rAeeNaseew8
waltung ist anzuerkennen, sie muß noch auf das platte Land mehr
ausgedehnt werden. Die Lebenshaltung der Eisenbahner läßt sich erleichtern, wenn u. a. die Eigenproduktion von Lebensmitteln ver⸗ waltungsseitig gefördert wird. Das Problem der Lohnverwendung
ist ebenso wichtig wie das Streben nach Lohnerhöhung. Hier muß
den Eisenbahnern auch indirekt geholfen werden. Schuld an den fort⸗ gesetzten Preissteigerungen auf allen Gebieten ist zum guten Teil das fortgesetzte, zum Teil künstliche der Preise des Grund und Bodens. In Dortmund haben sich die Wohnhäuser einer Eisenbahnbaugenossenschaft seit dem Jahre 1893 bis jetzt durch Er⸗ höhung der Bodenpreise um 208 ₰% verteuert, durch Erhöhung der Baukosten hingegen nur um 39 %. Auch gegenüber den Staats⸗ arbeitern hat der Staat eine gewisse Alimentationspflicht. Das muß bei der Lohnbemessung berücksichtigt werden. Die Sparerlasse der Direktion Königsberg hatten leider zur Folge, daß zahlreiche Hilfsbeamte in ihrem Lohneinkommen um Beträge bis 100 ℳ geschädigt wurden und außerdem eine Verkürzung der Ruhezeit eintrat. Die Sozialdemo⸗ kratie hat kein Recht, das Eisenbahnpersonal auf die zukunftsstaat⸗ lichen Eisenbahnen zu vertrösten, denn dort würden nach Kautsky die Löhne auch nicht wesentlich höher sein als heute. Die sozialdemokra⸗ tischen Konsumvereine sind tatsächlich auch keine Musteranstalten. Der Redner bespricht ausführlich die neue Lohnordnung, die am 1. April d. J. für die Eisenbahnhilfsbeamten, Handwerker und Arbeiter in Kraft und an die Stelle von 22 Lohnordnungen tritt, und erkennt die Vorzüge derselben an, empfiehlt aber dem Eisenbahnminister, noch eine Reihe Wünsche zu berücksichtigen. Das neue Lohnsystem habe leider im letzten Jahre eine Reihe übler Begleiterscheinungen ge⸗ zeitigt. Insbesondere müsse die Stückzeitlohnberechnung nachgeprüft werden. Der Redner verbreitet sich sodann über die Wünsche der Hilfs⸗ und Magazinarbeiter, der Betriebswerkstättenhandwerker, des Rangierpersonals, der Stationsarbeiter, Güterbodenarbeiter, Ge⸗ hilfen, Gepäckträger, Oberbauarbeiter, Hilfsbeamten, des Personals im inneren Dienst und verschiedener Beamtenkategorien. Er schließt: Sehr wichtig ist die Frage des Staatsarbeiterrechts, dessen Einzelheiten in der Denkschrift des Elberfelder Staatsangestellten⸗ Kartells enthalten sind. Der Staatssekretär Delbrück hat dem Reichs⸗ tage eine Denkschrift über diese Materie zugesagt. Ich wünsche die Orientierung der Denkschrift nach bestimmten praktischen Gesichts⸗ punkten analog den Bestimmungen der Reichsgewerbeordnung. Das Vereinigungsrecht der nationalen Staatsangestelltenverbände bedarf eines sicheren Rechtsbodens. Auf das Streikrecht verzichten wir. Die Sozialdemokratie schießt in der Staatsarbeiterrechtsfrage weit über das Ziel hinaus. Die sozialdemokratischen zukunftsstaatlichen Arbeiter⸗ ausschüsse dürften viel schlechter funktionieren als die der preußisch⸗ hessischen Eisenbahnverwaltung. Den Arbeiterausschüssen muß mehr entgegengekommen werden; auch sollte man Direktionsausschüsse ein⸗ richten. Wenn die Sozialdemokraten vom Segen der Arbeiteraus⸗ schüsse nichts spüren, so beweisen sie damit nur, wie es auch die heutige Rede des Abg. Leinert tat, daß sie für eine langsam auf⸗ bauende Tätigkeit kein Verständnis haben. Ich erkenne an, daß der Eisenbahnminister bisher unsere Wünsche wohlwollend geprüft hat; möge dies auch in Zukunft geschehen.
Abg. Dr. Gottschalk⸗Solingen (nl.): Die Freiheit der Beamten sieht manchmal doch etwas eigenartig aus. Einem Be⸗ amten in Breslau ist z. B. jede schriftstellerische Tätigkeit, die für die Oeffentlichkeit bestimmt ist, untersagt worden. Im ganzen stellt sich ja unsere Eisenbahnverwaltung als ein vorzüglicher Apparat dar. Man muß dem Chef der Verwaltung alle Anerkennung zollen, und ebenso dem großen Beamtenheere, das ihm untersteht. Diese An⸗
erkennung hindert uns jedoch nicht, hier vorzubringen, daß wir immer wieder Klagen, Klagen, Klagen von den Beamten zu hören bekommen, deren Wünsche nicht genügend berücksichtigt werden, die wir aller⸗ dings als Abgeordnete auf ihre Berechtigung nicht nachprüfen können. Die Berechnung der Dienstzeit findet vielfach nicht so statt, wie die berechtigten Wünsche der Beamten verlangen. Besonders die akade⸗ misch gebildeten und auch die technisch gebildeten Beamten haben Beschwerden nach dieser Richtung. Eine Reform des Kanzleidienstes wäre sehr angebracht. Fast alle gehobenen Unterbeamten wünschen den Wohnungsgeldzuschuß der mittleren Beamten. Die Werkführer werden gegenüber den gleichgestellten Beamtenkategorien durch die neue Besoldungsvorlage benachteiligt. Dafür sollen sie nun Ausgleichs⸗ zulagen bekommen, aber diese müssen höher bemessen werden, als bis jetzt vorgesehen ist. Es gibt noch andere Beamtenkategorien, die be⸗ rechtigte Wünsche haben. Dazu gehören u. a. die Bahnmeister, die Maschinenmeister, die Rangierer und die Eisenbahntelegraphenwerk⸗ führer. Man hat ein Staatsarbeiterrecht verlangt. Ich glaube, wenn die Verwaltung gute Grundsätze bei der Behandlung ihrer Arbeiter anwendet, wenn sie die Arbeiter human behandelt, wenn dies nament⸗ lich auch die nachgeordneten Behörden tun, wenn diese die Grund⸗ sätze der Zentralbehörde richtig hanohaben, dann kann man, glaube ich, auch ohne Schaffung eines gesetzlichen Arbeiterrechts den Arbeitern gerecht werden. Man kann sehr wohl den berechtigten Anforderungen der Arbeiter Rechnung tragen. Die Verwaltung Lird sich auch dar⸗ über nicht beschweren dürfen, daß an ihr Kritik geübt wird, ihr auch Wünsche vorgetragen werden. Wenn man allerdings den Abg. Leinert hörte, so bekam man den Eindruck, daß er bestrebt war, das Schwarze noch schwärzer zu malen.
Minister der öffentlichen Arbeiten von Breitenbach:
Meine Herren! Herr Dr. Gottschalk hat auf eine Verfügung des Präsidenten der Königlichen Eisenbahndirektion Breslau Bezug genom⸗ men, die sich mit der Nebenbeschäftigung der höheren Beamten befaßt. Nach dem Wortlaut, der vorgelesen wurde, ist angeordnet, daß eine literarische Tätigkeit der Beamten, auch wenn sie ohne Vergütung aus⸗ geführt wird, der Genehmigung des Präsidenten der Eisenbahndirektion bedarf.
Ueber die Nebenbeschäftigung der Beamten, das gilt auch für die höheren Beamten, sind maßgebend und allein entscheidend die „Ge⸗
neinsamen Bestimmungen für alle Beamten im Staatseisenbahndienst“. Es wird darin zunächst von den Nebenbeschäftigungen öffentlicher Art mit fortlaufender Vergütung gesprochen, die der Genehmigung des Mi⸗ nisters bedürfen. Anderweite Nebenbeschäftigungen — es wird hier nicht weiter unterschieden, was anderweite Nebenbeschäftigung bedeutet, — dürfen auch wenn eine Vergütung damit nicht verbunden ist, ohne besondere schriftliche Genehmigung der vorgesetzten Eisenbahndirektion oder, soweit es sich um höhere Beamten handelt, des vorgesetzten Eisenbahndirektionspräsidenten nicht übernommen werden. Ich muß mir in der Beurteilung des Falles selbstverständlich noch Zurückhaltung auferlegen. Ich werde mich bei dem Präsidenten der Eisenbahndirektion über den Grund, der diese Verfügung veranlaßt hat, informieren. Ich kann mir aber doch den Fall konstruieren, daß die schriftstellerische Tätigkeit eines Beamten ohne Entgelt unter Umständen den Beamten so stark beansprucht, daß seine hauptamtliche Tätigkeit leidet; das würde doch einer der Fälle sein, in denen unter allen Umständen der Präsident der Eisenbahndirektion gegenüber den höheren Beamten mit⸗ zusprechen und die Genehmigung zu erteilen hat. Die hauptamtliche
1“] Tätigkeit eines Beamten kann ohne jeden Einspruch nur beeinträchtigt
wer wie alle verden durch Uebernahme eines Mandats als parlamentarischer Ver⸗
mit ihren Rückwinv. Wenn im übrigen der Beamte nicht mehr anerkennen will, zu einer ernsten Natse amtliche Tätigkeit die Haupttätigkeit ist, dann würde es in erfolgt, und wir haben nit den Pflichten und der Arbeitsamkeit der Beamtenschaft im des Westens fester zusdes Staates schlecht bestellt sein. (Zuruf.) daß sie bei so schweren Herren, die Verfügung der Eisenbahndirektionspräsidenten lastung im Betrieb und lte mir das Urteil vor — ist an die höheren Beamten der
Herr Abg. Dr. Gottschalk hat eine Reihe von Personalfragen be⸗ rührt und ist auch für die Tätigkeit der Diplomingenieure bei der Staatseisenbahnverwaltung eingetreten. Wir haben nicht die Absicht, die Zahl der Diplomingenieure in der Verwaltung zu vermeh⸗ ren, im Gegenteil, sie zu vermindern, weil wir den Diplomingenieuren keine zusagende Stellung innerhalb unseres Organismus gewähren können; zusagende Stellen, d. h. solche, mit denen sie für das Leben zufrieden sind; eine Verwaltung muß unter allen Umständen vermei⸗ den, unzufriedene Beamte lediglich um deshalb heranzuziehen, weil sie ihnen keine befriedigende Tätigkeit zuweisen kann.
Was die Reform des Kanzleidienstes betrifft, so verkenne ich die Wichtigkeit dieser Frage nicht. Einseitig kan ein Ressort in diesen Fragen nicht vorgehen; ich bin daher nicht in der Lage, heute einen Entschluß bekanntzugeben.
Von Interesse waren für mich die Ausführungen des Herrn Abg. Schmidt (Conz), der ja als Angehöriger der Staatseisenbahnverwal⸗ tung und tätig in einer unserer größten Hauptwerkstätten sich ein Urteil über viele Fragen gestatten kann, und ich bestätige ihm gern, daß er in sehr vielen Fragen, die er heute hier besprochen hat, ein durchaus zutreffendes Urteil sich gebildet hat.
Er erkennt an, daß die Lohnpolitik der Staatseisenbahnen sich im großen und ganzen auf dem richtigen Wege befindet, was nicht aus⸗ schließt, daß er eine Reihe von Wünschen und Bemängelungen hier bekanntgegeben hat. Soweit sich diese Wünsche auf die Kodifikation der Lohnordnung beziehen oder des Stückzeitverfahrens, so werden sie einer Nachprüfung unterzogen werden können und müssen, da auch der Verwaltung daran liegt, diese beiden neuen großen organisatorischen Einrichtungen noch weiter auszubauen.
Ich kann mich mit ihm darin einverstanden erklären, daß es erwünscht ist, das Privatunternehmertum in der Eisenbahn⸗ verwaltung nach Möglichkeit einzuschränken, und wir sind damit be⸗ reits in vollem Gange. Auf den Güterböden ist es, soviel ich weiß, schon beseitigt, und wo es noch nicht geschehen ist, wird es alsbald ge⸗ schehen. In den Gepäckabfertigungen wollen wir es ebenfalls beseiti⸗ gen, und es bleibt dann eigentlich nur noch übrig, das Unternehmer⸗ tum bei dem Ausbau auf den Strecken, dem sogenannten laufenden Gleisausbau, einzuschränken, wenn es nicht ganz zu beseitigen ist.
Die Ausführungen des Herrn Abg. Leinert haben Neues und Bemerkenswertes für mich nicht gebracht. Jedenfalls hat er den Grundsatz seiner Partei, glaube ich, nicht verleugnet, auch in diesem Jahre wiederum jeden Fortschritt, den die Verwaltung zu machen glaubt, zu beanstanden, zu bemängeln und ihren Wert herunterzu⸗ ziehen, er spricht ja nicht nur für dieses Haus (Sehr richtig! rechts.). damit die große Zahl der Angestellten und Arbeiter den Eindruck ge⸗ winnen soll, als ob das, was geschehe, nur geschehe, um Sand in die Augen zu streuen. Nun, meine Herren, ich habe schon in den ver⸗ gangenen Jahren ausgesprochen: ich hoffe doch von dem verständigen Sinn unserer Arbeiter⸗ und Beamtenschaft, daß sie diese Auffassung nicht teilt, sich vielmehr im Einvernehmen mit der Auffassung be⸗ findet, die hier von dem überwiegenden Teil, man kann wohl sagen, von den ganzen bürgerlichen Parteien dieses Hauses in den letzten Tagen kundgegeben ist.
Herr Abg. Leinert knüpfte an Fortschritte an, die wir als sehr be⸗ merkenswert bezeichnen, die Ermäßigung der Dienstzeiten und die Verlängerung und Vermehrung der Ruhe⸗ zeiten. Der Fortschritt läßt sich ja ziffernmäßig nachweisen; er wird auch von dem ganzen Personal anerkannt. Aber die Wertminde⸗ rung sieht er darin, daß nach seiner Auffassung auch diesen Fortschritt die Verwaltung nur gezwungen getan hat. Meine Herren, ich stelle ausdrücklich fest, daß in der Frage der Herabminderung der Dienst⸗ und der Vermehrung der Ruhezeiten die preußische Staatseisenbahnver⸗ waltung, wie es ihrer führenden Stellung unter den deutschen Eisen⸗ bahnverwaltungen geziemt, führend gewesen ist.
Ebenso bemängelt er dasjenige, das wir durchgesetzt haben — es ist nicht ganz leicht gewesen — in der Neuregelung der Nebenbezüge unseres Fahrpersonals. Es handelt sich um nahezu 100 000 Be⸗ dienstete, also um eine große Maßnahme, die wohl vorbereitet sein will, und die namentlich auch in ihrem finanziellen Effekt sehr sorg⸗ fältig durchgeprüft werden muß. Ich glaube ja — ich habe es neulich schon ausgesprochen —, daß das Personal nicht voll befriedigt ist von dem, was gewährt ist, weil es nicht alle Hoffnungkn erfüllte. Aber jedenfalls hat das Personal erkannt, meine Herren, daß die Verwaltung seine Interessen, die durch das bisherige System nicht geügend ge⸗ fördert waren, auf neuer, für das Personal vorteilhafterer Grundlage fördern will, und aus diesem unseren Vorgehen kann es auch den Mut und die Hoffnung schöpfen, daß wir auch auf diesem Gebiete noch weiter kommen werden, als wir von Anbeginn an gekommen sind.
Meine Herren, wir bringen in dem Etat, wie es schon wiederholt ausgesprochen worden ist, nahezu 10 000 neue etatsmäßige Stellen. Herr Abg. Leinert sagt: ja, was bedeuten 10 000 Stellen? Die Etatsstellen sind ja nicht so vermehrt, wie das gesamte Personal sich im Laufe der letzten Jahre vermehrt hat! (Abg. Leinert: Sehr richtig!) Das ist eine durchaus schematische Behandlung der Sache. (Sehr richtig!) Wo liegt denn die Hauptvermehrung des Personals? Sie liegt natürlich in den Industrierevieren und Industriezentren. Und an welchen Stellen sie dort liegt? Natürlich auf den großen Rangier⸗ bahnhöfen, in den Hauptwerkstätten unseres Bezirks, die neu ein⸗ gerichtet worden sind. Und wer Augen hat, zu sehen, der wird fest⸗ stellen, daß auf solchen Anlagen das Arbeiterpersonal das ganz über⸗ wiegende ist und das Beamtenpersonal in viel minderer Zahl vorhanden ist. Infolgedessen dürfen die Zahlen der Beamtenstellen gar nicht gleichen Stand mit den Vermehrungsziffern des Personals halten.
(Sehr richtig!) Wären sie die gleichen, so wäre dies ein grundlegender Fehler, und die Verwaltung bewiese nur, daß sie sich auf einem falschen Wege befinde. (Sehr richtig!)
Der Herr Abg. Leinert wirft die Frage auf, ob die Heeresver⸗ mehrung nicht der etatsmäßigen Anstellung unserer Arbeiterschaft schädlich sein könne. Nun, für die Militäranwärter, die er im Sinne hat, sind ja die Stellen, die ihnen zugänglich sind, durch Bundesrats⸗ beschluß festgestellt. An diesen Bestimmungen wird nichts geändert. Eine große Zahl dieser Stellen wird aber von Millitäranwärtern überhaupt nicht beansprucht, weil sie ihnen nicht behagen. Ich bin außerstande, heute zu erklären, ob etwa aus dem Umstande, daß wir mit einer Heeresvermehrung zu rechnen haben, die im Jahre 1913 be⸗ gonnen hat — Erfahrungen gibt es zurzeit hierüber noch nicht —, diese
Auch die Fohnfrage hat Herr Abg. Leinert in den Kreis seig Betrachtungen gezogen. Ich habe mich schon des näheren darüber ze breitet. Aber die Methode war mir doch auch wieder bemerkenswert, Herr Abg. Leinert verfolgte. Er teilte mit, welche Lohnaufbesserung die Bahnunterhaltungsarbeiter von einem Jahr zum andern, von 19 bis 1912, erfahren haben. In diesen beiden Jahren ergibt sich Aufsteigen von 51 ℳ pro Kopf, und da argumentiert er: der Untz beamtenschaft will man jetzt 100 ℳ Gehaltszulage geben, während „ Arbeiter sich mit diesem geringen Aufstieg zufrieden geben muß. „ fügte dann aber nicht hinzu — der Eindruck seiner Argumentatn wäre ja sonst abgeschwächt worden —, daß der Unterbeamte zule im Jahre 1908 aufgebessert worden ist, während der Arbeiter —= diesem Falle der Bahnunterhaltungsbeamte — von 1908 bis 190 jahraus jahrein erhebliche Lohnzulagen erhalten hat (Hört, hört!), da stellt sich die Sache so, daß der Bahnunterhaltungsarben vom Jahre 1908 bis zum Jahre 1913 um 149 ℳ aufgebese worden ist, während der Unterbeamte nach der Besoldungsnovelle; Jahre 1914 um 100 ℳ aufgebessert werden soll. (Hört, hört!) Meine Herren, der Herr Abg. Leinert hat sich dann auch mit e Lohnordnung befaßt, und das war wohl die einzige Maßnahn⸗ von der er anerkannte, daß doch ein kleiner Fortschritt nach vor getan wäre, und er suchte nun einen Gegensatz zwischen mir und del Herrn Ministerialdirektor, dem das wesentlichste Verdienst an me Zustandekommen der Lohnordnung gebührt, festzustellen. Der 9. Ministerialdirektor hat in der Budgetkommission ausgeführt, daß Lohnordnung im wesentlichen nur die Grundzüge der Lohnregelung seh stelle, daß die Lohnfestsetzung aber sich wie bisher innerhalb einzeln Direktionen, also innerhalb bestimmter Bezirke, vollziehe; er hat da freilich auch hinzugefügt — das hat Herr Abg. Leinert nicht me geteilt —, daß, wo bisher verschiedenartige Regelungen bestanden, künst allgemein die günstigere Regelung für die Lohnfestsetzung maßgeta sein solle, sodaß sich für viele Gruppen von Arbeitern mancherlei VWe teile ergeben würden. Ich habe ausdrücklich vor dem hohen Hause seh gestellt, daß aus der Neuordnung des Dienstes keinem Arbeiter? Nachteil erwächst; im Gegenteil für manche, sogar für viele Arbez sich ein geldlicher Vorteil ergeben wird. Die beiden Erklärungen stete also vollständig mit einander im Einklang.
Dann hat Herr Abg. Leinert weiter — es hat ihm, wie ich a nehme, die Lohnordnung vorgelegen — bemängelt, daß ein Arbeitss der aus einer Tätigkeit, in der er einen höheren Lohnsatz oder ein Stellenzulage bezieht, in eine andere Stellung übergehen muß, me sich die Verkehrs⸗ und Betriebsverhältnisse geändert haben, bei diese Beschäftigungswechsel eine Minderung seines Lohneinkommens à leidet. Wenn Herr Leinert sich die Lohnordnung näher angesehen hät so hätte er feststellen können, daß in solchen Fällen ein Ausgleich g währt wird. Ich muß das ausdrücklich feststellen, weil ich nicht nur sastt das hohe Haus spreche, sondern mich auch an andere Stellen zu adressien habe, die auf den Wortlaut dessen, was ich ausführe, Wert leg (Sehr gut!)
Dann hat Herr Abg. Leinert gesagt: Mit den Gepäckträger wird ja nun nach den Bestimmungen der Lohnordnung ein förmliche Vertrag geschlossen, warum schließt ihr nicht auch einen Vertrag utd der übrigen Arbeiterschaft? Er übersieht vollkommen, daß mit de Gepäckträgern ein Vertrag abgeschlossen werden muß, weil sie aufs denjenigen Bezügen, die sie von der Verwaltung bekommen, Nebe bezüge durch die Reisenden haben, und da mußte unter allen Umständ eine Regelung erfolgen. (Sehr richtig!)
Meine Herren, die ganze Arbeiterschaft der Staatseisenbab verwaltung ist durch Vertrag gesichert. Unsere gemeinsamen 2 stimmungen, unsere Lohnordnung sind die Grundlagen des Arbeit vertrages zwischen Staatseisenbahnverwaltung und Arbeitersche Jedem, der in die Staatseisenbahnverwaltung tritt, wird Gelegent gegeben, genaue Kenntnis zu nehmen von den Grundbedingungen unsen Vertrages; also jeder weiß ganz genau, welche Rechte und Pflicht er hat.
Meine Herren, Herr Abg. Leinert ist dann, wie alljährlich, an auf die Frage des Koalitionsrechtes eingegangen und h behauptet, daß nach meinen Ausführungen im Reichstage — die selbt verständlich auch für die Angestellten der preußischen Staatsbahm gelten — diese Angestellten in bezug auf den Zusammenschluß — n den bekannten Vorbehalten, daß sie sich nicht sozialdemokratisch tätigen und streiken und daß sie nicht den Respekt und die Unte ordnung, die sie der Verwaltung schuldig sind, verletzen — voöl frei wären.
Er hat nun als hiermit im Widerspruch stehend auf einen soh ziellen Fall Bezug genommen, und spannt zur Bestätigung seiner A⸗ fassung den Berliner Verband der Handwerker und Arbeiter vor. 6 ist in Mainz ein Arbeiter der Verwaltung, der 15 Jahre im Diens stand, wegen fortgesetzter gehässiger Agitationen entlassen worden. Dies Mann war in der Tat Bezirksleiter des Berlin⸗Trierer Verband Ob er Bezirksleiter war oder nicht, war aber für seine Entlasse völlig gleichgültig. Seit Jahren betrieb er eine so scharfe Agitatiet wie sie gar nicht hingenommen werden konnte, trotz aller Verwarnunge Er beleidigte die Verwaltung in den schärfsten Formen, sprach in Ors versammlungen aus, daß eine große staatliche Eisenbahndienststelle de Publikum zugänglich wäre, daß sie sich schmieren lasse, vermochte d⸗ nicht die geringsten Unterlagen dafür beizubringen. Obwohl ihm 1 Unrichtigkeit seiner Behauptungen nachgewiesen wurde, verblier trotz aller Verwarnungen, trotzdem ihm aufgegeben war, das öffentlicher Stelle wiederum in einer Versammlung zu widerrufen, * seinen Schmähungen auf die Verwaltung. Wegen dieser Widersc
lichkeit und wegen dieser Agitationen ist er dann im Kündigungsneh unter Vorausbezahlung des Lohnes entlassen worden. (Sehr richkt bei den Nationalliberalen und recht.) Wie man aus einem solch Vorgang den Schluß ziehen kann, daß wir dem Vereinigungsne unserer Angestellten Gewalt antun, ist mir unverständlich. (Se richtig! rechts und bei den Nationalliberalen.) .
Zum Schlusse muß ich aber noch auf eine Episode aus der Na⸗ des Herrn Abg. Leinert eingehen, die doch ein sehr ernstes Gesicht be Er sprach von den wirtschaftlichen Maßnahmen, die ich getroffen hüt von dem sogenannten Ersparniserlaß, über den ich mich bereits! näheren verbreitet habe. Meine Herren, wenn ich diesen Erlaß ui herausgegeben hätte in einer Zeit, wo der Verkehrsrückgang sich! merkbar machte, dann hätte ich meines Erachtens wegen nicht genüg⸗ der Wahrnehmung der Pflichten, die mir als Chef der großen Toe waltung obliegen, zur Verantwortung gezogen werden müssen
Stellungen, die bisher von Militäranwärtern nicht umworben sind,
können. Wenn nun dazurwaltung gerichtet, die mitten in der Praxis stehen und dann würden sich die Snucht sind. 1
8
später in stärkerem Maße von ihnen umworben sein werden.
(Fortsetzung in der Zweiten Beilage.)
(Fortsetzung aus der Ersten Beilage.)
Er ging dann auf die Verhältnisse eines unserer größten Rangier⸗ bahnhöfe — es ist der große Rangierbahnhof Seelze — ein, — soweit ich im Augenblick beurteilen kann, einer der bedeutendsten Rangier⸗ bahnhöfe im Eisenbahndirektionsbezirk Hannover. Er glaubte nach⸗ weisen zu können, daß sich aus diesem Erlaß heraus eine übermäßige Beanspruchung der dortigen Angestellten ergeben hätte. Dann richtete er seine Angriffe gegen den Vorsteher dieses großen Bahnhofes, den ich persönlich nicht kenne. Das Personal, das wir an die Vorsteher⸗ stellen dieser großen Bahnhöfe berufen, ist ausgesucht, es sind die besten Beamten, die wir zur Verfügung haben; denn die Ansprüche an sie sind ganz außerordentlich. Sie haben selbstverständlich in erster Linie für die Betriebssicherheit und die Verkehrsdurchführung einzu⸗ stehen. Ich muß also heute voraussetzen, daß das ein erster Mann ist, der dort steht. Nun führte Herr Abg. Leinert aus, im Jahre 1901 1 Mann verunglückt, im Jahre 1902 1 Mann, im Jahre 1911 2 Mann und im Jahre 1913 5 Mann, und fügte hinzu; wo der neue Vorsteher seines Amtes waltet. — Also mit dem Augenblick, wo er aufgetreten ist, haben sich die Unfälle ereignet. Und dann sagt er wörtlich: Dieser Dienststellenvorsteher treibt mit den Arbeiterleben Schindluder, (Rufe: Unerhört! — Große Unruhe.) b
Gegen diese Wendung, gegen diese schwere Beleidigung erhebe ich bier als Chef der Staatseisenbahnverwaltung nachdrücklichst Ein⸗ spruch. (Lebhaftes Bravo!) Meine Herren, ich hoffe, daß der Herr Abg. Leinert den Mut hat, diese schwere Beleidigung außerhalb dieses Hauses zu wiederholen oder zu widerrufen (Sehr gut! Bravol), dort, wo er nicht durch die Immunität des Abgeordneten geschützt ist. (Sehr gut!) Denn ich meine, wenn er derartiges ausspricht und glaubt aufrechterhalten zu können, dann muß er dem Beamten, muß er der Verwaltung die Möglichkeit geben, das bis auf den letzten Punkt klarzustellen. (Sehr richtig! Sehr richtig!) Ich bin aber weiter der Meinung, daß dieser Ausspruch von der gesamten Beamtenschaft der preußischen Staatseisenbahnen als eine schwere Beleidigung empfun⸗ den werden muß, (Sehr richtig!), und ich hoffe, daß die Beamten der
(preußischen Staatseisenbahnen dieses sich merken werden. (Lebhafter
Beifall.)
Abg. Dr. von Kries (kons.): Ich verzichte darauf, auf di dielen Wünsche der Beamten und sonstiger Aögestellten hee We bahnverwaltung, die oft außerordentlich berechtigt sind, nach den wohl⸗ wollenden Ausführungen des Ministers hier näher einzugehen. Ich gebe der Hoffnung Raum, daß man den begründeten Wuünschen mit tunlichster Beschleunigung, soweit es die finanziellen Verhältnisse ge⸗ statten, entgegenkommen wird. Das gilt insbesondere von den Wünschen des Fahrpersonals nach einer Neuregelung der Nebenbezüge. Wenn nach den bisherigen Bestimmungen diese Bezüge sich unter der seinerzeit vom Finanzminister angegebenen Grenze von rund 800 bis 900 ℳ halten, dann scheint wirklich die Notwendigkeit zu bestehen allmählich an eine weitere Besserstellung dieser Beamten heranzu⸗ treten. Mit der Stellungnahme des Ministers egenüber der For⸗ verständnis mit der Regierung halten auch wir ein Bedürfnis nach Schaffung eines Ausnahmegesetzes nicht für vorliegend. Auch das Verhältnis der Staatsarbeiter muß sich auf privatrechtlicher Grund⸗ lage aufbauen. Die Staatsarbeiter stehen sich zudem vielfach ungleich besser und günstiger als die in anderen Betrieben. Es ist mit Recht darauf hingewiesen worden, daf keine Arbeiterentlassungen stattfinden außer wenn die Arbeiter es selbst wünschen oder sich grober Verstöße schuldig machen. Die Genbanesselher haben außerdem eine sehr erhebliche Möglichkeit, in das Beamtenverhältnis aufzurücken. Das zeigt ja jährlich der Etat. Es ist nicht richtig, wenn der Abg. Leinert meint, daß dieses Recht durch die in nächster Zeit zur Verfügung stehenden Militäranwärter illusorisch gemacht wird. Wir halten Fachverbände von Arbeitern und Beamten für nützlich, indem dadurch der H die Möglichkeit gegeben wird, mit den Beamten und Arbeitern in Verbindung zu treten und die Wünsche unparteiisch zu erörtern. Wir halten es aber durchaus für richtig, daß die Regie⸗ rung nur mit solchen Verbänden verhandelt, die nur aus Eisenbahn⸗ arbeitern bestehen. Das geschieht lediglich im Interesse der Auf⸗ rechterhaltung der Ordnung und der Disziplin in der Eisenbahnver⸗ waltung. Daß der Minister für dieses allerdringendste und zwin⸗ — “ eintritt, dafür müssen wir ihm ganz besonders dankbar sein. 1t
Abg. Dr. König (Zentr.): Es ist wohl noch nie ein Abgeord⸗ neter so vernichtend abgeführt und mit seinen Behauptungen so S legt worden, wie es soeben zu meiner Freude mit dem Abg. Leinert geschehen ist Der Minister hat ein erlösendes Wort gesprochen, in⸗ dem er diese Beschuldigungen der deutschen Beamtenschaft so energisch zurückwies. Das hat selbst auf den Abg. Leinert nicht seinen Ein⸗ druck verfehlt. Er wurde ordentlich blaß. Der Abg. Leinert wird wohl kaum den Mut haben, sich im blcs,n Jahre 8 wieder als Urbeitervertreter aufzuspielen. Das Verhältnis zwischen Verwal⸗ tung und Arbeiterschaft ist ein außerordentlich vertrauensvolles. Hier 4 mir der Abg. Schmidt eine reßee Autorität. Die Sozialdemo⸗ 8 sollte im eigenen Interesse dafür sorgen, daß in Zukunft ein —1 Abgeordneter sich hinstellt und die Arbeiterinteressen wahr⸗ gefänt. Erfreulich ist, daß 10 000 neue etatsmäßige Beamtenstellen dl eeeen. Darin liegt auch eine Einkommensverbesserung . 9 Leute, die man nicht außer acht lassen darf. Wir begrüßen Vüindaß für die Erleichterung und Verkürzung der Dienstzeit 20 Millionen Mark aufgewendet werden sollen. Wir können nur die
senbahnverwaltung bitten, daß sie auf diesem Wege weiter fort⸗ 8 zum Wohle der Arbeiter. Für Werkstättenarbeiter sind in diesem Täti5 Millionen Mark mehr eingestellt und für Hilfsbedienstete 11 I Henen Mark mehr. Alles dies erkennen wir dankbar an. Alle baün he der Beamten auf Besoldungsaufbesserung werden von meiner bh 18n auf das eingehendste geprüft werden, und wir werden für d verechtigten Wünsche bei der Beratung der Besoldungsordnung 2 48 wärmste und mit Nachdruck eintreten. Alle Wünsche, die der Ebg. Dr. se ees vorgetragen hat, können wir vollständig unter⸗
derung eines Staatsarbeiterrechtes sind wir einverstanden. Im Ein⸗
titzen. Eine Frage von der größten Tragweite ist die Verleihung gf Unkündbar eit an die unteren Beamtenklassen. Ich bitte die belen bahnverwaltung, daß sie dieser Beamtenkategorie durch Ver⸗ b. ne de Unkündbarkeit die Sicherheit gibt, da sie für ihr ganzes Fnsein Auskommen hat. Eine weitere Frage ist die Erteilung des
Ueens, die der Minister recht wohlwollend behandeln möge. Der nnwert körperlich und geistig auf den Beamten ein und erhöht erufstätigkeit. Ich bitte den Minister, daß er die Wünsche
Pübeamten nach dieser Richtung hin wohlwollend berücksichtigt. Die bense eamten wünschen, daß ihre Tätigkeit als Hilfsbeamte auf das 8* nsfähige Dienstalter angerechnet wird. Eine Anzahl von Arbei⸗ 8 üe gern in das Beamtenverhältnis übergeführt werden. Die hege ist allerdings mehr Sache der Verwaltung, aber ich bitte doch, es sich ermöglichen läßt, diesen Wünschen nachzukommen. Die
1“ “ s 6
“
Zweite
Wohnungsverhältnisse der Arbeiter sind noch in mancher Beziehung verbesserungsbedürftig. Namentlich ist dies auf dem Lande der Fall. Ich bitte die Regierung, daß Einzelbaudarlehen für die Arbeiter noch mehr als bisher gegeben werden. In einem Falle soll der Miets⸗ preis in staatseigenen Häusern jährlich um 30 ℳ pro Wohnung ge⸗ stiegen sein. Das kann ich nicht verstehen, denn die staatseigenen äuser sollen doch 8 eine Steigerung des Mietspreises verhüten. Ich bitte den Minister, daß er nach dieser Richtung hin Ermittlungen anstellt. Ich hoffe, daß wir bei der Besoldungsordnung Gelegenheit haben werden, noch einmal ein kräftiges Wörtlein zugunsten unserer Beamten zu sprechen. Auf der anderen Seite hoffe ich aber auch, daß die diesjährige Besprechung dazu beitragen wird, die Beamten⸗ und Arbeiterfragen wesentlich zu fördern. Ich denke, daß alle bürger⸗ lichen Partein wie bisher sich der Fragen der Beamtenschaft und der Staatsarbeiterschaft immerdar annehmen werden.
Hierauf wird ein Schlußantrag angenommen.
Zur Geschäftsordnung bemerkt 1 Abg. Dr. Runze (fortschr. Volksp.): Ich hatte die Absicht, über die Amtsverhältnisse der verschiedenen Gruppen der Arbeiter, der Maschinenarbeiter, der Hilfswerker, Stellwerksbeamten, Hilfsheizer, Lademeister, Bodenmeister, Lokomotivbeamten zu sprechen. Die Ge⸗ legenheit dazu ist mir für heute leider durch den Schluß der Debatte “ [Hoff . g. Pau offmann (Soz.): Ich stelle fest, daß Sie von der Rechten heute ausgiebig von der Redefreiheit Gebrauch gemacht
Ich bedaure, daß mir die Möglichkeit genommen worden ist, auf di Ich b „daß 8 — „auf diese Ausführungen zu antworten. ö
Persönlich bemerkt E6““ Leinert (Soz.); Der Minister hat mir unterstellt, daß ich dem Oberbahnhofsvorsteher in Seelze unterschoben habe, daß er mit dem Arbeiterleben Schindluder treibe. Ich habe dargelegt, daß in den ersten fünf Monaten 1913, in denen der neue Güterbahnhofsvor⸗ steher seines Amtes waltete, fünf Todesfälle vorgekommen sind, und dann habe ich ausgeführt: Trotzdem wird die Arbeitszeit verlangert und in einer geradezu die Gesundheit untergrabenden Weise fest⸗ gesetzt Es scheint, daß diese ungeheure Häufung der Unglücksfälle
en Beamten durchaus nicht rührt, und wenn dies der Fall sein sollte, dann würden wir behaupten müssen, daß er mit dem Arbeiterleben
Schindluder treibe. Ich habe also, ausgehend von der Häufung der Unglücksfälle, kritisiert, daß die Arbeitszeit verlängert worden ist, und daß trotz aller Unglücksfälle nichts getan wird, um die Arbeitszeit zu verkürzen. 1
Abg. Wallbaum (wirtsch. Vgg., H . D . We n (wirtsch. Vgg., Hosp. b. d. Kons.): Der Abg. Leinert hat behauptet, ich vän meine Rede aus früheren Etats⸗ reden zusammengesucht. Das habe ich nicht nötig. Wenn er aber dann gemeint hat, ich hätte gestern in meiner Rede von einem Wider⸗ spruch der Sozialdemokratie gesprochen, der gar nicht erfolgt wäre, so verweise ich auf das amtliche Stenogramm. Dort steht, daß “ an der I e Plehr richtig“ und „sehr wahr
erufen worden ist, und der Abg. Paul Hoffmann hat noch eine weiteren Zwischenruf getan. “
Die persönlichen Ausgaben werden bewilligt.
Bei den sächlichen Ausgaben, und zwar bei denen zur Unterhaltung und Ergänzung der Geräte sowie Beschaffung der Betriebsmaterialien (240 Millionen Mark) bringt
Abg. Wallenborn (Zentr.) eini zialwü ff
lbg. W (Zentr.) einige Spezialwün reffs Verladung und Umladung beim Obsttransport vor. ““
Abg. von Hennigs⸗LTechlin (kons.): J
lbg. Hennigs⸗Te (kons.): In der Budget⸗ kommission hat die Regierung mitgeteilt, daß es noch nicht e ist, Abschlüsse in Kohlen und Schienen für das nächste Jahr zu machen. Hieraus glauben wir schließen zu können, daß die Firmen, mit denen diese Abschlüsse gemacht werden, sehr zähe an den hohen Preisen festhalten, die die Verwaltung im vorigen Jahre hat be⸗ Fhünt gen müssen. Wir müssen die Hoffnung aussprechen, daß es der
egierung gelingt, Preise zu erzielen, die der fallenden Konjunktur angemessen sind; es ist nicht angängig, daß unsere Eisenbahnverwal⸗
92. dadurch schwer geschädigt wird, daß sie, etwa infolge von Ring⸗ bildungen, gezwungen würde, Preise zu zahlen, die mit dem jetzigen Fallen der Konjunktur nicht vereinbar sind. 8
Die Position wird bewilligt.
Bei der Ausgabeposition „Unterhaltung, Erneuerung und Ergänzung der baulichen Anlagen (311 Millionen Mark)“ be⸗ antragt die Budgetkommission, über die Petition, betr. Aende⸗ ne in der Schwellenbeschaffung, soweit beantragt ist, die Verwaltung möge durch Festlegung eines möglichst bestimmten Verhältnisses für die Verwendung von Holz⸗ und Eisen⸗ schwellen den bisher aufgetretenen Schwankungen vorbeugen und auf dieser Grundlage für die rechtzeitige Bekanntgabe der allgemeinen Verwendungsgebiete Sorge tragen, zur Tages⸗ “ überzugehen, im übrigen die Petition der Regierung als Material zu überweisen. Uebergang zur Tagesordnung beantragt sie auch über eine Petition, betr. das elektrische Tele⸗ graphen⸗ und Sicherungswesen und die Einführung eines “
Ohne Debatte beschließt das H ü ie P.
1 rtte zt das Haus demgemäß. Die Po⸗ sition wird 8
8“ den verschiedenen Ausgaben, einschließlich der Aus⸗ gaben aus Staatsnebenfonds zu Wohlfahrtszwecken, 50 774 900 Mark, lenkt
Abg. Dr. Liepmann inl.) di Abg. Dr. L. 2) die Aufmerksamkeit der Regierung 88. diee segensreichen Bestrebungen des Verbandes zur Beräpfung EEE““ 5 “ und birtet sie, diesen
erband, ich in großen finanzie Schwierigkei efinde, z H g ziellen Schwierigkeiten befinde, zu ¶ꝓ¶⸗2 * * *
Die Position wird bewilligt, ebenso der Re⸗ 1 r Re d . den Ausgaben. . “
8 1 *
Deean wird Vertagung beschlossen.
Gers e. Eüüchste, Sigung Donnerstag 11 Uhr. Extraordinarium des Eisenbahnetats; erste Bere des Grundteilungsgesetzes.) CEöö“
1“ Deutscher Handelstag.
Gestern trat im Langenbeck⸗Hause in Berlin die 39. V
2 ’ 9. Vollversamm⸗ sung des Deutschen Handelstages unter zahlreicher B.slberse 18 daimen. Nachdem der Präsident Dr. Kaempf die Versammlung 8. 5 atte, wurde sie von dem Minister für Handel und Gewerbe 8 yd ow namens der Staatsregierung begrüßt. Erster Ver⸗ andlungsgegenstand waren Fragen des gewerblichen Rechts⸗ schutzes. Ueber den Entwurf eines Patentgesetzes sprach der Justizrat Dr. Haeuser⸗Höchst a. M, über den eines Gebrauchs⸗ mustergesetzes W. Roediger⸗Halle a. S. und über den Entwurf
eines arenzeichengesetzes der Kommer S dj — zienrat Seiler⸗Nürnberg. Ueber den vierten Punkt der T agesordnung „Industrie, Handen
“
haben, auch vom Zentrum sind zwei Redner zu Worte gekommen.
Achtung des Auslandes erzwungen bat.
en Staatsanzeiger.
und Reichstag“ sprach der Dr. Brandt⸗Düsseldorf. Der Ha ⸗ tag nahm darauf folgende Entschließung 9
„Der schnellen wirtschaftlichen Entwicklung Deutschlands entspricht es, daß sich der Reichstag immer mehr mit wirtschaftlichen Fragen beschäftigt, die das ganze Gewerbe oder einzelne Gewerbezweige ent⸗ scheidend in den Bedingungen beeinflussen, unter denen die Waren er⸗ zeugt oder abgesetzt oder die Arbeiter beschäftigt werden. Bei der Vorbereitung und Beratung der wirtschaftlichen Gesetze ist eine genügende Fühlung zwischen dem Reichstag oder seinen Kom⸗ missionen und den „von der Gesetzgebung berührten Gewerbe⸗ treibenden entweder überhaupt oder doch in einer richtigen und würdigen Art nicht vorhanden. Das ist um so schädlicher, als der Reichstag lediglich aus den Berufs⸗ und Lebenserfahrungen seiner Mitglieder heraus in Wirtschaftsfragen häufig nicht als genügend unterrichtet gelten kann. Diese enge Fühlung zwischen dem Reichstag und dem Gewerbe herzustellen, ist nach Ansicht des Deut⸗ schen Handelstags eine wirtschaftspolitische Notwendigkeit für Deutsch⸗ land. Auch den bürgerlichen Parteien Deutschlands kann es nicht gleichgültig sein, ob⸗ weiterhin eine tiefe Verstimmung über die Haltung S 8. S große Gruppen, wenn nicht den
ßten Teil der Gewerbetreibende 8 tti
1“ den den Parteien und dem politischen
Der Deutsche Handelstag verlangt die Sicherheit dafür, daß die gewerblichen Körperschaften rechtzeitig mit der ö1u6“ sektligen Gesetzentwürfe beschaftigt werden, daß ihre Wünsche zu einer Gesetzesvorlage dieser Gesetzesvorlage selbst beigefügt oder wenigstens der zu ihrer Beratung bestimmten Reichstagskommission geordnet übergeben und durch einen besonderen Berichterstatter über “ in den Kommissionen an der richtigen Stelle vorgetragen
Der Deutsche Handelstag verlangt ferner eine unmitt . sönliche Fühlung zwischen den Reichstagskommissionen Ge⸗ werbe bei allen wichtigen Wirtschaftsfragen und hält es für zweck⸗ mäßig und nötig, daß zu den Verhandlungen der Reichstags⸗ kommissionen auf Wunsch der großen zentralen Wirtschaftsverbände Gewerbetreibende, die von diesen Verbänden bestimmt werden, als Sachverständige mit beratender Stimme zugezogen werden. Auch eine bessere und zuverlässigere Berichterstattung über die Kommissions⸗ verhandlungen des Rcichstags ist dringend notwendig. Daneben muß der Deutsche Handelstag allerdings auch an die Unternehmer die nh. Masbauns richten, im politischen Leben ihrer Wohnbezirke tätig z
Der Deutsche Handelstag will mit solchen oder ähnlichen wi zu dem von ihm bezeichneten Ziele führenden Maßregeln 86 meblch politik von Industrie und Handel gegenüber dem Reichstag befür⸗ worten und keine einseitigen Interessen im Reichstag vertreten sehen sondern er verlangt nur die Sicherung zweckmäßiger Wirtschaftsgesetz⸗ gebung mit Hilfe einer sachverständigen Aufklärung der Reichstags⸗ abgeordneten in den Fällen, wo eine solche Aufklärung und Unter⸗ veettng übent kagschlsche Zuständ, im Gewerbe und die Wirkungen
rtschaftspolitischer Maßregeln im In e . wirtschaft notwendig ist.“ 3.
In der Nachmittagssitzung wurde zunächst über die Le⸗ ⸗ versicherung öffentlich⸗rechtlicher 11“ 1111“ angenommen:
„Der Deutsche Handelstag spricht sich dagegen aus, daß de Staat und andere öffentlich⸗rechtliche Körperschaften in immer Umfang eine wirtschaftliche Tätigkeit ausüben, durch welche die private wirtschaftliche Tätigkeit geschädigt wird. Nur wo besondere Gründe es ꝛechtfertigen, follte eine Ausdehnung der staatlichen und kommunalen wirtschaftlichen Täͤtigkeit stattfinden. Diese Voraussetzung ist auf dem Gebiete der Lebensversicherung nicht gegeben. Der Handelstag muß vielmehr, die große und erfolgreiche, dem Gemeinwohl dienende Arbeit der privaten deutschen Lebensversicherungsgesellschaften aner⸗ kennen und bezweifeln, daß die öffentlich⸗rechtlichen Anstalten diese Aufgabe besser zu erfüllen imstande sein werden. Eine scharfe Ver⸗ urteilung verdient es, daß Staats⸗ und Kommunalbeamte für die von den öffentlich⸗rechtlichen Körperschaften ins Leben gerufenen Ver⸗ 114“ G und ihre Unterorgane dazu anhalten, und da erdurch der freie Wettbew s privaten Tätigkeit beeinträchtigt wird.“ “
„Zum letzten Punkt der gestrigen Tagesordnung: „Einfluß Krieges auf Verträge zwischen EE 9 1 führenden Staaten“ sprach der Generalsekretär Dr. Soetbeer. Der Handelstag nahm zu diesem Gegenstand folgende Erklärung an: 1 „Der Deutsche Handelstag weist darauf hin, daß Verträge mit Kaufleuten, insbesondere Versicherern, in England und den Vereinigten Staaten von Amerika für den Kriegsfall mit einem größeren Risiko verbunden sind als Verträge mit Angehörigen anderer Staaten. Er erklärt es für wünschenswert, daß über den Einfluß des Krieges auf E“ “ .“ Staaten ein inter⸗ Lationales Abkommen getroffen werde, wodurch das englisch⸗amerikanis Recht hinsichtlich der Nichtigkeit, des Erlöschens 188 88 eehesegne Unklagbarkeit von Verträgen im Krlegsfall der in den übrigen zivili⸗ srtem wöö Anschauung sich anpaßt. Für den Ab⸗
uß eines solchen Abkommens ist die na⸗ Fri k t Dhehc tncf anchen s nächste Friedenskonferenz in
Auf dem am Abend abgehaltenen Festmahl des De Handelstags hielt der Minister für S Sydow, nachdem der Präsident Dr. Kaempf ein Hoch auf Seine Majestät den Kaiser und König ausgebracht und der Geheime Kommerzienrat Vogel⸗Chemnitz die Ehrengäste begrüßt hatte „W. 1 B.“ söfolge 1ee;e Rede: G
„Wenn ich es unternehme, dem Herrn Vorredner fü freundlichen Worte zu danken, die er den Ehrengästen “ 8— so habe ich zuvörderst dem besonderen Bedauern des Herrn Reichskanzlers Ausdruck zu geben, daß es ihm unmöglich geworden ist, heute wie in früheren Jahren in Ihrer Mitte zu erscheinen und seinem Interesse für den Deutschen Handelstag und die in ihm vertretenen Berufe erneut selbst Worte zu leihen. Wenn die Vertreter des Reichs und der Bundesstaaten alljährlich zahlreich bei Ihrer Tagung erscheinen so bitte ich Sie, darin nicht nur einen Akt der Höflichkeit, sondern ein Anerkenntnis der hohen Stellung zu sehen, die Handel und Gewerbe in unserem öffentlichen Leben einnehmen, und deren Bedeutung für Deutschlands Geltung in der Welt — das nöchte ich besonders betonen — immer mehr zunimmt. Ich habe nicht nur den Anteil im Sinn, den Sie an dem Wachsen des nationalen Wohlstandes haben. Ihm ist es zu danken, daß Deutschland auf kul⸗ turellem Gebiet den Vorsprung, den die von den Wirren des 30 jäh⸗ rigen, des 7jährigen und der napoleonischen Kriege verschonten Länder vor ihm elagst hatten, eingeholt, und daß es sich durch seine wirt⸗ schaftlichen Erfolge, wenn auch nicht gerade die Liebe, so doch die 8 Ich denke weit welche Bedeutung der Handel und die Indshie für die Lere denan, der Kosten der kriegerischen Rüstung besitzen, zu der unser Vaterland durch seine Lage genötigt wird. Ihr Herr Präsident hat heute früh die Erinnerung an die Bewilligung des Wehrbeitrages geweckt. Ich kann nicht umhin, darauf hinzuweisen, daß die Kreise, die Sie ver⸗ treten, voraussichtlich in ganz hervorragendem Maße bei seiner Auf⸗ bringung werden beteiligt sein. Vor allem aber habe ich folgendes im Auge. Von Jahr zu Jahr tritt es klarer zutage, daß die
Geltung eines Landes in der Welt von dem wirtschaftlichen Ei 85 — — v4 in abhängt, den es in der Völkergemeinschaft ausübt. Der volinaß
8 1 “ 8 ““