1914 / 10 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 13 Jan 1914 18:00:01 GMT) scan diff

1. Rang Seitenbalkon 1 ℳ, Tribüne 8 Uhr: Pygmalion.

parkett (1.— 12. Reihe) 2 ℳ, Mittel⸗ parkett (13.— 22. Reihe) 1,50 ℳ, Seiten⸗ malion.

Gesang und Tanz in vier Bildern von

einst im Mai.

FTvbeater und Musik. 8

In rgigen Aufführung von „Parsifal“ im Königlichen Parsifal: Herr Berger; Gurnemanz: Herr Bischoff; Amfortas: Herr Bronsgeest; Klingsor: Herr Wiedemann: Titurel: Herr Schwegler; Kundry: Frau

Opernhause lautet die Besetzung wie folgt:

Hafgren⸗Waag. (Anfang 7 Uhr.)

Morgen, Mittwoch, geht im Königlichen Schauspielhause nach größerer Pause Lessings Lustspiel „Minna von Barnhelm“ in S Die Minna spielt Fräulein Arnstädt, den Tellheim Herr Sommerstorff. Die übrigen Hauptrollen liegen in den Pänden der Damen Heisler und Abich sowie der Heren Vollmer, Patry, Kraußneck

Szene.

und Clewing. (Der Konzertbericht befindet sich in der Ersten Beilage.)

Mannigfaltiges. 8 Berlin, 13. Januar 1913.

Das unter der Schirmherrschaft Seiner Kaiserlichen und Königlichen Hoheit des Kronprinzen stehende Ständige Komitee für die durch Hochwasser betroffenen Hilfs⸗ bedürftigen veröffentlicht folgenden Aufruf:

Weite Gebiete unseres Vaterlandes sind durch Sturm⸗ fluten schwer betroffen. An dem größten Teile der Ostsee⸗ küste Preußens sind durch Bruch der Dünen, Deiche und sonstigen Schutzanlagen eine große Anzahl von Ortschaften unter Wasser gesetzt und an Haus, Land, Vieh und Vorräten schwere Schädigungen ve ursacht. Hilfe, und zwar baldige und aus⸗ giebige Hilfe, tut dringend not, um viele unschuldig ins Unglück ge⸗ ratene Mitbürger vor Not und wirtschaftlichem Verfall zu bewahren. Neben der vom Staate und den beteiligten Kommunalverbänden zu erwartenden Hilfe ist ein kraftvolles Eingreifen der freien Liebestätig⸗ keit dringend erforderlich. Unser Volk, das schon bet so mancher Not⸗ lage Hilfsbereitschaft und Opferwilligkeit gezeigt bat, wird mit warmem Herzen und offener Hand auch für diese unsere notleidenden Brüder eintreten. Wir bitten demgemäß alle hilfsbereiten Frauen und Männer unseres Vaterlandes, überall Sammlungen zu veranstalten, und alle Spenden, auch die kleinsten, entweder durch Vermiltlung der zu errichtenden Provinzialkomitees oder direkt hierber abzuführen. Ueber die eingehenden Gaben wird demnächst öffentlich quittiert werden. Das Bureau des Komitees befindet sich Berlin N W. 40, Alsenstraße 10. Ferner haben folgende Banken Zahlstellen über⸗ nommen: Die Reichebank, Königliche Seehandlung, Bank für Handel und Industrie, Berliner Handelsgesellschaft, S. Bleichröder, Commerz⸗ und Di⸗contobank, Deutsche Bank, Disconto⸗Gesellschaft, Dresdner Bank, Mendelssohn u. Co. Mitteldeutsche Creditbank, Nationalbank für Deutschland, A. Schaaffhausenscher Bankverein, Georg Fromberg u. Co., Delbrück Schickler u Co., F. W. Krause u. Co. Bankgeschäft, von der Heydt u. Co., Jacquier u. Securius.

Stettin, 13. Januar. (W. T. B.) Ihre Majestät die Kaiserin und Königin hat an den Oberpräsidenten sol⸗ gendes Telegramm gerichtet:

. Tief bewegt durch die Nachricht von dem schweren Unglück, das die pommersche Küste heimgesucht hat, bitte ich Sie, den betreffenden Gemeinden meine wärmste Teilnahme zu übermitteln. Die bereits eingeleitete Hilfsaktion werde ich nach Kräften zu fördern suchen und hoffe, daß es dadurch gelingen wird, den Stand der Not zu lindern.“

Die Deutsch⸗Asiatische Gesellschaft veranstaltet am 16. d. M., Abends 8 Uhr, im Saale des Künstlerhauses, Bellevue⸗ straße 3, einen öffentlichen Vortragsabend. Dr Richard Hennig wird über das Thema: „Asiatische Ueberlandbahnen und ⸗Bahnprojekte“ sprechen und dabei Lichtbilder vorführen. Der Zutritt zu dem Vor⸗ trage steht jedermann frei.

weise noch Garmisch Mittenwald blieb bei Kaltenbrunn im Schnee liegen und mußte nach Garmisch z rückgeholt werden. Züge dieser Strecke fallen aus. wurde der elektrische Betrieb eingestellt. Dampf fortgeführt. Wassereinnahmestationen für den Dampfbetrieb fehlen Nr. 720 Reutte —Heiterwang ist im Schnee stecken geblieben. Andere Züge sind ausgefallen. rechnet werden, daß der Verkehr zwischen Garmisch und Reutte ganz eingestellt wird.

fand in der Staatsminister Hartwieg statt. von Palmen und Kränzen, unter denen sich auch ein solcher Seiner Königlichen Um 11 ½ Uhr erschien Seine Könialiche Hoheit der Ernst August.

5

Köslin, 13. Januar. (W. T. B) Seine Königliche Hoheit der Prinz Eitel⸗Friedrich traf gestern im Automobil in Sorenbohm ein und besichtigte dort die Verwüstungen (val. Nr. 9 d. Bl.). Die Häuser im unteren Teile des Dorfes sind voll⸗ ständig vereist. Zwei Gehöfte sind dem Einsturz nahe. Von beiden Häusern sind bereits große Teile abgebröckelt. Die Strandbefestigungen sind zum Teil verwüstet. Von dort fuhr der Prinz im Wagen nach Deep. Bei Nest begegnete ihm die Hilfskolonne des Infanterie⸗ regiments Nr. 54, von deren Führer der Prinz sich über die Arbeiten am Tief Bericht erstatten ließ. Der Führer teilte mit, daß es nach fünfstündiger Arbeit gelungen seäei, das Tief freizumachen. Seine Königliche Hoheit der Prinz Eitel⸗Friedrich besichtigte ein⸗ gehend die Arbeiten am Tief und fuhr dann auf dem Wege am Jamunder See entlang nach Großmöllen. Dort bestieg er ein Automobil und fuhr nach Köslin zurück. Seine Königliche Hoheit wurde überall von der Bevölkerung freudig begrüßt. Die Rückreise nach Berlin erfolgte mit dem Personenzuge 10 Uhr 37 Minuten. Die See ist zurückgetreten und ziemlich ruhig. Das Wasser des Jamunder Sees fällt ständig. Aus den Stranddörfern liegen infolge des stärker gewordenen Frostes gute Nachrichten vor. Der Wind ist günst'’ger, er ist nach Südwest umgesprungen. Die Festig⸗ keit der Eisdecke des Buckower Sees wird wahrscheinlich gestatten, der Einwohnerschaft von Damkerort heute Nahrungsmittel, Feuerung und Viehfutter herüberzubringen.

Cöln, 12. Januar. (W. T. B.) Der Rhein ist seit Sonn⸗

abend um 1,33 m gestiegen.

München, 12. Januar. (W. T. B.) Nach sechsunddreißig⸗

stündigem Regen ist in den Voralpen starker Schneefall ein⸗ getreten, wodurch einem Hochwasserunglück vorgebeugt wurde. Der in den letzten zehn Stunden niedergefallene Schnee erreichte stellen⸗ weise einen Meter Höhe. teilt, muß der Verkehr auf der Strecke Innsbruck Mitten⸗

Wie die Startsbahn in Innsbruck mit⸗

wald infolge Schneefalls bis zum 14. Januar und möglicher⸗ länger eingestellt werden. Der Zug Nr. 616

Mehrere Auf der Strecke Garmisch-—-Griesen Der Verkehr wisd mit Auch hierbei erwachsen Schwierigkeiten, da Der Zug

Es muß mit der Möglichkeit ge⸗

Freiburg i. Sachsen, 12 Januar. (W. T. B.) Gestern nach⸗

mittag ist in Hermsdorf bei Rehefeld der Kunst maler Werner Hieckmann aus Freiberg neben seiner Staffelei im Walde er⸗ froren aufgefunden worden. im Kurhause zu Hermsdorf gespeist und war in den Wald gegangen, um zu malen.

Hieckmann hatte am Mittwoch noch

Isny (Württemberg), 12. Januar. (W. T. B.) Infolge des

starken Schneefalls im Algäu konnten am gestrigen Sonntag und heute auf der Strecke Isny Kempten keine Züge ver⸗ kehren. Am p

Strecke liegen. Von K ab, jedoch gelang es bis heute abend nicht, den Zug freizumachen.

Sonntagvormittag blieb ein Zug auf offener

empten ging ein Hilfszug mit 30 Arbeitern

Braunschweig, 12. Januar. (W. T. B.) Heute vormittag Domkirche die Trauerfeier für den verstorbenen Am Altar war unter einer Fülle Hoheit des Sarg aufgebahrt. erzog Der Hof⸗ und Domprediger Dr. von Schwartz

Herzegs befand, der

Vesdre

bielt die Trauerrede. Gebet und Segen schloß die Trauerfeier. Unter Glockengeläute erfolgte die Ueberführung des Sarges nach dem Domfriedhof, wo die sterbliche Hülle des Staatsministers der Erde übergeben wurde. Seine Königliche Hoheit der 198 hatte mit seiner Vertretung bei der Bestattung den Oberstallmeister Freiherrn von Gitsewald beauftragt.

Sigmaringen, 12. Januar. (W. T. B.) Die Donau wie ihre Nebenflüsse sind stark gestiegen und über die Ufer getreten.

Es herrscht bei großer Kälte ungemein starker Schneefall.

(W. T. B.) Die Mosel ist nach den

12. Januar.

Metz, starken Fenen⸗ und Schneefällen der beiden letzten Tage seit Freitag

um etwa 2 ½ m gestiegen. Inzwischen ist hier aber infolge Frost⸗ wetters an der französischen Mosel bereits ein Stillstand eingetreten. In Trier ist die Mosel gestern schon etwas gefallen. Die Saar steigt allerdings noch immer. Die Moselkleinbahn Bern⸗ kastel Andel hat seit zwei Tagen ihren Betrieb eingestellt.

Innsbruck, 12. Januar. (W. T. B.) In Montafon bei Innerberg wurde der 45 fährige Briefträger Walser während Holzarbeiten von einer Lawine verschüttet und bisher nicht wiederaufgefunden. Eine andere Lawine verschüttete den Tunnel der Strecke Schruns —St. Gallenkirch. Schnee zerstörte die Drahrleitungen im Montafon, sodaß der Telephon⸗ und Telegraphenverkehr auf mindestens acht Tage unterbrochen ist. Bei Danoefen⸗Arlberg erfaßte die Lokomotive eines Personenzuges einen Tunnelarbeiter Baumann und schleifte ihn 200 m weiter. Er wurde schwerverletzt ins Krankenhaus gebracht.

St. Petersburg, 12. Januar. (W. T. B.) Der durch Schneewehen in Unordnung geratene Bahnverkehr ist, aus⸗ genommen auf der Nikolai⸗ und Warschauer Bahn, wiederhergestellt. Auf den beiden genannten Bahnen dauern die mehrstündigen Zug⸗ verspätungen noch an.

Paris, 13. Januar. (W. T. B.) Der französische Flieger Pourpé, der gestern vormittag 9 Uhr 50 Minuten in Abu⸗Hammed aufgestiegen war, ist um 2 Uhr 3 Minuten in Chartum, dem Endziel seines Fluges, gelandet. Er hat die 560 km

lange Strecke ohne Zwischenlandung zurückgelegt.

Verviers, 12. Januar. (W. T. B.) Die Fluten der gehen langsam zurück. In Crepont, Gauffontaine, Nessonvaux und Chaudfontaine sind durch die Ueberschwemmung viele Mauern eingestürzt. 3

New York, 12. Januar. (W. T. B.) Einem Telegramm aus Lima zufolge ist Callao durch eine Flutwelle unter Wasser gesetzt worden. Nach Mitternacht wurde ein Erdbeben verspürt. Die Erschütterung dauerte 55 Sekunden. Verluste an Menschenleben sind nicht vorgekommen.

Saäantiago (Chile), 12. Januar. (W. T. B.) Der Militär⸗ flieger, Leutnant Méry stürzte, nachdem sich sein Apparat über⸗ schlacen 5 aus einer Höhe von dreihundert Metern ab. Er war sofort tot. .

„Tokio, 12. Januar. (W. T. B.) Auf der Insel Sakura⸗ schima hat ein starker vulkanischer Ausbruch stattgefunden. Die Stadt Kagoschima und die umliegenden Dörfer stehen in Flammen.

(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten und Zweiten Beilage.)

Theater.

Opernhaus. 9. Abonnementsvorstellung. speare⸗Zvklus.) Die’“ ständigen Reservate sowie die Dienst, und Freiplätze sind aufgehoben. Lear. Parsifal. Ein Bühnenweihfestspiel in drei Aufzügen von Richard Wagner. Anfang 7 Uhr. Schauspielhaus. 14. Abonnementsvor⸗

stellung. Minna von Baruhelm oder: Mittwoch,

Abends 7 ½

Aufzügen von Lessing. Regie: Herr Ober⸗ regisseur Patry. Anfang 7 ½ Uhr. Donnerstag: Opernhaus. 10. Abonne⸗ mentsvorstellung. Die ständigen Reservate sowie die Dienst⸗ und Freiplätze sind

aufgehoben. Parsifal. Ein Bühnen⸗ weihfestspiel in drei Aufzügen von Richard Wagner. Anfang 7 Uhr. Schauspielhbaus. 15. Abonnementsvor⸗ stellurg. Wilhelm Tell. Schauspiel in 7.ahügen von Friedrich Schiller. Anfang 4 r.

Mauern.

zietät). Nenes GOperntheater. (Kroll). dem Zoologischen 1“ 8 Uhr: Sondervor⸗ Abends 8 Uhr: stellung: Die Rabensteinerin. Schau⸗ ee. spiel in vier Akten von Ernst von Wilden⸗ von Karl Schönberr. bruch. Sponntag, Abends 7 ½ Uhr: 286. Karten⸗ Gertraude. reservesatz. Volksvorstellung zu kleinen Preisen: Iphigenie auf Tauris. Schauspiel in 5 Aufzügen von Goethe Preise der Plätze: Fremdenloge 3 ℳ, 1. Rang Mittelbalkon und Loge 2 ℳ,

Vogen des Odysseus.

0,75 ℳ, Vordervarkett 3 ℳ, Mittel⸗ Akten von Bernard Shaw.

parkett 1 ℳ, Stehplatz 0,50 ℳ. Eine Freitag: Peer Gunt. Vorverkaufsgebühr wird nicht erhoben. n Der Vorverkauf findet im Königlichen Erbförster.

Schauspielhause statt.

Berliner Theater. Mittwoch, Abends tion: Adolf Lantz. Uhr: Wie einst im Mai. Posse mit 11“— Bernauer und Schanzer.

2 ; Donnerstag und fokgende Tage: Wie Fehcig, Leon Jessel.

. zuletzt lacht.. . Theater in der Königgrützer

Straße. Mittwoch, Abends 8 Uhr:

echs Bildern von August Strindberg. Musik von August Enna. Donnerstaa und Sonnabend: König Richard III. Freitag: Brand.

Akten von Adolf L'Arronge.

Freitag:

schaft.

Deutsches Theater. (Direktion: Maꝛ Königliche Schanspiele. Mittwoch: Ein Sommernachtstraum. Donnerstag: Neu einstudiert: König 8 Uhr:

Freitag: Viel Lärm um Nitchts.

Sonnabend: König Lear. Kammerspiele.

Uhr: Zum

Das Soldatenglück. Lustspiel in fünf d8 ö“

Freitag: Androklus und der Löwe. Sonnabend: Wetterleuchten. b

Komödienhaus. Mittwoch, Abends

8 Uhr: Hinter Mauern. S. in vier Akten von Henri Nathansen.

Donnerstag und folgende Tage: Hinter Neues Theater.) Mittwoch,

Schauspiel

Deutsches Künstlertheater (Lo⸗ Granichstaedten.

(Nürnbergerstr. 70/71, gegenüber 8 Mittw och, verbotene Stadt.

1 Glaube und Heimat. Die Tragödie eines Volkes.

Garten.) Drei Akte

Sonnabend: Zum ersten Male: Der

Lessingtheater. Mittwoch, Abends Lustspiel in fünf

Donnerstag und Sonnabend:

Sonnabend, Nachmittags 3 ½ Uhr: Der von C. Lindau und A. Neidhart.

Deutsches Schauspielhaus. (Direk⸗ NW. 7, Mittwoch, 1 Wer zuletzt lacht Posse mit Gesang und Tanz von Arthur und A. Bernstein⸗Sawersky.

Friedrich⸗ kleinen Preisen: Frau Holle.

Donnerstag und folgende Tage: Wer

Schillerthenter. o. (Wallner⸗ Die Kronbraut. Ein Märchenspiel in theater.)

Donnerstag: Weh’ dem, der Üügt! von Robert Winterberg. Die Stützen der

Charlottenburg. Mittwoch, Nach⸗

Götz von Ber⸗ (Shake⸗

Weh dem, der lügt! Lust⸗

parzer. Donnerstag: Meyers. Freitag: Weh' dem, der lügt!

Deutsches Opernhaus.

lottenburg,

(Char⸗

Abends 7 Uhr: Parsifal. b Donnerstag: Zar und Zimmermann. Hochzeit. Freitag: Der Freischütz.

Reinhardt.) Mittwoch, Abends 71 Uhr: mittags 1 Ubr: Thaliatheater. (Direktion: Kren und Reinhardt.) Mittwoch, Abends 7 ½ Uhr: lichingen. Schauspiel in 5 Aufzügen Schönfeld.) Mittwoch, Abends 8 Uhr: 7 ½ Uhr: Große Galavorstellung.

öö“ 1 Die Tangoprinzessin. Posse mit Ge⸗ Vorzügliches Programm. 9— um 8 sang und Tanz in drei Akten von Jean Schluß: „Tipp“, der Derby⸗Favorit

spiel in fünf Aufzügen von Franz Grill⸗ ben e Crrt, Fraat.

Donnerstag und folgende Tage: Die Tangoprinzessin.

Trianontheater. (Georgenstr., nahe ö . Bismarck⸗Straße 34— 37. Bahnhof Friedrichstr.) Mittwoch, Abends pantomime: Pompeli.

Direktion: Georg Hartmann.) Mittwoch, 8 Uhr: Aunatoles Hochzeit. Donnerstag und folgende Tage: Anatoles

Birkus Schumann. Mittwoch, Abends

Gesangstexte 1914.

Zirkus Busch. Mittwoch, Abends 7 ½ Uhr: Große Galavorstellung. Auftreten sämtlicher Spezialitäten.

Zum Schluß Die 855 Prunk⸗

Familiennachrichten.

Sonnabend: Manon Lescaut.

Montis Operettentheater. Früber: Abends

Donnerstag und folgende Tage: Die

Theater des Westens. (Station: 8 Uhr: Zoologischer Garten.

Dperette in drei Akten von Oskar Nedbal. X“ und folgende Tage: Polen⸗ 7 ½ Uhr: ut. 8

Sonnabend, 4 Uhr: Schneiderlein. .

Theater am Nollendorfplatz. 3 Uhr:

Pyg⸗ Mittwoch, Abends 8 Uhr: Freddy und Hostater. Teddy. Operette in drei Akten nach witsch.

dem Englischen des C. H. Melbourne Musik von Digby La Touche.

und Teddy. Sonnabend, Nachmittags 4 Uhr: Bei Abends

., ! Lnunstspielhaus. (Friedrichstraße 236.) Mittwoch, Mittwoch, Abends 8 Uhr: Die spanische Fliege. Schwank in drei Akten von Franz und Ernst Bach.

Donnerstag und folgende Tage: Die spauische Fliege.

Landsberger und Willi Wolff. Musik

der Franz!

Konzerte. G Königl. Hochschule 8 Uhr: Die verbotene Stadt. Operette Mufit.

in drei Akten von Carl Lindau und Bruno der Berliner Vereiniaung für Kammer⸗ musik. (Loevensohn⸗Konzerte.)

Singakademie.

Klavierabend von Jascha

88 Kantstraße 12.) Spiwakowski.

Donnerstag und Freitag: Schirin und Mittwoch, Abends 8 Uhr: Polenblut.

Bechstein⸗Saal. Mittwoch, Abends 2. Kammermusikabend des

Das tapfere SevLit (LhotskF)⸗Quartetts.

Zeethoven⸗Saal. Mittwoch, Abendse Liederabend Am Klavier: M. Jowano⸗

Blüthner-⸗Saal. Mittwoch, Abends

Donnerstag und folgende Tage: Freddy 8 Uhr: Liederabend von Käthe Neu⸗ gebauer⸗Ravoth. 8

Klindworth Scharwenka⸗Saal. Abends 7 ½ Uhr:

Gebekabend r 9 1A““ Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Klavier: Gustav Lewin.

abend von Helena Morsztyn.

Verlobt: Fll. Alice Reinecker mit Hrn. Bernhard Lohmann (Han⸗ nover).

Geboren: Ein Sohn: Hrn. Kammer⸗ herrn und Drost Fritz von Engel (Mirow i. Meckl.). Hrn. Ober⸗ veterinär Caemmerer (Lublinitz). Eine Tochter: Hrn. Pastor Ernst Heffter (Rohrbeck bei Jüterbog). Hrn. Leutnant Walter Behschnitt (Tarnowitz, z. Zt. Brieg). 1

Gestorben: gr Wilhelm Reichsgraf von Platen⸗Hallermund (Mummendorf

bei Grieben i. Meckl.). Hr. Major

a. D. Leopold Graf von Rothkirch

Febr. von Trach (Peilau, Seidlitzhaus ei Gnadenfrei). Hr. Robert von

Görschen (Aachen). Hr. Kapitän

z. S. a. D. Oskar Herbing (Berlin).

Fr. Agnes Edle Frau und Freift.

v. Plotho, geb. von Rabenau (Wies⸗

baden). Fr. General Priscilla von

Kirchbach, verw. von Posern, geb. Freiin

von Humboldt (Schloß Pulsnitz).

5 Wally von Kameke, geb. von ehrentheil und Gruppenberg (Pots⸗

dam). Frl. Ella von Rauch (Schwerin)

7. Konzert

Mittwoch, Abends

von Julia

Verantwortlicher Redakteur: Direktor Dr. Tyrol in Charlottenburg.

Verlag der Expedition (Heidrich) Kinder⸗ in

Kammersängerin. Am Verlagsanstalt, Berlin, Wilhelmstraße 32. Neun Beilagen

Harmoniumsaal. Mittwoch, Abends (einschließlich Börsenbeilage und Waren⸗

zeichenbeilage Nr. 5 A u. 5 B),

Restdenztheater. Mittwoch, Abende 7 ½ Uhr: Konzert von Katharina von

. - 5 zewi owie die Inhaltsangabe zu Nr. 5 . Mittwoch, Abenes,8 Uhr: 8 Uhr Hoheit der Franz! Musi⸗ algücsewics⸗ Sasemanns Töchter. Volksstück in vter kalische Groteske in drei Akten von Artur 8

1“ des öffentlichen Anzeigers (einschließ⸗ lich der unter Nr. 2 veröffentlichten Bekanntmachungen), betreffend Kom⸗

Meistersaal. (Köthener Straße 38.) manditgesellschaften auf Aktien und Donnerstag und folgende Toge: Hoheit Mittwoch, Abends 8 Uhr: g 1

Klavier⸗ Aktiengesellschaften, für die Woche vom 5. bis 10. Januar 1914.

8—

———

Kunst und Wissenschaft.

A. F. Alter Gepflogenheit treu, an einem der ersten Sonntag⸗ nachmittage im neuen Jahre einen zusammenfassenden Bericht über neuere Forschungsergebnisse auf ihrem Gebiet zu erstatten, hatte die Deutsche Orientgesellschaft für letzten Sonntagnachmittag 6 Uhr nach den Räumen der Singakademie eingeladen. Seit v beehrt Seine Majestät der Kaiser und König diese ahresversammlung mit Allerhöchstseinem Besuch. So auch vorgestern in Begleitung Ihrer Majestät der Kaiserin und Kölkigin. Pünktlich 6 Uhr begann im verfinsterten Saale denn eine ununterbrochene Reihe von Lichtbildern erläuterte die Mitteilungen, der Vortrag des Gebeimen Regierungsrats, Professors Dr. Eduard Meyer über „Kleinasien und die Chettiter im zweiten Jahrtausend“. Damit war ein Thema angeschlagen, das seit etwa 8 Jahren die Archäologen aufs eifrigste und eingehendste beschäftigt und das bis zu dem Punkte der Erkenntnis der merkwürdigsten historischen Zusammenhänge, an dem wir heute stehen, gefördert zu haben, wesentlich das Verdienst der Deutschen Orientgesellschaft und der Männer ist, die, sei es durch reiche Geldmittel, sei es durch ihre persönliche opfervolle Arbeit an den schwierigsten Forschungen erreichten, daß wir heute bereits sichere Kunde besitzen von einem großen, bis vor kurzem uns ganz unbekannt gewesenen Reiche im Herzen Kleinasiens, das gleich berechtigt und von den Zeitgenossen gleich geachtet neben den Reichen Assyrien und Babyplon einerseits, Aegypten andererseits be⸗ standen und dessen Hauptstadt Chatti gleichberechtigt neben Assur, Babel und Theben genannt zu werden Anspruch hat. Das Haupt⸗ verdienst an diesen Erfolgen gebührt ohne Zweifel dem als ein Opfer seiner emsigen Forscherarbeit, bei der er an Malaria unheilbar er⸗ krankte, im April vorigen Jahres, kaum fünfzigjährig, verstorbenen Assyriologen an der Berliner Universität, Professor Dr. Hugo Winckler. Er war es, der nicht ruhte und rastete, bis die Mittel bereit gestellt wurden und er mit dem Auftrage ausgerüstet war, die von ihm im Oktober 1905 in Begleitung von Th. Makridy, Leiter der Verwaltung des Ottomanischen Museums, besuchte Trümmerstätte von Boghazköi genauer zu untersuchen und dort voraussichtlich Erfolg verheißende Ausgrabungen größeren Stiles vorzunehmen. Diese Ruinen, ganz im Herzen der Landschaft ve etwa 200 km (5 Tagereisen) östlich von Angora gelegen, waren bis dabin keineswegs unbekannt, aber niemand hatte vor Winckler in den Steintrümmern bei dem Dörschen Boghazköi so Großes vermutet, als sich später ergab, ja Winckler selbst war bei den ersten im Sommer 1906 von ihm und Makridy Bey vorgenommenen Ausgrabungen noch nicht der Meinung, an der Freilegung der Hauptstadt eines großen Reiches mit⸗ zuwirken; er sah in ihr wohl eine Stadt, doch erst die Fortsetzung der Ausgrabungen im Jahre 1907 gaben ihm durch die überraschende Auffindung des Staatsarchivs des Chatti⸗Reichs die Ueberzeugung, daß auf der Stelle des unbedeutenden Dorfes einst „Chatti“, die in Urkunden viel genannte Reichshauptstadt, gestanden habe. Was diesen Ermittlungen voranging, bedarf der Treue der Berichterstattung halber der Erwähnung, aber es erscheint belanglos gegenüber den Entdeckungen von 1906 und 1907. Die Ruinenstätte war in den 30 er Jahren des 19. Jahrhunderts durch Texier bekannt und später durch Perrot eingehender gewürdigt worden. Dann hatte Pumann durch Aufnahme eines Stadtplans alles getan, was ohne Ausgrabungen zur Kenntnis von der Stadtanlage geschehen konnte. Chantre hatte in den 90 er Jahren hier Tontäfelchen mit Keilschrift gefunden, andere Besucher des Orts, Leutnant Schäfer und Dr. W. Belck, waren auf die Möglichkeit aussichtsvoller Ausgrabungen aufmerksam geworden, trotzdem war es nirgends zur Anerkennung ge⸗ kommen, daß man es hier mit den Resten einer greßen Stadt zu tun bärle. Dieser Eindruck eines für orientalische Verhältnisse gewaltigen Stadtgebietes konnte nur an Ort und Stelle gewonnen werden. Hugo Winckler bewährte diesen Scharfblick. Sein und Makridy Beys Ein⸗ dauck von der außergewöhnlichen Bedeutung des Platzes war der denkbar günstigste, vor allem eröffnete sich ihnen zunächst die Aussicht auf eine große epigraphische Ausbeute; denn es wurden ihnen in den drei Tagen ihres Aufenthalts dort im Oktober 1906 einige 30 Bruchstücke von Tontafeln gebracht. So kamen die Ausgrabungen in Zug, anfänglich 1906 mit geringem Eifolge, aber schon nach 14 Togen ergab sich eine die kühnsten Träume überflügelnde Ueberraschung: Es fand sich eine zusammenhängende, aut leserliche Tontafel in babylonischer Keilschrift, und als Professor Winckler zu deren Entzifferung schritt, entdeckte er, daß sie die Ueber⸗ setzung jener aus dem Tempel von Karnak in Oberägypten ihm be⸗ kannten Hieroglyphenschrift war, den Vertrag zwischen Pharao Ramses und dem Chettiterköntg enthaltend. Die Abschrift dieses Karnak⸗ Dokumentes hatte Winckler bei sich, ebenso die Abschrift der in Tell el⸗ Amarna gefundenen, auf das Land Chatti bezüglichen Urkunden. Aus jener Tontafel aing zugleich hervor, daß der Bundesgenosse von Ramses Chattusil II., sein Vater Mursil geheißen habe. Es häufte sich nun Erfolg auf Erfolg, immer höher und machtvoller wuchsen die Trümmer aus den sie bedeckenden Bodenschichten, immer größere Achtung nötigten sie und zahlreiche Skulpturen und architektonische Einzelheiten für das Volk der Chettiter ab, und heute bereits, wo von den großen Gebäuden und Tempeln erst 5 m ihrer Grundrisse ganz klar vor Augen liegen, die kretensischen Bauten sehr ähnlich sehen und alles, was Säule heißt, ganz wie in Babylon, vermissen lassen, erkennen wir Chatti als Sitz einer Kultur an, die für die Zeit ihrer Blüte, um 1400 v. Chr., eine sehr hohe Stufe einnahm.

Es lag dem Vortragenden selbstverständlich nahe, zunächst seiner Zuhörerschaft einen Einblick der Ruinen von Chatti, wie sie sich im gegenwärtigen Zustande ihrer Freilegung darstellen, zu geben. Sie liegen, drei Bergkuppen von 2 300 m Höhe einnehmend, die effenbar früher durch zitadellenartige Bauten von bedeutenden Aöbßheftunsen gekrönt gewesen sind, auf einem Gelände so groß wie das themistoklei che Athen, alle drei in eine Umfassungs mauer eingeschlossen, die aus Stein⸗ blöcken errichtet ist und 6 Tore in gutem Erbaltungszustande zeigt. Anfänglich glaubte man, daß der Inbalt der Stadt an Skulpluren arm sei, es waren deren ziemlich rohe nur an den Toren in Tier⸗ gestalten gefunden worden, aber die Freilegung der Umfassungsmauer hat diese Ansicht entkräftet und an der inneren Mauer eine große Fülle von Reliefs freigelegt, darunter Leistungen von Kunstwert, und immer häufiger sind die Funde von einer künstlerischen Betätigung, die wenigstens gleichartig ist der assyrisch⸗babylonischen und ägyptischen des entsprechenden Zeitalters. Immer zahlreicher sind auch die Funde angewachsen von allerlei kleinem Kram an Dingen, wie Stempel, verzierten Tonzylindern, Königs⸗, Wappen⸗ und Namens⸗ schildern, in den Einzelheiten ibrer Darstellung, der Benutzung des Sonnenbildes die Berührung mit Aegypten, in anderen symbolischen mit Babylon bekundend. Die wichtigsten Funde aber sind die be⸗ schriebenen Tonfragmente, die aus Tiefen von 1—4 m aus dem jetzt unter dem Pflug befindlichen Ackerland an den Bergabhängen hervor⸗ geholt werden und jenen oben schon erwähnten Beweis er⸗ bringen, daß Chatti die Hauptstadt eines mächtigen Reiches war, ferner, daß die babylonische Keilschrift, wie auch ägyptische Funde dartun, das allgemein verbreitete Mittel zur internationalen Verständigung war. Es gab eine nicht sehr weit urückliegende Zeit, in der wir von den Chettitern oder Hethitern sanas⸗ mehr wußpten, als daß sie in der Bibel Erwähnung finden. Dann kamen immer häufiger gefunden Bezugnahmen ig ägyptischen Urkunden auf mit dem Volke der „Chatti“ geführte Kämpfe, die

Erste Beilag

zum Deutschen Reichsanzeiger und Königlich Preu

Berlin, Dienstag, den 13. Januar

aufmerksam machten auf ein Vacuum, das für den von der Forschung bisher unberührten kleinasiatischen Kulturkreis bestand, der wahr⸗ scheinlich doch die Brücke zwischen der babylonischen und griechischen Kultur gebildet haben mag. Die Zeit, in der wir zuerst vom Vorhandensein eines großen Reichs Chatti oder Hetha in Kleinasien erfahren, liegt kaum weiter als bis 1500 zurück. Diese Zeit, also die Jahrhunderte von 1500 bis 1100, scheint die Blüte der Chettiter⸗Herrschaft zu bezeichnen. Aus ihr stammen außerhalb der Hauptstadt auch zahlreiche Denkmale in Svrien, im Taurus, in den pontischen Gebirgen, bei Angora. Aber diese Denkmäler, einschließlich der nach ihrem Alter noch unbestimm⸗ baren, großartigen Felsskulpturen im Herzen Kleinasiens, deren be⸗ deutendste, anscheinend eine Götterprozession darstellend, nur wenige Kilometer von Boghazköi die Bewunderung der Reisenden erregt, reden gleich zahlreichen Steininschriften in einer z. 3. noch un⸗ entzifferten Bilderschrift eine für uns vorläufig unverständliche Sprache. Jene Skulpturen entsprechen der Reichhaltigkeit des chettitischen Pantheons, welches in diesem Punkte dem äagvptischen so wenig nach⸗ stand, daß das vorerwähnte Dokument von Karnak die 1000 ägvpptischen und die 1000 chettitischen Gölter als Zeugen der des geschlossenen Vertrages anruft. Die etwa 2000 in Chetti⸗? oghazköi gefundenen großen und kleinen Tonfragmente, Urkunden von Königen des Landes umfassend, die zu einem großen Teil noch der Lesung harren, besagen, soweit lesbar und gelesen, bestens beglaubigt u. a. 2. entsprechende ägyptische Nachrichten aus Tell⸗el⸗Amarna und Theben, folgendes zur Geschichte der Chettiter: Etwa im 14. Jahr⸗ hundert führten die Chettiter einen Krieg mit Aegypten um Syrien. Chattusil II, der Enkel von Subbiluliuma, dem Begründer der Dynastie, der sich zuerst „Großlönig“ nennt und vorher Vasall eines anderen größeren Herrschers gewesen war, ehe die Großkönigswürde an sein Geschlecht überging, stellt allem Anschein nach den Gipfel der chettitischen Machtentfaltung dar. Denn aus dem Friedensschluß mit Ramses II. (1348—1281) geht hervor, daß beide Reiche sich in die Beute teilten, wobei der Libanon an Aegypten fiel, und daß sie aledann jenen Friedens⸗ und Freundschaftsvertrag schlossen, in dem Chattusil „die Sonne, der Großkönig“ genannt wird. Zweifellos be⸗ handelten sich die in Chatti, Assur, Babylon, Theben thronenden Herischer ex aequo. ja ein Mitglied des chettitischen Königshauses vermählte sich mit der Tochter des Pharao, und es fanden sich Briefe in babylonischer Keilschrift, in denen Ramses II. und seine Gattin Naptera der Gattin Chattusils, Puduchipa, ihre Freude über den glück⸗ lich zustande gekommenen Bündnisvertrag aussprechen. Obgleich die Chettiter ibre Herrschaft in der Folg zeit aoch weiter ausdehnten, u. a. die semitischen Amoriter und deren Gebiet um Aleppo, das vielgenannte, um einige Jahrhunderte ältere Sendschili sich unterwerfen, versagen weitere Nachrichten über sie mit dem Jahre 1150 etwa vollständig, soweit chettitische Ouellen in Betracht kommen. Was wir weiter vom Schicksal des Chatti⸗Reiches wissen, fließt aus assyrischen Quellen: Tiglatb⸗Pilesar I. von Assyrien besiegte um 1100 v. Chr. den Chatti⸗ könig Tasub und wurde daraufhin als Rechtsnachfolger der Chatti⸗ ansprüche auf Syrien und Nordpalästina anerkannt. Fortan scheint die Machtstellung von Chattiland vollständig gebrochen gewesen und das Land von Assyrien als unter seiner Herrschaft stehend behandelt worden zu sein. Aus den Boghaz köt⸗Tontafeln geht noch hervor, daß den Chettitern als höchste Gottheit „Teschup“ galt; sein Heiligtum in. Chatti mag später ausge⸗ plündert worden sein, sein Tempel ist bis auf die Reste eines Wasser⸗ bassins vollständi; leer.

Außerhalb der Ergebnisse der Chatti⸗Tontafeln haben neuere Funde zur Geschichte der Chettiter noch manches erbracht, was Mit⸗ teilung verdient: woher sie stammten, welcher Rasse sie angehörten, ob die Vermutung richtig ist, sie in Verwandtschaft zu dem Homo alpinus, also den Kelten zu setzen, ist einstweilen schwer zu sagen. Aber Tatsache scheint, daß die Afsyrer, wie Orts⸗ benennungen glaubhaft machen, um 2375 bis 2000 vor den Chatti in dem Lande waren, Assyrer, von denen zu jener Zeit noch nirgends die Rede war; ebenso, daß die entscheidende Niederlage, welche die erste Dynastie des Königreiches Babylon unter einem Nachfolger Hammurabis um 1800 erlitt, ihr von den Cheititern bereitet wurde. Ebenso deuten gewisse Urkunden darauf hin, daß die im nördlichen Svrien sitzenden semitischen Amoriter um diese Zeit eine starke Bei⸗ mischung arischen Blutes erfahren haben. Ueber alle diese Fragen wird uns hoffentlich die Zukunft befriedigendere Auskunft geben, als wir jetzt besitzen, wenn sich die begründete Hoffnung erfüllt, daß wir die chettitische Schrift mit derselben Sicherheit werden lesen können wie andere Keilschriften und die Hieroglyphenschrift. Es sind allerdings zweierlei Schriftgattungen zu enträtseln: eine der Keilschrift ähnliche Buch⸗ staben⸗ und eine Bilderschrift. Von letzterer fanden sich in der Hauptstadt Chatti nur wenige Inschriften, um so reicher sind sie über das Land und die Felsengebirge zerstreut. Es werden zu dem wichtigen Zweck große Anstrengungen von verschiedenen Seiten gemacht, und es scheint ja, daß auch hier das Glück den kühnen Forschern hold ist. Nicht nur sind in Boghaz köt Teile eines Lexikons babylonischer Keil⸗ und chettitischer Schrift gefunden worden, auch ein Analogon zu der be⸗ rühmten Steintafel von Champollion ist gefunden worden, wodurch es bekanntlich die Hieroglypbenschrift zu entziffern gelang, weil auf ihr übereinstimmende Texte in zwei gelesenen Sprachen neben einem Hiero⸗ glyphentext standen, was Uebereinstimmung auch dieses dritten Tertes mit den anderen vermuten ließ; eine Annahme, die sich in der Folge auch bestätigte. Die Tontafel, an die sich jetzt die Hoffnung der Ent⸗ zifferung des Chettitischen knüpft, enthält neben übereinstimmenden Texten in sumerischer und neubabvlonischer Keilschrift einen chettitischen Text. Stimmt auch hier die Vermutung, so ist boffentlich bald das Räͤtsel gelöst. Professor Dr. Friedrich Delitzsch ist zurzeit mit der Aufgabe beschäftigt.

Statistik und Volkswirtschaft.

Die von den preußischen Städten und Landgemeinden im Rechnungsjahre 1911 erhobenen direkten und indirekten Steuern.

Die Veröffentlichung des preußischen Statistischen Landesamts über die vorläufig festgestellten Ergebnisse einer Erhebung über die Finanzgebarung sämtlicher Städte und Landgemeinden Preußens im Rechnungsjahre 1911, aus der wir in Nr. 2 des „Reichs⸗ und Staatsanzeigers“ vom 3. d. M. (erste Beilage) einige auf die er⸗ hobenen Zuschläge zur umlagefähigen Staatzeinkommensteuer sich be⸗ ziehende Zahlen wiedergegeben haben, enthält auch eine Reihe von tabellarischen Uebersichten über das Gemeindesteuerwesen, in denen für die verschiedenen Gemeindegrößenklassen die Summe der direkten, die Summe der indirekten und die Summe der Gemeinde⸗ steuern überhaupt für das Rechnungsjahr 1911 nachgewiesen sind.

Danach haben sämtliche preußischen Gemeinden in jenem Jahre an Gemeindesteuern überhaupt rund 897,8 Millionen Mark einge⸗ nommen. Hierven entsielen 632,18 Millionen Mark oder 70,¼ % auf die Städte und 264 „* Millionen Mark oder 29. 32 % auf die Land⸗ gemeinden. Die Gesamtsumme verteilte sich folgendermaßen auf die hierunter bezeichneten Gemeindegruppen: 8

betrug die betrugen Einwohnerzahl die di ekten und v. H. der Bevölke⸗ indirekten Steuern

rung sämtlicher überhaupt Gemeinden Mill. Mk. v. H.

über 100 000 Einwohnern...

nicht mehr als 2000 Einwohnerrn 5,14

nicht mehr als 500 Einwohnern

munalsteuern

Städten mit Sa⸗

8 ,31 25 000 bis 100 000 Einw. 124 21 1000 25 9900 64 20 5000 I 30 80 2 000 8 27,03

andgemeinden mit

über 10 000 Einwohnerr... 5 9. 63 84

5 000 bis 10 000 Einw.. * 28 öö“ 2 46,24

. 500 Ze1“ 0 73,06

11 52,88

Während also bei den meisten Gemeindegruppen ihre Anteile

hüaeheen Steueraufkommen ungefähr ihrem Bevölkerungsanteil ent⸗

prachen, ging der Steueranteil der Großstädte über letzteren weit

hinaus, und umgekehrt blieben die Steueranteile der beiden Gruppen

der Landgemeinden weit hinter ihrem Bevölkerungsanteil zurück.

Von den gesamten Gemeindesteuern entfielen auf

direkte Steuern indirekte Steuern Mill. Mark v. H. Mill. Mark v. H. bei den Städten 571, e8 90,43 60 ³2 9,57 Landgemeinden 246.,51 93,04 18,83 6.90 Gemeinden überhaupt 818,717 91.20 78,95 8,80.

Von den in der amtlichen Veröffentlichung unterschiedenen Gemeindegrößenklassen zeigten die höchsten Anteile der in⸗ direkten Steuern am Steueraufkommen überhaupt die Gruppe der Landgemeinden von mehr als 50 000 Einwohnern, die der Städte von mehr als 200 000 Einwohnern ohne Berlin, die der Städte von über 100 000 bis 200 000 und die Gruppe der Landgemeinden von über 25 000 bis 50 000 Einwohnern mit 13,27 bezw. 11,57, 10,43 und 10,28 v. H., während die niedrigsten An⸗ teile im Betrage von 6,7s bezw. 6 45, 5,05 und 3,47 v. H. die Gruppen der Landgemeinden mit über 2000 bis 5000, mit über 1000 bis 2000, mit über 500 bis 1000 und der Landgemeinden mit nicht mehr als 500 Einwohnern aufwiesen.

Auf 1 Einwohner entfielen an indirekten und direkten Gemeindesteuern zusammen in den Städten durchschnittlich 32,26 ℳ, in den Landgemeinden 13, 0 und in den Gemeinden überhaupt 23,42 ℳ. Letzteren Durchschnittssatz übertrafen alle Gruppen der mehr als 10 000 Einwohner zählenden Stadt⸗ und Landgemeinden. Bei den Städtegruppen schwankten die Kopfbeträge der direkten Steuern zwischen 40,9 (Berlin) und 11,81. (Städte mit nicht mehr als 2000 Einwohnern), die der indirekten Steuern zwischen 4,80 (Städte mit über 200 000 Ein⸗ wohnern ohne Berlin) und 1 5 (Städte mit nicht mehr als 2000 Einwohnern), bei den Gruppen der Landgemeinden die Kopfbeträge der direkten Steuern zwischen 28,37 (Gemeinden mit über 25 000 bis 50 000 Einwohnern) und 8,76 (Gemeinden mit nicht mehr als 500 Einwohnern), die der indirekten Steuern zwischen 3,2 (Landgemeinden mit über 50 000 Einwohnern) und 0,82 (Gemeinden mit nicht mehr als 500 Einwohnern). Im all⸗ gemeinen ergibt sich für die Städte sowohl wie für die Landgemeinden die Regel, daß mit der Größe der Gemeinden die durch⸗ schnittliche Belastung ihrer Bevölkerung durch die Kom⸗ zunimmt. Es trifft dieser Grundsatz für die unterschiedenen Gemeindegruppen mit wenigen Ausnahmen sowohl bezüglich der direkten als auch hinsichtlich der indirekten Gemeinde⸗ teuern zu.

1 Provinzweise verteilten sich die direkten und indirekten 8E“ im Rechnungsjahre 1911, wie folgt: Es etrugen 8

die direkten die indirektendie direkten und

Gemeindesteuern Gemeindesteuern e

in den in den in den in den in den Land⸗ Städten Land⸗ Städten Land⸗ gem. gem. 1 ggem.

Millionen Mark 16,026] 8,,15 0,287]/ w17,941 = 8,101 13,334 7,526 261 0,317 14,509 7,9412 83 84 90,900 57 ,013 33,802 922 5,621 1 65,585 39,414 16,505 4,727 0,212] ß17,̃816 4,948 13,10o0 3,413 0,118] 14,499 3,561 45,71o0o 27,481 1,531] 49,80 s 29,015 40,62 16,429 3 788 0,930] 44,366 17,2900 25,106 13,215 1,159 27,600 14,574 22,980 3,8 0,844 34 ,298 23, 838 41,952 2 487 60,182

30,977 44,,189 41,794 9, 90 38 1,018 ꝑ47,181

54,808 10,712 132 685 56,821 854 3,884] 147,280 60 705

in den Städten

Ostpreußen.. Westpreußen.. Stadtkreis Berlin Brandenburg .. Pommern.. Schlesien.. Sachsen Schleswig⸗Holst. Hannover.. Westfalen... Hessen Nassau Rheinprovinz.. Hohenzollern.. 0,215 0,600 0,027 0,233 0,937

Staat ausschl. Berlins 488,831 246,510 18,484] 541,282 264,913 18,431] 632,182 264,01.

Staat einschl. Berlins 571,858 246,510

Sieht man von Berlin ab, so entfielen vom gesamten übrigen Gemeindesteueraufkommen im Betrage von 806 28 Millionen Mark 207,50 Millionen Mark oder 25,80 % auf die Rheinprovinz. Nur etwa halb so hoch war die Summe bei den Provinzen Brandenburg (104 25 Mill.) und Westfalen (104,32 Mill.), auf die 13,2 bezw. 12,94 % der gesamten Gemeindesteuern entfielen. An vierter Stelle stand Schlesien mit 78,82 Millionen Mark, und mehr als 50 Millionen Mark betrugen sie auch noch in den Provinzen Sachsen (61,72 Mill.), Hannover (58,18 Mill.) und Hessen⸗Nassau (57,89 Mill.). Am geringsten war ihr Aufkommen nächst den Hobhenzollernschen Landen (870 364 ℳ) mit 18 bezw. 22,ℳ1, 22,726 und 26,8 Millionen Mark in Posen, estpreußen, Pommern sowie Ostpreußen. Bei der Provinz Posen muß indessen berücksichtigt werden, daß dort neben den direkten Gemeindesteuern besondere Schulsteuern erhoben werden. Die Beteiligung der Städte und der Landgemeinden am Steueraufkommen war innerhalb der einzelnen Landesteile keineswegs die gleiche. Während erstere in Westfalen und Hannover noch nicht ganz 1 ½ mal so viel Steuern aufbrachten wie die Landgemeinden, war die Steuersumme bei den Städten Ostpeußens, der Rheinprovinz und Sachsens mehr als doppelt, bei denen Pommerns und Posens mehr als 3 bezw. 4 mal und bei den hessen⸗nassauischen Städten fast 4 ½ mal so hoch wie bei den Landgemeinden dieser Provinzen. Bei Hohen⸗ zollern war die Steuersumme in den Landgemeinden größer als in den Städten