vom 9. Juni 1913 (Reichsgesetzbl. S. 353) wird hiermit verordnet, was folgt:
in Kraft.
8
den Oberzollinspektoren Dinter in Mülhausen und Eck⸗ hardt in St. Ludwig, Kreis Mülhausen, den Charakter als Zollrat
sowie dem Rentmeister Camina in Lucy, Kreis Chateau⸗ Salins, dem Bureauvorsteher der Universitäts⸗ und Landes⸗ bibliothek Cunibert in Straßburg, den Amtsgerichts⸗ sekretären Diethrich in Wasselnheim, Kreis Molsheim, Wund Freytag in Münster, Kreis Colmar, den Re⸗ gierungssekretäaren Ganiéère und Geisen in Straßburg, dem Amtsgerichtssekretär Gunsett in Molsheim, dem Kassierer der Staatsdepositenverwaltung Herder in Straßburg, dem Kuratorialsekretär und Bureauvorsteher bei dem Universitäts⸗ kuratorium Keuker in Straßburg, dem Amtsgerichtssekretär Korn in Benfeld, Kreis Erstein, dem Vorsteher der Wertpapierver⸗ waltung der Staatsdepositenverwaltung Leonhardt in Straß⸗ burg, dem Kreissekretär Lindemann in Altkirch, dem Rent⸗ meister Schumann in Molsheim, dem Amtsgerichtssekretär Schweitzer und dem Rentmeister Strelen in Zabern, dem Regierungssekretäur Strubler in Colmar und dem Amts⸗ gerichtssekreäär Wambsganß in Saarunion, Kreis Zabern, den Charakter als Rechnungsrat zu verleihen.
geruht:
ddem Oberzollinspektor Braun in Straßburg an Stelle des assesgf Charakters als Rechnungsrat denjenigen als Zollrat zu verleihe 8 8
betreffend die Handelsbeziehungen zum 11“ Reiche.
Vom 13. Dezember 1913.
Wir Wilhelm, von Gottes Gnaden Deutscher Kaiser, König von Preußen ꝛc.
verordnen im Namen des Reichs, nach erfolgter Zustimmung des Bundesrats und des Reichstags, für die Zeit nach dem 31. Dezember 1913, was folgt:
Der Bundesrat wird ermächtigt, den Angehörigen und den Erzeugnissen des Vereinigten Königreichs von Groß⸗ britannien und Irland sowie den Angehörigen und den Erzeugnissen britischer Kolonien und auswärtiger Be⸗ sitzungen bis zum 31. Dezember 1915 diejenigen Vorteile einzuräumen, die seitens des Reichs den Angehörigen oder
Seine Majestät der Kaiser haben ferner Allergnädigst
in ihrer Sitzung vom 29. November 1913 entschieden:
werkschaft zu Eisleben wird für ihr Kaliwerk Pauls⸗ hall eine vorläufige Beteiligungsziffer von 1,8638 Tausendsteln vom 1. November 1913 ab gewährt mit der Maßgabe, daß diese Beteiligungsziffer, sein sollte als fünfzig
den Erzeugnissen des meistbegünstigten Landes gewährt werden. Dieses Gesetz tritt mit dem 1. Januar 1914 in Kraft. Urkundlich unter Unserer Höchsteigenhändigen Unterschrift und beigedrucktem Kaiserlichen Insiegel. Gegeben Neues Palais, den 13. Dezember 1913.
Wilhelm. (FIFEIbbrück.
AKnnmachung,
betreffend die Handelsbeziehungen zum Britischen Reiche.
Vom 19. Dezember 1913.
Auf Grund des vorstehenden Gesetzes hat der Bundesrat beschlossen, die Geltungsdauer der in den Bekanntmachungen vom 11. Juni 1901 (Reichsgesetzbl. S. 205) und vom 24. Fe⸗ bruar 1910 (Reichsgesetzbl. S. 459) enthaltenen Bestimmungen für die Zeit nach dem 31. Dezember 1913 bis auf weiteres zu verlängern.
Berlin, den 19. Dezember 1913.
Der Stellvertreter des Reichskanzlers. Delbrück.
“ Verordnung des Reichskanzler
über das Inkrafttreten der Kaiserlichen Verordnung vom 9. Juni 1913, betreffend die Landwirtschafts⸗ bank für Deutsch⸗Südwestafrika.
Vom 12. Dezember 1913.
Auf Grund des § 12 der Kaiserlichen Verordnung, be⸗ treffend die Landwirtschaftsbank für Deutsch⸗Südwestafrika,
Einziger Paragraph. Die vorbezeichnete Verordnung wird mit Ausnahme des § 10 mit Rückwirkung auf den 30. Juni 1913 in Kraft gesetzt. § 10 tritt mit der Verkündung der jetzigen Verordnung
Berlin, den 12. Dezember 1913. 8
Der Reichskanzler. In Vertretung: Solf.
Bekanntmachung,
betreffend Bestimmungen zur Ausführung des 8 Gesetzes über den Absatz von Kalisalzen.
Vom 22. Dezember 1913.
Auf Grund des § 20 Abs. 3 des Gesetzes über den Absatz von Kalisalzen vom 25. Mai 1910 (Reichsgesetzbl. S. 775) hat 1 Bundesrat beschlossen, daß die im § 20 Abs. 1 des Gesetzes über den Absatz von Kalisalzen vom 25. Mai 1910 (Reichsgesetzbl. S. 775) aufgeführten Inlandhöchstpreise der angegebenen Kalisalzsorten auch für die Zeit vom 1. Januar 1914 bis zum 31. Dezember 1918 Geltung behalten. Berlin, den 22. Dezember 1913. .
Der Reichskanzler. Im Auftrage: Richter.
Die Verteilungsstelle für die Kaliindustrie hat in ihrer Sitzung vom 29. November 1913 entschieden:
— Der Gewerkschaft Irmgard zu Oberheldrungen 1 ird eine vorläufige Beteiligungsziffer in Höhe von 2,76 8 — vom 1. November 1912 ab gewährt mit der Maßgabe, daß diese Beteiligungsziffer, wenn sie zu irgend
schnittlichen Beteiligungsziffer aller Werke, auf das gesetzliche
schiefer bauenden 22. Dezember 1913 zugestellt worden.
des Reichsgesetzblatts enthält unter zum Britischen Reiche, vom 13. Dezember 1913, unter
beziehungen zum Britischen Reiche, vom 19. Dezember 1913, und unter
Betrieb von deutschen Hoheitsgewässern, vom 14. Dezember 1913.
jeweiligen durchschnittlichen Beteiligungsziffer aller Werke, auf das gesetzliche Höchstmaß zurückgeht. 8 Berlin, den 18. Dezember 1913. . — (Siegel.) Die Verteilungsstelle für die Kaliündustrie. Heckel.
— Vorstehende Entscheidung ist der Gewerkschaft Irmgard in Oberheldrungen am 22. Dezember 1913 zugestellt
worden.
„Die Verteilungsstelle für die Kaliindustrie hat in ihrer Sitzung vom 29. November 1913 entschieden: Der Mansfeldschen Kupferschiefer bauenden Ge⸗ werkschaft zu Eisleben wird für ihr Kaliwerk Dittrichs⸗ hall eine vorläufige Beteiligungsziffer von 2,1107 Tausendsteln vom 1. November 1913 ab gewährt mit der Maßgabe, daß diese Beteiligungsziffer, wenn sie zu irgend einer Zeit höher sein sollte als fünfzig vom Hundert der jeweiligen durchschnittlichen Be⸗ teiligungsziffer aller Werke, auf das gesetzliche Höchstmaß zurückgeht. Berlin, den 18. Dezember 1913. E Die Verteilungsstelle für die Kaliindustrie. Heckel. Vorstehende Entscheidung ist der Mansfeldschen Kupfer⸗ efer bauenden Gewerkschaft in Eisleben am 1 Dezember 1913 zugestellt worden. 1 EEEEller.
8
Die Verteilungsstelle für die Kaliindustrie hat Der Mansfeldschen Kupferschiefer bauenden Ge⸗
wenn sie zu irgend einer Zeit höher vom Hundert der jeweiligen durch⸗
öchstmaß zurückgeht. Berlin, den 18. Dezember 1913. (Siegel.) 8 Die Verteilungsstelle für die Kaliindustrie. Heckel.
Vorstehende Entscheidung ist der Mansfeldschen Kupfer⸗ Gewerkschaft in Eisleben am
8 “
J. A.: Köhler.
Die von heute ab zur Ausgabe gelangende Nummer 73 Nr. 4322 das Gesetz, betreffend die Handelsbeziehungen Nr. 4323 eine Bekanntmachung, betreffend die Handels⸗ Nr. 4324 eine Aenderung der Bestimmungen über den Telegraphenanlagen auf fremden Schiffen in Berlin W. 9, den 22. Dezember 1913.
Kaiserliches Postzeitungsamt. Krüer.
Intendantur⸗ und Baurat Zeyß und den Betriebsdirektor II. Klasse Klinkenberg vom Spandau zu Geheimen Bauräten und vortragenden Räten im Kriegsministerium zu ernennen sowie
beim Ausscheiden aus dem Dienste mit Pension den Charakter als Geheimer Baurat zu verleihen und
IV. städtischen Lyzeums in Charlottenburg Dr. Robert Burg zum Direktor des in der Entwicklung begriffenen IV. städtischen Lyzeums nebst in der Entwicklung begriffener Studienanstalt mit realgymnasialen Kursen in Charlottenburg zu bestätigen.
bauschulen in Elberfeld⸗Barmen und Euler an der höheren Maschinenbauschule in Hagen i. W. ist der Charakter Professor verliehen worden.
Pfarrer . inspektor in Lauenburg i. P. und
griffenen Königlichen Gymnasium in Rybnik Jos zum Kreisschulinspektor in Pleß ernannt worden.
triebsassistenten, heißen: „bei der Geschoßfabrik in Siegburgs.
einer Zeit höher sein sollte als fünfzig vom Hundert der
Königreich Preußen. Seine Majestät der König haben Allergnädigst geruht: den ständigen Hilfsreferenten im Kriegsministerium,
Feuerwerkslaboratorium in dem Baurat Atzert, Vorstand des Militärbauamts Metz III,
die Wahl des Direktors des in der Entwicklung begriffenen
Ministerium für Handel und Gewerbe. Den Oberlehrern Aehle an den vereinigten Maschinen⸗
11“ 1 1 8 Ministerium der geistlichen und Unterrichts 1 angelegenheiten.
Der bisherige Kreisschulinspektor im Nebenamte und Paul Treichel aus Schlawe ist zum Kreisschul⸗
der bisherige Oberlehrer an dem in der Entwicklung be⸗
f Fürsich
†
Kriegsministerium.
Die Regierungsbaumeister Soppart in Hannove Bohne in Stetten a. k. M. sind als Leiter von Neubauten in Hannover und St. Avold etatsmäßig angestellt worden.
In Nr. 291 d. Bl. muß es bei der Beförderung des Be⸗
Dipl.⸗Ing. Reitmeister zum Betriebsleiter
Die Deputiertenkammer des Gesetzentwurfs über die Gehalts⸗ und Solderhöhungen
Miichtamtliches. Deutsches Reich.
Preußen. Berlin, 23. Dezember 1913.
Laut Meldung des „W. T. B.“ sind am 20. De S. M. S. „Condor“ in Batavia 9 S. M. S. 18 adler“ in Daressalam, am 21. Dezember S. M. S. „ Möwe 1 in Daressalam, S. M. S. „Tiger“ in Hongkong und S. M. Flußkbt. „Tsingtau“ in Canton, ferner am 22. De⸗ zember S. M. S. „Breslau“ in Alexandrien eingetroffen.
Braunschweig.
des „W. T. B.“ wegen seines Gesundheitszustandes sei Ver⸗ setzung in den Ruhestand Se es die 3 öe Hoheit der Herzog zum 1. Februar 1914 genehmigt hat. In Anerkennung seiner hervorragenden Verdienste um das Herzogtum hat ihm der Herzog die Brillanten zum Großkreuz des Ordens Heinrichs des Löwen verliehen.
8
Oesterreich⸗Ungarn.
Die Oesterreichische Delegation hat gestern ihre Ar⸗ beiten beendet und die dritte Lesung der Beschlüsse vorge⸗ nommen. Wie „W. T. B.“ meldet, wurde nach der Fest⸗ stellung der Uebereinstimmung mit den Beschlüssen der Unga⸗ rischen Delegation der Antrag des tschechischen Sozialdemokraten Vanek, betreffend Einholung von Informationen bei den Groß⸗ mächten über den Abschluß völkerrechtlicher Verträge zur Ab⸗ rüstung, abgelehnt. Der Minister des Aeußern Graf Berchtold übermittelte der Delegation den Dank und die Anerkennung des Kaisers für die an den Tag gelegte Hin⸗ gebung und besondere patriotische Opferwilliägkeit. Nach den üblichen Dankreden schloß der Präsident die Delegationsseffton mit begeistert aufgenommenen Hochrufen auf den Kaiser, dessen Friedensliebe es in erster Linie zu verdanken sei, daß Oesterreich⸗ Ungarn der Friede erhalten blieb.
— Wie das „Neue Wiener Tagblatt“ erfährt, hat der polnische Landsmannminister von Dlugoss vorgestern sein formelles Demissionsgesuch eingereicht.
Frankreich.
für Offiziere und Unteroffiziere fort. Wie „W.⸗ T. B.“ meldet, wurde ein Abänderungsantrag Dalbiez, der die Generale und die ihnen gleichstehenden Ofsiziere von den Wohltaten des Gesetzes ausschließt, mit 310 gegen 238 Stimmen angenommen, obgleich die Regierung und die Budgetkommission wenigstens die Brigadegenerale in das Gesetz einzubegreifen wünschten. Ebenso bekämpfte die Regierung einen weiteren Antrag Dalbiez, der die Gehaltserhöhung der Obersten beschneidet, aber von der Kammer mit 293 gegen 263 Stimmen angenommen wurde. Der Kriegsminister Noulens kündigte im weiteren Verlaufe der Sitzung an, daß er im Januar einen Gesetzentwurf über die Verjüngung der Kadres vorlegen werde. Der Abg. Jaurds stellte eine Reihe von Fragen über die Finanzlage und über die Notwendig⸗ keit, die Gehälter der Zivilbeamten zu revidieren. Die militärischen Ausgaben würden andere Ausgaben in solchem Umfange nach sich ziehen, daß die Defensiokraft des Landes dadurch verringert werden würde. Der Finanzminister Caillaur erwiderte, daß die Finanzlage des Landes außerordentlich ernst sei und alle Aufmerksamkeit ver⸗ diene. Er set der Meinung, daß es unerläßlich sein würde, die Ge⸗ hälter der Zivilbeamten zu erhöhen. Man müsse schrittweise vorgehen. Aber es sei sicher eine der Lasten, die für die künftigen Budgets vor⸗ auszusehen seien. Das Parlament müsse entschlossen der Finanzlage begeanen, die durch die Umstände und das abgegebene Votum ge⸗ schaffen worden sei. Die einzige finanzielle Politik, die der Lage ge⸗ recht werden könnte, sei die Schaffung von Hilfsquellen durch Steuern auf den erworbenen Reichtum.
Sodann wurde der Gesamtentwurf, betreffend die Ge⸗
haltserhöhungen für Offiziere und Unteroffiziere,
mit 415 gegen 64 Stimmen angenommen und die Sitzung ge⸗
schlossen. — Der sozialistisch⸗radikale Verband des Seine⸗
departements hat einstimmig einen Antrag angenommen,
in dem obiger Quelle zufolge die radikalen Deputierten aufge⸗
fordert werden, das Ministerium Doumergue tatkräftig zu unterstützen und sich gleichzeitig vor den Machenschaften zu
hüten, durch welche die dem Programm der radikalen Partei
feindlich gesinnten Politiker Briand, Barthou und Millerand wieder zur Macht gelangen wollen. darauf, daß mehrere radikale Parlamentarier dem vorgester zu Ehren Briands gewohnt haben, ein Beschlußantrag angenommen, den radikalen Volksvertretern die politischen Kundgebungen untersagt wird, die von dem radi⸗ kalen Programm feindselig gegenüberstehenden Persönlichkeiten veranstaltet werden.
Ferner wurde im Hinblick in St. Etienne abgehaltenen Bankett bei⸗
Teilnahme an
Der frühere Ministerpräsident Briand hat sich in seiner vo
gestrigen Rede in St. Etienne über seine Maro kkopolitik und die Beziehungen Frankreichs zu Deutschland dem steno⸗ graphischen Bericht zufolge in nachstehender Weise geäußert:
Während der achtzehn Monate, die ich am Ruder war, habe ich
unter der Kontrolle der äußersten Linken und in vollem Einvernehmen mit der Kammer und dem Senat in Marokko eine Politik der fried⸗ lichen, langsamen und methodischen Durchdringung verfolgt. Da ich zu keiner Zeit Konflikte heraufbeschwören wollte, da ich ein warmer, leidenschaftlicher Anhänger eines Friedens mit Würde war, habe ich mich bemüht, alles zu vermeiden, langsamen, aber sicheren Bemühungen stören könnte, und dies ver⸗ mittels von Abmachungen, die den beiden Ländern zwar keine voll⸗ ständige Versöhnung erlaubt haben, die durch Fragen der Würde un⸗ möglich gemacht wird, aber eine Annäherung der Interessen, die die kleinen Reibungsflächen aufhebt, die Konfliktsgefahren auf ein Mi⸗ nimum beschränkt und die Gemüter für andere, umfassendere Gesichts⸗ punkte, für gewisse Wiedergutmachungen und für ein gewisses Vergessen vorbereitet. als man sie nicht von Tag zu folgen konnte. 1 gterung verfügte. Aber als ich im März 1911 zurücktrat, hatte sie wenigstens das Ergebnis, daß nur 6000 französische Soldaten in Marokko notwendig waren und diese militärische Streitkraft für die damalige Lage genügte.
was von einer gewissen Seite her diese
Diese Politik war nicht leicht, und dies umsoweniger, Tag vor Augen des Parlaments ver⸗ Sie wurde durch Mittel erreicht, über die die Re⸗
Rußland. Der Kaiser hat gestern in Livadia den türkischen Bot⸗
schafter Turchan Pascha in Abschiedsaudienz empfangen.
Der Staatsminister Hartwieg hat nach einer Meldung
setzte gestern die Beratung G
Nach einer Meldung des Wiener „K. K. Telegraphen⸗ korrespondenzbureaus“ haben die zum Abschlusse einer Anleihe der serbischen Hypothekenbank im Betrage von vierzig Millionen Dinar nach Paris entsandten Delegierten der Regierung dort den Anleihevertrag unterzeichnet.
8
Bulgarien. ““
Der König Ferdinand hat dem Kaiser von Ruß⸗ land zu seinem Namenstage eine Depesche gesandt, in der er ihn bittet, die innigsten Wünsche für sein Glück entgegen⸗ zunehmen. Der Kaiser erwiderte mit dem Ausdruck des Dankes für die Gratulation und die darin ausgesprochenen guten Wünsche.
— Der Kongreß der Bauernbündler ist, wie das Wiener „K. K. Telegraphen⸗Korrespondenzbureau“ meldet, gestern geschlossen worden, nachdem eine Resolution angenommen worden war, der zufolge der Regierung jede Unterstützung ver⸗ weigert und dem Bauernbunde untersagt wird, über eine Teil⸗ nahme an der Regierung irgendwie zu verhandeln. Die Re⸗ gierung hofft trotzdem, daß ein Teil der Opposition für die Bildung einer Arbeitsmehrheit in der Sobranje zu gewinnen sein wird, damit wenigstens das Budget und die wichtigsten Vorlagen erledigt werden können. “
Amerika. 1“
Der Präsident Wilson wird dem Kongreß nach Weih⸗ nachten in einer Sonderbotschaft eine Interpretation des Anti⸗ trustgesetzes zugehen lassen, an die sich das Justizdepartement halten wird.
Das Konferenzkomitee des Repräsentantenhauses und des Senats hat in einer Nachtsitzung die Geldumlaufsbill beraten und, wie „W. T. B.“ meldet, über alle streitigen Punkte eine Vereinbarung getroffen. Der Bericht des Komitees ist beiden Häusern gestern vorgelegt worden.
— Ein Dekret Huertas bestimmt jeden Tag bis zum Jahresschluß für einen gesetzlichen Feiertag, um den Run auf die Banken in Mexiko, besonders auf die Bank von London und Mexiko, einzuschränken. Nach der Bekanntgabe des Dekrets wurde die Bank von London und Merxiko wieder ge⸗ öffnet; sie zahlte jedoch keine Depositen aus.
Die Regierung hat, obiger Quelle zufolge, den Vorschlag der Bankiers, in der Nationalbank einen Garantie⸗ fonds niederzulegen, abgelehnt. 1
Die Aufständischen halten Tampico eng umschlossen. Das Gefecht, über das bereits berichtet wurde, war ein kleineres Scharmützel, das in einiger Entfernung von Tampico geliefert wurde. Auf die Nachricht des Admirals Fletcher, daß bei Tampico die Feindseligkeiten wieder aufgenommen worden sind, hat das amerikanische Marinedepartement den ungeschützten Kreuzer „Wheeling“ von Veracruz nach Tampico beordert.
Wie ferner aus Chihuahua gemeldet wird, hat General Villa einen Befehl erlassen, in dem er erklärt, daß jeder, der bei der Plünderung oder beim Angriff auf fremdes oder mexi⸗ kanisches Eigentu betroffen werde, hingerichtet werden würde
“ 1 Die persische Regierung hat den russischen Vorschlag, betreffkend Vermehrung des persischen Kosakenkorps um 650 Mann, die sich unter der Leitung russischer Instrukteure befinden werden, endgültig angenommen. 18
Afrika. “
Nach einer Meldung des „Reuterschen Bureaus“
Adis Abeba wird amtlich bekannt gegeben, daß der Kaiser Menelik II. gestorben ist.
8 1 “ *2 1““ ö“
Nachdem der Staatssekretär des Reichskolonialamts bei
der Besprechung mit den Interessenten vom 20. November sich mit der Umwandlung des festen Ausfuhrzolls auf kameruner Kautschuk in einen Wertzoll mit gleitender Skala grundsätzlich einverstanden erklärt hatte, ist nunmehr, wie dem „W. T. B.“ mitgeteilt wird, das Gouvernement in Buea drahtlich angewiesen worden, den Kautschuk⸗ ausfuhrzoll bis auf weiteres zu stun den. Das Provisorium soll so lange bestehen bleiben, bis über die endgültige Aus⸗ gestaltung des Staffeltarifs Entscheidung getroffen ist. Vorher werden noch Verhandlungen mit den heimischen Interessenten gepflogen werden, die der Gouverneur Ebermaier alsbald nach Neujahr aufnehmen wird.
— Nach einer Meldung des „W. T. B.“ aus Dares⸗ salam vom 22. Dezember ist der Gouverneur Dr. Schnee von einer in die Nordbezirke Deutsch Ostafrikas unter⸗ nommenen dreiwöchigen Reise zurückgekehrt, auf der besonders die Plantagen und Ansiedlungen Usambaras besucht wurden. Infolge der Kautschukkrisis haben einzelne Kautschuk⸗ pflanzungen den Betrieb eingestellt, andere eingeschränkt. Die dadurch freigewordenen Arbeitskräfte sind ö auf Sisalpflanzungen tätig, die in bedeutender Aus⸗ dehnung begriffen sind. Die Kaffeeernte in Ostusambara ist die größte bisher dagewesene; die nahezu beendete Ernte
ergibt auf manchen Pflanzungen das Dreifache des vorjährigen
Ertrages. Die Lage der Ansiedlungen mit Ackerbau⸗, Gärtnerei⸗ und Viehzuchtbetrieb in Westusambara ist gleichfalls günstiger als im Vorjahre. Eine rege Beteiligung an der Landesaus⸗ stellung in Daressalam ist aus den Nordbezirken zu erwarten. Der Vorstand des Wirtschaftlichen Verbandes der Nordbezirke hat einstimmig beschlossen, sich nach besten Kräften an der Aus⸗
kellung zu beteiligen.
Die Versuchsstation für Volkskulturen in Nomajos (Kamerun).
Für die Gründung der in Nomajos bei Jaunde belegenen Versuchsstation waren folgende leitenden Gedanken maßgebend: einmal, den Eingeborenen, die heute noch als Träger lohnenden Ver⸗ dienft haben, aber nach Fertigstellung der Mittellandbahn brotlos werden, eine rentable Beschäftigung zu verschaffen, sodann, der Eisen⸗ ahn größere Mengen von Transportgütern zuzuführen. Akute Be⸗ deutung gewinnt die Station dadurch, daß bereits jetzt infolge der schlechten Lage des Kautschukhandels die Leute mehr auf den Betrieb 8 Landwirtschaft gedrängt werden. Der Anbau von Früchten durch ie Eingeborenen röllt, sobald er im großen betrieben wird, eine ganze Reihe schwieriger Fragen der Landeskultur auf, die eine erakte ü earbeitung finden müssen. Diese kann aber nur von einer Versuchs⸗ station erledigt werden. Ueber Lage, Bodenverhältnisse und
ö686
aus
bisherige Tätigkeit der im Laufe dieses Jahres begründeten Versuchsstation berichtet der Leiter, landwirtschaftlicher Sach⸗ verständiger Schubert, im „Deutschen Kolonialblatt“ folgendes:
Das Gelände der Versuchsstation liegt in dem von der Kribi⸗ straße und der alten Edeastraße gebildeten Winkel, etwa 23 km süd⸗ östlich von Jaunde. Ein neu angelegter Fußweg, der bei Kilo⸗ meter 264,8 von der Kribistraße nach Westen abzweigt, verbindet die Versuchsstation einerseits mit dieser, anderseits mit der alten Edea⸗ straße. Die Entfernung bis zu ersterer beträgt rund 2 km, während die Edeastraße nur etwa ½ km entfernt ist. Von dem Schnittpunkt der projektierten Mittellanddahn mit der Kribistraße bleibt die Ver⸗ suchsstation etwa 33 km entfernt.
Die Größe des bisher für die Versuchsstation in Aussicht ge⸗ nommenen Geländes beträgt rund 100 ha; die Möglichkeit einer weiteren Ausdehnung ist indessen gegeben. Während die Gestaltung der Bodenoberfläche im großen und ganzen eben oder leicht nach Norden und Osten abgedacht ist, weist sie im Mittelpunkt eine mehr hügelige Beschaffenheit auf. Diese Stelle ist für die Anlegung der Wohngebäude ausgewählt worden, da sie einen guten Ueberblick über den größten Teil des Geländes gestattet. Der Boden besteht aus einem schwach humosen, nicht allzu schweren roten Lehm, wie er für den größten Teil des Jaundelandes typisch ist. Stellen von mehr sandiger Beschaffenheit finden sich da, wo Quellen zutage treten. Der größte Teil der Fläche ist mit primärem und sekundärem Wald ziemlich dicht bestanden, während sich im NNW eine größere, mit Gras bewachsene Fläche ausdehnt. Wasserläufe von nennenswerter Bedeutung finden sich auf dem Versuchsgelände nicht, dagegen ist eine Reihe kleinerer Quellen vorhanden.
Die Arbeiten begannen Anfang Januar d. J., und zwar wurde zunächst zur Errichtung der nötigen Gebäulichkeiten geschritten. Zur⸗ zeit sind davon in Benutzung: ein Wohnhaus für den Leiter mit den dazu gehörigen Nebengebäuden; ein Wohnhaus für den landwirtschaft⸗ lichen Gehilfen mit Nebengebäuden; fünf große und ein kleines Arbeiterhaus zur Unterbringung von 80 Mann; ein Haus für den Zimmermann mit daran anschließendem Arbeits⸗ sowie Geräteschuppen und Stallung; ein Schuppen zur Unterbringung von Materialien und Ernteprodukten. Sämtliche Baulichkeiten sind als sogenannte Buschhäuser aus Holz, Baumrinde und Palmblättermatten errichtet. Eine große Scheune für Tabaktrocknung sowie ein weiterer Schuppen zur Aufbewahrung von Ernteprodukten sollen in allernächster Zeit in Angriff genommen werden. 8
Neben dieser Tätigkeit des Hausbaues gingen die Arbeiten zur Urbarmachung des Bodens einher. Da die Frist bis zum Einsetzen der kleinen Regenzeit sehr kurz bemessen war und anderseits die Rodungs⸗ und Aufräumungsarbeiten viel Zeit erforderten, konnten in dieser ersten Periode nur etwa 1,8 ha bepflanzt werden. Diese Fläche verteilt sich auf Erdnüsse, Sojabohnen, Ingwer, Mais und Bananen. Außerdem wurden ein kleiner Obstgarten sowie gegen Ende der Trockenzeit Saatbeete für die in Angriff zu nehmenden Tabakanbauversuche angelegt. Diese werden sich auf sechs Sorten erstrecken, nämlich: Sumatra, Java, Kentucky, Madole, Improved Yellow Mammouth und Jaunde. 1
Erdnüsse wurden auf zweierlei Art gepflanzt: einmal nach Art der hiesigen Eingeborenen auf ebenem Boden und ziemlich eng auf nur oberflächlich gelockertem Boden, sodann in Häufeldammkultur mit einem Reihenabstand von 50 cm, während die Entfernung in der Reihe 30 cm betrug. Der Boden war vorher sorgfältig, wenn auch nicht allzu tief, gehackt worden. Ueber das Ergebnis läßt sich zurzeit noch nichts sagen, da der zweiterwähnte Versuch soeben erst erntereif geworden ist, während die nach Eingeborenenart gepflanzten Nüsse erst in 8 bis 14 Tagen geerntet werden können. Der zweite Versuch zeigt im Vergleich mit dem ersten bedeutend kräftiger entwickelte Pflanzen, und soweit bis jetzt ersichtlich, scheint auch der Fruchtansatz bedeutend stärker zu sein, wies doch eine große Anzahl der vom zweiten Versuch geernteten Pflanzen 50 bis 70, ja sogar noch mehr Nüsse auf. Dagegen hatten diejenigen Stellen des Feldes, wo sich bei den Aufräumungsarbeiten Feuerplätze befunden hatten, trotz nachherigen Verteilens der Asche über das ganze Feld fast ganz versagt.
Der Ertrag an Sojabohnen war nur mittelmäßig, da das Feld sehr viele Fehlstellen aufwies. Dies muß auf schlechte Keim⸗ fähigkeit des Saatgutes zurückgeführt werden. 3
Ingwer wurde Mitte April ausgepflanzt, und zwar der größere Teil auf nicht zu schwerem lehmigen Boden in flachen Furchen von 100: 30 cm, die allmählich nach dem Zutagetreten der jungen Pflanzen durch wiederholtes Anerden in flache Kämme übergeführt wurden. Der kleinere Teil der vorhandenen Wurzelstöcke fand seinen Stand⸗ ort auf feuchtem, sandigem Boden, der vorher in genügendem Maße durch Gräben drainiert worden war. Um aber noch auf andere Weise einer möglichen Schädigung durch Nässe vorzubeugen, wurde der Ingwer in gleichem Abstand wie beim vorigen Versuch sofort auf Dämme gepflanzt. Beide Versuche sind gut angegangen, doch kann über ihr Ergebnis noch nicht berichtet werden, da die Pflanzen noch in vollem Wachstum begriffen sind. Eine Bildung von Blütensprossen hat bisher noch nicht stattgefunden.
Von Mais standen zwei Sorten zur Verfügung: eine aus Java und eine vom Bezirksamt Jaunde erhaltene Sorte, die aber leider nicht einheitlich war, sondern ein Gemisch von Pferdezahn mit Togo⸗ mais darstellte. Aus diesem Grunde wurde die zweite Sorte nur zu Futterzwecken angepflanzt. Der Javamais ging ziemlich schlecht auf und lieferte unter den vorhandenen Pflanzen recht viel Kümmerlinge. Es soll aber versucht werden, durch Saatgutauslese in der nächsten Pflanzzeit kräftigere Pflanzen zu erhalten. G
Obst⸗ und Mehlbananen (Planten) wurden erst in geringem Umfange angebaut, da es zunächst erforderlich war, über die hier vor⸗ kommenden Sorten Nachfragen anzustellen und Pflanzmaterial zu⸗ sammenzubrigen. Zwei Arten Obstbananen (Teneriffa⸗Zwerg⸗ und Costaricabananen) wurden der Versuchsstation auf Ansuchen in geringer Anzahl von der Versuchsanstalt in Vietoria übersandt. Bis auf wenige Ausnahmen sind sie gut angekommen und angegangen. Mit vergleichenden Anbauversuchen in größerem Maßstabe soll jetzt begonnen werden. 8
Die auf dem bisher frelgeschlagenen Gelände vorhandenen Oel⸗ valmen (etwa 150 Stück in tragfähigem Alter) wurden nach Möglichkeit geschont und sachgemäß gereinigt. Von der Abart „Lisombe’, die sich in der Gegend nicht besonders häufig zu finden scheint, wurde eine größere Anzahl Samen auf Saatbeeten ausgelegt, um für spätere Zucht⸗ und Kreuzungsversuche Matertal zu liefern.
Für die vor der Tür stehende große Regenzeit sind außer der Unterhaltung bezw. Fortführung der vorgenannten, bereits eingeleiteten Versuche noch solche mit Sesam, Maniok, Makabo (Colocasia antiquorum), Bataten und Yams vorgesehen. Das hierzu nötige Gelände liegt zu einem großen Teil pflanzfertig da, so daß beim Ahschluß des ersten Betriebsjahres rund 50 Morgen unter Kultur gebracht sein werden.
Statistik und Volkswirtschaft.
ARçrbeitslose im Königreich Sachsen.
Bei der am 12 Oktober 1913 in Sachsen vorgenommenen amt⸗ lichen Arbeitslosenzählung wurden, wie die Köntgliche „Leipziger Zeitung“ mitteilt, im ganzen 18 720 Arbeitslose ermittelt, d. h. Per⸗ sonen, die arbeitswillig und arbeitsfähig, aber mangels geeigneter Be⸗ schäftigung oder aus sonstigen Gründen arbeitslos waren. Von ihnen waren 15 025 männlichen und 3695 weiblichen Geschlechts. Auf die Gesamtbevölkerung bezogen, betrug die Arbeitslosigkeit 0,38 % gegen 0 23 % im Jahre 1912 und 0,26 % in den Jahren 1911 und 1910. Gegenüber 1912 hat die Arbeitslosenzahl um 69 % zugenommen. Auf die 5 Städte Dresden, Leipzig, Chemnitz, Plauen und Zwickau entfallen 70 % aller Arbeitslosen, nur 30 % auf das übrige Königreich. Der weitaus Eee Teil der männ⸗ lichen Arbeitslosen war wegen Aufhörens der Sai onarbeit, schlechten Geschäftsganges oder Geschäftsstille beschäftigungslos (47 %). Infolge
freiwilliger Kündigung waren 22 % aus ihrer Stellung geschieden. Das Hauptkontingent zu den männlichen Arbeitslosen stellen das Bau⸗ ewerbe und die ihm verwandten Berufe (etwa 22 %); die Textil⸗ industrie hat ebenfalls mit 6 % einen ziemlich hohen Anteil auf⸗ zuweisen. Auch unter dem kaufmännischen und dem technischen Hilfs⸗ persona! herrscht vielfach Stellenlosigkeit, da fast 9 % der Arbeits⸗ losen zu dieser Gruppe gehören.
Spielkartenherstellung und ereen in Deutsch⸗ land im Rechnungsjahre 1912.
Nach den Veröffentlichungen des Kaiserlichen Statistischen Amts wurden im Deutschen Reiche während des Rechnungsjahrs 1912 in 24 Fabriken 6 613 272 Kartenspiele von 36 oder weniger Blättern und 1 598 804 Spiele von mehr als 36 Blättern hergestellt (1911 in 25 Fabriken 6 294 877 bezw. 1 383 723 Spiele). Am Schlusse des Vorjahrs waren an ungestempelten Karten 1 351 084 Spiele von 36 oder weniger Blättern und 358 663 Spiele von mehr als 36 Blättern in den Fabriken als Bestand verblieben. Versteuert wurden 6 399 303 (1911: 6 185 022) Spiele der ersten Sorte und 300 091 (1911: 291 931) Spiele der zweiten Sorte. Nach dem Auslande ausgeführt wurden 472 911 (1911: 430 650) bezw. 1 291 862 (1911: 1 144 729), vom Ausland eingeführt und in den freien Verkehr abgefertigt 23 667 (1911: 24 055) bezw. 91 047 (1911: 73 059) Spiel
8
Zur Arbeiterbewegung.
In Prag sind „W. T. B. zufolge die Zeitungen, deutsche wie tschechische, nachdem das Drucker⸗ und Setzerpersonal am Sonnabend die Betriebe verlassen hatte, am Sonntagfrüh in ziem⸗ licher Vollständigkeit mit zahlreichen Anzeigen erschienen, so die „Bohemia’ mit 48 Seiten, das „Prager Tagblatt“ mit 32 Seiten, ähn⸗ lich so „Narodni Politika“ (vgl. Nr. 301 d. Bl.).
Die Fleischergesellen von Paris haben, wie „W. T. B.“* meldet, beschlossen, in den Ausstand zu treten; sie verlangen Ver⸗ kürzung der Arbeitszeit und einen wöchentlichen Ruhetag.
Kunst und Wissenschaft.
„Das heurige Sonnenminimum. Die Tätigkeit der Sonne, die sich in der Entwicklung von Sonnenflecken bekundet, unterliegt, wie die Naturforscher seit einigen Jahrzehnten wissen, großen Schwankungen, die einen Ablauf nach regelmäßigen Perioden von etwa 11 Jahren aufweisen. Diese Vorgaänge sind wahrscheinlich von größter Bedeutung für den Gang der Witterung auf der Erde, aber die Art ihres Einflusses ist noch nicht hinreichend ergründet wo den. Gegenwärtig steht die Sonne inmitten eines Minimums der Tätig⸗ keit und zeigt daher ungewöhnlich wenig Flecken. Eigentlich sollte jedoch diese Zeit bereits überschritten sein, da das vorige Minimum in den Jahren 1900 bis 1901 stattgefunden hat. Die Beobachtungen des vorigen Jahres, die jetzt zusammenfassend in dem Organ der englischen astro⸗ nomischen Gesellschaft bearbeitet worden sind, zeigen, daß durchschnitt⸗ lich an jedem Tage des Jahres 1912 nur 37 Millionstel der sichtbaren Sonnenhälfte von Flecken eingenommen wurden, während die ent⸗ sprechenden Werte für 1910 und 1911 auf 264 bezw. 64 Millionstel standen. Von den drei letzten Minimaljahren der Sonnentätigkeit hatte 1878 einen Tagesdurchschnitt von 22. 1889 einen solchen von 78 und 1901 einen solchen von 29 Millionsteln. Im Jahr 1912 ist also die Abnahme der Sonnentätigkeit immer noch nicht so stark gewesen wie im letzten Minimal⸗ jahr. Die Beobachtungen im Jahr 1913 aber haben bewiesen, daß die Fleckentätigkeit noch weiter abgenommen hat, woraus sich der wichtige Schluß ergibt, daß das Minimum der Sonnentätigkeit dies⸗ mal eine ungewöhnlich lange Dauer besitzt und wahrscheinlich auch nur langsam wieder ansteigen wird. Nach den bisherigen Er⸗ fahrungen erreicht dann auch das folgende Maximum keine besondere Höhe. Immerhin sind bereits Anzeichen für den Beginn einer Be⸗ lebung der Sonne zu beobachten gewesen, da in hohen Sonnenbrelten einige kleine Flecken aufgetreten sind. Welche Schlüsse aus der Eigenart der diesmaligen Sonnenruhe für den Gang des Wetters zu ziehen sind, ist leider nach dem Stand der Kenntnisse nicht zu sagen. Vielleicht wird es der Verlauf des kommenden Winters lehren. Die Beaufsichtigung der Sonne ist jetzt übrigens sehr scharf, denn seit dem Jahr 1905 ist kaum ein Tag vergangen, an dem nicht das An⸗ gesicht der Sonne in einer photographischen Urkunde festgelegt worden wäre. Im Durchschnitt sind höchstens 2 Tage ohne eine solche Gelegenheit vorübergegangen.
Es ist keine Frage von gestern, ob die Erdoberfläche einer langsamen Austrocknung entgegengeht. In unzähligen Fällen ist die Aufmerksamkeit der Naturforscher und Geographen auf diese Möglichkeit gelenkt worden. In einzelnen Erdgegenden liegen die Beweise für eine Abnahme der Feuchtigkeit so klar zutage, daß ein Zweifel nur in der Richtung bestehen kann, ob sich solche Tatsachen verallgemeinern lassen. Auf eine Abnahme der Feuchtigkeit deutet z. B. der Rückzug fast aller Gletscher sowohl in den Alpen wie in den asiatischen Hochgebirgen, ferner die Ver⸗ kleinerung oder das völlige Verschwinden von Seen in Inner⸗ asien. Selbst wenn sich solche Beobachtungen in eindeutiger Weise für die ganze Erde erbringen ließen, so würde daraus zunächst immer nur folgern, dan das Erdklima im Verhältnis zu der letzten erd⸗ geschichtlichen Vergangenheit niederschlagsärmer geworden ist. Der⸗ artige Klimaschwankungen finden zweifellos statt, und die Fachleute haben sich auch fast einstimmig dahin geeinigt, daß gleichzeitig mit der großen Eiszeit, die an sich eine bedeutende Feuchtigkeit voraus⸗ setzt, in den Gegenden, wo eine Vergletscherung nicht in Frage kam, eine sogenannte Pluvialzeit mit ungewöhnlich starken Regenfällen anzunehmen sei. Wenn seitdem also das Erdklima trockner geworden ist, so sollte man daraus noch nicht die Folgerung ableiten, die Professor Gregory in einem Vortrag vor der Londoner geographischen Gesellschaft in die Frage zusammengefaßt hat: „Trocknet die Erde aus?“ Dagegen würde zuerst der Einwurf zu machen sein, daß ein eigentlicher Verlust der Erdoberfläche einschließlich der Atmosphäre an Wasser undenkbar ist, da der Wasserdampf unmöglich in den Weltraum hinaus entweichen kann. Unter einem trocknen Erdklima kann also nur ein solches verstanden werden, bei dem das Luftmeer aus irgend welchen physikalischen Gründen von seinem Wasserdampf⸗ gehalt eine geringere Menge an die Erdoberfläche abgibt. Professor Gregory, der sich mit der gesamten Angelegenheit so eingehend befäft hat, wie kaum ein anderer Geograph der Gegenwart, hat in verdienstlicher Weise alles Material zusammengestellt, das zur Beleuchtung der Frage dienen kann. Es gibt jetzt drei Formen der Austrocknungstheorie. Die erste wird durch den russischen Fürsten Kropotkin vertreten, der umfangreiche Studien über diese Frage veröffentlicht hat und zu der Ansicht neigt, daß sich die zunehmende Austrocknung auf die ganz Erde erstreckt. Der amerikanische Geograph Professor Huntington nimmt an, daß Klimawechsel zwischen größerer und geringerer Feuchtig⸗ keit stattfinden, daß aber mit der Zeit das Klima doch allgemein trockner werde. Endlich ist der Engländer Thirlmere mit der Ansicht hervorgetreten, daß das Klima in großen Zeitabschnitten, jede von mehr als 2000 Jahren, schwanke und daß die Erde sich gegen⸗ wärtig in einem Zustand der Abkühlung befinde. Diese dritte Theorie bietet ohne Zweifel die meisten Angriffepunkte, zumal Ab⸗ kühlung und Austrocknung mehr Gegensätzliches als Gemeinsames haben. Professor Gregory hat sich auch darauf beschränkt, möglichst alle zuverlässigen Beobachtungen über zunehmende Trockenheit in verschiedenen Ländern zu sammeln, und zwar nicht nur obachtungen der des letzten Jahrhunderts, sondern auch andere einwandfreie Ueberlieferungen aus der gesamten ge schichtlichen Vergangenheit. Sein Ürteil lautet dahin, daß durchaus nicht für die ganze Erde eine Abnahme der Nieder⸗ schläge angenommen werden kann. Nach seinen Befunden sind trockner geworden Innerasien, Arabien, Mexiko und Süde
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