1914 / 126 p. 4 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 30 May 1914 18:00:01 GMT) scan diff

nicht für herechtigt, an derselben teilzunehmen. Die Stadt wendet sich a die Schulaufsichtsbehorde und erhält den Bescheid, daß der Schulleiter zu einer Weigerung berechtigt sei. Unsere ganze städtische Verwaltung eruht zum großen Teil auf der Mitwirkung der Bürger der Städte, und es ist fur sie eine EChre, in die Schuldeputation als Mitglied wählt zu werden. Der Schulleiter aber, der von der Stadt berufen

ist und von der Stadt besoldet wird, weigert sich, an den Sitzungen

der Schuldebutation teilzunehmen, und diese —— echalt die sse

Sanktton der Schulaußsichtsbehorde. Solche Vorkommnisse müssen in der Tot ledhaftes Befremden bei den Gemeinden hervorrufen. Es wird dadurch der städtischen Schuldeputation das Sinnbild der Minder⸗ wertigkeit aufgedrückt, wenn die Schulverwaltung dem Schulleiter ver⸗ bietet, sich an solchen Deputationen zu deteiligen. Es ist sogar vorge⸗ kommen, daß der Schulleiter sich bei der Aufsichtsbehörde daruüder

beschwert hat, daß er eine Einladung zu den Sitzungen der Schul-

deputstion erhalten hat. Envas ernlter wird die Situation schon dadurch, wenn seitens des Provinzialschulkollegziums Mitgliedern des Kurato⸗

riums gegenüber disziplinaräahnliche Sease in Anspruch genommen werden, und zwar nicht Mitgliedern des Magtstrats gegenüber, son- Diese bürgerlichen Mitalieder werden dadurch zu Beamten gemacht, und ich glaude nicht,

dern Mitaliedern aus der Bur eschaft gegenüber.

daß die Schnlacfsichtsbedorde dazu berechtigt ist, diese Mitalieder be⸗ üglich der Ausübung ihrer ehrenamtlichen Tätigkeit zu üderwachen. Die ganze Stuation der Städte den boheren Schulen gegenüber ist eine kechtlich außerordentlich unsichere. Die Grundlage für unser böheres Schulwesen dildet ja das Allgemeine Landrecht, welches de⸗ daß Schulen, Gymnasien und ähnliche Anstalten, welche die Jugend zu einer höberen wissenschaftlichen Bildung deranzieben sollen, die Rechte der Korporationen haben, und daß diese Rechte ausgeübt werden durch Schulkollegien. Das ist die einzige rechtliche Grund⸗ lage für unser höberes Schulwesen. Alle übrigen Punkte sind disher durch Ministerialerlasse geregelt worden, teihweise auch durch Dienst⸗ amnveisungen, welche die Zentralinstans an die Leiter der Schule ausgibt. Rechte der Städte gegenüber dem böheren Schulwesen durch D. ienstan⸗ weisungen geregelt werden. Es ist ja dankbar anzuerkennen, daß der Minister in einer dieser Dienstanweisungen, die dor einem Jahre berausgegeben worden ist, den Versuch gemacht hat, auch die Rechte der Patrvnatsbehörden zu regein. Aber es läuft doch schließlich alles darauf hinaus, daß die Städte in bezug auf das höhere Schul⸗ wesen zuf den guten Willen des Direktors angewiesen sind und da⸗ durch geradezu seiner Willkür preisgegeben werden. Es handelt sich bier um den alten Kampf der Beamtendureaukratie gegenüder den lebendigen Krüften, welche innerhalb der Gemeinde vordanden sind. Es ware zu wünschen, wenn die Beamtenburegukratie sich doch immer wieder die Worte des großen Freiherrn vom Stein vor Augen halten würde, welcher seinerzeit bei der Städteordnung gesagt hat, die Viel⸗ vegtererei muß aufhören. Die Stadte erkennen durchaus an, daß eine Schulanfsicht absolut notrendig ist, und daß sie nur durch den Staat ausgeübt werden kann. Wir wollen uns in dieser Beziehung keinerlei Rechte anmaßen, die wir nicht besitzen und deven Besitz nicht zum Vor⸗ teil sein kann. Aber die höberen Schulen sind von den Städten in dir Welt gesetzt und werden von ibmnen unterhalten, und so kann man es den Studten nicht verdenken, wenn sie dezüglich der Erziedung der Kinder einen größeren Einfluß als bisher deanspruchen. Es darf nicht inemner deißen, ihs darst guch nicht Lingtischen, das sind inen Schal⸗ angelegenbeiten. Diesen Standpunkt bekämwfe ich, und ich bitte Sie, mit mir fur die Städte dagegen zu wirken.

Minister der geistlichen und Unterrichtsangelegenheiten D. Dr. von Trott zu Solz: 8

Mrine Herren! Ich habe immer gern anerkannt, wie Großes unsere Städte auf dem Gebiete der Schule geleistet daben, und din immer bemüht gewesen, dies auch in den Maßnahmen der Staats⸗

regierung auf dem Gebiete der Schule zum Ansdruck zu bringen.

Namentlich ist das auch gescheben in der vom Herrn Vorreduer er⸗ wähmnten Dienstanweisung für die Leiter der höheren Schulen, welche im Jahre 1910 von mir erlassen worden ist. In dieser Dienst⸗ amweisung ist den Leitern zur besonderen Pflicht gemacht worden, das gute Einvernehmen mit den Patronatsbehörden zu pflegen. Es ist darin auch nicht, wie der Herr Vorredner behauptet, die Befolgung dieser Vorschrift nur in das Belreben der Leiter gestellt, sondern 2. sind ihnen bestimumte positive Vorschriften gegeben worden füun die Fälle, in denen sie sich mit den Patronatsbebörden in Verdindung setzen müssen, ihre Zustimmung einzuholen haben. Ich habe von allen Seiten gehört, daß diese Dienstanweisung durchaus gut gewirkt hat, und daß insonderheit auch die Stadtverwaltungen befriedigt sind von den Bestimmungen über ihre Rechte, die diese Dienstanweisung enthält. Wenn trotzdem einzelne Fälle der Klage vorgetragen werden und auch in der Kommission vorgetragen sind, so kann das nicht ver⸗ wundern. Wenn Sie sich vergegenwärtigen, wie groß die Zahl der Schulen ist, die von den Städten unterhalten werden, und wenn Sie sich dann die Schwierigkeiten vergegenwärtigen, die darin liegen, daß diese Schulen nicht als reine Gemeindeanstalten anzusehen sind, daß die Einwirkung der Gemeinden auf diese Schulen naturgemäß eine beschränkte sein muß, auf der andern Seite aber das begreifliche Be⸗ streben der Stadtverwaltung besteht, bei der Verwaltung dieser Schulen auch zum Worte zu kommen, so liegt auf der Hand, daß, wenn nicht auf beiden Seiten weitgehender guter Wille besteht, leicht Diffe⸗ renzen entstehen können. Nun wird in den Parlamenten die Schuld hieran gewöhnlich, da die Beschwerden dort von den Vertretern der Städte vorgetragen werden, der staatlichen Behörde zugewiefen. Wenn man dann aber den Dingen im einzelnen Falle nachgeht, so findet man doch auch, daß die städtischen Behörden nicht das genügende Entgegenkommen der staͤatlichen Behörde erwiesen haben. Es ise üblich, vom staatlichen Bureaukratismus zu sprechen und sich darüber zu beschweren. Wie die Dinge sich allmählich ausgestaltet haben, haben wir auch einen städtischen Bureaukratismus (Heiterkeit), und die Fehler, die dem staatlichen Bureaukratismus, vielleicht manchmal mit Recht, vor⸗ geworfen werden, finden Sie ebenso bei dem städtischen Bureaukratis⸗ mus, und wenn staatlicher und städtischer Bureaukratismus auf⸗ einandergeraten, so entstehen eben die Konflikte. (Sehr richtig!) So ist es auch in dem speziellen Falle in Glogau gewesen. Das Normale ist, wie alle Herren, die in der städtischen Verwaltung steben, mir zugestehen werden, daß für die höheren Schulen ein Kuratorium gebildet wird. Die Bestimmungen darüber stehen fest. Das Kura⸗ torium ist bestimmt, gerade auch die städtischen Interessen an den Schulen wahrzunehmen. Die Errichtung eines Kuratoriums ist aber in Glogau nicht möglich gewesen wegen des Widerstandes der Stadt dagegen, das Kuratorium so zu gestalten, wie es übérall gestaltet ist. Wir mußten also von der Bildung eines Kuratoriums absehen. Darauf beschloß die Stadt, eine Deputation auf Grund der Städte⸗ ordnung zu bilden. Dazu ist sie berechtigt; aber wenn sie eine De⸗ putation bildet, so ist das eine rein interne Maßnahme der Stadt; der Staatsregierung gegenüber hat die Deputation keine Befugnisse; wenn das Kuratorium nicht besteht, so hat die Staatsbehörde und der Leiter der höheren Schule nur mit dem Magistrat der Stadt zu verhandeln. Nun wurde von der Stadt gewünscht, daß, obgleich sie es zu einem Kuratorium nicht kommen ließ, der Leiter der Schule in

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Es sst auf die Dauer Lin unmoöglicher Zustand, daß die

ese Deputation eintreten de schon längere Zeit zurück in der Erinnerung habe, ist dem Leiter der Schule nun keineswegs von der staatlichen Aufsichtsbehöoörde ver⸗ boten worden, in diese Deputation einzutreten, sondern der Leiter selbst bat aus gewissen Gründen, die ich hier nicht weiter entwickeln möchte, nicht die Neigung gehabt, in die Deputation einzutreten. Demnächst wurde an mich beziehungsweise an das Provinzialschulkollegium die Forderung gestellt, ich möchte den Leiter der Schule zum Eintritt in

die Deputation zwingen. Das habe ich aber abgelehnt. Dazu lag für

mich kein Anlaß vor, da die Deputation eine interne Einrichtung der städtischen Verwaltung ist. So hat dieser Fall gelegen, und es ist aus ihm durchaus nicht ein übelwollendes Verhältnis der Schul⸗ aufsichtsbehörde herzuleiten, sondern die Dinge hatten sich so ent⸗ wickelt, wie ich mir darzustellen erlaubt habe.

In ähnlicher Weise wird man auch die anderen Fälle beurteilen müssen. Es wird, wenn ein derartiger Fall hier vorgetragen wird, immer schwierig sein, ihn von allen Seiten richtig zu beurteilen. Wenn derartige Beschwerden in einzelnen Fällen vorliegen, so bitte ich, sie mir auf dem geordneten Instanzemwege vorzutragen. Ich din jederzeit bereit, wenn den Städten das ihnen gebührende Recht der

Mitwirkung an dem höberen Schulwesen beschränkt wird, Abhilfe zu

schaffen. Das habe ich in einzelnen Fällen schon getan und bin dazu auch in Zukunft bereit.

Ich möchte nunmehr diesen Gegenstand verlassen und noch mit einigen Worten auf die Ausführungen Seiner Exzellenz des Hermn Dr. Dernburg zurückkommen. Er hat ven der Beseitigung der Rangordnung in den höheren Schulen gesprochen, die vom Provinzial⸗ schulkollegium in Berlin angeordnet worden ist. Ich habe mich darüber schon des weiteren im Hause der Abgeordneten ausgelassen. Die Pädagogen sind verschiedener Ansicht über den Wert dieser Ein⸗ richtung. Die eimen treten für sie ein, die anderen verwerfen sie, und so hat sich diese Einrichtung tatsächlich sehr verschiedenartig gestaltet. In einem großen Teil der Monarchie ist schon seit langem die Rang⸗ ordnung in den einzelnen Klassen beseitigt. Auch in Berlin war es verschieden. Die einen Schulen hatten die Rangordnung, die anderen nicht. Es sind nun aber nicht Gründe wenn ich so sagen darf der Weichberzigkeit, welche einen Teil der Podagogen zu Gegnern der Rangordnung machen, sondern weil sie glauben, daß diese Rang⸗ ordnung kein geeignetes Mittel ist, um einerseits Leistungen der

Schüler nichtig in die Erscheinung tueten zu lassen, und anderseits

auf ihren Chrgeig einzuwirken. Es hängt der Platz des einzelnen Schülers bei einer Rangordnung von den Leistungen wesentlich ab, die die anderen Schüler in der Klasse ““ Unter Um⸗ ständen kann ein mäßiger Schüler rinen hoden in der Klasse haben, während in einer anderen Klasse ein tüchtiger, fleißiger und begabter Schüler keinen hohen Platz hat, weil viele derartige Schüler

Ich hatte mich dabin schlüssig gemacht, daß ich keine bestimmte

Stellung zu dieser Frage eingenommen, sondern mnich dahin ans. gesprochen habe, es sei wohl das richtigste, wenn den Schulen selbst

die Entscheidung darüder gelassen würde, ob sie an der m

lich davon abhängt, wie eine Schule überdaupt geleitet ist, wie die Lebrer sind, wie Schülerpublikum ist, od man die Rangordnung beibebalten soll nicht. Nach meiner Arnsicht wird die Cin⸗ richtung eber bei den miederen Klassen in Frage kommen. Da wird man wohl am ebesten an ihr festhalten können, während sie in den oberen Klassen zu beseitigen ist. Aber, wie gesagt, die Unter⸗ richtsverwaltung tut gut, in dieser Frage den einzelnen Anstalten freie Hand zu lassen.

Herr Dr. Hillebrandts Das Thema der Rangordnung inter⸗ essiert die Oeffentlichkert im döchsten Maßze. Nach den Erklarungen des Kultusmmisters scheint za die Tendenz obzuwalten, die die Oeffentlichkeit verlangt. Die Erklärung des Schulkollegiums in Berlin laßt allerdings einen Tropfen Wermut in diese Erklärung fallen. Dieses hat erklärt daß die Rangordnung in den Schulen aufgehoben worden ist mit Rücksicht auf einige traurige Vorfälle, näm⸗ lich einzelne Schülerselbstmorde. Das scheint mir sehr verhängnis⸗ voll. Die Ursachen der Seldstmorde sind ganz andere als die Rang⸗ ordnung. Der Erlaß des Schalkollegiums dedeutet eine Fort⸗ setzung der verweichlichenden Tendenz. Das Berliner Schulkollegium hat ihn nicht wissenschaftlich, sondern feministisch begründet. Deshalb sind weite Kreise der Oeffentlichkeit von diesem Erlaß unangenehm berührt worden, denen das Wohl der Schüler am Herzen liegt. Der Minister nimmt den richtigen Standpunkt ein, wenn er es den ein⸗ zelnen Schulen überläßt, zu der Rangordnung Stellung zu nehmen. Ich hoffe, daß auch das Berliner Schulkollegium sich auf diesen Standpunkt stellen wird und aus den Eroörterungen über diese Frage die nötige Lehre zieht. Ich habe schon wiederholt hervorgehoben, daß große Nachteile daraus erwachsen müssen, wenn die Staatsverwaltung auch in solchen Fällen das Primanerzeugnis verlangt für mittlere Be⸗ amte, bei denen die Sekundanerbildung ausreicht. Dieses Verfahren habe ich schon seinerzeit beim Eisenbahnetat deanstandet. Gerade dort werden Leute mit Primanerzeugnissen bevorzugt. Das kann doch nur dazu führen, daß die jungen Leute auf der Schule festgehalten werden. Ich möchte bitten, daß der Minister seinen Einfluß dahin geltend macht, daß die Vorschriften fuͤr die Sekundanerbildung auch inne⸗ gehalten werden. Das kommt auch den Mittelschulen zugute, die die geeigneten Schulen für weite Kreise der Bevölkerung sind.

Herr Dr. Dernburg: Ich danke dem Minister für seine jchige Erklärung. Es ist richtig, wenn man es den einzelnen Anstalten über⸗ läßt, zur Frage der Rangordnung Stellung zu nehmen. Gerade in einem so großen Gemeinwesen wie Berlin muß zwischen Lehrern und Eltern der Schüler ein gewisser Kontakt vorhanden sein. Das ist aber ausgeschlossen, wenn derartige pädagogische Grundsätze von den Schulkollegien festgelegt werden. Ich hoffe, daß das Provinzialschul⸗ kollegium dies beherzigen wird, damit die Eltern den berechtigten Ei fluß auf die Erziehung der Kinder ausüben können.

Bei den Ausgaben für die Universitäten bemerkt

Herr Dr. Buß: Dem Wunsche der Provinz Westfalen und der Stadt Münster nach Ausbau der Universität Münster durch An⸗ gliederung einer evangelisch⸗theologischen Fakultat und Ausbau der medizinischen Fächer hat die Staatsregierung entsprochen. Die Ver⸗ handlungen zwischen der Regierung und den in Betracht kommenden K e über Zuzahlung eines angemessenen Zuschusses haben zu einem Einvernehmen geführt. Als Vertreter dieser Universität möchte ich dem Kultusminister von dieser Stelle auch meinen Dank zum Ausdruck bringen. Der Kultusminister hat sich durch diesen Ausbau der Universität ein Denkmal gesetzt in der Provinz Westfalen und hat seinen Namen mit den Annalen der Universität für immer verknüpft. DHerr Dr. von Studt; Als früherer Oberpräsident der Proyinz Westfalen kann ich mich diesem Danke nur anschließen. Das gilt besonders gegenüber der Tatsache, daß die Universität Münster durch Angliederung der evangelisch⸗theologischen Fakultät zu einer wirklichen univorsitas Htorarum geworden ist. Gerade darauf legen die be⸗ teiligten evangelischen Bevölkerungskreise großes Gewicht. Ich bitte

den Minister, möglichst darauf bedacht zu sein, daß die Lehr⸗

stühle der christlichen positiven Gesinnung evangelischen Bevölke⸗ rung entsprechend besetzt werden. Ein derartiges Verfahren wurde auch bei der katholischen Bevolkerung volles Verständnis und Sym⸗ pathie finden. . 4

Graf von Mirbach⸗Sorquitten: Ueber eine eiwaige neue Besetzung des Lehrstuhles unseres Kollegen Wagner hat sa schon Herr von der Osten im Abgeordnetenhause Stellung genommen. C wurde von Herrmn von der Osten verlangt, daß man diesen Lehrstuhl nicht mit einem Anhänger des E1I16“ besetzen solle. Ich freue mich darüber, daß der Minister erklärt hat, daß auf dem Ge biete der Volkswirtschaft alle Zweige zur Geltung kommen sollen.

am Etat der höheren Lehranstalten beantragt Herr Dr. Buß:

Das Herrenhaus wolle beschließen, die Staatsregierung zu er suchen, angesichts der Schwierigkeiten, die hinsichtlich der Vorbildung unserer Studierenden beiderlei Geschlechts hervorgetreten sind, eine Kommission zu ernennen, bestehend aus Vertretern des Kultu 1“ Hochschullehrern und praktischen Schufmännern, mit der Aufgabe, die Ürsachen dieser Schwierigkeiten festzustellen und

Mittel zur Abbilfe in Vorschlag zu bringen.

Freiherr von Bissing beantragt:

Das Herrenhaus wolle bdeschließen, die Koͤnigliche Staate regierung zu ersuchen: 82

1) für die Einführung der Sexnalpädagogik in die seminarische und akademische Lehrerausbildung sowie für die Einrichtung von sexualpädagogischen Lehrersortbildungskursen einen be

8 stimmten Betrag in den nächsten Etat einzustellen,

) die Bestrebungen der deutschen Gesellschaff zur Bekämpfung

der Geschlechtskrankheiten, welche auf die Einbürgerung einer besseren seruellen Erziebung abzielen, zu fördern und durch Gewährung von Geldmitteln zu unterstützen.

Herr Dr. Buß: Im Ahgeordnetenhause wurde ein Punkt sehn eingehend besprochen, der in der Bevölkerung ein großes Interesse erregt und sich mit der Frage des Frauenstudimms befaßt. Manches bedarf in dieser Frage der Berichtigung, damit es nicht scheint, als aol jene Ausführungen allgemeine Billigung finden. Ich muß desball einiges hinzufügen und auf die Frage der Vorbildung der Studierenden beiderlei Ge Cechis zurückkommen. Die Abiturientinnen der Ober lpzeen sollen zum Studium in der philosophischen Fakultät zugelasse werden und das Eramen pro kacultate docendi ablegen können Das Studium für andere Fächer soll an das Ablegen einer besonderer Prufung geknüpft sein. Der des Ministers läßt nun in diesen Beziebun rade dezüglich der Abiturientinnen der Oberlyzeen en direkte Klarbeit vermissen. Es sind darin Bestimmungen enthalter über die Nachprüfung und in welchen Fächern diese abzulegen ist Ich bitte aber doch der Frage näher zu treten, ob nicht auch eine Nach⸗ prüfung nötig ist fur das höhere philosophische Studium. Es ist dabei leichguülng, in welchen e Nachprüfung stattzufinden hat e das Studium der Naturwissenschaften scheint eine solche Nach rüfung nicht sein. Jedenfalls sind die Bestimmunge so unklar, daß sie einer Ergänzung oder Verdesserung bedürsen. Aehr liche Schwierigkeiten bestehen auch bei dem Erlaß von 1909, dun welchen den höheren Lehranstalten, den Gymnasien, Realgymnafier und Oberrealschulen die Gleichberochtigung verliehen wurde. Diese Schwierigkeiten sind noch wesentlich vermehrt worden durch die Schaffung des vierten Weges. Das darf nicht wundemehmen, und man darf auch nicht annchmen, daß lediglich die Sucht zum Widen spruch oder ein E der Unzufriedenbeit der Unwers⸗ tätslehrer zugrunde liegen. Die Ausführungen, die im Abgeordneter hause der Abgeordnete Dr. Kaufmann zu der Eingabe für Frauen bildung und Frauenstudium gemacht dat und worin er sagte, daß üben den sogenannten dierten Weg in weiten Kreisen Unwissenbeit herrsch womit die Universitätsprofessoren gemeint waren, müssen entschiede zurückgewirsen werden. Solche Ausführungen gehoren mehr in ei billiges Wisblatt als auf die Tribüne eines Hauses. Nun ist alerdings die Eingabe um Zurücknahme des Erlasses von einer großer Zahl von Hochschullebhrern unterschrieben worden, aber nicht aus Un kenntnis der Sachlage überhaupt, sondern aus dem Gefühl ernfte Songe um gedeihliche Entwicklung unseres akademischen Unterrichte Dr. Kaufmann hat die Denkschrift der Untversitätslebrer als em —A Schrift charakterisiert. Das ist sie nicht, und ich möchte de Kultusminister bitten, dieser Denkschrift seine besondere Beachtun zu schenken. Die Schrift will nicht polemisieren, sondern sie will au die Schäden hinweisen, welche die Gleichberechtigung der höhere Lehranstalten für den geregelten Lehrbetrieb an den Universitäten in Gefolge gehabt hat. Wer wie ich selber akademischer Lehrer ist, win schon nach wenigen Wochen herausfinden, welcher höheren Lebranstal seine Hörer angehört haben. Die Folge der Gleichberechtigung is ein längeres Studium. Vor dem 10. Semester melden sich wenige zu Prüfung. Besonders Begahte beendigen ihr Studium naturku früher. Um diese Schwierigkeiten aus dem Wege zu raumen, hab ich die Niedersetzung einer Kommission bantragt. Wenn ich darin vor praktischen Schulmannern spreche, so will ich damit selbstverstandlin Frauen, die auf diesem Gebiete Erfahrungen gesammelt haben, nich ausschließen. In den Hochschullehrerkreisen hat es eine gewisse Gr regung bervorgerufen, daß sie bei wichtigen Neuordnungen von de Unterrichtsverwaltung nicht gehoört worden sind. Das hat das Ver trauen der Universitaten zur Unterrichtsverwaltung einigermaßen er schüttert. Ich kann nur wünschen, daß die Unterrichtsverwaltum den Universitäten mehr Vertrauen schenkt und mit ihnen zusammen arbeitet. Ich bitte Sie, meinem Antrage zuzustimmen, der die Z8

kunft unseres Vaterlandes im Auge hat.

Freiherr von Richthofen zur Geschäftsordnung): Ich be⸗ antrage, den Antrag Buß an die auf 21 Mitglieder zu verstarkende Unterrichtskommission zu verweisen und die Verhandlung darüber jetzt abzubrechen. Um das von diesem Antrage erstrebte Ziel zu er reichen, muß die Frage noch näher erörtert werden.

Das Haus beschließt die Verweisung des Antrages Buf an die auf 21 Mitglieder zu verstärkende Unterrichtskom mission.

„Freiberr von Bissing: Als bedeutsame Erpünzung des Er⸗ lasses des Kultusministeriums vom 18. Januar 1911 ist eine Willen⸗⸗ äußerung Seiner Majestät vom 16. Juni 1913 erfolgt, durch welche die Förderung der geistigen und korperlichen Ertüchtigung unserer Jugend als Pflicht der Gegenwart bezeichnet ist. Eindrucksvoll hat der Kultusminister im Abgeordnetenhaus am 12. d. M. hervorge boben, daß die Jugend vor den moralischen und sittlichen Gefahre geschützt und von den schalen und geführlichen Belustigungen abge⸗ lenkt werden müsse, die Leib und Seele vergiften. Diese Forderungen können nur erfüllt werden, wenn man die Not der Jugend kennt und weiß, welche Gefahren sie in dem Entwicklungsalter bedrohen. Wer den vorbeugenden Charakter der Jugendpflege als wirksam kennen gelernt hat, aber weiß, daß bereits verwahrloste und ver⸗ kommene Menschen schwer, fast niemals zu vetten sind, sucht die Misß⸗ stände zu beseitigen welche die vorbeugenden Absichten der Jugeng. pflege erschweren. Durch ernste und liebevolle Einwirkung auf und Herz der Jugend kann viel erreicht werden, auch die beklagen⸗⸗ werte Erziehungsarmut des Elternhauses ausgeglichen und die gif⸗ tigen Einwirkungen einer unklaren und gefährlichen Weltanschaunng durch eine sittlich religiböse Jugendpflege gemindert werden. Aber einen vergifteten Korper gesund zu machen, geht über die Krüfte der Jugendpflege, dadurch gewinnt die sexuelle Frage Bevdeutung, die imn Elternbause bewahrte Reinheit des Kindes ist sehr oft nicht mur beim Eintritt in das Leben, sondenn schon in der Schule zerstatt Eine Statistik der Univerfitatsklinzk in Bretzlau zeigt, welche furg⸗ terlichen Zustande in vielen Schulen, Pensionaten unt Internuen berrschen. Etwa zwei Drittel der Schüler wurden durch Mitichüter Teil schon im 2 von 10 bis anderer ven

bis 15 Jahren. Nach Prosessor Culentzurg haben 80 * ner höberen Schüler schon wüährend der Schulgeit Weschlechtsverkenr Se⸗ habt, und eine ganze Anzahl von Schulern ver hoheren Nlassen wurde bereits wegen chlechtskrankheiten ürztlich behandelt. Profrsir

Neißer in Breslau sagt, daß kin Notstanc ger Jugen⸗

Dr. Görz aus Breslau Vorsch manche Porschläge habe

Prostitution umnter den kaum aus der chen nimmt zu. an sich beklagenswert 1 sondern guch durch die G eine Gefahr für die

Sie dadurch zu der Auffassung zu bestimmen,

weit höherem Maße besteht, als es Laien wissen und viele Aerzte bisher 2e ahct haben. Neißer bekennt sich dazu, daß mit der ggs. herigen Rethode des Nichterziehens in sexueller Beziehung gegen⸗ über dem aufklärenden Zufall gebrochen werden müsse, Dieser Zu⸗ fall spielt in allen Bevölkerungskreisen eine soße Rolle, denn wenn auch kulturell höher stehende Familien ihre Kinder zu nützlichen und ,. Mitgliedern der Gesellschaft erziehen wollen, so fehlt doch ähie besonders in den Familien, deren Kinder hen frag bis spät sich selbst überlassen sind, eine wirksame seruelle Erziehung zur Keuschheit und Künschheitzbemohrung; häufig wird alles einer un⸗ berufenen und heimlichen Aufklärung Eere en. die um so verderb⸗ lichet wirkt. In einem Artikel in einer englischen Zeitung unter der 8 chrift „Soll man es den jungen Mädchen afete. erzählt der Verfasser folgenbes Erlebnis: Seine Frau habe ihm das dritte Kind geschenkt: er etzählte seiner zehniährigen Tochter, der Doktor habe das Baby im Garten gefunden, das dürfe sie ihrem Bruder nach der Schule schrelben, die Klelne schien sehr erfreut zu sein; aber als der Vater sich den Brief ansah, las er zu seiner Verbluüffung: „Lieber Bob, Du schulbest mir 30 Pfennig, es ist ein Mädchen, ich habe die Wette ge⸗ wonnen . Zu der Frage, ob die Eltern es den Kindern sagen sollen, um der heimlichen und unberufenen Aufklärung zuvorzukommen, möchte ich keine Stellung nehmen, weil ich der Erziehung zur Keusch⸗ heit und Keuschheitsbewahrung eine ausschlaggebende Bedeutung bei⸗ gehe. einer ezun welche die göttlichen Gebote lehrt und den Charakter und den * illen, ausbildet. In einer Schrift der Deut⸗ schen Gesellschaft zur Bekämpfung der Geschlechtskrankheiten macht läge für die sexuelle Erziehung. Gegen

ich Bedenken, aher die Schrift eha

durch maßvolle und leicht durchführbare Vorschläge aus, hier hält sich ein Arzt frei von den rabikalen Ansichten vieler Aerzte, die eine rücksichtslose seruelle Aufklärung in der Schule oder im Elternhaus verlangen. Pie Ausbreitung der Geschlechtskrankheiten unter den Schulpflichtigen ist eine bebauerliche Tatsache, aber auch die geheime zaum aus 5. .“ erwachsenen Mäd⸗

Wenn die Entsittlichung unserer a end nicht allein sie Geschlechtskrankheiten Pn; bedeutet, größer als die der Tuber⸗ kulose und anderer Volkskrankheiten, so ist nicht nur im Interesse der Jugend, sondern auch wegen unserer ganzen völkischen Ent⸗ wickelung Abhilfe dringend und schleunigst erforderlich. Ich gehe nicht 9 die Heilmittel ein, von denen wir gestern hier gehört haben, auch nicht auf die verschiedenen Arten ber Geschle lskecnkhbeiten, um , 1 b die in meinem Antrage liegt. Ich erinnere nur daran, wie Familien bis in die dritte Gene⸗ ration unter den ansteckenden Geschlechtskrankheiten leiden, wie Ehen zerstört, prachtpolle starke Männer hinsiechen, 221888 Tode verurteilt sind und wie der Geburtenrückgang nicht mit Unrecht den Folgen der Zugendsünden zugeschrieben werden muß. Der Ministerialvirektor Kirchner hat sich über die Folgen der übertragbaren Geschlechts⸗ krankheiten eingehend im Abgeorbnetenhause 8855 Er Fr be⸗ weiskräftig fest, daß viele Frauen durch Ansteckung in ihrer Gebär⸗ fühigkeit Lna werden, und daß die Zahl der Einkinderehen ganz

morm sei. Er schloß seine geürgaa unter Bezugnahme auf die segensreichen Bestrebungen der Deutschen Gesellschaft zur Bekämpfung der Geschlechtskrankheiten mit dem Wunsche, alle, die es mit dem Wohle unseres Volkes gut meinen, zur Mitarbeit bereit sein möchten, damit der allgemeine sittliche Zustand unseres Volkes wieder gehoben wird, Meinen Antrag habe ich nicht leichten Herzens ge⸗ —₰ weil die Behandlung desselben ein nicht angenehmes Thema eerührt, und weil ich wohl weiß, daß eine große (. eegnerschaft gegen v8 Themas vorhanden ist, teilweise aus

alb, weil man sich treiben lassen will, bis

von dieser oder jener Stelle 2 Intrag habe ich bei dem Etattitel „Höhere Schulen“ gestellt, weil ich die Zöglinge 2888 Anstalten für beson⸗ ders gefährdet halte. Er bezweckt, Mittel und Wege zu finden, welche zur Abschwächung, womöglich zur Beseitigung der geschilderten Mißstande und ihrer 2. In führen. Bgakelch die Deutsche Gesellschaft zur Bekämpfung der Ge⸗ einen, venn auch geringen jährlichen 5 erhält, beantrage ich die Unterstützung dieser Gesellschaft, damit sie ihre Be⸗ strebungen erweitern kann. Ich beantrage weiter, ittel zu be⸗ villigen zur Ausbildung von Lehrern in Sexualpädagogik. Schon der Abg. Münsterberg hat im Abgeordnetenhause darauf hingewiesen, daß die sexuelle Erziehung der Jugend in Deutschland unter den Päda⸗

„Geistlichen und Aerzten immer mehr Zustimmung findet. Die 8 ist zum ersten Male auf einem Kongreß in Mannheim unter Zustimmung des er n ultusministers von Studt gründlich

die mutige Anfassun Prüderie und teilweise des wielleicht eine Heilung kommt. Meinen Antra

vehandelt. Seit dieser Zeit hat sich das Interesse für die sexuelle rziehung der Jugend sehr vermehrt. Die Gesellschaft zur Be⸗ fmpfung der Geschlechtskrankheiten beschränkt sich nicht auf die Be⸗ kͤmpfung der 2aIe Lei eeen sondern widmet sich der Einwir⸗ kung einer sexuellen Erziehung in musterhafter und ernster Arbeit. Die Notwendigkeit und Durchführbarkeit einer sexuellen Erziehung nird in Laien⸗ wie in Lehrerkreisen anerkannt. Aber die Tätigkeit einer emeinnützigen Gesellschaft ist naturgemäß beschränkt. Ihr Einfluß richt nicht so weit, die Jugend vor der körperlichen Vergiftung der Unsittlichkeit zu bewahren. Jugend ist gutartig veranlagt und nird sich auch sexuell erziehen lassen. Die Regierung ist den Be⸗ strebungen der Gesellschaft mit Aufmerksamkeit gefolgt und hat die wn mir beantragten Erziehungsmaßnahmen schon begünstigt. Aber sse hat eine vorsichtige Zurückhaltung geübt, weil die sexuelle Er⸗ ichung der Jugend leicht mit sexueller Aufklärung verwechselt wird. Fine sexuelle Aufklärung der Kinder durch Unterweisung in der Schule vrlangt mein Antrag in keiner Weise; das gehört nicht in die Schule. ss sst nur die freiwillige Betätigung in der Weise, wie die Gesell⸗ suft zur Bekämpfung der Geschlechtskrankheiten sie betreibt, damit ich eine sexuelle sittliche Lebensfuhrung entwickelt. Eine solche tiefer⸗ Phende 8 uelle Erziehung kann die Lehrerschaft aber nur leisten, wenn sie sorgfältig vorbereitet wird. Es handelt sich also nur um Ausbildung von Lehrern, die mit den Geistlichen zusammen für die exueile Sren der Jugend eintreten mussen. Wir können ver⸗ engen, daß alle Erzieher Unserer Jugend auch auf sexuell⸗pädagogi⸗ chem Gebiete aufs heste ausgerüstet sind. Die berufsmäßigen Erzieher mussen sich der Notwendigkeit einer besseren sexuellen Erziebung be⸗ rußt werden und die Anwendungsformen beberrschen, welche für die vrschiedenen Altersstusen der Schüler am zweckmaßigsten sind. Des⸗ alib muß die Sexualpädagogik ein hesonderer Gegenstand der päda⸗ onzschen Lehveruntermweisung sein. Nur durch die Mitwirkung der uls wird die sexuelle Erziehung in die Familien eindringen und um Allgemeingut werden. 8 durch Zusammenwirken von Eltern⸗ ums, Schule und Kirche auf diesem Gediete wird es der Jugend⸗ Flege a sein, das Ziel zu erreichen, das der Kultusminister unt den Worten bezeichnet hat: Schutz der Jugend vor sittlichen Ge ebren. Ablenkung von schalen und gefährlichen Belustiäungen die vrd und Seele vergiften. Ich kann nur dringend ditten, die Sache nct auf die lange Bank zu schleden, sondem meinen Antrag anzu⸗ uhmen und an dem Geendse e festzudalten: dis dat, qui cito dat. Fei von Riihefen⸗Damsdorf: Die Mitglieder miner Fraktion sind der Meinung, daß die soeden hesprochene Frage er grundlichen Irzrterung dedünftig Ut, diese Ut aber etzt im senum kaum moöglich und eine Reide 88 Mitgliedern behält sich mertem eime weitere Praparatten für diese Beralung vor. Deshalb in ich beauf tragt, den Anrgg zu stellen, daß dieser Antrag des Frei⸗ errmn aon Bifseng der Unterrichtskommission üderwiesen und die Ver⸗ g darüͤder jetzt à Wird.

88 Haus heschlieht ehne Diskusston nach diesem An⸗

den Ausgahen sür das Elementganunter⸗ amesen beanttagt Freiherr von Bissing⸗

dn . adelduns den Hehrträfie auch einen an⸗ umn Wohlsahrts. und Wohl⸗ wemeonden und Gutsbezirke für

2 2 Kicht

8*

die Einrichtung, Erhaltung und zeit hemaße Ausgestaltung der Be⸗

chäftigungsmittel der Horte der Schulkinder sowie für die Beauf⸗ ichtigung und Pflege auch der im noch nicht schulpflichtt 4 fin lichen Kinder bereitzustellen“. vüge

Freiherr von Bissing: Im Abgeordnetenhause hat der sozial⸗ dencetssehr 12 Hoffmann, der sogenannte a. T-n fragt ob der eldmarschall Freiherr von der Goltz, der Helmahn;

gorsitzender des ungdentschlandbundes ist, 20 000 Gehalt und andere hesondere hohe Diäten bekomme, und ebenso, ob der Ge⸗ schäftsführer, der General z. D. Jung, eine große Remuneration be⸗ giehe. Im Nasheisle des Jungseulschlenbbtnbs möchte ich dieses Märchen richtigsten en, und ich erkläre auf das bestimmteste: Der Fildn cgchal Goltz bezieht keinen Pfennig halt, obder wie man eine olche Summe von 20 000 nennen soll, sondern es werden ihm lediglich auf den vielen wac. die er im Interesse von Jungbeutsch⸗ land selbstverständlich ausfu rt, pie Barausgaben wieter erstaktet; der Feldmarschall zahlt einen erheblichen Beitrag zum Jungbeutschland⸗ bund und läßt alle ihm von dieser ober jener Seite gewihmeten Ent⸗ Rüdigungen der Kasse des 82 deutschlantbundes zufließen. Der General Jung bekommt ein Gehalt in einer bhe, die ungefaähr stimmt mit der vom Abg. Hoffmann genannten Sumnhe, aber das ist durchaus gerechtfertigt, denn bie hohe Arbeitsnotwendigkeit, die auf dem Herrn lastet, muß entschäbigt werden, Auße ist er auf Wunsch der Bundesleitung von Jungdeutschland als er es notwendig gehabt hätte, aus seiner milikäris ung 525 unde s dadurch in seinen zukünftigen

heblich geschädigt. Im Abgeordnetenhause 2 er So; irsch in einer von der sonst meist pergiftenten Agitationsme ozialdemokratie abweichenden Weise einen wirklichen Notft der Fürsorgefrage zur Sprache gebracht und barauf hingen aus den Berichten über die Fürsorgeerziehung heworgeht, meisten Kinder, welche im vorschulpflichtigen Alter ker erziehung überwiesen werden, entweder von (ltern

die bereits mit dem Sttasgesetz in Konflikt kommen 2 oder von den Eltern den ganzen Tag ohne Leg; X&ꝙ2 werden. Der Abg. Hirsch meint mit Recht, baß es ine Pflicht sei, nicht nur dann einzugreifen, wenn Verwahrlosung droht ondern vor allem die Ursachen beseitigen, welche dazu führen, baß eine große Anzahl von Kindern überhaupt der über. wiesen werden muß. Es handelt sich hierbei um Kinder in Sic und Land, die den größten Teil des Tages ohne jebe Wartung und Auf⸗ sicht bleiben, weil ihre Eltern den Pag über auf der Arbeit sinr. Nun wird freilich durch Gründung von Kinderhorten und ähnlichen Wohl⸗ fahrtseinrichtungen für solche Kinder gesorgt, aber in den großen Städten reichen die Kinderhorte in keiner Weise aus, und in zahl⸗ losen ländlichen Gemeinden ist bisher nichts geschehen, um die un⸗ beaufsichtigten Kinder vor der Verwahrlosung zu schützen. Dazu reichen die Gelder meist nicht aus, um die Kinder von einer ausge⸗ bildeten oder möglichst dazu geeigneten han beaufsichtigen zu lassen. Ich kenne solche Kinderschulen, die aus Mangel an Geldmitteln ein⸗ gegangen sind. Deshalb stimme ich dem Abg. Hirsch bei, daß Geld⸗ mittel für den Kinderschutz bewilligt werden müssen. Allerdings sind ja im Etat 50 000 die Ausbildung von Kräften für die Horte⸗ fürsorge eingestellt, und der Abg. von Schenckendorf hat im Abge⸗ ordnetenhause den Antrag gestellt, daß im nächsten Haushaltungsplan auch ein angemessener Beitrag zur Beihilfe bei der Einrichtung und der krgemmzseh Ausgestaltung der Beschäftigungsmittel für Schulkinder ereitgestellt wird. Mein Antrag bezweckt aber eine Erweiterung, es sollen Mittel bereit Pflege auch derjenigen tigen Alter befinden.

e

estellt werden für die Beaufsichtigung und 1 Kinder, welche sich noch nicht im schulpflich⸗ tige Ich bin davon überzeugt, daß die so verwendeten M ittel in doppelter Beziehung Früchte tragen werden: es werden Summen bei der Fürsorgeerziehung gespart werden können, und was ich für das Bedeutungsvpollste halte, eine große Anzahl von Kindern wird vor der Verwahrlosung geschützt werden. Ich bitte das hohe Haus, meinem Antrage die Zustimmung zu erteilen.

Auf Antrag des Herrn von Buch⸗Carmzow wird dieser Antrag der Unterrichtskommission überwiesen.

Graf von Mirbach⸗Sorquitten spricht dem Minister den

Dank für seine Ausführungen im Abgeordnetenhaufe über den Schul lastenausgleich aus und dankt namentlich ees er hat, die Losung der Frage tunlichst und nach Kräften zu fördern.

Bei den Ausgaben für Kunst und Wissenschaft bemerkt

„Herr Dr. von Studt: Ich möchte auf den unheilvollen Ein⸗ fluß hinweisen, den die sogenannte moderne Kunstausstellung auf unsere höheren Kunstanstalten ausübt. Es werden jetzt Ausstellungen mit geradezu anstößigem Inhalt eröffnet. In weiten Kreifen des Personals der höheren Kunstanstalten besteht die Besorgnis, daß, wenn der unheilvolle Einfluß der modernen Richtung weiter unter dem Schülermaterial Platz greift, die Lehrer nicht mehr in der Lage sein würden, die ihnen gesteckten Ziele zu erreichen. Ich spreche nicht lediglich aus meinen persönlichen Erfahrungen heraus, dies ist mir von vorurteilsloser und sehr bewährter Seite mitgeteilt worden. Besonders trifft die von mir gegebene Kennzeichnung auf eine Ausstellung im Westen der Stadt Berlin zu. 3

Graf zu Rantzau: In Lügumkloster, dem nördlichsten Flecken von der Westküste Schleswig⸗Holsteins, befinden sich die Reste eines etwa um das Jahr 1200 gegründeten Cistercienser⸗Klosters. Die alte Abteikirche ist noch erhalten; auch steht noch ein Flügel des alten Klostergebäudes. Die Kirche ist ein künstlerisch und archäologisch sehr bedeutendes Denkmal der frühmittelalterlichen Baukunst in Schleswig⸗Holstein, eins der wenigen, die in der Provinz vorhanden sind. Bei der des Klosters in der Zeit der Reformation ist das Eigentum an Kirche und Klostergebaude auf den Staat über⸗ gegangen. Er hat die Kirche der Gemeinde Lügumkloster zur Be⸗ nutzung überlassen und aus dem jetzt noch vorhandenen Klosterflügel ein Amtsgebäude gemacht. Gegenwärtig befinden sich darin das Amtsgericht nebst Gefängnis. Leider ist die bauliche Unterhaltung schon seit der vorpreußischen Zeit eine durchaus unzureichende esen, sodaß Kirche und Kloster baufällig geworden sind und die este der alten Schönheit zu verkümmern drohten. Dem Minister gebührt der wärmste Dank dafür, daß er hier eingegriffen und veranlaßt hat, daß nunmehr mit pietätvoller Fürsorge die Wiederherstellung des ur⸗ sprünglichen Zustandes, die Instandsetzung der Kirche in Angriff ge⸗ nommen ist. Ich glaube allerdings, daß noch recht große Mittel erforderlich sind, um hier Wandel zu schaffen. Es ist erwünscht, daß die Wiederherstellung sich nicht auf die Kirche beschränkt. Auch der Klosterflügel zeigt in allen seinen Teilen die Reste hoher künstle⸗ rischer Durchbildung. Ein Raum, der jetzt als Stall benutzt wird, ist kürzlich als der alte Kapitelsaal erkannt. Die Wiederinstandsetzun muß in einem Lande, das an frühmittelalterlichen Bauten so arm is wie Schleswig⸗Holstein, geradezu als ein Gebot der Denkmalspflege bezeichnet werden. Selbftverstandlich müßte das Gefängnis aus dem Klosterflügel entfernt werden. Eine würdigere und vielleicht durchaus nutzbringende Verwendung der schöͤnen alten Räume würde sich leicht finden. Vielleicht könnten sie der Jugendpflege dienen, die in Nord⸗ schleswig so überaus wichtig ist. Ich bitte den Minister, die erforder⸗

lichen Mittel dafür bereitzustellen. u den Ausgaben für das technische Unterrichtswesen

liegt 88 Antrag des Herrn Dr. Borchers vor, „die Regierung zu ersuchen, mit Rücksicht auf das durch die hochherzige Stiftung des Herrn Kommerzienrats Georg Talbot⸗ Aachen erweckte Interesse der gesamten Aachener Studentenschaft an der Pflege der Leibesübungen vom nächsten Etatsjahre ab Mittel bereitzustellen, um einen etatsmäßigen Turnlehrer mit dem Einkommen und dem Range eines Oberturnlehrers oder Turn⸗ inspektors an der Technischen Hochschule Aachen dauernd anzustellen“. Ein weiterer Antrag des Herrn Dr. Borchers geht

dahin, „die Regierung zu ersuchen, bei der hohen Bedeutung der 8 bildung der Seadkecenmcn des Berg., Hütten⸗, Bau⸗ 1en Ts schineningenieurwesens für die Verbesserung der wissenschaftlichen

und technisch⸗wirtschaftlichen Beziehungen zwischen S

Deutschland, ganz besonders auch unter Berücksichtigung dessen, was zur Förderung dieser Beziehungen durch Fenhce. sor 85 an der Technischen Hochschule Aachen und durch die Stadt Aachen schon ist, in die Etats 1915 und 1916 Mittel einzustellen ur Beschleunigung der Einrichtung eines mit Somnllungen von Robhstoffen und industriellen Erzeugnissen verbundenen Archivs veutsch⸗füuüdamerikanischer ingenieurwissen⸗ schaftlicher Literatur und sonstigen Auskunftsmaterials“,

Herr Dr. Borchers begründet seine Anträge: Es sei erst in neuerer Zeit, nachdem 1905 ein Teil des Gelandes des vamaligen

Bahnhofs Templerbend für die Ausdehnung der Technischen Hochs chule

bereitgestellt worden war, gelungen, zur Faveltereen der Hochschul⸗

bauten zu schreiten, und jetzt sei auch ein sehr geeigneier Plaß für eine

Turnhalle vorhanden. ür die Errichtung einer eenises Turn⸗

lehrerstelle sei aus den Kreisen der Großindustrie eine Stiftung von 140 000 gemacht worden. Der Redner legt sodann die Grunse dar,

die für den zweiten der von ihm eingebrachten Anträge sprechen.

Minister der geistlichen und Unterrichtsangelegenheit

D. Dr. von Irn. 8 Meine Herren! Der svetzeen begründete Antrag Nr. 115 der Drucksachen geht woßl von dem Wunsche aus, für die Leibesübungen an der Technischen Hochschule in Aachen möglichst viel zu tun, sie möglichst zu pflegen und zu fordern. Die Bemühungen in Aachen nach dieser Richtung haben, wie ich nicht erst zum Ausdruch zu bringen brauche, meine volle Sympathie, und ich freue mich darüber, was auf diesem Gebiete in Aachen in der letzten Zeit hat geleistet werden konnen, dank ver großherngen Stiftung des Herrn Kommerzienrats Georg Talbot, der die Mittel zur Nerfügung stellte, um dort eine Tura⸗ und Fechthalle zu errichten. Ich benutze gern die Gelegenheit, um zem hochherzigen Stifter auch von bieser Stelle aus den mörmsten Dank auszusprechen. Wenn ich nun iesen Bestrebungen, die in Aachen bestehen und neuerlich vurch die von Herrn Kommerzientat Zalbet gemährten Mittel noch erheblich gesteigeri find, sehr sym⸗ pathisch gegenüberstehe, sn muß ich um so mehr bedauern, daß ich Sie mm bitten gegvungen bin, dem vorliegenden Antrage nicht Folge zu geben, und zwar aus dem Grunde, weil er zu weiten Konfeguenzen füͤhren würde. Denn wenn wir entgegen der bisberigen Uebung jetzt uns dazmn entschlassen, in Aachen einen etatmazigen Turnlehrer an⸗ zustellen, und ihm das Einkommen und den Rang eines Obertwrn⸗ lehrers und Turninspektors zu geben, so würde das natwegemüß die Folge haten, daß nicht nur alle übrigen rechnischen Hochschulen diefem treien würden. Das sind Konsequenzen, vor demen mam doch zurück⸗ schrecken muß, und vor denen auch Sie meine Herren, wohl zurück⸗ die sich um das Turnen und die Leihesübungen der Studierenden kümmert, bisher in der Weise Rechmung getragen, daß wir im Neten⸗

amt einen Mann dafür gewannen. Das ist auch in Aachen der Fall

gewesen, und es ist dort gelungen, eine hervorragende Persönlichkert

für diesen Zweck zu verpflichten. Leider ist der Herr von Aachen sort⸗ gezogen, weil er eine Stelle in Düsfeldorf, so viel ich weiß, an⸗ genommen hat. Aber es wird auch in Zukunft gelimgen wie bisber eine geeignete Persönlichkeit für Aachen zu gewinnen. Darum mrich iu bemühen, den Wünschen der Aachener Herren nach Möglichkert ent⸗

gegenzukommen, bin ich gern bereit, aber ich muß doch wieserhokt

Savor warnen, mit der Armmahme eines berartigen Antrags gegenüber

begründet bat, so ist ganz gewiß das, was auf diesem Gebiet im Aachem geleistet worden ist, mit Freuden zu begrüßen. 8

die von Aachen aus mit der Industrie in Südamerika angekmüpft worden sind, und die Gegenstände, die dort gefammeit und auch dem Es ist bisher gelungen, diese Einrichtungen zu treffen ohne Steꝛaꝛs⸗ mittel in Anspruch zu nehmen, und vielleicht wird das auch in utkurnft möglich sein. Wir würden ja auch aus Staatskonds für derartige Zwecke nur dann hier Aufwendungen machen können. wenn daturns direkte Interessen der Technischen Hochfchaie geferderr werden Im⸗ direkt werden diese Interessen durch derartige Masnabmen emrs unterftützt. Aber es scheint mir doch bauptsächkich eim Intereise der Fn⸗ dustrie vorzuliegen, die Beziehungen mit Sütamerike wmie tas bisber geschehen ist, weiter zu unterhalten, und bei der Ineuftrie rerden sich auch die erforderlichen weiteren Mitmel mnten am d2 Unter⸗ nehmen zu Ende zu führen. Auch hier muchte ich danom abrtfen. Staatsmittel zu verlangen und die Einftedlung eimer Summe in dem Etat zu beantragen, zumal es ja auch in dem Antrag unbestimmt ge⸗ lassen ist, um welche Beträge es sich handeit. Die Hernen werdem gar nicht übersehen können, ob sie bedeutend ader nur gering sind. und auch dieses Moment wird Sie vielleicht veranlassen, dem Amtrage Ihre Zustimmung zu verfagen.

Herr Dr. Borchers: Befürchtungen, daßß auch mder Hes⸗ schulen mit ähnlichen Wunschen kommen könmtem demt ich ichte Aachen ist seiner ganzen Entwicklung mach doch wodl Zerigmat, eim̃ Ausnahmestellung einzunehmen. Gerade ür meimen merturz etrang ist es doch von großer Bedeutung, wenn wir im dieße e- nur die moralische Unterstutzung sertens

en. 8

Die Anträge Borchers werden abgelehnt.

e dem Fonds bemerkt

derr Dr. Hiklebrandt: Der Doktortitel *

sehr begehrter Artikel geworden. Die t 2* 4 so lange gewartet, hbis man ihnen ht der P wmm

Die dortigen Studierenden haben es nicht für angebracht d

in einen allgemeinen Streik einzutreten, wie es die Seud enemheen der Zahnheilkunde getan haben, die d nicht de RNerfe gezeigt haben. Das ist sehr zu gerade das R

zu stellen, daß der in der Schweiz erworbene ditel emes Dr. med. ret, ohne weiteres anerkannt wird halte ich für sehr dedenklich. Der Doktortitel bedingt mit wenigen Ausnahmen bei uns dee Maturttas. während das bei diesem in der Schweiz verliehene Titel m.

Fall ist. Er hastert auf einer geringeren Vorbildung. Ich dalte es üderdaußt 18 eden la, bei dem Dvkwortitel für Tier⸗ oder Jahm⸗ ärzte das Wör med. in den Titel einzuführen, da dadurch lercht Irrtümer entstehen können. .

Ueber den Etat der Eisenbahnverwaltun

8 n 2 berichtet Herr Wermuth⸗Berlin: 8 6s 98 Finanzkommission des Herrenhauses hat eine Refelutien

rgeschlagen:

„Das Herrenhaus wolle beschließen, es auch seinerfeittz zweckmäßig ob erklären, daß das Abkommen, betreffend die 1b nung der enbahnfinanzen und der allgemeinen Staatsfinamzem

2 es % 5 8 düm Fahre 1914 festgelegt ist, um 2 Fabhre erlängert wird, und die Erwartung auszusprechen. sich

2 rensst. für die W sich er Reinüberschüsse der Eisenbahnverwaltung wieberum autf eianes längere Periode festzulegen. 1 Sses

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