1914 / 114 p. 4 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 15 May 1914 18:00:01 GMT) scan diff

Theater und Musik.

““ Schillertheater Charlottenburg. Im Schillertheater erlebte gestern

8. Josephsohn) seine deutsche Uraufführung

eifall.

gleichzeitig die treibende Kraft der Handlung ist.

mittelt, daß ihr Vater außer ihr noch eine Tochter besitzt, ein 3 reund Geld schickt; Klein Eva zieht den Vater zur Verantwortung, nötigt ihn, der Mutter alles zu beichten und die bisher verheimlichte Tochter nunmehr vor aller Welt als sein Kind anzuerkennen. Die edelmütige Mutter verzeiht ihrem Gatten den Fehltritt von einst und nimmt die neue Tochter freundlich auf, in die sich der oben erwähnte 1 Daß aus den beiden, dank den Bemühungen Klein Evas, ein glückliches Paar wird, braucht kaum erst erwähnt zu werden, und daß Klein Eva eine dankbare Rolle für die

uneheliches Kind, dem er allmonatlich durch einen vertrauten

vertraute Freund längst verliebt hatte.

„Naive“ sein muß, die auf unseren Bühnen fast ausgestorben war, geht aus dieser Inhaltsangabe ebenfalls von selbst hervor. Das Schiller⸗ theater ist in der glücklichen Lage, in Gusti Becker noch eine solche „Naive“ zu besitzen, und diese hatte gestern ge⸗ wonnenes Spiel; ihre zierliche Gestalt, ihr munteres, auf⸗ gewecktes Wesen, ihr jugendliches Aussehen prädestinierten sie Feee; für diese Aufgabe. Aber auch alle anderen standen unter

einhold Köstlins vortrefflicher Spielleitung auf dem rechten Platze. Er selbst gab in seiner bekannten drolligen Art einen schüchternen Liebhaber. Besonders anerkennenswerte Leistungen boten ferner die Damen Pauly, Wasa und Wolff, die Herren Senger und Noack. Die anwesende Verfasserin wurde zum Schluß lebhaft hervorgerufen.

Im Königlichen Opernhause wird morgen,

„Die Fledermaus“ aufgeführt. Die Besetzung lautet: Rosalinde: Fräulem Alfermann, Adele: Fräulein Engell, Orlofsky: Frau Goetze, Eisenstein: Herr Philipp, Frank: Herr Clewing, Frosch: ;T. Vollmer, Alfred: Herr Sommer, Dr. Falke: Herr Funck,

lind: Herr Krasa. Dirigent ist der Kapellmeister Dr. Besl. Im 2. Akt wird als Einlage der Walzer „An der schönen blauen Donau“ von den Damen Peter und Geisel getanzt.

Im Königlichen Schauspielhause wird morgen „Wilhelm Tell“, mit Herrn Sommerstorff als Tell, gegeben. In den übrigen Hauptrollen sind die Herren Geisendörfer, von Ledebur, Mannstädt, Zimmerer, Pohl, Böttcher, Kraus und die Damen Schoͤnfeld, Willig, von Ma burg und Ressel tätig. Die Regie führt Herr Eggeling.

er gest ge weite Abend der Festvorstellungen im König⸗ lichen Theater in Wiesbaden brachte, wie „W. T. B.“ meldet, eine hervorragende Aufführung von „Lohengrin“ unter der musi⸗ kalischen von Professor Schlar. Den Lohengrin sang Kirchhoff⸗ Berlin, den Telramund Bischoff⸗Berlin, die Elsa Fräulein Schmidt und die Ortrud Frau Cahter aus Wien. Seine Majestät der Kaiser und König gab wiederholt das Zeichen zum Beifall.

Aus Paris wird dem „W. T. B.“ gemeldet: Gestern abend fand in der Großen Oper die Uraufführung der gdtc vshn Legende“ von Richard Strauß statt. Der Dirigent wurde, als er im Parkett erschien, von den das Haus bis auf den letzten Platz füllenden ee. unter denen sich der deutsche Botschafter Frei⸗ herr von Schoen und Gemahlin, der Botschaftsrat von Radowitz und Gemahlin und die übrigen Herren und Damen der deutschen Bot⸗ schaft, der bayerische Gesandte Freiherr von Ritter zu Gruenstein, der österreichisch⸗ungarische Botschafter, der Unterrichtsminister Vivtani, zahlreiche Personen der russischen und französischen Gesellschaft, viele Vertreter der deutschen Musikwelt und Kritiker befanden, mit großem Beifall begrüßt. Das Mimodrama, das die biblische Erzählung des Joseph und der Frau des Potiphar zum Gegenstand hat, wurde von dem russischen Ballett in meisterhafter Weise dargestellt und fand überaus beifällige Aufnahme. Die Musik entfesselte großen Beifall. Zu dem stessege trugen die glänzende Dekoration von Sert und die im Renaissancestil vesctrenen Kostüme von Bakst viel bei. Der Botschafter Freiherr von Schoen überreichte nach der Vorstellung dem Komponisten das Offizierkreuz der Ehrenlegion.

Konzerte 8

Noch kurz vor Beginn der musikalischen Sommerpause ver⸗ anstaltete das Klingler⸗Quartett im Saale der 1“ fünf große Konzerte, deren Programme sämtliche Streichquartette

1 er ein dreiaktiges Luftspiel Klein Eva“ der dänischen Schriftstellerin O. Ott gedeutsch don und fand lebhaften Es ist ein nettes altmodisches und etwas rührseliges Unter⸗ haltungsstücklein, in dem die Hauptrolle einem „Backfisch“ zufällt, der Klein Eva er⸗

Beethovens vereinigten. Wenn auch auf den Vortragsfolgen der ständigen Kammermusikabende, die das Klingler⸗Quartett alljährlich bei uns gibt, selten ein Beethovensches Werk fehlt, sodaß dem regelmäßigen Besucher der Klingler⸗Konzerte all⸗ mählich eine Uebersicht über das Schaffen des Meisters auf diesem Gebiet ermöglicht wird, so war es doch ein ungleich be⸗ deutsamerer Eindruck, den die Gesamtaufführung aller Beethovenschen Quartette nacheinander vermittelte. Die Programme der einzelnen

Abende waren 8. günstig zusammengestellt. Man hatte eine 55 logische Reihenfolge der Werke vermieden und die Vortragsfolge so an⸗ geordnet, daß eine jede von ihnen in sich einen kleinen Ueberblicküber die drei Epochen der Beethovenschen Quartettkomposition gestattete. Die Aus⸗ führung aller Werke zeigte die treffliche Kammermusikvereinigung auf ihrer Zu der bekannten technischen Unfehlbarkeit gesellte sich, wie fets, eine ideale Feinheit bei der Abstimmung des Klanges und eine Einmütigkeit in der musikalischen Darstellung, die den Vorträgen des Klingler⸗Quartetts auch innerhalb des überreichen Berliner Musik⸗ lebens eine unerreichte und unbestrittene Ausnahmestellung sichern. Die Konzerte waren trotz der vorgerückten Jahreszeit stark besucht von einem Publikum, das die ihm gebotenen erlesenen Genüsse voll zu würdigen wußte.

11““ 8 J11““

Bei Gelegenheit des Besuches der britischen Arbeiter

statt, in der die Frage einer vernünftigen Verständigung zwischen beiden Völkern von den verschiedensten vJbT aus behandelt werden soll. Der Ehrenvorsitzende des Deutschen Empfangsausschusses, Staatssekretär a. D. Dr. Dernburg, wird die Versammlung leiten und mit einer Ansprache eröffnen. Neben mehreren englischen Rednern sprechen außerdem noch Dr. Naumann, Generalsuperintendent D. Lahusen, Arbeitersekretär Erkelenz, Reichetagsabgeordneter Ickler und Fräulein Behm. Die Vereinigten Gesangschöre des Deutschen Gewerkmeister⸗ verbandes singen deutsche Lieder, während der Chor des Frauenklubs von 1900, verstärkt durch Schülerinnen der Höheren Handelsschule des Lettevereins, englische und deutsche Lieder singen wird. Die Ver⸗ sammlung findet statt am 20. Mai, Abends 8 Uhr, in der „Neuen Welt“, Hasenheide.

Flugplatz Johannisthal, 15. Mai. (W. T. B.) Gestern nachmittag um 3 Uhr 23 Minuten stieg hier der Offiziersflieger Oberleutnant Kolbe mit dem Leutnant Roder als Beobachter auf einer Albatrostaube zu einem Fernfluge nach Darmstadt auf. Der Oberleutnant Kolbe nimmt auch an dem Prinz⸗Heinrich⸗ flug teil, der am morgigen Sonntag, früh, in Darmstadt seinen Anfang nimmt.

Hohenfinow, 14. Mai. (W. T. B.) Die sterbliche Hülle der verstorbenen Frau von Bethmann Hollweg wurde heute unter außerordentlich großer Beteiligung aus der näheren und weiteren Umgebung zur letzten Ruhe bestattet. Außer den Einwohnern des Landkreises hatten sich viele Leidtragende aus den Städten Freienwalde, Eberswalde und Wriezen eingefunden. Die Trauer⸗ gemeinde, unter der man den Kaiserlichen Statthalter Dr. von Dallwitz, den Oberpräsidenten von Bülow, den Landesdirektor von Winterfeld, den General von Pfuel und den Unterstaatssekretär Wahnschaffe bemerkte, versammelte sich mit der Familie Bethmann Hollweg in der Hohenfinower Kirche, die der Reichskanzler selbst erst vor kurzem hat in alter Schönheit wiederherstellen lassen. Die Trauerrede hielt der Pastor Passow über Jes. 60, 1: „Mache Dich auf und werde Licht, denn Dein Licht kommt, und die Herrlichkeit des Herrn leuchtet über Dir“. Danach wurde der Sarg von Gutsleuten nach dem nahe gelegenen Friedhof getragen, wo die Beisetzung unter Gebet und Segen erfolgte.

Hannover, 14. Mai. (W. T. B.) Amtlich wird gemeldet: Heute morgen etwa um 9 Uhr entgleiste auf der Güterumgehungs⸗ bahn in Kilometer 24,1 des Gleises Linden F. —- Misburg der Güter⸗ zug 5009 mit Maschine und 20 Wagen. Ein Rottenführer, der mit Rottenarbeitern eine Schiene auswechseln wollte, hatte eine alte Schiene entfernt, ohne die Umbaustelle zu decken und zu sichern. Der Güterzug kam eher, als der Rottenführer erwartet hatte, und entgleiste dort, wo die Schiene entfernt war. Die beiden Gleise der Güterumgehungsbahn sind gesperrt. Die Züge werden umgeleitet. Das eine Personengleis zwischen Linden F und Hannover ist auch gesperrt, aber mittags wieder fahrbar. Bis dahin wird der Personen⸗ verkehr auf dieser Strecke eingleisig geführt. Die Aufräumungs⸗ arbeiten sind in vollem Gange und werden voraussichtlich Abends be⸗ endet sein. Vom Zuge 5009 ist der Zugführer Everding aus Dankersen bei Linden getötet, der Schaffner Karl Bertling

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und Angestellten findet eine öffentliche Versammlung

aus Linden verletzt und in das Krankenhaus gebracht und d Lokomotivhilfsheizer Gustav Bertram aus Lehrte leicht 8 m8..

Stuttgart, 14. Mai. (W. T. B.) Die von der Stuttgart veranstaltete Ausstellung für Gesden Fetaht pflege wurde heute vormittag im Beisein Seiner Majestät des Königs und der Mitglieder der Königlichen Familie sowie der Mitglieder des Staatsministeriums, zahlreicher Vertreter von Kunst und Wissenschaft, der Rektoren der Universität Tübingen und der Lechnischen Hochschule in Stuttgart des Geheimen Rats Dr. Lingner⸗Dresden, der Präsidenten der beiden Kammern u. a. feierlich eröffnet. Seine Majestät der König wurde am Hauptportal der Ausstellung vom Oberbürgermeister Lautenschlager und dem Leiter der Ausstellung Dr. Ingelfinger empfangen. Im Festsaal der Ausstellung begrüßte der Oberbürger⸗ meister Lautenschlager Seine Majestät den König als den Schirm⸗ herrn alles Schönen und den e aller Unternehmungen der Stadt und schlo mit einem Hoch auf Seine Majestät als den Pro⸗ tektor. Die kusik spielte die Königshymne. Darauf dankte Seine Majestät der König für die Begrüßung und knüpfte daran die besten Wünsche für ein nutzbringendes Gelingen der Aus⸗ stellung, die er damit für eröffnet erklärte. Unter der Führung des Oberbürgermeisters und Dr. Ingelfingers trat Seine Majestät einen Rundgang durch das Ausstellungsgelände an. Die Ausstellung ist eine der bedeutungsvollsten ihrer Art. Sie gliedert sich in eine Lehr⸗ ausstellung mit einer wissenschaftlichen, geschichtlichen, volkstümlichen und literarischen Abteilung sowie in eine Ausstellung für angewandte Hygiene. 1

Sewastopol, 14. Mai. (W. T. B.) In Streletzk, fün Werst von hier, ist ein neuer Handelshafen E111““

Catania, 14. Mai. (W. T. B.) In der vergangenen Nacht und heute morgen wurden in der Gegend von Milo, Linguaglossa, Santa Venerina und Giarre wiederholt Erdstöße verspürt. Die Erschütterungen, die zum Teil ziemlich heftig waren, riefen unter der Bevölkerung große Aufregung hervor. Schaden ist nicht ange⸗ chtet 1. Der Aetna stößt noch immer Rauchsäulen und

e aus.

New York, 14. Mai. (W. T. B.) Während der Aufbahrung der Leichen von zwei Seeleuten in Boston bzw. Chicago kam es zu einem so großen Gedränge, daß viele Personen verletzt wurden. In Boston wurden etwa hundert Frauen niedergetreten, mehrere von ihnen wurden schwer verletzt. In Chicago wurden etwa zwölf Personen niedergetreten.

Nach Schluß der Redaktion eingegangene Depeschen.

Wien, 15. Mai. (W. T. B.) Ueber das Befinden des Kaisers wird mitgeteilt, daß die Nachtruhe ungestört und erquickend war und das Allgemeinbefinden dem⸗ entsprechend ist.

Brownsville (Texas), 15. Mai. (W. T. B.) Ueber den Fall von Tampico am Mittwoch abend werden durch einen offiziellen Bericht des konstitutionalistischen Gouverneurs in Matamoros folgende Einzelheiten bekannt: Am Montag⸗ abend wurden zehn Kanonen und vierzehn Maschinen⸗ gewehre vor Tampico aufgestellt und am Dienstag wurde das Feuer eröffnet. Das Geschützfeuer der Bundestruppen war unwirksam, und zwei Schiffe konnten während des Kampfes in den Panucofluß hineinfahren. Bei dem letzten Angriff auf die Stadt ergriffen die Bundestruppen die Flucht. Sie wurden von den Insurgentengeneralen Cabal⸗ ero und Gonzales verfolgt. Die Häuser in der Stadt Tampico sind kaum beschädigt worden, ebenso wenig die Oel⸗ ländereien. Auf konstitutionalistischer Seite nahmen 7000 Mann an dem Kampfe teil. Die Zahl der Getöteten beträgt 300.

Die Ausländer werden aufgefordert, zurückzukehren und ihre

Geschäfte wieder aufzunehmen.

(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten, 1 Dritten Beilage.)

Theater. 8 Königliche Schauspiele. Sonn⸗

Bernauer und Schanzer.

Berliner Theater. Sonnab., Abends 8 Uhr: Wie einst im Mai. Gesang und Tanz in vier Bildern von

Theater an der Weidendammer

Brücke. Sonnabend, Abends 8 ¼ Uhr: Der müde Theodor. Schwank in drei

Posse mit England.

Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Fledermaus. Abends 8 Uhr: Jung

Montag und folgende Tage:

Die Lustspielhaus. (Friedrichstraße 236.)

Sonnabend, Abends 8 Uhr: Die spanische

Fliege. Schwank in drei Akten von

Jung Franz Arnold und Ernst Bach.

abend: Opernhaus. 102. Abonnementsvor⸗ stellung. Die Fledermaus. Komische Operette mit Tanz in drei Akten von Meilhac und Halévy. Bearbeitet von C. Haffner und Richard Genée. Musik von Johann Strauß. Musikalische Leitung: Herr Kapellmeister Dr. Besl. Regle: Herr Oberregisseur Droescher. Ballett: Herr Ballettmeister Graeb. Anfang 7 ½ Uhr.

Schauspielhaus. 130. Abonnementsvor⸗ stellung. Wilhelm Tell. Schauspiel in 5 Aufzügen von Friedrich Schiller. Regie: Herr Eggeling. Anfang 7 ½ Uhr.

Sonntag: Opernhaus. 103. Abonne⸗ mentsvorstellung. Dienst⸗ und Freiplätze sind aufgehoben. Der Rosenkavalier. Komödie für Musik in drei Akten von

890 von Hofmannsthal. Musik von lichard Strauß. Anfang 7 ½ Uhr.

Schauspielhaus. 131. Abonnementsvor⸗ stellung. Dienst⸗ und Freiplätze sind auf⸗

hoben. Peer Gynt von Henrik Ibsen. In zehn Bildern.) In freier Ueber⸗ für die deutsche Bühne ge⸗ staltet von Dietrich Eckart. Musik von Edward Grieg. Anfang 7 Uhr.

1 Deutsches Theauter. (Direktion: Max Reinhardt.) Sonnabend, Abends 7 ⅛½ Uhr: Biel Lärm um Nichts. (Shakespeare⸗ Zyklus.) Sonntag: Ein Sommernachtstraum. Montag: Neu einstudiert: Othello.

Kammerspiele. Sonnabend, Abends 8 Uhr: Suob. Sonntag: Wetterleuchten. Montag: Der Snob.

Der

Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Große Rosinen. Abends 8 Uhr: Wie einst im Mai.

Montag und folgende Tage: Wie einst im Mai.

Theater in der Königgrätzer Straßte. Sonnabend, Abends 8 Uhr: Mr. Wu. Englisch⸗chinesisches Spiel in drei Akten von H. M. Vernon und

Harold Owen. Sonntag und folgende Tage: Mr. Wu.

Komödienhans. Sonnabend, Abends 8 ¼ Uhr: Kammermuftk. Luftspiel in drei Akten von Heinrich Ilgenstein.

Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Die fünf Frankfurter. Abends: Kammer⸗ musik.

Montag und folgende Tage: Kammer⸗ musik.

Deutsches Künstlertheater (So⸗ zietät). (Nürnbergerstr. 70/71, gegenüber dem Zoologischen Garten.) Sonnabend, 5 85 SFmeider Wibbel. Komödie in fünf ““ ern von Hans 1- 3 Uhr: Der

iberpelz. ends: S Wibbel.

8 e lingtheater. Sonnabend, Abends Uhr: Pygmalion. Lustspiel in ii. 22 Bemnan⸗ Srenen e onntag, Nachmittags 3 Uhr: Pro⸗ fessor Beruhardi. Abends: Pyg⸗ malion. Montag: Pygmalion.

Akten von Max Neal und Max Ferner. (Henry Bender als Gast.)

Sonntag, Nachmittags 3 Uhr (kleine Preise) und Abends 8 ½¼ Uhr: Der müde Theodor. (Henry Bender als Gast.)

Montag und müde Theodor.

folgende Tage: Der

8

Schillertheater. o. (Wallner⸗ theater.) Sonnabend, Abends 8 Uhr: Das große Licht. Schauspiel in vier Aufzügen von Felix Philippi.

Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Ge⸗ schäft ist Geschäft. Abends: Die Maschinenbauer.

Montag: Ueber Kraft. 1. Aeil.

Charlottenburg. Sonnabend, Abends 8 Uhr: Klein Eva. Lustspiel in drei Akten von O. Ott.

Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Rosen⸗ montag. Abends: Klein Eva.

Montag: Heiligenwald.

unsere

Neutsches Opernhaus. (Char⸗ lottenburg, Bismarck⸗Straße 34 37. Direktion: Georg Hartmann.) Sonnabend, Abends 7 Uhr: Parsifal. Ein Bühnen⸗ weihfestspiel in drei Aufzügen von Richard Wagner.

Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Figaros Hochzeit. Abends: Das Rheingold.

Montag: Die Meistersinger von Nürnberg.

Montis Operettentheater. (Früher: Neues Theater.) Sonnabend, Abends 8 Uhr: Jung England. Operette in drei Akten von Rud. Bernauer und Ernst Welisch. Musik von Leo Fall.

England.

Theater des Westens. (Station: Zoologischer Garten. Kantstraße 12.) Sonnabend, Abends 8 Uhr: Polenblut. Operette in drei Akten von Oskar Nedbal. Si thtss und folgende Tage: Polen⸗

ut.

Theater am Nollendorfplatz. Sonnabend, Abends 8 Uhr: Der Jux⸗ baron. Se von Pordes⸗Milo und Hermann Haller. Gesangstexte von Willi Wolff. Musik von Walter Kollo.

Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Orpheus in der Unterwelt. Abends 8 Uhr: Der Jugxbaron.

Montag und folgende Der

Tage: Jugbaron. .

Residenztheater. Sonnabend, Abends 8 ½ Uhr: Ein Walzer von Chopin. Schwank in drei Akten von Henri Kéroul und Albert Barré.

Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Die Frau Präsideutin. Abends: Ein Walzer von Chopin.

Montag: Ein Walzer von Chopin.

Dienstag: Zum ersten Male: Jean⸗ nettes Dunkelkammer.

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Thaliatheuter. (Direktion: Kren und Schönfeld.) Sonnabend, Abends 8 Uhr: Wenn der Frühling kommt! Posse mit Gesang und Tanz in drei Akten von 853 und Frong EEIö angstexte von Alfred Schönfeld. usik von Jean Gilbert. 8

Sonntag und folgende Tage: Wenn der Frühling kommt!

Sonntag und folgende Tage: Die

spanische Fliege.

Trianontheater. (Georgenstr., nahe Bahnhof Friedrichstr.) Sonnabend, Abends 8 Uhr: Die Notbrücke. Lustspiel in drei Akten von F. Grésac und F. Crvisset.

Sonntag, Nachmittags 3 Uhr und Abends 8 Uhr: Die Notbrücke.

Montag und folgende Tage: Die

Notbrücke. Birkus Busch. Sonnabend, Abende 8 Uhr: Gastspiel des „Deutschen Theaters“: Das Mirakel.

Sonntag und folgende Tage: Das Mirakel.

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Familiennachrichten.

Geboren: Eine Tochter: Hrn⸗ Gustav von Schmeling (Güdenhagen bei Köslin).

Gestorben: Hr. Generalleutnant z. D. Neumann (Danzig⸗Langfuhr). Hr⸗ Oberstabsarzt a. D. Dr. Antonlo Müller⸗Kypke (Charlottenburg). Ehrenstiftsdame Marie von Bültzingt⸗ löwen (Wiesbaden).

1 Verantwortlicher Redakteur: Direktor Dr. Tyrol in Charlottenburg. Verlag der Expedition (Heidrich) in Berlin.

Druck der Norddeutschen Buchdruckerei unl Verlagsanstalt, Berlin, Wilhelmstraße 32

Elf Beilagen

(einschließlich Börsenbeilage und Waren⸗ jeichenbeilage Nr. 44 A u. 44 B).

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8 Deutscher Reichstag.

Rede des Staatssekretärs des Reichskolonialamts Dr. Solf in der vorgestrigen (256.) Sitzung, die wegen ver⸗ späteten Eingangs des stenographischen Berichts gestern nicht veröffentlicht werden konnte, hat folgenden Wortlaut:

Meine Herren! Ehe ich mich zu dem Hauptpunkt der heutigen und gestrigen Debatte wende, nämlich zur Gründung eines großen für den Weltverkehr geeigneten Hafens mit einer Europäerstadt und der damit verbundenen Enteignung und Uebersiedelung der Duala, möchte ich auf die übrigen Punkte zurückkommen, wie sie zu den anderen Positionen des Etats von Kamerun die Herren Vorredner gestern und heute vorgebracht haben. Ich wende mich zunächst zu den verschiedenen Gravamina, die der Herr Abgeordnete Wels gegen die Deutsch⸗West⸗ afrikanische Handelsgesellschaft in Kamerun vorgebracht hat. Daß bezüglich der Landansprüche und der Regelung der Landverhältnisse die⸗ ser Gesellschaft Gravamina bestehen, hat die Kolonialverwaltung in der im Kameruner Etat beigefügten Denkschrift zugegeben. Es heißt a auf Seite 99: Im Bezirke Victoria wird zur örtlichen Erledigung von Landerwerbsanträgen am unteren Ndian und Meme die Ausscheidung der Eingeborenenreservate nötig. Ebenso erheischen die sehr umfang⸗ reichen, auf alten Landverträgen mit teilweise sehr unklaren Grenz⸗ bezeichnungen beruhenden Landansprüche der Deutsch⸗Westafrikanischen Handelsgesellschaft und die Wahrung der Landbesitzrechte der, Ein⸗ geborenen dringend eine vermessungstechnische Regelung.

Meine Herren, ich habe bei der eingehenden Verhandlung in der Budgetkommission die Notwendigkeit zugegeben, zwischen den Rechten der Eingeborenen und den Rechten dieser Handelsgesellschaft Ordnung zu schaffen. Der Gouverneur hat eingehend auseinandergesetzt, in welcher schwierigen Lage sich die Regierung dieser Gesellschaft gegen⸗ über befindet, da die Ansprüche der Gesellschaft in das Grundbuch ein⸗ getragen sind. Wir haben ihnen zugesagt, und wir werden die Zusagen halten, daß wir auf Grund des Enteignungsverfahrens im Interesse der Eingeborenen gegen die Gesellschaften vorgehen. Der Gouverneur hat bereits angeordnet, daß ein Spezialkommissar hinausgesandt wird, um die Angelegenheit zu untersuchen. Ich hoffe, daß ich Ihnen im nächsten Jahre weitere Auskunft erteilen kann.

Der Herr Abg. Wels hat ferner bemängelt, daß über die kriege⸗ rische Expedition im Süden des neuen Gebietes nach Muni, dieselbe Expedition, bei der der Feldwebel Sievertsen seinen Tod gefunden hat, in dem Jahresbericht keine Erwähnung geschehen ist. Meine Herren, diese Expedition hat im April 1913 stattgefunden, konnte also in dem letzten Jahresbericht noch nicht berücksichtigt werden. Sie werden über diese Expedition in dem nächsten ordentlichen Jahresbericht der Kolonialverwaltung alles Erforderliche finden. Ich möchte aber diese Angelegenheit nicht vorübergehen lassen, ohne den Feldwebel Sievert⸗ sen ehrenvoll zu erwähnen, der als erster und bisher einziger Europäer im Kampfe mit den Eingeborenen Neukameruns gefallen ist. Friede seiner Asche! (Zuruf!) Allerdings, der Leutnant von Raven ist auch gefallen, und ich möchte in demselben Sinne hier auch diesen tapferen Offizier ehrend erwähnen.

Der Herr Abg. Keinath hat sich in seinen Ausführungen mit Neukamerun beschäftigt und insbesondere auch der Schlafkrankheit Erwähnung getan. Ich habe im vorigen Jahre in Aussicht gestellt, in diesem Jahre näheres über den Wert unserer neuen Erwerbungen in Kamerun zu sagen. Wir sind nunmehr, nachdem die Expedition zurückgekommen ist, in der Lage, sachverständiger über den Wert diese Neuerwerbungen zu urteilen, als es uns vorher möglich war. Ich will nur kurz skizzieren: die Ländereien, die wir im Süden, also bei Spanisch Muni bis zum Sanga erworben haben, sind im Vergleich zu den anliegenden Ländereien Altkameruns mindestens ebensogut. Es ist bergiges Höhenland, das fruchtbar ist. Ganz besonderen Wert hat dieser Teil der Neuerwerbungen aber dadurch, daß wir mit diesem Lande einen geradezu glänzenden Haͤfen in der Munibucht erworben haben. Die Ländereien an der Ostgrenze sind teilweise besser, teil⸗ weise ebensogut wie die gleichartigen Ländereien in Altkamerun. (Hört, hört! links.) Ganz besonders wesentlich ist an dieser Er⸗ werbung aber der Umstand, daß wir am Logoßte ein sehr volkreiches Land erworben haben mit den Laka Laka; es sind ungefähr 2 ½ Mil⸗ lionen Menschen, die wir dadurch an Zuwachs zu dem sonst so men⸗ schenarmen Lande erworben haben.

Allerdings das haben wir nie verschwiegen liegt auf diesem so wertvollen Gebiet die Hypothek der Schlafkrankheit. Ich werde auf die Schlafkrankheit nachher noch des näheren eingehen; ich habe sonst keine Gelegenheit mehr, dazu zu sprechen, und ich halte es für erforderlich, den Deutschen Reichstag und das deutsche Volk über diese Schlafkrankheit genau aufzuklären.

Meine Herren, eine besondere Rolle bei diesen Erwerbungen spielt der Sangazipfel. Es ist nicht zu verkennen auch für die Gegner der Bewertung dieses Landesteils nicht zu verkennen —, daß durch die vielen Verästelungen und Kanäle, die sich in dem Sangadelta bilden, für den Verkehr an sich viele Möglichkeiten gegeben sind. Allerdings gibt es auch Leute, die es für ein hoffnungsloses Ueber⸗ schwemmungsgebiet halten. Leuten, die ein Ueberschwemmungsgebiet grundsätzlich für hoffnungslos halten, möchte ich die Erfahrungen gegenüberstellen, die die Engländer in dem benachbarten, von mir schon mehrfach erwähnten Nigeria gemacht haben. Anfangs der 60er Jahre des vorigen Jahrhunderts, als sich die Engländer zum ersten Male anschickten, festen Fuß in Nigeria zu fassen, durfte man in London von diesem Sumpf überhaupt nicht sprechen. In kurzer Aufeinanderfolge verloren 88 Engländer dort ihr Leben. Die Eng⸗ länder ließen aber nicht locker, die Kaufleute gingen vor, und jetzt ist Nigeria diejenige Kolonie der Engländer in Westafrika, die am blühendsten ist, und die die größten Revenuen bringt. Also, wir wollen denselben Mut, den die Engländer im vorigen Jahrhundert am Niger gehabt haben, in diesem Jahrhundert am Sanga haben und nicht aufgeben. Wir wollen für den Sanga das erhoffen, was die

Engländer mit dem Niger erfahren haben! (Beifall.)

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Erste Beilage

8

Berlin, Freitag, den 15. Mai

Nun, meine Herren, komme ich zur Schlafkrankheit. Es muß zugegeben werden, wie auch der Herr Abg. Keinath bereits betont hat, daß die Schlafkrankheit eine schwere und schwer zu bekämpfende Seuche ist. Es wäre falsch von der Regierung, das zu beschönigen. Wenn wir aber Kolonien erwerben, meine Herren, so tun wir das nicht heute, um morgen schon daraus Nutzen zu ziehen, so tun wir das nicht, um zu ernten, ehe wir gesäet haben. Wenn wir Kolonien er⸗ werben, so müssen wir in erster Linie nicht an uns, sondern an unsere Kinder und unsere Kindeskinder denken. (Zuruf von den Sozial⸗ demokraten: Und an die Neger!) An diese denken wir immer, nicht nur für die Zukunft, sondern auch schon in der Gegenwart —. Und, meine Herren, unsere Kindeskinder würden uns einer Unter⸗ lassungssünde zeihen, wenn wir jetzt, wo der Besitz der Welt in Afrika noch nicht überall in die Hand von lebenskräftigen Nationen übergegangen ist, ein Land verweigerten, weil zur Zeit des Erwerbs auf ihm eine Seuche haftet. Alle Seuchen haben miteinander das eine gemeinschaftlich: sie entstehen, sie schwellen an, sie erreichen ihren Höhepunkt, verschwinden oder verlieren wenigstens ihre Bösartigkeit. (Sehr richtig! rechts.) So würden wir auch, wenn wir gar kein Mittel gegen die Schlafkrankheit hätten, wenn wir darauf ange⸗ wiesen wären, die Schlafkrankheit einfach schalten und walten zu lassen, wie sie will, trotzdem diese Ländereien nicht aufgeben dürfen. Aber, meine Herren, wer sich heute, im 20. Jahrhundert, mit solchem Pessimismus über die Schlafkrankheit ausspricht, ist blind gegenüber den Erfolgen der medizinischen Wissenschaft, ist blind gegenüber den Erfolgen gerade unserer deutschen Wissenschaft; denn unsere deutschen Aerzte waren es in der Hauptsache, an der Spitze Koch, die Ruhm⸗ reiches geleistet haben in der Erforschung und Bekämpfung der Schlaf⸗ krankheit. Wir haben mit den Mitteln, die uns bisher zur Ver⸗ fügung stehen, in der Bekämpfung der Schlafkrankheit schon viel erreicht. In Ostafrika hat sich mancher von den Aerzten mit der Schlafkrankheit infiziert, aber trotzdem ist kein einziger an dieser Krankheit, die man ehedem für unheilbar hielt, gestorben. Wir haben in Arsenophenylglyein, im Atoxyl, im Salvarsan Mittel, die sich glänzend bewährt haben. Und ich habe so viel Vertrauen zur Chemie und Medizin, daß ich erwarte, wir werden Mittel finden, die sich noch besser bewähren werden.

Wenn ich auf die Schlafkrankheit in den einzelnen Teilen unserer Besitzungen eingehe, so möchte ich mit Ostafrika beginnen. Dort ist es uns am Viktoriasee gelungen, die von Norden nach Süden vordringende Seuche so zu bekämpfen, daß von einer großen Gefahr nicht mehr die Rede sein kann. Schwieriger liegt es am Tanganjika. Aber dort haben wir auch einen Seuchenherd, der früher Tausende von Menschen das Leben gekostet hat, so eingeschränkt, daß wir das Ende der Gefahr absehen können. Und wir haben erzieherisch durch die Bekämpfung so viel erreicht, daß z. B. die Warundi jetzt freiwillig ins Schlaf krankenlager kommen und ihre Kranken bringen, dieselben Leute, die früher ihre unheilbar kranken Leute ausgesetzt und den wilden Tieren überlassen haben.

In Togo ist die Schlafkrankheit nie sehr schlimm gewesen, aber leider sind die Glossine über das ganze Schutzgebiet Togo, wenn auch nicht in sehr starker Anzahl, verbreitet. Jedenfalls spielt hier die Schlafkrankheit keine solche Rolle, daß man ihr wirtschaftliche Schäden nachsagen kann. Und wenn dieses Land erst unter Kultur genommen worden sein wird, wenn die Aecker überall bearbeitet werden, wird die Glossine aussterben und der Erreger der Schlafkrankheit nicht mehr vorhanden sein.

Schlimmer liegt es in Kamerun. Aber auch da sind es nicht nur die Neuerwerbungen, die uns Schwierigkeiten bereiten. Leider hat auch Altkamerun einen starken Anteil an dieser Seuche. Unter den Makkas, die wir erst vor wenigen Jahren unter unsere Botmäßigkeit bekommen haben, gefährliche, kriegerische Eingeborene und Menschen⸗ fresser, die jetzt erst einigermaßen pazifiziert sind, ist die Schlafkrank⸗ heit weit verbreitet. Wir müssen in diesem Lande die Sanierung vor allem in Angriff nehmen, weil wir durch die Schiff⸗ barmachung des Njong das Makkagebiet in Verkehr bringen mit der Küste und Vorsorge treffen müssen, daß die Seuche nicht von den Makkas durch den Njong zur Küste kommt. Wir werden auch in Neukamerun der Schlafkrankheit Herr werden. Ich gebe aber zu, daß es sehr viele Kosten und Arbeit macht. Wir haben aber gesehen, daß auch bei den schlimmsten Herden der Schlafkrankheit energische Arbeit und tüchtige Aerzte helfen. Die Engländer haben es in dem ver⸗ seuchten Teile Ugandas so weit gebracht durch Abholzung und durch Verpflanzung von Dörfern, daß in Uganda von Schlafkrankheit kaum noch die Rede ist. Das wird auch in Neukamerun der Fall sein.

Neben den medizinisch⸗praktischen Erfolgen, die wir durch Be⸗ kämpfung der Schlafkrankheit haben, haben wir durch sie aber auch große ideale Erfolge. Denn diese Hilfe, die wir den auf minderer Kultur stehenden Eingeborenen bringen, ist gleichzeitig das beste Mittel zur Verbreitung unserer weißen Kultur im dunklen Erdteil. Ich glaube, daß ich durchaus in Ihrem Sinne handele, wenn ich Sie in jedem Jahre bitte, für die Bekämpfung von Seuchen möglichst viel und erheblich mehr zu bewilligen, als wir bis jetzt bekommen haben. (Sehr richtig!)

Nun komme ich auf das Hauptthema, das uns heute und gestern beschäftigt hat, das ist die Enteignung der Dualas. Meine Herren, ich bin im vorigen Jahre in Kamerun gewesen und habe mir das Land der Dualas und das Volk der Dualas angesehen. Die Duala⸗ häuptlinge kamen sofort mit einer sehr schwungvoll aufgesetzten Pe⸗ tition, derselben Petition, die Sie in einer der Anlagen der Denk⸗ schrift wiedergegeben finden, und wollten eine Audienz haben. Ich habe diese Audienz der Häuptlinge abgelehnt. Ich habe aber zugesagt, mit dem gesamten Volk der Duala verhandeln zu wollen. Denn ich hatte die Ueberzeugung und halte sie noch aufrecht, daß in der Haupt⸗ sache die Häuptlinge der Dualas es sind und nicht das Volk, die sich der Enteignung mit so großer Resistenz entgegengesetzt haben. Ich habe also die Dualas empfangen. Ihr Wortführer war der oft ge⸗ nannte Manga Bell, ein Mann, der auf mich denselben glatten,

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ger und Königlich Preußischen Staatsanzeiger.

1914.

polierten, höflichen Eindruck machte, wie er ihn auch auf den Vor⸗ redner, Herrn Abgeordneten Dr. Arendt, gemacht hat. Ich habe aber mehr von dieser Sorte halbgebildeter Neger kennen gelernt und lasse mich durch die äußere Politur nicht leicht bestechen, wie vielleicht viele bei uns in der Heimat. (Zuruf links: Nur beim Neger?) Die Weißen kommen hier nicht in Frage. (Heiterkeit.) Der Duala Manga Bell hielt eine geradezu glänzende Rede. Er könnte sich sofort hier an dieses Katheder stellen, und er würoe Ihnen eine rhetorische Leistung bieten, um die ihn mancher von uns beneiden würde. (Heiter⸗ keit.) Auch diese Eigenschaft der Duala besticht. Aber die Rhetorik der Eingeborenen ist eine recht äußerliche Eigenschaft. Er sagte am Schlusse seiner Rede: was immer Du auch sagen mögest, wir werden gehorchen. Wir wissen, daß Du die Entscheidung hast. Entscheide! Du kannst Dich auf uns verlassen, wir werden Dir gehorchen, und ich, Manga Bell, werde dafür Sorge tragen, daß meine Leute ebenfalls gehorchen. Aus diesen Worten schöpfte ich doch einige Hoffnung, daß nunmehr die außerordentlich schwierige Angelegenheit der Enteignung der⸗Dualas sich in Glätte abwickeln würde. Ich sah mir nun die Ländereien an, die die Dualas bewohnen, und die Ländereien, die den Dualas gegeben werden sollen. Wir ritten in größerer Gesellschaft, geführt vom Bezirksamtmann Röhm, dem Manne, dessen ich an dieser Stelle mit Anerkennung gedenken möchte, der die zahllosen Schwierig⸗ keiten der Enteignung, die Sie hier nur aus den Worten der Peti⸗ tionen und Druckschriften kennen, in der Tat draußen durchgemacht hat und fest und energisch auf seinem Posten steht und stand. (Bravo! rechts.) Wir haben uns alle Ländereien angesehen, auch die sogenann⸗ ten Sümpfe und das sogenannte Ueberschwemmungsgebiet, und haben festgestellt, daß die Ländereien so gut sind, wie in der Denkschrift ge⸗ schildert ist. Demgegenüber hat nun der Rechtsanwalt Halpert ge⸗ meint, man hätte mir Potemkinsche Dörfer hingebaut. Meine Herren, das hat man nicht getan! Ich glaube, das hätte der Gouverneur Ebermaier nicht gewagt. Ich bin zwölf Jahre Gouverneur in einer Kolonie gewesen und kann mir ungefähr vorstellen, wie man in einer Kolonie einen Staatssekretär empfängt. Meine Herren, ich habe mir den Grafen Potemkin als Adjutanten nicht aufdrängen lassen. Ich habe mit meinen eigenen Augen gesehen, und mit diesen eigenen Augen habe ich mehr gesehen, als Sie aus den zahlreichen Petitionen und in Denkschriften entnehmen können, ohne das Lokalkolorit des Landes zu kennen, ohne den Charakter des Volkes erprobt zu haben. (Sehr richtig! rechts.) Ich bitte Sie also, wenn Sie der Denkschrift nicht trauen, trauen Sie mir als einem Mann, der in vielen Kolonien war und die Tropen und ihre Völker kennt! Ich werde Ihnen die Wahr⸗ heit ungeschminkt sagen.

Meine Herren, die Neuländereien, die die Regierung den Ein geborenen draußen fertigstellt und bald fertiggestellt haben wird, halten den Vergleich mit den Ländereien, in denen sie bisher gewohnt haben, durchaus aus. Besser ist in dem, was die Regierung den Leuten gibt die Anordnung der Dörfer, mit ihren breiten, reinlich angelegten Straßen, die ausgemessenen Abstände der Häuser und die im Ent⸗ stehen begriffenen sanitären Einrichtungen,

Nun ist behauptet worden ich glaube, es war der Herr Ab⸗ geordnete Freiherr von Rechenberg —, daß durch die große Entfernung dieser Neuländereien von der alten Heimat, in Sonderheit vom Kamerunfluß, das ganze wirtschaftliche Leben der Dualas umgeändert werden würde. Ja, meine Herren, wenn man die Dualas lediglich für arme Fischer hält, die ihre Netze am Strande haben und täglich auf kleinen Kanus hinausfahren, um ihr Leben mit Fischfang zu fristen, dann würde das zutreffen, dann hätte man Unbequemlichkeiten geschaffen, die man einem Volke nicht zumuten sollte, das seine Haupt⸗ betätigung in einem solchen Berufe findet. Aber ich möchte einmal die Weißen in Duala fragen, wieviel Fische sie von den Dualas kaufen! Das ist den Duala ein viel zu kleines Geschäft. Sie sind Leute, die an andere und abstraktere Geldgeschäfte gewöhnt sind. Am liebsten ziehen sie Mieten und Pachtzinsen ein und machen Handels⸗ geschäfte, wie die Weißen. Nein, meine Herren, zu dem Typus des zu bemitleidenden Negers gehören die Duala nicht. Ob nun die Ein⸗ geborenen Sie finden das auf einer der beigelegten Karten von ihren neuen Wohnplätzen einen Kilometer weiter zu ihren Farmen und Fischplätzen gehen oder nicht, das ist bei den großen Entfernungen, in denen die Farmen so wie so von Duala liegen, ziemlich gleichgültig. Ich glaube also, daß der von Herrn von Rechenberg gefürchtete Um⸗ schwung der wirtschaftlichen Verhältnisse zum Schaden der Einge⸗ borenen nicht eintreten wird.

Ich möchte nun auf einen Punkt zu sprechen kommen, den der Herr Abg. Dr. Braband in der Budgetkommission wie gestern hier im Plenum betont hat und den ich sehr bedaure. Der Herr Abgeord⸗ nete hat gemeint, die unglückselige Stimmung in der Budget⸗ kommisson, die sich in der Resolution ausdrückte, die Enteignung zu⸗ nächst einmal zu stoppen, wäre teilweise darauf zurückzuführen, daß der Gouverneur in der Budgetkommission auf eine Anzahl von Mit⸗ gliedern der Kommission den Eindruck hinterlassen habe, als ob er seine Hände in Unschuld waschen wollte, als ob er mit der ganzen Sache nichts zu tun hätte und haben wollte. Meine Herren, es tut mir außerordentlich leid, wenn die Ausführungen des Herrn Ebermaier diesen Eindruck gemacht haben. Ich kann Ihnen die feste Versicherung geben, daß dieser Eindruck von Herrn Ebermaier nicht beabsichtigt war. Er wollte nur zum Ausdruck bringen, daß er tatsächlich von der Küste entfernt war, und daß er über die Einzelheiten nicht so unterrichtet war, wie es vielleicht notwendig schien, um auf die einzelnen Punkte zu antworten. Ich persönlich hatte mich auf die Angelegenheit der Enteignung sorgfältig vorbereitet, aber auf die mir ganz unbekannten Angriffe des Herrn Rechtsanwalt Halpert konnte ich ebensowenig wie Herr Ebermaier vorbereitet sein, und konnte die Behauptungen nur mit Nichtwissen erwidern. Das genügte aber den Mitgliedern des Hauses, die damals in der Budgetkommission saßen, nicht, sie wollten positive Erklärungen zu den Halpertschen Angriffen haben, die die Regierung nicht geben konnte. Da die Halpertsche Petition sehr

plausibel abgefaßt war, außerordentlich geschickt vom advokatorischen