1913 / 301 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 22 Dec 1913 18:00:01 GMT) scan diff

des silbernen Ritterkreuzes desselben Ordens:

den Oberleutnants von Neumann, Freiherr von Ramberg, von Oertzen und Freiherr von Schleinitz, 38 4

dem Oberleutmnant der Reserve von Knobloch,V

dem Leutnant und Regimentsadjutanten von Kirchbach,

den Leutnants und Bataillonsadjutanten Freiherr von Ziegesar, Freiherr Röder von Diersburg und von Brauchitsch,

sämtlich in demselben Regiment,

dem Leutnant von Frantzius in demselben Regiment, Adju⸗ tanten des Bezirkskommandos Kalau,

den Leutnants von Steinwehr, von Below, von Wila⸗ mowitz⸗Möllendorff, Freiherr von Esebeck und von Schack,

sämtlich im 2. Garderegiment z. F.; des Großoffizierkreuzes des Königlich Siamesischen Kronenordens:

dem Generalmajor Freiherrn von Buddenbrock, Komman⸗ deur der 1. Gardefeldartilleriebrigade, und

dem Generalmajor Trimborn, Kommandeur der 2. Garde⸗ feldartilleriebrigade, sowie

dem Obersten von Gallwitz genannt Dreyling, Komman⸗ deur des Grenadierregiments Graf Kleist von Nollendorf (1. Westpreußischen) Nr. 6;

des Ritterkreuzes des Königlich Siamesischen Weißen Elefantenordens:

dem S von Schoenermarck in demselben Regi⸗ ment un

dem Hauptmann von Schweinitz im Brandenburgischen Jägerbataillon Nr. 3.

Deutsches Reich.

Dem bei dem Kaiserlichen Generalkonsulat in Rio de Janeiro beschäftigten Vizekonsul Pistor ist auf Grund des § 1 des Gesetzes vom 4. Mai 1870 die Ermächtigung erteilt worden, in Vertretung des Generalkonsuls bürgerlich gültige Ehe⸗ schließungen von Reichsangehörigen vorzunehmen und die Ge⸗ burten, Heiraten und Sterbefälle von solchen zu beurkunden.

ͤaacbb1.“]“ Der Fernsprechverkehr ist eröffnet worden zwischen Berlin und den deutschen Orten Emlichheim, Großenborau, Grünewald, Kr. Neustettin, Neuenhaus (Grafschaft Bentheim), Sieber, Storkow, Kr. Neustettin, und Zechendorf gewöhn⸗ liche Gesprächsgebühr je 1 —. Berlin C. 2, den 20. Dezember 1913. 8 Kaiserliche Oberpostdirektion. Vorbeck.

Die Deutsche Arzneitaxe 1914 wird im Laufe dieses Monats im Verlage der Weidmannschen Buchhandlung, SW. 68, Zimmerstraße 94, erscheinen und ist im Buchhandel zum Ladenpreise von 1,25 für ein in Leinen gebundenes Exemplar zu beziehen. 1116“

Königreich Preußen.

Seine Majestät der König haben Allergnädigst geruht:

den bisherigen außerordentlichen Professor in der juristi⸗ schen Fakultät der Universität in Breslau Dr. Paul Heil⸗ born zum ordentlichen Professor in derselben Fakultät zu er⸗ nennen sowie

88. ordentlichen Professoren in der philosophischen Fakultät der Friedrich Wilhelms⸗Universität in Berlin Dr. Otto Hintze und Dr. Michael Tangl den Charakter als Geheimer Re⸗ gierungsrat und 1.“

dem ordentlichen Professor in der medizinischen Fakultät der Friedrich Wilhelms⸗Universität in Berlin Dr. Emil Krückmann den Charakter als Geheimer Medizinalrat zu verleihen.

Ministerium für Handel und Gewerbe.

Bei dem Knappschaftsschiedsgericht in Breslau ist der zuristische Hilfsarbeiter bei dem Königlichen Oberbergamt in

Breslau, Gerichtsassessor Dr. Tewaag vom 1. Januar 1914 ab zum stellvertretenden Vorsitzenden ernannt worden.

Den Lehrern der kunstgewerblichen Fachschulen Gollrad und Burger in Aachen, Schlotke, Bäumer und Klotzbach in Barmen, Schick in Cassel, Grasegger in Cöln, Hoch⸗ reiter in Düsseldorf, Hinderer in Elberfeld sowie Schimke und Naas in Hanau ist der Charakter Professor verliehen worden. 16 1.“

8

Ministerium der geistlichen und Unterrichts⸗

angelegenheiten.

Der Privatdozent in der medizinischen Fakultät der Uni⸗ versität in Breslau, Professor Dr. Karl Ludloff ist mit Aller⸗ höchster Genehmigung Seiner Majestät des Königs zum ordentlichen Honorarprofessor in derselben Fakultät und der Privatdozent in der philosophischen Fakultät der Uni⸗ versität Halle⸗Wittenberg, Professor Dr. Ernst Erdmann mit Allerhöchster Genehmigung Seiner Majestät des Königs zum ordentlichen Honorarprofessor in derselben Fakultät ernannt worden. Der bisherige Privatdozent in der philosophischen Fakultät

der Universität in Kiel, Abteilungsvorsteher am Chemischen Laboratorium, Professor Dr. Franz Feist ist zum außer⸗ ordentlichen Professor in derselben Fakultät ernannt worden.

Dem Privatdozenten in der theologischen Fakultät der Universität Halle⸗Wittenberg Lic. Dr. Karl Heim ist das Prädikat Professor beigelegt worden.

Ministerium für Landwirtschaft, Domänen und Forsten.

Den Domänenpächtern Hermann Bahr in Neu Golmkau, Paul Beyer in Bobau, Hermann Kneib in Sykorschin und

Finanzministerium.

Der bisherige Rentenbankbuchhalter Hein in Berlin ist m Geheimen erxpedierenden Sekretär und Kalkulator im Finanzministerium ernannt worden.

Bekanntmachung. 1

Auf Grund der Nummer 4 der in Nr. 213 des „Deut⸗ schen Reichs⸗ und Königlich Preußischen Staatsanzeigers“ vom 9. September 1913 veröffentlichten, am 22. Mai 1912 in Kraft getretenen Grundsätze für amtliche Tintenprüfung haben ferner folgende Firmen Kennmarken für ihre Tinten bei dem unterzeichneten Amt eintragen lassen:

Nr. der Kenn⸗ marke

Bezeichnung der Tinte

Biesinger’s Urkunden⸗Tinte.

Deutsche Reichs⸗Eisengallus⸗ Schreibtinte.

Berlin⸗Lichterfelde West, den 17. Dezember 1913. Königliches Materialprüfungsamt. 8 A. Martens.

44 V Jos. Biesinger, Stutt⸗ gart, Traubenstr. 8 a Dieselbe

Nichtamtliches. Deutsches Reich. Preußen. Berlin, 22. Dezember 1913. Seine Majestät der Kaiser und König hörten heute vormittag im Neuen Palais bei Potsdam die Vorträge des Chefs des Zivilkabinetts, Wirklichen Geheimen Rats von Valentini und des Finanzministers Dr. Lentze.

Der Königlich württembergische Gesandte, Freiherr von Varnbüler, hat Berlin verlassen. Während seiner Ab⸗ wesenheit führt der Königlich württembergische Militärbevoll⸗ mächtigte, Generalmajor von Graevenitz, die Geschäfte der Gesandtschaft.

.8. 8

In der Ersten Beilage zur heutigen Nummer des „Reichs⸗ und Staatsanzeigers“ wird die vom Reichseisenbahn⸗ amt aufgestellte tabellarische Uebersicht der Betriebs⸗ ergebnisse deutscher Eisenbahnen (ausschließlich Bayerns) nach dem Stande am Ende des Monats November 1913 veröffentlicht, auf die am Freitag an dieser Stelle auszüglich hingewiesen worden ist. 8 Mecklenburg⸗Schwerin. Der Mecklenburgische Landtag ist vorgestern durch Großherzogliches Reskript verabschiedet worden. Wie „W. T. B.“ meldet, nimmt nach dem Reskript Seine Königliche Hoheit der Großherzog die Bewilligung der ordentlichen Landeskontribution an. Der Großherzog genehmigt die zur Deckung der Bedürfnisse der Landesneuerkasse für das Rechnungsjahr 1914/15 von den Ständen bewilligte Erhebung der Einkommensteuer zum Einheitssatze des Steuertarifs nach § 16 des neuen Einkommensteuergesetzes sowie die Ergänzungs⸗ steuer nach dem Steuertarif desselben Gesetzes, ferner den Voranschlag der Eisenbahnverwaltung für 1914/15 nach Maß⸗ gabe der geführten Verhandlungen. Der Landtagsabschied schließt mit den Worten:

„Im übrigen sprechen Seine Königliche Hoheit der Großherzog Ihren getreuen Ständen wegen der befriedigenden Ergebnisse des Landtages Ihre volle Anerkennung aus. Seine Königliche Hoheit der Großherzog entlassen, indem Sie dem gegenwärtigen Landtage seine Endschaft geben, Ihre auf demselben versammelte Ritterschaft und Landschaft in Gnaden, womit Sie denselben gewogen bleiben.“

DOesterreich⸗Ungarn. 8 G Die vorgestrige Sitzung des österreichischen Abge⸗ ordnetenhauses wurde mit der Besprechung der von dem Ministerpräsidenten Grafen Stürgkh auf die Interpellation wegen des Falles Stapinski gegebenen Antwort ausgefüllt. Wie „W. T. B.“ meldet, beteiligten sich an der Besprechung nur Vertreter der galizischen Parteien sowie der tschechischen Sozial⸗ demokraten. Die Redner der galizischen oppositionellen Parteien griffen den Polenklub sowie den Minister für Galizien Dlugosz heftig an. Der Obmann des Polenklubs Dr. Leo bedauerte die Verwendung des Dispositionssonds zur Beeinflussung von Abgeordneten. Er stellte fest, daß weder der Polenklub noch dessen Präsidium von der Pressealtion, die der Ministerpräsident angeführt habe, Kenntnis ge⸗ habt hätten. Auch der Minister Dlugosz habe hieran keinen wie immer gearteten Anteil genommen. Dr. Leo verwahrte sich auf das entschiedenste gegen irgendwelche Einflußnahme auf die inneren Verhältnisse des Polenklubs. Der Redner der polnischen Volkspartei wies unter heftigem lärmenden Protest auf Grund verschiedener Schriftstücke die gegen Dlugosz erhobenen Anschuldigungen als un⸗ wahr zurück. Er hob dabei die Verdienste des Minssters Dlugosz um die Hebung der Volkswirtschaft Galiziens hervor. Auch Stapinski ergriff das Wort, um neuerlich festzustellen, daß er die von seinem Parteigenossen Dlugosz erhaltenen Gelder ausschließlich für Partei⸗ zwecke verwendet habe, ohne von deren Herkunft Kenntnis zu haben. Die nächste Sitzung findet heute statt. Auf der Tages⸗ ordnung steht die Fortsetzung der Beratung des Finanzplans.

Frankreich.

In dem vorgestern abgehaltenen Ministerrat teilte der Finanzminister Caillaux, wie „W. T. B.“ meldet, mit, daß er die finanziellen Gesetzentwürfe erst während der Neujahrsferien endgültig feststellen könne und sie zu Beginn der ordentlichen Session 1914 den Kammern vorlegen werde. Der Minister des Innern Renoult gab bekannt, daß ein in Merville (Departement Nord) seit mehreren Monaten be⸗ stehender Streik am Freitagabend zu Gewalttätigkeiten geführt habe. Zwei Gendarmen und zwei Ausständige seien verwundet worden, doch sei ihr Zustand nicht beunruhigend. Die Ordnung

Bei einem ihm zu Ehren in St. Etienne gegebenen Festmahl hielt Bxiand vor etwa 1400 Personen, darunter Senatoren und Deputierte, eine Rede, in der er seine republi⸗ kanische Politik darlegte. 8 Laut Bericht des „W T. B.“ sagte Briand, er werde nichts tun, um die außerordentlichen Schwierigkeiten, denen das gegenwärtige Ministerium begegne, noch zu vermehren. Unter diesen Schwierig⸗ keiten nannte er besonders die Frage der dreijährigen Dienstzeit, in der das gegenwärtige Ministerium eine Politik befolge, die der von einigen seiner Mitglieder einst geforderten entgegengesetzt, aber derjenigen der vorangegangenen Regierungen entsprechend sei Weiter erklärte Briand die gegenwärtige Lage hinsicht der Wahlreform für erniedrigend und meinte, diese

dürfe nicht von neuem den Wählern vorgelegt werden, bereits vor vier Jahren darüber entschieden hätten. erniedrigender würde es sein, die Frage der dreijäh Dienstzeit, die angeregt zu haben er sich rühme, in das Jahrmarfts treiben der Wahlen hinabzuzerren, denn dies würde den heiligste Interessen des allgemeinen Wahlrechts ebenso schädlich sein wie de äußeren Sicherheit des Landes. Die auswärtige Politik des Landes set maßgebend für die politischen Zwecke. Seine Gegner seien darauf versessen gewesen, seiner vorsichtigen und grundsätzlich friedlichen Politik in Marokko, die zu dessen friedlicher Durchdringung habe führen sollen, ein Ende zu machen, und es sei ihnen gelungen. Die Folge davon sei Agadir gewesen, der Erobe⸗ rungskrieg in Marokko, die Ereignisse in Tripolis und auf dem Balkan, weiter die Vermehrung der deutschen Streitkräfte zur selben Zeit, als das Heer im französischen Mutterlande um 60 000 Mann geschwächt worden sei, um in Marokko eine Armee aus der Elite des französischen Heeres zu unterhalten, die schließliche Folge das Gesetz über die dreijährige Dienstzeit. Der Redner erklärte auf sein Gewissen, er habe seine Pflicht hierin voll erfüllt; das Gesetz über die dreijährige Dienstzeit habe Frankreich seine Stellung wieder⸗ gegeben und es zur Herrin seines Schicksals gemacht. Dies Gesetz sei und bleibe unentbehrlich, solange seine Ursachen weiter bestünden; jedoch fiele es niemandem ein, Frankreich ein so schmerzliches Opfer für ewig aufzuerlegen. Zum Schluß seiner Rede sprach Briand von der Finanzreform und von der Ungeduld einerseits der Plutokratie andererseits der Demagogen, die alles oder nichts wollten und die Faust drohend nach dem Reichtum ausstreckten. Die Pläne hinsichtlich der Laienschule seien zur Zeit noch dieselben wie die seinigen, aber ge⸗ mildert. Der Redner setzte auseinander, daß die wahre republikanische Politik auf den Fortschritt der sozialen Reformen ausgehen müsse, die er selbst unternommen habe. Er betonte die Notwendigkeit, die sozialen Gegensätze auszugleichen, die Vorbedingung jedes Fortschritts in der Demokratie, und erinnerte daran, daß er selbst diese Politik verfolgt habe. Frankreich und die Republik könnten nur groß sein, wenn Frieden, Ordnung und Sicherheit bei immer erweiterter Freiheit und sozialer Gerechtigkeit herrschten.

Italien.

In der Deputiertenkammer, die sich bis zum 3. Fe bruar vertagt hat, gab der Schatzminister Tedesco am Freitag einen Ueberblick über die Lage der Staatsfinanzen. Laut Bericht des „W. T. B.“ führte der Minister aus: 3

Das am 30 Juni 1913 zu Ende gegangene Finanzjahr hatte einen Ueberschuß von 111 Millionen Lire ergeben. Davon wurden 4 Millionen zur Vermehrung der Staatsforsten, 12 zum Bau von Regierungsgebäuden in Rom, 42 zur Wiedererstattung eines Teils der vom Schatzamt vorgeschossenen Mittel für die Expedition in Libyen, 53 zur Beschleunigung des Kriegsschiffbaues bestimmt. Dieser Ueberschuß war der höchste bisher erzielte und überstieg den Voranschlag um etwa hundert Millionen. Für das laufende Finanzjahr ist nach Abrechnung aller ordentlichen und außer⸗ ordentlichen Ausgaben, unter denen sich 36 Millionen Lire für Libyen befinden, ein Ueberschu sehen, der sich voraussichtlich noch höher gestalten wird, da die Ein⸗ nahmen sehr vorsichtig veranschlagt waren. Der Voranschlag das Jahr 1914/15, der u. a. für Llbyen Ausgaben von 45 Millione Lire vorsieht, schließt ab mit einem Ueberschuß von 23 ½ Millionen, obwohl die Einnahmen nicht höher veranschlagt wurden als für das laufende Jahr. Der Außenhandel Italiens hat in den ersten elf Monaten des Jahres 1913 die Höhe von 5516 Millionen Lire erreicht Die Ausfuhr allein weist eine Zu⸗ nahme um 44 Millionen Lire auf. Die Statistik der Häfen zeigt eine Vermehrung des Verkehrs um 2 ½ Millionen Tonnen und 100 000 Passagiere. Die Konzessionen für Kraftanlagen an öffentlichen Gewässern sind in rascher Zunahme begriffen. Die Eisen⸗ und Stahl⸗ produktion ist im Jahre 1912 auf 320. Millionen gestiegen, 61 Millionen mehr als im Vorjahre. Die Eisenbahneinnahmen des Jahres 1912/13 haben die des Vorjahres um 26 Millionen Lire überschritten. Die Sparkasseneinlagen in laufender Rechnung und in verzine lichen Bonds haben am 30. Juni 1913 die Summe von 7221 Millionen Lire erreicht, was in sechs Monaten eine Zunahme Öum 127 Millionen bedeutet. Der Kurs der drexceinhalb⸗ prozentigen Rente hat sowohl in seiner Höhe wie in seiner Stabilität sich außerordentlich widerstande fähig erwiesen Das Agio des Wechselkurses, das zu Ende des Jahres 1911 bei Be⸗ ginn des italienisch⸗türkischen Konfl ktes 1 % betragen hatte und dann mit verschiedenen Schwankungen bis zur Höhe von 2,97 % in Mailand im Inli 1913 gestiegen war, ist seit einiger Zeit auf 0,65. zurückgegangen und in der ersten Hälste des laufenden Monats bis auf 0,35. Nachdem der Minister noch auf die günstige Lage der drei Emissionsbanken und der Depositenkasse hingewiesen hatte, kam er auf die Staatsausgaben zu sprechen, die in letzten Jahren um 771 Millionen Lire gewachsen sind, die aber trotzdem in einer weit höheren Zunahme der Einnahmen ihre Deckung fanden, wie die Ueberschüsse der verschiedenen Etatsjahre beweisen. Die für öffentliche Arbeiten ausgeworfene Summe belief sich am 31. Oktober auf 727 Millionen, wobei alle diejenigen Arbeiten ge⸗ rechnet sind, die sich im Stadium der Ausschreibung, der Ausführun oder der Abrechnung befanden. Für die nächsten sechs Jahre is eine Summe von 900 Millionen Lire für öffentliche Arbeiten vorgesehen, wobei die Subventionen zur Ermutigung und Ergänzung der privaten Initiative auf dem Gebiete des Eisenbahn und Kleinbahnbaues, des Automobilverkehrs und der Schiffahrt nicht eingerechnet sind. Der Minister kündigte sodann verschiedene Maßregeln zugunsten der Mittelschulen, des Ackerbaues und der Industrie sowie zur Verstärkung der natkonalen Verteidigung an. Dem Verlangen nach einer

großen Kreditoperation, das mit Rücksicht auf die günstigen Emissions bedingungen der italienischen Rente erhoben werde, könne die Regierung keine Rechnung tragen Man vergess“, daß das Land innerhalbzweier Jahre in verschiedenen Kreditformen schon eine Milliarde gegeben habe und daß die Lage des internationalen Geldmarkts zur Vorsicht mahne Die Regierung werde ihre Kreditforderungen wie bisher streng nach den Bedürfnissen richten. Tatsächlich seien für die Unter⸗ nehmung in Libyen nur etwa vierhundert Millionen Lire auf Anleihe genommen worden, und während die Regierung nach den bewilligten Krediten bis 1914/15 für Eisenbahnausgaben 470 Millionen Ltre

auf 290 Millionen zu reduzieren. Das neue Flottenprogramm, fuhr der Minister fort, schließe sich in seiner Form wie hinsichtlich der geforderten Mittel an die bisherigen vom Lande freundlich be⸗ grüßten Programme an. Was die Ersatzbauten anlange, die ihrer Natur nach keine Unterbrechung zulassen, so wolle die Regierung die im vergangenen Sommer vom Ministerpräsidenten angekündigten Vorschläͤge ausführen. Die ordentlichen Ausgaben, die mit dem 1. Juli 1914 von 80 auf 90 Millionen Lire gebracht würden, würden sich jährlich um 10 Millionen erhöhen, sodaß im Jahre 1917/18 die Normalhöhe von 120 Millionen Lire erreicht wäre, die jedes Jahr den Bau eines großen Schlachtschiffes und der entsprechenden Hilfs⸗ schiffe gestatte. Die seit 1908 für außerordentliche militärische

Richard Krüger in Kollenz, Regierungsbezirk Danzig, ist der Charakter als Königlicher Oberamtmann ve liehen worden

ei wiederhergestellt

Ausgaben bewilligten Fonds gestatteten noch die Einstellung von a f7a 2

8

von 35 Millionen Lire vorge:⸗ 41

den

hätte fordern können, sei sie in der Lage gewesen, ihre Forderung 3

sübilden,

6 Millionen Lire in drei aufeinanderfolgenden Jahren on 1914/15 ab. Inzwischen seien neue Bedurfnisse hervor⸗

kreten, z. B. für eine Vermehrung der Luftflotte und die Ver⸗

idigung der Land⸗ und Seegrenzen. Es solle der Versuch gemacht werden, die neuen außerordentlichen Ausgaben auf verschiedene Jahre zu verteilen und sie in Grenzen zu halten, die dem Durchschnitt zer letzten fünffährigen Periode entsprechen. Die Einführung neuer Staatsmonopole solle ebenso wie jede Belästigung der Industrie und jede Störung der Produktionskraft des Landes vermieden werden.

Das Exposé des Finanzministers Tedesco wurde von der Kammer mit lebhaftem Beifall aufgenommen.

Im Senat stand vorgestern die Antwortadresse auf die Thronrede zur Verhandlung.

Der Minister des Aeußern Marquis di San Ginliano gab, obiger Quelle zufolge, on Stelle des Ministerpräsidenten, der durch seine Teilnahme an den Debatten in der Kammer am Erscheinen ver⸗ hindert war, den verschiedenen Rednern Antwort über innere Fragen. binsichtlich Libyens erklärte di San Giuliano, daß das libysche laternehmen vom internationalen Gesichtepunkte aus eins er für Italien größten Probleme gelöst habe. Es bleibe noch das Problem der inneren Befriedigung der Kolonie zu lösen, denn diese entspreche dem Zweck des Unternehmens. Jedes Kolonisations⸗ werk gehe notwendigerweise langsam vor sich, und wenn man die Aktion Italiens mit den Aktionen anderer Kolonialmächte vergleiche, so habe man Grund, befriedigt zu sein und anzuerkennen, daß Italien sein Ziel unter einem möglichst geringen Aufwand von Anstrengungen und von Zeit erreicht habe.

Der Senat nahm sodann einstimmig eine Tagesordnung an, in der die Antwortadresse auf die Thronrede gutgeheißen wird. Die Senatoren erhoben sich von ihren Plätzen und riefen: Es lebe der König! Es lebe Savoyen! Es lebe die 1 886

Rußlannd.

In der vorgestrigen letzten Sitzung vor den Weihnachts⸗ ferien nahm die Reichsduma in dritter Lesung die Vorlage, betreffkend die Verpflichtung der Handelsschiffe, sich im Kriegsfalle der Militärverwaltung zur Verfügung zu stellen, an. Wie „W. T. B.“ meldet, wurde die Notwendigkeit betont, wdiese Verpflichtung auf die in finnischen Häfen eingeschriebenen und finnischen Reedereien gehörenden Schiffe auszudehnen und die Ausarbeitung dieses Gesetzentwurfs zu beschleunigen.

1— Schweden.

Der Staatsminister Staaff hielt gestern in Karlskrona eine Rede, in der er die Hauptpunkte des Regierungs⸗ programms, betreffend die nationale Verteidigung, be⸗ gah und die Wichtigkeit betonte, das Neutralitätsprinzip festzuhalten.

Wie „W. T. B.“ meldet, erklärte der Minister, für das Fuß⸗ volk solle Winterausbildung eingeführt werden, doch erst nach den Neuwahlen im Jahre 1914 werde bestimmt werden, wie groß die Verlängerung der Uebungszeit für die Fußtruppen sein soll. Die Mittel dafür wären vorhanden. Die Wehrkraft würde weiter erhöht durch Ausbildung aller Studenten als Reseryechargen. Die Ver⸗ mehrung der Kosten für die Ausrüstung des Heeres, den Bau von Kriegsschiffen, die Verstärkung der Küstenbefestigungen und die Ver⸗ lingerung der Wehrpflichtzeit der Spezialwaffen würde durch die wachsenden Staatseinnahmen sowie durch eine nach deutschem Muster gestaltete progressive Wehrsteuer auf größere Vermögen und Ein⸗ kommen gedeckt.

Türkei.

Vorgestern sind die Verhandlungen über den türkisch⸗ bulgarischen Handelsvertrag wieder aufgenommen und die Verhandlungen über den türkisch⸗serbischen Friedens⸗ vertrag beendet worden. b

Griechenland.

Konsuln der Mächte haben gestern, wie die „Agence Havas“ meldet, den Generalgouverneur von Kreta gemeinsam besucht und ihm die Anerkennung der Ein⸗ verleibung der Insel durch Griechenland seitens ihrer Re⸗ gierungen mitgeteilt. Bulgarien.

Der Kongreß der landwvirtschaftlichen Vereini⸗ guͤng, die in der Sobranje nächst dem liberalen Block, in dem die Ministeriellen einbegriffen sind, die stärkste Partei darstellt,

ist der „Agence Bulgare“ zufolge in Sofia zusammengetreten,

um sich über die Haltung schlüssig zu werden, welche die Partei

nach den letzten Wahlen einnehmen soll

Albanien. G In den letzten Tagen haben im Schoße der Regierung Veratungen über die vorläufige Verwaltungsart stattgefunden, die den infolge der Beschlüsse der internationalen Abgrenzungs⸗ ommission Albanien zufallenden Gebieten zu geben wäre. Obgleich ursprünglich die Absicht bestand, aus diesen die süd⸗ lihsten Teile Albaniens umfassenden Gebieten drei Distrikte zu bilden, sollen sie, wie „W. T. B.“ meldet, in zwei Distrikte Kommissariate benannt eingeteilt werden, von denen s eine als Hauptort Argyrocastro, das andere gpritza haben soll. In diese beiden Städte sollen Lrtrauensmänner der Regierung als Kommissare entsendet werden, denen unter anderem als eine ihrer wichtigsten Auf⸗ gaben die Pflege eines guten Einvernehmens und die Her⸗ fellung gegenseitiger guter Beziehungen zwischen der in jenen Landesteilen nebeneinander lebenden albanesischen und griechi⸗ scen Bevölkerung obliegen wird. Die Kommissearstelle in Argyrocastro soll einem Mitgliede der vorläufigen Regierung angeboten worden sein, während die Designierung des Kom⸗ missars für Choritza noch nicht erfolgt ist. Die neuen Kom⸗ missare sollen die ihnen zugewiesenen Funktionen tunlichst bald übernehmen. Nach einer Meldung des „Wiener K. K. Telegraphen⸗ Korrespondenzbureaus“ sind vorgestern in Valona zwei ange⸗ sehene Notabeln als Vertreter der Stämme Choti und Gruda eingetroffen, um die völlige Solidarität dieser Stämme mit der vorläufigen Regierung in Valona darzutun. Da vor einigen Monaten ein völliges Einvernehmen zwischen der vor⸗ läufigen Regierung und dem Haupt der Mirditen erzielt worden is und vor kurzem auch der Präsident der interimistischen Regie⸗ beng in Alessio Jed Zoku seine Solidarität mit der Regierung 8 undet hat, da weiter die vorläufige Regierung in Valona in er Verwaltung von Skutari keinen Gegner hat, ist Albanien nit Ausnahme der kleinen Einflußsphäre Essad Paschas im gezirke Durazzo als geeinigtes Land anzusehen, was in politi⸗ hen Kreisen mit Rücksicht auf die bevorstehende Ankunft des neuen Fürsten als günstiges Symptom betrachtet wird.

1.“ Um die albanesische Gendarmerie, der die Aufgabe tnfäll, binnen kurzem die von den griechischen Truppen ge⸗ üͤmten Stellungen im südlichen Grenzgebiet zu besetzen, vorher zu einem fähigen, seiner Aufgabe gewachsenen Grenzkorps aus⸗ hat sich die Regierung in Valona an die holländische Negierung mit dem Ersuchen um Entsendung weiterer O

1

als Instrukteure gewandt. Der ging eine Antwort der holländischen Regierung zu, wonach diesem Ansuchen ent⸗ sprochen wird und zu diesem Zweck 12 Offiziere nach Valona entsendet werden sollen, die bereits die Reise angetreten haben. Amerika. 8 Nach Meldun⸗ des „W. T. B.“ aus Mexiko hat Huerta die Regierungen aller mexikanischen Staaten angewiesen, noch vor dem 1. Januar eine Militärmacht von je tausend Mann in jedem Staate zu organisieren. Die Kosten für Ausrüstung und Unterhalt dieser Truppen sollen von den Geschäftsleuten und anderen Personen getragen werden, von denen angenommen werden kann, daß ihre Interessen von den Truppen geschützt werden. Wie amtlich mitgeteilt wird, haben die Aufständischen vor⸗ gestern nachmittag Tampico von neuem angegriffen.

Der Washingtoner Agent der merxikanischen Rebellen hat

den Londoner Agenten aufgefordert, dem Sekretär von Lloyds mitzuteilen, daß die Streitkräfte der Konstitutionalisten sich nach den Regeln des Pölkerrechts als berechtigt betrachten, jeden Dampfer, gleichviel welcher Nationalität, zu zerstören, der für Huerta bestimmte Kriegsmunition nach den mexikanischen

Territorialgewässern bringen sollte.

Afrika. Nuach einer vom „W. T. B.“ verbreiteten Meldung aus Tanger ist das am 1. Januar 1914 erlöschende Mandat des dortigen französischen und spanischen Polizeitabors um weitere sechs Monate verlängert worden.

Koloniales. „Auf Neumecklenburg (Deutsch Neuguinea) ist nach einer Meldung des „W. T. B.“ aus Brisbane vom 21. d. M. der Forschungsreisende Deininger und ein anderer deutscher Gelehrter, die Proben wertvoller Hölzer sammelten, mit 14 eingeborenen Begleitern von Kannibalen getötet

worden.

Sisalkultur in Deutsch Ostafrika.

Die schwere Kautschukkrisis, die Deutsch Ostafrika gegenwärtig heimsucht, hat die Aufmerksamkeit nicht nur der ostafrikanischen Pflanzer, sondern aller Kolonialinteressenten von neuem auf diejenige Kultur gelenkt, die, weniger anspruchsvoll als die Kautschukkultur, auch den Schwankungen des Weltmarktpreises weniger unterworfen, bereits seit 1907 an zweiter Stelle in der Liste der Ausfuhr⸗ artikel Deutsch Ostafrikas steht, die Sisalkultur. Weite Kreise der deutschen Landwirtschaft mit dieser Kultur bekannt zu machen, ist der Zweck einer „Die Sisalkultur in Deutsch Ost⸗ afrika“ betitelten Schrift, die der Professor an der Universität Gießen Dr. Werner Friedrich Bruck, einer der besten Kenner der Faserpflanzenkultur, als Einführung für den von der Deutschen Land⸗ wirtschaftsgesellschaft veranstalteten Sisalpreiswettbewerb im Auftrage ihres Vorstands herausgegeben hat (76 Seiten, 21 Abbildungen; Verlag der Deutschen Landwirtschaftsgesellschaft, Berlin; Preis 1 ℳ). Das erste Kapitel behandelt die Geschichte der Sisalkultur in Deutsch Ostafrika. Sie wuarde 1893 von Dr. R. Hindorf eingeführt; heute sind etwa 21 350 ha mit Sisalagaven bepflanzt, davon 11 350 ha bereits ertragsfähig; 1911 wurde für über 4 ½ Millionen Mark Sisalhanf ausgeführt. An die geschichtlichen Mitteilungen schließt sich eine Erörterung der Stellung der Sisalfaser auf dem Weltmarkt, ihres Verhältnissee zu anderen Fasern und ihrer Preisentwicklung an. Ein weiteres Kapitel behandelt die Systematik der drei Agaven, die kommerziell im großen als Faserstoffagaven in Betracht kommen: Agave fourcroydes Le- maire, Agave sisalana Perrine und Agave cantula Roxburgh. Die dann folgenden Abschnitte machen mit den Ansprüchen der Sisal⸗ agave an Boden und Klima bekannt, schildern die praktische Kultur und endlich die maschinelle Gewinnung und weitere Verarbeitung der Faser. Eine Reihe guter Abbildungen belebt die Ausführungen aufs beste.

Statistik und Volkswirtschaft.

8 Zur Arbeiterbewegung.

Aus Prag wird dem „W. T. B.“ gemeldet: Am Sonnabend ist die von den Druckereibesitzern und dem Setzerpersonal der Tagesblätter gegebene vierzehntägige Kündigungsfrist abgelaufen. In einigen Druckereien wurde das Setzerpersonal wegen passiver Resistenz bereits im Laufe voriger Woche entlassen. In den übrigen erfolgte am Sonnabend die Entlassung. Sämtliche Prager Blätter, die von der pafsiven Resistenz betroffen sind, trafen Vor⸗ kehrungen, um am Sonntag in beschränktem Umfange mit dem In⸗ seratenteil zu erscheinen. Die tschechischen Blätter sollten hierbei nicht wie bisher einen gemeinsamen Satz benutzen. Die passive Resistenz hatte auch das Nichterscheinen mehrerer Wochenschriften und perio⸗ discher Lieferungen belletristischer Publikationen zur Folge. (vgl. Nr. 297 d. Bl.) 88

Wohlfahrtspflege.

Die Zeitschrift der Zentralstelle für Volkswohlfahrt „Concordia“ (Berlin, Karl Heymanns Verlag, Preis halbjährlich 6 ℳ) enthält in den Halbmonatsheften 19 bis 24 des Jahrgangs 1913 folgende Beiträge: Bericht der K. K. österreichischen Gewerbe⸗ inspektoren über ihre Amtstätigkeit im Jahre 1912; 38. Jahres⸗ versammlung des Deutschen Vereins für öffentliche Gesundheitspflege in Aachen vom 17. bis 20. September 1913; Die Untersuchungen des Vereins für Sozialpolitik über das Volkssparwesen; Der 37. Kongreß für innere Mission; Die deutschen Volkshochschulen; Der 4. deutsche Kongreß für Säuglingsschutz, Bericht von Dr. Fritz Rott; Der 14. Internationale Kongreß gegen den Alkohol'smus; Die Vorteile der Arbeitgeber aus der sozialen Versicherung (von Dr. Heinz Potthoff); Die unentgeltliche Ge⸗ burtshilfe der Stadt Zürsch (von M. Gitermann); 11. Internationale Tuberkulosekonferenz zu Berlin vom 22. bis 25. Oktober 1913; Der Internationale Jugendschutzkongreß in Brüssel vom 23. bis 26. Juli 1913 (von Dr. Wilhelm Bloch); Zum Problem der weiblichen Dienstpflicht (von Dr. Hertha Siemering); Was können die Arbeit⸗ geber im Kampfe gegen den Alkoholismus tun? (von Landesrat Dr. Schellmann); Kursus für Wohnungs⸗ und Bauwesen; Die Wohl⸗ fahrtseinrichtungen der Wollwarenfabriken Hermann Levin in Göttingen und Rosdorf: Zwanzig Jahre soziale Hilfsarbeit; Die Marta Haupt⸗ mann⸗Stiftung zu Halberstadt, ein Jugendpflegeheim (von Stadt⸗ baurat Sinning); Die 6. Hauptversammlung des Gesellschaft für soziale Reform. Berichte und Korrespondenzen über Allgemeines, Arbeiterschutz, Frauenarbeit, Arbeitsnachweis, Bekämpfung des Alkoho⸗ Feran geitsgfhgen ööö soziale Gesetzgebung,

indersürsorge, Wohnungsfürsorge, Ernährung, soziale Frauenschulen, Volksbildung und Volksparks. 86 8 8

Kunst und Wissenschaft.

Das Bild „Mona Lisa“ ist am Sonnabend von dem General⸗ trektor der Schönen Künste Riecci und dem Direktor der Museen on Florenz Poggi in Begleitung eines Polizeikommissars und zweier Karabinteri von Fl 1 om ins Unterrichtsministerium ge⸗

L“

bra t worden lbergab, wie „W. T. B.“

und diesen Besitz in Güte und Treue verwaltete.

aus Rom gemeldet wird, in Gegenwart des Ministers des Aeußern Marchese di San Giuliani, des Unterstaatssekretärs im Unterrichts⸗ ministerium Vicini und des Direktors der Schönen Künste Ricei der Unterrichtsminister Credaro dem französischen Botschafter Barrdre das Bild. Von dem Uebergabeakt wurde ein Protokoll aufgenommen, das von den Anwesenden unterzeichnet wurde. Sodann wurde die „Gioconda“ in den Palazzo Farnese übergeführt.

Wie an dieser Stelle schon kurz berichtet wurde, ist für eine Stifrtung zur Förderung der kirchen⸗ und religions⸗ geschichtlichen Studien im Rahmen der römischen Kaiser⸗ zeit von dem Wirklichen Geheimen Rat, Professor D. Dr. Harnack der Akademie der Wissenschaften ein Kapital von 21 600 zur Ver⸗ fügung gestellt worden, eine Summe, die dem Stifter zu seinem 60. Geburtstag von Freunden zu wissenschaftlichen Zwecken überreicht worden war. Die Stiftung wird innerhalb der Grenzen der in ihrem Namen gekennzeichneten Aufgaben die freieste Bewegung haben. Sie kann Preisaufgaben ausschreiben, ausgezeichnete Werke zum Druck be⸗ fördern, prämtieren, Ausgaben von Quellen unternehmen oder fördern, deutsche Gelehrte ohne Rücksicht auf das Geschlecht unter⸗ stützen, sei es zur Förderung ihrer Studien, sei es zu wissenschaft⸗ lichen Reisen. Doch soll sie ein und dieselbe wissenschaftliche Aufgabe nicht länger als 10 Jahre unterstützen. Die Bewilligung hat in jedem zweiten Jahre aufs neue zu erfolgen persönliche Unterstützungen sind nur einmalig zu gewähren. Die Zuwen⸗ dung aus den Zinsen erfolgt alle zwei Jahre am Leibniztage, und zwar zum ersten Male im Jahre 1915. Sie kann geteilt werden, doch dürfen Zuwendungen unter 600 nicht gewährt werden. Di Akademie der Wissenschaften führt durch ihre. philosophisch⸗historisch Klasse die Oberaufsicht über die Stiftung und die Verwaltung de Stiftungsvermögens. Die Stiftung selbst wird verwaltet durch ein Kuratorium, in das die philosophisch⸗historische Klasse der Akademi zwei ihrer Mitglieder, die theologischen Fakultäten in Berlin, Gieße und Marburg je eines ihrer ordentlichen Mitglieder wählen. Di Wahlen gelten auf die Dauer von zehn Jahren.

Literatur.

„— Eine Norwegerin auf deutschem Boden. innerungen der Freifrau Hildur Marschalck, geborene grbir⸗ Wedel⸗Jarlsberg. Herausgegeben von Else Freiin von Ham merstein. (Verlag von Martin Warneck in Berlin; geb. 5 80 ℳ.) Die in diesem Buche vereinigten Briefe und sonstigen Aufzeichnungen sollen in erster Linie dazu beitragen, das Andenken einer verehrten und geliebten Heimgegangenen im Kreise ihrer Familie lebendig zu erhalten. Die Großtochter hat die meist in norwegischer Sprache geschriebenen Briefe der Großmutter ins Deutsche über⸗ tragen und andere Schreiben aus dem Verwandten⸗ und Freundeskreise eingefügt, sodaß die ganze Sammlung ein abgerundetes und anschauliches Lebensbild bietet. Hildur von Wedel entstammte einem alten norwegischen Geschlecht. Ihr Großvater lebte als däntscher Kammerherr in Kopenhagen; seinen Sohn zog es aber wieder in die nordische Heimat, wo er Amtmand von Finnmarken wurde. Er zog in sechs langen Retsewochen mit der jungen Gattin einer geborenen von Haffner, von Christiania nach seinem einsamen Amtssitz Altengaard, und dort wurde im Jahre 1814 als zweites Kind die kleine Hildur geboren, von deren Leben das Buch vornehmlich erzählt. Außerordentliche Schicksale, weltbewegende Begebenheiten haben dies Leben nicht bewegt und erschüttert; aber es war ein reiches Leben, reich „an Schmerz und Freude, an Welt und Ein⸗ samkeit und durchwärmt von der Liebe dex Eltern, des Gatten und der Kinder. Auch an äußeren und inneren Kontrasten fehlt es nicht. Die Weltabgeschiedenheit Altengaards, wo ein Besuch der Lappen mit ihren Renntierherden ein Ereignis war, und von dessen Wald⸗ einsamkeit und langen Nächten die Briefe der Eltern so anschaulich erzählen, wird mit dem mehr städtischen Skien vertauscht; denn Baron Wedel ist Amtmand vom Bratsbergamt geworden, auch Mitglied des Storthing. Bald lernt die junge Hildur Kopenhagen Kiel und Schleswig kennen; Reisen zu Verwandten führen sie nach Ostfriesland, und in Begleitung von deutschen Verwandten geht es sogar nach Franzensbad und bis nach Paris. Aber der Zusammenhang mit dem Elternhause wird durch diese neuen Eindrücke nicht gelockert; immer wieder zieht es Hildur in ihre Heimat und der innige Verkehr mit der Familie wird nicht nnr aufrecht erhalten, sondern findet in gemeinsamem Leid namentlich durch den Tod geliebter Geschwister, neue Befestigung. Diese Treue und Zuberlässigkrit tritt im Chraktex Hildur von Wedels ganz besonders sympathisch hervor; sie scheinen das edle Erbe einer alten, bodenständigen Familte, die sich mit der Heimat innig ver⸗ wachsen und mit ihren Gliedern treu verbunden fühlt. Wie wohl⸗ tuend berührt auch das Verhaͤltnis zwischen Eltern und Kindern im Wedelschen Hause! Es fußt auf einer freiwillig gezollten Hochachtung, auf einem selbstverständlichen Respekt der Kinder, der der heutigen 8 Jugend leider fremd geworden ist. Ohne Murren opfert die junge Hildur dem Wunsch der Eltern auch eine Jugendliebe, so unbeirrt ist sie in der Gewißheit, daß die Eltern nur ihr Bestes wollen. Ihre Treue gegen Heimat und Familie bewährte sich auch in der schwersten Probe, als sie ihr Herz einem Mann schenkte und eine eigene Familie in einem neuen Vaterland heranblühen sah. Im Jahre 1844 reichte Hildur dem Landdrosten Baron Marschalck in Aurich die Hand zum Lebensbund. Zwanzig glückliche Ehejahre waren den beiden beschieden. Frau Hildur wurde eine glückliche Gattin und liebevolle Mutter; die nordische Heimat aber und die Lieben, die dort weilten, wurden deshalb aus ihrem Herzen nicht verdrängt. Hatten die Familien⸗ verbindungen des elterlichen Hauses sie schon mit den regie⸗ renden Kreisen Norwegens und Dänemarks vielfach in Berührung gebracht und ihr die politischen Geschehnisse näher gerückt, so lernte die junge Frau jetzt die hannoverschen Regierungs⸗ und Adelskreise kennen. Das Jahr 1848 warf seine Schatten; der dänische Krieg brachte Sorgen und Unruhe, die Verlobung der älteren Tochter mit dem Rittmeister Freiherrn von Hammerstein Freude in das Haus. Im Jahre 1864 starb der geliebte Gatte, er erlebte die großen Auf⸗ regungen des Jahres 1866 nicht mehr. Frau Hildur durchlebte sorgen⸗ volle Wochen, als ihr Schwiegersohn bei Langensalza schwer verwundet wurde und lange zwischen Tod und Leben schwebte. Aber Herr von Hammerstein genas, und der Heimgekehrte konnte den erst⸗ geborenen Sohn auf den Armen wiegen. Mit Briefen aus dieser Zeit des frohen Aufatmens schließt die Sammlung. Die Baronin Marschalck hat dann noch bis in das hohe Alter von 87 Jahren in geistiger Frische gelebt, verehrt und geliebt von ihrer weitverzweigten Familie. Wie oben schon erwähnt wurde, ist das Buch eine Erinnerungsgabe vornehmlich für den engeren Kreis dieser Familie und für ihre Freunde. Wer aber sonst das Buch zur Hand nimmt und darin nicht die Schilderung großer Erlebnisse und eines weitwirkenden Schaffens sucht, wird sich von seinen mehr intimen Reizen angezogen fühlen. Es läßt in ein reiches Leben blicken: es zeigt eine liebenswerte, edle Frau, die ein gütiges Geschick zwar schon in einen geachteten und sichernden Kreis stellte, die aber durch persönliche Tüchtigkeit sich das Kulturerbe der Väter neu erwarb

Theater und Musik.

Im Königlichen Opernhause findet mor 8 eine Aufführung der „Walküre“ unter der maftrotüchen E.een ch Kapellmeisters von Strauß und in der bekannten Besetzung der Haupt⸗ rollen durch die Damen Leffler⸗Burckard, Hafgren⸗Waag, Goetze, die H und Schwegler statt. Die Rolle des Wotan singt gastweise Herr Soomer vom Königliche

Die Feffa eßn ännn 89 7 Uhr. glichen Hoftheater in Dresden. Im König en Schauspielhause werden Lustspiele „Die Neuvermählten“ und „Die Fänniecden 1“ aufgeführt. In den Hauptrollen sind die Herren Vollmer, Clewing,

Patrv, Böttcher, Vallentin und Werrack sowie di Heisler, Arnstädt, von Mayburg, Thimig 2* Pategg