1914 / 9 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 12 Jan 1914 18:00:01 GMT) scan diff

Bekanntmachuunzsgs. Nach Vorschrift des Gesetzes vom 10. April 1872 (Gesetzsamml. S. 357) sind bekannt gemacht: 1) der Allerhöchste Erlaß vom 2. Oktober 1913, betreffend die Anwendung des Enteignungsverfahrens bei den von der Staatsbau⸗ verwaltung auszuführenden Anlagen für die Fortleitung und Ver⸗ teilung des in den staatlichen Kraftwerken an der Eder⸗ und und der Diemeltalsperre sowie an der Weser bei Münden erzeugten und des zur Aushilfe aus anderen Kraftwerken bezogenen elektrischen Stromes in den Kreisen Cassel Land, Eschwege, Fia ken⸗ berg, Fritzlar, Hersfeld, Hofgeismar, Homberg, Kirchhain, Marburg, Melsungen, Rotenburg, Witzenhausen, Wolfhagen und Ziegenhain des Regierungsbezirks Cassel, in den Kreisen Göttingen Tand, Göttingen Stadt, Münden, Northeim und Uslar des Re⸗ gierungsbezirks Hildesheim, in den Kreisen Büren, Höxter und Warburg des Regierungsbezirks Minden, in dem Kreise Brilon des Regierungsbezirks Arnsberg und in dem Kreise Heiligenstadt des Regierungsbezirks Erfurt, durch die Amtsblätter * 1 der Königlichen Regierung in Cassel Nr. 45 S. 395, aus⸗ gegeben am 8. November 1913, 8 der Königlichen Regierung in Hildesheim Nr. 45 S. 263, aus⸗ gegeben am 8. November 1913, 8 der Königlichen Regierung in Minden Nr. 45 S. 307, aus⸗ gegeben am 8. November 1913, der Königlichen Regierung in Arnsberg Nr. 45 S. 619, aus⸗ gegeben am 8. November 1913, und t der Königlichen Regierung in Erfurt Nr. 45 S. 283, ausgegeben am 8. November 1913; 2) der Allerhöchste Erlaß vom 2. Oktober 1913, betreffend die Verleihung des Enteignungsrechts an die Landkreise Cassel, Fritzlar, Hofgeismar, Homberg, und Witzenhausen im Regterungs⸗ dbezirke Cassel, die Landkreise Göttingen, Münden und Uslar im Regierungsbezirke Hildesheim, die Landkreise Höxter und Warburg im Regierungsbezirke Minden für die Anlagen zur Fortleitung und Ver⸗ teilung des zur Versorgung des eigenen Kreisgebiets aus den staat⸗ lichen Kraftwerken im oberen Quellgebiete der Weser bezogenen lektrischen Stromes, durch die Amteblätter der Königlichen Regierung in Cassel Nr. 45 S. 395, aus⸗ gegeben am 8. November 1913, der Königlichen Regierung in Hildesheim Nr. 45 S. 263, aus⸗ gegeben am 8 November 1913, und 8 der Königlichen Regierung in Minden Nr. 45 S. 307, aus⸗ gegeben am 8. November 1913; 3) das am 13. Oktober 1913 Allerhöchst vollzogene Statut für die Röder⸗Regulierungsgenossenschaft in Saathain im Kreise Lieben⸗ werda durch das Amtsblatt der Köni lichen Regierung in Merseburg Nr. 48 S. 552, ausgegeben am 29. November 1913; 4) das am 13. Ottober 1913 Allerhöchst vollzogene Statut für die Markgraben Genossenschaft in Möllenbeck im Kreise Stendal durch das Amtsblatt der Königlichen Regterung in Magdeburg Nr. 47 S. 446, ausgegeben am 22. November 1913; 5) das am 13. Oktober 1913 Allerhöchst vollzogene Statut für die Hohenseeden⸗Güsener Wassergenossenschaft in Hohenseeden im Kreise Jerichow II durch das Amtsblatt der Königlichen Regierung in Magde⸗ burg Nr. 46 S. 429, ausgegeben am 15. November 1913.

Seine Majestät der Kaiser und König hörten

heute vormittag im hiesigen Königlichen Schloß den Vortrag des Chefs des Zivilkabinetts, Wirklichen Geheimen Rats von Valentini.

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Der Höniglich württembergische Gesandte Freiherr von Varnbüler ist nach Berlin zurückgekehrt und hat die Leitung der Gesandtschaft wieder übernommen. 1 .

Der Staatssekreiär des Reichspostamts beabsichtigt, am 17. Januar verschiedene Fragen aus dem Gebiete des Post⸗ und Telegraphenwesens mit Vertretern des Handels, der Industrie, der Landwirtschaft und des Handwerks zu be⸗ sprechen. Er hat zu diesem Zweck verschiedene ihm von dem Deutschen Handelstag, dem Deutschen Landwirtschaftsrat sowie dem Deutschen Handwerks⸗ und Gewerbekammertag namhaft gemachte Vertreter der Interessentenkreise eingeladen. Gegen⸗ stand der Besprechung werden sein: 1) Postkreditbriefe, 2) Wünsche des Handelstags für den Postkongreß in Madrid,

3) Mitteilungen aus dem Gebiet der Funkentelegraphie, 4) Mit⸗

teilungen aus dem Gebiet der Kabeltelegraphie. 8

““ 8

Laut Meldung des „W. T. B.“ sind am 9. Januar S. M. S. „Scharnhorst“ mit dem Chef, des Kreuzer⸗ geschwaders und S. M. S. „Tiger“ in Bangkok, S. M. S. „Gneisenau“ in Singapore und S. M. Tpdbt. „S 90“ in Tschingkiang, ferner am 7. d. M. S. M. „Luchs“ i Canton eingetroffen. . 1

Bayern. 8

In der Kammer der Abgeordneten stand vorgestern der Militäretat für 1914 zur allgemeinen Erörterung.

Wie „W. T. B.“ meldet, besprach der Abg. Lutz (Bauernbund) die Verhältnisse des Militärs in den Grenzlanden und verlangte, daß die bayerischen Soldaten in den Reichslanden unter allen Umständen

vor Beleidigungen geschützt werden. In den Zaberner Fällen habe man viel von Aufreizungen durch das Militär gehört, wenig aber von Ungezogenheiten der Bevölkerung. Der Kriegeminister Freiherr Kresse von Kressenstein brachte zum Ausdruck erglaube, daß mitder letzten Heeresvorlage in den Rüstungen ein gewisser Abschluß erreicht sei. Es sei unrichtig, daß man in Bayern die Verjüngung des Heeres mit besonderem Eifer betreibe. Auf die Vorgänge in Zabern einzu⸗ gehen, müsse er ablehnen; doch danke er dem Abg. Lutz dafür, daß er für die schwierige Lage, in der sich die Soldaten in den Reichslanden befinden, so warme Worte gefunden habe. Bezüglich des Falles des Obersten Henigst, der einen Journalisen geohrfeigt hat, weil er in der Presse mitgeteilt hat, Offiziere des 22. Infanterieregiments hätten an einer jungliberalen Versammlung teilgenommen, erklärte der Kriegsminister, es liege ihm durchaus fern, die Handlungsweise des damaligen Obersten Henigst zu rechtfertigen oder zu beschönigen. Er könne es nicht billigen, daß ein Offizier den gesetzlichen Boden verlasse. Befördert habe Henigst werden müssen, da er unmittelbar vor dem Generalmajor gestanden habe. Weiter wies der Kriegsminister die gegen den französischen Generalkonsul in München erhobenen Vor⸗ würfe zurück, daß dieser mit Werbern der Fremdenlegion in Ver⸗

bindung stehe. Sachsen.

Seine Majestät der 8 engfing, wie „W. T. B.“ meldet, heute mittag in Gegenwart des taatsministers Grafen Vitzthum von Eckstädt den Staatssekretär des Auswärtigen Amtes von Jagow in Audienz.

Allgemeinbefinden gut.

Württemberg. Durch Königliche Verordnung wird der L Mittwoch, den 21. Januar, einberufen.

Oesterreich⸗Ungarn. 6“

Das österreichische Herrenhaus hat vorgestern die l von 26 Mitgliedern für die gemeinsame Konferenz zur ersonalsteuernovelle vorgenommen.

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Der Ministerrat hat unter dem Vorsitze des Minister⸗ präsidenten Kokowtzow den Anleihebedarf für die haupt⸗ sächlichen Eisenbahngesellschaften laut Meldung des „W. T. B.“ auf 826 Millionen Rubel festgestellt, wobei er als wünschenswert erklärte, daß diese Gesellschaften künftig ihre von der Regierung garantierten Obligationsanleihen nicht selbständig emittieren, was angesichts der Konkurrenz ungünstig auf die Anleihebedingungen einwirke, sondern in Form gemein⸗ samer Anleihen einer ganzen Reihe von Gesellschaften. Die zu emittierenden Obligationen werden alle einunddieselbe äußere

Form erhalten mit den gleichen Terminen für die Coupons

und die Tilgung und mitdurchgehender gemeinsamer Numerierung.

Italien.

Der in Rom eingetroffene griechische Ministerpräsident Venizelos ist, wie „W. T. B.“ meldet, vorgestern vom König in Audienz empfangen worden und gestern nachmittag nach Paris abgereist.

e“ Norwegen.

Das Staatsbudget für 1914/15 ist, wie „W. T. B.“ meldet, im vorgestrigen Staatsrat vom König gebilligt worden und wird dem heute zusammentretenden Storting vorgelegt werden. Die ordentlichen Ausgaben betragen 154 900 000 Kronen, die außerordentlichen Ausgaben 15 081 000 Kronen. Die Ein⸗ nahmen decken die ordentlichen Ausgaben, die gegen das Vor⸗ jahr eine Steigerung von 12 880 000 Kronen zeigen, von der auf das Heer etwa eine Million, auf die Flotte 700 000 Kronen entfallen. Unter den außerordentlichen Ausgaben entfallen 11 611 000 Kronen auf Eisenbahnanlagen, 740 000 Kronen auf Tuberkulosensanatorien. 10 750 000 Kronen der außerordent⸗ lichen Ausgaben Fles durch die letzte Staatsanleihe gedeckt werden, der Rest durch den Ueberschuß des Budgets 1912 13, der 8 Millionen Kronen beträgt. 18

Türkei. 8

Die türkisch⸗serbischen Friedensverhandlunge werden nach einer Meldung des Wiener „K. K. Telegraphen⸗ korrespondenzbureaus“ in diplomatischen Kreisen als abgebrochen betrachtet. Die Delegierten sind seit zwei Wochen nicht zu Verhandlungen zusammengetreten. Von serbischer Seite wird erklärt, daß diese Unterbrechungen veranlaßt seien durch neue Forderungen der Türkei in Fragen, die schon dreimal besprochen und angenommen worden seien. So seien die Fragen der Nationalität der Vakuf⸗ und der muselmanischen Gemeinden noch strittig. Die serbische Regierung sei entschlossen, diese Frage im Wege der Gesetzgebung zu lösen, ohne in dem Friedensvertrage eine Verpflichtung der Türkei gegenüber zu übernehmen.

Die Pforte veröffentlicht ein Communiqus, demzufolge das Kommando über die Dardanellen und den Bosporus nicht dem Kommandanten des ersten Korps, sondern dem Kriegsminister untersteht. Das Kriegsgericht und der Be⸗ lagerungszustand fallen gleichfalls ausschließlich unter die Be⸗ fugnis des Kriegsministers.

Nach einem offiziösen Communiqué beabsichtigt der Kriegs⸗ minister Enver Pascha, wie das oben genannte Telegraphen⸗

bureau meldet, in der Erwägung, daß das Kommando des

ersten Armeekorps einen großen Teil der Tätigkeit des Generals Liman von Sanders in Anspruch nehmen würde, zum Schaden seiner hohen Mission als Generalinspekteur, von der der Kriegsminister die glücklichsten Ergebnisse für die schnelle Reorganisation des Heeres erwartet, mit dem Kommando des

schen General zu betrauen, der

ersten Armeekorps einen türkis dabei von einem deutschen Generalstabsoffizier unterstützt

werden soll. . .

Einer Meldung des „W. T. B.“ zufolge ist der türkische Botschafter in Berlin Mahmud Muchtar Pascha, da er sich geweigert hat, seinen Posten als Inspekteur der dritten Armeeinspektion anzutreten, in den Ruhestand versetzt worden. Der Kommandeur des zweiten Korps General Hassan Izzet ist zum Inspekteur der dritten Armeeinspektion ernannt worden; an seine Stelle tritt General Hassan Riza Pascha.

Der Kriegsminister Enver Pascha erklärt dem „Tanin“ zur Rechtfertigung der Pensionierung zahlreicher Offi⸗ ziere, gegenwärtig gebe es in der Türkei zwei Kaders, einen für die Friedens und einen für die Kriegs⸗ zeit. Die höheren Offiziere nähmen in Friedenszeiten Stellungen ein, welche sie in Kriegszeiten anderen Offi⸗ zieren überlassen müßten. Eine Verjüngung der Kaders sei notwendig, um diesem Dualismus ein Ende zu machen. Für Offiziere, die die Schule vor 40 Jahren verlassen hätten, zu einer Zeit also, da man sich doch noch sehr wenig mit der Kriegskunst befaßte, die den modernen Fortschritten nicht gefolgt wären und infolge ihres hohen Alters sede Initiative verloren hätten, sei die Zeit der Ruhe gekommen. Der Minister erklärte weiter, die Türkei brauche im Frieden nur einen Effektivbestand von 200 000 Mann. Das Budget des Kriegsministeriums werde demnach die Summe von sechs Millionen nicht übersteigen, gegen zehneinhalb Millionen im laufenden Jahre.

Der Sultan hat für die Flotte zweitausend Pfund gespendet. Die Sammlung für die Flotte wird in Kon⸗ stantinovel und in der Provinz eifrig betrieben. Der Konstantinopeler Generalrat hat auf Antrag des Ministers des Innern Talaat, der der Sitzung beiwohnte, sich im Prinzip für die Einführung eines Steuerzuschlags für die Flotte aus⸗ gesprochen.

Rumänien.

Ueber das Befinden des vor einigen Tagen erkrankten Königs ist vorgestern laut Meldung des „W. T. B.“ folgendes Bulletin worden:

Der König leidet seit einigen Tagen an Grippe und Nasen⸗, Kehlkopf⸗ und Luftröhrenkatarrh. Temperatur 36,2; Puls 80;

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Vorsichtshalber hütet der König das Bett.

WWA

Die Sobranje hielt vorgestern ihre erste Sitzung nach

den Weihnachtsferien ab. Wie „W. T. B.“ meldet, verlas der Ministerpräsident einen Erlaß über die Kabinettsbildung. Die oppositionellen Redner forderten den Ministerpräsidenten auf, ein Exposé über die innere und äußere Politik zu halten und dann die Vertrauensfrage zu stellen. Die Sozialisten ver⸗ langten, daß der Kriegsminister dem Parlament entnommen werde. Nach längerer Debatte vertagte sich die Sobranje zur Entgegennahme der Ministererklärung auf heute.

Da die Bauernbündler entgegen den Erwartungen de Regierung dieser jede Unterstützung verweigern, sodaß die Regierung auf ein Vertrauensvotum der Sobranje nicht rechne kann, fand gestern abend ein Kronrat statt, in dem über

weitere Schritte beschlossen wurde.

Albanien.

8 8 Nach Meldungen des „W. T. B.“ ist es in den letzten Tagen bei Polis, sechs Stunden von Elbassan entfernt, zwischen Anhängern 19. Paschas und ihnen entgegengesandten Gendarmerieabteilungen zu Scharmützeln die auch gestern noch fortdauerten. Gestern begann vor dem Kriegsgericht in Valona die Verhandlung gegen Bekir Aga sowie gegen sechs türkische Offiziere und fünf Bandenführer, die vergangene Woche auf dem Dampfer „Meran“ mit zweihundert Mann in Valona eingetroffen waren, um dort eine staatsfeindliche Bewegung fortzusetzen, deren Ziel die Erhebung eines mohammedanischen Fürsten auf den albanischen Thron war. Auch einige Zivil⸗ personen, die kompromittiert sind, werden vor das Kriegsgerich gestellt werden. Die Verhandlungen sollen in fünf bis sechs Tagen zu Ende geführt werden. C“

Amerika.

Einem vom „W. T. B.“ verbreiteten Telegramm aus Presidio zufolge haben die mexikanischen Insurgenten unter dem Befehl des Generals Villa vorgestern abend Ojinaga eingenommen. Nach einem weiteren Telegramm haben die Bundestruppen, da sie nur 50 Schuß für den Mann besaßen und ihre Niederlage unausbleiblich war, den Platz geräumt. Der Höchstkommandierende, General Mercado, überschritt den Rio Grande und ergab sich dem Befehlshaber der Vereinigten Staatentruppen; alle Bundestruppen versuchten dasselbe zu tun, hatten aber in der Dunkelheit Schwierigkeiten, sodaß über den Verbleib des größten Teils von ihnen noch nichts bekannt ist. Nach diesem Erfolge sollen die Rebellen Herren des ganzen Nordens von Mexiko sein.

Afien.

Ein Erlaß des Präsidenten der Republik China Muanschikai ordnet, wie „W. T. B.“ meldet, die Auflösung des Parla⸗ ments an. 8 8

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Die Lage in Südafrika, worüber bisher an anderer Stelle berichtet worden ist, ist nach den vorliegenden Meldungen des „W. T. B.“ ernst. In Pretoria befestigt sich die Meinung, daß die Regierung sich mehr einer revolutionären als einer bloßen Ausstandsbewegung gegenüber befindet. Das dortige Amtsblatt hat vorgestern abend. eine Proklamation veröffent⸗ licht, die sämtliche waffenfähigen Bürger in Natal und Oranje zu den Fahnen ruft. Diese Streitkräfte werden zusammen mit den durch die Proklamation vom Freitag mobil gemachten auf ungefähr sechzigtausend Mann geschätzt. Gestern mittag ist in Pretoria das Kriegsrecht verkündet worden. Eine Massenversammlung der Arbeiter aus dem Baugewerbe und anderen Gewerben hat gestern abend einstimmig eine Re⸗ solution zugunsten eines allgemeinen Streiks angenommen. In Ladysmith hat sich eine Versammlung gestern ebenfalls für den Streik ausgesprochen, dagegen ist in Pietermaritzburg eine Abstimmung unter den Eisenbahnern gegen den Streik ausgefallen. In Durban ergab eine Abstimmung unter den Arbeitern der Eisenbahnwerkstätten eine Mehrheit für den Streik. Die Zugführer und die nichtorganisierten Arbeiter stimmten dagegen. Die Mehrheit des Fahrdienstpersonals stimmte ebenfalls gegen den Streik, und erklärte, sie würde arbeiten, so lange sie geschützt würde. Das Loko⸗ motivpersonal nahm zwar eine Resolution gegen den Streik an, erklärte aber, es würde keinen Zug nach dem Rand bedienen. Eine von 9000 Personen besuchte Versamm⸗ lung der Streikenden in Johannesburg sprach sich in einer Resolution zugunsten eines allgemeinen Streiks aus. In Kap⸗ stadt, wo die Lokalmiliz in Stärke von 1800 Mann zu den Waffen gerufen worden ist, fand gestern nachmittag eine Massenversammlung von Eisenbahnern statt, in der sich die Redner mit einer Ausnahme gegen den Streik aussprachen.

Die bisher gerüchtweise umlaufende Meldung von einer Erhebung der eingeborenen Arbeiter in den Diamant⸗ minen von Jagersfontein bestätigt sich. Wie das oben ge⸗ nannte Telegraphenbureau berichtet, wurde die Erhebung der dem Basutostamme angehörenden Arbeiter durch den Tod eines Basutos veranlaßt, der, wie behauptet wurde, an den Folgen eines Fußtritts starb, den er von einem Weißen erhalten hatte. Die Basutos verweigerten am Freitag die Arbeit, bewaffneten sich und verlangten die Verhaftung des Weißen. Der Verwalter der Einfriedigung, in der die Basutos wohnen, versuchte vergebens zu vermitteln. Die Basutos zerstörten alles, was ihnen unter die Hände kam, rissen auch die Einfriedigung nieder und raubten das Geld, das zur Bezahlung der Gehälter bestimmt war. Jetzt bewaffneten sich alle Weißen mit Flinten und anderen Waffen. Als die Basutos die Einfriedigung verließen, um die Stadt zu stürmen, verlegten ihnen die Weißen den Weg. Die Basutos griffen an, worauf die Weißen Feuer gaben. Die Aufxrührer versuchten beständig, gegen die Stadt vor⸗ zudringen, wo die Frauen und Kinder in ihrer Gewalt gewesen wären. Die Weißen mußten immer wieder auf die Andringenden feuern. Schließlich wurden die Basutos bis zu ihrer Reservation zurückgetrieben. In der Stadt folgte eine Panik, da die Frauen wußten, daß Tausenden von Basutos nur 150 Weiße gegenüberstanden. Viele Frauen mit ihren Kindern flüchteten in Fuhrwerken aller Art nach Fauresmith, während bewaffnete Männer von den Feldern herangaloppierten oder in Automobilen eintrafen, um den Weißen zu helfen. Vorgestern vormittag traf eine Abteilung Truppen mit zwei Geschützen in Jagersfontein ein. In der Reservation der Basutos herrscht jetzt Ruhe. 8

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nta Nachrichten. Der Schlußbericht über die vorgestrige Sitzung des ““ Herrenhauses befindet sich in der Ersten

18. Seg

Koloniales. 3

Deutschsüdwestafrikanisches Pökelfleisch.

Den „Mitteilungen der Deutschen Kolonialgesellschaft“ zufolge versendet ein Swakopmunder Unternehmer seit einiger Zeit in Eichen⸗ fässern eingepökeltes Rindfleisch über See. Jedes Faß enthält 3 bis 4 Zentner Fleisch. Bisher fanden sich Abnehmer in Lüderitzbucht, Kapstadt, Kamerun und Hamburg. Jüngst hat sich auf der Swakop⸗ munder Reede ein New Yorker Dampfer zur Verpflegung seiner Mannschaft mehrere Fässer dieses Pökelfleisches an Bord genommen, nachdem man sich nach Verbrauch eines Probefasses von der Güte des Fleisches überzeugt hatte. Ebenso hat die Walfanggesellschaft, nachdem eine ihr vor einiger Zeit gelieferte Sendung vortrefflich ausgefallen war, bereits größere Nachbestellungen gemacht. Der dem⸗ nächst neu zu exöffnende Schiffsverkehr von Swakopmund nach Mossamedes und Lobito⸗Bai wird der rührigen Firma Woermann, Brock u. Co zweifellos Veranlassung geben, die inführung dieses südwestafrikanischen Salzfleisches auch an diesen Plätzen der West. beh zu versuchen, die bekanntlich dauernden Bedarf an Fleisch aben.

Statistik und Volkswirtschaft.

8 Ergebnisse der Neuverpachtung von preußischen Domänen im Jahre 1913.

Dem Landtage sind Uebersichten über die Ergebnisse der Neu⸗

verpachtung von 29 im Jahre 1913 pachtfrei gewordenen und 35 im

Jabre 1914 pochtfrei werdenden Domänenvorwerken unterbreitet worden, die wieder eine bedeutende Stei erung des Pachtzinses infolge der günstigen Lage der Landwirtsckaft erkennen lassen. Bei nicht weniger als 32 von insgesamt 64 Domänen ist der auf 1 ha ent⸗ fallende Pachtzins, der bei deren Neuverpachtung erzielt worden ist, um 9 bis weit über 200 % höher als der in der letzten Pachtperiode gezahlte.

Die 29 im Jahre 1913 pachtfrei gewordenen Domänen (7 in der Provin; Hannover, 5 in Pommern, je 4 in Schlesten und Sachsen, je 3 in Ostpreußen und Brandenburg, 2 in Hessen⸗Nassau und 1 in Schleswig⸗Holstein), die in der vorletzten Pachtperiode bei einem Flächeninhalt von 12 182 ha einen jährlichen Pachtzins von 616 033 ℳ, in der 1913 abgelaufenen letzten Pachtperiode bei einem Flächeninbalt von 12 354 ha einen jährlichen Pachtzins von 543 759 erbrachten, sind, obwohl ihr Flächeninhalt jetzt um 398 ha kleiner (11 956 ha) ist, auf die Zeit von 1913 bis 1931 für 721 563 ℳ, d. s. 177 804 mehr als in der letzten Periode, neuverpachtet worden. Dies ergibt im Durchschnitt für 1 ha 60,3 gegen 44° in der letzten und 50 in der vorletzten Pachtperiode. In der Provinz Sachsen stieg der auf 1 ha entfallende jährliche Pachtzins für die pachtfrei gewordenen Domänen von 108,% in der letzten Pachtperiode bei der Neuverpachtung auf 112,4 ℳ, in Hessen⸗ Nassau von 88, auf 110,5 ℳ, in der Provinz Hannover von 667 auf 80 ℳ, in Schleswig Holstein von 60,0 auf 77, ½ ℳ, in Schl sien von 49,9 auf 75¼ ℳ, in Pommern von 23, auf 50,5 ℳ, in Ost⸗ preußen von 12 % auf 261 und in der Provinz Brandenburg von 160 auf 26,1 ℳ. Nur bei einer i. J 1913 pachtfrei gewordenen, im Regierunge bezirk Mageburg gelegenen Domäne ist der hohe Pacht⸗ zins für 1 ha ein wenig, von 131 4 auf 128,9 ℳ, zurückgegangen.

Die neuovoerpachteten 35 im Jahre 1914 pachtfrei werdenden Do⸗ mänen (7 in Schlesien, je 5 in den Provinzen Sachsen und Hannover, je 4 in Westpreußen und Pommern, je 3 in Osipreußen, Branden⸗ burg und Hessen⸗Nassau und 1 in der Provinz Posen), von denen zwei kleinere im Regierungsbezirk Danzig erst im Jahre 1903 bezw. 1904 angekauft worden sind, erbrachten in der 1914 ablaufenden Pachtperiode bei einem Flächeninhalte von 14 275 ha einen jährlichen Pachtzins von 503 396 und ergeben für die neue Pachtperiode trotz Verkleinerung des Flächeninhalts um 270 ha (auf 14 005 ha) jährlich 734 774 ℳ, d. s. 231 378 mehr. Dies bedeutet einen durch⸗ schnittlichen jährlichen Pachtzins von 2.8 für 1 ha gegen nur 35,. in der letzten Pachtperiode (in der vor⸗ letzten Periode betrug im Durchschnitt der etatmäßige Pacht⸗ zins für 1 ha der damals vorhandenen 33 Domänen 40,9 ℳ). Es steigt der aunf 1 ha entfallende jährliche Pachtzins in der Provinz Sachsen von 71,5 in der 1914 ablaufenden Pachtperiode auf 88,0 in der neuen Periode, in der Provinz Hannover von 64,7 auf 79,2 ℳ, in Hessen⸗Nassau von 55,2 auf 662 ℳ, in der Provinz Posen von 42,3 auf 63,6 ℳ, in Schlesien von 28,s auf 48,7 ℳ, in der Provinz Brandenburg von 24, wauf 41,58 ℳ, in Pommern von 15, 1 auf 35, ℳ, in Ostpreußen von 20s auf 34, und in Westpreußen von 18,2 auf 32 ¼ Mℳ. Nur bei einer im Regierungsbezirk Hannover gelegene Domäne, deren bisberige Pacht nach Bemerkungen in der amtlichen Nachwrisung zu hoch war und nur als ein durch Konkurrenz erzielter Liebhaberpreis angesehen werden konnte“, geht der Pachtzins erheblich, von 112 auf 86 5 für 1 ha zurück; er wird nunmehr „dem wirtschaftlichen Werte entsprechen“. Bei zwei anderen Domänen wird der neue Pachtzins für 1 ha nur unwesentlich niedriger als der bisherige sein, hauptsächlich infolge der Zulegung von Oedländereien.

öZIZIZur Arbeiterbewegung.

Im Bezirk von Striegau haben, wie „W. T. B.“ erfährt, 1500 Granitsteinbrucharbeiter den bisher geltenden Mindest⸗ lohntarif Fergnbig Die Unternehmer wollen die Löhne herabsetzen.

n Brüssel sind, wie der „Rh.⸗Westf. Ztg.“ telegraphiert wird, 400 Krastwagenführer der öffentlichen Automobile am Freitag in den Ausstand getreten.

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Kunst und Wissenschaft. 8.

Zwei Jahrtausende Meteorgeschichte. Der bekannte Astronom Professor Turner hat vor der astronomischen Gesellschaft in London merkwürdige Untersuchungen über die Geschichte des Stern⸗ schnuppenschwarms der Leoniden mitgeteilt. Die daraus gezogenen Schlußfolgerungen sind von einer unerhörten Kühnheit, da sie zu der Annahme einer Beeinflussung der Sonnentätigkeit durch die Meteore führen. Zunächst hat Professor Turner den Versuch gemacht, die Geschichte der Leoniden möglichst wert zurück zu verfolgen, und zwar mit Hilfe chinesischer Aufzeichnungen. Die Umlaufzeit dieses Schwarms von Meteo⸗ riten beläuft sich auf etmwa 33 Jahre. Zuerst wurde die allgemeine Auf⸗ merksamkeit im Jahre 1799 auf ihn gelenkt, insbesondere durch die be⸗ rühmte Schilderung, die Alexander von Humboldt von seiner Beobachtung entwarf. In den Jahren 1833 und 1866 kam es gleichfalls zu groß⸗ artigen Sternschnuppenfällen, während das mit großer Spannung erwartete Schauspiel im Jahre 1899 ausblieb und auch in den folgenden Jahren nicht mehr nachgeholt wurde. Man nahm damals bereits Störungen an, ohne ihnen auf die Spur kommen zu können. Nunmehr hat Professor Turner die Tatsache, daß eine bestimmte Beziehung zwischen der Umlaufszeit der Leoniden und der des Planeten Saturn besteht, für eine ganz neue Theorie aus⸗ genutzt. In etwa 265 Jahren vollenden die Levniden acht⸗ mal, der Saturn neunmal den Umlauf um die Sonne. In diesen Zeitabständen foll nun eine Ablenkung des Meteor⸗ schwarms durch den Saturn erfolgen, und zwar derart, daß die Wolke

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11““ 28 8 8 L“*“ von Meteorsteinen dann nahe genug an der Sonne vorüberzieht, um

auf diese einzuwirken. Diese Erscheinung soll durch eine Zunahme der Sonnenflecken offenbar werden. Nach chinesischen Aufzeichnungen hat nun seit dem Jahre 271 bis zum Jahre 1598 tatsächlich mit einer Ausnahme in dem Abstand von 265 Jahren stets eine auf⸗ jällige Zunahme der Sonnenflecken stattgefunden. Diese muß in der Tat deutlich genug gewesen sein, wenn die Chinesen sie beobachtet und verzeichnet haben. Es sei dabei noch bemertt, daß die Sonnen⸗ flecken in Europa erst im Jabre 1610 von dem Deutschen Fabricius entdeckt und dann im folgenden Jahr auch von Galilei beobachtet wurden. Die Chinesen müssen also auch in dieser Er⸗ kenntnis der europäischen Wissenschaft weit voraus geeilt gewesen sein. Das letzte Jahr, das eine derartige Störung hätte bringen müssen, war 1863, und die Aufzeichnungen lehren, daß in diesem Jahre gerade eine erhebliche und bisher nicht erklärte Störung in der Bewegung des Saturn bemerkt worden ist. Professor Turner sieht darin eine Bestätigung seiner Theorie, die er übrigens noch dahin vervoll⸗ ständigt, daß der Meteorschwarm der Leoniden zuerst im Jahre 126 unserer Zeitrechnung durch Anziehung des Planeten Uranus in das Sonnensystem gebracht worden sei. Den überraschenden Schlüssen des Astronomen kommt die weitere Beobachtung zu Hilfe, daß zeitweilig eine Aufhellung am Ring des Saturn wahrzunehmen ist, die vielleicht durch ein Bombardement von Meteoren zu erklären wäre Daß eine Beeinflussung der Sonnentätigkeit in regelmäßigen Abständen durch einen Meteorschwarm erfolgen könnte, daran hat bieher niemand gedacht oder wenigstens keinen Beweis dafür geliefert. Es ist noch von anderer Seite hervorgehoben worden, daß die Leoniden auch durch die Bewegungen des Erdmonds gestört werden könnten. An sich ist die Vermutung einer gesteigerten Sonnentätigkeit durch den Aufprall von Meteoren nicht leicht von der Hand zu weisen. Wenn schon die Erde mit ihrer verhältnismäßig geringen Anziehungskraft jährlich von vielen Tausenden dieser umherirrenden kleinen Weltkörper getroffen wird, so muß die Zahl der auf die Sonne niedergehenden Meteoriten schon unter gewöhnlichen Umständen außerordentlich groß sein.

„Die St. Petersburger Akademie der Wissenschaften wählte „W. T. B.“ zufolge den P ofessor Emil Fischer⸗Berlin zum Ehrenmitglied und die Professoren Max Plank⸗Berlin, Carl Engler⸗Karlsruhe, Wilhelm Branca⸗Berlin, Hugo von Seeliger, Direktor der Sternwarte in München, zu Korrespondierenden Mitgliedern. G

Literatur.

—— Internationale Bibliographie der Kunstwissen⸗ schaft. Herausgegeben von Dr. Ignaz Beth. Neunter Band (Jahr 1910). Berlin 1913. Das Unternehmen einer kunstwissen⸗ schaftlichen Bibliographie, 1903 ins Leben gerufen und bieher von Fröhlich geleitet, drohte eine Zeitlang etnzugehen. Für den Fachmann wie für alle, die sich über den Stand einer künstlerischen Frage zuverlässig unterrichten wollen, hätte das einen auf die Dauer unerträglichen Verlust bedeutet. Wenn nun das Schiff wieder flott geworden ist und in rascher Fahrt das Ver⸗ säumte einzuholen strebt, so wird dies vor allem der Ein⸗ sicht und tatkräftigen Hilfe der Kultministerien Preußens und Oesterreichs, des K. K. Oberstkämmereramts und des Deutschen Ver⸗ eins für Kunstwissenschaft verdankt, deren finanzielle Unterstützüung die Fortführung ermöglicht haben. Ebenso aber hat sich auch der neue Herausgeber, Dr. Ignaz Beth durch Uebernahme dieser entsagungs⸗ vollen Arbeit den Dank aller Fachgenossen verdient. Dem vor⸗ liegenden Band, der in erstaunlich kurzer Zeit fertiggestellt wurde, wird schon in allernächster Zeit ein weiterer folgen, der die Literatur des Jahres 1911 bringt. Geht es im selben Tempo weiter und die Arbeitskraft des Herausgebers berechtigt durchaus zu dieser Hoffnung —, so wird in spätestens 2 Jahren das erwünschte Ziel erreicht sein: die Bibliographie wird die Pro⸗ duktion eingeholt haben, sie wird siets die Literatur eines Jahres im dara ffolgenden Sommer vorlegen können. Welche Arbeitsleistung in einem so chen Band angehäuft ist, erhellt nicht nur aus der Zahl der 6000 Bucher und Zeitschriftenartikel, die aufg⸗führt werden, sondern fast noch mehr aus dem Vergleich mit ähnlichen Unternehmungen. Die von Stuhlfaut bearbeitete Kunstabteflung des „Theologisch n Jahresberichts“ verfolgt andere Ziele, sie gibt kurze Inhalts⸗ angaben, verzichtet aber auf Vollständi keit und auf die lexikalische Anordnung, die den Wert der Bibliographie als Nachschlagewerk begründet. Die „Revue d'art et d'archéologie“ verarbeitet nur die Zeitschriftenliteratur. Beiden gegenüber ist der Vorzug der „Internationalen Bibliographie“ nicht nur ein quanti⸗ tativer, er liegt vor allem in der vielseitigen Benutzbarkeit. Die früher zugrunde gelegte Einteilugg in 17 logisch nicht ganz ko⸗ ordinierte Abschnitte hat sich als seßraktisch erwiesen, daß Beth nur in ganz geringem Umfang an ihr zu ändern brauchte. Richtig scheint vor allem die Behandlung der Tovpographie, die als besonderer Abschnitt, nicht bet den einzelnen Künsten auftritt. Als willkommene Verbesserungen, die der jetzige Herausgeber angestrebt hat, begrüßt man die vermehrte Heranziehung der Architektur und der Rezensionen, die einer großen Zahl von Buchtiteln beigegeben sind. Hier war selbst⸗ verständlich eine taktvolle Auswahl notwendig; alles Wichtige beizu⸗ bringen, wild auch dem belesensten Fachmann nicht gelingen. Nach Stichproben zu urteilen, hat Beth auf kleinem Raum viel Wert⸗ volles, besonders durch Heranziehung aueländischer Rezensionen über deutsche Werke, geboten. Wer nech mehr wünscht, wem insbesondere die Zahl der Verweise innerhalb des Buchs noch erweiterungsbedürftig scheint, der möge daran erinnert sein, wie sehr gerade solche Hinweise, die einerseits bestimmte Funde erleichtern, doch in ihrer Gesamt⸗ heit den Umfang belasten und die Uebersichtlichkeit des Ganzen ver⸗ mindern könnten. Die Anschaffung des Werks wird jedem Benutzer eine Fülle von Anregung bieten und Zeit ersparen; sie ist aber a ch zu empfehlen, weil allein ein steigender Absatz eine rasche Fortführung und damit eine erhöhte Brauchbarkeit des Ganzen sicherstellt. Heraus⸗ geber und Verlag haben das Ihre getan. Möchte ihnen der ver⸗ diente Erfolg in Gestalt vieler und dankbarer Benutzer nicht fehlen. Fischerei.

Die Seefischerei Italiens. Die Sorgfalt und Tatkraft, mit der in Italien auf die Hebung der verschiedenen Erwerbsquellen des Landes hin earbeitet wird, ist erst seit kurzer Zeit auch auf die Seefischerei ausgedehnt worden. Es sind jetzt 4 Jahre vergangen, seit in Italien die jährliche Zusammenstellung statistischer Nachweise über die Ausübung und den Ertrag der Fischeret angeordnet wurde. Erst im Jahr 1912 wurde dann eine allgemeine Untersuchung über diese Gewerbe beschlossen, und nunmehr ist, wie die Mittetlungen des Deutschen Seefischerei⸗Vereins berichten, ein Programm fürdiese Arbeiten vereinbart worden. Diese sollen zwischen dem statistischen Amt und dem Fischereiamt des Landwirt’chaftsministeriums geteilt werden. Das statistische Amt hat Erhebungen über die Fischereibevölkerung, das in diesem Gewerbe angelegte Kapital und über die Fischmärkte anzustellen. Das Fischereiamt dagegen soll Feststellungen bewirken über die Menge und den Wert der Fischereierzeugnisse, über die Fischereigeräte und ihre Zweckmäßigkeit, über die jahreszeitliche Verteilung des Fisch⸗ fangs, über das Alter und die Art der gefischten Lebewesen, über den bisherigen Umfang der Fischzucht und endlich über die Zubereitung der Fischereierzeugnisse und die von ihnen abhängigen Industrien. Auf diesem Wege wird Italien selbst zum ersten Male erfahren, welche Bedeutung der heimische Fischereibetrieb für seine Bevölkerung hat, und daraus werden sich ohne Zweifel Mittel zur Hebung und Verbesserung ergeben. Das Fischereiamt insbesondere wird sich dazu eines Ausschusses von fünf Zoologen bedienen, aber eine noch größere Zahl wissenschaftlicher Sachverständiger für einzelne Be⸗ jirke in Tätigkeit treten lassen. Die gesamte Küste von Italien und Stzilten ist zu diesem Zweck in fünf Seebezirke geteilt worden, deren jeder einem Zoologen unterstellt wird, der dann mit den Hafen⸗ kapitänen, mit anderen Mitgliedern der Fischereikommission, mit den örtlichen Fischereivereinen und anderen Organen

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in Verbindung reten, hat, um eine möglichst Untersuchung und Ueberwachung aller Verhältnisse der Fischerei inner⸗ halb seines Amtsbereichs herbetzuführen. Auch damit ist die geplante Organisation noch nicht erschöpft. Es werden noch sechs weitere Zoologen für die besonders ertragreiche Fischerei in den Lagunen be⸗ stimmt werden, einer für die sizilianischen und neapolitanischen, zwei für die toskanischen, drei für die veresi nischen Laguen, für die der Landschaft Emilia und für die der Insel Sardinien. Es kommt endlich noch darauf an, die Fischerei auf einzelne besondere Erzeugnisse des Meeres zu fördern. Dazu wird ein besonderes Schiff zur Verfügung stehen, mit dem Zoologen und andere Sachverständige die in Betracht kommenden Meeresteile bereisen sollen. Zur Untersuchung und Hebung der Korallenfischerei z. B. werden die Korallenbänke der Umgebung Siziliens und im Jonischen Meer, sowie die um Sardinien und in der Nähe der italienischen Küste bei Neapel, Ligurien und Toskana untersucht werden. Ein Zoologe hat nur für die Schwammfischerei zu sorgen, zwei andere für den Fang von Thun⸗ und Schwertfischen sowie für den der Aale und der Mollusken, also Muscheln, Schnecken und Tintenfischen. Daß wissenschaftlich gebildete Männer zur Leitang dieser Unternehmungen berufen werden sollen, wird ihrem Erfolg ge⸗ wiß zugute kommen. In ähnlicher Art soll auch für die Süßwasser⸗ fischerei Sorge getragen werden.

Verdingungen. Die näheren Angaben über Verdingungen, die beim „Reichs⸗ und Staatsanzeiger“ ausliegen, können in den Wochentagen in dessen Expedition während der Dienststunden von 9—3 Uhr eingesehen werden.) Frankreich. In Havre sollen nachstehende Hafenarbeiten vergeben werden: 1. Los: FErweiterung und Vertiefung des Eingangs zum Bassindock sowie Bau eines Kais von armiertem Beton im Gesamtbetrage von 2 800 000 Fr. 2. Los: Errichtung einer drehbaren eisernen Brücke zum Betrage von 177 000 Fr. Die Bedingungen für diese Arbeiten sind 1) bei der Präfektur in Rouen von 9—12 Uhr Vormittags und 2 —5 Uhr Nachmittags, 2) in Havre bei den Ponts et Chaussées von 9 12 Uhr Vormittags und 2—6 Uhr Nachmittags und 3) bei dem Mi inerium der öffentlichen Arbeiten (service intérieur) in Paris, Boulevard St Germain Nr. 244, einzusehen. Der Zuschlag für diese Arbeiten soll bei der Präfektur in Rouen am 21. Januar 1914 erfolgen. Näheres beim-,Reichsanzeiger“.

Italien.

15. Januar 1914, Vormittags 10 Uhr: Bürgermeisteramt in Verona. Tir⸗ferlegung der Hauptallee von Porta Nuova bis zur Straßenüberführung. Abbruch der Festungsbrückenbogen und Bau der Galerien ꝛc. Voranschlag 62 000 Lire. Sicherheit 6000 Lire. Näheres in italienischer Sprache beim „Reichsanzeiger“.

7. Januar 1914, Vormittags 10 Uhr: Congregazione di Carità in Terlizzi. Bau des ersten Teils eines Hospitals. Voranschlag 40 571,49 Lire. Vorläufige Sicherheit 2028,50 Lire, endgültige 110 der Zuschlagssumme. Näheres in italienischer Sprache beim „Reichs⸗ anzeiger“.

21. Januar 1914, Vorm. 10 Uhr. Bürgermeisteramt in San Tammaro: Bau eines Schulhauses. Voranschlag 40 576,08 Lire. Vorläufige Sicherheit 800 Lire, endgültige 1*10 der Zuschlagssumme. Kontraktspesen 1000 Lire. Näheres in italienischer Sprache beim

„Reichsanzeiger“.

26. Januar 1914, Mittags 12 Uhr. Termini Imerese: Bau einer Wasserleitung. Voranschlag 312 750,92 Lire. Vorläufige Sicherheit 14 000 Lire, endgültige

28 300 Lire. Näheres in italienischer Sprache beim „Reichsanzeiger“.

Belgien. (Lastenhefte können, wenn nichts anderes vermerkt, vom Bureau des adjudications in Brüssel, Rue des Augunins 15, bezogen werden.)

20 Januar 1914, 11 Uhr. Hötel de ville in Ostende: Ver⸗

mietung des Kursaals und des Königlichen Theaters. Ein eschriebene Angebote zum 19. Januar. Auskünfte vom Stadtsekretariat. 28. Januar 1914, 11 Uhr. Salle de la Madeleine in Brüssel: Lieferung von Messingbolzen, Zinkplatten und ⸗stäben, Bleidraht, gewalztem Blei, Näneln, Haken, Geldschränken, chemischen Erzeug⸗ nissen, Gummirohr, Kupferröhren und anderen Bedarfsgegenständen der Staatebahn. 66 Lose. Eingeschriebene Angebote zum 24. Januar. Speziallastenheft Nr. 223.

6. Februar 1914, 11 Uhr. Direction du service spécial de la Meuse in Namur, Avenue de la Plante 15: Verbesserung des Flußlaufs der Sambre bei der Schleuse von Mornimont. Anschlag 290 000 Fr., Sicherbeitsleistung 20 000 Fr. Lastenheft Nr. 158, Preis 90 Centimes, Pläne 3,70 Fr. Eingeschriebene Angebote zum 2. Februar.

Bürgermeisteramt in

Nr. 3 des „Zentralblatts für das Deutsche Reich“, herausgegeben im Reichsamt des Innern, vom 9. Januar 1914 hat folgenden Inhalt: Konsulatwesen: Ernennung; Exequaturerteilung; Entlassungen. Zoll⸗ und Steuerwesen: Veränderungen in dem Stande und in den Geschäftsbezirken der Erbschaftssteuerämter un Oberbehörden. Veränderungen in dem Stande der zur Ausstellung von Untersuchungszeugnissen für Wein usw. ermächtigten ausländischen Fachchemiker und wissenschaftlichen Anstalten. Polizeiwesen: Aus⸗ weisung von Ausländern aus dem Reichsgebiete.

Mannigfaltiges. Berlin, 12. Januar 1913

Das unter der Schirmherrschaft Seiner Kaiserlichen und König lichen Hoheit des Kronprinzen stehende Ständige Hochwasser⸗ komitee ist, wie „W T. B.“ meldet, wieder zusammengetreten und hat für die durch die gegenwärtige Katastrophe schwer geschädigten Mitbürger eine Hilfstätigkeit eingeleitet. An der Spitze steht der Minister des Innern. Schnelle und kräftige Unter⸗ stützung wird erbeten. Der Aufruf des Komitees folgt. Die Geschäftsstelle befindet sich in Berlin, Alsenstraße 10.

Erneute Schneestürme und Sturmfluten haben am 9. und 10. d. M. die Ostseeküste schwer heimgesucht; außer den am Sonnabend bereits mitgeteilten Nachrichten liegen noch folgende Meldungen des „W. T. B.“ darüber vor:

Königsberg i. Pr., 10. Januar. Der gestrige Schneesturm hat namentlich in den Niederungsgegenden und an der Küste wieder schwere Schäden verursacht. Aus Pillau wird berichtet: Das Hochwasser hat hier die höchste Steigmarke erreicht. Die Einfahrts⸗ dämme und Brücken sind überschwemmt. Im Tief herrscht gewaltige See. Das Wasser bedroht an einigen Stellen die am Ufer stehenden Häuser. Die Mole an den zweiten Torpedobootsbatterien ist auf fünf Meter durchbrochen. Das Wasser bedroht die Festung, die zwei Meter unter dem Wasserspiegel liegt. Man ver⸗ sucht der drohenden gefahrvollen Ueberschwemmung durch Stein⸗ aufschüttungen zu begegnen. Die Spierenboje F ist nach der Stadt getrieben worden und die Badeanstalt fast gänzlich fortgeschwemmt; 150 Menschen sind damit beschäftigt, zu bergen, was zu bergen ist.

Danzig, 10. Januar. Der gestrige Sturm hat sowohl in Danzig und Umgebung wie auch am ganzen Meeresstrande furchtbar gewütet. Am Kaihafen sind die Uferbefestigungen neben der Kaimauer auf etwa drei Meter Länge eingestürzt. In den Seebädern find die Badeanstalten zum größten Teil weggerissen worden. Am meisten Schaden hat der Sturm bei der Stadt Zoppot angerichtet. Die Fluten auch Teile des im