Königreich Preußen.
Seine Majestät der König haben Allergnädigst geruht: den Landrat von Heppe in Fraustadt zum Ober⸗ regierungsrat und den bisherigen Seminardirektor Dr. Albert Sieke aus Merseburg zum Regierungs⸗ und Schulrat zu ernennen sowie dem Geheimen Rechnungsrevisor bei der Oberrechnungs⸗ kammer, Rechnungsrat Baer den Charakter als Geheimer Rechnungsrat und den Geheimen Rechnungsrevisoren bei derselben Behörde Brehmer, Ullmann, Kullmann, Helmerking und Langefeld den Charakter als Rechnungsrat zu verleihen.
1“
Seine Majestät der König haben Allergnädigst geruht: den Sanitätsräten: Dr. Gerhard Berthold in Ronsdorf, Dr. Malwin Bial in Striegau, Dr. Richard Bourwieg in Berlin, Dr. Albert Dahmann in Elberfeld, Dr. Karl Didolff in Düren, Dr. Robert Engel in Friedland i. Schl., Dr. Wilhelm Finger in Nörten, Dr. Viktor Hahn in Königs⸗ Wusterhausen, Dr. Erich Hermes in Oschersleben, Dr. Otto Huth in Stendal, Dr. Johann Menne in Zehden N.⸗M., Dr. Jakob Metz macher in Monheim, r. Wilhelm Michaeli in Schwiebus, Dr. Ernst Müller in Hildesheim, Dr. Heinrich Müller in Halberstadt, Dr. Karl Niclou in Frankfurt a. O., Dr. Hans Poetschki in Schönsee, Westpr., Dr. Karl van Roßum in Kleve, Dr. Anton Schmitz in Dortmund, Dr. Ludwig Ernst Sieckel in Bleicherode, Dr. Louis Streisand in Berlin, Dr. Wilhelm Strube in Lasko⸗ witz i. Schl., Dr. Karl Zeh in Hanau und dem Arzt, Pro⸗ fessor Dr. Franz Engel⸗Bey in Kairo den Charakter als Ge⸗ “ ““ “
en Aerzten: Dr. Simon Adler in Berlin⸗Pankow, Dr. Ernst Asch in Frankfurt a. M., Dr. Martin Fanfo, in Asunciön (Paraguay), Dr. Max Baentsch in Brebach, Dr. Gerhard Bakker in Emden, Dr. Wilhelm Barbrock in Westenfeld, Dr. Karl Bardorff in Frankfurt a. M., Dr. Adolf Bernstein in Oschersleben, Dr. Felix Blumenfeld in Wiesbaden, Dr. Paul Bohnstedt in Berlin⸗Schöneberg, Dr. Julius Boldt in Altona, Dr. Emil Bormann in Stettin, Dr. Johannes Bremer in Beverungen, Dr. Friedrich Brüning in Paderborn, Dr. Leo Bruski in Karthaus, Wpr., Dr. Arthur D us in Berlin, Dr. Richard Dönhoff in Solingen, Dr. Karl Eickenbusch in Hamm, Dr. Alfred Engelhard in Berlin, Dr. Wilhelm Falken⸗ berg in Berlin⸗Lichtenberg, Oberarzt an der städtischen Irren⸗ anstalt Heisberge, Dr. Theodor Feldhaus in Düsseldorf, Dr. Bernhard Fervers in Mülheim (Reg.⸗Bez. Koblenz), Dr. Felix Finder in Breslau, Dr. Walter Furthmann in Altona, Dr. Karl Gerson in Zehlendorf, Dr. Heinrich Gerwin in Grenzhausen, Dr. Gustav Hartmann in Danzig, Dr. Josef Heermann in Essen (Ruhr), Dr. Franz Heinelt in Dittersbach i. Schl.,, Dr. Anton Hennewig in Mayen, Dr. Ludwig Herzog in Berlin⸗Schöneberg, Dr. August Huneke in Düsseldorf, Dr. Wilhelm Kabelitz in Barby, Dr. Emil Kindt in Greifswald, Dr. Louis Kleffmann in Dortmund, Dr. Franz Knoche in Hüsten, Dr. Karl Knörr Direktor der Landesirrenanstalt in Teupitz, Dr. Friedrich Koch in Berlin, Dr. Karl Königsdorf in Berlin, Dr. Urban Kuczora in Gleiwitz, Dr. Ernst Laaser in Eilen⸗ burg, Dr. Julius Lammers in Heide, Dr. Reinhold Ledermann in Berlin, Dr. Viktor Lehmann in Schlachtensee, Dr. Adolf Liebenam in Burg b. M., Dr. Julius Loew in Thale a. H., Dr. Albert Lorenz in Münsterberg i. Schl., Dr. Johann Lubinus in Kiel, Dr. Wilhelm Lüsebrink, Direktor der Provinzial⸗ Hebammenlehranstalt in Bochum, Dr. Andreas Mahler in Breklum, Dr. Ludwig Marcus in Iserlohn, Dr. Isidor Meyer in Greifenhagen, Dr. Eduard Meyhöffer in Luckau, Dr. Johannes Monse in Olbersdorf i. Schl., Dr. Sigismund Moses in Warmbrunn i. Schl., Dr. Otto Müller in Mett⸗ mann, Dr. Viktor Mysliwiec in Breslau, Dr. Ernst Nier⸗ mann in Crefeld, Dr. Josef Noethen in Koblenz, Dr. Fritz Pandt in Finsterwalde, Dr. Max Pietsch in Praust, Dr. Mathias Quos in Camp, Dr. Adolf Riebeth, Direktor der Landesirrenanstalt in Landsberg a. W., Dr. Erich Rie mann in Pforta, Dr. Heinrich Robbers in Gelsenkirchen, Dr. An⸗ dreas Friedrich Robert in Kiel, Dr. Otto Rudolph in Magdeburg, „Dr. Karl Schartau in Stendal, Dr. Karl Schloeßer in Hochstüblau, Dr. ö in Spandau, Andreas Schmitz in Aachen, r. Wilhelm Schröder in Pasewalk, Dr. Heinrich Schütt in Segeberg, Dr. Karl Schütze in Bad Kösen, Dr. Hermann Seemer in Menglinghausen, Dr. Karl Seidler in Guben, Dr. Adolf Siebert in Carlshafen, Dr. Leo Silberstein in Berlin⸗Schöneberg, Dr. Eduard Stein in Recklinghausen, Dr. Karl Steppetat in Kreuznach, Dr. Hermann Stern in Iu Dr. Heinrich Strohe in Cöln a. Rhein, Dr. Fritz heodor in Königsberg i. Pr., Dr. Wilhelm Tillmann in Emden, Dr. Theodor Vagedes in Blumenthal (Reg.⸗Bez. Aachen), Dr. Eugen Voswinkel in Berlin⸗Schöneberg, Dr. Alfred Weischer in Hamm i. Westf., Dr. Ferdinand Wens in Bad Nauheim, Dr. Richard Wesenberg in Beyenburg, Dr. Oskar Wickel in Dirschau, Dr. Viktor Winckler in Breslau, Dr. Paul Wirz in Barmen, Dr. Isidor Wolff in Danzig, Dr. Adolf Wollenberg in Königsberg i. Pr., Dr. Hermann Zilleßen in Völklingen, Dr. Robert Zilleßen in Düsseldorf und Dr. Otto Zimmermann in Barmen Charakter als Sanitätsrat zu verleihen. “
Ministerium der geistlichen und Unterrichts⸗ angelegenheiten.
Der Regierungs⸗ und Schulrat Dr. Sieke ist der 2 2 . n⸗ 8 a. e⸗ gierung in Maägdeburg überwiesen worden. — 5
Der bisherige Kreisschulinspektor im Nebenamte, Pfarrer Liz. Karl Brauer aus Grüsen, Kreis Frankenberg, nf zum Kreisschulinspektor in Saarbrücken ernannt worden.
Ministerium für Landwirtschaft, Domänen und Forsten.
Der Oberregierungsrat von Heppe ist dem Präsibenten
der Ansiedlungskommission in Posen als erster Oberregierungsrat zugeordnet, 3
dem Oberförster Siewert in Sigmaringen ist die Ober⸗
försterstelle Lanskerofen übertragen worden.
8 8
Preußen. Berlin, 14. Mai 1914.
Seine Majestät der Kaiser und König nahmen gestern mittag im Königlichen Schlosse in Weeigabnah den Vortrag des Chefs des Militärkabinetts, Generals der Infanterie Neigpem von Lyncker und heute vormittag den des Chefs des 8 e“ Wirklichen Geheimen Rats von Valentini ent⸗
Der Bundesrat versammelte sich heute zu einer Plenar⸗ sitzung; vorher hielten der Ausschuß für Handel und Peröar⸗ der Ausschuß für Justizwesen sowie die vereinigten Ausschüsse ““ und für Eisenbahnen, Post und Telegraphen
88
— “ 8 Laut Meldung des „W. T. B.“ sind am 12. Mai S. „Hohenzollern“ in Gibraltar und S. M. Tpdbt. „S. 90“ in Tsingtau, am 10. Mai S. M. S. „N. ürnberg“ in Mazatlan und am 13. Mai S. M. Flußkbt. „Tsingtau“ in Kongmoon eingetroffen.
1XX4.*“ v 8
Die Kammer der Abgeordneten hat in ihrer gestri Sitzung, wie „W. T. B.“ meldet, die nh de dee e demokraten und Liberalen, betreffend die Aenderung des bayerischen Landtagswahlgesetzes durch Einführung der Verhältniswahl, abgelehnt und einstimmig die Nach⸗ tragsforderung der Regierung, wonach die Dampfschiff⸗ fahrt auf dem Starnberger See vom 1. Januar 1915
ab verstaatlicht wird, angenommen. ““
Sachsen.
Bei der Beratung des Etatskapitels „Direkte Steuern“ gab in der gestrigen Sitzung der Kammer der Finanzminister v. Seydewitz eine Erklärung ab, worin er, wie „W. T. B.“ meldet, sein Bedauern ausdrückte, daß der Staat nicht mehr uneingeschränkter Herrscher im eigenen Hause auf dem Gebiete der direkten Steuern sei und bei jeder eventuellen Aenderung der Steuergesetzgebung auf die Reichs⸗ gesetze Rücksicht genommen werden müsse. Der Minister sprach sich sodann entschieden gegen die Anträge auf Fortfall der unteren Steuerklassen aus und betonte, daß die Pflicht des Steuerzahlens mit dem Wahlrechtsgebrauch verbunden bleiben müsse. Der Minister machte sodann Mitteilungen über die 11“ Ee in Sachsen.
seien im nigrei achsen 60 077 Personen der Erklärung für die „Wehrsteuer 88 8 Whase hätten 94,93 % die Erklärung rechtzeitig abgegeben, 2,20 % hätten um Verlängerung nachgesucht, und 2,87 % hätten die Frist zur Ab⸗ gabe versäumt. Das Ergebnis des Wehrbeitrags könne bis jetzt noch nicht genau angegeben werden, immerhin könne er mit⸗ teilen, daß in Sachsen etwa 75 Millionen an Wehrbeitrag ein⸗ kommen würden. Diese Ziffer entspreche nicht ganz den Er⸗ wartungen, die das Finanzministerium gehegt habe. Was den Einfluß des Wehrbeitragsergebnisses auf die Einkommensteuer an⸗ belange, so müsse festgestellt werden, daß die Einkommensteuer sich um einen geringen Bruchteil erhöht habe. Die genauen Ziffern könne er noch nicht angeben, jedoch sei von den goldenen Bergen, die man sich in manchen Kreisen von dem Wehrbeitrag versprochen habe, nichts zu verspüren. Dies sei ein erfreuliches Zeichen dafür, daß bisher in Sachsen jeder Staatsbürger seine Steuerpflicht erfüllt habe. Aller⸗ dings seien einzelne Fälle von Steuerhinterziehung bekannt geworden. Ueber diese habe sich das Ministerium genaue Berichte erstatten lassen um dadurch zugleich einen Ueberblick über die Wirkung des General⸗ e 1 Fedensele, I“ erklären, daß die Steuer⸗ ungen auf alle en des .
Arm und Reich, verteilten. v11X Im weiteren Verlaufe der Sitzung lehnte die Kammer den sozialdemokratischen Antrag auf Fortfall der vier untersten Steuerklassen gegen 27 sozialdemokratische Stimmen ab. Da⸗ gegen wurde der fortschrirtliche Antrag auf Fortfall der zwei untersten Steuerklassen ohne Beeinträchtigung der politischen Rechte mit 48 gegen 27 Stimmen der Rechten an⸗ genommen. b
Baden.
In der Zweiten Kammer des Landtags, der gestern die Beratung des Kultusetats beendete, gab ““ Dr. Böhm zur Frage der Aufhebung des Jesuiten⸗ gesetzes und der Zulassung von Männerklöstern laut Meldung des „W. T. B.“ folgende Erklärung ab:
Die Regierung sei nicht in der Lage, einer Aufhebung des Jesuttengesetzes zuzustimmen, werde aber bei der Interpretation des Gesetzes im Bundesrat mitwirken. Was die Zulassung von Männer⸗ klöstern in Baden betreffe, so hätten sich die Nationalliberalen haupt⸗ sächlich aus volkswirtschaftlichen Gründen dagegen ausgesprochen. Gegen eine solche Zulassung seien 92 scharfe Proteste bei der Re⸗ gierung eingegangen, woran sie nicht achtlos vorübergehen könne. Er “ “ mit der Kurie eintreten und
riedlichem Geiste fuhren als treuer Freun Kirche.
aber als die Kirche stehe ihm noch der Ger v1“ Im weiteren Verlaufe der Sitzung nahm die Kammer in namentlicher Abstimmung mit 49 gegen 15 Stimmen den Ge⸗ setzentwurf, betreffkend Aufbesserung gering besoldeter Pfarrer aus Staatsmitteln, an. In diesem Entwurf sind an lagtlichen T“ Pfarrer 300 000 ℳ, für atholische Pfarrer 35 ℳ und für altkatholi ;
8600 ℳ vorgesehen. b “
Oesterreich⸗Ungarn. Ueber das Befinden des Kaisers besagt der gestri Abendbericht: — sag In den katarrhalischen Erscheinungen läßt sich bei Seiner Majestät -2 1“ E13“ Der übrige Befund ist na e vor zufriedenstellend. Der Kaise t te di Eö aiser hat heute die gewöhnlichen — In dem vom Marquis Bacquehem im Ausschuß für auswärtige Angelegenheiten der Ungarischen Delegation erstatteten Bericht über den Voranschlag des Cö“ des Aeußern heißt es, wie „W. T. B.“ meldet: Der Ausschuß habe mit Genugtuung festgestellt, daß es d Bemühungen des Ministers des Aeußern gelungen sei, 11“
angehörigkeit
. während der Balkankrisen als Schutz und Schirm de friedens bewährt. Die häufigen “ 8. Süü- Kaiser bezeugen, daß das Bündnis mit dem Deutschen Reich auch von den innigsten persönlichen Beziehungen der Herrscher ge⸗ tragen werde. Die Begegnung von Abbazia werde von der öffent. lichen Meinung Oesterreich⸗Ungarns und Italiens sympathisch begrüßt Durch die Botschaften der beiden Minister aus Abbazia an den deutschen Reichskanzler sei Deutschland gleichsam zum Zeugen dafür angerufen worden, daß Wien und Rom mit einander einig se und es werde dadurch das Festhalten an der gegenwärtigen Richtlinie, von der das Communiqué aus Abbazia gesprochen habe, bekräftigt. Die voll⸗ kommene Harmonie, in der der Dreibund in seinen friedlichen Bestre⸗ bungen vorgegangen sei und noch vorgehe, berechtige zu der Hoffnung auf eine Regelung. aller noch schwebenden Orientangelegenheiten. Wenn dem Konflikt in Epirus ein Ende gemacht sein werde, werde der Rest der Balkankrise erledigt sein. Das Einvernehmen der Dreibundmächte habe dann wiederum zur Erhaltung des Friedens wesentlich beige⸗ tragen. Manche von den Interessengegensätzen, die die Monarchie von Rußland getrennt hätten, beständen nicht mehr. Rußland habe an so vielen Punkten der Erde Unternehmungen, die seinen Ehr⸗ geiz befriedigen könnten, und könne sich auf dem Balkan zurückhalten, wo andere als wirtschaftliche Erfolge ohne einen europäischen Krieg nicht zu holen seien. Die Völker hätten ein großes Ruhebedürfnis, und Europa könnte sich der Pflege des Wohlstands hingeben, wenn nicht manche Vorgänge die Sorge immer wieder aufscheuchten. Dennoch habe man nicht die Empfindung einer nahen Gefahr. Aber der Eindruck bleibe, daß Rußland seinen diplomatischen Einfluß durch militärische Vorkehrungen unterstützen wolle, und daß es dieses geräuschvolle Auftreten brauche, um für die Reizbarkeit im Innern ein Ventil nach außen zu öffnen Nach Mitteilung aus amtlichen Kreisen stehe man allerdings an den maßgebenden Petersburger Stellen den kriegerischen Aeußerungen der dortigen Presse vollkommen fern und spreche ihnen jede Berechtigung ab. Die Ausführungen des französischen Ministerpräsidenten, in Pelchen, er, der h r ge b e 85 österreichisch⸗ungarischen ennung gezo abe, habe . dac gemaht g gez auch in St. Petersburg Ein ezüglich der wirtschaftlichen Fragen führt der Bericht aus: Na den Erklärungen der deutschen Reichsregierung habe Ieiagtenas⸗ was die Absicht, seine Tarifverträge zu kündigen. Wenn die anderen Staaten dies aber täten, so werde Deutschland seine wirtschaft⸗ lichen Interessen verteidigen. Deutschland sei der Meinung, daß es bei seinen Tarifverträgen gut abgeschnitten und eine große Enttäuschung dabei nicht erlebt habe, und daß sich etwas besseres nicht leicht werde erzielen lassen. Die Stellungnahme der deutschen Regierung in der Frage der Erneuerung der Handelsverträge sei an⸗ gesichts des enormen Aufschwungs der deutschen Erzeugung und des Handels unter dem gegenwärtigen Zollregime, angesichts der beispiel⸗ losen technischen und industriellen Fortschritte erklärlich. Deutsch⸗ land möchte es gerne vermeiden, sich auf handelspolitische Experi⸗ mente einzulassen. Für Oesterreich⸗Ungarn wäre die einfache Verlängerun seines Handelsvertrages mit dem Deutschen Reiche schon mit Rücksicht auf die Verschiebungen, die sich in dem Handelsverkehr mit Deutschland bei einzelnen Industriezweigen ergeben hätten, nicht annehmbar. Eine Reihe von Industrien leide schwer unter der Unzulänglichkeit des Zollschutzes. Bel. der ge⸗ waltigen Steigerung der Leistungsfähigkeit der deutschen Unter⸗ nehmungen könnten die Betriebe Oesterreich⸗Ungarns mit ihnen nicht gleichen Schritt halten und begegneten einer mächtigen deutschen Kon⸗ kurrenz. Jedoch sei ein großer Teil der Bestimmungen des Handels⸗ heschhe 8 vW“ dürfte es sich seinerzeit ehlen, den Vertrag nicht zu kündigen, sond 3 1““ g z gen, sondern einen Zusatzvertrag — Der Marineausschuß der Ungarischen Dele⸗ gation verhandelte gestern über das 1“ ‧Der Marinekommandant erklärte obiger Quelle zufolge, daß die nächsten jetzt projektierten Schiffe 24 500 t Gehalt und zehn 35 cm,Geschütze haben würden. Oesterreich⸗Ungarn könne jetzt den Vergleich mit allen Kriegsschiffen aller Seemächte, ausgenommen den allerstärksten Typ, aufnehmen. Was den Wunsch nach Feststellung des Flottenprogramms betreffe, so sei die Marineleitung in dieser Hinsicht auf die Initiative der beiden Regierungen angewiese
Großbritannien und Irland.
Die gestern abend von der Regierung im Unterhause eingebrachte formelle Resolution über die weitere parla⸗ mentarische Behandlung der Bills, betreffend Home Rule, die Trennung von Kirche und Staat in Wales und das Plural⸗ wahlrecht, ist, wie „W. T. B.“ meldet, mit 276 gegen 194 Stimm enommen worden. “
Rußland. “ 8
Der Minister des Innern hat einen Gesetzentwurf über Erwerb und Verlust der russischen Staats⸗ ausgearbeitet. Wie „W. T. B.“ meldet, muß danach der Ausländer, der sich naturalisieren lassen will, seine fremde Staatsangehörigkeit aufgeben und fünf Jahre in Rußland gelebt haben; seine Ehefrau und seine minderjährigen Kinder erwerben die Staatsangehörigkeit mit. Jede naturalisierte Familie hat eine Gebühr von 100 Rubel zu zahlen. Naturalisierte Ausländer werden als Bauern oder Fehlabücger⸗ xööe sie 8 das Recht auf eine höhere Stufe des Staatsbürgerrechts besitzen, un der Milstärdienstpflicht. — ö““ Im Reichsrat wurde gestern der Reformgesetzentwurf zur Förderung der Mäßigkeit des Volkes mit der Maß⸗ gabe angenommen, daß 1eecc. zehn Millionen anstatt der von der Kommission vorgeschlagenen 20 Millionen dafür ausge⸗ worfen werden.
““
Italien.
In der Deputiertenkammer stand gestern der Etat des Ministeriums des Innern zur Beratung.
Im Laufe der Debatte gab der Ministerpräsident Salan dra, wie „W. T. B.“ meldet, E1.“ Rednern zu, daß einige Ab⸗ öG an dem Wahlgesetz angebracht sein könnten; im ganzen aber habe es erfreulich gewirkt. Eine so große Reform, wie die von einem Redner vorgeschlagene Rückkehr zur Listenwahl, sei nach einer so kurzen Erfahrung noch nicht angebracht. Der Mädchenhandel drücke Italien nicht so sehr wie andere Länder, jedoch werde die Regierung energisch dagegen einschreiten. Sie werde auch einen Gesetzentwurf gegen die Pornographie, den bereits Luzzatti bearbeitet habe, wieder einbringen. Die Gesundheitspflege habe große Fort⸗ schritte gemacht; die mittlere Lebensdauer in Italien habe zugenommen. Bei den bevorstehenden allgemeinen Wahlen für die Verwaltungs⸗ körper werde die Regierung jede Einflußnahme vermeiden⸗
111““ albanesische Ministerpräsident Turkhan Pascha ist heute in Rom eingetroffen und vom Ministerpräsidenten Salandra sowie dem Minister des Aeußern Marquis di San Giuliano empfangen worden.
Die Regierung erklärt einer Meldung des „W. T. B.“ fufolge, daß die Lage in der portugiesischen Kongo⸗ kolonie nicht beunruhigend ist und daß die Provinz Angola über die notwendigen militärischen Streitkräfte verfügt, um den
die Segnungen des Friedens zu lten. Bü venah 8e2a8 zu erhalten. Das Bündnis mit
in der dortigen Gegend ausgebrochenen Eingeborenenaufstand
Offizierkorps eeh. e
Draskowitsch aus, noch bevor die Offiziere mit der Regierung un⸗ zuf
Vorsorge für die Oelquellen machen.
Serbien. Skupschtina wurde gestern die Verhandlung über die Interpellation wegen der Unzufriedenheit im
Nach dem Bericht des „W. T. B.“ führte der jungradikale Abg.
rieden gewesen wären, sei eine Unzufriedenheit der Regierung gegen⸗ über den Offizieren wahrnehmbar gewesen; die Regierung habe noch während der Kriegsereignisse die Heeresleitung für die Bulgarien bei der Belagerung Adrianopels geleistete Hilfe sowie für die angeblich geringe Vorsorge gegen den Ueberfall von Bulgariens Seite vom 30. Juni und gegen den Einfall der Albanesen verantwortlich gemacht. In der öffentlichen Meinung Serbiens habe die Regierung einen Feldzug gegen das Offizierkorps angestiftet. Der Redner be⸗ antragte eine Tagesordnung, in der die Notwendigkeit der Eintracht im Heere und der Vorrangstellung der Zivilgewalt betont wird. Der Minlsterpräsident Paschitsch erwiderte, für die Haltung der serbischen Presse trage die Regierung keine Veranwortung. Zwischen Offizier⸗ korps und Regierung habe stets das beste Einvernehmen bestanden. Die Erklärung des Ministerpräsidenten wurde von der Mehrheit mit lebhaftem Beifall aufgenommen.
Nach weiterer, teilweise sehr erregter Debatte nahm die Skupschtina die von dem Interpellanten Jankovic beantragte einfache Tagesordnung mit 77 gegen 50 Stimmen an, worauf
die Sitzung geschlossen wurde. 8 “
Albanien.
Wie die „Neue Freie Presse“ meldet, ist der Mirditenfürst Bib Doda Pascha in Durazzo eingetroffen. 4000 Mann e seines Stammes befinden sich auf dem Marsche nach dem Süden. Die Geistlichen begleiten die Freiwilligen in den Krieg. Weitere 6000 Nordalbanesen werden dieser Tage nach dem Süden gehen. 8
Amerika.
Das amerikanische Marinedepartement erfährt, wie „W. T. B.“ meldet, daß der Gouverneur der Republik San Domingo über die in den Händen der Rebellen befindlichen Häfen Puerto Plata und⸗Santi Christi die Blockade verhängt hat.
— Der Präsident Wilson hat einer Abordnung von Interessenten des Oeldistriktes von Tampico erklärt, er werde, sobald eine der mexikanischen Parteien dort im Alleinbesitz sein würde, dieser Vorstellungen wegen des Schutzes der Oelquellen und betreffs der Rückkehr der amerikanischen Angestellten zwecks
Meldungen des „W. T. B.“ zufolge, berichtet der Admiral Mayo, daß die Kanonenboote der Bundestruppen vor Tampico gestern den Fluß verlassen hätten und neben den fremden Kriegsschiffen vor Anker gegangen seien. Nachmittags hätten die Bundestruppen begonnen, Tampico unter Benutzung der Eisenbahn zu räumen. Um Mitternacht sei das Feuergefecht wieder aufgenommen worden.
Gestern ist eine weitere Gruppe von zweihundert Flücht⸗ lingen aus der Hauptstadt in Veracruz angekommen, die dort aus verschiedenen Gegenden des Innern zusammengetroffen waren; die meisten sind Bergleute aus Nordamerika.
Asien.
Der japanische Geheime Rat hat, wie „W. T. B.“ meldet, den Schiedsgerichtsvertrag zwischen de Ver⸗ einigten Staaten und Japan bestätigt.
“ Afrika. 1 Nach einer von „W. T. B.“ verbreiteten Meldung aus Taza haben die französischen Truppen nach einem sehr harten Kampfe das von Schluchten durchschnittene Gebirge über⸗ schritten, in dem der Scheik Hadjami starke Streitkräfte der Riota und Zul zusammengezogen hatte. Die Stellung ist ge⸗ genommen und der Feind, der viele Tote und Verwundete zurückgelassen hat, zerstreut worden. Die eingenommene Stellung liegt vier Kilometer vom Lager am Ued Amilil
entfernt.
Parlamentarische Nachrichten. 8
Die Schlußberichte über die gestrigen Sitzungen des Reichs⸗ tags und des Hauses der Abgeordneten befinden sich in der Ersten Beilage.
— Der Reichstag setzte in seiner heutigen (257.) Sitzung, welcher der Staatssekretär des Reichskolonialamts Dr. Solf und der Staatssekretär des Reichsschatzamts Kühn beiwohnten, die zweite Lesung des Reichshaushaltsetats für 1914 fort und wandte sich zunächst zur zweiten Ergänzung des Haus⸗ halts für die Schutzgebiete für 1914, in dem für das südwestafrikanische Schutzgebiet eine Erhöhung der Kapitalien für die Landbank von 5 Millionen gefordert wird. Die Kom⸗ mission hat nur den halben Betrag zu bewilligen beantragt.
Staatssekretär des Reichskolonialamts Dr. Solf: Der Landesrat bittet in einem Telegramm, doch die volle Summe zu bewilligen. Auch ich würde es mit großem Dank anerkennen, wenn die Position wieder hergestellt würde. Sollte wirklich die in der Budgetkommission
eäußerte Besorgnis geteilt werden, daß bei der Bewilligung von Kredsten etwas zu rasch vorgegangen wird, so würde ich mich ver⸗ pflichten, dem Gouverneur zu schreiben, daß darauf Rücksicht ge⸗ nommen werden soll, bei der Vergebung der Darlehen nicht zu schnell
p 1 erzagchen D. Oertel, d.kon;): Auch ich möchte bitten, die Re⸗
Abg. Dr. — gierungsvorlage wieder herzustellen und die 5 Millionen zu bewilligen. Wir können zu dem Staatssekretär das Vertrauen haben, daß gc⸗
kehrungen getroffen werden gegen allzu große Kreditgewährung. bitte deshalb, nicht nur über den Kommissionsantrag, sondern auch über die Regierungsvorlage abstimmen zu lassen. Die Regierungsvorlage wurde gegen die Stimmen der Konservativen abgelehnt. Der Kommissionsantrag ist somit
angenommen. 8 Die Budgetkommission hat im Laufe ihrer Beratungen über den Etat der Schutzgebiete folgenden Gesetzentwurf zur Aenderung des Gesetzes über die Einnahmen und Ausgaben der Schutzgebiete von 1892 vorgeschlagen, über den auch im Plenum die erste Beratung bereits stattgefunden hat: § 4g: Soweit Ausgaben zum Baue, zur Erweiterung und zur Erwerbung von Eisenbahnen oder Eisenbahnanteilen, zu Straßen⸗ bauten, Hafenanlagen, Strombauten und Staudämmen oder zu ähn⸗ lichen Anlagen werbender Art Verwendung finden, siad die Grund⸗ eigentümer und Besitzer von Bergwerksgerechtsamen und Abgabe⸗ sonderrechten im Wirtschaftsbereiche dieser Anlagen zu einer ihrem Interesse an der Anlage entsprechenden Leistung zugunsten des
Schutzgebiets heranzuziehen. Es kann verlangt werden, daß die de acha in Form von Landabtretung erfolgt, sofern das Grundstück durch die Abtretung nicht derart zerstückelt wird, daß das Restgrund⸗
nicht mehr zweckmäßig
daß er angesichts der Verhandlungen in der Kommission und um den Bahnbau nicht unnütz zu verzögern, in der dritten Lesung einen An⸗ trag einbringen werde auf Hinzufügung eines Vermerks in das Dis⸗ positiv des Etats, wonach die Verausgabung der 5 Millionen Mark erst dann erfolgen könne, wenn die Sicherstellung der Heranziehung
der Anlieger gegeben sei.
Voraussetzung bin ich verstanden. Verordnung erlassen wird.
willigen, ehe diese — der Regierung können wir uns nicht begnügen.
Staatssekretär, auf alle wirtschaftlichen Anlagen ausgedehnt werden. Unter diesen Be⸗
dingungen würden wir bereit sein, die Kosten für die Ovambobahn zu bewilligen.
soll auf keinen Fall eine Verzögerung erfahren. Anregung muß ich mir doch einiges vorbehalten.
Tagesordnung abzuse sekretärs zu erwarten ist, daß eine Verschiebung des Bahnbaues nicht
erstatters zu.
verstanden.
Kommissionsanträgen ad Etatsgesetz und der Hauptetat.
etat erledigt. militärgericht, der Reichsschuld, des Rechnungshofes,
des Allgemeinen Pensionsfonds und der Allgemeinen Finanzverwaltung wurden von der Tagesordnung abgesetzt.
heutigen (80.) Sitzung, welcher der Finanzminister Dr. Lentze
Leistung sowie über Größe und Art der abzutretenden Flächen ent⸗ cheidet eine vom Reichskanzler zu bestellende besondere Kommission von 3 Mitgliedern endgültig. Als Vorsitzender ist der Oberrichter des Schutzgebiets zu berufen usw.
Abg. Waldstein sfortsch. Volksp.) als Berichterstatter kündigt an,
Staatssekretär des Reichskoloniglamts Dr. Solf: Unter dieser mit der Aenderung des Dispositivs ein⸗ Ich werde dafür Sorge tragen, daß eine entsprechende
Abg. Erzberger (Zentr.): Wir können nicht eher Gelder be⸗ erordnung erlassen ist. Mit der bloßen Zusage Ich bitte den
uns weiter zuzusagen, daß derartige Verordnungen
Staatssekretär des Reichskolonialamts Dr. Solf: Der Bahnbau Bezüglich der letzten
Abg. Waldstein (fortschr. Volksp.): Angesichts der Erklärung es Staatssekretärs beantrage ich, die Angelegenheit von der heutigen
en. Abg. “ Da nach der Erklärung des Staats⸗
1X“ und der Stellung eines Antrages abhängig gemach wird, Altpensionäre nicht davon Gebrauch macht, um nicht als Bitt⸗ steller dazustehen. n
der Bedürftigkeit sehr schwierig ist. sng ugg der Budgetkommission die Zustimmung aller Wir wünschen erstens, daß die Gewährung der Beihilfen ohne Antra erfolgen solle, also auch ohne Ansehen der Person, und zweitens daß die Zulagen berechnet werden sollen nach den Prozentsätz n des Unterschiedes zwischen der alten und der nach den Penstonsgesetzen zu berechnenden Pension. Pensionen nach den
sind wir uns wohl alle einig. preußische Staat nicht in der Lage. bei Abstufung möglich ist, und es wird zu fragen sein, wie man abstuft, wie hoch man die Prozentsätze bemißt. die Regierung trotz ihrer bisher ablehnenden Stellung auf dieser Grundlage unserem Antrage folgen wird. Wir haben für die Bedenken des Finanzministers durchaus Verständnis, wir haben sie früher auch geteilt; wir halten sie auch jetzt nicht für unberechtigt, deshalb wollen wir dem Finanzminister auf halbem Wege entgegenkommen. Die Altpensionäre sollen sehen, daß v ihre Bedürfnisse versteht. Die konservative Fraktion jedenfalls ist
erfüllen.
so lange werden wir es immer erleben, daß ein Teil der
Außerdem kommt dazu, daß die Abgrenzung Wir sind daher der Ueber eine gesetzliche nicht weiter aufschiebba haben daher unseren Antrag eingebracht, der i Parteien gefunden hat
daß und wir
neuen Daß eine Bemessung der jetzigen Sätzen nicht möglich ist, darüber Zu so großen Opfern ist der Es wird selbstverständlich einer gesetzlichen Regelung zu prüfen sein, ob eine gewisse
Ich hoffe, daß
gern bereit, ihre Wünsche zu
(Schluß des Blattes.)
.“
intreten wird, so stimmen wir den Anregungen des Bericht⸗
Das Haus war mit der Absetzung des Gegenstandes ein⸗
Der Etat der 1111“ wurde nach den ohne Debatte bewilligt, ebenso das Damit war der Kolonial⸗
Eine Reihe kleinerer Etats, darunter der für das Reichs⸗
(Schluß des Blattes.) — Das Haus der Abgeordneten verhandelte in der
beiwohnte, in Fortsetzung der zweiten Beratung des Ent⸗ wurfs des Staatshaushaltsetats für 1914 zunächst über einige noch ausstehende Titel verschiedener Spezialetats. Zum Etat des Abgeordnetenhauses, und zwar zum Remunerationsfonds, beantragt die Budgetkommission, die Re⸗ gierung zu ersuchen, den Fonds zu außerordentlichen Remune⸗ rationen und Unterstützungen für Beamte und für das Hilfs⸗ personal des Hauses vom Etatsjahr 1915 ab angemessen weiter zu erhöhen.
Zu dem gleichen Fonds im Etat des Herrenhauses, der in Höhe von 5700 ℳ vorgesehen ist, beantragt die Kom⸗ mission, sofort 540 ℳ hinzuzusetzen, also 6240 ℳ zu bewilligen. Berichterstatter Abg. Dr. Pachnicke (fortschr. Volksp.): Die Er⸗ höhung im Etat des Herrenhauses dient dazu, die Beamten des Herren⸗ hauses denen des Abgeordnetenhauses gleichzustellen. Diese Gleichstellung beider Beamtengruppen ist auch schon früher erörtert worden. Es handelt sich hier um dasselbe Dienstverhältnis und um dieselben Dienstverrichtungen, also müssen auch die Bezüge beider Gruppen die gleichen sein. Die Kommission war auch der Ansicht, daß, wie bisher, auch weiterhin der Stenographenschule eine Unterstützung zu gewähren sei. Eine solche Unterstützung sei seit Nühaun gewährt worden, und es müsse unangenehm empfunden werden, wenn plötzlich diese Unterstützung versagt werde. Es kam dabei auch zum Ausdruck, daß es wohl nicht dem gegen⸗ seitigen Verhältnis zwischen Regierung und Parlament entspreche, wenn eine verhältnismäßig so geringe Summe, wie sie hier in Frage komme, trotz des einmüͤtigen Beschlusses der Budgetkommission ge⸗ strichen würde. Ich bitte das Haus im Namen der Kommission, ebenso einmütig dieser Resolution beizutreten.
Das Haus beschließt ohne weitere Debatte nach den An⸗
trägen der Kommission. “ Von dem Etat der landwirtschaftlichen Ver⸗
waltung ist noch rückständig der Fonds zur Förderung der inneren Kolonisation, der im Extraordinarium mit 1 Million Mark ausgeworfen ist. Die Budgetkommission be⸗ antragt, den Fonds unverändert zu bewilligen und die Denk⸗ schrift über die Verwendung des Fonds zur Förderung der inneren Kolonisation in den Provinzen Ostpreußen, Pommern und Brandenburg nach Kenntnisnahme für erledigt zu erklären. Berichterstatter Abg. Dr. von Kries (kons.) schlägt vor, eine Debatte nicht stattfinden zu lassen, um nicht den Beschlüssen der Kommission für das Grundteilungsgesetz vorzugreifen und nicht eine Debatte heraufzubeschwören, wie sie erst vor wenigen Wochen über die innere Kolonisation erlebt worden ist.
Präsident Dr. Graf von Schwerin stellt fest, daß das Haus dem Antrage des Berichterstatters zustimmt, über die allge⸗ meinen Fragen der inneren Kolonisation keine Diskussion stattfinden u lassen.
en. Hofer (Soz.) beginnt, sich über Fragen der inneren Ko⸗ lonisation zu verbreiten, wird aber von dem Präsidenten zweimal an den Beschluß des Hauses erinnert.
Das Haus beschließt hierauf ohne weitere Debatte nach dem Kommissionsantrage. “ “
Im Etat des Finanzministeriums sind 2 562 000 ℳ für Zuwendungen an pensionierte Beamte, die zum oder vor dem 1. April 1908 in den Ruhestand versetzt worden sind, sowie an Witwen und Waisen dieser Beamten und der vor diesem Zeitpunkte verstorbenen aktiven Beamten (sogenannter Altpensionärfonds) ausgeworfen. Die Budgetkommission
beantragt unveränderte Bewilligung. Die Abgg. Aronsohn (fortschr. Volksp.) und Genossen beantragen, die Regierung zu ersuchen, baldigst nach dem Vorgange anderer Bundesstaaten einen Gesetzentwurf vorzulegen, durch den die Ruhe⸗ gehälter der vor dem 1. April 1908 in den Ruhestand versetzten Staatsbeamten und Lehrer und die Witwen⸗ und Waisengglder unter besonderer Berücksichtigung der geringeren Pensionen erhöht
werden.
Die Abgg.
antragen, “ die 1 zu ersuchen, eine gesetzliche Regelung der Be⸗
züge der Altpensionäre und ihrer Hinterbliebenen in Preußen in der Weise vorzunehmen, daß den Altpensionären ohne besonderen Antrag eine Pensionszulage gewährt wird, die nach Prozentsätzen des Unterschieds zwischen der alten und der nach dem neuen Pensions⸗ gesetz zu berechnenden Penston festgesetzt wird. Abg. von Goßler: Ich möchte dem Hause die Annahme unseres Antrages besonders empfehlen. Es ist nicht angängig, die Gewährung von Zulagen von besonderem Antrage oder von der Bedürftigkeit ab⸗
von Goßler (kons.) und Genossen be⸗
Kunst und Wissenschaft.
Erste Ausstellung der „Freien Sezession“.
III.*) Einheitlicher und günstiger als die Malerei wirkt in ihrer Ge⸗
samtheit die Plastik. Es fehlt an allzu groben Entgleisungen, es fehlen aber auch kühne kannteren Sezessionisten steht, Kolbe wieder voran.
natur Gebiete, das ihm liegt: in der Wiedergabe zarter seelischer Regungen
und anmutvoller weiblicher Bewegungen durch eine belebter
und geniale Werke. Unter den be⸗ wie schon des öfteren, Georg ist gewiß keine kräftige Künstler⸗
Kolbe Aber auf dem
und keineswegs vielseitig begabt.
orm, ist er Meister. Seine „Badende“ ist trotz der anfangs rebtn sern und esucht wirkenden Stellung vorzüglich ausbalanckert und in allen eilen fein empfunden und gut durchgebildet. Die großen Holzreliefs „Wanderndes Paar“ und „Die Verlassenen“ von Ernst Bar⸗ lach zeigen leider, daß sich der Künstler immer mehr wiederholt. Statt die Natur von neuem zu beobachten und neue Ausdrucksmöglichkeiten zu suchen, hat sich Barlach eine äußerlich wirkungsvolle Formensprache zurecht gelegt, zu der ihn die Bauern⸗ bilder des alten Pieter Brueghel und jene, die Adriaan van Ostade in seiner Jugend schuf, angeregt zu haben scheinen. In dieser stili⸗ sierenden Art, die den Umriß und die Flächen fast bis zur Leere und Flachheit vereinfacht, setzt er nun seine Kom⸗
positionen zusammen. Aehnlich wie bei Barlach liegt der Fall bei Franz Metzner (und unter den Malern bei Hodler). Die beiden schwarzen Frauenfiguren, die Metzner ausstellt, glaubt man im Werke Metzners schon gesehen zu haben, so verwandt sind in der Manier seine Schöpfungen untereinander. Alle drei Künstler, Hodler, Barlach und Metzner, haben einmal aus einer genialen Eingebung heraus eine höchst persönliche künst⸗ lerische Aeußerungsform gefunden, die neu und lebensvoll war, die sie jedoch nicht dauernd mit neuem Leben zu erfüllen vermögen. August Gaul, der als Tierbildhauer Gutes schuf, zeigt die kleine Bronzegruppe „Circe, die auf einem Schweine hockt“: eine Gruppe von rein kunstgewerblicher Haltung, die keine lebendig erfaßte und stark plastisch empfundene Stelle aufzuweisen hat. Von Rodin sieht man zwei seiner kleinen Figurengruppen (Samm⸗ lung Stern) und eine männliche Porträtbüste. Die Kompositionen Rodins sind von der bekannten technischen Vollendung und zarten Beseelung und lassen wie alle Werke seiner Hand erkennen, daß neben überlegener Technik und hoher Kultur auch ein gut Stück von süßlicher französischer Aus⸗ stellungsplastik in ihnen steckt. Die bekannte Rednerfigur George Minnes hat infolge der sinnfälligen Gestaltung, die hier das Wesen eines hingebungsvoll und eindringlich sprechenden Mannes ge⸗ funden hat, noch nichts von ihrer Wirkung eingebüßt. Max Klingers Gewandfigur ist eine eindrucksvolle akademische Arbeit, an deren durchgebildetem Kopf die originelle Lösung des Problems der Augenwiedergabe Beachtung verdient. Von den jüngeren Bildhauern versagt diesmal Wilhelm Lehmbruck, der schon in den letzten Ausstellungen enttäuschte, völlig. Es ist bedauerlich, daß dieser junge Bildhauer sich so rasch aus⸗ gegeben hat, daß seine Kunst so schnell zur Manier erstarrt ist. Wilhelm Gerstel hingegen erweist sich besser als je. Wie gut ist in der Bronzefigur des fallenden Kriegers das Bewegungsmotiv eines nach rückwärts taumelnden Mannes erfaßt und plastisch ausgedrückt! Auch Richard Scheibe hat mit der Bronzefigur „König Saul“ eine starke Talentprobe abgelegt und gezeigt, daß er auf dem Wege ist, persönlichen Stil zu finden. Dr. P.
* Vergl. Nr. 104 und 111 d. Bl.
figürlichen
A. F. In der Maissitzung der Gesellschaft für Erdkunde
sprach der Professor Dr. H. von gicker⸗Graz über die Pamir⸗ Expedition des Deutschen und Oesterreichischen Alpen⸗ vereins, durch deren vorbildliche Ausrüstung er sich ein bedeutendes Verdienst um die geographische Wissenschaft erworben hat. Zwar wollte der Vortragende einleitend dies Verdienst nur insofern gelten lassen, als die Expedition mit den zur Verfügung stehenden nur 27 000 ℳ das Mögliche, indessen doch nur Unbedeutendes geleistet habe, weil sie sich auf den Besuch wenigen unbekannten Landes eingeschränkt sah. Gleichwohl hoffe er, daß die endgültige Bearbeitung der wissenschaft⸗ lichen Ergebnisse die gute Anwendung der zur Verfügung stehenden Mittel zeigen werde. Aus 8 Teilnehmern bestehend, verließ die Expedition Wien am 2. Mai 1913 unter Führung des Bremer Alpinisten und Forschungsreisenden Willy Rickmers; der Vortragende gehörte ihr als Meteorologe an. Die gestellten Aufgaben waren derart, daß sie nur durch Naturforscher, die gleichzeitig Alpinisten sind, gelöst werden konnten; denn es handelte sich darum, die Gebirgsketten zwischen Tianschan und Pamir somohr stratographisch (auf ihre ursprüngliche Formation), als tektonisch (auf ihre durch Eruptiv⸗ oder Sediment⸗ gesteine hervorgerufenen Aenderungen) zu erkunden, an erster Stelle die „Kette Peters des Großen“. (Russische Forscher haben in diesem Gebiete das Hochgebirge noch nicht betreten.) Dann waren haupt⸗ sächlich photogrammetrische Aufnahmen und Gletscheruntersuchungen zu leisten. Aus der russischen Karte des Gebietes sind die Täler und Ansiedlungen ziemlich gut zu ersehen, doch versagt die Karte in der Wiedergabe der Hochgebirgsverhältnisse. So galt es neben der neu⸗ zeitfichen Firngrenze die Tiefe zu erkunden, bis zu welcher die älteren Gletscher hinabgegangen waren. Die frühere, ins Ver⸗ hältnis zur heutigen Firngrenze gesetzte Grenze war bisher nur als von geringer Verschiedenheit angegeben worden. Förder⸗ lich ihren Zwecken war es, daß die Cpeditiog mit Empfehlung der russischen Regierung reiste. hre Mitglieder waren Gäste des Emirs von Buchara; dies hatte zur angenehmen Folge, daß sie durch die Bevölkerung verpflegt und mit Pferden versehen wurden, was der leidigen Tatsache gegenüber fh erwünscht war, daß sich die mitgenommenen Esel bei der Ankunft in Buchara schon er⸗ schöpft zeigten und Kamele nur in den Tälern, nicht aber auf beschwer⸗ lichen Gebirgspfaden brauchbar sind. Es konnten 30 Höhenbesteigungen bis zu 5000 m Meereshöhe ausgeführt, 14 Pässe überquert und
eine Karte des Gebietes entworfen werden. d Reihe von em
hängig zu machen. Solange von der Regierung daran festgehalten
stück nach seiner bisherigen Bestimmung den kann. Mangels einer Ein
igung über die Höhe der
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wird, daß die Voraussetzung für die Gewährung einer Beihilfe von
Lichtbildern machte die Versammlung mit landschaft⸗
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