stehen. Der Kultusminister hat erklärt, wenn die Sozialdemokraten wirklich lediglich Jugendpflege treiben würden, so könnte ihnen die Poligei vens wenig etwas anhaben wie den anderen Vereinen, Herr tultusminister, halten Sie diese Worte noch aufrecht angesichts des e Vorgehens gegen die rein wissenschaftlichen Vorträge unserer Organisationen in Lichtenberg? Dann möchte ich noch eine an den Minister richten, die nicht von sozialdemokratischer Seite, ondern aus den Reihen religiöser Vereine herrührt. Ist es Tatsache, daß * von der Goltz vom Jungdeutschlandbund ein Gehalt von 20 000 ℳ czieht, daneben 35 ℳ tägliche Reisespesen und die Kosten der Fahrt 1. Klassen Im Falle des Pfarrers Luther ist festgestellt worden, daß er sich vor Einleitung des Disziplinarverfahrens dahin geäußert hat, daß er in einem Konfliktsfalle sich auf seine Nervosität berufen würde. Hierin liegt etwas ganz Unerhörtes. Die Kirchenaustrittsbewegung mmmt mehr und mehr an Umfang zu. Ein Oberbahnassistent hat mir mitgeteilt, daß er aus der Landeskirche ausgetreten ist nicht etwa, weil er unzufrieden mit ihr war oder ungläubig ist, sondern weil ihm 8 Wochen lang von der Behörde der freie Sonntag verweigert wurde. Als er zu seinem vierzigjährigen Dienstjubilaͤum in die Kirche gehen wollte, wurde ihm auch an diesem Tage der freie Sonntag nicht gewährt. 1
bg. Kloppenborg (Däne): Es soll in Preußen kein un⸗ billiges System sein, wenn man in der Nordmark mit Gewalt das Deutschtum einführen will. Es wäre in Preußen vieles anders, wenn man von dem Verfolgen der fremdsprachigen Elemente absehen würde. Trotz aller gegebenen Zusicherungen werden aber zahlreiche Existenzen vernichtet.
Abg. Dr. Irmer (kons.): Von sozialdemokratischer Seite ist so⸗ eben mitgeteilt worden, daß Kunst und Wissenschaft keine Religion wäre. Zu diesem Standpunkt kann ich mich nicht emporschwingen. Die
erren übersehen ganz und gar, daß unsere Wissenschaft auf Studium, ernen und Wissen beruht. Daß aber auch das andere Imponderabile dazu gehört, ohne das der Mensch nicht leben kann, die Seele und das Gemüt, daran wird nicht gedacht. Auch wir können nur auf das wärmste den Antrag Ahrens empfehlen. Im Rauchmuseum be⸗ finden sich lediglich die Originalabgüsse von Werken Rauchs. Es war ein Akt von Pietät, diese Zeugen künstlerischer Tätigkeit der Nachwelt zu erhalten. Man braucht dafür keinen kostharen Bau, sondern nur eine sichere Stätte. Wir sind dankbar, daß das Mi⸗ nisterium dafür jetzt einen Platz ausgewählt hat. Wir sind auch alle einig, daß es gut ist, wenn er in der Nähe der Hochschule für bildende Künste liegt. Sollte es sich nur um ein Provisorium handeln, dann wäre der Platz allerdings zu teuer. Er ist aber aus⸗ reichend, um sämtliche Schätze aufzunehmen. Man hat schon lange daran gedacht, einzelne von den autographischen Dingen auszu⸗ merzen, da nicht alle von der Hand Rauchs sind. Wollte man ein Museum bauen, worin auch die Modelle anderer Meister ausgestellt sind, dann würde die ausgeworfene Summe nicht reichen. Wir müssen aber doch auch der künftigen Generation etwas zu tun über⸗ lassen. Die Erklärung des Ministers wird zweifellos zur Klärung der Frage beitragen. “
Abg. Eickhoff (fortschr. Volksp.): Auch ich möchte dafür ein⸗ treten, das Doktordiplom der in der Schweiz, in un promo⸗ vierten Tierärzte bei uns anzuerkennen. Die Dissertationen liegen ge⸗ druckt vor. Der Veterinärrat hat ihre wissenschaftliche Bedeutung an⸗ erkannt. Die Prüfung durch das Ministerium dürfte zu demselben Ergebnis führen. Wenn der Minister die Zustimmung der Regie⸗ rung ausdrückt, dann würde er sich sicher den Dank aller dieser Herren een die so viel zum Ausbau ihrer Wissenschaft beigetragen
n. Abg. Dr. von Campe (nl.): Ich sehe mich veranlaßt, auf die heutige Rede des Abg. Marx zurückzukommen. Für persönliche Aus⸗ einandersetzungen habe ich nicht die geringste Neigung, ich ziehe vor, sachlich zu reden, und glaube auch, daß meine vor 14 Tagen gehaltene Rede dem Abg. Marx nicht den Anlaß hat geben können, irgend einen persönlichen Ton in die Debatte zu bringen. Aber die Art, wie der Abg. Marx heute gesprochen hat, zwingt mich doch zu einer etwas derben Entgegnung. Wir haben schon manche Friedensrede von dem Abg. Marx gehört, aber eine solche Friedensrede noch nicht. Den Frieden im Munde führen, den Frieden zwischen den Parteien herbei⸗ führen wollen, und dann in der ausfallenden Weise sprechen, das scheint mir ein Widerspruch, über den wohl nur der Abg. Marx hin⸗ wegkommen kann. Der Abg. Marx hat eine Bemerkung gemacht, die für meine politischen Freunde und für mich direkt verletzend ist und verletzend sein mußte. Ich entnehme den Wortlaut dem mir von ihm freundlichst zur Verfügung gestellten unkorrigierten Stenogramm. Danach sagte er mit Bezug auf die Verhältnisse in Belgien; „Wie die sogenannten Gemeindeschulen erhalten werden, da kann der
bg. von Campe sich bei seinen weiter links stehenden Freunden er⸗
kundigen, wie die sozialdemokratische Lehrerschaft und Lebrerinnen⸗ schaft von Belgien organisiert ist. Diese unerhörte Behaunptung ist mit vollem Recht von meinen Freunden dahin aufgefaßt worden, daß wir, speziell ich, uns bei unseren Freunden, den Sozialdemokraten, er⸗ kundigen sollten nach den Verhältnissen in Belgien. (Widerspruch des Abg. Mar x.) Sie sagen, Sie haben das nicht gesagt, ader niemand hier im Hause, behaupte ich, hat diese Behauptung anders aufgefaßt und konnte sie anders auffassen als so, wie ich gesagt habe, und weil diese Behauptung so aufgefaßt werden mußte, auch gegen seinen Widerspruch, deshalb fordere ich ihn hier öffentlich auf, diejenigen Anhaltspunkte anzugeben, auf die er diese durchaus willkürliche und freie und mehr als kühne Darstellung und diese objektive Verdächtigung stützt. Wenn Sie diese nicht angeben, Abg. Marxr, dann wissen wir, was wir von Ihnen zu halten haben. (Zuruf des Abg. Mar .) Ihre Zwischenbemerkung scheint anbeuten zu wollen, daß Sie haͤtten sagen wollen: Ach Gott, erfundigen Sie sich doch bei den Herren links von Ihnen, also bei den Freisinnigen! Abg. Marx, ich setze einige Fragezeichen dahinter, ob Ihre Behauptung so aufgefaßt werden konnte, und wenn das der Fall wäre, dann haben Sie ein ganz untaugliches Mittel vorgeschlagen. Scherzeshalber haben meine Freunde versucht, ob sie bei den Frei⸗ len en über die helgische sozialbvemokratische Lehrerorganisation Auf⸗ chluß bekommen könnten; keiner hat etwas gewußt, und Sie wissen ganz genau, Herr Marr, daß unsere Freisinnigen zu den Sozialdemo⸗ kraten in Belgten in gat keinen Beztehungen stehen. So liegt die Sache. Wir haben diese Erklärung so aufgefaßt, daß wir uns bei unsern Freunden, den Sozialtemokraten, erkundigen sollten, und das kann ich nicht anders char⸗ terisieren, als ich es getan habe, und dabei bleibe ich. Herr Marr hat hann auch über die belgischen Verhältnisse gesprochen. Er führie aus dem Jahre 18890 vie JZahl der Analpha⸗ beten an, 90 ℳ, da sei ein liberales Ministerium am Ruber gewesen, also wären die häßlichen Liberalen an den unglückseligen VBerhältnissen in Belgien schuld. Tatscchlich halte Belgien seit 1870 mit ber einzigen Ausnahme von 1878 bis 1884 stets ein klerikales Ministerium; nun nimmt Herr Marx das Jahr 1860, mo das liberale Ministerium erst zwei Jahre im Amtfe wart Pas brinagt sogar ein liberales Ministerium nicht fertig, in zwei Jahren rnmumen, was der Klerikaliem alles gesündigt hat. Der Abg. Marr ist dann auf Preßüäußerungen bezuglich bes
8 über die Schulaufsicht zurückgekommen, Er zitierte einen Artikel der „Vossischen cacgch die sei eine liherale Jeitung, und sagte dann Das ist der Aberalismus! Die „Mossische Heitung, ist eine liberale Zeitung, aber mit dieser Verallgemeinerung „das ist
der Liberaltsmus dasjenige, was die „Vossische Zestung“ geschrisben
si uns Nationalliberalen anhängen zu wollen, ist wiederum sehr ee arrt; die „Vossische Zeitung“ hat zu uns keinerlei Aze⸗ sichungen, und trodem wollen Ste eine solche gelegentliche Aeußerung e Sdantengang uns an die Rockschöße hängen! Ich habe anner konnte man uns vielleicht für die d erantwortlich machen; aber was geht uns de Lokal r ans Ich wenigstens kenne ihn mamn, daß der Abg. Marr diese kleinen muand in demselden Augenblick sich darüber beschwert, daß mir 11“ Stimmen im Lande irgendwie mit dem Zentrum eaerAiswesawt 2uas e Liegt denn das soweit ab? Ich wollte b 8 habe nachgewiesen, daß der Antrag Porsch
in Zus⸗ nachmer
Geistes Kinder sind, und insofern besteht allerdings ein Zusammenhang. Wir sprechen über das von der katholischen Kirche über die Schule in Anspruch genommene Aufsichtsrecht; dabei habe ich eines Entwurfes erwähnt, der einer in Bochum zu gründenden lokalen Schulorganisation vorgelegt worden ist, und zitierte daraus den Satz, daß der Geistliche das Recht habe, sich zu überzeugen, ob der Religionsunterricht erziehlich fruchtbar gemacht wird. Im Zusammenhang damit habe ich von der Schulorganisation gesprochen, die unter der Aegide des Abg. Marr gegründet worden it ohne den Namen Marx zu nennen. Ich hatte damals allerdings angenommen, daß diese Lokalorganisation, die in Bochum gegründet werden sollte, eine derjenigen sei, an deren Spitze der Abg. Marx steht. Er hat mir brieflich mitgeteilt, daß das ein Irrtum meinerseits sei. Ich nahm davon Akt. Aber einmal hat dieser Irrtum mit unserem Streitpunkte gar nichts zu tun, und dann ist es ein ganz gewaltiger Irrtum von dem Abg. Marx, wenn er hier 18ak hat daß diese Legendenbildung auf die liberale Peuse zurückzuführen ist. Die Legendenbildung führt zurück auf die katho⸗ lische „Zeitschrift für Erziehung und Unterricht“ (Abg. Marr: Habe ich ja gesagt!), ja, nachher, so en passant. Diese Zeitschrift hatte über die Gruͤndung in Bochum gesprochen und sie für einen Zweigverein der Fehen dem Abg. Marx unterstehenden Organisationen erklärt, und dasselbe bat noch eine andere Zeitung, die „Monatsschrift für katholische Lehrerinnen“ getan. Der Abg. Marx sollte also doch gegen diese katholischen Zeitschriften wettern; aber das fällt ihm gar nicht ein, er wettert gegen die böse liberale Presse und gegen den noch böseren Abg. von Campe. Der Abg. Marrx hatte Anlaß, sich zu beschweren, wenn ich ihm etwas imputiert hätte, zu dem er innerlich nicht stehen kann; so liegt die Sache aber gar nicht. Ich habe das nur vorgebracht, um zu zeigen, wie die dem Fngaae parsg zugrunde liegende An⸗ schauung im Volke reflektiert; Sie, Abg. Marx, haben den Antrag unterschrieben und werden also die Konsequenzen daraus mit ziehen wollen. Wenn schließlich der Abg. Marx mit besonderer Betonung sich und seine Freunde als beleidigt erklärt, weil wir den Antrag als verfassungswidrig und friedenstoörend hingestellt hätten, so muß ich bei diesem Urteil stehen bleiben. Der Antrag läuft wider die Ver⸗ fassung, daran läßt sich vom Standpunkt der Begründung aus, die ihm der Abdg. Dr. Dittrich gegeben hat, nichts ändern (Zuruf im Zentrum); ich weiß sehr wohl, daß Sie nachber in der Kommission den Antrag anders begründet haben. Er war aber auch friedenstörend, Abg. Marxr. Quieta non movere, das Volk will endlich einmal über diese Fragen zur Ruhe kommen. Wenn Sie das Bedürfnis fühlen, immer und immer wieder an den Grundlagen unseres Verfassungs⸗ — zu rütteln, so ist das genau so friedenstörend wie Ihre heutige ede.
Abg. Graf Mokt ke (Freikons.): Ich † in bezug auf die Aeuße⸗ rung des Abg. Kloppenborg darauf hinweisen, daß in dem einen Jahre 1850 nicht weniger als 44 schleswig⸗holsteinische Beamte und Lehrer aus ihren Aemtern mehr oder weniger gewaltsam entfernt worden sind. Ich frage ihn, was er und seine polnischen und entschen Freunde sagen würden, wenn die preußische Regierung ähnlich gegen Mißliebige vorgehen wollte. Die in dem Londoner Protokoll von 1851 festgelegten Bedingungen sind von der durch ihre Hintermänner bedrängten damaligen dänischen Regierung einfach ignoriert worden. Selbst dänische Schriftsteller haben die groben Mißgriffe ihrer Lands⸗ leute in Schleswig⸗Holstein offen zugegeben, so der Gesandte Baron Löwenstern in seinen Wiener Berichten an den Minister des Aeußern Grafen Reventlow und den Hosprediger, den späteren seeländischen Bischof Martensen, welcher wegen des dänischen Sprachenreskripts von 1851 den ihm angebotenen Posten eines Bischofs vortrefflich aus⸗ schlug. Die nordschleswiger Irredentisten erstrebten nicht die alte dänische Sprache und Kultur, sondern ein neues dänisches politisches Vaterland. Aber das sei ein eingebildetes Vaterland. Die Geschichte habe längst anders entschieden.
genommen.
Ich wollte über den Titel⸗ und Ordensschwindel sprechen. Der Schluß beweist, daß Sie alle zusammen die wohlbegründete Besorg⸗ nis haben (Große Heiterkeit rechts, lebhafte Zwischenrufe allgemeiner Lärm, andauerndes Läuten der Präsidentenglocke), daß Sie alle zu⸗ sammen die wohlbegründete Besorgnis haben, daß Ihnen recht un⸗ angenehme Dinge in dieser Sache gesagt werden könnten. Es wird aber später noch Gelegenheit sein, diese ganze Sache aufzurollen.
Abg. Dr. Marx (Zentr.) bemerkt persönlich: Ich habe nach dem unkorrigierten Stenogramm gesagt: „Diese Schule ist nicht unser Ideal, wir halten das fur beklagenswerte Zustände; gevade wie die sog. Gemeindeschulen erhalten werden, da kann der Abg. von Campe sich bei seinen weiter links stebenden Freunden erkundigen, wie die soztaldemokratische Lehrerschaft und Lehrerinnenschaft von Bel⸗ gien organisiert ist. Ich stelle fest, daß darin nicht enthalten ist, wo⸗ durch sich der Abg. von Campe beleidigt fühlen könnte. Ich bin auch nicht ausfällig geworden, ich verwahre mich gegen diese Behauptung; ich bin angegriffen worden, als Herr von Campe unseren Antrag ver⸗ fassungswidrig und friedensstörend nannte; dadurch habe ich mich be⸗ leidigt gefühlt. Ich din nur persönlich geworden, weil er mich per⸗ sömlich angegriffen hat.
Der Antrag Ahrens (kons.) wird gegen die Stimmen des Zentrums und der angenommen; der Antrag Viereck (fFreikons.) wird mit großer Mehrheit, der Antrag Arning (nl.) mit allen gegen die Stimmen der Sozialdemokraten angenommen.
Der Etat des Ministeriums der geistlichen und Unter⸗ richtsangelegenheiten wird bewilligt.
Abg. Dr. Steputat (Litauer) bedauert, durch den Schluß ver⸗ hindert zu sein, dem Abg. Trampczynski auf seine Bemerkungen über die Litauer zu antworten. Ich kann nur seststellen, daß seine Aeuße⸗
rungen unzutreffend waren. 3
Abg. Dr. Heß (Zentr.): Auf die Ausführungen des Abg. von Campe kann ich nicht mehr antworten, da auch die Nationalliberalen auffälligerweise für den Schluß gestimmt haben. Ferner bedauere ich, daß es mir unmöglich geworden ist, zu unserem eigenen Antrag wegen der Tierärzte Stellung zu ne 8
Abg. Adolf Hoffmann (Scz.): Ich bin auf den Titel⸗ und Ordensschwindel nicht eingegangen, weil mein Freund Liebknecht dar⸗ über sprechen sollte. Ich mochte nur darauf hinweisen, daß, während der Präsident sonst so aufmerksam gegen Zwischenruse ist, er nicht gehört hat, wie während der Geschäftsordnungsbemerkung des Abg. Liebknecht der alte Parlamentarier von Zedlitz dem Abg. Liebknecht etwa 25 mal hintereinander das Wort „Unsinn zurief. (Abg. Freiberr von Zedlitz; Sehr richtig! Stürmische Heiterkeit.) Nichts kennzeichnet besser den Parlamentarismus in diesem Hause als dieser Zuruf „Sehr richtig“ und Ihre Heiterkeit. Das ist die Art, wie Sie Pebatien abschneiden, um die Dinge nicht ans Tageslicht kom⸗ men zu lassen. Kr Lärm.) Das ist Ihre korrupte Art. (Vize⸗ vräsibdent Dr. Porscht Ich habe den Jf des Abg. von Zedlitz nicht gehört, ich weiß nicht, wohin er gegangen ist, es war bei ber ünruhe nicht moͤglich, alle die Zwischentufe zu horen.) Abg. Ab. Hoffmann: Fünfundzwanzigmal!
Abg, Dr., Wriedberg (nl.): Ich muß die Aeußerung des Abg. Liebknecht zuruckweisen, daß wir deshalb für Schluß der Debatte ge⸗ timmt hatten, um seinen Bemühungen in der Ordens⸗ und Titel⸗ sachs aus dem Wege zu gehen. Wir haben nur deshalb für den Schluß geftimmt, damit ber GEtat endlich einmal fertig wird. Wegen der UEnthüllungen des Liebknecht machen wir in Deutschland keine grotzen Uinstande smehr. Gegenuber dem Abg. Dr. Heß muß ich bemerken, daß wir selbstverständlich nicht darauf vorbereitet w daß der Abg. Marx bet der dritten Lesung eine solche efabrfäche Res⸗ über diesen Gegenstand halten würde, zumal sein Antrag schon in der Kommission sehr ausführlich besprochen und abgelehnt worden war und wir uns dann noch in der zweiten Lesung damit beschäftigt hatten.
Darauf wird ein Antrag auf Schließung der Debatte an⸗
Abg. Dr. Liebknecht (Soz.) zur Geschäftsordnung:
F.
Abg. Dr. Liebknecht (Soz. De. Friedl widere ich, daß man wegen gewisser Mitteilungen aus zweierlei Grün⸗ den keine Sorge zu haben braucht, weil nömlich unerheblich sein können, oder aber weil man abgebrüht . Der Abg. Freiherr don Zedlitz hat mir vorhin „Unsinn“ zugerufen. Das habe ich zwar gehört, aber ich glaubte, er meinte damit die Bemerkung des Ministers oder seine eigene. Der Abg. Viereck hat die Frage angeschnitten, der Minister hat darauf eine Erklärung abgege Damit war die Sache — nicht durch mich — in die heutige Debatte geworfen worden. Da die Mitteilungen, von denen die beiden Herren gesprochen haben, von mir ausgegangen sind, lag es ja auf der Hand, daß ich dazu noch einiges zu sagen haben würde. Ich behaupte: Sie haben Schluß gemacht, um mich an weiteren Mitteilungen zu verhindern.
Abg. Marxx (Zentr.): Nachdem bei der zweiten Lesung der Abg. von Campe so schwere Vorwürfe gegen meine Partei erhoben hatte, ver⸗ stand es sich von selbst, daß ich die nächste Gelegenheit dazu benutzen würde, diese Vorwürfe zu entkräften.
Abg. Dr. von Campe (ni.): w heit dann, wenn die Anträge hierher zurückkamen. wir darüber verbandeln. 8 6
Abg. Dr. Heß (Zentr.): Der Abg. Dr. Friedberg befindet sich in einem Irrtum. In einer ähnlichen Lage ist Ihnen von uns noch nie das Wort abgeschnitten worden. Erst hat der nationalliberale Redner heute gesprochen, dann kam der Vertreter des Zentrums und wieder ein Nationalliberaler. Dann mußten wir doch eigentlich noch einmal zum Worte kommen. Aber Sie haben uns das Wort abgeschnitten.
Abg. Marx (Zentr.): Der Abg. von Campe muß es dech schließlich uns überlassen, wann wir unsere Klagen und Wünsche vor⸗ tragen wollen.
Abg. Dr. von Campe (nl.): Ich lege Gewicht darauf, festzu⸗ stellen, daß ich persönlich selbstverständlich nicht für den Schluß der Debatte gestimmt habe. Die Beweisführung des Ahg. Heß ist aber eine etwas eigentümliche. Er sagt: Erst hat ein Nationalliberaler gesprochen, dann ein Vertreter des Zentrums und dann wieder ein Nationalliberaler. Gewiß, aber der erste nationalliberale Vertreter hat über ganz andere Dinge gesprochen. Darauf ist der Zentrums⸗ redner gekommen und hat diese Frage neu aufgerollt und mich persön⸗ lich angegriffen. Darauf habe ich mich nur dertesdigt.
Abg. Dr. Heß (Zentr.): Ich muß feststellen, daß das nicht richtig ist. Der Abg. von Campe hat uns in der zweiten Lesung am Schluß sehr scharf angegriffen, und darauf mußten wir antworten.
Abg. Dr. von Campe (nl.); Da muß ich feststellen, daß ich weder den Abg. Heß noch den Abg. Marx überhaupt angegriffen hade.
Es folgt die Beratung des Gesetzentwurfs, be⸗ treffend die Feststellung des Staatshaushalts⸗ etats für das Etatsjahr 1914.
Der Gesetzentwurf wird ohne Debatte angenommen.
Der Etat wird im ganzen gegen die Stimmen der Sozialdemokraten bewilligt.
In der Beratung der Rechnung der Kasse der Oberrechnungskammer für das Etatsjahr 1912 wird auf Antrag des Berichterstatters der Rechnungs⸗ kommission Abg. Brütt⸗Rendsburg (freikons.) der Regie⸗ rung Entlastung erteilt. 1 8
Der Nachtragsetat zum Etatsjahr 1913 (3 Millionen Mark zum Erwerb des Grundstücks Königgrätzer Straße 121/ Prinz Albrecht⸗Straße 6) wird ohne Debatte in dritter Lesung angenommen. B
Es folgt die erste Beratung des Gesetzentwurfs, betreffend die Bewilligung weiterer Staats⸗ mittel zur Verbesserung der Wohnungs⸗ verhältnisse von Arbeitern, die in staat⸗ lichen Betrieben beschäftigt sind, und von gering besoldeten Staatsbeamten wohnungsgesetz). 8
Abg. Dr. Schröder⸗Cassel (nl.): Dem Gesetzentwurf werden
Dazu war die gegebene Gelegen⸗ Dann konnten
geld zu angemessenem Zinsfuß erhalten. Die Regterung sollte mit den Redvisionsverbänden der Baugenossenschaften mehr Hand in Hand geben. Eine Erklärung der Regierung in dieser Frage wird unserer Auffassung nicht ganz gerecht. Die Erklärung des Kommissars mußte vielmehr eingeschränkt und vorsichtiger abgefaßt werden. Wir waren immer auf solide Finanzgebarung unserer Baugenossenschaften bedacht und darauf, daß sie sehr sorgfältig wirtschaften. Wir werden in unserem Be⸗ streben durch diese zu weitgehende Erklärung des Kommissars gestort. Geheimer Regierungsrat Dr. Saenger: Auch wir er⸗ kennen den großen Wert der Tätigkeit der Revisionsverbände für die Genossenschaften voll an, und wir sind durchaus be⸗ strebt, daß diese mit den Revisionsverbänden Hand in Hand arbeiten. Was die in Rede stehende Erklärung betrifft, so bedauert die Regierung ihre mißverständliche Auslegung auf das außerste. dieser mißverständlichen Auslegung entgegenzutreten. Fällen sind wir auch gegen eine derartige Auslegun geschritten. Die Ausführungen des Abg. Schröder⸗Cassel werden uns
keit u widmen.
8 Damit schließt die erste Beratung.
die Vorlage angenommen.
keitsgesetzes (gewerbliche Anlagen).
deckereien,
unterliegen.
Abg. von 2 noch nicht voll und ganz beseitigt sind.
werden. hal Gewerbekommission.
Damit schließt die Debatte. Der Gesetzentwurf wird der Handels⸗ und
mission überwiesen. faa Der Vizepräsident Dr. Porsch schlägt vor, Tagesordnung der nächsten Sitzung am Montag,
Zur Geschäftsordnung bittet 8 8
Abg. Dr. Schroder⸗Cassel (ul.), das Fischereigesetz abzn setzen, da die Tagesordnung sehr bepackt sei. Dunch Erlevigung auch dieses Gesetzes würde die Beralung der Besoloungenovelle ℳe sehr abgekürzt werden. 8 b
Vizepräsident Dr. M. erwidert, daß er alle Gegenstane⸗ auf die Tagesordnung gesetzt habe, deren Beratung noch vor Schlut der Session notwendig sei.
Abg. von Pa. Das Haus musse wissen, welche Hauptaufgaben es noch zu losen Fiicheweels
hier im . jeßzigen Aecußerungen im Lande tatsächlich eines *
Wir fühlten uns natülich verpflichtet, Herrn Marx darauf zu ant⸗ worten, aber damit ssesen Sache jetzt — getan. —
“
Die Regierung müsse sich darüber dußern, ob sie das
Dem Abg. Dr. Friedberg er⸗
Es folgt die erste Beratung des Gesetzentwurfes zur Abänderung des § 109 des Zustimmig⸗ Danach sollen An⸗ lagen zur Bereitung von Braunkohlenteer und Koks, Stein⸗ kohlenteer, Schnellbleichen, Stärkefabriken, Darmsaitenfabriken, Leimsiedereien, Knochendarren, Knochenkochereien und Knochen⸗ bleichen, Zubereitungsanstalten für Tierhaare, Gerbereien, Ab⸗ Strohpapierstoffabriken nicht mehr der Genehmi⸗ gung des Kreisausschusses, sondern der des Bezirksausschusses
0os (kons.): Wir sind mit dem Gesetzentwurf im großen und ganzen einverstanden, obgleich unsere Bedenken dagegen; Wir halten es für notwendig, daß unsere Bedenken in einer Kommissionsberatung durchgesprochen Deshalb beantrage ich Ueberweisung an die Handels⸗ und
(Klein⸗
wir zustimmen. Wir wünschen, daß die Baugenossenschaften das Bau-
Die Regierung wird jede Gelegenheit wahrnehmen, um In einzelnen bereits ein⸗
veranlassen, dieser Angelegenbeit mehr als bisher unsere Aufmerksam⸗
at von Kienitz schließt sich im Namen des Ministeriums der öffentlichen Arbeiten diesen Ausführungen an.
In der sofort sich anschließenden zweiten Beratung wird †
üieII. Bergwerksanteilscheine
Gewerbekom⸗
auf die
zu setzen: Abänderung der Besoldungsordnung mit den dasn e gestellten Anträgen, dritte Beratung des Eisenbahnanleihege setzes, kleinere Vorlagen und Fischereigesetz.
* en beim kons.) stiummt dem v „ Hem⸗
veriat zu sthen wünsche, da es sonst keinen Zweck habe, überhaup 8 8 8 18 Beratung einzutreten. Wenn das Gesetz erledigt vrre. sw sei allerdings notwendig, es im Laufe des Sommers in der nimission zu beraten. Abg. Freihert von Zedli u nd Neukirch (freikons.) er⸗ ert auf eine Bemerkung des Abg. Hirsch⸗Berlin, daß durchaus die ebsicht bestehe, die Besoldungsvorlage gründlich durchzuberaten und icht kurzerhand zu erledigen. Im übrigen sei es richtig, daß auf die esordnuͤng alle Gegenstände gesetzt würden, die noch zu erledigen n, damtt dann die nöͤtigen Dispositionen gelroffen werden könnten. Es verbleibt bei der vorgeschlagenen Tagesordnung.
Schluß 2 ½ Uhr.
Nachweisung
der Rohsolkleinnahme an Reichsstempelabgabe für Gesellschaftsverträge und für Wertpapiere.
April 1919
April 1914 I. ₰
Gesellschaftsverträge und Wertpapiere
1. Gesellschaftsverträge und inländische noch dem biesherigen Gesetz ver⸗ steuerte Aktien und Interims⸗ scheintt
Ausländische Aktien und Interims⸗ schte Inländische Renten⸗ und Schuldver⸗ schreibungen und Interimsscheine außer den unter IV genannten. Inländische auf den Inbaber lautende und auf Grund staatlicher Genehmt⸗ gung ausgegebene Renten⸗ und Schuldverschreibungen der Kom⸗ munalverbände und Kommunen, der Komporationen ländlicher oder städtlscher Grundbesitzer, der Grund⸗ kredet⸗ und Hypothekenbanken oder der Eisenhahngesellschaften sowie Interimsth66 „Renten⸗ und Schuldverschreibungen und Interimsscheine ausländischer Staaten, Kommunalverbände, Kom munen und Etzenbahngesellschaften Ausländische Renten⸗ und Schuld⸗ verschreibungen und Interimsscheine außer den unter V genannten .. und Ein⸗ zahlungen auf solche . . . . .. W Cennh
zusammen.
8⁸)
9 940 47“: 220 039 ,20
1 636 522 —
841 57975
70 575,20
725
12,—
78
8 8 13 362 898 50] 5 368 420/70
*) Abgabe für inländi kti üs bn⸗ Ieed sche Aktien und Interimsscheine nach dem
*) Oesgl. für Anteilscheine der deutschen Kolonialgesellschaft der ibnen gleichgestellten deutschen Gesellschaften. 1 86 Berlin, den 23. Mai 1914.
Kaiserliches Statistisches Amt. Delbrück.
—
Die Tilgungshvpothek in den preußischen Städten. Der preußische Landwirtschaftsminister hat durch einen Erlaß m 1. Mai 1914 die provinziellen Aufsichts behörden für die Hypo⸗ xkenbanken erlucht, diese dazu anzuregen, daß sie die Verbrestung r Tilgungshypothek beim städtischen Grundbesitz nach Kräften rdern. Von den Ausführungen des Erlasses sind namentlich folgende ne ce gent. eiten,
„Die Schwierigkeiten, in die der städtische Hausbesitz während der iiden letzten Jahre infolge der allgemeinen Fegeeee geraten ar, haben wieder die Aufmerksamkeit auf die Bestrebungen zur örderung der unkünd baren erststelligen Tilgungshypothek den Städten gelenkt. Der Wert dieser Hypothekenform besteht erster Linie darin, daß der Hausbesitzer auch bet einer länger dauern⸗
1 Versteifung des Geldmarktes im ruhigen Besitze des Hypotheken⸗ erlehns bleibt und daß er sich zweitstelligen Grundkredit innerhalb an⸗ süesscner Grenzen leichter verschaffen kann, als es ihm namentlich zu Aldknappen Zeiten im Anschluß an eine gewöhnliche Zinshypothek 6 sein wird. Denn die Unkündbarkeit der erststelligen Hypothek 1 tet im allgemeinen, daß die Ansprüche des Gläubigers der zweit⸗ gen Hupothek durch die Einleitung einer Zwangsversteigerung sb das Pfandgrundstück aus Anlaß der Kündigung der Vorhypothek 16 rdet werden. Ferner kann diesem Gläubiger eine veir sicherstellang dadurch geboten werden, daß sich der Hausbesitzer ihm Fe gemäß § 1179 des B. G.⸗B. durch Eintragung einer Vor⸗ 8 g im Grundbuche verpflichtet, den getilgten Teil der Vor⸗ 8 löschen zu lassen, sobald er die Verfügung über ihn erlangt “ Ler FS 2 8. allmähliches n der
1 Hopotbek zur Folge un ine fo e Ve erun ter Sicerheit. 8 g ikt eine fortgesetz rbesserung 1 tig dient die Tilgungsbvpothek zur Durchführung einer wissen allmählichen Schuld abbürdung. Während beim länd⸗ an Ermaddesie die Bedeutung dieser Eigenschaft der Tilgungs⸗ 8 b schon lange anerkannt ist, sind die städtischen Hausbesitzer 8 Feegelmäßigen Hvpothekentilgung im allgemeinen noch abgeneigt. e Weeigung gg hat ihre Ursache in dem Streben der Hausbesitzer nach — der Bodenrente, die eine möglichste Verringerung adsresleistungen für die Hypothekenschulden erfordert. Ferner e unterstützt durch die Annahme, daß der Bodenwert istäntischen Hausgrundftücken ständig wachse. Aus diesem Grunde man Rücklagen oder Abschreibungen nicht für notwendig, viel⸗ rechuet man mit einem seldsttärtigen Ausgleich des Sinkens des vvi durch ein mindestens entsprechendes Steigen des Boden⸗ Die Erscheinungen dei der jüngsten Stockung im städtischen und Beleihangswesen haden die Ansicht von dem ewigen Bodenrente von neuem widerlegt. Sie haben auch für Hausbesitz die Notwendigkeit erwiesen, auf eine
ind der Hypotdekenschulden Bedacht zu nehmen, Verbältnis zwischen der Belastung des Haus⸗ Boden und .weena. fortdauernd gewahrt wird. 8 Erfahruygen und die Schwierigkeiten, die während der angenen Wirtschafteste segar bei der Beschaffung oder Er⸗ seenc enststelliger Oypotheken dervorgetreten sind, haben in den b . e städtischen Hausbesitzer die Frkenntnis gefördert, daß die 1— Tilgungshypethek. namentlich bei ihrer Unkündbarkeit, nbehnmerungen aufwiegen, die in der Uebergangszeit mit der eenge T ge verbunden sind. Deshalb erscheint
besenders das Tilgungswesen im Rem. darch all wirkende Maßnahmen zu
8 Beteiligung an ewhem solchen en Vorgeben sind vor allem die wend Eredih als die hedeutendste Organssation für den städtischen emenadih banufen. Bösher haben in Preußen nur vbereinzelte
ba eine nachgaltige ischen Tilgungshypothek b
Auflage.
“ Bur Arbeiterbewegung.
In Cassel hat sich, wie die „Köln. Zig“ berichtet, einem vor mehreren Tagen ausgebrochenen Ausstanb der Ruhrleute einiger Brauereien am Freitag wegen nichtbewilli, ter Lohnforderungen bas F sämtlicher Phreranerdlen angeschlossen. In der Alt⸗ tabt kam es zwischen den Ausstäͤndigen und den von auswärts berbei⸗ gezogenen Arbeitswilligen zu Zusammenstößen, bei denen die Politet ein hscgen mu „ Gortt
Wie der „Neue Görlitzer Anzeiger“ meldet, wurden in eine 22, d. M. in Kohlfurt akgehaltenen Versammlung des pe kt. U ge. deutscher Glasfabriken bheschlossen, sämtliche Arbeiter auszusperren, nachdem seitens der sozial⸗ demokratischen Orgonisation die Forderung gestellt worden war, die Arbeitszeit auf neun Stunden zu verkürzen, Von der Aussperrung wverden betroffen die Glasfabriken von Penzig, Kohlfurt, Halbau, Wiesau Hartmannsdorf und Rieischen. Am Sonnabend wurde den Arbeitern die Kündigung zum 6 Junt mitgeteilt. Es kommen ungesähr drei⸗ tausend Arbeiter in Frage. In Rauscha siehen bereits 450 Arbeiter im Ausstand.
Wohlfahrtspflege.
Die seit 1892 unter dem Protektorat Ihrer Majestaͤt der Kaiserin und Königin stehende Stiftung „Töchterhort“ sa ver⸗ waiste Töchter von Reschs⸗Wof⸗ und Telegraphen⸗ beamten hat soeben ihren Verwaltungsberscht für 1913 veröffent⸗ licht. Danach hat sich die Stiftung im Geschäfts jahre 1913 in erfreulichster Weise weiterentwickelt. Die baren Einnahmen haben 301 203 ℳ betragen und damift eine Höhe crrescht, die noch über den höchsten, seit dem Bestehen der Stistung erztelten Einnahmestand des Jahres 1909 von 289 808 ℳ um 11 395 ℳ hinausgeht und die Einnahme des Vorfahres von 279 410 ℳ um 21 793 ℳ übertrifft. Unter den 227 318 ℳ Spenden befinden sich 209 704 ℳ laufende Beiträge, die von 66 861 Beamten und 91 502 Unterbeamten der Reschs⸗Pest⸗ und⸗„Telegraphenverwaltung in durchschnitlichen Monatsbeteägen von 14 % und 8 % ₰ aufgebracht worden sind, An den laufenden Spenden sind 66,0 v. H. der NBeamten und 68,5 v. H. der Unterbeamtfen betelligt, von der Gesamtzahl der Verkehrsämter und Postagenturen im gebiet 91,1 v. H. Die laufenden Beiträge bes Jahres 1913 haben, wie schon nach der andauernden Aufwärtsbewegung im Jahre 1912 zu erhoffen war, den Höchststand des Jahres 1909 Kberschritten; gleichwohl ist, da bereits die ersten drei Monate des Jahres 1914 gegenaber dem gleichen Zeitraum des Vorjahres eine Mehreinnahme von 4614 ℳ gebracht haben, die Hoffnung berechtigt, daß die Ein⸗ nahme an laufenden Beiträgen im Jahre 1914 eine weitere erhebliche Steigerung um etwa 18 000, ℳ aufweisen werde. Die Unterstützungs⸗ tätigkest hat im Berichtsjahre infolge der erhöhten Einnahmen in noch erweitertem Umfange ausgeübt werden können. Der Gesamtbetrag der vom Hauptausschuß und von den Bezirkeausschüssen im Jahre 1913 gezahlten Unterstützungen beläuft sich auf 188 887 ℳ, gegen 181 716 ℳ im Jahte 1912. An der Ausgabe der Summ⸗ sind betetligt die Bezirksausschüsse in 2390 Fällen mit 98 974 ℳ und der Haupkausschuß in 1049 Fällen mit 89 913 ℳ. Unter den Be⸗ willigungen des Hauptansschusses waren 61 137 ℳ laufende Unter⸗ stützungen. Die Verwaltungskosten haben im Jahre 1913 4489 ℳ betragen; darunter befinden sich 1058 ℳ für die Beschaffung von Formularen auf einen dreijährigen Zeitraum. Auf den Haupt⸗ ausschuß entfallen an Verwaltungskosten 2372 ℳ, auf die Bezirksausschüsse und Vertrauensmänner 2117 ℳ. Die Mitglieder des Hauptausschusses und der Bezirksausschüässe sowie die Vertrauensmänner versehen ihre Geschäfte ehrenamtlich. Das Kapitalvermögen des Hauptausschusses, das am Schlusse des Jahres 1912 eine Höhe von 1 757 177 ℳ hatie, hat sich um 106 155 ℳ vermehrt und ist auf 1 862 332 ℳ angewachsen. Davon gebühet den Unterbeamten ein Anteil von 593 752 ℳ. Mit Hinzurechnung der bei den Bezirkzausschüssen geführten in Höhe von 49 470 ℳ ergibt sich für Ende 1913 ein Gesamtserfrungsvermögen von 1 911 802 ℳ, Soweit dieses vom Hne.s verwalrer wird, sind 642 690 ℳ in Wertpapieren und 1 187 000 ℳ in Hovorheten angelegt. Seit dem Beginn der Unterstützungskätigkeit (März) 1891, also in 22 ¾ Jahren, sind den verwaisten Töchtern von sten und Unter⸗ beamten 2 454 627 ℳ als Unterstützungen zugewendet worden (697 204 ℳ laufende und 1 757 423 ℳ einmalige). Davon haben die Unterbeamtenwalsen mehr als die Hälfte erhalten, nämlich 1 246 837 ℳ, während der Antell b Kapitalver⸗ mögen nur 31,9 v. H. augmacht.
Literatur.
Johannes Hoeffner, Gideon der Arzt. Geh. 4. — ℳ, geb. 5,— ℳ. buchhandlung. — Gideon, der jüdische pommerns, und sein Sohn Elias Romans. Gestalten sind es, die keit ergreifend wirken und als in seinen tragischen Zügen vor Unterschied ist zwischen des Vaters und des Sohnes Stellung zum Glauben gegeben. Der reife Mann wuchs über das Bekenntnis seiner Brüder hinaus, alle Menschen als Kinder eines Vaters erkennend und lliebend, indes in dem fungen, heißblütigen Sohn eine glühende Liebe zu seinem Volke aufblüht und zugleich der Haß gegen die Christen, die ihn beleidigten, sein Herzensglück im Keime erstickten, ihn grausam beraubten. Ein fragisches Geschick entreißt ihm den einzigen Freund unter den Feinden und er selbst fällt durch einen Schurkenstresch seines Gegners. In diesen Werner von Seehausen hat nun der Verfasser allerdings eine solche Fülle von Gemeinheit, Feigheit und Niedertracht gelegt im Gegensatz zu den trefflichen Etgenschaften seiner beiden Juden, daß man die Tendenz des Romans zuweilen zu stark durchfühlt. Denn wenn auch das Volk der Juden von Hoeffner durchaus nicht verherrlicht, sondern auch in seinen Schwaͤchen sehr charaktertstisch beleuchtet wird, so kommen die Christen bis auf den einen Vertreter im Verbältnis doch sehr schlecht w.⸗g. Aber die Schatten müssen wohl dunkel sein, soll das Licht bell scheinen; das ganze Buch mit seinem oft priesterlich erhabenen Stil, seiner geklärten Lebensweisheit, seiner ethischen Kraft ist ein Kunstwerk, das einen nachhaltigen Eindeuck hinterläßt.
Der Farmer in Deutsch Sudwestafrika von Carl Schlettwein, Farmbesitzer in Deutsch Südwestafrika. Elne Dar⸗ stellung sämtlicher für den afrskanischen Farmer in Betracht kommen⸗ den Erwerbezweige und ein Leitfaden für Anfänger⸗ Zweite verbesserte und erweiterte Auflage. Mit 74 Abbildungen. Hinstorffsche Ver⸗ lagsbuchhandlung. Nachdem der Verfasser die allgemeine Geschichte der Kolonie, und damit den Aufstand der Hereros und seine Folgen interessant und ohne Weitschweifigkeit ge⸗ schildert hat, beleuchtet er die neue Zeit mit ihrem Streben, ihren Erwerbsmöglichkeiten unh berechtigten Hoffnungen. Er gibt, selbst an Erfahrung resch, wichtige Ratschläge und weift namentlich dem Landwirt die Wege, viel zu erreichen. Zum Schluß wird der Charakter des Elingeborenen beschrieben und eine strenge aber gerechte Behandlung als aut und notwendig anempfohlen. Für vhe,age Srtesefle af v. d besonders aber für Männer
e ein neues Leben aufbau 9 ert von nicht geringer Bedeutung. 9. CCC“
Roman. Zweite Wismar, Hinstorffsche Verlags⸗ Arzt einer kleinen Stadt Hinter⸗ stehen im Mittelpunkt dieses in ihrer edlen Menschlich⸗
Träger des Judentums uns treten. Ein feiner
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neu erschienener Schriften, deren Besprechu b 81n5 ngen sind nur an die N. straße 32, zu richten. Rücksendung findet in keinem Falle statt.
Für alle „Welt. Illustrierte Zeitschrift b. 8 1 82- 6 1g; n 4 n 8 d. ntde 8 u 29 ge 88 a le⸗ II “ 1 issenschaften un echnik. XX. Fabhr 1 Heft 19 —21. ährlich 28 Heste à 0,40 FSee
Dänemark 106 (93). Miederlande 105. 97), Gerste. Syvanien 110 (95), Rumänien 110 (120). Haferr Spanien
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u. Pollack.
und Standorte des Deutschen Feeres. Uebersicht und Stantorte der Katserlichen Marteze umte der Katser⸗ lichen Schugtrupven. Nach dem Stande von Anfung Agril 1914. Mit den Neuformationen usm. 154. Auftage. Preis 0,30 ℳ. Verlin W. 57, Kurfürstenstr. 23. Verlag der Lichelschen Buchhandlung.
1 “ Land⸗ und Forstwir ꝛschaft. vW
Laut einer von „W. T. B“ verbreiteten Mitteilung des inter⸗ nationalen Landwirtschaftsinstituts in Rom war der Saatenstand am 1. Mat: Weizen: Spanien 110 gegen 95 im Borfahre. Rumänten 115 (120). Roggen⸗ Spanien 110 (96). Rumänten 115 (1209.
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110 (95). Bet diesen Angaben bezeichnet 100 cinen Saatenstand, der öe”.. — Durchschnittsertrag der letzten 10 Jahre gleichen Ertrag versprichr. Konkurse im Auszlande.
Galizten. ö
Konkurs ist eröffnet über das Vermögen der registrierten Firma Ackermann u. Neuwelt, Spezialniererlage ven Teppichen. Vor⸗ hängen und Wacheleinwand in Lemberg ul. Korniatkow 1 (Dom Narohny) sowie uͤber ras Pryvatvermögen der versönlich haftenden Inhaber Heinrich Ackermann und Chaim Isrgel Neuwelt mittels Beschlusses des K. K. Landeszwilgerichts. Abteilung Wk, in Lemberg vom 18. Mai 1914. — Nr. S. 4 5. 6/14 (3). Prpoi. 89 Konkurgmasseverwalter. Dr. Herman Ziegler in Lemberg⸗
ahltagfahrt (Termin zur bl des desinttiven Konkursmasse⸗
verwalters) 26 Mat 1914, Vormtertags 11 Uhr. Die Forderungen sind bis um 28. Juni 1914 bet dem genannten Gerichte amg 8 d “ ein in e. wohnbhafter Zustellung mächtigter nambaft zu machen. Liguidierungstagfuhrt (Termin Feststellung der Ansprüche) 1. Jull 1914 — 10 Uhr. 8gg
Konkurz ist eröstmer uber das Berachgen des Simon Menczerz⸗ nicht protokollierter Kaafmann in Tarna pol, mittels Beschtufses des K. K. Kreisgerichts, Abtetzung 1T. in Tarnopal vom 18. 1914. — Nr. §. 4 14 (71) — Perniforscher Kontirsmasscsevester. Dr. 2 Segal in Tarnovol. Ebltugfuhrt (Termin zur Wahl des def Konkursmasseverwalters) 2. Juni [Hic. Nachemettans 4 Ubr. Die Forderungen sind bis zum 3. Juli 0 s det dem ge⸗ nannten Gerichte an en; der Anmeldung ist ein im — ungsbevollmaͤchtigter namhaft en. 6. Jalt 1914. gg
4 8
zu machen.
—
Handelsgericht
Ilsovb C. Prwmegen. (Baknenl) 8 Meoslor 1I2. . Junt 191 4
— Nach einer Uekersicht über die Ergebmifse dem Sal gewinnung im Oberbergaumtsheyerk Halle S. sü 1. Bierzeljahr 1914, verglichen mir dem gleichen Ier des B jahres, förderte ein Sre⸗ wie im Bormört, emichlieülich der Förderung von 9 Werken, die Steiefalz nur alcs Nehengrodült gete. winnen, im übdriagen aber in der Jahl der Kalhmertk w. m. eenct. halten sind: 98534 (†+ 14 812) 8. der Abssatz, gufchtkirtztlch hams. stebender 9 Werke, betrug 99 791 -. 14 8,80) u. Beschäfttet wurden 50 (+ 7) Personen (außerdem im Makreerchect anter Tage aufhetbst. Gewinnung bezm. Absag 18 .6 63. Ferner rderten 59 290 Kalt⸗ salzwerke 1 331 556 (+ 118 486) :. ihr bHeeng 1 380 8 dann förderten 7 (wie im Vork) Stedesaakpnerke r s — eeh n. 1 betrug 31 294 (+ 222) n. Beicchuftigt murden en.. e „ — Nach einer Uebersicht über die Grgeönissr des Steime⸗ wad Braunkohlenbergbant im Oherbergamtsbezerk Halle * für das 1. Viertelfahr 1914. verglichen mir demr Flerchen Feitraua des Vorjahres, sorderze 1 Steiskohlenwerk (wie dens Veorjahrez 2075 (— 501) t; der Absatz beteng 1956 (— 818) 8. Peschäftiat wurden 39 — 3) Perfonen. Ferner sörderten 230 (— 2) Braun. kohblenwerke 11 996 398 (†. 820 033) 8. Iör Absaß betrug 11 985 804 (+ 818 70⁴) t. Beschäfriat wurden 43 802 (+ 697) Personem.
adra r t lant Meldung des „W. T. B. ven heute ab keinen Kupferzuschlag. 1
—
Hochokenbanden der 8 8 s ehem Wilaun 4 banke Förder h gshypothek an⸗ mman. Die eere enncs e dießen Banken zeigen ec.
Deutsches Verlagshaus Bong u. Co.
Laut Meldung des „W. T. B.“ betragen die vorläufigen
Betriebseinnahmen der Kameruneisenbahn für den
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