Binnenfischer, aber nicht in genügendem Maße die Küsß
Unser Berufsfischerstand geht von Jahr zu Jahr zurück. Das hat auch die Marineverwaltung festgestellt, als sie untersuchte, wo⸗ rauf der Rückgang des Marineersatzes und der seemännischen Bevölker ng zurückzuführen sei. Man sollte auf die Crraltung dieses Standes den größten Wert legen. Den größten Wert lege ich auf die Selbsthilfe, die Regierung sollte den Fischern gewissermaßen die Richtlinie für eine Selbsthilfe geben. Ich bitte den Minister, Geldmittel für die Küstenfischerei zur Ver⸗ fügung zu stellen. Durch Verkaufsgenossenschaften kann eine Ein⸗ schränkung des Fischereizwischenhandels erztelt werden; jetzt müssen die Fischer pielfach die Fische zu einem Preise abgeben, der in keinem Verhältnis zu der aufgewandten Mühe steht.
Abg. Gerlach (Zentr.): Für die Ostsee ist in der Tat sozusagen gar nichts oder außerordentlich wenig im Etat vorgesehen. Die Ver⸗ beerungen der letzten Sturmflut sind auch in der Danziger Bucht sehr schwere. Ich bitte die Regierung, für eine Besserung der Lage der Fischer und für Fischereianlagen zu sorgen.
Ein Antrag der nationalliberalen Partei wünscht für das nächste Jahr eine Erhöhung des Fonds zur Hebung der Fischerei um 30 000 ℳ zugunsten einer Propaganda für den Fischerei⸗ absatz der preußischen Hochseefischereihäfen.
Präsident Dr. Graf von Schwerin⸗Löwitz teilt mit, daß dieser Antrag auch von den Mitgliedern der Fortschrittlichen Volks⸗ partei und von den Konservativen sowie von Vertretern der Frei⸗ konservativen Partei und des Zentrums unterstützt wird.
Abg. Schmiljan (fortschr. Volksp.): Wir unterstützen gern die beiden vorliegenden Anträge, weil wir eine Unterstützung der Küstenfischerii für dringend notwendig halten. Ich muß mich aber mit aller Entschiedenheit dagegen wenden, daß der Fischerei durch einen Fischzoll geholfen werden könnte. Dieser Anregung, die von konservativer Seite ausgegangen ist, können wir nicht folgen. Wir müssen beim kommenden Fischereigesetz un⸗ bedingt darauf dringen, daß nicht, wie in den früheren Entwürfen, die wichtigsten Fragen durch Verordnungen entschieden werden können, sondern wir müssen verlangen, daß hier sofort durch das Gesetz klare Verhältnisse geschaffen werden.
Minister für Landwirtschaft, Dr. Freiherr von Schorlemer:
Meine Herren! Von den Hochwasserschäden der letzten Wochen sind nicht in letzter Linie auch die Fischer getroffen worden. Da ihre Anliegen auch mir am Herzen liegen, so brauche ich nicht besonders zu versichern, daß mein Ressort an der Ermittlung der Schäden mit beteiligt ist, und deren Beseitigung erstrebt werden wird (Bravo!), soweit sich das bei der wohl unbedingt erforderlichen Notstandsaktion erreichen läßt. (Bravo!)
Dabei verkenne ich keineswegs, daß auch ohne die zuletzt ein⸗ getretenen Schädigungen die Lage der Fischer aus den von den ver⸗ schiedenen Herren Vorrednern angegebenen Gründen durchaus nicht günstig ist. Aber in einer Beziehung scheint mir doch eine nicht ganz richtige Auffassung Platz gegriffen zu haben. Der Wert der Fischereierträge in der Ostsee hat sich noch dauernd ge⸗ hoben. Nach den letzten Ermittlungen — ich glaube, sie beziehen sich auf das Jahr 1912 — sind sie auf über 10 Millionen Mark ge⸗ stiegen. Ebenso scheint es ein Irrtum zu sein, daß die Zahl der Küstenfischer als solche abgenommen hat. Sie werden meines Wissens nur alle 12 Jahre gezählt. Für das Jahr 1907 ist die Zahl der See⸗ und Kästenfischer im Haupt⸗ und Nebenberuf auf 13 729 er⸗ mittelt, während im Jahre 1895 nur 11 066 gezählt worden sind. Also auch hier, meine Herren, eine Zunahme, die zwar nicht sehr be⸗ deutend ist, jedenfalls aber dafür spricht, daß das Fischereigewerbe heutzutage auch noch lohnend sein kann, und daß wir keineswegs die Hoffnung aufzugeben brauchen, auch das Fischereigewerbe als solches noch erhalten und fördern zu können! Dazu müssen aber rechtzeitig die notwendigen Maßnahmen ergriffen werden. (Sehr richtig!)
Die Herren Vorredner legen alle mehr oder minder großen Wert auf den weiteren Ausbau der Fischerhäfen! Ich habe schon bei früheren Verhandlungen bemerkt und darauf ist auch von einem der Herren Vorredner schon hingewiesen worden —, daß die Fischereibäfen als solche zum Ressort des Herrn Ministers der öffentlichen Arbeiten gehören, daß ich also nur in der Lage bin, auf die wirtschaftliche Notwendigkeit der Anlage solcher Häfen hinzuweisen und dafür meinen Einfluß geltend zu machen. Das ist auch bisher geschehen. Wir haben gegenwärtig im ganzen 17 Fischereihäfen an der Ostseeküste, die hier ja in erster Linie in Frage kommt! Nun schweben gegenwärtig noch Verhandlungen über die Anlage mehrerer Häfen, zu denen auch der Hafen bel Darsserort, Regierungsbezirk Stralsund, gehört, für welchen sich auch der Herr Abg. von Maltzahn besonders interessiert. Der Anlage dieses Hafens ist bisher das Bedenken entgegengetreten, daß dort eine große Ver⸗ sandung stattfindet und daß es kaum möglich sein würde, ohne vor⸗ herige Aenderung der Sandführung einen den Ansprüchen der Fischer genügenden Hafen anzulegen. Deshbalb ist zunächst eine Sandführung mit einem Kostenaufwande von 11 000 ℳ angelegt worden, die in diesem Jahre noch um weitere 150 m verstärkt wird. Es muß von dem Erfolge dieser Anlage die Entscheidung der Frage abhängen, ob und wann ein Hafen an dieser Stelle errichtet werden kann.
Was sodann den Hafen von Zoppot angeht, für welchen der Herr Abg. Gerlach eingetreten ist, so möchte ich zunächst der Meinung ent⸗ gegentreten, als wenn dieser Hafen als Jacht⸗ oder Vergnügungshafen gedacht wäre. Das ist nicht der Fall. Wenn der Hafen gebaut wird, so geschieht dies lediglich im Interesse der Fischer! (Bravo! links.) Bei den Verhandlungen über die Anlage dieses Hafens hat aber der Herr Minister der öffentlichen Arbeiten darauf hingewiesen, daß sich in Zoppot besondere Schwierig⸗ keiten dadurch ergeben, daß die Fischer vielfach von ihrem eigentlichen Berufe abgehalten werden. Die Entwicklung des Bades Zoppot hat es mit sich gebracht, daß ein großer Teil der Fischer sich während der Badezeit mit Vergnügungsfahrten für die Badegäste beschäftigt und sich von der Fischerei zurückzieht. Hierzu kommt auch noch, daß in Zoppot für die Ansiedlung der Fischer an geeigneter Stelle Sorge getragen werden muß. Auch hierüber schweben noch die Verhand⸗ lungen, die hoffentlich bald zu einem auch die Wünsche der Fischer befriedigenden Resultate führen werden.
Bei Cranz ist durch den Hafen von Neukuhren, der auf dem Wasserwege etwa 16 km von Cranz entfernt ist, dessen Bau be⸗ ziehungsweise weiterer Ausbau etwa 1 400 000 ℳ kostet, nach Ansicht des Herrn Ministers der öffentlichen Arbeiten dem Be⸗ dürfnis der Cranzer Fischer im allgemeinen genügt. Der Bau eines Hafens in Cranz würde wegen der Lags am ungeschützten Strande auch ganz besondere Schwierigkeiten bieten. Ich glaube deswegen nicht, daß es in absehbarer Zeit, oder wenigstens in den nächsten Jahren, möglich sein wird, an den Ausbau eines Hafens in Cranz heranzutreten. Dagegen liegt, m. E., für eine Hafenanlage bei
Domänen und Forsten
2
ö * 5 . 8 1u1“] 1“ Nidden ein wirtschaftliches Bedürfnis vor, weil diese zweifellos zur
Wiederbelebung der Seefischerei auf der kurischen Nehrung besonders beitragen würde. 88
Meine Herren, ich bitte Sie, aus diesen kurzen Mitteilungen zu ersehen, daß sich, so wünschenswert im allgemeinen auch eine Ver⸗ mehrung der Fischerhäfen erscheinen kann, dem einzelnen Projekt immer größere Schwierigkeiten entgegenstellen, als in der Allgemeinheit angenommen wird. Deswegen muß ich mich heute auch zunächst auf die Zu⸗ sicherung beschränken, daß meine Verwaltung die Interessen der Fischer im Auge behalten (Bravo! rechts) und nach Möglichkeit dahin wirken wird, daß den Wünschen auf Vermehrung der Fischerhäfen Rechnung getragen wird. (Bravo!)
Von dem Herrn Abg. von Wenden ist noch ein Hafenprojekt am Jamunder See erwähnt worden. Mit diesem Projekt ist meine Verwaltung zurzeit nicht befaßt; ich glaube deswegen, daß es zunächst nur die lokalen Instanzen beschäftigt.
Was die übrigen hier geäußerten Wünsche angeht, so möchte ich zunächst noch mit einigen Worten das Fischereigesetz er⸗ wähnen. Meine Herren, ein viel genannter, sehr bekannter, vor einigen Jahren verstorbener Ministerialdirektor wurde eines Tages darüber interpelliert, warum eine Zusage, die er ge⸗ geben hatte, nicht eingetroffen sei; da hat er sich mit den einfachen Worten entschuldigt: „Meine Herren, glauben Sie denn, daß ich alles halten könnte, was ich versprochen habe?“ (Heiterkeit.) Ich will das von mir bezüglich des Fischereigesetzes nicht sagen. (Heiterkeit.) Das Fischereigesetz hat, wie Sie wissen, schon jahrelang die beteiligten Ministerien beschäftigt; ein Entwurf ist fertiggestellt und den Interessenten zur Begutachtung vorgelegt worden; es sind namhafte Aenderungen an diesem Entwurf beantragt, und die vorgetragenen Wünsche und Vorschläge sind auch zum größeren Teile berücksichtigt worden. In letzter Zeit ist der Entwurf nochmals wieder durchberaten worden, und es haben sich dabei noch einige zwar nicht wesentliche, aber doch immerhin beachtenswerte Differenzen zwischen den beteiligten Ministerien herausgestellt, deren Beseitigung voraussichtlich erst in den allernächsten Tagen gelingen wird. Trotzdem hoffe ich, wie auch der Herr Referent bereits erwähnt hat, daß das Gesetz in dieser Session noch vorgelegt werden kann.
Mit der Verzögerung, die die Vorlegung dieses Gesetzes gefunden hat, hängt auch zusammen, daß der Fonds von 150 000 ℳ für die Zwecke der Fischerei im allgemeinen bisher eine Erhöhung noch nicht erfahren hat. Die Aufgaben, die in der Pflege der Fischerei nach dem neuen Fischereigesetz erwachsen, erfordern zweifellos, wenn sie erfüllt werden sollen, noch erheblichere Mittel (Abg. von Böhlendorff⸗Kölpin: Hört, hört!), als augenblicklich im Etat aus⸗ geworfen sind. Es wird die Aufgabe meiner Verwaltung sein, nach dem Inkrafttreten des Fischereigesetzes auch für eine entsprechende Erhöhung dieser Mittel einzutreten. (Bravo!) Im Jahre 1912 sind von dem sogenannten Fischereifonds im ganzen nur 145 000 ℳ verbraucht worden. Die einzelnen Zwecke, für welche der Fonds ausgegeben worden ist, sind in den statistischen Nachweisungen aus dem Gebiete der landwirtschaftlichen Verwaltung angegehen, die auch den Mitgliedern dieses Hauses zu⸗ gänglich gemacht worden sind. Aus diesen Nachweisungen ist ersichtlich, daß die Beihilfen für Fischereivereine im Betrage von 57 000 ℳ und allgemeine Maßregeln zur Förderung der Zucht und Fischerei, Brut⸗ anstalten, Fischteichanlagen mit 68 550 ℳ den größten Teil der Aus⸗ gaben darstellen. Wohin und in welche Gegenden diese Beihilfen im einzelnen geflossen sind, kann ich nicht angeben; sie sind größten⸗ teils den Fischereivereinen gegeben, zum Teil durch Vermittlung des Deutschen Fischereivereins, der die Anträge vorbereitet und ihre Be⸗ willigung bei der landwirtschaftlichen Verwaltung befürwortet hat.
Ich komme, meine Herren, schließlich auf einige Wünsche, die Herr Abg. Freiherr von Maltzahn hier noch geäußert hat. Es ist gewiß auch für die Ostseefischer von besonderem Werte, wenn ihre Boote mit Motoren ausgerüstet werden. Die dazu erforderlichen Mittel werden vom Reich gewährt, und bis jetzt sind die Darlehne, die für die Anschaffung von Motoren aufgenommen worden sind, bis zu drei Vierteln vom Reich getragen worden. Ich glaube kaum, daß es möglich sein würde, die ganze für den Einbau von Motoren er⸗ forderliche Summe, also 100 %, auf Staats⸗ resp. Reichskosten zu übernehmen. Ich glaube, daß der Zuschuß von drei Vierteln auch ausreichend erscheinen wird, besonders wenn die Fischereidereine selbst den Fischern zu den entstehenden Kosten noch einen Zuschuß geben würden.
Was die Fischereischeine angeht, so ist in dem neuen Fischerei gesetz vorgesehen worden, daß sowohl Inländer wie Ausländer einen Fischereischein zum Fischen haben müssen. Erleichterungen gelten nur für die eigentlichen Berufsfischer. Die Reichsausländer bedürfen also ebenfalls eines Erlaubnisscheins, der natürlich auch ver⸗ sagt werden kann. Im übtigen erstreckt sich, wie ja bekannt ist, auch die Kompetenz der preußischen Verwaltung nur auf das der preußischen Staatshoheit unterliegende Gebiet der Küstenfischerei. Sobald diese Zone überschritten wird, tritt das Reich ein und auf der Hochsee kann bekanntermaßen das Fischen von Reichsausländern nicht verhindert werden.
Meine Herren, für die Ausbildung unserer Fischer geschieht augenblicklich schon sehr viel. Es werden jährlich zirka 20 bis 30 Kurse durch den Deutschen Seefischereiverein unentgeltlich veranstaltet, meistens in der Zeit, in der die Fischer am besten abkömmlich sind. Es handelt sich dabei nicht allein um nautische Unterweisung durch Navigationslehrer, sondern auch um die Ausbildung in sogenannten Samariterkursen, die durch praktische Aerzte abgehalten werden. Außerdem fehlt es ja auch sonst der Küstenfischerei nicht an der not⸗ wendigen Belehrung. Denn die staatlich angestellten Oberfischmeister haben nicht allein, wie ich schon früher bemerkt habe, die Aufgabe, die Fischerei poltzeilich zu überwachen, sondern auch den Fischern mit Rat und Tat an die Hand zu gehen.
Ich weiß nicht, ob ich noch einige der an mich gestellten Fragen unbeantwortet gelassen habe. Darum möchte ich darauf aufmerksam machen, daß die hoffentlich noch in diesem Jahre stattfindende Be⸗ ratung des Fischereigesetzes wiederum in ausgiebigem Maße Gelegen⸗ heit geben wird, die Wünsche der Fischer zur Erörterung zu bringen. (Bravo!)
Abg. von Böhlendorff⸗Kölvin (kons.): Die Förderung der Seefischerei ist aus dem Grunde geboten, weil wir einen erheblichen Teil von Seefischen bei uns einführen. Für empfehlenswert halten wir die Abhaltung von Hochseefischereikursen. Es muß Bedacht darauf genommen werden, daß die Schäden, die der Fischerei durch das
1“ 1 8 “ 8 Baggern erwachsen, möglichst beseitig 1 . nächste Etat eine Erhöhung der Mittel zur Förderung der Fischerei bringen werde. Wir werden für den nationalliberalen Antrag stimmen. Abg. Waldstein (fortschr. Volkep): Auch wir bitten um Annahme des nationalliberalen Antrags, weil wir davon über eugt sind, daß der zur Hebung der Fischerei ausgeworfene Fonds von 150 000 ℳ nicht arsreicht. Wir balten eine Erhöhung des Fonds noch in diesem Jahre für erforderlich. Nach unserer Auffassung muß die Absatzmoͤglichkeit für unsere Seefische erweitert werden. Der Hamburger Etat enthält 12 000 ℳ für Förderung des Fischabsatzes demgegen⸗ über darf Preußen nicht zurückbleiben, da die preußischen Serfisch⸗ häfen durch die Hamburger Konkurrenz geschädigt werden würden. Durch Einführung eines Fischzolls würde unserer Fischerbevölkerung nicht geholfen, sondern sie würde geschädigt werden. An der Ostsee⸗ küste haben wir einen einzigen Oberfischmeister, ich möchte doch befür⸗ worten, daß noch ein zweiter angestellt wird. Man kann sicherlich einen Teil des Fleischbedarfs in der Bevölkerung durch Fischnahrung ersetzen, aber dazu ist es erforderlich, daß man die Fischerei mehr unterstützt. Abg. Dr. Rewoldt (freikons.): In der Fischereibevölkerung haben wir einen ganz besonders zuverlässigen und treuen Menschen⸗ schlag Da ist es dringe de Aufgabe der Regierung, der Not in diesen
Kreisen abzuhelfen. 2 Abg. Dr. Hahn (kons—): Die Agitation gegen den Fischzoll hat im Lande draußen vielfach sehr heftige und unschöne Formen angenommen. Da wird mit Flugblättern gegen die Konservativen Stimmung gemacht, das ist sozialdemokrasische Wahlintelligenz, die ja als besonders hoch bekannt ist. Die Aaitation für die Einführung des Fischzolls ist aus den Kreisen der Interessenten selber hervor⸗ gegangen und nicht etwa aus agrarischen Kreisen. Immer wieder werden die Konservativen mit der Behauptung angegriffen, sie wollten dem Volke die Fischnah ung verteuern. Demgegenüber verweise ich auf eine Eingabe von Fischereiinteressenten an den Reichskanzler, und ich hoffe, daß diese Anklagen dann endlich verschwinden werden, wenn man auf gegnerischer Seite der Wahrheit die Ehre gibt. Unter jener Eingabe steht nicht ein einziger Fürst, Baron oder sonstiger Junker. Es ist nicht zu verkennen, daß die Selbstkosten der Hochseefischerei gestiegen sind. Die Fischgründe sind für die deutschen Fischer weiter entfernt und schwerer zu erreichen, als für die englischen und dänischen Fischer. Dazu kommt die Erwägung, daß der Ersatz für unsere Marine trotz der anzuerkennenden Opfer⸗ willigkeit der ländlichen Bevölkerung doch im wesentlichen abhängig ist von der seemännischen Bevölkerung, die von Kind auf an das Wasser gewöhnt ist. Außerdem kann im Falle einer plötz⸗ lichen Mobilmachung auf diese Bevölkerung steis sofort zurück⸗ gegriffen werden, während die Matroseu auf den großen Kauffahrteischiffen sich dann in allen Weltteilen befinden und nur sehr schwer zusammengebracht werden können. Hamburg hat, indem es für eine richtige Kenntnis des Wertes der Fischnahrung und der Fischzubereitung sorgte, seinen Fischern in Bavern einen guten Absatz verschafft. Warum tut das nicht auch Preußen? Von der Fischerei⸗ genossenschaft in Geestemünde wird mir mitgeteilt, daß sie auf eine Eingabe um Bewilligung von Mitteln für die Fischpropaganda seit dem 3. November noch nicht einmal eine Antwort er⸗ halten hat. Die Hamburger Propaganda scheint etwas weit⸗ herzig betrieben worden zu sein, und unsere preußischen Fischereiinteressenten haben allen Anspruch darauf, gegen geschützt zu werden. Wir erleben
eine solche Propaganda
immer wieder, daß ein Bündesstaat ganz allein etwas unternimmt, obne sich mit den anderen ins Benehmen zu setzen. Ich bitte den Minister, die Wünsche von Geestemünde nach dieser Richtung bin zu berücksichtigen, und ich danke dem Minister dafür, daß er in der Hafenfrage entgegengekommen ist.
Abg. Flathmann (nl.) begründet den von seiner Partei ein⸗ gebrachten und von den übrigen bürgerlichen Parteien unterstützten Antrag, den Fonds zur Hebung der Fischerei im nächsten Jahre um 30 000 ℳ im Interesse einer Propaganda für den Fischereiabsatz der preußischen Hochseefischereihäfen zu erhöhen.
Minister für Landwirtschaft, Domänen Dr. Freiherr von Schorlemer:
Der Herr Abg. Waldstein hat mit einigen Worten freundlicher Anerkennung für meine bisherige Tätigkeit auf dem Gebiete der Fischerei und mit einem besonderen Lob für die geradezu erstaunliche Leistungsfähigkeit meines Referenten doch unumwunden unsere Be⸗ seitigung und die Anstellung eines eigenen Fischministers (Heiterkeit) oder wenigstens eines Fischereidirektors verlangt. Ich bin nicht Bureaukrat in des Wortes schlimmster Bedeutung, die dahin geht, daß man als Bureaukrat alles an sich reißt und nichts wieder von sich gibt. Wenn ich einsehen könnte, daß die Interessen der Fischerei besser in einem anderen Ressort oder in einem selbständigen Dezernat gewahrt wären, würde ich sicher der erste sein, der schon zur Verminderung meiner gegenwärtigen Arbeitslast dafür eintreten würde, die Fischerei einem besonderen Ressort zu unterstellen. Aber dieser Vorschlag ist ja nicht neu und auch in früheren Stadien schon er⸗ örtert worden, und man ist doch bisher zu der Ueberzeugung gelangt — die ich auch als die meinige aussprechen möchte —, daß es schon wegen der vielen Beziehungen, die die Fischerei zu anderen Ver⸗ waltungszweigen, auch meines Ressorts hat, jedenfalls zweckmäßiger ist, die Fischerei von der allgemeinen Landesverwaltung nicht zu trennen, und nur in der Lokalinstanz, wie das bereits der Fall ist, besonderen Organen, nämlich den Oberfischmeistern, anzuvertrauen. Ich glaube, es handelt sich hier in der Tat nicht um die Frage der Uebertragung der Fischerei auf ein anderes Ressort und um die Einrichtung neuer Behörden. Es kommt wesentlich — und die Erfolge von Hamburg sind auch darauf zurückzuführen auf eine gute technische und kaufmännische Beratung an, die wir, was die Hochsce⸗ sischerei angeht, auch im Deutschen Fischereiverein und bei der Binnen⸗ fischerei in technischer Beziehung auch in dem staatlichen Institut am Müggelsee besitzen. Deshalb kann meiner Ansicht nach eine Aussicht auf Errichtung besonderer Fischereibehörden, abgesehen von der Lokal⸗ instanz, nicht gemacht werden! Umsomehr betrachte ich es als die Aufgabe meiner Verwaltung, den ihr vorgetragenen Wünschen und Anregungen stattzugeben und so weit wie möglich auch in Zukunft für die Interessen der Fischerei fördernd einzutreten.
Es ist als besonders erschwerend für den gegenwärtigen Betrieb der Nordseefischerei, insbesondere für Geestemünde und Altona, das Hamburger Vorgehen bezeichnet worden. Der Herr Abg. Waldstein hat mit Recht hervorgehoben, daß Hamburg seit einigen Jahren eine eigene Fischereidirektion eingerichtet hat, welche dazu übergegangen ist eigene Verkaufsverbindungen in anderen Bundesstaaten anzuknüpfen, besonders auch in Bavern, und dadurch dem Fischhandel in Geeste⸗ münde und Altona erhebliche Konkurrenz bereitet. Das ist auch der Landwirtschaftlichen Verwaltung bekannt! Wir haben uns, sobald wir davon hörten, mit dem Reichsamt des Innern in Verbindung gesetzt, und es schweben augenblicklich noch Verhandlungen mit Ham⸗ burg, die das Zeel verfolgen, diese auch meines Erachtens zuweit gehende Konkurrenz auf die eine oder andere Weise zu beseitigen. Sollte Hamburg hierauf nicht eingehen können, so bliebe nichts anderes übrig, als die Unternehmungen in Geestemünde und Altona nachhal⸗ tiger zu unterstützen! Dieser Verpflichtung würde dann Preußen sich
und Forsten
nicht entziehen können! (Bravo))
werden. Ich hoffe, daß der
Es ist dann von dem Herrn Abg. Waldstein — und damit öchte ich schlißen — noch die Lage der Fischer an der Elb⸗ mründung zur Sprache gebracht worden. Die Fischer in der unteren Flbe haben, soweit mir bekannt ist, keine besonderen Fischerei⸗ berechtigungen und sind deswegen auch nicht in der Lage, auf Grund olcher Berechtigungen klagend deshalb vorzugehen, weil sie durch die Hamburger Bauten in ihrem Erwerbe und Gewerbe gestört werden. oweit einzelne Fischer sich in besonderer Notlage befinden, würden ie Verhältnisse zu prüfen und auch staatlicherseits Hilfe zu leisten ein. Bis jetzt sind Unterstützungsgesuche einzelner Fischer nicht u meiner Kenntnis gelangt. Im übrigen werden die Zustände n der unteren Elbe weiter verfolgt, wobei auch festzustellen leibt, ob die Schäden, die augenblicklich eingetreten sind, 1s dauernde anzusehen sind! Es ist nicht ausgeschlossen, daß sich die ischerei dort auf natürlichem Wege wieder lohnender gestalten wird, 1s es augenblicklich der Fall ist. Jedenfalls wird aber, sowelt es öglich ist, auch für die Fischer in der Elbmündung Sorge getragen berden. (Bravo!)
Abg. Braun (Soz.): Dr. Hahn hat erklärt, die betreffende Fingabe an den Reichskanzler wegen des Fischzolls sei von keinem Funter unterschrieben worden. Solange die Junker den gefahrvollen Beruf des Fischens nicht ergreifen, werden sie natürlich eine solche ingabe nicht unterschreiben. Der Umstand, daß die Fischerei⸗ ebatte zur Zolldebatte geworden ist, beweist, daß es gewissen Inter⸗ ssenten im wesentlichen darauf ankommt, ihre Taschen zu füllen.
Hierauf schließt die Debatte. —
Die Ausgaben zur Förderung der Fischzucht werden be illigt, die beiden Anträge werden der Budgetkommission zur Beratung überwiesen.
Bei dem Fonds „zur Hebung der Fischerei überhaupt“
pünscht
Abg. Freiherr von Wolff⸗Metternich (Zentr.) eine rleichterung in dem Besuche der Fischereikurse und verweist darauf, 3 die Stadtverwaltung in Aachen in dieser Hinsicht getan habe. Zehufs Verbesserung der Fischerei im Niederrhein empfiehlt der Redner, ie Industrie zur Anlegung von Kläranlagen für ihre Abwässer zu ver⸗ flichten, da durch die Verunreinigung des Flußwassers die Fische an Beschmack verlieren. 1 8b
Abg. Dr. Dahlem (Zentr.) führt darüber Beschwerde, daß im hein Fischereikonzessionen an die holländischen Fischer verpachtet ien, wodurch die vielen kleinen Rheinfischer dem Ruin entgegen⸗ führt würden.
Das Kapitel der Fischerei wird bewilligt.
Beim Kapitel der Landesmeliorationen wünscht Abg. Ahrens⸗Klein⸗Flöthe (kons.), daß das Meliorations⸗ rojekt an der Innerste im Kreise Hildesheim⸗Marienburg durch führt werde.
Abg. von Flottwell (freikons.) ganisation der Meliorationsbehörden, zmentlich in Schleswig⸗Holstein und erden könnten. Bei jeder Regierung solle ein Meliorations⸗ uamt eingerichtet werden. Bei der Regierung in Marienwerder üsse auf jeden Fall ein Baurat für die Meliorationsarbeiten ggestellt werden. Erfreulich sei es, daß die Regierung nicht mehr so großem Umfange wie bisher nur mit Hilfskräften arveiten wolle. — Redner empfiehlt ferner, den Titel „Meliorationsbaurat“ durch andbaurat“ zu ersetzen und in verschiedenen Beziehungen die erhältnisse der Meliorationsbeamten zu verbessern. 8
Abg. Meyer⸗Tawellningken (kons.) schließt fich den Aus⸗ krungen des Vorredners mit der Maßgabe an, daß sie in derselben eise auch für Gumbinnen gelten. Akg. Dr. Hahn kkons.): Ich bedaure, daß der Finanzminister d der Eisenbahnminister nicht hier sind, sonst hätten wohl unfere ünsche mehr Aussicht auf Erfüllung. Ohne Eisenbahn ist auch die
esmelioration nicht zweckdienlich. Landesmelioration und innere
nisation gehören zusammen. Wenn wir im Osnabrücker Bezirk on die drei sogenannten Moorbahnen hätten, so würden wir mit
Melioration in viel schnellerem Tempo vorwärts kommen. edlung und Urbarmachung sind ohne Eisenbahnen unmöglich. In † Presse meint man, der Regierung sei es mit der inneren Kolonisation bt recht Ernst, die innere Kolonssation ist aber letzten Endes nicht iche der Regierung, sondern vielmehr Sache der Provinzen. Die keierung hat nur die Vorbedingungen durch den Bau von Eisenbahnen ich Entwässerung, durch Schaffung der Kanäle und durch Meliora⸗ nen zu schaffen, und dann kann d private Tätigkeit einsetzen. Ich
dafur dankbar, daß für die Urbarmachung von Oedländereien von nnover Mittel bereitgestellt sind. Dadurch, daß dem Heidebauern
ittel zur Verfügung gestellt werden können für den Wegebau usw., gucht er sich nicht mehr zu scheuen, an Meliorationen heranzugehen. h, sehe mit großer Freude, daß ein frischer Zug in die Landes⸗ lioration gekommen ist, und daß man auf richtigem Wege ist; keine bonisation von Berlin aus, sondern durch die örtlichen Behörden an
t und S telle unter voller Berücksichtigung der provinziellen Verhält⸗ se. Mit den vielen Meliorationsproletten, die aufgestellt sind, will
Sie nicht bebelligen, die Bevölkerung zeigt aber jetzt gerade Ver⸗ idnis und Interesse für die Landesmelioration. Die Zeit dafür
jetzt günstig, denn wer weiß, ob in einigen Jahren an den maß⸗
enden Stellen noch so viel Interesse dafur vorhanden ist.
„Abg. Stanke (Zentr) bittet um die Ausführung der Re⸗ kierung der Oppa und fragt, ob die Verzögerung mit den erreichischen Projekten im Quellgebiet der Oppa zusammenhängt.
2. Abg. Dr. Hahn (kons.): Keine Frage ist schwieriger, als die Flußregulierung. In Hannover sind die drei Flüsse Este, chste und Stade bisher in erfreulichem Zustande gewesen. Jetzt ben sich aber Industrien mit lebhaftem Schiff verkehr gebildet, und
Zustand der Flüsse ist durch die Korrektion der Unterelbe 1 ftsich verändert worden. Es fragt sich, wer die Schuld trägt und
schädigungen zu leisten hat. Hamburg will ein⸗ für allemal 30 000 ℳ wahren, wuüͤrde damit aber ein glänzendes Geschäft machen, denn es üchte in alle Zukunft nicht mehr für die Schäden aufzukommen. amburg hat unbedingt für die Schäden aufzukommen, nicht die Ge⸗ jen der Verbände, die Landwirte, die dort wohnen, im Grunde B nicht die preußische Regierung. iteresse der Anlieger Hamburg gegenüber energisch zu wahren. Wir nen die Hamburger Intelligenz, sie sind ja unseres Blutes, wir nen aber auch ihre niedersächsische Rücksichtslosigkeit.
Minister für Landwirtschaft, Domänen und Forsten Freiherr von Schorlemer:
Meine Herren! Ich glaube in dieser vorgerückten Stunde nicht hr eingehen zu follen auf die verschiedenen Anregungen, die die ten Herren Vorredner géegeben haben. Ich möchte mich mit der rsicherung begnügen, daß sie beachtet, und, soweit sie nicht mein sort betreffen, auch den übrigen Ressortministern mitgeteilt werden P en. Nur eine kurze Anfrage muß ich beantworten, die sich auf Regulierung der Oppa bezieht. Herr Abg. Stanke hat sich dar⸗ in
berufen, daß bereits im Jahre 1911 der Regierungspräsident
Oppeln die Mitteilung gemacht habe, daß das Projekt fertig⸗ * sei. Das traf auch insofern zu, als es sich um die Fertig⸗ ung des Projekts Bleischwitz — Bronitz in der unteren Instanz delte. In der Revisionsinstanz war das Projekt damals noch O gewesen; dort mußte es nochmals überarbeitet werden. Infolge en waren auch nochmalige Verhandlungen mit den österreichischen
empfiehlt eine bessere damit die Meliorationen, Hannover, beschleunigt
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0
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Gesundheitswesen, Tierkrankheiten und Absperrungs⸗
Todesfällen kamen 1476 auf die Vereinigten Provi 9 auf die Präsidentschaft Bombay ““ Bombay und Karachi 1 und 12), 201 auf die Präsidentschaft Madras, 101 auf den Staat 99 auf das Punjabgebiet, 72 auf Burma (davon 10 auf die Stadt Rangun), 66 auf Hyderabad, 17 auf Rajputana und Ajmer
Merwara und 1 auf die Nordwestgrenzprovinz.
wurden folgende Erkrankungen (und Todesfälle) gemeldet: Bezirke Malang 321 (305), aus Paree 73 (63), aus Madioen Eöe1“ 8 1)dcr, —s Fah ga 7 (6), aus Berbek
52 Bangil 2 (1), aus Grisee 1 (—), ferner aus Soera⸗ baja 13 Todesfälle und aus (G; a Sgene vom 3. bis 16.
Viktoria 7 Erkrankungen und 5 Todesfälle.
krankungen (und 33
Ich bitte die Regierung, das ö.
Herzegowina für cholerafrei erklärt worden.
mittelt 2 1; 2 1 9 6 13. Januar 4 Erkrankungen unter der Zivilbevölkerung festgestellt.
krankung;
wurden 2 Erkrankungen festgestellt, und zwar Freystadt, Reg.⸗Bez. Liegnitz) und 1 in Hambu rsg.
langt. Mit den übrigen Arbeiten an der Oppa, insbesondere mit den in Aussicht genommenen Talsperren hängt dieses Projekt nicht zu⸗ sammen. Seine Ausführung ist also auch möglich, bevor die sonstigen Projekte zur Ausführung kommen.
Um 6 Uhr vertagt das Haus die weitere Beratung des landwirtschaftlichen Etats auf Sonnabend, 10 Uhr (außerdem Etat des Landeswasseramts und der Gestütsverwaltung).
Koloniales.
Der Außenhandel Deutsch Ostafrikas hat nach vorläufiger Feststellung, wie „W. T. B.“ aus Daressalam meldet, trotz der Kautschukkrisis im Kalenderjahre 1 913 um fast 7 Millionen Mark zugenommen. Davon eßtfallen 4 Millionen auf die Ausfuhr, obwohl der Wert der Kautschukausfuhr um 1 ½ Million hinter dem des Vorjahres zurückgeblieben ist. Der Wert des Gesamt⸗ handels im Jahre 1913 beläuft sich auf 88 ⅛ Millionen Mark; im Jahre 1908 hat er 36,6 Millionen, im Jahre 1909 47,0, im Jahre 1910 59,4, im Jahre 1911 68,3 und im Jahre 1912 81,7 Millionen Mark betragen. W“
Eine Geschichte der deutschen Kolonialpolitik.
Die Vorgänge, die zum Erwerb der Kolonien des Deutschen Reichs geführt, und die Ereignisse, die sich in diesen S der nun verflossenen ersten dreißig Jahre abgespielt haben, beginnen dem Gedächtnis der Mitwelt bereits zu entschwinden. Von den Männern, die bei diesen Ereignissen entscheidend mitgewirkt haben, sind viele gestorben, andere in den Hintergrund getreten. Es dürfte daher an der Zeit sein, heute sich darüber Rechenschaft zu geben, inwieweit die Ziele, die das Deutsche Reich bei dem Erwerb über⸗ seeischer Besitzungen verfolgt hat, innerhalb der ersten drei Jahr zehnte erreicht worden sind. Eine „Geschichte der deutschen Kolonial⸗ politik' hat Dr. Alfred Zimmermann im Anschluß an sein fünf⸗ bändiges Werk „Die europäischen Kolonien“ veröffentlicht (Verlag der Königlichen Hofbuchhandlung E. S. Mittler u. Sohn, Berlin, Preis 7., ℳ, geb. 8,50 ℳ). Der Verfasser hat mehr als zwanzig Jahre lang Gelegenheit gehabt, an der leitenden Stelle die kolonialpolitischen Maßnahmen aus nächster Nähe zu verfolgen. Bereits 1886 hat er in amtlichem Auftrage einen kurzen Ueberblick über die Anfänge der kolonialen Erwerbungen veröffentlicht. Die Sichtung des Materials für die ersten kolonialen Weißbücher lag in seinen Händen. Jahre⸗ lang hat er dann als Referent in der Kolonialabteilung gewirkt, an wichtigen Verhandlungen mit dem Auslande teilgenommen und zuletzt die Stellung des kolonialen Beirats bei der deutschen Botschaft in London und gleichzeitig bei der Gesandtschaft in Brüssel bekleidet. Seine umfassenden Studien über die kolonialen Verhältnisse der anderen Staaten, deren Ergebnisse in verschiedenen Ver⸗ öffentlichungen niedergelegt sind, haben ihn überdies in Berührung mit fast allen in überseeischen Fragen hervorgetretenen Persönlichkeiten gebracht. Sein neues Werk führt das viel verstreute und sehr ungleich⸗ wertige Material in sachkundiger Weise dem Leser vor. Es ist das Bestreben des Verfassers gewesen, die persönlichen Fragen, die gerade auf kolonialem Gebiete eine so große Rolle gespielt haben, nach M öglichkeit den sachlichen unterzuordnen. Nur soweit es zum richtigen Verständnis der Ereignisse nötig ist, sind persönliche Angelegenheiten auf der Grundlage und nach Maßgabe der vorliegenden Quellen berührt worden. Die kolontale Geschichte der letzten Jahre ist in einem be⸗ sonderen Abschnitte behandelt. Hauptmann Freiherr von Seefried hat eine Uebersicht der wichtigeren Ereignisse in den Kolonien beigesteuert. Das Werk dürfte von allen Kolonial⸗ und Geschichts⸗ freunden mit Freude begrüßt werden. ..““
maßregeln.
Gesundheitsstand und Gang der Volkskrankheiten.
(Nach den „Veröffentlichungen des Kaiserlichen Gesundh eitsamts“ “ 8 Nr. 3 vom 21. Januar 1914.) sun
Britisch I1 Vom 7. bis 13. Dezember v. J. er⸗ Un
starben 3409 Personen an der Pest. Von den
2 (davon auf die Städte 507 auf Bihar und Orissa, Mysore,
Niederländisch⸗Indien. Vom 17. bis 30. Dezember v. J.
aus dem
Toeloengagoeng 5. Für die Zeit b Dezember sind nachträglich aus Madioen noch Todesfälle und aus Ngawi 1 mitgeteilt worden.
Hongkong. Vom 7. bis 13 Dezember v. J. in der Stadt
Mauritius. Vom 24. Ottober bis 20.
4 Erkrankungen und 36 Todesfälle. Brasilien. In Bahta vom 16.
Erkrankungen und 4 Todesfälle. Ecuador. Im Oktober v. J.
November v.
e bis 22. November v. J. 108 Er⸗
in Guayaquil Todesfälle), in Naguachi 4 (1).
Cholera. Oesterreich⸗Ungarn. In Bosnien wurden vom 2. bis 1. Heegabs v. Ies hesag⸗ 8 Erkrankungen (und 4 Todesfälle) avon aus den Bezirken Bos.⸗Gradiska d adiska 1 (—) und Laut Mitteilung vom 9.
Januar sind Bosnien und die
Türkei. In Smyrna sind am 5. Januar 3 Cholerafälle er
worden. In Trapezunt wurden zufolge Mitteilung vom
Gelbfieber. Es gelangten zur Anzeige aus Trinidad: in Brighton am
8 8 — 12. Dezember v. J. 1
—
Er
Brasilien: in Ceara vom 1. bis 31. Oktober v. J. und in ernambuco vom 16. bis 31. Oktober je 1 Todesfall; Ecuador:
Milagro 1 und in Naranjito ] Erkrankung und 1 Todesfall
Pochen. Deutsches Reich. In der Woche vom 11. bis 17.
Januar in Neusalz (Kreis
Oesterreich.
Vom 28 Deze er 1913 bis 3. * 8 bertsterkeic ezember 1913 bis 3. Januar 1914 in
13 Erkrankungen.
Fleckfteber.
Oesterreich. Vom 28. Dezember 1913 big 3. Januar 1914 in
8 hörden notwendig. Sie sind erst im Dezember 1913 zu Ende ge⸗G
Buinen
im Oktober v. J. in Guavaquil 3 Erkrankungen, bafens in Masa gan. 212 996 Fr. für Beaufächtigung und Underdergesednen
Komitee tritt 1
teilung des Zuschlags zusawmen.
Mittags; — de 8
Genickstarre. 9.
Preußen. In der Woche vom 4. bis 10. Jan sind 4 Er⸗ krankungen (und 3 Todesfälle) in folgenden Regierungsbezirken lund Kreisen gemeldet worden: Aachen — (1) [Montjoie], Düssel⸗ dorf 1 [Mörs), Oppeln 2 (1) [Ratibor Land 1 (1), Rybnik 1],
1 Spinale Kinderlähmung. 8
Preußen. In der Woche vom 4 bis 10. Januar sind 4 Er⸗ krankungen in folgenden Re giterungsbezirken lund Kreisen)] an⸗ gezeigt worden: Luͤneburg 1 [Harburg Land], Potsdam 2 Nieder⸗ Sn 1 5 1 Sötes ig 1 ([Hadersleben].
1, Oesterreich. Vom 21. bis 27. Dezember v. J. in Nieder⸗ österreich 1 Erkrankung. . 8
1 Verschiedene Krankheiten 3 in der Woche vom 4. bis 10. Januar 1914. 16“
Pocken: Moskau 1, Warschau 7 Todesfälle; New York Odessa je 1, Warschau (Krankenhäuser) 7 Erkrankungen; rg. legle⸗ Nürnberg 25, Budapest 46, New York 251, St. P tersburg 25 Erkrankungen; Fleckfieber: Warschau 1 Todesfall; Odessa 3, St. Petersburg 2. Warschau (Krankenhäuser) 6 Erkrankungen; Milzbrand: Reg.⸗Bezirke Hildesheim I, Merseburg 2, Wien 1 Erkrankungen; Tollwut. Reg.⸗Bez. Oppeln 1 Er⸗ krankung; Influenza: Berlin 4, Nürnberg 1, Budapest 2, London 29, Moskau, New York je 8, Paris 10, St. Petersburg 5, Stockholm, Wien je 1 Todesfälle; Nürnberg 25, Kopenhagen 40, Odessa 25 Erkrankungen; Genickstarre: London 1, New York 4 Todesfälle; Christtania 2, New York 5 Erkrankungen; Fleisch⸗ vergiftung: Reg.⸗Bez. Schleswig 50 Erkrankungen (in Langelohe, Kreis Stormarn). Mehr als ein Zehntel aller Ge⸗ storbenen ist an Scharlach (Durchschnitt aller deutschen Berichtsorte 1895/1904: 1,04 %) gestorben in Beuthen — Erkrankungen wurden angezeigt im Landespoltzeibezirke Berlin 217 (Sladt Berlin 131), in den Reg.⸗Bezirken Arnsbera 134, Düsseldorf 167, Oppeln 102, Potsdam 101, in Stuttgart 25, Hamburg 49 Amsterdam (7. bis 13. Januar) 27, Budapest 94, Christiania 34, Edinburg 54, Kopenhagen 28, London (Krankenhäuser) 416, New York 148, Odessa 92, Paris 38, St. Petersburg 145, Rotterdam 34 Warschau (Krankenhäuser) 92, Wien 65; an Masern und Röteln (1895/1904: 1,10 %) gestorben in Bottrop, Elbing, Harburg, Thorn — Erkrankungen wurden gemeldet in Nürnberg 25, Hamburg44, Budapest187 Kopenhagen 98, New York 102, Odessa 45, Paris 24, St. Petersburg 139; an Diphtherie und Krupp (1895/1904: 1,62 %) gestorben in Berlin⸗Weißensee, Gladbeck, Zwickau — Erkrankungen kamen zur Anzeige im Landespolizeibezirk Berlin 191 (Stadt Berlin 104), in den Reg.⸗Bezirken Arnsberg 108, Düsseldorf 134, Schleswig 119, in Aunsburg 64, Hamburg 107, Amsterdam (7. bis 13. Januar) 29, Budapest 51, Christfania, Kopenhagen je 31, London (Krankenhäuser) 141, New York 270, Paris 29, St. Petersburg 86, Prag 36, Stockholm 28, Wien 69; an Keuchhusten gestorben in Pirmasens, Zabrze — Erkrankuugen gelangten zur Meldung in Kopenbagen 27, London bas 18 New York 41, Odessa 23. Ferner wurden Er⸗ rankungen gemeldet an T us in New York 36, Pari
St. Petersburg 83. 6 ö
Verdingungen.
Die näheren Angaben über Verdingungen, die beim „Reichs⸗ und Staatsanzeiger ausliegen, können in den Wochentagen in dessen Expedition während der Dienststunden von 9—3 Uhr eingesehen werden.)
Italien. 3. Februar 1914, Vorm. 10 Uhr: Königl. Präfektur in Cagliari. Neubau in Beton der Brücke über den Rio San Paolo zwischen Tertenia und Barisardo. Voranschlag 92 830 Lire. Zeug⸗ nisse ꝛc. bis 28. Januar 1914. Vorläufige Sicherheit 4000 Ltre⸗ “ der Zuschlagssumme. vire, 2. Februar 1914:B Eben da. Bef g v drutschunge lenas dis 8. atschtitte der Beabstane n 78 von entcüreden . dstraße Nr. 78 von Tortolt bis zur Grenze der Provinz. Voranschlag 68 000 Lire. Zeugnisse ꝛc bis 28. Januar 1914. Vorläufige Sicherheit 3000 Lire, endgültige 10 der Zuschlagssumme. Näheres in italtenischer Sprache beim „Neichs⸗ anzeiger“. 1 b 8 7. Februar 1914, Vorm. 11—12 Uhr: Bürgermeisteramt in Acquappesa. Bau einer Wasserleitung. Voranschlag 245 808,85 Lire. Zulassungsanträge und Zeugnisse ꝛc. bis 29. Januar 1914 Vorläuf ge Sicherheit 15 000 Lire, endgültige 0 der Zuschlagssumme. Näberes in italienischer Sprache beim „Reichsanzeiger“. 8
Niederlande.
„29. Januar 1914, 2 Uhr. Stadtverwaltung Lieferung der für das laufende Jahr
Drahtnägel, Spieker, Holzschrauben, Mutterbolzen, niere u 0,50 Fl. auf dem Geschäftszimmer des Stadtbaumeist der werktäglich von 9 bis 12 Uhr nähere Auskunft ertei
und andere kleine Eisenwaren. Die
(ognd J. Ee ndrac ht.
31. Januar 1914. Landbouwvereeniging
Zuinen (Provinz Drenthe): G sämereien sowie von etwa 2400 Ballen Thomasschlackenm dingungen sind gegen Erstattung der Portokosten dei G. Nieuw⸗Buinen erhältlich.
Lieferun
21
Türkei. Generaldirektion der Hedjazbahn in Ko gebung der Lieferung von 6400 Stück geschmiedeter T 980 kg. Stahldraht speziell für Federn We; kzeng Metallseile, 80 Schmelztiegel aus Grapbit, sjeder 40 g k gebote in versiegeltem Umschlag bis zum 5. Fedruar 1914 an nannte Generaldirektion, woselbst näheres. Sicherbeit 15 %.
und 4 88
Uruguav. Ministerium der öffentlichen Arbeiten: Verwaltung von Montevideo: Aufforderung zum Wettbewerd. 1. 2. des Fahrzeugs „Gangil 1“*. I1. Angebote werden erdeten nach die die Bewerber in täglich von 9 ½ Uhr dis 12 Uhr
Ausdesserung des Baggers „Uraanad! den Bedingungen und näderen Angaden, reau, Calle Ituzaingo Nr. 1512. mwerk S 5 8 MWorgen: Nachmittags einsehen koͤnnen. Die Angedete einzureichen und werden in diesem Burcau Nachmittags 4 Uhr, angenommen und zu der Bewerber geöffnet werden. . Verwaltungsrat des Hasfens. 2. 8 haltung und den Betrieb. Aufforderung zum Weltdemerd Ben von zwei Dampfbooten. Angedote werden erdeten zam Ban der zwei Dampfboote für den Gesunddeits- und Anfüchekdieonst im Deaien nadh den Bedingungen des Lastendestz, welches den Bexedern aüe Werktage von 10 Vorm. dis 5 N. m dem Baretaun Cahr Piedras 385 zur Cinsicht offen egt. Dre Amedode Fnd duf Stempelpapier einzureichen und werden e zum 10. März 1s 3, Uhr Nachm. in diesem Burean angenommen und zu darsjer Ieit dn Gegenwart der Bewerder geösnet werden. Das Baende t Honder sich beim Reichsanzeiger.
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Marokko. Comité Spécial de DAXABNX DabRes Ban ne Inaßen⸗ Kostenanschlog 2 1000 ür. eeietenh e d mM sI un amn IneA der Er. hende dim No⸗. Sode. Aearpien. Generglinspekter der Gefängnise M KAnrR . Dieserung den Sonen N &¶ sVärebemnäw 8
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