Gestern hat unter dem Vorsitz des Grafen; Ministerbesprechung stattgefunden. An dieser nahmen teil die beiden Ministerpräsidenten Graf Stürgkh und Graf Tisza, der gemeinsame Finanzminister von Bilinski, der Kriegsminister von Krobatin, der Landesverteidigungsminister von Georgi, der Honvedminister Freiherr von
azay und der Konteradmiral Kailer.
— Unter zahlreicher Beteiligung von Würdenträgern und patriotischen Kundgebungen des Publikums fand gestern nach⸗ mittag in Wien die Verabschiedung und der Abmarsch der ersten Kompagnie polnischer Legionäre nach Krakau statt. Der Obmann des Polenkomitees, Herrenhausmitglied Zgorski, hielt eine Ansprache, die mit einem dreimaligen Kaiserhoch schloß. An den Kaiser wurde ein Huldigungs⸗ telegramm abgeschickt.
Großbritannien und Irland.
Der englische Kreuzer „Pathfinder“ ist nach einer Meldung des „Nieuwe Rotterdamsche Courant“ auf dem Tyne bei Newcastle auf eine Mine gestoßen und ge⸗ sunken. Die Verluste des Kreuzers betragen vier Tote, 13 Verwundete und 243 Vermißte. Die Admi⸗ ralität gibt ferner bekannt, daß der Passagierdampfer „Runo“ der Wilson⸗Linie am 5. September Nachmittags nahe der englischen Ostküste auf eine Mine gelaufen und ge⸗ sunken ist. Die Bemannung und die Passagiere, darunter 20 aus den Vereinigten Staaten heimkehrende russische Reservisten, seien gerettet.
Die „Times“ vom 2. d. M. enthält eine Nachtrags⸗ verlustliste der Admiralität, in der Namen der Besatzung der geschützten Kreuzer „Arethusa“ und „Fearleß“ sowie der Torpedobootszerstörer „Druid“, „Laertes“ und „Phönix“ ent⸗
halten sind. Rußland.
Der amtliche „Moniteur“ veröffentlicht eine lange Liste von Fällen von Grausamkeit, die die Bevölkerung und die Behörden in Deutschland gegen russische Untertanen sich haben zuschulden kommen lassen, die sich im Augenblick der Kriegserklärung auf deutschem Boden befanden. Die Mit⸗ teilung wendet sich an die öffentliche Meinung aller zivilisierten Länder, die das Verhalten Deutschlands nach Gebühr würdigen werde, das an die dunkelste Epoche des Mittelalters erinnere. Die Mitteilung sagt, daß die deutschen Staatsangehörigen in Rußland keinerlei derartigen Grausamkeiten ausgesetzt seien.
Hierzu bemerkt das „W. T. B.“: Der spanische Bot⸗ schafter, dem die Wahrung der Interessen der im Deutschen Reich befindlichen Russen anvertraut ist, hat bezeugt, daß seine Schutzbefohlenen über ihre Lage, unter Berücksichtigung der mit dem Kriegsausbruch eingetretenen Umstände, nicht zu klagen haben. Die deutschen Behörden haben auch russischen Staatsangehörigen gegenüber ihre Pflichten erfüllt. Schwere Schädigungen oder gar Totschläge, wie sie in Rußland an Deutschen begangen worden sind, haben sich in Deutschland gegen Russen nicht ereignet.
Die Erklärung des russischen Amtsblatts ist eine dreiste Verleumdung. Sie steht auf der Höhe der Versicherungen nauf Offiziersparole“ amtlicher russischer Persönlichkeiten. Die Russen möchten den Eindruck der unter Duldung der Behörden ins Werk gesetzten Mordbrennerei gegen die deutsche Botschaft in St. Petersburg und der von russischen Truppen verübten Schandtaten in Ostpreußen abschwächen. 8
8
8 r Gläubiger über 8 ArNYJ 9. Fer Papst Hatas heben 1ndc Korps beim Heiligen Stuhle empfangen diplomatischen Korps, der Botschafter Oesterreich⸗! kis Heiligen Stuhle, verlas eine Ansprache, in der wlomatis Gefühle, tiefste Ehrfurcht und Verehrung ausgedrückt wurde. Der Papst antwortete, indem er die herzlichsten Gefühle für alle Nationen ausdrückte und wünschte, daß die Beziehungen zwischen dem Heiligen Stuhle und den vertretenen Mächten die gleichen bleiben möchten. Nach dem Empfang besuchte das diplomatische Korps den Kardinalstaatssekretär Ferrata. 8 Nach dem „Corriere d'Italia“ hat der Minister⸗ präsident Salandra erklärt, die gegenwärtig vorhandenen Truppen genügten zur Gewährleistung der Neutralität. Eine allgemeine Mobilmachung werde nicht erfolgen.
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8 8
v1I1““ Der Staatssekretär Bryan hat nach einer Meldung des „W. T. B.“ einen Kredit von einer Million Dollar zu
außerordentlichen Zwecken für die Vertretungen der Ver⸗ einigten Staaten im Ausland während des Krieges beantragt.
Asien.
Die Mitglieder der deutschen Botschaft in Tokio und der deutschen Konsulate in Japan sind, einer Meldung des „W. T. B.“ zufolge, am 31. August auf dem amerika⸗ nischen Dampfer „Minnesota“ nach den Vereinigten Staaten abgereist.
Afrika.
Die englischen Militärbehörden in Aegypten haben, wie „W. T. B.“ meldet, die Vertreter Oester⸗ reich⸗Ungarns und Deutschlands aufgefordert, Aegypten unverzüglich zu verlassen. Die beiden Diplomaten haben gegen diese Verfügung Einspruch erhoben, die schon deshalb völkerrechtswidrig erscheint, weil Aegypten ausdrücklich seine Neutralität erklärt hat, ganz abgesehen davon, daß eine solche Maßnahme nur von dem der Türkei tributären Khedive ausgehen könnte. Uebrigens ist es besonders charak⸗ teristisch, daß die Neutralitätserklärung Aegyptens auf An⸗ drängen Englands erfolgt ist, dessen Militärbehörden nun eine derartige Völkerrechtsverletzung verüben.
Kriegsnachrichten.
WMeestlicher Kriegsschauplatz.
Großes Hauptquartier, 8. September. (W. T. B.) Maubenge hat gestern kapituliert. 40 000 Kriegs⸗ gefangene, darunter vier Generale, 400 Geschütze und zahlreiches Kriegsgerät sind in unsere Hände gefallen.
Der Generalquartiermeister von Stein.
11
., ufgehob wera 1. ung sSchluf 9 ee termins aufgehoben worden. Döbeln, den 31. August 1914. Königliches Amtsg⸗
8 ZZ1116e6““
OOestlicher Kriegsschauplaz. Wien, 7. September. (W. T. B.) Amtlich wird ge⸗ meldet: Aus den schon gemeldeten abermaligen Kämpfen der Armee Dankl, gegen die der Feind mit der Bahn namhafte Verstärkungen heranführte, wurde bekannt, daß speziell eine Gruppe unter dem Befehl des Feldmarschall⸗Leutnants Kestranek einen starken Angriff der Russen blutig ab⸗ wies und hierbei weitere sechshundert Gefangene einbrachte. Sonst herrscht auf den Kriegsschauplätzen, so weit bekannt, auch heute relative Ruhe. “ Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes: 8 Hoefer, Generalmajor.
Wien, 7. September. (W. T. B.) Aus dem Kriegs⸗ pressequartier wird amtlich gemeldet: Das Armeeober⸗ kommando hat am 7. d. M. folgenden Befehl erlassen:
Es gereicht mir zur besonderen Freude, bekanntgeben zu können, daß ungefähr 4000 Mann serbischer Truppen bei dem Ver⸗ suche, östlch Mitrowitza in unser Gebiet einzubrechen, gefangen genommen wurden. Bei dieser Gelegenheit wurde von unseren beaben Truppen im Süden auch serbisches Kriegsmaterial erbeutet. Dies ist sofort allgemein zu veriautbaren.
Erzherzog Friedrich, General der Infanterie. „Nach späteren Meldungen erhöht sich die Zahl der bei Mitrowitza gefangenen Serben auf 5000.
— 8
Statistik und Volkswirtschaft.
Unfallversicherung, Unfälle und Unfallasten deutschen Bergbau im Ja hre 1913.
Der jetzt erschienene (29) Verwaltungsbericht der Knapp⸗ schaftsberufsgenossenschaft für das Jahr 1913 gibt ein Hild davon, welchen bedeutenden Umfang die Unfallversicherung beim deutschen N asbgu angenommen hat. Der Versicherung unterlagen im Jahre nitt 918 805 Acbeiter (in 1978 Betrieben), das sind 51 343 mehr als im Vorjahre. Die an diese Versicherten im Jahre 1913 gezahlte Lohr summe beträgt rund 1 458 68z Millionen Mark gegen rund 1400 Millionen Mark im Vorjehte und 1170 Millionen Mark im Jahre 1911. Auf 1 Verstche ten emfiel hiernach im Durch⸗ schnitt ein jährlicher Verdienst von 1587,82 ℳ gegen 1503,0 ℳ im Vorjahre und 1395 ℳ im Jabhre 1911; es ist also für einen Ver⸗ sicherten im Durchschnitt eine Lohnstrigerung von 84,9%m—ℳ im Be⸗ richtsjabre eingetreten. -
Die Zahl der angemeldeten Unfälle, die im Jahre 1886 erst 22 497, auf je 1000 v rsich rte Personen 65,8 betrug. ist seitdem fast unnnterbrochen nicht nur absolul, sondern, worauf es ankommt auch relativ, im Verhättnts zur Zahl der Versicherten gestiegen, absolut auf 121 517 im Jahre 1912 und 133710 im Jahre 1913, d. s. auf je 1000 versicherte Personen 140 2 und 145,5 8. Ent⸗ schädigungepflichtig waren im Jahre 1886 2267, i J. 1912 dagegen 13 397, 1. J. 1913 13763 Unfälle; die auf je 1000 Ver⸗ sicherte berechnete Zahl stellte sich auf 6 00 im ersten Jahre und auf 15, 46 und 14, os in den Jahren 1912 und 1913. Unfälle mit tödlichem Ansggange erlitten im Jahre 1913 2121 (im Vo jabre 2028, i. J. 1886 733) Personen, die 1442 Witwen, 4198 Kinder und Enkel sowie 100 entschädigungsberechtigte Verwandte aufsteigender Linie hinter⸗ ließen. Aaf je 1000 Versicherte entfielen 2 31 (im Vorjahre 2 32 i. J. 1886 2.13) tödliche Unfaͤlle. Die auf je 1000 Versicherte be⸗ rechnete Zahl der entschädigungspflichtigen Unfälle war in den letzten 10 Jahren fast immer höher als t. J. 1913, nur 1910 und 1911 stand sie etwas niedriger. Bei den Unfällen mit tödlichem Ausgange ging die Verhältmszahl i. J 1913 ebenfalls zurück. Durch die Masfsenu nfälle sind im Berichtsjäahre weniger Festehen ver⸗ letzt obench ötet veo isctun in mänchen der Vorjahre; es ver⸗
solchf in Hannover zt wurden 58 Bergleute. —
bhaltung des Sch Ueger Ferdur
fgehoben. 687 49 %0), ist b“ die Gefähr⸗
Fnnover, dens Ursache [ückzuführen. Es 8 in Königagliches Jene Fälle oder um Fälle höherer Sessalt, geges die eine Abhirse nicht möglich gewesen ist. Den Mängeln des Betriebes fallen 1,02 0% der Unfälle (gegen 1,14 % im Vorjahre) zur Last. Durch die Schuld der Mitarbeiter entstanden 3.28 % (im Vorjahre 4 64 %) und durch die Schuld der Verletzten selbst 27 a8 % (im Vorjahre 26 78 %) der Unfälle. Während die Zahl der durch die Mitarbeiter verursachten Fälle urückgegangen ist, stie „wieder die Zahl der durch die Verletzten selbst herbeigeführten Unfälle. Die Mitarbeiter und die Verletzten zusammen trugen die Schuld an 30,21 % aller Unfälle. —
Im Berichtsjahre ist es wieder, wie schon häufig im Laufe der Jahre, der Dienstag, der mit 23 051 die höchste Zabl der Unfälle an den Wochentagen aufweist. Ihm folgen der Sonnabend mit 23 027, der Freitag mit 21 848, der Mittwoch mit 21 344, der Donnerstag mit 21 201 und der Montag mit nur 20 087 Unfällen. Am Montag ereigneten sich 2964 Unfälle weniger als am Dienstat. Daß dieser Unterschied hervorgerufen wird durch das Feiern vieler Bergleute am Montag, steht außer Zweifel; um dieses Feiern zu beseitigen, sind im oberschlesischen Bergbau seit mehreren Jabren Prämien für regelmäßiges Anfahren ausgesetzt. In seinem Jahres⸗ bericht für das Jahr 1912 führt der Königliche Bergrevier⸗ beamte für Süd⸗Beuthen hierzu aus: Die Lohnprämie von 10 % für regelmäßiges Anfahren hat sich weiter gut bewährt; sie wurde an etwa 94 % der Arbeiter aus⸗ gezahlt.“ Wenn dem Dienstag nicht der blaue Montag' vorauf⸗ inge, würde die Zabl der Unfälle am Dienstag geringer sein. Von den einzelnen Monaten wiesen der Oktober und der Juli mit 11 768 und 11 750 die größte Zahl der Unfälle auf (im Vorjahre waren die Monate Februar und März die unfallreichsten). Auf die Monate Mai und November ent⸗ fielen die wenigsten Unfälle mit 10 175 und 10 586. Wechselnde Verhältnisse im Absatz der Bergwerkeprodukte, bedingt durch die Lage der Industrie, strengere oder gelindere Winter und andere nicht zu übersehende Umstände verschieben infolge größerer oder geringerer Tättgkett in den Betrieben die Zahl der Unfälle in den einzelnen
Monaten Die von den Betriebsunternehmern allein aufzu⸗ betrugen im Berichtsj ihre
beim
bringenden Unfallasten nahre zu 33 Millionen Mark (rund 1 176 000 ℳ weniger als im Vor⸗ jahre) Davon erhielten die Verletzien und deren Hinterbliebene rund 29 Millionen Mark. Der Rücklage, die nun die Höhe von 73 ¾ Millionen Mark erreicht hat, wurd n 2 Millionen Mark zug führt. An freiwilligen Kosten der Fürsorge für Verletzte innerhalb der Wartez itwurden 177 000 ℳ aufgewendet Auch für das ständig im Azsban begriffene Grubenrettungawesen wurden wieder bedeutende Mit ei aufgewendet. — Der Rückgang in der Höhe der Umlage um 1,176 Million Mark oder 3,8 % im Berichtsjahre hat auch einen Rück gang der auf 1 Versicherten und auf 1000 ℳ Lohnsumme entfallenden Gesamtunfallkosten zur Folge gehabt. Im Vorjahre betrugen die auf 1 Versicherten entfallenen Kosten im Durchschaltt der ganzen Berufs⸗ genossenschaft 39,22 ℳ, im Berichtsjahre 35,7 ℳ, also für 1913 3,27 ℳ wentger. Auf 1000 ℳ Lohansumme berechneten sich die Koften im Vorjahre auf 26,059 ℳ, im Bericht jahre auf 22,51 ℳ, mithin für das letere um 3,56 ℳ niedriger. Ein entsprechender Rückgang ist auch bei allen Seklionen eingetreten, nur bei der Sektion I — Bonn (Saarbezirk, Reichsland, Aachener Bezirk. Niederrhein, Hessen) — sind die Kosten für 1 Versichertten um 3 ₰ aeutegen.
Aus der Rechtsprechung des Berichtsjahres ist zu erwähnen, daß die Oberversücherungsämter in 5447 Fällen zugunsten und in 668 Fällen zuungunsten der Berufsgenossenschaften entschieden. Das Reichsversicherungesamt erkannte in 2214 Fällen oder 79,70 %
gen Un.
zugunsten und in 405 Fällen oder 14,8s % zuungunsten der Berufs⸗ genossenschaft. Die Gesamtzahl der zu entschädigenden Unfälle belief sich am Ende des Jahres 1913 auf 88 945. Wie seit Jahren wuchs auch 1913 die durchschnittliche Vollrente für einen Verletzten, und zwar von 823,88 ℳ t. J. 1912 auf 840,24 ℳ i. J 1913 Bet der Sektion II — Bochum — be⸗ trägt sie fuͤr das Berichtsjahr 930,88 ℳ.
— 1““
1 . 1“ Die zur Gewinnung von Elektrizität in Preußen 1 verwendete Dampfkraft am 1. April 1913.
Im letzten Jahrzehnt hat die zur Erzeugung von elektrischem Strom für Beleuchtung, Motorenbetrieb und andere gewerbliche Zwecke verwendete, Dampfkraft außerordentlich stark zugenommen. Nach der neuesten Aufbereitung der Katasterblärter der Dampf⸗ maschinen und Dampfturbinen, deren Ergebnisse für den preußischen Staat und die einzelnen Regierungsbezirke die „Stat. Korr.“ in mehreren Tabellen hekannt gibt, wurden im ptreußischen Staat am 1. April 1913 in 6233 gewerdlichen Betrieben 8857 fest⸗ stehende Dampfmaschinen und Lokomobtlen mit 1 414 597 Prerdestärken zum Antrirbe von den elektrischen Stiom erzeugenden Dvnamos benutzt (zur gleichen Zeit des Vorjahres in 6250 gewerblichen Betri ben 8942 fest⸗ stebende Dampfmaschmnen und Lokomobilen mit 1 404 895 Pferdestärken). Davon dienten aueschließlich zum Antriebe von Dvnamos 5456 (im Vorjahre 5468) feststehende Dampfmarchinen und Lokomobilen mit 1 077 411 (1 064 177) Pferdestärken, gleichzeitig anderen Zwecken 3401 (3474) Dampf⸗ maschinen mit 337 186 (340 718) Pferdestärken. Diese Zahlen sind nur Mind stzahlen, weil besondere amtliche Ermittlungen über die Gewinnung elektrischen Stromes nicht vorliegen und es deshalb nicht ausgeschlossen ist, daß auch noch andere Dampfmaschinen vorhanden sind, die außer zum Antriebe von Mbeitsmaschinen auch zum Betriebe von Dynamos verwendet werden, was nicht immer zur Kenntnis der statistischen Amtsstelle gelangt Unier den 8857 Dynamos bewegenden Dampfmaschinen befanden sich: 159 mit einer Leistungsfähigkeit von 1000 bis 1500 PS 29 mit über 1500 bie 2000 PS, 21 mit über
maschinen mit 1000 und mehr PS Leirstungsrähigkeit.
Zur Erzeugung von elektrischem Strom dienten um 1. April 1913 ferner 607 (im Vorjahre 529) Dampfturbtnen mit 1 157 932 (910 551) Pferdestärken, die in 340 (296) gewerblichen Betrieben ver⸗ wendet wurden, und zwar ausschließlich zim Antrieb von Dynamos 603 (526) Dampfturbinen mit 1 155 567 (909 536) Pferdestärken, gleichzetrig anderen Zwecken 4 (3) Dampfturbinen mit 2365 (1015) Pferdestärcken. Unter den 607 Dynamoa bewegenden Dampfturbtren befanden sich 45 mit einer Leistungsfähigkeit von 1000 bis 1500 Pferdestärken, 154 mit über 1500 bis 2000 Pferdestärken, 99 mit über 2000 bis 4000 Pferdestärken, 47 mit über 4000 bis 6000 Pferdestärken, 22 mit über 6000 bis 8000 Pferdestärken und 7 mit uüber 8000 bis 19 000 Pferdestärken, zu⸗ ammen 374 Dampfrurbinen mit einer Leistungsfähigkeit von 1000 und mehr Pferdestärken. — Außer den 607 zum Antrieb von Dynamos verwendeten Dampfturbinen mit 1 157 932 Pferdestä ken wurden in gewerblichen Betrieben 2 zium Forzbewegen von Schiffen dienende Dampfturbmnen mit 450 Pferdestä ken und 186 zu sonstigen gewerb⸗ lichen Zwecken benutzte Dumpfturbinen mit 83 226 P erdestärken gezählt. Die Gesamtzahl der Dampfturbinen, deren Vorhandensein dem Statistischen vandesamt bekannt geworden ist, betrug demnach am 1 April 1913 795 mit einer Leistungsfähigkeit von zusammen 1 241 608 Pferdestärken.
Die gesamte für die Erzeugung von Elektrizität dienende Dampf⸗ kraft erreichte am 1. April 1913 bereits 1, 8 Million PS in den fest⸗ stehenden und den bewegllchen Dampfmaschinen und fast 1, 16 Million Dampfrurbinen 1 Million PS betrug., ist
Landesamte gemeldeten
verwendet wurden. In gesamt ist also eine Kraft von
nalzahlen, weil für eine ganze Anzahl von den zur Er⸗ zeug n elektrischem Strom dienenden Dampfmaschienen dieser Beinkursverck nicht gemeldet ist. Die gesamte, für die Hervorbringung von "Elkirizität dienende Primärkraft ist natürlich selbst mit einer vollständigen Erfassung der für diesen Zweck in Betracht kommenden Dampfkraft bei weitem nicht erschöpft, sondern es ist noch die steigende Benutzung von Ol⸗ und Gatmotoren zum Dynamoantrieb sowie der diesen Zwecken dienende Ausbau von Wasserkraft zu berücksichtigen. Leider besitzen wir noch keine gesetzlichen Handhaben zur Erfassung der gesamten motorischen Kraft.
Fragt man nach der geograpbischen Verteilung der durch Kolbendampfmaschinen und Dampfturbinen angetriebenen Stärken der Dvnamos, so ergibt sich, daß der Lowenanteil der elektrischen Energie in den Regierungsbezirken Arnsberg und Dasseldorf erzeugt wird, und zwar in Arnsberg 240 233 PS in Dampfturvinen und 149 665 53 in Kolbendampfmaschinen, zusammen 389 898 PS. Für den Re⸗ gierungsbezirk Düsseldorf lauten die entsprechenden Zahlen: 236 867 PS in den Dampfturbinen und 182 184 PsS in den Kolben⸗ dampfmaschinen, zusamm n 419 051 PS. Bertin⸗Porsdam weist demgegenüber nur 174 372 1's in den Dampfturbinen, aber noch 201 517 PS in den Kolbendampfmaschinen, zusammen also 375 889 PS auf. 1
nur
Die Witwen und Waisen in Baden nach der Erhebung vom 12 Juni 1907.
Bei der Berufszählung vom 12. Juni 1907 wurden nicht nur Angaben über die beruflichen und sonstigen persönlichen Verhä tnisse der Bevölkerung erhoben, sondern es wurden auch Fragen gestellt, die in keinem engeren Zusammenhang mit der Berufsstatistik standen, vielmehr die soziale Fürsorge durch die staatliche Arbeiterversicherung im Auge hatten. Es gehörten hierher Einträge über Witwen und eheliche Wansen, die statistische Unterlagen für die damals beabsichtigte und inzwischen Gesetz gewordene Witwen⸗ und Waisenversicherung der Arbeiter gewähren sollten. Die in letzterer Bezienung gewonnenen Er⸗ gebnisse gestatten nicht nur Einblick in die Altersverteilung und die Erwerbstätigkeit der Wirwen und Waisen, sfondern geben auch Aufschluß über den zuletzt ausgeübten Beruf des verstorbenen Ehemannes b⸗zw. Ernährers. Als Waise galt jede noch nicht 18 Jahre alte eheliche Person, deren Vater verstorben war, eine uneheliche da⸗ gegen nicht. Berücksichtigt wurden auch die Waisen, die einen Stief⸗ oder Abdoptivvater hatten, nicht aber bereits verheiratete Watsen unter Die Doppelwaisen waren besonders als solche anzu⸗ ühren.
Nach den Ergebnissen dieser Erhebung für Baden, die im neuesten Heft der „Statiitischen Mitteilungen über das Großherzog⸗ tum Baden“ veröffentlicht sind, belief sich die Zahl der am 12. Junt 1907 ermittelten Witwen insgesamt auf 81 919. Nahezu die Haͤlfte von ihnen mußte ihr Brot mit ihrer Hände Arbeit verdienen, es waren 38279 im Haupt⸗ oder Nebenberuf Erwerbstätige und 621 im Haushalt der Herrschaft lebende häusliche Dienstboten, während 34 398 sich von ihrem eigenen Vermögen, von Renten und Pensionen ernährten und 8621 keinen Haupt⸗ und keinen Nebenberuf hatten; die letzteren lebten ganz überwiegend (7084 oder 82,2 %) bei ihren Angehörigen.
19 628 Witwen hatten das 70. Lebenejahr erreicht oder bereits überschritten; noch nicht 30 Jahre alt waren nur 845. Nahezu ein Drittel von allen (26 908) stand im Alter von 60 bis unter 70 Jahren, nicht ganz ein Viertel (20 048) waren 50 bis unter 60 Jahre und stark ein Achtel 40 bis unter 50 Jahre alt; die restlichen 4104 Witwen verteilen sich auf die Lebensjahre von 30 bis unter 40. Die über
50 Jahre alten Witwen machten hiernach mehr als vier Fünftel (81,8 %) der Gefamtzahl aus.
2000 bis 4000 PS und 3 mit über 4000 PS, zusammen 212 Dampf⸗
PS in den Dampfturbinen. Da die Geamtmärke der dem Statistischen
ersichtlich, daß davon etwa 95 v. H zur Erzeugung von Elekt izität 2,57 Millionen PS in den Dampfmaschinen und Dampfturbinen für die Erzeugung pon üftagfscher Emigte verwendet worden. Dabei sind diese Zahlen
u 68 451 auf 219 530, also um 51 079 gestiegen.
Die verstorbenen (letzten) Ehemänner dieser 81 919 Witwen ge⸗ börten den verschiedensten Berufen an. Nach den 6 Hauptabteilungen der Berufe gesondert, kamen 40,8 % (33 028) auf Landwirtschaft, gärtnerei und Tierzucht, Forstwirtschaft und Fischeret, 38,8 % 31 594) auf die Industrie einschließlich von Bergbau und Bau⸗ ewerbe und 13,7 % (10 777) auf Handel und Verkehr einschließlich er Gast⸗ und Schankwirtschaft. Die übrigen fielen mit 0,8 % (448) auf die Berufsabtetlung der häuslichen Dienste und wechselnden Lohn⸗ arbeit, mit 7,1 % (5783) auf Militär⸗, Hof⸗, bürgerlichen und kirch⸗ ichen Dienst, auch sogenannte freie Berufsarten und mit 0,4 % (289) nuf die Personen ohne Beruf und Berufsangabe.
Die Zahl der ehelichen Waisen betrug am 12. Juni 1907 ins⸗ gesamt 48 211 (23 800 männliche und 24 411 weibliche); von ihnen waren 5498 oder 11,4 % Doppelwaisen (2582 männliche und 2816 veibliche). Weitaus die meisten (25 98¹) standen im Alter von 6 is unter 14 Jahren, 16 666 waren 14 bis unter 18 und 5561 noch icht 6 Jahre alt. Rechnet man diese 5561 unter 6 Jahre alten Kinder von der Gesamtzahl der Waisen ab, so waren nabezu die Hälfte (genau 21 113 oder 49,58 %) Erwerbstätige bezw. Dienstboten; eiwa ein Drittel davon (7070) hatte das 14. Lebensjuhr noch nicht urückgelegt. Unter den 21 113 Erwerbstätigen waren 10 875 Knaben und 10 238 Mädchen. 2
Hinsichtlich des Berufs des verstorbenen Vaters ist hervor⸗ uͤheben, daß etwa die Hälfte (24 103) der Industrie usw. angehörte. Die übrigen Berufsabteilungen folgen in weitem Abstande von ein⸗ inander, und zwar die Landwirtschaft usw. mit 15 326, d. s. 31,8 %, Handel und Verkehr usw. mit 6392, d. s. 13,8 %, häusliche Dienste usw. mit 276, d. s. 0,6 %, Militär⸗, Hof⸗, bürgerlicher und wchlicher Dienst usw. mit 2064, d. s. 4,8 %, und die Abteilung der Personen ohne Beruf und Berufsangabe mit 50, d. s. 0,10 %.
Die Deutschen in der Schweiz.
Das Eidgenössische Statistische Bureau hat soeben in einer vor⸗ äufigen Veröffentlichung kantonsweise Uebersichten aus den Volks⸗ zählungsergebnissen vom 1. Dezember 1910 bekannt gegeben, welche ie Gliederung der Beoölkerung nach dem Geschlecht, den Heimats⸗ berhältnissen, dem Geburtsort, der Konfession und Muttersprache um Gegenstand haben. Diese Aufstellungen, die angesichts der rennenden Frage der „Ueberfremdung“ der Schweiz besonderes Interesse eanspeuchen, gestatten einen Ueberblick über den Stand der reichs⸗ eurschen Bevölkerung in der Schweiz und in den einzelnen Kantonen owite über deren Vermehrung gegenüber dem Stande am 1. De⸗ ember 1900,. Bei einer Gesamtbevölkerung von 3753 293 Seelen betrug am 1. Dezember 1910 die Zahl der Ausländer 552 011, von denen 219 530 Reichsdeutsche waten. Dem⸗ egenüber stehen von den hauptsächlich vertretenen anderen Staaten Fialien mit 202 809, Frankreich mit 63 695, Oesterreich⸗Ungarn mit 40 058 und das europäische Rußland mit 8457 Seelen. Von den 552 011 Ausländern siad 194 005 in der Schweiz geboren. Die Gesamtzahl der Ausländer zeigt gegenüber der Zählung von 900 eine Vermehrung von 168 587 und gegenüber der von 888 eine solche von 322 361 Seelen, während die Gesamtbevölkerung n diesem Zeitraum um 437 850 bezw um 835 539 Köpfe zugenommen bat. Die Zahl der Reichsdeutschen ist von 1900 bis 1910 von Unter den 219 530 Deuischen befanden sich 75 887 Badener, 57 091 Württemberger, 60 373 Preußen, 24 045 Bayern, 16 978 Elsaß⸗Lothringer und 6192 DSachsen.
Das Verhältnis der reichsdeutschen Bevölkerung zu der Gesamtwohnbevölkerung in den einzelnen Kantonen st aus nachstebender Tabelle ersichtlich:
V
1910
61872 11884 5232 313 1518
267
23³² 950 1064 2081
Kantone
Gesamtwohn⸗
ö— 8=e. S bevölkerung —1 —
bepolke ung
Reichsdeutsche
— Gesamtwohn⸗ —½
— —+½
œ☛ỹ — —
2
503915 645877 167223 22113 58428
17161 13788
33316 28156 139654 117040 135918
76488
8
e“““ 2) Bern 3) Luzern...
5) Schwyz ... 6) Unterwalden 1“ 7) Unterwalden Eö“ 8) Glarus Za 0) Freiburg... 1) Solothurn.. 2) Basel⸗Stadt 3) Basel⸗ Landsch....
14) 15)
16)
17) 18) 19) 20) 21) 22)
57973
14659 302896 117069 230634 134917 156166 317457 128381 133061 154906
— 2 — ☛
214 24146 5069 9539 14486 1044 7707 715 3600 5536.
Graubünden Aargau... Thurgau... Waadt.. 23) Wallis.... 3155 24) Neuenburg.. 42291 25) GHenf..
67638¹2*.
(„Stat. Korr.*)
ohlfahrtspflege.
Nach einer Meldung von „W. T. B.“ aus Budapest hat der Kaiser von Oesterreich und König von Ungarn dem zur nterstützung der Hinterbliebenen reichsdeutscher Militär⸗
ersonen gebildeten Hilfsverein 10 000 Kronen ges ndet.
8
Der Ausschuß für Säuglingsfürsorge un Be⸗ atungsstelle für Fluchtlinge im Reichstagsgebäude in Berlin geben folgendes bekannt: Mütter, die persönlich um Unter⸗ hützung für ihre Kleinen nachsuchen, bringen oft ihre Saͤuglinge und leinen Kinder in das Reichstag gebäude mit. Es wird dringend ge⸗ bdeten, das Mitbringenvonkleinen Kindern zu unterlassen, zumal da unter den Erschienenen auch schon kranke Kinder sich befunden haben und durch sie eine Ansteckung der gesunden Kinder zu befürchten ist. Unterstützungsgesuche können ebensogut schrift lich eingereicht werden. Sie werden in gleicher Weise geprüft und behandelt wie die mündlich vorgebrachten Anliegen. Die Beratungsstelle für Flüchtlinge ist von tzt an nur Vormittags von 9 bis 11 und Nachmittags von 3 bis 5 Uhr geöffnet.
Handel und Gewerbe.
Einziehung von Wechselbeträgen durch Postauftrag. Von unterrichteter Seite wird uns zur Beseitigung von Unklarheiten geschrieben: 8 Infolge der Verlängerung der Wechselprotestfrist st in der Behandlung der Postprotestaufträge, d. h. solcher, bei denen im Nichtzahlungsfalle von der Post Protest erhoben wird (dunkelblaues Postauftragsformular), nur insofern eine Aenderung eingetreten, als der Postauftrag mit dem Wechsel zum zweiten Male statt am zweiten Werktage nach dem Zahlungstage erst bei Ablauf der verlängerten Protest⸗ frist vorgezeigt wird. Der auf die Rückseite des Postauftrags⸗ formulars niederzuschreibende Vermerk „Ohne Protestfrist“ ist mit seiner bisherigen Wirkung beibehalten worden; er hat zur Folge, daß der Wechsel schon nach der ersten Vorzeigung oder nach dem ersten Versuche der Vorzeigung protestiert wird. Bei Postaufträgen zur Geldeinziehung (grünes Postauftragsformular) befaßt sich die Post nicht mit der Protestierung des beigefünten Wechsels. Wünscht der Auftrag⸗ geber im Falle der Nichteinlösung des Wechsels seine Pro⸗ testierung durch einen Notar oder einen Gerichtsbeamten, so
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hat er den Vermerk „Sofort zum Protest ohne Rücksicht auf die verlängerte Protestfrist“ auf die Rückseite des Postauftrags⸗ formulars niederzuschreiben. Postaufträge, die nur den für die früheren Verhältnisse vorgeschrieben gewesenen Vermerk „Sofort zum Protest“ tragen, werden wie Postaufträge ohne diesen Vermerk behandelt. Es wird also dem Zahlungspflichtigen auf seinen Wunsch eine siebentägige Lagerfrist gewährt, nach deren Ablauf der Postauftrag mit dem Wechsel nochmals zur Zahlung vorgezeigt und bei Nichteinlösung zurückgesandt wird. Die Rücksendung erfolgt bereits nach der ersten Vorzeigung, wenn dabei die Zahlung verweigert wird.
Auust und Wissenschaft.
Nachfolgende Erklärung wird durch „W. T. B. gemeinen Kenntnis gebracht:
Unter einem nichtigen Vorwande, der am wentgsten vor seiner eigenen Geschichte standhält und der durch zahlreiche Dokamente in seinem wahren Wesen klargestellt ist, hat England uns den Krieg erklärt. Aus schnödem Neid auf Deutschlands wirtschaftliche Erfolge hat das uns bluts⸗ und stammverwandte England seit Jahren die Völker gegen uns aufgewiegelt und insbesonders sich mit Rußland und Frankreich verbündet, um unsere Weltmacht zu ver⸗ nichten, unsere Kultur zu erschüttern Nur im Verttauen auf Englands Mitwirkung und Hilfe konnten Rußland, Frankreich, Belgien und Japan uns den Fehdehandschuh binwerfen. England vor allem trifft die moralische Verantwortung für den Völkerbrand, der furcht⸗ bares Unheil für Millionen von Menschen zur Folge hat und unerhörte Opfer an Gut und Blut fordert. Der beutale nationale Egoismus von England hat ihm eine untilgbare Schuld aufgeladen. Wir sind uns wohl bewußt, daß hochbedeutende englische Gelehrte, mit denen die deutsche Wissenschaft in fruchtbarer Arbeit jahrelang verbunden war, gegen diesen frevelhaft be⸗ gonnenen Krieg gesinnt sind und gegen ihn gesprochen haben. Gleichwohl verzichten, in deutschem Nationalgefühl, die⸗ jenigen von uns, welchen Auszeichnungen von englischen Uni versitäten, Akademien und gelehrten Gesellschaften er⸗ wiesen sind, hierdurch auf diese Ehrungen und die damit verbundenen Rechte: Einil von Behring (Marburg a. L), August Bier (Berlin), Moritz Cantor (Heidelberg), Vincenz Czerny (Heldelberg;, Alfred von Domaszewski (Heidelberg), Paul Ehrlich (Frankfurt a. M.), Wilhelm Erb B Rudolf Eucken (Jena), Wilbelm Alexander Freund (Berlin), Max Fürbringer (Heidelberg), Ernst Haeckel (Jena), Eugelbert Humperdinck (Berlin), Josef Kohler (Berlin), Leo Königsberger (Heidelberg), Willy Kükenthal (Breslau), Paul Laband (Straßburg i. E), Philipp Lenard (Heidelbera), Max Liebermann (Berlin), Franz von Liszt (Berlin), Hermann Oppenbelm (Berlin). Wilhelm Rein (Jena), Jacob Rießer (Berlin), Fritz Schaper (Berlin), Otto von Schjerning (Großes Haupfquartier), Gustav Schwalbe (Straßburg i. E.), Rudolf Sturm (Bre⸗lau), Adolf Wagner (Berlin), August Weismann (Freiburg i. B), Anton von Werner (Berlin), Wilhelm Wundt (Leipzig), Rudolf Kobert (Rostock).
Weitere Unterschriften sind zu richten an Professor J. Schwalbe, Charlottenburg 4.
In weiten Kreisen ist die Besorgnis aufgetaucht, daß die Universität Berlin zum Winterhalbjahr nicht rechtzeitig wird eröffnet werden können. Demgegenüber wird mitgeteilt, daß diese Befürchtung unbegründet ist. Wenn auch ein Teil der Universitäts⸗ lehrer im Felde steht oder sonstige Heeres⸗ bezw. Marinedienste leistet, so kann dies doch nur eine Einschränkung oder Verschiebung der Voc⸗ lesungen zur Folge haben. Diese Aenderung wied zu Beginn des Semesters sestgestellt und bekanntgegeben werden.
Das Böttinger⸗Studienhaus, DOranienburgerstr. 13 — 14, veranstaltet auch während der Kriegszeit regelmäßig deutsche Sprachkurse für Angehörige der österreichisch⸗ungarischen Monarchie und der neutralen Staaten. Meldungen werden in der Akademischen Auskunftsstelle der Universitft in der Zeit Poh 2
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Alte sächflsche Kolonken in Frapd Siuran 16838 — Fall des römischen Reichs breiteten sich be⸗ egreFnimke ., gewaltiger Stoßkraft nach allen Richtungen aus. be ursprüngete, in nördlichen Provinzen, namentlich in Holstein und Hannover an⸗ sässigen Sachsen wandten sich zuerst im dritten Jahrhundert unserer Zeitrechnung als Seeräuber gegen Westen nach Frankreich und Eng⸗ land. Die Zeit ihrer großen Eroberungen in diesen heiden Ländern fiel dann in das 5. und 6. Jahrhundert. Wäͤhrend sie in England die Herrschaft völlig an sich rissen, grüͤndeten sie in Frank. reich wenigstens eine größere Zahl von Niederlassungen, die aber auf die Küsten beschränkt blieben. Zur genaueren Feststellung ihres Vorhandenseins und ihrer Lage dient etne von französischen Forschern selbst ausgeführte Untersuchung der Ortsnamen in den dafür in Frage kommenden Küstengebieten Frankreichs. Am auffälligsten erscheint die Häufigkett von Ortsnamen mit der Endung lkun. Das Wort tun ist nach zwangloser Deutung dem hochdeutichen Zaun gleich zu setzen, wonach anzunehmen wäre, daß die Sachsen ihre Ansiedlung mit Zäunen oder Hecken zu umgeben pflegten. Daneben soll das Wort auf den Begriff eines Landhauses übertragen worden sein, auch dem englischen Wort town (Stadt) den Ursprung gegeben haͤben. In England findet sich das gleiche wie in Frankreich wieder, indem die Endung ton bei einer ganzen Anzahl von Ortschaften die sächsische Herkunft bekundet. In dem Gebiet, das in Frankreich als Boulonnais bezeichnet wird und die Arrondissements Boulogne und Saint Omer im Departement Pas de Calais umfaßt, sind 35 Orts⸗ namen nachgewiesen worden, die auf tun endigen. Auch die anderen Bestandteile der Namen verweisen tellweise auf niederdeutschen Ur⸗ sprung, z. B. Witretun, gleich westlicher Zaun. Alle diese Ort⸗ schaften liegen in geringer Entfernung vom Meer, sodaß sie auch danach sehr wohl von Seefahrern gegründet sein können. Ein ähnlicher Zusammenhang wird für die auf bert endigenoen Ortsnamen an⸗ genommen, indem bert als gleichbedeutend mit Berg erklärt wird, z. B. Colembert. Ferner findet sich ein Ortsname Stienbrique, in dem man unschwer eine „steinerne Brücke“ wiedererkennt. Die Silbe brique oder breucg im zweiten Teil stammt von dem angelsächsischen Wort für Bruch, das als brook in die englische Sprache über. gegangen ist. Ei der Herkunst nach völlig deutsches Wort ist auch der französische Ortsname Dippendale (tiefes Tal), der mehr fach in der Normandie vorkommt, übrigens gleichlautend auch in Eng⸗ land. Andere Forscher hbaben auch die Namen der bekannten Vor⸗ gebirge Gris Nez und Blanc⸗Nez zwischen Boulogne und Calais nicht von dem französischen Wort für Nase, sondern von dem sächsischen näs herleiten wollen. Erscheint diese Deutung immerhin fraglich, so ist eine andere um so wahrscheinlicher, nämlich die des in der gleichen Gegend vorkommenden Ortsnamens Wissant als „weißer Sand“. Für die Richtigkeit dieser Schlüsse spricht eben auch der Umstand, daß sich ganz ähnliche und zum Teil sogar gleichlautende Ortsnamen auf der gegenüberliegenden Seite des Kanals nachweisen lassen. Daraus eigibi sich also, daß in dem franzöfischen Gebiet des Boulonnais zu Beginn des Mittel⸗ alters eine wichtige sächsische Kolonie bestanden haben muß, obgleich sonst die Geschichte nichts darüber berichtet. Der Hauptvertreter dieser Annahme ist der französische Geog aph de Vartgny, gegen dessen Schlüsse von deutscher Seue schwerlich etwas einzuwenden ist. Wenn man nur nach den Endungen zun und bert gehen wollte, würden sich freilich auch noch andere Ortschaften und Gegenden als alte deutsche Ansiedlungen „reklamieren“ laßf
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SLanud⸗ und Forstwirtschaft. Der Saatenstand in Preußen zu Anfang September 1914. Okgleich infolge der Mobilmachung aus einer großen Anzahl von Berichtebezirken Nachrichten nicht zu erwarten waren, sind doch, wie das preuf ische Statistische Landesamt in der „Stat Korr. be⸗ richtet, viele Lücken dadurch vermieden worden, daß größtenteils die zu den Fahnen berufenen Vertrauensmänner in dankenswerter Fürsorge selbst für einen geeigneren Vertreter in der Berichterstattung aus den in der Wrrtschaft zu ückgebliebenen Angehörigen oder Beamten gesorgt haben. In der Provinz Ostpreußen scheint infolge der dortigen Kriegserei nisse der Landwirtschaftsb trieb fast gänzlich gerubt zu haben; denn aus dem Regierungsbezirke Königsberg liegen nur 18 Berichte von 203 Berichtsbezirken, aus Allenstein 1 von 150, aus Gumbinnen von 123 Bezirken überhaupt keine Nachrichten vor. So dienten für die Berichterstattung des Statistischen Landesamts im ganzen nur 3529 Berichte als Unterlagen, deren Bemerkungen das Folgende zu entnehmen ist In dem soeben abgelaufenen Berichtsmonate August war die Witterung überwiegend trocken und hochgradig warm; mehr
Niederschläge als erwünscht erhielten strich veise nur die westlichen
Landesteile. Abgeseben von vpereinzelt noch stehenden Feldern mit Gerste und Hafer, konnte die Ernte von Getreide, zum Teil auch die der Hülsenfrüchte trotz beträchtlicher Verminderung des Hofpersonals doch in auter Beschaffenheit geborgen werden. Rübmend wird der Bereitwilligkeit zu gegenseitiger nachbarlicher Hilfeleistung in Klein⸗ betrieben gedacht, während sich auf größeren Wirtschaften genügend Arbeitslose einfanden. Nicht so günstig sind wegen zu befürchtenden Mangels an Arbeits⸗, insbesondere auch an Spannkräften die Aus⸗ sichten für die Herbstbestellung.
Die Vertrauensmänner sind mit einigen Ausnahmen aus den zu feucht gewesenen westlichen Gegenden des Lobes voll über das prächtige Erntewetter und die flotte Erledigung der Erntearbeiten. Sie kommen aber jetzt, nachdem überall Erdruschergebnisse vorliegen, vielfach nochmals auf die bereits im Vormonate erhobene Klage über die nicht ganz ergiebige Kornernte, besonders die von Winter⸗ roggen, zurück Hier und da wird sogar behauptet, daß der Er⸗ drusch die vormonatlichen Erwartungen des Ernteausfalles noch enttäuscht hat, und wieder wird auf die ungünstigen Witterungs⸗ einflüsse während der Bestockung und dann in der Blütezeit des Winterroggens hingewiesen. ein ungewöhnlich schnelles Reifen, teilweise Notreife herbeiführte und so auch die Entwicklung des angesetzten Kornes stark beeinträchtigte. Weitere Einbuße erlitten Winter, und Sommerkorn durch vielen Rostbefall und Laäger Dagegen soll das diesjährige Korn an Güte obenan stehen, auch der Strohertrag, wo rechtzeitig Befeuchtung eintraf, reichtich ausfallen.
Ueber die Hackfrüchte kommen aus den trocken gebliebenen Gegenden wenig erfreuliche Nachtrichten. Die halbspäten Kartoffeln sind zumeist sehr klein und neigen in besserem Boden zur Fäulnis; das Kraut stirbt hier und da schon ab. Andere Krankheiten als die in einigen Gegenden vorkommende Blattroll⸗ und Kräuselkrankheit sind nicht beobachtet worden. Man rechnet auf bessere Lohnung der Herbstkarzoffeln, zu deren Entwickzung allerdings auch Regen gehört, der bald eintreffen müßte. Auch die Zucker⸗ und die Kutterrüben brauchen nur Befeuchtung zu ihrem Fortkommen; sonst ist Nachteiliges über sie nicht berichtet worden.
An Regenmangel leiden ferner die Futterpflanzen, Klee und Luzerne, sowie die Wiesen; ihr günstiger Stand im Westen kann den ungünstigen in der östlichen Lundeshälfte nicht aufwiegen. Bei der vorgeschrittenen Jabreszeit hat man mit der Nachmahd beginnen müssen, bevor diese eine entsprechende Länge hatte; zum großen Teil ist sie schon gut geborgen. Klee und Luzerne werden von den überhand nehmenden Mäusen ungeheuer geschädigt, die stellenweise die Pflanzen angeblich schon vor dem Winter verzehren werden.
Die Begutachtungsziffern berechnen sich — wenn 1 „sehr gut“, 2 „gut“, 3 „mittel (durchschatttlich)“. 4 „gering“ und 52 gering“ bedeutet — im Staatedurchschnitte, wie folgt: Hafer wieder, wie in den Vormonaten, 2 6, Kartoffeln 29 (gegen 28 zu Anfang Auguft), Zuckerrüben 2,7 (2,6), Futterrüben wieder 2,6, Klee 2,9 bhö 2,6 (2,5), Rieselwiesen 2,5 (2,6) und andere Wiesen
Schließlich sei noch erwähnt, daß mit den vorstehenden Nach⸗ richten wieher Erntevorschätzungen für alle Getreidefrüchte zen Keongen, Gerste, IasrL sowie für Kartoffeln im Gewicht vom Hektar eingezogen wor S. S: ℳo 3. — TCuese . Ernteflächen zu
Gesamtert ägen berechnet, dscnächst ant diiser Wlllle zur Veröffent⸗ g gelüngen werden. 8
Rumänien.
Saatenstandbericht vom Anfang August 1914.
Die überreichlichen, häuft; mit hestigen Gewittern verbundenen
Regen zu Beginn des verflossenen Monats haben dem Ackerbau weiterhin Schaden zugefügt und den Fortgang der Ernte nachteilig beeinflußt Andererseits haben der Mais und die Weidenflächen aus den Niederschlägen Nutzen gezogen. Die zweite Hälfte des Monats Juli brachte warme, schöne Witterung mit geringen Niederschlägen iud förderte hierdurch die Fortsetzung und Beendigung der Ernte. In der Dobrudschz ist der Schnitt und Drusch des Sommergetreides beendet, während an einigen Orten der Moldau erst der Schnitt des Weizens und Hafers begonnen hat.
Die Weizen.⸗, Roggen⸗ und Herbstgersteernte ist im all⸗ gemeinen unter mittel, teilweise sogar schwach, da sie viel Stroh, aber wenig Koͤrner mit vielen Fremdkörpern ergibt. An einigen Orten wurde kaum die Aussaatmenge erzielt. Die Ursache ist in der Kälte zur Blütezeit, im Rost und dem fortwährenden Temperaturwechsel zu suchen. Immerhin sind auch Gegenden zu verzeichnen, die befriedigende Ernteergebnisse aufweisen, sowohl hinsichtlich der Quantität als auch der Qualität. — Die Sommergerste und insbesondere der Hafer haben sehr schöne Produktion ergeben, ausgenommen sind nur die von Ueberschwemmung heimgesuchten Gebiete. — Wenn auch das Häufeln des Maises mnfolge der reichlichen Niederschläge sehr behindert war, steht der Mais heute sehr gut und zeigt zumeist eine Höhe bis über 2 m. Der frühzeitig gesäte hat gute Blüte⸗ und Ansatzzeit gehabt. Dort, wo der Mats dicht gesät wurde, ist das Ergebnis wegen des reichen Wachstums der Pflanze geringer. Infolge der günstigen Wirterung der letzten Zeit ist auf eine gute Maisernte zu rechnen. — Die Zucker⸗ und Futterrüben haben sich sehr gut ent⸗ wickelt und versprechen eine gute Ernte. Die Bohnen sind bereits eingeheimst worden, haben aber wegen des Mehltaus wenig ergeben. Auch die Kartoffeln haben unter den ungünstigen Witterungsverhält⸗ nssen zu leiden gehabt. Die Gemüse sind ebenfalls belegt und minder⸗ wertig. Tabak, der erst gut gedieh, hat hauptsächlich durch die kühle Witterung gelitten, sodaß sich die Blätter nicht genügend entwickeln konnten. Die Mahd der natürlichen Futterwiesen hat in der zweiten Hälfte des Juli begonnen, besonders in den gebirgigen Gebieten; das Heu ist dort zum Teil schon auf⸗ gehäuft und in guter und reicher Menge vorhanden. Auch die Weiden und Stoppelfelder bieten reichliche Nahrung. — Soweit es die Witterung zuließ, bat das Umackern der Felder schon im Juli begonnen und wird jetzt, begünstigt durch bessere Witterung, eifrig forigesetzt. (Bericht des Kaiserlichen Konsulats in Bukarest vom 25. August 1914) 8 11“ “
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Literatur.
Nachdem es den Engländern leider gelungen war, den Funken⸗ turm in Daressalam zu zerstören, sahen sich unsere Landsleute in Togo gezwungen, den Turm in Kamina, die größte Telefunkenstation der Welt, zu vernichten, um ihn nicht ebenfalls unserm Feinde aus⸗ zuliefern. Kurz vor Ausbruch des Krieges ist der Kunstmaler Ernst Vollbehr von einer Reise ins Togo⸗Hinterland, wo er die Telefunken⸗
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Dazu kam die Gluthitze im Juli, die
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