Ministerium des Innern.
Dem Landrat Siemon ist das Landratsamt im Apenrade übertragen worden.
Ministerium für Landwirtschaft, Domänen und Forsten.
Durch Allerhöchsten Erlaß vom 31. März d. J. ist die Wahl des Landrats Hans von Stockhausen in Hann⸗⸗ Münden zum Mittgliede der Calenberg⸗Göttingen⸗Grubenhagen⸗ Hildesheimschen ritterschaftlichen Kreditkommission in Hannover
bestätigt worden.
Angekommen: Seine Erzellenz der Staatsminister und Minister der öffent⸗ lichen Arbeiten von Breitenbach vom Urlaub; Seine Erzellenz der Staatsminister und Minister für Handel und Gewerbe Dr. Sydow vom Urlaub.
Abgereist:
82
kirchenrats, gebrauch nach Karlsbad.
Seine Erzellenz der Präsident des Evangelischen Ober⸗ Wirkliche Geheime Rat D. Voigts zum Kur⸗
Nichtamtliches. Deutsches Rei
Seine Majestät der Kaiser u
chefs und des Vertreters des Auswärtigen
Laut Meldung des „W. T. B.“
in Schanghai eingetroffen.
M. S. „Loreley“ in Korfu und S. M.
Preußen. Berlin, 20. April 1914.
nd König hörten
heute im Achilleion auf Korfu die Vorträge der drei Kabinetts⸗
Amts.
—
sind am 17. April S.
S. „Vaterland“
Uebersicht der Einnahmen an Zöllen, Steuern und Gebühren fü
bis zum Schlusse des Rechnungsmonats März 1914.
r die Zeit vom 1. April 1913
Die Solleinnahme nach Abzug der Ausfuhrvergütungen usw. hat betragen
Die Isteinnahme
1 hat betragen
Im Reichshaushalts⸗ etat einschließlich
Bezeichnung
2
der Einnahmen Monat März 1914
*
Laufende Nummer
vom Beginne des im Rechnungsjahrs im bis zum Schlusse
Rechnungsjahrs
des Monats des Monats März 1914 März
Monat März bis zum Schlusse
Einnahme für das Rechnungsjahr 1913 veranschlagt auf
4 6
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Tabaksteuer. ... Zigarettensteuer “ Juckersteururr Sölitennun 3 Branntweinverbrauchsabgabe Essigsäureverbrauchsabgabe. Schaumweinsteieerr.. Leuchtmittelsteuiurr.. Brausteuer und Uebergangsabgabe Spielkartenstempel.. Wechselstempl.. Reichsstempelabgaben:
von Gesellschaftsverträgen..
von Wertpapieren.
„von Gewinnanteilschein⸗ und Zins⸗
von Kauf⸗ und sonstigen Anschaffungs⸗ geichc4 von Lotterielosen:
a. für Staatslotterien.. b. für Privatlotterien.
von Frachturkunden ...
.von Personenfahrkarten von Erlaubniskarten für Kraftfahr⸗ von Vergütungen an Mitglieder von Aufsichtsraten ..
L. von Grundstücksübertragungen M. von Versicherungen.. 871ene.n-],ehhh göö Statistische Gebäühert...
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5 245 366 55 5542 881 792 821 202 879 403 419
6 851 647 2 626 706
1 92 107 3 763 682 79 431 2 369 422
227 217 692 3 248 443 802 064 84 810 794 292
10 440 176 734 534 9 816 283 16 187 714 1 301 631 15 196 124 21 493 076 1 794 035 20 156 707
128 373 876 10 200 767 2 176 877 208 541 20 529 147 1 665 924
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13 714 584 44 506 271
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40 741 420 12 055 755 19 108 380 23 304 228
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6 925 785 3 031 964 34 200 393 6 829 411 14 429 360 45 421 6˙9 2 147 863
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20 580 000
40 500 000 10 388 000 18 444 000 22 844 000
3 930 000
Bavern.
Seine Majestät der König empfing vorgestern vor⸗ mittag den in München eingetroffenen Staatssekretär des Reichsschatzamts Kühn in längerer Audienz. Am Nachmittag machte der Staatssekretär dem Ministerpräsidenten Grafen von Hertling einen Besuch.
— Ihre Königlichen Hoheiten der Großherzog und die Großherzogin von Baden empfingen vorgestern mittag in der Residenz die Chefs der am bayerischen Hofe be⸗ glaubigten fremden Missionen und deren Damen und später den Vorstand des Badischen Hilfsvereins. Abends fand zu Ehren der Großherzoglichen Herrschaften im Hofballsaale der Residenz eine Galatafel statt, an der außer den Majestäten und ihren hohen Gästen die in München amvesenden Prinzen und Prin⸗ zessinnen des Königlichen Hauses sowie das Gefolge teilnahmen, ferner Ihre Durchlaucht die Prinzessin Friedrich von Hohen⸗ zollern, der Fürst von der Leyen, der Ehrendienst, die obersten Hofchargen, die Generaladjutanten, der Staatssekretär des Reichsschatzamts Kühn, die Staatsminister mit dem Minister⸗ präsidenten Grafen von Hertling an der Spitze, die früheren Staatsminister Graf Podewils und von Pfaff, Vertreter des Reichsrats und der Abgeordnetenkammer, Vertreter der Stadt, der Polizeipräsident und der Regierungspräsident. Bei der Tafel hielt Seine Majestät der König Ludwig, laut Meldung des „W. T. B.“, folgende Rede:
Es ist mir und der Königin eine Ehre und Freude, Eure Königlichen Hoheiten in meinem Lande zu begrüßen. Die schönen Tage, die wir an Eurer Könzglichen Hoheit Hofe verleben durften, stehen uns in freundlichster Erinnerung. Wir sind daher glücklich, durch die Herzlichkeit unseres Empfanges bekunden zu können, mit welch aufrichtiser Befriedigung wir unseres Besuches im blühenden bad schen Lande gedenken. Von verehrun gsvoller Sympathie erfüllt, hat Bavern mit lebhafter Freude der Ankunft Eurer König⸗ lichen Hoheiten entgegengesehen. Mit dem badischen Volke durch zahlreiche Erinnerungen historischer Art. durch mannigfache wirtschaft⸗ liche Wechselbeziehungen, durch die gemeinsamen Ueberlieferungen einer in die ältesten Jahrhunderte deutscher Geschichte zurückreichenden Kultur verbunden, nimmt das baverische Volk regen Anteil an der froh aufwärtsstrebenden Entwicklung, die sich auf allen Gebieten des öffentlichen und wirtschaftlichen Lebens des Großherzogtums be⸗ merkbar macht. In edlem Wettbewerb mit den übrigen deutschen Bundesstaaten den Bahnen folgend, die Eurer Königlichen 8. heit unvergeßlicher Herr Vater seirem Lande gewiesen hat, steht Baden in Treue zu Kaiser und Reich, und es setzt mit Erfolg seine reichen Kräfte ein zum Wohle des großen Ganzen, für die Ehre und den Glanz des gemeinsamen Vaterlandes. Wie unsere Völker, so ünd auch wir überzeugt, daß die Stärke, die dem geeinten Deutschland, die dem in sich geschlossenen Reiche innewohnt, nicht zu beugen und nicht zu bezwingen ist.
den Einzelstaaten wirken und schaffen.
wünsche. herzogin von Baden, leben hoch, hoch, hoch! Unmittelbar darauf erhob sich
erwidern: bitten die Großherzogin und ich,
herzlichen Empfang und die
tages vor sechs Jahren, da Eurer Majestät
gehenden Weise hier an dieser
beglückt uns sehr. Eure Wechselbeziehungen zu erwähnen,
wirtschaftlichen Fortschritten nimmt. begleiten, wie das bei diesen ziebungen nicht anders sein kann, pathie das Blühen und
es unter Führung seines auf allen Gebiet Wege weisenden Herrschers nimmt.
entwicklungsfähig unter dem Reiches. Der baren Herzens erneut durch die verflossenen Jahres bewußt, und
stein bildete der herrliche Kelheimer Tag,
einen
stalten gewußt haben. in diesen unvergeßlich schönen Tagen in gegengebrachte Güte von Herzen danken und
Königlichen Majestäten, Volk erwidern, bitte ich um die Erlaubnis, druck verleihen zu dürfen durch den Ruf:
König und die Königin hoch! hoch! hoch!
Seine Hoheit der Großherzog, um mit folgenden Worten zu
zum badischen steht, und den regen Anteil, Auch ich und mein Land historisch begründeten mit der lebhaftesten Sym⸗ Gedeihen des landes. Wir verfolgen mit Freude die fruchtbare Entwicklung, die
Segen des Errungenen wurde vaterländischen
Diese Stärke Deutschlands setzt sich zusammen aus Kräften, die in Wer diese vielgestaltigen Kräfte nährt, der mehrt die Macht des gesamten deutschen Volkes. Eines Sinnes mit Eurer Königlichen Hoheit in der Auffassung der Pflichten, die von uns in vertrauensvollem Zusammenwirken zu er⸗ füllen sind, widme ich der Wohlfahrt des badischen Volkes und dem Glück seines erlauchten Herrscherhauses meine innigsten Segens⸗ Den Ausdruck dieser Wünsche fasse ich zusammen in die Worte: Ihre Königlichen Hoheiten, der Großherzog und die Groß⸗
Königliche
Eure Königliche Majestät und Ihre Majestät die Königin unseren wärmsten Dank für den uns gestern gebotenen, so ehrenvollen und ütigen Worte der Begrüßung an⸗ nehmen zu wollen, die Eure Majestät an uns soeben zu richten die Gnade hatten. Mit Bewegung gedenken wir jenes wunderbaren Juli⸗
ehrerbietigsten und
Erlauchter Herr Vater,
der in Gott ruhende Prinz⸗Regent Luitpold, uns in seiner zu Herzen Stelle willkommen hieß und uns ein ebenso warmer und eindrucksvoller Empfang wie der gestern erlebte von allen Seiten zuteil wurde. Di Majestäten die Karlsruher Tage des vergangenen Jahres in freund⸗ licher Erinnerung stehen, Tage, die uns selbst unvergeßlich bleiben, Majestät geruhten, die in denen das bayerische Volk
e Tatsache, daß Euren
zahlreichen den es an unseren Be⸗ schönen Bayern⸗
in anregenden und die
Mit Eurer Majestät weiß ich mich eins in der Kaiser und Reich gewidmeten vaterländischen Ueber⸗ zeugung, der Eure Majestät so beredten Ausdruck verliehen haben. Die Blüte unserer Länder ist in der Tat nur denkbar und weiter starken Schutz unseres geeinten
unseren dank⸗ Feiern des
Merk⸗
bedeutsamen
2 den Eure Majestät zu einem uns allen unvergeßlichen Festtag deutscher Einigkeit zu ge⸗ Indem wir Eure Majestäten für alle uns
2
so reichem Maße ent⸗ Eurer Majestät warme
Segenswünsche für uns und unser Land aufs innigste für Eure das Königliche Haus und das baverische
diesen Gefühlen Aus⸗ Ihre Majestäten der
Gestern nachmittag traten Ihre Königlichen Hoheiten der Großherzog und die Großherzogin, von Ihren Majestäten dem König und der Königin zum Bahnhof geleitet, die Rückreise nach Karlsruhe an.
Württemberg.
Der frühere Ministerpräsident und Justizminister Dr. von Breitling ist, wie „W. T. B.“ meldet, heute vormittag, 79 Jahre alt, in Stuttgart gestorben.
Elsaß⸗Lothringen. 85 Dem scheidenden Statthalter und seiner Gemahlin brachte vorgestern abend die Bevölkerung Elsaß⸗Lothringens einen Fackelzug und eine Serenade dar. Der Präsident des elsaß⸗lothringischen Sängerbundes, Rechtsanwalt Dr. Zenner hielt eine Ansprache, in der er der sympathischen Persönlichkeiten des Statthalterpaares gedachte, die stets ihre versöhnende und einigende Kraft gezeigt und alle Schichten der Bürgerschaft in einer bisher noch nie gesehenen großen Zahl zu einer einmütigen, gern und frei gebotenen Huldigung verbunden hätten. Nach der Versicherung, daß der Statthalter und seine Gemahlin sowie ihr Wirken in dem Herzen der Bevölkerung und in der Geschichte des Landes in ehrenvollster Erinnerung bleiben werden, brachte der Redner ein Hoch auf das Statthalterpaar aus, in das die vieltausend⸗ köpfige Menge begeistert einstimmte. Auf die Ansprache er⸗ widerte der Statthalter laut Meldung des „W. T. B.* mit folgender Rede:
Meine Herren, im Namen meiner Frau und in meinem eigenen sage ich Ihnen herzlichen Dank für die so freundliche und ehrende Ansprache, die Herr Rechtsanwalt Dr. Zenner als Ihr Wortführer an uns gerichtet hat, und für die hohe und innig erfreuende Ehrung, die uns durch den imposanten Fackelzug und durch die großarlige Serenade bereitet worden ist. Aus der reichen Be⸗
teiligung weiter Kreise der Bevölkerung an dieser Ehrung glauben wir den uns mit großer Freude erfüllenden Schluß ziehen zu dürfen, daß unser redliches, immer auf des Landes Bestes gerichtete Wollen gewürdigt worden ist. Wenn es mir dabei oft nicht vergönnt war, auch das Beste zu erreichen, so wollen Sie in der menschlichen Unvollkommenheit und in den oft schwierigen Ver⸗ hältnissen eine Entschuldigung dafur finden. Wobl habe auch ich im Kampfe gestanden und — wie ich hier ausdrücklich hervorheben
möchte — in voher Einigkeit mit meinen einstigen Mitarbeitern. Unser Kampf Codr hat sich niemals gegen das Volk gerichtet, das wir als loyal und zuverlässig stets aufrichtig geschätzt und gewertet haben, sondern lediglich gegen einzel e Elemente, deren Wirtksam⸗ keit wir für Reich, Land und Volk als schädlich erachteten. Meine Frau und ich haben dieses schöne, uns zur zweiten Heimat ge⸗ wordene Land und seine kernige und arbeitsame Bevörkerung wahr⸗ haft lieb gewonnen und werden seine ferneren Geschicke mit leb⸗ haftem Interesse und wärmsten Wünschen bis an unser Lebens⸗ ende begleiten. Bringen Sie, meine Herren, der neuen Regierung vollstes Vertrauen entgegen; tragen Sie die Ueberzeugung in immer weitere Kreise, daß des Landes Wohlfahrt und Ent⸗ wicklung bei ungestörter Wahrung seiner berechtigten Stammes⸗ eigenart mit einem zielbewußten und festen inneren Anschluß an das große Deutschland eng verkaüpft ist, daß nur der nach vorwärts und nicht der nach rückwärts gewandte Blick den Weg in eine glückliche Zukunft findet. Schaffen Sie damit die sicheren nationalen Fundamente, auf denen einst weitergebaut werden kann. Ehren Sie die Armee, die die Blüte unseres Volkes dar⸗ stellt und die der Hort unserer Sicherheit ist, 1 Si damit am besten die manchmal auftauchende Behauptung, daß die Elsaß⸗Lothringer, die ja von jeher gern und dabei tüchtige Soldaten waren, dem Militär unfreundlich oder gar feindlich gegenüber⸗ ständen. Das, meine Herren, sind die Bitten, die Ihr scheidender Statthalter, dem das Wohl des Landes
am Herzen liegt, an Sie richtet weil Sie damit
Gegnern — den ehrlichen wenigstens — die Angriffswaffen aus der
Sie
herzlichst allen Teilnehmern
Hand nehmen werden. Danken 1 Sie uns auch in der Ferne
an der heutigen Ehrung und bewahren ein freundliches Andenken, wie Ihnen ein gesichert ist. Und nun, meine Herren, fordere ich Sie auf, auch bei diesem Anlaß mit uns desjenigen dankbar zu gedenken, der an höchster Stelle die Geschicke des Landes leitet, der ihm während seiner fast 26 jährigen Regierung stets gleich warmes Interesse ewidmet hat und auf dessen gnädige und tatkraftige landesväterliche Förseg⸗ das Land auch ferner unbedingt zählen darf. Seine
ajestät der Kaiser lebe hoch!
Das Hoch fand begeisterten Widerhall und weithin erscholl
die Nationalhymne.
Oesterreich⸗Ungarn.
Wie die „Korrespondenz Wilhelm“ meldet, besagt ein von den behandelnden Aerzten Leibarzt Kerzl und Professor Ortner ge⸗ zeichnetes Bulletin von gestern abend, daß beim Kaiser Franz Joseph am 18. d. M. nach einer seit etwa 14 Tagen vorhandenen wechselnden Heiserkeit und einem fieberlosen Katarrh der großen Luftwege unter Frösteln und fieberhafter Temperatursteigerung ein beschränkter Herd von dichtem Katarrh in den kleinsten Luft⸗ röhrenästen des rechten Lungenoberlappens aufgetreten ist.
Der Kaiser verbrachte die heutige Nacht verhältnismäßig
Das subjektive Befinden ist nicht unbefriedigend, auch ist der Kaiser heute zu früher Stunde aufgestanden, um in normaler Weise die Regierungsgeschäfte zu erledigen. Im Laufe des Vormittags empfing der Kaiser mehrere Hofchargen und den Ministerpräsidenten Tisza zum Vortrage.
— Nach der Beendigung ihrer Verhandlungen in Abbazia haben die Minister Graf Berchtold und Marchese di San Giuliano vorgestern an den Reichskanzler Dr. von Beth⸗ mann Hollweg laut Meldung des „W. T. B.“ folgendes Tele⸗ gramm gerichtet:
In unseren Unterredungen über alle uns interessierenden Fragen haben wir abermals die vollkommene Uebereinstimmung der Ansichten der drei verbündeten Mächte festgestellt, und mit wahrer Freude senden wir Ihnen am Schlusse unserer Zusammenkunft den Aus⸗
druck unserer aufrichtigsten Freundschaft.
Der Reichskanzler Dr. von Bethmann Hollweg hat darauf dem Marchese di San Giuliano, der am Sonnabend⸗ nachmittag nach Rom abgereist ist, ein Telegramm folgenden Inhalts gesandt:
Wollen Sie meinen besten Dank für das liebenswürdige Tele⸗ gramm entgegennehmen, das Sie und Graf Berchtold soeben an mich gerichtet haben. Indem ich Sie aufs wärmste zu dem glück⸗ lichen Ergebnis beglückwünsche, das Ihre Unterredungen in Abbazia gehabt haben, lege ich Wert darauf, mich dem Gefühl der Be⸗ friedigung anzuschließen, das Sie darüber empfinden. Es ist mir ein großes Vergnügen, Ihnen bei dieser Gelegenheit den Ausdruck meiner aufrichtigen Freundschaft zu erneuern.
Frankreich.
gut.
Der Ministerpräsident Doumergue hat gestern in Souillac
eine Rede gehalten, in der er lebhaft die Haltung seiner Vor⸗ gänger kritisierte und ihnen besonders vorwarf, daß sie das republikanische Programm lediglich als Etikette benutzt hätten.
und widerlegen Sie
solches bei uns allezeit
Zur Frage der militärischen Organisation übergehend, sagte der Ministerpräsident laut Bericht des „W. T. B.“
„Seeine Regierung habe das Dreijahrsgesetz loval angewendet. Es würde für die Sicherheit des Landes gefährlich sem, wie es die Gegner wollten, zu sagen, daß dieses Gesetz das letzte Wort in der militärischen Organisation bedeute, und für die Zukunft jeden Verbesserungsversuch ausschließe. Frankreich müsse sich sehr stark erbalten, solange die benachbarten Mächte ihre mili⸗ tärischen Machtmittel aufrechterhielten oder verstärkten, solange der Horizont nicht ganz entwölkt sei und solange nicht alle Völker, wie es zu wünschen wäre, durch gleichzeitige Verträge ihre Rüstungen ein⸗ geschränkt hätten und entschlossen seien, ihre Meinungsverschieden⸗ heiten und Streitigkeiten auf schiedsgerichtlichem Wege zu regeln. Doumergue wies darauf hin, daß diejenigen, die ihn binsichtlich der nationalen Verteidigung der Lauheit beschuldigten, sich gescheut hätten, die notwendige finanzielle Deckung vorzuschlagen, die gleichzeitig mit dem Militärgesetz hätte angenommen werden müssen.
Bezüglich der Wahlreform und der wirtschaftlichen Entwicklung sagte der Ministerpräsident:
„Er könne die Wahlreform nur Mirf der Grundlage des Mehrheits⸗ prinzips zulassen, wobei jedoch den Minderheiten eine gerechte Ver⸗ tretung zuzubilligen wäre. Betreffs der wirtschaftlichen Entwicklung betonte er, daß es die Pflicht der Regierung und des Parlaments sei, diese Entwicklung zu unterstützen und ihr ein immer weiteres Feld zu erschließen. Das notwendige Gleichgewicht im Budget könne nur ge⸗ sichert werden bei einer Steuer auf das Kapital und das Einkommen ohne Befreiungen und Privilegien für irgend eine Art von Einkommen. Der Minister wandte sich gegen diejenigen, die sich damit ein⸗ verstanden erklärten, daß eine Steuer auf das Einkommen gelegt werde, die aber dem Staate nicht die Möglichkeit geben wollten, dieses Einkommen festzustellen.
Portugal.
Die Deputiertenkammer hat nach einer Meldung des „W. T. B.“ vorgestern die Vorlage der Regierung ange⸗ nommen, die eine Amnestie ausspricht für die Mitglieder des Ministeriums Franco, die wegen Mißbrauchs ihrer Amtsgewalt angeklagt worden waren. 8
Belgien.
Der große Rat der Interparlamentarischen Union hat vorgestern eine Sitzung abgehalten. Nachdem der Prã⸗ sident Lord Weardale einen Bericht über die im Haag zum Zweck der Einberufung einer dritten Friedenskonferenz unter⸗ nommenen Bemühungen erstattet hatte, wurde, wie „W. meldet, der Bericht des Generalsekretärs und des Schatzmeisters genehmigt, sowie die Arbeitsordnung des Bureaus für 1914 festgestellt. Die nächste Konferenz beginnt am 19. August in Stockholm. Auf der Tagesordnung stehen u. a. Referate über den Luftkrieg, über die Frage der Neutralität, über Mittel und Wege, um falschen Pressenachrichten, die den Frieden stören, entgegentreten.
— Die Wahlen zur Erneuerung der Hälfte der Sitze in der Kammer sind auf den 24. Mai festgesetzt worden.
“ Schweden. ö1 Die Besserung im Befinden des Königs schreitet einer Depesche des „W. T. B.“ zufolge in normaler Weise fort. Nach der bisherigen Zählung der Stimmen bei den Wahlen zur Zweiten Kammer sind obiger Quelle zufolge 75 Rechte, 67 Sozialdemokraten und 59 Liberale gewählt. Die Rechte hat 19 Sitze gewonnen und einen verloren, die Sozial⸗ demokraten haben 12 gewonnen und 4 verloren, die Liberalen haben 26 Sitze verloren. 1.““
Griechenland. Mit großer Feierlichkeit fand gestern im Königspalast in
Athen die Ueberreichung eines Marschallstabes an
den König durch den Ministerpräsidenten Venizelos statt, zu der die ganze Armee Vertreter entsandt hatte. Der König, der von den Prinzen und den Hofwürdenträgern umgeben war, erwiderte auf die von dem Ministerpräsidenten gehaltene An⸗ sprache mit stolzbewegten Worten des Dankes für die Mit⸗ arbeiter des Sieges. Sodann zogen die militärischen Ab⸗ ordnungen an dem König vorüber.
Rumänien.
Die albanesische Kolonie in Bukarest hat die Aus⸗ rüstung eines Freiwilligenkorps zur Unterstützung der albanischen Regierung gegen die griechischen Banden beschlossen. Bisher haben sich 200 Freiwillige gemeldet, die sobald als möglich nach Albanien abreisen sollen.
““ Amerika.
Nach Meldungen des „W. T. B.“ hat Huerta die schriftliche Zusicherung der Vereinigten Staaten verlangt, daß der Salut, den man von ihm verlange, Schuß um Schuß erwidert werde. Die amerikanische Regierung hat es verweigert, diese schriftliche Zusicherung zu geben, und bestand auf der Annahme der Be⸗ dingungen bis gestern abend 6 Uhr merikanischer Zeit. Darauf hat Huerta die Forderung der Vereinigten Staaten abgelehnt.
Das amerikanische Schlachtschiff „North Dakota“ ist gestern spät Nachmittags nach Tampico abgegangen. Das Kriegsschiff „Mississippi“ hat gestern Befehl erhalten, sich mit einem Aeroplankorps und 600 Seesoldaten und begleitet von der „Prairie“ und der „Dixie“ und einer Torpedobootsflottille von Pensacola nach Tampico zu begeben. Strategen der Marine und Armee sind mit der Ausarbeitung von Kriegsplänen be⸗ schäftigt. Der Konteradmiral Fletcher ist angewiesen worden, Marinesoldaten nach Mexico City zu senden, falls dort Un⸗ ruhen entstehen. Allen auf der Fahrt nach Meriko befindlichen Schiffen ist durch Funkspruch der Befehl zugegangen, ihre Ge⸗ schwindigkeit zu erhöhen.
— Wie aus Chihuahua gemeldet wird, sind vorgestern zweitausend Mann der Bundestruppen von den Rebellen bei Salinas im Norden von Monterey geschlagen worden. Nach dem amtlichen Bericht haben sie 120 Tote gehabt. Die Rebellen reißen in der ganzen Umgebung von Monterey die Eisenbahnschienen auf allen Strecken auf, um so die Ankunft von Verstärkungen zu verhindern.
Koloniales.
Zur Enteignung der Duala im Schutzgebiet Kamerun
hat der Ausschuß der Deutschen Kolonialgesellschaft in seiner Sitzung vom 3. April folgende Entschließung gefaßt, die dem Reichs⸗ tage und dem Reichskolontalamt übermittelt worden ist:
„Der Ausschuß der Deutschen Kolonialgesellschaft hält die von der Regierung geplante Trennung der Europserstadt von der Ein⸗ geborenenstadt in Duala und die dazu erforderliche Enteignung
der Dualaleute grundsätzlich für zweckmäßig, ja unerläßlich, um eine Sanierung des wichtigsten Handelsmittelpunktes unserer Kolonie Kamerun durchzuführen. Er halt es für angebracht, darauf hinzuweisen, daß eine möglichst rasche Durchführung der geplanten Maßnahmen einschließlich der Preisfestsetzung für abzugebende Bau⸗ stellen dringend erwünscht erscheint, nicht nur, um die Wohltaten der Sanierung möglichst bald sicherzustellen, sondern auch, um die für alle Teile offenbar sehr unbequeme Uebergangszeit tunlichst abzukürzen. Der Ausschuß der Deutschen Kolontalgesellschaft spricht aber auch die Erwartung aus, daß die von der Sanierung betroffenen euro⸗ päischen wie eingeborenen Interessenten sich den Forderungen des Gemeinwohls unterwerfen. Er wurde es für eine nicht wieder gutzu⸗ machende, in ihrer Tragweite unübersehbare Schädigung der Kolonie halten, wenn die im sanitären Interesse gebotenen Maßnahmen ein⸗ gestellt oder unterbrochen würden.“
1.“ Eine neue Kolonialschule.
In Miltenberg am Main, im bayerischen Regierungsbezirk Unterfranken, soll, wie die Deutsche Kolonialgesellschaft mitteilt, mit dem beginnenden Sommerhalbjahr eine Kolonialschule ihre Tätigkeit einleiten, deren Grunr lage die bisher in Imgenbroich bei Aachen he⸗ triebene Forst⸗ und Kolonialschule des Oberförsters Thyven darstellt. Die Schüler sollen eine Ausbildung erhalten, die sowohl für die Pflanzertätigkei in den Kolonien vorbereitet, wie auch instand setzt, in europäischen Forstbetrieben eine Stellung auszu⸗ füllen. Das baverische Mintsterium beaufsichtigt die Anstalt. Die Inspektion der Schule hat Generalmajor Lehr, Wilhelmshöhe bei Cassel, übernommen. Mitdirektor ist Richard Deeken, ehemaliger Plantagendirektor auf Samoa. Der Unterricht erstreckt sich auf alle Gebiete der tropischen Landwirtschaft, auf die forstlichen Disziplinen sowie auf die Anfangsgründe der Pflanzenphvsiologie und pathologie. Fremde Sprochen und Buchführung werden ebenfalls gelehrt. Neben dem theoretischen Unterricht geht eine gründliche praktische Ausbildung einher, zu der die großen Forsten der Stadt Miltenberg gute Ge⸗ legenheit bieten. Im allgemeinen wird für die Aufnahme das Ein⸗ jährigenz⸗ugnis verlangt. Es wird hiervon abgesehen, wenn der Be⸗ werber eine erfolgreiche praklische Tätigkeit in der Forst⸗ und Land⸗ wirtschaft oder verwandten Berufen nachweisen kann. Als Lehrer für den Fachunterricht sollen nur erfahrene Pflanzer und Forstleute Ver⸗ wendung finden.
Statistik und Volkswirtschaft.
Die ausländischen Arbeiter
ch dem Bericht der Deutschen Arbeiterzentrale hat der Monat
. r uns alljährlich den Hauptstrom der ausländischen Saison⸗ arbeiter zuführt, in diesem Jahre eine Ueberraschung gebracht. Während im ersten Drittel des Monats die Zuwanderung sich in den gewohnten normalen Grenzen bewegte und besorgte Naturen immer noch an die prophezeite Eindämmung der Zuwanderung glaubten, brachte das zweite Monatedrittel ein riesiaes, noch nicht danewesenes Arbeiterangebot. Teuerung infolge der vorjährigen schlechten Ernte, mangelnde Arbeitsgelegenheit und erschwerte Amerikawanderung hatten auf der einen Seite zu einer erheblich gesteigerten und vorzeitigen Abwanderung der Arbeitsuchenden geführt, während auf der anderen Seite die geringere Aufnahme⸗ fähigkeit der Industrie, zum Teil auch der Landwirtschaft, bedingt durch die klimatischen Verhältnisse des Ostens, die Unterbringung aller Arbeiter unmöglich machte. Nar dadurch, daß sich die Land⸗ wirtschaft zu vorzeitiger Arbeitereinstellung entschloß und ein Teil der Leute, die in den Grenzbezirken wohnten, zur Heimkehr bewogen werden konnte, gelang es, Massenansammlungen an den Grenzübergängen zu verhindern. 88
Die russischen Arbeitergruppen, die über Ost⸗ und West⸗ preußen kamen, setzten sich zumeist aus Männern und Burschen zu⸗ sammen; weibliche Personen waren nur in verhältnismäßig geringer Zahl dabei. Wegen dieser Zusammensetzung und weil die ost⸗ preußischen Landwirte im allgemeinen erst Ende März mit den Felda beiten beginnen können, war das Arbeiterangebot nicht unterzubringen, obwohl sich viele Landwirte zu früherer Arbeitereinstellung, als nötig war, entschlossen hatten. An der posenschen und der schlesischen Grenze war der Zu⸗ strom russischer Arbeiter am stärksten: der Druck wurde aber nicht so fühlbar, da die Landwirtschaft der westlichen Provinzen ihnen reich⸗ lichere Arbeitsgelegenheit bot. Ein Teil der Arbeitsuchenden mußte aber in die Heimat zurückkehren und dürfte nach Ostern wiederkommen.
An der galizischen Grenze trat die abnorm starke, frühzeitige Grenzüberschreitung der Saisonarbeiter besonders in Erscheinung. Die Hauptzuwanderung drängte sich auf wenige Tage zusammen, sodaß sich die Massen in den Grenzorten zusammenballten und nur mit Mühe zum Akfluß in die Arbeitsstellen zu bringen waren. Auch hier entschlossen sich Arbeiter, die nicht unterkommen konnten, zur Heimkehr. Das Angebot aus Ungarn war nicht so zahlreich, obwohl auch vor dort sich mehr Arbeiter als sonst einstellten. Sie fanden alle die ge suchte Arbeitsgelegenheit.
Aus Italien kamen zumeist Leu it festen Arbeitsverträgen. Die ohne Arbeitsstelle Zugewanderten fan gleich deren Zahl die sonst gewöhnte Ziffer nicht erreichte, ni e zusagende Beschäfti⸗ gung, weil Hoch⸗ und Tiefbau noch nicht voll in Tätigkeit, Gruben, Hüttenwerke und andere von den Italienern gesuchte Betriebe noch nicht aufnahmefähig waren.
Die Zuwanderung aus Holland bat gegen den Vormonat nur wenig zugenommen. Hier war, wie in Italien, durch die Presse auf die noch fehlende Arbeitsgelegenheit aufmerksam gemacht worden, auch wurden die Leute durch größere Bauten im eigenen Lande fest⸗ gehalten. Die Arbeitsuchenden fanden fast alle Arbeitsgelegenheit. Bedarf und Angebot an Viehwärtern glichen sich aus. An der dänischen Grenze war Nachfrage und Angebot gering.
„
Der deutsche auswärtige Handel im März und im ersten
Vierteljahr 1914.
Wie dem „W. T. B.“ mitgeteilt wird, hat im Handelsverkehr des deutschen Zollgebiets mit dem Auslande betragen:
im Monat März d. J. die Einfuhr 5 430 131 t, außerdem 15 015 Pferde und 70 Wasserfahrzeuge (gegen 5 239 521 t, 15 073 Pferde und 44 Wasserfahrzeuge im März 1913), die Ausfuhr 6 204 913 t, außerdem 466 Pferde und 56 Wasserfahrzeuge (gegen 6 159 006 t, 570 Pferde und 40 Wasserfahrzeuge im März 1913),
in den drei Monaten Januar bis März d. J. die Ein⸗ fuhr 15 398 908 t und 39 051 Pferde sowie 118 Wasserfahrzeuge (gegen 15 946 253 t. 43 018 Pferde und 97 Wasserfahrzeuge im gleichen Zeit⸗ abschnitte 1913), die Ausfuhr 18126 004 t und 1297 Pferde sowie 135 Wasserfahrzeuge (gegen 18 087 839 *, 1717 Pferde und 136 Wasser⸗ fahrzeuge im entsprechenden Zeitraum 1913).
Die Werte erreichten Millionen Mark:
im Monat März d. J. in der Einfuhr 913,z: an Waren sowie 29s8 an Gold und Silbet (gegen 8437 und 424 im März 1913), in der Ausfuhr 909 1 an Waren sowie 7,1 an Gold und Silber (gegen 854 8 und 52 im März 1913),
in den drei Monaten Januar bis März d. J. in der Einfuhr 2739 , an Waren sowie 63s an Gold und Silber (gegen 2718,1 und 77,4 im gleichen Zeitabschnitte 1913), in der Ausfuhr 2526,6 an Waren sowie 21,3 an Gold und Silber (gegen 2443,s und 36,2 im entsprechenden Zeitraum 1913).
1
.“ Zur Arbeiterbewegung.
In der Sitzung des Gesamtvorstandes des Verbandes der Etuifabrikanten Deutschlands vom 17. April wurde neben anderen Gegenständen auch Stellung genommen zu dem gegenwärtigen Ausstand in der Berliner Etutindustrie. Der Gesamtvor⸗ stand erkannte das Verhalten der Berliner Fabrikanten den weit⸗ gehenden Forderungen der Arbeiter gegenüber ols berechtigt an und be⸗ schloß, den angegriffenen Firmen den Schutz des Verbandes zuteil werden zu lassen. Es wurde sodann mit Befriedigung davon Kenntnis genommen, daß die Vereinigung der deutschen Arbeitgeberverbände, der der Verband angeschlossen ist, auch ihrerseits den Berliner Firmen ibren Schutz und ihre Unterstützung über die satzungsmäßige Ver⸗ pflichtung hinaus bis zur Beendigung des Kampfes zukommen lassen wird. Der Sitzung des Vorstands war eine Mitgliederversammlung des Verbandes Berliner Etuifabrikanten vorausgegangen, in der der Ueberzeugung Ausdruck gegeben wurde, daß die Arbeitgeber mit Rück⸗ sicht auf die bisherigen fortgesetzten Lohnerhöhungen eine weitere Erhöhung als die von ihnen zugestandene nicht bewilligen koͤnnen.
Die Tarifverhandlungen im Berliner Braugewerbe sind beendet; der Tarifvertrag ist „W. T. B.“ zufolge am Freitag und Sonnabend von den vertragschließenden Parteien unterzeichnet worden. Er gilt auf die Dauer von vier Jahren bis zum 31. März 1918, sodaß während dieser Zeit der wirtschaftliche Friede im Berliner Braugewerbe erhalten bleibt. (Vgl. Nr. 83 d. Bl.) Das Personal der italienischen staatlichen Tabakfabriken forderte, wie dem „W. T B.“ aus Rom gemeldet wird, wirtschaft⸗ liche Besserstellung und sprach sich für den Ausstand in den Werk⸗ stätten in Rom, Bologna, Neapel und Modena aus. Arbeiter und Arbeiterinnen haben seit dem 18 d. M. die Arbeit niedergelegt und halten Versammlungen ab. Auch das Personal der staatlichen Tabakfabriken in Venedig, Florenz, Sestri Ponente und Lucca ist in den Ausstand getreten.
Die bei dem Bau der zweiten Simplongalerie auf der seite beschäftigten 1100 italienischen Arbeiter wi „Rh.⸗Westf. Ztg.“ erfährt, in den Ausstand getreten. Sie fordern eine Lohnerhöhung von ungefähr 20 %.
„Wie dem „W. T. B.“ aus Albi gemeldet wird, sind die kürzlich für die Kohlenbergwerke in Cagnac angeworbenen algeri⸗ schen Araber in den Ausstand getreten, weil ihnen ein gerinzerer Lohn bezahlt wurde, als ihnen versprochen worden war.
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Kunst und Wissenschaft.
Das Zentralinstitut für Erziehung und Unterricht in Berlin. Die Jubiläumsstiftang für Erziehung und Unterricht, die Allerhöchst genehmigt worden ist und die ihren Sitz in Berli haben wird, verfolat den Zweck, eine Zentralsammlungs⸗ und Aus⸗ kunftsstelle für Erziehungs⸗ und Unterrichtswesen einzuri
unterhalten. Die Stiftung will diesen Zweck in folgend⸗ eise er⸗ reichen: durch Sammeln von Material für die wissenschaftliche Forschung und praktische Beratung auf dem Gebiete des deutschen und ausländischen Erziehungs⸗ und Unterrichtswesens, durch Erteilung von Auskünften auf Grund des vorhandenen Materials, durch Forschungen auf dem Gebiete der Jugendkunde und Jugendbildung, durch dauernde und wechselnde Ausstellungen sowie durch Sammlungen, Bibliotheken, Werkstätten usw., die Gelegenbeit zu theoretischer und praktischer Arbeit über Jugendkunde, Jugendbildung und sonstige pädagogische Angelegenheiten aller Art bieien. Sie wird ferner Vorträge, Führungen und Kurse einrichten, sowohl für Fachleute als auch für andere an der Erziehung und Bildung der Jugend teilnehmende Kreise. Die Verwirklichung eines wesentlichen T iles dieses Programms ist, wie Geheimrat L. Pallat im „Philologen⸗Blatt’ schreibt, bereits dadurch gesichert, daß vorbehaltlich der nunmehr von der Stiftung mit Staat und Stadt zu treffenden näheren Vereinbarungen, die preußische Unterrichtsverwaltung und die Stad Berlin sich bereit er⸗ klärt haben, in den Rahmen des Zentralinstituts einugliedern: 1) Die der Stiftung bereits als Eigentum überwiesenen Bestände der ehe⸗ maligen „Deutschen Unterrichts⸗Ausstellung“ auf der Weltausstellung in Brüssel; 2) das Schulmuseum der Stadt Berlin; 3) die Köni lich preußische Auskunftsstelle für Schulwesen; 4) die naturwissenschaft⸗ lichen Fortbildungskurse für Oberlehrer, die in der alten Urania in Berlin eingerichtet sind und demnächst zu einer „Zentralstelle für naturwissenschaftlichen Unterricht“ ausgebaut worden sollen; 5) den wissenschaftlichen Kursus für Seminarlehrer in Berlin.
Des weiteren wird sich dem Unternehmen voraussichtlich „Die Gesellschaft für deutsche Erziehungs⸗ und Schulgeschichte“ anschließen. Zur Unterbringung dieser Anstalten und der noch neu zu begründende Teile des Zentralinstituts hat sich die Stadt Berlin unter gewissen Voraussetzungen, deren Erfullung so gut wie gesichert sein soll, bereit erklärt, den Bau zur Verfügung zu stellen, den sie aus Anlaß des Regierungsjubiläums Seiner Majestät des Kaisers und Königs un⸗ mittelbar bei der Universität und der Königlichen Bibliothek errichten wird. Aber nicht nur durch äußerliche Nähe, sondern auch durch innere Maßnahmen soll das Zentralinstitut in enge Beziehung zur Wissenschaft gebracht werden. Als Organe der Stiftung sind vorgesehen: der Vorstand und der Verwaltungsausschuß. Jener soll aus 7, dieser aus 23 Mitgliedern bestehen, in deren Zahl die 7 Mit⸗ glieder des Vorstands einbegriffen sind. Der Verwaltungs⸗ ausschuß hat für die einzelnen Arbeitsgebiete Arbeits⸗ ausschüsse zu bilden. Die Mitglieder dieser Ausschüsse sind vor⸗ nehmlich den Kreisen der Sachverständigen sowie den Vertretern von Korporationen, Vereinen und Verbänden, die auf dem Gebiete des Erziehungs⸗ und Unterrichtswesens und der sozialen Fürsorge für die Jugend tätig sind, und auch sonstigen Interessentenkreisen zu ent⸗ nehmen. Die Arbeitsausschüsse für die einzelnen Unterrichtsgebiete sollen so zusammengesetzt werden, daß sie einerseits die Gewähr bieten für eine sachvetständige Prüfung und Beratung in allen die Schule unmittelbar berührenden Angelegenheiten (Einrichtung von Lehrer⸗ und Sammlungszimmern, Auswahl von Lehrmitteln, Za⸗ sammenstellung von Anschauungsmitteln und Bibliotheken, Ausführung von Lehrversuchen u. dgl. m.) und daß sie andererseits die Zentral⸗ stelle für die wissentschaftliche Fortbildung der Lehrer bilden können. Die Gesamtheit dieser Anstalten, in deren Mittelpunkt die pädago⸗ gische Arbeus⸗ und Forschungsstelle stehen soll, wird, in Verbindung mit der Auskunftsstelle, dem Z ntralschulmuseum, der vädagogischen Zentralbibliothek, den Sammlungen und Arbeiten der Gesellschaft für deutsche Ecziebungs⸗ und Schulgeschichte u. a. m. eine Art pädagogische Akademie bilden.
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Ein Wettbewerb für Vorentwürfe zur Neugestaltung des Vorplatzes zum Potsdamer Hauptbahnhof in Berlin wird von der Königlichen Eisenbahndirektion Berlin unter den Mit⸗ gliedern des Architektenvereins in Berlin, der Vereinigung Berliner Architekten und der Berliner Ortsgruppe des Bundes deutscher Architekten mit Frist bis zum 15. August d. J. ausgeschrieben. Es ist beabsichtigt, den jetzigen Vorplatz des Potsdamer Hauptbahn⸗ hofs mit dem Gelände des ebhemaligen Dreifaltigkeitsfried⸗ bofs an der Königgrätzer Straße zu einem gemeinsamen Vorplatz zu vereinigen und an geeigneter Stelle Räume vor⸗ zusehen zur Vermietung als Laden, Cafs oder dergl. mit einer nutz⸗ baren Fläche von im ganzen mindestens 200 am — ausschließlich der erforderlichen Nebenräume, wie Unterkunftsräume, Küchen, Wind⸗ fänge, Treppen, Flure usw. — Den Bewerbern bleibt es im übrigen überlassen, wie sie den Vorplatz durch Bebauung — auch uech Szulenstellungen — oder durch Anlage von Grünfläachen ausgestalten wollen. Besonderer Wert wird darauf gelegt, daß die Anlagen den Blick auf das Empfangsgebäude des Hauptbahnhofs — besonders vom Potsdamer Platz her — möglichst wenig beeinträchtigen. An Zeichnungen werden verlangt: die Grundrisse (1: 200), die Ansichten und Schnitte (1:100) und ein Schaubild der gesamten Anlage oder