1914 / 41 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 17 Feb 1914 18:00:01 GMT) scan diff

Marineinfanterie.

Den 7. Februar. Vogel, Vizefeldw. d. Res. Stockach, zum Lt. zd. Res. befördert.

1 Kaiserliche Schutztruppen. 8 1 Verfügung des Staatssekretärs des Reichskolonialamts.

Den 23. Januar. Schutztruppe Kamerun. Balzer, überzähl. Zahlmstr., gilt als mit Ende Dezember 1913 behufs iederanstellung im Bereiche d. K. p. Heeres⸗Verw. (als etatsmäßiger Zahlmstr. b. he Fnt. Inf. Regts. Nr. 149) aus d. Schutztr. für Kamerun aus⸗ geschieden.

Schutztruppe Deutsch Südwestafrika. Feick, überzähl. Zahlmstr.,

gilt als mit Ende Dezember 1913 behufs Wiederanstellung im Be⸗

reiche d. K. p. Heeres⸗Verw. (als etalsmäßiger Zahlmstr. b. I. Bat.

e Nr. 64) aus d. Schutztr. für Deutsch Südwestafrika aus⸗ geschieden.

Den 24. Januar. Hörmann, überzähl. Zahlmstr., gilt als mit

Ende Dezember 1913 behufs Wiederanstellung im Bereiche d. K. p. Heeres⸗Verw. (als etatsmäßiger Zahlmstr. b. II. Bat. Inf. mhaen⸗ Nr. 98) aus d. Schutztr. für Deutsch Südwestafrika aus⸗ geschieden.

Den 25. Januar. Schutztruppe Kamerun. Schüffler, Zahlmstr.

Asp., Vizefeldw. im 2. Rbein. Pion. B. Nr. 27, mit dem 6. Fe⸗ bruar 1914 als Unt Zahlmstr in d. Schutztr. für Kamerun ein⸗

Königreich Preußen.

Seine Majestät der König haben Allergnädigst geruht: dem Oberkonsistorialrat a. D., ordentlichen Professor der Theologie D. Dr. Kleinert in Berlin den Charakter als Wirklicher Geheimer Oberkonsistorialrat mit dem Range der Räte erster Klasse zu verleihen. 1

Seine Majestät der König haben Allergnädigst geruht: dem Generaldirektor Willy Stöve in Charlottenburg den Charakter als Kommerzienrat zu verleihen. 1

Finanzministerium. Der bisherige Geheime expedierende Sekretär und Kalkulator

im Finanzministerium, Rechnungsrat Kracke in Berlin est zum

Katasterinspektor ernannt worden.

Evangelischer Oberkirchenrat.

Zum 2. Ternen der deutschen evangelischen Gemeinde in Porto Alegre (Brasilien) ist der Pastor Walter Ossent in Porto Alegre gewählt und bestätigt worden.

Preußen. Berlin, 17. Februar 19

Seine Majestät der Kaiser und König hörten heute vormittag im hiesigen Königlichen Schloß die Vorträge des Chefs des Militärkahinetts, Generals der Infanterie Frei⸗ herrn von Lyncker, des Chefs des Marinekabinetts, Admirals von Müller und des Staatssekretärs des Reichsmarineamtes, Großadmirals von Tirpitz. 8

Laut Meldung des „W. T. B.“ sind am 14. Februar S. M. S. „Hertha“ in Funchal (Madeira), S. M. S. „Victoria Louise“ in Vigo und S. M. S. „Bremen“ in St. Thomas, am 15. Februar S. M. S. „Scharn⸗ horst“ mit dem Chef des Kreuzergeschwaders in Kurat (Nordborneo) eingetroffen. 1“““

Sachsen.

In der Zweiten Kammer kritisierte gestern bei der Beratung des Etatskapitels „Sachsens Vertretung im Bundes⸗ rate“ der nationalliberale Abgeordnete Zöphel die Haltung der sächsischen Regierung zur Frage der laufenden Deckung der neuen Heeresvorlagen und führte laut Bericht des „W. T. B.“ aus:

Die sächsische Regierung habe, nachdem sie im Bundesrate über⸗ stimmt worden wäre, einen Appell an die Oeffentlichkeit gerichtet. Dies widerspreche den Traditionen, die unter Bismarck gepflogen worden seien, nämlich, daß der Bundesrat als geschlossene Einheit der Beyölkerung gegenübertreten solle und daß Meinungsverschiedenheiten im Bundesrate nicht an die Oeffent⸗ lichkeit kommen sollten. Es wagten sich sonst leicht parti⸗ kularistische Bestrebungen hervor, die die Grundlage der Reichs⸗ verfassung erschüttern könnten. Der Einfluß, den die preußische Politik in den letzten Jahren auf die Reichspolitik gewonnen habe, sei eine höchst unerfreuliche Erscheinung. Der Staatsminister Graf Vitzthum von Eckstädt erklarte, die sächsische Regierung habe infolge von Fragen aus der Mitte des Hauses wiederholt Gelegenheit genommen, ihre Stellung zur Reichsvermögenssteuer und Reichs⸗ erbschaftssteuer im Landtage darzulegen und habe dabet nur ihr gutes Recht wahrgenommen. Dadurch sei die Oeffentlichkeit in Kenntnis gesetzt worden von dem Kampfe, den die säͤchsische Regierung gegen die Vorschläge im Bundesrat geführt habe. Er, Redner, müsse aber entschieden in Abrede stellen, daß die sächsische Regierung irgendwelchen Appell an die Oeffentlichkeit gerichtet habe oder irgendwie gegen den Bundesrat öffentlich aufgetreten sei. Selbstverständlich habe die sächsische Regierung stets die Grenzen gewahrt zwischen den Be⸗ stimmungen der Reichsverfassung und den Rechten der einzelnen Bundesstaaten, und von diesem Standpunkte aus könne er auch, ohne dabei partikularistischen Tendenzen zu huldigen, dte Wahrung der Interessen eines jeden Volksstammes im Rahmen einer deutsch⸗ nationalen Politik billigen. Er räume dieses Recht den Bayern sowohl wie den Preußen ein, nehme es aber auch für Sachsen in Anspruch, und zwar in der Ueberzeugung, daß der deutsche Gedanke in allen Kreisen des deutschen Volkes so feste Wurzel gefaßt habe, daß er durch die Pflege des Volkscharakters der einzelnen Stämme nicht gefährdet, sondern nur gefestigt werden könne.

Zu Beginn der gestrigen Nachmitta ssitzung der Zweiten Kammer gedachte der Präsident Rohrhurst mit warmen Worten der tiefen Trauer, in die das badische Fürstenhaus durch das Hinscheiden Ihrer Kaiserlichen Hoheit der

8

Seit dem Tage, an dem die Heimgegangene vor 51 Jahren ihren Cnug in das badische Land gehalten 88 habe sie allezeit mit wärmstem Interesse sich an den Bestrebungen zur Milderung der Not und Leiden in den Kriegsjahren 1866 und 1870 wie in den Friedenszeiten der letzten vier Jahrzehnte beteiligt und Anstalten zur Wohlfahrtsvflege und Unterstützung von bedeutsamen Erziehungsinstituten für das weibliche Bildungswesen ins Leben ge⸗ rufen und gefördert. Die Verdienste, die sich die Verstorbene auf diesem Gebiete erworben habe, sicherten ihr für alle Zukunft das An⸗ denken und die Dankbarkeit der beteiligten Kreise.

„Auf Vorschlag erklärten sich die Abgeordneten, die sich zum Zeichen der Trauer von ihren Plätzen erhoben hatten, damit einverstanden, die Sitzung abzubrechen und heute vormittag die nächste Sitzung abzuhalten.

h 11“

8 Großbritannien und Irland.

Das „Reutersche Bureau“ erfährt, daß helm zu Wied nach London kommen wird, um dem König Georg seine Ehrerbietung zu bezeigen und sich mit Sir Edward Grey zu besprechen.

Im Unterhause fragte gestern der Abg. Newman,

ob es noch die Absicht der den Dreibund bildenden Mächte sei, dem neugebildeten Fürstentum Albanien das griechisch⸗ sprechende Gebiet von Nordepirus zuzuweisen, und ob die britische Regierung gewillt sei, einen Zwang zu billigen, obwohl sie sehe, daß die Bewohner dieses Gebietes gegen eine solche Einverleibung seien und entschlossen wären, sich mit Waffengewalt dagegen zu wehren. Der Parlamentsuntersekretär Acland erwiderte laut Bericht des „W. T. B.“: Man stebt mit der griechischen Regierung in Verhandlung bezüg⸗ lich der Festsetzung der süd⸗albantschen Grenzlinie auf der Grundlage, die einstimmig von allen Großmächten genehmigt wurde, die auf der Botschafterkonferenz des letzten Jahres vertreten waren. Es handelt sich daher in diesem Punkte um eine Entscheidung der Mächte, nicht um eine solche des Dreibundes allein. Ich bin überzeugt, daß aus der Frage keine Zwangsmaßnahmen entstehen werden.

Im weiteren Verlauf der Sitzung wurde angeregt, die aus Südafrika deportierten Arbeiterführer als lästige Ausländer zu behandeln. Der Staatssekretär des Innern Me. Kenna erwiderte, daß dies nicht in seiner Macht stände, da alle Deportierten britische Untertanen bezw naturalisierte britische Untertanen seien. ““ v“

Frankreich.

Der Kriegsminister Noulens hat in der Kammer einen Gesetzentwurf, betreffend die Errichtung von Kaders und die Mannschaftsbestände der verschiedenen Waffen⸗ gattungen, vorgelegt. Wie „W. T. B.“ meldet, sollen nach dem Gesetzentwurf zwei neue Regimenter der berittenen Chasseurs d'Afrique errichtet und in allen Kavallerieregimentern des Mutterlandes die Zahl der Mannschaften auf je 740 Reiter und die Zahl der Pferde auf 770 erhöht werden. Diese Maß⸗ nahmen, so führt der Motivenbericht aus, werden gestatten, die Kavallerie in einigen Stunden und ausschließlich auf Grund ihrer eigenen Hilfsmittel zu mobilisieren. Ferner soll die Artillerie der zehn Kavalleriedivisionen auf je drei Batterien erhöht werden, was die Errichtung von 14 berittenen Batterien zur Folge haben werde. Weiter sollen fünf Regimenter schwerer Artillerie errichtet werden. Den Artillerieregimentern soll überdies eine gewisse Anzahl von Automobilen zugeteilt werden, die zur Beschießung der Luftschiffe und Flugzeuge ausgerüstet werden sollen. Was die Infanterie anlangt, so sollen u. a. zwei neue Zuavenregimenter errichtet werden.

Der Unterstaatssekretär für die Verwaltung der Handels⸗ marine teilte obiger Quelle zufolge einem Berichterstatter mit, daß die Regierung einen aus Reedern, Exporteuren, Finanz⸗ leuten und anderen Interessenten bestehenden Auss chuß ein⸗ berufen habe, der die infolge der Eröffnung des Panama⸗ kanals erforderlichen Maßnahmen zur Entwickelung der Schiffahrtsverbindungen mit der Westküste von Süd⸗ amerika prüfen soll.

Der Erzbischof von Reims hat im Hinblick auf die nächsten Kammerwahlen einen Hirtenbrief erlassen, in dem er die Katholiken auffordert, alle Bewerber abzulehnen, die durch unmoralische und umstürzlerische Lehren die Lebens⸗ interessen der Armee, der Finanzen und des Handels sowie das Ansehen und den Einfluß Frankreichs im Auslande gefährdeten, die der Religion feindlich gesinnt seien und die Freiheit der Kirche immer mehr einschränken wollten. Die Katholiken dürften nur solche Männer wählen, die den wesentlichen In⸗ teressen des Landes ergeben seien, der Kirche ihre Freiheit sicherten und diese durch die Wiederherstellung der Beziehungen zum Papste dauernd verbürgen woll’en. 1 16

Rußland.

Der Verkehrsminister hat dem Ministerrat einen Entwurf

Organisation der Naphthagewinnung auf der Apscheronhalbinsel zwecks Versorgung der Staatsbahnen vor⸗ gelegt. Wie „W. T. B.“ meldet, werden die Organisation der Ausbeutung und die Ausgaben in den ersten sieben Jahren auf 13 200 000 Rubel berechnet. Die Naphthagewinnung dürfte 1916 beginnen und allmählich die Höhe von 34 Millionen Pud erreichen. Die Selbstkosten des Naphthas werden auf 18,3 Kopeken für das Pud geschätzt.

Die Gehilfen des Finanzministers, die Geheimräte Weber und Pokrowsky und der Senator Novitzky sind nach einer Meldung des „W. T. B.“ unter Enthebung von ihren Posten zu Mitgliedern des Reichsrats ernannt worden.

Belgien. Der König der Belgier ist, wie „W. T. B.“ meldet, heute vormittag bei einem Spazierritt im Walde von Soignes bei Brüssel vom Pferde gestürzt und hat den linken Arm gebrochen. Türkei.

Die Pforte dementiert, wie „W. T. B.“ meldet, amtlich alle in der letzten Zeit veröffentlichten Meldungen, wonach die türkische Regierung über einen Vorschuß auf Schatzscheine verhandle. Es sei weder über einen derartigen Vorschuß noch über den Verkauf von Schatzscheinen verhandelt worden.

1. 1“ Bulgarien.

Der Ministerpräsident Radoslawow ist von seiner Inspektionsreise im Strumitzagebiet zurückgekehrt. Wie „W. T. B.“ meldet, stellte er fest, daß die meisten Flüchtlinge,

Prinzessin Wilhelm von Baden versetzt worden sei, und sagte, wie „W. T. B.“ meldet:

die ihre Heimatsdörfer verlassen hatten, dahin zurückgekehrt sind

der Prinz Wil⸗

und die Feldarbeiten wieder aufgenommen haben. Im ganzen Strumitzagebiete herrschte größte Ruhe und Ordnung. Die Regserung hat beschlossen, an die Flüchtlinge landwirtschaftli P Sce ho Hemey verteilen zu b 8 .“ Amerika. ““ „Nach einer Meldung des „W. T. B.“ erklärte der Präsident Wilson, die Anerkennung der gegenwärtigen Regierung

einstimmung mit seiner vor Politik gegenüber Lateinisch⸗Amerika. Die Umstände in Peru seien völlig verschieden von denen in Mexiko, wo die Vereinigten hielten.

Die Vorgänge bei der Einrichtung der neuen Re⸗

des Kongresses von Peru, des Landes sei.

v Eine Depesche aus Cap Haitien meldet, daß die Truppen des Präsidenten Zamor vorgestern die dem Senator Theodor zwei Gefechten bei Plaisance und Haitis, in die Flucht geschlagen haben.

Die Stadt Esmeraldas wie „W. T. B.“ meldet, nach einem in Panama eingetroffenen Telegramm noch in den Händen der Insurgenten. den Kämpfen mit den Regierungstruppen zum größten Teil niedergebrannt. Die schießung in die neutrale Zone und befinden sich alle in Sicher⸗ heit, nur fehlt es an Lebensmitteln.

Das neue argentinische Kabinett hat sich ent⸗ gegen der gestrigen Mitteilung des Blattes „La Nacion“, laut Meldung des „W. T. B.“, wie folgt, gebildet: Inneres: Ortiz, Auswärtiges: Mirature, Finanzen: Carbo, Justiz und Unterricht: Tomasullen, Ackerbau: Calderon, Oeffentliche Arbeiten: Moyano, Krieg: Velez, Marine: Saenz Valiente.

Asien.

1 japanischen Oberhaus gab gestern der Marir minister Saito, wie das „Reutersche Bureau“ meldet, bekannt, daß der Admiral Fuju und der Kapitän Sawasika wegen Beteili⸗ gung an der Bestechungsangelegenheit vor ein Kriegs⸗ gericht gestellt werden würden. Auf eine Anfrage, warum der Premierminister und der Marineminister nicht 1 Entlassung ein⸗ reichten, erklärte der Premierminister Graf Namamoto, daß man das Ergebnis der kriegsgerichtlichen Verhandlung ab⸗ warten wolle; zurzeit stehe noch nicht fest, ob die Korruption allgemein sei, oder ob es sich um einen Einzelfall handle.

. gestrige Sitzung des Reichstags und der Schlußbericht über die gestrige Sitzung des Hauses der Abgeordneten befinden sich in der Ersten Beilage.

Auf der Tagesordnung der heutigen (216.) Sitzung des Reich stags, welcher der Staatssekretär des Reichs⸗ justizamts Dr. Lisco beiwohnte, stand zunächst die Anfrage des Abg. Deichmann (Soz.): 8

Auf die Anfrage Nr. 42 vom 14. Januar 1913 (Reichstagsdruck⸗ sache Nr. 651) wurde am 18. Januar 1913 vom Stellvertreter des Reichskanzlers die schriftliche Antwort erteilt, daß ein Entwurf der zu erlassenden weiteren Bestimmungen über die Erri chtung und die Zusammensetzung der Fachausschüsse sowie über das Ver⸗ fahren nach §24 des Hausarbeitsgesetzes vom 20. Dezember 1911 im Reichsgamt des Innern ausgearbeitet worden sei und daß die Beratungen mit anderen Ressorts im wesentlichen abgeschlossen seien, sodaß die Vorlage voraussichtlich bald an den Bundesrat werde gelangen können. Der Bundesrat habe zu der Frage der Errichtung von Fachausschüssen nach 8 18 des Hausarbeitsgesetzes noch nicht tellung genommen. Inzwischen sind die Bestimmungen über Hausarbeit in der Tabak⸗ industrie vom 17. November 1913 erlassen worden. Die Tabak⸗ arbeiter verschiedener Gebiete der Tabakindustrie haben nun durchdrungen von der Notwendigkeit von Fachausschüssen, die auch für die Durchführung und Wirksamkeit vorgenannter Verordnung unerläßlich sind an den Bundesrat Eingaben gerichtet, mit der Pe ges Bezirke mit starker Tabakindustrie Fachausschüsse baldigst zu errichten.

Hat der Bundesrat zu diesen Eingaben bereits Stellung ge⸗ nommen und kann der Reichskanzler Auskunft darüber geben, ob der Bundesrat beschlossen hat, Fachausschüsse nach § 18 des Haus⸗ arbeitsgesetzes für die Tabakindustrie zu errichten?

Direktor im Reichsamt des Innern Dr. Caspar: Die Ein⸗ gaben an den Bundesrat, in denen die Errichtung von Fachausschüssen nach § 18 des Hausarbeitsgesetzes für die Hausarbeit in der Tabakindustrie angeregt worden ist, sind, wie alle derartigen Gesuche, den für den Sitz der fraglichen Industrie zu⸗ ständigen Landesregierungen zur Prüfung der Verhältnisse und gutachtlichen Aeußerung vorgelegt worden. Die Vorarbeiten hier⸗ für bieten besondere Schwierigkeiten und haben deshalb noch nicht beendet werden können, sodaß der Bundesrat noch nicht in die Lage gekommen ist, zu den Anträgen Stellung zu nehmen. In Preußen sind nach den eingezogenen Erkundigungen die Vorarbeiten dem Ab⸗ schluß nahe, indessen läßt sich noch nicht übersehen, ob für die Haus⸗ arbeit in der Tabakindustrie die Errichtung von Fachausschüssen be⸗ fürwortet werden wird.

Das Haus wandte sich darauf zur Fortsetzung der zweiten Lesung des Reichshaushaltsetats für 1914 und erledigte zunächst die noch ausstehenden Abstimmungen zum Spezialetat für das Reichsamt des Innern.

Die Forderung einer ersten Rate von 46 000 für die 6. Olympiade in Berlin 1916 wurde entgegen dem Antrage der Budgetkommission auf Streichung gemäß dem Antrage der Deutschkonservativen, der Nationalliberalen und der fortschritt⸗ lichen Volkspartei angenommen, indem mit diesen Parteien auch etwa die Hälfte des Zentrums stimmte. 8 1

(Schluß des Blattes.)

Das Haus der Abgeordneten setzte in der heutigen (29.) Sitzung, welcher der Minister des Innern Dr. von Dallwitz beiwohnte, die zweite Beratung des Etats des Ministeriums des Innern, und zwar zunächst die Erörte⸗ rung der aus der allgemeinen Besprechung bei dem Titel „Gehalt des Ministers“ ausgeschiedenen Verhältnisse der Sparkassen und des bereits mitgeteilten Antrags der Abgg. Dr. Hahn Cenc, Meyer⸗Diepholz (nl.), Reinhard (Zentr.), von der Wense (freikons.) und Genossen, betreffend die Anlegung von Sparkassenbeständen in Inhaber⸗

4 Der Bericht über die

papieren, for

che

von Peru durch die Vereinigten Staaten sei erfolgt in Ueber⸗ ungefähr einem Jahre dargelegten

gierung seien nach den amtlichen Berichten in jeder Weise ver⸗ fassungsmäßig, und der Sturz Billinghursts hätte die Billigung 3 der im Grunde der oberste Gerichtshof 3

8 3

8 8

2

4

Staaten mit der Anerkennung der Regierung Huertas zurück⸗

anhängenden Truppen der Rebellen in Port⸗de⸗Pair, im Norden

in Ecuador befindet sich, Sie ist bei

Ausländer retteten sich während der Be⸗

111.“

ͤdem

Abg. Leinert (Soz.): Bei der Beratung des Sparkassengesetzes war Ge egenheit gegeben, das durchzusetzen, was heute verlangt wird. Der jetzt vorliegende Antrag ist von mehreren Abgeordneten mit⸗ unterschriehen, die sich damals gegen den nach derselben Richtung

ellenden Antrag Dr. Faßbender⸗Leinert ausgesprochen haben. Jetzt it es sehr billig, zu sagen: man will den Sparkassen helfen, wenn man ganz genau weiß, daß die Regierung sich auf diese Maßnahmen nicht einlassen wird. Die Initiative u dieser Aktion ist gar nicht von den Sparkassen aus⸗ zegangen. Wir können nicht zulassen, daß die Sparkassen gleichzeitig 5 Versicherungszwecken herangezogen werden. Das würde eine ein⸗ seitige Bevorzugung von Einrichtungen sein, die eine Konkurrenz gegen die Volksfürsorge darstellen. Die Sparkassen müssen unbedingt solid aufgebaut sein; deshalb können wir dem jetzigen Antrag nicht zu⸗ timmen. Wir müssen uns auch dagegen wenden, daß die Sparkassen dazu benutzt werden, die Einnahmen der Gemeinden zu erhöhen. Abg. Lippmann (Fortschr. Volksp.): In den gestrigen Reden kamen zwei Gesichtspunkte zum Vorschein, nämlich: ob die Spar⸗ tassen zu Banken des kleinen Mannes werden sollen oder nicht. Von der Frage, wie man sich die Tätigkeit der Sparkassen denkt, muß auch die Stellungnahme des Hauses zu dem An⸗ nage Hahn abhängen. Herr von Gwinner hat ja selbst keine Be⸗ denken dagegen im Herrenhause ausgesprochen, wenn die Sparkassen ihre mündelsicheren Papiere zum Kaufwerte einsetzen. Nach meiner An⸗ siht würde es ein Schaden sein, die Sparkassen zu Banken aus⸗ zubauen, da dadurch ihre unbedingte Sicherheit erschüttert würde; denn Bankgeschäfte ohne Risiko gibt es nicht. Nach dem Gesetz kann der Oberpräsident ausnahmsweise für Sparkassen Erleichterungen gewähren, wenn es ohne Beeinträchtigung des Zweckes der Sparkasse geschehen kann. In den Ausführungsbestimmungen hat der Minister dies so genau substantiiert, daß wohl kaum ein Oberpräsident Lust haben wird, irgendwelche Ausnahmen zuzulassen. Es wäre da inter⸗ essant, zu erfahren, von wie viel Oberpräsidenten und in wie viel Fällen Ausnahmen gestattet worden sind. Ich glaube, das Re⸗ fultat wird sehr dürftig sein. Gegen die Zuführung der Zinsen des Reservefonds zu den Ueberschüssen ist nichts einzuwenden, da ja doch der Reservefonds als solcher an den Ueberschüssen mitarbeitet. Der Minister führte gestern aus, daß die Sparkassen kaufmännisch ver⸗ waltet werden müssen. Wir sehen aber bei allen Unternehmungen, daß überall die Zinsen des Reservefonds in die allgemeinen Ueber⸗ schüsse fließen. Der Minister hat ja vor zwei Jahren bei Beratung über das Sparkassengesetz auf eine Anfrage selbst erklärt, daß es nicht bedenklich sei, die Kursverluste auf den Reservefonds zu übernehmen. Der Minister machte damals gar keinen Vorbehalt, indem er eine Grenze festsetzte, daß z. B. der Reservefonds 5 % der Einlagen mindestens betragen müsse. Nach meiner Ansicht wird die Sicherheit der Sparkassen nicht gefährdet, wenn der Reservefonds bis auf die Grenze von 2 % der Einlagen abgeschrieben werden kann. Auf jeden Fall werden wir alle diese Fragen in der Kommission genau prüfen müssen. Die Sparkassen müssen unter allen Umständen den Zwecken ethalten bleiben, für die sie gedacht sind. Wir handeln damit im allgemeinen Interesse und im Interesse der Aermsten der Armen.

Hierauf nimmt der Minister des Innern Dr. von Dallwitz das Wort, dessen Rede morgen im Wortlaute wiedergegeben werden wird.

(Schluß des Blattes.)

Koloniales.

Vom Bau der Mittellandbahn in Deutsch Ostafrika. Am Tanganjikasee!

Der Telegraph hat die mit Spannung erwartete Kunde gebracht, daß die Gleisspitze der ostafrikanischen Tanganjikabahn am 1. Februar an ihrem Endpunkt in Kigoma am Gestade des Tanganjikasees an⸗ gelangt ist. Damit hat nunmehr der Bahnbau in Deutsch Ostafrika glücklich und über Erwarten vorzeitig ein großes Ziel erreicht, an das noch vor zehn Jahren die hoffnungsfrohesten Kolonialfreunde kaum zu denken wagten ein erfreulicher Beweis von der Vertiefung des kolonkalen Gedankens in Deutschland und von dem kraftvollen Fortschritt in seiner Betätigung. Hier ist ein lange und heiß umstrittener Plan verwirklicht, dessen Vor⸗ geschichte bis in das Jahr 1891 zurückreicht. Unser Schutzgebiet Deutsch Ostafrika gelangt damit in den Besitz einer durchgehenden Ueberlanddahn von 1252 km Länge, die u. a. die Ugandabahn

40 km) in Britisch Ostafrika, die britische Sudanbahn Wadi⸗ Ifa— Khartum (917 km) in Oberägypten und die Stammstrecke agos Kano der nigerischen Bahn (1146 km) an Ausdehnung über⸗ trifft. Die Strecke Daressalam —Kigoma entspricht etwa der Entfernung Berlin Mailand und wird demnächst vom durch⸗ gehenden Zug in zwei Tagen zurückgelegt werden, während früher die Karawanenreise von der Küste bis zum Tanganjikasee sechs Wochen, also 42 Tage erforderte.

Der Bau und Betrieb der Bahn Daressalam —Morogoro wurde seinerzeit durch Gesetz vom 31. Juli 1904 der Ostafrikanischen Eisenbahngesellschaft konzesstontert. Es bedurfte aber der Gewährung einer dreiprozentigen Zinsbürgschaft des Reiches, um die Finanzierung des Unternehmens zu ermöglichen. Die Eisenbahngesellschaft erbaute die Bahn in Meterspur mit 209 km. Länge in den Jahren 1905 bis 1907. Die Bahn wurde von dem damaligen Kolonialstaatssekretär Dernburg am 9. Oktober 1907 in Morogoro feierlich eingeweiht. Der Weiterbau der Bahn nach Tabora und die Verstaatlichung der Stammstrecke durch Uebernahme der Anteilscheine auf den ost⸗ afrikanischen Schutzgebietsfiskus war die wichtigste Forderung der großen Kolonialeisenbahnvorlage vom Jahre 1908, die damals durch Verabschiedung des Gesetzes vom 18. Mai 1908 von allen bürger⸗ lichen Parteien mit Einmütigkeit angenommen wurde. Die Mittel für den Bahnbau wurden zum ersten Male durch eine Schutz⸗ gebietsanleihe unter Bürgschaft des Mutterlandes bereitgestellt. Die Baugesellschaft Philipp Holzmann u. Co. in Frank⸗ furt a. M., die schon die Stammbahn bis Morogoro erbaut hatte, übernahm die Ausführung in Gesamtunternehmung und führte die Arbeiten mit solcher Schnelligkeit durch, daß die erste Lokomotive bereits am 26. Februar 1912 in Tabora eintraf und am 1. Juli desselben Jahres die gesamte Strecke dem Betriebe übergeben werden tonnte.

Mittlerweile waren die allgemeinen Vorarbeiten für den Bahn⸗ bau nach dem See ausgeführt worden, und im Herbst 1911 konnte durch eine neue Bahnvorlage der Weiterbau der Bahn nach Kigoma beantragt werden. Die Mittel hierfür wurden durch Gesetz vom 12. Dezember 1911 bewilligt und die Herstellung bis zum See an die Baugesellschaft Holzmann u. Co. vergeben. Auf diese Weise wurde er⸗ reicht, daß jede Unterbrechung im Bahnbau vermieden blieb; der Bau⸗ fortschritt konnte daher so gesteigert werden, daß die Gleisspitze ihr Endziel am See am 1. Februar 1914 erreichte, während der Bau⸗ vertrag die Vollendung der um 404 km. kürzeren Strecke Morogoro —Tabora erst zum 1. Juli 1914 gefordert hatte; die 85 bis Kigoma sollte spätestens am 1. April 1915 betriebs⸗ ertig sein.

Die rasche und glückliche Vollendung der Bahn bis Kigoma in küstenfernen Gebiet des innersten Afrikas bedeutet für die Bau⸗ unternehmung eine sehr anerkennenswerte Leistung, die der Tatkraft und Umsicht der Bauleitung und dem verständnisvollen Zusammen⸗ arbeiten aller Beteiligten ein glänzendes Zeugnis ausstellt. Dabei verdient hervorgehoben zu werden, daß es auch für die Strecke Tabora- Kigoma gelungen ist, nicht nur eine wesentlich günstigere und etwas kürzere Linie ausfindig zu machen, als anfangs vorgesehen war, sondern auch bei der Bauausführung eine erhebliche Ersparnis an den veranschlagten und bewilligten Mitteln zu erzielen. Die Eröffnung des Betriebes auf der ganzen Bahn ist nunmehr

Bekanntlich wird von belgischer Seite der Bahnbau im Tale des Lukugaflusses von Kabalo nach dem Lukugaaustritt oder Albertville mit großem Eifer betrieben, und es ist damit zu rechnen, daß diese sogenannte Lukugabahn etwa um die Milte des Jahres 1914 ihr Ziel erreichen wird. Durch diese Bahn erhält dann die deutsche Tanganjikabahn über den See hinweg eine wichtige Fort⸗ setzung in das Stromgebiet des oberen Kongo, und es wird dadurch vermittels der Wasserstraße Kabalo Bukama eine neue öͤstliche Zufuhrstraße in das erzreiche Katangagebiet hergestellt. Diese östliche Zufuhrstraße hat vor der nördlichen, die der Kongo mit seinen drei großen Wasserstraßenabschnitten und den zugehörigen drel Um⸗ gehungsbahnen bildet, den Vorzug der wesentlich geringeren Ausdehnung, der Vermeidung des vielfachen Umladens und der häufig unzuverlässigen Wasserstraßen. Auch ist sie kürzer als die südliche Zufuhrstraße über die rhodesische Bahn von Beira über Salisbury, Buluwayo und Brokenhill. Nur die westliche, von der Lobitobucht ausgehende Zufuhrstraße, die durch die Benguellabahn und ihre Fort⸗ setzung Dilolo —Ruwe gebildet wird, kann gegen sie künftig erfolg⸗ reich in Wettbewerb treten wenn sie vollendet sein wird! Sie ist heute von diesem Ziel noch weit entfernt: drei bis vier Jahre dürften darüber hingehen, denn die Benguellabahn ist erst bei Kilometer 520 an⸗ gekommen und hat bis an ihren Endpunkt Dilolo noch etwa 780 km zurück⸗ zulegen. Die geographische Ueberlegenheit unserer deutschen östlichen Zufubrstraße dürfte also dahin wirken, daß ihr mindestens vorläufig ein Teil des Katanga⸗Ein⸗ und ⸗Ausfuhrverkehrs besonders der Personenverkehr und alle Güter, deren pünktliche Lieferung von Be⸗ deutung ist zufällt, so lange, bis die Vollendung der Benguella⸗ bahn eine Umgestaltung in den Wettbewerbsverhältnissen für den Katangaverkehr herbeiführt.

Möge die Tanganjikabahn unserem ostafrikanischen Schutzgebiet den von der Erschließung des großen Seegebiets erwarteten wirt⸗ schaftlichen Aufschwung bringen und auch sonst alle Hoffnungen er⸗ füllen, die man auf sie gesetzt hat! (Deutsches Kolonialblatt.)

1 Statistik und Volkswirtschaft.

Die deutsche überseeische Auswanderung im Januar 1914 und in dem gleichen Zeitraume des Vorjahrs.

Es wurden befördert deutsche Auswanderer im Monat Januar über 1914 1913 F1111“4“ 287 302 301 deutsche Häfen zusammen . 719 5988 fremde Häfen (soweit ermittelt) 154 383

überhaupt 875 971.

Aus deutschen Häfen wurden im Monat Januar 1914 neben den 719 deutschen Auswanderern noch 14 359. Angehöxrige fremder Staaten befördert; davon gingen über Bremen 7861, über Ham⸗ burg 6498.

Zur Arbeiterbewegung.

In einer am Sonntag in Cöln abgehaltenen Versammlung der Herrenmaßschneider wurde der „Köln. Ztg.“ zufolge einstimmig beschlossen, sich nicht an der Abstimmung über die Schiedssprüche der Unpartetischen zu beteiligen. In einer Entschließung, die sich gegen den Schiedsspruch der Unparteiischen richtet, wurde ausgesprochen, daß für Cöln neue Tarife nicht abgeschlossen werden sollen, wenn darin nicht die berechtigten Mindestforderungen der Arbeiter anerkannt werden.

Zweihundert Schlächter haben, wie dem „W. T. B.“ tele⸗ graphiert wird, in den Schlachthäusern der Stadt Melbourne die Arbeit niedergelegt. Man macht sich auf einen ernstlichen Fleisch⸗ mangel in Melbourne gefaßt. Auch in Sydney sind die Schlächter in den Ausstand getreten, und dort sind in der Stadt und in den Vorstädten die Schlächterläden ohne Fleischwaren. Eine Hungers⸗ not hat begonnen. Die Wirtshäuser sind nicht imstande, frisches Fleisch zu beschaffen.

(Weitere „Statistische Nachrichten“ s. i. d. Zweiten Beilage.) Kunst und Wissenschaft.

In seiner im Verlage von Quelle und Meyer in Leipzig er⸗ schienenen Schrift „Die germanischen Reiche der Völkerwanderung“ macht der Professor Dr. Ludwig Schmidt interessante Ausführungen über die Stellung der Germanen im römischen Reich. Ihnen sind die nachstehenden Ausführungen entnommen: 1

Die überschäumende Kampfeslust der Germanen fand sehr häufig in der Betätigung für die Sache des eigenen Volks nicht volle Be⸗ friedigung, sondern drängte einzelne wie ganze Stämme dahin, in auswärtige Dienste einzutreten und um klingenden Lohn für fremde Interessen ihre Haut zu Markte zu tragen. In späterer Zeit kam natur⸗ gemäß nur der römische Heerdienst in Betracht. Die Verhältnisse der Epoche vor Konstantin d. Gr. sind von denen der späteren Jahr⸗ hunderte wesentlich verschieden. Zuerst begegnen uns hier Germanen unter Cäsar (seit 52 v. Chr.). Die damals verwendeten Hilfs⸗ truppen setzten sich teils aus Freiwilligen, die um Sold und Kriegs⸗ beute dienten, teils aus den von abhängigen Völkerschaften vertrags⸗ mäßig gestellten Kontingenten zusammen, bildeten eigene Abteilungen von beliebiger Stärke, die zum Teil unter der Führung von Stammes⸗ häuptlingen standen, und waren nur für bestimmte Zetträume und Gelegen⸗ heiten eingestellt. Unter Auqustus verschwinden diese Bildungen und machen festgefügten Truppenkörpern von bestimmter Anzahl (Auxlliar⸗ Kohorten und Alen) Platz, die aus den reichsangehörigen Stammen ausgehoben wurden, deren Namen trugen, gewöhnlich von eingeborenen Offizieren befehligt waren und vorwiegend in ihrer Heimat Verwen⸗ dung fanden. Infolge des Bataveraufstandes (70 n. Chr.) wurden die germanischen Auxilien im Ausland verteilt, nicht mehr aus ihren ursprünglichen Aushebungsbezirken, sondern aus den Provinzen, wo sie gerade standen, ergänzt, also ihres germanischen Charakters allmählich entkleidet. Erst im zweiten Jahrhundert, unter Hadrian, wurden wieder Truppenkörper von nationgler Zusammensetzung eingerichtet, die numeri und cunei, leichtbewaffnete Infanterie⸗ und Reiterkorps, die aber grundsätzlich nur außerhalb der Provinz Verwendung fanden, aus der sie sich rekrutierten. 8 3

Eine große Rolle spielte das germanische Element in den Kaiserlichen Leibwachen. Aus Germanen, und zwar aus reichs⸗ angehörigen Stämmen, insbesondere aus Batavern, setzten sich die corpore custodes der julisch⸗claudischen Dynastie zusammen. Diese wazen eine zum persönlichen Schutz des Herrschers und der Mitglieder des Kaiserhauses bestimmte Reitertruppe. Von Augustus ein⸗ gerichtet, dann vorübergehend suspendiert, wurden sie unter Galba endgültig aufgelöst. Im dritten Jahrhundert, und zwar seit dem germanenfreundlichen Kaiser Caracalla, begegnen uns dann wieder ebenfalls zum großen Teil aus Deutschen bestehende Leibwachen, die protectores. Verschieden von den Leibwächtern ist das in der Zeit von Hadrian bis Severus Alexander nachweisbare hauptstädtische Gardekavallerieregiment der equites singu- lares, in dem Germanen, freie und römische, und zwar wiederum Bataver, einen erheblichen Prozentsatz ausmachten. Seit Vespasian treten (reichsangehörige) Germanen in größerer Anzahl auch in den Legionen auf. Dazu kamen die früher nur in unbedeutendem Maße, seit Mark Aurel immer häufiger und ausgiebiger herangezogenen, auf Grund besonderer Abmachungen gestellten Hilfstruppen der freien Germanen.

Eine wichtige Veränderung trat ein infolge der von Diokletian angebahnten, von Konstantin d. Gr. durchgeführten Heeresreform, die in einer Vermehrung der Truppenzahl und in der Scheidung der

gipfelte. Hatte sich bisher das reguläre römische Heer im wesentlichen aus Reichsangehörigen, Bürgern und Peregrinen, ergänzt, so gewinnt jetzt der Eintritt von Ausländern, dem steigenden Bedarf an Mann⸗ schaften und der wachsenden Verschlechterung des verfügbaren inländischen Menschenmaterials gemäß, immer mehr an Bedeutung. Die Legionen treten an Ansehen zurück hinter den zahlreichen, aus Barbaren formierten Auxilien. Auch die bevorzugtesten Truppenkörper der scholae pala- tinae, die von Konstantin d. Gr. eingerichtet und an Stelle der protectores zur persönlichen Bedeckung des Kaisers bestimmt waren, haben anfänglich vorwiegend aus Germanen bestanden. Infolge dieser höheren Bewertung des Barbarentums erlangten nun zahlreiche freie Germanen Zutritt zu den höheren Militärämtern sowie zu den Zivilämtern, die ihnen bisher verschlossen waren. Nach Konstantin d. Gr. war es namentlich Theo⸗ dosius I., der die Germanen zu fördern suchte, ja geradezu verhätschelte. Germanischer Brauch machte sich allenthalben im Heerwesen geltend. Einen erheblichen Einfluß hat besonders das deutsche Gefolgswesen ausgeübt. Germanen sind es demgemäß, die seit dem Ende des vierten Jahrhunderts im Westen und zeitweilig auch im Osten die tatsächliche Herrschaft ausüben. Es sei u. a. an Männer wie Maxentius, Silvanus, Merobaudes, Arbogast, Gainas, Stilicho, Rikimer, Aspar erinnert. Es entsprach nur den geschichtlich ent⸗ wickelten Tatsachen, daß Odoaker im Jahre 476 als Führer der in Italien stehenden germanischen Soldtruppen den Scheinkaiser Romulus absetzte und sich zum König der Barbaren und Beherrscher des noch übrig gebliebenen Restes des weströmischen Reichs machte.

War das E ei,che Frrrrhegt zum großen Teil germanisiert, so hat auch die anfässige Bevölkerung des Reichs nach und nach einen erheblichen Einschlag germanischer Elemente erhalten. Die massen⸗ haften Kriegsgefangenen, die die Römer in den jahrhundertelangen Kämpfen mit den Germanen erbeuteten, fanden, wenn sie nicht sogleich in das Heer eingestellt wurden, als Sklaven, Kolonen, Laeten, Gentilen Verwendung. Germanische Kolonen begeanen uns nameni⸗ lich seit der Regierung Mark Aurels. Der Markomannenerieg und die ihn begleitende Pest hatten gewaltige Lücken in die acker⸗ bautreibende Bevölkerung der betreffenden Grenzprovinzen gerissen. Der Kaiser verteilte die in Kriegsgefangenschaft geratenen Barbaren unter die Grundbesitzer und auf den Domänen als Kleinpächter, die an die Scholle gefesselt waren, aber ihre persönliche Freiheit behielten, um auch im Heerdienst verwendet werden zu können. Ansiedlungen germanischer Kolonen begegnen uns in fast allen Teilen des Reichs, besonders in Gallten, Britannien, den Donauprovinzen und Kleinasien. Den von ihnen gestellten Soldaten war es nicht zum geringsten Teile zu danken, wenn das römische Reich nicht schon früher, als es tatsächlich geschah, dem Ansturm der Barbaren erlag. Höher als die Kolonen standen die Laeten, die uns seit dem Ende des dritten Jahrhunderts in Gallien begegnen und wahrscheinlich hauptsächlich aus kriegsgefangenen Franken hervor⸗ gegangen sind. Sie waren in geschlossenen Gruppen auf Staats⸗ ländereien angesiedelt, standen unter dem Befehle eines Präfekten und waren zu erblichem Kriegsdienste verpflichtet, hatten aber korporative Verfassung und lebten unter sich nach helmischem Recht. Eine weniger selbständige Stellung nahmen die seit dem vierten Jahr⸗ hundert in Gallien und Italien auftretenden Gentilen ein, aus unterworfenen Völkern der Donauländer gebildete Truppenkörper, die, wie es scheint, nicht fest angesiedelt waren, sondern als örtliche Be⸗ satzungen dienten.

Anders gestaltete sich das Verhältnis der Völker, die nicht als Unterworfene, sondern als Bundesgenossen auf Grund von Ver⸗ trägen aufgenommen wurden. Diese erhielten ein geschlossenes Ge⸗ biet zur Niederlassung sowie das Bürgerrecht und bildeten eine Gemeinde für sich. Derartige zusammenhängende Barbarenansied⸗ lungen erfolgten aber zunächst nur bei kleineren Völkern oder Volks⸗ teilen, von denen keine Gefahr zu hbesorgen war. Größeren Völker⸗ schaften wurden außerhalb der Reichsgrenze gelegene, ihr vor⸗ gelagerte Gebiete zur Niederlassung angewiesen. Seit dem Ende des vierten Jahrhunderts nahm die römische Regierung aber auch solche als foederati et hospites in das eigentliche Reichsgebiet auf. Die Anstedlung erfolgte zumeist nach dem Vorbilde des römischen Einquartierungssystems, indem die Grundeigentümer einen Teil ihres liegenden Besitzes den Ankömmlingen einzuräumen hatten; doch wurden denselben auch wüstliegende Distrikte überwiesen mit der Befugnis, sich darauf nach Belieben einzurichten. Die Föderaten waren Reichs⸗ angehörige, blieben aber in ihrem nationalen Verbande und lebten unter ihren angestammten Fürsten weiter; das Nationalrecht schloß sie vom Reichsbürgerrecht aus, sodaß sie keine Ehe mit römischen Bürgern eingehen durften; sie waren dazu verpflichtet, mit ihrem eigenen zu⸗ gleich das römische Gebiet zu verteidigen sowie an den Kriegen der Römer sich durch Zuzug zu beteiligen; aber ihre Kontingente wurden nicht zum Reichsheere gerechnet und bildeten selbständige Truppen⸗ körper nationaler Formation, deren Befehlshaber die vom Volke selbst bezw. vom König nominierten Führer waren. Diese Völker vermochten so eher das Bewußtsein ihrer Nationalität den Römern gegenüber zu bewahren; das Föderatwesen, wie es in dieser Art zuerst bei den Westgoten Anwendung fand (376), ist daher der Ausgangspunkt jener Entwicklung geworden, die mit dem Zerfall des Westreiches und der Gründung der römisch⸗germanischen Königreiche endete.

““

Bauwesen.

Ein Wettbewerb für Entwürfe zu em Brunnen⸗ denkmal in Pirmasens, das auf dem Schloßplatz (Marktplatz) dort errichtet werden soll, war unter dem 15. Juli v. J. unter den in Bayern lebenden Künstlern eröffnet worden. Das Preisgericht, dem u. a. die Architekten städt. Baurat, Professor Dr. Hans Grässel, Hofoberbaurat Eugen Drollinger, beide in München, und Stadtbaurat Adalbert Meyer in Pirmasens angehörten, hat über die bis zum 15. Januar d. J. eingereichten 67 Wettbewerbsarbeiten einstimmig folgendes Gutachten abgegeben: Zur Ausführung wird der Entwurf von Bildhauer Georg Müller in München vorgeschlagen, doch ist die Brunnensäule noch umzuarbeiten. Geldpreise werden zuerkannt den Entwürfen von Bildhauer Karl Kiefer und Architekt W. Erb, beide in München (450 ℳ), Bildhauer Georg Müller in München (350 ℳ), Bildhauer, Professor an der Kunstgewerbeschule Nürnberg Max Heilmaier und Bildhagzer Michael Preisinger in München (je 300 ℳ), endlich Bild⸗ hauer Richard Falkinger in München (200 ℳ). Die Modelle des Wettbewerbs sind bis einschließlich 14. d. M. im Studien ebäude de bayerischen Nationalmuseums ausgestellt.

Gesundheitswesen, Tierkrankheiten und Absper 18 maßregeln. Türkei.

8 8 8 DOeer internationale Gesundheitsrat in Konstantinopel hat für die Herkünfte von Debay (am persischen Golf) eine ärztliche

ntersuchung bei der Ankunft im ersten türkischen Hafen, wo sich ein Sanitätsarzt befindet, verfügt.

Nr. 13 des „Zentralblatts der Bauverwaltung“, her⸗ ausgegeben im Ministerium der öffentlichen Arbeiten, vom 14. Februar 1914, hat folgenden Inhalt: Amtliches: Dienstnachrichten. Nicht⸗ amtliches: Das neue Einpfangsgebäude auf dem Hauptbahnhof in Darmstadt. (Schluß). Gegenkrümmungen in Eisenbahngleisen. Zum Umbau des Potsdamer Rathauses. Die Bahn Frasne Vallorbe und der Mont⸗d'Or⸗Tunnel. Ein neues Verfahren zur Berechnung von Druckstäben auf Knicken. (Schluß.) Vermischtes: Wettbewerb für Entwürfe zu einem Brunnendenkmal in Pirmasens. Abwerfer für Vorlegebremsen. 88

in wenigen Monaten zu erwarten. Hoffentlich wird dann auch bald der erste deutsche Dampfer den Verkehr über d belgischen Kongokolonie vermitteln.

ganzen Streitmacht in ein Kaiserliches Feldheer und in Grenztruppen