Siemersdorf bei Tribsees in Pommern.
empfohlen werden könne und daß sie nur zum Großbetrieb geeignet sei. Ganz ähnlich wie in Pretzsch, wenn auch vielleicht nicht dauernd, aber jedenfalls zurzeit, liegen die Verhältnisse im Falle der Domäne Der Landwirtschaftsminister hat mit vollem Recht zurzeit abgelehnt, die Domäne aufzuteilen. Daß die Aufteilung dieser Domäne zu Zwecken der inneren Kolonisation im übrigen nicht gänzlich aufgegeben ist, geht aus den von der Regierung gemachten Mitteilungen hervor. Es wird dann aber auch ⸗Fälle geben, in denen eine teilweise, eine partielle Aufteilung möglich ist, und solche partiellen Aufteilungen sind auch mit Freuden zu begrüßen. Dadurch werden die in ihrer Entwicklung bedrohten Städte in die Lage versetzt, die bäuerlichen Ansiedlungen wieder aufzunehmen und Fischer und Hand⸗ werker durch Zuweisung von Land in ihrer wirtschaftlichen Tätigkeit zu stärken. Aber bei einer solchen partiellen Aufteilung muß vor allen Dingen auf den Zustand und den Wert der Gebäude Rücksicht ge⸗ nommen werden, die sich auf der Domäne befinden, und gerade der Zustand der Gebäude war es, der eine Aufteilung der Domäne Krumm⸗ wohlau in Schlesien unzweckmäßig machte. Aehnliche Gründe lagen vor bei der Ablehnung der Aufteilung der Domäne Philippshagen auf Rügen. Wenn auch nationale Gesichtspunkte im Vordergrunde stehen, so dürfen doch die wirtschaftlichen Gesichtspunkte unter keinen Umständen außer acht gelassen werden. Einer Kolonisation coüte que coüte können wir nicht das Wort reden. Es kommt auf eine Musterkolo⸗ nisation an, an der sich die anderen mit der inneren Kolonisation be⸗ faßten Körperschaften ein Beispiel nehmen können. Schlechte Wirt⸗ schaften würden das ganze Werk gefährden. Der Abg. Hoff bemängelte die retardierende Tendenz bei der Regierung, während in Rußland schon soundsoviele Hektare für die innere Kolonisation zur Ver⸗ fügung gestellt worden seien. Russische Zustände haben wir Gott sei Dank nicht. Der Vorwurf des Abg. Hoff scheint mir aber unbegründet, denn von 1902 bis 1912 hat der Domänenfiskus 62 Domänen mit 29 716 ha für die innere Kolonisation zur Verfügung gestellt, also in einem zehnjährigen Zeitraum, in dem die innere Kolontsation noch nicht so im Vordergrund stand. Im Jahre 1902 hat der Fiskus 19 Do⸗ mänen mit 7940 ha für die innere Kolonisation zur Verfügung ge⸗ stellt. Der Staat kann aber nicht allein für die innere Kolonisation sorgen, diese Aufgabe liegt auch den großen Kommunalverbänden ob, die ja zum Teil großen Grundbesitz haben. Die Stadt Stralsund hat 16 942 ha Domanialbesitz, also 64 000 Morgen, Greifswald hat 10 837 ha oder 40 000 Morgen Domanialbesitz. Erfreulicherweise haben diese Städte angefangen, aufzuteilen und innere Kolonisation zu betreiben. Diese Beispiele sollten beachtet werden. Man kann nicht vom Staat alles verlangen, die Hilfe der Kommunalverbände muß dazu kommen, alle müssen in dieser eminent nationalen Frage zusammenwirken. Der Domänenverwaltung kann also nicht der Vorwurf gemacht werden, daß sie ihre Aufmerksamkeit der inneren Kolonisation nur widerwillig und in zu geringem Maße leihe, die Grundsätze der Regierung ver⸗ dienen vielmehr Billigung. Deshalb geht uns auch der Antrag Boisly etwas weit, hböchstens könnten wir den Punkt a. der Budget⸗ kommission seiner allgemeinen Fassung muß der Antrag in die Kreise der Domänenpächter Beunruhiquug hineintragen, er kann dazu führen, daß diese in bestem Sinne bodenständigen Elemente uns locker gemacht werden, und daß die Bewirtschaftung der Domänenvorwerke sich zum Schaden der Staatsfinanzen und der ganzen deutschen Volkswirtschaft verschlechtert. Mit berechtigtem Stolz können wir auf unseren Domänenpächterstand blicken, mit Stolz auch auf die zahlreichen Familien, die seit mehr als 100 Jahren auf ihrer Pachtung sitzen, und sie wie ihr Eigen pflegen. Dadurch sind unsere Musterbetriebe ent⸗ standen, die unserer Landwirtschaft zur Zierde gereichen. Diese staatserhaltenden Elemente dürfen nicht ohne weiteres an die Wand gedrückt werden. Der Staat hat ein vitales Interesse daran, den Domänenpächterstand im ganzen als das zu erhalten, als was er sich in schweren Zeiten unseres Vaterlandes bewährt hat. Wir haben zu dem Minister das Vertrauen, daß er richtig verfahren wird, und wir bitten ihn, bei der Wahrnehmung aller berechtigten Interessen in der Frage der inneren Kolonisation auch den berechtigten Interessen dieser alten Pächterfamilien möglichst Rechnung zu tragen und, wenn einmal ein alter Pachtbesitz aufgeteilt wird, wenigstens durch rechtzeitige Benachrichtigung eine Verwertung des Inventars zu ermöglichen.
Abg. Thurm (fortschr. Volksp.): Ein Ortsvorsteher aus meinem Wahlkreise hat im vergangenen Jahre nach den Wahlmännerwahlen eine öffentliche Danksogung an mich veröffentlicht, hoffentlich hat mir das
cht geschadet, ihm wird es jedenfalls nichts genutzt haben. Er ist ein Ehrenmann, und es würde mir außerordentlich leid tun, wenn ihm nun das Pachtland, das er hat, entzogen würde. A
überweisen, was ich hiermit beantrage. In
rde. Wir münschen Auf⸗ eilung von Domänen nicht als Feinde des Großgrundbesitzes, sondern eil wir eine glückliche Mischung von Großgrundbesitz und Kleinbesitz haben wollen. 8 1 11 Abg. Boisly (nl.): Wir hatten unseren Antrag, der die Förde⸗ rung der inneren Kolonisation bezweckt, ursprünglich als selbständigen Antrag eingebracht, der im Zusammenhange mit der inneren Koloni⸗ sation zur Verhandlung gekommen war. Er hängt aber zweifellos mit dem Etat der Domänenverwaltung zusammen, und deshalb ist er jetzt hier mit zur Debatte gestellt worden. Wir sind dagegen, daß durch die übermäßige Ausdehnung des Großgrundbesitzes die glück⸗ liche Mischung von Großgrundbesiz und kleinem Besitz ver⸗ schlechtert wird. Es läßt sich nicht verkennen, daß die zahlreichen vom Großgrundbesitz herangezogenen polnischen Arbeitskräfte sittlich tief unter unserer protestantischen Bevölkerung stehen. Namentlich in der Provinz Sachsen ist der Großgrundbesitz übermäßig groß, und es wäre angebracht, dort mit Aufteilungen von Domänen vorzugehen. Es ergeben sich schwere Mißstände in vielen Gemeinden, deren Vorteile von den Arbeitern der großen Güter genossen werden, während diese zu den Lasten nicht herangezogen werden können, ab⸗ gesehen von dem Schulbeitrag, weil nicht eingemeindet werden kann. Wir wollen darauf achten, daß der Latifundi nbesitz nicht immer und immer mehr sich ausdehnt. Deshalb soll bei jeder Neuverpachtung eine Prüfung eintreten, ob die betreffende Domäne sich nicht etwa zur g †½ 8 4 — era - 2 G — ¹ Aufteilung oder zur Verpachtung in kleineren Parzellen eignet. Dabei sollen nicht nur die großen Besitzer gehört werden, sondern auch die Kommunalbehörden, die Ansiedlungsgesellschaften usw. Ich bitte Sie, unseren Anttag anzunehmen; ich glaube, Sie werden damit nicht nur den Bauern unserer Gegend, sondern der gesamten deutschen Land⸗ wirtschaft einen großen Dienst erweisen.
Minister für Landwirtschaft, Domänen und Forsten Dr Freiherr von Schorlemer:
Meine Herren! Von den verschiedenen Herren Vorrednern ist bezüglich einzelner Domänen ein so reichhaltiges Material hier vor⸗ gebracht worden, Ldaßkich mich genötigt sehe, die Beantwortung dieser Fragen dem Herrn Ministerialdirektor Brümmer zu überlassen. Ich selbst möchte nur grundsätzlich zu der Frage der Abgabe und Auf⸗ teilung von Domänen für die Zwecke der inneren Kolonisation mit einigen Worten Stellung nehmen.
Schon im vorigen Jahre ist mir der Einwand begegnet, daß in Preußen überhaupt und speziell seitens der Domänenverwaltung nicht genug geschehe, und es ist dabei auf Rußland hingewiesen worden, wie das gestern auch Herr Abg. Hoff getan hat. Ja, meine Herren, Rußland soll nach Zeitungsnachrichten über 3 420 000 ha aufgetellt haben, angeblich in wenigen Jahren. Der ganze preußische Domanialbesitz beträgt nur wenig über 400 000 ha. Wir sind infolgedessen selbst in einer langen Reihe von Jahren gar nicht in der Lage, es den Russen gleich zu tun! Aber ich möchte nun doch auch bezweifeln, ob die preußischen Verhältnisse mit den russischen zu vergleichen sind! (Sehr richtig! rechts.) Man darf sich auch durch diese enorme Größe des aufgeteilten Grundbesitzes in Rußland nicht so sehr imponieren lassen; soweit ich
das sich bisher in gemeinschaftlichem Eigentum befand und jetzt ein⸗ fach unter die bisherigen Pächter und Nutznießer geteilt worden ist. (Sehr richtig! rechts.) Ja, meine Herren, wenn das bei uns ebenso gemacht werden könnte, dann würde ich mich auch ohne weiteres bereit erklären, in wenigen Jahren eine Million Hektar aufzuteilen; aber hier bei uns muß das Land für die Kolonisation teilweise erst unter großen Schwierigkeiten beschafft werden.
Nun ist die Domänenverwaltung, worauf ich schon im vorigen Jahre hinweisen konnte, der inneren Kolonisation durch Hergabe von Domänen meiner Ansicht nach genügend entgegengekommen. Im Jahre 1913 sind, wie schon erwähnt worden ist, 19 Domänen in der Gesamtgröße von 7545 ha zur Aufteilung abgetreten worden.
Meine Herren. wenn Sie berücksichtigen, daß in demselben Jahre
29 Domänen mit 11 956 ha verpachtet worden sind, so kommt die zur Kolonisation verkaufte Fläche der verpachteten ziemlich nahe; und aus dem Geschäftsbericht der „Eigenen Scholle“ in Frankfurt a. Oder für das Jahr 1913 bitte ich zu entnehmen, daß die „Eigene Scholle“ im Jahre 1913 ca. 49 % ihres erworbenen Grundbesitzes vom Domänenfiskus erhalten hat.
Wie die Berichte der Ansiedlungskommission und der übrigen Kolonisationsgesellschaften ergeben, liegt, abgesehen von den Domänen, in den östlichen Provinzen auch sonst eine Menge Land am Markte, und es kommt nur darauf an, ob es sich für die Kolonisation eignet und ob es zu einem Preise zu erwerben ist, der die Ansetzung von Ansiedlern, die sich nachher auch auf ihrer Scholle ernähren können, ermöglicht.
Wir müssen doch auch vom Standpunkt der Domänenverwaltung im Auge behalten, daß es sich bei der Frage der inneren Kolonisation nicht um die Zerschlagung des Großgrundbesitzes, sondern nur darum handeln kann, ein besseres Verhältnis zwischen großem, mittlerem und kleinerem Besitz herzustellen. (Sehr richtig! rechts.) Ich würde es für geradezu verhängnisvoll halten, wenn das Programm allgemein auf Aufteilung der Domänen lauten sollte! Damit würde man in manchen Gegenden den Großgrundbesitz, der vielfach vorwiegend aus Domänen besteht, zerstören, den kleineren Grundbesitzern die Beispielswirtschaeft nehmen, und ebenso es häufig unmöglich machen, die vielen Ehrenämter, die in Kreisen und Gemeinden wahrzunehmen sind, in den richtigen Händen zu er⸗ halten. Das wäre geradezu eine Undankbarkeit auch gegenüber dem Stande der Domänenpächter, die Großes in unserm deutschen Vater⸗ lande geleistet haben (Bravo!), und auch weiterhin zu leisten berufen sind. Ich habe ja heute sogar die Genugtuung gehabt, daß in dieser Beziehung der Vertreter der Sozialdemokraten, der Herr Abg. Hofer, ausdrücklich dem Abg. Hoff entgegengetreten ist. (Hört! hört! rechts.)
Meine Herren, denken Sie an rheinische Verhältnisse, die auch schon früher hier zur Sprache gekommen sind. Dort fehlt es in manchen Bezirken geradezu an größeren und mittleren Besitz! Aus der Zeit meiner Tätigkeit als Oberpräsident ist mir bekannt, daß geeignete Personen für die Kreis⸗ und Gemeinde⸗ ehrenämter kaum noch zu gewinnen waren. (Sehr richtig! rechts.) Infolgedessen herrschte bis in die Kreise der nationalliberalen Partei am Rhein Uebereinstimmung dahin, daß nichts notwendiger sein würde, als der weiteren Zerstücklung des mittleren und bäuerlichen Besitzes entgegenzutreten und ihn, wenn möglich, auch durch eine Anerbengesetz⸗ gebung im Besitze der bisherigen Eigentümer zu erhalten. (Sehr richtig!)
Daß in der Provinz Sachsen die Verhältnisse besonders schwierig liegen, und daß dort nicht mit Unrecht darüber geklagt wird, daß die bäuerliche und die kleinbäuerliche Bevölkerung in den letzten Jahren nicht unerheblich abgenommen hat, ist mir wohl bekannt! (Hört, hört! links.) Aber dabei ist nicht außer acht zu lassen, daß die Provinz Sachsen sich vorwiegend mit Rübenbau befaßt und dort infolgedessen der Grundbesitz mit der Zuckerfabrikation in einem Zusammenhang steht, der in vielen Fällen eine Aufteilung des Groß⸗ grundbesitzes verbietet. Die kleinen Ansiedler würden nicht in der Lage sein, Zuckerrüben anzubauen, und andererseits können die Zucker⸗ fabriken nicht die nötige Anzahl Morgen für den Rübenbau ent⸗ behren, weil sie sonst nicht mehr existenz⸗ und konkurrenzfähig bleiben würden. Es stehen also wirtschaftliche Werte in Frage, deren Er⸗ haltung im einzelnen Falle wichtiger sein kann, wie die Auf⸗ teilung der Domänen. Ich danke dem Herrn Oberpräsidenten von Hegel, daß er sich mit anerkennenswertem Eifer auch der Frage der Förderung des Kleinbesitzes in der Provinz Sachsen angenommen hat. Seinen Bemühungen ist es zu danken, daß auch dort die Kolonisationsgesellschaft Sachsenland ins Leben getreten ist. Ich hoffe, daß die Arbeit dieser Gesellschaft nicht vergeblich sein und zur Vermehrung des mittleren und kleineren Besitzes in der Provinz Sachsen beitragen wird.
Wenn ich mich nun mit einigen Worten zu dem Antrage des Herrn Vorredners wende, so möchte ich zunächst darauf hinweisen, daß bereits durch einen Erlaß vom 1. April 1875, der auch jetzt noch volle Geltung hat, die Regterungen angewiesen sind, vor der Ver⸗ pachtung jeder Domäne ausdrücklich zu prüfen, ob die Domäne sich zur Aufteilung und Besiedlung eignet. Ich bin über diesen Erlaß vom Jahre 1875 noch durch eine Verfügung vom 22. März 1911 hinausgegangen, in der ich die Herren Regierungspräsidenten aufgefordert habe, mit den Domänen⸗ abteilungen und Sachverständigen festzustellen, welche Domänen sich zur Besiedlung eignen, und ein Verzeichnis dieser Domänen einzu⸗ reichen.
Ich habe auf diese Weise erreichen wollen, daß einmal für jede Domäne für einen längeren Zeitraum festgestellt wird, ob sie zur Be⸗ siedlung oder zur Weiterverpachtung geeignet ist! Auch soll damit eine Beruhigung in den Kreisen der Domänenpächter eintreten, damit sie nicht dauernd das Damoklesschwert der Aufteilung der Domäne über sich schweben sehen. Es liegt auch im Interesse der inneren Kolonisation, wenn für eine längere Periode in den einzelnen Be⸗ zirken festgestellt wird, welche Domänen zur Aufteilung bestimmt sind. Dann können die Kolonisationsgesellschaften mit dieser Tatsache rechnen und den Landerwerb, der ihnen außerdem möglich ist, nach dem ihnen angebotenen Domänenareal einrichten. Es ist ja auch einleuchtend, daß zahlreiche Domänen — das trifft auch in der Provinz Sachsen zu — sich zur Aufteilung nicht eignen, ent⸗ weder weil die Böden zu schwer sind oder sonstige Verhältnisse der Aufteilung entgegenstehen, wie sich aus den Darlegungen ergeben wird, die der Herr Ministerialdirektor nachher in meinem Auftrag machen wird.
Wenn ich das von mir Gesagte zusammenfasse, so wird alles das,
was der Herr Vorredner durch den ersten Teil s
will, bereits durch die Anordnungen der Domänenverwaltung her geführt. Es ist ja selbstredend, daß die Regierungen bei der; stellung der Domänen, welche sich zur inneren Kolonisation eig Fühlung mit den Landräten und auch mit den Kolonisationsg schaften nehmen, und die Landräte werden ihrerseits auch wieder Interessen der Gemeinden berücksichtigen und ihre Vertreter hi Die Anhörung der Gemeinden in jedem einzelnen Falle vorzuschrem halte ich nicht für angebracht. Schon jetzt ist in den Gemeinden gewisse Beunruhigung insofern eingetreten, als jede Gemeinde, in sich eine Domäne befindet, der Ansicht zuneigt, daß diese Don unter allen Umständen aufgeteilt werden müsse. (Sehr richtig! rechtzs Man erweckt durch direkte Verhandlungen mit den Gemeinden Hof
nungen, die sich nachher nicht erfüllen lassen, und führt dadurch C
täuschungen der Bevölkerung herbei, die sehr gut vermieden we können. (Sehr richtig! rechts.) Was nun den zweiten Teil des Antrags betrifft, so mache
dsrauf aufmerksam, daß die Domänenverwaltung schon jetzt bei ihrn
Verpachtungen davon ausgegangen ist, daß die einzelne Pachtung a
die wirtschaftliche Grundlage des Domänenpächters anzusehen 9
Es ist geschrieben,
deshalb in den Pachtbedingungen ausdrücklich daß der Domänenpächter auf der Domäne muß und daß er im Umkreise von 20 km ohne gung weder Land ankaufen noch anpachten darf. hinzufügen, daß von dieser Fällen und aus triftigen Gründen eine Ausnahme gemacht wor
ist. Ich glaube, meine Herren, daß deswegen auch der zweite Teil
des Antrags des Herrn Vorredners sich als gegenstandslos erweßß
Was den Verkauf von Domänen im ganzen an einzelne Besitzer anl
geht, so kann ich mitteilen, daß seit dem Jahre 1902, also seit 12 Jahren
im ganzen 22 Domänen mit 7883 ha Fläche geschlossen verkauft worden
sind. Diese Zahl ist, da es sich im ganzen preußischen Staate un rund 1029 Domänen handelt, noch keine erschreckende! Währen meiner Verwaltung sind seit dem Jahre 1910 im ganzen nur 4 Do mänen an einzelne Besitzer verkauft worden, darunter 3 klein
Domänen, die über den Umfang einer bäuerlichen Wirtschaft nicht
erheblich hinausgehen, an die bisherigen Pächter. Die vpiet Domäne, um die es sich handelt, hat bereits im vorigen Jakr dieses hohe Haus beschäftigt. Bei dieser Domäne, die seinerzeit
Privatbesitz angekauft war, ist in dem Pachtvertrage dem Pächter di
die Berechtigung zum späteren Ankauf eingeräumt worden. Für die
Abmachung, die, wie ich im vorigen Jahr schon hervorgehoben habe
vor meiner Amtszeit getroffen worden ist, bin ich nicht verantwortlich Ich bitte nochmals aus diesen Ausführungen zu entnehmen, daß de
Wünschen des Herrn Vorredners auch zum Punkt b seines Antrage
von der Domänenverwaltung schon nach Möglichkeit entsprochen wid und daß es deshalb auch kaum erforderlich sein würde, diese Wünsch noch in einer Resolution besonders festzulegen. (Bravol rechts.)
Abg. Dr. Keil (nl.): Der Stadtverordnetenvorsteher Wettin schreibt mir, daß der Kaufpreis für die Umwandlung de Schlosses in ein Veteranenheim wohl aufzubringen gewesen wäre. 6 ist jammerschade, wie die alten Burgen jetzt verfallen; sie dienen jes als Schweineställe und als Wohnungen für polnische Arbeiten während in den Zimmern noch die Initialen der Fürsten zu sind, die früher dort gewohnt haben. stände vorhanden sein, die bisher nicht laut geworden sind. De Stadt Wettin hat alles mögliche getan, sie ist schwer geschädig worden dadurch, daß in der Umgegend die Güter zur Latifundien bildung aufgekauft sind. Die Domäne Wettin bringt jeyt rr Morgen nur 10 ℳ Pacht. Der Antrag Boisly will durchaus nith überall Domänen aufteilen, sondern wir sind auch für eine Misch von Groß⸗ und Kleinbesitz. Der Latifundienbildung muß aber dun Aufteilung entgegengewirkt werden.
Ministerialdirektor Brümmer: Die Aufteilung der gang Domäne Wettin kann nicht in Frage kommen, denn sie ist noch le 1924 verpachtet. Wegen der Abgabe eines Teils des Domänen gebäudes, des alten Stammschlosses des sächsischen Königshaufes, f ein Veteranenheim ist der Bürgermeister von Wettin an uns hern getreten, und obwohl erhebliche Schwierigkeiten der Zerreißung de
Ff
Gebäude entgegenstanden, haben wir doch diesen Antrag sympatbt aufgenommen und waren zur Abgabe bereit, wenn ein entsprecher Ersatz dafür geschaffen würde. Das Komitee, das die Mittel auf wollte, hat sich aber wieder aufgelöst, und die Gelder sind 0 gezahlt worden. Damit haben wir die Sache als erledigt angef Bei der h A gestern der Abg. Wohlfahrt wünschte, handelt es sich gerade u eine Gegend des kleinsten Parzellenbesitzes, und nicht nur d Domänenverwaltung, sondern auch die politischen Behörde wünschen, daß diese Domäne als Muster in dieser b erhalten bleibt. Der jetzige Pächter hat noch 81 ha hinn genommen und mustergültige Viehweiden angelegt. Alles de würde durch die Ansiedlung kleiner Leute zerstört werd Die Domäne Pretzsch liegt auf beiden Seiten der Elbe. A f d einen Seite ist guter Boden, die anderen Vorwerke haben ab*e schlechten Boden. Es ist Ackerland sechster und siebenter Klasse. Df Sachverständigen, die der Minister hingesandt hat, waren d Meinung, daß lediglich auf dem schlechten Boden, links der El⸗ kleine Leute hätten angesiedelt werden können, aber die beiden zusamme. gehörigen Wirtschaften rechts und links des Flusses würden nicht di
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mal durch eine Brücke verbunden sein, und wir sind nicht in der Lap
auf einer solchen Grundlage innere Kolonisation zu betreiben. Tt Schilderung des Abg. Delius von den Vorkommnissen bei der B sichtigung ist unrlchtig gewesen. Der Pächter soll die Regierung kommissare zum Frühstück eingeladen haben, während die Ve treter der Stadt Pretzsch vor der Tür hätten warten müses Mir ist von einem Frühstück nichts bekannt, ich war bei der B reisung selbst zugegen, und von einer Zurücksetzung der Vesttreis der Stadt Pretzsch kann nicht die Rede sein. Erst nachde
wir fünf Stunden die beiden Vorwerke auf beiden Seiten der Eiche
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besichtigt hatten und der Bürgermeister und die Vertreter der Ste sich wieder in das Rathaus zurückgezogen hatten, hat de Pächter uns zu einem bescheidenen Essen eingeladen, berg wir zurückreisten. Wir waren zu dem Resultat gekommet daß die Domäne sich nicht zur Aufteilung eigne, und der Dirett der „Eigenen Scholle“ in Frankfurt a. O., den die Siu⸗ um ein Gutachten ersuchte, ist zu demselben Resultat gekommgg Die Domäne Winne ist jetzt verpachtet und wird erst im Jan⸗ 1920 wieder frei. Dann erst können wir der Frage nähertrete ob es zweckmäßig ist, die Domäne aufzuteilen. Was die Aufteilumn der Domäne Niederdünzebach anbetrifft, so sind wir der Meinun daß der jetzige Zeitpunkt nicht glücklich gewählt maf da es gegenwärtig schwierig ist, die einzelnen Parzellen veräußern. Ich hoffe, daß sich aber auch hier eine zuftiede stellende Lösung finden wird. Im Falle der Domäne Emmering hat der Regierungspräsident von Magdeburg, der mehrere Jahre ⸗ Oberregierungsrat bei der Ansiedlungskommission in Posen tätig m nd sich dort ein eingehendes Verständnis für die Bedeutung n inneren Kolonisation erworben hat, sich dahin ausgesprochen, a6 n
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diese Domäne zur Aufteilung nicht eigne. Sie ist viel zu un Verbindung nach der Chaussee ist schlecht, und die Bodenverhäl sehr ungleichmäßig. Direktor der „E
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(Fortsetzung in der Zweiten Beilage.)
Bestimmung nur in selten
Es müssen da wohl Widedh
besitz und kleinem Grundbesitz dort ähnlich ist wie in Deutschland.
der Titel des Domänenankaufsfonds und der Antrag Boisly werden der Budgetkommission überwiesen.
domäne Beiershof bei Frankfurt a. M., deren Aufteilun
kämpfung der Schädlinge, an der
Tanganjika⸗Bahn bei Kilometer 397 hinter Tabora, also nur noch 8 km vom Endpunkte bei Kigoma entfernt Woche erreicht werden wird. 8
Aber auch in diesem Falle haben wir d.
„Eigenen Scholle“ zur Begutachtung herangezeech deutschostafrikanische Landesausstellung nehmen, wie dem
gelegenen Ausstellungsplatz herrscht eine rege Bautätigkeit. teiligung aus dem Schutzgebiet selbst, aus den Nachbarkolonien, aus der Heimat und a s Beigien verspricht einen vollen Erfolg. .1
11““ “
zum Deu
Auch er hat sich in ähnlichem Sinne wie der Regierungspräsident. ausgesprochen. Es kommt natürlich eine große Anzahl von Fällen an die Domänenverwaltung, wo die Aufteilung der Domänen gewünscht wird, und die Domänenverwaltung kommt den Wünschen so weit wie möglich entgegen. Aber in diesem Falle war es der Domänen⸗ verwaltung nach pflichtgemäßem Ermessen nicht möglich, die Zu⸗ stimmung zu der Aufteilung zu geben. Abg. Hoff (fortschr. Volksp.): Verhältnisse Preußens mit jenen Rußlands nicht zu vergleichen sind, aber wenn man bedenkt, daß der bäuerliche Besitz in Rußland 9,9 Millionen Hektar umfaßt, so muß man doch sagen, daß das, was in Preußen für die innere Kolonisation geschieht, noch sehr bescheiden ist. In der Provinz Sachsen macht sich die Latifundienbildung in einem geradezu erschreckenden Maße breit. Hier muß möglichst bald ein⸗ gegriffen werden. Der Domänenbesitz muß noch mehr als bisher für die Zwecke der inneren Kolonisation zur Verfügung gestellt werden. Aber eine vollständige Beseitigung des Domänenbesitzes wollen auch wir nicht. Die Besitzverteilung in Dänemark und in skandinavischen Ländern ist eine wesentlich andere als bei uns. Dänemark und Skandinavien sind reine Bauernländer.
Ministerialdirektor Brümmer: Der Abg. von der Osten hat beantragt, den Titel für die Domänenankäufe an die Budgetkommission zurückzuverweisen. Ich möchte mich gegen den Antrag erklären. Die Bedenken des Abg. von der Osten, daß durch den Titel die Budget⸗ rechte des Hauses beeinträchtigt würden, halte ich für sehr über⸗ trieben. Auch die Regierung ist der Meinung, daß mit der Lasten⸗ ablösung bei den Domänen in einem schnelleren Tempo als bisher ortzufahren ist.
Abg. Boisly (nl.): Weder der Minister, noch der Ministerial⸗ direktor ist vollständig auf das eingegangen, was ich gesagt habe. Was zunächst die innere Kolonisation anbelangt, so bin ich natürlich nicht Sachverständiger, um beurteilen zu können, ob eine Domäne sich zur Aufteilung eignet oder nicht, aber in dem von mir angegebenen Falle haben die Bauern ausdrücklich erklärt, daß sie bereit sind, die Domäne zu pachten, im ganzen oder geteilt. Hieraus ergibt sich, wie not⸗ wendig es ist, daß auch die Gemeindebehörden gehört werden. Gegenüber der Erklärung des Ministers, daß dadurch nur Unruhe in die Gemeinde käme, muß ich sagen, daß, wenn auf einmal eine Domäne verpachtet wird, ohne daß die Leute vorher gehört worden sind, die Beunruhigung eine viel größere ist. Der Ministerialdirektor ist auch nicht auf den Hauptzweck meines Antrages eingegangen, den der Verhinderung weiterer Latifundienbildung. Der Minister hat zwar die Bestimmung erwähnt, daß ein Domänenpächter im Umkreis von 20 km Land weder kaufen noch pachten darf; aber wer die Ver⸗ hältnisse kennt, der weiß, daß gerade um die Domäne herum sich die Domäne kristallistert.
Abg. Dr. von Kries (kons.): Der Abg. Hoff hat die Richtig⸗ keit meiner Ausführungen über die dänische Landwirtschaft angezweifelt. Demgegenüber verweise ich auf gedruckte Tabellen, die meine Angaben bestätigen. Es ergibt sich daraus, daß die Verteilung von Großgrund⸗
Ich weiß sehr wohl, daß die
„Abg. Wallenborn (Zentr.): Meine politischen Freunde stimmen dem Vorschlage zu, diesen Ausgabetitel an die Budget⸗ kommission zurückzuverweisen. bg. Delius ffortschr. Volksp.): In einer Eingabe an das Landwirtschaftsministerium aus dem Jahre 1913 schildert die Bürger⸗ schaft von Pretzsch den von mir erwähnten Vorgang so, wie ich ihn dargestellt habe. Ich muß daher das, was ich heute über diese Sache gesagt habe, in vollem Umfange aufrecht erhalten.
Die Debatte schließt. Der Einnahmetitel wird bewilligt,
Bei den Ausgaben für die fiskalischen Weinbergs⸗ anlagen bemerkt
Abg. Dr. Rösicke (kons.): Der Weinbergsbetrieb ist für den kleinen Besitzer wegen der vielen Schädlinge nicht mehr rentabel. Der kleine Besitzer seufzt unter der Last, die ihm durch die Rebschädlinge bereitet wird. Die großen Betriebe müssen Musterbetriebe für den Weinbau sein. Die Unkosten, die auf dem Weinbau lasten, haben sich bedeutend vermehrt, sodaß die gestiegenen Preise kein ausreichendes Aequivalent bilden. Die Selbstverwaltung muß bei der Be⸗ kämpfung der Rebschädlinge miteingreifen. Vom Weinbau ist die unangemessene Konkurrenz fern zu halten, da sonst die Preise nicht erhalten werden können. Wir sind der Meinung, daß das Weingesetz gut gewirkt hat. Ein endgültiges Urteil läßt sich darüber noch nicht gewinnen, weil es noch nicht lange genug in Kraft ist. Das Gesetz ist nur ein Ver⸗ such, der sich in der Praxis erst bewähren muß. s ist notwendig, eine Dekiaration sowohl für die inländischen als auch für die ausländischen Verschnittweine einzuführen. Die Kontrolle muß bedeutend schärfer werden. Die Staatsregierung muß im Bundesrat auf eine Er⸗ höhung der Zölle hinwirken; dadurch wird der Weinhau rentabler werden. Das Wichtigste ist und bleibt aber die Be⸗ sich auch der kleine Be⸗ muß die Staatsregierung mit Versuche auf ihrem Gebiete anstellen, das Ergebnis dem kleinen Besitzer zur Kenntnis bringen und ihn anregen, sich selbst zu betätigen. Die Staatsregierung muß es sich nicht nur zur Aufgabe machen, die Qualität des Weins zu erhöhen, sondern auch den Absatz zu fördern und die Schädlinge zum Segen unseres Weinbaues zu bekämpfen.
Der Rest des Domänenetats wird ohne Debatte bewilligt.
Gegen 4 ½¼ Uhr vertagt sich das Haus auf Sonnabend, 11 Uhr (Forstetat). 8 8
s beteiligen muß. Hier eldmitteln eingreifen und
Koloniales.
Wie der „Deutschen Kolonialzeitung“ aus Deutsch Ostafrika telegraphiert wird, befand sich am 29. Januar die Gleisspitze der
8 88
das in der nächsten
Die Arbeiten für die im August in Daressalam sltattfindende
Auf dem prächtig
„W. T. B.“ berichtet wird, einen guten Fortgang. Die Be⸗
erzijehung, ferner
Berlin,
Sonnabend, den 31.
Vereinigung der Kaffeepflanzer am Kilimandscharo in Deutsch Ostafrika.
Die Deutsche Kolonialgesellschaft berichtet in ihren „Mittei⸗ lungen“: Der deutsche Kilimandscharo⸗Kaffee ist von hervorragender Güte. Er wird noch gewinnen, wenn eine sachgemäßere Behandlung und Aufbereitung gewährleistet wird. Um sie zu erzielen, haben sich die Pflanzer am Kiltmandscharo und Meru zu einer Genossenschaft zusammengeschlossen. Im Jahre 1912 gab es dort 2 ¼ Millionen Kaffee⸗ bäume, von denen reichlich der vierte Teil ertragsreif war und eine Ernte von 6000 Zentnern erbrachte. Im Jahre 1913 ist fast eine Million Bäume neu gepflanzt worden, so daß heute nicht viel weniger als drei Millionen Kaffeebäume in jenen Bezirken vorhanden sind, davon er⸗ tragsfähig 880 000, die eine Ernte von 8000 Ztr. ergeben haben. Da dauernd noch neue Anpflanzungen vorgenommen werden und die älteren Bäume allmähblich in die Ernagsfähigkeit bineinwachsen, wird für 1915 mit fast zwei Millionen ertragzreifen Bäumen und einer Ernte von 18 000 Ztr. gerechnet, und zwei Jahre später dürfte die Zahl der ertragsreifen Bäume annähernd fünf Millionen und die davon zu erwartende Ernte 48 000 Ztr. betragen. Dann wird auch das vorläufige Schlußstück der Nordbahn gebaut sein, so daß die 1“ mehr so rückständig sind, wie es bisher der
all war. ““
Bahnbauim Diamantengebiet von Deutsch Südwestafrika. In diesen Tagen hat das Bahnsystem auf den Diamantenfeldern, wie die Deutsche Kolonialgesellschaft mitteilt, einen wichtigen Anschluß erreicht. Die im Jahre 1912 gebaute Strecke Prinzenbucht — Po⸗ mona — Bogenfels (45 km) ist im verflossenen Jahre an die Feldbahn der Kolonialen Bergbaugesellschaft durch ein 33 km langes Verbin⸗ dungsstück angeschlossen worden, so daß man jetzt von Station Kol⸗ mannskuppe aus auf einer über 100 km langen Gesamtstrecke durch das Pomonagebiet hindurch den Bogenfelsen, das Wahrzeichen der Südküste, erreichen kann. Eigentümer dieser Strecke, die gemeinsamen, durchgehenden Betrieh erhalten soll, sind die Koloniale Bergbaugesell⸗ schaft, die Pomonadsckmantengesellschaft und die Deutsche Diamanten⸗ gesellschaft, und zwar haben die beiden letztgenannten zur bequemen Verrechnung eine Bahngesellschaft gegründet, während die Koloniale Bergbaugesellschaft als Betriebspächterin eingesetzt werden soll.
Die Landwirtschaftsbank für Deutsch Südwestafrika hat ihre Darlehnsbedingungen bis auf weiteres, wie folgt, festgesetzt: Zinssatz 6 %, Tilgungsbeitrag vom zweiten Jahre an mindestens 1 ½ %, einmalige Unkostenvergütung 2 %. Für die 16 Bezirke sind 1 bis 5 Schätzer ernannt worden, denen die Darlehnsgesuche einzu⸗ reichen sind. Dem Vorstand gehören an die Farmer G. Prion in Annenhof, Bezirk Grootfontein, Alberts Voigts in Voigtgrund bei Gibeon, O. Bohnstedt in Erora bei Karibib, E. Rust in Onde⸗ karemba bei Windhuk, A. Zillmann in Okaimpuro bei Okahandja.
Statistik und Volkswirtschaft.
Die Beurteilung des Geburtenrückganges in volks⸗ hygienischer, sittlicher und nationaler Beziehung. So lautete das Thema, über das gestern abend der vortragende
Rat im Ministerium des Innern, Geheime Medizinalrat Dr. Krohne im großen Saale der Kriegsakademie einen wissenschaft⸗ lichen Vortrag hielt. Der Veranstalter des Vortrages war der Verein deutscher Studenten zu Berlin, für den auf den Einladungen zeichneten der Oberverwaltungsgerichtsrat Graf von Westarp, der Divisionspfarrer der 1. Gardedivision Paetzold, Poltzeirat Henning, Dr. Wendlandt, Stabsarzt Dr. Haenisch, der 1. Vorsitzende stud. jur. Nürnberg und stud. phil. Michaelis. In der dicht ge⸗ drängten Zuhörerschar bemerkte man u. ga. den Ministerialdirektor Dr. Kirchner, den Präsidenten des Kaiserlichen Gesundheitsamts Dr. Bumm, den Präses der Generalordenskommission. General von Jacobi, den Vizeadmiral z. D. von Livonius, den Obersten a. D. Cardmal von Widdern, den Fregattenkapitän Brüll vom Aldeutschen Verband, die Abgeordneten Siebenbürger und Freiherr von Knigge, Polizeirat Eckert, Mitglteder des Bundes zur Bekämpfung der Frauenemanztpation und mehrere Herren vom Magistrat und Polizei⸗ präsidium. — Der Redner wies zunächst darauf hin, daß bereits seit mehreren Jahren die Frage des Geburtenrückganges die Oeffentlichkeit stark beschäftige und es ein Gebot der Pflicht sei, auch unsere Studenten, die künftigen geistigen Führer der deutschen Nation, über diese brennende Frage aufzuklären. Aus seinen Ausführungen sei folgendes nach einem Bericht von „W. T. B.“ entnommen:
Von 1816, dem ersten Jahre einer brauchbaren Statistik, bis zum Jahre 1870 bemerken wir eine stetige Aufwärtsbewegung der Be⸗ völkerungsstärke, und seit dem großen Kriege stieg die Bewohnerzahl in 43 Jahren bis zum Jahre 1913 von 39 ½ Millionen auf 67 Millionen, also um 70 %. In diesem lichtvollen Bilde zeigen sich aber seit Beginn des neuen Jahrhunderts ernste Schatten. Wir beobachten in den letzten Jahren ein rapides Sinken unserer Geburtenziffer und sollten nicht warten, bis Zustände eintreten, die seinerzeit den Unter⸗ gang des weströmischen Reiches herbeiführten. In der Mitte des vorigen Jahrhunderts, von 1851 bis 1860, hatten wir in Deutsch⸗ land eine durchschnittliche Geburtenziffer von 35,3 auf 1000 Ein⸗ wohner, die bis zum Jahre 1870 auf 384 stieg und im Jahre 1876 mit 40 9 ihren höͤchsten Stand erreichte. 1890 betrug sie nur noch 35 7, 1900 35 6, 1901 35,7, 1902 35,1; in den darauf folgenden Jahren fiel sie weiter bis 1912 auf 28,27, und alles spricht dafür, daß die Geburten⸗ ziffer noch weiter hinabgeht. Besonders in den Industriezentren und in den Großstädten ist die Zahl der Geburten erschreckend ge⸗ sunken. Keine Großstadt der Welt hat in dieser Beziehung so niedrige Ziffern wie Berlin, und in Charlottenburg betrug sie 1912 nur 13,7. Aber auch in den ländlichen Bezirken ist der Geburten⸗ rückgang enorm. Bemerkenswert ist, daß auch in anderen germanischen Ländern ein Rückgang, wenn auch nicht in dem Maße wie bei uns, eingetreten ist, während in den slawischen und auch in einigen roma⸗ nischen Ländern eine ständige Aufwärtsbewegung der Geburtenzahl zu verzeichnen ist. Noch ist keine direkte Gefahr vorhanden, da ja die Sterblichkeit durch die vorzüglichen sanitären Einrichtungen und die Seuchenbekämpfung so erheblich gefallen ist, daß sie 1912 in Deutschland nur noch 16, in Preußen sogar nur noch 15 auf 1000 Einwohner bettug. Während der Geburtenüber⸗ schuß 1906 noch 112 000 ausmachte, war er 1912 schon acf 48 000 Menschen zurückgegangen. Wie lange werden wir aber no mit einem Ueberschuß rechnen können? Wir treiben unaufhaltsam dem Zweikinder⸗ oder — wie ein bekannter Nationalökonom behauptet — dem Einkinder⸗, ja Keinkindersystem entgegen. Als Ursachen des Geburtenrückganges sind alle möglichen Gründe ins Feld geführt worden, die aber nicht stichhaltig sind. Die Einschränkung der Kinder⸗ zahl ist eine gewollte Erscheinung. Gewisse Politiker sprechen von einer „Massenverelendung“ und geben ihr die Schuld an der Geburten⸗ verminderung; aber sehen wir nicht überall einen immensen wirtschaft⸗ lichen Aufschwung? Der Einfluß des Wohlstandes, die zunehmende Genußsucht, die Eitelkeit unserer Frauenwelt, die Sorge um ihre Be⸗ quemlichkeit der Egoismus, die Furcht vor der Verantwortung der Kinder⸗ f ie Beschäftigung unserer Frauen und Mädchen in
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Fabrik. und anderen Betrieben haben diesen Zustand herbeigeführt. Es ist eine Verflachung des Familienlebens eingetreten, und man betrachtet die Kinder nicht mehr als einen Segen, sondern als eine Lasft. Die Mutterschaft in den wohlhabenden Kreisen ist vielfach ver⸗ vönt. Man will sich frei ausleben können. Auch die Frauenemanzipation hat teilweise schuld an der herrschenden Anschauung, ebenso die Männerwelt mit ihrer „Herren⸗ moral“ und ihren Begriffen von freier Liebe. Weiter hat sich eine Industrie gebildet, die bedenkliche Mittel zur Verhütung der Empfängnis in ungeheurer Zahl durch Agenten und Agentinnen selbst bis in die ent⸗ ferntesten Dörfer des Reichs verbreitet, wodurch manche blühende Frau zu dauerndem Siechtum und schnell an den Rand des Grabes gelangt. Man gibt die Zahl der jährlichen Fehlgeburten auf 400 000 an, und diese Zahl dürfte noch eher zu niedrig als zu hoch geschätzt sein. Mit einem Appell an die Anwesenden, durch Wort und Schrift unentwegt auf die Gefahren des Geburtenrückganges hinzuweisen und selbst Träger der wahren Sittlichkeit zu sein, schloß der Redner seine inter⸗ essanten Ausführungen, die vielfach von lebhaftem Beifall unterbrochen worden waren. 1b
Zur Arbeiterbewegung. 8
Auf den Linke⸗Hofmann⸗Werken in Breslau ist, wte „W. T. B.“ meldet, ein Ausstand ausgebrochen. Heute vormittag sind etwa 1000 Mann ausständig. Der Streik hat in der Maschinen⸗ bauanstalt begonnen und hat von da auf die Waggonbauanstalt über⸗ gegriffen. Die Streikenden setzen sich in der Hauptsache aus Ver⸗ stemmern und Nietern zusammen.
In Düsseldorf haben der „Rh.⸗Westf. Ztg.“ zufolge die Polsterer, Tapezierer und Dekorateure das Angebot der Arbeitgeber, den alten Tarisvertrag auf 3 Jahre zu verlängern, ab⸗ gelehnt. Eine Lohnkommission wurde eingesetzt mit dem Auftrage, sich mit den Lohnkommissionen in anderen Städten in Verbindung zu setzen, um im Vertragsgebiete Rheinland und Westfalen den Arbeit⸗ gebern einen einheitlichen neuen Tarif auf der Grundlage des 1913 für Cöln abgeschlossenen Tarifs zu unterbreiten.
Zur Schlichtung von Streitigkeiten im rheinisch⸗westfälischen Baugewerbe und zur Ueberwachung der örtlichen Verträge sind, wie die „Rh.⸗Westf. Ztg.“ berichtet, in über 30 Orten Schlich⸗ tungs kommissionen gebildet worden. Sie sind zur Hälfte von Arbeitgebern und von Arbeitnehmern zusammengesetzt. Den Vorsitz kann gegebenenfalls ein Unparteiischer führen.
Aus Lens wird dem „W. T. B.“ telegraphiert: Der Kongreß der Grubenarbeiter faßte eine Entscheidung, die ein Kartell der gewerkschaftlichen Organisationen der Bergarbeiter, Dockarbeiter, ein⸗ geschriebenen Seeleute, Eisenbahner und Transportarbeiter schafft zwecks gemeinsamen Vorgehens dieser Verbände, um ihre Forderungen durchzusetzen. Ferner beschloß der Kongreß den allgemeinen Aus stand der Bergarbeiter für den ersten März für den Fall, daß das Parla füllen sollte.
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it die Forderungen der Bergarbeiter nicht er⸗
Gesundheitswesen, Tierkrankheiten und Absperrungs⸗ maßregeln.
Rußland. 8 Die russische Kommission zur Bekämpfung der Pestgefahr hat die Verordnungen, durch welche die Stadt Chersson als cholera⸗ bedroht und der „Kreis Zarew im Gouvernement Astrachan als pestbedrobt erklärt worden war, wieder aufgehoben. (Val. „R.⸗Anz.“ vom 17. d. M., Nr. 14.) Türkei. ö“ Der internationale Gesundheitsrat in Konstantinopel hat die für die Herkünfte von Trapezunt angeordnete ärztliche Unter⸗ suchung wieder aufgehoben. “ 1
Verkehrswesen.
Der Norddeutsche Lloyd wird laut Meldung des „W. T. B.“ aus Bremen seine bisher zusammen mit der Hamburg — Amerika⸗Linie und der Holland —Amerika⸗Linie betriebene Canada⸗Linie künftig ge⸗ meinsam mit der Holland—-Amerika⸗Linie und der Red⸗Star⸗Line betreiben. Die Dampfer werden in acht⸗ bis vierzehntägigen Ab⸗ ständen abwechselnd von Bremen und Rotterdam expediert und zwar zunächst nach Halifax; nach Eröffnung der Schiffahrt auf dem St Lorenzstrom direkt nach Quebec. 3
Nach Rumänien dürfen Papiergeld, Banknoten, Staats⸗ und andere umlauffähige Wertpapiere und Dividenden⸗ scheine neuerdings wieder auch in gewöhnlichen und eingeschriebenen Briefen versandt werden.
M““ Verdingungen.
7. Februar 1914. Landbouwvereeniging in Altcever (Onstwedde) (Provinz Drenthe): Lieferung von Kunstdünger, Klee⸗ und Grassamen. Die Bedingungen sind für 5 Cts. (in Briefmarken) bei H. Holmersma dortselbst erhältlich.
10. Februar 1914, 2 Uhr. Königlich niederländisches Kolo⸗ nialministerium im Haag: Lieferung von: Besteck Nr. 616: 100 Paar Zug⸗ und Stoßvorrichtungen mit Zubehör und Reserveteilen für Zug⸗ und Stoßvorrichtungen für Güter⸗ und Personenwagen. Besteck Lit. 19: Untergestellen nebst den weiter erforderlichen Eisenteilen für 30 geschlossene Lachsige Güterwagen mit Bremse. Die Bestecke liegen auf dem technischen Bureau des Kolonialministeriums zur Ein⸗ sicht aus und sind bei der Firma Mart. Nyhoff im Haag, Lange Voorhout 9, erhältlich. Die Kosten betragen: 2 Fl. für das Besteck Nr. 616 und 4 Fl. für das Besteck Lit. 11 19. Die Angebote müssen am Tage der Einschreibung vor 2 Uhr Nachmittags in einem dafür bestimmten verschlossenen Briefkasten im Kolonialministerium (Tech⸗ nisches Bureau) eingeliefert sein.
Serbien.
15/28. Februar d. J. Autonome Monopolverwaltung in Belgrad: Schriftliche Verdingung behufs Lieferung von 400 Waggon⸗ ladungen (4 000 000 kg) gereinigtem Alkohol und 50 Waggonladungen (500 000 kg) rohem Alkohol zu Brennzwecken Bedingungen sind in obiger Verwaltung zu erfragen. Sicherheit 10 % vom angebotenen Lieferungswerte.
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Nr. 9 des „Zentralblatts der Bauverwaltung“, her⸗ ausgegeben im Ministerium der öffentlichen Arbeiten, vom 31. Ja⸗ nuar hat folgenden Inhalt: Amtliches: Runderlaß vom 14. Ja⸗ nuar 1914, betr. die Uebertragung von Befugnissen der Versicherungs⸗ ämter als Aufsichtsbehörde über die Wasserbau⸗Betriebskrankenkassen. Dienstnachrichten. — Nichtamtliches: Der Erweiterungsbau des Rat⸗ hauses in Frankfurt a. d. Oder. (Schluß.) Ausführungen am Rhein⸗Herre⸗Kanal. — Der Bismarckturm auf dem Rhaltheberg bet Konstanz. Vermischtes: Wettbewerbe für Entwüree zu einem Ge⸗ schäftshaus der Russischen Bank für auswärtigen Handel in St. Petersburg und zu Villen am Lido in Venedig. Herstellung des dritten und vierten Gleises auf der Strecke Straßburg — Basel.