1914 / 245 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 17 Oct 1914 18:00:01 GMT) scan diff

lieferanten verliehen worden.

Auf Grund h Ermächtigung Seiner Majestät des Königs ist die Wahl des Oberlehrers Karl Decker an em Lyzeum in Bottrop zum Direktor dieser Anstalt durch as Staatsministerium bestätigt worden.

Dem Sellermeister Eduard Lohse in Neukölln ist das Prädikat eines Königlichen Hofseilermeisters und 8 dem Ingenieur Heinrich Bas se, Inhaber der Firma August Basse, in Cassel das Prädikat eines Königlichen Hof⸗ Justizministerium.

Der Amtsrichter Dr. Frommer in Cottbus ist infolge 8 senme Zulassung zur Rechtsanwaltschaft aus dem Justizdienst geschieden.

iI der Liste der Rechtsanwälte ist der Rechts⸗ anwalt Greul in Berlin⸗Steglitz bei dem Amtsgericht in Berlin⸗Schöneberg.

In die Liste der Rechtsanwälte sind eingetragen: der Amts⸗ ichter a. D. Dr. Frommer bei dem Landgericht in Cottbus, der Rechtsanwalt Greul aus Berlin⸗Steglitz bei dem Land⸗ gericht II in Berlin und der Gerichtsassessor Moritz Sommer bei u*“ in Charlottenburg und dem Landgericht III in Berlin.

Der Landgerichtsrat, Geheime Justizrat Glasewald in e und der Notar, Justizrat Gunck in Sinzig sind gestorben.

Ministerium der öffentlichen Arbeiten.

Versetzt sind der Regierungsrat Ruge, bisher in Danzig, als Mitglied des Eisenbahnzentralamts nach Berlin und der Regierungsbaumeister des Maschinenbaufachs Peter, bisher in Ostrowo, nach Frankfurt (Oder) als Vorstand eines Werk⸗ stättenamts bei der Eisenbahnhauptwerkstätte daselbst.

Finanzministerium.

ersetzt sind die Rentmeister bei Königlichen Kreiskassen: Koebcke von Zielenzig nach Guben, Kemper von Ottweiler nach Kreuznach, Hiller von Pleß nach Jarotschin und Scholtz von Grottkau nach Brieg. 6 Zu Rentmeistern bei Königlichen Kreiskassen sind ernannt: in Zielenzig der Steuersekretär Karl Schaar aus Büren, in Sprottau der Kreissekretär Richard Piske aus Stallupönen.

Die Rentmeisterstelle bei der Königlichen Kreiskasse in Daun, Regierungsbezirk Trier, ist zu besezen.

Ministerium für Landwirtschaft, Domänen 8 und Forsten. .

Dem Kreistierarzt Francke in Cöln ist die kommissarische Verwaltung der Regierungs⸗ und Veterinärratsstelle bei der Königlichen Regierung in Merseburg und die nebenamtliche . der ersten Kreistierarztstelle daselbst übertragen worden.

Dem zum Kreistierarzt ernannten Tierarzt Willy Liebert ist die Kreistierarztstelle in Stargard i. Pomm. verliehen worden. ““ XX“ Oberverwaltungsgericht. 8

Dem Kanzleisekretär bei dem Königlichen Oberverwaltungs⸗ gericht Lange ist der Titel Kanzleiinspektor beigelegt worden.

Bekanntmachung. 8

Gemäß §46 des Kommunalabgabengesetzes vom 14. Juli 1893 (G.⸗S. S. 152) wird hierdurch zur öffentlichen Kenntnis gebracht, daß das im Steuerjahr 1914 kommunalabgabenpflichtige Rein⸗ einkommen der tralsund⸗Tribseer Eisenbahn aus dem Betriebsjahre 1913 auf 10 937 50 festgesetzt worden ist.

Stettin, den 15. Oktober 1914. 1“

Der Königliche Eisenbahnkommissar. 88 Khtle. 8

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ekanntmachung.

Aus den Einkünften der bei der Universität Berlin bestehenden Johann Christian Jüngken⸗Stiftung sind an Studierende, insbesondere Söhne von Universitätsprofessoren und von höheren Staatsbeamten, wenn sie von einer höheren Bildungsanstalt mit dem Zeugnisse der Reife entlassen sind, während ihrer Berliner Studienzeit und auch über ihre Studienzeit hinaus, behufs Erlangung einer höheren wissenschaftlichen Ausbildung, Unter⸗ stützungen von jährlich 900 bis 1800 zu vergeben.

Die dem einzelnen zu gewährende Unterstützung wird immer nur auf ein Jahr bewilligt, kann jedoch demselben Stipendiaten, sofern er sich bewährt, 4 bis 5 Jahre hintereinander zuerteilt werden. Zur Zeit der erstmaligen Bewerbung muß der Antragsteller jedenfalls auf der hiesigen Universität immatrikuliert sein. 1 8

Studierende haben ihrer Bewerbung das Zeugnis der Reife, das Anmeldebuch, die Abgangszeugnisse etwa früher besuchter Universi⸗ täten und ein Dekanatszeugnis, in welchem ausdrücklich rec chen sein muß, daß die Ptgfun⸗ behufs Bewerbung um eine Unterstützung aus der Johann Christian Jüngken⸗Stiftung erfolgt ist, beizufügen. Ueber die Vermögens⸗ und Einkommensverhältnisse der Eltern ist ein amtliches Zeugnis oder eine Erklärung des Vaters vorzulegen..

Wiederbewerber, welche nicht mehr auf der hiesigen Universität immatrikuliert sind, müssen ihr Reifezeugnis, ihre nniversitäteheugmisge sowie Zeugnisse über ihre sittliche Führung und ihre wissenschaftliche Tüchtigkeit einreichen. 1

Das Kuratorium ist außerdem berechtigt, von jedem Bewerber vor der Verleihung einen eingehenden Bericht über seine wissenschaft⸗ liche Tätigkeit sowie eine Darlegung seiner wissenschaftlichen Ziele zu erfordern, kann auch im Falle der Bewerbung um eine erneute Ver⸗ bestuns einen Bericht über die Studien des letztvergangenen Ver⸗ leihungsjahres verlangen. .““

Bewerbungen um die für das Jahr 1. April 1915/16 zu ver⸗

ebenden Unterstützungen sind schriftlich an den unterzeichneten Vor⸗ sbenden des Kuratoriums bis zum 30. Dezember d. J. einzu⸗ reichen. Abzugeben im Zimmer Nr. 8.

Berlin, den 16. Oktober 1914.

Das Kuratorium der Johann Christian Jüngken⸗Stiftung. Der z. Rektor der Universität.

Miichtamtliches.

Deutsches Reich. 3 Preußen. Berlin, 17. Oktober 1914.

Die vereinigten Ausschüsse des Bundesrats für Zoll⸗ und Steuerwesen und für Justizwesen sowie der Ausschuß für Zoll⸗ und Steuerwesen hielten heute Sitzungen.

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Kriegsanleihe und Reichsschuldbuch.

Die Beliebtheit des Reichsschuldbbuchs kommt in der großen Zahl der Kriegsanleihezeichnungen mit Schuldbucheintragung zum Ausdruck. Diese betragen 1 200 000 000 mit 130 000 Konten. Damit die nächsten Aprilzinsen inner⸗ halb der gesetzlich vorgeschriebenen Frist (17. März bis 8. April) gezahlt werden können, muß diese Eintragungs⸗ arbeit bis Mitte Februar 1915 erledigt, die Eintragung der 130 000 Konten also in 4 Monaten erfolgt sein. Um zu erkennen, welche außerordentliche Arbeit der Schuldbuchbehörde hierbei innerhalb weniger Monate obliegt, genügt der Hinweis darauf, daß seit Gründung des Reichsschuldbuches im Jahre 1891 bis Anfang 1914 im ganzen 29 039 Konten eingetragen worden sind. Innerhalb 24 Jahren sind also rund 29 000 Konten eingetragen worden und jetzt sind innerhalb 4 Monaten 130 000 Konten zu buchen. Hierzu kommen die laufenden Ge⸗ schäfte und vor allem der sehr erschwerende Umstand, daß ein volles Drittel der beteiligten Beamten im Felde steht. Das Publikum kann bei Schuldbucheintragungen diese Arbeit erleichtern, wenn es folgendes berücksichtigt: 1) Die Antragsformulare sind genau nach den darin gestellten ragen vollständig und recht deutlich auszufüllen. (Angabe des tandes oder Berufs, Familiennamens bei Frauen nicht zu vergessen und die Vermerke auf Seite 3 des Formulars zu beachten.) 8 ) Firmen usw. sind genau nach den gerichtlichen Registern zu ezeichnen.

1 3) Satzungen, wo solche z. B. bei Sparkassen vorhanden sind, sind mit einzureichen.

4) Bei Vermögensmassen ohne juristische Persönlichkeit ist die Behörde anzugeben, welche etwa die Vermwaltung der Masse führt oder hesaff

5) Bei Mündelvermögen ist auf die gleichzeitige Eintragung eines Beschränkungsvermerks zugunsten des Vormundschaftsgerichts gemäß § 1816 B. G.⸗B. Bedacht zu nehmen und das letztere genau zu bezeichnen.

6) Anfragen bei der Schuldbuchbehörde über die erfolgte Ein⸗ tragung sind zu vermeiden, da sie eine Antwort erheischen und damtt die Arbeit vermehren.

Im eigenen Interesse der Gläubiger empfiehlt es sich, die Anträge auch wenn sie von anderer Seite, z. B. von einer Zeichnungsstelle gestellt werden mit zu unterschreiben. Es wird dadurch eine spätere Legitimationsführung erleichterrt.

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Nachdem ganz Belgien von deutschen Truppen besetzt worden und es der deutschen Verwaltung gelungen ist, nach den Kriegswirren wieder geordnete Verhältnisse herzustellen, macht sich bei den aus Belgien geflüchteten Einwohnern der begreifliche Wunsch bemerkbar, in die Heimat zurückzukehren und dort die friedliche Arbeit wieder aufzunehmen. Dieser Wunsch wird beim deutschen General⸗ gouvernement kräftige Unterstützung finden. Da aber der Bahnbetrieb in Belgien sich bisher nur auf Militärzüge er⸗ streckt, wäre es falsch, auf gut Glück hin die Rückfahrt anzu⸗ treten. Alle Personen, die nach Belgien zurückkehren wollen, werden daher gut tun, sich an die Beratungsstelle für deutsche Flüchtlinge aus Belgien in Cöln, Regierungsgebäude, Zeughausstraße, zu wenden, die im Einvernehmen mit den zuständigen Eisen⸗ bahnbehörden und dem Generalgouvernement in Belgien die Rück⸗ leitung der Flüchtigen in die Hand genommen hat. Jeder Anfragende erhält an dieser Stelle bereitwillig Auskunft, ob für den in Betracht kommenden Teil Belgiens die Rückkehr bereits zulässig und erwünscht ist und wie er sein Ziel am besten erreicht. 8 8

Wie bereits durch die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung“ bekanntgegeben worden ist, hat sich im Einvernehmen mit den zuständigen Reichsämtern und im Anschluß an die Tätigkeit des Deutschen Werkbundes in Berlin eine Organisation gebildet, die nunmehr als für Auslandsdienst“

tätig ist. Der Zweck einer solchen Zentralisierung ist: den zahlreichen Bestrebungen zur Bekämpfung der über uns im neutralen Ausland verbreiteten Lügen und Verleumdungen eine einheitliche Regelung und Ausgestaltung zu sichern. Dies erschien umsomehr geboten, als dadurch nicht nur eine Zersplitterung und Kräfteverschwendung verhütet, sondern auch eine Planmäßigkeit im Versand von Druckschriften erzielt wird. Im Sinne einer gedeihlichen Zu⸗ sammenfassung aller Kräfte zum gleichen Zwecke, dessen Wichtig⸗ keit nicht hoch genug eingeschätzt werden kann, ladet die Berliner Zentralstelle (Wilhelmstraße 62) daher alle Einzel⸗ organisationen in besonderer Würdigung ihrer bisherigen Tätigkeit ein, sich zur Förderung der gemeinsamen vater⸗ 1n. Aufgabe mit der Zentralorganisation in Verbindung

1“

Für die Zuverlässigkeit der amtlichen fran⸗ zösischen Berichterstattung bringt das „W. T. B.“ als Beispiel die folgende amtliche Mitteilung der französischen Regierung vom 12. Oktober d. J. und bemerkt dazu:

„Auf unserem rechten Flügel in den Vogesen machte der Feind einen nächtlichen Angriff in der Gegend nördlich von St Dié. Er wurde aber zurückgeschlagen.“

Ein neuer Sieg über die Deutschen wurde somit zur Kenntnis des französischen Volkes gebracht. Wie sah es nun in Wirklichkeit mit diesem Siege aus? Am 10. Oktober war Antwerpen gefallen. Diese Siegesbotschaft hatte bis zum Abend des 11. Oktober ihren Weg in die vordersten Linien unserer Truppen gefunden und wurde dort selbstverständlich mit einem donnernden Hurra begrüßt. Auf dieses Hurra hin setzte auf der ganzen französischen, etwa 27 km langen Front ein äußerst heftiges, aber unschädliches Geschütz⸗ und Gewehrfeuer ein, das etwa eine halbe Stunde andauerte. So sah in Wahrheit der „amtlich“ verkündete Sieg von St. Dié aus.

Ein Beispiel ferner dafür, wie unsere Feinde aus begreif⸗ licher Furcht vor der Wahrheit selbst solche Meldungen mund⸗

nehmen, chreiben: „Die deutsche Presse schlägt ein eigenartiges Verfahren ein, um ihren Nachrichten aus Rußland und England den Charakter der größeren Glaubwürdigkeit zu verleihen. Sie läßt russische und eng- Uüche Blätter Dinge sagen, die in diesen Blättern niemals gestanden aben.“ 8 Es wird hinzugefügt, daß es um Deutschland sehr schlecht bestellt sein müsse, wenn unsere Presse zu solchen Mitteln greife. Wenn dieser Vorwurf wider besseres Wissen erhoben ist, können wir ihn mit Verachtung strafen. Beruht er auf gutem Glauben, so beweist er nur, daß unsere Feinde ihre eigenen Blätter sehr oberflächlich lesen. Bei der immer von neuem erwiesenen Unglaubwürdigkeit ihres Inhalts kann man das allerdings recht gut verstehen. 88 8 Der heutigen Nummer des „Reichs⸗ und Staatsanzeigers”“ liegen die Ausgaben 114, 115, 116 und 117 der Deutschen Verlustlisten bei. Sie enthalten die 53. Verlustliste der preußischen Armee, die 28. Verlustliste der bayerischen

Armee, die 33. Verlustliste der sächsischen Armee und b die 37. Verlustliste der württembergischen Armee. 1b

Oesterreich⸗Ungarn.

Um den noch immer sich mehrenden Ansprüchen an die Wehrmacht entsprechen zu können, und um einen möglichst großen Bestand von ausgebildeten Wehrfähigen zu schaffen, wird nunmehr die Musterung der Landsturmpflichtigen ersten Aufgebots in Aussicht genommen, die ergeben soll, ob die Betreffenden derzeit wehrfähig, d. i. zum Landsturm⸗ dienste mit der Waffe geeignet erscheinen. Die Musterung wird sich also mit wenigen Ausnahmen grundsätzlich auf die in den Jahren 1878 bis 1890 geborenen Landsturmpflichtigen erstrecken, die bis einschließlich 1913 bei der Stellung oder Ueberprüfung als waffenunfähig befunden oder im Wege der Nachprüfung

merie ausgeschieden worden sind. Nach einer amtlichen Meldung aus dem Kriegspresse⸗

Vorgehen der russischen Truppen gegenüber der einheimischen Bevölkerung zu überzeugen. Alle Ort⸗ schaften der Strecke bieten ein Bild ärgster Verwüstung.

In Dembica wurde ein Teil der Stadt eingeäsch ri; da Schloß

weigerte, das ihr anvertraute Eigentum widerstandslos der Plün⸗ derung preiszugeben, vollkommen ausgeraubt, im Umkreise mit Petroleum begossen und angezündet. Alle Perrenhäuser bieten ein trauriges Bild der Verwüstung. Die meisten Möbel sind zerschlagen, die Spiegel mutwillig zerbrochen, die Matratzen zerfetzt, kostbare Ge⸗ mälde zerschnitten und der Boden bedeckt mit Bergen von Fetzen, Papieren und Scherben. Hie russischen Soldaten gingen in den von hnen besetzten Orten nach dem gletchen offenbar von vornherein hefohlenen System vor, das mit eine ehr’ichen geordneten soldatischen Kampfesweise nichts gemein hat, sich vielmehr als ein unter dem Deckmantel militärischen Vorgehens unternommener Raubzug darstellt. Die Bewohner wurden auf der Straße einer Leive durchsuchung unterzogen und es wurde ihnen alles, was irgend einen Wert hatte, abgenommen. Zu acht bis zehn Mann drangen die Kosaken in die Läden und Wohnungen ein und packten unter Vorhaltung von Revolvern Kleider, Pelze, Wäsche und

sodann mit den Offizieren geteilt. In dem Spital in Rzeszow wurden an zwanzig erkrankte österreichische und ungarische Soldaten aus den Betten gejagt, ein Beweis dafür, daß selbst den Kranken

wurde. In vereinzelten Fällen wurden Waren und Lebensmittel be⸗ zahlt. Meistens kam der Verkäufer aber nicht auf seine Rech⸗ nung, da er die Quittung über den richtigen Empfang der Geldsumme ausstellen mußte, ohne den bestätigten Betrag zu erhalten. Wurde tatsächlich gezahlt, so war dank des hin⸗

stimmt war, der Preis auf ein Minimum herabgedrückt. Auch Ver⸗ käufe wurden von russischen Soldaten durchgeführt. Namentlich geraubte Kühe wurden den Bauern der Nachbarorte um einen Spottl⸗ preis zum Kaufe angeboten. War der Preis bezahlt, so erklärte der Verkäufer, daß er sich die Sache überlegt hätte, und zog mit der Kuh und dem Gelde davon. Besonders zu erwähnen ist, daß, wie aus einzelnen Bezirken gemeldet wurde, Frauen und Mädchen vergewaltigt wurden.

Ueber die gestrige Vernehmung der Angeklagten in dem Hochverratsprozeß Princip und Genossen berichtet

das „W. T. B.“, wie folgt:

Der Anaeklagte Vaso Cubrilovic gab im Verhör an, er habe von der persönlichen Beteiligung an dem Anschlag, bei dem auch ihm

’” von Hohenberg, die er nicht habe töten wollen, abgesehen. er Angeklagte Cvjetko Popovtc, der Hörer einer Lehrer⸗ vorbereitungsanstalt war, sagt aus, daß er von Vaso Cubrilovic zur Teilnahme an dem Attentat aufgefordert worden sei und von Ilitsch den Revolver erhalten habe. Im entscheidenden Augenblick habe ihm jedoch der Mut gefehlt. Auf die an Cabrinovic, ob irgend eine Person unmittelbar auf ihn ein⸗

alles mit sich ins Grab nehmen. Der Angeklagte Weljko Cupri⸗ loviec gibt eine ausführliche Schilderung seiner Beztehungen zu den übrigen Verschwörern, aus denen hervorgeht, daß er als Kommissar der Belgrader Narodna Obrana in Bosnien kätig und um die Gründung von Sokol⸗ und Antialkoholvereinen in Bosnien und der Her ateng eifrig bemüht war, Vereinen, die sämtlich den gleichen ochverräterischen Zielen dienten wite die Narodna Obrana. Die Teilnahme der Belgrader amtlichen Kreise an der revolutionären Propaganda in Bosnien steht nach den genauen Angaben des Ange⸗ klagten unwiderleglich fest, ebenso die unft der Bomben und Waffen aus serbischer Quelle.

Frankreich.

Der Präsident Poincaré hat ein Dekret unterzeichnet, das den Einfuhrzoll auf frisches Fleisch aufhebt. Die Zölle können durch ein neues Dekret wieder eingeführt werden, doch unterliegen dann, wie „W. T. B.“ meldet, alle vor der Veröffentlichung des Wiedereinführungsdekrets für Frankreich ausgeführten Sendungen den Bestimmungen des

Rnußland.

Nach dem „Svenska Dagbladet“ ist in Fi den Generalgouverneur die Zensur auch des Briefwechsels eingeführt worden. Seit Verkündigung des Kriegszustandes haben nicht nur die Militärbehörden, sondern

tot zu machen suchen, die wir ihren eigenen Blättern ent⸗

auch die russischen Gendarmen tatsächlich ebenso unbegrenzte Rechte, wie in Rußland sellssst. 18

bieten verschiedene russische Zeitungen, die

aus dem gemeinsamen Heere, der Landwehr oder der Gendar⸗ 8

quartier hatten die österreichisch⸗ungarischen Truppen, die auf Tarnow über Rzeszow vorrückten, Gelegenheit, sich von dem allen militärischen Begriffen hohnsprechenden barbarischen

Zawada wurde, da die einzige mit der Aufsicht betraute Person sich

Einrichtungsgegenstände in mitgebrachte Säcke. Der Inhalt wurde 8

gegenüber das einfachste Gefühl der Menschlichkeit nicht beobachtet

aufgeschraubten Kurses des Rubels, der mit 3 Kronen 30 Heller be-

eine bestimmte Rolle zugewiesen war, wegen der Anwesenheit der

Frage des Verteidigers

wirkte, damit er den Anschlag ausführe, erklärt dieser, er werde

Der Minister des Aeußern Marchese di San Giuliano,

der seit einigen Tagen schwer erkrankt war, ist gestern achmittag gegen 2 ½ Uhr gestorben. Das gesamte diplo⸗ matische Korps und eine große Zahl von hervor⸗

ragenden Persönlichkeiten haben sich aus Anlaß des Todes des Ministers auf der Consulta 85 Teilnahmebezeugung

eingeschrieben. Der König und die Minister sandten Beileids⸗ bezeugungen an die Familie. Die Blätter veröffentlichen lange Gedächtnisartikel, in denen sie das politische Werk des Ver⸗ storbenen besprechen und seine hingebende Tätigkeit und seine glühende Vaterlandsliebe hervorheben.

„Wie die römischen Blätter melden, wird der Minister⸗ präsident Salandra einstweilig das Ministerium der Aus⸗ wärtigen Angelegenheiten übernehmwen.

8

Niederlande.

La9 der Flüchtlinge aus dem nordwestlichen Belgien, die durch luis kamen, wird nach dem „Nieuwe Rotterdamschen Courant“ auf 60 000 geschätzt. Ihr Zustand ist unbeschreiblich; es gibt für sie keine Unterkunft, sodaß viele die Nacht auf der Straße zubringen mußten. Es herrscht Mangel an Nahrungs⸗ mitteln. Alle Bauernwagen sind aufgeboten, um Leute nach Breskens zu bringen, aber auch dort ist alles voll. 8

„Der Stellvertreter des Generalissimus der Armee ver⸗ öffentlicht laut Meldung des „W. T. B.“ folgende Bekannt⸗ machung:

Soeben ist festgestellt, daß unter der Bevölkerung lügenhafte Gerüchte, wie, daß ein türkischer Kreuzer versenkt und Truppen in Midia gelandet worden seien, verbreitet sind. Die Kaiserliche Regie⸗ rung hat, obgleich sie neutral ist, alles, was zur Verteidigung und zum Schutze des Landes notwendig ist, getan. Es sind die nötigen Anordnungen getroffen, damit die Bepölkerung sich durch derartige böswillige Gerüchte nicht täuschen lasse, und es ist die Verfolgung derjenigen verfügt, die solche Geschichten erfinden, sowie derjenigen, die sie weitererzählen. Jeder Ottomane hat im Interesse des Vater⸗ landes die Pflicht, der Regierung die Verbreiter falscher Nachrichten unverzüglich anzuzeigen.

Rumänien.

Die Berichte über die Beisetzung des Königs Carol in Curtea de Argesch schildern den gewaltigen Eindruck, den die spontane Beteiligung von mehr als 30 000 Menschen an den Beisetzungsfeierlichkeiten machte, zu der keine Einladungen ergangen waren. In dieser Beteiligung kam zum Ausdruck, in wie erhebender Weise der verstorbene König die Verehrung des rumänischen Volkes genoß, dessen Vertreter aus allen Teilen des Landes herbeigeeilt waren, um der sterblichen Hülle des Königs die letzten Ehren zu erweisen. Kranzspenden waren auch vom Deutschen Kaiser, den Königen von Sachsen und Bayern, dem Großherzog und der Großherzogin von Baden sowie von sämtlichen Regimentern, deren Inhaber der Verstorbene war, eingetroffen. Entsprechend dem nationalen Charakter der Feier blieben ihr das diplomatische Korps und die Sondergesandten fern, die eingetroffen waren, bevor der Wunsch König Ferdinands übermittelt worden war, daß keine besonderen Abordnungen entsandt werden möchten. 1t

Um das Andenken des Königs Carol zu ehren, hat sich ein aus Damen und Herren bestehender Ausschuß gebildet, dessen Zweck nach einer Meldung des „W. T. B.“ die Gründung einer Gesellschaft ist, die für die Verbreitung aller Ideen kämpfen soll, die der verstorbene König vertreten und als v Kapital dem Lande in seinem Testament hinter⸗ assen hat.

Nach Informationen der offiziösen „Vittorul“ hat die

rumänische Regierung beschlossen, allen für die Ausfuhr be⸗

stimmten Eisenbahnwagen, die am 3. Oktober bereits verladen waren, den Austritt aus dem Lande zu gestatten. Ebenso wird auch die Ausfuhr des an diesem Tage auf Schiffe ver⸗ lad enen Getreides erlaubt. Infolge dieses Zugeständnisses der Regierung werden demnächst 3000 Wagenladungen Getreide ausgeführt werden.

Aus dem bisherigen Ergebnis der Untersuchung in Sachen des Attentats auf die Brüder Buxton, die sich außer Lebensgefahr befinden, geht laut Meldung des „W“ hervor, daß der Täter die Brüder schon in Sofia verfolgt hat und ihnen dann nach Bukarest nachgereist ist. Er erklärt, keine Mitschuldigen zu besitzen, und die Untersuchung hat bisher auch keine sicheren Anzeichen dafür ergeben, daß der Täter Mitschuldige hat. Als ihn der Staatsanwalt fragte, warum er die Tat gerade in Rumänien verübt habe, antwortete der Verhaftete, daß sich ihm hier die günstigste Gelegenheit dazu bot. „Er bedauere, daß es gerade in Rumänien geschah, das er sehr liebe. Die Verantwortung trage er allein. Man nimmt an, daß der Täter den Anschlag deswegen in Rumänien verübt hat, weil Rumänien die Todesstrafe nicht kennt.

. Amerika.

Nach einer Meldung des „W. T. B.“ aus Washington hat der stellvertretende Staatssekretär in Beantwortung von Anfragen erklärt, die Bürger der Vereinigten Staaten sollten auf eigene Gefahr nach Belieben alles, selbst Konterbande, an die Kriegführenden verkaufen. Es sei Sache der fremden Völker, solche Verschiffungen für die Feinde zu verhindern, nicht aber Pflicht der Neutralen, solchen Verschiffungen vorzubeugen.

Ein Abkommen zwischen Schweden und den Vereinigten Staaten, betreffend die Verweisung von

treitigkeiten zur Untersuchung an eine inter⸗ nationale Kommission, ist vorgestern in Washington unterzeichnet worden. Das Abkommen ist abgefaßt in Ueber⸗ einstimmung mit den Verträgen, die bereits früher zwischen den Vereinigten Staaten und verschiedenen anderen Ländern, darunter Dänemark, Norwegen, Frankreich, Italien, Portugal, Schweiz und England, abgeschlossen worden sind. Der mexikanische General Carranza verzichtet der enntfurter Zeitung“ sufolge auf die Präsidentschaft von Mexiko und schlägt vor, den General Villa Real zum Präsi⸗ denten zu ernennen, der unter Carranza Gouverneur von Nuevo Leon war. Dieser dürfte demnach vorläufiger Präsident werden.

Asien.

Nach Na hrichten, die der Feüereree chaft zugekommen sind, ist die Schantungbahn von den Ja⸗ panern besetzt; offenbar vor der Besetzung sind eine große Anzahl Lokomotiven anscheinend durch Herausnahme wich⸗ tiger Teile betriebsunbrauchbar gemacht und sämtliche Berg⸗ werksschächte unter Wasser gesetzt worden. Die Beamten und

Familien, erstere soweit sie nicht zur Fahne einberufen sind, efinden sich in der Zahl von 106 Personen an einem neutralen Platze in Sicherheit.

Kriegsnachrichten.

Westlicher Kriegsschauplatz.

Großes Hauptquartier, 17. Oktober, Vormittags. (W. T. B.) In Brügge und Ostende ist reichliches Kriegsmaterial erbeutet, unter anderem eine große Zahl Infanteriegewehre mit Munition und zweihundert gebrauchs⸗ fähige Lokomotiven.

Vom französischen Kriegsschauplatz sind wesent⸗ liche Ereignisse nicht zu melden. 86 8 f

1 Oestlicher Kriegsschauplatz.

Großes Hauptquartier, 17. Oktober, Vormittags. (W. T. B.) Im Gouvernement Suwalki haben sich die Russen am gestrigen Tage ruhig verhalten. Die Zahl der bei Schirwindt eingebrachten Gefangenen hat sich auf 4000 erhöht, ebenso sind noch einige Geschütze genommen worden.

Die Kämpfe bei und südlich Warschau dauern fort.

Wien, 16. Oktober. (W. T. B.) Amtlich wird ver⸗ lautbart: Die Kämpfe an unserer ganzen Front von Stary —Sambor bis zur Sanmündung dauerten auch heeag an. In der Marmaros nahmen die den Feind ver⸗ olgenden eigenen Abteilungen Raho in Besitz. Im Tale der Schwarzen Bystryca ziehen sich die Russen, von unseren Truppen bei Rafailowa geschlagen, gegen Zielona zurück.

Deer Stellvertreter des Chefs des Generalstabs: X“

Der Krieg zur See.

Berlin, 17. Oktober. (W. T. B.) Aus London wird amtlich unter dem 16. d. M. gemeldet: Am 15. Oktober Nachmittags wurde der englische Kreuzer „Hawke“ in der nördlichen Nordsee durch den Torpedo⸗ schuß eines Unterseebootes zum Sinken gebracht. Ein Offizier, 49 Mann sind gerettet und in Aberdeen ge⸗ landet. Etwa 350 werden vermißt. Zu gleicher Zeit wurde der Kreuzer „Theseus“ angegriffen, aber ohne Erfolg.

Wie dem „W. T. B.“ von amtlicher Stelle mitgeteilt wird, liegt eine Bestätigung der Nachricht deutscherseits nicht vor.

Der geschützte Kreuzer „Hawte“ stammt aus dem Jahre 1891, hat eine Wasserverdrängung von etwa 7600 Tonnen, eine Bestückung von zwei 23,4 zehn 15 2 und zwöf 5,7 cm⸗Geschützen, also fast die gleiche, wie die Abukirklasse. Die Maschinenstärke beträgt etwa 13 000 Pferde, die Geschwindigkeit etwa 20 Meilen, die Besatzung nach dem Friedensetat 550 Mann. 8

Statistik und Volkswirtschaft.

Ueber den Wert der Laubenkolonien

(Familiengärten) für die großstädtische Bevölkerung Anhaltspunkte zu gewinnen, ist nicht leicht, weil der Ertrag dieses (Gartenbaues meistens von der Familie verbraucht wird und nicht auf den Markt gelangt. An der Hand einer vom Verband der Laubenkolonisten Gro Berlins aufgenommenen Statistik hat aber die D. T.⸗Ztg.“ sich ein Bild von dem wirtschaftlichen Ertrag der. Groß Berliner Laubenkolonien gemacht, und sie bemerkt dazu folgendes: „Die Zahl der Laubenkolonisten beziffert sich in Groß Berlin au ungefähr 45 000, die eine Fläche von etwa 1400 ha laas setfetn ftian bestellen. Es kann allerdinas nicht behauptet werden, daß es sich infolge der größtenteils recht hohen Pachtpreise um eine rentable Ausnutzung des bearbeiteten Bodens handelt. Welch großen Wert aber die Laubenkolonien für die Fleischversorgung in der jetzigen Zeit haben, das zeigt die vom Verband der Lauben⸗ kolonisten aufgenommene Statistik. So wurden nach der jetzt vor⸗ genommenen Zählung festgestellt: 237 264 Hühner, 134 064 Tauben, 7440 Gänse, 18 960 Enten, 64 848 Kaninchen, 2976 Ziegen und 336 Puten. Dieser Ertrag kommt jetzt, wo durch den Krieg der Volks. ernährung Schwierigkeiten entstehen, so recht zur Geltung. Der Verband der Laubenkolonisten und die ihm angegliederte Berliner Landpachtgenossenschaft richten deshalb ihr Augen⸗ merk darauf, diese Erträgnisse noch zu erhöhen. Er hat beschlossen, die von ihm gepacht ten, rund 200 Morgen betragenden Fretländereien sofort zu beackern und der Allgemeinbeit zur Verfügung zu stellen. Gleichzeitig aber wendet er sich an die städti⸗ schen Behörden und privaten Besitzer von Fretländereien mit der Bitte, die letzteren während des Krieges zur landwirtschaftlichen Nutzung möglichst umsonst zu überlassen; er erbietet sich auch, die von ihm gesammelten Erfahrungen in den Dienst der Allgemeinheit zu stellen. Auskunft erteilt die Geschäftsstelle, Neukölln, Reuterstraße 34, Telephon 1990.“

(Weitere „Statistische Nachrichten“ s. i. d. Ersten Beilage.)

Wohlfahrtspflege.

Arbeitsgelegenheit in der Bodenverbesserung

erstrebt das b ayerische Staatsministerium des Innern. Unterm 7. Oktober wendet es sich mit folgender Bekanntmachung an die ihm unterstellten Behörden: „In der jetzigen Zeit, in der veele gewerb⸗ liche Betriebe eingeschränkt werden müssen, ist es dringend ge⸗ boten, möglichst viel Arbeitsgelegenheit zu schaffen, und es haben deshalb sowohl die Staatsbehörden wie die Stadt⸗ verwaltungen Vorsorge getroffen, um auch durch Ausführung von Arbeiten, die nicht vordringlicher Natur sind, für eine möglichst Pehe Zahl von Arbeitern eine Verdienstgelegenheit zu eröffnen.

iese Bestrebungen können auch unterstützt werden von Gemeinden, welche Bodenverbesserungen durchführen lassen wollen, und von Kulturgenossenschaften, für die fertig ausgearbeitete Projekte vor⸗ liegen oder in Vorbereitung sind, die aber die Arbeiten bisher wegen der Schwierigkeit der Geldbeschaffung noch nicht in Angriff ge⸗ nommen haben. Um das zu ermöglichen, hat die Verwaltung der Landes⸗Hagelversicherungsanstalt mit Zustimmung des Landesausschusses beschlossen, Anstaltsmittel, die gegen Ende des laufenden Versicherungsjahres flüssig werden, vorerst dem land⸗ wirtschaftlichen Kriegskreditbedürfnisse, und zwar für Zweche der Seenberesgrung dienstbar zu machen. Das Vorgehen ist dabei in der Weise in Aussicht genommen, daß die Landes⸗Hagelversiche⸗ rungsanstalt vierprozentige Landeskulturrentenscheine, die von Ge⸗ meinden oder Kulturgenossenschaften zur Ausführung von Boden⸗

zu *o des Nennwertes abkauft oder belehnt. Im Falle des Kaufes soll dem Verkäufer zwei Jahre lang das Recht zustehen, jederzeit zu verlangen, daß die Landes⸗Hagelversiche⸗ rungsanstalt ihm entweder die Landeskulturrentenscheine um 9⁄½10 des Nennwertes zurückverkauft oder ihm den nach dem Münchener Börsen⸗ kurs sich berechnenden Mehrwert vergütet. Hiergegen soll die Landes⸗ Hagelversicherungsanstalt im dritten Jahre jederzeit verlangen können, daß der Verkäufer entweder die Landeskulturrentenscheine um ⁄% des Nennwertes zurückkauft oder ihr den nach dem Münchener Börsenkurs sich berechnenden Minderwert vergütet. Im Falle der Belehnung sind die Darlehen zu 5 % zu verzinsen und am 1. Oktober 1915 zurück⸗ zuzahlen. Mitglieder der Landes⸗Hagelversicherungsanstalt und anstalts⸗ treue Gemeinden bezw. Kulturgenossenschaften in solchen Gemeinden wird die Anstaltsverwaltung in erster Linse berücksichtigen. Durch dieses Entgegenkommen der Landes⸗Hagelversicherungsanstalt ist die Geld⸗ beschaffung für die Ausführung von Kulturunternehmungen ganz wesentlich erleichtert, und es darf erwartet werden, daß die Gemeinden und Kulturgenossenschaften von dieser Möglichkeit recht ausgiebigen Gebrauch machen. Gesuche sind durch Vermittlung der Distrikts⸗ v. bei der Königlichen Versicherungskam 1

Der Nationalstiftung für die Hinterbliebenen der im Kriege Gefallenen (Berlin NW. 40, Alsenstraße 11) sind an weiteren Spenden u. a. überwiesen worden von der Aktiengesell⸗ schaft für Bergbau und Hüttenbetrieb „Phönix“ in Hörde (Westf.) 10 000 ℳ, von Elektrizitätswerken, A.⸗G., in Berlin 5000 ℳ, von der G. m. b. H. Scherl in Berlin 3000 ℳ, hes I“ deutscher Nietenfabrikanten in Düsseldorf ebenfalls

Der Berliner Bürgermeister Dr. Reicke hat, wie dem „W. T. B“ aus Wien ber chtet wird, dem dortigen Bürgermeister Weiskirchner mitgeteilt, daß der Berliner Magistrat zur Unterstützung der in Berlin wohnenden Angehörigen der österreichisch⸗ ungarischen Wehrpflichtigen 40 000 dem österreichisch⸗ ungarischen Hilfsverein in Berlin überwiesen hat. Nachdem Bürger⸗ meister Weiskuchner unter lebhaftem Beifall im Wiener Stadt⸗ rate hiervon Mitteilung gemacht hatte, beschloß dieser, in gleicher Treue der in Wien wohnenden Reichsdeutschen zu gedenken und dem deutschen Hilfsverein in Wien zur Unterstützung von in Not geratenen reichsdeutschen Staatsbürgern 40 000 Kronen zu

JFüberweisen.

Nach einer Meldung des „W. T. B.“ aus Budapest trafen dort gestern die für Ungarn bestimmten Hilfskräfte des Roten Kreuzes der Vereinigten Staaten von Amerika zur Pflege der im Kriege Verwundeten am Bahnhof ein. Die amerikanische Sanitätsabteilung, bestehend aus Aerzten und Pflegerinnen, unter Führung Karl Macdonalds, wurde von dem Staatzsekretär Baron Perenvi in Vertretung der Regierung begrüßt. Zum Empfange waren der Bürgermeister Barczy, der amerikanische Konsul Feldmarschall⸗ leutnant Kirchner und zablreiche Mitaglieder des ungarischen Roten Kreuzes erschienen. Die amerikanische Hilfsabteilung wird ihre Täͤtig⸗ nech in einem vom Roten Kreugz eingerichteten Hospital demnächst eröffne

Kunst und Wissenschaft.

Die Universitäten des Deutschen Reiches haben an ““ des Auslandes dee nachstehende Verwahrung erlassen:

Der Feldzug systematischer Lüge und Verleumdung, der schon seit Jahren gegen das deutsche Volk und das Deutsche Reich von ihren Gegnern geführt wurde, hat seit Ausbruch des Kaieges alles über⸗ troffen, was man selbst der gewissenlosesten Presse zugetraut haben würde Soweit es sich dabei um Dinge handelt, die unserm Kaiser und seiner Regierung zur Last gelegt werden, ist die Abwehr Sache der berufenen Stellen. Sie ist erfolgt, gestützt auf schlagende Be⸗ weise. Wer die Wahrheit kennen will, kann sie erfahren, und wir vertrauen, daß sie sich Bahn brechen wird. Wenn wir aber mit an⸗ sehen sollen, daß die neidische Bosheit unserer Feinde sich nicht schämt, unser Heer und in ihm unser garzes Volk barbarischer Grausamkeit und sinnloser Zerstörungswut zu beschuldigen, und daß sie damit auch im neutralen Ausland und dort, wo man uns sonst wohlgesinnt ist, einen gewissen Glauben zu finden scheint, so fühlen wir, denen die Pflege menschlicher Bildung in unserem Vaterland vorzugsweise an⸗ vertraut ist, uns verpflichtet, aus der Zurückhaltung, die uns Beruf und Stellung auferlegen, mit einer lauten Verwahrung hervorzutreten. Darum wenden wir uns jetzt an die Körperschaften, mit denen wir uns bisher in gemeinsamer Arbeit für die höchsten Ideale der Menschbeit verbunden wußten und mit denen wir auch in dieser Zeit, da Haß und Leidenschaft die Wett beherrschen und die Geister verwirren, emes Sinnes zu bleiben hoffen im gleichen Dienste der Wahrheit. Wir wenden uns an sie im zuversichtlichen Vertrauen, daß unsere Stimme Gehör und der Ausdruck unserer ehrlichen Entrüstung Glauben finden wird. Wir legen außerdem Berufung ein an die Wahrheitsliebe und Gerechtigkeit der vielen Tausende in der anzen Welt, die als gern gesehene Gäste in unseren Lehranstalten

eilhaber geworden sind an dem Erbe deutscher Kultur, und die dabei Gelegenheit hatten, das deutsche Volk in der Arbeit des Friedens zu sehen und kennen zu lernen, mit seinem Fleiß und seiner Rechtlich⸗ keit, seinem Sinn für Ordnung und Zucht, seiner tiefen Achrung vor aller geistigen Arbeit und seiner innigen Liebe zu Wisse schaft und Kunst. Euch alle, die Ihr wißt, daß unser Heer kein Söldnerheer ist, daß es die 88— Nation vom ersten bis zum letzten umfaßt, daß es von den besten Söhnen des Landes geführt wird, und daß auch zu dieser Stunde in seinen Reihen Tausende aus unserer Mitte, Lehrer wie Schüler, als Offiziere und Soldaten auf russischen und französischen Schlachtfeldern für ihr Vaterland bluten und fallen; Euch, die Ihr selbst S. und gesehen habt, in welchem Geiste und mit welchem Erfolge ei uns die Jugend unterrichtet und erzogen wird, und daß ihr nichts so tief eingepräat ist, wie Achtung und Bewunde⸗ für die Schöpfu gen menschlichen Geistes in Kunst, Wissen⸗ schaft und Technik, wes Landes und Volkes sie immer sein mögen; Euch, die Ihr alles das wift, rufen wir zu Zeugen auf, ob es wahr sein kann, was unsere Feinde erzäblen, daß das deutsche Heer eine Horde von Barbaren und eine Bande von Mordbrennern sei, die ihre Lust darin finden, wehrlose Ortschaften dem Erdboden gleich zu machen und ehrwürdige Denkmäler der Kunst und Geschichte zu zerstören Wenn Ihr der Wahrheit die Ehre geben wollt, so werdet Ihr mit uns der festen Ueberzeugung sein, daß die deutschen Truppen, wo immer sie zu Zerstörungen schreiten mußten, dies nur getan haben können in der bittern Notwehr des Kampfes. Alle die aber, zu denen die verleumderischen Berichte unserer Feinde dringen, und die von der Leidenschaft noch nicht ganz verblendet sind, beschwören wir im Namen der Wahrheit und Gerechtigkeit, daß sie solchen Beschimpfungen des deutschen Volkes ihr Ohr verschließen und sich ihr Urteil nicht von denen vorschreiben lassen, die immer aufs neue beweisen, daß sie darch die Lüge zu siegen hoffen. Wenn nun in diesem furchtbaren Kriege das Werk der Zerstörung größer sein sollte als in früheren Kriegen, und mancher kost⸗ bare Wert der Kultur der Vernichtung anheimfällt, so lastet die Verantwortung dafür ungeteilt ouf denen, die sich nicht damit begnügen wollten, diesen ruchlosen Krieg zu entfesseln,. nein, die auch davor nicht zurückschreckten, der friedlichen Bevölkerung zu heim⸗ tückischem Ueberfall Mordwaffen gegen unsere auf den Kriegsbrauch aller gesitteten Völker vertrauenden Truppen in die Hand zu drücken Sie allein trifft die Schuld an allem, was hier geschieht; sie wird auch für den bleibenden Schaden, den die Kultur dabei erleidet, der Fluch der Geschichte treffen. .

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kulturunternehmungen erworben werden, diesen Körperschaften