1914 / 130 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 05 Jun 1914 18:00:01 GMT) scan diff

Bayern.

Bei der Galatafel, die gestern in der Königlichen Residen; des Groß⸗ herzogs und der Großherzogin von Hessen stattfand, hielt Seine Majestät der König Ludwig eine Rede, im der er die hohen Gäste herzlich willkommen hieß und, wie „W. T. B.“

zu Ehren Ihrer Königlichen Hoheiten

meldet, sagte:

Zur besonderen Befriedigung und Freude gereiche es ihm, hinweisen zu können, daß in Hessen wie in

Gästen und dem Nachbarlande beredte Kunde zu Wertschätzung und der treuen Freundschaft, die die Häuser und Völker sich von altersher als köstliches bewahrt haben. Dieses Gut für alle Zukunft zu pflegen, werde er von ganzem Herzen bestrebt sein. Interesse verfolge Bayern der Großherzog der Pflege des wirtschaftlichen Wohlstandes und der Förderung von Wissenschaft, Kunst und Kunstgewerbe in seinem Lande widme. „Diese hochsinnigen Bestrebungen für die idealen Güter des deutschen Volkes“, fuhr der König fort, „festigen in mir die vertrauensvolle Ueberzeugung, auf die gütige und tatkräftige Unter⸗ stützung Eurer Königlichen Hoheit überall da zählen zu können, wo es gilt, auf gemeinsamen Wegen vorwärts zu schreiten zum Wohle unserer Staaten und zum Wohle des großen deutschen Vaterlandes.“

Seine Majestät der König schloß mit einem Hoch auf das Großherzogliche Paar.

Seine Königliche Hoheit der Großherzog Ernst Ludwig sprach zunächst in Erwiderung auf die Rede des Königs seinen Dank aus für den herzlichen Willkommengruß und führte dann obiger Quelle zufolge aus:

Das rege Interesse, mit dem Bayern die auf die Pflege des wirtschaftlichen Wohlstandes und die Förderung von Wissenschaft, Kunst und Kunstgewerbe in seinem Lande gerichtete Arbeit verfolge, gereiche ihm zur großen Befriedigung. Es dränge ihn, auch an dieser Stelle dem König seinen Dank auszusprechen für die Förderung, die er der Jahrhundertausstellung deutscher Kunst in Darmstadt durch die Ueber⸗ lassung hervorragender Kunstwerke habe zuteil werden lassen. „Wenn es gilt“, fuhr Seine Königliche Hoheit der Großherzog fort, „die Erfüllung der unseren Ländern gemeinsamen Aufgaben zu foͤrdern und die Wohl⸗ fahrt unseres großen geeinten Deutschland zu mehren, werden Eure Majestät mich in treuer Bundesgenossenschaft stets an Ihrer Seite finden. Mit dem Ausdruck des Dankes und der Freude, die die Großherzogin und ich über den zu Herzen gebenden gutigen Empfang empfinden, verbinden wir unsere innigsten Segenswünsche für Eure

Majestäten, das Königliche Haus und das schöne Bayernland. Diese Gefühle und Wünsche fasse ich zusammen in den Ruf: Ihre

Majestäten der König und die Königin von Bayern leben hoch, hoch, hoch!

Die Kammer der Abgeordneten beschäftigte sich gestern nochmals mit der Regierungsvorlage, betreffend die Einstellung von 75 000 für jedes der beiden Budgetjahre zur Förderung der emeindlichen Arbeitslosenversiche⸗ rung in Bagyern. on der Kammer der Reichsräte war diese Forderung abgelehnt worden. Dagegen hatte sie die gleiche Summe im Budget stehen lassen für die Förderung der gemeindlichen Arbeitsvermittlung. Wie „W. T. B.“ berichtet, bedauerten die Redner aller Parteien mit Ausnahme des Bundes der Landwirte die Haltung des

Reichsrates, wobei der Sozialdemokrat Timm scharfe Angriffe ggegen die Kammer der Reichsräte richtete. Fast einstimmig lehnte schließlich das Haus es ab, dem Beschluß der Kammer der Reichsräte beizutreten. Damit ist die Einführung, der gemeindlichen Arbeitslosenversicherung mit staatlichen Zuschüssen gescheitert, da nach der Verfassung ein, Gegenstand, über ‚vFen sich beide Kammern nicht einigen, in derselben Session lecht wieder zur Beratung gebracht werden kann. öII11““

Oesterreich⸗Ungarn.

Auf Einladung des Präsidenten des Abgeordnetenhauses versammelte sich gestern im Abgeordnetenhause eine Reihe von Abgeordneten, von Mitgliedern des Herrenhauses, und zwar Vertreter fast sämtlicher deutschen und tschechischen Parteien Böhmens sowie Vertreter des kon⸗ servativen und verfassungstreuen Groß⸗ grundbesitzes Böhmens, um über Mittel und Wege zur Wiederherstellung verfassungsmäßiger Zustände in Böhmen und damit auch zum Wiederzusammentritt des Reichsrats zu beraten. Nach einer vierstündigen Debatte, nachdem konkrete Vorschläge des Tschechen Dr. Kramarcz und des Herren⸗ hausmitgliedes Dr. Baernreither auf den Widerspruch der Deutschen beziehungsweise der Tschechen gestoßen waren, einigte man sich laut Bericht des „W. T. B.“ dahin, daß zur Fortsetzung der Verhandlung am 15. d. M. in Prag im Palais des Grafen Nostitz eine interne Besprechung unter den Parteien ohne Teil⸗ nahme der Regierung stattfinden solle. Im Laufe der Debatte erklärten beide Parteien, zu Verhandlungen bereit zu sein, be⸗ harrten aber auf ihrem bisher eingenommenen Standpunkt. Der Ministerpräsident Graf Stürgkh erklärte:

Die Regierung sei viel zu sehr von dem Wunsch erfüllt, alles zu tun, was im Interesse der Sache gelegen sei, als daß sie nicht auch bereit wäre, auf ihre Anwesenheit auf der nächsten Besprechung zu verzichten, wenn dies tatsächlich gewünscht werde mit der Moti⸗ vierung, daß, wenn die Regierung nicht anwesend sei, das Abschweifen auf Gegenstände der allgemeinen Politik weniger zu besorgen wäre. Er möchte aber darauf hinweisen, daß ein positives Ergebnis dieser Beratungen ohne Einvernehmen und Mitwirkung der Re⸗ gierung überhaupt nicht zustande kommen könne, weil ein jedes positives Ergebnis solcher Besprechungen auf Maßnahmen hinaus⸗ laufe, die fast ausschließlich von der egierung durchzuführen seien und rücksichtlich deren die Regierung nicht nur zu hören habe, was gewünscht werde, sondern auch ihre eigene Meinung habe, und diese Meinung an zuständiger Stelle und unter ihrer Verantwortung zum Ausdruck bringen müsse. Es müsse also der Moment kommen, in dem die Regierung mitzuwirken berufen sein werde, weil es sich nicht um Entschließungen der Parteien handele, sondern um auf Grund eines erzielten Einvernehmens der Parteien durchzuführende Re⸗

gierungsakte. Frankreich.

„Der frühere Unterrichtsminister Viviani hat dem Präsidenten Poincaré mitgeteilt, daß er ihm nicht vor heute mittag eine endgültige Antwort erteilen könne, ob er den Auf⸗ trag, das Kabinett zu bilden, annehme. Der Präsident hat darauf Bourgeois empfangen.

Zum Präsidenten der Deputiertenkammer ist laut Meldung des „W. T. B.“ mit 411 von 435 gültigen Stimmen endgültig Deschanel, zu Vtzepräsidenten sind Clementel (Radikal) mit 375 Stimmen, Monestier (Geeinigt. 82 mit 333 Stimmen, Godard (Geeinigt. Rad.) mit 310 un Augagneur (Sozial. Republ.) mit 267 Stimmen gewählt

darauf Bayern Fürst und Volk us eigenstem Empfinden einig seien in dem Wunsche, den Fürstlichen geben von der hohen beiden

Gut hegen und zu Mit regem die treue und unablässige Arbeit, die

Das Gesetz, ländischem Getreide, veröffentlicht worden. öffentlichung in Kraft.

kehrswege hat,

entwurf,

Grenze, angenommen.

„W. T. B.“ meldet,

Meinung, der ehemalige treten müssen, Schließlich

machen.

Poulsen, hat an den frage gerichtet: Ist der Minister des

wegen der vertragsmäßigen

zu geben?

Die vorbereitenden konferenz sind gestern

wurden auf morgen vertagt.

beruhigende Thraz ien erhalten. ee ließen ihm die ie die Verfolgungen der rungen wurden auch

Prozeß gegen die

sodaß nunmehr ginnen wird.

liche Kunde meldet:

den neuen griechischen nicht zu

einiger Zeit Zeuge eines

antihellenische Kundgebungen statt, nach deren Schluß die zuwehren vermochte, zwei Kirchen waren von völkerung von Warna Bevölkerung noch

walttätigkeit begangen. Telegraphenagentur“

Demirhissar befanden, die deportiert werden, lebhafte Sofort wurden alle Läden

Christiania in Anwesenheit s und russischer Delegierter eröffnet. len begrüßte die Versammlung 1 der norwegische Gesandte in Kopenhagen nahm das Präsidium. D

1

gegen den Bau einer zweiten

nachmittag im

arng und Dede bungen stattge

sammlung berufen, in der die bulgarischen Gefangenen oder

aus Dedeagatsch forderte.

Aufständischen in neue

handelshafens an der Weichsel,

Türkei. Das Patriarchat hat nach einer Meldung des Mitteilungen über die Lage der Griechen in und der Minister des rung übermitteln, daß en treffen werde, damit Dieselben Zusiche⸗ gegeben, die

Der Großwesir

1 formelle Zusiche

Regierung die strengsten Maßnahm Griechen

den griechischen

der Regierung Schritte unternommen 111“

Bulgarien. Die Sobranje hat gestern die Postkonvention mit Rum Der Staatsgerichtshof

ehemaligen S8äI

Minister, einer Meldung des scheidung gefällt, daß die von der wendungen, betreffend die Verjähr gewesenen Minister beschuldigt die meritorische Behandlun

afotsch hab funden. Unter den /peinlichen Eindrülken

wieder erneuerter Vorstellungen der bulgar stets wachsenden Verfolgungen des bulgaris Gebieten sowie auch empört über die schen seit Vorbeimarsches am Mittwoch Versammlung die Polizei nicht ab⸗ Diese a Geldern der ve⸗ e unterstand. kt der Ge⸗ „Bulgarischen chricht von der

rechtfertigende feindselige Haltung der griechi Presse veranstaltete die Bevölkerung von e die ununterbrochenen aus Mazedonien vertriebener Flüchtlinge ist, Es fand eine Menge, die griechische Kirchen besetzte. zusammengesteuerten Zeit erbaut worden, da die n chen Patriarchat Dank den Maßnahmen der Behörde wurde kein A Nach einer Meldung der verursachte gestern die Na Ankunft des unter amerikanischer Flagge fahrenden griechischen Dampfers, Florice“ in Dedeagatsch, auf dem sich 300 muselmanische Flüchtlinge und mehrere bulgarische Gefangene aus dem Be unter Bewachung nach Mytil Bewegung unter der Be und eine Protestver⸗ g die Freilassung der treibung aller Griechen Die Stadt ist fieberhaft erregt.

Albanien.

Nach einer Meldung des „W. T. B.“ hat die nationale Kontrollkommi

zu einer dem griechis

geschlossen Bevölkerun die

aufhörten.

werden,

Vertreibun

ssion es abgelehnt, Verhandlungen einzutre

betreffend die Verzollung von aus⸗ Erbsen und Bohnen ist gestern Es tritt eine Woche nach der Ver⸗

Die Kommission der Reichsduma für Ver⸗ wie „W. T. B.“ 8

betreffend einen Kredit zum Bau eines Holz⸗ nahe der deutschen

meldet,

In der Deputiertenkammer kündigte gestern, der Republikaner Salvatella eine revolutionäre Bewegung gegen die Regierung an, falls sie ihre Marokkopolitik nicht ändere. Ministerpräsident weil er eine solche kündigte der Redner a

Dänemark. Der Vorsitzende der radikalen Parteigruppe im Folkething,

Minister des Aeußeren folgende An⸗

8 1 Aeußern in der Lage, dem Folkething Auf⸗ klärung über die Verhandlungen zwischen Dänemark und Deutschland Lösung der Staatenlosenfrage in Nordschleswig und der damit im Zusammenhange stehenden Fragen

Norwegen. Verhandlungen der Spitzbergen⸗ Nobelinstitut in ämtlicher norwegischer, schwedischer Der Minister des Aeußern namens der Regierung und über⸗ ie nichtöffentlichen Verhandlungen

Dr. Hagerup

1“

„W. T

Deputierten

hat gestern

der trotz

8

Verhandlungsart den Eindruck erweckte, daß sie Zeit gewinnen

wollten.

Wie das „Reutersche Bureau“ Regierung ihre Bereitwilligkeit

irgend einer Gefahr für Kriegsschiff nach Mächte zu ähnlichen

Der nach der Abberufung

Thomson hat über hängt.

Nach Meldungen des

erfährt, hat die englische

ausgesprochen, den Fürsten von Albanien Durazzo zu senden, Mitteln greifen.

im Falle . ein wenn die anderen

des holländischen Majors Sluys zum Platzkommandanten von Durazzo ernannte Oberstleutnant

er die Stadt den Belagerungszustand ver⸗ In der Lage ist keine Aenderung eingetreten.

Amerika. „W. T. B.“

ist die Verbindung

zwischen der Westküste von Mexiko und der Stadt Mexiko durch die Konstitutionalisten völlig abgeschnitten. Nach einer von dem

Howard in Stadt

Admiral ist die

Mazatlan Guadalajara

Armee des Generals Obregon

Colima ist und früheren fallen. sind, melden, daß die Städte Staate Veracruz von Candido Aguilar, der ernannt morden ist, ei

in die Hände de Gouverneurs des Depeschen, die von Carr

von drei eingeschlossen. 8 Konstitutionalistengenerals Staats Colima, Almillo, ge⸗ anza in Durango eingetroffen Tantima und Tantoyuca im einer Streitmacht unter dem General kürzlich zum Gouverneur dieser Stadt eingenommen worden seien

eingetroffenen Nachricht Kolonnen der Die Stadt

einen Gesetz⸗

wie

Er äußerte die Maura habe zurück⸗ Aenderung beabsichtigt hätte. n, die Republikaner würden Schlachtschiffdivision Obstruktion

Telegraphen⸗ und änien genehmigt. in dem stambulowistischen .“ zufolge, die Ent⸗ Verteidigung erhobenen Ein⸗ ung der Delikte, deren die abgewiesen werden, g des Prozesses be⸗

h griechenfeind⸗ Pie salgemee Bulgare“ immer

ischen Regierung chen Elements in

zirk ene völkerung.

Koloniales

Beschränkung des Bergsonderrechtsgebiets der Gesell⸗ schaft „The South African Territories Limited“ in Deutsch Südwestafrika.

Nach einer im „Deutschen Kolonialblatt“ veröffentlichten Be⸗ kanntmachung des Reichskanzlers hat die Gesellschaft „The South African Territories Limited“ in London, die den auf Begrenzung threr Privilegien in Deutsch Südwestafrika gerichteten Bestrebungen der Regierung lange Zeit Widerstand entgegengesetzt hat, in einem von ihren Direktoren unterzeichneten Schreiben an das Reichskolonial⸗ amt die Erklärung abgegeben, daß sie von ihrem von der Geltung der Kalserlichen Bergverordnung ausgenommenen Bergsonderrechtsgebiet in Deutsch Südwestafrika 5,3 Millionen Hektar nur noch 249 400 ha beansprucht. Dieses Gebiet liegt in drei ungleich großen Blocks nördlich und südlich von Kalkfontein und wird zum Teil von der Eisenbahn Seeheim— Kalkfontein durchschnitten. Den südlichsten Block bildet fr Fam Katmas, die südlich von Warmbad nahe am wranje liegt. 8

Preisbewerb für koloniale Baumwolle.

ie auf den Wanderausstellungen der Deutschen Landwirtschafts⸗ gesellschaft seit 1910 eingerichteten kolonialen Ausstellungen der Deut⸗ schen Kolonialgesellschaft tragen dazu bei, in weiten Kreisen der Be⸗ völkerung, besonders der ländlichen, den Wert der Kolonien zu zeigen. Seit dem Jahre 1913 sind auch Preisbewerbe für koloniale Erzeugnisse eingerichtet, die das Interesse des kolonialen Fachmannes und des Industriellen erhöhen dürften. So fand in Straßburg ein Preisbewerb für Sisalfaser statt, in diesem Jahre kommt in Hannover ein Preisbewerb für Baumwolle zum Austrag, und für nächstes Jahr ist ein Preisbewerb für Oelrohstoffe aus den Kolonien ausgeschrieben. Der diesjährige Preiswettbewerb ist eingeteilt in ein Preisausschreiben für unentkernte und ein solches für entkernte Baumwolle. Für ersteres sind angemeldet aus Togo: von Landeskulturanstalten, Versuchs⸗ stationen und Bezirksämtern sechs, von Eingeborenen vier Proben, aus Deutsch Ostafrika: von europäischen Pflanzern bezw. Pflanzungs⸗ gesellschaften zehn, von amtlichen Stationen drei, von Eingeborenen fünf Proben. Für die zweite Gruppe des Preisausschreibens, ent⸗ kernte Baumwolle, die in Originalballen ausgestellt wird, hat Togo vier und Deutsch Ostafrika zwei Ballen angemeldet. Nicht am Preis⸗ bewerb teilnehmende Baumwollproben sind außerdem aus deim Hinter⸗ land von Kamerun angemeldet. Eine dritte Gruppe des Preis⸗ bewerbes bilden wissenschastliche Darstellungen und Uebersichten aller Art, bei denen das Hauptinteresse eine Reihe von Baumwollfabrikaten erregen dürfte, die vom Kaiserlichen Gouvernement von Togo aus⸗ gestellt werden. Die Ausstellung in Hannover findet vom 18. bis 23. Juni statt, die Versammlung der Kolonialabteilung der Deutschen Landwirtschaftsgesellschaft, in der ebenfalls über Baumwolle verhandelt wird, tagt dort am 20. Juni.

——

In Danzig trat gestern der Vorstand der Deutschen Kolonialgesellschaft zu einer Sitzung zusammen, die von dem Präsidenten, Seiner Hoheit dem Herzog Johann Albrecht zu Mecklenburg, mit einer Ansprache eröffnet wurde. Wie „W. T. B.“ berichtet, nahmen etwa 200 Mitglieder des Vorstands und Vertreter der Abteilungen an der Sitzung teil. Zum stell⸗ vertretenden Präsidenten wurde an Stelle des verstorbenen Präsidenten des preußischen Oberverwaltungsgerichts, Wirklichen Geheimen Rats Dr. von Bitter der ehemalige Staatssekretär des Reichskolonialamts, Wirkliche Geheime Rat Dr. von Lindequist einstimmig gewählt. Für einen im Jahre 1915 geplanten deutichen Kolonialkongreß wurde ein Garantiefonds von 10 000 bewilligt. Für die Veranstaltung einer kolonialwirtschaftlichen Ausstellung ge⸗ legentlich der Wanderausstellung der Deutschen Landwirtschafts⸗ gesellschaft in Breslau im Jahre 1915 werden 4000 bereitgestellt. Ferner soll zur Erforschung der Lebensbedingungen des Paradiesvogels und anderer für Handel und Industrie in Betracht kommender kolonialer Vogelarten ein etrag bis zu 20 000 zur Ver⸗ fügung gestellt und eine ornithologische Expedition nach Neuguinea ent⸗ sandt werden. An weiteren Aufwendungen wurden 6000 für eine Studienreise des Dr. Joh. Gad nach Deutsch Südwestafrika zur Erforschung landwirtschaftlicher Zustände und, wie seit einer langen Rethe von Jahren, für das von Sanitäts at, P r. Mense⸗ Cassel herausgegebene „Archiv für Schiffs⸗ und hygi Summe von 1000 bewilligt.

Rechtsauskunftstellen in Preußen im Jahre 1912.

Nach den Ermittlungen des Kaiserlichen Statistischen Amts, deren Ergebnisse in einer „Die Rechtsberatung der minderbemittelten Volkskreise im Jahre 1912“ betitelten Sonderbeilage zum „Reich:⸗ arbeitsblatt⸗ veröffentlicht sind, gab es in Preußen im Jahre 1912 insgesamt 587 Rechtsauskunftstellen. Diese erteilten im ganzen Lahnts, ö“ nge, k Fälle mit Anfertigung von Schriftfätzen miteingerechnet sind und verfaßten für di t⸗ suchenden 338 592 Schriftsäͤtze. saß Auf die einzelnen, nach der Art des Trägers Gruppen von Rechtsauskunftstellen (R.⸗A.) entfallen stellen, h. Auskünfte einschließlich Schrift iten und

unterschiedenen a. Auskunst⸗

verfaßte Schriftsätze in folgender Zahl:

Inter⸗ mit den ten, da deren

a. b. 8 Auskunft⸗ Aus⸗ stellen künfte Gemeindliche und staatliche R.⸗A. . 84 220 076 R.⸗A. gemeinnütziger Vereinigungen 25 133 722 R.⸗A. für F 33 556

Frauen 424 839

sätze 41 305 23 222

7 006

123 488 10 102 20 438 12 224

0 82

1 248

R.⸗A. von Arbeiterpereinen, und zwar: a. freie Gewerkschaften .... b. deutsche Gewerkvereine (H.⸗D.) 41 c. christliche Gewerkschaften.. 8 d. polnische Berufsvereinigungen e. sonstige Arbeitervereinigungen R.⸗A. von Arbeitgebern . . .. Konfessionelle R.⸗A., und zwar: 6. Evanhekiiche.. . 8 b. katholische ... 2 R.⸗A. polnischer Vereinigungen ... R.⸗A. von Privatangestelltenverbänden 1 13 782 R.⸗A. ländlicher Genossenschaften .. 6 17 029

Hiernach findet man die größte Zahl von Auskunftstellen, mehr als ein Viertel der Gesamtheit, wie auch westaus die meisten Auskünfte und Schriftsätze bei den „freien Gewerkschaften“; diese wandten 1912 für Rechtsschutz im ganzen Deutschen Reiche (330 Aus⸗ kunftstellen) 399 470 auf (nach der Stattstik über die Verbände der Arbeitgeber, Angestellten und Arbeiter im Jahre 1912, 8. Sonder⸗ heft zum Reichsarbeitsblatt“, S. 35). Die Zahl der gemeinnützigen, unpartetischen Rechtsauskunftstellen, d. die von Staat, Ge⸗ meinden und Vereinigungen unterhaltenen, betrug in HPrecce nur 109; von diesen erhielten aus Staatsmitteln (Etat der andels⸗ und Gewerbeverwaltung Kap. 69 Tit. 16) im Rechnungsjahr 1912 insgesamt 45 (32 kommunale und 13 durch Vereine unterhaltene) Auskunftstellen Beihilfen im Gesamtbetrage von 52 685 (nach Drucksache Nr. 169 des Hauses der Abgeordneten, 22. Legislaturperiode, II. Session 1914); üendon Lend e. Handwerks⸗ und Landwirt⸗

ammern, Vereinen usw. aufgebrachten Zuschüsse sind für Preußen nicht besonders festgestellt. Nächst den „freien Fae ha für büßen von den in der Uebersicht aufgeführten Gruppen die größte Zahl von Stellen die kathollsch weiterhin die gemeindlichen und s aatlichen

172 870 21 956

nämlich

eine

der Fälle mit Anfertigung von

C. 1 Schrift.

vwie die ee eltehen für Frauen; in den übrigen Gruppen bleibt je Zahl unter 50.

8 Nabc Landesteilen geordnet, hat fast ein Viertel der Auskunft⸗ ellen (145) seinen Sitz in der Rheinprovinz. Ferner bestehen in Gestfalen 92. in Schlesien 81, in der Provinz Sachsen 65, in Brandenburg 51, in Hannover 44, in Hessen⸗Nassau 26, in Schleswig⸗ Holstein 22, im Stadtkreis Berlin 18, in Ostpreußen 12, in Pom⸗ ern 11 und in Westpreußen sowie in Posen je 10 Stellen. In den Hohenzollernschen Landen wurden Rechtsauskunftstellen nicht ermittelt.

onkurse im Deutschen Reiche im 4. Vierteljahr 1913.

Nach den vorläufigen Ergebnissen der Konkursstatistik für das Vierteljahr 1913 wurden im Deutschen Reiche 3010 neue Konkurse ezählt (gegen 3335 im 4. Vierteljahr 1912). Es wurden 2223 onkursverfahren eröffnet und 787 Anträge auf Konkurseröffnung angels hinreichender Masse abgelehnt. Die 3010 neuen Konkurse

erteilten si wie folgt

naeue Konkurse überhaupt

. 1670 592

davon mangels Masse bgelehnte Anträge auf Konkurseröffnung

hatürliche Personen. “*“ fene Hendersheseilschasten 3 ommanditgesellschaften... ktiengesellschaften.. hesellschaften m. b. H.

Pergbauliche Gewerkschaften.

ingetragene Genossenschaften indere Gemeinschuldner 787. b Auf 48 Großstädte (mit mehr als 100 000 Einwohnern) entfielen 73 neue Konkurse, d 413 mangels hinreichender Masse abgelehnte onkursanträge.

Zur Arbeiterbewegung.

Vertreter der Bergleute, der Eisenbahner nnd der Trans⸗ vortarbeiter haben, wie „W. T. B.“ berichtet, gestern in London ne vertrauliche Besprechung abgehalten zwecks Schaffung eines

oßen Arbeiterbundes. Die Anwesenden waren völlig ein⸗ ütig für einen Bund, der ein gemeinsames Vorgehen in allen Fragen eon wesentlicher Wichtigkeit für das Gewerkschaftswesen sichert und keinungsverschiedenheiten unter den einzelnen Berufszweigen vorbeugt. hie Versammlung beschloß, einen nationalen Kongreß zur Bestätigung

res Beschlusses einzub ufen.

1 (Weitere „Statistische Nachrichten“ s. i. d. Ersten Beilage.)

Nr. 22 der „Veröffentlichungen des Kaiserlichen Ge⸗ hndbeitsamts“ vom 4. Juni 1914 hat folgenden Inhalt: Ge⸗ ndheitsstand und Gang der Volkskrankheiten. Zeitweilige Maß⸗ geln gegen Pest und Cholera. Desgl. gegen Pest. Desgl. gen Cholera. Gesetzgebung usw. (Sachsen⸗Wetmar.) Zahn⸗ ankheiten. (Oesterreich) Wein, Weinmost c. (Groß⸗ ttannten.) Tonwaren. (Schweden.) Apothekerwaren. (Rumänien.) utter in Postpaketen. (Vereinigte Staaten von Amerika.) eischbeschau. (Uruguay, Montevideo.) Weinsteuer. Tierseuchen

Auslande. Desgl. in Großbritannien, 1913. Vermischtes. übeckv.) Jahresbericht des Medizinalkollegiums, 1912. (Vereinigte taaten von Amerika.) Tuberkulosebekämpfung. Geschenkliste Cochentabelle über die Sterbefälle in deutschen Orten mit 40 000 id mehr Einwohnern. Desgl. in größeren Städten des Auslandes. Erkrankungen in Krankenhäusern deutscher Großstädte. Desgl. deutschen Stadt⸗ und Landbezirken. Witterung.

Wohlfahrtspflege.

Die Einführung des ersten Arbeiterversicherungs⸗ gesetzes in Frankreich.

Nach langen Erörterungen hat die Deputiertenkammer endlich en Entwurf angenommen, nach dem, wie die „Sozialkorrespondenz richtet, jeder Arbeiter und jede Arbeiterin, die wentger als 2400 Fr.

Jahre verdienen, vom 16. Lebensjahre ab versicherungspflichtig ist. wird eine Krankheits⸗, eine Invaliden⸗ und eine Altersversicherung geführt. An Beitrag zahlen die Arbeiter jährlich 24 Fr., nämlich 2 Fr. für Kranken⸗ und je 6 Fr. für Invaliden⸗ und Alters⸗ eesichrung. Bei einem Wochenlohn von weniger als 15 Fr. ver⸗ igern sich die Beiträge. Die Arbeitgeber zahlen 8 Fr. für jeden rbeiter, und zwar je 2 Fr. für Kranken⸗ und Invaliden⸗ und 4 Fr. für ltersversicherung, wovon die 2 Fr. für die Invalidenversicherung bei nügend vorhandenen Mitteln in Wegfall kommen. Der Staat leistet eiträge in einer Höhe von ungefähr 9 bis 10 Fr. pro Arbeiter, was izwei Millionen Versicherungspflichtigen eine jährliche Ausgabe von wa 20 Millionen Francs bedingt. Die vom Staat anerkannten Ver⸗ wberungsgesellschaften auf Gegenseitigkeit behalten ihre Tätigkeit bei. ie Arbeiter erhalten im Krankheitsfalle freien Arzt und Medikamente wie eine Entschädigung bis zu zwei Dritteln des Lohnes vom fünften age der Krankheit an und eine gleiche Entschädigung bei vorzeitiger nvalidität, und zwar bis zum 65. Lebensjahre, mit dessen Erreichung un die Zahlung der Altersrente beginnt. Diese beträgt 365 Fr. ꝛJahre. Für besondere Krankhelten, wie z. B. Tuberkulose, werden anatorien eingerichtet, für deren Bau die Regierung 5 oder 6 Mil⸗ vonen Franes auswirft. Auch während des Wochenbetts erhalten die rauen eine Unterstützung.

Kunst und Wissenschaft.

der Bildwerke christlicher Epochen im Kalser riedrich⸗Museum ist durch dankenswerte Gaben um zwei interessante rbeiten verschiedener Art bereichert worden. Wie der Wirkliche Ge⸗ ime Rat Dr. von Bode im Juniheft der „Amtlichen Berichte aus en Königlichen Kunstsammlungen“ mitteilt, schenkte Professor Elia olpi eine fast halblebensgroße Tonstatuette einer Madonna, se durch das nackte Kind auf ihrem Schoß sich unschwer g eine Arbeit des sogenannten „Meisters der unartigen nder“ bestimmen läßt. In Typus, derbem Bau und aus⸗ assenem Treiben sind die regelmäßig nackten Kinder dieses iginellen Künstlers, der in seiner Zeit nach gleichzeitigen Biederholungen und Kopien offenbar besonders populär war, stets unver⸗ unbar. Wir besitzen die größte Zahl seiner Werke, sowohl Madonnen⸗ ind Charitasdarstellungen wie Kindergruppen, aber dieses neue um⸗ ngreiche Werk ist trotzdem sehr willkommen, nicht nur wegen seiner nalität und guten Erhaltung der alten Bemalung, sondern weil es em Streit, 8 diese schon ganz einquecentistisch anmutenden Werke eirklich dem vollen Quattrocento angehören können, ein Ende machen Denn die Gestalt der Maria ist nach Tybus, Haltung und bewandung so vollständig im Charakter dieser Zeit, daß sie auf den sten Blick wie ein frühes Werk des Antonio Rossellino oder seines lteren Bruders Bernardo erscheint. Die e des Künstlers büßt sich dadurch noch bestimmter in das dritte Viertel des Quattro⸗ ento versetzen; wenn er sich auch nicht als Schüler Donatellos harakterisiert, so erscheint er doch in den derb realistischen Typen

Die Sammlun

gelegentlich sogar eine Genre⸗

und in dem enreartigen Zug, der ihn Richtung in seiner letzten

ruppe schaffen läßt, von Donatellos lorentiner Zeit beeinflußt. .

Das zweite Geschenk, eine Bronzestatuette Neptuns, ver⸗ vollständigt die Sammlung der italenischen Bronzestatuetten des Museums nach einer Richtung, nach der sie nicht besonders reich ist. Die von Mr. Charles Fairfax Murray geschenkte Fiaur ist eine charakteristische, eigenhändige Arbeit des Jacopo Sansovino. Nach ihrer Verwandtschaft mit der Marmorstatue des Neptun an der Scala dei Giganti, auf die Jacopo 1554 den Auftrag erhielt, ist es nicht unwahrscheinlich, daß diese kleine Bronze als Skizze zu jener Kolossalfigur entstand. Es ist aus der gleichen Zeit noch eine andere solche Skizze in der bezeichneten Bronzestatuette der Charitas zu der Marmorgruppe am Monument Venier in S. Salvatore zu Venedig erhalten, die sich in der Sammlung Otto Beit in London befindet. Wie Be⸗ wegung und Proportionen der Figur, so ist namentlich der Kopf mit seinem wallenden Vollbart, der die Wange bis an die Augen hedeckt, charakteristisch für ähnliche Greisen⸗ gestalten Sansovinos aus seiner späteren Zeit; wie für den Neptun auf der Treppe, so auch für die Bronzestatuette des Evanaelisten Johannes im Chor von San Marco und für verschiedene der Greisen⸗ köpfe in den Reltefs mit den Wundern des hl. Markus ebenda. Der nüchternen Marmorfigur gegenüber, die von Schülern ausgeführt wurde, zeigt dieses über das kleine Wachsmodell gegossene Bronze⸗ figürchen die volle Frische der eigenhändigen Arbeit; ihr Reiz wird noch erhöht durch die schöne dunkle Pati

Eine neue schwedische Südpolexpedition. Die schwe⸗ dische Wissenschaft rüstet sich wieder zu einer großen Forschungs⸗ arbeit in der Antarktis, wo in Fortsetzung früherer schwedischer Arbeiten eine eingehende Erforschung des südlich von Amerika liegenden Grahamlandes und der benachbarten antarktischen Meeres⸗ teile stattfinden soll. Zu diesem Zwecke hat sich in Srockholm ein Komitee von Forschern gebildet, an dessen Spitze Admiral Palander, der Schiffsführer der berühmten Nordenskjöldschen „Vega“⸗Expedition steht. Der Staat will das Unternehmen unterstützen und hat eine Summe in das diesjährige Budget ein⸗ gestellt. Außerdem sind von Gönnern der Sache bedeutende Beiträge gezeichnet worden. Das Grahamland ist, wie die „Deutsche Rund⸗ schau für Geographie“ schreibt, die größte Landmasse, die man auf der westlichen Seite der Antarktis kennt, und die vermutlich mit dem Südpolarfestland in Verbindung steht. Entdeckt wurde das Graham⸗ land von dem Walfischfänger Biecoe, als dieser 1830 bis 1832 rings um die Antarktis segelte. Im Jahre 1894 fand die von der Ham⸗ burger Gesellschaft Oceana ausgesandte „Jason“⸗Expedition, unter Führung des Kapitäns C. Larsen, die Ostküste des Grahamlandes, und während der schwedischen Südpolexpedition von 1901 1903, die unter Leitung des Professors Otto Nordenskjöld stand, bildete sowohl das Grahamland wie die benachbarte Inselgruppe und die Meeresteile das Arbeitsfeld der Expedition, deren Schiff „Antarctis“ dort, von den Eismassen zerdrückt, unterging. Die kommende Expedition wird dadurch von besonderem Interesse, daß sie voraussichtlich Nachweise über den Zusammenhang des Grahamlandes mit Kontinent bringt.

Land⸗ und Forstwirtsch

Der Saatenstand in Preußen zu Anfang Juni 1914.

Auf Grund von 4691 rechtzeitig bei dem Königlichen Statistischen Landesamt eingegangenen Berichten landwirtschaftlicher Vertrauens⸗ männer über den Stand der Saaten in Preußen am Anfang des Monats Juni wird in der „Stat. Korr.“ folgendes mitgeteilt:

Auch in dem soeben abgelaufenen Berichtsmonate Mai war die Witterung überwiegend trocken und kühl bei ztemlich lebhaften öst⸗ lichen Winden. Zu Anfang des Monats sank die Temperatur während der Nächte in manchen Strichen erheblich unter den Gefrierpunkt; so⸗ weit ziffermäßige Angaben darüber vorliegen, sollen in den Regierungs⸗ bezirken Liegnitz und Münster die Nachtfröste bis 50 C erreicht haben. Es kamen dann überall milde, sogar recht warme und sonnige Tage, die wieder mit kalten wechselten. Zahlreiche Regengüsse, zum Teil mit Ge⸗ wittern, brachten zunächst nur den mittleren und westlichen Landes⸗ teilen vorübergehend Befeuchtung. Nach abermaliger starker Abküh⸗ lung um den 23. erhielt nun auch der Osten ergiebige Niederschläge. Hier hat die Trockenheit auffallend lange ehgebalten⸗ in einigen Strichen der Regierungsbezirke Posen und Bromberg bis zu 8, Gum⸗ binnen bis zu 6, Königsberg bis zu 4 Wochen. Hagelwetter sind nur aus einigen Berichtsbezirken gemeldet worden; sie scheinen aber keinen nennenswerten Schaden angerichtet zu haben. 8

Ueber allerleit Unkräuter finden sich Angaben in übergroßer Zahl; zunächst sind es Hederich und Disteln, deren Gedeihen gerade in der trockenen und kalten Zeit darauf zurückgeführt wird, daß die schneller wachsenden Unkräuter den jungen Sommersaaten zuvor⸗ kommen und nun ihren Platz behaupteten. Auch von tierischen Schädlingen sind viele Arten, hauptsächlich Insekten, in großen Mengen beobachtet worden, während die Mäuse und Ackerschnecken, die den Winter über sehr stark auftraten, verhältnißmäßig wenig Er⸗ wähnung fanden, sich also vermindert zu haben scheinen.

Was den Stand der Winterung anlanat, so ist ziemlich all⸗ gemein die vor einem Monat gehegte Hoffnung auf Erholung und kräftige Entwicklung der gut durchwinterten Saaten nicht in Er.⸗ füllung gegangen. Auch soll sich, obgleich es nun nach den überall eingetroffenen Niederschlägen vorläufig an Feuchtigkeit nicht mangelt, selbst beim Eintritt wärmeren Wetters ein Ausgleich der durch die Unaunst der Frähjahrswitterung verursachten Schäden doch nicht, wenigstens beim Winterroggen, nicht mehr erhoffen lassen. Der Winterweizen pon deutscher Saat hat sich auch jetzt wieder besser bewährt als die englischen Sorten. Dazu kommt, daß er, wenn man von den allerdings vielfachen Nachrichten über Rostbildung ab⸗ sieht, von Schädlingen wenig heimgesucht zu sein scheint. Winter⸗ spelz wird in Preußen wenig, hauptsächlich in den Hohenzollernschen Landen, gebaut und ist Gegenstand von Besprechungen nicht ge⸗ wesen. Allgemeine Klage wird aber in den Berichten, besonders aus den von der Ungunst der Witterung heimgesuchten Gegenden über den Winter⸗ roggen geführt. Danach soll er in der Bestockung vom Herbste und Winter her nicht zugenommen haben, sondern zumeist einhalmig ge⸗ blieben und gelbspitzig geworden sein. Außer dem dünnen Stande der Halme sind diese zumeist kurz, während der Roggen, sofern er nicht bereits blühte, doch im Aufblühen begriffen und so sein Wachstum beendet war. Manchenorts sollen die Aehren Frostschaden erlitten haben. Nachdem nun Regenwetter eingesetzt hat, fülchtet man bei einiger Ausdehnung für den Blütenansatz. „Bei der Wintergerste ist nur ganz vereinzelt Nachteiliges erwähnt. Auch die Blute der Oelfrüchte, Winterraps und ⸗rübsen, ist nur selten durch Frost geschädigt worden.

Nicht günstig lauten auch die Nachrichten aus manchen Gegenden über den Klee, der im April gute Aussichten bot, diese aber ge⸗ täuscht hat, da ihm ein Zusammenziehen der kahlen Stellen verfagt blieb. Auf manchen Feldern sollen die Kleepflanzen faft vertrocknet und nur die untermischten Gräser stehen geblieben sein; als wider⸗ standsfähiger hat sich der Rotklee erwiesen. Während man in normalen Jahren um diese Zeit schon einen Schnitt machen konnte, kann in diesem Jahre hiermit noch nicht gerechnet werden, da man stellenweise überhaupt nur einen Schnitt erwartet. Wenn nicht bald und anhaltend warme Witterung kommt, so wird vereinzelt bemerkt, müsse Futtermangel befürchtet werden. Besser hat die Luzerne die unfruchthare Witterung vertragen; denn sie hat zu Be⸗ merkungen keinen Anlaß geboten. Dagegen haben die Wiese n, gleich⸗ wie der Klee, viel Klagen verursacht. Sie sind bei dem Wärmemangel und der Trockenheit ne allein stehen geblieben, sondern haben durch Nachtfröste noch allgemein vexloren; vom Untergrase ist wenig zu sehen.

der Wintersaaten und Futtergewächse stattgefunden habe,

aus den einzelnen Landesteilen vorliegen.

dennoch un⸗ zutreffend; denn die Bemerkungen, obgleich sie vielfack vorkommen, bilden im Verhältnisse zu der großen Anzahl von Berichten immerhin nur Ausnahmen und sind nicht selten auch von den erwähnten Witterungsunbilden eingegebene Stimmungsbilder. Allein die Be⸗ kennzeichnen die Tatsachen. Im Staats⸗ durchschnitte berechneten sich die Noten wenn 1 „sehr gut, 2 „gut“, 3 „mittel (durchschnittlich)“, 4 „gering: und 5 „sehr gering“ bedeutet bei dem Winterweizen auf 2,7 (gegen 2,6 zu Anfang Mai), bei dem Winterspelze auf 2,6 (2,3), bei dem Winterroggen auf 2,8 (2,6), bei der Wintergerste auf 2,9 (2 8), bei den Oelfrüchten wieder, wie im Vormonate, auf 2,5, bei dem Klee und der Luzerne auf 2,7 und 2,6 (2,6 und 2,7), bei den Rieselwiesen auf 2,6 (2,5) und bei den anderen Wiesen 2,9 (2.8).

Die Bestellung der Aecker zur Sommerung konnte, abge⸗ sehen von ganz vereinzelten Resten Kartoffeln, die in Pommern noch zu legen waren, im Berichtsmonate gut ausgeführt werden. Ebenso wurden noch manche Winterfelder umgeackert, die im Vormonate wegen zu großen Umfangs der Feldarbeiten liegen bleiben mußte oder bei denen die Notwendigkeit des Umlegens damals nicht festzu⸗

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stellen war. 8

Ueber die Sommerhalm⸗ und Hülsenfrüchte ist Un⸗ günstiges hin und wieder nur betreffs der Reggensaaten gemeldet worden, die durch die Nachtfröste zu Anfang des Berichtsmonat Schaden erlitten haben. Daß bei der rauhen, trockenen Witterung das Aufgehen der Saaten gehemmt wurde und die spät bestellten zurzeit der Berichtsabgabe noch kein Urteil zuließen, ist un⸗- erheblich; denn ihre Entwicklungszeit kommt erst. In einigen Gegenden sind die jungen Saaten durch heftigen Wind versandet worden, sodaß mit Nachsäen ausgebessert werden mußte. Unkraut und Insekten aber scheinen, na 8 Häufigkeit der Nachrichten darüber, auch der Sommerung ei werden zu sollen. Als Begutachtungsziffern fanden sich i durchschniste bei den Sommerweizen und „roggen 2,6 und 2,9 bei der Sommergerste und dem Hafer 2,6, bei den Erbsen, Ackerbohnen und Wicken 2,7, 2,6 und 2,7. Flachs, der haupt⸗ 8 sächlich in Schlesien, sonst aber in Preußen wenig gebaut wird, er⸗ hielt die Note 2,7; auch ihm haben die Nachtfröste zu Anfang Mai geschadet.

Zu den Hackfrüchten findet sich folgendes zu bemerlen: Von den Kartoffeln waren, wie schon erwähnt, noch ganz vereinzelte 1 Reste einzulegen. Die frühen Sorten sind gut aufgelaufen, während 8 die späten vielfach noch nicht sichtbar waren oder überhaupt noch nicht begutachtet werden konnten. Ebenso sind die Zuckerrüben in leichteren Böden gut aufgegangen, nicht aber in den schwereren, verkrusteten; die Rübenkerne brauchten hier mehr Zeit zum Keimen. Mit dem Versetzen der Rüben ist man daher noch nicht weit vorgeschritten. Die schon früher als die Zuckerrüben bestellten Futterrüben haben in manchen Gegenden durch Frost gelitten, wovon jene fast verschont geblieben sind; sie haben aber im großen und ganzen gleichfalls einen befriedigenden Stand. Als Begutachtungsziffern ergaben sich im Staate bei den Kartoffeln 288, bei den Zucker⸗ und den Futterrüben 2,7 und 2,8.

Da manche für die Kartoffeln errechneten Durchschnittsnoten, weil das Kraut noch nicht sichtbar war, auf verhältnismäßig wenig Angaben beruhen, haben diese Ziffern keinen großen Wert. Von den ein⸗ gegangenen Berichten enthielten nur etwas mehr als die Hälfte eine Ziffer für diese Frucht. Nachstehende Uebersicht zeiat, wieviel Berichte Es gingen Berichte ein mit einer Note

für

Kar⸗ 8 toffeln 16 43 Schleswig.... 181 93 18 Hannover 104 29 Hildesheim .... 56 Lüneburg 218 156

aus dem über⸗ Regierungsbezirke haupt

Note für

über⸗ haupt

aus dem Regierungsbezirke

Königsberg... 307 Gumbinnen Allenstein .. .. Danzig 4 40 Marienwerder ... 39 Stade 5 44 Potsdam 69 Osnabrück 8 66 Frankfurt E11ö16ö6“” 3 22 Stettin 67 öö 43 Köslin. 3- 37 Minden 5 Stralsund 1 18 Arnsberg

Posen . 141 Cassel

Bromberg 65 Wiesbaden

Breslau 4 128 Koblenz

Liegnitz 366 98 Oppeln 106 Magdeburg .. .. 190 Merseburg .... 120 Erfurt .. 32 Sigmaringen ..

Saatenstand und Getreidehandel in den Vereinigten 8 Staaten von Amerika.

Die glänzenden Aussichten für die dier jährige Weizenernte haben

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unerwartet eine schwere Beeinträchtigung durch das Auftreten der so⸗ genannten hessischen Fliege (hessian fly, mavetiola destruetor) erfahren. Nach den vorliegenden Berichten ist der Schädling in den zum Konsulatsbezirk gehörigen Staaten Missouri, Arkansas und Okla⸗ homa beobachtet worden. Im Staate Missourt ist der angerichtete Schaden bis jetzt am größten. Insbesondere sollen die Flußgebiete des Missouri, Osage und Moreau heimgesucht sein und Tausende von Morgen in den Grafschaften Callaway, Osage, Cole und Boone deutliche Spuren der Verwüstung zeigen. Die Wintersaat hat am meisten gelitten. Die Ernte in Oklahoma wurde zuletzt mit 96 Punkten auf 38 Millionen Bushels geschätzt. Die mit Weizen angebaute Fläche beträgt rund 465 000 Acres. Die hessische Fliege hat sich auch hier in einzelnen Bezirken gezeigt. In⸗ dessen wird die Lage zuͤrzeit noch optimistisch beurteilt. Arkansas baut hauptsächlich Baumwolle und Mais, Wetzen nur in verhältnis⸗ mäßig geringen Mengen. Das Insekt ist daselbst vor 10 Tagen zu⸗ erst beobachtet worden. Es hat des Staates bereits bedeutenden Kansas wird gemeldet, daß ein b Fliege bis jetzt nicht festgestellt worden ist. Die Aussichten sind daber nach wie vor ausgezeichnet (im Durchschnitt 96,5 Punkte). Dagegen hat Illinois, dessen Grafschaften St. Clair, Madison und Monroe in den diesseitigen Beziek fallen, bereits erheblichen Schaden genommen. Die kommende Ernte war in Illinois mit 99 Punkten bewertet. Nach den neuesten Berichten sind die Auesichten in einzelnen Gebieten um 50 und mehr v. H. zurückgegangen. Infolge dies nicht nur für die Vereinigten Staaten, sondern für den gesamten internationalen Weizenbandel hoͤchst beunruhigenden Nachrichten haben die Börsenpreise für Weisen alsbald angezogen. Der Auf bat am 19. d. M. in St. Louis, Chicago und Kansas Eity etwas mehr als einen Cent betragen.

(Bericht des Kaiserlichen Konsfulats in St

im Norden und im Zentrum Schaden angerichtet. Von Auftreten der bessischen

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11A4“ 6 8 wA11A1A1AX“ e Rückwanderung deutscher landwirischaftliche Arbeitskräfte aus dem Auslande ist ein Problem, dat seit einer Reihe von Jahren den Volkswirt 8 beschaͤftigt und in dem Fürsorgeverein für deutsche Rückwanderer (Berlin, Schöneherger Ufer 21) eine seit 5 Jahren mit Erfolg tätige Organisation gefunden bat. Der Verein siedt heute nicht nur auf

Nach den vorstehenden Bemerkungen wäre die Annahme, daß eine allgemein ungünstige Beurteilung des augenblicklichen Standes

günstige Zahlenergebnisse seiner Tätigkeit zurück, sondern es ist ihm zugleich gelungen, die Brauchbarkeit d Rüc