Wahlordnung vorzunehmenden Handlungen, z. B. das Wahlaus⸗ r „Ihnen un Anerkennung für ihre anstrengende Tätigkeit während der Herbstzeit
schreihen, einer seibftändigen Anfechtung grundsätzlich entzogen [1908 ;
Ein bei Krankenkassenwahlen lediglich zur Leitung der Wahl⸗ handlung bestellter Bevollmächtigter ist nicht zur Entgegennahme von Wahvorschlägen befugt [1909]; 8
1) Wenn die Wahlordnung einer Krankenkasse bestimmt, daß Stimmzettel, die oder deren Umschläge ein Merkmal haben, das die Absicht einer Kennzeichnung wahrscheinlich macht, ungültig sind, so sind nur solche mit einem Zusatz versehene Stimmzettel als ungültig anzusehen, die sich von anderen für den gleichen Wahlvorschlag abge⸗ gebenen Stimmzettel oder deren Umschlägen unterscheiden.
2) Sind gültige Stimmzettel bei Feststellung des Wahlergebnisses nicht berücksichtigt worden, ohne daß gleichzeitig das Wahlverfahren an wesentlichen Mängeln litt, so ist lediglich das Wahlergebnis erneut festzustellen [1910]; 8
Eine auf Grund des § 377 der Reicheversicherungsordnung erlassene Anordnung des Versicherungsamts kann nicht von demjenigen angefochten werden, der ihr freiwillig Folge geleistet hat (1911);
Die Beschwerde gegen eine Anordnung des Versicherungsamts, wesche die Beschkußfasfung des Kassenvorstandes über die Bestellung von Kassenangestellten betrifft, steht nicht einzelnen Mitaliedern des Vorstandes, sondern nur diesem als solchem zu. Die Beschwerde des Vorstandes ist nicht mehr zulässig, wenn der Vorstand die Anordnung befolgt hat (1912);
Die Verhängung einer Strafe nach § 1488 der Reichsversiche⸗ rungsordnung setzt Verschulden des Arbeitgebers vorans. Jedoch ge⸗ nügt hierzu jede Fahrlässigkeit [1913];
1) Der Vorsitzende des Oberversicherungsamts ist in den Fällen, in denen er nach § 1640 der Reichsversicherungsordnung zur Ent⸗ scheidung zuständig ist, zur Abgabe der Sache an das Reschsversiche⸗ rungsamt gemäß § 1799 der Reichsversicherungsordnung befugt;
2) Nach Artikel 86 des Einführungsgesetzes zur Reichsversiche⸗ rungsordnung ist dasjenige Versicherungsamt zur Weiterführung einer anhängigen Streitsache berufen, das zu entscheiden hätte, wenn auf das Verfahren von Anfang an die Vorschriften der Reichsversiche⸗ rungsordnung anzuwenden gewesen wären 11914].
1) Das Reichsversicherungsamt ist in Beschlußsachen nach § 1799 der Reichsversicherungsordnung zuständig, wenn es sich in einem Falle, in dem ein Oberversicherungsamt entgültig zu entscheiden hätte, um eine noch nicht festgestellte Auslegung gesetzlicher Vorschriften handelt . 8. Bezirk in Frage kommt, für den ein Landesversicherungsamt esteht;
2) Vorentscheidungen sind im Beschlußverfahren in demselben Umfang zuläfsig wie im Spruchverfahren [1915].
Hieran schlteßen sich die Uebersichten über Zahlungen aus Invaliden⸗, Kranken⸗, Alters⸗ und Zusatzrenten und über Ver⸗ sicherungsleistungen der 31 Versicherungsanstalten an Hinterbliebene im Monat August 1914 sowie über den Erlös aus Beitragsmarken bei diesen Anstalten im Monat September 1914. 8
Der heutigen Nummer des „Reichs⸗ und Staatsanzeigers“ liegen die Ausgaben 146, 147 und 148 der Deutschen Verlustlisten bei. Sie enthalten die 61. Verlustliste der preußischen Armee, die 36. Verlustliste der bayerischen Armee, die 41. Verlustliste der sächsischen Armee und die 43. Verlustliste der württembergischen Armee.
8 Braunschweig.
Seine Königliche Hoheit der Herzog Ernst August, der auf einige Zeit vom Kriegsschauplatz nach Braunschweig zurückgekehrt ist, hat, wie „W. T. B.“ meldet, beschlossen, aus Anlaß des gegenwärtigen Krieges ein Kriegsverdienstkreuz zu stiften. Das Kriegsverdienstkreuz soll in nur einer Klasse ohne Unterschied des Ranges und Standes für Verdienste im Kriege verliehen werden. “
Oesterreich⸗Ungarn. Die „Wiener Zeitung“ veröffentlicht folgendes Aller⸗ höchste Handschreiben: 8 Lieber Graf Stürgkh! 8 Der Kriegszustand, der der gesamten Bevölkerung der Monarchie empfindliche Opfer auferlegt, lastet besonders schwer auf den durch die militärischen Operationen betroffenen Gebieten Galiziens und der Bukowina. Mit tiefem Kummer hat mich das über diese Gebiete hereingebrochene Ungemach erfüllt. Meine treuen Untertanen, die in er persönlichen Sicherhett, in dem ruhigen Besitze der ererbten Scholle, in Handel und Wandel gefährdet wurden, dürfen meiner äterlichen Teitnahme gewiß sein. Ich erwarte von ihrer patriottschen Standhaftigkeit, daß sie die ihnen auferlegte Prüfung mutig ertragen und n der festen Zuversicht auf eine bessere und völlig gesicherte Zukunft mann⸗ bast das Ihre dazu beitragen werden, die Wunden des heimatlichen Wirtschaftslebens zu heilen. Ich beauftrage meine Regierung, den om Krteve unmittelbar heimgesuchten Ländern ihre besondere Obsorge ngedeihen zu lassen und zunächst zur Linderung des drückenden Not⸗ tandes im Zusammenwirken mit den berufenen lokalen Faktoren die eeigneten Maßnahmen zu treffen. Ich hege das volle Vertrauen, aß die Bevölterung, wenn sie mit dieser Hilfe die Bedrängnis des Augenblicks überwunden hat, meiner weiteren nachhaltigen Fürsorge, uf die sie getrost zählen darf, versichert und bald imstande sein wird, ie Schädigung des allgemeinen Wohlstandes wett zu machen und vieder seste Grundlagen für die segensreiche Entfaltung ihres kulturellen
Lebens zu gewinnen. 1 (gez.) Franz Josef. (ggez.) Stürgkh.
— Auf Grund eines mit der deutschen Zivilverwaltung Belgiens hergestellten Einvernehmens wird das Handels⸗ ministerium einen Abgeordneten nach Brüssel und Ant⸗ werpen zu dem Zwecke entsenden, die österreichischen Interessen wahrzunehmen und insbesondere jene Waren sicherzustellen, die ür österreichische Rechnung dort lagern, sei es, daß es sich um Erportwaren oder um überseeische Rohstoffbezüge handelt.
— Unter besondere staatliche Ueberwachung sind die in Wien befindlichen Generalvertretungen folgender Ver⸗ sicherungsgesellschaften gestellt worden: The Gresham London, Star London, North British and Mercantile Insurance Company London und Edinburgh, The Erzen Insurance Company London, Commercial Union Assurance Company London und L'Aigle Paris.
— Das ungarische Amtsblatt veröffentlicht ein König⸗ liches Handschreiben an den Ministerpräsidenten Grafen Tisza, durch welches die Regierung beauftragt wird, der durch die nunmehr abgeschlagenen feindlichen Angriffe verursachten Schädigung der Bewohnerschaft von Nordost⸗Ungarn und Slavonien ihre besondere Sorgfalt zuzuwenden und Maßregeln zu treffen, damit die Bewohnerschaft in den Stand gesetzt werde, ihre wirtschaftliche Tätigkeit wieder aufzunehmen und
ittenen Schaden wettzumachen.
11““ “
Der Marineminister hat an den Kommandante der baltischen Flotte laut Meldung des „W. T. B.“ folgende Mitteilung gerichtet:
Der Kaiser hat mich beauftragt, Ihnen und der Marine seine
unter den Gefahren von Torpedobooten und Unterseebooten auszu⸗ drücken. Dank ihrer Geschicklichkeit und Ausdauer hat die baltische Flotte die Verteidigung der Küste und der Hauptstadt mit Erfolg geführt und die Landarmee unterstützt. Trotz seiner zahlenmäßigen Ueberlegenheit hat der kühne Feind keine wirklichen Ergebnisse erztelt. Der Kaiser glaubt, daß Gott die Anstrengungen der rusfischen Marine, die zum Ruhme ihres teuren Vaterlandes kämpft, durch einen schließ⸗ lichen Triumph segnen wird. “
8 1““ I
Portugal.- 1 In Lissabon hat sich eine antideutsche Liga gebildet; ihr Gründer ist dem „Temps“ zufolge das Mitglied der Akademie der Wissenschaften Cabreiro, ihr Vorsitzender der General Monteiro, ihr Delegierter in Frankreich Pavier de Carvapho. Dänemark. Der dänische Passagierdampfer „Oskar II“, auf der Reise von New York nach Kopenhagen, ist Sonnabend von einem englischen Kriegsschiff angehalten und nach
Stornoway gebracht worden.
Der Kriegsminister hat angeordnet, das Ausfuhr⸗ verbot für Wollwaren auch auf Wollabfälle jeglicher Art ausgedehnt werde. Weiter wird amtlich gemeldet, daß, wie früher schon mitgeteilt worden ist, versucht werden soll, die Schiffahrt nach Archangel länger als gewöhnlich offen zu halten. Der Minister des Aeußern habe von der Gesandt⸗ schaft in St. Petersburg eine Mitteilung erhalten, wonach Rußland einen Eisbrecher mit 6000 Pferdekräften von Kanada angekauft und in Archangel bereits in Dienst gestellt habe. Zwei andere Eisbrecher seien schon von früher vorhanden, ein von privater Seite gekaufter Eisbrecher mit 1300 Pferdekräften sei von Kanada unterwegs.
Türkei.
Der Sultan hat vorgestern den früheren persischen Bot⸗ schafter Prinzen Mirza Riza empfangen. Wie die „Frank⸗ urter Zeitung“ meldet, wird in gut unterrichteten Kreisen ver⸗ ichert, daß zwischen der Türkei und Persien ein Bündnis⸗ vertrag abgeschlossen worden sei. Auf die Bitte des Schahs sind ferner türkische Instruktionsoffiziere nach Teheran entsandt worden.
— Die Hafenpräfektur in Konstantinopel kündigt amtlich an, daß von gestern abend ab das rotierende Leuch tfeuer von Anatol Kavak unweit der Einfahrt in den Bosporus ge⸗ löscht ist.
Rumänien.
Die Erschütterungen, denen die Königin Elisabeth aus⸗ gesetzt war, haben ihre Gesundheit so beeinflußt, daß sie das Bett hüten muß. Vorerst bleibt die Königin noch in Bukarest; nach der Erholung wird sie nach Curtea d'Argesch übersiedeln.
Blulgarien.
Das Bulgarische Nationalkomitee hat vorgestern eine große Versammlung in Sofia veranstaltet zum Zwecke der Aussprache über die Nachrichten, die ohne Unterbrechung aus Mazedonien einlaufen. Mehrere Redner schilderten, wie „W. T. B.“ berichtet, die unhaltbare Lage der bulgarischen Mazedonier, die unter fremder Herrschaft leben. Die Ver⸗ sammlung nahm einstimmig eine Resolution an, in der sie gegen die unerhörte Schreckensherrschaft der serbischen und griechischen Behörden in Mazedonien Einspruch erhebt, die bulgarische Re⸗ gierung bittet, nach Mitteln zur Erleichterung des grausamen Loses der mazedonischen Bulgaren zu suchen, und sie versichert, daß sie bei dieser Aufgabe auf den vollen und einmütigen Bei⸗ stand der ganzen Nation zählen könne, die ungeachtet der über⸗ menschlichen Anstrengungen der jüngsten Vergangenheit zu jedem Opfer für die Freiheit Mazedoniens bereit sei.
Der Präfekt von Strumitza teilt der „Agence Bulgare“ zufolge mit, daß eine neue, hundert Mann starke serbische Bande im Bezirk von Radovischte erschienen sei und dort lünder ie Bevölkerung in Schrecken setze.
.“ Albanien. 88
Ueber die Verhältnisse in Südalbanien erhält die „Neue Freie Presse“ Mitteilungen, in denen die Frage gestellt wird, in welcher Weise trotz des Umstandes, daß fast alle Unterzeichner der Londoner Beschlüsse sich im Kriege befinden, die Beschlüsse der Mächte hinsichtlich dieses Landes gesichert werden könnten. Es liege nahe, daß als einzige neutrale Macht unter den Teilnehmern der Londoner Botschafterkonferenz Italien hierzu berufen sein könnte; es sei anzunehmen, daß Italien sich dieser Aufgabe im Einvernehmen mit den übrigen Mächten, insbesondere mit Oesterreich⸗Ungarn, auch unterziehen werde. Es würde sich dabei in der Praxis um Maßregeln zu humanitären und polizeilichen Zwecken in der Gegend von Valona handeln, die überdies den Wert hätten, keinen Zweifel darüber aufkommen zu lassen, daß die zwischen den Mächten hinsichtlich Albaniens getroffenen Abmachungen trotz des Welt⸗ krieges aufrecht erhalten bleiben.
Wie die,Agenzia Stefani“ meldet, ist vorgestern das italienische Kriegsschiff „Dandolo“ in Begleitung des Hochseetorpedo⸗ boots „Climens“ in Valona eingetroffen, wo sich bereits die Schiffe „Agordat“ und „Dardo“ befanden. „Dandolo“ hatte Sanitätspersonal an Bord, um in Valona gemeinsam mit den Ortsbehörden eine Sanitätsstation zu errichten und die elenden Verhältnisse der geflüchteten Epiroten zu bessern. Das Kriegsschiff „Calabria“, dem sich bald die „Etna“ zugesellen wird, beginnt bereits Kreuzfahrten an der Küste von Mittelalbanien, um die Einschmuggelung von Waßfin und Schießbedarf und die Landung von Bewaffneten zu verhindern. Wie die genannte Agentur meldet, hat sich herausgestellt, daß beabsichtigt war, Bewegungen hervorzurufen, durch die die Beschlüsse der Londoner Konferenz über die Neutralität Albaniens verletzt worden wären.
Asien.
Wie persische Blätter melden, haben die Russen die Stadt Saudschbulak südlich des Urmiasees geräumt. Die persische Bevölkerung gab ihre Freude über den Abmarsch der Russen kund.
Teheraner Zeitungen zufolge herrscht in der ganzen Pro⸗ vinz Chorassan infolge von Grausamkeiten, die von russischen Kosaken in verschiedenen Ortschaften und namentlich im Gebiete der Stadt Mesched begangen worden sind, große Aufregung. Die Bevölkerung flüchtete nach Mesched. Die
e
Kosaken weigerten sich sogar, den Ratschlägen des russischen 1
Konsuls zu entsprechen. Ein in Teheran abgehaltener auße ordentlicher Ministerrat beschloß, in St. Petersburg Vorstellungen zu erheben und in Mesched eine Kommission einzusetzen, zu der der russische Konsul zugezogen werden soll.
Kriegsnachrichten.
Westlicher Kriegsschauplt.
Großes Hauptquartier, 27. Oktober, Vormittags.
(W. T. B.) Die Kämpfe am Abschnitt des Yser — Ypres⸗ kanals bei Ypres und südwestlich Lille werden mit gleicher Hartnäckigkeit fortgesetzt. Die deutschen Truppen haben auch gestern Fortschritte gemacht. Auf dem übrigen Teil der Kampffront im Westen haben sich wesentliche Ereignisse nicht zugetragen. 1
1 Oestlicher Kriegsschauplatz.
Großes Hauptquartier, 27. Oktober, Vormittags. (W. T. B.) Westlich Augustow ist der Angriff der Deutschen in langsamem Fortschreiten. Südwestlich Warschau sind alle Angriffe starker russischer Kräfte von unseren Truppen zurückgewiesen worden. Nördlich Iwangorod haben neue russische Armeekorps die Weichsel überschritten.
Wien, 26. Oktober, Mittags. (W. T. B.) Amtlich wird verlautbart: In den Kämpfen vor Iwangorod machten wir bisher 8000 Russen zu Gefangenen und erbeuteten 19 Maschine gewehre. Nächst Jaroslau mußten sich ein russischer Obers und 200 Mann ergeben. Bei ⸗; (südwestlich Sniatyn und bei Pasienicza (südwestlich Nadworna) wurde der Feind zurückgeworfen. Die Lage im großen ist unverändert.
Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes: von Hoefer, Generalmajor.
Südlicher Kriegsschauplatz. 8 Wien, 26. Oktober. (W. T. B.) Amtlich wird bekannt
gegeben: Seit dem 23. d. M. werden Erfolge unserer Truppen zwischen Mokro und Rogatika gemeldet; die Operationen zur
Säuberung des bosnischen Gebietes machten weitere erfreuliche Fortschritte. Der auf Veliko⸗Brod und Vracevica westlich von Visegrad eingeholte und gestellte Gegner wurde am 24. Abends angegriffen und nach Visegrad zurück⸗ geworfen. Unsere Verfolgungstruppen erreichten gestern die Drina bei Visegrad, Megjepa, Gorazda und westlich davon. Somit ist Ostbosnien bis zur Drina vom Gegner vollständig gesäubert. Bei dieser Aktion erbeuteten wir zwei Geschütze und eine große Menge Infanterie⸗ und ins⸗ besondere Artilleriemunition. Die montenegrinischen Abteilungen trennten sich von den Serben und ziehen sich südwestlich zurück. Gleichzeitig fanden auch im Save⸗ und Drinagebiete (Matschwa) für uns erfolgreiche Kämpfe statt. Bei Ravnja und Ardenkovic gelang es unseren Truppen nach ent⸗ sprechender Artillerievorbereitung trotz starker Drahthindernisse zwei hintereinander gelegene feindliche Positionen zu erobern, wobei vier Maschinengewehre und 600 Gewehre erbeutet sowie zahlreiche Gefangene gemacht wurden. Heftige Gegenangriffe der Serben brachen blutig zusammen.
Statistik und Volkswirtschaft.
Die Meiereigenossenschaften im Deutschen Reiche im Jahre 1912.
Nach den kürzlich von der Preußischen Zentralgenossenschaftskasse berausgegebenen „Mitteilungen zur deutschen Genossenschaftsstatistik für 1912“ (XLI. Ergänzungsheft zur „Zeitschrift des Käniglich preußischen Staustischen Landesamts“) sind um Deutschen Reiche am Anfang des Jabres 1912 unter 31 757 eingetragenen Genossenschaften mit 5 555 803 Mitgliedern 3 307 Meiereigenossenschaften mit 304 278 Mitgltedern ermittelt worden, das sind 10,41 % der Ge⸗ nossenschaften und 5,48 % der Genossenschaftsmitglieder. Da sich in den letzten 10 Jahren andere Genossenschaftsgruppen rascher als die Meiereigenossenschaften entwickelt haben, ist ihr Anteil an dem Ge⸗ jamtbestande von Genossenschaften seit 1903 kleiner geworden. Dieser Rückgang ist in Preußen stärker als im Reichsdurchschnitt und fällt besonders ins Auge in der Prov’nz Brandenburg, die 1903 noch 259 Meiereigenossenschaften, 1912 aber nur 94 zählte, was seine Er⸗ klärung in der inzwischen eingetretenen anderweitigen Oraanisation
des Milchhandels in den weiter nach Berlin zu gelegenen Teilen der 8
Provinz findet. — Der Haftpflicht nach waren 2168 Meierei⸗ genossenschaften (65,860 %) mit 187 307 Mitgliedern (61,56 %) solche mit unbeschränkter Haftpflicht, 75 (2,27 %) mit 13 545 (4.45 %) solche mit unbeschränkter Nachschunpflicht und 1064 (32,17 %) mit 103 426 (33,95 %) solche mit beschränkter Haftpflicht; die Mitglieder dieser letzteren hatten 207 127 weitere Geschäftsanteile übernommen und mit 76 831 350 ℳ zu haften.
Ueber Bilanz⸗ und Betriebsergebnisse von rund 30 % der Meiereigenossenschaften lagen für das Geschäftsjahr 1911 in den Verbandsveröffentlichungen keine Angaben vor. Durch Rückfrage und andere Ermittlungen ist es gelungen, von 2930 (rund 89 %) der Meiereigenossenschaften des Reichs die wichtigsten Zahlen über ihre Bilanz- und Betriebsergebnisse zu erlangen. Ein kleiner Teil der Genossenschaften konnte aus verschiedenen, zum Teil betriebstech⸗ nischen Gründen nicht alle oder überhaupt keine Berichtszahlen liefern, namentlich nicht über die Betriebsergebnisse; beispielsweise fanden sich 212 Genossenschaften, die ihren Betrieb verpachtet hatten und somit
im wesentlichen nur Bilanzzahlen geben konnten u. dgl. m. Man 8
muß also mit dem zufrieden sein, was die Mühwaltung des statistischen Dienstes der Preußischen Zentralgenossenschaftskasse zusammengebracht hat. Das ist folgendes: Die 2930 berichtenden Meiereigenossen⸗ schaften hatten 284 144 Mitglieder, eine im Durchschnitt 97. Bei 2542 Genossenschaften betrugen die Aktiva 111 816 650 ℳ, die Passiva oder Betriebsmittel bei 2539 Genossenschaften 105 298 960 ℳ, durchschnittlich bei einer also die Aktiva 43 988 und die Passiva 41 473 ℳ. Der Reingewinn ist bei 1758 Genossenschaften auf 7,285 515 ℳ, der Verlust bei 254 Genossenschaften auf 767 825 (durchschnittlich auf 4144 und 3023 ℳ) ermittelt. Für 2767 Genossenschaften wurden 9437 048 ℳ als Ge⸗ schäftsguthaben der Mitglieder (durchschnittlich 3411 ℳ) und 20 808 917 ℳ als Reserven und Betriebsrücklagen (durch⸗ schniitlich 8091 ℳ) agehehc Das eigene Vermögen von 2798 Genossenschaften betrug 30 245 965 ℳ (durchschnittlich 10 810 ℳ); die ange iehenen fremden Gelder wurden auf 75 052 995 ℳ berechnet. Bei 2834 Genossenschaften wurden 3091,34 Millionen Liter Milch eingeliefert (durchschnittlich 1 090 806 1). 1547 Genossenschaften ver⸗ kauften 254 710 872 1 Vollmilch (durchschnittlich 164 648 1); 2424 Genossenschaften gewannen 117 249 114 kg Butter (durch⸗ schnittlich 48 370 kg). Für 2090 Genossenschaften ist der Gesamt⸗ erlös aus Milch⸗ und Metereierzeugnissen auf 261 356 724 ℳ an⸗ gegeben (d. f. durchschnittlich 125 051 ℳ)
von dort die Heimreise über Amerika versuchen. 8
dese betriebs⸗ und wirtschaftsstatistischen Zahlen lassen die große
Bedeutung der Meiereigenossenschaften erkennen; namentlich ist die eingelieferte Milchmenge von über 3091 ½ Milltonen Litern ein her⸗ vorragendes Merkmal dafür. Leider ist die Zahl der Milchkühe der Meiereigenossenschaftsmirglieder nicht bekannt; von 851 berichtenden Genossenschaften des Reichsverbandes der deutschen landwirtschaftlichen Genossenschaften wurde für die Kühe der Mitglieder und Lieferanten die Gesamtzahl 446 688 angegeben.
Bei der landwirtschaftlichen Betriebszählung von 1907 wurden 31 834 874 ha landwirtschaftlich benutzte Fläche ermittelt; die Zahl der Kühe (aber nicht der Milchkühe) in landwirtschaftlichen Betrieben betrug damals 10 339 965. Im Vergleich mit der landwirtschaftlich benutzten Fläche gab es im Jahre 1912 im Reiche 1,3w Meierei⸗ genossenschaften auf je 10 000 ha; höher war diese Zahl in Braunschweig (4,12), Württemberg (3,29), Lübeck (2,1), Provinz Han⸗ nover (1,27), Provinz Schleswig⸗Holstein (1,80), Waldeck (1,8), Olden⸗ burg (1,62), Mecklenburg⸗Schwerin (1,58), Lippe (1,40), Provinz Sachsen (1,47), Rheinprovinz (1,46), Schwarzburg⸗Sondershausen (1,30), Bayern (1,21), Mecklenburg⸗Strelitz (1,22), Bremen (1,18), Sachsen⸗Weimar⸗Eisenach (1, 1)) und Anhalt (1,20). — Mit⸗ glieder von Meiereigenossenschaften kamen im Jahre 1912 auf 10,000 ha landwirtschaftlich benutzter Fläche im Reichs⸗ durchschnitte 96, dagegen in Oldenburg 361, in Lübeck 361, in Braunschweig 08, in der Provinz Hannover 290, in Württemberg 278, in Waldeck 245, in Bremen 231, in Schwarz⸗ burg⸗Sondershausen 214, in Hessen 177, in der Rheinprovinz 176, in Lippe 165, in der Provinz Sachsen 162, in Schaumburg⸗Lippe 159, in der Provinz Westfalen 121, in Sachsen⸗Weimar Eisenach 119, in Hamburg 108, in der Provinz Schleswig⸗Holstein 107, in Mecklen⸗ burg⸗Schwerin 103, in Anhalt 99; die übrigen Einzelstaaten und Landesteile blteben unter dem Reichsdurchschnitt, sehr weit darunter die Provinz Westpreußen und das Königreich Sachsen mit je 12,
Elsaß⸗Lothringen mit 20, Sachsen⸗Coburg⸗Gotha mit 24.
(Weitere „Statistische Nachrichten“ s. i. d. Ersten Beilage.)
Kunst und Wissenschaft. A. F. Auch die „Berliner Gesellschaft für Anthropo⸗ ogie“ wird sich, unbeirrt durch die kriegerischen Ereignisse, von der
regelmäßigen Fortsetzung ihrer Vereinstätigkeit nicht zurückhalten lassen.
Sie begann ihre Sitzungen für das Winterhalbjahr am letzten
Sonnabend, den 17. Oktober. Allerdings hatte der Vorsitzende,
Professor Dr. Seler diese Sitzung durch Mitteilung mannig⸗ acher Veränderungen zu eröffnen, die im Leben der
Gesellschaft durch die Keiegslage hervorgerufen worden 1
Geheimrat Penck, bei Kriegsausbruch auf einer Reise nach der Südsee
begriffen, soll auf der Rückreise nach Europa sein. Geheimrat Feltx
von Luschan, seit Anfang Juli nach Australien auf einer Forschungs⸗ reise unterwegs, ist nach Honolulu gebracht worden und will
Von an ver⸗ schiedenen Siellen des Erdballes tätigen deutschen Forschern fehlen neuere Nachrichten. Solche sind während der Sommerpause ein⸗
gegangen von Erland von Nordenskjöld, wonach er Kanntbalenstämme
am Rio Itanes (Südamerika) besucht hat, serner von Dr. Preuß⸗
Berlin, der ethnographische Untersuchungen des Eingeborenenstammes
der Utoto in Columbien vorgenommen hat. Von einer Stiftung in Höhe von 2000 ℳ konnte Mitteilung gemacht werden, die Dr. Lehmann⸗München der Gesellschaft zum Zwecke der Anlage einer Photogramm⸗Sammlung von Typen aller in Deutschland vertretenen Bevölkerungsstämme übereignet hat.
Den ersten Vortrag des Abends hielt Herr Otto Messing über „Confucianismus“. Der Vortrag war eine Fortsetzung des früheren, von dem Kenner und Verehrer des chinesischen Weltreiches an dieser Stelle gehaltenen über Conkuvcius (= Kung 551 bis 479 v. Chr.) und seine Lehre und stellte sich die Aufgabe, die weitere Entwicklung dieser Lehre darzulegen: Drei Perioden lassen sich in der nachconfucianischen Zeit feststellen, eine jede in überaus bezeichnender Weise in die Erschemung tretend. Die erste entwickelte sich während der Han⸗Zeit (206 v. Chr. bis 221 n. Chr.). Sie war durch äußere Einflüsse gekennzeichnet, nämlich die Erfindung des Papiers, des Schreibpinsels und die Vereinfachung der Schrift⸗ zeichen, begleitet und gefolgt durch eine Zeit buchstabengläubiger Pietät und aleinggöpun der wortgetreuen Ueberlieferung der nach der großen Bücherverbrennung wieder ans Tageslicht ge⸗ kommenen Schriften der alten Klassiker. Die zweite und bedeutendste Schule bildete sich während der Sung⸗Dynastie (960 — 1270 unserer Zeitrechnung). Sie schuf ein Speztalistentum und verlieh der Lehre zum Nachteil ihrer volkstümlichen Entwicklung eine offiztelle Deutung. Die dritte Schule endlich entwickelte sich während der letzten Dynastie, der Tsing (1644 — 1912) und stellte sich in schroffen Widerspruch zur Orthodoxie der Sung⸗Philosophie. Biz zur Hon⸗Zeit, also während etwa 300 Jahren, waren wichtige Abschnitte für die ihr vorangegangene Entwicklung des Confuciantsmus die kriegerischen Perioden, die lange dauernden inneren Kämpfe zwischen einzelnen Staaten gewesen: politisch gewiß eine traurige Zeit, aber eine Zeit überaus reger Ge⸗ dankenerzeugung. Daneben machte sich der Einfluß der das Reich der Mitte“ begrenzenden Staaten bemerkbar, noch heute erkennbar in volkstümlichen Gegensätzen und kulturellen Abständen der lebenden Generation. Ferner fand zur bezeichneten Zeit die neu aufstrebende Lehre sofort einen heftigen Wdersacher im Taoismus. Im Kampf gegen die Lehre des Mott, die Lehre der gegenseitigen Liebe, ging sie als Siegerin hervor. Als eifrigster Verfechter der Lehre Kungs trat Mengko (latinisiert Menciue) auf, ein würdiger Zeitgenosse der großen Pbilosopben Griechenlands, Pato, Aristoteies. Mengko ist ein ausgesprochener Bekenner der Lehre Kungs und seine Anschauungen über das Staatsleben sind mehr auf das Praktische gerichtet, von einem demokratischen Anstrich und durch Schärfe des Ausdrucks bemerkens wert. Er vertrat mit großer Ent⸗ schiedenheit die Ansicht, der Mensch sei von Natur aus gut, und schuf biermit für Hunderte von Jahren ein weites Feld der philosophischen Streitfragen, bis die Sung⸗Zeit einen Abschluß herbeiführte. Die einen so merkwürdigen Einfluß auf die Entwicklung der Lehre des Confucius gewinnende Ausbildung der chinesischen Schriftzeichen er⸗ läuterte der Vortragende an Lichtbildern. Immerhin war diese erste Periode der Entwicklung der Schrift für die gesunde Erstarkung der Lehre eine Zeit allzu häufig wechselnden Politischen Niederganges und Aufschwunges. Den Höhepunkt der Entwicklung. wie er namentlich in der Vervielfältigung der Klassiker zum Ausdruck gelangte, brachte für den Confucianismus erst die Sung⸗ Zeit, die zweite Periode. Der Buddhismus hielt seinen Einzug in China zu Anfang unserer Zeitrechnung, nachdem schon zwei Jahr⸗ hunderte vorher Sendboten der Hinayama⸗Schule die Lehre Buddhas nach China über Turkestan und auf dem Seewege getragen hatten.
ie Schule, welche zu Anfang unserer Zeitrechnung in China Eingang fand, war die Mahayana⸗Sekte. Buddhismus und Con⸗ fucianismus standen sich in ihren Anschauungen, ihrer Lebens⸗ auffassung schroff gegenüber. So entwickelte sich ein hartnäckiger Kampf, ein Ringen zweier Weltanschauungen. Daß von Volk und Fürsten dem Buddhismus der Vorzug gegeben, daß er so begierig aufgesogen wurde, hierfür lag der Grund wesentlich in der vorgleichsweisen Nüchternheit und im Mangel eines unzweideutigen ortesbegriffes in der sich als Sittenlehre gebenden Lehre Kungs. 89 Wahrbeit ist die Geltung und der Einfluß, den der Buddhismus erkannt ina errungen, weniger auf seine von den Machthabern an⸗ t un e Autorität gegründet, als auf die Bedeutung, die sein Vor⸗ sriedint . in den Volksgedanken durch die Stillung des Be⸗ best gung heischenden religiösen Bedürfnisses gewonnen hak. Nichts⸗ 3 oweniger wurden dem Confucklus im Laufe der 2 ½ Jahrtausende 8 renbezeigungen in steigendem Maße zuteil. Sie erreichten fe. Fase 1906 ihren Höhepunkt, als Consucius von der damals b. ““ Kaiserin⸗Witwe zum höchsten Rang erhoben und somit em höchsten göttlichen Wesen — Shangti — gleichgestellt “
Die Ehrungen bestanden bis zum Untergang der letzten
in Darbring ung von pfern. Diese Opfer waren Suovetaurilia,
in der Wahl der Opfertiere ganz den in Rom alle 5 Jahre ver⸗ anstalteten Sühneopfern ähnlich, nämlich Darbringung etnes Stieres, eines Schafes und eines Schweines, die im Tempel an der Seelentafel des Confucius niedergelegt wurden. Diese Opfer nebst den sie begleitenden feierlichen Handlungen, Pantomimen, Tanz mit Gesang und Musikbegleitung, fanden zweimal im Jahre, je am ersten Tage — Ting — des zweiten und achten Monats statt. Den Opserzeremonien liegen Bedeutungen zugrunde, zurückgreifend auf die ältesten Zelten der Geschichte des „Reiches unter dem Himmel“ und begründet durch die besondere Auslegung der Geschehnisse und Anschauungen jener Zeit. Die Opfer stellten Confucius auf gleiche Stufe mit der höchsten Gottheit; doch wurden sie ihm niemar als Gott dargebracht, galten vielmehr nur der Erinnerung an seine Person, waren eine Staatsangelegenheit und gleich der Staatsreligion eine Verherrlichung der Regierung. An der Hand gelungener Licht⸗ bilder zeigte der Vortragende das Innere von Confuctustempeln mit Seelentafeln, geschmückt mit Bildsäulen des Confucius und seiner Jünger, die in streng vorgeschriebener Folge zur Rechten und Linken aufgestellt sind. Die zuerst gezeigten Lichtbilder geben das Innere von Tempeln in Wuchang und Tsinanfu wieder. Sie stechen in ihrer schlichten Einfachheit, ihrem mehr oder weniger in die Augen sprin⸗ genden Verfall bei geringer Sauberkeit gegen den Feigtigfbee in Küfu stark ab. Ferner legte der Vortragende eine Reihe Abdrücke von Temvelinschriften vor und übersetzte davon mehrere, die in hoch⸗ trabenden Worten Confucius und seine Lehre verherrlichen. Auch der Kleidung und sonstigen Ausstattung der Confuctus⸗Statue wurde entsprechende Erklärung zuteil. Bei der im voranstehenden betonten erheblichen Verschiedenheit der Geltung und Würdigung von Bud⸗ dhismus und Confucianismus im Volksbewußtsein, die gleichwohl der Schätzung des einen neben dem andern keinen Eintrag tut, ist es von Interesse, etwas über den Emfluß zu hören, den die confucianische Lehre in den Schulen Chinas übt und üben soll, und zugleich über die Formen ihrer Vermittelung an die Jugend. Der Vortragende entsprach dieser Erwartung in Kürze, wie folgt: Die Verehrung des Confucius in den Schulen geht bis auf die Regierung des Kaisers der Han⸗Dynastie mit Namen
singti zurück und ist die gleiche bis auf unsere Zeit ge⸗ lieben. Vom ersten Tage seines Schulbesuches wurden und werden dem chinesischen Knaben die Grundlagen der confucianischen Lehre eingeprägt, und das Erste, was auswendig zu lernen, bildet der vielumstrittene Satz: „Der Mensch ist von Natur aus gut, in Wirklichkeit geht es aber weit auseinander.“ Buch an Buch, in streng öC“ Geiste geschrieben, reiht sich an, und muß von den Knaben, wenn auch ohne irgendwelches Verständnis, auswendig gelernt werden, bis schließlich die Reibe an die 9 Klassiker kommt, die gleichfalls auswendig gelernt werden müssen. Dieser Volksunterricht ist jedoch nicht Sache der Regierung, sondern der Familie und der einzelnen Gemeinwesen. Die 1901 nach Beendigung der Boxerunruhen auf Anregung und Verlangen der Prooinzialregierungen aufgehobenen Staatsexamina standen ebenso unter dem Einfluß der confucimischen Lehre und die hierbei gestellten Themata waren ausschließlich Auf⸗ gaben, welche die confuctanische Erhik nach der Verdolmetschung durch Chu⸗hi hetrafen. Wie die Zukunft sich zu der Lehre des Confucius stellen wird, bleibt abzuwarten. Daß die im Volke eingewurzelte Kultur der confucianischen Gesellschaftsordnung bestehen bleibe und an der Ueber⸗ lieferung festgehalten werde, welche Tausende von Jahren, und ihrem inneren Werte nach mit Recht, dem Lande „Wahrheit“ gewesen, ist sicher nicht nur wünschenswert, sondern auch erforderlich für die Existenz und das Fortbestehen des Volkes.
Der zweite Vortrag des Abends über „Skulpturen aus der älteren Steinzeit“ knüpfte an die Arbeiten des Vortragenden, Professor Dr. Karl Schuchardt, über die von ihm in Malta durchforschten und in den Hauptergebnissen seiner Studien an dieser Stelle schon besprochenen Altertümer an. In den dortien Bau⸗ den’mälern einer fernen vorgeschichtlichen Zeit sind in mehreren Kult⸗ Nischen noch Pfeiler gut erhalten, die offenbar bestimmt waren für Altäre der noch bildlosen Gottheit, und als solche gedeutet werden dürfen wegen der Aehnlichkeit mit den Menhirs in Westeuropa. Ganz ähnlich vermögen wir den in Malta vorliegenden, aus zwei Rund⸗
hütten mit Mittelgang entstandenen Palasttypus nach Kleinasien und
Syrien, zu den Hethitern und den Pergamenern zu verfolgen, alsdann ihn im etruskischen und römischen Hause wiederzufinden. So lassen auch ge⸗ wisse in Malta zu Tage tretende Skulpturen eine bestimmte Deutung zu und dürfen als Erklärung dienen für die ganz eigentümliche Haltung der uralten, in der Aurignacien⸗Kulturschicht des Abri von Laussel in Sädfrankreich gefundenen Darstellungen sener korpulenten Frauengestalten, die mit zum Gesicht erhobener linker Hand dargestellt sind, während die Rechte ein Horn (2) zu halten scheint. Ein Seeitenstück zu diesen ältesten Nachbildungen des Menschen besitzen wir in der sogenannten „Venus von Willendorf“; und deren Haartracht wiederholt sich auch bei einer anderen wesblichen Figur aus der älteren Steinzeit. Ganz ähnliche korpulente Frauenfiguren sind nun in Hadjakim auf Malla, zum Teil bekleidet, zum Teil nackt dargestellt, gefunden worden. Protessor Schuchhardt hält sie für Ahnenfiguren, parallel zu setzen den späteren römischen Laren, nimmt sie also nicht für Göttergestalten, denn hiergegen spreche ihre allzu bequeme Haltung. Diese Anschauung wird dadurch unterstützt, daß in einem Grab⸗ in Hassafient auf Malta ähnliche Figuren sich vorfanden, die einem Teil der mit nacktem Oberkörper dargestellten Frauengestalten auf etruskischen Sarkophagen und in kretischen Da stellungen ztemlich genau gleich sehen. In diesen Figuren sind nach Ansicht des Vortragenden „Opfernde“ zu erblicken, welche Erklärung durch eine Fülle von Material zu erhärten ist. Sie wird bewiesen durch die ersichtliche Uebereinstimmung zwlschen der Kultnische auf Malta und gewessen Darstellungen im Palaste von Knossos auf Kreta. Der Kultpfeiler, um den sich bisweilen Schlangen ringeln, bedeutet durch dies der Hera, der Artemis, der Athene eigene Symbol, schon den Altar der Gottheit, im besonderen der ältesten Gottheit im Mittelmeerkreise, der „Mutter Erde“. Lar ist et’uskisch und bedeutet „Hera“, d. h. Herr des Hauses, Ahnherr, und wird zum Teil mit einem Horn auf römischen Bildern dargestellt. Nach allem sind demnach auch die wiiblichen Figuren aus dem Abrt von Laussel (bei Les Eyzies⸗Dordogne) als Betende oder Opfernde anzusehen. Schon die Beigaben der Skelette aus den Moustérien und Aurignacien, die Muschelketten und Aehnliches lassen uns ahnen, daß bereits in jener Periode der Glaube an ein Jenseits im Mittelmeergebiet bestanden hat. Dem⸗ entsprech nd sind die Menhirs in der Bretagne und sonst in Westeuropa als „Seelenthrone“ anzusprechen, auf die sich die aus der Grabkammer befreite Seele schwang; eine auch im Volks⸗ Hahbgen der Griechen bestehende Anschauung, bevor er durch die offizielle
ythologie verschüttet wurde. Gegenüber dieser Erscheinung, der hohen Wah scheinlichkeit eines im Mittelmeer⸗Kulturkreise gemein⸗ samen Glaubens an das „Jenseits“ werden die geologischen Perioden des Aurignacien vielleicht etwas zu hoch gegriffen, und vielleicht ist, in diesem Punkte eine Nachprüfun gerechtfertigt, vor allem für Westeuropa; denn die kretische Kultur müssen wir auf 3000 bis 2000 vor Christus ansetzen. Die Laren sind die den Göttern opfernden Vermitiler zwischen Mensch und Gottheit; sie sind aus den Ahnen hervorgegangen. — Diese mit hohem Inter⸗ esse von der Versammlung entgegengenommenen Mitteilungen des Vortragenden wurden von Dr. Wiegers und Professor Jentsch zum Teil durch kritische Bemerkungen geologischer Art ergänzt. Eine große Anzahl von Lichtbildern hatte den Vortrag sehr befriedigend erläutert.
In der Aula der neuen Frankfurter Universität fand gestern, Mittags, eine kleine Eröffnungsfeier statt, bei der der Rektor Professor Dr. Wachsmulh betonte, daß unter den gegen⸗ wärtigen Verhältnissen von einer feierlichen Eröffnung Ahstand ge⸗ nommen werden müsse. In großen Zügen schilderte der Rektor die Vorgänge, die zur Gründung der Universität geführt haben. Mit der eingegangenen Glückwünsche sand der Eröffnungsakt
Das Deutsche Mu
Ueber die diesjährigen deutschen Ausgrabungen in Per⸗ gamon berichtet H. Knackfuß im Jahrbuch des Deutschen Archäolo⸗ gischen Instituts, daß im wesentlichen an zwei Stellen gegraben wurde. gänge zur Gymnasionterrasse es Gymnasions abzuschließen. er in das Gymnasion ein⸗ eines hellenischen Hauses unteren Teilen erhaltenen
Zunächst galt es, die Frage der östlichen Zu zu klären und hierdurch die Untersuchung d Das ist gelungen. Nahe der Nordecke d gebauten Therme kam ferner in den Rui
eine kleine Töpferwerkstatt mit dem in seinen Töpferofen zutage. Zahlreiche Formen und Bruchstücke der hier einst 1- — wodurch der Fund für die Geschichte der pergamentschen Keramik sehr wichtig wird. Der zweite „Pbhiletärischen Burgwege und Herabezirk, ge⸗
verfertigten Reliefgefäße fanden sich vor, Grabungskomplex umfaßte das Gelände
legenen Gebiets.
Literatur.
— In vielen Feldpostbriefen, die von unseren Kriegern von West in die Heimat gelangen, kehrt die Bitte wieder, über der Sorge für die leibliche Nahrung auch Wunsch, über alle Vorgänge auf den verschiedenen Kriegsschauplätzen möglichst genau und im Zu⸗ sammenhange unterrichtet zu sein, ist ebenso verständlich wie die Sehn⸗ sucht, aus der engeren Heimat näheres zu erfahren. will jeder Soldat wissen, wie die Stimmung daheim ist, wie das deutsche Volk Anteil nimmt an den Ruhmestaten des Volkes in Waffen. Daraus ergibt sich von selbst, daß ein Verbindungsglied erwünscht ist, das die Kluft zwischen daheim und in der Ferne über⸗ brückt und genau und zuverlässig über all die Ost und West, wie über die heimatlichen Ver
den Kriegsschauplätzen in Ost und die geistige Kost nicht zu vergessen. Ihr
Ein solches Verbindungsglied stellt
erscheinende illustrierte
Zeitschrift
ferner an der diese Dokumente von bleibendem Wert anschaulich geschriebenen Kriegsbildern
an, die tro
durch alle
Land⸗ und Forstwirtschaft.
Lage der Landwirtschaft in Rumänien im Monat September 1914.
e Witterung in den ersten
r für das Reifen des Mais,
beraus günstig,
chterte die Fortsetzung des
etreidedrusches, verhinderte
Die trockene, meist schöne und warm zwei Dritteln des Monats September wa der Trauben und anderer Herbstpflanzen ü⸗ sogar teilweise deren Einbringung und erlei
in eintgen Gegenden noch nicht beendeten G jedoch andererseits die Bearbeitung der Aecker und den Anbau der erbstsaaten. Diese Arbeiten konnten infolge der ziemlich reichlichen tederschläge in der letzten Dekade des Monats allerorts aufgenommen
zur Reife gelangt. Befürch⸗ gelegenen Gegenden und im hle Witterung das Reifen Kais wird im allge⸗ zufriedenst Ulend, die
werden.
Der Mais ist fast im ganzen Lande tungen bestehen nur in einzelnen hochg Norden des Landes, wo die eingetretene kü bisher verhindert hat. Das Ernteerträgnis
meinen als mitte!, in einigen Gegenden sehr Quatität als gut bezeichnet. Die Taba kernte ist in der ersten Hälfte Erträgnis an August und Sep⸗ Zuͤckerstoffen größer. ; desgleichen werden Auch die Weinlese
des Berichtsmonats abgeschlossen worden.
Zuckerrüben ist infolge der Trockenbelt im tember geringer; dagegen ist der Gehalt an Das Einbringen der Rüben hat bereits begonnen Kartoffeln und Herbstgemüse eingeheimst. — hat in der zweiten Hälfte des Berichtsmonats eingesetzt. Die Trauben sind von guter Qualität, doch ist das Gesamtergebnis gering, da die Weinberge sehr Pnnd ande
erbstobst sind aumen, und Pfirsiche eingebracht. Das Erträgnis ist des Landes befriedigend. Der frübzeitig gesäte Weizen hat bereits zu keimen begonnen und entwickelt sich zusehends. 1 . Die Weiden haben infolge der letzten Niederschläge wieder zu grünen begonnen und bieten — wie im L des ganzen Jahres — dem Vieh auch weiterhin reichliche Nahrung. (Bericht des Katserlichen Konsulats zu Bukarest vom 13. Oktober d. J.)
haben. — Vom
geringen Mengen angebaut.
Gesundheitswesen, Tierkrankheiten und Ab
maßregeln.
Das Kaiserliche Gesundheitsamt meldet das Erlöschen de Maul⸗ und Klauenfeuche von den Schlachtviehhöfen in Leipzi⸗
am 24. und in Cöln am 26 d. M IRAICvewer
Dum⸗Dum⸗Wunden. In der „Münchner Medizinischen Wochenschrift“
nämlich Geheimrat Lenné und Dr. Kreitmair,
schrieben, die ohne auf Dum. Dum⸗Ges teckte das Geschoß noch in dem betroffene
Unterschenkel, und seine Unrersuchung, nachdem es herausgezogen war,
6 scharfriechenden die Geschoßwand von
waren. In einem Falle
bestätigte den Verdacht vollkommen. Kupferlegierung Ueberzug von Grünspan schnitten, das obere Ende völlig platt,
as s seum, dessen alljährliche Festversammlung mit Rücksicht auf die jetzigen schweren Zeiten unterblieben ist, hat an dem Wohnsitze seines ersten Vorsitzenden Gebeimrats Duisberg in Leverkusen eine Besprechung des Vorstands mit den Vor Schriftführern des Vorstandsrats abgebalten. b wohnten „W. T. B.“ zufolge bei die Staatsminister Dr. Freiherr 8 von Soden und Dr. von Knilling, in Vertretung des Staatssekretärs Dr. Delbrück der Ministerialdirektor Dr. Lewald, die Vorsitzenden Professor Dr. von Heigel, Präsident der bayerischen Akademie der Wissenschaften, Dr. Krupp von Bohlen und Halbach usw. Sitzung wurden verschtedene Maßnahmen beschlossen, die geeignet sind, die dem deutschen Museum zur Verfügung stehenden Kräfte und Mittel zugunsten des gemeinsamen Vaterlandes Unter anderem wurde dem Allerhöchsten Prote König Ludwig III. von Bayern eine Summe von fünfzigtausend Mark rfügung gestellt, um sie im Interesse der deutschen Krieger und ihrer Angehörigen zu verwenden. Im Anschluß eine Besichtigung der großen chemischen Fabriken in Leverkusen sowie der Kruppschen Werke in Essen statt, die gerad voller Weise für das Deutsche Reich tättg sind.
nutzbar zu machen. ktor des Museums
an die Sitzung fand
e jetzt in so verdienst⸗
neben dem Tore“, den östlichen Keil des zwischen dem inneren dem großen Gymnasion, in gleicher Höhe mit dem Hier fand sich ein großes palastartiges Wohnhaus.
Vor allen Dingen
zahllosen Kämpfe in hältnisse unterrichtet. die seit 26 Jahren deutschen Heere wohlbekannte, bei Lr . „Deut hort“ dar. Auch dieser alte Freund Friedenszeiten ist mit dem neu begonnenen Jahrgan blatt geworden. Er hat seine Spalten in erster Linie essen unserer heiligen, gemeinsamen Sache geöffnet und unterrichtetr seine Leser zunächst über die wichtigsten Ereignisse auf den Kriegs⸗ schauplätzen in Form einer kurzen Kriegschronik; er unterrichtet Hand von Urkunden politischen Charakters über alle wichtigen politischen Vorgänge, die den
Soldaten⸗ unserer Truppen zum Kriegs⸗ allen Inter⸗
Krieg berühren; an — — nd schließen sich Darstellungen der Kriegsereignisse, der Kämpfe, der Gefechte in
. aus Frankreich, Rußland, Oesterreich⸗Ungarn, von der Nordsee und der Luftflotte ihrer bunten Mannigfaltigkeit doch nach bestimmten Gesichtspun ten ausgewählt sind und in ihrer reichen Fülle ein ab⸗ erundetes Gemälde der zeitgeschichtlichen Kämpfe bilden. An die Krtiegsbilder schließen sich die Bilder aus der Heimat, die dem Krieger draußen in Worten, die vom Herzen kommen und zu erzählen, was die Deutschen daheim in ernst bewegter Zei fühlen und wirken. Daran schließt sich ein Abschnitt „Humor“ und kleinere Artikel aus den verschiedenen Gebieten des militärischen Lebens; Karten und Bilder vervollständigen und veranschaulichen den Inhalt dieser illustrierten Zeitschrift, die unseren Truppen ein treuer Freund in Feindesland ist. Sie erscheint drei tämter für 1,80 ℳ vierteljährli
Herzen gehen, t empfinden,
mal im Monat und ist ch zu beziehen.
ermöglichte
ren Krankheiten gelitten Aepfel, Birnen, Nüsse in fast allen Teilen
Raps ist in sehr
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Feldärztlichen Beilage d
werden von zwei Aerzten, Verwundungen be⸗ chosse zurückzuführen
Öund war mit einem dicken bedeckt. Die