1914 / 42 p. 7 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 18 Feb 1914 18:00:01 GMT) scan diff

Teil unbewohnbar gemacht. Felder sind überschwemmt worden und dadurch ist ein ungeheurer Schaden angerichtet. Ein Besitzer hat 5 Morgen von seinem Acker verloren, die Fischereibevölkerung ist in schwerster Weise betroffen. Deshalb bitte ich die Regierung, alles, was in ihren Kräften steht, zu tun und sie zu unterstützen. Die Fischer müssen in ihrem Besitz und in ihrer Nahrung geschützt werden. Ich bitte auch die Regierung, namentlich nicht zu sehr auf die lokale Unterstützung der Fischereihäfen zu dringen. Die Fischerei⸗ häfen haben nicht lokale Bedeutung allein, sondern ihre Bedeutung geht über die lokalen Verhältnisse weit hinaus. Ich bitte die hierbei aufgestellten Grundsätze zu prüfen und, wenn notwendig, einer Re⸗ vision zu unterziehen. Ich wünsche, daß die heutige Verhandlung dazu führt, diejenigen Kreise, welche im Sommer an den Ostseeküsten ihre Erholung suchen, zu veranlassen, die durch die Sturmflut so schwer heimgesuchte Bevölkerung nach Möglichkeit zu unterstützen. 8 Abg. Dr. Schifferer (nl.): Auch meine politischen Freunde halten elne tatkräftige Unterstützung durch die Regierung im vor⸗ liegenden bene durchaus für notwendig. Das geht aus der Tatsache hervor, daß wir einen darauf bezüglichen Antrag gestellt haben. Der Schaden, der durch die Sturmflut angerichtet worden ist, ist in der Tat sehr groß. Auch uns sind selbstverständlich sehr viele Einzelnach⸗ richten über die durch die Sturmflut angerichteten Schäden zu⸗ gegangen. Insbesondere hat mir auch der Reichstagsabgeordnete Dr. Schwabach eingehendes Material zur Verfügung gestellt. Aber alle diese Dinge können wir besser in der Kommission besprechen. Betroffen ist von der Sturmflut unter anderem eine ganze Reihe von Gemeinden, die nicht in der Lage sind, aus eigenen Mitteln den an⸗ ichteten Schäden zu begegnen. Hier ist ganz besonders schnelle Hilfe angebracht. Ich nehme an, daß von den Mitteln, die die Regierung zu diesem Zwecke zur Verfügung gestellt hat, gerade diesen Gemeinden ein großer Teil zugeflossen ist. Auch bitte ich die Regierung, die Be⸗ wohner des Memeldeltas und die Anlieger des Kurischen und Frischen Haffes möglichst zu unterstützen. Eine ganze Reihe von Fischern ist außerordentlich geschädigt worden. Den Fischern sind ihre Boote und Netze weggerissen worden, dadurch sind sie ihres Handwerkzeuges beraubt. Es wäre zu wünschen, daß die Leute recht bald wieder in en Besitz ihres Handwerkzenges gelangen. Ich weiß nicht, ob in Schleswig⸗Holstein durch die Sturmflut auch bedeutender Schaden angerichtet worden ist. Wenn dies aber der Fall sein sollte, so bitte ch die Regierung, auch hier helfend einzugreifen. Auch wir sind da⸗ mit einverstanden, daß die Anträge einer Kommission von 28 Mit⸗ gliedern überwiesen werden. 8 Abg. Dr. Steputat (kons., Litauer): Die Vorredner haben alles Nötige bereits gesagt, in der Kommission werden alle Dinge usführlich besprochen werden und dabei auch die einzelnen Gegenden zu ihrem Recht kommen. Ich will nur hervorheben, daß das Wasser von zwei Seiten in Ostpreußen auf das Land eingestürmt ist und daß deshalb die Verheerungen natürlich sehr groß sein mußten. Abg. Dr. Gaigalat (b. k. P., S Zur Sicherung der Kurischen Nehrung ist schon manches geschehen, aber es hat noch nicht genügt, eshalb muß jetzt ganze Arbeit gemacht werden. Die Schäden sind diesmal in der Tat sehr groß. Das Wasser stieg so schnell. daß die Bewohner sich nur mit Mühe retten konnten. Das schwerste Opfer für die Leute ist der Verlust des aufgestapelten Heues. Wiesen und Aecker nd verschlechtert. Am schwersten hat der Kreis Heydekrug itten, deshalb bitte ich die Regierung, besonders diesem Kreise hre Fürsorge zu schenken. Im Memeldelta müssen jetzt 1500 Menschen täglich mit Lebensmitteln versehen werden. Das Eis hat die Flußläufe verstopft. Die Ueberschwemmung kam so schnell, daß das Wasser in einer Stunde um einen Meter stieg. Das Militär hat vortreffliche Dienste bei der Errettung der Bewohner geleistet. Manche Kolonnen haben 36 Stunden hintereinander gearbeitet. Das Vieh mußte aus dem Wasser gebolt werden, auch dabei haben die Pioniere hilfreich mitgewirkt. Die Bewohner selbst hatten sich auf die Dächer der Haäuser flüchten müssen. Den Leuten müssen jetzt vor allem Viehfutter und Saatkartoffeln geliefert werden. Die Memel ist zurzeit noch auf mehrere Meilen hinauf durch Eis verstopft, das Wasser muß durch die Niederung abfließen. Die Kolonisten müssen entweder von den Mooren fortgebracht werden das würde aber unserer Politik der inneren Kolonisation wider⸗ sprechen —, oder die Moore müssen eingedeicht werden. Die Verluste an Gebäuden, die Wirtschaftsgeräte usw. müssen ersetzt werden. Ich appelliere auch an die Privatwohltätigkeit und hoffe, daß diese eben⸗ fals zur Hilfe bereit sein wird.

Abg. Hofer (Soz.) schildert im einzelnen die angerichteten Schäden und tritt für umfangreiche staatliche Hilfe ein. Es handele sich um 15 000 notleidende Menschen, die sich aus eigner Kraft nicht helfen könnten. Die Küstenbewohner in Ostpreußen seien im Winter tage⸗ und wochenlang von der Außenwelt überhaupt abgeschlossen, es müßten deshalb schleunigst Chausseen gebaut werden. Es sei die aller⸗ höchste Zeit, daß der Staat für die Bewohner etwas tue. Es heiße, daß ein notwendiger Deich nicht gebaut werde, damit nicht die Gegend trocken gelegt werde und dadurch die Elche ihre Lebensbedingungen verlören. 1t Abg. Schmiljan (fortschr. Volksp.): Die Schäden für die Küstenbevölkerung sind diesmal außerordentlich schwer. Die Dünen sind von Neufahrwasser bis nach Ostpreußen hinauf auf 10 bis 12 Meter abgeschwemmt worden. Vor allen Dingen bedarf es also neuer Dünen⸗ bauten, und zwar muß der Staat nicht bloß da bauen, wo es sich um fiskalisches Gelände handelt. Insbesondere weise ich auf die schwierige Lage der Fischer hin, die ebenso betroffen sind wie die Landwirtschaft. Das Wasser läuft nicht ab, weil der Küstenrand höher ist als das dahinter liegende Land. Die Landwirte müssen jetzt 50 bis 60 Tage lang arbeiten, um durch Pumpen das Wasser von ihren Aeckern zu schaffen. Diesen Besitzern muß in weitgehendstem Maße geholfen werden. Die Fischer sind in rastloser Arbeit Tag und Nacht bemüht, den Lebensunterhalt für ihre Familten zu erwerben und für ihr Alter zu sorgen; wenn diese Leute endlich mal einen Erfolg gehabt haben, dann wird alles in wenigen Stunden wieder zerstört und weggeführt. Der Staat muß dahin streben, daß solche schweren Fälle sich nicht wiederholen können. Die Regierung wird die Zustimmung des ganzen Hauses haben, wenn sie recht schnelbvorgeht. Ich frage den Minister, wic die Fischer, die auf Wochen brotlos geworden sind, jetzt unterstützt worden sind. Es muß ihnen Beihilfe gewährt werden, damit sie sich neue Geräte anschaffen können. Am schwersten empfinden es die Fischer, daß sie jetzt wochenlang ihrer gewohnten Erwerbstätigkeit nicht nachgehen können. Was ist geschehen, um die Fischer vor der äußersten Not zu bewahren? Die Staatsmittel werden ja nicht aus⸗ reichen, um allen Anforderungen gerecht zu werden, deshalb muß auch die Privatwohltätigkeit eingreifen. Auffallend ist es jetzt, daß bei den Sammluagen wohl so viele tausende kleiner Gaben gegeben sind, daß aber größere Gaben nicht wie sonst zu bemerken sind. Hoffentlich kommt unseren Wünschen die Regierung in weitestem Maße entgegen. Namens meiner Freunde stimme sch der Ueberweisung der Anträge an eine Kommission von 28 Mitgliedern zu.

Abg. Korfanty (Pole): Wir sind gern bereit, die Mittel für diese von der Katastrophe so schwer heimgesuchten Leute zu bewilligen; wir sind aber guch der Meinung, daß die bisherigen Mittel nicht ge⸗ nügen. Die Ostseeküste war nicht genügend Alljährlich werden 20 Millionen verpulvert gegen die Polen. Dieses Geld könnte bessere Verwendung finden, wenn es zum Zwecke der Küsten⸗ befestigung verwendet würde. Dann würden wir derartigen Katastrophen ganz anders gerüstet gegenuͤber stehen. Ich will nicht hoffen, daß bei der Verteilung der Unterstützungen nach politischen Momenten ver⸗ fahren wird. Das ist schon vorgekommen.

Abg. Dr. Dittrich (Zentr.): Auch wir erklären unser Ein⸗ verständnis mit dee staatlichen Hilfsaktion. Mein Wahlkreis Braunsberg ist auch schwer betroffen worden Ich möchte des halb bitten, auch meinem Wahlkreise außergewöhnliche Mitiel zur Ver⸗ fügung zu stellen.

Damit ist die Interpellation erledigt. Die beiden Anträge werden an eine Kommission von 28 Mitgliedern überwiesen.

Es folgt die erste Beratung des Gesetzentwurfs, betr. die Erweiterung des Stadtkreises Dortmund und Aenderung der Amtsgerichtsbezirke Castrop und Dortmund.

Abg. Dr. von Gescher (kons.): Ich beantrage, den Gesetz⸗ entwurf an die Gemeindekommisstog zu verweisen. Es wird hesonders zu prüfen sein, ob den bestehenden Mängeln durch den Gesetzentwurf abgeholfen wird. Besonders wird zu prüfen sein, ob die Bedingungen für die Eingemeindung vorhanden sind, oder ob der Eingemeindung Bedenken gegenüberstehen. 1

Abg. Schweckendieck (nl.): Wir haben nichts dagegen ein⸗ zuwenden, wenn das Gesetz der Gemeindekommission überwiesen wird. Ich möchte jedoch bitten, daß es aus der Kommission möglichst bald wieder an das Plenum gelangen möge. . 3

Abg. Traub (fortschr. Volksp.): Auch ich hoffe, daß der Gesetz⸗ entwurf in der Kommission und im Plenum möglichst bald einstimmig angenommen wird.

Der Gesetzentwurf wird der Gemeindekommission überwiesen.

Darauf wird die Beratung des Etats des Ministeriums des Innern fortgesetzt.

Beim Kapitel des Statistischen Landesamtes bemängelt

Abg. Schmiljan (fortschr. Volksp.) die ungünstigen Anstellungs⸗ verhältnisse der Beamten bei dem Statistischen Landesamt. Besonders schlecht seien die Verhältnisse für die Militäranwärter. Die Anwärter hätten in der Regel 7 bis 8 Jahre zu warten, ehe sie zur Anstellung gelangten. Die Militäranwärter hätten das 40. Lebensjahr meist überschritten, wenn sie in eine etatsmäßige Stellung einrückten. Die Mebrzahl dieser Beamten gelange überhaupt nicht in den Genuß des Höchstgehaltes. Der Minister möge die Verhältnisse bald prüfen und Abhilfe schaffen.

Beim Kapitel des Oberverwaltungsgerichts bemerkt

Abg. von Bockelberg (kons.): Ich muß mich gegen eine Er⸗ klärung des Abg. Cassel wenden, daß die Rechtsprechung in Steuerfragen den Verwaltungsgerichten abgenommen und den ordent⸗ lichen Gerichten übertragen werden möchte. Darurch würden nur die Kosten höher, die Gerichte würden überlastet und auch die Rechts⸗ sicherheit keineswegs gefördert. Es würde also gegenüber den be⸗ stehenden Verhältnissen eine Verschlechterung eintreten.

Abg. Dr. Liebknecht (Soz.): Beim Oberverwaltungsgericht haben wir eine noch größere Klassenjustiz als bei den ordentlichen Gerichten. Die Oberverwaltungsgerichtsbarkeit ist ein Schaden für unser Volk. Wir fordern, daß die Rechtsprechung der ordentlichen Gerichte in dieser Hinsicht erweitert wird. Es kann nicht wunder⸗ nehmen, wenn wir die größten Beschwerden gegen die Verwaltungs⸗ gerichte zu erheben haben. In gewissen Fällen, besonders wenn eine Partet nicht vertreten war, bekommt die Oeffentlichkeit überhaupt keine Nachricht von den Entscheidungen der Senate. Die Be⸗ gründung der wichtigsten Entscheidungen müßte der Presse mitgeteilt werden. Sehr wenig erfreulich ist das Verfahren vor dem Oberver⸗ waltungsgericht. Wir haben keine Prozeßordnung dafür. Es steht dem Oberverwaltungsgericht frei, nach Belieben zu verfahren, und das führt zu einer völligen Willkür. Die wichtigsten Grundlagen der Rechtssicherheit sind die Vorschriften über die Beweis⸗ erhebungen; aber für das Oberverwaltungsgericht gelten diese nicht. Man hat nicht einmal das Recht, eine Zeugenvernehmung zu fordern. Es besteht ein reines Tohuwabohu, eine voll⸗ kommene Gesetzlosigkeit. Damit entfällt die Grundlage für die materielle Richtigkeit der Oberverwaltungsgerichtsentscheidungen. Auf der anderen Seite glaubt sich das Oberverwaltungs⸗ gericht in peinlichster Weise gebunden an Formalien. Es läßt einen Gegenbeweis gegen eine Vorentscheidung gar nicht zu. Ganz formalistisch wird der Tenor der Vorentscheidung zugrunde gelegt, das Oberverwaltungsgericht hat zu einem solchen Verfahren gar kein Recht, aber es Fcchtet sich vor einer Dissonanz zwischen ordentlichem Gericht und Verwaltungsgericht. Ich habe in meiner ganzen Praxis nur einen einzigen Fall erlebt, wo das Ober⸗ verwaltungsgericht die Grundlage eines voraufgegangenen Urteils hat. Dabei handelt es sich oft um die Ruinierung einer Fristenz, wenn z. einem Gastwirt auf Grund ungenügender Grundlagen einfach die Konzession entzogen wird. Häufig wud aus der Tatsache, daß ein Gastwirt mehrere Male wegen Ueber⸗ schreitung der Polizeistunde bestraft worden ist, geschlossen, daß der Gastwirt eine Neigung zur Beförderung der Völlerei besitze, und daraufhin wird ihm die Konzession entzogen, statt daß erst festgestellt wird, wie sich die Ueberschreitung der Polizeistunde zugetragen hat. Vielfach handelt es sich ja nur um wenige Minuten, die die Leute noch beisammen sitzen geblieben sind; vielleicht haben sie nur ihr Bier ausgetrunken, und irgendwelche Ausschreitungen sind nicht vorgekommen. Da müssen wir auf eine andere Handhabung dringen. In der Frage der Arbeiterzentrale haben wir ja einen besonderen Antrag eingebracht. Es ist unglaublich, daß man ausländische Arbeiter auf dem Wege der Polizei einfach auffordert, binnen vierzehn Tagen Landarbeit anzunehmen, widrigenfalls sie als lästig ausgewiesen werden sollen. Das Oberver⸗ waltungsgericht hat unter Verdrehung aller Logik diese Polizeiverfügungen als zu Recht bestehend anerkannt. Die Witwe des in Moabit von Polizeibeamten getöteten Arbeiters Hermann ist noch immer nicht zu ihrem Rechte gekommen. Das Landgericht und das Kammergericht haben sich auf die Seite der Witwe gestelct. Aber in diesem Falle hat das Oberverwaltungsgericht es plötzlich nicht für nötig gehalten, sich an die Vorentscheidungen zu halten, sondern hier wird zupeimat trotz der sonst grundsätzlichen Abneigung dagegen, Beweiserhebung be⸗ schlossen. Da muß man doch zu dem Schlusse kommen, daß dafür nicht juristische Gründe maßgebend gewesen sind, da hat der Wunsch, die Polizei nicht bloßzustellen, mitgespielt. Früher ist sogar ent⸗ schieden worden, daß Tanzfestlichkeiten von politischen Vereinen Sitzungen politischer Vereine darstellen, und deshalb sollten Frauen an diesen. Tanzfestlichkeiten nicht teilnehmen dürfen. Da hat erst eine Ministerialverfügung abhelfen müssen. Jetzt werden vom Oberverwaltungsgericht ständig die Arbeitersporkvereine als polttische Vereine angesprochen, obwohl die ordentlichen Gerichte ihnen den politischen Charakter abgesprochen haben. Schließlich haben sich aber die ordentlichen Gerichte dem Oberverwaltungsgericht gebeugt, und es besteht zwischen beiden Instanzen jetzt volle Harmonse. Jetzt aber verlangt die Polizei von kleinen Ortsgruppen größerer Vereine, die keinen selbständigen Vorstand, sondern nur einen Vertrauensmann haben, die Einreichung von Vorstandslisten, obwohl die ordentlichen Gerichte diese ausdrücklich als nicht selbständige Vereine anerkannt haben. Das ist geradezu eine Revolte der Verwaltung gegen die Gerichte. Das Oberverwaltungsgericht hat es fertig gebracht, das Zensurverbot gegen ein Stück unseres ver⸗ storbenen Parteifreundes Rosenow, der als Dramatiker anerkannt ist, aufrecht zu erhalten, weil die Schilderung des Bergarbeiterlosts eine Klassenaufreizung darstelle. Dabei ist dieses Stück ua⸗ beanstandet in Stuttgart und Frankfurt a. M. aufgeführt worden. Das war in Berlin nur eine kleinliche Zenfür ch hene des Herrn von Jagow, und das Oberverwaltungsgericht hat sich durchaus nicht als einen Schirm der bürgerlichen Freiheit bewährt. Die Judikatur des Oberverwaltungsgerichts hat die polizeiliche Ueber⸗ wachung im Gegensatz zu dem Reichsvereinsgesetz geregelt. Das Oberverwaltungsgericht hat sich auch auf den Standpunkt gestellt, daß die Behörden das Recht haben, einem Angehörigen der sozialdemo⸗ kratischen Partei den Unterrichtserlaubnisschein zu verweigern allein aus dem Grunde, weil er Soztaldemokrat ist. Das ist unerbört und widerspricht dem Gerechtigkeitsgefühl. Die Leistungen des Oberver⸗ waltungsgerichts bedeuten wahrhaftig keine Ruhmestaten. Wir haben alle Veranlassung, uns in schroffster Weise gegen eine derartige Judi⸗ katur zu wenden. Die Herren, die diese Ürteile gefällt baben, wissen vielleicht nicht, wie wir einer derartigen Geistesblindheit gegenüber⸗ stehen und wie bemitleidens⸗ und bedauernswert uns die Oberver⸗ waltungsgerichtsräte vorkommen.

Minister des Innern Dr. von Dallwitz:

Der Herr Abg. Liebknecht hat zunächst eine scharfe Kritik an dem Verfahren des Oberverwaltungsgerichts geübt. Das gehört zu den Verhandlungen über die Verwaltungsnovelle und ist durch Beschluß

des Hauses von den Erörterungen beim Etat ausgeschlossen. Ich kann also auf diese Ausführungen nicht eingehen.

Er hat ferner eine scharfe Kritik geübt an der Rechtsprechung des Oberverwaltungsgerichts in Zensursachen, Ausweisungssachen, Konfliktssachen, Vereinssachen, Disziplinarsachen und in Sachen der Erlaubnis zur Unterrichtserteilung. Wie kommt Herr Dr. Liebknecht dazu, die Entscheidungen unseres höchsten Verwaltungsgerichtshofes in dieser Weise zu kritisieren und herabzusetzen? Steht er auf einem höheren Standpunkt als das Oberverwaltungsgericht? Glaubt er, daß er klüger und urteilsfähiger ist als die Herren, die dort sitzen? (Heiterkeit.) Außer ihm selbst und einigen wenigen seiner Freunde wird kein Mensch davon überzeugt sein, daß sein Urteil höher zu setzen ist als das der Herren Mitglieder des Oberverwaltungsgerichts. (Sehr richtig! rechts.) Ich kann natürlich den Details einer solchen Kritik nicht folgen. Es würde mir sofort als ein Eingriff in die Selbh⸗ ständigkeit des Oberverwaltungsgerichts ausgelegt werden. (Sehr richtig!; rechts. Widerspruch bei den Sozialdemokraten.) Es würde mir von Herrn Liebknecht entgegengehalten werden, daß ich den Ver⸗ such gemacht hätte, das Oberverwaltungsgericht zu beeinflussen. Ich frage Sie: was sind aber die Ausführungen des Herrn Liebknecht anders als ein Versuch zur Beeinflussung des höchsten Verwaltungs⸗ gerichts? Er wird zwar damit keinen Erfolg haben; dann sollte er aber lieber solche Ausführungen unterlassen, die für die Ver⸗ handlungen dieses hohen Hauses ganz wertlos sind. (Hört! hört! bei den Sozialdemokraten.)

Abg. Dr. Liebknecht (Soz.): Der einfachste Mensch hat das Recht der Kritik, und wenn hier ein einfacher Arbeiter aufstehen und das Oberverwaltungsgericht der Klassenjustiz anklagen würde, dann hätte ihm der Minister anders zu antworten. Die Recht⸗ sprechung des Oberverwaltungsgerichts unterliegt ebenso der Kritik der Parlamente wie die Rechtsprechung der ordentlichen Gerichte. Wir sind als Abgeordnete dazu berufen, hier offen unsere Meinung zu sagen. Der Minister sollte sich mit mir in sachlicher Weise aus⸗ einander setzen, aber mir nicht mit ein paar schnoddrigen Redensarten

antworten. (Präsident Dr. Graf von Schwerin uft den Abg

Dr. Liebknecht wegen der letzten Aeußerung zur Ordnung.) Das Kapitel wird bewilligt. Auf Anfrage des Abg. Winckler (konf.) teilt Präsident Dr. Graf von Schwerin mit, daß beabsichtigt wird, das Kommunalabgabengesez und die neue Besoldungsordnung in der nächsten oder übernächsten Woche auf die Tagesordnung zu setzen. Um 4 ½ Uhr wird die weitere Beratung des Etats Ministeriums des Innern auf Mittwoch, 11 Uhr, vertagt.

Land⸗ und Forstwirtschaft. 1

Winterversammlung 1914 der Deutschen Landwirtschaftsgesellschaft.

Wie alljährlich im Februar, versammelten sich in diesen Tagen wiederum viele deutsche Landwirte in der Reichshauptstadt, vereinigt in dem Wunsche, den Fortschritt des Gewerbes in gegenseitigen Gedankenaustausch zu fördern. Wer die Entwicklung dieser „großen landwirtschaftlichen Woche“ von Beginn an verfolgt, wird in ibr ein Abbild des Erstarkens der Stellung der Landwirtschaft im nationalen Leben und der intensiven Produktionssteigerung der letzten Jahr⸗ zehnte erkennen. Ursprünglich spielte die Technik des Gewerbes eine nur geringe Rolle, abet immer stärker werden von Jahr zu Jahr die Interessen der Praxis und die Einwirkungen der wissenschaftlichen Forschungen auf allen Gebieten auf sie. So nimmt von Jahr zu Jahr die Zahl der Spezialvereine und ihrer Sitzungen zu, und die Landwirtschaft bietet in ihrem Spiegel schon seit langem nicht mehr das Bild eines einheitlichen Produktions⸗ körpers. Wenn die großen wirtschaftlichen Interessen der deutschen Landwirtschaft auch im wefentlichen die gleichen sind, „so ist doch die landwirtschaftliche Produktionstätigkeit der industriellen in ihrer Differenziertheit schon bedeutend angenähert. Dem entspricht auch die Ausgestaltung der Arbeitsmethoden, die Nutzbarmachung naturwissen⸗ schäftltcher orschungen und die Ausbreitung kaufmännischer Ge⸗ chäftsorganisation. Wie sich diese Entwlckelung in der Zu⸗ nahme der Einzelvereine zeigt, so auch in dem steigenden Umfang der Aufgaben der Deutschen Landwirtschaftsgesellschaft, deren Tätigkeit ja fast alle Gebiete der deutschen und kolonialen Landwirtschaft um⸗ faßt. Daß ihre Mitgliederzahl trotz der immer steigenden Vielartigkeit der Produktionsprozesse sich im letzten Jahre um über 600 auf fast 19 000 erheben konnte, ist wohl der beste Beweis dafür, daß die Deutsche Landwirtschaftsgesellschaft steis auf der Höhe ihrer Aufgabe stand, dem technischen Fortschritt des Gewerbes die Bahn frei zu halten und dem guten Neuen zum Erfolg zu verhelfen. So versammelt sie auch jetzt wieder die I und die Besucher der ⸗großgen landwirtschaftlichen Woche“ in ihren St. ungen in der sicheren Erwartung, daß alle die Fragen, die gegenwärtig die Land⸗ wirte in erster Linie interessieren, in ihnen mannigfache Beleuchtung und Vertiefung erfabren werden. G. MNachdem am 16. Februar die meisten der zahlreichen Ausschüsse der Deutschen Landwirtschaftsgesellschaft nichtöffentliche Sitzungen ab gehalten haben, traten gestern 81” bereits einige der Abteilungen zu öffentlicher Beratung zusammen. In der Dünger⸗ (Kainit⸗) Ab⸗ teilung sprach Oekonomierat Ebhardt über vraktische Erfah⸗ rungen aus dem Gebiete der Düngerwirtschaft. Er berichtete nach seinen Erfahrungen und Beobachtungen, wie er dazu gekommen ist, die Kunstdüngerzufuhr von Jahr zu Jahr zu steigern. Von kleinen Anfängen ist er bei 23 pro Morgen angekommen und glaubt, daß er auch bei 30 noch nicht Halt machen wird. Nicht das, was dem Boden fehlt für die gewünschte Ernte, muß an Dünger gegeben werden, sondern ein Ueberschuß, damit die Pflanze einen jederzeit ge⸗ deckten Tisch, eine automatische Futterkrippe vorfindet; auch muß man mit Verlusten an Nährstoffen und der Schwerlöslichkeit vieler Teile rechnen. An zahlreichen Beispielen seiner Praxis erläuterte der Vor⸗ tragende die Verteilnng des Düngers; er glaubt, daß man den Wintersaaten sowohl zur Bestellung als auch als Kopfdünger, also doppelte Gaben an Kali und Phosphorsäure mit Vorteil verabfolgt, daß die Wintersaaten namentlich bei zeitiger Aussaat einer kleineren Stickstoffbeigabe bedürfen, die Hauptstickstoffzufuhr aber je nach Witterung und Winterlänge im Februar oder März erfolgen muß, und daß diese Stickstoffgaben eine um so geringere Gefahr für Lager⸗ frucht sind, je dünner gesät wurde. Der Vortragende regte zu ganz einfachen Versuchen an; wer zu eng und dick gesät hat, der hacke die zweite oder dritte Reihe fort, das bedeute die halbe oder zwei Drittel der eigentlichen Aussaat, und dann dünge er stärker. Bei weiten Drill⸗ reihen, aber filzigem Stande empfiehlt sich ein Querverhauen, Qutr⸗ durchfahren mit Hackmaschinen oder weitgestellten Federkultivatoren, wogegen ein Eggen selten Pflanzen ehg sondern die Bestockung anregt. Des weiteren erwähnte der Vortragende seine Erfahrungen im Rübenbau auf nassem und schwerem Boden und allen Tonböden;

wo die Gefahr der Verschlämmung besteht, dort baut er auch die Zuͤcker⸗

rüben in Entfernungen von IA (55 bis 63 cm) auf hohen, mit der Kartoffelzudeckmaschine hergestellten Kämmen und mit dem Er⸗ folge gleich großer, aber sichererer Ernten bei geringeren Arbeitskosten. Die Rühe verträgt Nässe in der ersten Entwicklung gar nicht, leidet aber auch, wie das Vorjahr beweist, noch im Juli/August bei an⸗ haltendem Regenwetter. Mit einem Appell an die Landwirte, in Genossenschaften und Vereinen in und Schrift und durch das gute Beispiel die Berufsgenossen zur Produktionssteigerung anzuregen,

in Sondrio.

weil die Landwirtschaft die Ernährung unseres Volkes gewährleisten muß und damit der Allgemeinheit dient, schloß der Redner.

In einem anderen Vortrage, den der Geheime Regierungsrat, Professor Dr. Stutzer (Köntgoeberg) in derselben Abteilung der Landwirtschaftsgesellschaft hielt, wurden „neue Ziele bei der Her⸗ stellung und Anwendung von Dungstoffen“ behandelt. Im Laufe der letzten Jahrzehnte, führte dieser Redner aus, haben bezüg⸗ lich der Anwendung und der Herstellung von Dungstoffen manche Ver⸗ änderungen sich vollzogen, und auch jetzt wieder sind neue Ziele zu verfolgen. Beim Kunstdünger hat „man bekanntlich Kali, Phoephorsäure und Stickstoff zu berücksichtigen. Kali und Phosphorsäure stehen uns und unseren Nachkommen

ügender Menge zur Verfügung. Deutschland hat das Welt⸗ monopol für den Verkauf von Kali, und wir müssen mit aller Energie dahin streben, daß, namentlich im Sand⸗ und Moorboden, in Zukunft mehr Kalt gebraucht wird als bisher, um wesentlich größere Mengen von Kartoffeln und anderen Feldfrüchten zu ernten. Die reichlichere Verwendung von Kalipropagandageldern für Beispiels⸗ wirtschaften mit rationeller Düngung ist wünschenswert. In welcher Weise wir hierbei das Kali anzuwenden haben, ist bekannt, und es handelt sich nur darum, denjenigen Berufsgenossen, die wenig oder gar kein Kalt gebrauchen, zu zeigen, daß durch dessen Gebrauch eine erhebliche Steigerung der Ernteerträge möglich ist. Bezüglich der Düngung mit Phosphorsäure haben wir zurzeit ebenfalls keine neuen Ziele zu verfolgen, die wesentliche Umwälzungen zervorrufen wuͤrden; wir wissen, wie wir Superphosphat und Thomasmehl zu gebrauchen haben. Beide Dungstoffe stehen in ge⸗ nügender Menge uns zur Verfügung; Deutschland crzeugt % der Welt⸗ produktion an Thomasmehl. Die Sachlage ist eine andere bezüglich des Stickstoffs, für den wir bedeutend mehr Geld zahlen müssen als für die Gewichtseinheit von Kali oder Phosphorsäure. Unser Acker hat den Stickstoff ganz besonders nötig, und das erstrebenswerte Ziel besteht darin, von dem Stickstoff der uns umgebenden atmosphärischen Luft eine möglichst große Menge in Dünger zu verwandeln. Tatsächlich ist in dieser Hinsicht in der letzten Zeit recht viel ge⸗ leistet. Der erste Schritt war die Herstellung von Kalkstickstoff nach dem Verfahren von Frank und Caro, der zweite die Fabrikation von Kalksalpeter, dann kam die Herstellung von Ammoniak nach dem Verfahren von Haber durch Vereinigung des Stickstoffs der Luft mit Wasserstoff, die Oxydation von Ammoniak zu Salpeter⸗ säure, und das letzte Glied in der Kette dieser fast ausschließlich von deutschen Forschern gemachten Erfindungen ist die Benutzung des Stickstoffs der Luft zur Herstellung von Harnstoff, der in jeder Beziehung mit demjenigen Produkt gleichbedeutend ist, das das Tier mit den flüssigen Ausscheidungen absondert und aus dem dann die stickstoffbaltigen Bestandteile der Jauche entstehen. Der Vortra ende sprach weiter über neuere Versuche, die die Herstellung von Kali⸗ düngern aus kalihaltigen Steinen bezwecken und in keiner Weise zum Ziel geführt haben. Er verlieh der Hoffnung Ausdruck, daß (in gleicher Weise, wie in anderen Ländern bereits geschehen) durch ein strenges Gesetz über den Handel mit Dungstoffen der Verkauf von nicht in Wasser löslichem Kali als Dünger verboten und dadurch einem seit langer Zeit zum Schaden der Landwirtschaft ausgeübten Unfug ein Ende bereitet wird. Ueber die Wirkung von Stroh und anderen nicht zersetzten organischen Stoffen als Dungstoffen liegen aus der letzten Zeit vielfache

9

Beobachtungen vor,

1 m allgemeinen zersetzte organische

auz denen

machen, daß die Kulturpflanzen nach Stickstoff

der sogenannten „Reizstoffe⸗ Weife, wie der Mensch durch (Kaffee, Tee, Tabak usw.) Arbeitsleistu gen veranlaßt werden kann, gibt e Reizstoffe, die (selbstverständlich nur bei Ernährung) auf eine Erhöhung der E Hierüber liegt ein umfangreiches

Gartenparzellen. Die bisberigen erkennen, daß durch die wirtschaft sehr wahrscheinlich in ganz neuer geboten werden kann, die Ernteerträge zu 1912 hat der Vortragende bei Reizstoffes zum Kunstdünger im an Zucker von einem Hektar gesteigert:

baute. um 129 kg 400 kg. Es wurde verfrüht sein, i⸗gendwelche Retzstoffe gebrauchen wollte, Zeitpunkt angelangt, stationen und insbesondere die mit der Düng

heit nach einheitlichem Plane bearbeiten stoffe sich bedienen kann. Es

der Deutschen Landwirtschaftsgesellschaft. der Obstbaums

daran wurde die Frage der Bodenbearbeit schaftlichen Obstbau, obstbau zu berücksichtigen hat, behandelt. U

zweite O. Schindler, Direktor der Königlichen

und Gartenbau in i. O. S., einen Die Saatzu

öffnete die Verhandlungen wie immer mit

Dr. Hillmann über die Sortenversuche des

Sustanz, die als Dünger in den wurde, den Ernteertrag vermindert, indem die Bakterien des Bodens die organischen Substanzen verzehren und gleichzeitig von den im Boden enthaltenen Stickstoffverbindungen eine so aroße Menge schwer löslich

Stoffe soll man also nur im genügend zersetzten Zustande als verwenden. Eine ganz neue Aufgabe ist den Forschern durch das Studium der Pflanzen gegeben. den Genuß von gewissen Reizmitteln zu größeren körperlichen oder geistigen

unter welchen Bedingungen die Landwirtschaft mit Erfol G gibt eine recht große

Stoffe, die eine recht verschiedene Wirksamkeit haben und auch bei den einzelnen Pflanzenarten ungleich sich verhalten. bieten ein neues, eigenartiges Arbeitsgebiet für die Düngerabteilung

wichtigsten Ergebnisse dieser Versuche herausschälte. vortrag hielt Professor Dr. med. et phil. Baur (Berlin) über die Bedeutung der primitiven und halbwilden Kulturrassen und der wilden Verwandten unserer Kulturpflanzen für die Pflanzenzüchtung.

bewvor⸗ eht, un⸗ Poden gebracht

Organische ünger

hungern.

In ähnlicher

s auch für die Pflanze sonstiger genügender rntemenge einwirken.

1 Beobachtungsmaterial aus Deutschland, Oesterreich, Italien, Frankreich, England, Nordamerika, Japan vor. Die Versuche sind aber nicht nach Plane ausgeführt, zum Teil einander widersprechend; mit wenigen Ausnahmen handelt es sich um Versuche in Gefäßen oder auf kleinen Beobachtungen lassen zweifellos Verwendung von Reizstoffen der Land⸗

einem einheitlichen

Weise die Möglichkeit erhöhen. Im Jahre

uckerrüben durch Zusatz eines erte von 3,60 den Ertrag 8 in einer Wirtschaft, deren Besitzer auf dem betreffenden Felde zum ersten Male Zuckerrüben und in einer alten Rübenwirtschaft um nahezu wenn die

Praxis schon jetzt

wir sind aber an dem an dem die landwirtschaftlichen Versuchs⸗

erabteilung in näheren

Beziehungen stehenden Leiter der Felddüngungsversuche die Angelegen⸗

ssen, um festzustellen, der Reiz⸗

ahl solcher Die Reizstoffe

Die für Enteignungs⸗ und andere Verhältnisse wertvolle Frage hatte die Obst⸗ abteilung sich als Vortragsgegenstand erkoren, und im Anschluß

Öund Weinbau⸗

ung im landwirt⸗

die immer mehr den intensiven Erwerbs⸗

eber das erstgenannte

Thema bielt gestern der Landesbauinspektor Becker (Trier), über das

Lehranstalt für Obst⸗

Vortrag. tabteilung, die gestern gleichfalls tagte, er⸗

einem Berichte von Vorjahres, der die Den Haupt⸗

Statistik und Volkswirtschaft.

er vom 1. bis 10.

Februar 1914 und im Betriebsja

beginnend mit 1. September.

hr 1913/14,

Gattung des Zuckers

Einfuhr A

usfuhr

im Spezialhandel

im Spezialhandel

1. b; 1. Sept. V 1. Sept. 10. Febr. 9 bis 8 . Febr. 1914 1914

1. bis 10. Febr. 1914

1. Sept. 1912

bis 10. Febr. 1913

1. Sept. 1913 bis 10. Febr. 1914

dz rein

dz rein

Verbrauchszucker, raffinierter und dem raffinierten

““ VIZV D1 81 4*¹“ davon Veredelungsverkehr ..

Rübenzucker:

Sandzucker)

Kristallzucker (granulierter), (auch vv11X““ davon Veredelungsverkehr ... Platten⸗, Stangen⸗ und Würfelzucker gemahlener Melis (176 )„) Stücken⸗ und Krümelzucker (176 0) gemahlene Raffinade (176 f) . Brotzucker (11141 . 1“ Kandde (17641 anderer Zucker (1716606055. Rohrzucker, roher, fester und flüssiger (176 k)) Rübenzucker, roher, fester und flüssiger (17627 . anderer fester und flüssiger Zucker (flüssige Raffinade einschließlich dee Iavertzrckersirss ubhbhbhh“ davon Veredelungsverkehr ..... Füllmassen und Zuckerabläufe (Strup, Melasse), Melassekraft⸗ futter; Rübensaft, Ahornsaft (176 7) . . . . . . .... davon Veredelungsverker .. Zuckerhaltige Waren unter steueramtlicher Aufsicht: Gesamtgewicht..

(176 c).

. 2„

1“

1113121“

Menge des darin enthaltenen Zuckerg. 8. Berlin, den 18. Februar 1914.

14 394 13 156

11 999 10 934

67 586

10 655 3 873

452

1 420

5,738 4 274 706 916 89 223

88,668 270

5 998 5 398

Kaiserliches Statistisches Amt. Delbrück.

95 171 2 276 787 1428 8

2 986 797 2 964 850

2 137 216 4

1 257 371

303 21 210 842 177 191 81 933 87 090 6 210 13 358 2 967 383 1 2 925 226

802 6

1 634 269

265 191 135 862 61 318 74 357 82 220 5 993 17 524

1 777 53

20 170 41 354 6 900

40 560 15 507

53 370 21 349

1 1“ Verdingungen.

Die näheren Angaben über 8 die beim „Reichs⸗ und Staatsanzeiger“ Püelleger, können een Wochentagen in dessen Expedition während der Dienststunden von 9—3 Uhr eingeseh den.)

Italien.

1“.“ E1““ 8 1“ Marine inisterium in Rom beabsichtigt, das ausrangierte Kriegsschiff „Caprera“ zu verkaufen. Der Verdingungstermin steht noch nicht fest. Wert 129 000 Lire. Sicherheit 25 800 Lire. Lasten⸗ heft in italienischer Sprache beim „Reichsanzeiger“.

25. sbrusk 1914, Vormittags 10 Uhr: Bürgermeisteramt in Santa Paolina. Bauten zur Befestigung der Ortschaft. Vor⸗ anschlag 115 577 Lire. Vorläufige Sicherheit 1500 Lire, endgültige iio der Zuschlagssumme. Kontraktspesen 2000 Lire. Näheres in

7

italienischer Sprache beim „Reichsanzeiger“.

28. Februar 1914, Vormittags 10—11 Uhr: Königliche Fesseet Ausbesserung der Uferdämme des Flusses Mera auf

einigen Strecken in den Gemeinden Gordona und Samolaco. Vor⸗ anschlag 43 200 Lire. Zulassungsanträge und Zeugnisse zꝛc. bis 26. Februar 1914. Vorlaufige Sicherheit 2200 Lire, endgültige % der Zuschlagssumme. Näheres in italienischer Sprache beim „Reichs⸗ anzeiger“. 88. Februar 1914, Vormittags 10 Uhr: Melito Porto Salvo. Bau eines Rathauses. 54 580,61 Lire. Vorläufige Sicherheit 3000 Lire. italienischer Sprache beim „Reicheanzeiger“.

Bürgermeisteramt in Voranschlag Näheres in

3. März 1914, Vormittags 10—11 Uhr: Serra Riccd. Bau der Straße 995,16 m. Voranschlag 41 917,25 Lire. 2000 Lire. Näheres in italienischer Sprache

3200 Lire. Näheres in italienischer Sprache 10. März 1914, Vormittags 10 Uhr:

weißem Perkal zu 0,40 Lire. Wert 56 000 Lire.

edemonte

Bürgermeisteramt in orghino. Länge Vorläufige Sicherheit beim „Reichsanzeiger“.

9. März 1914, Vormittags 10 Uhr: Königliches Hafenamt in Fasr o. Verkauf der im italienisch⸗türkischen Krieg beschlagnahmten Brigg „Aghios⸗Georghios“. Anfangsaebot 15 550 Lire.

Sicherheit beim „Neichzanzeiger“. Artilleriedirektion des

pyrotechnischen Laboratoriums in Bologna. Lieferung von 140 000 qm

Sicherheit 5600 Lire.

Näheres in italienischer Sprache beim „Reichsanzeiger“.

Gesundheitsstand und Gang der Volkskrankhei Dezember 1913. ebung usw. (Preußen. 8S. uttermittel. leischbeschau. (Bayern.) (Reuß aä. L.) 2

Jahresberichte. kahrungsmi

Ypotheken.

Vermischtes. (Preußen.)

Nr. 6 der „Veröffentlichungen des Kgiserlichen Ge⸗ sundheitsamts“ vom 11. Februar 1914 hat folgenden Inhalt:

ten. Sterbefälle im

Zeitweilige Maßregeln gegen ansteckende Krank⸗ heiten. Desgl. gegen Pest. Desgl. gegen Cholera. Gesetz⸗

(Reg.⸗Bez. Trier.)

eichsversicherungsordnung. Kinder⸗ lähmung. Leichenschauer. , Oberamtsärztliche

tiel. (Luxemburg.)

Tierseuchen im Deutschen Reiche, 31. Januar. Desgl. im Auslande. Desgl. in Oesterreich, 4. Vierteljahr 1913. Fahresberlcht des Saarbrücker Knapp⸗

schaftsvereins, 1912.

(Italien.) Moststatistik 1911 1 (Matland.) Todesursachen c, 1912. 22 (Niederlande.) steckende Krankhelten 2c., 1912. Geschentkliste. Monats⸗ tabelle über die Sterbefälle in deutschen Orten mit 15 000 und meh Einwohnern, Dezember 1913. Desgl. in größeren Städten des Auslandes. Wochentabelle über die Sterbefälle in deutschen Orten mit 40 000 und mehr Einwohnern. Desgl. in größeren Städten des Auslandes. Erkrankungen in Krankenhäusern deutscher Maäßstänte. Sezal in Feitschen v und Landbezirken. rung. Besondere Beilage: Ergebnisse der Todesursachen statistik im Deutschen Reiche, 191 JTN. ge he 8 n.

Handel und Gewerbe.

im Reichsamt des Innern zusammen⸗ „Nachrichten für Handel, Industrie Wund Landwirtschaft“.)

Rußland.

Ausfuhrzoll für Rohplatin. Nach dem Gesetze vom 20. Dezember 1913, betreffend die Regelung der Lainteglsßt⸗ und Maßnahmen zur Verbesserung ihrer Lage, unterliegt rohes (un⸗ gereinigtes) Platin bei der Ausfuhr nach dem Ausland und nach Finland einem Wertzoll von 30 sti Wertes ist Sache des Ministerrats. ist es anheimgestellt, den Zeitpunkt festzusetzen. Ueber Kauf, Verkauf un sind besondere Vorschriften erlassen und zwecks Bestrafung Schuldige bei Zuwiderhandlungen gegen diese Bestimmungen entsprechende Be stimmungen in das Strafgesetzbuch aufgenommen worden. (Russisch Gesetzsammlung.) 1“ 8

(Aus den gestellten

1111““

Vorschriften über die Beschaffenheit von Meß zirkeln und eisernen Meßgefäßen. Auf Grund des Gesetzes vom 4. Mai 1907 über die Einführung des metrischen Maß⸗ und Gewichtssystems hat die dänische Regierung unter dem 12. Novembe 1909 eine Eichordnung erlassen, die am 1. April 1910 in Kraft ge treten ist. Hierzu sind unter dem 22. Dezember 1913 Ergänzungs⸗ bestimmungen ergangen, die in der „Lovtidende for Kongeriget Danmark 1913“ S. 1302/1303 unter der laufenden Nr. 293 ver öffentlicht sind. Die Ergänzungsbestimmungen, welche im wesentlichen die Beschaffenheit von und zylindrischen Meßgefäßen aus verzinntem Eisen betreffen, können ebenso wie die dänische Eichordnung,

im Reichsamt des Innern (Zollbureau) eingesehen werden.

Vereinigte Staaten von Amerika

Zollfreie und zollpflichtige Kunstwerke. Das Schatz⸗ amt hat in einer Verfügung vom 16. Dezember 1913 den §§ 376 des Tarifs vom 3. Oktober 1913 folgende Auslegung gegeben:

Die in § 652 vorgesehene Zollfreiheit beschränkt sich bei Oel⸗ gemälden, Pastellmalereien, Zeichnungen und Stizzen auf ein Stück, welches das Original sein muß. Ungebundene Radierungen berufs⸗ mäßiger Künstler sowie ungebundene Stiche und Holzschnitte sind ohne Rücksicht auf die Anzahl vollseet wenn sie aus Probeabzügen des Künstlers bestehen. Die zollfreie Einfuhr von Bilowerken und Bildhauerarbeiten ist beschränkt auf das Original und auf zwei Kopien und Nachbildungen davon. Der § 376 wird daher alle Oelgemälde, Wasserfarbenbilder, Zeichnungen usw. umfassen, die teilweise mittels Schablonen oder durch ein anderes mechanisches Verfahren hergestellt sind, alle Kopien von Oelgemälden, Wasserfarbenbildern, Zeichnungen usw., alle Bild⸗ hauerarbeiten und Bildwerke, die nicht das Erzeugnis eines berufs⸗ mäßigen Bildhauers sind oder die ganz oder zum Teil durch ein mechanisches Verfahren hergestellt sind, ferner alle Nachbildungen oder Kopien von Originalbildwerken (ausgenommen zwei Kopien oder Nachbildungen, welche durch § 652 gedeckt sind), endlich alle Radierungen, Stiche und Holzschnitte, die nicht 1“ von Künstlern sind, auch wenn sie gedruckt sind von Platten oder Blöcken, die mit Hand⸗ werkzeugen geätzt oder gestochen sind, und alle Radierungen, Stiche und Holzschnitte, nicht von Platten oder Blöcken gedruckt, die mit Handwerkzeugen geätzt oder gestochen sind. (Treasury Decisions under the Customs etc. laws.)

Columbien.

Neuer Zolltarif. Der neue Zolltarif, der in 26 Gruppen Ferl ist, ist in dem „Diario official“ Nr. 15 064 vom 6. Dezember 913 veröffentlicht. Die Drucksache kann werktäglich in der Zeit von 9 bis 4 Uhr im Zollbureau des Reichsamts des Innern, Berlin W., Wilhelmstraße 74, eingesehen werden. Das Finanz⸗ ministerium beabsichtigt, demnächst eine Ausgabe des Tarifs zu ver⸗ anstalten, worin alle Handelsartikel in alphabetischer Anordnun ihren Zollsätzen aufgeführt sind. 8

Hongkong.

Absatz von Möbeln. Hongkong ist in bezug auf feine Hölzer für den Bau von Möbeln so günstig gestellt, dgß eine Einfuhr aus Europa nur gelegent lich stattfindet. Die zahlreichen dort ansässigen Msbellischker liefern gute Arbeit. Es werden Teak⸗, Rosenholz (Daberghia latifolia), Kampferholz und andere Harthölzer verwendet. Chinesisches Schwarzholz ist Camoganholz, welches, leicht rötlich, schwarz gebeizt wird. Eine Art Ebenholz, dem echten afrika⸗ nischen Ebenholz ähnlich, kommt aus Siam und den Philippinen, wird aber, da zu hart und zu teuer, seltener für Möbel verarkbeitet. Mit Furnierung belegte Möbel halten sich im dortigen Klima nicht.

ie Ausfuhr von Möbeln nach allen möglichen Ländern ist heute schon bedeutend und übertrifft die Einfuhr. Polsterungen werden von Chinesen ebenfalls gut besorgt. Erwähnenswert ist die Rohr⸗ möbelindustrie (Ratkan). Jeder Postdampfer nimmt heute eine beträchtliche Anzahl von Stühlen und Ruhebänken aus Rattan an Bord. Bilderrahmenleisten: Japan liefert die gewöhnlichsten Leisten, gewöhnliche, bessere und feinste, wie geschnitzte und mit Stuck versehene, kommen aus Deutschland. (Nach einem Berichte des Kaiser⸗ lichen Konsulats in Hongkong.)

3 Aegypten. 1

Amtliche Etikettierung ägyptischer Zigaretten. Die ägyptische Generalzolldirektion hat in Abänderung des geltenden Reglements vom 5. Dezember 1893 in einem neuen Reglement vom 27. Januar 1914 mit Wirkung vom 1. April 1914 ab Vorschriften erlassen, nach denen es den Zigarettenfabrikanten ermöglicht ist, den ägyptischen Ursprung ihrer Erzeugnisse durch eine amtliche Be⸗ scheinigung zu schützen. Dies geschieht durch Verwendung violetter Etiketten, die auf Antrag von der Zollverwaltung geliefert werden. Genaue Kontrollmaßregeln sichern die richtige Durchführung. (Jour Officiel du Gouvernement Egyptien.) ö“

Konkurse im Auslande. Serbien.

Muschaja Isak Alewi, Kaufmann in Bitoli (Monastir). An⸗

meldetermin: 3./16. März 1914. Verhandlungstermin:4./17. März 1914.

Bogoje M. Bogojewitch, Kaufmann in Boljewatz. An⸗

meldetermin: 20. Februar/4. März 1914. Verhandlungstermin: 21. Fe⸗ bruar15. März 1914.

tanko P. Sawitch, Kaufmann in Pozarewatz. An⸗

meldetermin: 25. Februarh. März 1914. Verhandlungbiermin⸗

26. Februar/10. März 1914. 88