die Engländer sie nicht „Fronarbeiter“ nennen, sondern „zu Dammwehr Verpflichtete“, macht der Sache keinen Unterschied. Erkennt man derartige Zwangsmaßregeln als durch die besonderen agyptischen Ver⸗ hältnisse als begründet an, so nef man auch nicht dieselbe Arbeit unter der türkischen Herrschaft als „Sklaverei“ verdammen, wie es von den englischen Schriftstellern so häufig geschieht. Als weiteres Ruhmes⸗ blatt der englischen Verwaltung wird die Befreiung von den alten Feudalfesseln hingestellt. Die Fellachen haben aber keinen Vorteil davon gehabt, vielmehr ist eine Zersplitterung des kleinen Grund⸗ besitzes entstanden, bei der der Fellache trotz aller Genügsamkeit auf seiner Scholle auch nicht mehr das kärglichste Auskommen findet und sich mit Weib und Kindern bei einem größeren Grundbesitzer zu viel schwererer Arbeit verdingen muß, als die frühere Fronarbeit war. Ferner hat eine starke Bodenverschuldung eingesetzt. Die alte osma⸗ nische Herrschaft kannte nur ein Lehnsrecht am Boden, der Staats⸗ oder Kronland blieb, auch wenn er frei von den Fellachen bewirtschaftet wurde. Daher gab es damals keine eigentliche Bodenverschuldung. Auch damals hatte mancher Fellache Schulden bei den griechischen Krämern und Wucherern, die überall in den ägyptischen Ortschaften zu finden sind, aber für diese Schulden haftete nur in gewissem Umfang sein Mobiliar, nicht sein Boden. Mit der Einführung des vollständig „freien“ Grundeigentums haben sich neben der Bodenverschuldung auch eine Reihe von eigentümlichen Pachtformen entwickelt, die zu einem Raubbau mit ständig zunehmender Ausmergelung des Bodens führten. Der Ackerboden, der früher fast ausschließlich durch den Nilschlamm gedüngt wurde, bedarf jetzt bereits nicht nur natürlicher, sondern auch künstlicher Düngemittel, ohne doch seine einstige Fruchtbarkeit wieder⸗ zugewinnen. Für den Fellachen ist es auch nicht günstig, daß die von England geförderte Baumwollproduktion ihn vom Weltmarkt und seinen Krisen abhängig macht. Die Erzeugung von Nahrungsmitteln ist zugunsten der Baumwolle derart eingeschränkt worden, daß Aegypten jetzt der Zufuhr von Nahrungsmitteln bedarf. Ein ganz besonders schlimmes Kapitel ist das der Steuern. Dem Fellachen sind enorme ländliche Grundsteuern aufgebürdet, deren Erträge nahezu ein Drittel der gesamten Staatseinkünfte ausmachen. Im ganzen betrachtet, ist die wirtschaftliche Lage der Fellachen unter der englischen Herrschaft nicht günstiger, sondern schlimmer geworden. Natürlich hat die englische Verwaltung auch manches Gute gebracht; es besteht jetzt ein geordnetes Gerichtswesen, die gesamte Verwaltung ist in geordnete Bahnen gelenkt, der Willkür der Beamten, unter der die Fellachen früher sehr zu leiden hatten, sind Schranken gezogen. Wie wenig aber darüber hinaus die englische Verwaltung geleistet hat, wie wenig namentlich für die Bildung der keineswegs unbegabten Fellachen ge⸗ schehen ist, beweist allein schon die Tatsache, daß nach den eigenen statistischen Angaben der englischen Behörden im Jahre 1907 sich unter den 11 ¼ Millionen Einwohnern nicht weniger als 10 ½ Millionen Analphabeten befanden; also noch nicht 7 % konnten lesen und schreiben! Unter solchen Umständen kann der Fellache begreiflicher⸗ weise kein Freund des englischen Regiments sein. Trotzdem glaubt Cunow nicht, daß der Fellache selbst eine wirkliche Gefahr für Eng⸗ land bilde; zu einer Erhebung aus eigenem Antrieb sei er zu sehr durch Elend und Not bei harter Arbeit zermürbt und geschwächt. Auch besitze er keine Waffen, die die englische Regierung ihm schon vor Jahren genommen habe. Nur wenn es den türkischen Truppen gelinge, in Aegypten vorzudringen, könne man auf die Teilnahme der Fellachen am Kampfe rechnen. Diese würde dann freilich für England 88 gefährlich sein — bilden doch die etwa 9 ¹¼ Millionen Köpfe zählenden Fellachen den wesentlichsten Bestandteil der ägyp⸗ tischen Bevölkerung. Gefährlicher noch für die englische Herrschaft erscheinen dem Verfasser die Beduinenstämme, die freilich wenig mehr als ½ Million Köpfe zählen dürften, aber durchweg gute Reiter und Schützen sind. Günstig gesinnt der englischen Herrschaft sind abgesehen natürlich von den in Aegypten lebenden Engländern und sonstigen handeltreibenden Fremden (meist Griechen und Italiener) nur die ägyptischen Kopten, die Nachkommen der alten Aegypter, deren Zahl 1907 auf 706 000 festgestellt wurde. Sie sind Christen und sehen auf die Fellachen herab. Es gibt unter ihnen nur wenige, die Ackerbau treiben, sie sind Kleingewerbetreibende, industrielle und gewerbliche Arbeiter, kleine Angestellte, Schreiber, Hotelbedienstete u. a. Eim entschiedenes Bestreben, die englische Herrschaft zu stürzen und unter türkischer Oberhoheit die ägyptische Selbstregierung herbeizuführen, besteht in der kleinen Schicht der höher Gebildeten; die Angehörigen der sogenannten freien Berufe sind die eigentlichen Mitglieder der ägyptischen Nationalpartei, die ihren Sitz auch wesentlich in den wenigen großen Städten hat. Diese Bestrebungen könnten, wie der Verfasser hervorhebt, von Einfluß werden, wenn es den Türken gelänge, nach Ueberschreitung des Suez⸗ kanals in das eigentliche Aegypten einzudringen. Die Fellachen würden dann wahrscheinlich gern einer Erhebung gegen England sich anschließen, zumal bei ihrer religiösen Gesinnung der „heilige Krieg“ für sie zur Pflicht geworden sei.
Literatur.
In der „Deutschen Klassiker⸗Bibliothek“ des Verlags von Hesse und Becker in Leipzig ist eine Ausgabe von Ludwig Uhlands gesam melten Werken, mit Einleitung und Anmerkungen heraus⸗ gegeben von Walter Reinöhl, erschienen (acht Bände in 2 Teilen in Leinen 3,50 ℳ). Der Herausgeber hat es verstanden, in dieser geschickten und reichen Auswahl ein Bild von dem gesamten viel⸗ seitigen Geistesschaffen Uhlands zu geben. Daß Uhland als Dichter dabei herrschend im Vordergrund steht, ist selbstverständlich, wie es durchaus zu hbegrüßen ist, daß neben sämtlichen Gedichten und abgeschlossenen Dramen auch die dramatischen Emmwürfe auf⸗ genommen wurden. Daneben kommt Ubland als wissenschaft⸗ licher Forscher auf dem Gebiet der deutschen Dichtung und Sage sowie Uhland der Politiker zu Wort; und zwar ist es dem Charakter einer volkstümlichen Ausgabe ebenso angemessen, wie der inneren Bedeutung dieses Teiles der Betätigung Uhlands entsprechend, daß die politische Tätigkett nur durch einige Reden und Aufsätze gekennzeichnet worden ist; daß sie berücksichtigt wurde, trägt durchaus zur Abrundung des Lebens⸗ und Charakter⸗ biides des maonhaften Schwaben bei. Von den wissenschaftlichen Schriften finden sich außer von Abhandlungen über Walther von der Vogelweide, über die Sage von Herzog Ernst und den Thormythos Proben aus den Vorlesungen über die Ge⸗ schichte der deutschen Poesie im Mitielalter, ferner ein Stück aus der Abhandlung über die deutschen Volkslieder sowie eine genügende Auswahl kurzer „Gedanken über Dichtung, Wissen⸗ schaft und Leben“ aus dem „Stilistikum“, dem „Sonntagsblatt“ und den „Wissenschaftlichen Schriften“. Den Schluß der Auswahl bildet eine Reihe von Briefen Uhlands, die ergänzend an die Seite der dem ersten Band vorausgeschickten Lebensbeschreibung des Dichters treten.
dieser wie in den Einleitungen zu den einzelnen Teilen der Ausgabe und in den dem Text beigegebenen Anmerkungen bewährt sich der Heraus⸗ geber ebenso durch die völlige Vertrautheit mit dem Stoffgebiet und
er für dieses vorliegenden Literatur, wie als Mann von klarem und sachlichen Kunsturteil und Blick für das sachlich Wesemliche und versönlich Kennzeichnende. Die mit mehreren Bildnissen und Hand⸗ geschmückte Ausgabe genügt auch hochgestellten An⸗
d sei angelegentlich empfohlen. des Hosbuchhändlers Friedrich Bahn veranstaltet eine billige Ausgabe von Erzählungen Emil Frommels, die in 42 Heften zu je 0 erscheinen sollen und von denen bisher acht vorliegen. Sie envalten dte Erzählungen: „Moderne Faulenzer“, „Wie zwei in einer Nacht kuriert wurden“, „Das fünfte Rad am Wagen’, „Von zwei Nagen, wozu noch ein dritter kam“, „Sebaldus Notanker”, „Das Wahtzichen von Ingolstadt“, „Storchnester auf allerhand Häusern“ und „Nei in einer Muhle“. Der Verfasser dieser im besten Sinne volkstümffen kleinen Erzählungen war einst als sprediger einer der beliehesten Kanzelredner der Reichshauptstadt Ue, die ihm im Leben nädr treten durften, rühmen den seiner geistvollen, wernense. und dabei humorvoll⸗resoluten erfönlichkett. Die re oege, die Frommel als Menschen chmückten, Und auch in hohem GSe diesen scheinbar schmucklosen,
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innerlich aber felnen und reifen Erzählungen eigen. Es ist nichts Gemachtes in ihnen; eine reiche, fesselnde Persönlichkeit steht hinter jeder dieser lebensvollen Geschichten und durchdringt sie mit ihrem Wesen, das ebenso reich ist an Ernst wie an Freundlichkeit, an Ver⸗ stehen der Erwachsenen wie der Kinder, das der Menschheit sittliches Ziel unverrückbar festhält, für menschliche Schwäche und Torheit aber ein mildes Verstehen besitzt und über sie mit echtem, von Herzen kommendem Humor zu reden vermag. Die Büchlein eignen sich vor⸗ züglich für jede Schul⸗ und Volksbücherei; auch der Soldat im Felde wird in Ruhestunden gern zu ihnen greifen, wie sie unseren Ver⸗ in den Lazaretten über manche schwere Stunde hinweghelfen önnten.
Von den Kalendern, die für das kommende Jahr vorliegen, sei an erster Stelle der von dem Geheimen Regierungsrat und Stadt⸗ ältesten von Berlin Ernst Friedel herausgegebene Groß Berliner Kalender, Illustriertes Jahrbuch 1915 genannt (Verlag von Karl Stegismund, Berlin, 2 ℳ). Es ist das dritte Mal, daß dieser Kalender, der den Wert eines kulturhistorischen Heimatbuches besitzt, erscheint. Wie die vorausgegangenen Bände bietet auch der vorliegende einen anregenden und vielseitigen Inhalt. Das Jahr 1915 ist für die Mark Brandenburg und auch für Berlin ein Gedenkjahr eigener Art, ist jetzt doch ein halbes Jahrtausend verflossen, seit die Hohen⸗ zollern ihre Herrschaft in der Mark antraten. Im Hinblick auf diese Fünfjahrhundertfeier eröffnet der Oberhofprediger D. Bernhard Rogge mit einem Gedenkblatt an den Kurfürsten Friedrich I. eine Reihe wertvoller Beiträge, die der geschichtlichen Vergangen heit Branden⸗ burgs und Berlins gewidmet sind und unter denen die Aufsätze „Hohenzollernmusik zur Reformationszeit“ von Professor Dr. O. Fleischer, Vorsteher der Königlichen Musiksammlung, „Erinnerungen an einen Subskriptionsball aus der Zeit Kaiser Wilhelms des Großen“ von Johannes Trojon und „Grotten und Grottierer in frideriztanischer Zeit“ von Ernst Friedel genannt seien. Dem Ernst der kriegerischen Gegenwart trägt die Kriegschronik und ein Aufsatz „In ernster Stunde“ vom General der Infanterie von Pfaff Rechnung. Im übrigen ist der reiche geschichtliche und kulturgeschichtliche Inhalt wieder in fünf Abschnitte gegliedert, in denen Buüder aus Groß Berlin und der Mark Brandenburg, aus Geschichte, Säage und Er⸗ innerungen, aus Kunst und Gewerbe, Handel und Indust ie, aus Natur und Technik, der Erinnerung und des Wissens Wertes aus Vergangen⸗ heit und Gegenwart der engeren Heimat vor dem Leser vorüberziehen. Novellen, Erzählungen und Märchen vervollständigen den viel⸗ seitigen Inhalt des Buches, das wieder mit 12 Monatsbildern, die in Federzeichnungen von Wilhelm Thiele das Berliner Greßstadtleben schildern, und mit zahlreichen anderen Abbildungen nach Ortginalauf⸗ nahmen geschmückt ist. — Der von Albrecht Philipp und Horst Kohl herausgegebene Bismarck⸗Kalender auf das Jahr 1915 (Dieterichsche Verlagsbuchhandlung, Theodor Weicher in Leipzig; geh⸗ 1,20 ℳ, geb. 2 ℳ, Luxusausgabe 6 ℳ) schildert an der Hand von Briefen und anderen schriftlichen Urkunden Biemarck in der Revo⸗ lutionszeit 1848/49. Das Bismarckwort, das das Büchlein als Leitsrruch trägt: „Kampf ist überall, ohne Kampf kein Leben, und wollen wir weiterleben, so müssen wir auch auf weitere Kämpfe gefaßt sem“, kennzeichnet den ganzen Inhalt auch dieses Lebensabschnitts des werdenden Staatsmanns. Kleinere Aufsätze und persönliche Er⸗ innerungen an Bismarck bilden den übrigen Inhalt des gediegen aut⸗ gestatteten Kalenders, dem 12 Bildertafeln mit Bildnissen aus dem Bismarckschen Kreise beigegeben sind. — Eadlich set des vom Dürerbund herausgegebenen „Gesundbrunnen 1915“ gedacht (geh. 60 ₰, geb. 1. ℳ). Er enthält wieder eine Fülle sorgsam ausgewählter belletristischer Beiträge, volkstümlicher Aufsätze, Gedichte, Sprüche und Anregungen mannigfacher Art, die diesem Buüchlein seit Jahren den berechtigten Ruf eines der besten Volkskalender ein⸗ getragen haben. Im Mittelpunkt dieses Jahrganges steht die be⸗ deutendste der lebenden deutschen Dichterinnen, Marie von Ehbner⸗ Eschenbach, die eine retzende kleine Novelle, voll liebenswürdigen Humors, eine ihrer warmherzigen, lebensvollen Tiergeschichten u. a. beigesteuert hat. 8
Wohlfahrtspflege.
2 ¾ Millionen Mark Spenden der deutschen Städte für Ostpreußen und Elsaß⸗Lothringen.
Der Aufruf, den der Deutsche Städtetag gemeinsam mit dem Reichsverband deutscher Städte um Spenden von Beiträgen zur Linderung der Kriegsnot in Ostpreußen veröffentlichte, hat reiche Früchte getragen. Bis jetzt sind, wie hiesige Blätter berichten, insgesamt 2 223 628 ℳ gezeichnet. Hiervon gingen von den Mit⸗ gliedsgemeinden des „Verbandes der größeren preußischen Land⸗ gemeinden“, der sich dem Aufruf des Deutschen Städtetages ange⸗ schlossen hatte, 41 204 ℳ ein. Mitte Oktober erliteß der Deutsche Städtetag gemeinschaftlich mit dem Reichsverband deutscher Städte auch für die notleidenden Elsaß⸗Lothringer einen Aufruf an die deutschen Städte, der gleichfalls einen schönen Erfolg gezeitigt hat. Bis zum 13. November sind für diese 561 110 ℳ gemeldet worden. In der Sammlung für die kriegsnotleidenden Ostpreußen be⸗ finden sich einige hübsche Einzelspenden. So hat das Personal einer Firma in Aue (Erzgebirge) „aus der Fremdwörterkasse“ 20 ℳ ge⸗ sandt; von einigen Feldgrauen aus den Schützengräben stammen 14 ℳ. Auch Vereine, Pfarrämter, Lehrer, Banken und Privat⸗ personen befinden sich unter den Stiftern. Von den Städten und Gemeinden haben seit dem 15. Oktober, dem vorletzten Abschlußtag, u. a. größere Beiträge (zum Teil einschließlich der Sammlungen) gespendet: Brandenburg a. H. 6000 ℳ, Schöneberg 20 000 ℳ, Lichterfelde 2000 ℳ, Steglitz 5000 ℳ, Johannisthal 500 ℳ, Wittenau 200 ℳ, Treptow 1000 ℳ, Beelitz 500 ℳ, Chemnitz 25 888 ℳ, Celle 7246 ℳ, Forst (Lausitz) 9700 ℳ, Gera (Reuß) 7100 ℳ, Hildesheim 8102 ℳ, Herford 3000 ℳ, Harburg 14 750 ℳ, Hamborn 5000 ℳ, Herzberg a. E. 1264 ℳ, Mainz 10 000 ℳ, Lauf a. P. 2225 ℳ, Metz 2500 ℳ, Mannheim 15 000 ℳ, München 20 000 ℳ, Nürnberg 3000 ℳ, Neukölln 8000 ℳ, Olden⸗ burg 6000 ℳ, Osnabrück 35 000 ℳ, Posen 15 000 ℳ, Prenzlau 1197 ℳ, Q edlinburg 2500 ℳ, Recklinghausen 1500 ℳ, Remscheid 9000 ℳ, Stendal 2700 ℳ, Siegen 50 000, Kreis Siegen 3000 ℳ, Storkow (Mark) 100 ℳ, Senftenberg 1000 ℳ und Strausberg 200 ℳ. Für Elsaß⸗Lothringen gingen beim Deutschen Städte⸗ tag u. a. ein: aus Berlin 100 000 ℳ von der Stadt, von einem Stifter 5 ℳ und zwei goldene Trauringe, aus Schöneberg 10 000 ℳ, aus Cöln 50 000 ℳ, Charlortenburg 10 000 ℳ, Düsseldorf 20 000 ℳ, Darmstadt 5000 ℳ, Deutsch Krone 250 ℳ, Elberfeld 6000 ℳ, Frankfurt a M. 50 000 ℳ von der Stadt und 50 000 ℳ aus einer Sammlung, Gotha und Göttingen je 2000 ℳ, Hildesheim 2500 ℳ, Halberstadt 3000 ℳ, Kiel 3000 ℳ, Königsberg i. N.⸗M. 100 ℳ, München 20 000 ℳ, Mannheim 15 000 ℳ, Mainz 5000 ℳ, Metz 7500 ℳ, Nürnberg 3000 ℳ, Neukölln 2000 ℳ, Oliva bei Danzig 200 ℳ, Posen 5000 ℳ, Rheydt 3000 ℳ, Stuttgart 5000 ℳ, Saarbrücken 6200 ℳ, Stargard 1000 ℳ und Wiesbaden
Die Organisation der Kriegshilfe für die Ange⸗ hörigen der technischen Berufsstände war Gegenstand der Beratung in einer Versammlung von Vertretern der größeren tech⸗ nischen Verbände, die vor einigen Tagen im neuen Hause des Vereins deutscher Ingenteure zu Berlin stattfand. Es konnte auch hier wieder festgestellt werden, daß das deutsche Wirtschaftsleben dank der außer⸗ ordentlichen Anpassungsfähigkeit unserer Industrie dem durch den Krieg verursachten schweren Stoß vollkommen stand gehalten hat. Nach den Berichten der vom Verein deutscher Ingenteure organisierten Zentralstelle für Ingenieurarbeit ist auf einigen Arbeitsgebieten die Nachfrage nach Ingenieuren größer als das Angebot. Unter den staatlich oder akademisch geprüften jüngeren Ingenieuren herrscht nur noch wenig Beschäftigungslosigkeit; dagegen ist es noch immer schwer, für die älteren, namentlich die selb⸗ ständi en Ingenieure geeignete Beschäftigung zu finden. An der Zentral⸗ telle sär Ingenieurarbeit sind beteiligt: Verband deutscher Architekten⸗
und Ingenieurvereine, Verein deutscher Chemiker, Verein deutscher
Eisenhüttenleute, Verband deutscher Elektrotechniker, Verein deutscher Gas⸗ und Wasserfachmänner, Verein deutscher Gießerei⸗ Fachleute, Verein deutscher Ingenteure, Bergbaulicher Verein zu
ortmund, e deutscher Metallhütten⸗ und Bergleute und Schiffbautechnische Gesellschaft. Die Zentralstelle, die ihren Sitz im Hause des Vereins deutscher Ingenieure, Berlin NW., Sommer⸗ straße 4a, hat, befaßt sich nur mit der Unterbringung stellungsloser Ingenieure. Von im ganzen eingelaufenen 1700 Stellengesuchen sind zurzeit noch etwa 750 ernsthafte zu erledigen. Die Versammlung beschloß, die planmäßige Beschaffung und Ermitt⸗ lung geeigneter Arbeitsgelegenheit für die Angehörigen der technischen Berufsstände weiter auszubauen. Ferner wurde es als notwendig erkannt, für einen Ausgleich zwischen den einzelnen Arbeitsnachweisen zu sorgen, ohne deren Selbständigkeit zu beeinträchtigen. Lebhaft zu begrüßen sind auch die Beschlüsse, die eine innigere Zusammen arbeit der Unterstützungskassen anstreben. Lediglich der wirklich Bedürftige soll unterstützt werden, und dieser auch nur so weit, als es unbedingt erforderlich ist. Die Verwaltung des Unterstützungswesens nach einheitlichen Gesichtspunkten ist eine dringende Forderung der jetzigen Zeit. Grundsätzlich sind in erster Linie die staatlichen und kommunalen Beihilfen in vollem Umfange zur Linderung der Not heranzuziehen. Nur wenn diese nicht ausreichen, soll die private Fürsorge sowohl der Industrie wie der Hilfs⸗ kassen ergänzend eingreisen. Den Abschluß der für die An⸗ gehörigen der technischen Berufsstände vorgesehenen Kriegshilfe bildet die Beschaffung von Unterkunft, Nahrung und Kleidung. Zu diesem Zwecke hat der Verein deutscher Ingenieure sein altes Vereins⸗ haus zu Berlin in der Charlottenstraße zur Verfügung gestellt, in dem unter bereitwilligster Hilfe des Nationalen Frauendienstes und ähnlicher Wohlfahrtsvereine bedürftigen Ingenieuren und anderen Angehörigen der freien Berufe saubere Wohnung und ein reich⸗ liches Frühstück kostenfrei gewährt werden. Ferner ist auf diese Weise die Verbindung mit anderen Fürsorgeeinrich⸗ tungen geschaffen, die sich der in Not Befindlichen durch Verteilung von Speisemarken, Beschaffung von Kleidung usw. an⸗ nehmen. Auch hier ist dafür gesorgt, daß das Heim im Vereins⸗ hause nicht etwa ständigen Kostgängern der Hilfstätigkeit, sondern nur denjenigen offen steht, die bisber in geordneten Verhältnissen gelebt hahen, aus denen nur die Kriegszeit sie verdrängt hat. Es steht zu hoffen, daß es dieser unter Führung des Vereins deutscher Ingenteure eingeleiteten planmäßigen Arbeit der technischen Verbände gelingen wird, die Angehörigen der technischen B estä üb en Krie hinaus leistungsfähig zu erhalten. 8 “
Die Landesversicherungsanstalten Berlin un Brandenburg haben je 100 000 ℳ für Liebesgaben, ins besondere Wollsachen, den im Felde stehenden märkischen Truppen ge’pendet. Zwischen den beiden Anstalten ist die Vereinbarung ge troffen worden, daß die Liebesgaben der Landesversicherungsanstalt Berlin dem Gardekorps, die der Landesversicherungsanstalt Branden⸗ burg dem III. Armeekorps überwiesen werden. Die Landesversiche rungsanstalt Berlin hat der Liebesgabensammelstelle des Gardekorps folgende Sachen überwiesen: 6200 gestrickte Wollwesten, 1200 wollene Decken, 6000 Kopfschützer, 1300 Wolljacken, 6000 Paar Strümpfe, 5000 Leibbinden, 25 800 Paar Fußlappen und 700 kg Eßschokolade
1 —
Der Nationalstiftung für die Hinterbliebenen der im Kriege Gefallenen sind durch den Präsidenten der Kaierlichen Generaldirektion der Eisenbahnen in Elsaß⸗ Lothringen als zweite Rate der Spenden der Beamten und Arbeiter der Reichseisen bahnverwaltung 20 000 ℳ, insgesamt somit von dieser Seite 35 000 ℳ überwiesen worden. Ferner wurden u a. von dem Inhaber eines der bedeutendsten Häuser in Berlin, der nicht genannt sein will, von der Zuckerfabrit Kujawien in Amsee und von der Rheinischen Metallwaren⸗ und Maschinenfabrik in Düsseldorf je 5000 ℳ, von der Rickmers⸗Linie, Hamburg, als Stiftung der Besatzung des
Dampfers „Sophie Rickmers“ 1000 ℳ übermittelt. Weitere Geld-
spenden werden dringend erbeten; es werden auch gute Staatspapiere und Obligationen entgegengenommen von den bekannten Zahlstellen sowie dem Bureau, Berlin NW. 40, Alsenstraße 11.
Gesundheitswesen, Tierkrankheiten und Absperrungs⸗ maßregeln.
Die Ausstattung der Vereinslazarettzüge vom Roten Kreuz sichert den Verwundeten und Erkrankten eine Behandlung und Pflege, die allen modernen Anforderungen gerecht wird. Während die Ausstattung der Lazarettzüge der Milttärverwaltung schon im Frieden bereitgestellt ist, müssen die Vereinslazarettzüge erst während des Krieges mit möglichster Schnelligkeit und doch größter Sorgfalt eingerichtet werden. Die Ausstattung ist unter Berücksichtigung des Zg. und Wagenmaterials etwas verschieden. Als Norm gilt bei den ereinslazarettzügen für den Transport liegend zu befördernder Ver⸗ wundeter und Erkrankter folgendes: Jeder Zug umfaßt 40 Wagen 4. Klasse für Kranke, 2 Wagen 2. und 3. Klasse für Personal, 1 Gepäckwagen und 2 Heizkesselwagen. Dem Personal sind u. a. beigegeben 1 leitender Arzt, 3 weitere Aerzte, 1 militärischer Trans⸗ portführer, 1 Rechnungsführer, 2 Köche, 4 Krankenschwestern, 36 Krankenpfleger. Der Zug bietet Raum für 320 Lagerstellen, die gegen Fahrterschütterungen möglichst geschützt sind. Gewöhnlich stehen zwei Bettragen übereinander. Die Einteilung in drei Verbandräume, zwischen je 10 Wagen einer, erweist sich als äußerst praktisch. Der mittlere, größte Verbandraum enthält Operationstisch, Sterilisier⸗ apparat, Instrumenten⸗ und Medikamentenschrank. Mehrere Verband⸗ und Apothekenkisten sind so reich gefüllt, daß während der Fahrt oder auf den Verbandstattonen im Bedarfsfalle an andere Lazarette abgegeben werden kann. Die Kücheneinrichtungen und Verpflegungsvorräte der Vereinslazarettzüge gewährleisten völlige Unabhängigkett von allen ungünstigen Kriegeverhältnissen. Jeder Zug führt u. a. mit 24 Schock Trinkeier, je 400 Pfund Erhsen, Graupen. Reis, Grieß, Haferflocken, Buchweizengrütze; ferner in ähn⸗ lichen Mengen Gemüse⸗ und Fleischkonserven, darunter 400. gebrauchs⸗ fertige Konserven (Reis mit Hammelfleisch, Bohnen mit Rindfleisch Wurst⸗ und Schinkenwaren, 10 Pfund Fleischextrakt, 2000 Boutllonwürfel, 6 Kisten mit kondensierter Milch. Alles das ist erst nach Auebruch des Krieges vom Zentralkomitee der deutschen Vereine vom Roten Kreuz beschafft worden. Dazu kommen dann noch aus den Sammeldepots zahlreiche Gaben der allgemeinen Liebestätigkeit. Von allen diesen reichhaltigen Vorräten wird gern über den Bedarf des Vereinelazarettzuges hinaus abgegeben, besonders im Osten,
wo Not herrscht. Vielfach meldet sich die Hilfsfreudigkeit auch noch
auf den Verbandstellen. Wenn es auch den Verwundeten und Erkrankten im Vereinslazarettzuge an nichts fehlt, so ist es ihnen doch stets ein erhebendes Gefühl, daß man bei der Rückkehr in die Heimat ihrer aufopfernden Kriegsarbeit so liebevoll gedenkt. Sehr wertvoll zeigt sich die auf Veranlassung Seiner Majestät des Kaisers und Königs jedem Vereinslazarettzuge aus den Beständen der Königlichen Haus⸗ bibliothek einverleibte Lazarettbücherei. Manche Vereinslazarektzüge verfügen noch über Fernsprechapparate von Wagen zu Wagen sowie über eine bakteriologische Einrichtung. In keinem Zuge fehlt der
Eisvorrat. So ist mit Umsicht und Liebe alles getan, um die Ver⸗
wundeten und Erkrankten von der kritischen Transportzeit in die
naturgemäß noch viel sorgfältigere Behandlung der heimatlichen
Lazarette auf festen Boden überzuleiten.
1914
age
zum Deutschen Reichsanzeiger und Königlich Preußif
280.
Berlin, Sonnabend, den 28. November
Hauptsächlich gezahlte Preise für 1 t (1000 kg) in Mark
November
Königsberg i. Pr.. Dangig Breslau. Cöln.. Hamburg
1914
225 — 235 297 — 298
Bayerische Marktorte
November
mittel
gering
16A6“* L““
Anmerkung. ¹) über 68 kg. Berlin, den 28. November 1914.
216 217
Kaiserliches Statistisches Amt. 8 Delbrück.
210
Verkehrswesen. Unbegründete Feldpostklagen. 8
Sie sind Legion, sagt die Postbehörde. Und da die Post dem Publikum nichts Unwahres mitzuteilen pflegt, wird man ihr dies glauben dürfen. Wessen Beruf es mit sich bringat, tagtäglich Feldpostbeschwerden zu lesen, der muß sich manchmal sagen, daß bei etwas weniger Nervosität und mehr Ruhe im Urteil manche Beschwerde unausge⸗ sprochen oder ungeschrieben bliebe. Wie oft hat in den letzten Wochen in den Zeilungen gestanden, daß die Abbeförderung der Pakete nach dem Felde durch die Militär⸗ und Eisenbahnverwaltung erfolgt, nicht also durch die Feldpost, und daß bei der großen Menge der Pakete auf eine rasche Ueberkunst nicht gerechnet werden darf, weil die Militärbehörde auf ihren Etappenstraßen den zahl⸗ reichen und wichtigen militärischen Transporten mit Munition, Verpflegung, Truppen und Verwundeten selbst⸗ verständlich unbedingt den Vorrang einräumen muß! Gleich⸗ wohl klagt das Publikum über zu langsame Beförderung der Feldpakete und macht die Post dafür verantwortlich, selbst dann, wenn die Pakete in der Heimat bei dem Truppenteil (Ersatz⸗ bataillon) unmittelbar aufgeliefert worden sind und die Post also mit diesen Sendungen überhaupt keine Befassung ge⸗ habt hat. Wieviel ungerechtfertigte Beschwerden fußen auf der Behauptung, daß bei der Post eine Unzahl von Feldpostsendungen unterschlagen werde, weil viele Briefe draußen im Felde den Empfänger nicht erreichen! Daß es Briefmarder bei der Post gibt, hat die Postbehörde nie beschönigt. Solche Subjekte hat es immer gegeben und wird es weiterhin geben, solange die Post und die Menschheit besteht. Aufgabe der Post⸗ verwaltung ist es deshalb, mit allen Mitteln dauernd darauf hinzuwirken, daß diese bedauerlichen Fälle große Ausnahmen bleiben und das Vertrauen des Publi⸗ kums in die Integrität der Postbeamtenschaft nicht erschüttert wird. In Friedenszeiten liest man nur ganz gelegentlich einmal in den Zeitungen von einem entlarvten oder verurteilten Briefmarder, obwohl naturgemäß bei dem Riesenpersonal der Postverwaltung jährlich vielleicht gegen 100 Personen und mehr deshalb vor Gericht kommen. Womit erklärt sich dies? Weil der Gegenstand nicht aktuell ist, die Presse daher kein Interesse daran hat, jeden Einzelfall zu melden, und deshalb nur besondere Fälle von ihr aufgegriffen werden. Gegenwärtig ist das anders. Jeder Fall kommt z. Z. in die Oeffentlichkeit und wird in den Zeitungen gebrandmarkt. Der Postbehörde kann dies insofern nur willkommen sein, als die Gerichte Unterschlagungen und Beraubungen von Feldpost⸗ sendungen, durch die unsere tapferen Krieger im Felde ge⸗ schädigt werden, mit schwerer Strafe ahnden und dieser Um⸗ stand abschreckend auf solche Elemente wirken muß, in denen sich beim Anblick zahlloser Feldpostpäckchen unlautere Triebe regen. Deshalb macht auch die Postbehörde noch innerhalb ihrer vier Wände das in Betracht kommende Personal nachdrücklich auf die Folgen derartiger Delikte aufmerksam und stellt un⸗ nachsichtige strafgerichtliche Verfolgung jedes Falles in sichere Aussicht. Es ist daher mit großer Wahrscheinlichkeit an⸗ zunehmen, daß, nachdem jetzt die ersten Fälle der Entwendung von Feldpostpäckchen, die natürlich schon Wochen zurück⸗ liegen, abgeurteilt worden sind, weitere Vergehen dieser Art künftig nicht mehr viel von sich hören lassen werden. Dies wird um so mehr der Fall sein, je mehr das Publikum sich allmählich darüber klar wird, daß es zwar sehr bequem ist, die vielen Verluste von Feldpostpäckchen — tatsächlich handelt es sich dabei oft nur um scheinbare — ohne weiteres auf verbrecherische Handlungen zurückzuführen, während diese in Wirklichkeit nur eine ganz neben⸗ sächliche Rolle spielen und der Krieg es ist, der die große Mehrzahl auch dieser Briefverluste hat. Man tut daher der Postbehörde und ihrem in lang jähriger Friedensarbeit bewährten Personal bitter Unrecht, wenn man die in den Zeitungen jetzt regelmäßig mitgeteilten Ent⸗ larvungen von Feldpostbriefmardern, die durchweg gerade der Mitwirkung der Postbehörde und ihrer Organe zu verdanken sind, als etwas anderes ansieht als Einzelfälle, die keine Ver⸗ allgemeinerungen zulassen. Dazu kommt, daß diese Einzel⸗ delikte fast nur Leuten zur Last fallen, die überhaupt keine Postbeamte sind, sondern Zivilpersonen, die nach der Mobilmachung, wo 70 000 Postbeamte und Unterbeamte zu den Fahnen gingen, aus der Klasse der Arbeitslosen eingestellt wurden, zun auch keinen anderen Ersatz gab. Das
im Gefolge
Publikum mag überzeugt sein, daß die Reichspostbehörde, die es in Friedenszeiten erfolgreich verstanden hat, unter ihren Leuten, einschließlich des nichtbeamteten Hilfspersonals, das alte deutsche Sprichwort „Ehrlich währt am längsten“ zur vollen Geltung zu bringen, auch jetzt im Kriege alles aufbietet, um sich ihren guten Ruf weiter zu sichern. Hieran nicht zu zweifeln, ist die Pflicht jedes Deutschen. Die Frage, wo die vielfach dem Empfänger nicht zugegangenen Feldpostbriefe bleiben, beantwortet eine kürzlich im Reichspostamt gefertigte Darstellung. Diese Schrift „Wo bleiben die nicht angekommenen Feldpostbriefe?“ gibt die Ge⸗ heime Kanzlei des Reichspostamts in Berlin W. 66, wenn man sich durch Postkarte an sie wendet, kostenfrei an den Be⸗ steller ab.
Vom 2. bis einschließlich 8. Dezember werden wieder Feldpost⸗ briefe nach dem Feldheer im Gewicht von 250 bis 500 g zu⸗ gelassen werden.
Für die in Gefangenenlagern und Zivilgefängnissen auf militärische Anorꝛnung untergebrachten Zivilpersonen feindlicher Staaten finden die für den Postverkehr der Kriegsgefangenen erlassenen Bestimmungen Anwendung. ““
Handel und Gewerbe.
(Aus den im Reichsamt des Innern zusammen⸗ gestellten „Nachrichten für Handel, Inbustrie Sund Landwirtschaft“.)
Niederlande.
Ausfuhrverhote. Durch Königliche Verordnung vom 14. No⸗ vember 1914 ist die Ausfuhr von frischem, gesalzenem, ge⸗ trocknetem und geräuchertem Speck, zerlassenem und unzerlassenem Schweine⸗ und Rinderfett sowie von Mischungen dieser Fette untereinander und mit anderen Fetten verboten worden. (Teiegramm des Kaiserlichen General⸗ konsulals in Amsterdam.)
Duijch drei Königliche Verordnungen vom 16. November 1914 („Staatsblad“ Nr 534, 535 und 536) ist die Ausfuhr von Pyrit, Gasöl und Benzin sowie von Knochen verboten worden. (Neder- landsche Staarscourant.)
Die Bestimmungen über die Neuregelung des Mora⸗ toriums in Oesterreich liegen nunmehr im Wortlaut vor. Der Heutsch⸗Oesterreichisch⸗Ungarische Wirtschafts erband in Berlin W., Am Karlsbad 16, hat einen Abdruck der bezüalichen Bestimmungen berstellen lassen, der den Interessenten gegen Erstattung der Zusendungs⸗ auslagen unentgeltlich übermittelt wird. G
8.
— Berliner Großhandelspreise für Speisekartoffeln. Im Berliner Kartoffelgroßhandel wurden nach den Ermittlungen der von den Aeltesten der Kaufmannschaft von Berlin gebildeten Ständigen Deputation für den Kartoffelbandel in der Zeit vom 23. bis 25. November 1914 folgende Preise (für 100 kg gute, gesunde Ware, ab Berliner Bahn⸗ höfen) cezahlt: Dabersche Kartoffeln 7,00 — 7,75 ℳ, Magnum bonum 7,00 — 7,75 ℳ, Woltmann 5,75 — 6,50 ℳ, Stlesia und andere runde weiße Speisekartoffeln 5,75 — 6 50 ℳ. Infolge der demnächst in Kraft tretenden Höchstpreisfestsetzungen war die Nachfrage gering und das Geschäft sehr ruhig.
— Die Elektrische Licht⸗ und Kraftanlagen A.⸗G. Berlin schlägt, laut Meldung des W. T. B.“ eine Verteilung von 5 % Dividende vor. Mit Rücksicht auf die Zeitverhältnisse sind die Aktiven mit besonderer Vorsicht bewertet worden, sonst wäre die gleiche Dividende wie im Vorjahre (7 ½ %) zur Verteilung ge⸗
kommen.
— Die gestrige Generalversammlung der Rheinischen Stahlwerke Aktiengesellschaft in Duisburg⸗Meiderich, in der 51 Aktionäre 19 678 600 ℳ Aktienkapital vertraten, genehmigte laut Meldung des „W. T. B.“ den Jahresabschluß und erteilte der Verwaltung Entlastung. Die Versammlung genehmigte sodann die von der Verwaltung vorgeschlagene Verwendung des Reingewinns von 5 905 219 ℳ. Danach gelangt am 1. Dezember an die Aktionäre eine Dividende von 10 % zur Auszahlung. Ueber die gegenwärtige Geschäftslage teilte der Vor⸗ stand u. a. foleendes mit: Infolge der erheblichen Verkehrsstockungen während der Mobilmachung und durch die Einziehung eines großen Teils der Arbeiterschaft, und zwar gerade des für die Gesellschaft wertvollen Teiles, sind die Betriebe stark beeinträchtigt worden sodaß von den fünf Hochöfen der Gesellschaft, die im Feuer waren, drei gedämpft werden mußten und der Betrieb vom Tage der Mobilmachung an nur mit zwei Hoch⸗ öfen fortgesetzt werden konnte. Nachdem eine gewisse Klärung der Verbältnisse eingetreten war und die Anpassung an die ver⸗ änderten Verhättnisse sich vollzogen hatte, konnte im September wieder
ein dritter Hochofen in Betrieb genommen werden; diese drei Hochöfen stehen bis jetzt voll im Feuer. Damit ist die Gesellschaft etwa mit 60 % threr normalen Erzeugung beschäftigt und sie hofft, den Be⸗ jtrieb dieser drei Hochöfen auch für die Zukunft, soweit sie sich jetzt übersehen läßt, aufrecht erhalten zu können. Der Monat August hatte, wie bei allen Werken, auch für die Gesell chaft ein sehr schlechtes Ergebnis, weil gerade in diesem Monat sich die Einflüsse der Mobilmachung außerordent⸗ lich stark geltend machten. In den folgenden Monaten haben sich die Ergebnisse wieder besser gestaltet; zurzeit ist die Ge ellschaft in vollem Umfange mit ihrer jetzitgen Erzeugungsmöglichkeit beschäfligt und hat auch in diesem Umfange Absatzmöglichkeiten. In A⸗Pro⸗ dukten, die vom Stahlwerksverbande dem Werke zugewiesen werden, liegen für befri⸗digende Zeit Neerweisungen vor. In B⸗ Produkten, die die Gesellschaft selbst verkauft, liegen noch Aufträge vor, die für eige ganze Reihe von Monaten ausreichen. Die Selbstkosten sind natürlich durch den verringerten Betrieb gestie⸗gen, und diesen stark gestiegenen Selbstkosten stehen nicht entsprechende Verkaufspreise gegenüber. — Im Kohlenmarkt wurden auf der Zeche „Zentrum⸗ auch 60 % der normalen Kohlenförderung gefördert. Der Bedarf an Kohle ist sehr groß und kann zum Teil nicht befriedigt werden. Eine Steigerung der Förderung ist aber nicht möglich, weil eine Mehr⸗ förderung an dem Mangel an Arbeitskräften scheitert. Etwas not⸗ leidend ist der Koksmarkt, dagegen sind die Nebenerzeugnisse, wie Ammoniak, Benzol und die Trererzeugnisse, außerordentlich begehrt.
— Laut M ldung des „W. T. B.: ist ein österreichisches Schatzwechselgeschäft über 200 000 000 ℳ von einem Konsorttum, bestebend aus der Direction der Disconto⸗Gesellschaft, dem Bankhause S. Bleichrödec, der Deutschen Bank und dem Bankhause Mendels⸗ sohn & Co., abgeschlossen worden. An dem ungarischen Schatzwechsel⸗ geschäft über 100 000 000 ℳ sind beteiligt die Direction der Dis⸗ “ und die Bankhäuser S. Bleichröder und Mendels⸗ ohn & Co.
London, 27. November. (W. T. B.) Silber 221⁄16, Privat⸗ diskont 2 ¾. Bankeingang 265 000 Pfd. Sterl.
Berlin, 28. November. Produktenmarkt. Die amtlich er⸗ mittelten Preise waren (für 1000 kg) in Mark:
Weizen geschäftslos.
Roggen geschäftslos.
Hafer geschäftslos.
Mais geschäftslos.
Weizenmehl (für 100 kg) ab Bahn und Speicher r. 00
5,75 — 40,00. Steigend. Roggenmehl (für 190 kg) ab Bahn und Speicher Nr. 0 und est.
1 gemischt 30,00 — 31,25.
Rüböl geschäftslos.
Amtlicher Marktbericht vom Magerviehhof in Friedrichsfelde. Rindermarkt am Freitag, den 27. November 1914.
uftrieb: 2447 Stück Rindvieh, 259 Stück Kälber. 8 Milchkühe ... 1203 Stück e““ A1164A* Iungieb 18 “ des Marktes: Mittelmäßiges Geschäft; ändert. „Es wurden gezahlt für: Milchkühe und hochtragende Kühe: 88s4X*X*X“ n.] Qualität 83 0 ³ 8 2 8 83 8 8 2 83 330 — 380
Dualtiaäatkt* Ausgesuchte Kühe über Notiz.
Tragende Färsen: ee ö“;
811A1X“ Zugochsen: à Zentner Lebendgewich I. Qualität II. Qualt a. Gelbes Frankenvieh, Schein⸗ o1X“ 2. Piazganuer.6 2. Süddeutsches Scheckvieh, Simmenthaler, Bäaͤyreuther. —,— Jungvieh zur Mast; Bullen, Stiere und Färsen 33 —36 % 28 — 32 ℳ. Ausgesuchte Posten über Notiz.
Kursberichte von auswärtligen Fondsmärkten.
Bordeaux, 26. November. (W. T. B.) 3 % Französische Rente 73,50, 5 % Russen von 1906 88,00, Spanische äußere Anleihe 80,50, Aegpvter unifimerte 83,50, Credit Lvonnais 1009, Suezkana 4000, Panamakanal 97,00, Rir Tinto 1270.