1913 / 292 p. 6 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 11 Dec 1913 18:00:01 GMT) scan diff

ezember 1913 zur Dienstl. b. Kr. Min. komdt. Plewig, Obl im 7. Westpr. Inf. R. Nr. 155, zum Adj. d. Landw. Insp. Erfurt ernannt. 3 Neues Palais, 9. Dezember. Seine Majestät der König der Belgier, Chef d. 2. Hannov. Drag. Reats. Nr. 16, unter dem 5. November 1913 zum Gen. d. Kay. in d Preuß. Armee ernannt. Brendel, Hauptm. und Komp. Chef im Inf. R. Prinz Moritz von Anhalt⸗Dessau (5. Pomm.) Nr. 42, zur Dienstl. b. Kr. Min. komdt.

Im Veterinärkorps.

Stuttgart, 6. Dezember. Schlake, Korps⸗St. Veter., techn. Vorst. d. Mil. Lehrschmiede in Berlin, unter Beförderung zum Gen. Veter., zum Dir. d. Mil. Veter. Akad., Krüger, Ob. St. Veter. b. 1. Gardefeldart R., unter Beförderung zum Korps⸗St. Veter., vorläufig ohne Patent, zum techn. Vorst. d. Mil. Lehrschmiede in Berlin, ernannt. 8 8

Versetzt: die Stabsveterinäre: Herbst, techn. Vorst. d. Mil. Lehrschmiede in Frankfurt a. M., zum 1. Gardefeldart. R., Woite bei d. Mil. Veter. Akad., als techn. Vorst. zur Mil. Lehrschmiede in Frankfurt a. M., Dr. Albrecht b. Regt. d. Gardes du Corps, zur Mil. Veter. Akad., Wilke bei d. Mil. Lehrschmiede in Berlin, zum Regt. d. Gardes du Corps.

Dr. Fraas, K. w. Ob. Veter. b. Ulan. R. König Karl

(1. Württ.) Nr. 19, komdt. nach Preußen, d. Mill. Lehrschmiede in

Berlin überwiesen.

Königlich Sächsische Urmee. Ernennungen, Beförderungen und Versetzungen.

Den 29. November. Viehweger, Lt. im 14. Inf. R. Nr. 179, vom 1. Dezember 1913 bis mit 30. September 1914 zum K. P⸗ Flieger⸗B. Nr. 1 komdt. 3

Den 5. Dezember. Gläser, K. p. Lt. a. D., bisher im 1. Unterelsäss. Inf. R. Nr. 132, in d. Armee angest. und zwar als Lt. d. Res. d. 1. Train⸗Bats. Nr. 12 mit einem Patent vom 25. März EE““ Kommandierung z. Dienstl. bei diesem Bat. auf ein Jahr.

Den 8. Dezember. Francke, Oberstlt. und Bats. Kom. im 3. Inf. R. Nr. 102 König Ludwig III. von Bayern, zum Stabe d. 9. Inf. Regts. Nr. 133 vers.

Die Majore: v. der Foehr, Bats. Kom. im 9. Inf. R. Nr. 133, Graf v. Wuthenau⸗Hohenthurm, Kem. d. 2. Ulan. Regts. Nr. 18, Pilling, Bats. Kom. im 3. Ink. R. Nr. 102 König Ludwig III. von Bayern, Jahn, beauftr. m, Führ. d. Karab. Regts., unter Ernennung zum Kom. dieses Regts., zu Oberstlts. befördert, Edler v. der Planitz, beauftr. m. Führ. d. 3. Hus. Regts. Nr. 20, zum Kom. dieses Regts. ernannt, Frhr. v. Koenneritz, diensttuender Flügeladj. Seiner Majestät des Königs, vom 15. De⸗ zember 1913 ab zur Vertretung d. beurl. Kom. d. 2. Ulan. Regts. Nr. 18 nach Leipzig komdt., Richter, Abt. Kom. im 8. Feldart. R. Nr. 78, zum Stabe d. 5. Feldart. R. Nr. 64, Schrödel b. Stabe d. 16. Inf. Regts. Nr. 182, zum Bats. Kom. ernannt und in d. 3. Inf. R. Nr. 102 König Ludwig III. von Bayern, Walbaum b. Stabe d. 6. Inf. Regts. Nr. 105 König Wilhelm II. von Württem⸗ berg, zum Stabe d. 16. Inf. Regts. Nr. 182, vers.

Die überzähligen Majore: Müller, Mitglied b. Bekl. Amt XIX. (2. K. S.) A. K., als Stabsoffiz. zum Bekl. Amt XII. (1. K. S.) A. K., Höfer beim Stabe d. 2. Feldart. Regts. Nr. 28, unter Ernennung zum Abt. Kom., in d. 8. Feldart. R. Nr. 78. vers.

Den Majoren: Kühn, Verw. Dir. d. Art. Werkstatt, v. Beul⸗ witz, Adj. d. 3. Div. Nr. 32, Patente ihres Dienstgrades verliehen.

Die Hauptleute und Komp. Chefs: v. Einsiedel im Schützen⸗ (Füs.) R. Prinz Georg Nr. 108, zum überzähl. Maj. befördert, Scholl im 6. Inf. R Nr. 105 König Wilhelm II. von Württem⸗ berg, zum Maj. befördert und zum Stabe dieses Regts. vers.

Die Hauptleute: v. Hingst im Gen. Stabe d. 1. Div. Nr. 23, zum Maj, v. Kirchbach im Gen. Stabe, komdt. zum K. P Gr. Gen. Stabe, zum überzähl. Maj., befördert, v. Göphardt, Mit⸗ glied b. Bekl. Amt XIX (2. K. S) A. K., als Komp. Chef in d. 7. Inf. R. König Georg Nr. 106 vers., Beneke im 7. JInf. R. König Georg Nr. 106, von d. Stellung als Komp. Chef enth. und auf sechs Monate zur Dienstl. beim Bekl. Amt XIX. (2. K. S.) A. K. komdt.

Die überzähligen Hauptleute: Koeppen im 16. Jnf. R. Nr. 182, zum Stabshauptm, v. Goetze im 6. Inf. R. Nr. 105 König Wil⸗ helm II. von Württemberg, zum Komp. Chef, ernannt.

Die Hauptleute und Stabshauptleute: Moering im 4 Inf. R. Nr. 103, Holthausen im 8. Inf. R. Prinz Johann Georg Nr. 107, zu Komp. Chefs ernannt.

Die Oberleutnants: v. Kirchbach (Erich) im Schützen⸗ (Füs.) R. Prinz Georg Nr. 108, Göldner im 4. Inf. R. Nr. 103, dieser unter Versetzung in d. 5. Inf. R. Kronprinz Nr. 104, zu Haupt⸗ 7 vorläufig ohne Patent, befördert und zu Stabshauptleuten ernannt.

Paul, Oblt. d. Res. d. 4. Inf. Regts. Nr. 103, komdt. zur Dienstl. bei diesem Regt., in d. aktiven Armee wiederangest. unter Beförderung zum Hauptm., vorläufig ohne Patent, und Ernennung zum Stabshauptm. im genannten Regt. Basüner, Oblt. und Er⸗ zieher beim Kad. Korps, zum Mil. Lehrer beim Kad. Korps ernannt. Lahode, Lt. im 16. Inf. R. Nr. 182, als Erzieher zum Kad. Korps vers. Edler v. der Planitz, Rittm. und Esk. Chef im 3. Ulan. R. Nr. 21 Kaiser Wilhelm II., König von Preußen, Fischer (Arnold), Hauptm. b. Stabe d. 4. Feldart. Regts. Nr. 48, zu überzähl. Majoren befördert.

Die Hauptleute: Reinhardt im 8. Feldart. R. Nr. 78, unter Enthebung von d Stellung als Battr. Chef, auf sechs Monate zur Dienstl. beim Bekl. Amt XII (1. K. S.) A. K., Sieglitz b. Stabe d. 6. Feldart. Regts. Nr 68, auf sechs Monate zur Dtenstl. beim Bekl. Amt XIX (2. K. S.) A. K., komdt.

Die überzähligen Hauptleute: Reimer im 3. Feldart. R. Nr. 32, zum Battr. Chef ernannt und in d. 8. Feldart. Nr. 78, v. Elterlein im 3. Feldart. R. Nr. 32, zum Stabe des 6. Feldart. Regts. Nr. 68, Bucher im 1. Feldart. R. Nr. 12, zum Stabe d. 2. Feldart. Regts. Nr. 28, vess.

Beyer, Oblt. und Mil. Lehrer b. Kad. Korps, in d. 2. Fußart. R. Nr. 19 vers. Kiesel, Hauptm. und Komp. Chef im 1. Pion. B. Nr. 12, als Stabshauptm. in d. 13. Inf. R. Nr. 178 vers. unter Beibehalt sr. bish. Uniform und b in d Komdo. als Komdo.

ührer d. Offiz (Flieg r⸗)Lehrkurse in Johannisthal. Becker, charakt. berstlt. 3. D. und Zweiter Stabsoffiz. beim Landw. Bez. Plauen, zum Kom. d. Landw. Bez. Döbeln ernannt. Frhr. v. Hodenberg,

Hauptm. z. D. und Bez Offiz. beim Landw. Bez. Großenhain, d.

Charakter als Maj. verliehen.

Abschiedsbewilligungen.

Die Oberstleutnants: Graf v. Pfeil u. Klein⸗Ellgutb b. Stabe d. 9. Inf. Regts. Nr. 133, unter Verleihung d. Charakters als Oberst und m. d. Erlaubn. z. Tr,. d. Unif. d. 2. Gren. Regts. Nr. 101 Kaiser Wilhelm, König von Preußen, Noack, Stabsoffiz. H Detzk mt Til. (1. E. S.) A. K, m. d. Erlaubn. z. Tr. d. Unif. d. 9. Inf. Regts. Nr. 133, in Genehmigung ihrer Abschiedsgesuche mit Pension zur Disposition gestellt. Nicolai, Maj b. Stabe d. 5. Feldart. Regts. Nr. 64, unter Ver⸗ leihung d. Charakters als Oberstlt. m. Pens und d. Erlaubn. z. Tr. d. Regts. Unif. z. Disp. gest. Schmidt⸗Cassella, Hauptm. und Komp. Chef im 4. Inf. R. Nr. 103, m. Pens. und d. Erlaubn. z. Tr. d. Unif. d. 6. Inf. Regts. Nr. 105 König Wilhelm II. von Württemberg d. Absch. bew. Schreyer, Hauptm und Stabshauptm. im 13. Inf. R. Nr. 178, in Genehmigung seines Abschiedsgesuches m. Pens. und d. Erlaubn. z. Tr. d. Armeeu if. z. Disp. gestellt. Blohm, Hauptm und Stabshauptm. im 2. Gren. R. Nr. 101 Kaiser Wilhelm, König von Preußen, m. Pens ausgeschieden. Schüttel, Lt. im 1. Fußart. R. Nr. 12, zu d. Offizieren d. Res. dieses Regts. übergeführt. v. Schlieben, Fähnr. im 1. Hus. R.

nung, worüber in der gestrigen Nummer d. Bl. berichtet worden

öhler, charakteris. Oberstlt. z. D. un Döbeln, unter Fortgewährung d. gesetzl. Pens. und m. d. Erlaubn. z. Tr. d. Unif. d. 12. Inf. Regts. Nr. 177, von seiner Dienststellung auf sein Gesuch enth. 8 Im Sanitätskorps. Dr. Kießling, Ob. St. Arzt und Regts. Arzt d. 14. Inf. Regts. Nr. 179, unter Beförderung zum Gen. Ob. Arzt, zum Garn. Arzt in Leipzig. Die Stabsärzte: Dr. Fehre, Bats. Arzt d. 1. Jäg. Bats. Nr. 12, unter Beförderung zum Ob. St. Arzt, zum Regts. Arzt d. 3. Ulan. Regts. Nr. 21 Kaiser Wilhelm II., König von Preußen, Dr. Hein im 10. Inf. R. Nr. 134, von d. Komdo. an d. Kaiser Wilhelms⸗Akad. in Berlin enth. und unter Beförderung zum Ob. St. Arzt zum Regts. Arzt d. 14. Inf. Regts. Nr. 179 (vorläusig Standort Leipzig), Dr. Grahl, beauftr. m. Wahrn. d. Gesch. d. Regts. Arztes d. 3. Feldart. Regts. Nr. 32, unter Beförde⸗ rung zum Ob. St. Arzt zum Regts. Arzt seines Truppen⸗ teils, ernannt, Dr. Stürenburg bei der Unteroffizier⸗ schule, behusfs Verwendung in einer Stabsarztstelle an der Kaiser Wilhelms⸗Akademie für das militärische Bildungswesen nach Preußen. komdt, Dr. Gruner, Bats. Arzt im Schützen⸗(Füs.) R. Prinz Georg Nr. 108, in gleicher Eigenschaft zum 1. Jäg. B. Nr. 12, Dr. Kirsch, Bats. Arzt im 5. Inf. R. Kronprinz Nr. 104, zur Unteroff. Schule, Dr. König im 9. Inf. R. Nr. 133, als Bats. Arzt zum 5. Inf. R. Kronpeinz Nr. 104, verf., Dr. Hofmann, Bats. Arzt im 12. Inf. R. Nr. 177, in gleicher Eigenschaft zum Schützen⸗(Füs.) R. Prinz Georg Nr. 108 vers. und unterm 31. De⸗ zember d. J. von d. Komdo. am Carolahaus in Dresden enth., Dr. Seyerlein, Bats. Arzt im 9. Inf. R. Nr. 133, in gleicher Eigenschaft zum 2. Fußart. R. Nr. 19 (vorläufig Standort Zeithain) vers. und unterm 31 Dezember d. J von d. Komdo. an d. Diakon ssen⸗

anstalt in Dresden enth.

Dr. Tha lacker, Ob. Arzt b. 3. Inf. R. Nr. 102 König Ludwig III. von Bayern, unter Belassung in d. Komdo. zur Uni⸗ versität Leipzig, zum St. Arzt befördert und zum Bats. Arzt im 9. Inf. R. Nr. 133 ernannt.

Die Assistenzärzte: Dr. Heynold b. 5. Feldart. R. Nr. 64, Dr. Krug b. 2. Jäg. B. Nr. 13, zu Ob. Aerzten befördert, Dr. Lampe beim Schützen⸗ (Füs.) R. Prinz Georg Nr. 108, zum 1. Fußart. R. Nr. 12 vers. und unterm 31. Dezember d. J. von d. Komdo. am Johanniter⸗Krankenhaus in Heidenau enth.

Die Unterärzte: Dr. Uter b. 11. Inf. R. Nr. 139, Brauer b. Gardereiter⸗R., zu Assist. Aerzten befördert.

Dr. Mansfeld, St. Arzt a. D., zuletzt b. 9. Inf. R. Nr. 133, d. Charakter als Ob. St. Arzt verliehen.

Im Veterinärkorps.

Dr. Adam, Unt. Veter. d. Res. d. Landw. Bez. II Leipzig, zum Veter. befördert. Heinz, Ob. Veter. b. 3. Hus. R. Nr. 20, m. Pens. und d. Erlaubn. z. Tr. d. bish. Unif. d. Absch. bew.

XIII. (Königlich Württembergisches) Armeekorps.

Ernennungen, Beförderungen, Versetzungen usw. Anläßlich der Jahrhundertfeier des Dragonerregiments Königin Olga

Nr. 25:

Stuttgart, 6. Deiember. Baun, Rittm. und Esk. Chef, zum überzähl. Maj. befördert.

Es erhalten: den Charakter als Oberst: Bopp, Oberstlt. a. D., zuletzt Kom. d. Westf. Drag. Regts. Nr. 7, Forster, Oberstlt. a. D., zuletzt Kom. d. Schlesw. Holst. Drag. Regts. Nr. 13; den Charakter als Oberstleutnant: Fec⸗kzi ger, Maj. a. D., zuletzt etatmäß. St. Offiz. im Drag. R. Königin Olga Nr. 25; den Charakter als Rittmeister: Loos, Oblt. d. Res. a. D., zuletzt von d. Res. d. Drag Regts. Königin Olga Nr. 25, Epting, Oolt. d. Landw. a. D., zuletzt von d. Landw. Kav. 2. Aufgebots d. damal. Landw. Bez. Stuttgart; die Erlaubn. zum Tr. d. Unif. der Res. Offiziere des Drag. Regts. Königin Olga Nr. 25: Haniel, Rittm. d. Landw. a D., zuletzt von der Landw. Kav. 2. Aufgeb. d. Landw. Bez. Ludwigsburg.

a““ 186. Sitzung vom 10. Dezember 1913, Mittags 12 Uhr. (Bericht von Wolffs Telegraphischem Bureau.)

Nach Erledigung der beiden ersten Punkte der Tagesord⸗

ist, verhandelt das Haus in erster Lesung über den von den Abgg. Bassermann und Genossen eingebrachten Entwurf eines Gesetzes über die Feststellung eines dritten Nachtrags zum Reichshaushaltsetat für das Rechnungsjahr 1913 (deutsche Ausstellung in San Francisco).

Abg. Dr. Arendt (Rp.): Die Zeit ist vorbei, wo die Weltaus⸗ stellungen für unsere Industrie eine große Bedeutung hatten. Den Weltausstellungen in Paris und London hat unsere Industrie aller⸗ dings viel zu verdanken gehabt, aber in den letzten Jahren sind unsere Weltausstellungen mehr und mehr zu Jahrmärkten und Rummel⸗ ehes geworden. Die industriellen Kreise wünschen eine Reform des lusstellungswesens in der Richtung der Fachausstellungen. Eine Be⸗ teiligung des Reichs dürfte nur eine solche sein, daß sie der deutschen Industrie zur Ehre gereicht. Wenn man aber in Gent die fran⸗ zösische Abteilung gegenüber der unsrigen gesehen hat, so muß man die Empfindung haben, es wäre für uns besser gewesen, gar nicht auszu⸗ stellen. Auf den letzten großen Weltausstellungen hat Deutschland

Hervorragendes hauptsächlich auf dem Gebiete der Groß⸗

industrie und der chemi .5. und gerade diese Industrien haben die Beteiligung in San Francisco abgelehnt, und wir können sie nicht zwingen. Diese Industrien müssen doch ihren Vorteil selbst kennen. Gerade für die in Betracht kommenden Industriezweige halte ich eine Beteiligung in San Francisco nicht fuͤr ersprießlich. Die ständige Ausstellungskommission hat sich dagegen erklärt, namentlich deren Vorsitzender Geheimer Kommerzienrat S“ ein hervor⸗ ragender Kenner des Ausstellungswesens und der Vereinigten Staaten. Die Schiffahrt hat allerdings ein großes Interesse an der Be⸗ schickung der Ausstellung, wir sind stolz auf die deutsche Schiffahrt und die Leistungen unserer großen Schiffahrtsgesellschaften, aber für die Ausstellung in San Francisco hat unsere Industrie neben dem Grund, daß sie überhaupt ausstellungsmüde ist, noch den Grund zur Ablehnung, daß die Kosten nicht im Verhältnis zu dem stehen, was die Ausstellungen einbringen, und Bedenken hat sie noch wegen der amerikanischen Verhältnisse, wegen des Mangels eines Gesetzes über den Urheberschutz.

G es über de schutz. Zwar haben die Vereinigten Staaten jetzt ein Interimsgesetz für drei

ge ahre erlassen, aber es handelt sich doch um die Ausführung eines solchen Gesetzes, und die Bedenken dagegen sind nicht von der Hand zu weisen. Wir schwimmen nicht so im elde, daß wir ohne weiteres zwei Millionen bewilligen können. Würde die gesamte deutsche 2b ndustrie die Beteiligung fordern, so müßte die finanzielle Frage in den Hintergrund treten, aber ein großer Teil der Industrie verhält sich eben ablehnend. Dazu kommt, daß Deutschland nicht in der Ablehnung der Be⸗ teiligung an der Weltausstellung. Wir stehen auf einer Linie mit dem großen Handelsstaat England, und wenn wir uns von Reichs wegen an der Ausstellung beteiligen, dann müssen wir ab⸗ warten, wie das in England wirkt, ob das dort nicht zu einem Wechsel in der Anschauung 188 und ob dann nich die Ablehnung der beiden Staaten hinfällig wird. Das hat doch ein sehr großes Bedenken. n glaube 8 nicht, daß die für die Beteiligung angeführten Gründe wirklich durchschlagend sind. Mit den Vereinigten Staaten stehen wir in lebhaftem Handelsver⸗ kehr, aber trotzdem hat die Ausstellung in St. Louis unserer Industrie

König Albert Nr. 18, wegen Dienstunbrauchbarkeit ausgeschieden.

Kom. d. Landw. Bez.

gsiatischen Voͤlkern sehr schwer zu erreichen, und ich glaube nicht, da dort ein sehr gro r Zusammenstrom W wird. In Asien 8 aber unsere Industrie auch ohnehin zur Genüge bekannt, und die⸗ enigen, die nach San Francisco fahren, stehen auf einer so hohen Sulturstufe, daß sie auch so unsere Industrieerzeugnisse kennen. Allein die Se hiffahrt würde eine Erhöhung ihrer Einnahmen erfahren. Das kann für uns nicht ausschlaggebend sein. Hier müssen wir die Mah⸗ nung des Reichsschatzsekretärs beherzigen, Sparsamkeit am rechten Orte walten zu lassen. Ich bitte den Antrag Bassermann abzulehnen.

Ohne weitere Debatte wird darauf der Nachtragsetat auf des Abg. Bassermann an die Budgetkommission ver⸗ wiesen.

Darauf setzte das Haus die Generaldiskussion des Reichshaushaltsetats für 1914 fort. Abg. Graf von Westar (dkons.): Der jetzige Etat ist der erste in einer neuen Epoche unseres Finanzwesens. Die Zeiten sind vom Staatssekretär bezeichnet worden als die Zeiten des größten Niederganges der Reichsfinanzen und als die Zeit, in der die Reichs⸗ schulden außerordentlich zugenommen haben. (Reichskanzler Dr. von Bethmann Hollweg erscheint am Bundesratstisch; außerdem nehmen noch am Bundesratstisch latz die Staatssekretäre Dr. Del⸗ brück, von Jagow und Kraetke.) Es steht das eine fest, daß ohne die Bewilligung der im Jahre 1909 beschlossenen Steuern von einer Gesundung der Finanzen nicht annähernd hätte die Rede sein können. Es ist gelungen, in dieser Zeit die Einzelstaaten vor Schwankungen in den Matrikularbeiträgen zu bewahren. Der Vorschlag der Regie⸗ rungsvorlage, die Matrikularbeiträge festzusetzen, ist seinerzeit nicht angenommen worden; tatsächlich aber hat man waährend der ganzen Zeit daran festgehalten, denselben Satz beizubehalten. Das Jahr 1910 brachte einen Ueberschuß von 117 Millionen Mark, das Jahr 1911 einen Ueberschuß von 244 Millionen Mark, das Jahr 1912 einen Ueberschuß von 97 Millionen Mark. Zur Schuldentilgung sind ständig erhebliche Beträge bestimmt worden. Besonders 1“ ist es, daß die stillschweigenden Vorschüsse aus der Welt geschafft wor⸗ den sind. Dann haben die Ueberschüsse dienen können zur Durchfüh⸗ rung der Heeresvorlagen von 1911, 1912 und 1913. Für die Vor⸗ lage von 1913 sind 15 Millionen übrig geblieben. Zu Beginn der neuen Finanzperiode, die mit dem Jahre 1909 einsetzte, war bekannt⸗ lich die Begriffsbestimmung der werbenden Anleihen besonders streng festgesetzt worden, nämlich dahin, daß als werbende Anleihen nur solche anerkannt wurden zu Zwecken der Post und der Eisenbahn. Das⸗ jenige, was man dann als nichtwerbende Anleihen bezeichnete, sollte bis zur Abwicklung der gefaßten Beschlüsse auf den außerordentlichen Etat übernommen werden. Es trat dann im Jahre 1912 dasjenige ein, was der Staatssekretär die Bereinigung des Etats nannte. Ein großer Teil dieser Posten wurde dann auf den ordentlichen Etat über⸗ nommen. So ergab sich ein erfreuliches Zurückgehen der Anleihe⸗ beträge. Die Heeresvorlagen von 1911 und 1912 waren berechnet auf einen jährlichen Betrag von 880 Millionen Mark. Gleichzeitig nahm man in Angriff die höchst erfreuliche Erhöhung der Veteranenbeihilfe. Von den 880 Millionen Mark der Heeresvorlagen von 1911 und 1912 brauchten durch neue Steuern nur aufgebracht werden 188 Millionen Mark. Im übrigen konnten auch diese Heeresvorlagen gedeckt werden aus dem Betrage der Steuer ohne Erhöhung. Ich möchte aus den Etat für das Jahr 1914 dasjenige, was ich als erfreulich bezeichnen kann, vorweg nehmen, weil gerade hier eine ganze Reihe von Er⸗ scheinungen auf die Wirkungen der Steuern des Jahres 1909 zurückzu⸗ führen ist. Diese Entwicklung ist durchaus erfreulich. Die Passiv⸗ posten bestanden darin, daß der Plan umging, die Zuckersteuer zu er⸗ mäßigen, ebenso die Stempelsteuer abzuschaffen und die sogenannte lex Bassermann⸗Erzberger. Was aber nach meiner Auffassung für diese Periode charakteristisch ist, ist der Umstand, daß das Anwachsen der festen Schulden zum Stillstand gebracht worden ist, und daß diese ogar teilweise zurückgegangen sind. Hierdurch ist die bestimmte Aus⸗ icht eröffnet, daß dieser Rückgang von Jahr zu Jahr größere Fort⸗ chritte machen wird. Die beiden Krisen, die sich an den Namen Marokko und Balkan knüpfen, hätte das Deutsche Rei nicht so über⸗ stehen können, wie es gese hehen ist, wenn es nicht Finanzen es. hätte. Und auch die Deckung für die letzten Wehrvorlagen bätte nicht so schnell gefunden werden können. Dies Deutsche Reich nicht nur eine starke Rüstung tragen will, sondern es beweist auch dem Auslande, daß es sie zu tragen auch imstande ist. Die Grundlage hierfür hat aber in erster Linie die Finanzreform von 1909 geschaffen. Die Kosten für die neue Wehrvorlage für dieses und auch für das kommende Jahr muß der Wehrbeitrag tragen. Da er aber noch nicht festgestellt ist, so mußten infolgedessen Schatzscheine ausgegeben werden. Die neue Periode ist durch den Nachtragsetat für 1913 eröffnet worden. Sie ist charakterisiert einmal durch den enormen Bedarf, auf dessen Wirkungen ich später zu sprechen kommen werde, und dadurch, daß durch reichseigene Besitzsteuern ein wesentlicher Teil dieses Bedarfes gedeckt ist. 95 % der Kosten der neuen Wehr⸗ vorlage sind auf die besitzenden Klassen gelegt. Die Bedeutung dieser Besitzsteuer für unsere Reichsfinanzen ist 88n etwas übertrieben. Ich habe in der nationalliberalen Presse Ausführungen darüber gelesen, daß es auf das höchste zu begrüßen sei, weil das Reich nun endlich einmal auf eigene Füße gestellt und nicht mehr auf die Alimentierung durch die Bundesstaaten angewiesen sei. Man übersieht dabei, daß das Reich ja schon früher Besitzsteuern hatte. Der Abg. Bassermann hat sich gestern gegen Ausführungen gewandt, in denen Vertreter der sächsischen Regierung im sächsischen Landtag ihre Mißbilligung über die beschlossene Reichszuwachssteuer ausgesprochen haben. Er meinte, es sei nicht am Platze gewesen, in Weise Vorgänge zu kritisieren, bei denen es sich um Schaffung der Mittel für die rose Wehrvorlage gehandelt habe. Die Einigung ist damals zwischen einem großen Teil der bürgerlichen Parteien und den e alherne rajen erzielt worden. Ich will hier nicht nachträglich Kritik an erlassenen Gesetzen üben. Aber die beschlossene Zuwachssteuer ist ein erster Schritt auf einem Wege, dessen Endziel wir auf das ernsteste bekämpfen. Und nach den Aus⸗ führungen der Sozialdemokraten und der fortschrittlichen Volkspartei soll es auch wirklich ein solcher erster Schritt sein. Das konnten wir nicht mitmachen, weil wir darin eine große Gesahr und einen Eingriff in die Selbständigkeit der Einzelstaaten sehen. Vertreter der sächsischen Regierung aus ähnlichen Erwägungen herau ihre Aeußerungen getan haben. Der Etat beruht auf zwei sehr und sicheren 1 Der Betrag der Steuern und Zölle ist abhängi von der Entwicklung unseres Wirtschaftslebens. Trotz des sich be merkbar machenden Rüchgangs der Konjunktur hat man den Betra aber nicht wesentlich niedriger eingestellt. Die im Etat 1913 vor handene recht erfreuliche 2 ist aus dem Etat jetzt verschwunden. Sie ist auch nicht mehr stillschweigend eingestellt, wie es früher ge schehen ist. Trotz der bevorstehenden gerade nicht sehr günstigen Aus sichten für unser Wirtschaftsleben konnte man diesmal doch nicht da große Maß von Vorsicht anwenden wie früher. Geht man von al diesen Erwägungen aus, 9. muß man zu der Ueberzeugung kommen daß die Hechtgane aus der der Etat gespeist wird, der Wehrbeitr ist. Vom Wehrbeitrag 88 1913 und 1914 für fortlaufende Zweck 152,3 Millionen in Anspruch genommen werden. Damit wird de in Aussicht genommene Betrag um 70 bis 75 Millionen überschritten Der Schatzsekretär sagte, die Kommission sei davon ausgegangen, daß der Wehrbeitrag 1200 Millionen bringen werde. Ich kann mich diese Auffassung nicht 81 Nach unseren Rentabilitätsberechnungen war nur von ursprünglich 1000 Millionen die Rede. Man wird sich bei der Prüfung Fn ganzen Sache vergegenwärtigen müssen daß der Kursstand der Wertpapiere ein recht niedriger ist. Ich wil mir die Meinung nicht aneignen, daß dies in ursächlichem Zusammen hang mit der Veranlagung des Wehrbeitrages steht. Jedenfalls steht die Tatsache fest, deß der Kursstand sehr niedrig ist, und daß schon deshalb die Rentabilitätsberechnung vielleicht unterschritten werder vird. Wir müssen mit der Tatsache rechnen, daß unter Umständen der Wehrbeitrag mit einem Defizit abschließt. Nach unserer Auffassung ist der Uüegeeteg und muß sein eine einmalige Abgabe, die nur für einmalige Zwecke der Heeresverwaltung erhoben werden darf und er⸗ hoben werden kann. Dazu ist der Eingriff in das einzelstaatliche

eine große Enttäuschung gebracht. San Francisco ist auch von den

Fmanzsystem viel zu groß, als daß diese Erträge anderweitig ver⸗

zeigt, daß das

Ich glaube, daß die

del werden könnten, daß die Einrichtung zu einer dauernden gen vendet vnnie § 69 des Gesetes bestimmt, daß die dritte Rate ge⸗ me⸗ werden soll; die Steuerzahler würden in ihrem Rechte verkürzt 6 wenn fortdauernde Ausgaben aus dem Wehrbeitrag ent⸗ 1e men würden. Diese Betrachtungen führen zu einem Ausblick in 9 z Zukunft. Sehr mit Recht hat der 8ö“ darauf hinge⸗ 9 sen, daß unter keinen Umständen der Wehrbeitrag Veranlassung 828 darf, nun neue Ausgaben in Aasseht zu nehmen mit der Ab⸗ ght sie in bequemer Weise auf den Wehrbeitrag aFeä n. Der Bnaatsminister von Hertling hat sich über den Gedanken neuer Rüstungsausgaben ausgesprochen und seine warnende Stimme vor neuen Rüstungen erhoben. Unsern Wünschen würde es ganz gewiß utsprechen, wenn es sich in den nächsten Jahren nicht als notwendig bemcusstellen sollte, solchen Rüstungsausgaben näher zu treten. Das eine aber müssen wir nicht nur als Wunsch, sondern als unsere grund⸗ zliche Stellung entschieden aussprechen, daß, wenn neue Rüstungs⸗ usgaben erforderlich werden sollten, der Wehrbeitrag weder eine Er⸗ tükung noch eine Wiederholung erfahren darf. Ich wende mich zu volilischen Dingen. Unser verstorbener Fraktionsführer Graf Kanitz lch im vorigen und in diesem Jahre hervor, daß, wenn der Krieg der galkanvölker mit der Türkei zu Ende geführt sei, ein neuer Krieg um e Beute zwischen den Balkanvölkern enthrennen würde. Diese Vor⸗ sfage ist wörtlich eingetroffen. Wir haben den zweiten Balkankrieg lebt. Auch die zweite Voraussage des Grafen Kanitz ist eingetroffen, daß dieser Streit um die Beute die Gefahr schwerer ernster euro⸗ pälscher Konflikte heraufbeschwören könnte. Die Enthüllungen über die Geheimverträge, die Auseinandersetzungen des Ministers Grafen Berchtold usw. haben aufs neue gezeigt, daß während des zweiten Kalkankrieges die Gefahr neuer Konflikte häufig genug vorhanden war. Wir können uns freuen, daß der Friede erhalten geblieben ist, und wir können mit Genugtuung die gestrigen Ausführungen des Reichskanzlers hegrüßen, daß auch die Aufräumung der noch vorhandenen Reste der Konfliktstoffe voraussichtlich ohne weitere Schwierigkeiten vor sich gehen wird. Der Genugtuung über die Haltung des Friedens kann sich auch vollständig anschließen, wer nicht den Frieden um jeden Preis, sondern nur dann will, wenn der Friede mit der Existenz, mit den Interessen, mit der Ehre des Vaterlandes vereinbar ist. Diese Voraussetzungen sind in der vergangenen Krise erfüllt worden. Bei den Balkanauseinandersetzungen waren wir ja weder unmittel⸗ bar noch in erster Linie beteiligt. Unsere Aufgabe bestand darin, die Bundesverträge zu halten und eine Bedrohung der Existenz unserer Bundesgenossen nicht zuzulassen; das ist gelungen. Von sozial⸗ demokratischer Seite ist immer wieder auf die Gefahr hingewiesen worden, wir würden in das Schlepptau einer Eroberungs⸗, einer Prestigepolitik Oesterreichs genommen werden. Diese Voraus sage ist nicht in Erfüllung gegangen. Der österreichische Minister Graf Berchtold hat dies ausdrücklich hervorgehoben. Die Herstellung eines selbständigen albanischen Staates kann nur als erwünscht be⸗ jeichnet werden. Wir haben unsere Bundestreue gegen Oesterreich mit starker und fester Entschlossenheit an den Tag gelegt. Der Dreibund hat sich ebenso für uns wie für Oesterreich als ein wertvolles Instrument der Politik erwiesen. Wir freuen uns, daß er nicht eine Gefährdung, sondern eine Stütze der Friedensbestrebungen gewesen ist, und daß er auch das Verhältnis zu Italien wesentlich besser und zweifelsfreier gestaltet hat. Wir hoffen auch, daß Rumänien weiterhin für die Stetigkeit der wirtschaftlichen Verhältnis e auf dem Balkan eine Stütze des Dreibunds sein wird. In der Balkanfrage beschäftigen uns besonders wirtschaftliche Interessen. Wir sind voll⸗ ständig damit einverstanden, daß Deutschland im Einvernehmen mit England mit Entschiedenheit dafür eintritt, daß in Klein⸗ aseen die Selbständigkett der Türkei erhalten bleibt. Die Tatsache, daß die Türkei sich wieder an deutsche Offiziere gewandt hat, um ihre Militärorganisation durchzuführen, streife ich nur kurz. Einer Verher rlichung unseres Heeres durch das Aus⸗ land bedürfen wir wahrlich nicht, unser Vertrauen zu unserem Heere steht auch ohnedies fest, wohl aber können wir mit Befriedigung konstatieren, daß die ausländischen chauvinistischen Stimmen, die in den türkischen Niederlagen deutsche Mißerfolge sehen wollten, ver⸗

stummt sind. Der Reichskanzler betonte, daß wir bei unserer Politik

der Türkei gegenüber der Zustimmung Rußlands sicher sind. Meine Freunde wüclcen entschieden, daß der Draht nach Rußland nicht zerrissen wird, und erkennen an, der Kanzler von den freundschaft⸗ lichen Beziehungen zu Rußland sprach. Wir wünschen, daß diese fortgesetzt werden und sehen auch im fernsten Osten keinen Anlaß, unserseits den Draht nach Rußland zerreißen zu lassen. Besonders wichtig waren die Ausführungen des Reichskanzlers, daß Ver⸗ handlungen mit England sowohl über Kleinasien wie Afrika ins Werk gesetzt sind. Auch wir haben volles Interesse daran, daß die wirt⸗ schaftlichen Interessen, die wir in Kleinasien zu vertreten haben, durch unsere auswärtige Politik in den Verhandlungen mit England und Frankreich eine machtvolle Unterstützung erfahren. Ueber die Verhandlungen wegen der afrikanischen Verhältnisse ist noch nicht die Zeit, zu reden. Wir wünschen aber, daß Kompensationen zwischen Asien und Afrika nicht stattfinden. Die Ausbreitung der deutschen wirtschaftlichen Interessen findet in meiner Partei ebenso lebhaftes Interesse und Verständnis wie in irgend einer; ob allerdings die Beteiligung an der Ausstellung in San Franeisco ein geeignetes Mittel dazu ist, darüber sind die Meinungen verschieden, und die Regierung ist mit der Ablehnung der Beteiligung mit Recht den Wuͤnschen der nächst beteiligten industriellen Kreise gefolgt. Wenn die Regierung jetzt noch an ihrer Stellungnahme festbält, auf der anderen Seite aber weite Industriekreise eine Bereiligung wünschen, so haben wir deshalb keinen Anlaß, eine finanstelle Beteiligung des Reiches gegen den Willen der Regierung zu beschließen; wir sind einverstanden, daß die Frage in einer Kommission geprüft wird, werden aber kaum einer Beteiligung zustimmen können. Das schließt nicht aus, daß wir die Beteiligung privater Kreise an der Ausstellung begrüßen können; dann ist es selbstverständliche Pflicht unserer auswärtigen Behörden, solche Be⸗ strebungen deutscher Kreise zu fördern und zu unterstützen. Das Er⸗ gebnis unserer auswärtigen Politik ist, daß wir vor einer erfreulichen Entspannung unserer ernsten auswärtigen Lage stehen; wir hoffen, daß diese Entspannung für unser wirtschaftliches Leben von segens⸗ reichen Folgen sein wird. Aber die Frage, ob diese Entspannung ein Beweis dafür ist, daß wir mit der Wehrvorlage von 1913 über das Ziel hmausgeschossen haben, verneinen meine Freunde ganz entschieden. Die Balkankrisis war nicht der eigentliche Grund für unsere Zu⸗ stimmung zur Heeresvorlage, sie war nur ein Symptom dauernder Ursachen. Bei unserer zentralen Lage in Europa müssen wir dauernd damit rechnen, unsere Existenz einmal mit dem Schwert in der Hand ver⸗ keidigen und uns dazu durch Anspannung unserer Volkskraft vor⸗ bereiten zu müssen. Daß wir diesem Ziel durch Annahme der Wehr⸗ vorlage erheblich naͤher gekommen sind, erfüllt uns mit Befri digung. Ueber Zabern wollte ich beim Etat nicht sprechen, auch der Abg. Scheidemann genügt wohl kaum, uns von diesem Beschluß abzubringen. Wenn der Abg Scheidemann aber sagt, am 3. und 4 Dezember habe das ganze Volk hinter dem Reichstag gestanden, so war unser Eindruck wesentlich anders. Große und sehr wertvolle Bestandteile des deutschen Volkes standen nicht hinter dem Reichstag, sondern teilten unsere Auf⸗ fassung. Darin bestärkt mich das, was wir immer mehr hören und lesen. Der Abg. Scheidemann sprach von den Helden des Tages aus den bürgerlichen Parteien, die nach dem Reichskanzler und Kriegsminister am 3. Dezember gesprochen haben. Ich schätze die beiden Abgeordneten persönlich sehr hoch, und deshalb tut es mir leid, daß sie solches Lob aus solchem Munde hören mußten. Der Eindruck des 3. Dezember tonnte allerdings einer solchen Ansicht Vorschub leisten, denn in der Halle dieses Hauses erschollen bei den Reden der beiden Abgeordneten Händeklatschen, Hochrufe, kurz Beifallsbezeigungen, wie sie bisher im Reichstag nicht üblich waren. Nach meinem persönlichen Empfinden ist es zweifelhaft, ob dieses lodernde Feuer der Begeisterung, mit der in jenen Tagen dem Drachen der Militärdiktatur zu Leibe gegangen und der endgültig totgeschlagen wurde, noch heute mit derselben Kraft flammt. Der Abg. Spahn führte aus, der Reichskanzler habe sich auf den Standpunkt gestellt, daß die Dinge noch nicht spruchreif genug gewesen eien, um dazu Stellung zu nehmen. Eins aber habe festgestanden,

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und das sei der Tatbestand, daß das Militär sich Gesetzwidrigkeiten

habe zu schulden kommen lassen. Bei dieser Darstellung und über⸗ haupt bei der Behandlung des Gegenstandes in diesem Hohen Hause kam eine Seite der Sache nicht genug zum Ausdruck, und desbalb fühle ich mich verpflichtet, hier noch einmal auf diese Seite ganz aus⸗ drücklich hinzuweisen. In sind vor und nach der Instruktions⸗ tunde ich hebe ausdrücklich hervor: vor und nach der Instruktions⸗ saeeh⸗ vom 28. Okrober d. J. immer wiederkehrende Beschimpfungen und Belästigungen des Militärs erfolgt, und Steine sind geworfen worden.

Gegenüber diesen Vorfällen, das müssen wir mit aller Entschiedenheit noch einmal betonen, hat das Militär die Berechtigung nicht nur,

sondern die ernste Verpflichtung, sich zu wehren, gegen diese Vorfälle einzuschreiten, Beleidigungen der Uniform, Beleidigungen und Be⸗ lästigungen des Militärs nicht zu dulden. Dies mußte ich noch einmal aussprechen. Ich möchte mit Erlaubnis des Präsidenten hier nur einige Sätze aus Iherings Buch „Zweck im Recht“ verlesen. Der Redner verliest einige Sätze, in denen Ihering ausführt, daß der Offizier seine Ehre selber behaupten müsse; jeder solle wissen, daß mit dem Säbel des Soldaten nicht gespielt werden durfe. So wie die Menschen nun einmal seien, wünde die Autorität des Offizters in den Augen des einfachen Mannes gefährdet sein, wenn der Offizier im Falle einer Beleidigung, statt selber den Degen zu ziehen, die Behauptung seiner Ehre anderen überließe. Der Soldat, der im Felde den feindlichen Kugeln etwa ausweichen wolle, müsse wissen, daß der Degen seines Offiziers drohe. Diese Ueberzeugung habe er aber nicht, wenn der Degen im Frieden stets in der Scheide bleibe. Dann glaube er, der Träger des Degens sei ja nur ein fried⸗ fertiger Mann. In diesem Punkte müssen wir dem Kriegsminister durch⸗ aus recht geben (Pfuirufe bei den Soz.). Wenn Sie mich hier mit dem Ausdruck Psut bedenken, so ist mir das ganz gleichgültig. (Vize⸗ präsident Dr. Paasche erklärt die Pfutrufe für durchaus unzulässig und sagt, er wisse leider nicht, wer den Ausdruck gebraucht habe; er würde den hetreffenden Abgeordneten sonst zur Ordnung rufen.) Der Kriegs⸗ minister hat ausgeführt, daß die Militärverwaltung sich nicht den Forderungen einer hetzerischen Presse fügen darf. Auch wir sind der Auffassung, daß an diesem Grundsatze mit aller Entschiedenheit fest⸗ gehalten werden muß. Wir erblicken in den Vorgängen der vorigen Woche hier im Reichstag eine Fortsetzung der Versuche, das Heer zu demokratisieren. In diesem Bewußtsein werden wir noch gestärkt durch die Aeußerung des Abg. Scheidemann, aus der hervorgeht, daß die Vor⸗ gänge nichts weiter sind als ein Glied in der Kette der Demokratisierung des Heeres, die anfing mit dem Resolutionssturm im vorigen Frühjahr. Wir wollen nicht glauben, daß die maßgebenden Stellen in dieser Be⸗ ziehung dasjenige antreten, was man einen Rückzug nennen müßte; wir würden das als eine überaus traurige und ernste Erfahrung ansehen müssen. Wir legen uns aber, namentlich gegenüber der Maßnahme der Verlegung der Garnison von Zabern nach einem Uehungsplatz, in der Kritik vollste Zurückhaltung auf. Wir wollen auch hier nicht ver⸗ gessen, daß es sich um eine Maßnahme des obersten Kriegsherrn handelt. Eins aber glauben wir doch mit großer Entschiedenheit kritisieren zu müssen, und das ist das Verhalten der Zivilverwaltung, vor allen Dingen das Verhalten, wie es seit dem Reichstagsbeschluß bekannt geworden ist. Der Staatssekretär Zorn v. Bulach hat, wie mir vielleicht entgegengehalten werden wird, früher der konservativen Fraktion angehört. Ich kann die Bemerkung nicht unterdrücken, daß wir nach den neuesten Ereignissen allerdings zu der Meinung gekommen siad, daß die lange zeitliche und örtliche Entfernung dazu beigetragen hat, seine Anschauungen zu ändern. Wenn der Staatssekretär in einer so ernsten Situation, wie sie hier bestand, am 6. Dezember dem „Lokal⸗ Anzeiger“ telegraphiert hat: „Habe jetzt gar keine Veranlassung mehr, Abschiedsgesuch einzureichen“, so können wir das unter keinen Um⸗ ständen für richtig halten. Ebenso auch, daß der Staatssekretär sich in dieser Situation durch einen Berichterstatter der „Berliner Morgen⸗ post“ interviewen läßt. Daß es nicht gerade der „Vorwärts“ gewesen ist, wollen wir anerkennen, aber auch das Interview der „Morgenpost“, falls es überhaupt stattgefunden hat, war unseres Erachtens durchaus nscht am Patze. Dann konnte die amtliche „Straßburger Korrespondenz“ die Mit⸗ teilung machen, daß die Verlegung der Garnison erfolgen und die ge⸗ setzlichen Zustände in Zabern wieder hergestellt werden würden. Beide Maßnahmen seien geeignet, der allgemeinen Erregung ein Ende zu machen. Eine ähnliche Mitteilung wurde über das anhängig gemachte Gerichtsverfahren gemacht. Hier kündigt also die amtliche Korre⸗ spondenz Maßnahmen der Militärverwaltung an, die in Zukunft nach Erfüllung gewisser Voraussetzungen stattfinden sollten, die in dieser Form von der Zentralstelle aus nicht angekündigt worden sind. Es heißt dann weiter, der Statthalter habe durch Kaiserliche Willens⸗ äußerung feste Gewähr dafür erhalten, daß die gesetzlichen und ver⸗ fassungsmäßigen Bestimmungen in Elsaß Lothringen in Zukunft strengere Beachtung finden werden. (Zuruf). In dem Bericht, der mir zur Verfügung steht, beißt es „strengere“ (Zuruf des Abg Erzberger: Es heißt aber strenge!). Wenn es also „strenge“ heißt, dann ist das Verfehlte dieser Veröffentlichung vielleicht ein wenig gemildert. Es bleibt aber bestehen, daß hier eine Kritik der Militärverwaltung ausgesprochen ist in einer Weise, wie sie von der Zentralstelle nicht ausgesprochen worden ist. Es bleibt eine Differenz bestehen zwischen dieser Kundgehung und der Kundgebung in der „Norddeutschen Allgemeinen Zeitung“. Dort hieß es, daß Kaiserliche Befehle ergangen seien, daß für Hand⸗in⸗Hand gehen zwischen Militär⸗ und Zivilverwaltung zu sorgen sei. Der Wortlaut ist ein anderer, und ich muß sagen, wir können es nicht gutheißen, wenn der Staats⸗ sekretär im Elsaß die Dinge nachträglich so dargestellt hat, als läge hier ein Sieg der Zivilverwaltung über die Militär⸗ verwaltung vor. Das entsprach nicht der Tendenz der Zentralstelle. Das konnte auch nicht entsprechen den Weisungen, die gegeben waren, ein gutes Verhältnis zwischen Militär⸗ und Zivilverwaltung herzu⸗ stellen. Ein solches gutes Verhältnis kann nicht hergestellt werden, wenn die Zivilverwaltung solche Mitteilungen ausgibt. Eine ähnliche Kritik haben wir auch an dem Verhalten der unteren lokalen Behörden in Zabern zu üben. Zwei Kundgebungen des dortigen Kreisdirektors liegen vor. In der einen ließ er, wenn der Bericht des „Berliner Tageblattes“ richtig ist, erklären, er habe zwar Gendarmen in Zahern zusammengezogen, ob⸗ wohl er das an und für sich nicht für notwendig gehalten habe. In der zweiten amtlichen Proklamation heict es: „Aus Anlaß der jüngsten Vorgänge in Zabern und Dettweiler, wo Militärpersonen durch Zurufe beleidigt wurden hier haben Sie das Zeugnis des Kreisdtrektors selber und wo das Militär gezwungen war, zur Selbsthilfe zu greifen, fordere ich die Bevölkerung auf“ usw. usw. Diese Aufforderung steht in einem sehr lebhaften Widerspruch zu der Aeußerung, daß er polizeiliches Einschreiten nicht für nötig halte. Ja, zum Himmel⸗Donnerwetter, als ich Landrat war, ich hätte früher ein polizeiliches Einschreiten für notwendig gehalten. Die Frage nach der Zweckmäß’keit der Verfassung von Elsaß⸗ Lothringen haben wir nicht angeschnitten, weil wir der Ansicht waren, daß das den Verhandlungen in der vorigen Woche nicht förderlich sein würde. Der Reichskanzler sagte aber in seiner Rede ausdrücklich, daß für ihn die Vorfälle, die sich an den Namen Zabern knüpften, kein Anlaß seien, seine Auffassung über die elsaß lothringische Verfassung und seine dort eingeschlagene Politik irgendwie zu ändern. Da wird sich niemand wundern, wenn ich erkläre, daß auch für uns kein Anlaß vorliegt, unsere Auffassung in dieser Beziehung einer Revision zu unterziehen. Die elsaß⸗lothringische Be⸗ völkerung ist, solange sie zu Frankreich gehörte, mit sehr fester Hand von einem Präfekten regiert worden, der in vollster Ab⸗ hängigkeit von der Zentrale in Paris stand. Von irgend welcher Selbständigkeit und freiheitlicher Selbstverwaltung, wie sie das Charakteristikum der preußisch⸗deutschen Gesetzgebung ist, war nichts zu spüren. Ich gebe, davon bin ich überzeugt, der ernsten Sorge sehr weiter vaterländisch gesinnter Kreise Ausdruck, wenn ich sage, daß der von uns eingeschlagene Weg nicht zum Ziele führen wird, die Elsaß⸗ Lothringer so an das deutsche Vaterland anzugliedern, wie es im eigenen Interesse der Elsässer und für die Sicherbeit und den Bestand des Deutschen Reiches erforderlich ist. Das vom Reichstag beschlossene Mißtrauensvotum hat mehrexre Auslegungen gße⸗ funden, zwei stehen sich schroff gegenüber. Die Auslegung der An⸗

tragsteller von der Sozialdemokratle ist uns gestern mitgeteilt w

Danach follte der Beschluß vom 4. Dezember die Aufforderung an den Reichskanzler sein, sein Amt niederzulegen. Wir haben noch nicht gehört, ob die fortschrittliche Volkepartei sich auf denselben Standpunkt gestellt hat. In ihrer Presse ist er zum Ausdruck ge⸗ kommen. Die nattonalliberale Partet und das Zentrum sind dieser Auslegung nicht gefolgt. Diese beiden Redner haben gestern erklätt, daß sie nur zum Ausdruck bringen wollten, daß sie in der Zaberner Frage mit der Haltung des Reichskanzlers nicht einverstanden sind. Wir haben ja erlebt, welche Folgerungen aus der Auffassung der Sozialdemokraten gezogen worden sind. Der Abg. Scheidemann hat in einer vom Neichskanzler selbst scharf zurückgewiesenen Bemerkung davon gesprochen, daß es für den Kanzler ein unwürdiger Zustand sei, wenn er nach diesem Mißtrauensvotum hier noch auftrete. Er hat auch an den Reichskanzler die Frage gerichtet, ob er noch darauf rechnen könne, im Auslande bei Vertretung unserer Angelegenheiten das nötige Gewicht zu haben. Die frei⸗ sinnigen Blätter haben in lebhafter Weise zum Ausdruck gebracht, das Mißtrauensvotum müsse zur Demission führen. Im Auslarde, wo man unseren verfassungsrechtlichen Verhältnissen ferner steht, ist diese Auffassung in recht weiten Kreisen geteilt worden. Der Reichs⸗ kanzler hat mit vollem Fug und Recht und mit aller Ent⸗ schiedenheit sich dagegen gewehrt, und er hat Aeuß rungen der Sozialdemokraten zitiert, die diese bei Beratung über die Aenderung der Geschäftsordnung damals getan haben. Solche Voten sollten nur die Kritik des Einzelfalles und nicht die Aufforderung zur Demission bedeusfen. Bei den Verhandlungen über diese Aenderung der Geschäftsordnung haben wir immer und immer wieder darauf hingewiesen, wie es kommen werde, wenn diese Mißtrauensvoten wirklich eingeführt würden. Wir haben immer davor gewarnt, weil es nicht ausbleiben könne, daß schließlich die Sozialdemokratie ein solches Mißtrauensvotum als Aufforderung zur Demission auffassen werde. Der Abg. Kreth führte damals aus, daß dies zur Schwächung der Autorität der Regterung und zur Stärkung der Macht des Reichs⸗ tages führen müsse. Der Abg. Bassermann hat gestern gesagt, damals sei in dieser Beziehung zwischen Kommission und Reichs⸗ regierung ein Uebereinkommen getroffen worden. Das trifft nicht zu. Die Regierung hielt sich den Kommissionsverhandlungen völlig fern, und der Staatssekretär Delbrück erklärte im Plenum, daß es sich um eine interne Angelegenheit des Reichstags handle. Ich möchte nun das eine zu erwägen geben, ob, nachdem genau das eingetreten ist, was wir vorausgesehen haben, es damals vielleicht doch nicht besser gewesen wäre, wenn die Regierung gegenüber diesen den schärfsten Widerstand entgegengesetzt hätte. Gestern ist hier seitens des Reichskanzlers gegen diese falsche Auffassung mit der ge⸗ botenen Entschiedenheit Protest erboben worden. Dies wäre aber besser schon früher geschehen. Den bürgerlichen Parteien, die damals diese Beschlüsse mitgemacht haben, muß ich vorhalten, ob es nicht richtiger gewesen wäre, wenn sie damals uns gefolgt wären. Nach der Auslegung des Abg. Bassermann bedeutet der Beschluß nichts weiter als ein Urteil über die Zaberner Angelegenheit selbst, ein Urteil, dem ein Verfahren vorausgegangen war, denn am Mittwoch und Donnerstag war darüber gesprochen worden. Es handelt sich aber um ein Urteil, das unbegründet verkündet worden ist, um ein Urteil, über dessen Tenor die verschiedenen Urteilfällenden verschiedener Ansicht gewesen sind. Das Urteil wurde zudem gefällt über eine Angelegenheit, über die gleichzeitig gerichtliche und Verwaltungsverfahren schweben! Es war also ein Urteil über eine schwebende Angelegenheit. Ich frage, ob ein solches Urteil ganz Ihren Auffassungen und Ansichten entspricht, die Sie an die Unabhängigkeit der Gerichte stellen müssen. Ich werfe ferner die Frage auf, haben Sie, als Sie diesen Beschluß faßten, das Bewußtsein gehabt, daß man in ein schwebendes Verfahren nicht eingreifen darf? Wünschen Sie denn, daß hier der Reichskanzler und die vorgesetzten Behörden dem Richter Direktiven geben? Das wider⸗ spricht doch allen Anschauungen über die Unabhängigkeit der Gerichte. Wenn das der Fall sein sollte, dann müßte ich mich direkt an den Kopf fassen. Es ist gesagt worden, das Schicksal des Beschlusses sei der Würde und dem Ansehen des Reichstans nicht zuträglich gewesen. Es haben sich an dieser Stelle Szenen abgespielt, denen gegenüber ich nur dem lebhaftesten Zweifel Ausdruck geben kann, ob sie der Würde und dem Ansehen des Reichstags und dem parlamentarischen Leben überhaupt zuträglich gewesen sind. Es war eine solche Fülle von Zurufen, bei denen die Zurufenden nicht den Anspruch erheben konnten, geistreich oder witzig zu sein, sondern die nur den Zweck hatten, den Minister möglichst nicht zu Worte kommen zu lassen. Das sind Dinge ge wesen, die dem Ansehen des Reichstags in weiten Kreisen unseres Volkes, in den weiten Kreisen des Auslandes überaus ab träglich gewesen sind. Was wird nun aus dem Beschluß? Wird er ausgelegt als Aufforderung zur Demission, so haben wir gestern vom Reichskanzler gehört, wie er diese Aufforderung aufgenommen hat. Wird er als Urteil ausgelegt, so habe ich darüber eine Meinung aus⸗ gesprochen, die jedenfalls von weiten Kreisen geteilt wird. Was wird staatsrechtlich aus dem Beschluß? Kann der Bundesrat dazu über⸗ haupt Stellung nehmen, wie es sonst zu unseren Beschlüssen ge⸗ schieht? Der Abg. Scheidemann hat darin jedenfalls recht: der Be⸗ schluß mit den Konsequenzen, die daraus gezogen werden, ist ein Nichts; er wandert dorthin, wohin er gehört, in den stenographischen Bericht. Zu den wichtigsten Aufgaben unserer inneren Politik gehört die Frage, welche Stellung unsere Staatsverwaltung und unsere Gesetzgebung gegenüber dem sotialdemotratischen Staat im Staate einnehmen muß. Darüber ist wohl kaum noch ein Zweifel, daß die sozialdemokratischen Organisationen sich zu einem Staat im Staate ausgewachsen haben. Dieser Staat im Staate ist bereit, die Feindschaft gegen die gesamte bürgerliche Gesellschaft gegebenenfalls in die Tat umzusetzen. Das haben die Verhandlungen des Jenaer Parteitages über den General⸗ streik bewiesen. Es ist ja nicht das erste Mal in der Geschichte, daß die Führer bei Massenbewegungen an die Gewalt appelliert haben, daß sie den Augenblick des Losschlagens sich vorbehielten, es ist aber auch nicht das erste Mal in der Geschichte, daß die Massen über die Ab⸗ sichten ihrer eigenen Führer hinweggingen und sich selbst einen Moment zum Losbrechen aussuchten, der den Führern vielleicht nicht genehm war. Ohne Macht ist ein Staat nicht denkbar (Zuruf bei den Sozialdemokraten Und das Recht?). Natürlich auch nicht ohne Recht. Der sozialdemo⸗ klatische Staat im Staate übt einen Zwang aus, indem er die Arbeiter in seine Organisation hineinzubekommen sucht. Seine Losung ist: erst rot, dann Brot. Wir sind der Meinung, daß es eine dringende Aufgabe unserer Gesetzgebung, unserer Regierung ist, gegenüber diesem Staat im Staate Stellung zu nehmen und dem sozialdemokratischen Zwange, dem sozialdemokratischen Terror entgegenzutreten und nach Mitteln zu suchen, ihn zu verhinkern. Wir müssen den Arbeitern gegenüber diesem Terror einen besseren Schutz ihres Koalitionsrechts und ihrer Freiheit zukommen lassen. Das war der Zweck unserer früheren Anträge. Wir haben jetzt diesen Antrag wiederholt. Die Abgg. Spahn und Bassermann betonen, das Koalitionsrecht und die Koalitionsfreiheit der Arbeiter dürfen nicht berührt werden. Sie rennen damit offene Türen ein. Wir haben mit unserem Antrag eine Forderung des Handels⸗ und Gewerbekammertages zu Halle uns zu eigen gemacht. Es handelt sich tatsächlich um die Forderung eines größeren Schutzes der Koalitionsfreiheit gegen den sozialdemokratischen Terror, um eine Forderung des Mittelstandes. Wir sind lange Zeit die einzigen gewesen, die die Forderungen des Mittelstandes auf unsere Fahne geschrieben haben. Wir haben ferner in unserem Antrage eine Formulierung aufgenommen, die von dem Industrierat des Hansabundes beschlossen ist. Das Direktorium hat ja diese Forderungen in ihren Einzelheiten abgeschwächt, aber prinzipiell nicht verworfen. Der In⸗ dustrierat des Hansabundes und namentlich das Direktorium, auch der Aba. Bassermann wie es scheint, legen besonderen Wert auf eine Instruktion, die den Behörden erteilt werden soll, und durch die die Behörden belehrt werden sollen über dasjenige, was auf diesem Gebiete rechtens ist. Diese Instruktion soll sich auch auf die wider⸗ sprechende Prarxis beziehen, die bei den Behörden in dieser Beziehung besteht. Ich habe jahrelang Gendarme und Schutzleute instruiert, aber

ich glaube, mit dem Vorschlage, daß wir diese Leute auf die wider⸗