Obwohl aus dem Osten stammend, wußte er der Eigenart der Provinz Hessen⸗Nassau mit ihrem aus dem vormaligen Kurhessen, aus Nassau, aus bayerischen und landgräflich⸗ hessischen Gebietsteilen und aus der vormals freien Stadt Frankfurt zusammengesetzten Gebiet durch zarte Rücksichtnahme auf historisch gewordene Verhältnisse gerecht zu werden. In seiner Heimatprovinz Schlesien war von ihm vor allem die große Aufgabe zu lösen, das von einer verheeren⸗ den Hochwasserflut heimgesuchte Odertal wiederaufzubauen und vor ähnlichen Katastrophen zu bewahren. Das „Odergesetz“, welches 60 Millionen Mark für dies große Kulturwerk zur Verfügung stellte, ist seine Schöpfung. Die gesamten Hochwasser⸗, Deich⸗ und Vorflutverhältnisse im Odertal von der österreichischen Grenze bis nach Pommern wurden geregelt und die wilden Naturkräfte in geordnete Bahnen ge⸗ zwungen.
So konnte Graf Zedlitz bei seinem Uebertritt in den Ruhe⸗ stand auf eine reich gesegnete Lebensarbeit zurückblicken. Mit ihm ist ein Mann aus dem Leben geschieden, der ein wahrer Christ, ein treuer Diener seines Königs und von tiefer Vaterlandsliebe beseelt war, eine charakterfeste und ritter⸗ liche Persönlichkeit, die, so entschieden sie die eigene Ansicht
und Ueberzeugung vertrat, doch stets jede andere ehrliche Meinung zu achten und zu würdigen bereit war. Groß ist daher aus allen Kreisen die Zahl der Freunde und Verehrer, die trauernd um die Bahre des Verewigten stehen. Wo man in den Provinzen, die er verwaltet hat — sei es in Posen oder Hessen⸗Nassau oder Schlesien — den Namen Zedlitz nennt, da leuchten die Augen und dankbar kommt den Lippen: „Er war ein seltener Mann“.
Alle bisher von Militärbehörden an Privatpersonen aus⸗ gestellten Aus weise für Eisenbahn⸗ und Automobil⸗ fahrten nach den Kriegsschauplätzen haben nach einer
“ des „W. T. B.“ vom 24. Oktober ab keine Gültigkeit mehr.
Für die Ausstellung von Ausweisen an Privatpersonen zu deren Reisen an die Front oder nach den durch deutsche Truppen besetzten feindlichen Landesteilen sind nach der heutigen des Armeeverordnungsblattes folgende Grundsätze zu
eachten:
1) Die Ausstellung von Ausweisen an Privaipersonen nach sorg⸗ fältiger Prüfung der zur Begründung des Antrags vorgebrachten Tat⸗ sachen steht außer dem Kriegsministertium lediglich dem Oberkommando in den Marken, den stellvertretenden Generalkommandes und dem stell⸗ pertretenden Großen Generalstab zu. Nachgeordnete Kommando⸗ behörden haben die Gesuchsteller hierauf aufmerksam zu machen und sind berechtigt, die vorgelegten Ausweispapiere der Gesuchsteller auf ihre Gültigkeit zu prüfen.
2) Für die Ausstellung von Ausweisen müssen Milltärpapiere, vpolizetliche Ausweise, Bescheinigungen von Staats⸗ oder städtischen Behörden vorgezeigt werden.
3) Das Kriegsministerium stellt Ausweise nur aus auf unmittel⸗ bares schriftliches Anfordern der Reichsämter oder der preußischen Staatsbehörden.
4) Nicht statthaft ist die Ausstellung von Ausweisen für Privat⸗ personen, die sich mit Einzelliebesgaben zur Front begeben wollen oder Ausrüstungsstücken, Lebensmitteln, Zigarren usw. Handel treiben wollen.
5) Für die Zulassung von Photographen und Schlachtenmalern ist die Genehmigung des stellvertretenden Generalstabs einzuholen, der über die Ausstellung der Ausweise entscheidet. 6) Für Handelsfirmen, die gemäß § 53 b Bekleidungsordnung I an einem Etappenhauptort, an dem Sitze eines Gouvernements oder einer Kommandantur in den von deutschen Heeren besetzten Gebieten eine Zweiganstalt einrichten wollen, ist vor der Ausssellung des Aus⸗ weises die Genehmigung des zuständigen Gouverneurs (Kommandanten) oder Etappeninspekteurs einzuholen. 7) In Uebereinstimmung mit dem General⸗Quartiermeister ist e Ueberführung von Leichen mit der Eisenbahn aus dem Operations⸗ und Etappendienst in die Heimat nicht zu gestatten. Soll die Ueber⸗ führung einer Leiche durch Kraftwagen erfolgen, so darf sie nur mit Zustimmung der zuständigen Etappeninspektion geschehen. Nach ein⸗ geholter Zustimmung der Etappeninspektion darf die Erteilung eines Ausweises erfolgen. Beigefügt ist ein Muster der Ausweise nebst Anhalts⸗ punkten für deren Ausstellung.
Durch amtliche Ermittlungen ist die Nachricht bestätigt worden, daß eine Anzahl in Marokko lebender Deutscher in Casablanca wegen angeblicher Verschwörung gegen das französische Protektorat vor ein Kriegsgericht gestellt worden sind. Es handelt sich um folgende vierzehn Deutsche: Karl Ficke, Krake, Brandt, Max Witt, Waetgen, Fönnies, Seyfert, Nehkorn, Mohn, Mano, Grundler, Geysen, Dobbert und Bazlen. Wie „W. T. B.“ meldet, nehmen die Vertretung der deutschen Interessen in Marokko die Vereinigten Staaten von Amerika wahr. Speziell in Casablanca vertritt sie mangels eines amerikanischen Berufs⸗ beamten der dortige italienische Konsul. Die amerikanischen und die italienischen Behörden treten nachdrücklich für unsere bedrohten Landsleute ein. Die deutsche Regierung hat alle Schritte getan, um den Sachverhalt aufzuklären und den in französischer Gewalt befindlichen Deutschen jede irgendwie mög⸗ liche Unterstützung zukommen zu lassen. Die französische Regierung ist davon in Kenntnis gesetzt worden, daß die deutsche Regierung für jedes widerrechtliche Vorgehen gegen die ange⸗ schuldigten Deutschen in der rücksichtslosesten Weise Rechenschaft fordern wird.
VVon dem Amerikanischen Aufklärungskomitee in München ist dem „W. T. B.“ folgender Aufruf zugegangen:
Das Amerikanische Aufklärungskomitee in München erklärt sich vollkommen im Einklang mit der unpartelischen öffentlichen Meinung, daß England für diesen schrecklichen Krieg direkt ver⸗ antwortlich zu machen ist und die ganze Schuld dafür zu tragen hat. Die offiziellen Dokumente zeigen klar und deutlich, daß England seinen Einfluß zur Aufrechterhaltung des Friedens in keiner Weise geltend machte, sondern im Gegenteil die feindfelige Haltung Ruß⸗ lands und Frankreichs schürte, indem es diesen Mächten seinen tat⸗ kräftigen Beistand im Falle einer Kriegserklärung an Deutschland versprach. Kein vernünftiger Mensch glaubt heute noch, daß Frank⸗ reich und Rußland sich in diesen Krieg gestürzt hätten, weann ihnen England nicht seinen vollen Beistand zu Wasser und zu Lande gesichert hätte. In der für die europäische Zivilisation wichtigsten und ent⸗ scheidendsten Stunde stellte sich England auf die Seite der serbischen Königsmörder und Fhm Pergn⸗ für russische Autokratie und Barbarei. Wir machen England fernerhin verantwortlich für das beklagenswerte Schicksal Belgiens und seiner unglücklichen Bewobner, die rs grausam ge⸗ täuscht hat. Alle Welt weiß jetzt, daß zwischen England, Frankreich
und Belgien ein gebeimes Abkommen bestand, demgemäß Frankrelch gestattet wurde, seine Armee durch belgisches Land gegen Deutsch⸗ land zu führen. Im Besitze der deutschen Regierung be⸗ finden sich unwiderlegbare Beweise dafür, daß Frankreich schon vor Ausbruch des Krieges aus diesem Abkommen für sich Vorteile gezogen hatte. Jedermann ist heute davon überzeugt, daß, wenn Frankreich die belgische Neutralität verletzt hätte, England nie gegen seinen Bundesgenossen den Krieg erklärt hätte. Wir erheben die weitere Anksage, daß England schuld ist an der Hinausdehnung des Krieges in Belgien und an all dem namenlosen Elend, in das das belgische Land und Volk dadurch gestürzt wurde. Sowohl vor als nach dem Fall von Lüttich bot der Deutsche Kaiser Belgien den Frieden an, sowie Entschädigung und Zusicherung der Un⸗ verletzvarkeit seiner Grenzen, wenn es dem freien Durchzug der deutschen Trupven keinen weiteren Widerstand entgegensetzen würde. Unter dem Druck Englands und im Vertrauen auf die von England versprochene Hilfe lehnte Belgien das Anerbieten ab, und getreu seiner Tradition und Geschichte überließ England das unglück⸗ liche Land seinem Schicksal. England steht heute vor aller Welt da als das einzige Hindernis für den Frieren. Unter seinem Druck müssen Frankreich und Rußland die Kastanten für England aus dem Feuer holen, wiewohl diese Mächte bereits anfangen ein üsehen, daß all' die schweren Opfer, die sie bringen, für sie völlig nutzlos sind.
Wir lenken die Aufmerksamkeit unserer amertkanischen Mitbürger auf die einmütige Geschlossenheit des deutschen Volkes in seinem Kampfe für das Vaterland. Hier besteht keine Minderheit, sondern der letzte Mann hält treu zu Kaiser und Reich, dagegen sind in England drei Minister des Kabinetis Asquith von ihren Posten zurückgetreten, und am 4. Oktober wurden im sogenannten „Land der freien Rede“ zweihundertfünfzig Versammlungen der Arbeiterpartei von der Regierung verboten, weil sie zum Zweck eines Protestes gegen den Krieg einberufen worden waren.
Wir machen unsere Regierung aurmerksam auf die gewalt⸗ tätigen Ausschreitungen, deren sich die englischen Be⸗ hörden Amerikanern gegenüber schuldig machen, die auf neutralen Schiffen von und nach Amerika reisen, und wir protestieren auf das entschiedenste gegen die vielfachen anmaßenden Neutralt⸗ tätsverletzungen, die England auf neutralen Schiffen in neutralen Gewässern ausübt.
Die amerikanische Regierung kann die Einmischung Kanadas in einen europätschen Krieg, der mit dem Interesse und dem Terri⸗ torium der westlichen Halbkugel nichts zu tun hat, nicht gleich⸗ gültig und ohne Widerrede hinnehmen Eine derartige Polt k könnte zu Gegenmaßregeln von seiten europäischer Mächie
auf dem nordamerikanischen Kontinent führen, die nicht nur unseren
Frieden und unsere Sscherheit bedrohen, sondern auch dem Grundsatz der Monroedoktrin gefährlich werden können.
Mit tiefer Entrüstung weisen wir die in den anglo⸗amerikanischen Zeitungen, namentlich in der „New York World“, „Times“ und „Herald“, erscheinenden Artikel zurück und brandmarken sie als Ent⸗ stellungen von Tatsachen und offenbare Unwahrheiten. Wir warnen unsere Mitbürger, sich auf Grund derselben ein Urteil zu bilden. Wir verweisen unsere Landsleute auf eine von zahlreichen angesehenen amerikanischen Berichterstattern unterzeichnete Er⸗ klärung, worin diese Männer, die die deutsche Armee in Belgien und in Frankreich begleiter haben, auf ihr Ehrenwort hin aussagen, daß die Berichte über deutsche Grausamkeiten vollständig aus der Luft gegriffen sind. England, enttäuscht und außer Fassung über das Mißlingen seines Planes, Deutschland zu vernichten, trachtet jetzt, die Aufmerksamkeit der Welt von seiner Treulosinkett und seinen Mißerfolgen dad rch abzulenken, daß es in neutralen Ländern den Samen der Feindseligkeit ausstreut und Nachrichten über angebliche, von Deutschen verübte Grausamkeiten verbreitet, die nachstrenger und unparteitscher Untersachung sich als gewöhnliche Lügen heraus⸗ gestellt haben. Seit England die Kontrolle der Kabellinien an sich gerissen, führt es einen Feldzug der Verleumdung mit der Absicht, die internationale Meinung zu seinen Gunsten zu beeinflussen, desbalb läßt es keine für Deutschland irgendwie günstige Nachricht passieren, ohne sie zu verstümmeln oder direkt zu fälschen. Die öffentliche Meinung in den neutralen Ländern kommt übrigens jetzt zu der Einsicht, daß England und seine leichtgläubigen Genossen diesen Krieg in den Zeitungen ausfechten, — das Hauptquartier des englischen Generalstabs befindet sich in Fleet Street, London.
Endlich rufen wir unsere amerikanischen Mitbürger auf zu einem Protest gegen die durch England herbeigeführte Teilnahme der Japaner an diesem europäischen Kriege, denn es werden dadurch nicht bloß unsere amerikanischen Interessen bedroht, sondern es wird auch die Oberherrschaft der weißen Rasse in Frage gestellt, und wir verdammen deshalb auf das entschtedenste den schmählichen Versuch Englands, mit Hilfe asiatischer Horden westeuropäische Kultur und deutsche Zövilisation zu vernichten.
Amerikanisches Aufklärungskomitee in München. Frank B. Willard, N. P. J. H. Griswold, Ill. Marion Lindsey, Mo. S. M. Fenn, N. YB. Jacques Mayer, N. N. Mr. Charles Cahier, Ind. C. F. Thayer, Mass. Ino B. Bauer, W.⸗Va. Julie A. Lentilhon, N. YB. Maud Fay, Cal. Frank B. Herrmann, N. Y. Lawr. D. Benton, Cal.
Der heutigen Nummer des „Reichs⸗ und Staatsanzeigers“ liegen die Ausgaben 134, 135, 136 uno 137 der Deutschen Verlustlisten bei. Sie enthalten die 58. Verlustliste der preußischen Armee, die 33. Verlustliste der bayerischen Armee, die 41. Verlustliste der württembergischen Armee, die 37. Verlustliste der sächsischen Armee un die 9. Verlustliste der Kaiserlichen Marine.
Oesterreich⸗Ungarn.
Die „Wiener Zeitung“ veröffentlicht ein Kaiserliches Hand⸗ schreiben, durch welches der Leiter des Finanzministeriums Freiherr Engel unter voller Anerkennung seiner in dieser Eigenschaft geleisteten sehr ersprießlichen Dienste zum Finanz⸗ minister ernannt wird.
Die „Wiener Zeitung“ veröffentlicht ferner eine Kaiserliche Verordnung, betreffend Vergeltungsmaßregeln auf recht⸗ lichem und wirtschaftlichem Gebiete aus Anlaß der kriegerischen Ereignisse, eine Verordnung des Gesamtministeriums über Ver⸗ geltungsmaßregeln bei Guthaben und Forderungen, die An⸗ gehörigen feindlicher Staaten zustehen, eine Verordnung des Gesamtministeriums über Erlassung eines Zahlungsverbots gegen Großbritannien und Frankreich und eine Verordnung des Gesamtministeriums, betreffend Ueberwachung ausländischer Unternehmungen.
— In der gestern in Budapest abgehaltenen Sitzung des Auswanderungssenats teilte der Staatssekretär des unga⸗ rischen Ministeriums des Innern laut Meldung des „W. T. B.“ mit, daß der Minister des Innern beschlossen habe, die der Cunard Line verliehene Konzession zum Transport von Auswanderern zurückzuziehen. Gleichzeitig wird der mit der Gesellschaft Festehenbe Vertrag als abge⸗ laufen betrachtet. Dieses Vertragsverhältnis ist eigent⸗ lich seitens der Gesellschaft gelöst worden, nachdem diese ihre Verbindung mit der Adria⸗Gesellschaft, ihrer Budapester Stellvertreterin, aufgegeben hatte. Hier⸗ durch hat die Cunard Line gegen jene Bestimmung des Aus⸗ wanderungsgesetzes verstoßen, derzufolge nur ein solches Unter⸗
nehmen die Konzession zum Transport ausüben kann, das als seinen Stellvertreter einen ungarischen Staatsbürger bezeichnet, der den ungarischen Behörden gegenüber die Verantwortung übernimmt. Der Auswanderungssenat nahm von der Mitttei⸗ lung des Staatssekretärs einstimmig Kenntnis. — Im Hochverratsprozeß Princip und Genossen wurden gestern wiederum eine große Anzahl von Zeugen ver⸗ nommen und Teile des Buches der Narodna Odbrana verlesen. Wie „W. T. B.“ berichtet, geht aus dem Buche der Narodna Odbrana hervor, daß in Bosnien und der Herzogewina der Kampf für die Narodna Odbrana durch den serbischen Verein Prosvjeta in Serajewo geführt wurde. Weiterhin dienten den Zwecken der Odbrana die wirtschaftlichen Genossenschaften, Leseve reine, Anti⸗ alkobolvereine und Gesangvereine. Die Narodna Odbrana ver⸗ einigte alle serbischen Sokolvereine. In Bosnien und der Herzogewina gehörten der Vereinigung 22 Sokolvereine an, ferner Vereine in Dalmatien und in Bacska. Aus dem Protokoll über das Gutachten der Sachverständigen bezüglich der Bomben wurde festgestellt, daß es sich um die bei der serbischen Armee verwandten Handgranaten handelt, die von derselben Konstruktion sind wie die 19 in Brcko vorgefundenen, den Sachverständigen aus früherer Untersuchung her bekannten Granaten, die in Origtnalmakulaturpapier des Kragujewacer Arsenals eingewickelt waren. Derartige Hand⸗ granaten sind außer in Serbien nirgends in Europa in Verwendung. Die ganze heutige Verhandlung war ausgefüllt mit der Verlesung von Broschüren, Vereinsstatuten, Polizeiakten über die Tätigkeit der Sokols und ähnlicher Vereine sowie von Personalpapieren. Aus den verlesenen Schriftstücken gehen von neuem die bekannten Bestrebungen der Vereine hervor sowie die Tatsache, daß alle Fäden der hochverräte⸗ rischen Tätigkeit der Vereine und deren Mitglieder in Belgrad zusammenliefen, wo die Leitung in den Händen militärischer und staäatlicher Beamter lag. Mit der Verlesung der Leumundszeugnisse und der Strafverzeichnisse der Angeklagten wurde das Beweisverfahren geschlossen.
Großbritannien und Irland.
Die englische Regierung hat, wie „W. T. B.“ meldet, allen in London befindlichen Vertretern der fremden Regierungen die Mitteilung zugehen lassen, daß England die von der ägyptischen Regierung getroffenen Maßregeln billige Die Regierung hatte allen feindlichen Schiffen, die sich lange genug in den Häfen des Kanals aufhielten und deutlich zeigten, daß sie nicht abreisen wollten, um zu vermeiden, als Prise ge⸗ nommen zu werden, den Befehl erteilt, den Suezkanal zu ver⸗
erbaut worden.
— Die englische Regierung hat nach einer vom „W. T. B.“ verbreiteten Mitteilung des norwegischen Gesandten in London über folgende Artikel das Ausfuhrverbot verhängt: Unbe⸗
Kammgarn, ungemusterte Kleiderstoffe, soweit sie zur Uniform gebraucht werden können, alle Arten von Uniformstoffen, ge⸗ strickte Wolljacken, Jersey⸗Wolljacken, wollene Handschuhe, wollene Strümpfe, alle Arten von wollenem Unterzeug für Männer, Wollabfall und Wollappen, falls sie nicht zu Düng⸗ stoffen gebraucht werden sollen, Kurzwolle und Strähnwolle, Kompasse, ausgenommen Schiffskompasse, elektrische Signal⸗ lampen, große Stiefel für Männer, Hufeisen.
— In London verhaftete die
zu verlassen. 49 Fr große Anzahl bekannter Hotels alle deutschen und österreichischen
Hotels Carlton und Ritz, entlassen. 8
Frankreich.
entsandt worden sind, besuchten vorgestern das Große Haupt⸗ quartier. — Dem „Gaulois“ zufolge weilt der englische Schatzkanzle
eingetroffen sind. u“ Dänemark.
„
in der Nordsee angehalten und nach einem schottischen Hafen gebracht. Serbien.
Wie „W. T. B.“ meldet, und Mohammedaner in Neuserbien gegen die serbische Ver⸗
waltung im Steigen begriffen.
Bande heimgesucht. Es fand ein heftiger Kampf mit serbischer Miliz statt, in dem beide Teile empfindliche Verluste hatten. . 1“ 1u“
11““ 8
Einfuhr von Lebensmitteln nach Belgien zur Unter⸗ stützung notleidender Belgier zugestimmt habe.
Afrika.
8 8
allen Länder
ßer nach dem worden.
“
Kriegsnachrichten.
Weestlicher Kriegsschauplaz.
London, 22. Oktober. (W. T. B.) gibt bekannt: Die Monitore „Severn“, „H und „Mersey“ haben letzthin Operationen belgischen Küste vorgenommen. Sie feuert rechte Flanke der Deutschen. Ferner setzten sie zur Unte
stützung der Verteidigung von Nieuport Abteil ngen n
wurde gestern von dem lassen mit der Begründung, der Kanal sei nicht zu diesem Zweck 88
arbeitete Ziegen⸗ und Schaffelle mit Wolle, Graphit, Wollgarn,
Polizei vorgestern 120 Deutsche und Oesterreicher und brachte sie in das Militärlager. In Brighton forderte die Polizei die anwesenden Deutschen und Oesterreicher auf, die Stadt in einigen Tagen Infolge der Kampagne der Jingopresse hat eine
Angestellten, darunter die Geschäftsführer und Stellvertreter der
raum liegt.
Die Minister Briand und Sarraut, die von der Re⸗ gierung mit besonderem Auftrage nach den Ostdepartements
Llond George in besonderen Geschäften seit einigen Tagen in Paris, wo er längere Besprechungen mit den Ministern Briand, Sarraut und Malvy hatte, die aus Bordeaux dort
Ein englischer Kreuzer hat nach einer Meldung des W. T. B.“ den dänischen Dampfer „Rolf“, mit einer Ladung Getreide von New York nach Christiania unterwegs,
nfolge seiner starken Verluste plant Serbien eine neue Aushebung von Männern bis zum Alter von 50 Jahren. ist die Erbitterung der Bulgaren
Drei serbische Dörfer im Bezirk Veles wurden von einer starken türkisch⸗bulgarischen
Botschafter in Washington mitgeteilt, daß Deutschland der
Wie das „Reutersche Bureau“ aus Pretoria meldet, ist die Ausfuhr von Walfischtran und Rohwolle nach Vereinigten Königreich verboten 11“
Die Admäiralität ümber“”“ an der
auf die
Schnellfeuergeschützen an Land, die dort gute Dienste leisteten. Bei den Operationen wurde ein Leutnant getötet, sechs Mann wurden verwundet und drei Mann werden vermißt.
Großes Hauptquartier, 23. Oktober, Vormittags (W. T. B.) Am Merkanal wurden gestern Erfolge 8 rungen. Südlich Dixmude sind unsere Truppen vorgedrungen. Westlich Lille waren unsere Angriffe erfolgreich. Wir setzten uns in Besitz mehrerer Ortschaften. Auf der übrigen Front
1““
des Westheeres herrschte im wesentlichen 1“]
ö1 Kriegsschauplatz. Großes Hauptquartier, 23. Oktober, Vormitt 8 (W. T. B.) Im Osten wurden russische Hrreriefe ün der Gegend westlich Augustomw zurückgeschlagen, dabei vnfben maschinengewehre erbeutet.
Vom südö en Kriegs abschließenden Meldungen dr. ““
Wien, 22. Oktober. (W. T. B.) Amtlich wird ge⸗
meldet: In der Schlacht beiderseits des Strwiaz gelang
es uns, nun auch im Raume südlich dieses Flusses den An⸗ griff vorwärts zu tragen. Auf der ö“ trigono⸗ metrischen Höhe 668 südöstlich Stary Sambor wurden zwei hintereinanderliegende Verteidigungsstellungen des Feindes ge⸗ nommen. Nordwestlich des genannten Orts gelangte unsere Gefechtslinie näher an die Chaussee nach Starasol heran. Nach den bisherigen Meldungen wurden in den letzten Kämpfen 3400 Russen, darunter 25 Offiziere, gefangen genommen und fünfzehn Maschinengewehre erbeutet. In Czernowitz sind unsere Vortruppen eingerückt. Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes: von Hoefer, Generalmajor.
London, 22. Oktober. (W. T. B.) Der „Daily Tele⸗ graph“ meldet: Das deutsche Sanitätsschiff „Ophelia“ — b englischen Kreuzer „Yarmouth“ eingebracht; seine funkentelegraphische Anlage wurde ab⸗ genommen.
London, 22. Oktober. (W. T. B.) Der Dampfer
8 „Cormoran“ ist auf eine Mine gestoßen und gesunken. Die Mannschaft wurde in Lowestoft gelandet. 8
Kunst und Wissenschaft.
Um die archäologischen Studien zu beleben und die an⸗ schauliche Kenninis des klassischen Altertums möglichst zu verbreiten,
insbesondere um für das Archäologische Inftitut leitende Kräfte und
ür die vaterländischen Universitäten und Museen Vertreter der Archäologie heranzubilden, werden mit dem genannten Institut fünf jährliche Reisestipendien, ein jedes im Belauf von viertaufend Mark, verbunden, die den nachstehenden Bestimmungen gemäß ver⸗
geben werden sollen.
Zur Bewerbung um vier der gedachten Stipendien wird d Nachweis erfordert. daß der Bewerber entweder an einer Universität es Deutschen Reiches die pbilosophische Doktorwürde erlangt oder
das Examen pro facultate docendi bestanden und in ihm für den
Unterricht in den alten Sprachen in der obersten Gymnasialklasse die Befähigung nachgewiesen hat. Der Bewerber hat ferner
daß zwischen dem T 1 8 im Tage, an dem er promoviert worden oder das Ober⸗ lehrerexamen abgelegt hat, bezw. wo beides stattgefunden hat, dem
späteren von beiden, und dem Tage, an dem das nachgesuchte Stipendium ür ihn fälli werden würde, höchstens ein dreijähriger Iwischen⸗ 88 Für das fünfte der jährlich zu vergebenden Stpendien, 3. n erster Reihe bestimmt ist, die Erforschung der schristlichen ltertümer der römischen Kaiserzeit zu fördern, wird er⸗ foroert, daß der Bewerber an der theologischen Fakultät einer Universität des Deutschen Reiches den Kursus der protestantischen oder der katholischen Theologie absolviert, daß heißt nach Ablauf indestens des akdemischen Trienniums in ordnungsmäͤßiger ie Exmatrikulation bewirkt hat, und daß er an dem wo das Stipendium fällig wird, daß dreißigste ebens jahr noch nicht überschritten hat. Der Bewerber hat büiss; die gutachtliche Aeußerung der philosophischen resp. heologischen Fakultät einer Universität des Deutschen Reiches oder auch einzelner bei einer solchen Fakultät angestellter Professoren der einschlagenden wissenschaftlichen Fächer über seine bisherigen Leistungen seine Befähigung zu erwirken und seinem Gesuch beizufügen, uͤch, falls er schon liserarische Leistungen aufzuweisen hat, womöglich diese mit einzusenden. Ferner sind in dem Gesuche die besonderen Reisezwecke kurz zu bezeichnen. Daß unter den Reisezielen in der Regel Rom mit einbegriffen sei, Uegt im Geiste der Stiftung. Bei Gesuchen um Verlängerung des Stipendiums finden diese Be⸗ stimmungen keine Anwendung. Dagegen ist hier eine übersichtliche Darstellung der bisherigen Reiseergebnisse in das Gesuch aufzunehmen und wird, falls der Stipendiat bereits in Rom oder Athen sich auf⸗ gehallen hat oder noch aufhält, über seine Leistungen und desne, Peahlgunc das Gutachten des Sekretariats des Instituts II. Die Gesuche um Erteilung des Stipendiums sind in jedem Jahre vor dem 1. Februar an die “ des Archäologischen Instituts nach Berlin einzusenden, welche die Wahl nach vorgenommener Prüfung der Eignung des Bewerbers in der Gesamtsitzung vornimmt. Bei gleicher wissenschaftlicher Tüchtigkelt wird die Zentraldirektion denjenigen Bewerbern den Vorzug geben, die neben der unerläßlichen philologischen Bildung sich bereits einen gewissen Grad kunstgeschichtlicher Kenntnisse und monumentaler An⸗ chauungen zu eigen gemacht haben, und welche dem Archäologischen Institut oder den deutschen Lehranstalten oder Museen dereinst nützlich zu werden versprechen.
Die Stipendien können nicht aufgehäuft, noch für einen längeren Heitraum als ein Jahr vergeben werden; zulässig ist jedoch die Wiedergewährung eines Stipendiums für ein zweites Jahr. Die
sedergewährung des fünften Stipendiums aur ein zweites Jahr kann auch erfolgen, wenn der Stipendiat bei eintretender Fälligkeit des saften Stipendiums das 30. Lebensjahr bereits überschritten haben ollte. Befreiung von den aufgestellten Vorschriften erteilt in besonderen ällen das Auswärtige Amt nach Anhörung der Zentraldirektion. Bis duf weiteres kann jährlich eines der vier Reisestipendien für klassische rchäologie mit Wegfall der gesetzten Präklusivfrist an Gymnasial⸗ ehrer vergeben werden, die an einem öffentlichen Gymnasium inner⸗ falh des Deutschen Reiches festangestellt und in Lehre und Wissen⸗ chaft besonders bewaͤhrt sind. Das Stipendium kann zu diesem Zvecke in zwei halbjährige jedes zu 2000 ℳ — zerlegt werden huss einer im Wintersemester, spätestens am 1. Dezember, an⸗ zu fetenden halbjährigen Studienreise. Anstatt der Zeugnisse von giversitäten oder Professoren hat der Bewerber ein Zeugnis niner vorgesetzten Behörde sowohl über seine bisherige 5 swirksamkeit, als auch darüber beizubringen, daß im der Stipendienverleihung auf die Erteilung des er⸗ lher Ehen Urlaubs hereee werden könne. Ein derartiges sehpen ium kann an ein und dieselbe Person nur einmal ver⸗ ben werden. Die schließliche Entscheidung wird in der Regel vor
Julimongts den Empfängern mitgeseilt, deren Namen in em „Reichsanzeiger veröffentlicht werden. Das Stipendium wird!
jährlich am 1. Oktober fällig und der ganze Betrag auf einmal dem Bewerber oder seinem gehörig legitimierten Bevollmächtigten durch die Kasse der Zentraldirektion gegen Qutttung ausgezahlt.
Der Stipendiat ist verpflichtet, solange er in Rom oder Athen verweilt, an den Sitzungen des Instituts regelmäßigen Anteil zu nehmen. Er hat üterdies während seiner Reise die Zwecke des Instituts nach Möglichk it zu fördern und nach Beendigung derselben über deren Ergebnis einen summarischen Bericht an die Zentral⸗ direktion einzusenden.
Es ist wünschenswert, daß jedem Gesuhe um ein Stipendium wenigstens 6 Exemplare der Doktordissertation des Bewerbers beigelegt werden, soweit sie den außerhalb Berlins ansässigen Mit⸗ gliedern der Zentraldirektion nicht schon mitgeteilt ist. Die Gesuche sind an die Zentraldirekiion des Kaiserlichen Archäologischen Instituts, Berlin W. 50, Ansbacherstr. 46, einzusenden.
Technik.
Wasserdichte Kleiderstoffe für die Soldaten. Die regenreichen Wochen seit Beginn des Herbstes haben an die Wider⸗ standsfähigkeit der Feldsoldaten besonders hohe Anforderungen gestellt. Die Nässe ist für sie in mancherlei Hinsicht noch gefährlicher als Kälte. Während im Winter gerade bei starkem Frost wenigstens die Keime ansteckender Krankheiten in ihrer Verbrestung und Gifligkeit erlahmen, hat nasses Wetter neben den übrigen unangenehmen Einflüssen auf den Körper nicht einmal einen solchen Vorzug. Im Gegenteil wird das Wachstum der meisten Bakterien durch Feuchtigkeit gefördert, gilt doch schon unter gewöhnlichen Umständen, wo man darauf rechnen kann, bald die Kleider wechseln und sich auch sonst ordentlich erwärmen zu können, ein Naßwerden bis auf die Haut als eine be⸗ denkliche Sache, vie mit einer starken Erkältung noch recht wohlfeil bezahlt wird. Wieviel schlimmer ist der Feldsoldat daran, der sich in keiner Hinsicht schonen und pflegen kann und sich dem Regen lange Zett fast schutzlos aussetzen mauß Wenn es ihm schon nicht erspart werden kann, stunden lange Märsche im Regenwetter zu machen oder in einem halb mit Wasser gefüllten Schützengraben zu stehen, so muß doch in seiner Kleidung eine möglichst große Rücksicht auf den Schutz gegen die Witterung genommen werden. Darauf ist auch das Be⸗ treben aller Heeresverwaltungen gerichtet gewesen, aber mit sehr verschiedenem Erfolg. Daß die Franzosen in dieser Richtung verhältnismäßig schlecht gesorgt haben, ist ja schon vor Beginn des Krieges bekannt geworden. Die Auf⸗ gabe, vpöllig regendichte Stoffe für die Uniformen zu ver⸗ wenden, ist allerdings nicht leicht zu lösen, da auch andere gesundheit⸗ liche Anforderungen berücksichtigt werden müssen. Der Stoff muß nämlich nicht nur das Eindringen des Wassers von außen her ver⸗ hindern, sondern auch die Ausdünstungen des Körpers von innen her hindurchtreten lassen, vor allem auch der Luft einen Zutritt zum Körper gestatten, weil davon eine gesunde Hauttätigkeit abhängig ist. Dtese Bedürfnisse scheinen etnander schlechthm zu widersprechen, aber es gibt doch Stoffe, die ihnen in ausreichender Weise genügen. Vorzüglich trifft dies auf die Gewänder der arxabischen Beduinen zu. Es scheint, daß dieser Erfolg mit der Ge⸗ wohnheit der Araber zusammenhängt, die zu den Kleidern verwendete Wolle nicht zu entfetten. Dies Vorbild läß“ sich nun nicht einfach nachahmen, aber es ist versucht worden, den Tuchstoffen das bei der Verfertigung ausgeschiedene Fett in geeigneter Form und Art auf künstlichem Wege wieder zuzuführen. Die nach dieser Richtung angestellten Versuche zunächst mit Lanolin siand recht günstig aus⸗ gefallen. Die Benutzung des Lanolins schien für diesen Zweck vor⸗ gezeichnet, da es selbst aus Schafwollfett hergestellt wird, also die natürlichen Stoffe enthält, die den Bestandteilen des Tuches vor der Verarbeitung entzogen wurden. Bei den Versuchen wurde das Lanolin in einer schwachen Petroleumessenz im Ve’ hältnis von 1 bis 2 v H. aufgelöst und diese Flüssigkeit entweder mit einem Schwamm auf die ganze Außenfläche des Stoffs aufgetragen oder dieser für einige Augenblicke in die Lösung getaucht. Das zweite Vertahren gibt einen gründlicheren Erfolg, das erste ist weniger kostspielig. Auch eine Tränkung der Gewebe mit Alaunsalzen macht sie undurchlässig, j doch ist das Erg bnis nicht so günstig mit Bezug auf die Durchlässigkeit der Stoffe für die Luft und die Ausdünstungen des Körvers. Sowohl das Lanolin wie das Alaun aber werden noch übertroffen durch ein Erzeugnis, das unter dem Namen Neutralwollfett in den deutschen Wollspinnereien besonders in Oldenburg hergestellt wird. Dies Fett iit von gelblichbrauner Farbe und großer Beständigkeit, hat einen schwachen Wollgeruch und läßt sich noch leichter als Lanolin in Petroleumessenz auflösen. Nachdem das Tuch mit einer solchen Lösung behandelt tst, verdunstet das Petroleum alsbald und der Stoff wird wasserdicht, ohne daß sein Gewicht vermehrt wird. Weder die Farbe noch die Haltbarkeit des Tuchs wid angegriffen, noch enrstehen irgendwelche schädlichen Folgen für die Gesundheit. Freilich dürfen derartige Stoffe weder mit Seife gewaschen noch mit Terpentin ge⸗ reinigt werden, da sie sonst ihre Eigenschaft verlteren. Dagegen wird diese weder durch Benein noch durch Alkobol beeinträchtigt. Die “ des Verfahrens liegt in dem Petroleumverbrauch, und es hat sich daher nicht so allgemein durchgesetzt, wie es nach jenen Erfolgen zu wünschen gewesen wäre. Uebrigens baben weitere Ver⸗ suche gezeigt, daß dieselben Fertstoffe auch dem Lederzeug und ins⸗ besondere dem Schuhwerk eine Undurchlässigkeit für Wasser verleiben, und sie werden daher mit etwas Ruß vermischt als Schmiermittel sowohl für Lederzeug als für Pferdehufe empfohlen.
Land⸗ und Forstwirtschaft.
Das unter dem Titel „Die landwirtschaftlichen Ver⸗ suchsstationen *erscheinende Organ für naturwissenschaftliche Forschungen auf dem Gebiete der Landwirtschaft, das unter Mit⸗ wirkung sämtlicher deutschen Versuch'stationen von Professor Dr. G. Fingerlin „‚Vorstand der Königlichen landwirtschaftlichen Ver⸗ suchsstation Möckern, herausgegeben wird (Verlagsbuch⸗ handlung Paul Parey, Berlin), enthält in seinem Mitte Funi d. J. abgeschlosenen 84. Bande folgende Abhandlungen: Boden: Der Einfluß von Elektrolyten auf die Koagulation von Tonsuspensionen⸗ von Georg Wiegner; „Gestein und Boden in ihrer Beziehung zur Pflanzenernährung“, zweiter Teil: „Vegetationeversuche mit Eruptivgesteinen und kristallinem Schie fer“ von E. Blanck; „Weitere Beiträge zur Beschaffenheit rotgefärbter Bodenarten“ von E. Blanck und J. M. Dobrercu. Pflanzenwachstum, Pflanzenbestandteile: „Versuche mit Stickstoffdüngern“ von E. Haselhoff; „Das Verhalten des Hafers und der Luvinen verschtedenen Phosphorsäurequellen gegen⸗ über“ von Th. Pfeiffer und E. Blanck. — Tierernährun g, Futtermittel: Untersuchungen über den Stoff⸗ und Energieumsatz wachsender Schweine“ von G. Fingerling (Ref.), A. Koöhler und Fr. Reinhardt unter Mitwirkung von E. Bretsch, G. Arndt und R. Dietrich; Zur Frage der Fuftergeldwertrechnung“ von Dr. W. Boeck, Dr. W. Ruckel und Dr. W. Kleberger (Ref.); „Kritische Betrach⸗ tungen über eine Doktorarbeit über Somatose“ von C Beger; „Ueber den gegenwärtigen Stand der Stärkechemie“ von Priv.⸗Dozent Dr. H. Pringsheim; Untersuchungen über die verschiedenen Stroharten mit besonderer Berücksichtigung der Zusammensetzung der Rohfaser und der Zusammensetzung und Verdaulichkeit unter dem Einflusse der Witterung von F. Honcamp und F. Ries unter Mitwirkung von H. Müllner; „Ueber den Einfluß einer längeren Aufbewahrung und Lagerung von Wiesen⸗ und Kleeheu auf deren Zusammensetzung und Verdaulichkeit“ von F. Honcamy (Ref.), H. Müllner und B. Stau. — Verschiedenes: „Ueber den Ausbau, die Leitung und die Aufgaben der landw. Versuchsstationen“ von Professor Dr. Gerlach, Direktor des Kaiser Wilhelms⸗Instituts für Landwirtschaft in Bromberg; „Kupfervieriole des Handels, nebst Beiträgen zur Bestimmung des Kupfers mn ihnen“ von F. Mach (Ref.) und P. Lederle; „Zur Frage über „das landwirtschaftliche Vertuchs⸗ und Bildungswesen“, eine Er⸗ widerung auf das von Rümkersche Neferat“ von Professor Dr. Schneide⸗ wind, Halle a. S.; „Zur Frage der Organisation der landwirtschaft⸗
lichen Versuchsstationen und der Ausbildung der Agrekulturchemiker“ von Emil Haselhoff. 1b 4 In den bisher erschtenenen Heften I bis V vom 85. Bande dieser Zeit⸗ schrist sind folgende Abhandlungen und Berichte veröffentlicht: „Die stick⸗ stoffhaltigen Stoffwechselprodukte und ihre Bedeutung für die Bestimmung der Verdaulichkelt des Proteins in den Futtermitteln — Fütterungs⸗ versuche, ausgeführt in den Jahren 1912 — 1914 an der Keͤntglich württembergischen landw. Versuchsstatton Hohenheim“ von A. Morgen (Ref), C. Beger und F. Westhaußer; „Die Wirkung der Hydroxylionen auf Tone und tonige Böden“ von Professor Dr. P. Rohland⸗Stutt⸗ gart; „Ein neues Diapbanoskop, Modell 1910, der dänischen Staats⸗ samenkontrollanstalt“, bergestellt von V. H. O. Madsen und K. Dorpb⸗ Petersen (hierzu 1 Tafel); „Die Schwertbohne (Canavalia ensiformis)“ von F. Barnstein; „Untersuchungen über die Veränderung der Boden⸗ oberfläche“ von Dr. phil. Reinhold Hoffmann; „Ueber die titrimetrische Bestimmung von kleinen Kaltmengen“ von Her⸗ mann Fischer⸗München; „Der Vegetationsversuch und die Boden⸗ analvse“ von O. Lemmermann: „Die Wirkung flüchtiger Fettsäuren des Nahrungsfettes auf die Milchdrüse (1. Kinnhackenöl von Meer⸗ schweinchen)“, Untersuchungen, ausgeführt im Jahre 1913 an der Königlich württembergischen landw Versuchsstation Hohenheim von C. Beger; Verhandlungen der XXXIV. (ordentl.) Hauptversamm⸗ lung des Verbandes landw. Versuchsstationen im Deutschen Reiche im Sitzungsfaal des Landeskulturrafes zu Dresden am 17, und 18. Septemb r 1913 (mit 2 Textabbil ungen); „Vierzigjährige Ec⸗ gebnisse der Sam nkontrolle“ von Dr. M. Heinrich (hierzu 1 Tafel); „Ueber den gegenwärtigen Stand der Bodenchemie mit besonderer Be⸗ rücksichtigung der organischen Verbindungen“ von S. L. Jodidi.
Verkehrswesen.
Die Eisenbahnen der Balkanhalbinsel. Das Eisenbahn⸗ netz der Balkanhalbinsel darf jetzt wieder ein besond res Interesse be⸗ anspruchen. Die Hauptlinie ist selbstverständlich die große Orient⸗ bahn, die von Wien über Belgrad, Sofia und Abrianopel nach Kon⸗ stantinopel führt und jetzt auf der serbtschen Strecke fur den Darch⸗ gangsverkehr unterbrochen ist. Dafür eröffnet eine andere Linie einen Weg von Ungarn nach den neutralen Balkanländern, die von Temesvar südwärts nach der Donau und dann längs dieser bis über die rumäntsche Grenze geht, um einerseits nach Bukarest fortzusetzen, anderersetts südlich nach Bulgarien abzu⸗ zweigen. Der wichtigste Ast der Orientlinie ist jetzt gleichfalls durch die kriegerischen Ereignisse lahmgelegt, da er von Nisch, dem gegen⸗ wärtigen serbischen Hauptlager südlich nach Uesküb und dann nach Saloniti verläuft. Diese Linien wurden in den Jahren 1888 und 1889 eröffaet, und um ihren Ausbau haben mancherlei Streitigkeiten stattgefunden. Oesterreich und Bulgarien sahen ihren Vorteil in dem Ausbau der Orientlinie, während Rußland ihn bekämpfte. Darin lag der Grund zur ersten Entfremdung zwischen Rußland und Bulgarien. Bis Bulgarien wurde die Orientbahn zum größten Teil mit öster⸗ reichischem und deutschem Ge ’de erbäaut, in Ostrumelien und in der Türkei auf türkische Rechnung. Die türkische Aufsicht über die Strecke in Ostrumelten war nach dessen Angliederung an Bulgarlen im Jahre 1886 für dies Land besonders empfindlich und einer der Gründe, die zum letzten Balkankrieg führten. Jetzt ist diese Spannung beseitigt, zumal die bulgarische Grenze bis Adrianovel vor geschoben ist. Die Bahnen in Nordbulgarien sowie deren Anschluß⸗ linten nach dem Schwarzen Meere und an die rumänische Bahn wurden mit russischem Kapital erbaut. Es sind dies ins⸗ besondere die Strecken von Sofia nach Plewna und von dort nördlich zur Donau und äͤästlich nach Warna am Schwarzen Meer, ferner die Zweiglinie der Orientbahn durch Ostrumelien nach Burgas. Eine besonders lebhafte Erörterung und eine entsprechend langsame Förde⸗ rung erfuhr die Sandschakbahn, die eine Verbindung zwischen Wien und Saloniki bilden soll. Sie führt von der Hauptstadt Bosniens, dem durch die Vorgeschichte des Weltkieges berühmt gewordenen Sarajewo, nach Visegrad in der Nähe der serbischen Grenze und tritt bei Uvꝛe aus Bosnien in den Sandschak ein, der durch den letzten Balkankrieg an Serbien kam. Von dort klafft eine Lücke bis zur Stadt Mitrovica, von wo der Schienenweg durch das Amselfeld nach Uesküb läuft und hier mit dem Südzweig der Orientbahn zusammentrifft. Die Strecke von der bosnischen Grenze bis Mitrovica ist nur 170 km lang, aber im türkischen und dann im serbischen Besitz waren die Mittel für ihre Herstellung nicht vorhanden. Serbien und Montenegro hatten früher überhaupt kein Interesse am Ausbau dieser Linie, die den österreichischen Einfluß zu stärken versprach, und auch Rußland war selbstverständlich aus dem⸗ selben Grunde dagegen. Als der Sultan im Jahre 1908 die Er⸗ laubnis zur Vermessung der Sandschakbahn erteilte, erhob sich als⸗ bald ein lebhafter Streit. Rußland und Serbien beeilten sich, den alten russischen Plan der sogenannten „großen slavischen“ Eisenbahn hervorzuholen und dem türkischen Plan gegenüber zu stellen, der eine Verbindung der serbisch⸗rumänischen und russischen Eisen⸗ bahnnetze mit dem montenegrinischen Hafenplatz Antivari vermitteln sollte. Diese Linie sollte von Nisch über Pristina, Djanowa und Skutari führen. Ein weiterer wichtiger Eisenbahnzweig ist der An⸗ schluß von Sofia über Küstendil nach Uesküb. Ueber die weitere Entwicklung des Eisenbahnnetzes auf dem Balkan läßt sich vorläufig noch nichts sagen, doch steht zu hoffen, daß die Lösung der wichttgen Aufgaben auf diesem Gebiet auch zu d 1 großen Krieges gehören wird.
Theater und Musik.
9 Morgen, Sonnabend, wird im Königlichen Opernhause „Der Rosenkavalier“ in folgender Besetzung gegeben: Octavian: Fräulein Artöt de Padilla; Marschallin: Frau Denera; Sophie: Fräulein Engell; Annina: Fräulein Birkenström; Faninal: Perr Hoffmann; Ochs von Lerchenau: Herr Erwin Hey als Gast; Sänger: Herr Sommer; Valzacchi: Herr Henke. Dirigent ist der Kapellmeister von Strauß. 1 Im Königlichen Schauspielhaus wird morgen „Wilhelm Tell“ gegeben. Die Hauptrollen werden von den Damen Schönfeld, Ressel, Poppe und von Mayburg sowie von den Herren Sommerstorff, Zimmerer, Geisendörfer, Pohl, Kraußneck, Mannstädt, Boettcher, Mühlhofer und Werrack dargestellt. — Die nächsten beiden von der Generalintendantur zum Besten der notleidenden Bühnenkünstler zu veranstaltenden „Bunten Abende“ finden Montag, den 26., und Freitag, den 30. d. M., statt.
In den Kammerspielen des Deutschen Theaters wird neben Hebbels „Genoveva’ eine Neueinstudierung des Lustspiels „Die deutschen Kleinstädter“ von Kotzebue vorbereitet. Die Erst⸗ ö’ dieses Stückes wird bereits im Laufe der nächsten Woche
inden. 8
Konzerte.
Der I. Symphonieabend der Königlichen Kapelle fand am Sonntag im Königlichen Opernhause unter der Leitung des Generalmusikdirektors Dr. Richard Strauß und unter Mit⸗ wirkung des Königlichen Opernchors unter Professor Rüdels Leitung statt. Entgegen alter Gepflogenheit beschränkte sich das Pro⸗ gramm dieses ersten Abends nicht auf die Klassiker, sondern brachte, auch dem kriegerischen Geist der Zeit entsprechend, Richard Wagners „Kaiser⸗ marsch“, dessen klangvolle Chorpartie unter Strauß' Händen in un⸗ 1.esxer Schöne erstrahlte. Der ganze Abend durfte als ein
iegeszug deutscher Kunst gelten, die ihren Höhepunkt in Beethovens unvergleichlicher „Eroica“ fand, jener gewaltigen Musik, die Beethoven dem von ihm bewunderten Korsen widmete, die er aber später für diesen Mann “ wissen wollte, da er nach seinen Erfahrungen „auch nur ein Mensch war“, der nach rein persönlicher Macht strebte. Die Art, wie Strauß diese Symphonie gestaltet, ist schon früber wiederholt geschildert worden. Ein Er⸗ lebnis war auch die am Aufang stehende Freischütz⸗Ouyertüre“ und die „Milktär⸗Symphonie’ von Haydn, in der der Klang⸗