Ministerium der Fsnaen und Unterrichts⸗
angelegenheiten.
für das Jahr 1913. 8
Der Julius Helfftsche Preis im Betrage von 3000 ℳ ist zu einer Studienreise für einen deutschen Landschaftsmaler bestimmt.
Bewerbungen um den Preis sind bis zum 25. April 1913 an die Königliche Akademie der Künste, Berlin W. 8, Pariser Platz 4, zu richten, unter Beifügung nachstehender Schriftstücke:
a. eines kurzgefaßten Lebenslaufes, aus welchem vornehmlich die künstlerische Ausbildung des Bewerbers ersichtlich ist,
b. eines amtlichen Nachweises, daß er die deutsche Reichsange⸗ hörigkeit besitzt, und 1
c. einer Liste der 8. den Wettbewerb bestimmten Werke.
Die für den Wettbewerb bestimmten Landschaftsbilder sind jedoch nicht an die Akademie, sondern an die Große Berliner Kunstausstellung in Berlin, Landesausstellungspark am Lehrter Bahnhof, zu senden, deren Aufnahmebedingungen der Bewerber sich unterwirft.
Die Kosten der Ein⸗ und Rücksendung der Konkurrenzarbeiten hat der Bewerber zu tragen.
Preisrichter sind die Mitglieder des Senats und der Genossen⸗ süheft der Ordentlichen Mitglieder der Akademie, Sektion für die
ildenden Künste. Für die Beurteilung durch diese Preisrichter kommen
jedoch nur diejenigen Bilder in Betracht, die von der Jury der Großen Berliner Kunstausstellung angenommen sind; eine Nachprüfung der von der Jury etwa zurückgewiesenen Bilder durch die Preisrichter der Akademie findet nicht statt.
Die “ des Preises erfolgt bald nach Eröffnung der Großen Berliner Kunstausstellung 1913. Das Ergebnis der Ent⸗ cheidung wird öffentlich bekannt gemacht. Die Reise muß binnen aahresfrist angetreten werden. 11G“
Der Preis wird in zwei gleichen Raten gezahlt; die erste beim Antritt der Studienreise, die zweite etwa drei Monate später nach Erstattung eines Berichts über die Reise. b
Berlin, den 15. Februar 1913. 1
Der Senat, Sektion für die bildenden Künste. Ludwig Manzel.
Ministerium des Innern.
Der Regierungsassessor Paul Mayer in Gumbinnen ist zum Mitgliede des der Regierung in Gumbinnen angegliederten Oberversicherungsamts an Stelle des von diesem Amt ent⸗ bundenen Regierungsrats Dr. Max Müller ernannt worden.
Bekanntmachung.
Ddie in Gemäßheit der Bekanntmachung vom 24. Dezember 1912 (Zentralblatt für das Deutsche S. 2) im Sommer⸗ halbjahr 1913 an der hiesigen Hochschule abzuhaltende tier⸗ ärztliche Prüfung beginnt am Dienstag, den 15. April d. J. Die Gesuche um Zulassung zu dieser Prüfung sind bis zum 1. März d. J. an mich einzureichen. Hannover, den 15. Februar 1913. Der stellvertretende Direktor der Tierärztlichen Hochschule. Dr. Tereg.
Vorlesungsverzeichnis 8 der Königlichen Technischen Hochschule zu Aachen. Vorlesungen und Uebungen im Sommerhalbjahr 1913. Beginn der Einschreibungen: 31. März, der Vorlesungen: 7. April.
Abteilung für Architektur: Professoren: von Brandis: Freihandzeichnen und Aquarellieren I u. II; Aktzeichnen. — Haus⸗ mann: Baukunst der Renaissance; Eisenbahnhochbau. — Henrici: Bärgerliche Baukunst —III; Städtebau; Entwerfen aus dem Steg⸗ reif. — Schmid: Allgemeine Kunstgeschichte (Alte Kunst); Aus⸗ gewählte Gebiete der Kunstgeschichte (Moderne Kunst); Uebersicht über die Stillehre. — Schupmann: Formenlehre der Baukunst I— IVv. — Dozenten: von Loehr: Ornamentik I—III; Innendekoration. — Streicher: Plastik. — Privatdozenten: Buchkremer: Künstler. Perspektive; Kunstgewerbe schristl. u. Profankunst). — Wildt: Raumbildung u. Raumausstattung mit bes. Berü ksichtigung der Moderne. — Abteilung f. Bauingenieurwesen: Domke: Statik d. Hochbaukonstruktionen II u. III; Eisenbeton⸗ bau I. — Gast: Praktische Geometrie I und II; geodätisches Prakti⸗ kum I u. II; geograph. Ortsbestimmung; höhere Geodäsie. — Hertwig: Statik der Baukonstruktion; Eisenbau I und II: aus⸗ gewählte Kapitel aus Statik und Eisenbau. — Hirsch: Verkehrswasserbau I; Uebungen im Verkehrswasserbau 85 Schiffahrtsbetrieb. — Holz: Straßenbau; Entwässerung der Städte. — Quirll: Flußbau 1 u. Kulturtechnik 1; Uebg. zu Flußbau II; Seeuferbau u. Kulturtechnik II. — Schim pff: Eise bahnbau I; Eisenbahnbetrieb; Steil⸗ u. Seilbahnen. — Sieben: Baukonstruktionen I u. II; Veranschlagen und Bauführung. — Privatdozent Mautner: Eisenbetonkonstruktionen d. Hochbaues, Brücken⸗ u. Tiesbaues.
Abteilung f. Maschineningenieurwesen: Professoren: Grotrian: Allgemeine Elektrotechnik; Theoret. Elektrotechnik; Elektrotechn. Praktikum. — Köchy: Grundzüge des Lokomotivbaues; Lokomotivbau; Eisenbahnbetriebs⸗ u. Sicher ngsanlagen; Eisenbahn⸗ wagenbau. — Langer: Wärmetechnik; Maschinenlaboratorium 1 und II.
Sprinklerlaboratorium. Maschinenuntersuchungen; Kraftfahrzeuge; Dampfturbinen u. Turbokompressoren. — Nieten: Baukonstruktions⸗ lehre f. Maschinening. u. f. Berg⸗ u. Hüttenleute: Lastheb maschinen. — Rasch: Elektrische Bahnen; Einleitung i. d. Elektrotechnik; Kon⸗ struktionslehre d. Elektrotechn.; Elektr. Konstruktionsübg. — Rötscher: Einleitg. i. d. Maschinenbau; Mochan. Technologie; Uebg. i. Labor. f. mechan. Technologte; Maschinenelem. einschl. Kmematik. — Wallichs: Fabrikorganisation. — N. N.: Dampf⸗ maschinen; Dampfkessel; Arbeitsmaschinen. — Dozenten: Finzi: Elektrische Zentralanlagen und Leitungen; Elektromotorische Antriebe in Berg⸗ und Hüttenwerken — N. N.: Abriß des Maschinenbaus; Wassertu binen und Kreiselpumpen. — Privatdozenten: Barth: Aus⸗ gewählte Kapitel des Werkzeugmaschinenbaues. — Folkerts: Orga⸗ nisation von Fabrikbetrieben. — Grunewald: Berg⸗ und Hütten⸗ werksmaschinen. — Mader: Masch nentechnische Messungen.
Abteilung f. Berg bau u. Hüttenkunde, f. Chemie u. Elektrochemie: Professoren: Borchers: Kleines metallurg. Prak⸗ tikum, umfass. Lötrohr⸗ u. hüttenmänn. Probierkunst u. elektr. Schmelz⸗ verfabren; Großes metollurg. u. elektrometallurg. Praktikum; Ueber⸗ sicht über d. gesamte Hüttenwesen — Bredt: Organische Experi⸗ mentalchemie I; Allg⸗meine Uebersicht über d. organ. Chemie; Organ. Praktikum — Classen⸗ Allgemeine u. anorg. Experimentalchemie; Anorgan. Praktikum; Praktik, f qualit. u. quantit. Analyse; Spez. analpt. Methoden; Quantit. Analyse durch Elektrolyse; Maß⸗, Gas⸗ u. Spektralanalyse; Darst. anorgan. Präparate; Ausführ. selbst. wiss. nschaftl Arbeiten auf d. Geb. d. analyt. u. anorgan. Chemie;
El ktrochem. Praktikum; Darstellung v Chemikalien mittels Elettrolvse; Galvangplastik usw; Aueführ, selbständ. wissen⸗ schaftl. Arb. auf d. Geb. d. Elektrochemie — Dannenberg: Erd⸗ geschichte (geolog. Formationslehre); Geolog. Uebg.; Elem.
d. Mine⸗
1
ralogie u. Geologie (f. Bauing.). — Haußmann: Markscheiden u. Feldmessen II; Uebg. i. Marksch. u. Feldmess.; Ausgleichungsrechnung.
Herbst: Bergbaukunde II; Salinenkunde; Entwerfen v. Auf⸗ bereitungs⸗, Brikettierungs⸗ u. Kokereianl.; Bergmänn. Seminar — zusammen mit Prof. Schwemann. — Klockmann: Petro⸗ graphie; Petrograph. Uebg.; Mifkroskop. Gesteinsuntersuchungen; Anleitung zu selbständigem Arbeiten auf dem Gebiet der Kristallo⸗ graphie, Mineralogie und Petrograbhie. — Mayer: Energie⸗ gewinnung u. verteilung. — Rau: Chemische Technologie II u. IV; Entwerf. v. chem. Apparaten u. Fabrikanlagen; Chemisch⸗techn. Praktikum. — Ruer: Physikal. Chemie II; Ausgewählte Kapitel d. physikal. Chemie; Uebg. in physik. Chemie f. Hüttenleute, f. Che⸗ miker u. f. Fortgeschrittene; Allgemeines hüttenmänn. Praktikum. — Schwemann: Tiefbohrkunde; Entwerf. bergmänn. u. Tiefbohr⸗ anl.; Bergrecht u. Bergverwaltung; Bergwittschaftslehre; Berg⸗ wirtschaftl. Seminar; Bergmänn. Seminar zus. mit Prof. Herbst. — Wüst: Geschichte der Metalle; Großes eisenhütt. Prakti⸗ kum. — Honorarprofessor Stegemann: Der Aach. Steinkohlen⸗ bergbau. — Dozenten: Goerens: Elektrometallurgie d. Eisens u. d. Herstellung u. Eigenschaften d. Spezialstähle. —PEEENff Chemische Technologie d. Gespinstfasern (Färberei, Bleicherei usw.). — Levin: Physikal. Metallurgie. — Quasebart: Hüttenmänn. Konstruktionen; Glashüttenkunde; Feuerungskunde. — Semper: Steinkohlenpflanzen. Geologie f. Hüttenleute und Chemiker; Geolog. Kolloquuum. — Wandhoff: Markscheid. Zeichen⸗ u. Rechenübg. — Wieler: Spezielle Botanik; Rohstofflehre d. Pflanzenreichs III; Mikroskop. botan. Uebgn. I; Anltg. z. selbständ. botan. Arb. aus d. Gebiet d. reinen u. techn. Botantk. — Privat⸗ dozenten: Bornemann: Allgem. Hüttenkunde. — Fischer: Maß⸗ analyse; Spez. Elektrochemie. — Lambris: Technologie der Stick⸗ stoffverbindungen. — Levy: Chemie d. Harnstoffs u. d. Zuckers.
Abteilung f. allgem. Wissenschaften, insbesond. f. Mathematik u. Naturwissenschaften: Professoren: Blumenthal: Höhere Mathematik I; Ausgew. Kap. d. Mathematik (Wahrscheinlichkeitsrechuung). — Hamel: Höhere Mathematik III; Elemente d. Differential⸗ u. Integralrechnung. — Kähler: Nationalökonomie: die deutsche Volkswirtschaft u. d. Weltmarkt; Geld⸗, Bank⸗ u. Börsenwesen; nationalökon. Uebg. — von Kärmän: Mechanik I u. II; Flugtechn. Aerodynamik. — Kötter: Darst. Geometrie, zweiter Teil; Elem. d. darstell. Geometrie. — Passow: Wirtschaftl. Organisat. u. Geschäftsbetrieb industrieller und kom⸗ merzieller Unternehmungen; Besprech. über Organisat. u. Geschäftsbetr. roßer Kartelle; Selbstkostenberechnung industrieller Betriebe; wirt⸗ schaßtl. Probleme d. Gemeinde⸗, Kreis⸗ u. Provinzialverwaltung; Privat⸗ wirtschaftl. Uebg. — Stark: Exverimentalphysik II; Uebg. i. physik. Labor. — Dozenten: Eckert: Länderkunde u. Wirtschaftsgeographie von Deutschland mit besond. Berücksichtigung der Rheinprovinz (im Anschluß Exkursionen); Grundzüge der allgem. Wirtschaftsgeographie; Geograph. Praktikum. — Gemünd: Bau⸗ und Wohnungs⸗ hygiene; Bakteriolog. Untersuchungskursus. — Henne: Feuer⸗ versicherungstechnik; Feuerversicherungstechn. Besprechungen. — Kay er Grundz. d. Staats⸗ u. Verwalt. Rechts; Gewerberecht einschl. Patent⸗ recht. — Lehmann: Wirtschaftl. Tagesfragen. — Schatz: Bilan⸗ zierung. — Scholz: Feuerlöschwesen. — Seitz: Theoret. Physik; Experimentalphysik enc. Kurs. — Storp: Gewerbehygiene u. Unfall⸗ verhütg., verb. mit Fabrikbesicht. — Privatdozenten: Polis: Klima⸗ tologie; Meteorolog. Technik, verb. mit Uebg. im meteorolog. Obser⸗ vatorium. — Steubing: Photographie I u. II; Theorie d. Wärme⸗ strahlung. — Lektoren: Brussow: Russisch II; Rußl., Land u. Leute; Russ. Sprechübg. — Lombardo: Italienisch II. — Scharff: Französisch II; Frankr, Land u. Leute; Französ. Sprechübg. — Vogel: Spanisch II. — Ward: Englisch I1; Engl. Korrespondenz; Engl., Land u. Leute; Engl. Sprechübg. Neuere engl. Literaturgeschiche. — Marwedel: Unterrichtskursus über erste Hilfe bei Unglücksfällen. — Quadflieg: Ueber die Gefahren im Bergbau u. Hüttenbetrieb u. deren Verhütung.
Das Programm (einschl. Porto) ist für 70 ₰ für das Inland, 80 ₰ für das Ausland vom Sekretariat der Königlichen Technischen Hochschule zu beziehen.
Aachen, den 1. Februar 1913
Der Rektor.
Hirsch.
Nichtamtliches. Deutsches Reich.
Preußen. Berlin, 18. Februar 1913.
Seine Majestät der Kaiser und König häörten gestern nachmittag im hiesigen Königlichen Schlosse den Vor⸗ trag des Chefs des Zivilkabinetts, Wirklichen Geheimen Rats von Valentini und heute vormittag die Vorträge des Chefs des Militärkabinetts, Generals der Infanterie Freiherrn von Lyncker, des Chefs des Admiralstabes der Marine, Admirals von Heeringen und des Chefs des Marinekabinetts, Admirals von Müller.
Die vereinigten Ausschüsse des Bundesrats für Handel Verkehr und für Justizwesen sowie der Ausschuß für Handel Verkehr hielten heute Sitzungen.
Verkehrseinnahmen deutscher Eisenbahnen (aus⸗ schließlich Bayerns) für Januar 1913 nach der im Reichs⸗ eisenbahnamt aufgestellten Uebersicht:
gegen das Vorjahr (mehr, weniger)
im ganzen auf 1 km ℳ ℳ ℳ ℳ
1 106 + 3 198 365 + 49 3 077]+ 15 088 232 +. 247
auf
im ganzen 1 Ln
57 668 952
Personenverkehr , 164 529 800
Güterverkehr.
3
Laut Meldung des „W. T. B.“ sind S. M. S. „Geier“
am 14. Februar in Port Said, S. M. S. „Jaguar“ am 15. Februar in Hankau, S. M. S. „Iltis“ und S. M. Tpdbt. „S 90“an demselben Tage in Kiukiang eingetroffen.
8 Elsaß⸗Lothringen
Die Denkschrift über die Teuerungsvorlage, die bis zur Verabschiedung der Besoldungsgesetze den Beamten eine Gehaltszulage sichern soll, ist von der Regierung fertig⸗ gestellt worden. Wie „W. T. B.“ meldet, wird die Teuerungszulage bei den unteren Beamtenklassen 10 Prozent des Gehalts betragen und sich nach oben entsprecheud verringern. Die höheren Beamtenklassen sowie die mittleren Beamten mit einem Gehalt von 5000 ℳ aufwärts werden von der vor⸗
läufigen Besserstellung nicht berührt
des Millitärdienstes beschäftigt.
Aeußern
Oesterreich⸗Ungarn.
Der gestrige gemeinsame Ministerrat, der von 41/ Nachmittags bis 9 Uhr Abends dauerte, befaßte sich Melaane, des „W. T. . 1 h ls politischer Fragen, weshalb zu den Verhandlun den Ressortministern auch die Re ortleiter der betreffauser Ministerien hinzug ezogen wurden. I
Frankreich.
Gestern vormittag hat der Präsident allières das diplomatische Korps in Abschiedsaudienz empfangen der der Ministerpräsident Briand und der Minister des Aus⸗ wärtigen Jonnart beiwohnten. Der englische Botschafter Bertie als Doyen hob, wie „W. T. B.“ meldet, in seiner Anspra che die vornehme Gesinnung hervor, die Fallières stets betätigt hätte, um die Bande der Freundschaft und Herzlichkeit die Frankreich mit den anderen Ländern verbänden, unge⸗ schwächt zu erhalten. Er gab dem lebhaft empfundenen Danke Ausdruck für die guten Beziehungen, die Fallières stets mit dem diplomatischen Korps unterhalten hätte, und schloß mit den besten Wünschen für das künftige Wohlergehen des scheidenden Präsidenten. Der Präsident Fallières dankte für die ihm ausgesprochenen Gesinnungen und Wünsche des diplomatischen Korps und sagte:
Mit Vergnügen würde er sich stets erinnern, wie vorzüglich seine Beziehungen zu dem diplomatischen Korps immer gewesen wären, das bei der Erfüllung seiner Aufgaben, die soviel Takt und Feingefühl erforderten, niemals Loyalität und Courtoisie hätte vermissen lassen bei aller berechtigten Festigkeit in der Wahrnehmung der ihm anver⸗ trauten Interessen; eine solche Haltung ermögliche es, daß bei zu⸗ gespitzten Verhältnissen die Schwierigkeiten sich abschwächten, die Wege sich ebneten und endlich die wünschenswerten Annaherungen oder Einverständnisse zwischen den Regierungen und zwischen den Völkern zustande kämen. Der Präsident sagte zum Schlusse, es gebe für einen Mann von Herz und Vaterlandsliebe keine größere Genug⸗ tuung, als das Bewußtsein, auf dem Felde der äußeren Politik friedliche Lösung en herbeiführen zu helfen, die zum Wohle des Vater⸗ landes und der Menschheit beitrügen. 1
— Die Deputiertenkammer begann in der gestrigen Sitzung die Beratung des Finanzetats.
Der Gener alberichterstatter Chéron stellte, obiger Quelle zu⸗ folge, bei Erörterung der Finanzlage fest, daß das Budget in den letzten 12 Jahren um 1150 Millionen gestiegen sei, woven 500 Millionen der nationalen Verteidigung und 133 Millionen der sozialen Gesetzgebung gewidmet seien. Unter dem Einspruch der äußersten Linken versicherte Chéron, daß alle guten Franzosen geneigt seien, diesen für die Sicherheit des Landes notwendigen Opfern ange⸗ sichts des unaufhörlichen Ausbaues der deutschen Rüstungen zuzi⸗ stimmen. Deutschland habe für diesen Zweck mehr als zwei Milliarde ausgesetzt, während Frankreich nur 980 Millionen aufgewendet habe.
— Der Ministerpräsident Briand gab gestern auf Ve⸗ fragen wegen des Gerüchts von einer Verstärkung der Rüstungen in den Wandelgängen der Kammer laut Meldung des „W. T. B.“ folgende Erklärung ab:
Die veröffentlichten Angaben über diesen Gegenstand seien ver⸗ früht. Wenn es auch richtig sei, daß die Regierung in der feh Zeit sich häufig mit Maßnahmen befaßt habe, die auf eine Stär ung der militärischen Rüstungen Frankreichs abzielten, so sei ein end⸗ gült iger Beschloß darüber noch nicht gefaßt worden. Eine Einigung sei in den Hauptpunkten erzielt worden, doch seien die Einzelheiten der Vorlage noch nicht ausgearbeitet. Der Kammer werde noch vor Ostern bezüglich der Rüstungen eine Vorlage zugehen, deren Kosten sich auf 500 bis 600 Millionen belaufen würden, die auf vier bis fünf Jahre verteilt werden sollten. Der Kriegsminister und die zu⸗ ständigen Dienststellen seien mit der Prüfung der Frage der Dauer
Diese Prüfung werde demnächst beendet sein und ihr Resultat werde sofort dem Mini
breitet werden. 8 Rußland.
Die deutsch⸗russische Konferenz zur Schaffung einer Urheberrechtskonvention ist gestern im Ministerium des eröffnet worden. Der Minister des Aeußern Sasonow begrüßte, wie „W. T. B.“ meldet, die deutschen Bevollmächtigten und sprach die Hoffnung aus, daß die Arbeiten zum Abschluß einer Konvention führen würden. Nachdem der deutsche Botschafter Graf Pourtalès für die Berufung zur Konferenz gedankt hatte, übergab Sasonow den Vorsitz dem Gehilfen des Justizministers Werewkin, und die Konferenz begann mit der Beratung eines Entwurfs.
Dem Ministerrat ist eine Gesetzvorlage zur Be⸗ kämpfung des Opiumhandels vorgelegt worden, in welcher der Anbau von Mohn im Amur⸗Generalgouvernement und in Transbaikalien sowie die Einfuhr von Opium und Rauchutensilien verboten wird.
Die Landtagsabgeordneten Mechelin und Wrede haben im finnischen Landtag eine Petition eingebracht, die die Ausarbeitung eines Staatsaktes zur Regelung des Ver⸗ hältnisses Rußlands zu Finnland anregt. Die Antrag⸗ steller machen obiger Quelle zufolge den Vorschlag, bei dem Kaiser zu petitionieren, daß eine entsprechende Vorlage sowohl im Reichsrat wie in der Reichsduma als auch im finnischen Landtag ausgearbeitet werde.
Vom Komitee zur manischen, israelitischen und kutzowalachische Bevölkerung ist den Botschaftern gestern ein Memorandum überreicht worden, in dem es laut Meldung des „W. T. B.“ heißt:
Die gemeinsame Note der Botschafter vom 17. Januar habe ver⸗
sprochen, daß die Interessen der Muselmanen in Aorianopel gewahrt
und die religiösen Stätten geachtet werden würden. Doch enthalte sie nichts über Bürgschaften für das Leben, das Eigentum und die religiösen Freiheiten der Muselmanen, die in anderen Gegenden wohnen, deren Abtretung an die Verbündeten grundsätzlich zugestanden, ser⸗ Dieses beunruhtgende Schweigen mache es den unterze chneten Vir. tretern der Muselmanen, Kutzowalachen und Israeliten Maz düe zur Pflicht, die wohlwollende Aufmerksamkeit der Botschafter au diese vom moralischen, sozialen und politischen Standpunkte so hoch⸗ bedeutsame Frage zu lenken. Die Denkschrift hebt hervor, daß 2 der Balkanstaaten betreffs Mazedoniens Hegemoniea sprüche erhe⸗ er könne, die durch ethnische und historische Erwägungen begründet se 8 da Mazedonien nicht bloß von Bulgaren, Serben und Griechen 86 wohnt set. Neben diesen Bevölkerungselementen lebe eine sel große Zahl von Kutzowalachen und Ifraeliten, 8 die Muselmanen eine relative, jedoch bedeutende Neoll heit der Bevölkerung bildeten. Angesichts der die das Nationalitätsprinzip in dem gegenwärtigen 1 89 spiele, sei es ein Erfordernis der elementarsten Gerechttake 8, Sn Mazedonien nicht unter die Verbündeten verteilt werde, autonomes Land bilde, wo die Maselmanen, Kutzowalachen, und Israeliten den ihnen auf Grund ihrer ethnischen Indioidualität- un ihrer numerischen Bedeutung zukommenden Platz einnähmen. Lösung sei auch vom humanitären Standpunkte gerechtfertigt, ligio sie keine Bürgschaft für das Leben, das Eigentum und die 8 gicie Gefühle der drei betreffenden Bevölkerungselemente bestän 41
bil und die Beeinträchtigung ihrer Religionsfreiheit,
inisterrat unter⸗
je von seiten der Verbündeten systematisch zu erleiden gehabt hätten und fortgesetzt erlitten, sei ein Beweis für diese Behauptung. Infolgedessen bitte das Komitee im Namen der erwähnten Bevölke⸗ tungsschichten die Mächte, als Hüterinnen der grundlegenden Prinzipien der Gerechtigkeit, der Menschlichkeit und der Zivilisation, ein Ein⸗ vernehmen herbeizuführen, um diesen Bevölkerungsschichten den reien Genuß ihrer bürgerlichen, politischen und religiösen Rechte durch die Schaffung eines autonomen Mazedoniens zu sichern. Falls es be⸗ üiglich der Muselmanen der Anführung eines weiteren Beweisgrundes becürfte, möchte es darauf verweisen, daß die Maͤchte, von denen eine jede bedeutsame muselmanische Interessen besitze, sicherlich nicht der Menschlichkeit zuwiderlaufende Pläne der ver⸗ bündeten Staaten gegenüber der so bereutenden Masse der Musel⸗ manen werden dulden wollen. Die Denkschrift gibt der Hoffnung Audruck, daß die Mächte die genannten Forderungen günstig auf⸗ nehmen werden, und verweist darauf, daß inzwischen bis zum Abschluß Friedens die Muselmanen, Kutzowalachen und Juden in den von den verbündeten Staaten besetzten Gebieten einem Ausrottungssystem ausgesetzt seien. Die Balkanstaaten führten nicht nur mit der Türkei Krieg, sondern auch mit den verschiedenen Völkern und Rassen, die die Halbinsel bewohnten und deren Vernichtung sie beschlossen zu haben schienen. Europa könne nicht länger gleichgültig bleiben und ganze Völkerschaften durch harte und unbarmherzige Eroberer vernichten und ausrotten lassen, die allen Grundsätzen der europälschen Zioilisation und den modernen Kriegsgesetzen zuwider handelten.
In dem Memorandum wird schließlich der Bitte Ausdruck gegeben, mit der größten Beschleunigung Maßregeln zu er⸗ greifen, um in den von den Verbündeten besetzten Gebieten die beständigen Angriffe auf Leben, Ehre und Eigentum der Muselmanen, Kutzowalachen und Juden zum Stillstand zu bringen.
— Die türkischen Militärbehörden haben nach einer Mel⸗ dung des „W. T. B.“ beschlossen, die Errichtung einer neutralen Zone in Adrianopel zu gestatten, in der die Angehörigen anderer Staaten Schutz vor der Beschießung würden finden können; dagegen werden sie, um die Festung gegen Spionage zu schützen, nicht gestatten, daß Ausländer Adrianopel verlassen und die bulgarischen Linien passieren.
— Ein offizieller türkischer Kriegsbericht vom 17. d. M. besagt obiger Quelle zufolge:
Die gestrige Nacht verlief in Adrianopel ruhig. Am Tage hatte der Feind 150 Schüsse gegen die Stadt abgegeben. Vor Bulair ist keine Aenderung eingetreten. Vorgestern rückte auf der Tschataldscha⸗ linie eine feindliche Kolonne gegen Tschifflik Sofas vor und eröffnete ein Artilleriefeuer gegen Ormanli, das sich in unseren Händen be⸗ findet. Wir haben sofort die nötigen Vorkehrungen getroffen. Diese feindliche Kolonne begann gestern mit der Befestigung der Hügel westlich von Sofas Sonst ist keine Aenderung zu verzeichnen.
Die bulgarischen Angaben über die türkischen Verluste bei Bulair sollen übertrieben sein. Jedoch wird in Kreisen der Pforte zugegeben, daß zwei Divisionen, die von Bulair einen Angriff auf die Bulgaren machten, zurückgeworfen worden seien und 380 Tote und viele Verwundete verloren hätten.
Aus amtlicher montenegrinischer Quelle wird gemeldet, daß die montenegrinische Artillerie der Kolonne Martinowitsch von verschiedenen Stellen Skutari beschießt, wobei sie darauf Bedacht nimmt, daß die Geschosse nicht in die Stadt fallen, in der auf einer großen Zahl von Häusern weiße Fahnen wehen. Die Türken errichteten Verschanzungen in allernächster
Nähe der Stadt. Rumänien.
Die Abgeordnetenkammer hat nach einer Meldung des „W. T. B.“ gestern einen Gesetzentwurf angenommen, durch den das Eisenbahngesetz dahin abgeändert wird, daß im Krgsee das gesamte Eisenbahnpersonal militarisiert wird. 8 ““ Serbien. b Der König hat gestern den Generalstabs ängerer Audienz em pf 1141X4X4X“ Das Komitee des amerikanischen Senats für interozeanische Wasserstraßen hat den Abänderungs⸗ antrag des Senators Root zum Panamakanalgesetz auf Auf⸗ hebung der Bestimmung, die für die im Küstenhandel be⸗ schäftigten amerikanischen Schiffe die Gebührenfreiheit vorsieht, abgelehnt. . —Die Antwort des Präsidenten Taft an Madero ist in freundlichem, aber ernstem Ton gehalten. Wie „W. T. B.“ meldet, erklärt Taft darin, Madero sei über die Politik der Vereinigten Staaten gegenüber Merxiko falsch unterrichtet. Die Nachricht, daß bereits Befehle zur Landung amerikanischer Truppen gegeben worden seien, sei falsch. Taft drückt weiter sein kiefes Mitgefühl mit dem „so heimgesuchten mexikanischen Volk“ aus, betont aber gleichzeitig, daß die amerikanischen Staatsangehörigen und ihr Eigentum geschützt und geachtet werden müssen, und schließt, er halte es für seine Pflicht, es aufrichtig und ohne Vorbehalt auszusprechen, daß die Ereignisse der letzten beiden Jahre gegenwärtig ihren Höhepunkt erreicht hätten. Die jetzige höchst bedrohliche Lage rufe in den Vereinigten Staaten den zußersten Pessimismus und die Ueberzeugung hervor, daß es die oberste Pflichtder Vereinigten Staaten sei, schnelle Abhilfezuschaffen. Nach einem Telegramm aus Mexiko hat Madero eine
Erklärung erlassen, in der er sagt, daß die gestern erfolgte, plötzliche Beendigung des Waffenstillstands durch den Umstand erbeigeführt worden sei, daß die Aufständischen aus der Vaffenruhe den Vorteil gezogen hätten, ihre Artillerie in neue Fiellungen zu bringen. Die Bundestruppen hätten keine andere
ahl gehabt, als das Feuer zu erwidern.
Einem Telegramm aus Brownsville (Texas) zufolge ist 4 jenseits des Rio Grande gelegene mexikanische Stadt Matamoros gestern früh ohne ernstlichen Widerstand in die Hände der Aufständischen geaela. Das ist die weite Grenzstadt, die von den Aufständischen besetzt worden ist. Neldungen aus den meisten Gebieten Mexikos besagen, daß d Bevölkerung den Ausgang des Kampfes in der Hauptstadt abwartet, bevor sie sich für einen der Führer erklärt.
Asien.
„Die japanische Kabinettskrise hat noch keine Lösung gefunden, ein Ministerium ist noch nicht gebildet. Wie das zmleutersche Bureau“ meldet, hielten die Seiyukwai gestern eine große Versammlung ab und beschlossen, den Admiral NYama⸗ hütta bei seinen Bemühungen, ein Kabinett zu bilden, nicht zu
erstützen, wenn nicht alle Mitglieder, mit Ausnahme des düremier⸗ und Kriegsministers, entweder der Partei angehörten
er ihr beiträten. Yamamoto ist bereit, den Seiyukwai zwei
8 drei Portefeui es zu geben, weigert sich aber, die ganze endlierung der Partei zu bewilligen. Baron Kato hat sich
dich entschlossen, nicht im Ministerium des Auswärtigen zu
8
bleiben. Wenn ein Kabinett Yamamoto zustande kommt, wird der japanische Botschafter in Washington Chinda das Ministerium des Auswärtigen und Tokahashi, der Gouver⸗ neur von Nippon, das der Finanzen übernehmen.
Die Schlußberichte über die gestrigen Sitzungen des Reichs⸗ tags und des Hauses der Abgeordneten befinden sich in der Ersten Beilage.
— Auf der Tagesordnung der Feftgsn (115.) Sitzung des Reichstags, welcher der Staatssekretär des Reichs⸗ postamts Kraetke und der Staatssekretär des Reichsschatz⸗ amts Kühn beiwohnten, standen zunächst Anfragen.
Abg. Dr. von Laszewski (Pole): Da die Wahlakten gestern beim Reichstage angelangt sind, so ziehe ich meine Anfrage zurück.
Die Anfrage lautete:
Am 30. Dezember 1912 fand im Wahlkreise Schwetz a. W. die Nachwahl zum Reichstage statt. Diese Wahl ist rechtzeitig angefochten worden. Nach § 35 des Wahlreglements sind die Wahlakten vom Wahlkommissar unverzüglich der zuständigen Be⸗ hörde und von dieser alsdann durch die Zentralverwaltungs⸗ behörde dem Reichstage vorzulegen. Trotzdem seit der Verkündigung der Wahl mehr als sechs Wochen vergangen sind, sind die Akten dem Reichstage noch nicht zugegangen. Ich stelle an den Herrn Reichskanzler die Anfrage, ob ihm bekannt ist, worauf die Ver⸗ zögerung beruht?
Abg. Dr. Paasche (nl.) fragte an:
Ist es dem Herrn Reichskanzler bekannt, daß der preußische Herr Minister für Handel und Gewerbe dem Bankenkonsorkium, das die Zulassung junger Aktien und Obligationen der Deutschen Erdöl⸗Attiengesellschaft zur Notiz an der Berliner Börse beantragt, erklärt hat, er werde wegen der ablehnenden Haltung der Deutschen Erdöl⸗Aktiengesellschaft gegenüber dem Gesetz⸗ entwurf über den Verkehr mit Leuchtöl, solange dieser Gesetzentwurf in Frage stehe, die Beratung und Beschlußfassung über die beantragte Zulassung seitens der Zulassungsstelle nicht dulden? Welche Maßnahmen gedenkt der Herr Reichskanzler zu ergreifen, um eine derartige ungerechtfertigte Einwirkung auf ein Privatunternehmen zu verhindern, das sich, in Wahrnehmung seiner Interessen handelnd, unter Darlegung sachlicher Gründe einem in seinen Geschäftskreis eingreifenden Gesetzentwurf gegenüber ab⸗ lehnend verhält?
Unterstaatssekretär im Reichsamt des Innern Dr. Richter: Der Königlich preußische Minister für Handel und Gewerbe hat einem Vertreter des Konsortiums, das die Zulassung von Aktien und Schuldverschreibungen der Deutschen Erdöl⸗Aktiengesellschaft an der Berliner Börse beantragt hat, als seine Auffassung mit⸗ geteilt, daß, solange die Gesetzesvorlage wegen des Petroleum⸗ monopols noch in der Schwebe sei, eine Unsicherheit über die künftige Gestaltung der Verhältnisse der Gesellschaft bestehe, die eine zuverlässige Bewertung der neuen Papiere hindere. Ihrer Zulassung zur Börse stehe deshalb § 14 Nr. 2 der Bekannt⸗ machung, betreffend die Zulassung von Wertpapieren zum Börsenhandel, vom 4 Juli 1910 entgegen. Außerdem widerspreche es dem staatlichen Interesse, wenn durch Zulassung der Papiere im gegenwärtigen Zeitpunkt der Agitation der Gesellschaft gegen das aus Gründen des öffentlichen Wohls vorgeschlagene Monopol amtliche Förderung zuteil werde. Der Herr Minister hat dem Vertreter des Konsortiums an⸗ heimgestellt, zur Vermeidung einer Einwirkung im Aufsichts⸗ wege die Vertagung der Entscheidung über den Zulassungsantrag berbeizuführen. ieser Anregung hat das Konsortium entsprochen. Das Vorgehen des Herrn Handelsministers hält sich innerhalb der Befugnisse, die der Landesregierung nach § 1 des Börsengesetzes in Verbindung mit § 14 Nr. 2 der angeführten Bekanntmachung zu⸗ stehen. Zu Maßnahmen des Reichskanzlers liegt hiernach kein Anlaß vor.
Auf Antrag Bassermann wurde das Kapitel „Be⸗ soldungen“ vom Etat des Auswärtigen Amtes der Budget⸗ kommission überwiesen, da diese eine Erörterung der auswärtigen Lage für notwendig hält.
Die revidierte Pariser Ueberein kunft zum Schutze des gewerblichen Eigentums wurde in zweiter Lesung ohne Debatte auf Grund des Berichts der 14. Kommission genehmigt, ebenso der Gesetzentwurf zur Ausführung der ge⸗ nannten Uebereinkunft.
(Schluß des Blattes.)
— In der heutigen (135.) Sitzung des Hauses der Ab⸗
geordeten, welcher der Justizminister Dr. Beseler bei⸗ wohnte, nahm vor Eintritt in die Tagesordnung
Abg. von Pappenheim k(kons.) das Wort, um zu bemerken: Ich habe am 10. d. M. im Auftrage meiner Freunde zu den Aus⸗ gaben für Unterhaltung von Regierungsdienstgebäuden und sonstigen Staatsgebäuden Kritik geübt und gewünscht, daß der Umfang der Reparaturkosten in einem richtigen Verhältnis zu dem Wert der Ge⸗ bäude stehen möchte. Ich habe dabei Bezug genommen auf das Ober⸗ präsidium in Koblenz, das vor ganz kurzer Zeit, im Jahre 1910, mit einem Kostenaufwande von 1 658 800 ℳ erbaut worden ist. Bald darauf wurden Reparaturen in Höhe von 7500 ℳ notwendig. Ich hatte speziell hierauf exemplifiziert, weil dort unser früherer hochverehrter Finanzminister von Rheinbaben wohnt; ich habe dies scherzweise getan, weil wir alle diesen Herrn als einen vortrefflichen Hüter der preußischen Finanzen kennen und ihm zu großem Danke verpflichtet sind. Es hat mir durchaus fern gelegen, die Vermutung auszusprechen, daß er selbst irgendwie die Veran⸗ lassung zu den Kosten gegeben habe. Was wir vermutet haben, wird durch ein Schreiben des Herrn Oberpräsidenten bestätigt; er teilt mir darin mit, daß er sich am liebsten mit einer kleineren Dienstwohnung hätte genügen lassen; die große Wohnung lege ihm nur Lasten für Heizung, Beleuchtung, Reinigung usw. auf; es habe ihm fern gelegen, irgend eine Anregung zu der Abänderung zu geben, er habe nur unerläßliche Ergänzungen erbeten. Dies bestätigt meine Annahme, daß ein so sachverständiger Herr mit den großen Ausgaben nicht einverstanden war. Das war die Absicht meiner damaligen Aeußerung; ich stelle dies fest.
Auf der Tagesordnung stand zunächst die erste Beratung des Gesetzentwurfs, betreffend ältere Hypotheken in Neuvorpommern und Rügen. Sie wurde durch eine Er⸗ klärung des Justizministers Dr. Beseler eingeleitet, die morgen im Wortlaut wiedergegeben werden wird.
(Schluß des Blattes.)
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Statistik und Volkswirtschaft.
Zur Arbeiterbewegung. v In Dresden sind, wie die Blätter melden, nach acht⸗
tägiger Dauer die zentralen Tarifverhandlungen im deutschen Schneidergewerbe (vgl. Nr. 38 d. Bl.) am Sonntag glücklich zu Ende geführt worden. Die Lohnstreitig⸗ keiten sind durch Schiedsspruch der Unpartetischen geregelt, mit
denen die Vertreter beider Parteien sich einverstanden erklärten Die Lohnerhöhungen richten sich nach dem Verhältnis der einzelnen Orte und betragen zwischen 5 und 7 %. Die Gültigkeit des neuen Tarifs ist unbeschränkt, er kann jedoch nach dreimonatlicher Kündigung auf⸗ ehoben werden. Der Schiedsspruch muß noch in den 45 in Betracht ommenden Orten gutgeheißen werden, aber an einer allgemeinen Annahme ist kaum zu zweifeln.
Aus Hamburg wird dem „W. T. B.“ gemeldet: Trotz Aus⸗ bruchs des Ausstandes der Schiffsmannschaften haben die Ver⸗ einigten Elbeschiffahrtsgesellschaften eine beschränkte Wiederaufnahme der Expeditionen im Eilverkehr von Hamburg nach Sachsen und Böhmen ermöglicht. Die nächsten Abfahrten sollen, vorausgesetzt, daß nicht Störungen durch Eis eintreten, bei reichlichem Güterangebot am Donnerstag und Sonnabend dieser Woche erfolgen (vgl. Nr. 42 d. Bl.).
In Grimsby dauert, wie „W. T. B.“ meldet, der Ausstand der Schauerleute noch an. Eisenbahnangestellte und andere Ar⸗ beiter löschen unter dem Schutze der Polizei die Ladung eines Rotte damer Schiffes (vgl. Nr. 42 d. Bl.).
Auf den Docks von Hoboken ist, „W. T. B.“ ein Ausstand der Dockarbeiter ausgebrochen, an etwa tausend Arbeiter beteiligt sind. Sie legten 8 Arbeit nieder, weil ein Dockarbeiter wegen Ungehorsams entlassen worden war. Es sind Vorkehrungen getroffen, anderweitig Arbeitskräfte heranzuziehen, sodaß ein normales Weiter⸗ arbeiten nicht in Frage gestellt ist. Die auf heute angesetzte Abreise “ „Kaiser Wilhelm II.“ wird keine Verzögerun erleiden.
Kunst und Wissenschaft.
In Christiania fand gestern im Ministerium des Aeußern ein Sitzung statt, in der Veranstaltungen zur schnellen Rettung de Mitglieder der Schröder⸗Stranz⸗Expedition erörtert wurden. An der Sitzung nahmen, „W. T. B.“ zufolge, teil der Minister des der deutsche Gesandte und als Sachverständige Professor Nansen, der Geologe Hoel und Kapitän Staxrud. Die Verhandlungen werden fortgesetzt.
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Ein Komitee, an dessen Spitze der Graf von Hevpain steht erläßt folgenden Aufruf zur Hilfe für die deutschen Forscher auf Spitzbergen:
Die Landexpedition zur Rettung unserer in Not befindlichen Landsleute ist gescheitert. Die geplante Schiffsexpedition bleibt die einzige Rettung. Der berühmte norwegische Expeditionsleiter Rittmeister Isachsen übernimmt „W. T. B.“ zufolge die Führung; Pro⸗ fessor Miethe befindet sich in Christiania, uman Ort und Stelle ein Eisschiff und Ausrüstung im Einvernehmen mit der deutschen Gesandtschaft zu be⸗ schaffen. Die deutschen Komitees haben sich heute unter Führung des Grafen von Zeppelin zusammengeschlossen. Der Expeditionsplan, an dessen Feststellung Fritjof Nansen entscheidend mitgewirkt hat, er⸗ fordert weit größere Mittel, als bis heute eingegangen sind. Das Komitee bittet deshalb dringend um weitere Beiträge. Die Möglich⸗ keit der Rettung unserer Landsleute hängt von dem raschen Eingang der nötigen Geldmittel ab. Zahlstelle für Berlin: Commerz⸗ und Diskonto⸗Bank; Zahlstelle für Frankfurt a. M.: Deutsche Bank.
Zu diesem Aufruf und zur Frage des Entsatzes der deutschen Spitzbergenexpedition teilt das „W. T. B.“ noch folgendes mit:
Der Versuch der von Adventbai ausgegangenen Expedition, zu den Mitgliedern der deutschen Spitzbergenexpedition vorzudringen und ihnen Hilfe zu bringen, ist leider mißglückt. Nach einer in Christiania eingegangenen telegraphischen Meldung des Postmeisters auf Spitzbergen ist sie durch große Kälte, Schneesturm und Verlust der Hunde zur Umkehr gezwungen worden. Ein nochmaliger Versuch von dort aus ist aussichtslos, da Hunde und Proviant fehlen. Deshalb sind bereits Verhandlungen begonnen worden, um die Rettung der im Polareise Festgehaltenen durch eine Schiffsexpedition zu ermöglichen. Da voraussichtlich der arktische Ozean offen ist, muß sie an einer geeigneten Stelle des Küsteneises landen, um von dort aus die Schlittenexpedition zu beginnen. Dieser Plan hat die Zustimmung norwegischer Autoritäten, besonders auch von Fritjof Nansen gefunden. Die Absicht ist, in dem norwegischen Hafen Sandefjord einen Robben⸗ dampfer zu chartern und auszurüsten. Die größten Schwierigkeiten liegen in der Beschaffung der nötigen Zugkräfte für die Schlitten. Der deutsche Hilfsausschuß hat in einer sofort abgehaltenen Sitzung alles in die Wege geleitet, um ohne jede Verzögerung die Hilfs⸗ expedition zu sichern und auszurüsten.
Land⸗ und Forstwirtschaft.
27. Winterversammlung der Deutschen Landwirtschafts⸗ gesellschaft.
Die Verhandlungen der „großen landwirtschaftlichen Woche“ erwecken in immer größerem Umfange auch das Jateresse der nicht⸗ landwirtschaftlichen, städtischen Kreise, und wenn man von den landwirt⸗ schaftlichen Wanderausstellungen behaupten darf, daß sie ein hervor⸗ ragendes Mittel sind, das Verständnis für ländliche Fragen der städtischen Kultur nahe zu bringen, so ist zu hoffen, daß mehr und mehr auch die Verhandlungen der „großen landwirtschaftlichen Woche“ den Einblick in landwirtschaftliche Fragen und Interessen in nicht⸗ landwirtschaftlichen Kreisen fördern. Die erste Stelle an Zahl und Bedeutung der landwirtschaftlich⸗technischen Beratungen miͤmmt die Deutsche Landwirtschaftsgesellschaft ein. Die Ver andlungen der öffentlichen Versammlungen wie auch die nichtöffentlichen Ausschuß⸗ beratungen bringen die Fortentwicklung aller technischen Arbeiten in Ackerbau, Viehzucht und Betriebswesen immer wieder zu beredtem Ausdruck. In der Hauptversammlung werden zwei Viehzucht⸗ fragen erörtert werden. Geheimer Regierungsrat, Professor Dr. von Rümker (Berlin⸗Nikolassee) legt die Möglich⸗ keiten einer Steigerung der inländischen Futtererzeugung dar, unter die z. B. die Umwandlung der Moore in Wiesenland zu rechnen ist. Die andere Frage betrifft die Entwicklung der verschiedenen Betriebs⸗ formen der Nutzviehhaltung, also der Zucht⸗, Mast⸗ und Milch⸗ wirtschaft. Hierfür hat Landesökonomierat, Professor Dr. Aerebve (Berlin) den Vortrag übernommen. Im Gesamtausschuß, dessen Vorträge ebenfalls für die Oeffentlichkeit bestimmt sind, wird Amtsrat Koch (Poppenburg) eine Reihe von Vorschlägen zur Förderung des Gemüsebaues und Absatzes machen, die im Anschluß an die Etats⸗ beratungen des preußischen Abgeordnetenhauses besonders gelegen kommen. Die beiden folgenden Vorträge sind als eine Ausbeute ge⸗ meinsamen Besuchs der Moskauer Ausstellung und russischer Wirt⸗ schaftsbetriebe anzusehen, und zwar wird Schäfereidirektor Th. Larraß (Wald Sieversdorf) die Schafzucht Rußlands, ihren gegenwärtigen Stand und ihre Ziele besprechen und die daraus möglichen Schluß⸗ folgerungen für deutsche Zuchtverhältnisse ableiten, Professor Dr. Auhagen (Berlin) dagegen unter Benutzung von Lichtbildern Aus⸗ sichten der Ausfuhr deutschen Zuchtviehs nach Rußland erörtern, eine Frage, zu deren Behandlung der Vortragende dank seiner langjährigen Tätigkeit in Rußland besonders berufen erscheint.
Nachdem am gestrigen, ersten Verhandlungstage der diesjäbrigen Winterversammlung die zahlreichen Sonderausschuüsse der Deutschen Landwirtschaftsgesellschaft nichtöffentliche Sitzungen abgehalten hatten, trat heute vormittag im Kaisersaal des Restaurants „Rheingold“ die Dünger⸗(Kainit⸗) Abteilung zu öffentlicher Beratung zusammen. Hier behandelte Professor Dr. Haselhoff (Harlesbausen bei Cassel) eingehend die neuzeitlichen Untersuchungen über die Fest⸗ stellung des Düngerbedürfnisses eines Bodens, wo ausführte: Die Feststellung der Düngerbedürftigkeit des Bodens ist für die richtige Düngung des Bodens und damit für die Sicherung der höchsten möglichen Ernte unerläßlich, und daraus erklärt sich, daß trotz all Mißerfolge auf diesem Forschungsgebiete immer wieder neue Versuche unternommen sind. Diese Versuche gehen einmal von der Unter⸗
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