahl der abzutragenden Sendungen die nötige Berücksichtigung gefunden hat. Durch die Aufhebung von seit vielen Jahren bestehenden zweiten Werktagsbestellungen ist in weite Kreise der Landbevölkerung große Beunruhigung hineingetragen worden, die zu höchst uner⸗ wünschten Preßerörterungen geführt hat. Den Oberpostdirektionen wird deshalb zur Pflicht gemacht, bei der Aufhebung von Land⸗ bestelleinrichtungen usw, mit Vorsicht zu verfahren und u. U. vorher die beabsichtigte Beschränkung mit maßgebenden Interessenten zu erörtern. (Bravo! rechts.) Sie sehen also daraus, daß wir überall, wo ein Uebelstand hervortritt, für seine Beseitigung sorgen. Ich möchte den Herren empfehlen, wenn ihnen derartige Fälle bekannt werden, diese bei der betreffenden Oberpostdirektion zur Sprache zu bringen. Ich bin überzeugt, daß dann Abhilfe geschaffen wird.

Weiter ist hier der Wunsch zum Ausdruck gekommen, daß die Telephonämter auch während der Mittagszeit geöffnet sein sollen. Auch nach dieser Richtung hin sind die Bezirksbehörden angewiesen worden, den Bedürfnissen, soweit irgend möglich, Rechnung zu tragen. Nach den vorliegenden Berichten kann ich konstatieren, daß 70 % der Fernsprechvermittlungsstellen in der Zeit von 12 bis 1 Uhr Dienst haben. Dabei ist auch immer zum Ausdruck gebracht worden, daß es sich unangenehm fühlbar macht, wenn be⸗ nachbarte Fernsprechanstalten Mittags zu verschiedenen Zeiten schließen. Auch nach der Richtung hin haben wir die Direktionen angewiesen, daß darauf Rücksicht genommen werden soll, weil sonst die ganze Ein⸗ richtung für das Publikum nicht den erforderlichen Wert hätte.

Was dann die Sonntagsruhe anbetrifft, so ist den Herren ja bekannt, daß wir seit vielen Jahren darauf bedacht sind, den Sonntagsdienst soviel wie möglich einzuschränken. Eine neuere Statistik liegt hierüber nicht vor. Aus Spar samkeitsrücksichten stellen wir nur alle drei Jahre die Statistik auf, die sonst alljährlich vorgenommen wurde. Es liegt daher nur die Statistik von 1911 vor: danach haben ungefähr 78 % der Beamten mehr als die übliche Sonntagsruhe gehab 1904 betrug bei den männlichen Beamten der Prozentsatz 61,5, es ist also in sieben Jahren eine Besserung um 17 -% eingetreten, bei den weiblichen Beamten um 12 % und bei den unteren Beamten um 11 %. Diese Zahlen zeigen immerhin, daß auch nach dieser Richtung für das Wohl der Beamten gesorgt wird. (Bravo!)

Ich möchte dann noch einige Fragen beantworten, die bezüglich der Beamten hier zur Sprache gekommen sind. Insbesondere ist von verschiedenen Herren Rednern gestern von dem Herrn Abg. Dr. Oertel und auch von dem Herrn Abg. Kopsch gesagt worden, daß es im Interesse der höheren Beamten läge, wenn von dieser Stelle zum Ausdruck käme, daß das Bestreben vorhanden ist, die Verhältnisse besser zu gestalten. Wir haben bereits in der Kommission erklärt, daß wir volles Verständnis für die Situation der höheren Beamten haben, daß wir bedauern, wenn in den letzten Jahren die Beförderung so langsam vor sich gegangen ist, und wenn die Zeit, innerhalb der das Aufrücken erfolgt, sich weite ausgedehnt hat, als man erwarten konnte. Es ist den Herren aber auch bekannt, daß von dieser Stelle aus Wünsche und Bedürfnisse vertreten worden sind, die im Bundesrat anerkannt wurden, 1 die aber der Reichstag abgelehnt hat, obgleich sowohl von dem Chef der Verwaltung wie von dem Referenten für den Postetat warm die Bewilligung beantragt worden ist. Wir sind schon seit längerer Zeit mit dem Schatzamt in Erwägungen eingetreten, in welcher Weise eine Verbesserung eintreten kann, und ich hoffe, daß nach dieser Richtung hin geeignete Vorschläge gemacht werden können, hoffe allerdings auch ferner, daß ich ein bereitwilligeres Ohr beim Reichstage finden werde, als es früher der Fall gewesen ist⸗ (Bravo! rechts.)

Wir haben uns dann über die Stellenforderungen für die mittleren Beamten in der Kommission unterhalten, und ich habe dabei zum Ausdruck gebracht, daß die Verwaltung bestrebt ist, über die Diätarjahre, die wir früher als angemessen angegeben haben, nicht hinauszugehen. Den Herren ist es erinnerlich, daß wir uns über die Anstellungsverhältnisse der Affistenten früher sehr eingehend unterhalten haben. Im Jahre 1902 lag der Fall bereits ähnlich, wie diesmal. Es wurde damals der Wunsch vom Reichstag ausgesprochen, die Zahl der geforderten Assistentenstellen um 1000 zu erhöhen. Es ist dann aber ausgeführt worden, daß dieser Weg nicht der regelrechte sei, und daß davon Abstand genommen werden sollte. Der Reichstag hat letzteres auch getan und durch eine Resolution zum Ausdruck gebracht, daß er den Wunsch habe, daß künftig mehr Stellen gefordert, und daß die Tagegelder derjenigen Assiftenten, die über 6 Jahre auf Anstellung warten, erhöht würden. Das ist geschehen, und gegenwärtig liegen die Verhältnisse so, daß die Anstellung der Assistenten innerhalb der Zeit erfolgt, die von der Verwaltung als notwendig anerkannt worden ist, d. h., daß die An⸗ stellung zwischen 4 ½ und in max imo 4 ½ Jahren erfolgt. Ich habe früher bereits zum Ausdruck gebracht, daß die betreffenden Beamten dann im Alter von 27 bis 28 Jahren stehen, und daß ihr Einkommen z. B. in Berlin 1800 Gehalt plus 800 Wohnungsgeldzuschuß = 2600 betragen würde, ein Einkommen, welches für dieses Lebens⸗ alter jedenfalls nicht als zu klein bezeichnet werden kann. Ich kann nur sagen, daß es auch in diesem Falle erwünscht erscheint, entsprechend dem Vorgang im Jahre 1902 über die Forderungen im Etatsentwurf nicht hinauszugehen.

Wenn im weiteren dem Bundesrat der Vorwurf gemacht worden ist, er hätte sich sehr abweisend den Resolutionen gegenüber verhalten, die eine Erhöhung der Gehälter der Unterbeamten und Beamten fordern, so moͤchte ich doch feststellen, daß solche Resolutionen