1913 / 43 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 18 Feb 1913 18:00:01 GMT) scan diff

Pachunz des Bodens, sodann von der Untersuchung der Pflanzen aus. e

den Bodenuntersuchungen handelt es sich zunächst um chemische Lösungsprozesse. Ueber die Wirkung der hierfür mpfohlenen Säuren hat König festgestellt, daß die Löslichkeit der Bodennährstoffe darin im großen und ganzen in derselben ecläuft, wenn auch der Grad der Löslichkeit verschieden ist. Deshal st es ziemlich einerlei, welches dieser Lösungsmittel Anwendung indet; König gibt aber der 2 % igen Zitronensäure, die Gerlach früher bereits für die Bestimmung der leichtlöslichen hosphorsäure im Boden vorgeschlagen hat, den Vorzug. Von esonderer Wichtigkeit sind die Versuche Mitscherlichs über die öslichkeit der Bodennährstoffe in mit Kohlensäure gesättigtem Wasser, einem schon vor Jahren für den gleichen Zweck verwandten ösungsmittel. Das Verdienst Mitscherlichs ist aber, zunächst inmal die Faktoren, welche die Wirkung des kohlensäurehaltigen Wassers beeinflussen können, näher geprüft und damit eine sichere Unterlage für diese Versuche Zelchaften zu haben. Die Wahl dieses Lösungsmittels gründet Mitscherlich darauf, daß von den Wurzelausscheidungen hauptsächlich nur die Kohlensäure als ittel für die Mineralstoffe des Bodens in Frage kommt. Die An⸗ cht Mitscherlichs ist nicht ohne Widerspruch geblieben; besonders hat feiffer sich bei aller Anerkennung der verdienstvollen Untersuchungen itscherlichs dagegen ausgesprochen. Das bisher von Mitscherlich vor⸗ ebrachte Beweismaterial genügt noch nicht für eine abschließende Be⸗ urteilung; hoffentlich führen die Versuche dazu, daß wir Klarheit über diese Frage erlangen. Eigene Versuche, die der Vortragende allerdings in anderer Weise ausgeführt hat, ließen keine Beziehungen zwischen der Nähr⸗ stoffwirkung und der Löslichkeit dieses Nährstoffs in kohlensäurehaltigem

Wasser erkennen. Ob es bei der Unmöglichkeit, ineinem chemischen Lösungs⸗

prozeß alle die Bedingungen einzuhalten, die während der Wachstums⸗ periode für die Aufschließung der mineralischen Bodennährstoffe durch die Pflanzen in Frage kommen, jemals gelingen wird, Be⸗ ziehungen zwischen den künstlich gelösten Nährstoffen und dem Er⸗ trage zu finden, erscheint trotz aller Erfolge auf diesem Gebiete heute noch fraglich. König sieht darin, daß im Boden zunächst durch Bakterien oder Katalasen eine Lösung der Bindungen der Mineral⸗ stoffe im Boden eintritt und nunmehr erst die im Boden gebildete Kohlensäure einwirkt, die Ursache davon, daß der Lösungsprozeß im Boden anders verläuft, als bei dem Ausschütteln des Bodens mit kohlensäurehaltigem Wasser. Er hat daher versucht, durch Dämpfen des Bodens die Löslichkeit der Mineralstoffe zu fördern. Aehnliche Versuche liegen auch von der Versuchsstation der Landwirtschaftsgesellschaft vor. Ein entscheidender Erfolg ist nicht festzustellen. In anderen Versuchen hat König den osmotischen Druck und die elektrische Leitfähigkeit des Bodens gemessen. Die Er⸗ gebnisse gewähren zwar einen Einblick in die verschiedenartige Be⸗ schaffenheit der Bodensalzlösungen, in ihre Umsetzunzen im Boden, jedoch geben sie uns keinen Aufschluß über die Düngebedürftigkeit der Böden. Der andere Weg, durch die Untersuchung der ““ zum Ziele zu gelangen, ist neuerdings wieder von Wagner

etreten, indem er aus dem Kali⸗ und Phosphorsäuregehalt von Heu⸗ proben aus Düngungsversuchen geschlossen hat, bei welchem Maximal⸗ gehalt dieser Pflanzennährstoffe in den Pflanzen man mit ausreichenden Mengen dieser Nihrstoffe im Boden rechnen darf. Die aufgestellten Grenzwerte gelten zunächst nuc für die lokalen Verhältnisse der Ver⸗ suchsorte. Es muß versucht werden, in ähnlicher Weise durch Gefäßversuche unter genau festgelegten und kontrollierbaren Be⸗ dingungen für die verschiedenen Pflanzen Grenzwerte zu finden, die durch Feldversuche weiter zu prüfen sind. Es kann erwartet werden, daß wir dann auf diesem Wege dem Ziele näher kommen werden. Die Beeinflussung der Zusammensetzung der Pflanzenasche durch lokale Verhältnisse ist von Wagner selbst oft genug hervorgehoben; hier spielt besonders der Einfluß des Wassers mit, wie er durch von Seelhorst und auch durch eigene Versuche des Vortragenden festgestellt ist. Solange sichere Unterlagen in dieser Richtung fehlen, muß man für die Feststellung des Düngebedürfnisses unserer Böden beim Dün⸗

gungsversuch bleiben, der bei sorgfältiger Durchführung, wozu auch die gewichtsmäßige Feststellung der Ernte gehört, nicht im Stiche läßt. Eine wesentliche Ersparnis an Zeit und Arbeit bei der Ausführung dieser Versuche liegt für den Landwirt in der Vorprüfung der Böden im Gefäß⸗ versuch. Der Vortragende hat bei zahlreichen Versuchen feststellen können, daß das Ergebnis des Gefäßversuchs mit den Ergebnissen des Feld⸗ versuchs sich vollständig deckt, und hält dafür, daß in den melsten Fällen der Topfversuch bei sorgfältiger Deutung der Resultate zu einer I1 Beurteilung des Düngebedürfnisses des Bodens führen wird. Aber alle diese Vegetationsversuche, einerlet, ob im Gefäß oder auf dem Felde, erfordern Zeit und geben nicht, wie es wünschenswert ist, sehr bald Aufschluß darüber, was dem Boden an Nährstoffen fehlt. Eine Methode, die dies ermöglicht, ist aber selbst⸗ verständlich erstrebenswert; sie scheint nach der heutigen Erfahrung am besten auf dem Wege der oben angedeuteten Pflanzenanalyse erreichbar zu sein. Es muß daher die nächste Aufgabe sein, in dieser Richtung sichere Unterlagen für die Beurteilung des Düngebedürf⸗ nisses der Böden zu schaffen, eine Arbeit, die in ihrem letzten Ende ohne die Mithilfe der praktischen Landwirtschaft nicht abgeschlossen werden kann.

Am heutigen Nachmittag hielt die Saatzuchtabteilung eine Sitzung ab, in der Dr. Merkel (Berlin) den Bericht über die Sortenversuche des Jahres 1912 erstattete und Geheimer Hofrat, Professor Dr. Edler (Jena) den jetzigen Stand der Samenkontrolle und Samenuntersuchung

darlegte. Verkehrswesen.

Die Postanstalt in Maron (Deutsch Neuguinea) ist zum Wertbrief⸗, Postanweisungs⸗, Nachnahme⸗, Zeitungs⸗, Postpaket⸗ und Postfrachtstückdienst zugelassen worden.

Theater und Mufik.

Im Königlichen Opernhause wird morgen, Mittwoch, O. Nicolais komische Oper „Die lustigen Weiber von Windsor“ gegeben. Die Frau Fluth singt Frau H. Bosetti aus München als Gast, die Frau Reich: Fräulein Rothauser, die Anna: Fräulein Easton, den Falstaff: Herr Schwegler, den Fluth: Herr Brornsgeest, den Reich: Herr Mang, den Fenkon: Herr Sommer, den Junker Spärlich: Herr Erl aus Dresden als Gast, den Dr. Cajus: Herr Krasa. Die mustkalische Leitung hat der Kapellmeister Dr. Besl. Eingetretener Hindernisse wegen muß die für Sonnabend angesetzte Aufführung der „Zauberflöte“ wegfallen. Es findet dafür eine Auf⸗ führung der „Meistersinger von Nürnberg“ statt. Frau Bosetti singt das Evchen, Herr Bischoff den Hans Sachs, Herr Berger den Walter Stolzing, Herr Schulz den Beckmesser, Herr Schwegler den Pogner. Dirigent ist der Kapellmeister Blech. Die für die 51. Dauerbezugsvorstellung zur „Zauberflöte“ an der Theaterkasse gekauften Eintrittskarten haben Gültigkeit für die neuangesetzte Vorstellung: „Die Meistersinger von Närnberg“, können aber auch an der Vormittags⸗, und Abendkasse bis zum Beginn der Vorstellang gegea Erstattung auch der Vorverkaufsgebühr zurückgegeben werden. Eine spätere Zurücknahme der Eintrittskarten findet nicht statt. 1

Im Königlichen Schauspielhause wird morgen das histy⸗ rische Schauspiel „1812“ von Otto von der Pfordten in der bekannten Besetzung wiederholt. b

Das Deutsche Opernhaus bringt morgen, Mittwoch, die Erstaufführung der heiteren Oper „Die lustigen Weiber von Windsor“ von Nicolai. Die Hauptrollen sind, wie folgt, bsetzt: Falstaff: Peter Lordmann; Fluth: Eduard Schüller; Reich: Ernst Lehmann; Frau Fluth: Mizzi Fink; Frau Reich: Luise Marck; Anna: Herta Stolzenberg; Spärlich: Joseph Plaut; Fenton: Heinz Arensen; Dr. Cajus: Eduard Kandl. Die musikalische Leitung hat der Kapellmeister Eduard Mörike, die Spiel⸗ leitung Dr. Hans Kaufmann. Der Kammersänger Heinrich

Knote, der hervorragende Wagnersänger, der auch in Berlin d zahlreiche Gastspiele auf der Bühne und im Konzertsaal bekannten wurde für die Wagnervorstellungen verpflichtet, die vom 1. Jan st 1914 an im Deutschen Opernhause einsetzen werden. nar

Das Naturtheater bei Potsdam wird seine dritte Spielzeit im Mai dieses Jahres mit dem Heimatspiel „Mars e. Vorwärts“ von Axel Delmar beginnen. Das zweiteilige Stück stellt in seinen Hauptszenen die Auseinandersetzungen Blüchers mit Bernadotte und den Feldherren der Verbündeten und den Uebertritt der Sachsen zu den deutschen Heeren dar.

Das Lessingtheater bringt am Donnerstag eine Wieder⸗ aufnahme von Henrik Ibsens Lustspiel „Der Bund der Jugend“.

In der Kaiser Wilhelm⸗Gedächtniskirche veranstaltet der Organist Walter Fischer am Donnerstag, Abends 6—7 Uhr, ein Orgelkonzert, bei dem Enrico Bossi (Orgel) und das Neue Berliner Tonkünstlerinnenorchester (Dir.: Jwan Froebe) mitwirken. Das Programm enthält u. a. Bossis A⸗Moll Konzert für Orgel und

Orchester. Die Eintrittspreise sind wie gewöhnlich.

(Der Konzertbericht befindet sich in der Zweiten Beilage.)

Mannigfaltiges.

Wien, 17. Februar. (W. T B.) Auf dem Flugplatze ischamend ist heute der Oberleutnant Nittner bei einem lugversuche mit einem neuen Apparate aus 100 m Höhe ab⸗

gestürzt. Nittner wurde aus seinem Apparat geschleudert und war sofort tot. 1

London, 17. Februar. (W. T. 8 Der Deutsche Kaiser hat in einer Botschaft an den König sein tiefes Beileid und seine aufrichtige Bewunderung für die Helden der Scottschen Süd⸗ polarexpedition ausgesprochen.

Paris, 17. Februar. (W. T. B.) Bei einem Brande in einer Aluminiumgießerei ereignete sich eine Exp losion, durch welche 13 Feuerwehrleute und Polizeibeamte schwer ver⸗ letzt wurden.

Konstantinopel, 18. Februar. (W. T. B.) Im Stam⸗ buler Viertel Sultan Achmed ist gestern nachmittag, unweit der Stäaͤtte des großen Brandes, der im Sommer mehrere Stadt⸗ viertel eingeäschert hat, eine Feuersbrunst ausgebrochen. Der Brand nahm infolge des herrschenden Windes großen Umfang an und war gestern abend gegen 11 Uhr noch nicht gelöscht; er entfernte sich von der Hagia Sophia und nahm die Richtung auf die Moschee des Sultans Achmed und das Hippodrom; 200 Häuser, sämtlich von Muselmanen bewohnt, sollen bereits niedergebrannt sein.

Bonifacio (Korsika), 18. Februaxr (W. T. B.) Die Ge⸗ meinde Piedicroce war gestern abend der Schauplatz eines durch politische Streitigkeiten verursachten blutigen Auf⸗ tritts. Mebrere dem gegenwärtigen Gemeinderat feindlich gesinnte Wähler erschienen auf dem Blürgermeisteramt und verlangten die Vorlage der Wahllisten. Anstatt ihrem Ersuchen Folge zu geben, feuerten der Bürgermeister und vier seiner Anhänger auf die Leute Pistolenschüsse ab und versetzten ihnen Dolch⸗ stiche. Drei Personen, unter ihnen der Bürgermeister, der von einer für seine Gegner bestimmten Kugel getroffen wurde, erlitten schwere Verletzungen. Die Gendarmerie nahm fünf Ver⸗

aftungen vor. (Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten und Zweiten Beilage.)

Theater.

24. Februar 1913

Opernhaus. 48. Abonnementsvorstellung. Dienst⸗ und Freiplätze sind aufgehoben. Die lustigen Weiber von Windsor.

die Besucher im (Damen in

nach Shakespeares gleichnamigem Lustspiel von g. S. Mosenthal. Musik von Otto Nicolai. Musikalische Leitung: Herr Kapell⸗ meister Dr. Besl. Regie: Herr Regisseur Bachmann. Ballett: Herr Ballettmeister Graeb. Chöre: Herr Professor Rüdel. (Frau Fluth: Frau Hermine Bosetti vom Königlichen Hof⸗ und Nationaltheater in München als Gast.) Anfang 7 ½ Uhr.

Schauspielhaus. 49. Abonnementsvor⸗ stellung. 1812. Schauspiel in fünf Aufzügen von Otto von der Pfordten. In Szene gesetzt von Herrn Regisseur Keßler. Anfang 7 ½ Uhr.

Donnerstag: Opernhaus. 49. Abonne⸗ mentsvorstellung. Im IV. Rang sind die Dienst⸗ und Freiplätze sowie die Reservate aufgehoben. Kerkyra (Korfu). Ein Fest⸗ 82 Zwei Bilder aus Vergangenheit und

genwart von Joseph Lauff. Die zur gehörende Musik unter teilweiser

enutzung vorhandener Originalmelodien Anfang 7 ½ Uhr.

50. Abonnementsvor⸗ stellung. Der Austauschleutnant. Militärschwank in drei Aufzügen von Richard Wilde und C. G. von Negelein. Anfang 8 Uhr.

Schauspielhaus. Sonntag, Mittags 12 Uhr: 73. Kartenreservesatz. Vortrag des Herrn Dr Leopold Schmidt über „Ariadne auf Naxos“, an der Hand der von ihm verfaßten Einführung und unter gesanglicher und musikalischer Mit⸗ wirkung einiger veie gei der Königlichen Straße. Oper und der Kapelle. Brand. Drama in

Preise der Plätze: Fremdenloge 5 ℳ, Henrik Ibsen. 1. Rang⸗Loge und Sessel und Parkettsessel 4 ℳ, Parkettloge und Parkett 3 ℳ, Balkon 2 ℳ, 2. Balkon 1,25 ℳ, Galerie 0,75 ℳ. Vorverkauf an der Tageskasse des Königlichen Schauspielhauses täglich von 10 ½ 1 Uhr. Eine Vorverkaufsgebühr wird nicht erhoben.

Leichnam.

Mittwoch, Frauen.

Freitag Frauen.

Mittwoch, den

Jedermann.

von Joseph Schlar.

Schauspielhaus. 8 Uhr: Filmzauber.

Sonnabend, Philotas.

Frankfurter. Freitag: Brand.

Nachmittags 2 ½ Uhr: Auf Aller⸗ höchsten Befehl: Siebente Vor⸗ stellung für die Berliner Arbeiter⸗ schaft: Freund Fritz. Ländliches Sitteng⸗mälde in drei Akten von Erck⸗ mann⸗Chatrian. (Die Eintrittskarten werden durch die Zentralstelle für Volks⸗ woßhlfahrt nur an Arbeitervereine, Fabriken usw. abgegeben. Ein Verkauf an einzelne Personen findet nicht statt.)

Donnersta Generalsecke.

Die Eintrittskarten für den 1. Rang, das Parkett und den 2. Rang zu der am Fon: 1 G B. Fübruan n enf r h hes Küen⸗ 3 1“ 8 8 efehl stattfindenden Vorstellung Ker⸗ Königliche Schauspiele. Mittwoch: kyra (Korfu) werden nur unter der ausdrücklichen Bedingung verkauft, daß vier Akten von Hermann Sudermann. Gesellschaftsanzug ausgeschnittenen Komisch⸗phantastische Oper in vier Akten Kleidern, Herren in kleiner Uniform bezw. Frack und weißer Binde) erscheinen

Deutsches Theater. Abends 7 ½ Uhr: Der lebende Leichnam. Donnerstag: Der blaue Vogel.

Freitag und Sonnabend: Der lebende

Kammerspiele. Abends 8 Uhr:

Donnerstag: Mein Freund Teddy. und Sonnabend:

Aufführungen im „Zirkus Schumann“: 80 Stunden. 26. Februar: 1 Oedipus. Mittwoch, den 5. März:

Zerli „Mittwoch, Nach⸗ Direktion: Georg Hartmann.) Mittwoch, Berliner Theater. Mittwoch, Nach Abends 8 Uhr: Zum ersten Male: Die Frauen reisen.

mittags 3 ½ Uhr: Philotas. Der zerbrochene Krug. Große pose mit Gesang und Tanz in 4 Akten von Bernauer und Rudolph Schanzer. Donnerstag und Freitag: Filmzauber. Nachmittags Hierauf: Der zerbrochene Krug. Abends: Filmzauber.

Donnerstag und Sonnabend: Die fünf

Lessingtheuater. Mittwoch, Abends 8 Uhr: Rose Bernd. Neues Operntheater (Kroll). Sonntag, fünf Akten von Gerhart Hauptmann. . Donnerstag: Der Bund der Jugend. Freitag: Das Prinzip.

Komödienhaus. Mittwoch, Abends 8 Uhr: Die Generalsecke. in drei Akten von Richard Skowronnek.

und folgende Tage: Di

Deutsches Schauspielhaus. (Direk⸗

Adolf Lantz. NW. 7, Friedrich⸗ straße 104 104 a.) Mittwoch, Abends 8 Uhr: Der gute Ruf.

Donnerstag bis Sonnabend: Der gute jolita.

hellen Ruf.

Schillertheater. o. (Wallner⸗ theater.) Mittwoch, Abends 8 Uhr: Uriel Acosta. Trauerspiel in fünf Auf⸗ zügen von Karl Gutzkow.

Donnerstag: Uriel Acosta.

Freitag: Wolkenkratzer.

Charlottenburg. Mittwoch, Nach⸗ mittags 3 Uhr:

Mittwoch,

sangsposse in 7 Bildern von H. Salingré. Musik von G. Lehnhardt.

Donnerstag: Hedda Gabler. Freitag: Die Reise durch Berlin in

Schöne

König

(Char⸗

Deutsches Opernhaus. 34 37.

lottenburg, Bismarck⸗Straße

Hierauf: lustigen Weiber von Windsor.

Lustspielhaus. (Friedrichstraße 236.) Mittwoch, Abends 8 ¼ Uhr: Majolika. Mittwoch, Abends 8 Uhr: Schwantk in drei Akten von Leo Walther Frank Gittelson (Violine).

Schauspiel in Stein und Ludwig Heller. Donnerstag und folgende Tage:

Residenztheater. Mittwoch, Abends Zum 8 Uhr: Die Frau Präsidentin. dame la Présidente.) Schwank in drei Akten von M. Hennequin und P. Veber. Donnerstag und folgende Tage: Die 7 Frau Präsidentin. 8

Wallensteins Tod. Schönfeld.) Mittwoch, Abends 8 Uhr: Trauerspiel in fünf Aufzügen von Friedrich Puppchen. Posse mit Gesang und Tanz Schõ Schiller. Abends 8 Uhr: Die Reise in drei Akten von Curt Kraatz und Jean ne durch Berlin in 80 Stunden. Ge⸗ Kren. Gesangsterte von Alfred Schönfeld. Verlobt: Frll. Musik von Jean Gilbert. Donnerstag und

Puppchen.

Trianontheater. (Georgenstr. nahe Verehelicht: Bahnhof Friedrichstr.) Mittwoch, Abends EE“ 8 Uhr: Wenn Frauen reisen. spiel in vier Akten von Mouezy⸗Eon Geboren: Ein Sohn:

und Nanceyv. Donnerstag und folgende Tage: Wenn

Klindworth⸗Scharwenka⸗Sual. Konzert von

Ma⸗ Birkus Schumann. Mittwoch,Abends 7 ½ Uhr: Große Galavorstellung. Auftreten sämtlicher Spezialitäten. schluß: Der unsichtbare (Ma- Mensch! Vier Bilder aus Indien. Zirkus Busch. Mittwoch, Abends Uhr: Große Galavorstellung. Zum Schluß: Die große Prunk⸗ pantomime: „Sevilla“.

Thaliatheater. (Direktion: Kren und .—m.1u1muNuN

Familiennachrichten.

Marie⸗Josephine von Blücher mit Hrn. Leutnant Wilhelm Grafen zu Solms⸗Sonnenwalde (Schloß Sonnenwalde). Frl. Gisela von Gentil de Lavallade mit Hrn Gustav von Schmeling⸗Güdenhagen (Dresden). Legationssekretär Eckart von Bonin mit Frl. Anni von Eisenhart⸗Rothe 16“ rn. Re⸗ gierungsrat Dr. Schlottmann (Berlin⸗ Dahlem). Hrn. Landrat Friedrich von Winterfeld (Kyritz). Hrn. Haupt⸗ mann Hellmuth von Seeler (Spandau).

folgende Tage:

Lust⸗

1 b Abends Donnerstag: Tiefland. von

Freitag: Die lustigen Weiber Windsor. 1 8 Sonnabend: Eugen Onegin.

udolf

Uhr:

Montis Operettentheater. (Fruͤher:

Abends

Neues Theater.) Mittwoch, Operette

8 Uhr: Der liebe Augustiu.

liebe Augustin.

Theater des Westens. (Station: Zoologischer Garten. Kantstraße 12.) Mittwoch, Abends 8 Uhr: Die beiden Husaren. Operette in drei Akten von Léon Jessel. beiden Husaren. .

EEö (Violine).

Mittwoch, Abends 8 Uhr: Die Studenten⸗ gräsin. Operette in drei Aufzügen. Musik

von Leo Fall. Donnerstag und folgende Tage: Die

Studentengräsin.

mann.

Lustspiel

*

Königl. Hochschule für Mustk. Mittwoch, Abends 8 Uhr: Konzert von Ary van Leeuwen (Flöte).

Singakademie. Mittwoch, Abends j i in drei Akten von Leo Fall. 8 Uhr: Liederabend von Fanny Opfer. Gel⸗

8,8 28 „Pn 15462 8* 8 Donnerstag und folgende Tage: Der Mitw.: Am Schwengels (Schwengels).

. nds 7 ör:

fünf Akten von

Professor Emil Prill. Klavier: R. Kursch.

1 Blüthner⸗Saal. Mittwoch, Abende Theater 8 Nollendorsplatz. 8 Uhr: Liederabend von Lilly Hoff⸗ des öffentlichen

Sonnabend, Nachmittags 3 Uhr: Kabale Rossi (Violine) und 1““ siuamn (Klabler).

Hrn. Rittmeister Ernst August von rese (Oldenburg i. Gr.) Frn. berleutnant Günter von Waldow

(Oldenburg i. Gr.). Eine Tochter:

Hrn. Professor Grafen Vitzthum

8— Hrn. Oberleutnant Fritz rhrn. von Wilmowski (Schwedt a. O.). Hrn. Leutnant Werner Frhrn. Grote

Halberstadt). 1 8 storben: Hr. Adolf von Restorff⸗

Konzerte.

Verantwortlicher Redakteur:

Saal Bechstein. Mittwoch, Abende li ttenburg. 7 ½ Uhr: 2. Klavierabend von Theophil Direktor Dr. Tyrol in Charlo Demetriescu.

Verlag der Expedition (Heidrich) in Berlin.

Druck der Norddeutschen Buchtrucere 9

. 8 Uhr: 2. (letztes) Konzert von Elly Donnerstag und folgende Tage be Ney. Miltw.: Willy von Hoogstraten

Zehn Beilagen (einschließlich Börsenbeilage und G zeichenbeilage Nr. 14 A u. 14 B sowie die Inhaltsangabe zu 9

Anzeigers 822 schließlich der unter Nr. 8 be. öffentlichten Bekanntmachungen“, duf

Harmoniumsaal. Mittwoch, Abends treffend Kommanditgesellschaften 2 8 Uhr: Sonatenabend von Margherita Aktien und Aktiengefellschafg. Fe⸗

Marie Schüne⸗ die Woche vom 10.

114. Sitzung vom 17. Februar 1913, Nachmittags 1 Uhr. (Bericht von „Wolffs Telegraphischem Bureau“.)

Auf der Tagesordnung steht die Fortsetzung der zweiten Be⸗ ratung des Entwurfs eines Gesetzes, betreffend bdie Fest⸗ stellung des Reichshaushaltsetats für das Rechnungs⸗ jahr 1913, und zwar „Etat für die Reichspost⸗ und Tele⸗ graphenverwaltung“.

Ueber den Anfang der Sitzung ist 1 8 Nummer d. Bl. berichtet Se g ist in der gestrigen

Abg. Zubeil (Soz.) fortfahrend: Für die Beamten hat der Staatssekretär stets nur de er sen und schließlich eine Absage. Als die Assistenten 300 Zulage haben wollten, wurden sie auf den Weg der Unterstützung verwiesen. Das Prinzip des Staatssekretärs ist sparen, sparen und nochmals sparen, aber an unrechter Stelle sparen, nach unten. Daher kann die Beamtenschaft dem Staatssekretär einen Dank nicht abstatten. Der Staatssekretär ist ja Junggeselle, er bezieht ein Gehalt von 44 000 ℳ. Ich möchte ihm vorschlagen, ein oder zwei Jahre auf 40 000 zu⸗ gunsten der Unterbeamten zu verzichten und einmal zu versuchen, mit 4000 auszukommen. Dann würde er wohl sein zugeschnürtes Herz den Unterbeamten öffnen, die mit Gehältern von 1100 bis 1300 für Frau und 7 Kinder sorgen müssen. Das Sparsystem in der Postverwaltung geht so weit, daß in allen Post⸗ ämtern die Stellen nicht genügend besetzt werden können und die Beamten überlastet sind. Es gibt wohl keine andere Behörde im ganzen Deutschen Reich, wo derartige Verhältnisse herrschen. Die ge⸗ hobenen Unterbeamten müssen feste Unterlagen für ihre Be⸗ schäftigung erhalten, da sonst bei den anderen Unterbeamten Un⸗ zufriedenheit entsteht. So sollte man das Sortiergeschäft ganz diesen zuwersen. Jetzt ist der Unterschied zwischen Unterbeamten und mittleren aufgehoben. Alles Nichtstandesgemäße müssen die Unter⸗ beamten tun. Auch der Bahndienst könnte ganz von den Unter⸗ beamten übernommen we den. Durch Ersetzen der Assistenten durch gehobene Unterbeamte könnten auch hier Ersparnisse gemacht werden. Die so frei werdenden mittleren Beamten könnten den Schalterdienst entlasten. Aber der Staatssekretär nimmt die U berschüsse in Empfang und denkt nicht an die Notschreie der Beamten. Aüch die Ent⸗ lohnung der Telephon⸗ und Telegraphenarbeiter ist ganz unzulänglich. Die Festsetzung der Löhne wird einfach den Bezirkschefs überlassen. Hier müßte doch wie bei anderen Beamten eine gleiche Grundlage geschaffen werden. So ist aber der Willkür Tür und Tor geöffnet. Vielfach werden den Beamten auch die Sonn⸗ und gesetz⸗ lichen Feiertage nicht bezahlt, trotzdem sie nicht nach Hause mrückkehren können. Ein Ausgleich hierfür würde dem Deutschen Reiche höchstens eine halbe Million kosten. Die Vorarbeiter müssen noch dazu ein Examen machen und den Diensteid leisten. Hinsichtlich der Bezüge bleiben sie Arbeiter. Sobald sie krank werden, verlieren sie ihren Tagelohn und erhalten nur Krankengeld. Anständige Privatbetriebe ersetzen wenigstens den Ausfall zwischen Lohn und Krankengeld. Die Ar⸗ beiter in den Postzeugämtern müssen denen in den anderen staat⸗ lichen Betriebswerkstätten gleichgestellt werden. Es ist auch un⸗ gerecht, Arbeiter, wenn man sie nicht mehr als dienstfähig erachtet, einfach aufs Pflaster zu werfen und der öffent⸗ lichen Armenpflege zu überliefern. Mindestens müßte man sie in die Betriebkrankenkassen aufnehmen und eine Famtilienver⸗ sorgung für sie schaffen. Auch der Wunsch nach einer Kleiderkasse ist gerechtfertigt. Die Postbausekretäre wünschen, den mittleren Postbeamten in allem gleichgestellt zu werden, ebenso wünschen sie, daß ihr Diätariat zur Anrechnung kommt. Alle Gesuche der Postbausekretäre an das Reichspostamt und an den Reichskanzler sind abschlägig beschieden worden oder ohne Antwort geblieben. Sie wollen mindestens die Anrechnung des sechsjährigen Diätariats auf die Dienstzeit. Die Postverwaltung hat versprochen, eine besondere Laufbahn für diese Beamtentategorien einzurichten; hoffentlich bleibt sie in den Erwägungen daruͤber nicht gar zu lange stecken. Die Post⸗ und Telegraphengehilfinnen sind die einzigen Beamten in dieser Verwaltung, die nicht auf eine lebens⸗ längliche Anstellung zu rechnen haben. Das Reichepostamt stützt sch bei seiner ablehnenden Haltung darauf, daß sie bei Ver⸗ heiratung aus dem Dienste scheiden. Das ist richtig, braucht aber doch kein Hindernis zu sein; man könnte doch vereindaren, daß im Falle der Verheiratung die Unkündbarkeit fortfällt. Der weitere Ein⸗ 5 daß sittliche Verfehlungen zu ihrer Entlassng führen könnten, f8 auch nicht stichhaltig; zur unkündbaren Anstellung würden sie 1 nehin erst mit 27 Jahren gelangen und bis dabin werden sie sich soch wohl, von ganz vereinzelten Ausnahmen abgesehen, die Hörner 5 abgestoßen haben. Auch die männlichen Beamten sind doch süht alle Engel; auch da sind schon sebr schwere sittliche Ver⸗ 8 ungen konstatiert worden. Von den 20 000 jetzt angestellten ütgen sind annähernd 7000 etatsmäßig angestellt; zirka 1000 sceiden jährlich aus; es wird also immer nur ein kleiner Teil für 86 unkündbare Anstellung in Betracht kommen. Heute gebt doch 8 i zumns Mädchen zur Telephonie in der Postverwaltung über 8. 1s Hoffnung, dermaleinst fürs Leben versorgt zu sein. 8 Männer, die eine Telephonistin zur Frau nehmen, bedauere ich süe. denn eine gesunde Frau bekommen sie nicht, dazu ist der Dienst s körperlich viel zu anstrengend. Mit Hilfe der Oeffentlichkeit ů8 86 doch wohl endlich gelingen, die Postverwaltung zu zwingen, 8 erechtigten Wünschen zu entsprechen. Die Markenverfäuferinnen tkommen für ihren Dienst, den sie in ihrem Vugelkäfig ohne Be⸗ ngung und ohne Luft tun müssen, täglich 2,70 ℳ; sie müssen ün estens 3 erhalten. Es ist nicht wahr, daß diese Damen 8 8 Witwen von Postbeamten sind und Pension beziehen. e.7 ekommen sie 10 Tage, aber nachher müssen sie die Zeit f einbringen, indem sie Kolleginnen vertreten müssen, die d e Urlaub gehen. Schon 1896/97 wurde die Postverwaltung 8— ner Nachweisung über die Verteilung der Unterstützungs⸗ Uc aufgefordert. Aus der Nachweisung ergab sich, daß im nrn- chen Durchschnitt einer von 14 Postboten 10, ein Direktor aber 10 erhtelt. Wir sollten abermalige Nachweisung dieser Art tofrn denn die Assistentenklasse erhebt andauernde Klagen über die ringfügigkeit der Unterstützung. Aus welchen Fonds bveziehen die zervostdirektoren und Postinspektoren ihre Vergütungen? Höhere nn n dabei überall genügend vorhanden, aber an Assistenten iften erbeamten fehlt es; es gibt bald mehr Aufsichtsbecamte als cuf eeen an der deutschen Postverwaltung. Ich verweise speziell 8 L Kißstände in Gießen, die trotz aller Beschwerden auch von Bei verpostdirektion in Darmstadt nicht abgestellt worden sind. drank en mittleren wie bei den Unterbeamten ist die eehcter von Jahr zu Jahr im Steigen; das schafft die 8 8 tung mit der Erklärung leichthin aus der Welt, daß zwar Nach rankenziffer groß, die Sterbeziffer aber klein sei. Pöe er Postordnung werden aber erkrankte Beamte nach einem gerbetafer den, Ruhestand versetzt; da ist es kein Wunder, wenn die n. 8. klein ist; es sterben dann nicht die Postbeamten, sondern dess ütfer der Postverwaltung. Die Aufsichtsbeamten, die Ober⸗ d Postsekretäre erhalten für ihre Ueberstunden zu Weih⸗

nachten, obwohl sie sich nur eben in der Weihnachtszeitlein wenig die Finger beschmutzt haben, aber sofort nach Neujahr wieder hinter der

ront verschwinden, 70, 60, 50 Gratifikation, die Arbeitsbienen aber zum größten Teil nichts oder, wenn es hoch kommt, 10 ℳ. Mit der Arbeitskraft und Arbeitszeit der Unterbeamten wird vielfach der schlimmste Mißbrauch getrieben, insbesondere durch Heran⸗ ziehung zum Nachtdienst. Das alte Sprichwort, „das Pferd, das den Hafer verdient hat, kriegt ihn nicht zu fressen“, gilt auch von der Post. Die oberen Beamten tragen immer den Löwen⸗ anteil der Vergünstigungen davon. Bei der Postkrankenkasse werden, ganz im Gegensatz zu den Bestrebungen der bürgerlichen Parteien 8* der Regierung, die Geburtenziffer zu heben, die kinderreichen Beamten gestraft, indem man denjenigen, die mehr als vier Kinder haben, noch einen Extrabeitrag von 25 monatlich auferlegt. Auch sonst ist diese neue Postkrankenkasse ganz unzulänglich ausgestaltet; man kann ihr höchstens die Landkrankenkassen an die Seite stellen. Die Leistungen der Kasse hören für die Beamten mit der 26., für die Angehörigen mit der 13. Woche auf! Jede Hilfeleistung bei Kindern, die mit Bildungsfehlern zur Welt kommen, wird versagt. Einen Reservefonds anzusammeln, ist jeder einzelnen Bezirkskasse vor⸗ geschrieben; das ist selbstverständlich nicht zu beanstanden, wohl aber, daß daneben noch ein Zentralreservefonds angesammelt werden muß. Für Erholungszeiten, wie das Zentrum wünschte, ist nicht der Fonds da; dafür muß die Verwaltung mit anderen Mitteln sorgen. Keine Spur von Selbstverwaltung in dieser Kasse! Das ist bei einem Mann wie dem jetzigen Staatssekretär auch kein Wunder. Der Vor⸗ sitzende der Kasse wird nicht gewählt, sondern einfach von der Post⸗ verwaltung ernannt und verfügt über die Hälfte der Stimmen. Die Verwaltung hat stets eine Stimme über der Majorität. Hätte man den Beamten die Selbstverwaltung gewährt und sich nur das Aufsichts⸗ recht vorbehalten, so wäre die Kasse schon längst überfüllt gewesen. Ich kann mir schon denken, wie die Dinge laufen werden. Erst wird ein sanfter Druck ausgeübt werden, dann ein stärkerer und schließlich werden die Beamten in die Kasse gepreßt werden. In Cöln liegt ein Buch auf, wo jeder Beamte den Änfang und das Ende der Zeit eintragen muß, wo er seine Notdurft verrichten muß. Der Staatssekretär sollte einmal dies Buch einsehen. Die Verwaltung sollte sich schämen, so etwas gutzuheißen. Während der bekannten Grubenkatastrophe sind junge, in der Ausbildung begriffene Telegraphenbeamte in unerhörter Welse überanstrengt worden. Die älteren Beamten haben sich dagegen gesträubt, die jungen mußten es sich gefallen lassen. Was nützt den Beamten der Dank der Verwaltung? Sie haben nicht die geringste Ent⸗ schädigung erhalten. Die Telegraphenanwärter bitten, daß ihnen nicht eine junge Telegraphistin als Aufsichtsdame bestellt wird.

chlimm genug, daß diese Beamten sich noch an Abgeordnete wenden müssen, um Abhilfe zu erlangen. Die Briefträger in Weißensee müssen in ihrer freien Zeit Kästen leeren, Bindfaden knüpfen usw. as ist keine Beschäftigung für einen Briefträger. Das Publikum betrachtet dies Kastenleeren als eine Strafe für die Briefträger. Den Dienstplan in Weißensee kann ja der Staats⸗ sekretär unangemeldet sich persönlich ansehen, er kann mit seinem Zweispänner oder mit seinem Auto hinfahren und sich überzengen, wie schlimm es damit ist. Das System ist, daß nach unten gespart und nach oben verschwendet wird. Die Reviere in Weißensee sind viel zu ausgedehnt, die Briefträger treffen mitunter 25 Minuten später wieder ein, als es der Dienstplan vorschreibt. Eine Besserung ist trotz einer Beschwerde des Bürgermeisters bis heute nicht ein⸗ getreten. Das Publikum ist doch nicht der Post wegen, sondern die Post des Publitums wegen da, das scheint aber die Ver⸗ waltung zu vergessen. Eine Abhilfe wäre leicht möglich, wenn ein einziger Bestellgang mehr eingeführt würde. In Weißensee besteht für die eine 69 stündige Dienstzeit in der Woche. Der Postinspektor hilft den Beamten nicht, sondern verhängt Geldstrafen bei geringen Vergehen. 5 Minuten zu spät kommen wird mit 1 geahndet. Der Postinspektor ist auch Jung⸗ geelc und hat kein Verständnis für seine Unterbeamten. Beschweren ich mehrere Beamte, so hält er das für ein Komplott und droht mit Anzeige bei der höberen Stelle. Die hygienischen Verhältnisse in Weißensee lassen ebenfalls zu wünschen übrig. Für 40 Unterbeamte stehen 5 Handtücher 14 Tage lang zur Verfügung! Der Staats⸗ sekretär möge selbst nach dem Rechten sehen; die Oberpostdirektion tut nichts. Auf dem Postamt 48 in Berlin 8 der Oberpostsekretär Stöpsel sämtliche Unterbeamte zum Sacktragen herangezogen Ich habe den Sackwagenplan auf den Tisch des Hauses niedergelegt. Der Beamte muß 18 Pläne zu Hause auswendig lernen. Wer diese Pläne nicht lernen kann, dem wird von Stöpsel eröffnet daß er es in seiner dienstfreien Zeit auf dem Amt erlerne. Wer das nicht lerne, sei zu dumm und müsse sich darauf vorbereiten, woanders Dienst zu finden. Ich möchte den Staatssekretär bitten, dem Stöpsel aufzugeben, diese 18 Pläne in 8 Tagen auswendig zu lernen, lernt er sie nicht, so mag er ihm sagen, er sei zu dumm und habe in der Post nichts zu suchen. So etwas kann nur im Reiche Kraetke vorkommen, weil der Staatssekretär sich zu wenig um die Oberpostdirektionen kümmert und sie schalten und walten läßt. Auf dem Postamt 12 sind die Telegraphenbeamten überlastet; alle müssen die vorgeschriebene Zeit überschreiten. Für 6 Apparate sind nur zwei Beamte vorhanden; es müßte unbedingt eine Aushilfe an⸗ gestellt werden. In einem Orte Schlesiens, in Paschkau, spekuliert und fabriziert der Postdirektor Patente, statt sich um seinen Dienst zu kümmern, und infolgedessen geht alles drunter und drüber. Die Oberpostdirektion ist nicht dagegen eingeschritten. Zu Klagen geben auch die Briefbeutel auf dem Postamt 17 Ver⸗ anlassung. Die Säcke kommen in einem Zustande an, der jeder Beschreibung spottet; ist dem Staatssekretär nicht der Gedanke gekommen, daß mit den Briefschaften aus diesen Säcken an⸗ steckende Krankheiten übertragen werden? Sollten die Säcke nicht, bevor sie Berlin verlassen, im Schüttelwerk gereinigt werden? Vergeblich haben sich die Wagenführer wegen wollener Decken für den Winter an die Oberpostdireklion gewandt. Diese hat das abgelehnt und sie auf Friesdecken verwiesen die recht hübsch warm hielten. Das wußten die Wagen⸗ führer selbst. Das ist die soziale Fürsorge der Postverwaltung! Die dirsesch4he für Postbeamte werden häufig trotz An⸗ weisung der Postverwaltung nicht voll verteilt, was manche kinder⸗ reiche Familien Not leiden läßt. Dagegen erhalten häufig besser⸗ besoldete Beamte Unterstützungen, sogar solche, die von Hause aus schon vermögend sind. Wenn Beamte auf Postämtern, deren Ver⸗ hältnisse ich hier zur Sprache gebracht habe, irgendeine Bitte haben, dann wird ihnen häufig gesagt, wenn man es ihnen abschlägt, das habt ihr Zubeil zu verdanken, oder man sagt ihnen, wendet euch doch an Zubeil. Bei sich denken die Herren natürlich, der Zubeil kann uns den Buckel runter rutschen. Man sollte bei der Verteilung von Gratifikationen den oberen weniger und den unteren Beamten mehr geben. Aber die Postdirektoren führen häufig eine Günstlingswirtschaft. Seit der Zusammenlegung der kleinen Post⸗ ämter kann man vielfach von Postämtern nicht mehr reden. Sie sind zu Fabrikbetrieben geworden, in denen man dementsprechend auch die halbstündige Frühstückszeit eingeführt hat. Anderseits wird gar nicht sparsam umgegangen, so findet man an manchen Stellen auf zehn Beamte einen Aufsichtsbeamten. Die Arheitszeit der Unterbeamten wird jedoch ständig verlängert. Die Krankenbücher in einigen Postämtern sind direkt zu schwarzen Listen geworden. Auch gibt die Tätigkeit der Postvertrauenbaͤrzte zu allerlei Beschwerden

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Anlaß. Unglaublich ist auch das Verhalten der Postverwaltung bei Unfällen im Dienst. In einem Falle wurde ein solcher nur als das Auslösen einer schon lange bestehenden nervösen Er⸗ schöpfung dargestellt. Auch ist es beschämend, daß Beamte ihre Ansprüche erst durch kostspielige Prozesse erkämpfen müssen. Eine Reihe von Postbeamten lassen durch den Transportarbeiter⸗ verband um Vergrößerung der zur Expedition der Pakete bestimmten Rãume und um Einwirkung auf die Geschäftswelt, die Pakete früh⸗ zeitiger aufzuliefern, bitten. Ich hoffe, daß der Staatssekretär wenigstens den Wünschen der Unterbeamten Rechnung trägt, damit ich im nächsten Jahre nicht so viel Beschwerden vorzubringen brauche.

Abg. Kiel (fortschr. Volksp.): Ich hoffe, mir den Dank des Hauses gleich von vornherein dadurch zu erwerben, daß ich meine Lunge nicht so anstrenge wie mein Vorredner. Wenn alle Beamten⸗ wünsche erfüllt würden, müßten neue Steuern eingeführt werden, so meint der Staatssekretär Kraetke. Staatssekretär Kühn glaubt sogar daß dann auch die anderen Beamten kommen. Das ist anzunehme

ber wenn man ihnen alles verteuert, muß man ihnen auch die nöttgen Mittel zur Verfügung stellen. Es ist deshalb nötig, di Steuern von den Besitzenden und nicht von den armen Leuten z nehmen. Man nennt unsere jegige Steuerpolitik direkt eine Steue auf den Hunger. Der Abg. Zubeil hat aber einiges Beherzigens werte gesagt. Die Bausekretäre sind Beamte, die häufig 50 Jahre alt werden, bevor sie angestellt werden. Sie müßten also 88 Jahr mindestens alt werden, um in den Genuß der vollen Pension zu ge langen. Die Worte meines Freundes Hubrich über die Stellung de Beamten zur Sozialdemokratie haben in diesen Kreisen lebhafte Zu stimmung gefunden. Sie mögen noch so unzufrieden sein, Sozial demokraten werden sie nicht, schon aus Klugheit nicht Dagegen bin ich nicht der Meinung wie der Abgeordnete Zubeil, daß das Vorbringen von Klagen hier nichts nützt. Ich

laube sogar, daß auf die Wünsche des Reichstags gehört wird.

as Recht der Petition behalten sich unsere Beamten unter allen Umständen vor. Im vorigen Jahre hat der Staatssekretär ausgeführt, es liege nicht in den Wünschen der deutschen Bundesfürsten, daß mit ihrem Privilegium der Portofreiheit Mißbrauch getrieben werde; ich bin auch überzeugt davon, daß dies die Anschauung auch der Post⸗ verwaltung ist. Es liegen mir aber wiederum einige urkundliche Beweise für den Mißbrauch vor, der mit dem Vermerk „Fürstliche Angelegenheit“ und somit mit der Portofreiheit getrieben wird; alle Zusagen des Staatssekretärs auf diesem Gebiete sind also nicht in Erfüllung gegangen. Beim Poftscheckgeset stoßen die Kom⸗ missionsvorschläge auf einen bedauerlichen Widerstand der Ver⸗ waltung; fast scheint es, als ob letztere die Interessenten aushungern will. Auch in diesem Falle wird der anfängliche Ausfall durch Herabsetzung der Gebühren sehr bald durch die Zunahme des Verkehrs mehr als ausgeglichen werden. Wir haben bisher nur

3 Postscheckämter; das ist viel zu wenig. Insbesondere bedarf die große Handelsstadt Bremen eines solchen Amtes; die Bedeutung des Norddeutschen Llovd und die Tatkraft der Bremer Bürgerschaft sind Argumente genug dafür. Auf dem nächsten Weltpostkongreß 1914 in Madrid. sollte der Vorschlag der Einführung eines Weltpennyvortos auch die Unterstützung Deutschlands finden. Eine Einheit der Gewichtstaxe für Briefe sollte endlich zustande gebracht werden dem Meistgewicht von 20 g stehen z. B. in IJtalien immer noch 15 g gegenüber, und das zu erlegende Straf⸗ porto stellt eine für den Verkehr sehr unbequeme Belästigung dar. § 8 der Postordnung, der von den Drucksachen handelt, ist von an⸗ sehnlicher Länge, 4 Seiten, aber er ist nicht verständlich; man weiß nie, ob es sich bei seinen Bestimmungen um gedruckte Sachen oder mit der Schreibmaschine hergestellte Sendungen handelt. „Waren⸗ proben ohne Wert“ ist eigentlich ein Widerspruch in sich, jede Ware

bat einen gewissen Wert. Man sollte einfach „Warenproben“ sagen. Die der Barfrankierung entgegenstehenden Schwierigkeiten scheint die Verwaltung doch zu überschätzen. Man braucht doch wirklich den Stempel nur lauten zu lassen: „mit 3 frankiert“ oder zmit 10 frankiert“, oder man sollte dem bayerischen Beispiel folgen; es ist doch gleich, ob eine Marke mit auf dem Briefe ist oder nicht. Die Brieftelegxramme haben sich sehr bewährt sie sind eine vorzügliche Einrichtung, und man sollte auf Maßregeln zu ihrer Ausdehnung Bedacht nehmen; in dieser Hinsicht bietet eine vorzügliche Eingabe des Handelsvertrags⸗ vereins wertvolle Fingerzeige. Die Telephonverbindung mit England fehlt uns immer noch; hier wäre eine ausgezeichnete Gelegenheit, die deutsche Annäherung an England weiter zu vervollkommnen, die deutsch⸗englische Telephonverbindung wäre das äußere Zeichen dieser engeren Annäherung. Technische Unmöglichkeiten gibt es da nicht; die deutsche Industrie wird ein solches Kabel schaffen, wenn die deutsche Postverwaltung es verlangt. Die 1⸗Kilopakete zu ermäßigter Taxe müssen endlich zugelassen werden; es ist das eine dringende Forde⸗ zung des Handelsstandes. Die 2 ₰⸗Postkarte oder doch die 3 .⸗ Postkarte im Ortsverkehr muß ebenfalls wiederkommen. Die bezüglichen Eingaben der Handelskammern an die Reichspostverwaltung sollten etwas mehr Beachtung finden. Jubiläumsmarken für 1913 sollte die Verwaltung doch herausgeben; es handelt sich darum 25 Jahre einer Friedensregierung nach außen zur Geltung zu bringen. Ich würde mich freuen, wenn der Staaͤtssekretär antwortet, er habe diesen P lan schon längst in Aussicht genommen, oder er würde meiner vhüeeun Folge leisten. Der Abg. Wendel schlägt schwarzblaue Mar en vor, um nach außen unsere Reichspolitik zu kennzeichnen. Das wäre nicht gut, lassen wir es deshalb bei der alten Farbe. Ich bin überzeugt, daß solche Jubiläumsmarken, wenn sie über die Meere gehen, dassesbe wie unsere Kriegsschiffe wirken.

Vizepräsident Paasche: Ich möchte doch den nächsten Her⸗ Redner bitten, hier nicht auf alle Gebiete des Postwes f Gebiete des Postwesens so genau

Abg. Kuckhoff (Zentr.): Die Sozialdemokratie glaust viel⸗ leicht, wenn ihre Redner hier Stunden lang sich über die Verhält⸗ nisse der Unterbeamten aussprechen, deren Sympathie zu gewinnen. Aber unsere Beamtenschaft ist nicht so dumm, daß sie auf diesen Leim kriecht. Was nützt es ihr, wenn diese Partei hier Stunden lang redet und dann ihnen das Gehalt nicht bewilligt. Ebenso ist es, wenn ein anderer Redner hier eine Stunde lang Simplizissimuswitze vo bringt. Wir wollen der Regierung darlegen, was das deutsche Volk von seinen Postbeamten wünscht, und was es für sie tun will. Ich muß Protest einlegen, wie der Abg. Wendel hier über das Dienstverhältnis zwischen Behoͤrde und Beamten gesprochen hat. Dies ein Sklavenverhältnis zu nennen, ist eine Beleidigung für die deutsche Beamtenschaft. Der Beamte muß allerdings wissen was er der Nation schuldet. Dieses Pflichtgefühl wird aber durch die Agitation der Sotialdemokraten untergraben. Der Abg. Wendel hat ja die Nachfolgerschaft des Staatssekretärs Kraetke abgelehnt. Frankreich lehrt uns aber, wie die sozialistischen Gedanken mit dem Aufsteigen der Sozialdemokraten nach oben schwinden. Briand erklärte, daß die Freiheitegelüste der Beamten selbst gegen das Gesetz gebrochen werden müßten. Dringen müssen aber darauf, daß die Regierung endlich die Beschlüsse der Budgetkommission auf Regelung der Besoldungsverhältnisse ausführt. Was soll geschehen, wenn die Regierung unsere Forderung ablehnt Die Verbitterung würde immer tiefer und tiefer in der Beamtenschaf werden. Es ist nicht liebenswürdig von dem Staatssekretär, daß er i dieser kitzlichen Frage immer den Schatzsekretär vorschickt. Die E

füllung der berechti ten der Beamten d lae haben