1913 / 43 p. 5 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 18 Feb 1913 18:00:01 GMT) scan diff

IZlustizminister Dr. Beseler:

Meine Herren! Der Bauplan für das Amtsgericht und Landgericht Aachen ist ausgearbeitet, und die Justizverwaltung wird die erste Rate beim nächsten Etat anmelden. (Bravo!)

Abg. Dr. Schifferer (nl.): Im vorigen Jabre habe ich auf die Notwendigkeit eines N ubaues für das Amtsgericht in Tondern hingewiesen und um die Regelung der Bauplatzfrage gebeten. Leider enthält dieser Etat noch keine Forderung für den Neubau. Bet diesem bitte ich auch, auf Dienstwohnungen für die Richter Bedacht zu nehmen.

Ein Regierungskommissar: Die Notwendigkeit einer Dienstwohnung für den aufsichtführenden Amtsrichter in Tondern ist anerkannt, und die Wohnung wird in dem Neubau des Gerichts vor⸗ handen sein. Für diesen Neubau ist ein Projekt in der Bearbeitung begriffen, ich kann aber noch keme bindende Auskunft geben, wann die erste Baurate gefordert werden wird.

Abg. Dr. Liebknecht (Soz.): Schon vor 6 Jahren ist von

der Regierung eine Reform des richterlichen Disziplinarverfahrens als notwendig anerkannt worden, seitdem haben wir aber nichts davon gehört. Ich würde es daher für richtig halten, nach eisässischem Muster die Verhält, isse der Ass ssoren besonders zu regeln, weil sie bald richterliche, bald Verwaltungsfunktionen auszuüben haben. Eine genügende Entlohnung der Richter ist notwendig, wenn nicht Mißmut in deren Kreisen entstehen soll. Den Schmutz in Wort und Bild wollen auch wir bekämpfen, aber nicht durch Gericht und Polizei, sondern durch einen Selbstreinigungsprozeß im Volke. Jeden⸗ alls dürfen nicht politisch unbequeme Dinge unter dem Deckmantel der Bekämpfung des Schmutzes in Wort und Bild von den Gerichten verfolgt werden. Bei der lex Heintze konnten sich die reaktionaͤren dunkelmännerischen Bestrebungen nicht darin zurückhalten, die Gelegenheit zu einem Vorgeben gegen die freie Kunst auszunutzen. Der für unzüchtig erklärte Roman von Hyan schiedert die realen Ver⸗ hältnisse, er kann wohl abschreckend, aber nicht verführend wirken. Die Gerichte haben den Verleger des Romans freigesprochen und sich damit als nicht so engherzig erwiesen, aber trotz der Freisprechung wurde der Roman nicht freigegeben, weil die ganze Auflage bei irgendeinem anderen Verfahren gegen einen Buchhändler war. Diese Beschlagnahme dauert nach unserem Gesetz in inkinitum. Die Staatsanwaltschaft sollte darauf sehen, daß solche widersprechenden Verfahren nicht nebenetnander herlaufen. Wenn neben dem Buch⸗ händler auch der Verfasser mitangeklagt worden wäre, hätte ein solches unliebsames Ve fahren nicht vorkommen können. In dem Fall, wo eine Frau mit ihrem Kinde inhaftiert worden ist, kann der Minister nach seiner Ertlärung nichts tun; er meinte, die Frau hätte Strafaufschub verlangen können, und das habe sie nicht getan. Woher soll eine solche Frau das wissen, die Justizverwaltung selbst hätte die Frau auf die Möglichkeit des Strafaufschubs aufmerksam machen müssen. Der Redner beschwert sich wieder über die Eintragung von Vereinen mit wirtschaftlichen Zwecken in das Vereinsregister und über die Beeinflussung der Gerichte durch den Minister des Innern. Man gebe alle die betreffenden Vorgänge zu und sträube sich lediglich gegen das Wort „Klassenjustiz“. Die Klassenjustiz folge allerdings aus der menschlichen Unvollkommenheit, aus dem mangelnden Ver⸗ ständnis der einen Klasse für die andere Klasse, aber sie sei auch eine soziale Krankheit, die nur unter den herrschenden Klassengegensätzen möglich sei. Die Sozialdemokraten hetzten nicht, sie führten nur einen Befreiungskrieg.

Wirklicher Gehelmer Oberjustizrat Fritze: Der Minister des Innern hat nicht daran gedacht, sich mit seiner Autorität an die 1100 Amtsgerichte zu wenden, er hat nur an die ihm unterstehenden Verwaltungsbehörden Anweisungen gegeben. Diese sind toto die in der Lage, an die Gerichte Anregungen zu geben. Wenn die Gerichte solchen Anregungen folgen, so tun sie es auf Grund eigener Prüfung, nach Pflicht und Gewissen. .

Abg. Dr. König⸗ECrefeld (Zentr.) wünscht eine Vergrößerung des Landgerichtsbezirks Crefeld durch Zuteilung einiger werteren Amts⸗ gerichtsbezsirke, wodurch der Landgerichtsbezirk Kleve nicht lebens⸗ unfähig werden würde, sowie die Errichtung eines Amtsgerichts in Homberg.

8II8 813838“

Meine Herren! Mein Versprechen, das ich damals abgegeben habe, habe ich keineswegs unberücksichtigt gelassen. Es hat sich aber das, was damals geplant wurde, bisher erst verwirklichen lassen hin⸗ sichtlich des Amtsgerichts Emmerich, welches zum Landgericht Kleve veriegt ist. Daß Süchteln über kurz oder lang ein Amtsgericht er⸗ halten müsse, ist meine Ansicht. Die Sache ist neuerdings geprüft; da hat sich nicht ergeben, daß schon genügender Arbeitsstoff für das Gericht zusammenzubringen sei. Was Homberg anlangt, so sind die Verhältnisse dort noch im Flusse. Man muß daher abwarten, wie sie sich weiter entwickeln werden. Aber jedenfalls bleibt es dabei bestehen, daß der Gedanke, den Landgerichtsbezirk Crefeld zu ver⸗ größern, verfolgt wird. Ich hoffe, daß sich das in absehbarer Zeit wird erreichen lassen.

Abg. Dr. Liebknecht (Soz.) hält seine Behauptung von der Beeinflussung der Gerichte durch den Minister des Innern aufrecht.

Abg. Freiherr Schenk zu Schweinsberg (kons.): Bezüglich der beabsicht gten Einziehung der Amtsgerichte Amöneburg und Rauschenberg im Regierungsbezirk Cassel, die mit dem Amtsgerichts⸗ bezirk Kirchbain zu einem Bezirk verschmolz n werden sollen, möchte ich doch darauf aufmerksam machen, daß diese Maßnahme für die betreffenden Städte einen schwe en wirtsch iftlichen Schaden zur Folge haben würde. Nach den Erklärungen des Ministers ist die endgültige Entscheidung noch nicht erfolgt, deshalb bitte ich den Minister, sich nicht von justiztechnischen oder justiz⸗ fiskalischen Gesichtspunkten leiten zu lassen, wirtsch ftliche Seite in den Vordergrund zu stellen. Durch die beabsicht gte Verlegung wird ein wesentlicher Faktor ausgeschaltet, der zum Gedeihen der Städte notwendig ist. Die Stadt Amöne⸗ burg beruft sich darauf, daß der damalige Kronprinz und spätere Kaiser Friedrich ihr das Weiterbesteben des Amtsgerichts zugesagt habe. Es liegt nicht im Staatsinteresse, die länd ichen Orte und kleinen Städte geistig so verarmen zu lassen, wie es geschieht, wenn alle Behörden aus den kleinen Orten weggenommen und nach mittleren und Großstädten verpflanzt werden. Woher sollen die geistigen Führer der Bevölkerung kommen, wenn schließlich nur Ortspfarrer und Ober⸗ förster als Männer mit akademischer Bildung auf dem Lande bleiben!

8 e und Heimatpflege und sonstige Aufgaben der sozialen Wohlfahrt. Aber Verordnungen und Geldmittel reichen nicht aus. Wir brauchen auch Männer, die dem großen g. der Gesundung im Staatsleben neben ihrer Amtspflege ihre geistigen Kräfte zur Verfügung stellen. Aus diesem Grunde sind meine Freunde gegen die Aufhebung kleiner Amtsgerichte. Dabei tommt noch hinzu, daß der Einzelrichter der Bevölkerung auch das Verständnis dafür zu erwecken vermag, daß er das Recht im Namen des Königs spricht Diese Gesundung ist um so notwendiger, als der großstädtischen Bevölkerung das Verständnis dafür mehr und mehr entschwindet. Hat dech in den letzten Tagen eine Zeitung, die sich „Volksstimme“ nennt, die Allerhöchste Person in schmählicher eise verhöhnt und verspottet. Dem entgegenzuwirken, ist keine Klassenjustiz, sondern Recht und Pflicht der Richter. Daß die tädtische Bevölkerung nicht selbst einem solchen Blatt den Rücken kehrt, ist nur daraus zu verstehen, daß sie umgaukelt ist von den Phantomen einer roten Internationale.

Abg. Dr. Kaufmann (Zentr.): Auf Grund einer Reihe von Beschwerden, die mir aus den Ortschaften Nothberg und Hastenrath m Rheinland zugegangen sind, bitte ich die Regierung, zu erwägen, b es nicht angängig ist, diese beiden Orte vom Amtsgericht Düren bzutrennen und dem Amtsgericht Eschweiler zuzuteilen. Es würde

pielleicht empfehlen, eine Ortsbesichtigung durch eine Ministerial⸗

(Die näheren Angaben über Verdingungen, die beim

sondern die volks.

kommission vornehmen zu lassen. Kommission mir zugeben wird, daß bar sind.

Abg. Busch (Zentr.): Ich kann mich der Ansicht des Vor⸗ redners nicht anschließen. Ich halte die Abtrennung der Ortschaften vom Amtsgericht Düren für perkehrt. Die Bewegung für die Abtrennung der Ortschaften vom Amtsgericht Düren geht nur von wenigen Leuten aus. Ich habe seither nichts davon gehört, daß die Zastände in den be⸗ treffenden Orten unhaltbar seien, wie der Vorredner behauptet. Von dem gesamten Richterkollegium ist keinem einzigen irgend eine Klage in dieser Art zu Ohren gekommen. Wenn man schon damit den An⸗ fang macht, Amtsgerichtsbezirke zu trennen, dann gibt es Hunderte von Orten im ganzen Rheinland, die mehr See haͤtten, einem anderen Gerichtsbezirk zugeteilt zu werden. Ich bin dem Minister dankbar, daß er diese Bestrebungen zurückgewiesen hat.

Abg. Freiherr von Reitzenstein⸗Pilgramsdorf (Zentr.) be⸗ fürwortet eine Petition des Magistrats Loßlau, dahin gehend, die 8 des Amtsgerichtsbezirks. Ratibor einer Neuregelung zu unter⸗ ziehen.

Abg. Beyer⸗Neustadt (Zentr.) bittet um Fortsetzung der Vor⸗ arbeiten zur Errichtung eines neuen Geschäftsgebäudes beim Amts⸗ gericht Oberglogau. ie Räume seien unzureichend. Der als Warte⸗ raum für das Publikum bestimmte Korridor sei dunkel und zugig. Es fehle ein Rechtsanwalts⸗ und Amtsanwaltszimmer. Auch ein des Amtsgerichtsgebäudes Ziegenhals wäre not⸗ wendig. 8

Darauf vertagt sich das Haus.

zc. Vizepräsident Dr. Krause schlägt vor, morgen auch das Gesetz über die Eingemeindung in Schönebeck auf die Tagesordnung zu setzen.

Abg. von Pappenheim (kons.): Ich bitte, diesen Punkt von der Tagesordnung abzusetzen; ich habe mir eine Zusammenstellung machen lassen, wie oft wir in Verlegenheit gekommen sind, mit solchen Sachen im letzten Augenblick beschäftigt zu werden. 8 den letzten Jahren sind uns 50 solcher Eingemeindungen nur kurze Zeit, in drei Fällen nur wenige Tage vor dem Inkrafttreten vorgelegt worden. Alle Vertreter der Fraktionen haben dies schon verschiedentlich be⸗ klagt. Es handelt sich oft um die vitalsten Interessen der Gemeinden, die dringend einer Nachprüfung bedürfen, weil wir uns davon überzeugen müssen, wie sich diese Gemeinden selbst zu der Frage stellen. Das vorliegende Gesetz soll bereits am 1. April 1913 in Kraft treten. Wir sind deshalb nicht in der Lage, uns genügend mit dem Gesetz zu beschäftigen. Es kann uns nicht zugemutet werden, daß wir unser⸗ seits alle unsere Anträge und Wünsche zurückstellen, sodaß wir unsere Petitionen nicht behandeln können, wie wir es wünschen. Diese geringe Rücksichtnahme auf die Wünsche des Hauses muß hier doch einmal moniert werden. Ich weiß zwar nicht, an welcher Instanz dies liegt. Jedenfalls muß ich auf diese Unfreundlichkeit einmal energisch hinweisen.

Abg. Freiherr von Zedlitz und Neukirch (freikons.): Ich schließe mich dem Abg. von Pappenheim an, daß es zweckmäßig gewesen wäre, diese Vorlage schon einige Monate früher vorzulegen, aber ich möchte sie doch nicht von der Beeserdnung für morgen abgesetzt haben, weil es im Interesse aller Beteiligten liegt, daß sie alsbald er⸗ ledigt wird.

Vizepräsident Dr. Krause: Ich habe gerade meinen Vor⸗ schlag gemacht, weil dieses Gesetz am 1. April in Kraft treten soll, und empfehle deshalb, schon jetzt darüber zu verhandeln.

Das Haus beschließt die Absetzung von der Tagesordnung.

Schluß 41 ½ Uhr. Nächste Sitzung Dienstag, 11 Uhr.

(Gesetz über ältere Hypotheken in Neuvorpommern und Rügen, Justizetat.)

Ich bin überzeugt, daß diese die dortigen Fustände unhalt⸗

Verdingungen. 8 „Reichs⸗ und

Staatsanzeiger“ ausliegen, können in den Wochentagen in dessen Expedition während der Dienststunden von 9—3 Uhr eingesehen werden.)

Der Zuschlag auf die von dem Verwaltungsressort der Kaiserlichen Werft zu Wilhelmshaven am 3. d. Mts. verdungenen Maurerarbeiten zu dem Anbau des Lehrlingsheims an die Kinderbewahranstalt in Rüstringen I ist der Firma Joh. Schwarting in Rüstringen II erteilt worden. 8 1“

Italien.

Provinzialverwaltung in Foggia. 24. Februar 1913, Vor⸗

mittags 12 Uhr: Befestigungsarbeiten an der Straße Cupello⸗Celenza⸗ Ponte⸗Barchi⸗Macchia der Forche⸗Carlantino durch Errichtung von e Gräben in Mauerwerk usw. Voranschlag 42 700 Lire. Vorläufige Sicherheit 2000 Lire. Kontraktspesen 900 Lire. Näheres in italienischer Sprache beim „Reichsanzeiger“.

Ministerium der öffentlichen Arbeiten in Rom und gleichzeitig die Präfektur in Potenza. 6. März 1913, Vormittags 10 bis 11 Ubhr: Bau der Landstraße von Maratea bis Massa. Länge 4836,87 m. Voranschlag 166 532,50 Lrre. und Zeugnisse ꝛc. bis 26. Februar 1913. orläufige Sicherheit 10 000 Lire, endgültige ½0 der Zuschlagssumme. Näheres in ita⸗ lienischer Sprache beim „Reichsanzeiger“.

Bürgermeisteramt von Larino. 3. März 1913, Vormittags 10 Uhr: Bau eines Schulhauses. Voranschlag 165 000 Lire. Zeugnisse ꝛc bis 1. März 1913 Vorläufige Sicherheit 3000 Lire, endgültige 1 der Zuschlagssumme. Näheres in italienischer Sprache beim „Reichsanzeiger“. 8

Bürgermeisteramt von Campo di Giovpe. 18. März 1913, Vormittags 11 ½ Uhr: Bau eines Schulhauses. Voranschlag 51,823,80 Lire. Zeugnisse ꝛc. bis 10. März 1913. Vorläufige Sicherheit 2600 Lire, endgültige 5200 Lire. Näheres in italienischer Sprache beim „Reichsanzeiger“.

Direzione del genio militare in Turin. 1. März 1913, Vormittags 10 Uhr: Lieferung von 168 479 hänfenen Erdsäcken. Wert 168 479 Lire. Sicherheit 17 000 Lire. Zeugnisse bis spätestens 27. Februar 1913, Vormittags 10 Uhr. Näheres in italienlscher Sprache beim „Reichsanzeiger“.

Königliche Präfektur in Pavia. 8. März 1913, Vormittags 10 Uhr: Befestigung des rechten Ufers des Tessin von der Rampe Cascina Foresta bis zum Uebergang der E;senbabn Pavia—Genua. Voranschlag 55 500 Lire. Vorläufige Sicherheit 2500 Lire, endgültige dno der Zuschlagssumme. Näheres in italienischer Sprache beim „Reichsanzeiger“.

Bürgermeisteramt von Castions di Strada. 28. Februar 1914, Vormittags 11 Uhr: Bau eines Schulhauses in Castions di Strada und in dem Vorort Morsano. Voranschlag 60 700 bezw. 13 220 Lire. Vorläufige Sicherheit 3000 bezw. 500 Lire, endgültige dcs bezw. 1000 Lire. Näheres in italienischer Sprache beim „Reichs⸗ anzeiger“.

Bürgermeisteramt von Benevento. 3. März 1913, Mittags 12 Uhr: Bau einer Wasserleitung. Voranschlag 1 089 678,98 Lire. Zulassungsanträge und Zeugnisse ꝛc. bis 25. Februar 1913. Vor⸗ läufige Sicherheit 50 000 Lire, endgültige 100 000 Lire. Näheres in italienischer Sprache beim „Reichsanzeiger“.

Bürgermeisteramt von Intra. 5. März 1913, Nachmittags 2. Uhr: Bau eines Schulhauses. Voranschlag 93 487,93 Lire. Zulassungsanträge und Zeugnisse ꝛc. bis 25 Februar 1913, Nachmittags 5 Uhr. Vorläufige Sicherheit 6000 Lire, endgültige 12 000 Lire. Näheres in italienischer Sprache beim „Reichsanzeiger“.

Direzione autonoma del genio militare per la R. Marina. in Tarant. 7. März 1913, Vormittags 10 Uhr: Bau von zwei Häusern in der Gegend Mancanecchia. Voranschlag 63 000 Lire. Zeugnisse usw. bis 3. März 1913, Nachmittags 5 Uhr. Sicherheit 8300 Are. Näheres in italienischer Sprache beim „Reichsanzeiger“⸗

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Lastenhefte können vom Bureaun des adjundications in Brüfser

Rue des Augustins 15, bezogen werden. züssel

26. Februar 1913, 12 Uhr. Salle de la Madeleine in Brüss Abnahme von 38 000 kg alten Zinks von verschiedenen St Uisel: 3 Lose. Gesamtsicherheitsleistung 2000 Fr. Eingeschriebene zum 2 913, 11 Uhr. GEb

„26. Februar 1913, r. enda: Lieferung eir brüce (Ponton) aus Stahl für den Lotsendienstz in Anteeee 22 000 Fr. Sicherbeitsleistung 2200 Fr. Speziallastenheft Nr 408. Plan 1,40 Fr. Eingeschriebene Angebote zum 22. Februar. **

24. Februar 1913, 11 Uhr. Ecole de pyrotechnie in Ant werpen, Rempart de Hoboken 9: Lieferung von 2 500 000 hoblen Kugeln aus Erlenholz für Gewehre und Maschinengewehre. 5 Lofe Sicherheitsleistung für jedes Los. Die Lieferung kann auch in ean Lose erfolgen. Sicherheitsleistung 3500 Fr. Speziallastenheft Nr. 3

5. März 1913, 11 Uhr. Salle de la Madeleine in Brüssel: Lieferung und Verlegung von Telephonkabeln nebst Zubehör in der Umgebung von Spa. Sicherheitsleistung 500 Fr. Speziallastenheft d Preis der Pläne 1,90 Fr. Eingeschriebene Angebote zum

. März.

Demnächst. Ebenda: Zurücknahme von Dampf⸗ und . maschinen, Generatoren, Lokomotivdampfkesseln und einigen Pe Hobel. wagen 3. Klasse der Staatsbahnen. 15 Lose.

Demnächst. Ebenda: Lieferung von 80 000 kg inn, 10 000 kg Antimon, 10 000 kg Blei und 3000 kg Zink. 9 Lose.

Kaiserlich ottomanische Staatsschuldenverwaltung in Kon⸗ stantinopel: Verpachtung des Fischereirechts in dem See von Manias (Panderma) für 4 Jahre, gerechnet vom 14. März 1913 ab. Zuschlag am 3. März 1913. Angebote an die Abteilung für Fischerei

ei der Generaldirektion der Staatsschuldenverwaltung oder deren Agenturen in Brussa, Panderma und Guemlek.

Handel und Gewerbe.

Aus den im Reichsamt des Innern zusa . gestellten „Nachrichten für 1e et Inla ben men, Landwirtschaft“.).

Winke für Gläubiger bei Konkursen in Finnland.

Das Kaiserliche Konsulat in Helsingfors berichtet: ö „Deutsche Reichs⸗ und Königlich Preußische Staatsanzeiger⸗ in Berlin sowie die „Lübeckischen in Lübeck pflegen regel⸗ mäßig, im allgemeinen monatlich einmal, über Zahlungseinstellungen und Konkurse in Finnland, soweit ein Interesse deutscher Firmen an ihnen vorausgesetzt werden kann, Mitteilungen zu bringen. Dabei werden einmal diejenigen Firmen namhaft gemacht, die ihre Zaz⸗ lungen eingestellt haben, und ferner wird in denjenigen Fällen, in denen das gerichtliche Konkursverfahren eröffnet worden ist, bekannt⸗ gegeben, wann und bei welchem Gericht Termin zur Anmeldung und⸗ Prüfung der Forderungen eee stattfindet.

Forderungen, die nicht bis zu dem anberaumten Termin ord⸗ nungsmäßig beim Gerich. angemeldet worden sind, werden nicht berücksichtigt. Ausländis e Gläubiger können nicht umhin, sich zweckt Geltendmachung ihrer Ansprüche eines über die einschlägigen finnischen unterrichteten Vertreters, zum Beispi ines Anwaltz, zu bedienen. 8 8

Winke für den Handel mit der Südmandschurei. Deutsche Fabrikate haben in der Südmandschurei bisher noch

nicht in dem Maße Aufnahme gefunden, wie man an sich hätte er⸗

warten sollen.

Die Bearbeitung des dortigen Marktes erfordert aber Geduld, Ausdauer und Erfahrung. Eine große Rolle spielt das sogenannte Regierungsgeschäft, bei dem es darauf ankommt, Fühlung mit den leitenden Beamten zu haben.

Abzuraten ist vor allem von der Anknüpfung direkter Handelsbeziehungen mit Chinesen. Wer dort Geschäfte machen will, kann das nur durch die dort ansässigen, landeskundigen Firmen tun. Es empfiehlt sich, ihnen im Anfang weitgehende Erleichterungen zu gewähren, bis ein Artikel eingeführt ist und wirklich Gewinn ab⸗ zuwerfen beginnt. Ihren Weisungen bezüglich Ausstattung, Farbe, Größe usw. ist peinlichst Folge zu leisten. Größeren oder Verbänden wäre anzuraten, sich, nachdem sie sich darüber mit einer in Betracht kommenden Firma verständigt haben, durch einen letzterer zuzwweisenden Fachmann, dessen Wirkungskreis sich ja nicht nur auf die Mandschurei zu beschränken braucht, vertreten zu lassen. Es werden andauernd industrielle Unternehmungen geplant und oft kann es nur darauf ankommen, schnell zur Hand zu sein. Das Ver⸗ kehrteste, was getan werden könnte, wäre, den dortigen fremden Kauf⸗ mann ausschalten und Geschäfte durch eigene Vertreter ohne lolale Erfahrung machen zu wollen.

Ein lehrreiches Beispiel bietet das Vorgehen der ameri⸗ kanischen Singer⸗Nähmaschinen⸗Gesellschaft. Sie unterhält in den bedeutenderen Pläteen der Südmandschurei Schauhallen, die eine Verkaufsstelle, Nähschule und Reparaturwerkstätte in sich ver⸗ einigen Dem einheimischen Interessenten wird unentgeltlich eine neue Erwerbsmöglichkeit erschlossen, indem ihm das Naͤhen gelehrt wird; er bekommt eine Nähmaschine auf langsame Abzahlung; seinen Bedarf an Nadeln und Ersatzteilen kann er bei dem Lieferanten zu jeder Zeit decken. Die Organisation des Nähmaschinengeschäfts nach diesen Prinzipien ist nicht 9 kostspielig als es erscheinen mag. Die Filialen könn n von einer Zentralstelle in der Südmandschurei be⸗ aufsichtigt werden, mit deren Leitung sachkundiges chinesisches Personal zu betrauen ist. .

„Nachfrage besteht zurzeit nach gewerblichen Handmaschinen für das Hausgewerbe. Um auf Absatz rechnen zu können, müßte ebenfalls der von der amerikanischen Singer⸗Nähmaschinen⸗Gesellschaft besch ittene Weg befolgt werden. In Frage kämen hauptsächlich Handmaschinen für das Schuhmacher⸗ und Lederverarbeitungsgewerbe, Schlosser⸗, Schmiede⸗ und Klemperhandwerk.

„In'olge der gegenwärtig sich vollziehenden Umgestaltung der Kleidung, die bei der Bevölkerung der Südmandschurei allerdings langsamer von statten geht als im ei entlichen China, besteht große Nachfrage, namentlich in europäischen Filz⸗ und Strohüten sowie Plüsch⸗ und Tuchmützen. Es kommen dafür aber nur billigere Qualitäten in Betracht. Das gleiche gilt für Anzüge und Anzugstoffe. Die Gelegenheit, um in das Geschäft zu kommen, ist jetzt gegeben. Notwendig ist dabei, 89 die deutschen Fabrikanten oder Exporteure, dem Beispiele der Manchester und Bradforder Exvorteure folgend, den deutschen Einfuhrhäusern reichhaltige

usterkollektionen zur Verfügung stellen und diese fortlaufend durch Neuheiten ergänzen. Wenn auch nicht sogleich Bestellungen eingehen, so sollte der Fabrikant trotzdem die Geduld nicht verlieren. 2S Preise müssen „cit“ mandschurischen Hafen notiert sein. Darauf umsomehr Gewicht zu legen, als gerade durch den Umstand, daß 98 deutschen Fabrikanten im Gegensatz zu den englischen ihre Preise 1 nfob“ stellen, der deutschen Industrie viele Geschäfte entgehen. vng Einfuhrhäusern in Mukden müssen die kostspieligen und seitraubenden Nachfragen erspart bleiben, die außerdem zu allerhand ÜUnzuträgli keiten füh cten. 8 ist

Es set indessen nochmals darauf hingewiesen, daß es falsch il⸗ auf dem Markt in der Südmandschurei etwas ohne die Mitwir 1. der dort vertretenen Firmen erreichen zu wollen, daß aber 95 8 seits die Möglichkeiten, die sich hier zweifellos bieten, von den deut Industriellen nicht übersehen werden sollten. 8 ben.)

(Aus einem Berichte des Kaiserlichen Konsulats in Mu

chsan

B1111“ 1e“]

zum Deutschen Ne

No. 43.

im Auslande.

Rußland.

In erster Stelle im Verkehr der deutschen Druckereien mit Ruß⸗ und steht das deutsche Buch, sowohl Unterhaltungs⸗ als auch Lehrhücher, Unterhaltungs⸗ und Fachzeitschriften, wissenschaftliche Werke, Atlanten usw. Besonders die russischen Großstädte St. Peters⸗ zurg, Moskau, Odessa, Warschau usw., in denen ein großes Kon⸗ ingent deutschsprechender Russen oder Reichsdeutscher vertreten ist, haben einen sehr bedeutenden Verbrauch in deutschen Büchern, der in St. Petersburg und Moskau z. B. größer sein dürfte als in mancher größeren Mittelstadt Deutschlands. 1

In den kussischen Ostseeprovinzen mit den Städten Riga. Reval und Abau an der Spitze, wo der Gebrauch der deutschen Sprache, sdenfalls unter der Intelligenz, noch überwiegt, ist naturgemäß auch de Absatfähigkeit für deutsche Bücher und Zeitschriften eine recht heträchtliche. Die deutsche wissenschaftliche Literatur und die deutschen Fachzeitschriften haben in ganz Rußland noch immer eine sehr be⸗ deutende Verbreitung. Der russische Ingenieur, Arzt, Chemiker und onstige Gelehrte sind vielfach zu ihrer Fortbildung auf deutsche Fach⸗ stteratur und Fachzeitschriften angewiesen.

Der Handel mit Prospekten, Katalogen und sonstigen Reklamedrucksachen nach Rußland ist schwächer geworden, entsprechend dem Wachsen und der Vervollkommnung des Druckerei⸗ gewerbes in Rußland selbst. Der wirkliche „Kunst“druck, wie er in seiner gegenwärtigen Vollendung durch Deutschland repräsentiert wird, dürfte in Rußland überhaupt nicht anzutreffen sein und nur in annähernder Form in Moskau und in St. Petersburg in je einer Konstdruckanstalt vertreten sein; infolgedessen wird auch heute noch, falss der russische Besteller Prospekte oder Kataloge von wahrhaft luxurtös⸗künstlerischer Ausstattung ohne Berücksichtigung der Kosten

verlangt, in Ausnahmefällen auf Deutschland zurück egriffen. Solche Fälle sind aber selten, da die russischen Druckereien den allgemeinen Ansprüchen für den Bezug von Prospekten, Katalogen und 1en Reklamedrucksachen genügen, und infolge des recht bedeutenden Zolls auf ausländische, in rusgicher Sprache gehaltene Drucksachen sind die

russischen Druckereien, die in allen russischen Städten sehr zahlreich

vertreten sind und sich gegenseitig scharfe Konkurrenz machen, auch im⸗ stande, erheblich billiger zu liefern als man russische Drucksachen ein⸗ schließlich Zoll⸗ und Frachtkosten aus dem Ausland erstehen könnte. In Ansichtspostkarten wird zuch nach Rußland ein reges Geschäft gemacht. Die russische Industrie in dieser Richtung ist bisher nicht bedeutend. Ein Kunstverlag in St. Petersburg und einer in Moskau geben fertige Kunstdrucke und Postkarten heraus, meist Wieder⸗ gaben russischer Kunstschätze aus den St. Petersburger und Moskauer Gemäldegalersen. Das russische S in Ansichtspostkarten ist durch die Klasse der in in dieser Branche beschäftigten Wiederverkäufer oder Agenten, die sehr häufig viel zu wünschen übrig läßt, reich an

Risiko, und Vorsicht ist am Platze.

In Kalendern ist infolge der Verschiedenheit des russischen Stils, außerdem auch durch die hohen Zollspesen, von Deutschland wenig nach Rußland zu machen. Eingang finden noch die sogenannten funstlerischen Kalender, die vom Publikum nicht als Datentabell«, sndern der Abbildungen und des darin enthal'enen Textes wegen ge⸗ ft werden und in Rußland von den Buchläden geführt werden, jie ausländische Bücher verkaufen. Außerdem werden die Kartons in finerer Ausführung eingeführt, zum Daraufheften der Abreißkalender⸗ llock. Die Käufer dieser Kartons sind also die russischen Abreiß⸗ nalenderfabrikanten. 1 Taschenbücher, Kontorbücher haben des hohen Zolls wegen keine Absatzmöglichkeit nach Rußland; ausgenommen vielleicht Laschenbücher feinsten Genres. Landkarten, Kupferdrucke, bunte Bilder, Illustra⸗ tionstafeln sowie Lehrmaterial aller Arten haben eine recht hedeutende Absatzmöglichkeit nach Rußland, die noch im Steigen smcfes ist mit der Zunahme und Verbesserung der Schulen in ußland. In Musikalien ist die deutsche Einfuhr nach Rußland be⸗ deutend. Da bis zur Veröffentlichung des Gesetzes vom 30. März -oll, wonach der Nachdruck von ausländischen Kompositionen in Rußland nur nach erteilter Befugnis seitens des Besitzers des Verlagsrechts gestattet ist, der Nachdruck deutscher Notenausgaben in denkbar größter Blüte stand, so hatte der deutsche Musikalienhandel nch Rußland darunter natürlich bedeutend zu leiden. Seit dem neuen Gesetze vom 30. März 1911 wurden die Verhältnisse für Deutschland etwas besser, insbesondere die größeren, bedeutenderen Verlegerfirmen in Rußland, z. B. Jürgensen⸗Moskau, Zimm rmann⸗ St. Petersburg, halten sich vom ungesetzlichen Nachdruck fern. Die kleinen nisischen Verleger drucken aber vielfach weiter ab⸗ Für den Vertrieb von Drucksachen verspricht eine Reklame in ssischen Zeitungen und Zeitschriften wenig Erfolg. Reklame fär dicher geschteht durch die Buchhändler, die an ihre Kundschaft auch eutsche Verlagskataloge herumsenden, für Zeitschriften durch Probe⸗ ummern, auch durch die russischen Buchhaͤndler, für Prospekt⸗ oder satalogdruck durch direktes Herantreten an die etwaigen Besteller, ist nur bedeutende Großfirmen, in Brief⸗ oder Zirkularform unter eifügung von Mustern usw. Russische Zeitungsreklame für die in ionge stehenden deutschen Erzeugnisse dürfte wenig anwendbar sein. süegen kann die Beteiligung der deutschen Interessenten auf russi⸗

19 Fachausstellungen, wenn diese gut organisiert sind, sodaß ein

sin Besuch durch das Publikum garantiert ist, von großem Werte lon (Bericht des Handelssachverständigen beim Kaiserlichen General⸗ wonsat in St. Petersburg.)

Südafrika. in Ullgemeine Drucksachen. Die Akzidenzdruckerei wird 1- Agemeinen in Südafrika selbst besorgt, namentlich dann, wenn Drugüchen rasch gebraucht werden und der Druck ein einsacher ist. Äe sachen zu Reklamezwecken unterliegen einem Eingangszoll von Woom Fakturawert oder 2 Pence für 1 englisches Pfund, je nach n ahl der Zollbehörde. Es kommt nur selten vor, daß Firmen, nem Südafrika ansässig sind, Kataloge usw. in Europa drucken

n Von besseren Drucksachen, die vielfach von Europa bezogen Grar sind namentlich Scheckformulare, Aktienzertifikate, Ehetulationskarten uüsw. zu erwähnen. Die Aufträge für ueormuͤlare, Aktienzertifikate und dergleichen werden fast aus⸗ de Nos in Großbritannten, namentlich in London, vergeben) da läsin ank und fast jede Grubengesellschaft in London eine Nieder⸗

belat Gratulationskarten kommen aus Großbritannien seessedentschland; man nimmt in Johannesburger fachkundigen Uin Großbr⸗ daß sie überwiegend aus Deutschland stammen, aber erfahren brittannien auf die eine oder andere Weise eine Fertigstellung engischeg mindestens aber umgepackt werden, sodaß sie als nut von Fabrikat deklariert werden. Im allgemeinen werden sie die Verseengländern und Amerikanern gekauft. In Burenkreisen ist ns. sahenun dieser Karten nicht Sitte, und die Deutschen, Holländer

ben für die fertiggedruckten Karten mit Bildern, poetischen

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Berlin, Dienstag, den 18. Februar

zeiger und Königlich Preufischen Staatsanzeig

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Zitaten usw. wenig Sinn; sie lassen sich in der Regel eigene Karten dort drucken. Der Zoll auf Drucksachen, die nicht Reklamezwecken dienen, beträgt 25 % vom Rechnungswert (ohne die wahlweise Ge⸗ wichtstaxe). Mit dem Verkaufe der Gratulationskarten befassen sich in Johannesburg sämtliche Buchhandlungen, Drucksachenhandlungen und Zeitungsgeschäfte.

Schulbücher und andere Bücher. Die Regierungsschulen brauchen fast nur englische und holländische Schulbücher. Deutsch wird in den Regierungsschulen wenig und nur in höheren Kursen fakultativ gelehrt. In der Transvaalprovinz bestehen einige wenige deutsche Schulen, die ihre deutschen Schulbücher naturgemäß aus Deutschland beziehen, aber nicht direkt, sondern durch Vermittlung emmeer Buchhandlung. Bücher sind zollfreri. 8s

Zeitschriften. Zur Vermittlung des Absatzes von deutschen Zeitschriften kommen natürlich in der Hauptsache die deutschen dehedhlungen in Betracht. Ein Eingangszoll auf Zeitschriften be⸗ eht nicht. 1

„Anstichtskarten. Der Artikel hat sich zwar auch in Süd⸗ afrika Eingang verschafft, aber lange nicht in dem Maße wie in Europa. 6 ist zu berücksichtigen, daß die weiße oder euro⸗ päische Bevölkerung des Landes, die fast allein als Abnehmer solcher Sachen in Betracht kommt, nur eine geringfügige ist; sie be⸗ trägt nur etwa 1 300 000. Im Kleinhandel werden Ansichtskarten von allen Firmen der Buchhändler⸗ und Zeitungsbranche verkauft; außerdem kommen noch Papierwarenhandlungen in Betracht. Der Eingangszoll auf Postkarten beträgt 25 % vom Fakturawerte.

Eine Herstellung von gedruckten Ansichtskarten findet in Südafrika im allgemeinen nicht statt, dagegen werden solche Karten, die rasch auf den Markt kommen sollen, wie z. B die Bilder des Johannesburger phänomenalen Schneesturms im Jahre 1908, auf photographischem Wege vervielfältigt. Sie sind aber natürlich weit teurer als gedruckte, finden deshalb auch weniger Absatz.

Kalender. Hiervon sind eine ganze Anzahl verschiedener Typen auf dem Markte. Geschäftsleute kaufen meist Abreißkalender oder Kalender mit losen Blättern zum Umlegen. In diesen beiden Sorten ist Deutschland gut im Geschäft. Taschenkalen der und Notiz⸗ bücher kommen größtenteils aus Großbritannien. Die Patent⸗ notizbücher mit auswechselbaren Blättern sind bei den Kaufleuten besonders beliebt; sie werden zwar auch aus Deutschland (unter der Bezeichnung „Ringbücher“) auf den Markt gebracht, doch werden die Bücher nach dem Walkerschen Patent vorgezogen, weil die Ersatz⸗ blätter fast an jedem Ort in Südafrika erhältlich sind.

Für die Burenbevölkerung und die des Lesens kundigen Ein⸗ geborenen werden Wandkalender mit bunten Bildern ein⸗ geführt. Sie dienen nur wenig zum Verkauf, meist werden sie von Kaufleuten zu Reklam zwecken verschenkt. ie Bilder sind meist ziemlich groß und sollen möglichst bunt sein; auf Kunstwert kommt es im allgemeinen wenig an. Beliebt sind Porträts von hübschen Frauen, Kriegs⸗ und Jagdbilder, Sportbilder, Seestücke und dergleichen. Uater dem Bilde ist ein kleiner Kalender und die Reklame der betreffenden Firma gedruckt. Die Kalender müssen aus dauerhaftem Material bestehen. Unten und oben sind sie mit einer kleinen hölzernen Leiste versehen und am oberen Ende tragen sie eine Oese; sie sind also zum sofortigen Aufhängen fertig. Die Aufträge für diese Kalender gehen zwar hauptsächlich nach Groß⸗ britannien, doch stammen große Posten aus Deutschland. Verschiedene große deutsche Druckereien haben Filialen oder Vertretungen in London. Der Eingangszoll auf Kalender und Notizbücher, die zu Reklamezwecken eingeführt werden, ist 25 % vom Werte oder 2 Pence für 1 Pfund nach Wahl der Zollbehörde; gewöhnliche zum Verkaufe bestimmte Kalender usw. tragen einen Zoll von 25 % vom Werte.

Landkarten. Es werden im allgemei en nur einfache Karten und Pläne in Südafrika selbst gedruckt. Bessere Karten werden von Deutschland, England und Amerika eingeführt. Es kommt nur ver⸗ einzelt vor, daß Landkarten Uebersee zu dem Zwecke bestellt werden, sie gedruckten Büchern beizubinden. Bücher werden in Südafrika nur dann gedruckt, wenn sie rasch gebraucht werden, da sowohl das Drucken wie das Binden dort erheblich mehr kostet als in Europa. Für den Lösa von Landkarten kommen die Buchhandlungen in Betracht. Landkarten, die nur wissenschaftlichen Zwecken dienen, also keinen Keklameauftruck haben, tragen keinen Eingangszoll. Karten mit Re⸗ klameaufdruck zahlen den gleichen Zoll wie sonstige Reklamedrucksachen.

Kupferstiche und sonstige bessere Bilder werden in Südafrika nur vereinzelt hergestellt; sie werden fast stets von Europa bezogen. Als Abnehmer kommen die Buchhandlungen und Spezial⸗ geschäfte in Bildern und Bilderrahmen in Frage. Bilder, die nicht zu Roklamezwecken dienen, sind zollfrei.

Musikalien. Auch diese werden nur ausnahmsweise in Süd⸗ afrika gedruckt; sie werden aus Großbritannien, Deutschland und den Vereinigten Staaten von Amerika eingeführt. Musikalien können den Buchhandlungen und außerdem noch den Spezialgeschäften der Musikinstrumenten⸗ und Musikalienbranche angeboten werden. Musi⸗ kalien sind zollfrei. 8—

Die folgenden Einfuhrzahlen für Erzeugnisse des Buchdruck⸗ gewerbes sind der amtlichen Statistik entnommen. Die Wertangaben stellen die Einfuhr von ganz Britisch Südafrika dar:

Der Wert der gedruckten Bücher beträgt in der Einfuhr 251 864 Pfd. Sterl. Anteil an der Einfuhr: Deutschland 1 %, Großbritannien 91 %, Vereinigte Staaten von Amerika 2 %, andere Länder 6 %,

Der Wert der Spielkarten macht 4539 Pfd. Sterl. aus. Anteil an der Einfuhr: Deutschland 0 %, Großbritannien 60 %, Vereinigte Staaten von Amerika 40 %.

Die Einfuhr von Stichen und Lithographien hat einen Wert von 1036 Pfo. Sterl. Anteil an der Einfuhr: Deutschland 25 %, Großbritannien 70 %, Vereinigte Staaten von Amerika 0 %, andere Länder 5 %.

Karten und Pläne bewerten sich auf 3409 Pfd. Sterl. An⸗ teil an der Einfuhr: Deutschland 1 %, Großbritannien 91 %, Ver⸗ einigte Staaten von Amerika 3 %, andere Länder 5 %.

Die gedruckten Musikalien haben einen Wert von 11, 031 Pfd. Sterl. Anteil an der Einfuhr: Deutschland 3 %, Groß⸗ britannien 95 %, Vereinigte Staaten von Amerika 1 %, andere Länder 1 %. b 1 .

Der Wert der Einfuhr für „Verschiedene Drucksachen“ stellt sich auf 161 492 Pfd. Sterl. Anteil an der Einfuhr: Deutschland 7 %, Großbritannien 86 %, Vereinigte Staaten von Amerika 3 %, andere Länder 4 %. s 8

Der deutsche Anteil an der Einfuhr fast aller dieser Artikel kann nicht als befriedigend bezeichnet werden. Erstes Erfordernis zur Hebung dieses Anteils ist, daß die deutschen Druckereien den britischen Markt gründlich studieren. Die großen Zahlen der britischen Einfuhr beweisen hinlänglich, wie sehr englischer Geschmack vorberrscht. Groß⸗ britannien läßt Drucksachen aller Art zollfrei zu, der Wettbewerb mit britischen Produzenten wird also nur durch die Frachtspesen nach Großbritannien etwas erschwert. Wer in England nicht festen Fuß fassen kann, wird es in der Regel in Südafrika ebensowenig können, zumal dort noch eine Erschwerung auf dem Zollgebiete vorliegt⸗ Südafrika gewährt Großbritannien auf Wertzölle einen Nachlaß von 3 %; Drucksachen, die in Großbritannien hergestellt sind, zahlen daher nicht 25, sondern nur 22 % Zoll.

Das beste Mittel, sich ein neues Absatzgebiet zu erobern, ist natürlich stets die Bereisung des betreffenden Landes. Ehe aber eine

deutsche Druckerei die hohen Kosten einer Bereisung von Südafrik aufwendet, muß, wie schon erwähnt, eine gründliche Kenntnis des britischen Marktes erworben werden. b

Druckereien, die an die Aussendung von Reisenden nicht denken können, tun gut daran, den mit Südafrika arbeitenden Export⸗ und Kommissionshaͤusern in Hamburg, Berlin, Bremen und namentlich London Angebote zu unterbreiten. Schriftliche Angebote führen aber selten zum Ziel, persönliche Fühlungnahme mit den Käufern, Vorlage von Mustern und Preisen, ist weit aussichtsreicher. „Betreffs der Adressen der in Betracht kommenden Häuser wird auf die Adre verwiesen. 1 8

Vergl. im übrigen die im „Handbuch für den deutschen Außen⸗ handel“ (Verlag von E. S. Mittler & Sohn, Berlin) abgedruckten Winke für den Handelsverkehr nach Britisch Südafrika. 8

Ein Verzeichnis deutscher und nichtdeutscher Buchhandlungen, Spezialgeschäfte für Druckereierzeugnisse sowie Zeitungen für Reklame in Johannisburg und Pretoria kann inländischen Interessenten auf Antrag übersandt werden. Die Anträge sind unter Beifügung eines mit Aufschrift und Marke zu 10 (Berlin 5 ₰) versehenen Briefumschlags an das Bureau der „Nachrichten für Handel, Industrie und Landwirtschaft“, Berlin W. 8, Wilhelmstraße 74 III, zu richten. (Bericht des Handelssachverständigen beim Kaiserlichen Konsulat in Johannisburg)

Columbien.

Columbien ist, wie die anderen Länder der Westküste Süd⸗ amerikas, ein ganz gutes Absatzfeld für Bilder, besonders für billige bunte Bilder (sogenannte Heiligensujets). Besserer Geschmack kommt dabei im allgemeinen nicht zur Geltung. Selbst in den Häusern der wohlhabenderen Klassen sieht man neben leidlichen Oeldrucken, Stahl⸗ und Kupferstichen usw. die gewöhnlichsten Buntdrucke. Im übrigen bilden namentlich R klamebilder einen nicht unwesentlichen Bestandteil der Innenausschmückung, ja, man kann sagen, daß auch der ent⸗ legenste Eingeborenenrancho dieses Schmuckes nicht entbehrt; man sieht da zumeist neben den schon von weitem in die Augen springenden nordamertkantschen Plakaten, und zwar besonders Reklameplakaten für die Patentmedizinen⸗, Seifen⸗, Nähmaschinen⸗, Phonographen⸗ usw. Industrie, die französische kosmetische, die Konserven⸗ und Ge⸗ tränkebranche werbend auftreten. Deutschland steht auch in diesem Lande, was die Reklame anbetrifft, sehr weit hintenan.

Bei der Einfuhr zunächst von Bildern aller Art, ein⸗ Ferees Postkarten usw., handelt es sich besonders um folgende

rtikel:

1) Oeldruckbilder: im allgemeinen in billiger Ausführung (in Bogotä auch teuere Bilder, sogenannte artistische Oeldruckoilder). Gangbar sind hauptsächlich relig öse Sujets, daneben historis he Bilder (Napoleon usw.), Opernszenen (Othello, Tosca usw.), für Eßzimmer: Stilleben und Salonsujets (Liebes⸗ und Kinderszenen).

Größe: am gangbarsten 50 % 70 cm; ordinäre Bilder: 40 50 cm; kleinere Größen gehen weniger. 1

2) Stahlstiche (Gravüren): in denselben Sujets. Größe: ver⸗ schieden, zumeist 41 % 53 und 60 %✕ 80 cm. In der Hauptstadt des Landes, Bogotä, gehen Stahlstsche mehr als Oeldruckbilder, an anderen Plätzen, z. B. in Medellin, der zweitgrößten Stadt der Republik, umgekehrt: mehr Oeldrucke, und zwar billige. 18

3) Imitattionsstahlstiche (Bromines): in denselben Sujets; nur in einem Format: 50 % 72 cm; der Artikel findet guten Absatz, weil er billig ist. In Deutschland Preis zwischen 2 —4 ℳ. ist es, nur billige Stiche zu bringen.

4) Malvorlagen (Imitation von Aquarell): besonders Blumen, weniger Landschaften, werden in Columbien vielfah eingerahmt; die Kollektion zu 4 und 6 Stück in allen möglichen Größen; bevorzugt: klein, etwa 20 % 30 uand 25 40 cm.

5) Bromures (photographisches Verfahren, sogenannte Brom⸗ silberdrucke): Sujets: Frauentypen und Kindersuj ts. Größe: 20 %✕ 30 und 30 % 74 cm; Absatz darin nicht groß.

Zu Nr. 1—5 ist zu bemerken, daß diese Bilder der Brutto⸗ verzollung wegen stets ohne Kurtons und in so dünner Papier⸗ qualität als möglich gebracht werden sollten.

6) Postkarten, und zwar: 1

a. sogenannte Bromsilberpostkarten, Ausführung in Glanz uund koloriert, nur solche gehen. Hauptabsatz fiaden fol⸗ gende Sujets: Kinder., Liebesszenen, Frauentypen (Büsten); historische Persönlichkeiten und Darstellungen sind besonders gangbar. Der Absatz in dieser Art Karten ist verhältmis⸗ mäßig groß. Preis der Postkarten im Einzelverkauf: 5 10 Centavos*) (= 20—40 ₰). Heiligensujets in: 1 Chromo⸗matt (billig). Einzelverkauf 5 Centavos, 88* .„ 11“ 1 5 8 feinen Farben mit Goldrand 8 ö“ der Absatz ist im ganzen gut zu nennen; Rc. Landschafts⸗ (Phantasie⸗ u. a.) und Blumenkarten in esserem Chromoverfahren (matt). Einzelverkauf: 5 Centavos. Auch darin ist guter Absatz; in diesem Genre pflegt das Sortiment besonders groß zu sein. 8

7) Zigarettenbildchen: Bromsilberglanz, koloriert und schwarz;

röße 37 ℳ% 56 und 42 % 58 mm. Absatz bisher HAee . recht groß, weil im Lande eine ganze Anzahl von Zigarettenfabriken besteht; mit der Bildeinlage pflegt stets eine Lotterie verbunden zu sein; die einzelnen Bildchen sind daher mit Nummern versehen. Neuerdings heißt es, daß einzelne Fabriken bereits den Versuch ge⸗ macht haben, an Stelle der numerierten photographischen Bildchen nur noch bedruckte Zettel mit Verlosungsplan und Nummer in die Zigarettenpäckchen hineinzutun. Im übrigen bestimmt der Auftrag⸗ eber bei entsprechendem größeren Auftrag in der Regel die

ujets selbst. .

8) Chromokärtchen, auch zu Reklamezwecken für Drogerien, Schokoladenfabriken usw. Sujets: Kinderserien, Raubtier⸗ (kämpfende) serien, Trachten der verschiedenen Länder; Wahl der Sujets meistens nach Wunsch des Kunden, sofern der Auftrag nicht zu klein ist.

der Verzollung ist zu Nr. 1 bis 8 folgendes zu be⸗ merken:

Nr. 1 bis 5 fällt unter Klasse 8 des Tarifs: 34 Centavos Gold †. 2 % für das Kilogramm brutto,

Nr. 6 bis 8 fällt unter Klasse 6 des Tarifs: 17 Centavos Gold + 2 % für das Kilogramm brutto.

Unter den Artikeln der sogenannten Luxuspapierbranche (Papeterie usw.) würden namentlich Gratulations⸗ und Kommunions⸗ karten zu erwähnen sein; weniger Bedeutung für die Einfuhr haben Tisch⸗ und Menu⸗, Einladungs⸗ und Tanzkarten usw. Bei Gratu⸗ lationskarten handelt es sich besonders um Weihnachts⸗, Neujahrs⸗ und Taufkarten; alle diese Karten müssen billig sein (Chromover⸗ sahren). Für Kommanionskarten kommen Heiligen⸗ und die be⸗ fonderen Kommunionssujets in Frage. Tisch⸗ und Menukarten am besten mit Blumenverzierung und Textvordruck.

Verhältnismäßig gering ist der Absatz in Briefpapier usw. Ge⸗ wöhnlich werden darin nur billige Sorten gebracht. Zumeist bedient man sich in Columbien des Blockbriefpapiers. Papier dazu wird erst in Columbien geschnitten und liniert (zwecks Ersparung an Zoll).

2 1 Peso oro Colombiano = 100 Centavos; 5 Pesos oro ano Colombi= 1 Pfund Sterling = 20,40 ℳ.

Zweckmäßig