drang zur Offizierlaufbahn so zu erhalten, wie er augenblicklich ist, so würde dieser wünschenswerte Zustand schon früher eintreten. Bei dem Unteroffizierersatz hatten wir durch die Wehrvorlage einen Bedarf von 10 000 Stellen. Hieran fehlten am 15. November, also sechs Wochen nach Bildung der neuen Truppenteile, nur noch 4000 Köpfe, und da wir nach den letzten diesjährigen Erfahrungen jährlich auf einen Zuwachs von etwa derselben Zahl an Unteroffi⸗ zieren rechnen können, so würden die Fehlstellen schon gegen Ende dieses Jahres gedeckt sein, wenn nicht ein neuer Bedarf im Oktober einträte. Wie Sie alle wissen, tritt aber ein Neubedarf ein durch die weitere Entwicklung auf Grund der Beschlüsse, die Sie gefaßt aben, durch den weiteren Ausbau des letzten Wehrgesetzes; es handelt sich da um 1100 Köpfe. Die Sache ist allerdings nicht ganz so günstig, wie sie hier auf den ersten Blick erscheint. Wir haben näm⸗ lich aus leicht erklärlichen Gründen bei den berittenen Waffen einen leberschuß an Unteroffizieren, während sich bei den Fußtruppen immer⸗ hin ein Mangel geltend macht. Auch sind ja natürlich in dieser Etatszahl eine große Anzahl von Unteroffizieren enthalten, die, wie Sie wissen, zur Vorbereitung auf ihre spätere Lebenslaufbahn beur⸗ laubt sind und wenigstens zum Teil nicht ersetzt werden können.
Sie sehen also, daß die Befürchtungen, die, wie ich mich zu
rinnern glaube, hier geäußert worden sind, sich nicht in dem Maße bewahrheitet haben. Aber freilich bin ich der Ansicht, was Sie dem
Chef der Heeresverwaltung nicht verdenken werden, daß durchaus kein Anlaß vorliegt, in dem Bestreben, die Lebensbedingungen unserér Offiziere und Unteroffiziere immer weiter zu erleichtern und zu fördern, nachzulassen. Wenn ich mich dann zur Remontierung wende — Ausrüstung des Heeres mit Pferden —, so darf ich zunächst bemerken, daß der Mehrbedarf von 1800 Remonten, d. h. noch nicht volljährigen Pferden, über den früheren Bedarf hinaus ohne jede Schwierigkeit ausschließlich in Züchterkreisen gedeckt werden konnte. (Bravo! rechts.) Von Ende August an konnten wir dann auch anfangen mit den An⸗ mafen von Volljährigen. Da handelte es sich um 18 000 Pferde — um 17 000 Pferde, ich bitte um Verzeihung, — die bis Anfang No⸗ vember angekauft werden mußten. Außerdem war es nötig, eine be⸗ schränkte Zahl von Kaltblütern zu kaufen, während die 17 000 Pferde nur Warmblüter waren.
Meine Herren, das Urteil über das Resultat des Ankaufs ist in der Armee im allgemeinen durchaus günstig. Freilich haben sich während des letzten Winters die Seuchen in unseren militärischen Ställen gehäuft und teilweise selbst einen bedrohlichen Charakter an⸗ genommen. Ob daran lediglich die Einschleppung von außen her durch die Ankäufe volljähriger Pferde schuld ist, oder ob etwa die zu große Beschleunigung oder die zu große Anspannung, die wir von Anfang an den Pferden haben zuteil werden lassen, die Schuld trägt, ist noch nicht ganz klar erwiesen. Jedenfalls aber fordert uns diese Beobach⸗
tung dazu auf, im laufenden Jahr, wo sich diese Ankäufe ja wieder⸗ holen werden, wenn auch nicht in demselben Umfange, noch vorsichtiger zu sein mit der Ueberführung der Pferde in unsere Dienststallungen und noch vorsichtiger zu sein mit der graduellen Steigerung der An⸗ sprüche, die an solche Pferde, welche aus dem gewöhnlichen bürger⸗ lichen Leben kommen, — aus dem gewöhnlichen Gebrauch im bürger⸗
lichen Leben kommen (Heiterkeit) zu stellen sind.
Meine Herren, die Festungsbauten! Die Mittel, die Sie für die Festungsbauten bewilligt haben, sind verwendet worden bisher, um die Kriegsbereitschaft unserer Grenzfestungen überall in wirksamer Weise zu steigern. Wie Sie wissen, sind außerdem die Ausbauten der Festungen in dem Sinne, in dem Sie sich einverstanden damit erklärt haben, in Angriff genommen.
Eine der schwierigsten Aufgaben für uns war es natürlich, die Unterkunft für diesen Massenzufluß zur Armee sicher zu stellen in der kurzen Zeit vom Juli bis Oktober. Es mußten — ich möchte die Zahlen mitteilen, weil ich Wert darauf lege, — nicht weniger als 268 Großbauvorhaben, d. h. selbständige Bauvorhaben in Angriff ge⸗ nommen werden, außerdem mehrere hundert Kleinbauvorhaben zur Erweiterung der bestehenden Unterkunftsräume für die Etatsverstär⸗ kungen vorgenommen werden. Die Bauten für die Pferdeverstärkung sind sämtlich vollendet worden, die für die Mannschaften natürlich noch nicht. Sie sind im Bau.
Holzbaracken für die provisorische Unterbringung der Mannschaften wurden vom 1. Juli bis 1. Oktober errichtet für 14 Bataillone, 6 Kavallerieregimenter, 3 Artillerieabteilungen, 12 einzelne Kom⸗ pagnien. Diese Holzbaracken sind sämtlich am 1. Oktober in Ordnung gewesen, und sie haben sich ganz vortrefflich bewährt. Sie sind auf einem System aufgebaut, das schon im Jahre vorher auf einem Truppenübungsplatz erprobt worden war, und haben, wie der glän⸗ zende Gesundheitszustand in der Armee zeigt, das gehalten, was wir von ihnen erhofft hatten.
Anstände in der Truppenunterbringung oder auch in der Pferde⸗ unterbringung sind nur in ganz wenigen Orten hervorgetreten. Bevölkerung selbst ist nur in einem einzigen Falle in Mitleidenschaft gezogen worden: in einer westlichen Garnison, in der es nötig war, vier Eskadrons, 3, 5 und im Höchstfalle, glaube ich, 7 Tage in Quartieren auf Grund des Quartierleistungsgesetzes unterzubringen. Es ist sehr bedauerlich, daß das vorgekommen ist. Der Grund war ein unpünktlicher Transport von Stallzelten, deren Aufbau nachher, nach⸗ dem sie endlich in dieser Garnison eingetroffen waren, nicht recht⸗ zeitig beendet werden konnte. In einer östlichen Garnison waren Unstimmigkeiten dadurch entstanden, daß das sehr nasse und kalte Wetter in Ostpreußen die Fortführung der Bauten für die Pferde⸗ unterkunft verhindert hatte. Dort ist aber eingegriffen worden; man hat den Truppenteil bis zur Fertigstellung der für ihn bestimmten Bauten auf einem Truppenübungsplatz unterbringen können, sodaß die Bevölkerung davon keinerlei Nachteile gespürt hat.
Die Bevölkerung ist allerdings noch auf eine andere Art in Mit⸗ leidenschaft gezogen worden, nämlich durch die Unterbringung der Offiziere und Beamten, für die keine dienstliche Unterkunft vorhanden ist. Da kann ich nicht behaupten, meine Herren, daß die Sache ganz ohne Anstände abgegangen wäre. Im Gegenteil laborieren wir noch heute zunächst daran, daß es nicht gelungen war, rechtzeitig die nötige Zahl von Wohnungen bereitzustellen. Das war aber auch nicht zu verlangen, und die Offiziere und Beamten, die das getroffen hat,
mußten sich damit abfinden. Etwas peinlicher ist die Angelegenheit in bezug auf die enorme Steigerung der Mietsansprüche, der Miets⸗ preise, die in verschiedenen Garnisonen eingetreten ist. Ich kann aber
Die
überall die Verhandlungen, die wir mit den Stadtverwaltungen ge⸗ pflogen haben, als erfolgreich erwiesen haben, und daß die schlimmsten Notstände jetzt abgestellt sind.
Die Verpflegung war überall sichergestellt. In einigen Orten, wo es nicht gelungen war, die Kocheinrichtungen rechtzeitig zu be⸗ schaffen — die Küchen waren überall fertig —, haben wir durch un⸗ sere vortrefflichen Feldküchen ausgeholfen, und es ist dadurch gelungen, die Notwendigkeit, auf Verpflegung durch Quartiergeber zurückzu⸗ greifen, zu vermeiden.
Wie ich schon vorhin sagte, ist der Gesundheitszustand während dieser ganzen Zeit in der Armee ein vortrefflicher gewesen und — wie Sie ja auf Grund einer Spezialanfrage hier wissen — geblieben. Das Jahre 1913 ist auf diesem Gebiete ein Rekordjahr und bildet einen neuen, glänzenden Beweis für die vortreffliche Tätigkeit unseres Sanitätsoffizierkorps. (Bravo!)
Verhältnismäßig die größten Schwierigkeiten, meine Herren, hat die Beschaffung der Bekleidung und Ausrüstung gemacht. Ich bin nicht dadurch überrascht worden; denn da die Bestellungen erst in den ersten Tagen des Juli vom Ministerium fortgehen konnten und dann erst von den Intendanturen zu bearbeiten waren, sind sie verhältnis⸗ mäßig spät an die Fabrikanten gelangt. Außerdem handelte es sich vielfach, so beispielsweise bei der Kavallerie, um Ausrüstungsstücke, z. B. das Lederzeug, deren Herstellung eine erhebliche Zeit in An⸗ spruch nimmt. Obwohl dadurch die Ablieferung der Bestellungen bis weit über den Oktober hinaus verzögert worden ist, ist nicht ein einziger Truppenteil, nachdem er am 6. Oktober gemeldet hatte, daß er ausrückefähig war, nicht ausrückefähig gewesen. Man hat sich dadurch geholfen, daß man aus den Reservebeständen der anderen Truppenteile an die neuen Bestände abgegeben hat, und so konnte denn am 6. Oktober, nachdem am 1. Oktober die auf Grund der Heeresvorlage gebildeten Verstärkungen zusammengetreten waren, Seiner Majestät dem Kaiser und Könige gemeldet werden, daß auch die neuen Ver⸗ bände sämtlich im ausrückefähigen, kriegsbereiten Zustande vorhanden waren. (Beifall.)
Meine Herren, Sie wissen, daß ich bei den Ausführungsbestim⸗ mungen, die auf Grund der Wehrvorlage getroffen worden sind, nicht beteiligt gewesen bin. Ich kann um so unbefangener hier aussprechen, daß die Leistungen, die von seiten der Verwaltung, in allererster Linie von seiten der Verwaltungsbeamten, während der Zeit vom 1. Juli bis zum 1. Oktober hervorgebracht sind, geradezu mustergültig und bewundernswert sind (Bravo!), und daß die Herren, die daran beteiligt gewesen sind, die vollste Anerkennung verdienen. (Lebhafter Beifall rechts, im Zentrum und bei den Nationalliberalen.)
Abg. Schulz⸗Erfurt (Soz.): Wenn man damals nach Ab⸗ schluß der Wehrvorlage in das Herz des Kriegsministers von Heerin⸗ gen hätte schauen können, dann hätte man nicht den ruhigen Spiegel eines ruhigen Gemütes, sondern den der Unzufriedenheit und der Amtsmüdigkeit sehen können. Der Kriegsminister von Heeringen war längst seines dornenreichen Amtes überdrüssig und hatte schon im No⸗ vember 1912 Rücktrittsgedanken, wie aus Mitteilungen der Presse⸗ hervorgeht. Der Kriegsminister von Heeringen blieb trotzdem. Es war sicherlich das militärische Flütcrngenah. des Gehor⸗ sams gegen den höheren Vorgesetzten, das ihn zum Bleiben zwang ganz gegen seinen Willen, der doch noch im gleichen Jahre vor⸗ her erklärt hatte, daß durch die damalige sogenannte kleine Vorlage für absehbare Zeit alles Nötige zur Sicherung des Deutschen Reiches geschehen sei. Als man von ihm verlangte, diesen überraschenden Meinungswechsel auch noch vor dem Parlamente zu vertreten, sagte er nicht, wie man sonst hätte annehmen können, wie der König zum Kar⸗ dinal: Ich habe das Meinige getan, tun Sie das Ihrige. Er sagte zu Befehl. Er hat darum die ungeheuerlichste Vorlage, die die Welt je gesehen hat, hier vertreten. Man kann zwei Vermutungen haben. Man hat sich gesagt, er kann diese Wehrvorlage durchsetzen, weil er doch bald aus seinem Amte scheidet. Andererseits kann man wohl die Erwägung angestellt haben: Um eine solche noch nie dagewesene Vor⸗ lage zu vertreten, bedarf es eines Mannes, der sich einigermaßen in den Dingen auskennt und sie dann auch auszuführen vermag. Wenn das richtig ist, dann erhebt sich doch die sehr ernste Frage, wie war es dann vom militärischen Standpunkte aus möglich, daß Herr von Heeringen sofort nach der letzten Abstimmung in dritter mit geradezu fluchtartiger Eile das Kriegsministerium verließ. Man kann ja beinahe glauben, daß er und seine Mitarbeiter gleich ihre Koffer mit in den Reichstag gebracht hatten, und gleich, ohne auch nur einen Blick wieder in das Kriegsministerium zu tun, auf ihre neuen Posten geeilt seien.. Während der Verhandlung der Wehrvorlage ist es so dargestellt worden, daß wir vor einer schweren Kriegsgefahr ständen und dem Schlimmsten ausgesetzt wären, wenn wir nicht auch das Letzte bewilligen würden. Ich glaube, wir würden nun⸗ mehr auf Grund der hinterher gemachten Erfahrungen zu der Ansicht kommen, daß diese ganzen Reden eitel Schaumschlägerei gewesen sind.
Präsident Dr. Kaempf: Ich möchte doch den Redner bitten, derartige Ausdrücke nicht zu gebrauchen.
Abg. Schulz (Soz.) fortfahrend: Wenn man uns damals die Kriegsgefahr an die Wand malte, so müssen die Herren in den verant⸗ wortlichen Stellen im Innern ihres Herzens den felsenfesten Glauben an die Unerschütterlichkeit des Friedens gehabt haben. Denn sonst wäre es doch geradezu ungeheuerlich gewesen, wenn der damalige Kriegsminister im Augenblicke einer so umfassenden und noch nie da⸗ gewesenen Neuorganisation des Heeres fortgegangen wäre. Man hätte sich diesen schnellen Wechsel auch nur erklären können, wenn man gewußt hätte, daß der Nachfolger des Kriegsministers von Heeringen schon längst draußen vor der Tür warte. Man hätte annehmen kön⸗ nen, daß es sich dabei um Männer gehandelt hätte, die durch ihre bis⸗ herigen Leistungen den Beweis erbracht hätten, daß sie ohne weiteres diese Arbeit vollbringen können, die dem Parlament und der Oeffent⸗ lichkeit bekannt waren. Als über den Nachfolger des Kriegsministers von Heeringen in der Oeffentlichkeit debattiert wurde, wurden alle möglichen Namen genannt, nur nicht der des jetzigen Kriegsministers. Als der Name des jetzigen Kriegsministers genannt wurde, gab es zu⸗ nächst ein allgemeines Schütteln des Kopfes und ein Nachschlagen in militärischen Handbüchern. Man fragte nach seinen Verdiensten, wo⸗ durch er Anspruch auf ein solches Amt in dieser schweren Zeit habe. Er war bisher Generalmajor, aber noch nie im Kriegsministerium. Er hatte einen Tag vor seiner Ernennung wohl selbst keine Ahnung davon, daß er an die Spitze des Kriegsministeriums gestellt würde. Nur einige Blätter, wie die „Post“ und die „Tägliche Rundschau“, scheinen eine gewisse Ahnung gehabt zu haben. Das letzte Blatt wußte von Herrn von Falkenhayn zu sagen, daß er der Vertrauens⸗ mann des Generalstabschefs sei und sich auch der Freundschaft des Kronprinzen erfreute. (Zuruf: Was hat das mit dem Gehalt des Kriegsministers zu tun?2) Wenn wir über sein Gehalt bestimmen, müssen wir uns auch seine Persönlichkeit ansehen können. Angeführt wurde auch, daß er der Bruder des Geheimen Oberregierungsrats von Falkenhayn ist, der Lehrer des Kronprinzen war, indem er diesen in die höhere Verwaltung einführte. Dieser Geheime Oberregie⸗ rungsrat hat ja auch die bekannte preußische Wahlvorlage ausgear⸗ beitet, die so schäbig war, daß sie selbst der preußische Landtag ...
Präsident Dr. Kaempf: Ich muß Sie doch dringend bitten, derartige Ausdrücke nicht zu gebrauchen.
Abg. Schulz (Soz., fortfahrend): Das hat vielleicht genügt, um diesen 16 an die Spitze des Kriegsministeriums zu setzen. Der Kronprinz hat aber noch keine Beweise gegeben für seine militärische
zu meiner Freude schon heute mitteilen, daß sich schließlich doch fast
Tüchtigkeit. 8
seit
Sie sprechen zum Gehalt des Kriegs⸗
Präsident Dr. Kaempf: S Ich bitte Sie, den Kronprinzen hierbei aus dem Spiel
ministers. zu lassen.
Abg. Schulz (Soz., fortfahren): Man hat mir über diese An⸗ gelegenheiten so berichtet, und ich glaube mich berechtigt, hierbei dann auch den Kronprinzen mit erwähnen zu können.
Präsident Dr. Kaempf: Ich bitte Sie, es bei meinen obigen Worten zu belassen.
Abg. Schulz (Soz., fortfahrend): Die Vorgänge bei diesem Ministerwechsel scheinen mir typisch zu sein für eine neue Gedanken⸗ richtung in unserem heutigen Offizierkorps; es scheint ein neuer Geist zur Geltung gekommen zu sein, der Geist, der da sagt: „Wir Offi⸗ ziere sind der erste Stand; der Wehrstand soll leben, der Nährstand soll geben.“ Man meint, man brauche nur deg Reichstag genug zu knuffen, dann wird er schon nachgeben; man brallthe nur dem Auslande gegenüber gehörig mit dem Säbel zu rasseln, um es einzuschüchtern, um dann den inneren Feind bedrohen zu können. Dieser Geist ha auch mit der alten philiströsen Ansicht brechen zu müssen geglaubt, daß das Militär außerhalb der Partei steht. Deshalb mischt es sich in den politischen Kampf, schreibt Zeitungsartikel und geht unter die öffent⸗ liche Meinung. Das ist noch nie so herausfordernd, wie in dem letzten Jahre geschehen. Kaum war im vorigen Jahre die Wehrvorlage unter Dach und Fach, da erschienen an allen Ecken und Kanten Artikel, die nachweisen sollten, daß die ganze Lage Europas für uns nicht besser geworden sei, sondern im Gegenteil. Der Redner geht dann auf eine Reihe von Artikeln des Generals von Bernhardi, des Generalmajors von Liebert, der Generale von Dittfurth, Keim und des Admirals von Breusing ein und solche in den Zeitungen „Der Tag“, „Tägliche Rundschau“, „Deutsche Tageszeitung“, „Rheinisch⸗Westfälische“ und andere, aus denen er die Aufforderung zur neuen Wehrvorlage herleitet. Er führt dann weiter aus: Man könnte solche Artikel ja schließlich als harmose Kannegießereien auffassen, wie sie Goethe im „Osterspaziergang“ so schön schildert. Hier handelt es sich aber um eine imperialistische Variation. Es sind Treibereien der Rüstungsindustrie im Spiele, deren internationale Verschwisterung ja erst kürzlich Lujo Brentano nachgewiesen hat. Das Wettrüsten ist eine Frucht des Großkapitals, das sich durch eine achtunggebietende Armee schützen will. Welche Wirkung ein Massenkrieg auf die Truppen haben würde, ist noch ein ungelöstes Problem. Das Mor⸗ den und Schlachten muß eine verhängnisvolle Wirkung auf das Volk ausüben. Die Massen sind heutzutage zum Kulturbewußtsein ge⸗ langt, und dies Kulturbewußtsein beschränkt sich nicht auf die Sozial⸗ demokraten allein. Jeden schlichten christlichen Mann muß während des Mordens im Kriege der Sinn des Bibelwortes aufgehen: Du sollst nicht töten. Die neue Generation ist kritischer geworden, auch unter den Offizieren. Der Kriegsminister wird allerdings sagen, es sind Offiziere a. D. und z. D., aber es sind doch eigentlich noch Offi⸗ ziere. Der Kriegsminister rührt aber anderseits nicht die Hand gegen die Keim, Bernhardi usw. und gegen ihre Politik, weil diese Politik seine Politik ist, weil sie ihm gefällt. Warum schreitet der Kriegs⸗ minister nicht ein gegen die aktiven Offiziere, die Politik treiben, wenn er gegen die inaktiven nicht vorgehen zu können glaubt? In Frank⸗ furt a. M. hat ein General nicht nur eine Festrede gehalten, sondern die Sozialdemokraten ohne Ursache als zweifelhafte Elemente hinge⸗ stellt. Der General wurde zur Rede gestellt, versteckte sich aber hinter einer spanischen Wand, die Ansprache sei aus Dienstpflicht gehalten worden. In Rostock hat ein Oberst im vorigen Jahre vor Reservisten und Landwehrleuten die Sozialdemokraten als Schweinehunde bezeichnet. Unter den Reservisten ist eine große Zahl, wenn nicht der größte Teil „Schweinehunde“. Hätten die Reservisten und Landwehrmänner die Macht gehabt, frei ihre Meinung zu äußern, so würden sie dem I den „Schweinehund“ heimgezahlt haben, in anständiger Form. In Danzig hat der General von Mackensen die Sozialdemokraten zwar nicht direkt, aber jedem verständlich in ähnlicher, wenn auch nicht so grober Weise angegriffen. Die Sozialdemokratie predigt keinen Haß gegen die Monarchie, gegen die Religion, gegen die Armee in Preußen. Die Behauptung, daß die Sozigldemokratie solchen Haß predigt, ist dummes Geschwätz. (Präsident Dr. Kaempf ruft den Redner wegen dieser Aeußerung zur Ordnung.) Vielleicht be⸗ streitet der Kriegsminister, daß jene Herren keine Politik treiben; das sei Abwehr sozialdemokratischer Angriffe. Im Kriegsministerium ist ein „Pressereferat“ eingerichtet worden, für das der Kriegsminister mehr Mittel verlangt. Handelte es sich nur um ein Nachrichten⸗ bureau, um Versorgung der Presse mit Mitteilungen, dann hätte man dagegen nichts einzuwenden. Es ist von einem Vertreter des Kriegsministeriums gesagt, es sei die Aufgabe der Abteilung, Fühlung mit dem Volke herzustellen. In New York hat ein Mann eine be⸗ leidigende Aeußerung gegen den Reichstag in bezug auf den Zaberner Fall geschrieben. Die Abteilung des Kriegsministeriums verschickte das Elaborat an die Zeitungen! Das Herantreten des Kriegs⸗ ministeriums an die Handelskammern wegen Verwendung der pensio⸗ nierten Offiziere scheint auf den ersten Augenblick harmlos, im Grunde ist aber das Verlangen des Kriegsministers ein Beweis, wie wenig Verständnis er für die bürgerlichen Berufe hat, es ist eine be⸗ leidigende Geringschätzung der bürgerlichen Tätigkeit. Bei der Aus⸗ wahl zum Offizier wird eine strenge Sichtung vorgenommen, beson⸗ ders der Handelsstand wird argwöhnisch unter die Lupe genommen, namentlich bei den Reserveoffizieren, ob die Tante mit Eiern handelt usw. Nun will man die für die höheren Stellen ungeeigneten Kräfte dem Handel und der Industrie zuführen; dafür sind sie gut genug. Nur die Handelskammer von Mecklenburg hat sich mit dem Vor⸗ schlage einverstanden erklärt. Ebenso wie das Heer es ablehnen würde, einen Kommis als Leutnant oder Hauptmann einzustellen, ebenso lehnen es Handel und Industrie ab, abgelegte Offiziere einzu⸗ stellen. Lasse man doch die Offiziere in den alten Chargen, wo sie vielleicht ganz Gutes geleistet haben. Man spart dann Geld an Pensionen. Man hat auf das Elend der pensionierten Offiziere hin⸗ gewiesen. Gewiß haben es diese Herren nicht leicht, wenn sie kein Ver⸗ mögen haben. Tausende von ungelernten Arbeitern wären aber froh, wenn sie die Pension der Offiziere hätten. Mit diesen Arbeitern haben Sie kein Mitleid. Der Kriegsminister als neuer Mann hatte begreiflicher⸗ weise das Bestreben, etwas zu leisten, zu reformieren. Es hätte aber bessere Gebiete gegeben, als die Kontore. Er hätte seinen ganzen Eifer dem düsteren Kapitel der Soldatenmißhandlungen zuwenden sollen, jetzt, wo soviel mehr Soldaten in die Armee eingestellt sind. Es sind gerade in der letzten Zeit scheußliche Fälle vorgekommen. Der bayerische Minister hat die Ungeheuerlichkeit der Soldatenschindungen empfunden und einen Erlaß dagegen ausgeben lassen. Ob der Erlaß viel helfen wird, ist zweifelhaft, solange das jetzige System besteht. Man sieht aber jedenfalls den guten Willen des bayerischen Kriegs⸗ ministers. Beim preußischen Kriegsminister haben wir bisher wenig⸗ stens diesen guten Willen nicht gesehen; wir wollen sehen, was er sagen und tun wird. Bisher hat er darüber nicht gesprochen, wohl aber der General Wild von Hohenborn. Er hat uns neulich eine Ant⸗ wort auf eine Anfrage des Abg. Dittmann gegeben, die man gehört haben muß. Den Ton kann man nur fühlen, es war eine Maulschelle für den Reichstag. Was soll diese brüske Ab⸗ lehnung? Es ist die geschwollene Stimmung in Millitärkreisen, die
Zabern Platz gegriffen hat. Will der General sagen, daß die berühmte Kommandogewalt ein noli me tangere ist? Will er bestreiten, daß diese Kommandogewalt auf Gesetz beruht? Bei Gelegenheit der Antwort auf die Frage wegen Strapazen der Reser⸗ visten hat der General einen ähnlichen Ton angeschlagen. Die Reser⸗ visten haben ja die Sache übertrieben, die Zeitungen haben aber die Aufgabe, solche Dinge zu erörtern. Die Zeitungen haben die Militär⸗ behörde nicht angeklagt, sondern um Aufklärung gebeten. Die Redak⸗ teure beklagen am allerersten, daß ihnen falsche Meldungen übermittelt worden sind. Die Verwaltung sagte, die Zeitungen hätten bei den Militärbehörden anfragen sollen. Dazu ist aber der thüringischen Presse die Lust vergangen nach der Art, wie ein Oberst sie angeschnauzt hat. Die Militärverwaltung hatte einen Fehler gemacht, die sozial⸗ demokratische Presse auch, so kompensierten sich beide Fälle. Statt dessen stellt sich der General Wild von Hohenborn hier hin und greift
die Sozialdemokratie im ganzen an. Der Abg. Graf Westarp hat den
Paben gehört, daß auch der Einkauf von Schokolade zur dienstlichen
ung zu Regimentern mit überwiegend adligen Offizierkorps nicht
Rut gefunden, zu behaupten, die sozigldemokratischen Redakteure hätten hre Falschmeldung wider besseres Wissen gemacht, objektiv eine Un⸗ wahrheit gesagt, also gelogen. Eine so unerhörte Verdächtigung ehren⸗ zafter Männer muß ich auf das entschiedenste zurückweisen. (Vize⸗ wisident Dr. Paasche ruft den Redner und den Abg. Hoch, der eine Zustimmung zu den Aeußerungen des Redners gibt, zur Ord⸗ un g.) Zaberner Vorgänge haben doch wenigstens das Gute nehabt, daß man an Reformen dachte. Der Kriegsminister hat aller⸗ eings den Forderungen des Reichstags ein Unannehmbar entgegengesetzt. bs kommt nun darauf an, ob der Reichstag Rückgrat hat. Die neuen Vorschriften über den Waffengebrauch sind allerdings ein sehr unrühm⸗ icher Abschluß der Zaberner Vorfälle. Die Liberalen bemühen sich, inen Fortschritt aus den Vorschriften herauszudestillieren, in Wahrheit ind sie ein Rückschritt, ein Bruch mit der Verfassung. Die alte Fabinettsordre von 1820 war gesetzwidrig und ungültig; jetzt wird sie eierlich aufgebügelt und als neue Dienstvorschrift durch die Kom⸗ nandogewalt ighee e gesetzlich wird sie damit aber immer noch icht. Solange Art. 68 der Reichsverfassung besteht, solange steht die neue Vorschrift mit ihm im Widerspruch. Im ersten Abschnitt, der om Einschreiten des Militärs aus eigenem Recht handelt, ist von der dienstlichen Tätigkeit“ die Rede. Ein sehr dehnbarer Begriff; wir
Die
Cätigkeit des Leutnants von Forstner gehörte. Weiter ist da die Rede von der Notwendigkeit des Eingreifens des Militärs, wenn die Zivil⸗ gewalt „infolge äußerer Umstände“ nicht imstande ist, die Ruhe her⸗ üstellen. Infolge äußerer Umstände, das kann alles mögliche sein, das ist die Willkür in Reinkultur. In Zabern ist die Ruhe bekanntlich licht durch das Bürgertum, sondern durch das gewalttätige Vorgehen von Offizieren gestört worden; ein solches Vorgehen wird durch diese eeue Dienstvorschrift sanktioniert. Die Uebersicht über die Ent⸗ bließung der verbündeten Regierungen auf Beschlüsse des Reichstages hat bei mir ein Gefühl der Beschämung eines abgekanzelten Schul⸗ iungen geltend gemacht, so wird darin im Befehlton der Reichstag bgewiesen mit seinen Wünschen bezüglich der Militärverwaltung. Wir hören, es entscheidet bei der Beförderung lediglich die dienstliche Küchtigkeit, wir hören, daß wegen des Glaubensbekenntnisses keine
zurücksetzung stattfindet, wir hören, daß eine Entwicklung in der Rich⸗
wahrzunehmen ist, daß eine Privilegierung 8E“ nicht workommt usw. usw. Es ist ja Sache der bürgerlichen Parteien, sich nit dieser Brüskierung ihrer Resolutionen durch den Kriegsminister bzufinden. Hätte der Reichstag im vorigen Jahre den Willen zum Fortschritt gehabt, er hätte alle seine Wünsche durch⸗ etzen können, indem er sie in die Wehrvorlage hineinschrieb. Uunsere Partei in erster Linie geht der Fall der Verweigerung des Ein⸗ Rährigenzeugnisses in dem Falle Stöcker in Cöln an. Jahrzehntelang haben auch Sozialdemokraten als Einjährige gedient, und es ist ganz üt gegangen; der neue Minister scheint da auch Neuerungen einführen zu wollen. Der Walter Stöcker ist der Sohn bürgerlicher Eltern; er hat eine gute Schulbildung genossen, konnte aus Mangel an Mitteln nicht studieren, wurde Handlungsgehilfe, ging nach Berlin, hörte bier auch akademische Vorlesungen, hat sich nichts zu schulden kommen lassen, erlangte 1911 das Einjährigenzeugnis und wurde 1913 mit der Mitteilung überrascht, daß ihm dieses entzogen sei, ohne Angabe von Gründen. Er fragt nach den Gründen, bekommt zuerst keine Antwort; später, nach 8 Wochen, wird ihm mündlich eröffnet, daß er sich für die sozialdemokratische Partei agitatorisch betätigt habe, daß er nicht. mehr die nötige moralische Qualifikation besitze. Seine Beschwerde bei dem Kriegsministerium und dem Oberpräsidium wurde zurückgewiesen, beide Instanzen stellten sich auf den gleichen Standpunkt. Diese un⸗ geheuerliche Entscheidung veranlaßte uns zu einer Anfrage, die zuerst ausweichend beantwortet wurde. Später erhielt ich einen Brief des Kriegsministers, worin etwa dasselbe zu lesen ist. Sicher ist der Mi⸗ nister ein höflicher Mann; dennoch habe ich den Brief als eine schwer verletzende Beleidigung empfunden, denn es steht darin, daß ein Sozial⸗ demokrat, also auch ich, die moralische Qualifikation nicht besitzt. Diese schwere Beleidigung weise ich mit größter Leidenschaftlichkeit zurück. Der Brief beweist, daß die Heeresverwaltung von der Sozial⸗ demokratie, dieser großartigen Kulturbewegung, keine Ahnung hat. Mit Empörung weisen wir es zurück, daß wir minderwertig sind, nur weil wir Sozialdemokraten sind; Sie mögen andere Anschauungen haben als wir, aber darum sind Ihre Anschauungen noch nicht um ein Haar besser als die unsrigen! Würde mir das jemand ins Gesicht sagen, ich wäre nicht genügend Herr meiner selbst, ich würde ihm mit er Faust ins Gesicht schlagen. Wo können Sie den Nachweis dafür führen? Wenn bisher Könige abgesetzt, geköpft oder getötet worden find, sind niemals Sozialdemokraten die Urheber gewesen, sondern bürgerliche Parteiführer und bürgerliche Offiziere waren dann die leitenden Personen. Und war es eine Sozialdemokratin, die eins der schönsten Bildwerke mit einem Messer zerfetzt hat? Es ist unser Recht, eine andere Auffassung vom Staatswesen zu haben; es gibt auch hier im Hause Mitglieder, die als Republikaner geboren sind. Den persönlichen Kampf gegen den Monarchen finden Sie nicht bei uns, den überlassen wir den Konservativen. Sie (rechts, variieren heute noch den schönen Vers: Jochimke, Jochimke, hüte Di, fangen wi Di, so hangen wi Di! Unsere politischen Anschauungen machen uns nicht moralisch schlechter. Auch über Heeresorganisation usw. eine andere Anschauung zu haben, ist unser Recht. Was Sie sich unter der Formel „Antimilitarismus“ denken, ist falsch; wir wollen statt der veralteten eine volksfreundliche Heeresorganisation; vor hundert Jahren waren Scharnhorst, Gneisenau, Boyen auch Antimilitaristen. Was jenen recht war, nehmen wir uns als billig heraus. Wir be⸗ kämpfen das heutige Heeressystem, eil es nur zugeschnitten ist auf die Interessen der herrschenden Klassen, nicht des Volkes. Wir stehen mit unserer ganzen Tätigkeit durchaus auf dem Boden des Rechtes und. 1 Verfassung; darum empört es uns umsomehr, wenn der militäri che Geist uns als moralisch minderwertig hinzustellen sich erdreistet. Wenn die Sozialdemokraten moralisch minderwertig und für dene Heeresdienst nicht brauchbar sind, dann sollte man doch konseguent sein und sie vom Heeresdienst befreien. Aber dann müßte ein Drittel des gegenwärtigen Heeres den bunten Rock ausziehen. Wollte man weiter im Ernstfall die Reserveleute und die Landwehr, die mit ins Feld ziehen, soweit sie Sozialdemokraten sind, als minderwertig Henitchst, weil sie Sozialdemokraten sind, so wäre das doch eine schwere e⸗ leidigung für das deutsche Volk und eine Herabsetzung seiner Stelle in den Augen des Auslandes. Solche Aussprüche müssen doch die Be⸗ geisterung für den Krieg dämpfen. Solange das stehende Heer besteht, werden wir es bekämpfen und seine Beseitigung verlangen. Die For⸗ derung nach einer Miliz stellen nicht nur die Sozialdemokraten, sie finden wir schon bei dem großen Königsberger Philosophen Kant. Das stehende Heer ist ein Machtmittel zur Aufrechterhaltung der Klassen⸗ herrschaft, eine Drohung und eine Waffe gegen die Freiheit des Vater⸗ landes. Aber wir bekämpfen es nicht, indem wir den Kampf in die Kasernen hineintragen und die Soldaten zum Ungehorsam veranlassen, Daß wir die notwendige Disziplin untergraben wollen, das spiegelt Ihnen nur die aufgeregte Einbildungskraft vor. Wir führen dagegen einen öffentlichen Kampf durch die rücksichtsloseste Nufspeckusiß der Mißstände, durch die Gewinnung der Massen, durch die Vermehrung der sozialdemokratischen Mandate im Reichstage und nicht 1.“ desten durch die alljaäͤhrlich hier stattfindende schonungslose Kritik der
Heeresverwaltung. 8 8 . “
Abg. Erzberger (Zentr.): Für uns ist das stehende Hher gsn Machtmittel zur Aufrechterhaltung der Wohlfahrt des Deutschen an als ein Macht⸗
Reiches und des Weltfriedens. Wir sehen es nicht an mittel gegen das Volk, sondern für die Gesamtheit des dG Volkes. An diesem Nutzen eines starken Heeres ünd die Sozial⸗ demokraten nicht am allerwenigsten mit beteiligt. Den Versuch mit der Miliz machen wir nicht mit. Er würde uns viel teurer zu⸗ seeeh kommen. Das Jahr 1870 hat bewiesen, was wir an unserem Heer haben. Leute aus den Reihen der Sozialdemokraten sind es gerade, die davon abraten, wenn die Entscheidung kommt. So hat selbst Bebel dem Führer der Sozialdemokraten Schwedens einst gesagt, die kleinen Staaten müssen aufrecht erhalten werden, dabei gab er 18 den Rat, für eine genügende Landesverteidigung Sorge zu tragen. Er
die Annahme der Militärvorlage große und schwere Lasten auf sich ge⸗ nommen. Wir stehen auf dem Standpunkt, daß diese Vorlage absolut notwendig war.
starke Rüstung hat den Weltfrieden wahren können.
Es ist ein unerhörtes Vorgehen, die Gründe dafür als Schaumschlägerei zu bezeichnen. Die militärische Entwicklung im Jahre 1913 und 1914 hat unsere Auffassung bestätigt. Nur unsere ke Viele waren Zeit von drei Monaten am 1. Oktober
weifelhaft, ob in der kurzen d- . Ues Heute können wir mit be⸗
1913 alles vollendet dastehen würde. ute nit be rechtigtem Stolz darauf hinweisen, daß die. deutsche Heeres⸗ organisation sich dabei auf das glanzendste bewährt hat. Es ist besonders anzuerkennen, daß dies ohne jede Erschütterung des wirtschaftlichen Lebens und kaum merkbar für das Volk vor sich ging. Man darf dabei nicht außer acht lassen, welche Schwierigkeiten andere Nationen dabei gehabt haben. Das geht soweit, daß solche Nationen heute das noch nicht durchgeführt haben, was sie vor uns bewilligt haben. Das ist ein weiterer Grund zur Genugtuung und zum Stolze. Aber auch andere Kreise der Bevölkerung, ganz besonders unsere Industrie, hat in der knappen Zeit mitgearbeitet, daß bis zum 6. Oktober alles restlos durchgeführt werden konnte. Diese. rasche Durchführung gab ebenso wertvolle Garantien für die Erhaltung des Weltfriedens. Wir haben allerdings die Militärvorlage mit verschiedenen Hypotheken be⸗ lastet. Die Militärverwaltung hat unseren Resolutionen kein glattes Nein entgegengesetzt. Auch die Sozialdemokraten sollten nicht vergessen, daß innerhalb 9 Monate das Verlangte nicht restlos durchgeführt werden kann. Kein Baum fällt auf den ersten Hieb. Durch solche Be⸗ hauptungen schädigt man die parlamentarische Arbeit ganz ungemein, Für eine ganze Menge von Resolutionen sind Vorarbeiten⸗ eingeleitet worden, eine ganze Menge sind bereits erfüllt worden. So hat man den Wunsch auf Hinausschiebung des Termins für die Stammrollen erfüllt. Ich bedaure, daß eine Reihe von Wünschen nicht erfüllt ist, aber wir werden sie erneut besprechen und zur Beschlußfassung bringen. Auf jeden Fall hat die Heeresverwaltung hierbei den guten Willen ge⸗ zeigt. Die Urlaubsverhältnisse sind verbessert worden. Jeder Soldat kann jetzt einmal auf Reichskosten nach seiner Heimat fahren. Das muß dankbar anerkannt werden, ebenso daß die Reservisten während der Erntezeit nicht zur Uebung eingezogen werden. Das ist ein großer Erfolg für unsere Landwirtschaft. Das Beköstigungsgeld ist für die Mannschaft von 16 auf 19 Pfg. täglich im Etat erhöht worden. Diese Fortschritte zeigen, daß man sich bemüht, weiter zu kommen. Der Vorredner hat gesagt, im Heere gäbe es 200 000 Sozialdemo⸗ kraten. Seine Rechnung war völlig falsch. Das Land stellt doch weit mehr Soldaten als die Großstädte, und das Landvolk ist noch in der Hauptsache so verständig, nicht sozialdemokratisch zu⸗ sein. Oder glauben Sie, daß alle jungen Leute mit 19, 20 Jahren Sozialdemokraten sind? Nein, sie werden es infolge des Fabrikterrorismus. Ich bin überzeugt, daß unter unseren jungen Soldaten keine 20 000 reine Sozialdemo⸗ kraten sind. Das sage ich zur Ehre des deutschen Heeres. Diese An⸗ erkennung verhindert mich nicht, Wünsche zugunsten der Mannschaft hier zum Ausdruck zu bringen. Die Zahl der Soldatenmißhandlungen befindet sich leider nicht in dem gewünschten Rückgang. Im letzten Jahre ist die Zahl der Mißhandlungen gestiegen. Auf dem Kasernenhofe geht es ja anders zu als im Ballsaal. Man kann auch nicht jedes Wort auf die Goldwage legen. Aber die gehäuften Soldatenmißhandlungen müssen die Aufmerksamkeit des Kriegs⸗ ministers erregen. Sie sind nicht durchweg auf die Vorgesetzten zu⸗ rückzuführen; es beteiligen sich daran auch die älteren Mannschaften. (Zuruf bei den Sozialdemokraten.) Brutale Menschen gibt es auch im Zukunftsstaat. Die Vorgesetzten ärgern sich über die Dummheit und Ungeschicklichkeit der Soldaten; dies erklärt, rechtfertigt aber nicht die Mißhandlungen. Durch eine strenge Kontrolle der Offiziere und Unteroffiziere kann aber den gehäuften Mißhandlungen sehr wohl be⸗ gegnet werden. Unter den Unteroffizieren ist doch die Zahl derjenigen, die Mißhandlungen begehen, zurückgegangen. Das ist anzuerkennen. Der Kriegsminister würde sich unsern Dank erwerben, wenn er auf diesem Gebiete streng durchgriffe. Die Zahl der Fehlstellen der Unter⸗
offiziere ist erfreulich zurückgegangen. Viele junge Leute haben kapi⸗ tuliert, weil sie sich sagten, daß sie in der Industrie keine Verwendung finden. Das kann sich aber leicht ändern. Dem muß durch ent⸗ sprechende Maßnahmen entgegengetreten werden. Der Etat sieht schon einige Maßregeln in diesem Sinne vor durch Erhöhung der Bekösti⸗ gungsgelder usw. Es sollte dafür gesorgt werden, daß die Unteroffiziere, die 3 bis 4 Jahre gedient haben, ihre eigenen Stuben in den Kasernen bekommen. Dann muß die Zivilversorgung der Unteroffiziere ver⸗ bessert werden. Die Stärke des Unteroffizierkorps liegt in der Güte der Zivilversorgung. Die Hebung des Unteroffizierkorps selbst wird erheblich dazu beitragen, die Zahl der Soldatenmißhandlungen zu ver⸗ mindern; dazu dient eine bessere Bildung und Erziehung. Einen großen Einfluß hat hier auch der betreffende Kompagniechef durch eine ent⸗ sprechende erzieherische Einwirkung. Wenn der Unteroffizier von oben herab behandelt wird, so tut dieser es auch gegenüber den Gemeinen. Was die Offiziere betrifft, so ist es erfreulich, daß die Zahl der Fehl⸗ stellen so gewaltig zurückgegangen ist. In drei, vier Jahren werden die Fehlstellen vielleicht ganz verschwinden. Ich bitte den Minister, mit aller Energie Maßnahmen zu treffen, um dem Duellzwang ent⸗ gegenzutreten. Das wäre auch ein Mittel zur Beseitigung der Fehl⸗ stellen. Sehr groß ist die Zahl der Fehlstellen im Sanitätskorps. Die Sanitätsoffiziere sind überlastet. Die große Zahl der Fehlstellen ist viel⸗ leicht darauf zurückzuführen, daß sie nicht gut genug gestellt sind. Politik im Heere, im Offizierkorps wollen wir nicht haben, sie ist ein Fluch für jede Armee. Ich verweise, auf Frankriech. Der Kriegs⸗ minister sollte streng an der Vorschrift festhalten, daß Offiziere in politische Versammlungen nicht gehen dürfen. Der Wehrverein ist ein politischer Verein, da dürfen keine Offiziere hin. Die Betätigung mancher verabschiedeter Offiziere grenzt nachgerade an Gemeingefähr⸗
lichkeit. Die Herren sehen überall Lücken und Löcher in unserer Armee⸗ organisation. Jedenfalls darf ihrer, Kundmachung kein amtlicher oder halbamtlicher Anstrich gegeben werden. Für die Masse des Volks kommt in der nächsten Zeit in bezug auf die Wehrvorlage ja erst das dicke Ende nach. Der General Keim hat keine Ursache, sich als Vater der Militärvorlage von 1913 zu betrachten. Die neuesten Lasten ver⸗ langen ein solches Maß von Opferfreudigkeit von dem deutschen Volke, daß eine Ruhepause wohl am Platze ist. Was das Pressereferat im Kriegsministerium betrifft, so wollen wir dem Kriegsminister nicht die Möglichkeit entziehen, mit der Presse in⸗ Verbindung zu treten. Wir befürchten aber, daß ein solches Amt sich auch unter Umständen in Wahlkämpfe einmischt. Der Minister hat einmal erklärt, daß er dafür sorge, daß es sich unter keinen Umständen parteipolitisch betatigt. Die Erfahrungen von 1910 müssen uns warnen. Eine Nachrichtenstelle wollen wir dem Kriegsminister nicht verweigern; nur ein politisches Pressereferat wollen wir nicht. Der neue Etat ist ja mit großer Spar⸗ samkeit aufgestellt. Die Mehrausgaben von 109 Millionen fallen zum größten Teil auf die beiden vorigen Wehrvorkagen; die eigentliche Mehrausgabe beträgt nur 7 Millionen. Mit dieser Anerkennung will ich dem Sparsamkeitssinn des Kriegsministers keine Zügel anlegen. Dies könnte sich namentlich bei Bauten zeigen. Der Kriegsminister mag dafür sorgen, daß die Offiziere, die in den Baudezernaten zu ent⸗ scheiden haben, immer wieder in das praktische Leben hinauskommen; die Herren brauchen und sollen nicht das ganze Jahr im Kriegs⸗ erium sitzen. hh Psäen. rmann (nl.): Auch wir sind nach wie vor davon überzeugt, daß die große Wehrvorlage eine Notwendigkeit war, und daß sie im Interesse des Weltfriedens gewirkt hat. Die politische Situation des Jahres 1914 ist nicht leichter als diejenige vor der großen Wehrvorlage. Wir sehen die internationale Spannung. an⸗ halten. Es vollzieht sich eine gewisse Weltaufteilung; daher die Ver⸗ mehrung der Reibungsflächen. Wenn Sie den Spannungen nach⸗ gehen, die das Einschreiten Deutschlands in die Kolonialpolitik, insbesondere gegenüber England, bis in die jüngste Zeit nach sich ge⸗ zogen hat, wenn Sie sich der jüngsten Verhandlungen der Budget⸗ kommission über die auswärtigen Angelegenheiten erinnern, so werden Sie diese Behauptung bestätigt finden. Wollen wir nicht zu einer Macht zweiten oder dritten Ranges zurücksinken, so müssen wir auch die Spfer bringen, die zur Aufrechterhaltung unserer Weltmachtstellung nötig sind. Das beste, das bestausgebildete Heer ist für diese Forde⸗ rung gerade gut genug, und nie wäre eine Zeit für die Ausführung
obersten Kriegsherrn bewogen haben, sich den gioen Frift sihen herauszusuchen, geht uns gar nichts an, und von den ersten Amts and⸗ lungen des neuen Kriegsministers habe ich keineswegs den unvorteil⸗ haften Eindruck, den der erste Redner hier als den seinen vorgetragen hat. Das Jahr 1911 hat uns eine Militärvorlage gebracht, das Jahr 1912 desgleichen; gerade aus dem Mißbehagen im Bolke über die Un⸗ durchsichtigkeit der Vorgänge auf dem Balkan usw. ist auch die Agita⸗ tion des Wehrvereins herausgewachsen. Und daß die Offiziere, die der Abg. Schulz angegriffen hat, nur aus patriotischen Motiven mit ihrer Meinung in die Oeffentlichkeit treten, wird doch nicht bezweifelt werden. Wir müssen uns freuen, daß wir O. ffiziere haben, die, wie der General von Bernhardi, unermüdlich für die Vervollkommnung und Steigerung der Leistungsfähigkeit unserer Armee sich ins. Zeug legen. Der Militärverwaltung zolle auch ich unbedingten Beifall für die Durchführung des großen Werkes der neuen Wehrvorlage. Wir freuen uns über das ständige Zurückgehen der Manquements in den Offizier⸗ stellen. Aus allen Gebieten des Mittelstandes wenden sich mehr und mehr junge Leute, die das Abiturientenexamen gemacht haben, dem Offizierstande zu; die Budgetkommission hat darüber sehr interessante Zahlen erhalten; sie zeigen, daß z. B. die Behauptung, daß Söhne von Unteroffizieren von der Annahme ausgeschlossen werden, nicht zutrifft. Was den Unteroffizierersatz betrifft, so bin ich mit dem Abg. Erzberger der Meinung, daß es da hauptsächlich auf die Sicherung der Zukunft der gedienten Unteroffiziere ankommt. Wenn unsere Industrie blüht und gedeiht, ist der Anreiz für die Unteroffiziere, abzugehen und in den Industriedienst überzugehen, naturgemäß sehr groß. Und es wird Sache der Militärverwaltung sein, hier rechtzeitig und ausreichend ein Paroli zu bieten. Die Aufenthalts⸗ und Gesellschaftsräume für die Unter offiziere haben an Behaglichkeit und Annehmlichkeit ganz außerordent⸗ lich gewonnen, und sie unterscheiden sich heute ganz wesentlich von denen, wie sie zu der Zeit, da ich Militärdienst tat, gewesen sind. Die Auf⸗ wandsentschädigungen für kinderreiche Familien sind, wie bekannt ge⸗ worden ist, hier und da mit Beschlag belegt worden. Das ist natürlich nicht unsere Absicht gewesen. Wenn unser Wille und der Wille der Regierung zum Ausdruck kommen soll, der diese Beschlagnahme aus schloß, dann kann dem nur durch ein Gesetz abgeholfen werden. Die neue Kabinettsorder, betreffend den Waffengebrauch der Militär gewalt, muß als ein Fortschritt anerkannt werden. Es wäre ja viel leicht besser gewesen, wenn ein besonderes Gesetz erlassen würde; aber der Fortschritt ist tatsächlich unverkennbar, ein Einsperren von Zivi⸗ listen in den Pandurenkeller, wie es in Zabern geschah, ist nach dem neuen Wortlaut nicht mehr möglich. Was die äußeren Umstände angeht, über deren Unbestimmtheit der Abg. Schulz Klage führte, so hat sich darüber der Kanzler im Reichstage ausführlich geäußert. Die rechtsstehende Presse hat ja sofort Klage darüber erhoben, daß in der neuen Order wertvolle Rechte des Militärs aufgegeben wor den seien. Sehr schmerzlich ist es ja und bedauerlich, daß wir immer wieder von schlimmen Soldatenmißhandlungen hören müssen; sehr bedauerlich namentlich wegen des bösen Eindrucks, den diese Miß⸗ handlungen und die Berichte darüber im Auslande machen. Aber diese Mißhandlungen dem Militärsystem zur Last zu legen, ist ganz falsch. In dem einen Teil der Fälle ist die Ursache ein gewisse Sadismus, derartige Vorgesetzte werden vielfach viel zu lange bei der Fahne behalten. Hier muß der Kriegsminister eingreifen. Ein an⸗ derer Teil ist auf den Aerger der älteren Leute zurückzuführen, die ihre Rache an den jungen Mannschaften nehmen, die irgend eine Uebung verhunzt oder verschandelt haben. Die energischen Worte des baye⸗ rischen Kriegsministers gegen die Mißhandler haben auch mir sehr gut gefallen; ich bin überzeugt, daß der preußische Kriegsminister von denselben Anschauungen getragen ist. Ich möchte wünschen und hoffen, daß es der Energie der Kompagnie⸗ und Eskadronchefs gelingt, immer mehr Mißhandlungen aus ihren Abteilungen herauszubringen. Die Kommission hat das Pressereferat abgelehnt. Ich glaube, daß man wird versuchen müssen, eine Verständigung herbeizuführen. Es ist doch für uns alle bemerkenswert, wie energisch sich die Presse für dieses Referat einsetzt. Sie war doch offenbar mit dieser Einrichtung zufrieden, und ich glaube, daß wir in der zweiten Lesung hier einen Ausweg finden müssen. Aehnlich ist es mit der Auskunftsstelle. Auch hier ist der Wille vorhanden, doch in irgend einer Weise den Ge danken zu verwirklichen. Es ist ja schließlich derselbe Gedanke, der in der Zivilversorgung der Unteroffiziere zum Ausdruck kommt. Wie man dem Unteroffizier zeigen will, was aus ihm nach seiner Dienst zeit wird, so müssen wir auch für den Offizier eine Auskunftsstel
schaffen, an die er sich wenden kann. Das ist ganz besonders f 8 solche Offiziere nötig, die in den Grenzgarnisonen stecken und für alle solche, die keine Beziehungen haben. Die Frage, die Kavallerie⸗ verbände schon im Frieden herzustellen, ist ja vom Vorgänger des Kriegsministers stets bekämpft worden. Wie notwendig starke Kavalleriemassen für uns sind, ganz besonders in den Grenzbezirken, das beweist uns Frankreich und Rußland. Es ist deshalb gut, wem für diese Verbände der Führer schon im Frieden ernannt wird und Friedensübungen abhalten kann, damit er seine späteren Untergebenen im Kriege und seine Mannschaften kennen lernt. Auf diesem Gebiete sind wir den Franzosen hinsichtlich der Organisation unterlegen. Vorn höchster Bedeutung ist auch die weitere Ausbildung des Intendantur wesens. Es spielt bei den Riesenheeren, die heute in Erscheinung treten, eine ganz besondere Rolle und kann beim Versagen unter Un ständen geradezu zu Katastrophen führen. Es ist deshalb unabwendba notwendig, für die kriegsmäßige Ausbildung der Intendanturoffiziere zu sorgen. Nur dann kann im Mobilmachungsfalle der Apparat funk tionieren. Notwendig ist auch eine weitere Fürsorge für die Zahl meister. Wenn man bedenkt, welches Kapital auch ein solcher, nehmen wir z. B. ein Kavallerieregiment, für seine Ausbildung aufwenden muß, dann wird man ohne weiteres zugeben, daß hier manches ge befhert werden kann. Solchen Leuten müßte auf jeden Fall ein besse res Avancement eröffnet werden. In der Richtung des Offizier ersatzes für den Train könnte auch noch mehr als bisher geschehen Bei den Sanitätsoffizieren handelt es sich nicht nur um Gehal fragen, sondern vor allem darum, ob es dem Kriegsminister gelingt ihnen in allen Regimentern die ihnen gebührende soziale Stelle zu verschaffen. Die Militärverwaltung hat sich bei der Ausführung de Militärvorlage geradezu musterhaft gezeigt. Es ist ihr trotz manche Schwierigkeiten, so z. B. bei der Unterbringung der Mannschaften gelungen, aller Hindernisse Herr zu werden. Dies konnte aber nur geschehen, weil in der Verwaltung ein energischer, militäxischer Geist herrscht, der unverdrossen an die Ausführung herangeht. Das deutsche Volk hat volles Verständnis gezeigt für die Wege, die in der Wehr⸗ vorlage vorgezeichnet waren. In den weitesten Schichten des deutschen Volkes ist man überzeugt, daß wir mit der Annahme der Vorlage das Richtige getroffen haben, und zwar auch im Sinne der Aufrecht⸗ erhaltung des Weltfriedens. .
Abg. Dombek (Pole) bringt unter Hinweis auf mehrere Pro⸗ zesse Beschwerden über schlechte Behandlung der polnischen Soldaten durch ihre Vorgesetzten vor. Die polnischen Rekruten würden ihrer Nationalität wegen oft schlechter behandelt als die deutschen und mit Schimpfworten belegt. Die polnischen Reservisten würden auf den Kontrollversammlungen von den Offizieren beschimpft. Bei dieser schlechten Behandlung spiele die Unkenntnis des Polnischen eine nicht un⸗ erhebliche Rolle. Der Redner beschwert sich weiter über die ungenügende Pastorierung der polnischen Mannschaften und verweist auf die Tätig⸗ keit der Hakatisten und ihren Einfluß auf die Militärverwaltung hin⸗ sichtlich der Boykottierung polnischer Gastwirte und Geschäftsleute. Die Heeresverwaltung sollte von den Hakatisten entschieden abrücken. Wie es scheine, seien von Amts wegen Schritte getan, die Polen von Lieferungen für das Heer auszuschließen. Ein junger Pole, der sich bei einem Artillerieregiment freiwillig gemeldet habe, sei wegen seiner Nationalität zurückgewiesen worden. Konsequenterweise 1ne6e man dann die polnischen Rekruten überhaupt aus der Armee aus chließen. Jedenfalls würden sie aus Germanisierungsgründen in die entfertesten Gegenden des Reichs geschickt. Angesichts solcher Tatsachen müßten die Polen zu der Meinung kommen, daß von der Gerechtigkeit in Preußen nicht viel zu halten sei.
Hierauf wird um 6 ½ Uhr die weitere Beratung auf Mitt⸗ wochna chm ittag 2 Uhr vertagt.
sprach dabei aber nicht von einer Miliz. Unseren Bestand he. uns keine Großmacht. Das deutsche Volk hat im vorigen Jahre durch
des Milizgedankens ungeeigneter als die jetzige. Welche Gründe den