1914 / 258 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 02 Nov 1914 18:00:01 GMT) scan diff

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eeingerichtet,

Grubenbereich vor dem Versaufen zu schützen.

assessor Horten übertragen.

rat Liebermann übertragen. Für die Erzgruben und Hütten⸗ werke in diesem Gebiet ist eine besondere Schutzverwaltung die die Sicherung der teilweise verlassenen oder mit ungenügendem Personal angetroffenen Werke und

Gruben übernommen hat und besonders für den Fort⸗

betrieb der Wasserhaltung sorgt, um den vertvollen h Die Schutz⸗ verwaltung ist unter dem Bezirkspräsidenten dem Bergrat Dr. Kohlmann, dem Bergmeister Hoenig und dem Berg⸗ Zur Beratung des Gouver⸗ neurs in Angelegenheiten der deutschen Schutzverwaltung ist ein ständiger industrieller Beirat aus Vertretern der deutschen Schwerindustrie berufen, die an dem französischen Minenbesitz stark mit Kapital beteiligt ist. Der Beirat besteht aus dem Kommerzienrat Louis Roechling⸗Saarbrücken, dem Geheimen Kommerzienrat von Oswaldt⸗Koblenz, dem Generalleutnant von Schubert⸗Berlin, dem Geheimen Kommerzienrat Kirberg⸗ Mülheim (Ruhr), den Kommerzienräten Springorum⸗Dortmund und Kloeckner⸗Duisburg und dem Bergrat Frielinghaus, Mitglied des Direktoriums der Firma Krupp in Essen.

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Auf Grund des § 2 Abs. 4 der Eisenbahnverkehrs⸗

ordnung hat das Reichseisenbahnamt unterm 24 v. M.

folgende Ergänzung der Vorschriften in § 6 dieser Ordnung,

die Veröffentlichung der Eisenbahntarife, verfügt:

1I1 Die Landesaufsichtsbehörden können mit Zustimmung 18 des Reichseisenbahnamts in Einzelfällen Ausnahmen von dden Vorschriften dieses Paragraphen zulassen. Die Aenderung tritt sofort in Kraft.

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Der heutigen Nummer des „Reichs⸗ und Staatsanzeigers“ liegen die Ausgaben 163, 164 und 165 der Deutschen Verlustlisten bei. Sie enthalten die 66. Verlustliste der preußischen Armee und die 45. Verlustliste der sächsi⸗ schen Armee.

Beayern.

Die „Bayrische Staatszeitung“ veröffentlicht folgenden Telegrammwechsel zwischen Seiner Majestät dem Kaiser und König und Seiner Majestät dem König von Bayern:

Seiner Majestät dem Deutschen Kaiser

Großes Hauptquartier. Eure Kaiserliche und Königliche Majestät hatten die außer⸗ ordentliche Güte, mich durch die Verleihung des Eisernen Kreutes zweiter und erster Klasse auszuzeschnen. Dieser neuerliche Freund⸗ schaftsbeweis, in dem ich die Anerkennung meiner Armee erblicke und für den ich Eurer Majestät meinen tiefempfundenen herzlichen Dank ausspreche, hat mich mit besonderer Freude erfüllt. Das gibt mir besonderen Anlaß, Eurer Majestät eine mir am Herzen liegende Bitte zu unterbreiten. Diese Bitte, bei der ich mich eins weiß mit allen Deutschen Bundesfürsten, geht dahin, daß Eure Majestät die hohe Kriegeauszeichnung des Eisernen Kreuzes zweiter und erster Klasse, die jetzt die Brust so vleler tapferer deutscher Krieger ziert, als Oberster Bundesfeldherr zur Ehre der ruhmreichen Deutschen Armee auch persönlich anlegen möchten. Gott sei auch fernerhin mit Eurer Majestàt und mit unserem tapferen

Heere. (gez.) Ludwig.

An des Königs von Bayern Majestät

Leutstetten, Schloß. Eure Königliche Majestät haben die Güte gehabt, Allerhöchst sich eins wissend mit den Deutschen Bundesfürsten, mich zu bitten, das Eiserne Kreuz anzulegen. Ich danke Eurer Majestät herzlichst dafür. Ich werde das Kreuz von Eisen tragen im Andenken an die Entschlossenheit und Tapferkeit, die alle deutschen Stämme in unserem Kampfe um Deutschlands Ehre auszeichnet. Gott sei auch

fernerhin mit uns. (gez.) Wilhelm.

Auf dieses Telegramm richtete Seine Majestät der Fgg Ludwig folgendes Handschreiben an Seine Majestät den Kaiser, das ihm der Flügeladjutant Graf zu Castell im Hauptquartier überreichte: 8

8 Durchlauchtigster, großmächtigster Fürst, freundlichst lieber Vetter und Bruder!

Die großen Erfolge, welche die deutschen Truppen unter Eurer Kaiserlichen und Königlichen Majestät Führung errungen haben, geben mir die erwünschte Veranlassung, an Eute Kasserliche und Königliche Majestät die Bitte zu richten, das Großkreuz meines Milttär⸗Max⸗Josefordens, des für außerordentliche Leistungen im Kriege bestimmten höchsten bayerischen Milttärordens, gütigst entgegen⸗ zunehmen und zur Ehre und Auszeichnung für meine Armee zu tragen. Ich möchte hierbei nicht unerwähnt lassen, daß die Eurer Kaiserlichen und Königlichen Majestät überbrachten Ordensinsignien bereits Allerhöchstderen Hochseliger Vater besessen hat.

Seine Majestät der Kaiser antwortete hierauf:

Stolz auf die Verleihung des Großkreuzes Deines Marx⸗ Josefordens bitte ich Dich, meinen wärmsten tiefempfundenen Dank entgegenzunehmen. Freudig werde ich die schöne Auszeichnung in Erinnerung an die große ernste Zeit rragen.

Gleichzeitig sprach Seine Majestät der Kaiser Seiner Majestät dem König seine Teilnahme zum Ableben Ihrer Königlichen Hoheit der Erzherzogin Adelgunde, Herzogin von Modena, aus. Bremen.

Aus Anlaß des Fngreisen⸗ der Türkei in den europäischen Krieg fand gestern mittag beim türkischen Konsul in Bremen Elfeldt ein Empfang statt, dem Vertreter und Mitglieder des Senats, Vertreter bremischer Behörden, der Reichs⸗ und Militärbehörden, der österreichische Konsul sowie die Konsuln Preußens und der übrigen Bundesstaaten, Vertreter des Handels und der Industrie Bremens beiwohnten. Wie „W. T. B.“ meldet, kam bei diesem Empfang die allseitige Sympathie für die Türkei zum Ausdruck, sowie die freudige Genugtuung über deren bereits erzielte Waffenerfolge.

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Oesterreich⸗Ungarn.

Wie erst jetzt bekannt wird, haben die Russen in den von ihnen besetzt gewesenen Teilen der Bukowina arg gehaust. Nach dem Bericht des Wiener „K. K. Telegraphen⸗Korrespondenz⸗ bureaus“ wurden Füerche Meierhöfe und sonstige Gebäude niedergebrannt, viele Wohnungen, auch in Czernowitz, geplündert, Passanten auf der Straße von Kosaken beraubt. Vom Lande werden mehrfach grundlose Hinrichtungen und sonstige Gewalt⸗ akte gemeldet. In 12 führten die Russen unter Mißachtung des Roten Kreuzes Sanitätssoldaten und Inspektionsoffiziere zum

Teil mit Ketten gefesselt kriegsgefangen ab. Insbesondere auch die Rumänen der Bukowina hatten vielfach zu leiden. Die ausschließlich von Rumänen bewohnte Gemeinde Maidan bei Storozynetz ist in geradezu hunnischer Weise zerstört und ganz niedergebrannt und geplündert worden. Die Einwohner, die ihr gesamtes Hab und Gut verloren hatten, wurden davongejagt Das Schloß der Witwe des rumäni⸗ schen Politikers Ritters Wolczynski in Budnitz wurde unter Führung eines Offiziers geplündert. Im Gutshofe des rumänischen Großgrundbesitzers Janocsz in Panka wurde bestialisch gehaust. Alle Gebäude wurden niedergebrannt, die Vorräte geplündert, wodurch Schaden von mehreren hunderttausend Kronen angerichtet wurde. Die Gemeinde Roposo, wo auch sonst mehrfache arge Gewalttaten vorkamen, wurde geplündert. Der Bürgermeister, ein Rumäne, entging nur mit knapper Not durch Eingreifen unserer zufällig an⸗ kommenden Patrouille dem sicheren Tode. Auch die Gemeinde Kuszurmars wurde geplündert. Aehnliche Meldungen gehen noch ständig in großer Zahl ein.

Infolge des Verbots von Zahlungen an die Bürger der feindlichen Staaten hat der Budapester Magistrat beschlossen, die am 1. November fälligen Zinsen und die Amor⸗ tisationsrate im Betrage von rund 2,4 Millionen Fonen des

vierprozentigen mit der Pariser Banque de Parie Pays⸗

Bas abgeschlossenen Anlehens nicht zu zahle hlungen an einen Obligationsinhaber werden nur dan, ecistet, wenn dieser seine Staatsangehörigkeit nachweist und ferner beweist, daß er die Obligation vor dem 1. August 1914 erworben hat oder ein späterer Erwerb der Obligation nic)“ durch Kauf von einem französischen Staatsbürger erfolgte.

Großbritannien und Irland.

Die Politik Englands und Amerikas stehen nach der „Morning Post“ im Gegensatz zu einander. England wünsche zu verhindern, daß Güter nach Deutschland gehen, die diesem entweder als Kriegsmaterial von Nutzen sein oder ihm helfen würden, gewisse Industriezweige zu er⸗ halten. Die amerikanische Regierung würdige die Lage Eng⸗ lands, fühle sich aber nicht veranlaßt, England auf Kosten des amerikanischen Handels zu unterstützen. Es fühle sich vielmehr verpflichtet, alles zu tun, was in seiner Macht stehe, um die Auslandsmärkte für amerikanische Erzeugnisse zu sichern. Es werde sehr bald deutlich werden, daß die Ver⸗ hältnisse auf einen Zusammenstoß hintreiben, der nur durch Takt und Rücksichtnahme sowie durch gegenseitige Zugeständ⸗ nisse und eine großzügige, vornehme Diplomatie auf beiden Seiten vermieden werden könne.

Die „London Gazette“ veröffentlicht zwei Proklamationen. Die erste enthält die revidierte Liste unbedingter und be⸗ dingter Konterbande, die zweite weitere Abänderungen der Londoner Deklaration.

Frankreich.

Die Marine hat aktive Formationen gebildet, und zwar eine Brigade von 6000 Marinefüsilieren und einer Maschinengewehrkompagnie, ein Regiment von 1000 Marine⸗ artilleristen, Gruppen von Automobilscheinwerfern und eine

Flußflotte.

Nach einer Meldung der „Agence Havas“ wurden am Freitag 30 deutsche und österreichisch⸗ ungaris Firmen unter Staatsaufsicht gestelt.

Rußland.

Ein Kaiserlicher Ukas ordnet die Ausgabe einer fünf⸗ prozentigen inneren Anleihe von 500 Millionen Rubel an, die in fünfzig Jahren amortisiert werden soll.

Nach Meldungen der „St. Petersburger Telegraphen⸗ agentur“ hat die russische Regierung dem russischen Bot⸗ schafter in Konstantinopel den Auftrag gegeben, der Pforte den Abbruch der diplomatischen Beziehungen mit der Türkei kundzutun, und hat ihm befohlen, mit dem gesamten Personal der Botschaft und des Konsulats abzureisen. Die Ver⸗ tretung der Interessen der russischen Untertanen wurde der italienischen Regierung anvertraut.

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8 8 8.

Der Schatzminister Rubini hat der „Agenzia Stefani“ zufolge vorgestern den Entschluß kundgegeben, von seinem Amt zurückzutreten. Infolgedessen entschied sich das ganze Kabinett dahin, gleichfalls aus dem Amt zu scheiden. Der Ministerpräsident Salandra teilte diesen Entschluß dem König mit, der sich die Entscheidung vorbehielt.

Wie das „Giornale d'Italia“ mitteilt, wollte Rubini, daß das Kabinett von der Kammer zwei⸗ oder dreihundert Millionen neuer Steuern forderte, um die militärischen Aus⸗ gaben zu bestreiten. Der Ministerpräsident Salandra und die anderen Minister waren aber der Ansicht, daß der gegenwärtige Augenblick nicht günstig dafür sei.

In einigen italienischen Blättern wird die Besorgnis ge⸗ äußert, daß nunmehr nach Ausbruch der Feindseligkeiten im Orient die islamische Bewegung auch nach Libyen übergreifen könnte. Wie „W. T. B.“ demgegenüber feststellen kann, liegen Zusicherungen der Pforte vor, daß sie in Berück⸗ sichtigung der italienischen Interessen alle erforderlichen Maß⸗ nahmen trifft, um die islsamische Bewegung von Libyen fernzuhalten.

Da die französische Heeresleitung wiederum eine Batterie vor der Kathedrale von Reims aufgestellt und einen Beobachtungsposten auf dem Turm der Kathedrale eingerichtet hat, hat im Auftrage des Reichskanzlers Dr. von Bethmann Hollweg der preußische Gesandte im Vatikan, wie „W. T. B.“ meldet, bei der Kurie gegen diesen barbarischen Mißbrauch von Gotteshäusern einen förmlichen Einspruch er⸗ hoben. Die Franzosen allein trügen die Verantwortung für eine etwa eintretende Beschädigung; sie den Deutschen zur Last legen, sei Heuchelei.

Der ständige Ausschuß des internationalen Ackerbau⸗Instituts vereinigte sich vorgestern nachmittag unter Teilnahme der Delegierten der kriegführenden Länder. Der Präsident Cappelli gedachte des verstorbenen Königs von Rumänien, des Präsidenten Saenz Penna, San Giulianos und Fusinatos. Nachdem er seinen heftigen Schmerz über den Krieg geäußert hatte, beglückwünschte er sich zu der Anwesenheit der Delegierten der kriegführenden Staaten und sprach den Wunsch nach baldigem Frieden aus.

Spanien.

Der Ministerrat hat dem „Temps“ zufolge die

Effektivstärken für 1915 auf 140 763 Mann Landheer, 11 096 Matrosen und 4100 Mann Marineinfanterie festgesetzt

Einer Meldung der „Agence Havas“ zufolge ist de ehemalige Minister Azevedo wegen der Ereignisse am 20. Oktober verhaftet und verhört worden. 1“

1 Niederlande. Wie der „Nieuwe Courant“ meldet, hat Holland das

Anerbieten Eng lands, zur Unterstützung belgischer Flücht⸗

linge beizutragen, abgelehnt.

Türkei. Den Fetattas Rußlands, Englands und Frankreichs sind laut Meldung des „W. T. B.“ vorgesterr die Pässe zugestellt worden. Der russische Botschafter is

6.6““

bereits vorgestern abend von Konstantinopel abgereist; der französische und der englische Botschafter haben gestern mit dem

Personal der Botschaften die türkische Hauptstadt verlassen Die russischen Interessen sind dem italienischen, die englischen und französischen Interessen dem amerikanischen Botschafter anvertraut worden.

Einamtliches Communiqué besagt über die Operatione n

der türkischen Flotte: Aus Aussagen von gefangenen russischen Matrosen und aus der Anwesenheit eines Minenlegers bei der russischen Flotte geht hervor

daß sie die Aksicht hatte, den Eingang zum Bosporus durch Minen

zu sperren, um die türkische Flolte, die durch diese Minensperre in

zwei Tüle getrennt worden wäre, vollständig zu vernichten.

In der Annahme, daß sie hierdurch der Gefahr eines Ueber falles ausgesetzt sein würde, und in der Voraussetzung, daß die Russen die Feindseligkeiten ohne vorhergegangene Kriegserklärung eröffnet hätten, machte sich die türkische Flotte an die Verfolgung der russischen und zersprengte sie. Sie bombardierte Sebastopol, zerstörte im Hafen Noworossijsk 50 Petroleumdepots 14 Militärtransportschiffe sowie mehrere Getreidemagazine und d Station für drahtlose Telegraphie. Ein Kreuzer wurde in den Grund gebohrt, ein anderer russischer Kreuzer schwer beschädigt, der gleichfalls gesunken sein dürfte. Auch ein Schiff der russischen freiwilligen Flotte ist gesunken. In Odessa und Sebastopol sind funf Petroleumbehälter durch unser Feuer vernichtet worden.

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Um gegen einen etwaigen Angriff der feindlichen Flotten

gesichert zu sein, hat die Regierung die notwendigen Maß⸗ nahmen zur Verteidigung des Hafens von Smyrna

etroffen. 1“ Griechenland.

Nach einer Meldung der „Agence d'Athènes“ haben

sämtliche Mächte die Gründe, die die hellenische Regierung

zur Wiederbesetzung von Nordepirus zwangen, als

wohlberechtigt anerkannt. Wie mitgeteilt wird, wird die

vollständige Wiederbesetzung aller Bezirke des autonomen

Epirus demnächst beendet sein.

Bulgarien.

Ein offiziöses Communiqué sagt über die Haltung Bulgariens laut Meldung des „W. T. B.“:

Der Eintritt der Türkei in den Riesenkampf wud bei allen krieg⸗ führenden Mächten eine Neuorientierung der Lage bewirken. Er wird in Regierungskreisen nicht als eine Tatsache angef hen, die das Kabinett⸗ Radoslawow veranlassen könnte, von der gewissenhaft bisher befolgten Haltung abzugehen, das heißt von der streng beobachteten Neutralität und der wachsamen Haltung gegenüber jedem Erexignis, das selbst von weitem die bulgarischen Interessen berühren könnte.

Die Regierung hat der „Agence Bulgare“ zufolge die Entlassung der beiden ältesten Jahresklassen, die sich unter den Fahnen befinden, angeordnet und zwei Jahres⸗ klassen von Reservisten zu Uebungen einberufen.

Die „Narodni Prava“ veröffentlicht neuerdings eine

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lange Liste serbischer Greueltaten an den Bulgaren

in Mazedonien und fügt hinzu: „Angesichts dieser Schreckens⸗ taten können wir uns nicht vorstellen, wie deren Folgen mit

den Bemühungen der bulgarischen Regierung, Verwicklungen zwischen Serbien und Bulgarien zu verhüten, in Einklang zu bringen wären.“

Amerika.

Der amerikanische Staatssekretär Bryan hat der „Times“ zufolge einen Befehl an die Hafenbehörden erlassen, bis auf weiteres nur den zuständigen Beamten der Regierung Auskunft

zu erteilen über alle ausfahrenden Schiffsladungen sowie

deren Bestimmungsort bis dreißig Tage nach der Klarierung des Schiffes, in dem sich die Ladungen befinden.

Die Regierung der Vereinigten Staaten hat beschlossen, in London gegen die Festhaltung des Dampfers „Kroon⸗ land“ in Gibraltar Einspruch zu erheben und zu fragen, ob der Grund dafür sei, daß der Dampfer Kupfer geladen hatte, oder weil er feindliche Reservisten an Bord hatte. Amtliche Kreise vertreten die Auffassung, daß das Schiff entweder freigelassen oder alsbald vor ein Prisengericht gebracht werden müsse.

Das Staatsdepartement in Washington hat dem „Reuterschen Bureau“ zufolge die Mitteilung erhalten, daß der Präsident der Republik Haiti Port au Prince habe verlassen und an Bord eines holländischen Dampfers habe flüchten müssen.

Wie die „Associated die Friedenskonferenz beschlossen, die Generale Carranza und Villa ihrer Macht zu entsetzen. Es soll ein vorläufiger Präsident ernannt werden, der ermächtigt werden soll, die Klagen Zapatas abzustellen.

Astken. Persischen Blättern zufolge soll Rußland seine Truppen aus Persien zurückziehen, um sie nach Polen zu schaffen, aber sich nicht verpflichtet haben, sie nicht mehr nach Persien zurückzusenden. Die Erregung gegen Rußland hält an. Der bekannte Führer Salar ed Dauleh hat ein Abkommen mit dem Bachtiarenchef Emir Mufaham geschlossen. Sie erließen einen Aufruf, worin die Bevölkerung und die Stämme aufgefordert werden, das Vaterland zu retten. Es hat sich ein Ausschuß zur Be⸗ freiung des Kaukasus gebildet. Die Russen fahnden eifrig nach den Mitgliedern. 3 8 Australien. Das Bundesparlament hat einen Gesetzentwurf an⸗ genommen, der den Militär⸗ und Marinebehörden weitgehende Vollmachten gibt, aus dem Kriege entstehende Vergehen summarisch zu bestrafen.

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reß“ aus El Paso meldet, hat

(W. T.

Westlicher Kriegsschauplatz. ö Hauptquartier, 1. November, Vormittags. —.) In Belgien werden die Operationen durch

Ueberschwemmungen erschwert, die am Ner⸗Ypres⸗ Kanal durch Zerstörung der Schleusen bei Nieuport herbei⸗ geführt sind. ei Ypres sind unsere Truppen weiter vorgedrungen; es wurden mindestens 600 Gefangene ge⸗ macht und einige Geschütze der Engländer erbeutet. Auch die westlich Lille kämpfenden Truppen sind vorwärts⸗ gekommen.

Die Zahl der bei Vailly gemachten Gefangenen hat sich auf etwa 1500 erhöht. In der Gegend von Verdun und Toul fanden nur kleinere Kämpfe statt.

Großes Hauptquartier, 2. November, Vormittags. (W. T. B.) Mitteilung der obersten Heeresleitung. Im Angriff auf Ypres wurde weiter Gelände gewonnen. Messines ist in unseren Händen. Gegenüber unserem rechten Flügel sind jetzt mit Sicherheit Inder festgestellt. Diese kämpfen nach den bisherigen Feststellungen nicht in eigenen geschlossenen Ver⸗ bänden, sondern sind auf der ganzen Front der Engländer ver⸗ teilt. Auch in den Kämpfen im Argonnerwalde wurden Fortschritte gemacht. Der Gegner erlitt hier starke Verluste.

Oestlicher Kriegsschauplatz. Großes Hauptquartier, 1. November, Vormittags. (W. T. B.) Im Nordosten standen unsere Truppen auch gestern noch im unentschiedenen Kampf mit den Russen.

Großes Hauptquartier, 2. November, Vormittags.

(W. T. B) Mitteilung der obersten Heeresleitung. Im

Osten ist die Lage unverändert. Ein russischer Durch⸗ bruchsversuch bei Szittkehmen wurde abgewiesen.

Wien, 31. Oktober. (W. T. B.) Amtlich wird ver⸗

lautbart: Nächst der galizisch⸗bukowinischen Grenze

nördlich Kuth wurde gestern eine russische Kolonne aller Waffen geschlagen. In Mittelgalizien behaupten unsere

Truppen die gewonnenen Stellungen nordöstlich Turka bei

Stary Sambor, östlich Przemysl und am unteren San. Mehrere feindliche Angriffe im Raume von Nisko wurden ab⸗ gewiesen. Dort sowohl wie auch bei Skole und Stary Sambor wurden hunderte von Russen gefangen genommeu. Die Ope⸗

rationen in Russisch⸗Polen verliefen auch gestern ohne Kampf.

Deer Stellvertreter des Chefs des Generalstabes:

8 von Hoefer, Generalmajor. 8 Wien, 1. November. (W. T. B.) Amtlich wird ver⸗ lautbart: In Russisch⸗Polen entwickeln sich neue Kämpfe. Angriffe auf unsere Stellungen wurden zurückgeschlagen und einige feindliche Detachements zersprengt. Die mehrtägige

erbitterte Schlacht im Raume nordöstlich Turka und

südlich Stary Sambor führte gestern zu einem voll⸗

ständigen Siege unserer Waffen. Der hier vorgebrochene

Feind, zwei Infanteriedivisionen und eine Schützenbrigade,

wurde aus allen seinen Stellungen geworfen. Czernowitz wird von unseren Truppen behauptet. Das namentlich auf

die Residenz des griechisch⸗orientalischen Erzbischofs gerichtete

Artilleriefeuer der Russen blieb ohne nennenswerte Wirkung.

Südlicher Kriegsschauplatz. 8

Wien, 31. Oktober. (W. T. B.) Amtlich wird verlaut⸗ bart: Die Erfolge unserer Truppen, die bei ihrem seiner⸗

zeitigen Einbruche in die Macva dort auf starke mit Draht⸗

hindernissen geschützte Befestigungen stießen und in diese erst vor zwei Tagen nach langen schwierigen Kämpfen bei Ravnje eine Bresche schlagen konnten, haben heute eine bemerkens⸗ werte Fortsetzung erfahren. Trotz verzweifelter Gegen⸗ wehr der Serben und ungeachtet der schwierigen Passierbarkeit der zum Teil sumpfigen Macva drangen heute unsere sämt⸗ lichen, über die Save und Drina vorgegangenen Truppen in breiter Front weiter vor und nahmen die Orte Crnabara, Banovopolje, Radenkovic, Glusci und Tabanovic.

otiorek, Feld

Der Krieg zur See.

Berlin, 1. November. (W. T. B.) Aus London wird amtlich unter dem 31. Oktober gemeldet: Ein deutsches Unterseeboot hat heute im englischen Kanal den alten Kreuzer „Hermes“, der von Dünkirchen zurückkam, durch einen Torpedoschuß zum Sinken gebracht. Beinahe alle Offiziere und Mannschaften sind gerettet.

Wie von amtlicher Stelle mitgeteilt wird, liegt eine Be⸗ stätigung der Nachricht deutscherseits noch nicht vor.

Der geschützte Kreuzer „Hermes“ stammt aus dem Jahre 1898, hat eine Wasserverdrängung von 5700 t, eine Bestückung von elf 15,2 cm⸗ und acht 7,5 cm⸗Geschützen, eine Geschwindigkeit von 20 Seemeilen und 480 Mann Besatzung. Er ist von gleichem Typ,

wie der „Higbflver“, der an der afrikanischen Küste den Hilfskreuzer

„Kaiser Wilhelm den Großen’“ seinerzeit beschoß.

Kolonialer Kriegsschauplatz.

TDokio, 31. Oktober. (W. T. B.) Amtlich wird bekannt gegeben, daß der allgemeine Angriff auf Tsingtau

von der Land⸗ und Seeseite am Vormittag begonnen hat.

London, 1. November. (W. T. B.) Amtlich wird be⸗ kannt gegeben, daß ein indisches Truppenkontingent sich mit den englischen und japanischen Streitkräften vor Tsingtau vereinigt hat.

Bordeaux, 30. Oktober. (Meldung der „Agence Havas.)

Der General Dobbell, Kommandant der Verbündeten in

Kamerun, hat dem Gouverneur von Französisch Westafrika

mitgeteilt, daß eine Kolonne französischer und eng⸗ lischer Marinesoldaten am 26. September Edea am

Sanagafluß, 90 km von der Küste entfernt, besetzt hat.

Parlamentarische Nachrichten.

Bei der am 27. Oktober im 12. badischen Wahlkreis Heidelberg⸗Eberbach⸗Mosbach vorgenommenen Reichs⸗ tagsersatzwahl wurden, wie „W. T. B.“ meldet, nach

1 amtlichen Ermittlungen bei 28 305 Wahlberechtigten 4555

gültige Stimmen abgegeben. Davon entfielen auf den Land⸗ gerichtsdirektor Dr. Ob kircher⸗Karlsruhe (natl.) 4545 Stimmen. Zehn Stimmen waren zersplittert. M 11“ 1

Die Mitglieder des Herrenhauses D. Graf Adolf von Hohenthal, Schloßhauptmann von Merseburg, Major a. D. und Fideikommißbesitzer in Dölkau bei Schkeuditz, und Ort⸗ mann, Oberbürgermeister der Stadt Koblenz, sind, wie „W. T. B.“ meldet, am 1. d. M. gestorben.

Wohlfahrtspflege. i.

Dem Kriegsausschuß für warme Unterkleidung ist es durch Zusammenwirken mit den militärischen Behörden gelungen, die bisher abgelassenen sechs Wollzüge, von denen jeder einen Wert von ungefähr zwei Millionen Mark darstellte, sehr rasch an die Front zu bringen und die Verteilung der mitgebrachten Spenden an die von den maßgebenden militärischen Stellen bestimmten Truppenteile zu bewirken. Auf Grund der dabei gemachten Erfahrungen wird auch bereits eine Organisation eingeleitet, durch welche die bei den Truppen verbrauchten wollenen Kleider, Strümpfe ꝛc. wieder nach Berlin zurückgebracht und durch entsprechende Bearbeitung für weitere Verwendung tauglich gemacht werden. Spenden füc den Wollausschuß, Strickwolle, gebrauchte wollene Unterkleider, Geld u. ä werden in den Stunden von 9 bis 5 Uhr Nachmittags im Reichstagsgebäude, Portal 2, entgegengenommen und alsbald zum Besten der Truppen weiter verwendet. 8

Der Nationalstiftung für die Hinterbliebenen der im Kriege Gefallenen (Berlin NW. 40, Alsenstraße 11) sind an weiteren Spenden u a. überwiesen worden: von Herrn Hugo Preuß in Hamburg 20 000 ℳ, von Herrn Kommerzienrat Dr.⸗Ing. Springorum in Dortmund 5000 ℳ, von dem Deutschen Hilfsverein in Mailand ebenfalls 5000 ℳ, von der Gattin des Malers, Professors Ludwig Knaus die diesem verliehene goldene Medaille der Peter Wilhelm Müller⸗Stiftung im Wexte von etwa 1000 8 8

Kunst und Wissenschaft.

In Uebereinstimmung mit dem Beschluß der schwedischen Akabemie der Wissenschaften und des Karolinaschen Instituts hat der Vor⸗ sitzende des Nobelkomitees der schwedischen Regierung vorgeschlaaen, sie möge gestatten, daß die Vertetiung der Nobelpreise für 1914 und 1915 für Medizin, Physik, Chemie und Literatur erst am 1. Juni 1916 stattfinde.

Von der Physik der Araber. Die „Deutsche Physi⸗ kalische Gesellschaft“ hat ihre Sitzungen nach den Herbstferien, die noch vor Kriegsausbruch begannen, Ende Oktober wieder auf⸗ genommen. Der inzwischen eingetretenen kriegerischen Ereignisse wurde nur insofern gedacht, als den vor dem Feinde getallenen Mit⸗

liedern und Physikern, Proressor Glatzel Charlottenburg, Professor Reinganum⸗Freiberg und Professor Baedeker⸗Jena, von Geheimrat Rubens ein warmempfundener Nachruf gewidmet wurde, der ihrer Verdienste auf den verschiedenen Gebieten der Wissenschaft an⸗ erkennend gedachte. Dann wurde sofort in den wissenschaftlichen Teil der Verhandlungen eingetreten, der einen sehr interessanten geschichtlichen Vortrag von Professor Wiedemann⸗Erlangen über die Physik der Araber brachte. Wiedemann trat der weit⸗ verbreiteten Anschauung entgegen, als seien die Araber im wesent⸗ lichen nur Uebermittler des griechischen Wissens für die abendländischen Völker gewesen, sie hätten vielmehr selbständig auf verschiedenen Zweigen der physikalischen Wissenschaft, vor allem auf dem Gebiet der Mechanik und Optik geforscht und an dem überlieferten Wissen fruchtbare Kritik geübt. Sie haben nicht so einseitig dem spekulativen Denken zugeneigt wie die Griechen, sondern befaßten sich auch mit der derben Materie, indem sie die Ergebnisse ihres theo⸗ retischen Forschens in ganz moderner Weise am wissenschaft⸗ lichen Versuch prüften, oft wohl auch von diesem ausgingen. Ein gewisser Al⸗Hazem wußte bereits, daß ein hohler Kugelspiegel keinen wirklichen Brennpunkt hat, und er verfertigte Hohlspiegel, die aus Kugelringen von verschiedenem Radius zusammengesetzt waren, um die Vereinigung der Strahlen auf einer möglichst kurzen Strecke zu er⸗ reichen. Er wußte auch bereits mehrere hundert Jahre vor Bacon, daß parabolisch gekrümmte Hohlspiegel einen wirklichen Brennpunkt haben und verfertigte solche Spiegel. Besonders geschickt waren die Araber in der Herstellung von Wasseruhren. Beruhmt ist ja die überaus kunstvolle Uhr, die Karl der Große von dem Kalifen Harun al Raschid bekommen haben soll. In Wirklichkeit ist sie wohl ein Geschenk spantscher Kaufleute an den Kaiser gewesen. Die Araber hatten beim Bau ihrer Wasseruhren besondere Schwierig⸗ keiten zu überwinden, weil sie nicht nur die Zeitlichen“ Stunden kannten, die den unfrigen entsprachen, sondern auch die so⸗ genannten „krummen“ Stunden, wobei Tag und Nacht in je zwölf Stunden geteilt wurden, sodaß die Tages⸗ und Nachtstunden je nach der verschledenen Taiges⸗ und Nachtlänge eine verschiedene Zeit⸗ daner hatten. Sie überwanden diese Schwterigkeiten in sehr geschickter Weise. Sie hatten sogar eine Uhr gebaut, bei der eine menschliche Figur zur bestimmten Zeit einen lauten blasenden Ton ausstieß, um einen Schläfer zu erwecken, also bereits eine richtige Weckeruhr. Besonders weit brachten die Araber es in der Kunst des Wägens. Genaue Wägungen waren nötig, um das spezifische Gewicht von Münzen und Edelsteinen zu bestimmen und dadurch echte Steine und Metalle von unechten Nachbilduagen und minderwertigen Mischungen zu unterscheiden. Um genaue Wagen zu erhalten, mußten sie lange Wagebalken anwenden, die naturgemäß recht schwer waren. Sie konnten deshalb nicht eine Aufhängung an Schneiden benutzen wie wir, da dabel die Reibung zu groß gewesen wäre, und hängten daher den Wagebalken an einem ganzen System feiner Seidenfäden auf. Es ist interessant, daß, wie Professor Schmidt⸗Potsdam mitteilte, diese Art des Aufhängens jetzt wieder für magnetische Wagen in Aufnahme kommt. Professor Walker an der Universität Cambridge hat sie als ganz neu konstruiert, ohne von seinen arabischen Vorgängern vor mehr als tausend Jahren etwas zu wissen. Schmidt hat um Ueberlassung dieser Wage gebeten und sie im magnetischen Observatorlum in Potsdam eingehend geprüft, wobei sie sich recht gut bewährt hat. Sie befindet sich augenblicklich noch in Potsdam, da der inzwischen ausgebrochene Krieg die für den August

versprochene Rücksendung unmöglich gemacht hat. 8 Literatur. Im neuesten Heft (4. des 7. Bandes) der Zeitschrift für Politik [Verlag von E. Heymann in Berlin, jährlich 4 Hefte; 16] tritt wieder das Bestreben zutage, die wissenschaftliche Kerschamng auf die großen politischen Fragen der Gegenwart zu richten. rei Auffätze beschäftigen sich mit wichtigen Problemen der östlichen Länder. Der Herausgeber der Zeitschrift, Dr. A. Grabowski behandelt in einem längeren Aufsatz die armenische Frage, beleuchtet ihre hervor⸗ ragende Wichtigkeit für die Türket und deren Verhältnis zu Rußland sowie ihre Bedeutung für die Verhältnisse in der Levante. Dr. B. Michniewichz schrieb über die rumänische Frage in Ungarn und Leopold von Wiese⸗Düsseldorf über die wirtschaftlichen Beziehungen Deutschlands zu China. Neben einem Aufsatz Dr. F. Kleinwächters über die böhmische Frage sei ferner noch ein geschichtswissenschaftlicher genannt, in dem Dr. M. von Szcepanekt Rankes Anschauungen über den Zusammenhang zwischen der auswärtigen und inneren Politik der Staaten untersucht. Als Hauptaufgabe aller Politik ist Ranke 8 ͤ““

stets die Verbindung innerer Ordnung mit äußerer Macht erschienen. Bücherbesprechungen schließen das reichhaltige set

Das Novemberheft der von Professor Dr. Ludwig Stei berausgegebenen Monatsschrift „Nord und Süd“ (Verlag von Scholt⸗ länder in Breslau) enthält u. a. folgende Beiträge: Professor Dr. L. Stein: Unsere sieben Waffen: Ernst Haeckel: Weltkrieg und Natur⸗ geschichte; Kaiserlicher Gesandter Graf von Leyden: Die Diplomatie und der Weitkrieg; Dr. Graf Albert Avnvponyt: Unser Krieg vom Standpunkte der interparlamentarischen Unon; Wirklicher Geheimer Rat Dr. R. D. Fischer: Der Krieg und die Volkswirtschaft; Geheimrat Dr. Rudolf Eucken: Der Krieg und die Philosophie; Gebeimrat Dr. Karl Helfferich: Die Kriegsanleihe; Professor Dr. Wilhelm Wal⸗ deyer: Frieden im Kriege; Ernst Freiherr von Plener: Der Krieg und das Völkerrecht: Wilhelm Ostwald: Zur Kriegswissenschaft; Exzellenz Dr. Franz Klein: Krieg und Gesellschaftsgeist; Geheimra J. von Pflugk⸗Harttung: Betrachtungen über den Weltkrieg; Dr jur. Ernst Reichenheim: Ludwig Frank zum Gedächtnis; Dr. Paul Of wald: Deutschland und das englisch⸗javanische Bündnis im Stillen Ozean; Sanitätsrat Dr. Julius Hagemann⸗Bonn: Wehrtüchtig⸗ keit; Graf Julius Andrässy: Wer ist verantwortlich für den Krieg?

Das Oktoberbeft der Süddeutschen Monatsbefte (unter Mitwirkung von Josef Hofmiller, Hans Pfitzner, Hans Thoma und Karl Voll, herausgegeben von Paul Nikolaus Coßmann) hat folgende Inhalt: Karl Theodor Heigel: Ruhig Blut! Walter Goetz: De nationale Gedanke 1870 1914. Justus Haehagen: Frankreich i vor und nach dem Krieg. Willy Andreas: Rußland und das Reich Carl Jentsch: Rußland und das neue Deutschland. Adolf Rapp: Der großdeutsche Gedanke einst und jetzt. Alovs Schulte: Die Konfessionen im neuen Deutschland. Gustav Mayrr: Der nationale Gedanke in der Sozialdemokratie. Harold Steinacker: Oesterreich und Ungarn. Eri⸗ Marcks: Die Geschichte der englischen Weltmacht. Carl Heinri Becker: England und Aegypten. Fretz Eadres: Der Historiker Preußen Karl Alexander von Müller: Das neue Deutschland. Briefe Hille⸗ brands an Sybel und Treitschke. Stückelberg von Breidenbach: Die Schweiz während des Krieges. Josef Hofmiller: Amerikaner über uns. Georg Kerschensteiner: Offener Brief an meine ameri⸗ kanischen Freunde. Adolf von Hildebrand: Offener Brief an die Kunstfreunde im Auslande. Johannes Timm: Reichstagsabgeordneter Ludwig Frank. Hans E von Berlevpsch⸗Valendaàs: Protest eine Schweizers. Aus der französischen Presse. Aus der italienischen Presse. Gespräch zwischen England und Ruyter. Romanbeilage: Hans Raithel: Die Stieglhupfer, eine Bauerngeschichte aus dem Bayreuther Lande.

Land⸗ und Forstwirtschaft.

Die Deutsche Gesellschaft für Züchtungskunde hat ihre für Anfang November geplante Mitgliederversammlung bis auf weiteres verschoben und für den 4. d. M. nur ihren Vorstand un Arbeitsausschuß, dem 40 Herren angehören, einberufen. Die Gesel schaft setzt ihre Tätigkeit zur Förderung der deutschen Tierzucht kräftig fort, schon im Hinblick auf die gewaktige Bedeutung der Erhaltung der in mühevoller Arbeit erzielten Zuchterfolge.

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Verkehrswesen.

Nach wie vor sind zahlreiche Feldpostsendunger unrichtig und undeutlich adressiert und mangelhaf verpackt. Ihre Menge, die bis Ende September täglich gegen 50 000 betrug, ist, „W. T. B.“ zufolge, seitdem nur un⸗ merklich zurückgegangen. Der Postbetrieb wird dadurch dauernd aufs schwerste beeinträchtigt. Nicht minder leide darunter die Interessen des Publikums und unserer Krieger Wenn noch jetzt Klagen laut werden, daß Feldpostbriefe Heeres⸗ angehörige dauernd nicht erreichen, ist dies in der Regel nur darauf zurückzuführen, daß die angewandten Feldadressen unrichtig waren. Hierin Wandel zu schaffen, ist vor allem Sache der Heeresangehörigen selbst. Die Militärverwaltung hat deshalb schon wiederholt die Truppen durch ihre Vorge setzten auf die Notwendigkeit hinweisen lassen, nur richtig Feldadressen nach Hause mitzuteilen. Die Postbehörde unter stützt ihrerseits das Publikum gern insoweit, als in den Fällen, wo die angewandte Feldadresse augenscheinlich unrichti war, die Feldadresse postseiittg auf Wunsch nachgeprüft wird. Derartige Anträge sind an die nächste Postsammel⸗ stelle oder Oberpostdirektion zu richten. Neuerdings hat sich auch die private Hilfsbereitschaft, wenn auch vorläufig noch vereinzelt, der Angelegenheit angenommen und versucht, durch Einrichung von Schreibstuben dem mit den Versendungs bedingungen weniger vertrauten Publikum Belehrung und Hilfe zuteil werden zu lassen. Da das Reichspostamt der Ansicht ist, daß diese Bestrebungen amtlicher Unterstützung bedürfen, sind die Oberpostdirektionen veranlaßt worden, sie zu fördern und Post⸗ beamte, auch solche im Ruhestande, anzuregen, ihre Sachkund in den Dienst dieser Schreibstuben zu stellen.

Gesundheitswesen, Tierkrankheiten und Absperrungs⸗ maßregeln.

Der dänische Oberarzt Thorson berichtet in der „Berlingek Tidende“ über das deutsche Sanitätswesen im Kriege, er sagt: Nur im Interesse der Wahrheit und aus dem Drang, mit dazu beizutracen, daß man mit etwas versöhnlicherem Blick auf die deutsche Nation sieht, als es allgemein der Fall ist im gegenwärtige Kriege, schreibe ich diese Zeilen. Um die Kultur eines Volkes im Kriege beurteilen zu können, ist die Frage nach der Behandlung der Verwundeten, besonders der feindlichen, von äußerster Wichtig keit. Da ich auf diesem Gebiet reichlich Gelegenheit hatte, mir per sönlich eine Meinung zu bilden, möchte ich folgendes sagen: Von dem Augenblick, wo das Schlachtfeld von Sanitätstruppen durchsucht wird, wird jeder Verwundete, Freund wie Feind, gleich behandelt, transportiert, verbunden und zu den verschiedenen Lazaretten in dazu eingerichteten Zügen gebracht. Es wud durchaus kein Unter⸗ schied gemacht. Dies ist die Wahrheit. Das deutsche Rote Kreuz⸗Sanitätspersonal, sowohl die Aerzte wie die Sol⸗ daten, das Beförderungs⸗, das Lazarettwesen, die Ambulanzen, die Verbandsstationen, die Sanitätszüge sind geradezu ideal. Ich 8 habe mit Genehmigung der deutschen B hörden alle größeren Lazarette in Cöln, Aachen und Berlin mit russischen, französischen, belgischen und englischen Verwundeten besucht. Ich konnte frei mit allen ohne Zeugen sprechen, sie ausfragen, alles untersuchen. Es war nichts zu verbergen, die Behörden wünschten nur eins: Ich sollt die Wahrheit sagen. Die Wahrheit ist, daß alle Verwundeten, gan gleich, welcher Narionalität, die gleiche Behandlung wie des Landes eigene Söhne genießen. Ich sprach mit allen feindlichen Verwundeten und traf nicht einen einzigen, der sich über die Behandlung in irgend einer Beziehung beklagte. Eine Nation, die die verwundeten Feind so behandelt wie es die deutsche tut, kann nicht als „Barbaren“ be zeichnet werden. Wenn die Behandlung bei den Verbündeten nur annähernd die gleiche ist, so kann die Menschheit stolz sein, eine solche Höhe der Zivilisation erreicht zu haben.

Italien.

Durch seesanitätspolizeiliche Verordnung vom 24. Oktober hat die italienische Regierung die gegen Herküͤnfte vom Piräus und von Lissabon angeordneten Quarantänemaßregeln wieder aufgehoben. (Vgl. R⸗Anz. vom 19. August d. J., Nr. 194, und von 12. Oktobe d 240.)