1914 / 117 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 19 May 1914 18:00:01 GMT) scan diff

Den 22. April. Ernannt: Peters, Reichardt, Prov. Amts⸗ Unt. Inspektoren, S ee Amts⸗Inspektoren in Cöln und Olden⸗ Sr Versetzt: eumann, Garn. Verw. Insp. in Danzig, Kosin, Garn. Verw. Insp. in Allenstein, gegenseitig.

Den 27. April. Pensioniert: Hoffmann, Rechn. Rat, Ob. Fahlesr. vom Stabe d. Bad. Fußart. Regts. Nr. 14, Bießert, ahlmstr. vom III. Bat. Inf. Regts. von der Marwitz (8. Pomm.) Nr. 61, auf ihren Antrag m. Pens. in d. Ruhestand versetzt.

Den 29. April. Wagner, Großherzogl. Hess. Gerichtsassessor, unter Ueberweisung zu d. Int. d. XIV. A. K. zum etatsmäß. Mil. Int. Assessor ernannt. Baum, Ob. Zahlmstr. vom Stabe d. 8. Rhein. Inf. Regts. Nr. 70, auf seinen Antrag zum 1. Mai 1914 m. Pens. in d. Ruhestand versetzt.

Den 30. April. Strelow, geprüfter Int. Sekretariatsanwärter, als Mil. Int. Dlätar bei d. Int. des XX. A. K. angestellt.

Den 1. Mai. Didier, Regierungsbaumeister, etatmäß. angest. und mit d. selbständ. Leitung von Neubauten in Saarlouis beauftr. Dierske, Prov. Meister bei d. Armee⸗Konservenfabrik in Spandau, zum Prov. Amts⸗Dir. ernannt.

Den 3. Mai. Joost, Mil. Int. Sekr. von d. Int. d. 3. Div., zur Int. d. II. A. K., Kamin, Mil. Int. Diätar von der Int. d. 1. Div., zum 1. Juli 1914 nicht zur Int. d. II. A. K., sondern zu der d. 3. Div., versetzt.

Den 6. Mat. Versetzt: Welsch, Dingler, Prov. Amts⸗ inspektoren in Gumbinnen und Potsdam, gegenseitig.

zum Bekl.⸗

Den 7. Mai. Marder, Bekl. Amts⸗Untersp., Amts⸗Insp. b. VI. A. K. ernannt. Den 8. Mai. Werner, Prov. Amts⸗Insp. in Düsseldorf, als Kontrolleführer nach Zabern versetzt. Durch Verfügung des Generalkommandos. Versetzt: die Zahlmeister: Degen vom III. Bat. Inf. Regts. Vogel von Falckenstein (7. Westf.) Nr. 56, Rau vom I. Bat. Inf.

Regts. Herzog Ferdinand von Braunschweig (8. Westf.) Nr. 57, gegenseitig.

Königreich Preußen.

Seine Majestät der König haben Allergnädigst geruht: die Ernennung des Professors Dr. Wilhelm Krauß aus Marburg zum ordentlichen Mitglied Professor für Augen⸗ heilkunde an der Düsseldorfer Akademie für praktische Medizin

zu bestätigen und dem Geheimen expedierenden Sekretär und Kalkulator im Ministerium für Landwirtschaft, Domänen und Forsten Emil Staudemeyer den Charakter als Rechnungsrat zu verleihen.

Ministerium der geistlichen und Unterrichts⸗ angelegenheiten.

Der bisherige kommissarische Kreisschulinspektor, Pfarrer Gustav Cremer in Wittenberge ist zum Kreisschulinspektor daselbst ernannt worden.

Finanzministerium.

Die Rentmeisterstelle bei der Königlichen Kreiskasse in eeskow, Regierungsbezirk Potsdam, ist zu besetzen.

1

Ministerium des Innern.

Der Regierungsrat von Nolte in Stettin und der Re⸗ 111“*“ Jraunt. u. Brirert100/4 ¾8 1.1.

Mom Regierungen daselbst vo.

do. 1911 unk. 17 10074 ¼ 1.1.

mter ernannt worden.

WWö“

Angekommen: Seine Erzellenz der geistliche Vizepräsident des Evangelischen Oberkirchenrats, Oberhofprediger 8 Dryander von der Urlaubsreise.

Nichtamtliches. Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 19. Mai 1914.

Seine Majestät der Kaiser und König trafen eute vormittag von Wiesbaden auf der Fürstenstation Wild⸗ ark ein, wo sich, wie „W. T. B.“ meldet, zum Empfang hre Majestät. die Kaiserin und Königin eingefunden atten. Die Majestäten begaben sich im Automobil nach dem euen Palais.

Laut Meldung des „W. T. B.“ sind S. M. S. „Breslau“ am 16. Mai in Malta, S. M. S. „Emden“ am 17. Mai in Tfingtau und S. M. S. „Eber“ an demselben Tage in Lagos eingetroffen. 3

Potsdam, 19. Mai. Aus Anlaß des Geburtstages Seiner Majestät des Kaisers von Rußland fand heute mittag bei Ihren Majestäten dem Kaiser und der Kaiserin im Neuen Palais eine Frühstückstafel statt, zu der der russische Botschafter mit den Mitgliedern der russischen Botschaft, der Staatssekretär des Auswärtigen Amts von Jagow, der Chef des Generalstabs der Armee, Generalo erst von Moltke, der à la suite des Alexander⸗Regiments steht, der kommandierende General des Gardeko 8, General der Infanterie Freiherr von Plettenberg, der Kommandeur des Alexander⸗Regiments, Oberst Graf Finck von Fincken⸗ stein, der Kommandeur des 2. Gardedragonerregiments Graf von Geßler, der Oberstkämmerer Fürst zu Solms⸗Baruth, der Minister des Königlichen Hauses Graf zu Eulenburg und die Kabinettschefs Einladungen erhalten hatten. Von den Mitgliedern des Königlichen Hauses nahmen Ihre Königlichen Hoheiten die Prinzessin Eitel⸗ riedrich, die Prinzessin August Wilhelm und der Prinz Oskar mit Gefolge an der Fethstächstafeh teil. Im Verlaufe der Tafel trank Seine Majestät der gatser auf das Wohl Seiner Majestät des Kaisers von ußland.

8

DOesterreich⸗ungarn. Ueber das Befinden des Kaisers wurde gestern abend folgendes Bulletin ausgegeben: gef „Wiaährend des Tages trat etwas mehr trockener Husten auf. Der objektive Befund ist unverändert. Der Allgemeinzustand ist voll⸗

Braunschwg. Kohl. 103]4 ¾ 1.1.

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1908 1004 15.5.11

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27

In der gestrigen Plenarsitzung der Ungarischen Delegation interpellierte der Abgeordnete Telegdy den Minister des Außern in der Angelegenheit des Reichstags⸗ abgeordneten und Großwardeiner bischöflichen Vikars Mangra, der in Bukarest beleidigt worden war. Der Minister des Graf Berchtold erwiderte, wie „W. T. B.“ meldet:

„Ich halte es auch für bedauerlich, wenn einem ungarischen Staats⸗ bürger und Reichstagsabgeordneten in einem mit uns in freundschaft⸗ lichem Verhältnis lebenden Nachbarstaate Unbill zugefügt wird. Der österreichisch⸗ungarische Gesandte ist bereits vor einigen Tagen an⸗ gewiesen worden, den bedauerlichen Zwischenfall bei der rumänischen Regierung in entsprechender Weise zur Sprache zu bringen. Der rumänische Minister des Aeußern hat erklärt, er werde dafür Sorge bvesen⸗ daß der Tatbestand festgestellt und entsprechend dem Ergebnisse desselben ein Verfahren gegen den eventuellen Schuldigen eingeleitet

werden würde. ö1“ 2 2 2 2 Die Delegation nahm die Antwort zur Kenntnis.

Frankreich.

Nach dem jetzt vorliegenden Ghen Text hat der

8 Poincaré in seinem Trinkspruch auf das dänische

önigspaar gesagt: Die Regierung der Republik wird alles, was von ihr abhängt, tun, um in Zukunft die beide Länder verknüpfenden intellektuellen (nicht industriellen) und moralischen Bande zu befestigen usw.

Einer vom „W. T. B.“ verbreiteten offiziösen Meldung sufolge hat der Kriegsminister Noulens infolge der fort⸗ chreitenden Entwicklung der militärischen Aktion in Marokko beschlossen, der Kavallerie in Algier und Tunis Mannschaften für acht neue Spahischwadronen für Marokko zu ent⸗

nehmen. Rußland.

Der Kaiser hat einer Meldung des „W. T. B.“ zufolge das von der Duma und dem Reichsrat für 1914 angenommene Rekrutenkontingent von 585 000 Mann bestätigt.

Der Verweser des Finanzministeriums Bark ist zum Finanzminister ernannt worden. .“

Spanien. 8

Der Generaldirektor der Lokalverwaltung Saenz de Guejana ist, wie „W. T. B.“ meldet, zum Unterstaats⸗ sekretär im Ministerium des Innern an Stelle von Prado y Palacio ernannt worden, der seine Demission eingereicht hatte.

Der Senat stimmte in der gestrigen Sitzung obiger Quelle zufolge einem Gesetzentwurf zu, der die Befreiung vom Dienst in der Marine gegen Zahlung einer be⸗ stimmten Geldsumme aufheben soll. Der Entwurf wird vom Jahre 1915 ab in Kraft treten.

1e16““ Schweden.

Der Reichstag ist gestern eröffnet und das Präsidium beider Kammern wiedergewählt worden.

Türkei.

Der Kommandant der deutschen Mittelmeerdivision, Konter⸗ admiral Souchon und der Kommandant des Panzerkreuzers „Goeben“ statteten gestern nachmittag dem Thronfolger

=nobuten. *

ständig zufriedenstellend.

1 M. 9 20 1 o or, —₰ 1 ing, Besuce. ab anc * Abeng abne vvrt- 5 sinach *† 88n 3 großwesir, Jänahütte. 1001 1.1.7 92,00 b 2 .7 e mah F zer G e do. 100 8 ½ 1.38.9 87,50 G. ürdenträg 3

1 Kepfe Eyeu Htr g 109 im großer Empfang für die

deutsche Kolonie. Griechenland.

Wie die „Agence d'Athönes“ meldet, Protokoll über die Verständigung zwischen und Albanesen unterzeichnet worden. Es enthält folgende Privilegien: Die lokale Gendarmerie darf nicht außerhalb von Epirus verlegt werden, außer wenn dies durch höhere Ge⸗ walt erfordert und von der Internationalen Kontrollkommission 8 berechtigt erklärt wird. Es wird volle asacsche

ist gestern das den Epiroten

reiheit gewährt. Die griechische und die albanesische

prache werden in den drei untersten Klassen gelehrt werden. Die griechische Sprache wird als Verwaltungs⸗ und Gerichtssprache in Epirus gebraucht werden. Der schriftliche Verkehr mit der Zentralregierung in Durazzo wird in albanesi⸗ scher Sprache erfolgen. Die beiden Verwaltungen in Koritza und Argyrocastro werden durch christliche Gouverneure geleitet werden, die von der albanesischen Regierung ernannt werden. Es werden zwei Verwaltungsbeiräte durch allgemeine Volks⸗ abstimmung geschaffen, denen die Gouverneure wahrschein⸗ lich verantwortlich sein sollen. Die Beschwerden der Chimarioten werden den Mächten unterbreitet werden. Die albanesische Regierung wird den Eingeborenen von Epirus eine allgemeine Amnestie gewähren. Diese werden unter Waffen bleiben, um mit ihren Offizieren die Grundlage für die neue Gendarmerie zu bilden. Die fremden Freiwilligen sollen das Land verlassen. Diese Neuordnung wird eingerichtet und über⸗ wacht werden von der Internationalen Kontrollkommission, die sich nach Chimara begeben wird. Die Ausführung und Auf⸗ rechterhaltung der genannten Zugeständnisse wird von den Mächten garantiert werden.

Die Deputiertenkammer hat gestern ihre Arbeiten wieder aufgenommen. Der Minister des Aeußern Streit hat der Kammer einen Gesetzentwurf über die Abtretung der Insel Saseno an Albanien unterbreitet. Streit erklärte, der Entwurf sei die Folge der Londoner Konferenzbeschlüsse und der Verpflichtungen, die Griechenland übernommen hätte. Der Entwurf wurde der Kommission für auswärtige Angelegenheiten überwiesen, die ihren Bericht in drei Tagen vorlegen wird.

Serbien.

„In der gestrigen Abendsitzung der Skupschtina kam es, wie „W. T. B.“ meldet, infolge eines Wortwechsels zwischen dem Justizminister Djuritschitsch uud einem jungradikalen Ab⸗ geordneten zu einem stürmischen Protest der Jungradikalen. Die Situng mußte zweimal unterbrochen werden, und da die Jungradikalen eine obstruktionistische Haltung einnahmen, wurde die Sitzung unter großem Lärm ges lossen.

Bulgarien.

Im Lause der Debatte über die Untersuchung in der Sobranje setzte der frühere Minister⸗ präsident Danew in einer langen Rede den Zweck des Balkan⸗ bundes auseinander.

Laut Bericht des „W. T. B.“ be aasssa Vertrag keine Spitze habe.

erklärte Danew, daß der serbisch⸗ gegen Oesterreich Ungarn gehabt

Die Klausel über das Zusammenwirken der Heere in der

wer

Militärkonvention habe nur den Zweck gehabt, die Solidarität der Interessen Serbiens und Bulgariens zum Ausdruck zu bringen. Niemand aber habe jemals die Möglichkeit eines Krieges gegen eine der Groß⸗ mächte ins Auge gefaßt. Danew ließ darauf die kriegerischen Ereig⸗ nisse nacheinander vorüberztehen und erwähnte seine Reise nach Buda⸗ pest, wo er die serbischen Ansprüche zu vertreten gelucht habe, Serbien einen Zugang zum Adriatischen Meere zu verschaffen. Danew hoh die Unzuverlässigkeit der serbischen Regierung hervor, die beinahe in der Frage des russischen Schiedsspruchs nachgegeben hätte. Ferner betonte er die Zweideutigkeit Griechenlands, das niemals seine Hal. tung genau zu erkennen habe. Hinsichtlich der Eröffnung der Feindseligkeiten erklärte Danew, daß er weder direkt noch indirekt um den Angriffsbefehl gewußt habe. Zum Schlu sich Danew für eine umfangreiche Untersuchung aus. .

Der italienische Panzer „Vettor Pisani“ ist mit drei Torpedo⸗ bootsflottillen gestern nachmittag von Durazzo in Valona an⸗ gekommen. Während der italienische Konsul dem italienischen Admiral einen offiziellen Besuch machte, rief, wie die „Agenzia Stefani“ meldet, der italienische Geschäftsträger in Durazzo auf Wunsch des Fürsten Wilhelm und Essad Paschas das Geschwader nach Durazzo zurück, weil die Aufständischen auf die Hauptstadt marschierten. Das Geschwader dampfte unverzüglich ab.

Fanatikern, teils aus gegen ihre Beys aufgebrachten Bauern bestehend, haben gestern mittag die zwei Stunden von Durazzo entfernte Ortschaft Siak besetzt und den Kaimakam ver⸗

Amerika.

Depeschen aus maßgebender diplomatischer Quelle aus der Stadt Mexiko an die ausländischen Vertreter in Washington erklären, wie „W. T. B.“ meldet, Huerta habe die merxi⸗ kanischen Delegierten ermächtigt, seine Abdankung zu unter⸗ breiten, falls dies im Interesse der Friedensverhandlungen notwendig erscheine. Dieser Meldung gegenüber stellt August Rodriguez, einer der Vertreter Mexikos auf der Friedens⸗ vermistlungskonferenz, entschieden in Abrede, daß Huerta sich zur Abdankung bereit erklärt habe.

Nach einer Depesche des Admirals Mayo hat der Führer der Aufständischen in Tampico, General Cabalero, durch

und spanischen Geschäftshäuser das Ersuchen gerichtet, sich freiwillig zu einem Beitrag für die Sache der Kon⸗ stitutionalisten zu verpflichten. Einer Blättermeldung aus Veracruz zufolge haben die Beamten einer ngländischen Ge⸗ sellschaft, von der die Konstitutionalisten 10 000 Pesos als Beitrag zu einer Zwangsanleihe von einer Million Pesos verlangten, eiligst den Hafen von Tampico verlassen.

Die Agenten des amerikanischen Staatsdepartements suchen von den Führern der Konstitutionalisten in Tampico Garantien für den Schutz der fremden Arbeiter in den Oeldistrikten gegen Bedrückungen zu erhalten. Auf Grund von Vorstellungen, die der niederländische Gesandte bei ihm erhob, protestierte der Staatssekretär Bryan selbst gegen die Härte der Kon⸗ stitutionalisten in der Handhabung der Gesetze im Oeldistrikt von Tampico.

Nach einer Meldung an das amerikanische Marine⸗ veprrlement hat der Admiral Howard aus zuverlässiger Quelle erfahren, daß Tepic vorgestern von den Konstitutionalisten unter Führung des Generals Blanco Buelna erobert worden

soj nhaunse worden. Afrika.

Nach der Vereinigung der Abteilungen Baumgarten und Gouraud ist der General Lyautey am 17. Mai mit seinen Truppen in Taza eingerückt. Der Resident ist sofort nach Taurirt abgereist.

Parlamentarische Nachrichten.

Dis vie gefertgen Seungen des Reichs⸗ ags und des Hauses der Abgeordneten befinden sich i der Ersten und Zweiten Beilage.

Der heutigen (262.) Sitzung des wohnten der Staatssekretär des Innern Dr. Delbrück, der Kriegsminister, Generalleutnant von Falkenhayn, der Staatssekretär des Reichspostamts Kraetke, der Staats⸗ sekretär des Reichsjustizamts Dr. Lisco und der Staats⸗ sekretär des Reichsschatzamts Kühn bei.

Zunächst wurde eine Anzahl von der Petitionskommission zur Erledigung im Plenum für ungeeignet erachteter Peti⸗ tionen für erledigt erklärt und über die zum Entwurf eines Postscheckgesetzes eingegangenen Petitionen ohne Dis⸗ kussion nach den Anträgen der Budgetkommission beschlossen.

Die allgemeine Rechnung über den Reich shaushalt für 1908, die Bemerkungen des Rechnungshofes 1a. gemeinen Rechnung über den Reichshaushalt für 1909, die Reichshaushaltsrechnung für 1911 und 1912, die Schutzgebietsrechnungen für die Rechnungs⸗ jahre 1907, 1908, 1909, 1910, 1911 und die Rechnun der Kasse der Oberrechnungskammer die echum der Reichsverwaltung für 1911 wurden in dritter Be⸗ ratung ohne Debatte nach den in zweiter Beratung an⸗ genommenen Anträgen der Rechnungskommission endgültig genehmigt. .“

Es folgte die dritte Beratung der Novelle zum

Handels gesetzbuch (Konkurrenzklausel) auf Grund der Be⸗ schlüsse zweiter Lesung.

„Abg. Marquart (ach; Ich erkläre, daß die Konkurrenzklausel für die Angestellten eine wesentliche wirtschaftliche Schädigung bedeutet. Deshalb bin ich immer dafür eingetreten, daß sie beseitigt wird. Die Klage auf Erfüllung in der Ausdehnung, wie sie vorgessden ist, würde, wie ich schon in zweiter Lesung ausgeführt habe, die Abhängigkeit und Unsicherheit der Angestellten noch vermehren. Auf demselben Standpunkt stehen große sozialpolitische Verbände. Ich habe schon bei der zweiten Beratung darauf hingewiesen, daß in Zukunft die Neigung bestehen wird, eine geheime Konkurrenzklausel zu vereinbaren. Es ist deehalb nötig, in der Zukunft alles daran zu setzen, um die 19 esestiggn.

g. ebel (Soz.): Man hat versucht, den Handlungsgehilfen den Glauben an diesen Gesetzentwurf beizubringen. Aber diese bljen sich davon nicht überzeugen lassen. Der einzige Fortschritt im Gesetz, die Festsetzung der Gehaltsgrenze, ist uns zu verdanken. Durch die Schaffung des jetzt schrankenlosen geanungsanfgruches ist eine direkte Verschlechterung gegenüber dem jetzigen Standpunkt geschaffen. Die

Reichstags

Unternehmer begrüßen dies auch mit unverhohlener Genugtuung. Ihnen steht jetzt die geheime Konkurrenzklausel zur Verfa ng.

wwurde die Vorlage im einzelnen und schließlich i

Starke bewaffnete Banden, teils aus muselmanischen

trieben. In Durazzo sind Schutzmaßregeln getroffen worden.

die Handelskammer in Tampico an alle mexikanischen

set San Bkah vorn den Konftitutionalisten besetzt

Abg. Weinhausen (fortschr. Volksp.): Die Festlegung der e ist ein Verdienst aller Parteien. Man darf bei diesem Gesetz nicht einen einzelnen Paragraphen des neuen Gesetzes mit dem des alten vergleichen. Ziffernmäßig kann man nachweisen, daß die

Mehrheit der Handlungsgehilfen hinter unseren Kompromißbeschlüssen

teht, die deshalb angenommen werden müssen.

Damit schloß die Spezialdiskussion. Ohne n der Gesamt⸗ abstimmung gegen die Stimmen der Sozialdemokraten end⸗ gültig genehmigt.

Es folgte die dritte Beratung des Entwurfs eines Gesetzes gegen den Verrat militärischer Geheimnisse (Spionage⸗ gefet) Eine Debatte fand nicht statt. In der Spezialberatung gelangte der Entwurf im einzelnen und darauf im ganzen nach den Beschlüssen zweiter Lesung endgültig zur Annahme.

Ebenso wurde in dritter Lesung der von der 16. Kom⸗

ission beantragte Gesetzentwurf wegen Aenderung der trafgesetzlichen Bestimmungen über das Duell ohne Diskussion nach den Beschlüssen zweiter Lesung definitiv ge⸗ ehmigt.

Es folgte die dritte Lesung des Gesetzentwurfes wegen Aenderung der Gebührenordnung für Zeugen und Sachverständige. Auch hier erfolgte die definitive Annahme

auf Grund der Beschlüsse zweiter Lesung ohne Diskussion.

Darauf wandte sich das Haus zu den Wahlprüfungen.

Die Wahl des Abg. Alpers (Welfe) (17. Hannover) ist von der Kommission mit 6 gegen 5 Stimmen für gültig erklärt vorden. Von den Sozialdemokraten liegt der Antrag vor, die Beschlußfassung auszusetzen und Beweis zu erheben über die in den Wahlprotesten behaupteten Wahlbeeinflussungen durch die Kriegervereine, eventuell die Wahl des Abg. Alpers für un⸗ zültig zu erklären.

Abg. Stadthagen (Soz.): Es handelt sich hier um ganz un⸗ eeugbare Wahlbeeinflussungen, die durch die Kriegervereine zugunsten hes Gewählten ausgeübt worden sind. Die Kriegervereine des Wahl⸗ eises hatten eine positive Wahlparole zugunsten einer bestimmten Partet ausgegeben. Durch diese Wahlbeeinflussung ist das Stimmen⸗ erhältnis so verschoben worden, daß die Ungültigkeitserklärung der Wahl ohne weiteres ausgesprochen werden könnte. Wir wollen uns ber mit der Beweisaufnahme begnügen.

Abg. Dr. Neumann⸗Hofer (fortschr. Volksp.): Auf die Tätig⸗

keit der Kriegervereine will ich bei der Geschäftslage des Hausez nicht

ngehen, sonst würde mein Urteil über die Kriegervereine anders aus⸗ allen als das des Abg. Stadthagen. Wir können den Antrag der Sozialdemokraten nicht ohne weiteres annehmen, weil er viel zu un⸗ estimmt gehalten ist. Wir beantragen, die Wahl an die Kommission r Prüfung zurückzuverweisen.

Dieser Antrag wurde ensewümi angenommen.

Die Wahl des Abg. von Massow (dk.) für 2. Königsberg

(Labiau⸗Wehlau) ist von der Kommission beanstandet worden;

ie Beschlußfassung soll ausgesetzt und über eine Reihe von Protestpunkten Beweis erhoben werden.

Abg. Dr. Neumann⸗Hofer (fortschr. Forah beantragte, die Beweiserhebung auf eine Reihe weiterer Protestpunkte auszudehnen. Lin Gemeindevorsteher hat am 14. Januar ein Formular mit dem imtlichen Dienstsiegel in Umlauf gebracht, wonach Stimmzettel auf en Namen des fortschrittlichen Kandidaten Wagner ungültig und r Wahlzettel auf den Namen Massow gültig seien. In der Kom⸗

1 nission ist der Antrag, über diese Behauptung Beweis zu erheben,

ait Stimmengleichheit abgelehnt worden, desgleichen eine weitere hrotestbehauptung, wonach ein Ortsvorsteher amtlich bekannt gemacht sat, daß jeder konservativ wählen müsse. Ferner hat nach der Be⸗

auptung des Protestes ein Gutsbesitzer gesagt, wenn auf seinem Gute

9 konservative Stimmen abgegeben würden, zahle er 50 ℳ. Auch sier hat die Kommission Beweiserhebung mit Stimmengleichheit ab⸗ elehnt.

Der Kommissionsantrag wurde mit einem Antrag Neu⸗ ann⸗Hofer angenommen.

Die Wahlen der Abgg. Rogalla von Bieberstein Hkons.) für 7. Gumbinnen, Dr. Pachnicke ffortschr Volksp.) r 3. Mecklenburg⸗Schwerin, Graf von Westarp (dkons.) für

Posen, Witt (Rp.) für 1. Marienwerder und Graf von armer⸗Zieserwitz (dkons.) für 8. Breslau wurden ohne hebatte für gültig erklärt. Der Beschluß über die Gültigkeit r Wahl des Abg. Bassermann inl.) 5. Trier soll nach

Kommissionsantrag ausgesetzt und über eine Reihe von rotestbehauptungen Beweis erhoben werden.

Abg. List⸗Eßlingen (nl.) verbreitete sich über die Frage, wie die chlafhäusler in bezug auf die Aufnahme in die Wählerlisten zu hhandeln seien. Er hielt eine Aenderung der bisherigen Praxis der ommission in dieser Frage für notwendig.

Der Antrag der Kommission wurde angenommen.

Die Wahl des Abg. Grafen Schwerin (dkons.) für Stettin ist von der Kommission ebenfalls beanstandet worden.

Nach kurzen Bemerkungen der Abgg. Frommer (dkons.) d Neumann⸗Hofer wurde beschlossen, die Wahl zu bean⸗ iuden und die beantragte Beweiserhebung stattfinden zu lassen.

Darauf begann das Haus die dritte Lesung des Reichs⸗ ushaltsetats und des Schutzgebietsetats für 1914.

(Schluß des Blattes.)

Das Haus der Abgeordneten setzte in der heutigen 4.) Sitzung, welcher der Minister der öffentlichen Arbeiten i Breitenbach und der Finanzminister Dr. Lentze bei⸗ hnten, die dritte Beratung des Entwurfs des Staats⸗ ushaltsetats für 1914 fort und verhandelte zunächst er den Etat der Eisenbahnverwaltung.

Abg. Dr. Runze (fortschr. Volksp.): Von den Eisenbahnarbeitern ad noch immer Klage darüber geführt, daß die Eisenbahnarbeiter⸗ 8 nicht ganz das sind, was sie eigentlich sein sollen. Eine gere Zentralisierung der Arbeiterausschüsse wäre am Platze, damit ihren Anforderungen mehr gerecht werden können. Auch wird über Beschwerde geführt, daß es mit der Sonntagsruhe nicht

er so streng genommen wird. Die große Verkehrsstörung, durch den Wagenmangel im Ruhrgebiet im Jahre 1912/13 hervor⸗ zufen worden ist, hat Handel und Industrie sehr geschädigt. mentlich sind die deutschen Speditionsgeschäfte dadurch in tleidenschaft gezogen worden. Der Minister hat schon in der mmission darauf hingewiesen, daß Wandel geschaffen werden soll d daß er den Speditionsgeschäften nach Möglichkeit entgegen⸗ men wird. Dies ist nur zu begrüßen. Der Redner bringt i eine ganze Anzahl Wünsche von Eisenbahnarbeiterkategorien

Sprache und streift dabei ihre Gehaltsverhältnisse, d aber vom Präsidenten darauf aufmerksam gemocht,

dies nicht hierher, sondern zur Besoldungsnovelle gehört. r Redner fährt fort: Der Erlaß des Ministers über die Länge der ustzeit scheint nicht genügend beachtet zu werden. Mir sind Fälle Ohren gekommen, 89 eichensteller und auch andere Beamte bis 12 Stunden Dienst haben. Schließlich möchte ich den pell an das Publikum richten, die Wagentüren bei Besteigen von gen selbst zu schließen, weil in dieser Beziehung häufig Unglücks⸗

vorgekommen sind.

g. Dr. Wagner⸗Breslau (freikons.): Ich möchte einen aflikt der Eisenbahndirektion Breslau mit der Schweidnitzer teschaft zur Sprache bringen. Das Material ist voll⸗

„Schlesischen freikonservativen Korrespondenz“ vom 30. v. M. veröffentlicht. Auf dasselbe möchte ich mich beziehen. Die seit acht Jahren bestehende freie Arztwahl im Bezirk Schweidnitz ist dadurch zur Kündigung gelangt, daß 1912 die Eisenbahndirektion Breslau die den Aerzten bisher für ihren Bezirk zugestandenen Freifahrtkarten entzog ohne eine sachliche Begründung. Eine Beschwerde beim Minister wurde zurückgewiesen. Durch Klage eines der Mitglieder der Aerzteschaft Schweidnitz wurde der Eisen⸗ bahnfiskus dazu verurteilt, bis zum Ablaufe des Kündigungs⸗ vertrages die zugestandene freie Eisenbahnfahrt weiter zu gewähren. Daraufhin erfolgte die Kündigung für den 31. März des Jahres. Die Eisenbahndirektion Breslau erklärte, daß sie aus Gründen der Betriebssicherheit die freie Arztwahl nicht aufrecht erhalten wolle, und versuchte, die 20 Aerzte, die bisher die Behandlung der Eisenbahn⸗ beamten und Arbeiter versahen, durch vier Bahnärzte zu ersetzen. Bisher war das Verhältnis so geregelt gewesen, daß der Kreisarzt als Vertrauensarzt die begutachtende Tätigkeit übernahm, während die Privat⸗ ärzte die Behandlung der Kranken ausführten. Gegen dieses System hatten sich in acht Jahren irgendwelche Bedenken nicht erhoben. Nach⸗ dem auf diese Weise der Konflikt entstanden war, wurden seitens des Leipziger wirtschaftlichen Verbandes diese vier Stellen ö Die Eisenbahndirektion Breslau bestellte mehrere Streikbrecher und geriet noch mit dem Vorsitzenden der Breslauer Aerzte⸗ Geheimem Säanitätsrat Dr. Theodor Körner, in einen Streit darüber, ob eine von ihm einem Mitglied der Eisenbahndirektion Breslau vegenüber getane private Aeußerung hinsichtlich der Ausdehnung des Bezirks der ärzt⸗ lichen Versorgung durch einen auch früher beschäftigten Arzt gut⸗ eheißen werden könne. Geheimrat Körner erklärte später, daß eine solche private Aeußerung nicht als amtliche Ansicht der Aerztekammer Breslau angesehen werden könne. Es ist der Eisenbahndirektion Breslau zwar gelungen, diese vier vorgesehenen Stellen zu besetzen, doch schwebt gegen einen der Nothelfer ein ehrengerichtliches Verfahren vor der Aerztekammer. Ich spreche die Hoffnung aus, daß es trotz dieser unerwünschten und sehr peinlichen Vorkommrnisse, nachdem ich über aäͤhnliche Vorkommnisse bei der Breslauer Ortskrankenkasse habe Klage führen müssen, dem Minister doch gelingen möchte, diese Angelegenheit in befriedigender Weise zu regeln, umsomehr, da es von der Aerzteschaft der Stadt Schweidnitz und der Orte Saarau, Zopten und Reichenbach selbst aufs äußerste bedauert wird, daß sie sich durch die nicht zu vertretenden Maßnahmen der Eisenbahndirektion Breslau ehvungen sieht, außer in dringenden Fällen jegliche, auch private Behandlung von Eisen⸗ bahnbeamten und ⸗arbeitern ablehnen zu müssen.*

(Schluß des Blattes.)

ständig in der

außerdem kammer,

Dem Reichstage ist eine Bekanntmachung, betreffend den Betrieb der Anlagen der Großeiseni 4. Mai 1911 ¹ nsgen.

Statistik und Volkswirtschaft.

Die ausländischen Arbeiter auf dem deutschen Arbeits⸗ markt im April 1914.

Nach dem Bericht der Deutschen Arbeiterzentrale ließ die Saison⸗ arbeiterzuwanderung im vergangenen Monat, wie stets im April, ganz erheblich nach. Trotzdem war das G immer noch als reichlich zu bezeichnen. Diesem verhältnismäßig reichen Angebot stand ver⸗ hältnismäßig geringe Nachfrage gegenüber, da die Arbeitsbetriebe, die auf ausländische Arbeitskräfte angewiesen sind, ihren Bedarf zum großen Teil schon gedeckt hatten. Einen nennenswerten Bedarf hatten in der Landwirtschaft nur noch die Ostprovinzen und in der Industrie der Hoch⸗ und Tiefbau und die Gruben. 1

Die Ueberseewanderung ging unverändert weiter zurück.

An der ostpreußischen Grenze allein war die „Grenz⸗ überschreitung nicht so zahlreich, daß der hier bekanntlich später ein⸗ tretende Bedarf ohne weiteres hätte gedeckt werden können. Die westpreußischen Grenzübergänge brachten den lebhaftesten Zuzug. Er fand bis auf einen kleinen Teil die gesuchte Arbeits⸗ gelegenheit. Aus Galizien kamen verhältnismäßig wenig Arbeiter herüber, jedoch mehr, als Nachfrage vorhanden war. Der Zug italienischer Arbeiter, der die Zahlen der Vorjahre bei weitem nicht erreichte, entsprach dem Bedürfnis. Nicht unerheblich blieb auch die Rückwanderung. Nach holländischen Arbeitern war die Nachfrage lebhafter. Im glichen sich Angebot und Nachfrage aus; nur Stallpersonal war nicht immer ausreichend vor⸗ handen. Dänen boten sich im Anfang des Monats zahlreicher an.

Zur Arbeiterbewegung.

Unter den Arbeitern der Arbeiterglasfabrik von Albi herrscht, wie „W. T. B.“ aus Paris meldet, starke Gärung, weil ein Arbeiter entlassen wurde, der sich vor Ablauf der vorschriftsmäßigen achtstündigen Arbeitszeit aus der Fabrik entfernt hatte.

Kunst und Wissenschaft.

Ausstellung von Werken alter Kunst in der Königlichen Akademie der Künste.

II

Die deutsche Malerei ist nicht so reich vertreten wie die der Niederlande und Italiens. Unter den Bildern der Deutschen sind zwei Werke großer Meister an erster Stelle zu nennen: ein wirkungs⸗ volles Profilbildnis des Kardinal⸗Erzbischofs Albrecht von Mainz von der Hand Lukas Cranachs, das den Dargestellten in prunkvollem rot⸗ goldenen Brokatmantel vor einem grünen Vorhang zeigt (Besitzer: Seine Majestät der Kaiser). Das zweite deutsche Bild von hohem Range ist ein kleines, miniaturartig ausgeführtes Rundbild einer Frau von köst⸗ lichem Schmelz der Farbe, das der jüngere Holbein 1541 malte (Huldschinsky). Unter den frühen deutschen Werken ist eine Tafel des Bartholomäusmeisters, die „Taufe Christi“, ein wahres Museumsstück, das alle charakteristischen Merkmale des Cölner Malers mit schärfster Prägnanz aufweist (von Kaufmann).

Tizian, Tintoretto und Tiepolo das sind die großen vene⸗ zianischen Namen auf der Ausstellung, die dem gut abgerundeten Gesamtbild der Malerei Venedigs hohen Glanz verleihen. Von Tintoretto sind zwei Fragmente der Orgeltüren von S. Benedetto in Venedig, ein Verkündigungsengel und eine Maria da, die Prof. Lanz in Amsterdam herlieh. Aus Tizians mittlerer Periode stammt das dekorative Gemälde der hl. Katharina, die in einer Säulen⸗ halle anbetend vor dem Kruzifixus kniet (L. Koppel), während des Meisters Porträtkunst durch das breit gemalte Profilbildnis des Dogen Barbarigo glänzend vertreten ist (L. Koppel). Unter den 5 Gemälden Tiepolos behaupten eine porträtartig aufgefaßte „heilige Cäcilie“ von höchster Qualität (J. Simon) und der kleine Entwurf zu einer Altartafel in S. Massimo zu Padua die erste Stelle (von Hollitscher). Die geistreiche Kunst Canalettos und Guardis erfreut sich unter den Berliner Sammlern großer Beliebtheit; die Ansicht der Piazza gegen den Glockenturm von Guardi (von Hollitscher) und das ungemein leicht und frei hingemalte Bild „Blick über die Lagunen mit Segelschiffen“ (J. Simon desselben Künstlers verdienen als be⸗ sonders schöne Beispiele dieser feinen Kunst hervorgehoben zu werden. Die hochentwickelte Porträtmalerei der venezianischen Schule ist ferner durch dekorative Werke unbekannter Meister und durch das Bildnis dreier Frauen von Lorenzo Lotti (W. von Stumm) sowie ein kleines weibliches Brustbild von Cima de Conegliano (W. von Dirksen) charakteristisch vertreten. Bildnisse von Morello (W. von Dirksen) und Moroni reihen sich diesen würdig an. Des großen orträts eines Schauspielers, der vor einer Säulenarchitektur steht, das als ein Gegenstück zu dem sogenannten „Borro“ des Kaiser Friedrich⸗ Museums angesehen wird (L. Koppel), ist bereits im ersten

der Sekunde ergeben.

. Dieses Bild, das zum ersten Male öffentlich gezeigt wird, trägt hoffentlich dazu bei, die Frage 5 dem Autor beider Werke, der sicherlich in Oberitalien zu suchen ist, allmählich der Löfung nahe zu bringen. In dem großen Gemälde „Mars und Venus“, das von Paris Bordone herrührt, rauschen alle glühenden und leuchtenden Farben der venezianischen Malerschule in voller Pracht auf (W. von Dirksen). Unter den Madonnendarstellungen italienischer Meister sind jene des Solario (F. von Gans) und des Andrea Previtali (W. von Dirksen) sowie eine entzückende Madonnenkomposition mit dem kleinen Johannes von Andrea del Sarto aus dem Besitze Eduard Simons die bemerkenswertesten. Den stolzen Namen Botticelli tragen nicht weniger als drei Gemälde: eine kleine Verkündigung, die in einer Vitrine ausgestellt ist (Huldschinsky), eine Madonna in einer Nische (Ed. Simon), die wie die im Typ verwandte Madonna des 1485 vollendeten großen Gemäldes Nr. 106 im Friedrich⸗Museum gleichfalls um diese Zeit entstanden sein muß, sowie das Profil⸗ bildnis einer Dame (Koppel), das dieselbe Frau wie die sogenannten „Simonetta“⸗Bilder des Berliner Museums und des Städelschen Instituts in Frankfurt zeigt. Von den Italienern der Sammlung von Kaufmann sind zwei interessante Gemälde Meister ausgestellt; ein voll signierter hl. Hieronymus des

arco Zoppo und eine dreiteilige Predella, als deren Autor vor wenigen Jahren adovano durch Gronau feestgestellt wurde. Dieses Predellenstück befand sich ehemals unter einem jeßt verschollenen Gemälde des Giovanni Bellini in der Chiesa della Carità in Venedig.

Die spanische Kunst ist durch vollwertige Gemälde von zwei ihrer größten Meister vertreten: durch eine heilige Katharina, die eine aus⸗ gezeichnete Schöpfung aus der früheren Zeit Murillos (O. Held) ist, und durch ein charaktervolles männliches Bildnis von der Hand Francisco Goyas (R. von Mendelssohn). Dr.

Aufsatze gedacht worden.

Lauro

Die elektrischen Wellen. Die Schwingungen, in denen sich die elektrische Energie fortsetzt und auf denen die wundersame Errungenschaft der drahtlosen Telegraphie beruht, sind zuerst von Marwell geahnt und bis zu gewissem Grade schon festgestellt worden. Diese ersten grundlegenden Arbeiten liegen jetzt ein halbes Jahr⸗ hundert zurück. Eine eigentliche Erforschung wurde aber erst durch Heinrich Hertz eingeleitet, der im Jahre 1888, also vor etwa einem Vierteljahrhundert die Natur der elektrischen Wellen entschleierte, ihre Entstehung und Fortpflanzung nachwies. Wie die Schwingungen der Wärme und des Lichts gehen auch die elektrischen in dem mutmaßlichen Aether vor sich und sind einer außerordentlichen Mannigfaltigkeit fähig. Um sich von dieser eine Vorstellung zu machen, müßte man sich eine Art Klavier mit einer ungeheuren Folge von Tasten denken, deren jede eine unhörbare ätherische Note anschlägt. Die tiefsten Noten würden in der Praxis durch die elektri⸗ schen Schwingungen vertreten sein, die von den großen Stationen für drahtlose Telegraphie benutzt werden und etwa 40 000 Wellen in Die höher abgestimmten kleineren Sta⸗ 5 Oktaven höher hinauf, bis zur Frequenz Kleinere Apparate im Laboratorium aber entsenden zwischen 100 und 30 000 Millionen Schwingungen in der Sekunde oder fast 19 Oktaven höher als die der großen transatlantischen Stationen. Die Frequenz läßt sich aber noch weiter steigern. Bei etwa 10 Billtonen in der Sekunde werden die Schwingungen für unsere Hautnerven wahrnehmbar und erzeugen ein Gefühl der Wärme. Dies steigert sich, verschwindet aber wieder, wenn eine Frequenz von 395 Billionen erreicht wird. Dann gehen die Wärmewellen in Lichtwellen über. Es erscheint zunächst ein dunkelroter Schein, der allmählich bis zu einem hellen Rot aufleuchtet. Die rote Farbe geht dann bei weiterer Steigerung der Frequenz langsam über in Orange und dann durch die Regen⸗ bogenskala in Gelb, Grün, Blau und Violett. Bei etwa 750 Billionen in der Sekunde werden die Wellen dann wieder unsichtbar oder können wenigstens nur dadurch sichtbar gemacht werden, daß sie gewisse Stoffe in der Dunkelheit zum Leuchten bringen. Die unsichtbaren ultravioletten Strahlen haben

requenzen zwischen 3000 und 4000 Billionen in der Sekunde. Die eigentlichen elektrischen Wellen lassen sich ähnlich wie Lichtwellen leichsam in einem Brennglas auffangen, das aber nicht etwa aus Glas, sondern aus Hartgummi, Schwefel oder anderen für gewöhn⸗ liches Licht undurchlässigen Stoffen hergestellt werden muß. Die Wirkungen elektrischer Wellen können jetzt auch für eine Koße u⸗ hörerschaft aufs eindruckvollste gekennzeichnet werden. ei einer solchen Koreacc. zum Beispiel die Sätze, die ein Schul⸗ mädchen in einem Nachbarraum niederschrieb, ohne jede Verbindung nach dem Hörsaal telegraphiert und dort den Zuhörern durch ein lautes Telephon mitgeteilt. Viel einfacher und auffälliger ist die Erscheinung, daß eine Glocke zu tönen beginnt, wenn der Vor⸗ tragende in einer erheblichen Entfernung einen Messingstab durch Reiben auf seinem Haar elektrisch machte und an seiner Uhrkette oder an seiner Brille entlud. Auch ein kleines Geschütz kann durch elektrische Wellen abgefeuert werden, die aus einem Nebenraum stammen. Entladungen hoher Spannung von mehreren 100 000 Volt können bei einer Frequenz von 400 000 in der Sekunde die außer⸗ ordentlichsten Erscheinungen hervorbringen. Sie durchschlagen und entzünden Holzstücke und bringen den umgebenden Raum in einen Zustand so heftiger elektrischer Erzitterung, daß elektrische Lampen ohne jede Leitung zu leuchten beginnen.

tionen gehen etwa von 1 ½ Millionen.

Gesundheitswesen, Tierkrankheiten und Absperrungs⸗ maßregeln.

Dem Kaiserlichen Gesundheitsamt ist der Ausbkuch und das Erlöschen der Maul⸗ und Klauenseuche vom markt in Breslau am 16. und 17. Mai, der Ausbruch der Maul⸗ und Klauenseuche vom Schlachtviehhof in Düsseldorf am 17. Mai und vom Viehhof in Frankfurt a. M. an demselben Tage gemeldet worden.

Theater und Mufik.

Deutsches Theater.

Als zehnte Vorstellung im Shakespeare⸗Zyklus wurde estern abend im Deutschen Theater „Othello“ aufge⸗ ührt. Da dieses Trauerspiel seit seiner Neueinstudierung vor etwa drei Jahren ständig auf dem Spielplan der Reinhardt⸗ Bühne geblieben ist, so ist nicht viel Neues darüber zu sagen. lie Einrichtung der Szene mit der Vorbühne und ihren in die Tiefe führenden Treppenanlagen ist die gleiche eblieben wie früher, auch an den Bühnenbildern sind wesentliche Herinderuneen nicht vorgenommen worden. Durch die Entfernung gewinnen die auf der Hinterbühne sich abspielenden Vorgänge an⸗ perspektivischer Tiefe und malerischem Reiz, während die Vor⸗ bühne es gestattet, die Handlung möglichst ohne Unter⸗ brechung fortzuführen. Diese Vorzüge sind seinerzeit gelegentlich der Erstaufführung eingehend gewürdigt worden. Auch die Be⸗ setzung der Hauptrollen war mit zwei Ausnahmen die gleiche geblieben. Mit Bassermanns Othello kann sich der Schreiber dieser Zeilen heute ebensowenig einverstanden erklären wie früher. Dieser gurgelnde Neger entspricht nicht dem in der Shakespeareschen Dichtung ent⸗ haltenen Bilde des edlen, fürstlichem Geblüt Mohren. Nur da, wo das ursprüngliche Temperament des Naturmenschen Mab hervorbricht, hat sein Othello bedeutende und auch hinreißende Mo⸗ mente, im übrigen aber tritt die Klügelei viel zu stark hervor und das rührend Gemütvolle im Charakter des Othello kommt überhaupt nicht zur Geltung. Die Desdemona der Frau Else Heims ist sich ebenfalls gleich geblieben. Das Sympathische ihrer Erscheinung und ihres Wesens nimmt gleich für sie ein; ein wenig mehr Hin⸗ gebung und Traumverlorensein würde ihre künstlerische Leistung ab bedeutend vertiefen. Neu waren die Herren von Winterstein und

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