1913 / 296 p. 5 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 16 Dec 1913 18:00:01 GMT) scan diff

Statistik und Volkswirtschaft. Die vorzugsweise Kartoffeln verarbeitenden Gebiete Preußens und deren Ernte an folchen im Jahre 1913. Im Anschluß an die in Nr. 290 des „Reichs⸗ und Staats⸗ anzeigers“ vom 9. d. M. (erste Beilage) enthaltenen statistischen An⸗ gaben über die letzte Ernte in Preußen werden im folgenden die Er⸗ ebnisse der Kartoffelernte von 1913 in den Gebieten mit um⸗ angreichem Brennereibetriebe und Stärkefabrikation noch esonders mitgeteilt. Als solche Gebiete sind nach Anhörung des Vereins der Spiritusfabrikanten in Deutschland hauptsächlich die hierunter aufgeführten landrätlichen Kreise in Betracht zu ziehen. Es wurden nach der „Stat. Korr.“ * geerntet in den Kreisen

des Reg.⸗Bez. Gumbinnen: des Reg.⸗Bez. Posen 86

. 192 326 . 203 384 . 221 411

Angerburg 65 243 Schroda.. qn5757768668 Schrimm .... 33691 840, Obornik 8

des Reg.⸗Bez. Allenstein: 'ö3588992 Lyck 9 eöö1903 899 . 80 659 Schwerin a. Warthe. 91 546 . 122 190 Mev .2068 979 . 112 641 Bomst. .199 919

111““ Johannisburg... Sensburg..

Ortelsburg . . .159 570 Schmiegel .. . . 132 850,

Neidenburg. . . . . . 227 797 G ngkbbbbebee er. Brombe9 8 8 Reg.⸗Bez. Danzig⸗ Fürnikau . . . . . .135 976 Hebe 67039 Kolmar i. Pofen . . . 195490 s. Stargard f6 1n 8 Bromberg (Land) 197 235

her. B 85* ao1I Fen 8 1 1 825 Wongrowitz. .211 066, des Reg.⸗Bez. Marienwerder: des Reg.⸗Bez. Breslau: Marienwerder 3111161111“*“ Löbau . . . .. . .195 437 Groß Wartenberg 144 690 Strasburg i. Westpr. 184,692 Oels . . .. . 168 458 Gbö5232637 597 “”“ . 10 179 Schlochau .266 504 Guhrau.. .. 119 897 E11“ .271 494 Wohlau . . .144 881 ““ W 8— 363, Neumarkt . 103 854, es Reg.⸗Bez. ettin: 8 21 1 Demmin 1A1AA141AXA“ Randow 1134“* Greifenhagen . 188 492 16““ 192 09 8 Pvritz.. . 114141341“*“ Saatzig .. .258 060 ꝑQCrlagau. Naugard .. . 203 278 Rothenburg ¹ O. Laus. 101 077 .258 554, Rothenburg i. O. Laus. 101 077, des Reg.⸗Bez. Köslin: des Reg.⸗Bez. Oppeln: Schivelbein. . 74 192 Kreuzburg . . . 125 064 Dramburg3 .161 140 Rosenberg i. O. Schl. .168 144 Neustettiim 279 025 Oppeln (Land) 185 290 Belgard .197 604 Groß 152 273 EE166“ . 82 390 Tost⸗Gleiwiz 142 058 Schlawe N561657 890 Rummelsburg 139 551 Ratibor (Land) 102 993 Stolp (Land) Wö66 163 Lauenburg i. Pomm. .172 433 Neustadt i. O. Schl. . 110 118 WWL“ 69 854, Falkenberg .. . 84 501. Für das Jahr 1913 bezifferte sich hiernach die Kartoffelernte in den genannten 81 Kreisen auf zusammen 12 600 228 t (gegen 9 885 721 für 1912, 8 420 236 für 1911, 10 955 035 für 1910), während sie für den ganzen Staat (489 Landkreise) nicht viel mehr als die dreifache Menge, nämlich 39 215 298 t (gegen 34 900 598 für 1912, 25 630 203 für 1911, 32 730 253 fur 1910) betrug.

15

Die Großhandelspreise für Getreide, Mehl, Hülsenfrüchte und Eßkartoffeln und die häufigsten Kleinhandelspreise 8 wichtiger Lebensmittel und Hausbedarfsartikel in Preußen im November 1913. Nach den Berechnungen des preußischen Stattstischen Landesamts ergeben die täglich ermittelten Großhandels preise für Getreid⸗ die folgenden Durchschnitte für den Monat November d J.:

Es kosteten im Durchschnitt 1000 kg (1 t) Mark

Gerfte

Tonnen (1000 kg) Karto In

für 1 Kilogramm

lr, für 1 Liter

in den preußischen Orten

rbsen (gelbe) oggengraubrot m. Zu⸗ satz von Weizenmehl

zum Kochen Weißbrot (Semmel)

R

Speisebohnen (weiße)

Eßkartoffeln Eßbutter

Weizenmehl Roggenmehl

8

Kaffee (gebrannt) Zucker (harter)

Speisesalz

ländische

Braun⸗ kohlen⸗ briketts gewöhn⸗ lichen Formats

(Hausbrandkohlen) †.

Buchweizen⸗ Gerstengraupen

Steinkohlen für 1 Hühnerei

Petroleum

S 8 0 ☛☛

Königsberg i. Pr... Memel . EBI“ Allenstein Danzig Graudenz. Berlin .. 8 Pes emn 1 randenburg a. Havel rankfurt a. Oder 1“ Stettin.. 111“ Stralsund.. 11““ romberg.. Breslau Görlitz 1 2 8 e64“* Königshütte O. S... EETööö1—“ beburgx . .. alle a. Saale.. ““ Altona .. lensburg annover ildesheim arburg a. Elbe.. Stade Osnabrück.. 11666*“ öö Bielefeld. Dortmund.. Cassel.. 1““ rankfurt a. Main.. Wiesbaden. Koblenz. Düsseldorf.

SeS=IINSISSUSCSUSUS=”INSD

—₰

£e=SISGSUINIoINOSSUSASUSINIS

3

Trier. Aachen 8 Sigmaringen Wilhelmshaven.. im Durchschnitt (ausschl. Wilhelmshaven) MNovember 1913 Oktober 1913 November 1912 November 1911 November 1910 Kovember 1909

ISOoOUSDoOOSSScO0bo

26 32 27 30

37 30 28 39 35 38 35 37 30

28,3 48,0 312,9 50,3 29,1/ 48,9 312, /50,42 29,8 50,9 323,1 52,1 30,1147,8 63,8 29,5 46,8 *

31,2 51,7 256,5

300 320 320 320 320 320 340 320 280 280 360 330 350 340 320 360 322 320 320 280 296 280 280 320 320 300 280 300 320 50 300 50 320 50 297 48 330 48 320 50 300 50 340 52 261] 49 280 46 290 66 300 52 320 50 280 50 300 48 320 48 340 50

148 130 135

90 120 120

85 105

85 125 110 110 107 115

98 115

77

20 18 20

20 22

422

18 20 20 19 17 18 20 22 24 24 24 22 23 20 22 24 22 20 20 20

21,0 21 21,1 21,0 19,0 19,4

(Nach der „Stat. Korr.“.)

etzes ttoaoen Hafer mittel gut

T1Ibb1881 137 182 151 161 152 165 182 154 159 149 176 150 155 159 167 182 146 154 144 154 184 154 151 144 159 Gleiwi 188 1809 152 150 160 Magdeburg 180 158 168 167 144 182 151 149 140 149 G 183 162 164 173 Dortmund 88I16161 Fr 192 162 166 168 C 8 190 18 167 Duisburg .. 190 160 168 162626 190 160 168

iim Durchschnitt: November 1913 ....

fein

184,0 185,6 192,1 200,1 203,9 203,4 205,3 201,0 194,5

155,4 157,9 160,5 163,6 173,8 168,3 170,1 167,8 165,2

159,2 160,5 163,7 165,9 167,8 164,6 167,4 166,7 166,1

Apbril 1913.. März 1913 Februar 1913. 195,¼ 169,2 169,9 Sma 1913. 196,8 172,1 172,6 8 3 9 Die Durchschnittspreise der verschiedenen Monate für Gerste sind miteinander nicht einwandfrei vergleichbar, weil Gerste an einzelnen

lätzen sehr unregelmäßig gehandelt wird.

„Die häufigsten Großbezugspreise für Mehl, Hülsen⸗

rüchte und Eßkartoffeln sowie für Heu und Stroh be⸗ trugen im Durchschnitt von den fünfzig bedeutendsten preußischen Marktorten:

“”“

2

r 100 k

—2

1

Erbsen (gelbe)

Roggenmehl

8

zum Kochen Speisebohnen (weiße) Linsen Eßkartoffeln Richtstroh Krumm⸗ und Preßstroh

ar k

41,02 4,60 39,48 4,63 38,88 5,81 46,92 7,81 9 29,30 5,94 29,06 )5,49 8

November 1913 Oktober 1913. November 1912

Land⸗ und Forstwirtschaft.

Amtlicher Bericht des Landwirtschaftsamts von Ohio über den Stand der Saaten am 1. November 1913 und über das Ernteergebnis.

Der folgende Feri ist aus Mitteilungen amtlicher Korre⸗ spondenten zusammengestellt: Weizen Im Herbst 1912 besätes Areal nach amtlichen 8 Abschätzungen . . . . 1 616 179 Aecres Im Herbst 1913 besätes Areal, verglichen mit dem des letzten 6“ 101 v. H. Saatfläche für die Ernte 1914 geschätzt auf. .1 635 185 Aeres Stand, verglichen mit dem Durchschuttt 1““ 101 v. H. Durchschnittsdatum des Ein⸗ 8 säens: 23. September. Areal in 1912, nach amtlichen Abschätzungen .27 699 Aeres Areal in 1913 im Vergleich mit dem des letzten Jahres. 104 v. H. Areal 1913 geschätzt auf 28 777 Acres Gesamternte pro Acre (von allen Schnitten) . 3 Tonnen Gesamternte für 1913 geschätzt vcbTPTee Anzahl der Schnitte in diesem Im Herbst 1912 besätes Areal nach amtlichen Abschätzungen Im Herbst 1913 besätes Areal, verglichen mit dem des letzten 1114A4*“*“ Saatfläche für die Ernte 1914 geschätzt auf .. Stand, verglichen Durchschnitt.. Saatfläche für geschätzt auf.. Areal für 1913 geschäͤtzt auf. Gesamternte 1913 geschätzt auf Gesamternte 1913 im Vergleich mit der des vorigen Jahres. Aussicht im Vergleich zum *“ Aussicht im Vergleich zum Durchschniit Aussicht im Vergleich zum Bassichchnitr 1“

185 473 Aecres

86 v. H.

158 713 Acres

99 v. H.

23 826 Aecres

22 024 Acres 223 099 Tonnen

90 v. H.

mit dem

84 v. H. Buchweizen

80 v. H.

Kleesaat

Kartoffeln -

Weizen

Mais.. Gerste. Hafer.

Roggen

Kartoffeln LLo

Luzerne

Zuckerrüben v“ 8 Die Saatfläche für die Weizenernte 1914 wird auf annähernd 30 000 Acres mehr geschätzt als die in 1913 abgeerntete Wetzenfläche. Gesät wurde in diesem Jahre durchschnittlich etwas früher als in 1912; der Stand der Weizensaat ist wegen der günstigen Witterung etwas besser als der Durchschnittsstand. b

Die Luzerneernte war mit Acre dieselbe wie in 1912,

mehr gesät worden. diesem Herbst auf etwa 25 000 Acres weniger als in 1912. Nicht

sehr günstig Das mit

sind die Mais

3 044 078 Acres. hiervon rund 90 000 000 Bushels gegen 127 700 000 Bushels in 1912 eingeerntet werden. auf 90 v. H. der vorjährigen Ernte. Trockenes Wetter im Juli und August hat den Ernteausfall zur Folge gehabt. Auch war das Areal

in diesem

Jahre um rund 1800 Acres kleiner als in 1912.

Bepflanzte Fläche nach amt⸗ lichen nies Flüche, ich 6 Durchschnittsernte pro Acre. Gesamternte 1913 geschätzt auf 7 157 011 Bushels Durch Fäulnis beschädigt .. 2 p. H. Durchschnittspreise für den Staat Ohio.

103 302 Acres 69 Bushels

pro Bushel 8 0,89 CN11188 . 0,69 9 1 . 0 u⁴9 pro Tonne .„ . 11. 1161668 11P1

durchschnittlich 3 Tons für den jedoch waren in 1913 rund 2000 Acres Die mit Roggen besäte Fläche schätzt man in

Maisernte. schätzungsweise zufolge sollten

Aussichten für die bepflanzte Areal betrug Der gegenwärtigen Aussicht

Die diesjährige Zuckerrübenernte schätzt man

Die mit

Kartoffeln bepflanzte Fläche war in diesem Jahre ungefähr eben

o groß wie in 1912. Acre in 1913 ungefähr 50 Bushels weniger als in 1912. diesjährige Gesamternte schätzt man auf 10 579 700 im vorigen Jahre.

Jedoch betrug die Durchschnittsernte

8 7157 011 Bushels gegen (Bericht des Kaiserlichen Konsuls in 1

Cincinnati vom 20. November 1913.)

Washington, 15. Dezember. (W. T. B.) Nach dem heute veröffentlichten Berichte des Ackerbaubur eaus stellen sich die end- gültigen Ernteergebnisse in diesem Jahre für die nachstehenden Halmfrüchte wie folgt: Winterweizen 523 561 000 Bushels, Früh⸗ jahrsweizen 239 819 000 Bushels; Gesamtweizen 763 380 000 Bushels,

Mais 2 446 988 000 Bushels, H

afer 1 121 768 000 Bufhels

178 189 000 Bushels, Roggen 41 381 000 Bushels

8 Handel und Gewerbe. „Kok css easa. 2- 5 Aürre Ruhrrevier Oberschlesisches Revier Anzahl der Wagen 8 Gestellt . 28 552 Nicht gestelt

riketts 12 644

Nach dem Bericht des Vorstands der Westfälischen Draht⸗ industrie zu Hamm (Westf über das Geschäftsjahr 1912/13 betrug der Reingewinn der gesellschaftlichen Werke in Hamm und Riga sowie der angeschlossenen G. m. b. H. Eduard Hobrecker nach Absetzung der Vorstandstantieme 686 603,78 ℳ. Die Aktionäre erhalten 10 ½ % Dividende. Es betrug (Vorjahr in Klammern) in Hamm und Riga der Gesamtumsatz 25 246 497 (22 102 912 ℳ). An Löhnen wurden verausgabt 4 137 116 (3 808 126 ℳ). Die Zahl der Arbeiter be⸗ trug 2986 (2889). An Beiträgen für Kranken⸗, Unfall⸗, Invaliditäts⸗ und Altersversicherung (einschließlich Angestelltenversicherung ab 1. Januar 1913 5023,32 ℳ) wurden für den Kopf der Belegschaft 55,49 (47,19 ℳ), in Summa 141 029 (103 064 ℳ) bezahlt.

Laut Meldung des „W. T. B.“ betrugen die Einnahmen der Oesterreichischen Südbahn vom 1. bis 30. November 1913 3 710 410 Kronen, gegen die endgültigen Einnahmen des ent⸗ sprechenden Zeitraumes des Vorjahres Mindereinnahme 308 849 Kronen und gegen die vorläufigen Einnahmen mehr 108 439 Kronen. Die Einnahmen der Anatolischen Eisenbahnen vom 19. bis 25. November 1913 betrugen 318 589 Fr. (gegen das Vorjahr mehr 109 335 Fr.), seit 1. Januar 1913: 11 278 256 Fr. (weniger 929 980 Fr.). Die Einnahmen der Mazedonischen Eisen⸗ bahn (Saloniki —Monastir) betrugen vom 19. bis 25. November 1913: Stammlinie (219 km) 48 802 Fr. (mehr 48 308 Fr.) (Be⸗ schlagnahme der Linie]. Seit 1. Januar 1913: 2 470 998 Fr. (weniger

353 233 Fr.).

New York, 14. Dezember. (W. T. B.) Der Vorsitzende der Interstate Commerce Commission sprach sich in einer gestrigen Rede dahin aus, die Regierung werde nur dann ihre Zu⸗ stimmung zur Erhöhung der Eisenbahnfrachtraten geben, wenn die Wertpapieremissionen der Eisenbahnen unter Aufsicht der Regierung stattfänden, und wenn es den Eisenbahngesellschaften nicht länger möglich wäre, Geldmittel für andere Zwecke aufzuwenden, als für die Zwecke der Eisenbahnen selbst.

Rio de Janeiro, 16. Dezember. (W. T. B.) Die Regierung hat die Bedingungen für den Verkauf des Lloyd Brasileiro ver⸗ öffentlicht. Die Angebote dürfen nicht geringer sein als 2 927 375 Pfund Sterling und müssen innerhalb einer Frist von vier Monaten ein⸗ gereicht sei.

Kursberichte von auswärtigen Fondsmärkten.

Hamburg, 15. Dezember. (W. T. B.) Gold in Barren das Kilogramm 2790 Br., 2784 Gd., Silber in Barren das Kilogramm 79,75 Br., 79,25 Gd.

Wien, 16. Dezember, Vormittags 10 Uhr 45 Min. (W. T. B.) Einh. 4 % Rente M./N. pr. ult. 83,45, Einh. 4 % Rente Januar/Juli pr. ult. 83,35, Oesterr. 4 % Rente in Kr.⸗W. pr. ult. 84,40, Ungar. 4 % Goldrente 100,95, Ungar. 4 % Rente in Kr.⸗W 83,05, Türkische Lose per medio 234,00, Orientbahnaktien pr. ult. 910,00, Oesterr. Staatsbahnaktien (Franz.) pr. ult. 708,50, Südbahn⸗ gesellschaft Akt. pr. ult. 105,00, Wiener Bankvereinaktier —,—, SOesterr. Kreditanstalt Akt. pr. ult. 633,00, Ungar. allg Kreditbankaktien 841 00, Oesterr. Länderbankaktien 530,50, Unionbank⸗ aktien 602,00, Hiutsch Reichsbanknoten pr. ult. 117,65, Brüxen Kohlenbergb.⸗Gesellsch.⸗Akt. —,—, Oesterr. Alpine Montangesell schaftsaktien 784,50, Prager Eisenindustrieges.⸗Akt. 2595, Türkische Tabakaktien 421,50. Im Anschluß an die Auslandsmärkte lustlos, ea g matt, Orientbahnaktien auf das Nachgeben Serbiens öher.

London, 15. Dezember, Nachm. (W. T. B.) Silber prompt 26 %, 2 Monate 261 6 Privatdiskont 413⁄16. Abends. 2 ½ % Engl. Konsols 7113⁄116.. Bankeingang 179 000 Pfund Sterling.

Paris, 15. Dezember. (W. T. B.) (Schluß.) 3 % Franz. Rente 85,77.

Madrid, 15. Dezember. (W. T. B.) Wechsel auf Paris 105,25. Lissabon, 15. Dezember. (W. T. B.) Goldagio 20.

New York, 15. Dezember. (W. T. B.) (Schluß.) Unter dem Elnfluß der gestrigen Erklärung des Vorsitzenden der Interstate Com⸗ merce Commission über eine eventuell vorzunehmende Erhöhung der Eisenbahnfrachtraten eröffnete die Börse in schwacher Haltung. Im weiteren Verlaufe setzte sich die rückläufige Bewegung kräftig fort, da seitens der Baissepartei lebhafte Angriffe erfolgten. Besonders litten hierunter die schon in der vorigen Woche stark geworfenen An⸗ lagepapiere. Canada Pacifics gaben recht erheblich nach, und auch Baltimores gingen stärker zurück, da von seiten der Verwaltung er⸗ klärt wurde, daß die Bruttoeinnahmen der Gesellschaft im Monat November einen Rückgang von 1 Million Dollar erreichen dürften. Am Nachmittag verstimmte die Erklärung des Präsidenten der Inter⸗ state Commerce Commission, daß die Untersuchung wegen des Ge⸗ suches der Eisenbahnen um Ratenerhöhung sich acht Monate hinziehen donnte. Unter fortgesetzten Blankoabgaben schloß die Börse in matter Tendenz. Aktienumsatz 284 000 Stück. Tendenz für Geld: Leichter. Geld auf 24 Stunden⸗Durchschn.⸗Zinsrate 4, do. Zinsrate für letztes Darlehn des Tages 4, Wechsel auf London 4,8115, Cable Transfers 48585, Wechsel auf Berlin (Sicht) 94 13⁄16.

8 Rio de Janeiro, 15. Dezember. (W. T. B.) Wechsel auf London 16 ⁄2. 8

Kursberichte von auswärtigen Warenmärkten.

Essener Börse vom 15. Dezember 1913. Amtlicher Kursbericht. Kohlen, Koks und Briketts. (Preisnotierungen des Rheinisch⸗ Westfälischen Kohlensyndikats für die Tonne ab Zeche.) I. Gas⸗ und Flammkohle: a. Gasförderkohle 12,50 14,500 ℳ, b. Gas⸗ flammförderkohle 12,25 13,25 ℳ, c. Flammförderkohle 11,50 bis 12,00 ℳ, d. Stückkohle 14,00 15,50 ℳ, oe. Halbgesiebte 13,50 bis 14,50 ℳ, f. Nußkohle gew. Korn I und 11 14,25 15,00 ℳ, do. do. III 14,25 15,00 ℳ, do. do. IV 13,75 14,50 ℳ, g. Nuß⸗ gruskohle 0 20/‚30 mm 9,00 10,00 ℳ, do. 0— 50/60 mm 10,50 bis 11,25 ℳ, h. Gruskohle 8,00 10,75 ℳ; II. Fettkohle: a. Förder⸗ kohle 12,00 12,75 ℳ, b. Bestmelierte Kohle 13,00 13,50 ℳ, c. Stückkohle 14,00 14,50 ℳ, d. Nußkohle, gew. Korn I 14,25 bis 15,00 ℳ, do. do. II 14,25 15,00 ℳ, do. do. III 14,25 15,00 ℳ, do. do. IV 13,75 14,50 ℳ, e. Kokskohle 13,25 14,00 ℳ; III. Magere Kohle: a. Füebe ehü 11,25 12,75 ℳ, b. do. melierte 12,25 13 25 ℳ, c. do. aufgebesserte je nach dem Stück⸗ gehalt 13,25 14,75 ℳ, d. Stückkohle 13,75 16,25 ℳ, e. F kohle, gew. Korn I und II 15,/75 19,00 ℳ, do. do. 1I11 16,50 bis 20,00 ℳ, do. do. IV 12,25 14,75 ℳ, f. Anthrazit Nuß Korn 1 20,50 22,00 ℳ, do. do. 11 22,00 26,00 ℳ, g. Fördergrus 10,25 bis 11,25 ℳ, h. Gruskohle unter 10 mm 7,25 10,00 ℳ; IV. Koks: a. Hochofenkoks 16,50 18,50 ℳ, b. Gießereikoks 19,00 21,00 ℳ, c. Brechkoks I und II 21,00 24,00 ℳ; V. Briketts: Briketts je nach Qualität 11,50 15,00 ℳ. Tendenz: Marktlage unver⸗ ändert. Die nächste Börsenversammlung findet am Mittwoch, den 17. Dezember 1913, Nachmittags von 3 ½ bis 4 ½ Uhr, im „Stadtgartensaale“ (Eingang am Stadtgarten) statt.

—, 8 6

Magdeburg, 16. Dezember. (W. T. B.) Zuckerbericht. Korn⸗ zucker 88 Grad ohne Sack 8,70 8,77 ½. Nachprodukte 75 Grad o. S. 6,90 7,05. Stimmung: Ruhiger. Brotraffin. 1 ohne Faß 19,00 19,12 ½. Kristallzucker I mit Sack —,—. Gem. Raffinade m S 18,75 18,87 ½. Gem. Melis I mit Sack 18,25 18,37 ½. Stimmung: Ruhig. Rohzucker I. Produkt Transit frei an Bord Hamburg: Dezember 8,97 ½ Gd., 9,00 Br., Januar 9,07 ½ Gd., 9,10 Br., März 9,25 Gd., 9,27 8 Br., Mai 9,40 Gd., 9,42 ½ Br., August 9,62 ½ Gd., 9,67 ½ Br., Oktober⸗Dezember 9,57 ½ Gd., 9,60 Br. Kaum stetig.

Cöln, 15. Dezember. (W. T. B.) RübOôl loko 70,00, für

Mai 67,50. Bremen, 15. Dezember. (W. T. B.) Schmalz. Ruhig Loko, Tubs und Firkin 56 ¼, Doppeleimer 57 ½¾. Kaffee. Stetig. Baumwolle. Weichend. American middling loko 66 ½4.

Hamburg, 16. Dezember, Vormittags 10 Uhr. (W. T. B.) Zuckermarkt. Ruhig. Rübenrohzucker I. Produkt Basis 88 % Rendement neue Usance, frei an Bord Hamburg, für

Dezember 9,02 ½, für Januar 9,10, für März 9,27 ½, für Mai 9,42 ⅛%, für August 9,65, für Oktober⸗Dezember 9,57 ½.

Hamburg, 16. Dezember, Vormittags 10 Uhr 15 Minuten. W. T. B.) Kaffee. Ruhig. Good average Santos für

ezember 51 ¼ Gd., für März 52 ½ Gd., für Mai 53 ½ Gd., für September 54 ¼ Gd.

London, 15. Dezember. (W. T. B.) Rübenrohzucker 88 % Dezember 8 sh. 11 ¼ d. Wert, ruhig. Javazucker 96 % prompt 10 sh. 1 ½ d. nom., ruhig.

London, 15. Dezember. (W. T. B.) (Schluß.) Standard⸗

Kupfer stetig, 65 ½, 3 Monat 65.

Liverpool, 15. Dezember, Nachmittags 4 Uhr 10 Minuten.

W. T. B.) Baumwolle. Umsatz 8000 Ballen, davon für

pekulation und Export Ballen. Tendenz: Willig. Amerikanische middling Lieferungen: Willig. Dezember⸗Januar 6,85, Januar⸗ Februar 6,84, Februar⸗März 6,85, März⸗April 6,86, April⸗Mai 6,86, Mai⸗Juni 6.85, Juni⸗Juli 6,82, Juli⸗August 6,79, August⸗ September 6,66, September⸗Oktober 6,44.

Liverpool, 16. Dezember, Vormittags 10 Uhr 25 Minuten. (W. T. B.) Baumwolle. Der Markt eröffnete für loko stetig. Mutmaßlicher Umsatz 10 000 Ballen, Import 30 000 Ballen, davon amerikanische 22 000 Ballen. Amerkkanische Lieferungen ruhig.

Glasgow, 15. Dezember. (W. T. B.) (Schluß.) Roheisen Middlesbrough warrants stetig, 49/11 ½.

Paris, 15. Dezember. (W. T. B.) (Schluß.) Rohzucker ruhig, 88 % neue Kondition 27 ¾ 28. Weißer Zucker schwach, Nr. 3 für 100 kg für Dezember 31 ¼½, für Januar 31 ½, für März⸗ Juni 32 ¼, für Mai⸗August 32 8⅛.

Amsterdam, 15. Dezember. (W. T. B.) Java⸗Kaffee good ordinary 41 ½. Bancazinn 104 ½.

Antwerpen, 15. Dezember. (W. T. B.) Petroleum. Raffiniertes Type weiß loko 24 ¼ bez. Br., do. für Dezember 24 ¾ Br., do. für Januar 25 Br., do. für Februar⸗März 25 ¼ Br. Fest. Schmalz für Dezember 136 ½.

New York, 15. Dezember. (W. T. B.) (Schluß.) Baumwolle loko middling 13,00, do. für Januar 12,49, do. für März 12,66, do. in New Orleans loko middl. 12 ¾t, Petroleum Refined (in Cases) 11,25, do. Standard white in New 8,75, do. Credit Balances at Oil City 250, Schmalz Western steam 10,90, do. Rohe u. Brothers 11,40, Zucker fair ref. Muscovados 2,86 2,89, Getreidefracht nach Liverpool 2, Kaffee Rio Nr. 7 loko 9 v⅜, do. für Januar 9,36, do. für März 9,60, Kupfer Standard 14,25, Zinn 37,55 37,85. Die Visible Supplies betrugen in der vergangenen Woche: an Weizen 70 690 000 Bushels, an Canadaweizen 17 379 000 Bushels, an Mais 2 674 000 Bushels. 8 ““ 8

Theater und Musik.

Konzerte. 8

Werner Wolff, der Sohn des verstorbenen Konzertdirektors Hermann Wolff, stellte sich am Donnerstag an der Spitze des Philharmonischen Orchesters in der Philharmonie als Dirigent vor. Er ist allem Anschein nach ein guter Musiker, der in der Praxis als Theaterkapellmeister schon Erfahrungen genug gesammelt hat, um das, was an seiner Kunst als handwerklich zu bezeichnen ist, zu beherrschen. So wußte er denn Beethovens VIII. Symphonie und Berlioz' farbenreiche „Phantastische Symphonie“ klar zu gliedern und interessant genug zu gestalten, um die Aufmerksamkeit seiner Zuhörer von Anfang bis zu Ende rege zu erhalten. Der letzte Schliff freilich und die von allem Schulmäßigen befreite Selbständigkeit der Auffassung fehlten noch, werden aber bei ernstem Streben des jungen Dirigenten unzweifelhaft mit der Zeit der Reife nicht ausbleiben. Zwischen den beiden Symphonien trug die Königlich sächsische Kammersängerin Eva Plaschke von der Osten, die auf Berliner Bühnen heimischer ist als in unseren Konzertsälen, einige Gesänge mit Orchester von Richard Wagner und Richard Strauß vor. Die Vorzüge einer von Haus aus leicht beweglichen Stimme kamen ihr dabei glänzend zu statten, aber auch die Kraft, zu der sich ihr Sopran im Laufe der Jahre entwickelt hat, hat ihm nichts von seiner Schönheit geraubt. Den stärksten Erfolg erzielte sie mit Strauß' „Cäcilie’. Als eine Liedersängerin, die sich den Besten und Berufensten auf diesem Gebiet gleichwertig an die Seite stellt, bewährte sich am Donnerstag Eva Katharina Lißmann im Beethovensaal. Sie sang nach einer Liederreihe von Brahms „Lieder und Tänze des Todes“ des verstorbenen russischen Komponisten M. Mussorgski; der letzte Teil führte von der charaktervollen Eigenart dieser gedankentiefen Gesänge hinüber auf ein vollständig gegensätzliches Stimmungsgebiet: Max Regers „Kinderlieder“ traten heiter und sonnig in die Er⸗ scheinung, und die Sängerin sang sie mit bestrickender Anmut. Die reine Kindlichkeit, die unschuldige Freude an Gras und Halm schlug darin ihre Himmelsaugen auf. Nichts flimmerte nur auf der Ober⸗ fläche; jeder Hauch stieg aus der Tiefe des Gemüts. In M. Jowa⸗ nowitsch aus St. Petersburg hatte die Sängerin einen Begleiter gefunden, der auf gleicher künstlerischer Höhe stand. Das Heß⸗ Quartett spielte, gleichfalls am Donnerstag, im Bechsteinsaal unter Mitwirkung von Hialmar von Dameck (Viola) und Alexander Schuster (Violoncello) mit weniger starkem Er⸗ folge als früher Werke von Beethoven, Hugo Wolf, dessen italienische Serenade für Streichquartett durch ihre feine melodische Linie und Echtheit entzückte, und das Sevxtett in D⸗Moll (Op. 70) von Tschaikowsky „Souvenir de Florence“ für 2 Violinen, 2 Bratschen und 2 Celli. Fehlte schon dem Streich⸗ quartett in C⸗Dur von Beethoven der rechte Glanz und Schmelz, so wurden die Schönheiten des rassigen Sextetts völlig durch ein zu festes Draufgehen im ersten Satz völlig verdunkelt; das Adagio cantabile vermochte diesen Fehler nicht wieder gut zu machen. Den Künstlern wäre eine größere Zurückhaltung zu empfehlen, wenn gerade diese Werke ihre Wirkung haben sollen; man hörte öfter mehr „Holz“ als Musik, was ganz besonders in diesem intimen Saal unangenehm zutage trat. Klangschön und stilecht wurde dagegen die „Serenade“ von Wolf wiedergegeben. Lolo Barnay (Gesang), Hans Bottermund (Cello) und Mar⸗ garete Ansorge (Klavier), letztere für den plötzlich erkrankten Emeric von Stefaniai, gaben um dieselbe Zeit im Klindworth⸗ Scharwenkasaal ein gemeinsames Konzert, das bei seinen zahl⸗ reichen Besuchern einen recht günstigen Eindruck hinterließ. Die Sängerin erfreute, wie stets, durch ihre fein abschattierte, sympathische anregende Vortragsart, die gleichfalls bestens bekannte Pianistin durch ihre vornehme, zarte Darstellung und wohldurchdachte Gestaltung, der Cellist durch den edlen singenden Ton seines Instruments und die künstlerische, stets tonschöne Wiedergabe sowohl eigener Komposi⸗ tionen, wie auch solcher anderer Tondichter. Die eigenen Werke waren an sich freilich ziemlich gedankenarm und vermochten daher auch nicht nachhaltig zu wirken, die Art, wie sie ihr

Schöpfer jedoch vermittelte, verlieh ihnen immerhin ein berechtigtes

Augenblicksdasein. Im Harmoniumsaal traten die Schwestern Gifela (Klavier) und Palma (Violine) von Paszthory am Donnerstag wie immer mit gutem Erfolge auf. Sie begannen mit Beethovens „Kreutzer⸗Sonate“, die sie wie tüchtige Künstlerinnen spielten. Bei dem stärkeren Temperament der Violinistin trat der Geigenpart schwungvoller und auch empfindungsreicher in die Er⸗ scheinung als der Klavierpart; aber auch dieser wurde mit musikalischem Verständnis durchgeführt. Die Hörer bekundeten ihr Gefallen an den trefflichen Leistungen der Damen durch lebhafte Beifallskundgebungen. Der am Tage vorher im Beethovensaal konzertierende Pianist Severin Eisenberger zeigte vor fast ausverkauftem Hause von neuem, daß er zu den Berufenen seines Faches gehört. Sein rassiges, abgeklärtes und schlackenfreies Spiel entzückte die Zuhörer in größtem Maße. Er spielte nur Brahms, und diesen in einer Vollendung, die ihm alle Ehre machte. Gleichviel, ob er die in Schönheit getauchte Sonate in F⸗Moll (Op. 5) mit ihrem duftigen Andante espressivo oder die Intermezzi in A⸗Dur, Es⸗Moll und die bekannten Rhapsodien (Op. 79) interpretierte, überall offenbarte sein Spiel den Geist reifsten Könnens.

Auch der siebente Klavierabend von Edouard Risler im Beethovensaal war am Freitag von der regen Teilnahme ge⸗ spannt aufhorchender Musikfreunde begleitet; sie folgten mit gesteigerter innerer Ergriffenheit jeder klanglichen und seelischen Schattierung, die der Künstler in den Präludien und Fugen aus J. S. Bachs „Wohl⸗ temperiertem Klavier“ zu verwenden wußte; es war Kammermusik im schönsten Sinn, die einer in mustkalische Andacht versunkenen Seele entströmte; die weihevolle Stimmung echter Kunst lagerte über Edouard Rislers Spiel und zwang zu selbstvergessenem Lauschen. Im Bechsteinsaal veranstalteten an demselben Freitag die beiden Sängerinnen Hilly Tibo und Jakoba Repelaer einen Lieder⸗ und Duettabend. Fräulein Repelaers wohltönender und trefflich aus⸗ gebildeter Alt fand reichen Beifall, der zwar auch der Sopranistin gezollt, aber nicht in gleicher Weise verdient wurde. Die Stimme verriet zu bald eine gewisse Ermüdung durch unverkennbar fehlerhafte Atmung, der Ton klang häufig flach und hielt nicht genügend aus. Das Programm wies etwas viel Fremdsprachliches auf; von den Liedern war der „Säerspruch“ von me für Alt am wirkungsvollsten, ebenso ein reizvolles Duett in holländischer Sprache, das die Damen zum Schluß als Zugabe sangen. Eduard Behm begleitete in ge⸗ wohnter trefflicher Art.

Im Beethovensaal veranstaltete am Sonnabend der Königliche Kammersänger Fritz Soot einen Schönberg⸗Strauß⸗Abend und zeigte sich durch den Vortrag der teilweise recht schwierigen Ge⸗ sänge als ein intelligenter Vortragskünstler. Sein ausgieb ger und umfangreicher Tenor weist gute Schulung auf, jedoch müßte die zu helle Tongebung noch etwas eingeschränkt werden; auch das Piano trägt noch nicht genügend, 8e8 1 könnte die Aussprache noch ver⸗ bessert werden. Diese Mängel zu beseitigen wird dem strebsamen Künstler sicherlich nicht schwer fallen. Wer sich darauf gespitzt hatte, in den Liedern Arnold Schönbergs Sensationsmusik zu finden, wie 1. dieser in der letzten Zeit auf eine schiefe Ebene geratene

ponsetzer leider jetzt hervorbringt, mußte sehr darüber erstaunt sein, wie gesittet und zahm sich Schönberg in den meisten Liedern hier als Lyriker gab. Möglich, daß diese Gesänge aus früherer Zeit stammen, jedenfalls bewies Schönberg z. B. mit den Liedern „Er⸗ hebung“, „Jesus bettelt“ und „Waldsonne“, daß er, wenn er sich natürlich gibt, nicht über dem guten Durchschnitt steht; greift er in anderen, z. B. „Der Wanderer“, „Ghasel“ und „Erwartung' teilweise zur Pose des tiefsinnigen Reformators, so erzielt er die Wirkung des Gequälten und Getachiere das sich aber nur auf Kosten der natürlichen und 7. Empfindung breit macht, obne dafür wirklich positive Werte einsetzen zu können. Der zweite Teil des Programms war Richard Strauß gewidmet und verzeichnete neun Lieder dieses Meisters. Am Klavier waltete der Königliche Kapell⸗ meister Karl Pembaur seines schwierigen Amts mit großer Fein⸗ fühligkeit. Das gleichzeitig in der Singakademie veranstaltet e zweite Konzert der Kammermusikvereinigung der König⸗ lichen Kapelle brachte eine Auslese interessanter und selten gespielter Werke, deren Ausführung wiederum ein schöner Beweis für die hohe geistige Stufe war, auf der sich das prächtige Können dieser erlesenen Vereinigung befindet. Außer L. Spohrs Quintett für Klavier, Flöte, Klariette,. Fagott und Horn und einem Trio für zwei Violinen und Baß von Joh. Ludwig Krebs wurden im ersten Teil noch ein Adagio und Rondo für Glas⸗ harmonika, Flöte, Oboe, Viola und Cello dargeboten: ein entzückendes Kabinettstück von echt Mozartscher Grazie. Daß anstatt der als Kunstinstrument nicht mehr hergestellten Glasharmonika eine Celesta benutzt wurde, deren süße Glöckchen⸗ töne sicherlich an Klangschönheit ersterem Instrument überlegen sind, gereichte dem Werke zweifellos nur zum Vorteil. Beethovens Sextett für Streichauartett und zwei obligate Hörner, letztere durch⸗ aus konzertant behandelt, und Saint⸗Saëns' Septett für Klavier Streichquintett und Trompete bildeten den zweiten Teil de genußreichen Konzerts, in dem außer den ständigen Mitglieder der Vereinigung diesmal der Königliche Kammervirtuos Alfre Matthes (Trompete) und der Königliche Kammermusiker Geor Böttcher (2. Horn) erfolgreich auf den lan traten. Das Gefühl, einer begabten Liedersängerin zuzuhören, hatte man gleichfalls am Sonnabend, im Klindworth⸗Scharwenkasaa Johanna Schot verwendet ihren klangschönen und kräftigen Mezzo sopran mit künstlerischem Geschmack; sie trägt gut vor und weiß ge tragene Gesänge zu lebendiger Wirkung zu bringen; in schnellere Passagen verliert die Stimme an Biegsamkeit und die Technik a Klarheit; bei größerer Sorgfalt könnten aber auch leicht beweglich Lieder zu voller Geltung gebracht werden. An Beifall war kei Mangel und der Wunsch nach Wiederholungen erklang oft genug. Einen starken Erfolg erzielte (Sonnabend) 6 der Geiger Georges Enesco, von Dr. Ernst Wolff am Klavie begleitet. Er spielte mit idealer Tonschönheit und technische Virtuosität die „Teufelstrillersonate“ von Tartini, das D⸗Moll⸗Konzer von Bruch und die Partita in D⸗Moll von Bach für Violine allein. Der Vortrag der letzteren war eine Meisterleistung in des Wortes wahrer Bedeutung, sowohl in der klaren, stilechten Phrasierung, wie auch bhinsichtlich des Verständnisses, die in diesem großartigen Werke ruhenden Schönheiten hervorzuheben. Auch die kleineren klassischen Stücke, von Kreisler und Burmeister bearbeitet, womit der Künstler sein Konzert beschloß, erweckten begeisterten, an⸗

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im Blüthnersoal

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haltenden Beifall. Schon recht weit vorgeschrittene kompositorische Leistungen zeigten einige Erstlingsarbeiten des jungen Tonsetzers Max

Trapp, die um dieselbe Zeit im Meistersaal vor vollbesetztem Hause mit gutem Erfolge aufgeführt wurden. Wenn der Komponist in Zukunft lernt, sich in seiner Musik kürzer zu fassen, weniger redselig zu sein, so läßt sich ihm für seine schon jetzt verständnisvolle, durchsichtige Art zu schreiben, ein günstiger Erfolg vor⸗ aussagen. Vor allem zeichnen seine Werke, die noch die Zahlen drei, vier und fünf an der Stirn tragen, eine feine melodische Linie und vornehme Satzkunst aus. Auf dem Programm standen ein Quintett in C⸗Moll für zwei Violinen, Bratsche, Violoncello und Klavier, das besonders in seinem Moderato Allegro und in dem Fugen⸗ Schlußsatz gutes Verständnis für kontrapunktische Formen zeigte, ferner eine Cello⸗Sonate in D⸗Dur mit Klavierbegleitung, die im Adagio reichlich lang ist, doch im Finale zu großem Aufbau gelangt und in dem trefflichen Cellisten Marix Loevensohn einen verständnisvollen Vermittler hatte. Die beste Leistung, durch 88 heit und Schwung glänzend, war ein Quartett in E⸗Moll, das in allen seinen Sätzen zündete. Zur Ausführung war die bestens bekannte „Vereinigung für moderne Kammermusik“ gewonnen worden, die sich der Neuheiten mit Wärme annahm. Ein Liederabend von Betty Drews brachte es an demselben Sonnabend im Bechsteinsaal nur zu recht mäßigen Wirkungen. Der Stimme fehlt es noch an Schliff und Sicherheit, und der Ausdruck hält sich trotz lebhaften Bemühens auch nur auf recht mäßiger Höhe.