1914 / 82 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 06 Apr 1914 18:00:01 GMT) scan diff

Bekanntmachung.

Der Fernsprechverkehr ist eröffnet worden: zwischen Berlin und Italien, zunächst mit Rom gewöhnliche f r gebühr 5 —, Bologna, Brescia, Genua, Pavia, Venedig je 4,50 —, Bergamo, Mailand, Novara und Turin je 4 —: ferner mit den belgischen Orten Bléharies, Herenthals, Nil St. Vincent St. Martin und Oreye je 3 —, dem niederländischen Orte Everbeek 2 und mit Winter⸗ berg (Westf.) 1 —.

Beerlin C. 2, den 4. April 1914. Kaiserliche Oberpostdirekti Vorbeck.

Bekanntmachung.

Der Herr Reichskanzler hat durch Erlaß vom 20. März 1914 die von der New⸗York, Lebensversicherungs⸗ gesellschaft in New⸗York beschlossene Aufnahme der Invaliditätszusatzversicherung im Deutschen Reiche nach Maß⸗ gabe der mit dem Schreiben vom 8. November 1913 vor⸗ gelegten Tarife und Rechnungsgrundlagen, ferner die Ein⸗ führung der von der Gesellschaft mit dem Schreiben vom 28. Januar 1914 vorgelegten neuen Deutschen Police für Versicherungen auf den Todesfall nebst den dazugehörigen Allgemeinen Versicherungsbedingungen sowie die von ihr am 11. November 1913 unterbreitete Aenderung der Gewinnbe⸗ teiligung bei dem sogenannten Kontributionsplane genehmigt.

Berlin, den 3. April 1914. Das Kaiserliche Aufsichtsamt für Privatversicherung. 1“ Gruner. ““

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88— 1“

Die von heute ab zur Ausgabe gelangende Nummer 18 des Reichsgesetzblatts enthält unter

Nr. 4358 das Postscheckgesetz, vom 26. März 1914, und unter

Nr. 4359 eine Bekanntmachung über den Beitritt Groß⸗ britanniens zu den am 23. September 1910 in Brüssel unter⸗ zeichneten seerechtlichen Uebereinkommen für die Kolonie Neu

Fundland, vom 26. März 1914. 6 Berlin W. 9, den 4. April 1914.

Königreich Preußen.

Seine Majestät der König haben Allergnädigst geruht:

den bisherigen Seminardirektor Ernst Szerlinski, zur⸗ zeit in Berlin, zum Regierungs⸗ und Schulrat zu ernennen sowie dem Direktor der Ostpreußischen Blindenunterrichtsanstalt August Brandstaeter in Königsberg i. Pr. und dem Kreis⸗ schulinspektor, Stadtschulinspektor Dr. Wulf in Berlin den Charakter als Schulrat mit dem Range eines Rates vierter Klasse

828 Domänenrentmeister Ernst Hering in Celle, Re⸗ gierungsbezirk Lüneburg, den Charakter als Domänenrat,

dem Domänenpächter, Oberamtmann Hermann Lüttich in Wendelstein, Regierungsbezirk Merseburg, den Charakter als Amtsrat und

dem Provinzialschulsekretur Paul Witthuhn in Posen und den Konsistorialsekretären Christoph Vogler in Koblenz, Hermann Blumenthal in Magdeburg, Emil Pfahl in Berlin und Gerhard Timmers in Münster den Charakter als Rechnungsrat zu verleihen sowie

die Wahl des Oberlehrers, Professors Dr. Hermann Ottendorff an dem Königlichen Gymnasium in Neuwied zum Direktor des städtischen Lyzeums und Oberlyzeums in Neuwied und 9

die Wahl des Oberlehrers an der Oberrealschule nebst Landwirtschaftsschule in Flensburg, Professors Friedrich Oster⸗ loh zum Direktor der Ostern d. J. daselbst neu einzurichtenden zweiten Oberrealschule zu bestätigen. 11“

Seine Majestät der König haben Allergnädigst geruht: den im Ministerium der öffentlichen Arbeiten angestellten Beamten, und zwar dem Rechnungsrat Franz Schmeil den Charakter als Geheimer Rechnungsrat und den Geheimen expedierenden Sekretären und Kalkulatoren Oskar Wegeleben, Otto Wendt, Albert Bauer und August Thomsen sowie dem Geheimen Revisor Heinrich Dziemba den Charakter als Rechnungsrat zu verleihen.

Ministerium der geistlichen und Unterrichts⸗ angelegenheiten.

Der Regierungs⸗ und Schulrat Szerlinski ist der Re⸗ gierung i Arnsberg überwiesen worden.

Ministerium des Innern.

Die Diphtherieheilsera mit den Kontrollnummern 1360 bis 1397 einschließlich, geschrieben: „Eintausenddreihundertundsechzig bis Eintausenddrei⸗ hundertundsiebenundneunzig einschließlich“, aus den Höchster Farb⸗

werken,

279 bis 283 einschließlich, geschrieben: „Zweihundertneunundsiebzig bis Zweihundertdrei⸗ undachtzig einschließlich“, aus der Merckschen Fabrik in Darm⸗

stadt, 88

249 bis 262 einschließlich, „Zweihundertneunundvierzig bis Zweihundert⸗ aus dem Serumlaboratorium

241, geschrieben: „Zweihunderteinundvierzig“, aus der Fabrik vor⸗ mals E. Schering in Berlin,

1 bis S einschließlich, geschrieben: „Eins bis acht einschließlich“, aus dem Sächsischen Serumwerk in Dresden, sind, soweit sie nicht bereits früher wegen Abschwächung ꝛc. eingezogen sind, vom 1. April d. J. ab wegen Ablaufs der staatlichen Gewährdauer zur Einziehung

geschrieben: Zweihund zweiundsechzig einschließlich“, Ruete⸗Enoch in Hamburg,

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geschrieben: „Einhundertsechsundneunzig bis Einhundertneunund⸗

ie Tetanus⸗Sera mit den Kontrollnummern 196 bis 199 einschließlich, 8

neunzig einschließlich“, aus den Höchster Farbwerken sind wegen Ablaufs der staatlichen Gewährdauer vom 1. April d. J. ab zur Einziehung bestimmt.

Aiichtamtliches. Denutsches Reich.

Preußen. Berlin, 6. April 1914. Seine Majestät der Kaiser und König hörten heute im Achilleion auf Korfu die Vorträge des Chefs des Militärkabinetts, Generals der Infanterie Freiherrn von Lyncker,

des Chefs des Marinekabinetts, Admirals von Müller und des

Vertreters des Auswärtigen Amtes, Gesandten von Treutler.“

„April ist der Ministerialdirektor a. D., Wirkliche diesem

Am Geheime Oberregierungsrat Dr. Löwenberg aus Leben abberufen worden.

Karl Löwenberg, am 14. August 1838 in Berlin geboren, studierte in Berlin und Heidelberg Rechtswissenschaft und wurde im Jahre 1864 zum Gerichtsassessor ernannt. Zunächst im Justizdienst und dann längere Zeit bei der Verwaltung der direkten Steuern in Berlin, bei der Regierung und dem Ober⸗ präsidium in Breslau tätig, trat er 1880 als Hilfsarbeiter in das Ministerium der geistlichen, Unterrichts⸗ und Medizinal⸗ angelegenheiten ein. Hier wurde er noch in demselben Jahre zum Geheimen Regierungsrat und vortragenden Rat und 1886 zum Geheimen Oberregierungsrat befördert. 1902 erhielt er den Charakter als Wirklicher Geheimer Oberregierungsrat mit dem Range eines Rates erster Klasse und wurde mit der Wahr⸗ nehmung der Dirigentengeschäfte in der geistlichen Ab⸗ teilung des Ministeriums betraut. Im Jahre darauf erfolgte seine Ernennung zum Ministerialdirektor. Neben⸗ amtlich war Dr. Löwenberg von 1891 bis 1903 Mitglied der Hofapothekenkommission. An dem Feldzuge 1870/71 hat er als Reserveoffizier teilgenommen; er besaß die Kriegsdenkmünze für Kombattanten von 1870,71, die Landwehrdienstauszeichnung I. Klasse, den Roten Adlerorden zweiter Klasse mit Eichenlaub sowie den Königlichen Kronen⸗ orden zweiter Klasse mit dem Stern, der ihm bei seinem Uebertritt in den Ruhestand am 1. Januar 1904 verliehen wurde. Der Verewigte war das Muster eines pflichttreuen Beamten, der, solange er im Amte stand, seinen dienstlichen Pflichten mit vollster Hingabe sich gewidmet hat. Ausgezeichnet durch scharfen Verstand und umfassende Kenntnisse, hat er im Kultus⸗ ministerium in dem ihm übertragenen Geschäftskreise die wert⸗ vollsten Dienste geleistet. Diese und seine große persönliche Liebenswürdigkeit, die ihn in gleicher Weise im amtlichen, wie privaten Verkehr auszeichnete, sichern ihm in dem großen Kreise seiner Verehrer und Freunde ein treues, ehrendes Gedächtnis.

Der Präsident des Reichsversicherungsamts, Wirkliche Geheime Oberregierungsrvat Dr. Kaufmann ist zu einer Dienstreise nach Westfalen- und einem anschließenden Erholungs⸗ uxlaub nach der Rheinprovinz abgeressit.

G Am Sonnabend, den 11. April d. J., bleiben die Bureaus und Kassen der Preußischen Zentral⸗ genossenschaftskasse von 1 Uhr Nachmittags ab geschlossen.

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Laut Meldung des „W. T. B.“ sind S. M. S. „Nürnberg“ am 31. März in Las tres Marias und am 1. April in San Blas und S. M. S. „Dresden“ am 2. April in Veracruz eingetroffen.

Oesterreich⸗Ungarn.

Die vom österreichischen Handelsministerium mit der Austro⸗Americana, dem Norddeutschen Lloyd und der Hamburg⸗Amerika⸗Linie zwecks Neuregelung des österreichischen Auswanderungswesens geführten Verhandlungen haben laut Meldung des Wiener „K. K. Telegraphenkorrespondenz⸗ bureaus“ zu der Annahme des Angebots der drei Gesell⸗ schaften durch die österreichische Regierung geführt. Der Aus⸗ wanderungsverkehr ist nunmehr auf vertragsmäßigem Wege geregelt worden unter Berücksichtigung der Interessen der österreichischen Wehrmacht und zur Förderung der zheimischen Schiffahrt. 1

Großbritannien und Irland.

Der Premierminister Asquith hielt vorgestern in Lady⸗ bank eine mit großer Begeisterung aufgenommene Wahlrede, in der er laut Bericht des „W. T. B.“ sagte: 8

In den letzten Wochen sei ein albernes Märchen in Umlauf gesetzt worden, dem zufolge die Regierung den Augenblick, in dem sie Vorschläge zu einer Verständigung in der Homerulestreitfrage gemacht habe, dazu auserwählt hätte, um ein Komplott zur Herausforderung Ulsters einzuleiten. Es sei auch die Vermutung ausgesprochen worden, daß er das Kriegsministerium übernommen habe, um nicht im Parlament mit der Opposition die Waffen kreuzen zu müssen. Ferner seien seine letzten Reden als herausfordernd bezeichnet worden. Dies bestreite er aber. Asquith wandte sich darauf zur Armeefrage und zollte dem Eifer und der Ergebenheit der Armee und Flotte die wärmste Anerkennung. Er sei überzeugt, daß man darauf rechnen könne, daß sie, vom Höchsten bis zum Untersten, ihre Pflichten erfüllen würden. Die Armee solle kein politisches Werk⸗ zeug werden; sie habe keine Stimme bei der Gestaltung der englischen Politik oder der Formulierung der Gesetze. Die Armee werde nichts Politisches von ihm höten, und er erwarte, auch von der Armee nichts Politisches zu hören. Die Verantwortung für die Erhaltung des inneren Friedens läge bei den Behörden und der Polizei. Es komme nur in glücklicherweise seltenen Notfällen vor, daß eine Armee von der bürgerlichen Gewalt angerufen würde, wenn aber ein solcher Fall einträte, so sei es die Pflicht der Soldaten wie jedes gewöhnlichen Bürgers, den Forderungen der bürger⸗ lichen Gewalt nachzukommen. Die gegenwärtigen unionistischen Lehren träfen die Disziplin der Armee und die demokratische Re⸗ gierung im Innersten. Diese Lehren seien eine vollkommene Gram⸗ matik der Anarchie. Sie riefen zu beliebiger Zeit den Geist der Gesetzlosigkeit auf und beanspruchten, die Maschinerie der Selbst⸗ regierung der Gesellschaft zu hemmen. Zur Homerulefrage über⸗

politischen Parteien liege. Er str sse ein für beide Seiten ehrenvoller Frieden sein. Asquith schloß mit einem beredten Appell an die Arbeiterpartei, die Kräfte des Fort⸗ schritts nicht zu zersplittern.

Die Unionisten veranstalteten vorgestern nachmittag im Hyde⸗Park in London eine Kundgebung, um gegen di Einbeziehung Ulsters in Homerule Einspruch zu erheben. Sie marschierten in 229 Abteilungen, in denen 76 Wahlkreise ver⸗ treten waren, mit Musik und Fahnen nach dem Park, wo Austin Chamberlain und Carson Ansprachen .

““ Frankreich. 11“ 8 Der Ministerrat beauftragte vorgestern in einer außer ordentlichen Sitzung den Justizminister, den Grad der Ver antwortlichkeiten der Gerichtspersonen in der Rochette Angelegenheit nachzuprüfen.

Eine Anzahl Senatoren der verschiedenen republi⸗ kanischen Parteirichtungen haben allgemeine Wünsche des Handels und der Industrie dadurch zum Ausdruck gebracht, daß sie einen Zusatzantrag zum Finanzgesetz einbrachten. Dies bezweckt, wie „W. T. B.“ meldet, die Ersetzung der Ein⸗ kommensteuer durch eine Zuschlagstaxe zu den vier direkten Steuern, wie sie gegenwärtig bestehen. Diese Taxe würde nur die Vermögen über 30 000 Franken treffen Die Verfasser des Antrages sind der Ansicht, daß diese Zu⸗ schlagstare ohne Belästigung und inquisitorische Maßnahme ungefähr hundert Millionen liefern würde, also dreißig Mi lionen mehr als die im Finanzgesetz inbegriffene Steuer.

Der frühere Finanzminister Caillaux hat,

ihn gerichteten dringenden Bitten nachgebend, sich entschlossen, bei den Neuwahlen am 26. April wieder zu kandidieren.

Rußland.

Der Kaiser Nikolaus nahm vorgestern auf dem Platze vor dem Winterpalais in St. Petersburg im Beisein de Prinzen Ferdinand und Karol von Rumänien die Parade der Rekruten der Garnison Petersburg und Umgegend ab, der von den Fenstern des Palais aus die Kaiserin⸗Mutter, die Prinzessin von Rumänien und alle Großfürstinnen zusahen.

Die Kommission der Duma für Krieg un Marine hat die von der Regierung in der geheimen Gesetz vorlage über die Verbesserung der nationalen Ver teidigung geforderten Kredite nach einer Meldung des „W. T. B.“ ohne Abstriche angenommen. 1

Italien.

Die Abgeordnetenkammerb setzte vorgestern die Be ratung über die am Donnerstag abgegebene Regierungs erklärung fort.

Wie „W. T. B.“ berichtet, betonte der Ministerpräsident Salandra gegenüber den Ausführungen einiger Redner, das neue Ministerium habe sich durchaus nicht vorgenommen, die Wel erneuern zu wollen, es nehme auch nicht die Ehre in Anspruch, der Retter des Vaterlandes zu sein. Italien, in sich gefestigt, stark und auf dem Wege des Fortschritts, verlange vielmehr von den Männern an der Regierung, daß sie Vertrauen und guten Willen zeigen, um der Schwierigkeiten Herr zu werden, die nur durch eine feste Re gierung und durch die Vaterlandsliebe des Volkes leicht zu überwinden seien. Das Land verlange im gegenwärtigen Augen blick eine starke Verteidigung der Stellung, die es sich gegen über anderen Mächten errungen habe, gute Maßregeln auf dem Ge⸗ biete des Schulwesens, des Wirtschaftslebens und der sozialen sorge, eine gute und ehrliche Verwaltung und eine gute, streng Finanzwirtschaft. Er sei überzeugt, daß Liberalismus in Italien m Patriotismus gleichbedeutend sei, und daß die liberale Partei no immer und so lange würdig sei, die Regierungsgewalt des Landes in Händen zu haben, als sie Selbstzucht übe und sich ihrer großen bürgerlichen Pflichten bewußt sei. Weiter erklärte Salandra, was die Frage der Ehescheidunganbelange, so werdejeder Minister, sobald der Kamme ein Initiativantrag darüber vorliege, nach seiner persönlichen Ueber⸗ zeugung stimmen; er, Salandra, werde dagegen stimmen. Der Minister wies auf die gleichartigen Vorgänge in England hin, wo d Mitglieder des Kabinetts in der Frage des Frauenstimmrechts eben falls geteilter Meinung seien. Das Ministerium werde mit einige Abänderungen den Gesetzentwurf über die Priorität der Ziviltrauung aufrechterhalten. Der Redner wies sodann auf das rühmenswerte Verhalten der Armee im lybischen Kriege hin und sagte, zu einer solchen Armee könne man volles Vertrauen haben. Die außerordent⸗ lichen Ausgaben für die Armee seien von dem vorigen Kabinett als notwendig anerkannt worden. Die Regierung habe sich die Forde⸗ rungen des Generals Porro, die über die finanzielle und wirtschaf liche Leistungsfähigkeit des Landes hinausgingen, nicht zu eigen mach 8 können. Sie habe jede Einmischung des Chefs des Generalstabs und der Armee bei der Wahl des Kriegsministers zurückgewiesen. Das militärische Element wisse, daß es bei der Lösung von Krisen nicht mit⸗ zureden habe, die stets ohne jeden außerparlamentarischen Einfluß ihren Lauf genommen hätten. Der General Grandi habe das Portefeuille des Krieges in dem sicheren Bewußtsein über⸗ nommen, daß er den Bedürfnissen der nationalen Verteidigung auch dann gerecht werden könne, wenn er die Kosten in den Grenzen der ökonomischen Hifsmittel des Landes halte. Salandra wies dann auf die finanzielle Lage Italiens hin und führte aus, daß die Regierung nicht beabsichtige, zu Operationen oder Anleihen im Aus⸗ lande ihre Zuflucht zu nehmen. Der Ministerpräsident ging weiter auf die Maßregeln ein, die die Regierung zugunsten der Eisenbahn⸗ angestelten zu treffen gedenke, und erklärte, daß sie das große Problem der Altersversorgung der Arbeiter prüfen werde. Er gehe nicht darauf aus, für seine Person eine Mehr⸗ heit in der Kammer zu besitzen; es sei Sache der Mehrheit der Kammer, dem Kabinett zuzustimmen oder es durch Männer zu ersetzen, die ihr Vertrauen hätten. Er beschäftige sich nicht im voraus mit der Frage, ob die Lebensdauer des Kabinetts kurz oder lang sein werde. Der Gedanke an den Tod lähme die Energien des Lebens. Der Ministerpräsident schloß, das Kabinett werde seinen Platz solange mit dem Gefühl einnehmen, seine Pflicht nicht getan zu haben, bis es annehmen könne, ihn mit Ehren innezuhaben.

Der Ministerpräsident erklärte sich mit der Annahme folgender, von Bettolo eingebrachten Tagesordnung ein⸗ verstanden: „Die Kammer geht, nachdem sie von den Re⸗ gierungserklärungen Kenntnis genommen hat, zur Tages⸗ ordnung über.“ Diese Tagesordnung wurde in namentlicher

enthaltungen angenommen. Darauf vertagte sich die Kammer

bis zum 6. Mai. Griechenland. 1 Die Jacht „Hohenzollern“ mit der Deutschen Kaiserin und deren Gefolge an Bord ist, wie „W. T. B.“ meldet, vorgestern nachmittag unter Salut und Parade der Mannschaäften der deutschen und griechischen Schiffe nf der Reede von Korfu eingelaufen. Nachdem die „Hohenzollern“ festgemacht hatte, gingen der Deutsche Kaiser und gleich darauf auch der König von Griechenland von der „Goeben“ aus an Bord der „Hoherae sernt⸗, später folgte die griechische Königin mit Familie vom Lande aus. Als alle Herrschaften an Land

gehend, sagte Asquith, er glaube, daß ein durch Uebereinstimmung

bestimmt.

erzieltes Abkommen im Interesse des Landes und der beiden großen

amen, wurde die Kaiserin am Landungsplatze von den Spitzen

8 6

bpräsidenten Mustapha Fehmis erfolglos geblieben sind, ist es,

Abstimmung mit 303 gegen 122 Stimmen bei 9 Stimm⸗

der Behörden empfangen und vom Publikum herzlich begrüß 2 S 128 nec be 8-= riechischen Königsfamilie im Stadtschl

2 nach dem Achilleion. üc. 84 88 d;.

Serbien.

8n der Skupschtina erklärte vorgestern der Kriegs⸗ minister Stefanowitsch im Laufe der Budgetberatung, wie „W. T. B.“ meldet, daß die Armee vollkommen gerüstet sei, um etwaigen Angriffen auf serbisches Gebiet im Frühjahr ent⸗ gegentreten zu können. Der Stand der serbischen Armee be⸗

ziffere sich gegenwärtig auf 49 000 Mann.

Albanien.

Aus dem nördlichen Epirus sind von albanesis chen Regierungs⸗

beamten Telegramme in Durazzo eingelaufen, die laut Meldung des „W. T. B.“ besagen, daß die albanesische Gendarmerie außer mit Komitatschis jetzt auch mit Banden zu kämpfen habe, die aus regulären griechischen Truppen gebildet seien. Es kämen auf seiten der Aufständischen Geschütze und Mitrailleusen zur Verwendung, die von griechischen Artilleristen bedient würden. Da die Aufständischen von griechischer Seite fortwährende Ver⸗ stärkungen erhielten, wagten sie sich, immer mutiger werdend, nunmehr auch an größere Plätze, die von der Gendarmerie nur noch mit grõ ter Mühe gehalten würden. Die Vorbereitungen für die Mobilmachung sind bereits im Gange. Der Fürst Wilhelm hat zahlreiche Depeschen erhalten, in denen die Bevölkerung ihre Entrüstung über die Vorgänge in Epirus ausspricht und sich ihm zur Ver⸗ fügung stellLt.

Wie vorgestern von griechischer Seite amtlich mitgeteilt wurde, ist Koritza von den aufständischen Epiroten eingenommen worden. 8

1X“

Amerika.

Ein amtliches Telegramm aus Mexiko, mexikanischen Gesandtschaft in Berlin zugegangen ist, teilt ent⸗ gegen den „bisherigen Nachrichten nach einer Meldung des „W. T. B.“ mit, daß die Stadt Torreon sich nach wie vor in der Gewalt der Regierungstruppen befinde und daß auch keine Gefahr mehr zu bestehen scheine, daß die Stadt in die Hände der Aufständischen fällt. 8

b 8 8

Asien.

Vom „W. T. B.“ verbreiteten Meldungen aus Bitlis zufolge, haben die aufständischen Kurden in Unordnung den Kückzug angetreten und die Truppen die von den Kurden be⸗ setzten Stellungen rings um die Stadt eingenommen. Außer mehreren Kurdenchefs haben sich auch Armenier, die sich vor kurdischen Anschlägen fürchten, in das russische Konsulat in Bitlis geflüchtet. Ueber die Stadt ist der Belagerungszustand vwerhängt worden. Von Ersingjan und Mosul sind Tru⸗ pen in der Richtung nach Bitlis abmarschiert, um ein Umsi der Bewegung zu verhindern.

das gestern der

Afrika.

Nachdem die Bemühungen des früheren ägyptischen Minister⸗

ie „W. T. B.“ meldet, Ruschdi Pascha gelunge 1 neues Kabinett zu bilden. Pascha gelungen, ein

Wohlfahrtspflege.

Die deutschen Vereinigungen vom Roten Kreu lassen den nachstehenden Aufruf für eine Rote Sammlung 1914 zugunsten der freiwilligen Kranken⸗ gs 8

„Zum Schutze des Vaterlandes mußte die Deutsche Wehrmacht h außergewöhnlichem Maße verstärkt werden. 1“ dem koten Kreuz die vaterländische Pflicht, auch seine Kräfte und Mittel ir die frelwillige Krankenpflege im Kriege seiner hohen Be⸗ mmung gemäß zur Ergänzung des staatlichen Kriegssanitäts⸗ enstes zu vermehren. Diese Vermehrung darf aber nicht afgeschoben werden, denn das Rote Kreuz muß jederzeit

die Ausübung der freiwilligen Krankenpflege bereit sein. Ungesäumt Ul daher begonnen werden, den Mehrbedarf an männlichem und eiblichem Personal sowie an Material für Transport, Aufnahme d Pflege der Verwundeten und Erkrankten zu decken. Welche sweren, dauernden Schäden für die Volkskraft aus dem Mangel an chtzeitiger Kranken⸗ und Verwundetenfürsorge entstehen können, ben die Schrecken und Folgen der letzten Balkankämpfe bewiesen⸗ üngel in der Kriegsvorbereitung des Roten Kreuzes sind

Laufe eines Krieges nicht wieder gutzumachen; auch die zte Opferwilligkeit des Volkes kann dann nicht mehr übtzeitig Hilfe schaffen. Aber eine solche Kriegsvorbereitung sordert außerordentlich große Mittel; die vorhandenen d hierzu völlig unzureichend. Es ist daher eine unerläßliche natio⸗ e Pflicht, Geld für die Vorbereitug der Kriegserfordernisse zu meln. In voller Erkenntnis dieser Sachlage haben die Vereini⸗ gen vom Roten Kreuz beschlossen, sich schon jetzt an die Opfer⸗ digkeit des Deutschen Volkes zu wenden und es zu einer Samm⸗ g für das Rote Kreuz aufzurufen. Unser Kaiser und unsere serin, die Bundesfürsten und freien Städte unseres Vaterlandes, Protektoren und Protektorinnen der Landes⸗ und Frauenvereine h Roten Kreuz haben diesen Entschluß gebilligt, die Landesregie⸗ gen haben ihre Unterstützung zugesagt. Die Sammlung fällt in Zeit der Jubelfeier des fünfzigjährigen Bestehens des ten Kreuzes, und ihr Beginn ist festgesetzt auf den denk⸗ digen 10. Mai, den Tag des Frankfurter Friedens. vertrauen, daß das Deutsche Volk, das die schwere Rüstung den Schutz seiner höchsten Güter willig auf sich genommen hat, auch unsere Bitte um Unterstützung der Kriegsvorbereitung des en Kreuzes zum Besten der verwundeten und erkrankten Krieger tehen wird. Jede, auch die bescheidenste Spende wird dankbar ßt werden und dazu beitragen, in Zeiten schwerer Prüfung die

der Söhne unseres Volkes, die Leib und Leben dem Vater⸗

freudig opfern, zu lindern und zu heilen.“ Hauptsammelstelle für die Gaben ist die Königliche Seehandlun ußische Staatsbank) in Berlin W. 56, Markgrafenstr. 38.

Für die diesjährigen wissenschaftlichen Vorlesun gen ’Studium des Alkoholismus, die im Landeshause der 1 Brandenburg stattfinden, ist folgendes Programm festgesetzt: 4. April, Vormittags: Eröffnungsansprache: Wirkl. Geh. eiNRat D. Dr. Dr. von Strauß und Torney; Die Bedeutung Alkoholfrage für den kommunalen Haushalt: Stadtrat Rosen⸗ bnigsberg i. Pr.; Beobachtungen meiner Orient Studienreise erbst und Winter 1909 über Trunksucht und Geisteskrankheit rient: Pfarrer G. Berendt, Berlin⸗Buch; Abends: Alkohol Infektionskrankheiten: Geh. Med.⸗Rat Prof. Dr. Ewald, In; Die Alkoholfrage in den Kolonien: Dr. Warnack, Berlin.

sich

Ob.⸗Med.⸗Rat Prof. Dr. Moeli, Berlin; Ueber die durch geistige Getränke im menschlichen und tierischen Körper verursachten Ver⸗ änderungen: Geheimer Med.⸗Rat Professor Dr. Orth, Berlin: Abends: Stand der Konzessionsgesetzgebung und Forderungen für die Zukunft: Professor Dr. Trommershausen, Marburg. An den Nachmittagen finden Führungen durch Groß Berliner sozial⸗hygienische Einrichtungen statt. Teilnehmerkarten (Gesamtkursus 3 ℳ, Einzelstunde 50 ₰, Doppelstunde 75 ₰) sind von der Geschäftsstelle des Berliner Zentral⸗ verbandes zur Bekämpfung des Alkoholismus, Berlin⸗Wilmersdorf, Tübinger Straße 1, oder von derjenigen des Deutschen Vereins gegen den Mißbrauch geistiger Getränke, Berlin W. 15, zu beziehen. Bitten um Programme und Anfragen sind an die gleichen Stellen zu richten. Lehrer und Lehrerinnen, Studenten, Krankenschwestern erhalten auf Antrag Freikarten.

Die Deutsche Dichter⸗Gedächtnis⸗Stiftung hat, wie aus ihrem Jahresbericht für 1913 hervorgeht, seit ihrem Bestehen über 600 000 Bücher an Volksbüchereien verteilt. Und zwar handelt es sich um lauter sorgsam ausgewählte, tadellos neue Werke; sie werden den bedürftigen Büchereien auf dem Lande gegen eine geringe Entschädigung für Versand⸗ und Einbandkosten über⸗ lassen, damit auch der ärmste Sohn des Volkes zu den Meister⸗ werken der älteren und neueren Literatur Zutritt erhält. Jede Gemeinde unter 10 000 Einwohnern kann sich um eine Büchersamm⸗ lung bewerben. Diese Kulturarbeit im Laufe weniger Jahre war nur dadurch möglich, daß sich mehr als 9000 Mitglieder der Stiftung an⸗ geschlossen haben, um durch ihr Scherflein an der großen Arbeit mit⸗ zuwirken. Schon mit 2 jährlich kann man Mitglied werden und zur Erhaltung und Verbreitung des Kulturschatzes deutscher Dichtung beitragen. Die Kanzlei der Stiftung in Hamburg⸗Grostborstel gibt über die Rechte der Mitglieder (in jedem Jahre Auswahl eines Buches) gern nähere Auskunft. 8

Kunst und Wissenschaft.

Der Salon Schulte bietet eine vielseitige Ausstellung dar, in der mäßige und gute Bilder bunt durcheinander hängen. Can mit dem Besten zu beginnen, sei auf das Gemälde „Mädchen mit Glas“ von Hermann Groeber nachdrücklich hingewiesen, das vor blauem Grunde ein sitzendes rotgekleidetes Bauernkind mit schwarzer Schürze und weißem Kopftuch zeigt. Wie dieses Bild mit weichen, schmieg⸗ samen Pinselstrichen fein durchgemalt ist, wie das Schwarz der Schürze und das rote Gewand als vielfältig ab⸗ gestufte und bewegte farbige Flächen gegeben sind und wie der Künstler die kecken Farben harmonisch zusammengestimmt hat das alles ist so außergewöhnlich gut, daß man auf den Namen dieses Malers künftighin achten muß. Vorläufig scheint sich Hermann Groeber mit diesem Werk selbst übertroffen zu haben, denn seine beiden daneben hängenden Gemälde „Alter Bauernknecht“ und „Junges Mädchen“, die in der malerischen Behandlung nicht übel sind, machen als Ganzes einen konventionelleren Eindruck und reichen bei weitem nicht an das erste Bild heran. Rudolf Sieck gibt von seiner sympathischen Landschaftskunst mehrere gute Proben. Die Begabung des Künstlers ist beschränkt, ihm liegen nur zarte lyrische Naturstimmungen. Aber in diesen Bildern, die fallende Nebelschleier und webende Frühlingsluft, klare Wintertage und blumige Wiesen schildern, ist er Meister. Er freut sich an den Berglinien der bayerischen Vorgebirgslandschaft, in deren dünner Luft feingliedrige Birken hell und schimmernd stehen, und seine empfindsamen Augen entdecken die Schönheit eines einsam ragenden Baumes im winterlichen Felde. Er malt die Bäume, Kräuter und Wolken andächtig und sorgsam ab, und so entstehen saubere, abgeklärte Bilder, über denen eine schöne, zarte Stimmung liegt. Von dem Trübner⸗Schüler E. H ofmann⸗Grötzingen sei nur bemerkt, daß der breite feste Strich in seinen Gemälden zwar an seinen Lehrer erinnert, daß es aber seinen Landschaften und Bild⸗ nissen an Kraft und Farbenschönheit gebricht. Die meisten der breit angelegten Werke wirken ziemlich flach, nur die in stumpfen Farben gehaltenen Bilder „Apfelblüte“ und der „Trübe Wintertag“ mit der bläulichen Beleuchtung sind Leistungen, die vorwärts und aufwärts weisen. F. Kl. L. Klezquita malt die üblichen Bllder spanischer Tänzerinnen in ebenso virtuoser wie banaler Art. In seinen Motiven erinnert er an den robusteren Zuloaga, aber selbst hinter dieser überschätzten Pariser Salongröße bleibt er noch zurück. Besser sind die im gleichen Oberlichtsaal ausgestellten süd⸗ lichen Hafenszenen von E. Kl. Cubells y Ruiz, die wenigstens persönlicher im Ausdruck sind. Die Wiedergabe der kühlen feuchten Luft von Kanälen, die im Schatten liegen und des grünschillernden dunklen Wassers gelingt ihm recht gut.

8 11u“ Literatur.

Dem Andenken des Kardinals Dr. Georg von Kopp ist die „Schlesische Chronik“ von Heft 13 (erstes Aprilheft) der illustrierten Zeitschrift „Schlesien“ größtenteils gewidmet. Eine Kunstbeilage „Kardinal Georg Kopp', nach der letzten photographischen Aufnahme, leitet das Gedenkheft ein. Weitere Abbildungen und ein Leitartikel er⸗ innern an die Bedeutung des verstorbenen Kirchenfürsten. Des weiteren enthält die reichillustrierte „Schlesische Chronik“ Mitteilungen über wichtige andere heimatliche Geschehnisse und Berichte aus dem schlesischen Kulturleben. Der Teil „Unterhaltung“ bringt die Fortsetzung des Romans von August Friedrich Krause „Der Fluch der Materne⸗ Gertrud“. „Der Teil „Kunst und Kunstpflege“ wird im vorliegenden Hefte ganz in Anspruch genommen von dem reichillustrierten Aufsatze des Architekten Gustav Wolf „Die Besserung des Bauwesens in Schlesien“ mit dem Untertitel „Ueber die Anfänge der Bauberatungs⸗ arbeit des Schlesischen Bundes für Heimatschutz“. Die Abteilung „Von Nah und Fern'“ berichtet über Wissenswertes aus dem Gebiete der Kunst und des Kunstgewerbes. Probehefte versendet kostenlos der Verlag der Zeitschrift „Schlesien“ in Breslau II und Kattowitz.

Das Aprilheft der „Deutschen Rundschau“ wird eröffnet durch eine Erzählung Adam Müller⸗Guttenbrunns „Das Fräulein Hildegard“. Der Münchener Historiker Karl Theodor Heigel zeichnet das Bild George Jacques Dantons. Marie von Bunsen veröffent⸗ licht den Anfang ihrer Schilderungen Japans „Auf der altjapanischen Heerstraße. Wanderung von Tokio nach Kioto“. Konrad Burdachs Aufsatz „Ueber den Ursprung des Humanismus“ wird zu Ende geführt. Mehrere Beiträge des Heftes streifen das Gebiet der Politik: Ein Anonymus behandelt die Gegenwart und Zukunft des französischen Heeres, in die Geschichte der konservativen Partei führt ein Aufsatz des Archivars Dr. Ernst Salzer „Neue Briefe Friedrich Julius Stahls“, die Entwicklung des Balkans schildert Albrecht Wirth. Ruth. Waldstetter geht mit einer neuen Bibelübersetzung ins Gericht, latzhoff⸗Lejeune charakterisiert den auch in Deutschland vielgelesenen ranzösischen Dichter Romain Rolland und Gottlob Egelhaaf bespricht Theodor Birts „Römische Charakterköpfe“.

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Theater und Musik.

In der morgigen Aufführung von „Parsifal“ im Königli

Opernhause sind die Herren Bronsgeest (Amfortas), van 8 Ucen (Fiturel)) 81 Crneneah,,. Fech EFarftfah) Habich

und Frau Hafgren⸗Waag (Kundry) tätig. Die alis

Leitung hat der Generalmusikdirektor Blerh. g Im Königlichen Schauspielhause wird morgen wiederum „Peer Gynt“, mit Herrn Clewing in der Titelrolle, Freulein Thimig als Solveig, Frau Conrad als Aase und Fräulein Heisler als Anitra aufgeführt. Außerdem sind noch in hervorragenden Rollen die Damen von Mayburg und Schönfeld sowie die Herren Pohl, von Ledebur, Vallentin und Leffler beschäftigt. Die Regie führt Dr. Bruck, die mustkalische Leitung hat der Kapellmeister von Strauß.

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115. April, Vormittags: Alkohol und Individualität: Geh. 1

Berlin, 6. April 1914.

8

W“ Charlottenburger Rathause fand am 3. d. M. unter dem Vorsitz des Oberbürgermeisters Dr. Scholz eine gemeinsame Sitzung des Vorstands und des Arbeitsausschusses Vereins für Kommunalwirtschaft und Kommunal⸗ politik statt. Für die am 13. Juni Mitgliederversammlung wurden Berichte über folgende Fragen in Aussicht genommen: „die Sparpflicht für Minderjährige und die Wohnungsfrage“ (Referenten: Freiherr Marschall von Bieber⸗ stein, Landrat des Unterwesterwaldkreises, Montabaur, und Stadtrat, Professor Dr. Stein, Frankfurt a. M.), „der Aus⸗ gleich der Volksschullasten“ (Referenten noch unbestimmt), außerdem ein Bericht über die Tätigkeit des Vereins für Kommunalwirtschaft und Kommunalpolitik (Referent: Generalsekretär Erwin Stein) und ein Kassenbericht (Referent: Geheimer Regierungsrat Dr. jur. Seidel). Der Mitgliederversammlung werden ferner Berichte über „Tätigkeit und Aufgaben der Städteverbände’, erstattet, sodaß die früher begonnene Arbeit, zusammenfassende Berichte über dieses Gebiet zu liefern, fortgesetzt wird. Es sind solche Berichte für dieses Jahr angemeldet vom Nassauischen Städtetag, vom Schleswig⸗Holsteini⸗ schen Städteverein, vom Städtetag der Provinz Posen, vom West⸗ preußischen Städtetag, vom Ostpreußischen Städtetag und vom Verband der größeren preußischen Landgemeinden. Vorstand und Arbeitsausschuß Auskunftsstelle. Aus der Fülle der weiter behandelten Gegenstände ist von Interesse, daß die Geschäftsstelle des Vereins gemeinsam mit der Vereinigung für exakte Wirtschaftsforschung Maßnahmen zur eingehenden Untersuchung über „Regie⸗ und Privatbetriebe“ vor⸗ nehmen wird.

Eine öffentliche Kundgebung für Fortführung der Sozialreform veranstaltet am 10. Mai in Berlin die Gesellschaft für soziale Reform. Als Redner sind der Staatsminister Dr. Freiherr von Berlepsch und

angestelltenrechts beschäftigen soll. Ein Kongreß für einheitliches Angestelltenrecht findet

einheitliches Angestelltenrecht einberufen und soll in erster Linie dazu dienen, das Interesse aller Angestelltengruppen an der Ver⸗ einheitlichung des Angestelltenrechts darzulegen. Aber auch die Einwände der Gegner sollen untersucht und gewürdigt werden. Den Hauptbericht über die Notwendigkeit eines ein⸗ heitlichen Angestelltenrechts wird der Rechtsanwalt Dr. Hugo Sinzheimer, Frankfurt a. M., erstatten. An der Veranstaltung ind beteiligt: Allgemeiner Verband der deutschen Bankbeamten, Allgemeine Vereinigung deutscher Buchhandlungsgehilfen, Bund der technisch⸗ industriellen Beamten, Deutscher Steigerverband, Deutscher Technikerverband, Verband der Bureauangestellten, Verband der Kunstgewerbezeichner, Verband technischer Schiffsoffiziere, Verein der deutschen Kaufleute, Werkmeisterverband für Buchbindergewerbe und Zentralverband der Handlungsgehilfen. Zum ersten Male werden bei diesem Kongreß Vertreter der ver⸗ schiedenen Angestelltengruppen zu gemeinsamen Verhandlungen über das Problem des einheitlichen Angestelltenrechts zusammenkommen und damit gleichzeiti

kategorien zur Frage des einheitlichen Angestelltenrechts kennen zu lernen.

In der Nacht zum Sonntag ist, wie hiesige Montagsblätter melden, das Bootshaus des Berliner Rudervereins „Alemannia“ auf der Bullenbruchinsel bei Treptow voll⸗ kommen niedergebrannt. Ueber dreißig Vereinsboote sind vernichtet worden. Der Schaden wird auf annähernd 60 000 geschäte Die Ursache des Brandes konnte bisher nicht festgestellt

rden.

Hagen i. Westf., 5. April. (W. T. B) Eine gefahrvolle Landung hatte der heute mittag um 12 ½ Uhr in Cöln mit drei In⸗ sassen aufgestiegene Freiballon „Cöln“. Ueber der Stadt Hagen sank der Ballon trotz Ballastabgabe plötzlich aus einer Höhe von 1500 m auf 100 m. Das Schleppseil schleifte über die Häuser und riß die Ziegel von den Dächern. Schließlich stieß der Ballon mit seinem Körper an die Schule in der Blumenstraße, blieb in den Telephonleitungen hängen, riß sich dann wieder los und landete nach kurzem Weiterfluge hinter dem Armenhause. Der Führer Hauptmann Mirkel vom 7. Fußartillerieregiment in Cöln und der Stabsarzt Müller aus Cöln erlitten erhebliche Quetschungen, der Referendar Brachos aus Mülheim⸗Rhein zog sich einen Beinbruch zu. Nach Anlegung eines Notverbandes konnten sich die beiden ersteren nach Cöln zurückbegeben, während der Referendar Brachos vorläufig im hiesigen Krankenhause bleiben muß.

Cöln, 6. April. (W. T. B.) Heute früh setzte hier ein orkanartiger Sturm ein, der vielfach Dächer stebt beschädigte Tbb1“ b Sülz stürzte der Kamin eines reistöckigen Hauses ein, dur ug das Dach und fiel a

Speicherboden, der einzustürzen droht.

München, 5. April. (W. T. B.) Paul Heyse auf dem Waldfriedhof zur letzten Ruhe be⸗ stattet. Die Trauerfeier in der Einsegnungshalle wurde durch den Vortrag des Schumannschen „Abendliedes“ eingeleitet. Darauf trat der Geschäftsträger der Preußischen Gesandtschaft in München Prinz zu Sayn⸗Wittgenstein an die Bahre und legte im Hrins Sein er Majestät des Katsers und Königs eine Kranzspende nieder. Sodann ergriff Ludwig Fulda das Wort zu einer längeren Ge⸗ dächtnisrede, in der er das Hohepriestertum des Dahingeschiedenen feierte. Im Namen der Münchener Freunde widmete Ludwig Ganghofer dem Heimgegangenen einen herzlichen Nachruf. Unter Vorantritt einer Musikkapelle bewegte sich sodann der lange Trauerzug nach dem feierlich geschmückten Grabe. Der Sarg wurde von fackeltragenden Ratsdienern geleitet. Ihm folgten die Angehörigen, der Ver⸗ treter Seiner Majestät des Kaisers mit den Vertretern mehrerer bayerischer Prinzen, eine große Anzahl Schriftsteller, Ver⸗ treter der beiden städtischen Kollegien, ferner u. a. als Vertreter der Universität der Rektor magnificus, der Unter⸗ staatssekretär Dr. von Mayr, der Präsident der Akademie der Wissen⸗ schaften Geheimer Rat von Heigel, der Generalintendant Freiherr von Franckenstein, Vertreter von Zeitschriften und Zeitungen und eine Abordnung der Stadt Kolberg. Am Grabe sprachen noch der Bürger⸗ meister Lehmann für die Stadt Kolberg, Dr. Raehlmann für die Deutsche Goethe⸗ Gesellschaft, rosefsor Dr. Schuddecke für die Schillerstiftung, Ludwig Fulda für den Verband Deutscher Bühnen⸗ schriftsteller, Hofrat Sturz für das Deutsche Hochstift u. a. Grab⸗ musik beschloß die eindrucksvolle Trauerfeier.

Eine kurze, aber eindrucksvolle Trauerfeier hielten gestern mittag im Si ungssaale des Rathauses die beiden städtischen Kollegien Münchens für den verstorbenen Ehrenbürger der Stadt Paul Heyse ab. Der Oberbürgermeister Dr. von Borscht wies in seiner Gedächtnisrede darauf hin, daß es ihm nicht zukomme, den Ruhm des Dichters zu verkünden. Es sei vielmehr die Erfüllung einer Ehrenpflicht, die Widmung des letzten Abschiedsgrußes, den di

Stadt München einem ihrer edelsten Gönner und Freunde weihe

Die Stadt München habe den größten Anlaß, des Verstorbene

zu gedenken, der von München aus das deutsche Vol

mit den herrlichsten Schöpfungen seines rastlos tätigen Geistes be

hlac habe. Heyse habe zur Münchener Gemeindevertretung überaus erzliche Beziehungen unterhalten, und er habe bei allen Gelegen

heiten seine ewig jugendfrische Schaffenskraft zur Verfügung gestellt

Heute nachmittag wurde

E werde es als ein ihr von der gebildeten Wel

beschlossen ferner die Erweiterung der Technischen

des in Cöln stattfindende 8

4 der Professor Dr. Francke in Aussicht genommen. Der Kundgebung geht am 9. Mai eine außerordentliche Tagung der Gesellschaft voraus, die sich besondersmit Fragen des Privat⸗

am 26. April in Berlin statt. Er ist von der Arbeitsgemeinschaft für

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das deutsche

t der Oeffentlichkeit und den gesetzgebenden Körper⸗ schaften Gelegenheit geben, die Stellung der verschiedenen Angestellten⸗