schiedenen Risiken einen höheren Beitrag erheben als in anderen Be⸗- rken. Um derartigen Unbilligkeiten vorzubeugen, wäre es wünschenswert, daß für die einzelnen Berufe besondere Beitragsstufen eingeführt werden. Jedenfalls muß gefordert werden, daß die Dienstboten nicht verpflichtet sind, Beiträge zu zablen, die dem Risiko, das die Kassen zu tragen haben, nicht entsprechen. Das Risiko des einzelnen Dienstboten bei einer wohlhabenden Herrschaft ist weit geringer als bei einer weniger begüterten Familie, da die ganze Ernährung und Lebenshaltung eine andere ist. Was die Befreiung von der Dienstbotenversicherung anbelangt, so bin ich der Ansicht, daß man hier nicht schematisieren darf, sondern daß man diese Frage nach den örtlichen Verhältnissen ntscheiden muß. Auch darin kann ich dem Vorredner beistimmen, daß es wünschenswert ist, daß die Dienstboten ihren Beitrag für die Versicherung formell selbst zahlen, daß also eine scharfe Trennung wischen Lohn und Beitrag stattfinden muß. Sie ist unbedingt not⸗ wendig, weil die Dienstboten sonst, wenn sie die Krankenkassen in Anspruch nehmen, glauben könnten, die Leistungen scien eine Wohltat, die der Arbeitgeber aus freien Stücken gibt. Dann halte ich es auch, für angebracht, daß die Herrschaften den Dienstboten frühszeitig Verständnis für die Art und den Zweck der Versicherung beibringen. Die sozialdemokratische Arbeiterbewegung kann man nur dadurch zurückdrängen, daß man die nationale Arbeiterbewegung, auch hier im Parlament, noch mehr als bisher unterstützt und fördert. Der Dienst⸗ botenberuf in der Landwirtschaft wird von den Söhnen und Töchtern unseres Volkes weniger hoch eingeschätzt als der selb⸗ ständige Erwerb. Dies liegt daran, daß es sich hier um persönliche Dienste handelt, und daß sich die Dienstboten dem Vorstande des Haushaltes unterordnen müssen. Aus diesem Grunde ist das Angebot für Dienststellungen außerordentlich zurückgegangen. Dieser Entwicklung müssen wir auf das entschiedenste entgegenarbeiten. Sie bedeutet für unsere Landwirtschaft und unser Kleingewerbe einen großen Schaden. Es ist auch aus diesen Gründen dringend zu wünschen, daß die Klagen über die Dienstbotenversicherung beseitigt werden; es ist dabei noch ein Unterton zu vernehmen gewesen, als gönne man den Dienstboten diese Versicherung nicht. Gewiß hat die Sozialpolitik viel Geld ge⸗ kostet, die Leistungsfähigkeit und der technische Fortschritt darf dadurch nicht unterbunden, sondern er soll dadurch sogar noch entwickelt werden. Die Arbeiter der christlich⸗nationalen Vereinigungen haben dafür volles Verständnis. Dennoch darf man doch nicht verkennen, daß der Ge⸗ danke der Fürsorge auch in der Dienstbotenversicherung einen zu⸗ treffenden Ausdruck gefunden hat. Wo gebessert werden kann, wird sicherlich gebessert werden; das meiste auf diesem Gebiete ist aber von der Selbstverwaltung zu erwarten.
Abg. Dr. Cremer inl.): Wir stellen uns vollständig auf den Boden der Reichsversicherungsordnung. Dieses Gesetz sollte be⸗ züglich der Arbeiterversicherung ein Ruhevpunkt werden; wir hatten einen gewissen Abschluß nötig, da eine Reihe anderer hochwichtiger Materien, wie das Wohnungswesen, die innere Kolonisation usw., unserer Mitwirkung harren. Wir wollen das große Werk der Reichs⸗ versicherungsordnung aber auch nicht kleiner machen, als es ist; wir wollen uns freudig dazu bekennen. An dem Gesetz wie an seinen Fehlern sind alle Parteien gleich schuldig und dafür auch gleich ver⸗ antwortlich. Die Dienstbotenversicherung mußte bei dieser Ge⸗ legenheit mitgeregelt werden, und sie war auch nichts absolut Neues. Daß bei der Durchführung eines so großen Gesetzes in der Praxis Mißgriffe vorkommen mußten, war selbstverständlich, und wir sind nicht geneigt, dies besonders tragisch zu nehmen. Ob dann schon die schwere Waffe einer Interpellation nötig war, erscheint mir doch fraglich. Meine politischen Freunde sind von den Erklärungen des Ministers durchaus befriedigt. Es handelt sich bei der Diensthotenversicherung um ungefähr 1 200 000 Versicherte. Es handelt sich da nicht um die vielen Dienstboten, die nebenbei auch gewerblich beschäftigt werden. Man hat von den armen Unter⸗ beamten gesprochen, die durch die Versicherung belastet werden. Tat⸗ sächlich sind sie gar nicht einmal so gestellt, daß sie in größerer Zahl Dienstboten halten können. Ebensowenig stellt die Dienst⸗ botenversicherung eine neue Belastung der Handwerker dar. Das Dienstmädchen des Bäckers trägt die Semmeln aus, das Dienstmädchen des Gastwirts putzt die Gaststube, das sind also alles ge⸗ werhlich beschäftigte Dienstboten, die ohnedies schon versichert sind Sechs Siebentel der Gesamtheit der Dienstboten stehen unter 30 Jahren, daher ist das Risiko außerordentlich günstig. Früher schon hat es eine anders geartete Versicherung gegeben, die wesentlich billiger arbeitete. Der einzige Umstand, der das Risiko größer macht, ist der, daß es sich in der Hauptsache um weibliche Dienstboten handelt, und daß eine große Anzahl von unebelichen Geburten zu erwarten ist. Die gesamte Lohnsumme der Dienstboten ist auf etwa 960 Millionen Mark zu veranschlagen, wenn man annimmt, daß im Durchschnitt jeder Dienstbote ein Einkommen von 800 ℳ hat. Der Beitragsanteil der Dienstboten an der Versicherung wird voraussichtlich in irgend einer Weise auf die Dienstherrschaften abgewälzt werden. Das ist richtig. Aber wegen einer Belastung von durchschnittlich etwa 1,30 ℳ im Monat glaube ich nicht, daß es heißen wird: „Jobhanna geht, und nimmer kehrt sie wieder“, sondern es wird heißen: „Johanna kommt, und sieh, da kehrt sie wieder!“ Ich halte es für sehr erzieherisch in sozialpolitischer Beziehung, daß die sozialpolitischen Lasten auch einmal von Kreisen getragen werden, die sonst bloß der Industrie sozialpolitische Lasten auferlegen. Es hat mich gefreut, daß heute auch Dr. Hahn hier erschienen ist und sich besonders industriefreundlich gebärdet hat. Aber ich muß doch sagen: „Quidquid id est, timeo Danaos et dona ferentes.“ Bei der Beurteilung der ganzen Frage kommt es natürlich nicht darauf an, ob nun sozialdemokratische Stimmen vermehrt werden oder nicht, sondern auf die Wirkung auf die ganze Volkswirtschaft. Die Lage der Dienstboten war in manchen Dingen sehr unerfreulich, besonders wenn es sich um unebeliche Ge⸗ burten handelte; aus meiner Praxis als Anwalt weiß ich, daß etwa 90 % der Kindesmorde darauf zurückzuführen sind, daß die Dienst⸗ boten nicht mehr aus und ein wissen. Ich will mich dabei nicht als Befürworter der Unsittlichkeit aufspielen; aber da wir nun inmal diese Erscheinung haben und die Kinder auch nicht entbehren können in einem Lande, wo die Geburten⸗ ziffer beständig zurückgeht, muß für Abhilfe gesorgt werden. Durch die Beteiligung an der Dienstbotenversicherung werden die Lasten des einzelnen auf eine große Zahl verteilt. Es ist unter allen Umständen ein großer Fortschrirt, daß die Fürsorge sich jetzt auf 26 Wochen erstreckt, statt, wie früher nach dem Bürger⸗ lichen Gesetzbuch, nur auf 6 Wochen. Es würde nicht richtig sein, die Beiträge stillschweigend auf die Arbeitägeber zu übernehmen; damit würden wir schlecht an dem Verantwortlichkeitsgefühl der Dienstboten handeln. Es ist zum Schaden des sozialen Gedankens überhaupt, wenn jetzt die jenkreise sich dem Versicherungsgedanken entziehen und
sich selbst versichern wollen; das kann zu recht unangenehmen Folgen führen, wenn z. B. plötzlich eine Epidemie eintritt Abonnentenverein auf einmal für eine sehr große Zahl zu sorgen hat. Dann sind seine Kassenbestände sehr bald erschöpft, ind was soll dann werden? Bei der Frage der Selbstversicherung †auf gewisse Lucken Rücksicht zu nehmen. Ich bitte, daß alle die Vereine von der Beitragspflicht befreit werden, die sich selbst mit weiter nichts beschäftigen als mit der Krankenpflege, also die Diakonissen⸗ vwereine usw.: deren Petitionen möchte ich dem Minister zur Berück⸗ ichtigung empfehlen. Dr. Hahn hat über die Ergebnisse der Kranken⸗ kasse waylen in Westfalen gesprochen, da will ich das eine hervorheben, daß die zunehmende Abwendung der Arbeiter von der Sozialdemokratie icht auf burrapatriotische Feste und Jubiläen zurückzuführen ist, sondern auf die wachsende Aufklärung. Ich hoffe, daß die Versicherung mit aller Eneragie durchgeführt wird, und daß auch die Presse sich der Sache mehr als bisher annehmen wird. 8 Abg. Dr. Mugdan (Fortschr. Volksp.): Bei der Beurteilung dieser Frage darf man nicht übersehen, daß in einem großen Teile des deutschen Naterlandes, namentlich in Süddeutschland und in einem
und der
8. sehr
vollständig unzulängliche gewesen. Dies gilt namentlich für Preußen. Der kleine Handwerker ist auf Dienstboten angewiesen, da seine Frau in vielen Fällen gezwungen ist, ihn in seinem Gewerhbe zu unter⸗ stützen. Alle diese Kreise sind, wenn sie auch noch so sozial gesinnt sind, nicht in der Lage, für ihr Dienstmädchen ausreichend zu sorgen. Deshalb war die Krankenversicherung für die Dienstboten eine un⸗ bedingte Norwendigkeit, und es ist falsch, zu glauben, daß der größte Teil der bürgerlichen Frauenwelt dieser Versicherung gegenüber sich etwa entgegenstrebend verbält; so rückständig sind sie nicht. Der größte Teil der ‚deutschen Frauen hat sich durch eigene Erfahrung überzeugt, daß es unbedingt notwendig ist, für die Dienst⸗ boten eine bessere Krankenversicherung einzuführen, als sie zur Zeit in Preußen bestand. Nun haben es der Handelsminister und mehrere Redner so hingestellt, als wenn die Dienstboten ein vorzügliches Risiko darstellten. Woher wissen sie das? Es mag sein, daß die Dienstboten in einzelnen Fällen gute Risiken sind. Aber bei einem großen Teil wird das nicht der Fall sein. Wenn von den un⸗ ehelichen Geburten mehr als die Hälfte auf die Dienstboten ent⸗ fällt, so ergibt sich schon daraus, daß diese Risiken keine guten sind. Dazu kommt, daß fortan ein großer Teil von Krank⸗ heiten, die bis jetzt nicht der Krankenfürsorge unterliegen, später den Krankenkassen außerordentliche Kosten v-rursachen werden. Der Vorschlag, die Dienstboten in Landkrankenkassen bineinzubringen, mag in manchen Städten vielleicht zweckmäßig sein. Es können aber dann unter Umständen außerordentlich leistungsunfäh’ge Kassen ge⸗ schaffen werden. Die Befreiungen von der Versicherungspflicht haben einen Teil der Landkrankenkassen in Ost⸗ und Westpreußen in eine außer⸗ ordentlich mißliche Lage gebracht. Wenn man so viele Anträge auf Be⸗ freiung stellt, so liegt der Grund einzig und allein in der Arztfrage. Die Arztfrage ist in Berlin z. B. vollständig ungenügend geordnet, noch mehr in Breslau, daher der Wunsch, von der Versicherungspflicht befreit zu werden. Wenn der Handelsminister sich bei den Landkrankenkassen für die freie Arztwahl erklärt hat, so wird er mir sehr schwer eine Antwort auf die Frage geben können, warum denn das, was für die Dienstboten richtig ist, nicht auch für die Maurer oder Schneider richtig sein soll. Soll man es den Dienstherrschaften in Breslau zumuten, daß z. B. in einer Vorstadt Dienstmädchen von einem Arzt behandelt werden, über dessen Verstand man im Zweifel ist, der überall die größten Dummheiten gemacht hat. Die Anstellung der Aerzte in Breslau ist durch den Kassenvorstand in einer Weise erfolgt, die ein großes Unrecht ist. Der Vorstand soll nach dem Gesetz gegen⸗ über den Mitgliedern handeln, wie ein Vormund gegenüber seinen Mündeln. Der Kassenvorstand von Breslau hat nicht wie ein Vor⸗ mund gehandelt, denn er hat seine Mitglieder einer Anzahl von Personen ausgeliefert, die gar nicht fäbig sind, das Erforderliche zu leisten, zum Teil Personen, die ihrem Charakter nach minderwertig sind, und Personen, deren Qualitäten vollständig ungenügend sind. Darum sind in dieser Stadt so viele Befreiungsanträge gestellt. Darum griff man zur Selbsthilfe, weil man wünschte, daß die Dienst⸗ boten nicht von Personen behandelt würden, zu denen man kein Ver⸗ trauen hatte. Die Schikanen, die hier in Berlin und den Vororten Befreiungsanträgen entgegengestellt werden, sind außerordentlich zu bedauern. Die Krankenversicherungsbehörden erblicken in den Anträgen auf Befreiung gewissermaßen eine Durchbrechung der Reichsversicherungs⸗ ordnung. Ich freue mich, daß auch über diese Frage heute Klärung eingetreten ist, und ich wünsche, daß durch die Anregung der Interpellation und durch die Erklärung des Ministers erreicht werden wird, daß auch dieser Zweig der Krankenversicherung zu der Blüte gelangen wird, wie man im Interesse des Vaterlandes nur wünschen kann.
Abg. Braun (Soz.): Aus den Ausführungen der Redner der Rechten klang eine gewisse Abneigung gegen die Krankenversicherung der Dienstboten heraus. Sie könnten teine Notwendigkeit anerkennen, die Diensthoten einer Krankenversicherung zu unterstellen. Die bis⸗ herigen Leistungen bei Erkrankungen von Dienstboten hingen vornehm⸗ lich ab von der Vermögenslage und den Charaktereigenschaften des Dienstherrn. Die Hauptsache ist aber, daß die Dienstboten jetzt im Erkrankungsfalle einen gewissen Rechtsanspruch gewonnen haben. Die Art der Tätigkeit der Dienstboten führt unter Umständen zu den allerschwersten Erkrankungen, die sie für die ganze fernere Lebenszeit schädigen. Aus dieser Erkenntnis heraus ist bei dem Gesetzgeber die Einsicht entstanden, daß die Versicherung den Dienstboten ebenso wie allen Arbeitern zuteil werden müßte. Wie sehr dies notwendig ist, ergibt sich auch daraus, daß die Räume, in denen die Dienstboten leben, häufig so sind, wie man sie in keinem Zuchthause findet, Räume, in welchen die Dienstherrschaft sich scheut, dauernd einen Hund unterzubringen. Der Staatssekretär des Innern hat auch im Reichs⸗ tage zugegeben, daß in vielen Fällen, wenn Dienstboten erkrankten, die Herrschaft gar nicht über einen Raum verfügte, um den er⸗ krankten Dienstboten unterzubringen. Aus Mangel an Mitteln, an Raum und an sozialem Verständnis war es der Dienstherrschaft bis jetzt nicht möglich, die Krankenpflege genügend durchzuführen. Darum mußte der gesetzliche Zwang eingeführt werden. Zuerst kam man mit der Privawwersicherung; diese hat aber nicht g Dienstherrschaft brauchte nur 6 Wochen für einen kranken Dienst und manchmal sogar noch weniger aufzukommen. Wenn bei einer Schwangerschaft oder einer ansteckenden Krankheit die Dienstboten entlassen wurden, waren sie dem Verderben geradezu preisgegeb Die durch den Hausherrn hervorgerufenen Schwangerschaften sind auch nicht sehr gering. Die Konservativen sind von Hause aus Gegn der Versicherung gewesen, obgleich sie uns gerade Feindschaft gege die Versicherung vorwerfen. Wenn nun aber doch einmal eine Ver⸗ sicherung nötig ist, so sollen nur die Landkrankenkassen in Frage kommen. Diese machen weniger Un 8 ie Beiträge werden nach dem Ortslohn erhoben, der i lgemeinen nicht den tatsäch⸗ lichen Verhältnissen entspricht. für die Land⸗
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auch ganz unzulängliche Krankheitssatze. eaukratie vor⸗ Es ist bemängelt worden, von Berufsgenossenschaften, zu tun sein. alle staatlichen Anstalten dem Ansturm so gewach Wenn anfangs an Beamten gespart wurde, s
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Teil der Hansestädte, die Dienstbotenversicherung schon besteht. Die sherige Dienstbotenfürsorge auf Grund der Gesindeordnung ist eine
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gegeben werden. Der sozialdemokratische Aerzteverein surde nic gegründet, um den angeblich sozialdemokrauschen Krankenkassen beis springen. In vielen Fällen standen in der Konfliktszeit zwische Aerzten und Kassen sozialdemokratische Aerzte als Führer an s Spitze ihrer Kollegen. Bei Bestehen der freien Arztwahl ist es zas sehr fraglich, ob die Dienstboten auch den Arzt der Herrschaft nehme Wir werden es ja sehen, ob die Landkrankenkassen wirklich überg die freie Arztwahl einführen. Die freie Arztwahl setzt dann ch voraus, daß sich auch jeder Arzt zur Verfügung stellt. Die weibliche Mitglieder der Krankenkassen stellen die weniger günstigen Risst dar, man kann also nicht davon reden, daß die Kassen durch die Arn⸗ nahme der Dienstboten besonders gefördert werden. Die Arbeiten versicherung basiert ja auf dem Ausgleich der verschiedenen Risiten will man die Dienstboten einseitig ausnehmen, so müßte für die Ä. beiter mit höherem Verdienst doch dasselbe geschehen; aber die aual fizierten Arbeiter verlangen das gar nicht, weil sie jenen Grundse⸗ respektieren. Was die Schöneberger Ortskrankenkasse getan hat, f vöollig ungerechtfertigt gewesen und wird auch von uns keineswegs g billigt; die Kasse hatte jeden Befreiungsantrag sachgemäß zu prifg und ihn nicht einfach ohne Angabe von Gründen formularmaßig abg weisen. Wenn aber bei der Allgemeinen Ortskrankenkasse in Bernn in wenigen Tagen 15 000 Befreiunsanträge einlaufen, so kann ein Kasse noch so vorzüglich organisiert sein, solchem Anspruch ist sie nich gewachsen. Sie hat sich denn auch auf andere Weise zu helfen gesush Jedenfalls kann man nicht von einem allgemeinen Mißsta sprechen. Einen Maßstab für die Leistungsfähigkeit des Antragstelle müssen die Kassen aber doch haben. Wenn ein Einkommen von 40 is 5000 ℳ verlangt wird, so erscheint uns das kein unbillige
Können die Herren nachher die übernommenen Pflichte
icht erfüllen, so kann die Kasse doch auch von ihnen nichts verlang
nd wäre eventuell selbst die Geschädigte. Es ist doch vorgekommn
daß ein Arbeitgeber die Befreiung mit dem Grunde motivierte, z er nicht in der Lage sei, die Beiträge zu zahlen! Es ist hingewiese worden auf einen Dienstherrschaftsverein in Breslau, der es sich;
belehren. Das ist verständlich; wenn aber weiter gesagt worden i dieser Verein zeige, wie opferwillig die Dienstherrschaft sei, so mes ich, diese Opferwilligkeit besteht darin, daß sie sich von den Bei⸗ drücken. Viele Familien halten sich ein Dienstmädchen, obwohl ij Einkommen vielleicht nur dazu ausreicht, sich mit ihren Kinde schlecht und recht durchzuschlagen, die aber aus einem verkekhr Standesgefühl heraus sich einbilden, sie müßten sich ein Dienst halten, weil es der Nachbar auch tut. Beamte, die ein Einko von 2400 ℳ haben, bilden sich ein, ein Dienstmädchen he müssen, sie tun es nur, um sich ein gewisses Relief zu hungern sich die Kosten ab und zwingen das Dienstmädchen hungern. Wenn ihnen dies jetzt durch das Gesetz etwas verleidet wit im Interesse der Dienstmädchen nur zu begrüßen. 2. Landkrankenkassen beständen, würde die Wahlagt
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sagt, wenn überall ion aus vielen Familien ferngehalten werden. D scheinlich. Gerade die Damen, die gar nicht versichert waren, habe am meisten Agitation gemacht und die Dienstboten gegen die S⸗ mokratie mobil gemacht. Am meisten ist es das Zentrum, das eidung für die eine oder andere Form der Versicherung von n Erwägungen abhängig macht; das Interesse für eine nkenfürsorge entscheidet nicht. Wir unserseits sind ja bestud politischen Einfluß in den Parlamenten zu erhohen, ab ie großen Massen des Volkes in ihrer wirtschaftlichen und zu heben. Deshalb treten wir dafür ein, daß die 2 Dienstboten in bester Weise durchgeführt wird. Deshs wir auch, daß der Minister die Dinge laufen läßt und Frrichtung neuer Landkrankenkassen hinwirkt. Gewiß bsversicherungsordnung eine Reihe vieldeutiger Bestim Praxis und Rechtsprechung geklärt werden müssen. n jemals Rechtsverhältnisse eintreten, so klar und d sich jeder Laie darin zurechtfindet? Bei diesem Ges smäßig gut gegangen. . r. Arendt (freikons.): Es ist ja sehr erfreulich, da so günstig über das neue Gesetz ausgesprock aben seine Freunde im Reichstage gegen das G Ich will ihm bei der vorgerückten Stunde auf das neiner politischer Erörterungen nicht folgen. Ich will nur Interpellanten unsere Befriedigung aussprechen über die rungen des Ministers und über den Verlauf der Debatte. Wennd Cremer gemeint hat, man hätte nicht schon drei Wochen vor führung des Gesetzes das schwere Geschütz einer Interpellati so bin ich entgegengesetzter Meinung. Ich gl. ührung sind geographisch vers 1 b 62 *
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vorden, daf d imen haben. Ja, aber in Be⸗ ar n hervorgetreten. Das liegt vor allen Ding⸗ ie Durchführnug hier eine ungleichmäßige gewesen ist. spri Rechtsgefühl. Dann möchte ich den Ministe aß er vielleicht auch ohne Eingemeindung das N at, um hier Wandel zu schaffen. Nach dem § 22 ersicherungsordnung ist der Minister durchaus in der itliche Regelung für Groß Berlin herbeizuführen Klagen beseitigen, allerdings für die allg as ja nicht zutreffen. Der Abg. Braun hat da Anwendung gebracht: Ja, Bauer, ist enwas Wort ist auch auf seine Rede durchaus anzume Aerzte sozialdemokratisch organisieren würden nochte ich einmal hören, welche Kritik hier überall von den Sozi kraten geübt würde. Nun hat der Abg. Braun eine Theorie über di reikbrecher entwickelt. Ich will folgen, ich wi : für die Streikbrecher interessi kensch. Es ich darauf an, daß der Schut G Wir können es in einen itswilligen von der Sozialdemokra s Abg. A. Hoffmann: Ma iese Maschinengewehre waren aben jedenfalls viel genützt und ver Es ist nicht richtig, daß die ärztliche O Hilfe zu bringen, wo ihr Beruf es er en und von der ärztlichen Organisation hdie Handhabung in den Krankenkass isen ein Vorgeschmack sein von der Ar Zukunftsstaate die Bürger behandeln auptsächlich die Auflehnung der Geister r. Wagner hat ausdrücklich betont. tion und Rede nicht um das Gesetz, nich t handelt, sondern lediglich um die Aus um die Art, wie die Leistungen auferlegt n sind wir durchaus einverstanden. Wir habe dagegen gestimmt wie die Sozialdemokraten, sondern dafür igen Tagen, am 21. Januar, habe ich im Reichstage ausgest die Reichsversicherungsordnung für das größte sozial ller Länder und aller Zeiten halte. Auf diesem Standpunk wir auch noch heute. Allerdings sind wir der Ansicht, daß die Sa seiten der Ausführung möglichst bald beseitigt werden müsse Frage, ob Land⸗ oder Ortskrankenkassen, ist lediglich eine Fr⸗ Ausführung, keine Frage des Prinzips. Was die Befreiung an so steht diese ja im Gesetz. Es ist gar nicht darüber zu ver ob diese Befreiung gut oder schlecht ist. Die Sozialdemokn meinem Freunde Dr. Wagner Mangel an Logik weil er gesagt hat, die Breslauer Dienstherrschaften sich zusammengetan. Er hat sie infolgedessen Drückeberger; 8 8
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No. 23.
erknz (Fortsetzung aus der Ersten Beilage.) Fa, dartun handelt es sich gar nicht. Es ist ja gerade vom Abg. Braun gesagt worden, daß diejenigen Arbeitgeber, die sich befreien lietzen, eine it größere Gefahr auf sich nehmen, und daß sie sich sehr schlecht dabei ben. Wenn man eine größere Gefahr auf sich nimmt, so ist ma b deswegen nicht ein Drückebenger. Es handelt sich nun darum, daß die Familien sich nicht von der Krankenkassenverwaltung in das Innere ihres Hauses hineinsehen lassen wollen. Die Familien wollen auch gar nicht mit der sozialdemokratischen Agitation in Be⸗ rübrung kommen. (Zuruf des Ab ff ss
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. A. Hoffmann: Da müssen ch dem Mond ziehen!) Hoffmann, nach dem Mond müssen Sie ziehen, wenn Sie den Zukunftsstaat erreichen wollen. Das itt hier auf dieser Welt gar nicht möglich. Aber es wird möglich sein, daß wir mit den Sezialdemokraten bald fertig werden. Sie sind auf dem besten Wege, sich selbst überflüssig zu machen. Dann hat der Akg. Brann die Berussgenossenschaften angegriffen. Es ist aber ein außer⸗ ordentlicher Unterschied zwischen den Krankenkassen und den Berufs⸗ genosserschaften. Bei den Berufsgenossenschaften zahlen die Mik⸗
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28 Den glieder allein sämtliche Kosten. Die Arbeiter zahlen gar nichts, und da muß man es wohl den Arbeitgebern überlassen, wie sie die von önen aufgebrachten Gelder verwenden wollen. (Zwischenruf des g. A. Hoffmann. Präsident Dr. Graf von Schwerin⸗ 1 2 bitte, die Zwischenrufe zu unterlassen, und tte den Abg. Hoffmann, von seinem Recht der Zwischen⸗ e nicht einen gar zu ausgedehnten Gebrauch zu machen.) ist von dem Abg. Braun mit Recht hervorgehoben worden, daß Berlin die Dienstbotenräume so schlecht sind. Aber es muß doch Hnach dieser Richtung hin anerkannt werden, daß sich hier viel ge⸗ ert hat. Es ist durch die neue Bauordnung, die seit 1887 besteht, ndere mit den kleinen Zwischendecken und Hängeböden ein Ende
üc worden. Diese sind im Aussterben begriffen. Eine Ab⸗ zung gegen die Dienstbotenversicherung besteht nicht. Graf Westarp im Reichstage erklärt, daß die Dienstbotenversicherung an sich timmung gefunden hat, und hat dies im Reichstage ausdrücklich rundet. Aber gegen die Ausführungsbestimmungen waren wir. r wollten nicht die Hmeinziehung der Dienstboten in die Orts⸗ kkenkassen. Wir haben gewünscht, daß die Dienstboten in den dkrankenkassen bleiben und daß das Befreiungsrecht aufrecht erhal⸗ bleibt. Auch jetzt neigt sich die öffentliche Meinung mehr und ehr dem Standpunkt zu, den die Parteien der Rechten damals ein⸗ ommen haben. Wenn das Gesetz noch einmal verhandelt würde, de es wahrscheinlich anders ausfallen. Ich möchte an den Mi⸗ ter die Aufforderung kichten, daß er seine gemachten Zusagen mög⸗ t schnell und möglichst umfassend durchführt, und daß er auf m Wege dieses große soziale Gesetz zu einer glücklichen Gestal⸗ bringt. Vor allen Dingen muß dafür gesorgt werden, daß die len Gesetze so durchgeführt werden, daß sie für den Arbeitgeber b sind. Wir dürfen die Leistungsfähigkeit der Arbeitgeber nicht
. In unsern bürgerlichen Kreisen wird Klage darüber ge⸗ daß man die Gesetze kaum noch begreifen kann und daß bezuüͤg⸗ der praktischen Durchführungen Anforderungen an die Arbeits⸗ gestellt werden, die manchmal das Mögliche überschreiten. Das uch im Volke ein vielempfundener Schaden. Wir haben jetzt im hstage durch den Staatssekretär Delbrück gehört, daß wir jetzt ine gewisse Ruhepause eintreten müssen, das ist auch tatsächlich vendig. Wenn hier gesagt wird, daß die Dienstbotenversicherung ur die wohlhabenden Klassen treffe, so ist das nicht der Fall. In 1 frage der Befreiung bin ich der Ansicht, daß es hier geradezu un⸗
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ist, wenn man die Befreiung lediglich an große Einnahmen und größere Vermögen knüpft. Ich bitte den Minister, zu erwägen, O nicht größere Erleichterung nach dieser Richtung geschaffen werden — Ich halte auch die Stellung einer Kaution an sich für keinen ießlichen Ausweg. Im übrigen zweifle ich nicht daran, daß, wenn Minister seine heutige Rede verwirklicht, es dann gelingen wird, das Gesetz zu einer allseitig befriedigenden Durchführung zu bringen. Hierauf wird ein Schlußantrag angenommen. Zur Geschäftsordnung bemerkt Abg. Graf von Spee (Zentr.): Ich bedaure sehr, daß man mir Wort abgeschnitten hat. Es ist doch nicht meine Schuld, daß die ein⸗ z Reden so lange gedauert haben. Ich hätte gern einige prin⸗ le Bemerkungen über die Reichsversicherungsordnung gemacht;
werde das bei anderer Gelegenheit nachzuholen versuchen. .
Abg. Dr. Mugdan sffortschr. Volksp.): Auch ich bedaure den Schluß der Debatte, es ist mir dadurch unmöglich gemacht, die un⸗
tigen Behauptungen des Abg. Braun über das Verhältnis von tankenkassen und Aerzten zurückzuweisen.
Damit ist die Interpellation und die Tagesordnung Schluß 4 ½ Uhr. Nächste Sitzung Mittwoch, 28. Januar, Mittags 12 ½ Uhr. (Etat für die landwirtschaftliche Verwal⸗ ung, das Landeswasseramt, die Gestüt⸗ und die Domänen⸗
Land⸗ und Forstwirtschaft.
Die 42. Plenarversammlung des Deutschen Landwirtschaftsrats
fndet vom 10. bis 13. Februar in Berlin statt. Auf der Tages⸗ ordnung stehen wichtige wirtschaftspolitische Fragen von allgemeinem nteresse, wie: 1) allmähliche Abstoßung der ausländischen Wander⸗ ebeiter durch Vermehrung der einheimischen Landarbeiterschaft und durch Verbreitung des maschinellen Landwirtschaftsbetriebet; 2) land⸗
h die Bewegung der Lebensmittelpreise seit 1900 in Deutschland, Ungarn, Frankreich, England, Belgien, Schweden, Rußland, den Ver⸗ einigten Staaten von Amerika usw.; 4) Aufgaben und Satzungen der neuen Buchführungsstelle des Deutschen Landwirtschaftbrats; 9 Zentralisation detz landwirtschaftlichen und gewerblichen Arbeits⸗ nachweises zum gegenseitigen Ausgleich der Arbeitskräfte; 6) Stellung sur Arbeitslosenversicherung; 7) Deutschlands Baumwollversorgung ind kolonialer Baumwollbau; 8) Schafzucht und Schafwollproduktion in Deutsch Südwestafrika; 9) Mißbräuche bei der Einfuhr russischer Futtergerste; 10) reichsgesetzliche Regelung des Verkehrs mit Futter⸗ mitteln, Düngemitteln und Sämereien usw.
Die Februartagung der Deutschen Landwirtschafts⸗
gesellschaft
om 16. bis 20. Februar) wird von der regen Pätigkelt, mlt ber auf allen Gebieten der Fortschritt in der Landwirtschaft ge⸗ ferdert wird, Zeugnis ablegen. Die Hauptversammlung wird den gestrebungen sowohl des Ackerbaues wie der Tierzucht gerecht werden. Sie bringt einen Lichtbildervortrag über automatische Fütterungs⸗ inrichtungen (von Lepel und von Bernuth) und elnen Nortrag über en Einfluß dver jeweiligen wirtschaftlichen Verhältnisse an; die sweckmäßigsten Bestellungsmethoben (Aereboe). In der Gefamt zusschußsitzung wird die landwirtschaftliche Augstellung in Kiew
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weite Beilage
chen Neichsanzeiger und Königlich Preußis
Berlin, Dienstag, den 27. Januar
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abteilung werden praktische Erfahrungen aus dem Gebiete der Dünger⸗ wirtschaft (Ebhardt), ferner neue Ziele bei Herstellung und An⸗ wendung von Dungstoffen (Stutzer) erörtert werden. Die Ackerbau⸗ abtetlung wird das Für und Wider der Dränage darlegen (Krüger und Bock), auch neuere’ Erfahrungen über Weidewirtschaft mit⸗ teilen (Schneider). In der Saatzuchtabteilung wird sich nach einem Bericht über die Sortenversfuche des Jahres 1913 (Hillmann) ein Vortrag mit der Bedeutung der primitiven und halbwilden Kulturrassen und der wilden Verwandten unserer Kulturpflanzen für die Pflanzenzüchtung befassen (Baur). Die Tierzuchtabteilung behandelt eine Fütterungsfrage: die Sorghumhirse, besonders als Gersteersatz für Schweinefutter (Hansen) und, soweit bisher feststeht, als allgemeinere Frage die Rinderzucht im intensiven Landwirtschaftsbetriebe (Mommsen). Die Betriebsabteilung wird über die Arbeiten der Studienkommission für Erhaltung des Bauern⸗ standes, Kleinsiedlung und Landarbeit (Ehrenberg) und gemäß den Beschlüssen der Oktoberversammlung über die Ausgestaltung des landwirtschaftlichen Kreditwesens durch Wirtschaftsberatung und Buchführungskontrolle (Frölich) verhandeln. Die Geräteabteilung berichtet über die Hauptprüfung der Kartoffelernter (Holldack) und der Getreidetrockner (Hoffmann) und unter Verwendung von Lcchtbildern über Kühleinrichtungen für landwirtschaftliche Erzeugnisse (Pollert). In der Kolonialabteilung werden die Aufgaben der kolonialen Pflanzenzüchtung (Fruwirth), unter Vorführung von Lichtbildern über Verwendung deutschen Zochtviehs in Deutsch Südwestafrika (Neu⸗ mann), feiner die Erforschung der Tsetsekrankheit (Schilling) be⸗ handelt. Die Obst⸗ und Weindauabteilung befaßt sich mit der Ab⸗ schätzung der Obstbäume (Becker) und mit der Bodenbea rbeitung im landwirtschaftlichen Obstbau (Schindler).
Zur Arbeiterbewegung.
In Wien finden, wie „W. T. B.“ berichtet, um die seit einiger Zeit herrschenden Streitigkeiten im Buchdruckergewerbe beizulegen, morgen im Handelsministerium unter der Leitung des Sektionschefs Dr. Mataja Besprechungen zwischen den Vertretern der Arbeitgeber und der Gehilfenschaft statt. Das Handelsministerium hat das Tarifamt der deutschen Buchdrucker zu Berlin eingeladen, einige seiner Mitglieder als Sachverständige zu den Besprechungen zu entsenden.
Aus London wird dem „W. T. B.“ gemeldet: Sir George Askwith, Chefkommissar für die Industrie, hat seine Vermittlung in dem Ausstaud der Kohlenarbeiter (vgl. Nr. 22 d. Bl.) ange⸗ boten. Die Kohlenträgerunion will sein Angebot heute in Erwägung ziehen; die leitenden Mitglieder des Kohlenhändlerverbands haben aber gestern schon erklärt, daß die Kohlenhändler mit einer Ausnahme fest entschlossen wären, keine weiteren Zugeständnisse zu machen, nachdem sie alles, was möglich gewesen wäre, bereits zugestanden hätten. Die Kohlenträgerunion hat gestern beschlossen, Erlaubnisscheine für die Ver⸗ sorgung der Krankenhäuser mit Kohlen auezustellen, falls die Ablieferung unter Aufsicht von Unionsmitgliedern geschteht. — Die Lage des Ausstandes zeigte gestern keine wesentliche Aenderung. Die Mehrzahl der Kohlenträger scheint zur Fortsetzung des Kampfes ent⸗ schlossen zu sein und hat das Anerbieten einer schiedsgerichtlichen Regelung durch die Londoner Handelskammer abgelehnt. Eine Anzahl von Leuten ist indessen zur Arbeit zurück⸗ gekehrt. Ferner steht eine Anzahl nichtorganisierter Arbeiter zur Verfügung. — Jafolge der Aussperrung im Bau⸗ gewerbe sind fast alle Bauarbeiten zum Stillstand gekommen. Als Antwort auf die Aussperrung, von der 37 000 Arbetter betroffen sind, die das Versprechen nicht unterzeichnen wollten, mit den Nicht⸗ organisierten friedlich zusammenzuarbeiten und im Uebertretungsfalle 20 ℳ Buße zu zahlen, hat der Gewerkschaftsverband der Arbeiter im Baugewerbe gestern abend beschlossen, einen Ausstand der 18 dem Verbande angehörenden Gewerkschaften nicht nur in London, sondern auch in der Provinz zu empfehlen. Durch den Ausstand würden Bleiarbeiter, Schmiede, Monteure, Elektromonteure, Anstreicher, Holz⸗ schnitzer und Bauschreiner betroffen werden und die Zahl der im Bau⸗ gewerbe feiernden Arbeiter würde auf 100 000 steigen.
In Mailand haben, wie die „Köln. Ztg.“ erfährt, die Straßenbahner gestern beschlossen, die Arbeit wieder aufzunehmen, aber solange jeden Sonntag zu feiern, bis ihre Forderung angenommen worden ist (vgl. Nr. 21 d. Bl.). 18
Kunst und Wissenschaft.
Die Natur der Vulkangase. Die gasigen Stoffe, die ein Vulkan ausatmet, können von sehr verschiedener Art und Zusammen⸗ setzung sein. Im allgemeinen werden sie schon durch ihre hohe Temperatur zerstörend insbesondere auf alles Leben wirken. Außer⸗ dem besitzen sie aber häufig gerade giftige Eigenschaften. Wurde doch eine solche Wolke giftiger Vulkangase der Stadt St. Pierre auf Martinique zum Verhängnis, indem sie in einigen Sekunden die gesamte Einwohnerschaft vergiftete. Der Vulkan, an dem sich die gasigen Ausatmungen verhältnismäßig am bequemsten studieren lassen, ist der berühmte Kilauea auf Hawai, wie denn über⸗ haupt die Vulkane dieser Inselgruppe trotz ihrer hochgradigen Tätigkeit im Vergleich zu den japanischen und den anderen als fast gemütlich bezeichnet werden könnten. Immerhin versichern die beiden Forscher Day und Shepherd, die ihre Untersuchungen über die Gase des Kilaueakraters jetzt der Pariser Akademie der Wissenschaften vorgelegt haben, daß sie dabei auch mit großen Schwierigkeiten und erheblichen Gefahren zu kämpfen hatten. Sie mußten in den Krater selbst steigen, um die Gase in reinem Zustand zu gewinnen, und diese hatten oft eine Temperatur von mehr als 1000 Grad. Die wichtigste Feststellung, die diesen Forschern zu danken ist, besteht in dem Nachweis von Wasserdampf. Damit wird die berühmte Theorie als falsch erwiesen, nach der die vukanischen Gasquellen von großer Hitze frei von Wasserdampf sein sollten. Dieser geht zweifellos unmittelbar aus den glühenden Lavamassen hervor, und damit wird auch die Annahme widerlegt, daß die Dampfatmungen der Vulkane auf Regenwasser zurückzuführen wären, das in das Innere des Kraters oder seiner Umgebung gelangte und nun durch die Hitze verdampft wird. Der letzte Einwand, der durch die Zuverlässigkelt der neuen Untersuchungen und zugunsten der freüheren Auffassung erhoben werden könnte, würde darin bestehen, daß das Wasser erst durch die Ver⸗ bindung des stets in den vulkanischen Gasen enthaltenen Wasserssoffs mit dem Sauerstoff der Luft entstände. Die Forscher haben aber bet dem Einsammeln der Gase so große Vorsicht beobachtet, daß eine solche Annahme höchst unwahrscheinlich bleibt. Uebrigens kommt noch hinzu, daß es über Hawai äußerst selten regnet.
Gesundheitswesen, Tierkrankheiten und Absperrungs⸗ masßzregeln. 8 Türkei.
-9— internatlonale Gesundheitsrat in Kounstantinopel bat die für die Herkünfte von Rodosto angeordnete ärztliche Unter⸗
1913 behandelt werden (Hansen). ön der Haͤnger⸗
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Rußland. Die russische Kommission zur Bekämpfung der Pestgefahr hat die Stadt Pokohama in Japan für pestfrei, und die Distrikte Ilfow, Teleorman, Dolsh, Romanaz, Giurgewo, Jalo⸗ miza, Braila, Kowurlui, Olt, Wlaska, Megedenz, Tutowa, Bakau, Bukarest,⸗Takutschi und Putna sowie die Stadt Konstanza in Rumänien für cholerafrei erklärt.
Theater und Musik.
Im Königlichen Opernbhause geht morgen, Mitlwoch,
auf Allerhöchsten Befehl als Phéàtre paré-Vorstellung „Kerkyra“* in Szene. Frau Willig, Fräulein Ressel, Fräulein Schönfeld sowie die Damen Artt de Padilla und Peter sind mit den Herren Sommerstorff, Kraußneck, Pohl, von Ledebur, Geisendörfer, Mühl⸗ hofer, Mannstädt, Zimmerer, Eichholz und Philipp in den Haupt⸗ rollen beschäftigt. Die korfiotischen Nationaltänze im 11. Akt werden von den Solotänzern und dem Ballettkorps ausgeführt. — Eine Vorstellung von ganz besonderem Interesse dürfte die des „Barbier von Sevilla' sein, die am Donnerstag, den 29. d. M., stattfindet. In die ser wird John Forsell den Figaro, Hermann Jadlowker den Almaviva und Frau Andrejewa⸗ESkilondz die Rosine singen. In den übrigen Hauptrollen sind die Herren Schultz und Schwegler sowie Frau von Scheele⸗Müller beschäftigt. Dirigent ist der Kapellmeister von Strauß. — Die Ausgabe der Dauerbezugskarten für den Monat Februar 1914 zu 20 Opern⸗ und 28 Schauspielvorstellungen in den Königlichen Theatern findet am 29. und 30. Januar d. J, Vormittags von 10 ½¼ bis 1 Uhr, in der Königlichen Theaterhauptkasse im Königlichen Schauspielhause (Eingang Jägerstraße), und zwar nur gegen Vorzeigung des Dauer⸗ bezugsvertrags statt. Es werden am 29. Januar nur die Karten zum I. Rang und Parkett und am 30. Januar diejenigen zum II. Rang bezw. Balkon und III. Rang bezw. 2. Balkon ver⸗ abfolgt. Im Interesse einer schnelleren Erledigung der Ausgabe wir ersucht, den Geldbetrag abgezählt bereit zu halten.
— . 8 8 Konzerte.
Recht erfreuliche Ergebnisse hatte ein am Donnerstag von „ Marguerite Melville mit dem Philharmonischen Orchester im Beethovensaal gegebenes Konzert. Die junge Dame zeigte sich im Besitze einer zwar noch nicht unfehlbaren, aber bereits hochentwickelten Technik, die sie in den Stand setzt, die Klavierkonzerte in F⸗Moll von Chopin und in G⸗Moll von Saint⸗Sauns sowie die Symphonischen Vartationen von César Franck in sehr an zuerkennender Weise zu Gehör zu bringen. Auch in musikalischer Hin⸗ sicht förderte sie die künstlerischen Feinbeiten größtenteils mit gutem und sicherem Gefühl zutage, besonders in Chovins Werk zeigle sie reichen Ausdruck und feinpoetischen Anschlag. Der Orchesterpart, be-⸗ kanntlich die Achillesferse Chopins, ist von R. Burmeister neu instru-⸗ mentiert worden; im Geiste des Komponisten gehalten, zeigt das neue Gewand eine ungleich reichere Ausnutzung der Orchesterklangfarben. Der Kapellmeister Camillo Hildebrand war der Solistin, die manchmal allerdings äußerlich eine größere Unabhängigkeit vom Takt⸗ stock des Dirigenten zeigen könnte, ein anschmiegsamer Begleiter und hatte die Orchesterbegleitung wundervoll abschattiert. Fragwürdiger waren die Eindrücke, die man in einem Konzert empfing, das Rudolph Tobias gleichzeitig in der Königlichen Hoch⸗ schule für Musikmit dem Blüthner⸗Orchester veranstaltet halte und in dem Elisabeth Ohlhoff (Sopran), Minna Tube (Alt), Erich Suckmann (Tenor), Gottfried Krüger (Bariton), der Hof⸗ und Domorganist Professor Otto Becker und ein gemischter Chor mitwirkten. Mit Ausnahme der Passacaglia für Orgel von Bach wurden ausschließlich Werke aus der Feder des Konzertgebers aufgeführt. Schon die Wledergabe der Bachschen Orgelkomposition seitens des Dtrigenten war nicht mehr als eine Durchschnittsleistung, und seine Kompbsitionen waren erst recht nicht höher zu bewerten. Nirgends ein klarer Aufbau, überall mosaikartiges Gefüge, dem man anmerkt, daß dieser und jener große Tonsetzer dem Verfasser als Vorbild gedient hat. Alle seine Arbeiten kranken an Gedankenblässe, sind stellenweise so leer und wenig charakteristisch instrumentiert, daß ihre Schwächen noch mehr zutage treten. Am geschicktesten und instrumental klangvollsten waren noch die Chorwerke: zwei Fragmente aus der Kantate „Ecclesia“, eine „Arietta“ und ein „Rache⸗ pfalm-, die von dem mitwirkenden Chor und’ dem Orchester mit großer Wärme wiedergegeben wurden. An der Orgel begleitete meisterlich Professor Otto Becker. Ein Liederabend von Lotte Rosenbaum im Meistersaal bot (Donnerstag) viel Anregung. Die Sängerin begann mit einer Arie aus „Ernani“, der sie Lieder von Wolf, Schubert und Brahms folgen ließ. Die Leichtigkeit der Tongebung, die Frische des Klanges kamen besonders in der leichteren Liedart gut zum Ausdruck. Der Vortrag war eindrucksvoll, wie der leb⸗ hafte Beifall bezeugte, insonderheit bei „O liebliche Wangen“ von Brahms, welches Lied wiederholt werder mußte. — Ein, gleichfalls am Donnerstag, von Erich Augsvach im Choralionsaal veranstalteter Liederabend fand freundliches Ent⸗ gegenkommen, obgleich die Kunst des Sängers noch in der Ent⸗ wicklung begriffen ist. Die Stimme klang zwar kräftig aber — vielleicht infolge einer Indispofitton guffallend raub; sie wurde aber mit Geschick behandelt und zeigte auch eine gewisse Modulations⸗ fähigkeit. Den Ausdruck nahm der Sänger noch zu schwer. Heiter⸗ keit und Laune wollten nicht recht zum Durchbruch kommen. Im ganzen konnten die gesanglichen Leistungen gefällen; sie erfreuten auch sichtlich die Hörer, die lebhaft Beifall klatschten.
Die vortreffliche Pianistin Margarethe Ansorge gab am Freitag im Bechsteinsaal einen Klapiexabend, der sich lebhafte Zuspruchs erfreute. Die Dame begann mit zwei Elegien von Busont, denen sie die F⸗Dur. Sonate ihres Gatten folgen ließ; die schwer⸗ mütige und schwerblütige Arbeit Conrad Ansorges fand wohl ge⸗ bührende Anerkennung, aber erwärmt haben die schwankenden melodischen Formen die Zuhörer wohl kaum; untadelig wa 1 Wiedergabe des Tonstücks, bei der die Kuͤnstlerin die Feinheit ihres Musikgefühls, die Vornehmbeit ihrer Auffassung untadelig de⸗ kundete. Der tiefe Ernft, die volle Hingabe, mit der sich die Künstlerin in ihre Aufgahen versenkt, kamen auch in Beethovens „Waldsteih⸗ Sonate“ und Chopins Tondichtungen wirkungsvoll zur Geltung.
Schoͤne Wirkungen gingen am Sonnabend in der Sing⸗ akademie von den Violsnvorträgen des jugendlichen Geigers Wor’s Kroyt aus. Er spielte, begleitet vom Philharmonischen Orchester unter Camkllo Hildebrands kundiger Leitung, In erster Stelle Spohrs A-⸗Moll⸗Konzert und zum Schluß Vruchs G.Moll⸗Konzert; sein zarter Geigenton klang weich und sangr 89 und gab lyvrische Stimmungen willig wieder; für gesteigerte Ge⸗ füblsausdrücke febhlt noch die physische wie guch die eellUche Kraft. Der Klang seines Instruments hatte Müde, sud dehe Orchester gegenüber zu bdehaupten, odgkeich mit poßer ZurücHk haltung bealeitet wurde. Interessant gestaltete sich, die, Wowe⸗ führung eineeẽ neuen Konzerts in D. Myll ur Wioline vnd Orchester von Gustav Hollaender; der Wolmpart dod 88 wirkungsvoll vom orchestralen Hintergrund Ad; er war mit groher
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