Hafer: etwa 113 000 dz, davon aus 3 Hvenuntschland . . ddeen Vereinigten Staaten von Amerika ööö.
Rußland. 1
. 64 440 34 120
7 400
5 150
326 760 105 840 40 820 22 890 10 150
iederlanden 3 8 020
8 der Südafrikanischen Union . Kartoffeln: etwa 13 000 dz, davon aus 1— den Niederlanden.. 3 Ausfuhr: n: etwa 28 000 dz, davon nach EEEEEE1111“*“ 1“ Weizen: etwa 190 000 dz, davon nach ö 28 ’ 2 den Niederlanden... 1 Gerste: etwa 27 000 dz, davon nach Deutschland ... Mais: etwa 62 000 da, davon nach 4 Deutschland 161““ 1 3 en Niederlanden .
26 840 dz.
178 410 dz 10 080 „
24 910 dz
38 070 dz 15 430 „ 7 540
2 160 dz. Antwerpen vom
e11““ Kartoffeln: etwa 3 000 dz, davon nach
ö 1111““ (Bericht des Kaiserlichen Generalkonsuls in
Saatenstand und Getreidehandel in Rumänien.
CCCe Generalkonsul in Jassy berichtet unterm
. Juni d. J.:
Die erste Hälfte des Monats Mai war trocken, zum Teil Erst die zweite Hälfte brachte, recht verspätet fär
Saaten, reichliche Niederschläüge im ganzen Lande. In den Ufergelaͤnden von Pruth mit Jijia, Sereth und Moldau gab es Ueberschwemmungen, die aber glücklicherweise kein großes Unheil angerichtet haben sollen. Ein Anfang Juni über Jassy nieder⸗ Wolkenbruch, der Häuser und Straßenpflaster be⸗ schädigte, blieb auf die Hügelgruppe des städlischen Weich⸗ bildes beschränkt. Im allgemeinen wären die Niederschläge in Nord⸗ rumänien zu kalt und von zu viel Wind begleitet oder gefolgt. Sie förderten namentlich das Wintergetreide nicht in der ge⸗ wünschten Weise, auch trocknete der Boden vielfach zu schnell wieder aus. In den ersten Junitagen ist dann freilich wieder wärmerer Regen gefanen. Man hofft, daß er dem Weizen, über dessen starken Rostansatz, namentlich bei früh gesätem Weizen, in den meisten Landesteilen geklagt wurde, wohltätig gewesen ist. Immerhin wird im Durchschnitt höchstens auf ein mittleres Ergebnis der Weizen⸗ ernte gerechnet. Ein sicheres Urteil läßt sich jedoch auch jetzt noch nicht bilden. Ueber Rost beim Weizen scheint man nur in den Be⸗ zirken Botoschan, Dorohoi und Sutschava nicht zu klagen. In Jassy soll der Rost auf die Blätter beschränkt e sein, den Halm aber noch nicht ergriffen haben, daher die Aehre weniger gefährdet set. Der Weizen ist hier teilweise schon in Blüte.
„Die übrigen Feldfrüchte sowie Wiesen und Weiden stehen zu⸗ meist befriedigend. In Bacäu haben Rapsblüte und Wein stellen⸗ weise durch Nachtfrost gelitten, in Tutova und Roman: Nüsse und sonstige Baumfrüchte, desgleichen in Jassy: Obst und Wein in den
iederungen (mutmaßlich bis 70 %), während das Hügelland un⸗ beschädigt blieb. Auch das windige Wetter griff die Baumfrüchte an. In dem hochgelegenen Bezirke Dorohoi stehen alle Saaten — auch Weizen — gut, nur die Nußblüten sollen erfroren sein, auch anderes Obst hat daselbst vom Frost gelitten.
Die Preise sämtlicher Feldfrüchte sind seit dem Vorbericht stark gestiegen, es notierten in Botoschan in Lei für 100 dz: Weizen 1600 bis 1750, Mais 1050 — 1100, Rotmais 1350 — 1375, Cinquantin 1275 — 1325, Gerste 1000 — 1200, Hafer 1100 — 1200. Doch fehlte es an größeren Vorräten. Die Kauflust war sowohl in den öster⸗ reichischen und ungarischen Grenzländern wie auf dem Kontinent und in England, das große Maiskäufe vornahm, sehr rege. Die allge⸗ meine Geschäftslage ist noch gedrückt.
Nr. 20 des „Eisenbahn⸗Verordnungs⸗Blattes“, heraus⸗ gegeben im Königlichen Ministerium der öffentlichen Arbeiten, vom 13. Juni 1914 hat folgenden Inhalt: Bekanntmachung des Reichs⸗ kanzlers vom 22. Mai 1914, betreffend die Gestattung des Umlaufs der Scheidemünzen österreichisch⸗ungarischer Währung auf preußischen Eisenbahnstationen. — Bekanntmachung des Reichseisenbahnamts vom 26. Mat 1914, betreffend Aenderung der Anlage C zur Eisenbahn⸗ verkehrsordnung. — Nachrichten.
Mannigfaltiges.
Königsberg (Franken), 15. Juni. (W. T. B.) In der Coburger Enklave Königsberg ging gestern nachmittag ein schweres Gewitter nieder mit Hagel und wolkenbruchartigem Regen. Es wurde viel Schaden angerichtet. Der Blitz schlug in Köslau in die Kirche ein, ohne zu zünden.
Deutsch Eylau, 14. Juni. (W. T. B.) Unter reger Be⸗ teiligung fand heute die Einweihung des hiesigen Flugstütz⸗ punktes statt. Der Bürgermeister Giese hielt eine Ansprache, in der er auf die Entwicklung des deutschen Flugwesens hinwies. Der Oberpräsidialrat von Liebermann (Danzig) überbrachte die Glück⸗ wünsche der Provinz. Der Major Wachsen, der zweite Vor⸗ sitzende des Verbandes Westpreußen des Deutschen Luft⸗ flottenvereins, übermittelte den Dank und die Grüße des Vereins. Auf dem Flugplatze befanden sich zahlreiche Flugzeuge. — Als nach Beendigung der Feierlichkeit ein Doppeldecker aus Graudenz, in dem der Leutnant Hartmann als Führer und der Leutnant Hering als
9 670 dz
Beobachter saßen, zum Rückflug aufgestiegen war, versagte der Motor, während das Flugzeug sic gerade über dem Publikum befand. Es fiel zwischen die Menge, und der Propeller riß einem 10 Jahre alten Knaben einen Arm ab und verletzte ihn schwer am Kopfe. Der Junge erlag seinen Verletzungen. Auch die Frau des Eberbahahofsvorstehers Schön wurde erheblich, wenn auch nicht deber eeffbrich verletzt. Die Insassen des Flugzeugs blieben unversehrt.
Culm, 15. Juni. (W. T. B.) Iag Großezyste brannte am Sonnabend die katholische Kirche, eine der ältesten im Culmer Land, vollständig nieder. Es hatte sich im Turm ein Bienenschwarm angesetzt, den der Organist ausräuchern wollte. Dabei fing das Gebälk Feuer. Außer der Kirche wurden noch die Wirt⸗ schaftsgebäude des ein Rauh der Flammen. Der Organist starb vor Aufregung kurze Zeit darauf.
Gelsenkirchen, 13. Juni. (W. T. B.) In der vergangenen Nacht wurden auf der Zeche „Alma“ vier Bergleute durch herabstürzende Gesteinsmassen verschüttet. Drei waren sofort tot, der vierte ist lebensgefährlich verletzt.
Wilhelmshaven, 14. Juni. (W. T. B.) Beim Verholen zweier Minensuchboote kenterte gestern, Nachmittags 5 Uhr, eine Werftpinasse. Der Bootsführer Brütgam und der Heizer Schulz sind dabei ertrunken. 1
Häanau, 13. Juni. (W. T. B.) Gestern abend entlud sich über dem Tale der Kinzig ein schweres Gewitter; der Blitz fuhr in der Nähe des Dorfes Geißlitz, Kreis Gelnhausen, in eine Schar spielender Kinder und tötete einen Knaben. — In der Gegend von Frankfurt am Main herrscht andauernd Gewitter mit heftigen Regengüssen. Wolkenbruchartiger Regen und 2† elschlag hat auch im mittleren Nahetal ungeheuren
aden angerichtet. Erbsen⸗ bis taubeneigroße Eisstücke bedeckten den Boden, vermischt mit abgeschlagenen Blättern und Früchten.
EE1“ 13. Juni. (W. T. B.) Heute begann hier der Verbandstag Deutscher Privateisenbahnbeamten in Gegenwart von Vertretern der badischen, preußischen und hessischen Regierung, von Eisenbahnaufsichtsbehörden, des Bürgermeisters Wielandt als Vertreter der Stadt sowie von Reichstags⸗ und Land⸗ tagsabgeordneten. Weiter waren zugegen die Direktoren benachbarter Eisenbahngesellschaften und überaus zahlreiche Mitglieder aus allen Teilen Deutschlands. Der Verband zählt 18 000 Mitglieder, die sich auf 450 deutsche Privateisenbahnen verteilen. Die heutige öffent⸗ liche Verhandlung beschäftigte sich hauptsächlich mit dem Anstellungs⸗ recht, Fragen der Besoldung. der Dienst⸗ und Ruhezeiten sowie der Altersbersorgung auf den Privateisenbahnen im Gegensatz zu den meist besseren Verhältnissen bei den Staatsbahnen. Wünschenswert und berechtigt sei die Hebung der Stellung der Beamten bei den E im öffentlichen Leben. Im Anschluß an die Ver⸗ handlungen finden morgen Feierlichkeiten und Ausflüge sowie eine Schloßbeleuchtung statt.
—
Mainz, 14. Juni. (W. T. B.) Aus Anlaß des fünfzig⸗ 1 Bestehens des Fußartillerieregiments General⸗ eldzeugmeister (Brandenburgischen Nr. 3) hn heute mittag vor dem kommandierenden General des 18. Armeekorps General der Infanterie von Schenck ein Regimentsappell und eine Parade statt. Nach Ansprachen der Geistlichen beider Konfessionen brachte der Kommandierende ein Hoch auf den Obersten Kriegsherrn aus. Es schloß sich ein Vorbeimarsch von über 3000 ehemaligen Angehörigen des Regiments an. Die Stadt ist festlich geschmückt.
Sondershausen, 15. Juni. (W. T. B.) Auf den Posten vor der hiesigen Hauptwache wurden heute morgen gegen 4 Uhr drei scharfe Schüsse abgegeben. Der Posten wurde nicht verletzt. Die Untersuchung, die noch im Gange ist, hat bisher ergeben, daß die Schässe aus einem Fenster eines Nachbarhauses ab⸗ gegeben worden sind.
Hamburg, 15. Juni. (W. T. B.) Drahtlose Meldungen, die der Hamburg⸗Amerika⸗Linie aus New York gekabelt worden sind, besagen, daß der Dampfer „Pretoria“ während dichten Nebels in der Nacht vom Freitag zum Sonnabend etwa 180 Meilen östlich vom Nantucket⸗Feuerschiff einen Zusammenstoß mit dem Dampfer New York“ einer amerikanischen Schiffahrtslinie gehabt hat. Der Zusammenstoß scheint indes nur sehr leicht gewesen zu sein, die Schiffe scheinen einander nur gestreift zu haben. In einer Meldung, in der der Dampfer „New York“ den Unfall in dieser Weise be⸗ schreibt, heißt es ferner, das Schiff sei nicht beschädigt, der ange⸗ richtete Schaden sehr gering und der Zusammenstoß so leicht gewesen, daß nur wenige Fahrgäste überhaupt etwas gemerkt hätten. Danach sind von der amerikanischen Presse verbreitete Meldungen über eine starke Beschädigung der „New York“ offenbar übertrieben. Nach einem bei der Direktion der Hamburg⸗Amerlka⸗Linie in New York eingegangenen drahtlosen Telegramm hat der Dampfer „Pretoria“ ebenfalls nur geringe Beschädigungen erlitten (ein Backbord⸗ anker ist verloren und einige Platten sind verbeult). Infolgedessen hat das Schiff seine Reise nach Hamburg fortgesetzt.
Diedenhofen, 14. Junt. (W. T. B.) Der Militärluftkreuzer „Z. 1“ ist gestern mittag kurz vor 12 Uhr bei der Karlshütte schwer beschädigt worden. Bei einer Notlandung stieß der hintere Teil des Luftschiffs auf den Boden auf und der Ballon knickte zwischen der Gondel und dem Steuer durch. Das Luftschiff liegt etwa 800 m von der Karlshütte entfernt auf freiem Felde. Verletzt wurde nur ein Oberleutnant, der eine Wunde am Kopfe davontrug. Einer der Mitfahrenden erteilte einem Berichterstatter der „Lothringer Nachrichten“ folgende Auskunft: Der Ballon ist gestern früh kurz
11““
schwebend halten konnte, und eine Luftströmung, die hinzutrat, drüg ihn nieder, sodaß der Ballonführer sich zu einer Notlandung linka 8 25 enischloß. Beim Landen geriet der Ballon abermals in en starke, abwärts gerichtete Bö, die ihn heftig auf den Boden drüche Es gelanf. noch im letzten Augenblicke, das Luftschiff vor einem St in die Mosel zu bewahren. Ein Wiederaufsteigen ist unmä lu das Luftschiff muß auseinandergenommen werden Auf der großen Wiese südlich von Diedenhofen, die 88 einem großen Bogen der Mosel und der dort in die M sn mündenden Fentsch eingeschlossen wird, liegt der „Z. 1“ sesh zum größten Teil seiner Hülle entkleidet, und siehr seiner ven ständigen Abrüstung entgegen. Die Unfallstelle ist durch zueg Kompagnien des 135. Infanterieregiments abgesperrt. Der hinter Teil des Luftschiffes liegt zwischen zwei Bäumen eingeklemmt in 8 Fahrtrichtung nach Metz, also südlich, während der große vordere ö in stumpfem Winkel zu dem hinteren Drittel nach Westen geboge ist, eine Lage, aus der gleich Schlüsse über den Vorgang selbst 8 zogen werden können. Das Luftschiff fuhr ziemlich tief 88 dem Boden, nachdem es schon kurz vorher wegen des schwern Gewitters mit böigen Winden, die sich zeitweise zu einen wahren Orkan steigerten, und wegen des in Strömen her niederprasselnden Regens auf dem Gelaͤnde von Niederjeutz zu landen versucht hatte. Als es eben zwischen den beiden Bäumen, von denen sein hinterer Teil eingeschlossen liegt, dahinfuhr, wurde es von einen plötzlich auftretenden schweren Bö erfaßt und nach rechts abgetrieben Aber der hintere Teil war eingeklemmt zwischen den Bäumen, un so knickte das stolze Fahrzeug im letzten Drittel durch, während der längere vordere Teil rechts nach Westen abgeknickt wurde. Augen⸗ zeugen, die aus nächster Nähe den Unfall beobachteten, bestätigen diese Darstellung und heben übereinstimmend die Schwere des Unwetten hervor. Eine genaue amtliche Darstellung steht noch aus.
London, 14. Juni. (W. T. B.) Ueber London entlud sic heute nachmittag ein schweres Gewitter. stadt wurden sechs Personen getötet.
„London, 15. Juni. (W. T. B.) kirche im Hanover⸗Square explodierte gestern nach dem Abend⸗ gottesdienst eine von Anhängerinnen des Frauenstimmrechts gelegte Bombe. Drei Betstühle und drei gemalte Glasfenster sind beschädigt worden.
Toul, 13. Juni. (W. T. B.) Heute nachmittag sind auf den Flugstützpunkt Toul ein Fliegerunteroffizier und der ihn be, gleitende Pionier aus fünfzig Meter Höhe abgestürzt und unter dem sich überschlagenden Apparat gequetscht worden; der Unteroffizier ist tot, der Plonier tödlich verwundet.
Sydney, 14. Juni. (W. T. B.) Drei große Kais mit Speichern, die kürzlich vom Hafentrust bei Millers Point errichtet und vom Norddeutschen Lloyd und zwei englischen Schiff⸗ fahrtsgesellschaften g pachtet worden waren, sind durch Feuer zerstört worden, wobei auch eine Menge Wolle verbrannt ist. Der Verlust wird auf über 100 000 Pfund geschätzt. Die Bücher und Urkunden des Norddeutschen Aoyd sind gerettet worden.
Chicago, 14. Juni. (W. T. B.) Unter großer Teilnahm fand gestern die feierliche Enthüllung eines Goethe, denkmals statt, die sich zu einer eindrucksvollen Kundgebung de Deutschtums der Stadt Chicago gestaltete. Der Gouverneur ve Illinois, Dineen, und der Bürgermeister Harrison hielta Ansprachen. Beide Redner betonten die Verdienste de Deutsch⸗Amerikaner, insbesondere ihre Leistungen auf den Gebiete von Kunst und Wissenschaft. Der deutsche Bot⸗ schafter Graf von Bernstorff, der mit tosendem Jubll begrüßt wurde, erklärte, daß durch die Errichtung des Ders⸗ mals die Beziehungen zwischen Deutschland und Amerika weiter be⸗ festigt würden. Der Botschafter legte im Namen des Großherzogt von Sachsen einen Kranz am Denkmal nieder. Das sächsisch⸗ Ministerium drückte dem Denkmalskomitee das Interesse des Grof⸗ herzogs an der Einweihungsfeier aus, auch die Straßburger 7J sandte telegraphisch ihre Glückwünsche. er Schillerverein, die Stadt Frankfurt und die Münchem Akademie der Künste ließen Kränze am Denkmal niederlege Professor Caruth von der Universität von Kalifornien hielt ein Festrede. Der Einweihungsfeier ging ein großer Umzug aller deutsche Vereine voraus, an dem 10 000 Personen teilnahmen. Abends ver⸗ anstalteten die deutsch⸗amerikanischen Frauen eine Feier, der auch der Botschafter Graf von Bernstorff beiwohnte. Der Pro⸗ fessor Kuno Francke von der Harvard⸗AUniversität hielt die Fest⸗ rede. Heute findet ein Festmahl statt, an dem die Ehrengäste tell⸗ nehmen. Der Schöpfer des Denkmals ist Professor Hahn⸗München. Professor Hugo Münsterberg wird heute die Festrede halten.
Nach Schluß der Redaktion eingegangen Depeschen.
(W. T. B.) Der italienische Ge⸗ o telegraphierte heute vormittag 8 Uhr 30 Minuten, daß die Aufständiscen um 4 Uhr Morgens die Stadt an drei Stellen angegriffen haben. Gegen 6 Uhr Morgens ist der Oberst Thomsson gefallen. Die italienischen Matrosen werden nur die Gesandt⸗ schaften und den Konak des Fürsten verteidigen. Im ersten Augenblick glaubte man allgemein, die Stadt müsse in die Hände der Aufständischen fallen; seitdem aber hat die Lage sich gebessert und man hofft, die Stadt zu halten
(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten und Zweiten
Rom, 15. Juni. sandte in Durazzo
nach 7 Uhr in Cöln aufgestiegen, um nach hac zu fahren. Der strömende Regen belastete den Ballon derart, daß er sich nur eben
Beilage.)
Theater.
Berliner Theater. Dienstag, Abends 8 Uhr: Wie einst im Mai. Posse mit Gesang und Tanz in vier Bildern von Bernauer und Schanzer.
Mittwoch und folgende Tage: einst im Mai.
Lessingtheater. 8 Uhr: Ein Spiel Molnär.
Märchen vom Wolf.
“ Brücke. Dienstag, Theater in der Königgrützer Der vüde Fheodor, Straße. Dienstag, Abends 8 Uhr: Mr. Wu. Englisch⸗chinesisches Spiel in drei Akten von H. he1hen ha
Harold Owen. 8 Mittwoch und folgende Tage: Mr. Wu.
Gastspiel Miß Mac Keen.
müde Theodor. Keen.
Deutsches Künstlertheater (So⸗ 2 (Nürnbergerstr. 70/71, gegenüber em Zoologischen Garten.) Dienstag, Abends 8 Uhr: Jeppe vom Berge. Komödie in fünf Akten von Ludwig Holberg.
Mittwoch und folgende Tage: Jeppe
Olga Ott. erlauchter Ahnherr.
herr.
Dienstag,
Das Märchen vom Wolf. in drei Akten von Franz
Mittwoch und folgende Tage:
Theater an der Weidendammer Abends
Schwank in drei Akten von Max Neal und Max Ferner.
Mittwoch und folgende Tage: Gastspiel Miß Mac
Schillertheater. o. (Wallner⸗ theater.) Dienstag, Abends 8 Uhr:
Klein Eva. Lustspiel in drei Akten von Mittwoch: Zum ersten Male: Mein
Donnerstag: Mein erlauchter Ahn⸗ in
Charlottenburg. Dienstag, Abends 8 Uhr: Ueber unsere Kraft. 1. Teil.
Schauspiel in zwei Akten von Björnstjerne
Björnson. 5 Mittwoch: Heiligenwald. Donnerstag: Klein Eovͤaa. 8
Abends
baron. Das Wolff.
Deutsches Opernhaus. (Char⸗ lottenburg, Bismarck⸗Straße 34 — 37. Direktion: Georg Hartmann.) Dienstag, Abends 8 Uhr: Der Zigeunerbaron. Operette in drei Akten von Johann Strauß. Fliege.
Mittwoch: Die Meistersinger von 2 Nürnberg.
Donnerstag: Undine.
Freitag: Iphigenia in Aulis.
Sonnabend: Der Zigeunerbaron.
Juxbaron.
8 Uhr:
Der
Montis Operettentheater. (Früher: Liebe.
Neues Theater.) Dienstag, Abends 8 Uhr: Ensemblegastspiel des „Hamburg⸗ Altonager Stadttheaters“: Als ich noch im Flügelkleide. Ein fröhliches Splel vier Akten von A. Kehm und M. Frehsee. (Sommervpreise.)
Mittwoch und folgende Tage: Als ich noch im Flügelkleide.
Schönfeld.)
Theater am Mollendorfplatz. Dienstag, Abends 8 ¼ Uhr: Der Jux⸗
Posse von Pordes⸗Milo und (Hermann Haller. Gesangstexte von Willi Musik von Walter Kollo. Mittnoh und folgende Tage:
Lustspielhaus. (Friedrichstraße 236.) Dienstag, Abends 8 ¼ Uhr: Die spanische Schwank in drei Akten von
ranz Arnold und Ernst Bach.
Mittwoch und folgende Tage: Die spanische Fliege.
Residenztheater. Dienstag, Abends 8 Uhr: Ensemblegastspiel. Die verflixte Schwank in drei Ludwig Hirschfeld. ,
Mittwoch und folgende Tage: Die Verlag der Expedition (J. V.: Ko ye) verflixte Liebe. 5
Thaliatheater. (Direktion: Kren und Dienstag, Abends 8 Uhr: Wenn der Frühling kommt! mit Gesang und Tanz in drei Akten von
Jean Kren und Georg Okonkowsky. Ge⸗ sangstexte von Alfred Schönfeld. Musik von Jean Gilbert.
Mittwoch und folgende Tage: Wenn der Frühling kommt!
— —
Familiennachrichten.
Verehelicht: Hr. Leutnant a. D. Hans von Götzen mit Sylvia Gräfin von der Recke⸗Volmerstein (Dresden⸗ Niederlößnitz).
Geboren: Ein Sohn: Hrn. Rudolph Frhrn. von Schröder jr. (Hamburg).
Gestorben: Hr. Rittmeister Willy von Heyden (Plötz, Kr. Demmin).
Der
Akten von Verantwortlicher Redakteur: —*D;Direktor Dr. Tyrol in Charlottenburg. in Berlin.
Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlagsanstalt, Berlin, Wilhelmstraße 32.
Zehn Beilagen
Posse (einschließlich Börsenbeilage).
In einer südlichen Vor⸗
In der St. Georgz.]
Schwäbisch
(1345 ½)
Erste Beilage
8
chsanzeiger und Königlich Preußischen Staatsanzeiger.
Preußischer Landtag. qq(i‚ien.. 93. Sitzung vom 13. Juni 1914, Vormittags 10 Uhr.
(Bericht von Wolffs Telegraphischem Bureau.)
Ueber den Beginn der Sitzung ist in der Sonnabend⸗ nummer d. Bl. berichtet worden.
Auf den Antrag der Rechtsanwälte Justizrat Türk und Hinz in Berlin auf Erteilung der Genehmigung zur straf⸗ gerichtlichen Verfolgung des Abg. Hammer (kons.) im Privatklageverfahren wegen Beleidigung beantragt die Geschäftsordnungskommission durch den Berichterstatter Abg. Grafen von Rothenburg (kons.), die Genehmigung nicht zu erteilen.
Abg. von Ditfurth (kons.): Ein Sonderrecht wollen wir für die Abgeordneten nicht schaffen; nur in außerordentlichen Fällen soll das Abgeordnetenhaus die Möglichkeit haben, die Genehmigung zur Einleitung eines Strafverfahrens gegen Abgeordnete zu perweigern. Aber ein solcher außerordentlicher Grund liegt in dem Falle Hammer keineswegs vor. vher wenn zwingende parlamentarische Rucksichten vorliegen, dürfen wir der Justiz in die Arme fallen, indem wir die Genehmigung zur strafgerichtlichen Verfolgung eines Abgeordneten versagen. Ich kann hier aber ausdrücklich erklären, daß der Abg. Hammer durchaus damit einverstanden ist, daß das Haus die Geneh⸗ migung zur strafgerichtlichen Verfolgung erteilt. Ich bitte daher, den Antrag der Geschäftsordnungskommission abzulehnen. b
Abg. Hengsberger (freikons.): Im Namen meiner Fraktion kann ich genau das erklaren, was der Abg. von Ditfurth soeben aus⸗ geführt hat. Auch wir sind der Meinung, daß nur in Ausnahmefällen die Genehmigung zu versagen ist. Hier aber liegt ein solcher außer⸗ ordentlicher Fall nicht vor.
Abg. Schiffer⸗Magdeburg (nl.): Wenn der Abg. Hammer selbst den Wunsch hat, daß die Genehmigung erteilt wird, so ist es natürlich, daß wir diesem Wunsche stattgeben, wenn nicht zwingende parlamentarische Rücksichten dagegen sprechen. Dies scheint mir aber nicht der Fall zu sein, und so werden auch wir gegen den Antrag der Geschäftsordnungskommission stimmen. 88
Abg. Waldstein (fortschr. Volksp.): Mit dem Wunsche des Abg. Hammer ist es eine heikle Geschichte. Er ist erst von gestern auf heute entstanden. In der Geschäftsordnungskommission ist noch mit⸗ geteilt worden, daß Abg. Hammer diesen Wunsch nicht habe. Der Wunsch des Abg. Hammer kann nicht maßgebend sein, es handelt sich hier um die Immunität des ganzen Hauses. Es liegt kein Grund vor, im Falle Hammer von dem allgemeinen Brauch abzuweichen.
Abg. Adolf Hoffmann (Soz.): Es ist nicht nur in unserem Parlamente, sondern auch in anderen Parlamenten üblich, die Im— munität der Abgeordneten zu schützen. Das müssen wir auch hier tun, selbst wenn der Abg. Hammer dagegen ist Die Umwandlung des Willens des Abgeordneten Hammer ist auf einen bestimmten Ein⸗ fluß zurückzuführen, sie geschah in dem Au enblick, als der Antrag im Fall Liebknecht eingebracht worden war. Man wil jetzt nur einen Präzedenzfall schaffen, damit man nachher danach handeln kann. Das müssen wir ablehnen. 1 8 Abg. Herold (Zentr.): Auch bei unserem Kollegen Underberg war der persönliche Wunsch für die Erteilung der Genehmigung maßgebend. Das Haus hat sich diesem Wunsche einmurig ange⸗ schlossen, damit der Abg. Underberg vor Gericht seine Unschuld nach⸗ weisen konnte. Wir werden gegen den Antrag der Kommission stimmen. 11“
Abg. Ditfurth (kons.): Der Abg. Hammer hat ausdrücklich er⸗ klärt, daß er nicht etwa auf Zureden die Genehmigung zur strafgericht⸗ lichen Verfolgung wünsche. Es ist nicht wahr, daß diese Stellung⸗ nahme des Abg. Hammer auf einen bestimmten Einfluß zurückzu⸗ führen ist.
Abg. Dr. Friedberg (nl.): Wir halten an unserer Stellung⸗ nahme fest und werden dem Wunsche des Abg. Hammer stattgeben.
Abg. Adolf Hoffmann (Soz.): Wenn man hier nach dem Wunsche der Abgeordneten gehen würde, würde das seltsame Folgen haben. Ich mache darauf aufmerksam, daß der Abg. Hammer gestern früh seine Zustimmung zur Erteilung der Genehmigung gegeben hat, und zwar gestern früh, als der Antrag im Falle Liebknecht einge⸗ gangen war.
„Auf Antrag des Abg. von Pappenheim wird die Be⸗ prechung geschlossen. “
— Gegen die Stimmen der Freisinnigen und der Sozial⸗ demokraten wird die 8 zur strafrechtlichen Ver⸗ folgung des Abg. Hammer erteilt.
Es folgt der schleunige Antrag der Abgg. Braun
zu veranlassen, daß das
Soz.) und Genossen: die Regierung zu ersuchen, gegen den Abg. Dr. Liebknecht vor dem Ehrengerichts⸗ hof der Rechtsanwaltschaft in Leipzig schwebende Diszi⸗ plinarverfahren für die Dauer der gegenwärtigen Session eingestellt werde. Abg. von Ditfurth bkkons.): Ich beantrage nach der Ge⸗ wohnheit des Hauses, den Antrag der Geschätfsordnungskommission
u überweisen. b 1 Abg. Hengsberger (freikons.): Ich schließe mich diesem An⸗ trage an. gegegg. Schiffer⸗Magdeburg (nl.): Ich stimme dem Antrage auch zu, jedoch mit der ausdrücklichen Erklärung, daß wir das sofortige Zusammentreten der Geschäftsordnungskommission wünschen, denn wir wünschen, daß eine materielle Entscheidung noch vor der Vertagung des Hauses erfolgt, und wir werden dann bei dieser Erörterung noch weitere Ausführungen machen. 1 1 Abg. ufü 1 “ (fortschr. Volksp.): An sich entspricht es ja der Praxis, derartige Anträge der Geschäftsordnungskommission zu überweisen. Ich bitte aber zu prüfen, ob es in diesem Fall nötig ist, nachdem dieser Antrag die Geschäftsordnungskommission bereits be⸗ schäftigt hat. Auf Veranlassung eines Kollegen hat nämlich die bectst aa waltgee beim Kammergericht die Eröffnung des ehren⸗ gerichtlichen Verfahrens gegen den Abg. Liebknecht. beantragt wegen einer politischen Rede, durch die er den Kaiser von Rußland beleidigt haben soll. Die Anwaltskammer hat das abgelehnt. Aber auf die Beschwerde der Staatsanwaltschaft hat das Kammergericht die Er⸗ öffnung des ehrengerichtlichen Verfahrens angeordnet. Als dieses Verfahren in der ersten Instanz vor dem Ehrengericht der Anwalts⸗ kammer schwebte, wurde der Antrag gestellt, das Verfahren für den Lauf der damaligen Session einzustellen, und dieser Antrag wurde damals der Geschäftsordnungskommission überwiesen. Die Kommission wurde mit der Prüfung beauftragt, ob auf ein ehrengerichtliches Ver⸗ fahren vor der Anwaltskammer dieselben. Bestimmungen hinsichtlich der Rechte der Abgeordneten Anwendung finden wie bei einem Straf⸗ verfahren. Die Geschäftsordnungskommission hat sich auf den Stand⸗ punkt gestellt, daß dieselben Bestimmungen gelten. Und das ganze aus hat einschließlich der Konservativen beschlossen, daß das Ver⸗ Hüne. damals in der ersten Instanz eingestellt werde. Es wurde dabei erörtert, ob der Gegenstand des Verfahrens eine Ausnahme recht⸗ fertige, aber das Haus entschied sich, daß diese Strasiat durchaus
Berlin,
Montag, den 15. Juni
keine Ausnahme machen solle. Das Haus hat sich damals nicht auf den Standpunkt gestellt, daß ohne Prüfung des einzelnen Falles ein Beschluß stattfinden solle, sondern daß in jedem Fall eine Prüfung eintreten soll. Jetzt schwebt das Verfahren in der zweiten Instanz, und es ist nichts anderes, als eine Konsequenz, wenn wir heute be⸗ stätigen, was wir damals bei der ersten Instanz entschieden haben. Das einzige Novum könnte man darin finden, daß wir jetzt vor einer Vertagung auf vier Monate stehen. Dieses Moment muß zweifellos gewürdigt werden, aber dieser Fall bietet keinen Anlaß, von der Praxis des Hauses abzuweichen, denn man kann nicht sagen, daß das Mitglied während einer Vertagung nicht in Anspruch genommen werden kann; gerade jetzt ist eine sehr große Anzahl von Abgeordneten in den Kommissionen und wir können nicht sagen, ob nicht auch dieser Abgeordnete dazu gehören kann, anderseits ist der Fall für die Justiz nicht dringend. Deshalb halte ich eine Ueberweisung an die Kom⸗ mission nicht für nötig, denn das könnte ein Begräbnis des Antrages werden.
Abg. Hoffmann (Soz.): Nach den Ausführungen im Falle Hammer erübrigt es sich eigentlich, irgend etwas zu sagen. Die Ver⸗ treter der Mehrheitsparteien haben erklärt, daß man einen Ausnahme⸗ fall nur da eintreten lassen kann, wo der Abgeordnete einwandsfrei seine Zustimmung gibt. Das Haus wird also diesmal zu einer Ein⸗ stellung des Strafverfahrens kommen müssen. Man könnte sonst an⸗ nehmen, daß ein Akt persönlicher Rachsucht vorliegt. Im Reichstag haben auch die Konservativen für Einstellung des Verfahrens ge⸗ stimmt. Wir haben es immer für eine Anstandspflicht gehalten, für jeden Antrag auf Einstellung eines Verfahrens gegen irgendwelchen Abgeordneten zu stimmen. Hier handelt es sich nur um ein Diszipli⸗ narverfahren, das die Anwaltskammer zuerst überhaupt abgelehnt hat. Durch Einstellung des Verfahrens können also wichtige Interessen nicht geschädigt werden. Wie mir mitgeteilt worden ist, haben die bürger⸗ lichen Parteien beschlossen, am Montag gar keine und am Dienstag nur noch eine formale Sitzung abzuhalten. In diesem Falle würde Ueberweisung des Antrages an eine Kommission einem sicheren Be⸗ gräbnis gleichkommen. Das Haus würde in diesem Falle sich dem Vorwurfe der politischen Unanständigkeit aussetzen. 8
Abg. Schiffer (nl.): Es ist nicht richtig, daß alle bürgerlichen Redner der Auffassung sind, daß nur mit Einwilligung des Abgeordne⸗ ten eine Strafverfolaung genehmigt werden kann. Wir sind also voll⸗ kommen frei in unserer Stellungnahme. Es liegt mir und meinen politischen Freunden vollkommen fern, die Sache hier zu begraben. Die Kommission soll noch heute zusammentreten und die Sache er⸗ ledigen. Wenn dann das Material genau geprüft ist, können wir Stellung nehmen. 1
Abg. Herold (Zentr.): Ich habe ausdrücklich erklärt, daß der Wunsch des betreffenden Abgeordneten von wesentlichem Einfluß, aber nicht direkt maßgebend ist. Wir werden dem Antrage auf Ueberwei⸗ sung zustimmen und erwarten, daß noch vor der Vertagung eine Ent⸗ scheidung herbeigeführt wird. “
Abg. Haenisch (Soz.): Wie noch ein Beschluß herbeigeführt werden soll bei der Absicht der bürgerlichen Parteien, ist mir un⸗ erklärlich. Die Ueberweisung an die Kommission bedeutet danach tat⸗ fächlich ein Begräbnis erster Klasse. Eine Reihe Abgeordneter, na⸗ mentlich des Zentrums und der Nationalliberalen, haben in der glei⸗ chen Angelegenheit gegen früher eine bedauerliche Schwenkung vorge⸗ nommen. Diese waren damals für Einstellung des Verfahrens. Dies⸗ mal handelt es sich doch nur um die Neuaufnahme eines Verfahrens, das schon in der Kommission genügend geprüft worden ist. Es ent⸗ spricht der Praxis des Hauses, die Angelegenheit sofort zu erledigen.
Abg. Waldstein (fortschr. Volksp.); Die Abag. Schiffer und Herold haben Ueberweisung an die Geschäftsordnungskommission beantragt in der Voraussetzung, daß die Sache spätestens am Dienstag auf die Tagesordnung kommen soll. Es ist wünschenswert, daß sich einer der Konservativen über eine solche Möglichkeit äußert.
Abg. Hoffmann (Soz.): Das Schweigen der Konservativen deutet an, daß man die Sache verschleppen will. Die Kommission könnte höchstens sofort zusammentreten und noch in dieser Sitzung Be⸗ richt erstatten, sodaß die Sache noch heute erledigt werden kann. Wo es sich um eine Ausnahme handelte und die Genehmigung erteilt wurde, haben die betreffenden Abgeordneten ihre Zustimmung gegeben. Es ist aber auch vorgekommen, daß derartige Anträge abgelehnt worden sind, obwohl der betreffende Abgeordnete es selbst gewünscht hat.
Abg. Freiherr von Zedlitz (freikons.): Ich erkläre, daß wir über die Sache am Dienstag materiell entscheiden können. Wir sind bereit, am Dienstag, 88 die Geschäftsordnungskommission ihren Be⸗ i rgelegt hat, Beschluß zu fassen. richt egstgen Dr. Graf von Schwerin: Nach der Vereinbarung der Parteiführer sollte allerdings am Dienstag lediglich eine formale Sitzung zur Entgegennahme der Allerhöchsten Order wegen der Ver⸗ tagung stattfinden, es war nicht beabsichtigt, am Montag und Dienstag eine materielle Sitzung abzuhalten. Zudem wird der Zusammentritt der Geschäftsordnungskommission insofern Schwierigkeiten machen, als der Vorsitzende der Kommission, Abg. Mathis, in seiner Heimat ist und der stellvertretende Vorsitzende, Abg. von Puttkamer, sich im 2 and bofindet. 1 1 8
lus ac9, Hoffmann (Soz.): Nach diesen Mitteilungen stelle ich den Anrrag, gleich heute zu beschließen, dann können Sie nicht mehr üsm eNe. , 15, (nl.): Der Abg. Hoffmann soll erst abwarten, was geschieht. Die Heimat des Abg. Mathis, des Vorsitzenden der Ge⸗ schäftsordnungskommission, ist nicht so entfernt, daß er nicht mehr benachrichtigt werden könnte, um die Sache am Montag oder Dienstag iden. 8
8 en sceig offmann (Soz.): Die Sitzung kann bis Montag nicht zustandekommen, es handelt sich um nichts weiter, als die Sache ins Wasser fallen zu lassen. 1“ 1
Auf die Bemerkung des Präsidenten, über den An⸗ trag auf Ueberweisung an die Geschäftsordnungskommission abstimmen zu lassen, erklärt der
Abg. Hoffmann (Soz.): Es muß zuerst über meinen Antrag abgestimmt werden, denn er ist der weitestgehendere.
Abg. von Kröcher (kons.): Wenn der Antrag auf Ueberwei⸗ sung an die Geschäftsordnungskommission abgelehnt wird, muß natur⸗ gemäß über den Antrag selbst abgestimmt werden. Es geschieht also dadurch, was der Abg. Hoffmann will.
Präsident Dr. Graf von Schwerin: Ich schließe mich dieser Auffassung an und werde zuerst über den Antrag auf Verweisung an die Geschäftsordnungskommission abstimmen lassen.
Abg. Hoffmann (Soz.): Mein Antrag ist der weitestgehendere,
wenn dasselbe Ziel auch durch den Vorschlag des Abg. Kröcher erreicht wird. 1 b 8 Abg. Schiffer (nl.): Wir müssen über den Antrag der Kom⸗ missionsberatung zunächst abstimmen. b
Abg. von Kröcher kkons.): Der Abg. Hoffmann irrt. Wenn über den Antrag abgestimmt wird, so kann er nachher unmöglich noch der Kommission überwiesen werden; denn entweder wird er-abgelehnt, dann ist er nicht mehr da, oder, er wird angenommen, und dann kann er nicht mehr der Kommission überwiesen werden.
Abg. Dr. von Campe inl.): Die Auffassung des Abg. Hoffmann ist irrig. Nur bei materiell verschiedenen Anträgen wird über den weitestgehenderen zuerst abgestimmt.
Abg. Lippmann (ortschr. Ve
Kommissionsverweisung muß naturgemäß zuerst beschlossen werden. Wir wollen ja heute nicht materiell entscheiden.
Abg. Hoffmann (Soz.): Ich habe beantragt, über den Antrag abstimmen zu lassen. In dem Augenblick, wo er der Kommission überwiesen wird, ist er beseitigt, weil er nicht mehr zur Verhandlung kommt.
Der Antrag auf Verweisung an die Geschäftsordnungs⸗ kommission wird gegen die Stimmen der Sozialdemokraten, Polen und eines Teiles der Freisinnigen angenommen.
Abg. Hoffmann (Soz.): Ich richte die Frage an das Prä⸗ sidium, ob es die Geschäftsordnungskommission veranlassen will, sofort zusammenzutreten. 8 Präsident Dr. Graf von Schwerin: Ob die Geschäfts⸗ ordnungskommission sofort zusammentreten muß, kann ich natürlich jetzt nicht entscheiden. 1 Abg. von Kröcher kkons.): Weder das Haus noch der Prä⸗ sident hat das Recht, von der Kommission zu verlangen, wann sie sitzen soll und ob sie sitzen soll. Die Kommissionen sind souverän wie das Haus, wann sie Sitzungen abhalten wollen. . Abg. Schiffer (nl.): Entschieden werden kann erst nach Schluß der Sitzung. Wir täten aber gut daran, alles vorzubereiten, daß die Kem ohne weiteren Zeitverlust zusammentreten kann. Ich bitte, die Mitglieder der Kommission zu benachrichtigen, daß sie sich bereit halten, heute oder Montag zusammenzutreten. Präsident Dr. Graf von Schwerin: Ich bin bereit, dieser Anregung zu folgen, und bitte, meiner Erklärung entgegenzusehen. Abg. Hoffmann (Soz.): Ich stelle fest, daß der Abg. von Kröcher vorsichtig genug war, diese Erklärung nicht vor Entscheidung durch das Haus abzugeben.
Es folgt die Fortsetzung der ersten Lesung des Fideikom⸗ mißgesetzes.
Abg. Delbrück (kons.): Ich kann mit freudiger Genugtuung feststellen, daß gestern von allen Seiten zum Ausdruck kam, daß der Entwurf eine gute Grundlage für die weitere Beratung bildet. Ich freue mich, daß die Nationalliberalen mit uns auf dieses gemeinsam erstrebte Ziel hinarbeiten wollen. Der einzige Punkt, in dem der Entwurf wesentlich abgeändert werden müßte, was auch fast über⸗ einstimmend zum Ausdruck kam, ist, daß auch der bäuerliche Besitz gebunden werden kann. Wir wünschen das. Es muß ein ernstlicher Versuch damit gemacht werden. Dieses Ziel ist nicht zu erreichen durch eine Resolution, wird auch nicht gefördert durch den Antrag Porsch; es genügt uns nicht, von der Regierung einen Wechsel darüber akzeptiert zu erhalten, daß uns ein Gesetz vorgelegt wird, sondern uns liegt soviel daran, daß schon jetzt nichts unversucht bleiben darf, diesen wichtigen Punkt zu regeln. Ich verkenne die großen Schwierigkeiten nicht, aber ich richte die dringende Bitte an die Regierung, schon jetzt mit uns gute und nützliche Arbeit nach dieser Richtung zu leisten. Ich bitte namens meiner Freunde, uns nicht allein diese Arbeit zu über⸗ lassen, denn wir sind uns darüber klar, daß es dann nur sehr schwer gemacht werden kann. Wir sind uns alle darüber einig gewesen, daß von einer Abschaffung der Fideikommisse gar keine Rede sein kann und soll. Das ergibt sich auch aus der Regierungsvorlage und die Herren von der Linken werden sich wohl auch sagen, daß weder eine Mehrheit dieses Hauses noch die Regierung für eine Abschaffung der Fideikom⸗ misse zu haben sein werden. Wir brauchen uns deshalb nicht darüber zu unterhalten, ob die Fideikommisse nützlich oder schädlich sind. Sie haben gestern so getan, als ob wir eigentlich wünschen, Leute zu züchten, die tagsüber auf Jagd gehen und des Abends bei Sekt ein behagliches Dasein führen. Das wollen wir nicht. Im Gegenteil, wir glauben, daß wir durch die Fideikommisse viel eher tüchtige und zuverlässige Leute heranbilden können, die dann allerdings geeignet sind, Führer der Nation zu sein. Das ist allerdings meine felsenfeste Ueberzeugung. Das Wichtigste aber ist, daß die Fideikommisse ein zweckmäßiges Mitter sind zur Erhaltung eines leistungsfähigen Großgrundbesitzes. Ich habe nicht nötig, noch darüber zu sprechen, ob ein Großgrundbesitz erhalten werden soll. Bis in die Reihen der Sozialdemokraten ist man sich über die Notwendigkeit der Erhaltung des Großgrundbesitzes einig. Auch darüber, daß eine Erhaltung des Waldbestandes notwendi ist, und daß die Fideikommisse der Erhaltung eines Waldbestandes förderlich sind, brauchen wir uns nicht zu unterhalten. Das steh bombenfest. Die Privatwaldungen kann man mit den Fideikommiß⸗ waldungen nicht vergleichen. Der springende Punkt ist gerade, daß man bei den Fideikommissen eine Kontrolle hat, während diese bei den Privatwaldungen fehlt. Wir wollen, daß die Fideikommisse beibe⸗ halten werden, soweit wir sie für nützlich halten im öffentlichen Inter⸗ esse. Wir wollen damit nicht ein Privileg oder eine Kaste schaffen. Wir wollen keine Kaste und der Regiecungsentwurf auch nicht. Jeder⸗ mann kann ein Fideikommiß errichten, wenn er dazu in der Lage ist. Wir wollen die Fideikommisse nur als solche anders behandeln als die sonstigen Güter, aber nicht die Fideikommißbesitzer. Es ist nicht richtig, wenn man die Fideikommißbesitzer immer angreift und sie als besonders bevorzugt bezeichnet. Ich bin überzeugt, es läuft Ihnen hier eine Verwechselung unter. Sie verwechseln die Vorzüge, die der Großgrundbesitz gibt, und die Vorzüge, die ein Fideikommiß heute gibt. Der Mann, der ein Fideikommiß errichtet, handelt aus Idealismus, denn es wird kein Pfennig dabei verdient. Er darf sein Fideikommiß nicht verkaufen. agegen kann ein Gutsbesitzer, wenn sich ihm eine günstige Gelegenheit bietet, sein Gut preiswert veräußern und das so gewonnene Geld in Aktien anlegen, und dann herrlich und in Freuden leben. So viel Objektivität muß man doch haben, um anzu⸗ erkennen, daß derjenige, der ein Fideikommiß errichtet, sehr viel Idealismus haben muß. Der vorliegende Gesetzentwurf steht nicht im Gegensatz zu den Bestrebungen der inneren Kolonisation. Es kann darüber kein Zweifel sein, daß Erhaltung und Mehrung kleinbäuer⸗ lichen Besitzes ein Ziel ist, das aufs innigste zu wünschen ist. In der Regierungsvorlage sind für die Errichtung eines Fidei⸗ kommisses die königliche Genehmigung und andere Kautelen vorgesehen. Diese sind dazu da, um einen Gegensatz zwischen der inneren Kolonisation und den Fideikommissen zu vermeiden. Man kann ja natürlich darüber verschiedener Meinung sein, ob diese Kautelen ausreichen oder nicht. Die Kontingentierung in den Kreisen ist keine Parteifrage, I.“ eine reine Zweckmäßigkeitsfrage. Es ist gar kein Zweifel, daß gewisse Härten und Unbilligkeiten bei jeder solchen schematischen Regelung zutage treten. Sie lassen sich eben nicht ganz vermeiden, und ich glaube, daß die Fassung des Herren⸗ hauses eine glückliche Lösung ist. Was die Maximierung der fidei⸗ kommissarisch gebundenen Besitzfläche betrifft, so muf man doch die Grenzen möglichst weit stecken; 2500 Hektar sind in sandigen Gegen⸗ den der Mark ganz anders zu beurteilen als 2500 Hektar in der goldenen Aue. Das Genehmigungsverfahren wird im einzelnen Falle
hierüber zu entscheiden haben. Dasselbe gilt auch in bezug auf die Frage, ob die Interessen der inneren Kolonisation bei einer Fideikommißbildung geschädigt werden oder nicht. Auch diese Fälle müssen im einzelnen geprüft werden. Ich bin überzeugt, daß der Entwurf in dieser Frage das absolut Richtige trifft. Die Erfolge der eigenen Scholle zeigen, daß in Brandenburg massenhaft Land und Leute dagewesen sind, um innere Kolonisation zu treiben. Das Wich⸗ tigste ist jedenfalls, daß von Fall zu Fall entschieden werden muß, ob eine Fideikommißbildung nützlich und zulässig ist. Deshalb würde ich es auch nicht 8 richtig halten, den Ankauf von Bauernland überhaupt zu verbieten. Das könnte zu den arößten Ungerechtigkeiten
führen. Mir ist ein Fall bekannt, wo die Bauern zu einem Guts⸗
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