Vaterland bis zum letzten Bluts op n zu teidigen. Auf seinen Antrag wurde unter großer Begeisterung die Absendung
nachstehenden Telegramms an den Kaiser beschlossen:; Die rumänischen Bauern unterbreten Seiner Majestät ihren
alleruntertänigsten Dank für die gnäͤdige Fürsorge, die ihnen durch das allerhöchste Handschreiben vom 25. Oktober zuteil wird.
8 9 ((6G6Großbritannien und Irland. Im Unterhause erklärte gestern der Handelsminister
Runciman, wenn irgend ein Anzeichen dafür vorhanden wäre, daß die britische Kakaoindustrie direkt oder indirekt dem Feinde liefere, würde die Regierung sofort die Ausfuhr von Kakao untersagen.
Italien.
Ein Dekret veröffentlicht eine weitere Liste von Stoffen und Waren, deren Ausfuhr verboten ist. Darunter be⸗ finden sich, wie „W. T. B.“ meldet: Zink, Antimon, Messing, Bronze, Holz, Salpeter, Terpentinöl, Wollumpen und Woll⸗ abfälle, Vaseline, Abfälle von Stahleisen und Gußeisen, Speck und Schweineschmalz, Mangan und Manganerze, Knochen,
orn und andere ähnliche Rohstoffe, verzinnte wie verzinkte Eisen⸗ und Stahlklingen. ““ Schweiz.
Die Schweizerische Depeschen⸗Agentur verbreitet folgende Mitteilung:
Am Sonnabend überflogen einige englische, vielleicht auch fran⸗ zösische Flugzeuge von Frankreich kommend schweizerisches Gebiet und griffen darauf in Friedrichshafen die Zeppelinwerft an. Angesichts dieser offenkundigen Verletzung der schweizerischen Neutralität beauf⸗ tragte der Bundesrat die schweizerischen Gesandten in London und Bordeaux, bei der britischen undderfranzösischen Regierung gegen die Verletzung der schweizerischen Neutralität nachdrücklich Verwahrung einzulegen und Genugtuung zu verlangen.
Niederlande.
Blättermeldungen zufolge ist das Durchfuhrverbot für Dee, das vorübergehend in Kraft war, aufgehoben w Tee kann wieder frei durch⸗ und ausgeführt werden.
Dänemark. Die Regierung hat heute ein Ausfuhrverbot für alle Pferde erlassen. Türkei. Der türkische Oberkommissar von Aegypten ist gestern mit seinem Personal in Konstantinopel eingetroffen.
— Die Ausfuhr von Gold ist einer Meldung des Wiener „K. K. Telegraphen⸗Korrespondenzbureaus“ zufolge unbedingt untersagt. Die Schlüssel zu den vermietbaren Geldschrankfächern bei den Banken sollen den Behörden ausgeliefert werden, soweit sie Ausländern gehören. Im Gegensatz zu den Gerüchten, wonach die osmanische Regierung beabsichtige, den Zinsendienst der öffentlichen Schuld einzustellen, wird in unterrichteten Kreisen festgestellt, daß als einzige Maßregel seitens der Regierung beschlossen worden ist, daß die Couponzahlung nicht an ausländischen Plätzen, sondern ausschließlich in Konstantinopel erfolgen darf. Die Maßregel ist mit Rücksicht auf die eventuelle Ausfuhr von Gold nach den mit der Türkei im Kriege befindlichen Staaten getroffen worden.
— Die patriotischen Kundgebungen anläßlich der Erklärung des Heiligen Kriegs dauern in den Provinzen noch Ebenso wie in Jerusalem wurden auch in Gallipoli
undgebungen veranstaltet, in deren Verlauf dem österreichisch⸗ ungarischen und dem deutschen Konsul Huldigungen bereitet wurden.
— Nach einer amtlichen Mitteilung des Scheich⸗ül⸗ Islamats wurde gestern eine Sitzung abgehalten, an der drei ehemalige Scheichs⸗ül⸗Islam sowie mehrere andere religiöse Würdenträger und Ulemas teilnahmen. Die Versammlung nahm einmütig den Entwurf eines Aufrufes an, den die Körperschaft der Ulemas auf der Grundlage des bekannten Fetwas an das muselmanische Volk mit Bezug auf den Heiligen Krieg richten wird. 1XA“
Bulgarien.
In der Sobranje kritisierte vorgestern der Vizepräsident Momtschiloff das Programm der Opposition und betonte, wie „W. T. B.“ meldet, das unerschütterliche Vertrauen der Mehrheit zu der Politik der Regierung. Er erklärte, die Neu⸗ tralität müsse aufrecht erhalten werden, aber man müsse auch für alle Möglichkeiten gerüstet sein. Auf Antrag Momtschiloffs wurde dann die Debatte geschlossen. 1f
Albanien. “ In Tirana ist nach einer Meldung des „W. T. B.“ ein Aufstand gegen Essad Pascha wegen dessen serbenfreund⸗ licher Haltung ausgebrochen. Der nach Tirana entsandte Polizeichef von Durazzo verkündete dort das Standrecht und veranlaßte die Verhaftung mehrerer Gegner Essads. Durch diese Maßnahmen auf das Aeußerste gereizt, sollen sich die Be⸗ wohner der Umgebung in größerer Zahl bewaffnet haben, gegen Tirana gezogen sein und die Stadt umzingelt haben. Als Vorsichtsmaßregel gegen einen Vormarsch der Aufständischen nach Durazzo hat Essad durch ungefähr tausend seiner Anhänger die Höhen in der Umgebung und die Haupteingänge von Durazzo besetzen lassen. Der Verkehr nach Tirana ist eingestellt, ie Telegraphenleitungen sind durchschnitten.
11““
Amerika. 8
Der amerikanische Marinesekretär hat dem „Reuterschen Bureau“ zufolge den Kommandanten der Panzerkreuzer „Ten⸗ nessee“ und „North Carolina“ telegraphisch die Vollmacht gegeben, wenn nötig, zum Schutze der amerikanischen Interessen in der Türkei einzuareifen. Die Offiziere müßten jedoch die durch den Krieg geschaffene schwierige Lage und den Wunsch der Vereinigten Staaten, streng Neutralität zu bewahren, im
Auge behalten. Afrika. “
Wie „W. T. B.“ meldet, haben franzoösische Trupp
nach glaubwürdigen Zeitungsnachrichten bei Kanifra am 13. d. M. eine schwere Schlappe erlitten. Es sollen wenigstens 23 Offiziere und 600 Mann gefall n sein. Di Marolkaner eroberten zwei Batterien. “
Australien. Die Regierung hat nach einer Meldung der „Times“ be⸗
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mit Beschlag zu belegen und den Bauern fünf Schilling für den Scheffel zu bezahlen. Die Bauern, Müller und Exporteure erheben dagegen Einspruch. Nach den letzten Schätzungen soll Neusüdwales zwar genug Weizen für den eigenen Bedarf, ganz Australien jedoch vier Millionen Scheffel zu wenig haben.
Kriegsnachrichten.
Westlichert Kriegsschaunplaz. Großes Hauptquartier, 24. November, Vormittags. (W. T. B.) Englische Schiffe erschienen auch gestern an der flandrischen Küste und beschossen Lombartzyde und Zeebrügge. Bei unseren Truppen wurde nur geringer Schaden angerichtet. Eine Anzahl belgischer Landeseinwohner wurde aber getötet und verletzt.
Im Westen sind keine wesentlichen Veränderungen eingetreten. 1 Oberste Heeresleitung.
Oestlicher Kriegsschauplatz.
Großes Hauptquartier, 24. November, Vormittags. (W. T. B.) Auf dem östlichen Kriegsschauplatz ist die Lage noch nicht geklärt. In Ostpreußen halten unsere Truppen ihre Stellungen an und nordöstlich der Seenplatte. Im nördlichen Polen sind die dort im Gange befindlichen schweren Kämpfe noch nicht entschieden. Im südlichen Polen steht der Kampf in Gegend Czenstochau, auf dem Süd⸗ flügel nördlich Krakau schreitet der Angriff fort.
Die amtliche russische Meldung, daß die Generale von Liebert und von Pannewitz in Ostpreußen gefangen genommen seien, ist glatt erfunden. Der erste befindet sich in Berlin, der zweite an der Spitze seiner Truppe; beide sind seit längerer Zeit nicht in Ostpreußen gewesen.
Oberste Heeresleitung.
Wien, 23. November, Mittags. (W. T. B.) In Russisch Polen ist noch keine Entscheidung gefallen. Die Verbündeten setzen ihre Angriffe östlich Czenstochau und nordöstlich Krakau fort. Bei der Eroberung des Ortes Pilica machten unsere Truppen gestern 2400 Gefangene. Das Feuer unserer schweren Artillerie ist von mächtiger Wirkung. Die über den unteren Dunajec vorgegangenen russischen Kräfte konnten nicht durch⸗ dringen. Die Kriegslage brachte es mit sich, daß wir einzelne Karpathenpässe dem Feinde vorübergehend überließen. Am 20. November drängte ein Ausfall aus Przemysl die Ein⸗ schließungstruppen vor der West⸗ und Südwestfront der Festung weit zurück. Der Gegner hält sich nunmehr außer Feschüzertrag.
Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabs: von Hoefer, Generalmajor.
8 1 1“ Der Krieg zur See. .“
Berlin, 24. November. (W. T. B.) Nach amtlicher Bekanntgabe der englischen Admiralität vom 23. November ist das deutsche Unterseeboot „U 18“ durch ein englisches Patrouillenfahrzeug an der Nordküste Schottlands zum Sinken gebracht worden. Nach Meldung des „Reuter⸗Bureaus“ sind durch den englischen Torpedobootszerstörer „Garry“ drei
ffiziere und dreiundzwanzig Mann der Besatzung gerettet worden. Ein Mann ist ertrunken. Der stellvertretende Chef des Admiralstabes:
8 (gez.): Behncke.
Rotterdam, 24. November. (W. T. B.) Nach Mel⸗ dungen aus sicherer Quelle ist der englische Ueber⸗ dreadnought „Audacious“ am 28. oder 29. Oktober an der Nordküste Irlands auf eine Mine gelaufen und ge⸗ sunken. Die Admiralität hält das Ereignis streng geheim, um Aufregung im Lande zu vermeiden.
„Audactous“ hatte ein Deplacement von 27 000 Tonnen, eine Maschinenstärke von 28 000 Pferdekräften, eine Geschwindigkeit von 22 Seemeilen, eine Bestückung von zehn 34,3⸗cm⸗ und sechzehn 10 2⸗cm⸗Kanonen, die Besatzung betrug etwa 1100 Mann.
erkennbar sind.
Die Aufbereitung der Ergebnisse der Zählung geschieht durch dos
Königlich preußische Statistische Landesamt in Berlin SW. 68, Linden⸗
straße Nr. 28, das zur Behebung etwa auftauchender Zweifel auf jede Anfrage bereitwilligst Auskunft erteilen wird. Eine etwaige Ver⸗ öffentlichung der Ergebnisse wird so gehalten werden, daß darin die Angaben des einzelnen Haushaltungsvorstehers in keinem Falle mehr
Wohlfahrtspflege. Deer Erzbischof von Cöln, Kardinal von Hartmann hat, wie
die „Kölnische Volkszeitung“ mitteilt, aus ihm zur Verfügung stehenden
Mitteln dem Berliner Kriegsausschusse für warme Unterkletdung 10 000 ℳ überwiesen mit der Bitte, die Cölner Regimenter besonders
zu berücksichtigen. Kunst und Wissenschaft.
Der Krieg, dessen Lärm jetzt die ganze Welt durchhallt und dessen siegreicher Durchführung unser ganzes Denken und Streben gewidmet ist, darf nicht verhindern, daß wir auch der großen Taten in den Werken des Friedens gedenken, und gerade die Naturwissenschaften haben ja durch ihre innige Verbindung mit der Technik eine so nahbe Beziehung zu der modernen Kriegsführung, daß es wirtklich kaum einer Entschuldigung bedarf, wenn wir den Gedenktag eines der Geößten im Reiche der Naturwissenschaften nicht ganz achtlos vorübergehen lassen. Robert Mayer, dessen hundertjähriger Geburtstag auf den 25. November fällt, hatte in jungen Jahren nach vollendetem Studium der Medinn eine Weltreise als Schiffsarzt angetreten und wirkte später als einfacher Arzt in seiner Vaterstadt Heilbronn. Die Beobachtung, die ihn zu seiner das wissenschaftliche Denken um⸗ wälzenden Entdeckung führte, machte er vereits auf seiner großen Reise; er hatte bemerkt, doß beim Aderlassen auf Batavia das der Armvene entnommene Blut eine weit hellere Röte zeigt als in unserem kälteren Klima. Der Ursache dieser Erscheinung nachgehend, kam er zu der genialen Auffassung von der Aequtvalenz der Wärme mit mechanischer Arbeit, er berechnete auch beretis das mechanische Aequt⸗ valent der Wärme, das ist die Arbeitsmenge, die beim Verschwinden einer bestimmten Wärmemenge als ihr Ersatz auftritt, und wurde so der Begründer des die gesamte Naturauffassung der folgenden Generattonen beherrschenden Gesetzes von der Erhaltung der Kraft oder, wie man es heute gewöhnlich nennt, von der Erhaltung der Energie. Mayer teilte lange Zeit das Schicksal bedeutender Männer, deren Gedanken dem Denken threr Zeit vorauseilen, er wurde nicht verstanden und nach dem Goetheschen Wort „wir sind gewöhnt, daß die Menschen ver⸗ höhnen, was sie nicht verstehen“ in ausgiebigem Maße verhöhnt und verspottet, wodurch jahrelang eine starke Verbitterung in ihm Platz griff. Seine im Jahre 1842 erschienene grundlegende Abhandlung „Bemerkungen über die Kräfte der unbelebten Natur“ konnte er nicht einmal in der damals wohl einzigen physikalischen Zeitschrift zum Abdruck bringen, sondern mußte froh sein, in den chemi chen Annalen von Liebig eine Stätte für sie zu finden; und doch enthielt diese Arbeit bereits den Kern des die ganze Phyfik und weit über die Physik hinaus das gesamte Geschehen in der Natur beherrschenden Gesetzes von der Erhaltung der En rgie. Als spater das Gesetz durchgedungen war, vornehmlich durch die erperimentellen Arbeiten von Joule in England und die bervor⸗ ragenden theoretischen Arbeiten von Helmholtz in Deutschland, wurde die Großtat Mayers auch noch lange verkannt und erst in späterem Alter — er starb am 20. März 1878 — wurde ihm die gebührende Anerkennung zuteil. Das CEnergiegesetz selbst bat semen Rang als wichtiger Ausdruck für das Geschehen in der Natur, der uns den tiefsten Einblick in den Mechanismus des Geschehens gewährt, bis heute behauptet. Eine Zeitlang schien es, als ob bei den großen Umwälzungen, die die physikalische und chemische Wissen⸗ schaft in unseren Tagen erfahren haben und noch erfahren, auch das Energiegesetz in die Reihe der überwundenen Hypothesen würde wan⸗ dern müssen. Die fruchtbare Entwicklung, die an den Nachweis elektrischer Wellen anschließend zu der Entdeckung der Röntgenstrahlen und in fernerem Verlauf einer Reihe weiterer seltsamer Strablungen geführt hat lehrte uns auch die Elektroden kennen, deren körperliche Maße und Auesdehnung noch tausend bis zweitausendmal geringer ist als die der Atome, dieser kleinsten Grundbestandteile der körperlichen Welt. Dann kam die Entdeckung und Darstellung des wunderharen Radiums mit seiner schier unerschöpflichen Kraffquelle der Strahlung, und im Zusammenhang mit der Erforschung seiner Eigenschaften wurde die Umwandlung des Elements Helium entdeckt, eine Tatsache, die die Grundlagen der Chemie ebenso umzuwälzen geeignet erschien, wie die Kraftquelle des Radiums die der Physik. Aber das von Mayer be⸗ gründete Gesetz von der Erhaltung der Eneraie überstand den Sturm siegreich und steht heute als Grundlage unserer gesamten Natur⸗ erkenntnis gefestigter da als je. Aber wenn dem auch nicht so wäre, wenn das Energiegesetz das Schicksal mancher andern naturwissenschaft⸗ sichen Auffassung teilen müßte und sich als unhalthar erweisen würde und von andern zutreffenderen Anschauungen abgelöst werden müßte, so könnte das der Größe und Bedeutung Mavyers keinen Eintrag tun. Jeder Forscher wurzelt in seiner Zeit und ist durch sie in seinen Leistungen begrenzt. Die Größe und Bedeutung eines Forschers zeigt sich darin, daß er sich über die Vorurteile setner Zeit zu erheben und so der Forschung neue Wege zu weisen vermag. Das hat Maver
Statistik und Volkswirtschaft.
Ueber die Bedeutung und die Ausführung der Vieh⸗ zählung in Preußen am 1. Dezember 1914 gibt das Köntglich preußische Statistische Landesamt in der „Stat. Korr.“ die folgende Belehrung:
Am 1 Dezember 1914 findet im Deutschen Reiche eine all gemeine Viehzählung statt. Die Fragen, die hierbei an die Bevölte⸗ rung gestellt werden, sind leicht verständlich; ihre Beantwortung ver⸗ ursacht nur geringe Mühe. Es werden gezählt: Pferde, Rindvieh, Schafe, Schweine und Ziegen, bei dem Rindvieh und den Schweinen auch die Unterarten. 8
Der Zähler hat innerhalb des ihm zugewiesenen Zählbezirks von Gehöft zu Gehöft und in diesem von Haushaltung zu Haushaltung das in der Nacht vom 30. November zum 1. Dezember 1 914 auf dem Gehöfte vorhanden gewesene Vieh zu zählen und die Zahl in die Zählbezirksliste wahrheitsgetreu einzutragen. Das Ergebnis sst dem Haushaltungsvorsteher vorzulegen und von ihm mündlich zu
estätigen.
Ueber die in den Zählbezirkslisten enthaltenen, den Viehbesitz des Einzelnen betreffenden Nachrichten ist das Amtsgeheimnis zu wahren. Die Angaben dürfen nur zu amtlichen statistischen Arbeiten, nicht aber zu Steuerzwecken benutzt werden. Die Ergebnisse der Vieh⸗ zählung dienen lediglich den Zwecken der Staats⸗ und Gemeindever⸗ waltung und der Förderung wissenschaftlicher und gemeinnütziger Auf⸗ gaben, wie Hebung der Viehzucht. Insbesondere soll dadurch ein Ein⸗ blick in die Fleischmengen gewonnen werden, die durch die heimische Viehzucht für die Volksernährung verfügbar werden. 1
Die Erreichung des bedeutsamen Zweckes der Zählung hängt zum großen Teile von der Mithilfe der Bevölkerung ab. An sie wird daher die dringende Bitte gerichtet, das Zählgeschäft durch bereitwilliges Entgegenkommen den Zählern, Ortsbehörden usw. gegenüber zu erleichtern. Es bedarf einer großen Zahl freiwilliger Zähler, die bei der Ausübung ihrer ehrenamtlichen Tätigkeit die Figenschaft von öffentlichen Beamten besitzen. Es steht zu erwarten, daß, wie bei früberen Zählungen, so auch diesmal sich in genügender Zahl Personen finden werden, die bereit sind, dieses Ehren⸗ amt zu übernehmen; sie würden damit dem allgemeinen öffentlichen Interesse einen wesentlichen Dienst leisten. Endlich ist noch in ge⸗ eigneter Weise, namentlich durch Besprechung in den Gemeindever⸗ sammlungen, in den Schulen und durch Abdruck dieser Belehrung in den amtlichen Blättern und in der Tagespresse der Zweck der bevor⸗
schlossen, den ganzen Weizenvorrat von Neusüdwales
stehenden Zählung zur möglichst allgemeinen Kenntnis zu bringen.
8 85 .
getan, und deshalb wird sein Name in der Geschichte der Wissenschaft als einer der Leuchtendsten fortleben.
Literatur.
— Den Beziehungen zwischen Krieg und Volkswirtschaft, die sich heute ja bis in jeden Haushalt und für jeden einzelnen fühlbar machen, gebt im vterten Kriegsheft der „Internationalen Monatsschrift für Wissenschaft, Kunst und Technik“ (Einzelheft 25 ₰. Verlag von B. G. Teubner, Leipzig⸗Berlin) der Berliner Volkswirtschaftler Werner Sombart nach. Er beantwortet die Frage „Werden wir Sieger bleiben im Kampfe mit den Feinden unserer Voltswirtschaft? Werden wir „durchhalten“ können?“ mit einem entschiedenen „Ja“. Wenn nicht noch Störungen ganz unerwarteter Art auftreten und zumal, wenn sich auch in der Zukunft der Sieg an unsere Fahnen hefte, so liege kein Grund ver, zu zwetfeln, daß unsere Volkswirtschaft intakt erhalten bleibe und daß unsere Bevölkerung ihren Unterhalt in ihr gewinne. Was bisher an Schädigungen eingetreten, sei gewiß nicht gering, aber geringer, als wohl irgend jemand von uns erwartet habe. Wir hätten eigentlich gedacht, daß die wirtschaftliche Maschine völlig still stehen werde, wenn der Weltkrieg ausbricht, davon sei aber keine Rede. Wenn in einer Stadt wie Breslau mit rund einer halben Million Einwohner dieser Tage nicht wesentlich mehr als 5000. arbeitslose Männer und Frauen ermittelt wurden, so müsse man sagen, daß die Störungen des Wirtschaftslebens im Augenblick noch nicht so groß seien wie in manchen Krisenzeiten, und daß von einem allgemeinen Notstand einstweilen überhaupt noch nicht gesprochen werden könne. Es sei aber auch nicht anzunehmen, daß die Zukunft eine wesentliche Verschlechterung der Zustände bringen werde. Die größte Schädigung erführen wir ja natürlich durch die Abschneidung unserer Beziehungen mit dem Ausland, aber auch die brauche nicht tödlich zu werden. Nahrungsmittel hätten wir genug im Lande, um allen⸗ falls leben zu können: Die Rohstoffe für einige der wichtigsten In⸗ dustrien, soweit wie sie nicht im Inlande produtteren, bekämen wir sicher herein, weil wir sie von neutralen Staaten auf einem Wege beziehen, auf dem sie uns nicht abgefangen werden könnten, z. B. die schwedischen Eisenerze. Andere, wie namentlich Kupfer, Wolle und Baumwolle, hofften wir doch über neutrale Länder beziehen zu können. Den Bemühungen Englands, sie zu relativer Konterbande zu erklären, werde vermutlich das stark an der Aus⸗ fuhr interessierte Amerika mit Erfolg entgegenarbeiten. — Auch der übrige Inhalt des Hestes, aus dm die Aufsätze von Professor Hintze⸗Berlin über unseren Militarismus und der von Professor Kretzschmar über den „Krieg und die deutsche Musik“ hervorgehoben
seien, sowie der Briefwechsel des Münchener Nationalökonomen
Zum hundertjährigen Geburtstag Robert Mayers.
Brentano mit 2 französischen - 1 interessant. Die Internattonale Monatsschrift für W ssenschaft, Kunst und Technik wird zukünftig, wie vor dem Krieg, wseder in Monatsheften im Umfange von 64 Seiten erscheinen. Der Aufgabe, in deren Dienst sie sich mit den Kriegs⸗ heften gestellt. Deutschlands Kampf um Recht und Gesittung mit den Waffen des Geistes führen, uns zum Bewußtsein bringen zu helfen, um was wir kämpfen, wird die Monatsschrift auch weiter dienen. Wertvolle, in diesem Sinne gehaltene Beiträge stehen, wie der Verlag mttteilt, bereits für die nächsten Hefte zur Verfügung. Der Bezugspreis beträgt für das Vierteljahr 3 ℳ, der Preis des Einzelbeftes 1,50 ℳ. Für den Bezug des Dezember⸗ heftes und der drei Hefte des ersten Vierteljahres 1915 beträgt der Preis 4 ℳ. 3 v “ 8
Bekanntmachung.
Für den Landespolizeibezirk Potsdam bleibt es hinsichtlich des
Beginns der Schonzeit für Rebhühner, Wachteln und schottissche Moorhühner im Jahre 1914 bei dem gesetzlich festgelegten Termine (1. Dezember 1914).
Potsdam, den 16. November 1914
Der Bezirksausschuß zu Potsdam. Joachimi. b
Verkehrswesen. 8
Die russische Postverwaltung hat jetzt erklärt, den Post⸗ anweisungsverkehr der Kriegsgefangenen zwischen Deutschland und Rußland vorläufig noch nicht zulassen zu können. Die bei deutschen Postanstalten etwa schon eingezahlten, nach Rußland bestimmten Postanweisungsbeträge werden den Absen⸗ dern wieder zurückgegeben werden.
—
Heft 11 vom Jahrgang 1914 der „Zeitschrift für Klein⸗ bahnen“, herausgegeben im preußischen Ministerium der öffentlichen 8 Arbeiten, zugleich Organ des Vereins deutscher Straßenbahn⸗ und Kleinbahnverwaltungen (Verlag von Julius Springer, Berlin), erschien mit folgendem Inhalt: Staatsbeihilfen für Kleinbahnen;
Statistik der schmalspurigen Eisenbahnen für das Betvriebsjahr
12, nach amtlichen Angaben bearbeitet von Oberingenteur
F. Zekula in Melnik (Böhmen) [Fortsetzung]l. — Gesetzgebung: Preußen: Erlaß des Königlichen Staatsministeriums vom 12. Ok⸗ tober 1914, betreffend die Verleihung des Enteignungs⸗ rechts an die Ziesarer Kleinbahn⸗Aktiengesellschaft in Ziesar zum Bau und Betriebe einer Kleinbahn von Zresar nach Gusen; Erlaß des Königlichen Staatsministertums vom 26. Oktober 1914, betr. die Verleihung des Enteignungsrechts an die Gesellschaft für elektrische Hoch⸗ und Untergrundbahnen in Berlin zum Bau und Betriebe einer Unterarundbahn in der Stadt Berlin von der Kloster⸗ traße nach der Frankfurter Allee; Erlaß des Könialichen Staats⸗ ministeriums vom 29. Oktober 1914, betr. die Verleihung des Enteignungsrechts an die Kleinbahn⸗Aktitengesellschaft Lüben — Kotzenau in Lüben zum Bau und Betriebe einer Kleinbahn von Lüben nach Kotzenau. — Kieine Mitteilungen: Neuere Projekte, Vorarbeiten, Konzessionserteilungen, Betriebseröffnungen und Betriebsänderungen von Kleinbahnen; Ueber neue elektrische Straßenbahnen in Italien; Zwei elektrische nebenbahnähniche Kleinbahnen im Nordwesten der Vereinigten Staaten von Amerika; Kleinbahnen auf der Insel Formosa. — Bücherschau, Zeitschriftenschau. — Mitteilungen des P reins deutscher Strazenbahn⸗ und Kleinbahnverwaltungen: Ausschluß englischer Waren; Straßen⸗ und Kleinbahnberufegenossenschaft; „Unfälle des äglichen Lebens oder Betriebsunfälle?““ Von M Kayser, Geschäfts⸗ übrer der Straßen⸗ und Kleinbahnberufsgenossenschaft; Patentbericht mit 5 Abbildungen); Aus üge aus Geschäftsberichten. — Statistik er deutschen Kleinbahnen für den Monat Sept 1 1
ein v1A“ 8
Verdingungen.
ESe näheren Angaben über Verdingungen, die beim „Reichs⸗ und Steaatsanzeiger“ ausliegen, können in den Wochentagen in dessen
Esrvxpedition während der Dienststunden von 9—3 Uhr eingesehen werden.)
12. Dezember (n. St.), von 3 bis 4 Uhr Nachmittags. Varnaer Stadtgemeindeverwaltung: Ausschreibung mit geheimer Kon⸗ kurrenz zur Lieferung von 13 125 ökonomischen Drahtlampen und ge⸗ wöhnlichen elektrischen Lampen für die elektrische Beleuchtung der 8 tadt. Annähernder Wert der Lieferung 15 000 Lewa. Sicherstellung % 750 Lewa. Die Bewerber werden auf das Gesetz, betreffend die E Uehee benumgen, hingewiesen. (Deutsches Handelsarchtv
e Lage des deutschen Arbe im Monat Oktober 1914
berichtet das vom Katserlichen Statistischen Amt 8 „Reichsarbeitsblatt“ in seinem Novemberheft: it herausgegebene
Die im September dem August gegenüber in fast sämtlichen Gewerbezweigen eingetretene Verbesserung des 1ra Bs. hat sich im Oktober weiter fortgesetzt. Vor allem haben die verschiedenen Industrien, die sich an den Kriegslieferungen beteiligen können, im Oktober nicht nur gleich lebhafte, sondern zum Teil sogar noch leb⸗ haftere Beschäftigung als im Vormonat aufzuweisen gehabt. Die mit wenigen Ausnahmen hervortretende Besserung erstreckt sich sogar auf Luxusindustrien, wie die Edelmetallindustrre. NRur das Bau⸗ 8 82 8 W“ im Oklober im ollgemeinen nicht auf⸗
v geha um un ß de ünstige “ e ter dem Einfluß der ungünstigen
Die Hebung des allgemeinen Beschäftigungsgrades ist, wie aus den Industrieberichten, so auch daran zu 8e daß die Nachweise über die Arbeitslosen in den deutschen Fachverbänden im Oktober eine erhebliche Verminderung der Arbeitslosenzahl ergeben. Die Arbeitslosigkeit war Ende Oktober nur noch halb so groß als Ende August. Ebenso ist die Zahl der Krankenkassenmitaglieder wiederum gestiegen, und die zahlenmäßig an der Hand der Kranken⸗ kassenberichte erkennbare Zunahme der Beschäfligten bleibt wahr⸗ 18 noch hinter der tatsächlichen Besserung zurück.
ach den Berichten der Arbeitsnachweisverbände hat si
88 Lage des Arbeitsmarktes in Schlesten, in “ Hessen⸗Nassau, Hessen und Waldeck, ebenso in Hamburg n Württemberg auch weiterhin nicht unerheblich verbessert. Die 8 68. Arbeitsmarktes in Brandenburg⸗Berlin wird sogar als 8 weise besser als im Vorjahr um die gleiche Zeit bezeichnet. Der Beschaftigungsgeaß im Rheinland wird als gut, der in West⸗ 5. en als gleichfalls günstig angegeben. Auch für die Provinz S das Herzogtum Anhalt wird eine günstigere Ge⸗ 18 ung des Beschäftigungsgrades der Arbeiter festgestellt. In Sch eswig⸗Holstein war die Lage nicht ungünstiger als im 8 eptember; die Eisen⸗ und Schiffbauindustrie ist unverändert stark eschäftigt, und nicht minder weisen die Nahrungsmittel⸗ und Be⸗ kletdungsindustrten weiterhin gute Beschäftigung auf.
„Diesem Gesamtüberblick läßt das „Reichearbeitsblatt“ eine aus⸗
fühns⸗ Wiedergabe von Berichten über Beschäftigung, Arbeitslosig⸗
Fe eeats7a en folgen. Auch über Arbeitsmarkt und 9 un 8
amtlichen Buenen berichten m Feagh Auslande wird na
(Weitere Nachrichten über „Handel u. Gewerbe⸗ s. i. 8. Ersten Beilage.)
“
Kollegen“ ist beachtenswert und
“ 11
Theater und Musik.
Morgen, Mittwoch, Abends 7 ½ Uhr, findet im Königlichen Opernhause das 3. Symphoniekonzert der Königlichen Kapelle unter der Leitung des Generalmusikotrektors Dr. Richard Strauß statt. Die Mittagsaufführung zu diesem Konzert beginnt um 12 Uhr an demselben Tage.
Wegen mehrfacher Erkrankungen im Personal der Königlichen Oper wird heute, Dienstag, den 24. d. Mts., im Königlichen Schauspielhause statt „Ariadne auf Naxos“ „Das Volk in Waffen“ gegeben. Die für die heutige 198. Dauerbezunsvorstellung bereits verkauften Eintrittskarten behalten ihre Gültigkeit für die neu angesetzte Vorstellung Sie werden auch, jedoch nur bis zum Beginn der Vorstellung, an der Schauspielhauskasse zum Kassen⸗ preise, einschließlich der amtlichen Vorperkaufsgebühr, zurückgenommen. Eine spätere Zurücknahme ist ausgeschlossen. — Morgen wird „Kater Lampe“ gegeben. Beschäftigt sind darin die Damen: Conrad, Arnstädt, von Mavyburg. Ressel, Pategg und Hoff, sowie die Herren Vollmer, Vallentin, Patry, Mannstädt, Leffler, Bruck und Eichholz. Spiel⸗ leiter ist der Oberregisseur Patry.
In der am Sonnabend im Theater in der Königgrätzer Straße stat findenden Erstaufführung von „Sturmidyll“ Lustsptel in drei Akten von Fritz Grünbaum und Wilhbelm Sterk, sind in den Hauptrollen die Herren Eugen Burg, Ludwig Hartau, Rudolf Teubler, Friedrich Zelnik sowie die Damen Ida Wüst und Agda Nilsson be⸗ schäftigt. Die Regie führt Eugen Barg.
Zu Gunsten der Nationalstiftung für die Hinter⸗ bliebenen der im Kriege Gefallenen veranstaltet der Vorstand der Jüdischen Gemeinde em Konzert am Sonnabend, den 5. De⸗ zember d. J., Abends 7 ½ Uhr, in der Neuen Synagoge, Oranien⸗ burgerstraße 30.
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Einen Beethoven⸗Abend von seltener Weibe ließ seine Hörer der bestens bekannte Pianist Waldemar Lutschg im Saale der Singakademte genießen, wo er zum Besten des „Hilfsbundes für bedürftige gebildete Frauen und Mädchen’ am Donnerstag ein Konzert gab. Wie kaum einer hat sich dieser ernste Künstler, aller Künstelet abhold, in den Geist der Beethovenschen Muse hineingelebt. Bei seinem Spiel fließt alles klar und selbstverständlich, erquickt und weckt die heiligsten Empfindungen, da ist alles echte, zu Herzen gehende Musik, die in des Wortes wahrer Bedeutung „das Zeitliche abge⸗ streift hat und Seligkeitsfernen ahnen läßt.“ Von dem erlesenen Programm seien nur die C⸗Dur⸗Sonate, Op. 53 (Waldstein), die Sonate in As⸗Dur, Op. 110, das melodiöse Rondo in Ge⸗dur Op. 51 Nr. 2, allerdings etwas rasch genommen, wie die ewig⸗ schöne F⸗Moll⸗Sonate, Op. 57 (Appassionata)] genannt. — Die „Vaterländische Vereinigung der Berliner Künstlerinnen“ ver⸗ anstaltete gleichzeitig im Beethovensaal ein Konzert, dessen Rein⸗ ertrag zugunsten der Berliner Bühnenkünstler verwendet werden sollte. Ltlli Lehmann und Melaute Kurt hatten sich für den guten Zweck zur Verfügung gestellt, und das neu zusammengestellte Heß⸗ Quartett steuerte ebenfalls wertvolle künstlerische Gaben bei. Lilli Lehmann sang mit ihrer unvergleichlichen Gesangs⸗ und Vortraas⸗ kunst Lieder von Schubert, von denen „Auf dem Wasser zusingen“ so großen Beifall fand, daß es wiederholt werden mußte. Melanie Kurt erfreute mit ihren prächtigen Stimmitteln durch Lieder von Hugo Wolf. Den ihr gespendeten großen Beifall lohnte sie durch eine Zugabe von Brahms „Meine Liebe ist grün“. Das Heß Quartett brachte in idealem Zu⸗ sammenspiel ein Streichquartett von Grieg sowie die Italienische Serenade von Wolff zu Gehör. Den Schluß bildete die „Kaiser. bymne“ von Haydn. — Eines anderen zu wohltätigen Zwecken ver⸗ anstalteten Konzerts, das einige Tage vorher in demselben Saale stattgefunden hatte, sei an dieser Stelle noch gedacht. Alexander Heinemann hatte die Verehrer seiner gepflegten Gesangskunst in großer Zahl dort versammelt und erntete für seine Lieder⸗ und Balladenvorträge rauschenden Beifall. Letzterer galt auch dem Kom⸗ vonisten Hans Hermann, der eine Rethe eigener wirtungsvoller Lieder vortrefflich am Klavier begleitete.
Zu einem der bedeutendsten unter den Geigern hat sich der einstige „Wunderknabe“ Franz von Veesey entwickelt, der am Sonn⸗ abend im Beethovensaale mit dem Philharmonischen Orchester, das teils unter der Leitung von Camillo Hildebrandt, teils unter Professor Dr. von Hubay stand, Werke von Brahms, J. S. Bach und Jenö von Hubay in einer Vollendung darbet, wie sie nur ein Vollblutmusiker zu bringen imstande ist. Das war aus⸗ gereifte Kunst. Großzügig und packend erklang das D⸗Dur⸗Konzert Op. 77) von Brahms, stilecht der Bach, in dem Hubay die zweite Geige meisterte, und schwungvoll das großartig aufgebaute 4 Violin⸗ konzert von Hubay mit dem Komponsten am Pult. Der Abend war ein Ereignis im Berliner Konzertleben. — Wie anders verlief ein Volks, und Kinderliederabend, den Margarete Fritt gemeinsam mit dem Hofkapellmeister Richard Hagel am Klavier im Bechsteinsaal gab. Es wurden Lieder von Weber, Gesänge aus dem XIV. und XIX. Jahrhundert, Ausländische Lieder in der Bearbeitung von H. Reimann und die bekannten „Kinderlieder“ von Taubert in recht ausdrucksarmer, fonloser Art vorgetragen. Auch die Begleitung zeigte keine persönliche Note.
Obzwar die Kunst, die am Sonnabend im Beethoven⸗ saal geboten wurde, nicht den musikalischen Veranstaltungen bei⸗ zuzählen ist, so sei ihrer um deswillen an dieser Stelle gedacht, weil Dr. Ludwig Wüllner, der Meister des gesungenen wie des ge⸗ sprochenen Worts, der auch der Musik der deutschen Sprache wie kaum ein anderer Geltung zu verschaffen weiß, sie darbot. Er fesselte und begeisterte seine überaus zahlreich erschienenen Zuhörer durch den unvergleichlich schönen und das Wesen der erhabenen Dichtung in seiner ganzen Tiefe erfassenden Nortrag zahlreicher Szenen aus beiden Teilen von Goethes „Faust“. Wahrlich eine größele, ernstere und künstlerisch bedeutendere Aufgabe konnte sich Dr. Wüllner nicht stellen und er⸗ schöpfender, das letzte Geheimnis der Dichtung ktarlegend, konnte er nicht dem weltumfassenden Werke gerecht werden, als er es getan hat. Einfech, klar und alle Abgründe und Höhen des Denkens durch⸗ dringend sprach Ludwig Wüllner den einleitenden großen Monoleg, erschutternd die gewaltige Szene mit dem Erdgeist, mit feinen Strichen kennzeichnete er den kleinen Gesichtskreis des Famulus Wagner, dieses glücklichen Pedanten, dem der große Zweifler Faust so mächtig gegenuͤber steht. Die für den Vortragenden so schwierige Szene der Chöre der Engel, Weiber und Jünger in der Osternacht erhielt wundervolles Leben in der Kunst des Redners, wie der zweite große Monolog Fausts ein unübertreffliches Meister⸗ stück des Vortrags war. Die Vertragsszene zwischen Faust und Mephisto bot dem Dr. Wüllner ferner Gelegenbeit zu scharfer Charakteristik, und die gedankenschweren, eine Weltenfülle von Empfindung umfassenden Szenen des fünften Aktes im zweiten Teile der Dichtung, der Gesang des Türmers Lynkeus, Faust und die Sorge, dann Mephistopheles und dte Lemuren, vor allem aber die groß⸗ artige Szene von Fausts Tod zeigten Wüllner auf der vollen Höhe seiner unvergleichlichen Künstlerschaft. Die letzte Szene der Dichtung mit den Chören und Engelstimmen, mit all ihren deutsamen Gleichnissen und hehren Geheimnissen wußte der Vortragende so plastisch zu gestalten, so klar zu formen, daß sie lebendig vor dem Hörer erstand. Das kraftvoll schöne, alle Register umspannende Organ, die klare Sprache und Kunst der Rede sowie das geradezu erstaunliche Gedächtnis Ludwig Wüllner trägt bekanntlich vollkommen frei vor, und sein Gedächtnis versagt kein einziges Mal — fanden wieder allgemeine Bewunderung und brausender Beifall wurde dem Meister als Dank für den überaus genußreichen Ubend gespendet.
Berlin, den 24. November 1914.
Ihre Majestät die Kaiserin und Königin empfing „W. T. B.“ zufolge am Sonntagnachmittag in längerer Audienz den Oberpräsidenten der Provinz Ostpreußen von Batocki und ließ sich von ihm eingehend über die “ in der Provinz Bericht erstatten. Gestern nachmittag begab sich Ihre Majestät nach Potsdam und machte längere Besuche in dem unter Allerhöchstihrem Schutz stehenden Kriegslazarett in dem Orangeriegebäude und in dem Potsdamer Garnisonslazarett.
Dem Berliner Zentralarbeitsnachweis stattete
der Oberbefehlshaber in den Marken, Generaloberst von Kessel in Begleitung seines Adjutanten Grafen Arnim sowie des Regierung rats Kunz und der Oberbürgermeister von Berlin Wermuth in Be⸗ gleitung des Stadtrats Fischbeck einen Besuch ab, um insbesonder die neu eingerichtete Krieaswerkstätte des Zentralarbeitsnach weises zu besichtigen. Die Herren wurden von dem Vorsitzenden des Zentralvereins für Arbeitsnachweis, Landesrat Dr. Freund empfangen der die Führung übernahm, unterstützt durch die Leite in der Abteilung für weibliche Personen Fräulein Klausner und den Inspektor des Zentralarbeitsnachweises Steffen. Der Vermirtlungsraum für weib liche Personen, in dem sich eine große Anzahl arbeitsloser Mädchen und Frauen aufhielt, sowie alle Räume der Kriegswerkstätte wurden eingehend besichtigt. Die Kriegswerkstätte beschätigt z Zt. 3000 wesbliche Personen und hat bis jetzt einen Umsatz im Werte vo 1 Millton Mark erzielt. Die Werknätte arbeitet ausschließlich für den Hreresbedarf und verfertigt Brolbeutel, Zwiebadbeutel, Zelthahnen Patronengürtel, Helmüberzüge usw. Die Kriegswerkstätte verfolgt ver⸗ schiedene Zwecke. Sie bewahrt die Militärbehörde vor Ueberteuerung erzielt selbst keinen eigenen Verdienst, sondern verwendet den vollen Ueberschuß für die Lohnzahlung und nimmt eine angemessene Ver⸗ teilung der vorhandenen Arbeit derart vor, daß jede Arbeiterin nur so viel Arbeit erhält, daß der ernelte Arbeitsverdienst zum not⸗ wendigsten Lebensunterhalt ausreicht. An die Besichtigung der Kriegswerkstätte schloß sich eine solche der großen Abteilung für männliche Personen, die gleichfalls von Arbeitslosen angefüllt war. Der Zentralarbeitsnachweis hat bekanntlich schon über 30 000 Arbeiter, insbesondere für Schanzarbeiten, nach auswärts vermfttelt. Auch die Vermittlungstätigkeit innnerhalb des Stadtbezirks Berlin ist sehr rege und stärker als je in Friedenszeiten. Der Generaloberst von Kessel, der den Bestrebungen des Arbeitsnachweises und insbesondere der Kriegswerk⸗ stätte seit Beginn des Krieges das gröngte Wohlwollen zugewandt hatte, und der Oberbürgermeister Wermuth waren von den Ennrich⸗ tungen außerordentlich befriedigt und verabschiedeten sich mit Worten des herzlichsten Dankes und der Anerkennung.
Da an das Zentralkomitee der Deutschen Vereine vom Roten Kreuz dauernd Anträge auf Ueberlassung von Strickwolle gerichtet werden, empfiehlt es sich, darauf hin⸗ zuweisen, daß nur schriftliche Anträge Berücksichtigung finden können. Die Wolle wird von dem Kriegeministerium wöchentlich in bestimmten Mengen dem Zentralkomitee übergeben. Es ist Aussicht vorhanden, daß nach Verteilung der zunächst zur Verfügung stehenden Molle nochmals eine größere Menge vom Kriegsministerium dem Zentralkomitee überwiesen wird.
Die Berliner Frauenortsgruppe des Vereins für das Deutsch⸗ tum im Auslande veranstaltet am 5. Dezember im Großen Saale der Philharmonie ein Konzert zum Besten der vom Verein ins Leben gerufenen Volkssammlung zugunsten der kämpfenden Brüder und der aus Feindes land vertriebenen Deut⸗ schen“. Den Abend leitet eine Rede des Geheimen Rats Dr. Max Lenz⸗ Hamburg über „Deutsches Heldentum“ ein. Karten zu 2 ℳ und 3 ℳ sind bei den Damen des Vorstandes, auf der Geschärtsstelle (Kurfürstenstraße 105), in der Musikalienhandlung von Bote & Bock (Leipziger Straße und Tauentzienstraße) sowie im Warenhaus A. Wertheim (Leipziger Straße), zu haben.
Die Gesellschaft für deutsche Vorgeschichte bält am 28. d. M., Abende 7 ½ Uhr, im Hörsaale des Königlichen Instituts für Meerestunde, NW., Georgenstr. 34 — 36, ihre erste Kriegssitzung. Dr. Martin Jahn, Breslau, wird über die Kriegsführung der Ger⸗ manen zur Römerzeit (mit Lichtbtldern) und der Professor Dr. Kossinna, Berlin, über unseren Krieg im Lichte germanischer Vorzeit sprechen Gäste haben freien Zutritt. 8 .
Ueber die Witterung in Norddeutschland im Oktober 1914 berichtet das Königlich preußische Meteorologische Institut auf Grund der angestellten Beobachtungen: Außer in dem etwas wärmeren und stellenweise trockneren Westen war der Monat Oktober kühl und regenreich, dabei überall sehr trübe und arm an Sonnenschein. Die Temperatur lag vorwiegend unter der normalen, im äußersten Nordosten um mehr als 2 °, während im Westen und Nordwesten allerdings meist ein geringer Wärmeüberschuß bestand, der aber 1° nirgends überschrett. Frost ist hauptsächlich im Osten gegen Ende oder um die Mitte des Monats beobachtet worden, doch ist es an freigelegenen Stellen auch im übrigen Lande, besonders am 7. oder 8., zu Reif oder leichter Eisbildung gekommen. Die Niederschlagsmengen, die im Nordosten mehr als das Doppelte des langjährigen Durchschnitts er⸗ reichten, blieben nur strichweise in größerer Ausdehnung lediglich im Südwesten hmter den normalen Werten zurück. Die Regenbäufig⸗ keit war normal. Schneefälle fanden in tieferen und mittleren Lagen noch nicht statt;: Gewitter traten nur vereinzelt auf. Ganz außer⸗ gewöhnlich war die Trübheit des Himmels. An der Mehrzahl der Stationen wurde überhaupt kein heiterer Tag beobachtet, während 20 oder mehr trübe Tage an vielen Orten verzeichnet worden sind. Dementsprechend war auch die Sonnenscheindauer viel zu gering: 20 % der möglichen Dauer wurden nur an wenigen Orten erreicht. Die Karte der Niederschlaasverteilung zeigt, daß Mengen zwischen 25 und 75 mm vorherrschten. Mehr als 75 mm fielen in einem großen Teile Schleswig⸗Holsteins, an der Ostseeküste (bis 170 mm in der Umgebung des Frischen Haffes) und in dem angrenzenden Binnen⸗ lande sowie in Westdeutschland, und zwar in einem Gebiete, das einen Teil des Münsterlandes, das Bergische Land und die angren⸗ zenden Gebirge umfaßte. Im Bergischen Laͤnde und an der holländischen Grenze wurden 100 mm überschritten. Mehr als 75 mm hatte ferner die Mehrzahl der Gebirge, so der Elm. der Harz, 8 1““ 1e— und die “ In höheren Lagen wurden mehr als 100, im Harz und rzgebirge sogar über 150 mm erreicht. — Zu Anfang des Monats ftan bse Wille rung Norddeutschlands unter dem Einflusse eines ausgedehnten Tief⸗ u1u das durch Nordeuropa in südöstlicher Richtung nach Rußland hin zog, von wo aus es noch am 6. einen Ausläufer bis nach Südwestdeutschland hin entsandte. Es herrschte veränderliches, kühles und regnerisches Wetter. Erst nach dem 6. Oktober wurde es trockener, als ein schon seit längerer Zeit über Westeuropa lagerndes Hochdruckgebiet maßgebend wurde. Gleichzeitig traten leichte Nachtfröste auf. Das barometrische Maximum wanderte hierauf über Skandinavien nach Nordosteuropa, während im Südwesten des Erdteiles tiefer Luftdruck sich geltend machte. Diese Druck⸗ verteilung hatte längere Zeit hindurch Bestand und bedingte meist trockenes, anfangs noch recht kaltes Wetter, sodaß am 13. und 14 im Osten abermals Nachrfröste stattfanden, während in den Mittags⸗ stunden des 14. die Temperaturen dermaßen stiegen, daß an diesem Tage (selbst im Osten) vielfach die größte Wärme des Monars er. reicht wurde. In Westfalen wurden mehr als 20 Grad beobachtet. Nach Mitte des Monates trat eine längere Periode krüben und nebligen, aber hiemlich milden und trochenen Wetters
ein, da das Maxlmum über Nordosteuropa sehr bestänvig