1913 / 283 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 01 Dec 1913 18:00:01 GMT) scan diff

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nach Schuldgattungen, Litern, Nummern und Geldbeträgen, liegen in der Zeit vom 8. Dezember 1913 bis 7. Januar 1914

papiere, Berlin SW., Oranienstraße 92/94, rdgeschoß links,

Verzeichnisse der eingelösten Schuldurkunden, geordnet

werktäglich von 9 bis 1 Uhr bei der Kontrolle der Staats⸗

am Schalter 1, zu jedermanns Einsicht aus.

Berlin, den 26. November 1913. 6 Hauptverwaltung der Staatsschulden. von Bischoffshausen.

Generalordenskommission.

Bei der Generalordenskommission ist der Geheime er⸗ pedierende Sekretär und Kassenkontrolleur, Rechnungsrat Knaust zum Bureauvorsteher und Rendanten und der Geheime expedierende Sekretär und Kalkulator, Rechnungsrat Pittag zum Kassenkontrolleur ernannt worden.

Nichtamtliches. Deutsches Reich. Preußen. Berlin, 1. Dezember 1913. Seine Majestät der Kaiser und König nahmen heute vormittag im fürstlichen Schlosse in Donaueschingen die Vorträge des Kriegsministers, Generalleutnants von Falkenhayn

und des Chefs des Militärkabinetts, Generals der Infanterie Freiherrn von Lyncker entgegen.

Der Königlich spanische Botschafter Polo de Bernabé hat Berlin verlassen. Während seiner Abwesenheit führt der Botschaftsrat Gil Delgado die Geschäfte der Botschaft.

Uebersicht der Einnahmen an Zöllen, Steuern und Gebühren für die Zeit vom 1. April 1913

V

hat betrag

bis zum Schlusse des Monats Oktober 1913.

[Die Solleinnahme nach Abzug der Ausfuhrvergütungen usw.

Die Isteinnahme 1 Im Reichshaushalts⸗

en hat betragen etat einschließlich

ezeichnung 8 vom der Einnahmen bis

.“

Laufende Nummer

im Recheacsagehi⸗ im Monat Oktober des Monats Monat Oktober des Monats

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8 8 ssel Rechnungsjahr 1913 chluffe 1““

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uckersteuer .. e46* 6 154 272 Branntweinverbrauchsabgabe ... 20 269 368 Essigsäureverbrauchsabgabe. 8 78 572 Schaumweinsteuer... 1 220 776 Leuchtmittelsteuer.. .... 1 2 208 736 144“ 2 152 009 Brausteuer und Uebergangsabgabe vL114“X“ 8 10 382 091 Spielkartenstempel ..... 204 036 JEE ö; 1 961 181 Reichsstempelabgaben: 8 A. von Gesellschaftsverträgen 317 649 B. von Wertpapieren ...... 454 753 von Gewinnanteilschein⸗ und Zins⸗ 8 bogen 925 245

von Kau und son ti en Ans affung 8. fe undf stige sch ng8.,„, 1546 780

bo SSSUòaS

11115“ von Lotterielosen: a. für Staatslotterien ..... 2 683 565 b. für Privatlotterien... 1 313 991 von Frachturkunden. 1 917 811 von deeren tegcen E“ 2 587 893 von Erlaubniskarten für Kraftfahr⸗ 1 1111141“1“ 367 809 von Vergütungen an Mitglieder von Aufsichtsräten ..... 372 467 öee— 262 938 L. von Grundstücksübertragungen.. 3 535 977 M. von Versicherungen..... 1 472 ö“”“]; 1 480 428 vb1X““ 4 073 077 Statistische Gebühr . . . . ... 196 622

429 673 248

112 002 114 12 487 063 128 560 487 16 104 551

61 701 138 402 835 669 5 957 205 3 060 815 7 566 717 28 470 466 3 805 343 23 503 386 96 810 406 157 600 00 33 134 311 59 660 000 116 449 844 195 455 000 519 542 73 344 461 310 825 000 6 107 179 624 293 5 843 842 10 685 000 8 442 446 1 103 539 8 466 122 15 846 000 11 896 944 1 589 445 12 010 587 20 101 000

72 422 525 10 722 913 74 803 423 124 780 000 1 116 550 130 826 1 082 277 1 899 950 12 086 245 1 921 957 11 844 520 19 122 500

35 803 329 5 080 221

317 649 311 296 311 296 30 130 441 2 405 659 29 528 166 68 820 000 5 467 748 5 615 904 11 265 339 1 515 11 040 032 20 580 000 22 634 183 1 22 634 183 40 500 000 9 816 062 1 396 85 9 567 574 10 388 000 11 800 869 55 11 564 852 18 444 000 14 988 705 14 688 931 22 844 000

3 489 237 3 419 453 3 930 000

4 159 605 5 4 076 413 5 880 000 1 753 855 257 680 1 718 778 3 136 000 21 061 656 20 640 425 39 200 000 1 472 1 443 7 500 000

9 764 623 8 9 764 623 5 000 000 25 514 878 25 514 878 47 000 000 1 305 339 196 622 1 291 480 1 822 450.

Im Monat Oktober 1913 haben 4844 Schiffe (gegen 5460 im Oktober 1912) mit einem Nettoraumgehalt von 1 014 928 Registertons (1912: 1 027 873 R.⸗T.) den Kaiser Wilhelm⸗ Kanal benutzt und, nach Abzug des auf die Kanalabgabe in Anrechnung zu bringenden Elblotsgeldes, an Gebühren 480 875 (1912: 478 141 ℳ) entrichtet. 8 1“

Laut Meldung des „W. T. B.“ sind S. M. S. „Cormoran“ am 29. November in Nap (Westkarolinen), S. M. S. „Emden“ am 26. November in Nagasaki, S. M. S. „Hamburg“ am 27. November in Wilhelmshaven und S. M. S. „Scharnhorst“ mit dem Chef des Kreuzer⸗ geschwaders am 29. November in Schanghai eing⸗ rroffen.

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Potsdam, 1. Dezember. Ihre Maj'stät die Kaiserin und Königin ist, wie „W. T. B.“ meldet, gestern aus Primkenau im Neuen Palais wieder eingetroffen.

Bayern.

In der Kammer der Abgeordneten führte vorgestern der Ministerpräsident Freiherr von Hertling im Laufe der Generaldebatte zum Etat laut Meldung des „W. T. B.“ aus:

Die Verhandlungen des Ausschusses für Auswärtige Angelegen⸗

heiten sind hier zur Sprache gebracht worden. Die Verhandlungen“

des Bundesratsausschusses sind durchaus geheimer Natur. Sie werden nicht veröffentlicht, und es hat mich gewundert, wie die „Tägliche Rundschau“ zu Informationen gekommen ist, von denen der Abg. Segit Mitteilungen gemacht hat. Mit Rücksicht auf die uns auf⸗ erlegte Geheimhaltung der Bundesratsverhandlungen kann ich nicht auf die einzelnen Fragen, die die Mitteilungen der „Täglichen Rund⸗ schau“ ergänzen würden, eingehen. Ich glaube, daß der Reichskanzler in den nächsten Tagen eine Erklärung abgeben wird, die er im Interesse der Reichsleitung für notwendig halten wild. Die Beschlüsse im Ausschuß für Auswärtige Angelegenheiten mußten uns befriedigen, und das, was wir hörten über die Stellung des Deutschen Reichs zu den verschiedenen Staaten, hat uns mit Ver⸗ trauen zur Reichsleitung erfüllt. Es besteht keinerlei Grund, eine Mißtrauenskundgebung hervortreten zu lassen. Dieses Vertrauen, zu dem die deutschen Bundesfürsten zurzeit gegenüber der Reichsleitung berechtigt sind, war auch mitbestimmend, als im Frühjahr der Bundesrat Hedlas vor eine Lage sich gestellt sah, die eine ganz außerordentliche Mehrung der deutschen Rüstungen erforderte. Wenn die Reichs⸗ leitung den einzelnen Bundesstaaten in offener Weise erklärte, daß sie

Jetzt aber muß in diesen Rüstungen Ruhe eintreten. Auf Jahre hinaus

ist das deutsche Volk nicht imstande, weitere Lasten zu tragen.

Wegen seiner Weltanschauung sollte man einen Minister nicht be⸗

kämpfen. Der Abg. Müller⸗Hof hat auf die Görres⸗Gesell⸗

schaft hingewiesen, deren Vorsitzender ich bin. Als ich zur Leitung

der Regierung berufen wurde, habe ich einem bekannten Staatsmann,

der nicht im Geruche steht, ultramontan zu sein, die Frage vorgelegt,

ob ich aus der Görres⸗Gesellschaft ausscheiden müsse, worauf der Staatsmann mir lächelnd erwiderte: „Wollen Sie denn zur protestanti⸗ schen Landeskirche übertreten?“ Der Abg. Müller⸗Hof hat die Görres⸗ Gesellschaft als eine politische bezeichnet. Wir sind aber stets der Mei⸗ nung gewesen, daß wir keinepolitischen Aufgaben verfolgen. Was den ko n⸗ fessionslosen Moralunterricht anbelangt, so sind dabei zwei Punkte scharf zu unterscheiden: Können Kinder zwangsweise einem konfessionellen Unterricht zugeführt werden? Die Frage kurzweg zu bejahen, bin ich nicht in der Lage. Die andere Frage ist, wie es sich mit der staatlichen Genehmigung des konfessionslosen Moralunterrichts verhält. Da sage ich, daß dieser sogenannte konfessionslose Moral⸗ unterricht in gar keiner Weise als gleichwertig mit dem christlichen Religionsunterricht angesehen werden darf und daß er auch keinen Er⸗ satz dafür bietet. Keine philosophische Theorie ist geeignet, eine wirklich brauchbare vgs fnchibahe Grundlage für die Erziehung der Kinderzu geben. Durch die Erteilung der Genehmigung des konfessionslosen Moral⸗ unterrichts soll dem Staate die Möglichkeit einer Kontrolle über den Unterricht gegeben werden. Was die Tätigkeit der Jesuiten in Bayern betrifft, so ist von der Reichsleitung angeordnet worden, daß es bei der bisherigen milden Praxis sein Bewenden haben soll. Diese Praxis ist allerdings in verschiedenen Bundes⸗ staaten eine unterschiedliche. Ueber die Stellung der Regierung zur Sozialdemokratie erklärte Freiherr von Hertling, die Regie⸗ rung habe die Verpflichtung, die Sozialdemokraten von Staatsämtern fern zu halten. Sie könne sie nicht zu Hütern der staatlichen Autorität machen, die sie selbst verwerfen. Was den Erlaß des Verkehrsministers gegen den süddeutschen Eisenbahnerverband betreffe, so sei dies die mildeste Art, die habe gewählt werden können. Bezüglich der Koalitionsfreiheit der Arbeiter könne er sich auf seine Er⸗ klärung im Ausschuß beziehen, worin er gesagt habe, daß hier nicht staatliche Interessen in Frage seien und daß er durchaus jederzeit ein Freund der Koalitionsfreiheit wäre. Zur Frage des Schutzes der Arbeits⸗ willigen, sagte der Minister, er habe Zweifel, ob dem Bundesrat eine derartige Vorlage unterbreitet werde. Persönlich meine er, daß die be⸗ stehenden Gesetze und die bestehenden Machtmittel des Staates, wenn sie mit Energie und Umsicht angewendet würden, durchaus genügten, um die persönliche Freiheit der Arbeitswilligen gegen den Terrorismus zu schützen. Der Ministerpräsident ging dann auf wirtschaftliche Fragen ein und erklärte, daß bei der Zollschutzgesetzgebung von einer grundsätzlichen Abkehr von dem bewährten wirtsche tlichen Zoll⸗ schutzsystem nicht die Rede sein könne. Auf dem Gebiete der Kanal⸗ und Wasserkraftfrage sei in Bayern in den letzten Jahren viel geschehen. Was die Beteiligung an der Weltausstellung in San Francisco betreffe, so sei Bayern daran interessiert, weil es einen großen Export nach Amerika habe. Die Regierung sei mit

ohne solche Rüstungen die Verantwortung für die Erhaltung des Friedens nicht übernehmen könnte, dann ist es Pflicht der Bundes⸗ staaten beizutreten und der Reichsleitung diese Veranwortung ab⸗ zunehmen. Von einem besonderen Eifer Bayerns, wie einer der Redner geäußert hat, von einer besonderen Rüstungsfreudigkeit Bayerns, das bestrebt gewesen sein soll, etwa noch zögernde Bundesstaaten anzufeuern, kann nicht die Rede sein. Bayern ist Seite an Seite und Schulter an Schulter mit den anderen Bundesstaaten gegangen.

der Reichsleitung in Verbindung getreten wegen einer privaten Be⸗ teiligung an der Ausstellung. Die Antwort stehe aber noch aus. Der Minister besprach sodann die Kelheimer Feier und erklärte, daß die Kelheimer Spende auf seine Initiative gegeben sei, daß es sich aber dabei um keine so fabelhafte Summe handle, wie sie genannt worden sei. Nicht das ganze Fest sei aus privaten Mitteln

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Prinz⸗Regenten gewesen. Für diese Spende sei ein Entgelt nicht in Aussicht gestellt und auch nicht verlangt worden. Im übrigen nehme er für diese Sache die ganze Verantwortung auf sich. Die Regierung habe bei der Beratung der Zivilliste keine falsche Meinung aufkommen lassen wollen, und das habe ihn zu jener offenen Aeußerung veranlaßt. Bezüglich der Königsfrage erklärte der „Minister, daß die Liberalen ihre Stellungnahme von keinerlei politischen zessionen und Zugeständnissen abhängig gemacht hätten. Auch bei den ver⸗ traulichen Besprechungen mit den anderen Parteien hinsichtlich der Bewilltgung der Zivilliste seien Zugeständnisse nicht gemacht worden. In der Königsfrage sei die Regierung korrekt vorgegangen, wie es dem Wortlaut der Verfassung entspricht. Der „Minister⸗ präsident schloß: „Was die Zustimmung zu den Gründen der Beseitigung der Regentschaft betrifft, so hat die Regierung nicht verfehlt, vertraulich mit den Parteien Stellung zu nehmen. Daß diese Gründe stichhaltig waren, stand für uns fest. Als ich im vorigen Jahre zum ersten Male in Fürstenried war, habe ich mir gesagt, daß diesem Zustande ein Ende gemacht werden müsse. Ein monarchischer Staat verträgt einen solchen Zustand nicht. Der Abg. Dr. Müller hat gestern an den König appelliert. Das Ministerium befindet sich im Einklang mit dem König und hat auch kein anderes Bestreben, als die hochsinnigen Absichten des Monarchen nach Kraͤften durchzu⸗ führen. Das Ministerium ist allen dankbar, die es hierin unterstützen. Der Kultusminister Dr. von Knilling erklärte sodann, daß die Denkschrift über die Lehrerbesoldungsfrage demnächst erscheinen werde. Er gab dann einen Rückblick über die Entwicklung der Frage des konfessionslosen Moralunterrichts, wobei er erklärte, daß die Frage, ob Kinder an einem Religionsunterricht, der ihre Konfession nicht vertrete, teilnehmen müßten, nach der Verfassung, falls sie die Glaubensfreiheit garantiere, verneint werden müsse. Ein solcher Zwang sei auch praktisch undurchführbar. Das Ministerium über⸗ wache den konfessionslosen Moralunterricht, aber es fördere ihn nicht.

Baden. b

Ihre Maäjestät die Königin von Schweden ist, wie

„W. T. B.“ meldet, vorgestern Nachmittag zum Besuch Ihrer

Königlichen Hoheit der Großherzogin Luise in Be⸗

gleitung Seiner Königlichen Hoheit des Großherzogs auf Schloß Baden eingetroffen.

Oesterreich⸗Ungarn.

Der Kaiser stattete heute vormittag dem Könige von Spanien einen Besuch im Palais des Erzherzogs Friedrich ab. Mittags fand in der Hofburg bei dem Kaiser ein Früh⸗ stück statt, an dem der König Alfons und die in Wien weilenden Mitglieder des Kaiserhauses teilnahmen.

Der Bericht des Auswärtigen Ausschusses der Ungarischen Delegation spricht, wie „W. T. B.“ meldet, dem Minister des Aeußern Grafen Berchtold die Anerkennung für die in schweren Zeiten aufopferungsvoll geleisteten hervor⸗ ragenden Dienste aus und zollt den Verdiensten des englischen Staatssekretärs Grey für die Aufrechterhaltung des Friedens dankbare Anerkennung. 8

Der Ausschuß, so heißt es in dem Bericht, habe anerkennen müssen, daß Graf Berchtold bei der Geltendmachung der Interessen, die bei der Aufteilung des Balkans hätten verteidigt werden müssen, konsequent vorgegangen sei und daß Konzessionen, wie Graf Berchtold sie zu machen geneigt gewesen sei, den Wert der erzielten Resultate nicht hätten herabsetzen können. Daß dem Grafen Berchtold die Aufteilung der eroberten Gebiete auf natürlicher ethnographischer Grundlage und die Revision des Bukarester Vertrages dschtntee nicht gelungen sei, bilde einen Mangel der neuen Balkanlage, aber der Minister habe weise gehandelt, als er die natürlichere Aufteilung nicht erzwungen und es nicht für die Aufgabe der Monarchie gehalten habe, sich allein dafür zu erklären. 1

Der Bericht betont die Notwendigkeit, die Freundschaft mit der Türkei und den inneren Kontakt mit Rumänien aufrecht⸗ zuerhalten, sich für beständige Besserung der Verhältnisse zwischen Rumänien und Bulgarien zu interessieren, und führt weiter aus:

„Die Welt dürfte sich aufs neue davon überzeugen, daß der Drei⸗ hund das sicherste Unterpfand der Aufrechterhaltung des eurvpäͤischen Friedens ist. Eben deswegen nahmen wir mit Freuden zur Kenntnis, daß der Dreibund am 5. Dezember des vorigen Jahres noch vor seinem Ablauf erneuert wurde, und wir halten an ihm mit um so größerer Hingebung fest, je mehr die letzten Ereignisse den Beweis erbrachten, daß der Dreibund kein Hindernis bildet, daß wir auch mit den Regierungen der anderen europäischen Staatengruppen in gutem Verhältnis stehen und mit ihnen einvernehmlich bei der Wahrung des Friedens vorgehen können.“ 6

Der Bericht schließt sich der Genugtuung des Ministers des Aeußern über die Annäherung zwischen Dentschland und England und über den Mangel eines Interessengegensatzes zwischen der Monarchie und Frankreich an und teilt die Hoffnung des Ministers des Aeußern, daß das Verhältnis Oesterreich⸗Ungarns zu Rußland sich vertrauensvoller gestalten werde.

Der galizische Landtag ist für den 5. Dezember einberufen worden.

Das ungarische Amtsblatt veröffentlicht die Enthebung des Barons Skerlecz von seiner Stellung als Königlicher Kommissar und seine gleichzeitige Ernennung zum Banus von Kroatien. .

Amtlich wird ferner eine Verordnung veröffentlicht, wodurch zwei Bestimmungen des Ausnahmezustands in Kroatien, die Präventivzensur und die Beschränkung des Ver⸗ sammlungsrechts, aufgehoben werden.

Frankreich.

In dem vorgestrigen Ministerrat unter Vorsitz des Präsidenten Poincaré legte der Marineminister Baudin ein Dekret zur Unterzeichnung vor, durch welches das Labora⸗ torium der Marine für Schießpulver in Sevran⸗Livry neu organisiert wird; es wird eine Versuchs⸗ und eine Kontroll⸗ abteilung umfassen. Sodann gab der Minister eine Charakteristik der nach dem Schiffsbauprogramm 1915 auf Stapel zu legenden Linienschiffe. 8

Einer vom „W. T. B“ verbreiteten offiziösen Meldung zufolge haben die vom Marineminister Baudin getroffenen Maßnahmen zur Vermehrung der Rekruten der Flotte vollen Erfolg gehabt. Im nächsten Jahre werde die Flotte 14 000 Mann mehr zählen, sodaß auch für die neuen Kriegs⸗ schiffe eine völlig ausreichende Besatzung gesichert sei.

Der Verwaltungsausschuß der radikalen und der sozialistisch⸗radikalen Partei hielt gestern in Paris unter dem Vorsitz von Taillaux eine Sitzung ab. Wie „W. T. B.“ meldet, stellte Caillaux fest, daß die Ministe Pichon, Massé, Dumont, Clementel, Klotz und Dourely durch den Kongreß in Pau aufgefordert worden seien, zwischen ihren Portefeuilles und der Zugehörigkeit zur radikalen Partei zu wählen. Sie hätten nicht ihre Aemter niedergelegt. E

bezahlt worden. Die Fürsten und Gäste, die noch heute voll des Lobes

über das Fest seien, waͤren Gaͤste Seiner Königlichen Hoheit des

nähme Notiz davon, daß sie sich selbst aus der Partei aus⸗ geschlossen hätten.

genommen.

Der von der Kammer angenommene Gesetzentwurf über die Abgrenzung der Champagne hat die Winzer des Aubedepartements durchaus nicht befriedigt. In einer in Troyes abgehaltenen Versammlung wurde, obiger Quelle zufolge,

gegen den Gesetzentwurf scharfer Einspruch erhoben und be⸗

schlossen, daß die Vertreter der Winzergemeinden ihre De⸗ mission solange aufrecht erhalten sollen, bis den Weinen des Aubedepartements die Bezeichnung Champagner ohne jede Einschränkung gewährt wird. In mehreren Ortschaften wurde abernnals die rote Fahne gehißt.

6 ebX“*“

Die Pressekommissiou der Reichsduma hat, wie „W. T. B.“ meldet, vorgestern mit allen Stimmen gegen die⸗ jenigen der Opposition den Artikel des Preßgesetzentwurfs an⸗ genommen, der fordert, daß periodische Publikationen den administrativen Ueberwachungsbehörden zu vorheriger Prüfung unterbreitet werden sollen. Die Opposition wandte dagegen ein, daß diese Bestimmung die Präventivzensur wieder einführe.

8 Italien.

„„ In der vorgestrigen Sitzung der Deputiertenkammer übernahm Marcora die Präsidentschaft mit einer Rede, in der er die Kollegen begrüßte und auf die hervorragendsten Ex⸗ eignisse der vergangenen Legislaturperiode einen Rückblick warf. Danach schritt man zur Wahl der Budgetkommission, worauf die Sitzung aufgehoben wurde. 8 ““

Belgien.

Der Erzherzog Franz Ferdinand von Oesterreich und Gemahlin sind, wie „W. T. B.“ meldet, gestern nach⸗ mittag von London in Brüssel eingetroffen und auf dem Bahn⸗ hof vom König empfangen und nach dem Schloß geleitet

worden. Türkei.

8 N. 9 8 8 1“ 5 8 .

Nach einer der russischen Botschaft zur Kenntnis gebrachten amtlichen Mitteilung hat Kavakli Mustapha, einer der Mörder des Großwesirs Mahmud Schefket, gestern Selbstmord verübt. Der Großwesir hat dem russischen Botschafter in dieser Angelegenheit einen Besuch abgestattet.

Griechenland.

11“ König hat vorgestern dem englischen Admiral an Bord des „Inflexible“ einen Besuch abgestattet.

Bulgarien.

Der König Ferdinand istt gestern von seiner Auslands⸗ reise in Sofia wieder eingetroffen.

Der Präsident der französischen Republik Poincaré hat nach einer Meldung der „Agence Bulgare“ auf Ansuchen Bulgariens zugestimmt, in dem griechisch⸗bulgarischen Streitfall bezüglich der aus Mazedonien stammenden Kriegs⸗ gefangenen das Schiedsrichteramt zu übernehmen. Die griechische Regierung hatte die Absicht, diese Gefangenen den Gerichten der Komitatschis zu überweisen, obwohl es sich um reguläre Soldaten der bulgarischen Armee handelt.

Albanien.

5 Dem Präsidenten der vorläufigen Regierung zu Alessio, Detzoku, der nach Valona gekommen war, um sich bei der Internationalen Kontrollkommission über Essad Pascha und seine Anhänger zu beschweren, wurde, einer Meldung des W. T. B.“ zufolge, bedeutet, die Kontrollkommission besitze keine Mittel, um auf Essad Pascha einen entsprechenden Druck auszuüben; die Anhänger Detzokus möchten sich für die Zeit des gegenwärtigen Uebergangsstadiums gedulden und nicht zu eigenmächtigen Schritten ihre Zuflucht nehmen, um nicht wieder bedauernswerte Bruderkämpfe heraufzubeschwören. Detzoku erwiderte, er werde danach trachten, in beruhigendem Sinne auf seine Anhänger einzuwirken, doch seien seine Leute der dauernden Uebergriffe durch die Anhänger Essad Paschas allzu müde, als daß er für Aufrechterhaltung der Ruhe bürgen könnte. Die Kontrollkommission teilte Detzoku überdies mit, daß in ungefähr zehn Tagen die Reise der Kommissions⸗ mitglieder bevorstehe, die sie u. a. nach Durazzo und Alessio führen werde. Bei dieser Gelegenheit werde die Kommission

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versuchen, die Angelegenheit auf gütlichem Wege zu schlichten.

Amerika.

Dem amerikanischen Kongreß hat der Marinesekretär Daniels Vorschläge für den Ausbau der Flotte im Jahre 1914 gemacht. Wie „W. T. B.“ meldet, empfahl er den Bau von zwei Dreadnoughts, acht Torpedobootszerstörern und drei Unterseebooten und gab in der Einleitung seiner Vor⸗ schläge der Hoffnung Ausdruck, daß die Vereinigten Staaten die Initiative ergreifen würden, um unter den Mächten eine dauernde, gegen das Uebermaß in den Marinerüstungen gerichtete Politik zu begründen. Weiter empfahl der Marinesekretär dem Kongreß, eigene Oelquellen und Raffinerien für die Flotte zu erwerben, um ihr mit Bezug auf das wichtigste Heizmaterial der Zukunft eine unabhängige Stellung zu sichern. Er stellte fest, daß die Flotte der Ver⸗ einigten Staaten in kurzem einen Oelbedarf von 125 Millionen Gallonen jährlich haben werde.

. Die mexikanische Deputiertenkammer hat obiger Quelle zufolge dem Berichte der Kommission der Kammer zu⸗ gestimmt, der eine Ausgabe einer inneren Obligations⸗ anleihe von 20 Millionen Pesos gutheißt, die schon vom Kongresse unter der Präsidentschaft Maderos gutgeheißen, aber niemals realisiert worden war.

Huerta hat die Direktoren der Bank von London und Mexiko und der Nationalbank zu sich rufen lassen und hat ihnen auseinandergesetzt, daß ihre finanzielle Hilfe nötig sei, um die der Staatseisenbahnen am 1. Dezember erfüllen zu können.

Private Meldungen aus Tampico besagen, daß die Stadt ernstlich von den Rebellen bedroht wird, die die Eisen⸗ bahn 40 Meilen nördlich der Stadt unterbrochen haben. Die Direktoren der Filialen der Bank von London und Mexiko und der Nationalbank in Tampico sind angewiesen worden, ihre Geschäftsräume zu schließen und die Archive nach Progreso zu schaffen. Die Filiale der Bank von London und Merxiko in Monterey ist bereits seit einigen Tagen geschlossen. Wie die „Times“ meldet, haben die Insurgenten Nachrichten aus autoritativer Quelle zufolge den wichtigen Ort Mazatlan ein⸗

Afrika. Nach einer von „W. T. B.“ verbreiteten am Meldung aus Alhucemas haben die dort befindlichen Batterien, unterstützt von dem Kanonenboot „Lauria“, die feindlichen Duars zerstört. Die Spanier hatten keine Verluste. Die Duars in der Umgegend von Avila haben Pardon erbeten.

Statistik und Volkswirtschaft.

Zur Arbeiterbewegung.

In Innsbruck haben, wie der „Frkf. Ztg.“ telegraphiert wird, infolge des Scheiterns der Tarifverhandlungen im Buchdrucker⸗ gewerbe am Sonnabend die Arbeitgeber die teilweise Aus⸗ sperrung beschlossen. 20 % der Gehilfenschaft wurde gekündigt. Die Gehilfen hielten Abends eine Versammlung ab, in der der Ausstand in allen Betrieben beschlossen wurde, der am heutigen Montag seinen Anfang nehmen soll. Durch den Setzerstreik werden auch sämtliche Zeitungen Tirols in Mitleidenschaft gezogen, sodaß die Mehrzahl nicht oder nur stark gekürzt erscheinen kann.

In Como haben, wie die „Köln Ztg.“ erfährt, am 28. d. M. die sämtlichen Arbeiter der Seidenwebereien, Baum⸗ wollspinnereien und Maschinen fabriken die Arbeit nieder⸗ gelegt, um die schon seit einigen Wochen ausständigen Appretur⸗ arbeiter zu unterstützen. (Val. Nr. 282 d. Bl.)

Aus Schenectady (New York) wird dem „W. T. B.“ telegraphiert: Der Ausstand bei der General Elcetric Com⸗ pany ist beendet. Sämtliche Arbeiter sollten heute die Arbeit wieder aufnehmen. (Vgl. Nr. 279 d. Bl.)

Weitere Statistische Nachrichten“ s. i. d. Ersten Beilage.)

unst und Wissenschaft.

Herbstausstellung 1913 im Ausstelllungsgebäude am Kurfürstendamm.

II.*)

Zwei Malern, die heute im Mittelpunkt des Interesses stehen, sind eigene Säle eingeräumt worden: dem Norweger Munch und dem Spanier Picasso, der zur Pariser Schule zu rechnen ist. Bei Munch war diese Rücksicht geboten durch das Riesenformat der Werke. Die acht Entwürfe für Wandgemälde in der Aula der Universität Christiania stellen schon jetzt in ihrem kolossalen Format ein Wagnis dar. Wenn wirklich die Originale, wie der Katalog angibt, die vierfache Größe erreichen sollen, so werden sie rein äußerlich das Monumentalste bedeuten, was die Malerel unserer Tage auszudrücken sich unterfangen hat. Schon darum wäre zu wünschen, daß die Hindernisse verschwinden, die sich neuerdings der Ausführung des Riesenwerks entgegengestellt haben. Bei Aufträgen solcher Art ist es unmöglich, „sicher zu gehen“. Niemand, auch der Künstler selber nicht, vermag anzugeben, ob seine Erfindung ausreichen wird, diese riesenhaften Flächen künstlerisch zu beleben und dem Raum die Stimmung höchster Weihe zu geben. Manche Bedenken, die angesichts der Entwürfe aufsteigen, mögen sich lösen, andere so stark werden, daß er selbst an der Durch⸗ führung seines Planes irre wird. Die ganz allgemeinen Gegenstände erscheinen glücklich gewählt: die tiefsten Symbole des natürlichen und des menschlichen Geschehens: Sonne, Feld, Wald, Quelle; die Gel schichte, die Liebe, das Werden, die Alma mater, die letztere im ein⸗ fachen Wortverstand dargestellt als Nährmutter; alles Menschliche hineingestellt in weite, ideale Landschaftsgründe. Aber nicht überall ist die Idee sinnenfällig geworden, und die stilistische Verschiedenheit der „Sonne“ von den übrigen Stücken wird sich immer störend be⸗ merkbar machen. Munchs eigenartige Größe hat sich bisher, soweit seine hier gezeigten Werke ein Urteil zulassen, nicht gerade in der Komposition bekundet. Seine Graphik, die doch wohl die tiefsten Eindrücke hinter⸗ ließ, fesselte durch eine ergreifende Beseelung und oft auch durch den monumentalen Zug des einzelnen, des herausgegriffenen Kopfes oder Körpers. Seinen großen Figurenbildern, wie sie vor einiger Zeit bei Cassiter erschtenen, fehlte die Geschlossenheit, die das einzelne nur als ein Glied des Ganzen gestaltet und verständlich macht. Man kann die Befürchtung nicht unterdrücken, daß auch bei den jetzigen Entwürfen der Stil nicht streng, der Aufbau nicht fest genug ist, um aus der Ausführung jeden Eindruck der Leere und der Willkürlichkeit zu bannen. Aber sicher würde das Werk eine mächtige Anregung mehr bedeuten, den Bedingungen künstlerischer Wirkung der Wandmalerei nachzugehen und den Fresko⸗ stil, der unserer Zeit fast verloren gegangen ist, durch eine lange Schulung an kleineren Aufgaben neu zu begründen.

Ganz anders ist die Ueberschau von Werken Pablo Picassos. Ihre Veranlassung war gewiß der mächtige Einfluß, den dieser Maler seit seiner Wendung zum Kubismus auf unsere junge Generation aus⸗ geübt hat. Was man zu sehen bekommt, ist eine unseres Erachtens tragische Entwicklung. An der hohen und ursprünglichen Kunstbegabung des Mannes kann angesichts dieser Bilder⸗ reihe niemand zweifeln. Alle Entwicklungsstufen der französischen Malerei, selbst die Verehrung Ingres hat er durchlebt, und was mehr ist, mit eigenen Werken bereichert. Von voölliger malerischer Flächenhaftigkeit („Pierrot“) gelangt er über einen zeichnerischen Stil voll zartester Empfindung für den Umriß zu einem gesteigerten Aus⸗ druck der Körperlichkeit, zu formgesättigten Frauenbilonissen von edelster Einfachheit der Haltung, und dann zuletzt zu jener Steigerung, Uebersteigerung der Plastizität, die eine bestimmte Geste zum Symbol des ganzen Menschen erhebt. Ein großer Frauenkopf taucht dann auf, völlig unpersönlich, aber noch begreiflich in seiner Reduktion der Form auf die einfachsten Grundbestand⸗ tetle, die dem Ganzen etwas maskenhaft Unheimliches gibt. Zuletzt folgt eine Leinwand, „Mandolinenspieler“ genannt, ein sinnloses Durcheinander von Kristallen und Buchstaben, ein Gebild, wo jedes Sehen und Mitempfinden plötzlich aufhört, und das sicher auch spätere Geschlechter nicht für Kunst, sondern für eine merkwürdige Verirrung halten werden, falls ihre Augen so beschaffen sind wie die unsrigen. Daß Picasso gerade mit diesen letzten Ereignissen Schule gemacht hat, ist eine Tatsache, an der man nicht vorüber⸗ gehen kann. Man mag es bedauern, daß ein Künstler,

bare und Unschaubare im Bild darzustellen. Seinen Nachbetern, die da anfangen, wo er aufgehört (wenn er wirklich schon am Ende ist), merkt man nur zu deutlich an, daß ihnen der innere Zwang des Schaffens fehlt; möchten sie an den gesunden Werken ihres Meisters eine heilsame Einkehr erleben!

Noch bleibt uns übrig, der wenigen zu gedenken, die die Brücke zu den früheren Ausstellungen des Hauses darstellen: der beiden Hübner, von denen der eine, der jetzt nach Berlin berufene Lübecker, zwei frisch empfundene, bildmäßig gestaltete, überaus ton⸗ schöne Landschaften ausgestellt hat; M. ax Beckmanns, der in einer längeren Reihe rasch hingeschriebener skizzenhafter Bilder zu den kleinen Formaten zurückgekehrt und die Linie Feheer Cor nss fortzusetzen berufen ist. Max Pechstein erfreut durch seine „Ita⸗ lienische Landschaft“, in der die eigentümliche Schichtung der Villen, Hügel und hohen Berge Toskanas aufs glücklichste in ein schmales, hohes Bildformat gedrängt ist. Von der peinlichen Entgleisung des „Abendmahls“, einer Karikatur ohne Sinn und ohne Haltung, möchte man am liebsten schweigen.

8 Die Plast ik ist über alle Räume verteilt. Drei große Modelle in Gips prägen sich ein: Kolbes Jünglingsfigur von einem Heine⸗ Denkmal, deren kraftvoller Tanzschritt eine leicht schwebende Bewegung

*) Vergl. Nr. 281 des Bl.

der soviel Echtes hervorgebracht, als letztes Ziel sich setzte, das Unfaß⸗

fein und überzeugend wiedergibt, Tuaillons „Reiter mit Stier“,

eine mächtige Gruppe, die durch tüchtiges Detail nicht ganz für 8, etwas lahmen Aufbau entschädigt, und endlich Au gust Gauls zwe prächtige Schafgruppen, voll der liebevollsten Versenkung in das Be sondere der Tierart, aber diesmal auch als bewegte Gruppen von eine Lebendigkeit und Abrundung, die den Meister auf der Höhe zeigt. Sein „Merkur“, dessen Kopf ein Porträt zu sein scheint, ist in der Bewegung der feilschenden Hände am glücklichsten. Richard Scheibe und Wilhelm Gerstel glänzen durch schöne Büsten.

Die Bildhaueret hat auch diesmal nicht den Ehrgeiz, das Neueste vom Neuen zu zeigen. Hier kann der Anfänger nicht laut und an⸗ spruchsvoll auftreten, ehe er das Handwerkliche seiner Kunst be⸗ zwungen hat. Aber an den Werken von bleibendem Wert hat die Skulptur Jahr für Jahr ihren großen und sicheren Anteil. Ph. P.

An die von „W. T. B.“ verbreitete Nachricht, daß es dem Di rektor des Physikalischen Instituts der Universität in Breslau, Geheimen Regierungsrat Dr. Lummer gelungen sei, Kohle zum Sieden zu bringen, waren in mehreren Zeitungen teils unrichtige, teils direkt phantastische Meldungen geknüpft worden. Herr Professor Dr.

zu verbreiten: „Das Ergebnis steht, wie ich selbst betont habe und wie es die Diskussion der Chemiker bekräftigt hat, in⸗ sofern noch nicht durchaus fest, als es noch langwieriger Ver⸗ suche mit Kohlenstoff in seiner allerreinsten Form, auch als Diamant, bedarf, um die Exlstenz des Kohlenstoffs in flüssigem Zustande end⸗ gültig zu erweisen. Ein Weg zur Erreichung dieses Zieles ist auch in bezug auf den Diamanten durch meine Versuche gegeben. Jeder Fachmann, der dem Vortrag und der gründlichen Diskussion bei⸗ gewohnt hat, weiß alles dies und damit auch, daß die Laienwelt ganz unnütz in Aufregung versetzt worden ist..

Verkehrswesen.

allgemein bekannt zu sein, daß die Errichtung und der Betrieb sämtlicher drahtlosen Telegraphenanlagen (auch der lediglich zum Empfang bestimmten) nur mit Genehmigung des Reichs zulässig ist. Dies gründet sich auf das Telegraphengesetz vom 6. April 1892 in Verbindung mit der Novelle vom 7. März 1908. Zuwider⸗ handlungen gegen das Telegraphengesetz werden nach § 9 mit Geld⸗ strafe bis zu eintausendfünfhundert Mark oder mit Haft oder mit Gefängnis bis zu sechs Monaten bestraft. Außerdem werden nach § 11 die unbefugt errichteten oder betriebenen Anlagen außer Betrieb gesetzt oder beseitigt.

Wer also ohne Genehmigung des Reichs eine Station für draht⸗ lose Telegraphie errichtet oder betreibt, setzt sich einer empfindlichen Bestrafung aus.

Im Verkehre mit Jtalien ist es vom 1. Januar 1914 an nicht mehr erforderlich, daß bei der Versendung von mehreren zu einer Begleitadresse gehörigen Postpaketen die Zollinhaltserklärung für jedes Paket in einer besonderen Ausfertigung vorhanden ist. Für die Zwecke der italienischen Zollverwaltung genügt in diesem Falle eine einzige Zollinhaltserklärung, in der jedoch der Inhalt jedes Pakets nach Gattung, Menge, Gewicht, Wert usw. der Waren besonders an⸗ gegeben sein muß. .

FTheater und Mufik.

ECheater des Westens.

Eine lustige Märchenvorstellung gab es im Theater des Westens am Sonnabendnachmittag, bei der die das Haus füllenden jugend⸗ lichen und erwachsenen Zuschauer sich gut unterhielten. Gegeben wurde das bekannte Märchen vom „Tapferen Schneiderlein” in der Bäühnenbearbeitung von Julius Feld, und es hatte einen durch⸗ schlagenden Erfolg. Gustav Muͤller, der es sowohl in Szene gesetzt hat, als auch die Titelrolle spielte, machte als Schneidermeister Zwickl eine gar drollige Figur und ver⸗ stand es ausgezeichnet, diesen prahlerischen „Siebentöter“ in allen Abschnitten seines erdichteten Rittertums mit einer so über⸗ wältigenden Komik zu gestalten, daß sein Auftreten stürmische Heiter⸗ keit hervorrief. Als sich ihm noch die Hauptpersonen im Reiche des Königs Bimbambum (Valentin Ranninger), der Minister (Georg Rink), der Hofnarr (Hermann Burckard), der Invalide (Alfred Walters) und andere Bürger dieses Märchenlandes hinzugesellten, die alle insgesamt in der Vollführung von Eulenspiegeleien miteinander wetteiferten, mußte selbst der Griesgram ob des lustigen Durcheinanders mitlachen. Zwischen der krausen Handlung waren noch mit großem Geschick und Ausstattungsaufwand verschiedene reizvolle Volks⸗, Jahrmarkts⸗ und Tanzszenen eingeschaltet, der zahlreichen Tiergestalten nicht zu vergessen, die im Waldgebiete der Pseudoriesen die Bühne bevölkerten und allerlei⸗ Kurzweil trieben. Schließlich ging wohl keiner der Besucher, und besonders nicht die liebe Jugend, unbefriedigt von dannen.

Kleines Theater.

Ludwig Thomas dreiaktiges Schauspiel „Die Sippe“, das am Sonnabend im Kleinen Theater zum ersten Male aufgeführt wurde, erzielte nicht die starke Wirkung seiner satirischen Komödien „Die Medaille“, „Die Lokalbahn“ und „Moral“, die den Höhepunkt seines dramatischen Schaffens bedeuten. Die ernstere Form der Sittenpiedigt, die er in seinem neuesten Werke anstrebt, gerät ihm zu leicht vogeeedge und leidet zudem an Längen, die das Interesse erlahmen lassen. Aber auch in der Charakterzeichnung und Komposition dieses Schauspiels ist nicht alles in Ordnung. Man versteht es nicht, wie der junge Ehemann des Stückes, der nur auf die Aeußerlichkeiten des Lebens Wert legt und nicht auf Eigenschaften des Herzens und Gemüts, zu der lieben, jungen, vermögenslosen Frau gekommen ist, deren Vater einst wegen polttischer Umtriebe des Landes verwiesen wurde. Man versteht es ferner nicht, wie dieser Vater, ein herzensguter alter Mann, der eines Tages, in die Heimat zurückgekehrt, im Hause des jungen Ehepaares erscheint, in den Ruf eines gefährlichen Auf wieglers gekommen sein kann, ebensowenig wie man es versteht, daß er in den paar Jahren seiner Ahbwesenheit im Auslande so völlig un bekannt mit deutschen Verhältnissen geworden ist, daß er annehmen

schaden, in die Redaktion einer radikal regierungsfeindlichen Zeitung ein treten. Das alles sind Unwahrscheinlichkeiten, über die man nicht hinweg kommt und die es dem Zuschaner unmöglich machen, an den

sam heraufbeschworenen Konflikt zu glauben. Besser als die Ge stalten des alten Schwiegerpaters und seiner Tochter, für die Thoma besondere Sympathien erwecken moͤchte, sind der unfreundliche junge Ehe mann, ein herzloser Egoist, und seine ihm beistehende Sippe, nämlich die kleinstädtische Schwester und deren Gatte, ein pedantischer Schul mann, sowie ein paar Nebenfiguren gezeichnet. Hier zeigt der Kari⸗ katurist Thoma seine eigentliche Begabung, kann sie aber nur in einigen Exisoden zur Geltung bringen. Die Darstellung unter George Altmans geschickter Regie bob diese Vorzüge gebührend bervor, vermochte aber nicht dadurch die erwähnten Mängel vergessen zu machen. Den jungen Ehemann gab Paul Bildt geschniegelt und mit glatten Umgangsformen, Alice Altman⸗Hall die junge Frau mit gütigem, schlichtem, liebenswürdigem Wesen, die weichliche Rolle des Schwiegervaters war Lupu Pick anvertraut, der sich redlich aber vergeblich bemühte, aus dieser verzeichneten Gestalt einen glaubhaften Menschen zu machen. Leichteres Spiel batten die Vertreter der au komische Wirkungen gestellten Nebenrollen: Max Adalbert als Rektor Rosa Valettr als dessen Frau, Emmy Wyda als Pastorsgattin und Martha Altenberg als Wirtschafterin. 8 8 8

Lummer ersuchte das „W. T. B.“ daher, folgendes zur Richtigstellung

82 * 8 88 Nach Vorkommnissen aus neuerer Zeit zu schließen, schein nicht

kann, er dürfe, ohne dem sozialen Ansehen seines Schwiegersohnes zu

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