lweg zu dessen gestrigem Geburistage folgendes
Telegramm gerichtet:
1 Ich komme an der Spitze des Deutschen Reiches heute zu Curer Exzellenz mit Glückwünschen besonderer Art! Um das Staatsschiff durch die Stürme der Zeit glücklich in den Hafen zu steuern, dazu gehört Glück, und dazu bedient sich die Vorsehung der Männer, welche fest und unerschütterlich, das Wohl des Vater⸗ landes vor Augen, zu kämpfen wissen, bis das große Ziel erreicht ist. Unter diesen nehmen Eure Erzellenz den ersten Platz ein. Das weiß das deutsche Volk, das weiß Ich. Gott segne Ihre
Arbeit! Wilhelm, I. R.
Der Reichskanzler hat mit nachstehendem Telegramm geantwortet: Eurer Majestät bitte ich, für die große Geburstagsfreude, die mir durch Eurer Majestät hulrvolles Telegramm bereitet wurde, aus tiefstem Herzen ehrfurchtsvellen Dant sagen zu dürfen.
. Meine Emdrücke in Berlin zeigen mir aufs neue, daß das deutsche Volkt sich mit seinem Kaiser eins weiß im Vertrauen auf unsere Kraft, in der Zuversicht auf den endlichen Sieg unserer gerechten Sache und in dem festen Entschluß durchzuhalten, bis dieser Sieg erkämpft ist.
Gott wolle meine Bitte erhören, daß ich meinem Kaiserlichen Herrn und meiner Nation zu diesem Siege an meinem Teile kräftig mithelfen darf.
Eurer Majestät treu gehorsamer
v. Bethmann Hollweg.
8
Die vereinigten Ausschüsse des Bundesrats für Zoll⸗ und Steuerwesen und für Justizwesen sowie der Ausschuß für Zoll⸗ und Steuerwesen hielten heute Sitzungen.
Das Ministerialblatt der Handels⸗ und Gewerbeverwaltung veröffentlicht über den Petroleumhandel folgende Bekannt⸗ machung der Minister für Handel und Gewerbe und des Innern vom 20. November 1914:
Es wird darüber geklagt, daß in einzelnen Orten im Klein⸗ handel Erdölpreise gefordert werden, die zu den Preisen, welche die Lieferungsgesellschaften stellen, im Mißverhältnisse stehen. Vielfach sollen Kleinhändler die Preise bis auf 40 ₰ für das Liter erhöht haben. Auch von einzelnen Behörden, die den Erdölverkauf in ihre Hand genommen haben, sollen angeblich verhaͤltnismäßig hohe Preise gefordert werden.
Da die Zufuhr amerikanischen Erdöls so gut wie abgeschnitten, die Zufuhr aus anderen Ländern sehr erschwert ist und für die Deckung des deutschen Bedarfs überhaupt nur in verhältnißmäßig geringem Umfang in Betracht kommt, ist es durchaus erforderlich, mit dem in Deutschland vorhandenen Erdöl haushälterisch umzugehen. Hazu kommt, daß während des Krieges auch der Versand von Erdöl im Inlande nicht mit derselben Pünktlichkeit und Regelmäßigkeit schon wegen des Fehlens von Zisternenwagen und der Beschränkung der Transportmittel abgewickelt werden kann, wie in Friedenszeiten. Hier⸗ durch sowie durch die im Interesse einer haushälterischen Verwendung erfolgte Zurückhaltung der Belieferung seitens der Lieferungsgesell⸗ schaften ist es zu einer Knappheit, da und-dort aber auch zu einem völligen Mangel an Erdöl in den hän den des Kleinhandels ge⸗ kommen, was zu einer Preissteigeeng geführt hat. Zu einer “ liegt nach Lage der dzet. ligen Großhandelspreise kein
ilaß vor.
Seit Beginn des Krieges habt die deutschen Einfuhrfirmen bei Belieferung des Inlandsmarkts inalle Pmeinen Erdöl zu den vor dem Kriege geltenden Durchschnittsprein weiter abgegeben. Angesichts der unverminderten Nachfrage und nach Feststellung der vorhandenen Vorräte sind in der Belieferung des Inlandkonsums Einschränkungen von ½ bis ½ vorgenommen worden. Zu einer Erhöhung der Groß⸗ handelspreise ist es aber im allgemeinen bisher nicht gekommen. Nach Mitteilung der Deutsch⸗Amertkanischen Petroleumgesellschaft in Ham⸗ burg betragen die Preise derzeit für Bremen, Kiel, Breslau 18 ₰, Berlin, Erfurt, Gotha 17 ½, Stettin, Hamburg, Hannover, Frankfurt a. M., München, Nürnberg 18 ½, der Höchstpreis in Deutschland auf dem Lande an einzelnen Stellen 19 ½ ₰. Verhältnismäßig kleine Mengen eines Luxuspetroleums, das Absatz fast nur in Berlin und Umgebung hat, wird in Berlin mit 19 ½, auf dem Lande mit 20 ½ abgesetzt. (Preise verstehen sich frei Laden des Kleinhändlers ge⸗ liefert) Von allen Preisen ist ½ ₰ Rabatt abzuziehen. Es ist an⸗
zunehmen, daß auch die anderen in Betracht kommenden Einfuhr⸗ gesellschaften, die Deutsche Petroleumverkaufsgesellschaft in Berlin und die „Olex“⸗Petroleum⸗G. m. b. H. in Berlin⸗Wilmersvorf im Durch⸗ schnitt denselben Preisstand innehalten. Sonach besteht für alle Be⸗ zirke Deutschlands bereits ein bestimmter Großhandelepreis, der den durchschnittlichen Preisstand vor dem Kriege im allgemeinen nicht überschritten hat. Bei dieser Sachlage ist es ohne formelle Preis⸗ sestsetzung für den Großhandel möglich, unangemessenen Preis⸗ steigerungen für den Kleinhandel entgegenzutreten. Sollten sich diese Voraussetzungen ändern, so wird im Bundesrat die Festsetzung eines Höchstpreises für den Großhandel in Petroleum beantragt werden.
Wir ersuchen daher, diejenigen Behörden, denen nach § 3 des Höchstpreisgesetzes und Ziffer 1 der dazu ergangenen Ausführungs⸗ bestimmungen vom 4. August 1914 die Festsetzung von Kleinhandels⸗ preisen übertragen ist, darauf hinzuweisen, daß sie auf der Grundlage des für ihren Bezirk geltenden Großhandelspreises, über den sie un⸗ schwer bei einer der obengenannten Emfuhrfirmen Auskunft erhalten werden, einen Kleinhandelsverkaufspreis festsetzen können, sobald sich ein Bedürfnis dafür geltend macht. Dafür wird ein E von 4 ₰ für das Liter auch während des Krieges für den Kleinhandel im allgemeinen ausreichend sein. Nach Lage der Sache wird es sich empfehlen, den Kleinhandelspreis überall so festzusetzen, daß er den Großhandelspreis des Bezirks nicht um mehr als 4 ₰ für das Liter übersteigt, wobet darauf zu achten sein würde, daß von den Behörden der Kleinhandelspreis für Erdöl nirgends über 25 ₰ hinaus fest⸗ gesetzt wird.
Da nach den dargelegten Umständen in der Belieferung des In⸗ landsmarkts unbedingt Zurückhaltung betätigt werden muß, so kann der Kleinhändler nicht jede vewünsche Menge bis zur Erschöpfung seines Vorrats abgeben, muß vielmehr seinen Vorrat möglichst zu verteilen suchen. Er wird an jeden Kunden nur eine bestimmte Menge auf einmal verkaufen oder, was wohl weniger zweckmäßig ist, nur an bestimmten Wochentagen Petroleum feilhalten oder ein anderes Ver⸗ fahren einschlagen. Jedenfalls wird es notwendig sein, daß der Klein⸗ händler beim Verkauf des Erdöls durchweg eine Kürzung der seinem Kunden sonst abgegebenen Menge eintreten läßt.
Für eine entsprechende Belehrung des Publikums durch die Lokal⸗ presse ersuchen wir Sorge zu tragen Dabei ist mit besonderem Nach⸗ druck darauf hinzuweisen, daß überall da, wo ein Ersatz des Petroleums durch Elektrizität, Gas oder Spiritus möglich ist, der Verbrauch von Petroleum ganz eingestellt werden muß, und daß es die Pflicht der be⸗ 2 Kreise ist, ihnen dadurch erwachsende Mehrkosten auf sich zu nehmen.
Die Handelsvertretungen haben Abschrift dieses Erlasses zur Kenntnis und mit dem Ersuchen erhalten, auf die in Betracht kommenden Kleinhandelskreise zur Vermeidung ungerechtfertigter Er⸗
höbungen der Petroleumpreise und einer sachgemäßen Abgabe der ver⸗
fügbaren Petroleummengen im Sinne des Erlasses einzuwirken.
Zur beschleunigten Vermittlung von Nachrichten über ver⸗
wundete und kranke Militärpersonen ist, wie „W. T. B.“ meldet, für die Provinz Posen im Königlichen Oberpräsidium in Posen eine Auskunftsstelle über Verwundete, die in
Lazaretten der Provinz Posen liegen, geschaffen worden. Diese Einrichtung soll es den Angehörigen unserer ver⸗ wundeten und erkrankten Krieger ermöglichen, den Aufenthaltsort ihrer Lieben, von denen sie wissen oder annehmen, daß sie ver⸗ wundet oder erkrankt sind, zu ermitteln. Anfragen sind zu richten an die Auskunftsstelle über Verwundete in der Provinz in Posen 0. I (Taubenstraße 1). Es empfiehlt sich, zu den Anfragen Postkarten mit Rückantwort (Doppelkarten) zu ver⸗ wenden, wobei auf der Antwortkarte die genaue Adresse des Absenders vorzuschreiben ist.
—.——
Den Kaiserlichen Missionen im neutralen Aus⸗ lande gehen immer noch zahlreiche Briefe aus Deutschland zur Weiterbeförderung nach dem feindlichen Auslande zu. Das „W. T. B.“ macht darauf aufmerksam, daß die Kaiserlichen Vertretungen im allgemeinen nicht in der Lage sind, ihre Ver⸗ für die Weiterbeförderung derartiger Briefe eintreten zu lassen.
Dem Zentralnachweisebureau, Berlin NW. 7 (Dorotheenstraße 48) ist es, wie „W. T. B.“ mitteilt, nicht möglich, briefliche Anfragen zu beantworten. Aufklärung wünschende Personen, auch diejenigen, die über deutsche Kriegsgefangene Auskunft haben moöchten, werden er⸗ sucht, hierzu nur die auf jeder Postanstalt erhältlichen rosa Karten zu benutzen.
Die hiesige amerikanische Botschaft fordert alle Ameri⸗ kaner, die sich zurzeit in Deutschland aufhalten und Inhaber eines von der amerikanischen Regierung, einem ameri⸗ füngächie Regierungsbeamten oder Konsul ausgestellten Passes sind, hierdurch auf, sich binnen 14 Tagen auf der amerikanischen Botschaft in Berlin (Wilhelmplatz 7) oder auf dem nächsten Konsulat zu melden, um ihre Pässe auf Grund neuer von der amerikanischen Regierung in Washington kürzlich ein⸗ gegangener Instruktionen neu stempeln zu lassen. Es ist außerdem erforderlich, daß diese Pässe mit den Photographien der Inhaber versehen werden, die gleichfalls den Stempel der Botschaft oder des betreffenden Konsulats tragen müssen. Bei Nichtbeachtung dieser Instruktionen können diese Pässe für un⸗ gültig erklärt werden, falls nicht ein Grund für eine Unter⸗ lassung vorliegt und angeführt werden kann.
Wie das „Wolffsche Telegraphenbureau“ aus zuver⸗ lässiger Quelle erfährt, ist der Generalfeldmarschall Freiherr von der Goltz von seiner Stellung als Generalgouverneur von Belgien enthoben und für die Dauer des mobilen Ver⸗ hältnisses der Person des Sultans und dessen Haupt⸗ quartier zugeteilt worden. Zu seinem Nachfolger als Generalgouverneur von Belgien ist der General der Kavallerie Freiherr von Bissing ernannt worden
“ 11“ 11111““ Der heutigen Nummer des „Reichs⸗ und Staatsanzeigers“
liegen die Ausgaben 235, 236 und 237 der Deutschen Verluft⸗
listen bei. Sie enthalten die 89. Verlustliste der
preußischen Armee, die 77., 78., 79. und 80. Verlust⸗
liste der bayerischen Armee und die 66. Verlustliste
der sächsischen Armee. v
8 “
Danzig, 30. November. Seine Majestät der Kaiser
hat an den General der Kavallerie von Mackensen laut
Meldung des „W. T. B.“ folgendes Telegramm gesandt: Die 1IX. Armee hat unter Ihrer bewährten sicheren Führung in schweren, aber von Erfolg gekrönten Käm pfen sich von neuem unübertrefflich geschlagen. Ihre Leistungen in den verflossenen Tagen werden als leuchtende Beispiele für Mut, Ausdauer und Tapferkeit der Geschichte erhalten bleiben. Sprechen Sie das Ihren vortrefflichen Truppen mit Meinem Kaiserlichen Danke aus, den Ich dadusch zu bestätigen wünsche, daß Ich Ihnen den Orden Pour le Mérite verleihe, dessen Insignten Ich Ihnen zugehen
lassen werde. Gott sei ferner mit Ihnen und unseren Fahnen.
Wilhelm R.
Der General von Mackensen gibt dieses Telegramm in einem Armeebefehl bekannt und fügt hinzu: Ich freue mich, meinen heldenmütigen Truppen eine solche An⸗ erkennung zur Kenntnis bringen zu können. Das Verdienstkreuz gilt der ganzen IX. Armee.
88
Thorn, 28. November. Nach der Presse ist hier folgender Armeebefehl bekanntgegeben worden:
In tagelangen schweren Kämpfen haben die mir unterstellten Armeen die Offensive des an Zahl überlegenen Gegners zum Stehen gebracht. Seine Majestät der Kaiser und König unser Allerhöchster Kriegsherr hat diesen von mir gemeldeten Erfolg durch Telegramm zu beantworten geruht: “
An Generaloberst von Hindenburg. 8 —
Ihrer energievollen, umsichtigen Führung und der unerschütter⸗ lichen, beharrlichen Tapferkeit Ihrer Truppen ist wiederum ein schöner Erfolg beschieden gewesen. In langem, schwerem, aber von Mut und treuer Pflichterfüllung vorwärts getragenem Ringen haben Ihre Armeen die Pläne des an Zahl überlegenen Gegners zum Scheitern gebracht. Für diesen Schutz der Ostgrenze des Reiches gebührt Ihnen der volle Dank des Vaterlandes. Meiner höchsten Anerkennung und Meinem Kaiserlichen Dank, die Sie erneut mit Meinen Grüßen Ihren Truppen aussprechen wollen, will Ich dadurch Ausdruck geben, daß Ich Sie zum Generalfeldmarschall befördere. Gott schenke Ihnen und Ihren sieggewohnten Truppen weitere Erfolge.
Wilhelm I. R.
Ich bin stolz darauf, diesen höchsten militärischen Dienstgrad an der Spitze solcher Truppen erreicht zu haben. Eure Kampfesfreudig⸗ keit und Ausdauer haben in bewunderungswürdiger Weise dem Gegner große Verluste beigebracht. Ueber 60 000 Gefangene, 150 Geschütze,
egen 200 Maschinengewehre sind wiederum in unsere Hand ge⸗
8 Aber vernichtet ist der Feind noch nicht. Darum weiter vor⸗ wärts mit Gott für König und Vaterland, bis der letzte Russe be⸗ siegt am Boden liegt. Hurra!
Hauptquartier Ost, 27. November 1914.
Der Oberbefehlshaber
von Hindenburg, Generalfeldmarschall
Oesterreich⸗Ungarn.
Der Armeeoberkommandant Erzherzog Friedrich hat laut Meldung des „W. T. B.“ von dem Generalfeldmarschall von Hindenburg folgendes Telegramm erhalten:
Euer K. und K. Hoheit melde ich untertänigst, daß ich durch die Gnade Seiner Majestät des Kaisers und Königs, meines aller⸗
chstehendes
gnädigsten Herrn, zum Generalfeldmarschall befördert worden bin.
Indem ich meiner Freude Ausdruck gebe, diesen höchsten militärischen Dienstgrad im Kampfe Schulter an Schulter mit dem verbündeten österreichisch⸗ungarischen Heere erworben zu haben, verharre ich in größter Ehrerbietung Euer K. und K. Hoheit untertänigster von Hindenburg. Auf dieses Telegramm und auf die weitere Meldung, daß der Generalstabschef Hindenburgs, Generalmajor Ludendorff, zum Generalleutnant befördert worden sei, hat der Armee⸗ oberkommandant Erzherzog Friedrich nachstehende Depesche an den Generalfeldmarschall von Hindenburg gerichtet:
Mit aufrichtiger Freude beglückwünsche ich Euer Exzellenz im
Namen der mit Stolz auf den sieg⸗ und ruhmgekrönten Führer des mit ihr Schulter an Schulter kämpfenden Teiles der deutschen Wehrmacht blickenden österreichisch⸗ungarischen Armee aus Anlaß Ihrer Beförderung zum Generalfeldmarschall und gedenke gleich⸗ zettig mit herzlichsten Gefühlen Ihres für seine hervorragenden Dienste in West und Ost von seinem Kriegsherrn ebenfalls be⸗ förderten ausgezeichneten Chefs des Stabes. Führer und Armeen der in seltener Eintracht kämpfenden Verbündeten sind eins in den Gefühlen der gegenseitigen Achtung und der festen Zuversicht. Der endgültige Sieg muß kommen.
G. d. J. Erzherzog Friedrich,
K. und K. Armeeoberkommandant. — Das österreichische „Reichsgesetzblatt“ veröffentlicht zwei Ministerialverordnungen, die die Erzeugung und den Vertrieb von Mehl regeln und Höchstpreise für Getreide und Mehl festsetzen. Die Festsetzung der Höchstpreise verfolgt den Zweck, der seit Beginn des Krieges s
zutreten. Die Verordnung bestimmt, daß Höchstpreise von den einzelnen politischen Landesbehörden für ihr Ver⸗ waltungsgebiet festzusetzen sind. Die Ueberprüfung dieser
Höchstpreise bleibt dem Handelsministerium vorbehalten. Der Höchstpreis des Weizens und Roggens ist auf Grundlage des
Durchschnitts der in den letzten zwei Wochen des Oktober 1914 im Großhandel des betreffenden Verwaltungsgebiets gezahlten Preise zu ermitteln, der Höchstpreis für Gerste und Mais auf Grundlage des Durchschnitts der ersten zwei Wochen des November 1914. Die Höchstpreisse für Mehl werden’ durch Normierung einer in Prozenten des Getreidepreises ausgedrückten Spannung bestimmt, die bei jeder Mehlsorte zum Getreidehöchstpreise zuzu⸗ schlagen ist und auf Grundlage der normalen Mahllöhne ermittelt wird. Die Besitzer der in der Verordnung genannten Artikel können aufgefordert werden, diese, insoweit sie nicht für ihren Hausgebrauch notwendig sind, zu den festgesetzten Höchst⸗
preisen zu liefern. Im Weigerungsfalle kann die Behörde die be⸗
treffenden Gegenstände auf Rechnung des Besitzers verkaufen. Die Verordnung bezieht sich nicht auf Getreide und Mehl aus dem Zoll⸗ ausland. Bezüglich der Mehlerzeugung wird bestimmt, daß Weizen zum Zwecke der Mehlherstellung bis höchstens 80 % durchzumahlen ist. Daraus dürfen nur drei Mehlsorten erzeugt werden; aus Roggen ist nur Gleichmehl zu erzeugen. kochmehl, Maismehl und Roggenmehl dürfen nur in Mischung
mit Gerstenmehl, Maismehl, Kartoffelmehl und Reismehl in
den Verkehr gebracht werden.
Das ungarische Amtsblatt veröffentlicht gleichfalls eine Verordnung über die Feststellung von Höchstpreisen für Weizen, Roggen, Gerste und Mais sowie für Mehlprodukte aus diesen Stoffen, ferner für Kartoffeln und Reismehl.
Nachdem der griechisch⸗orientalische Erzbischof von
Czernowitz, Dr. von Repta, Metropolit der Bukowina und 8
von Dalmatien, bereits vor einigen Tagen in Doma⸗Watra angekommen war, ist auch das Erzbischöfliche Konsistorium vorgestern aus Czernowitz dort angelangt in Aus eines einstimmigen Beschlusses, den das in einer Mehrheit aus Rumänen und im übrigen aus Ruthenen bestehende Konsistorium im Oktober nach dem Abzuge der Russen aus Czernowitz für den Fall einer neuen russischen Invasion gefaßt hatte. Der Abzug der bbbg. ungarischen Truppen aus Czernowitz war die Veranlassung, ihn auszuführen. Er ist ein Beweis, bemerkt das „W. T. B.“, wie sehr die griechisch⸗orientalische Kirchenbehörde infolge ihrer unwürdigen Behandlung durch die Russen abermalige Be⸗ drückung und Gewalt von den Russen befürchtet und welches Zutrauen die Versicherung der Russen verdient, daß sie als Befreier der Orthodoxie in die Länder der Monarchie kämen.
Großbritannien und Irland.
Im Unterhaus gab der Erste Lord der Admiralität Churchill am Donnerstag eine Uebersicht über die maritime Lage und führte laut Bericht des „W. T. B.“ dabei folgendes aus:
Die britische Flotte sei hauptsächlich vier Gefahren ausgesetzt gewesen. Die erste habe darin bestanden, daß sie hätte überfallen werden können, ehe sie bereit und in Kampfesstellung gewesen sei. Das sei die größte Gefahr gewesen. Sie set jedoch vorüber. Die zweite Gefahr wäre gewesen, das große deutsche Handelszerstörer auf die offene See hätten entkommen können. Diese Gefahr sei jetzt ebenfalls überwunden, und obwohl die Admiralität einen Verlust der Handelsflotte von 6 % erwartet hätte, habe er tat⸗ sächlich nur 1,9 % betragen. Die dritte Gefahr sei die Minengefahr, die durch die ergriffenen Maßregeln eingeschränkt worden sei. Die vierte Gefahr bestehe in den Unterseebooten. Die Zahl der englischen Tauchboote sei viel größer, als die bei dem Feinde. Den einzigen Grund, weshalb die britische Flotte keine Erfolge größeren Maßstabes erreicht habe, bilde der Umstand, daß ihr so selten ein Angriffsziel gegeben worden sei. Churchill betonte, daß die verhältnismäßtge Stärke der Flotte beträchtlich größer sei, als bei Beginn des Krieges. Während Deutschland Ende 1915 seine Flotte Dreadnougths vermehrt haben könnte, könne England seine Flotte um 15 der mächtigsten Schiffe vermehren, die je gebaut worden wären. Es sei keine Uebertreibung zu sagen, daß England ein Jahr hindurch
monatlich einen Uberdreadnought verlieren könne und, selbst wenn 8
der Feind keine Verluste erlitte, doch dieselbe Ueberlegenheit auf See besitze, wie vor dem Kriege. Es sei aller Grund vorhanden, der Macht der Flotte zu vertrauen, selbst wenn England allein stünde, aber es habe obendrein mächtige Verbündete zur See, mit denen es in besten Beziehungen stehe. 99
In Beantwortung einer Anfrage, betreffend den Ang riff englischer Flieger auf die ZeppelinwerftinFriedrichs⸗ hafen, sagte Churchill:
Den Fliegeroffizieren, die die Zeppelinwerft in Friedrichshafen angegriffen hätten, sei die Instruktion gegeben worden, neutrales Ge⸗ biet zu vermeiden. Der auf ihren Karten 50cxox Kurs würde sie nicht über die Schweiz geführt haben. enn Luftfahrzeuge in großer Höhe fleegen, so sei es, außer für einen erfahrenen Beobachter, fast unmöglich, auch nur annähernd den Kurz zu bestimmen. In den Pariser Konferenzen von 1910 sei über das Passieren eines neutralen Territoriums durch Flugzeuge von Kriegführenden kein Uebereinkommen erreicht worden.
In der Sitzung des Hauses am Freitag erörterte der Kanzler des Schatzamts Lloyd George die Finanzmaß⸗ regeln der Regierung und sagte: 8
2 einsetzenden Steigerung des Preises für Getreide und Mehl entgegen⸗
Weizen⸗
nur um drei
anfangs eine gewisse Verwirrung unvermeidlich gewesen.
In dem Kriege, der zwei Drittel der Welt ergriffen grv. Aber die Schwierigkeiten hätten nicht in einem Mangel des Kredits Englands bestanden, sondern in dem Mangel an Zahlungen vom Auslande. Die Regierungsmaßregeln bezweckten, den öSe. und die Arbett zu schützen. Die Regierung habe den Staats⸗ kredit benutzt, um den normalen Wechselkurs herzustellen, wovon der Handel und die Industrie des Landes abhingen. Dank dieser Maß⸗ regeln behielten die englischen Wertpapiere ihre höhere traditionelle Bewertung. Niemand könne sagen, daß er durch Proteste in der Krisenzeit benachteiligt worden sei. 120 Millionen Pfund Sterling Wertpapiere würden diskontiert, was beweise, daß von den Effekten sim Gesamtbetrage zwischen 300 und 500. Millionen der größte Teil wie sonst gehandelt worden sei. Der Gesamtbetrag der Effekten, auf die die Bank von England Geld vorstreckte, wäre
60 386 000 Pfund Sterling. Bis Ende des Krieges würden 50 Mil⸗
lionen Pfund Sterling übrig bleiben, die den kriegfübrenden Ländern
2₰
gehörten. Aber die Gesamtverluste aller dieser Operationen be⸗ trügen wentger als die Kriegskosten einer Woche. Lloyd George schloß seine Rede: „Wir retteten Englands Handel und Industrie vor der denkbar schlimmsten Katastrophe. England steht trotz des Krieges an der Spitze des internationalen Handels. Der englische Geldmarkt ist in einer besseren Lage als der eines anderen Landes. Wir haben die größte Anleihe aufgenommen, die es in der Geschichte gibt. Ihr Erfolg rechtfertigt die Haltung der Regierung. Die Art, wie das Land den großen Druck ausgehalten hat, beweist, daß der Kredit des Landes auf gesunder Grundlage ruht, die selbst kein un⸗ vorhergesehenes Ereignis erschüttern kann.“
Hierauf besprach der Staatssekretär des Innern Me Kenna das Verbot der Zuckereinfuhr durch die Regierung und
agte: sag sich dazu veranlaßt gesehen, durch
Die Regierung habe den Wunsch, den direkten und indirekten Handel mit den um den Preis des von
Feinden zu verhindern, nicht aber,
der Regierung angekauften Zuckers aufrechtzuerhalten. Als Deutsch⸗ land erfahren habe, daß die britische Regterung einen für mehrere Monate ausreichenden Bedarf an Zucker gekauft hätte, sei das Ausfuhrverbot des Zuckers aus Deutschland und Oesterreich, das bei Kriegsausbruch bestanden habe, aufgehoben worden. Das Gesetz verbiete britischen Kaufleuten, deutschen oder österreichischen Zucker zu kaufen, verbiete ihnen aber nicht, kubanischen, südamerikanischen, italienischen oder spani chen Zucker zu kaufen, der dann von den Ver⸗ käufern durch in Deutschland und Oesterreich angekauften Zucker ersetzt werde. Nach einer Erfahrung von vier Monaten zu schleßen, sei die Regierungsaktion erfolgreich gewesen. Die Absicht der Regierung sei lediglich gewesen, sich der notwendigen Bedarfsartikel zu versichern und den Handel mit dem Feind zu schädigen.
Lord Charles Beresford sagte über die Seeschlacht an der chilenischen Küste:
Die Marine habe es unangenehm empfunden, daß das Parlament dem Admiral Cradock kein Sympathievotum gewidmet habe. Die Unterlassung sei vielleicht unbeabsichtigt. Cradock sei einer der brillantesten englischen Seeleute, habe jedoch mit untauglichen Schiffen und mit Reservemannschaften gegen einen überlegenen Feind kämpfen müssen.
Das Haus vertagte sich bis zum 2. Februar 1915. Bei der Beantragung der Vertagung sagte Me Kenna, das Haus könne, wenn sich die Notwendigkeit ergebe, jederzeit innerhalb sechs Tagen zu einer besonderen Sitzung einberufen werden.
— Im Oberhause erklärte der Kriegsminister Lord Kitchener am Donnerstag auf eine Anfrage, wöchentlich meldeten sich annähernd 30 000 Rekruten, abgesehen von den Regimentern, die aus besonderen Bezirken gebildet wären. Er wolle nicht sagen, daß die Ziffer ausreiche, sondern glaube, daß die Zeit kommen werde, wo viel mehr gebraucht würden. Sodann führte der Lordkanzler Haldane in Beantwortung einer Anfrage über die Stellung von Zivilpersonen gegenüber den Kriegführenden im Falle einer In⸗ vasion aus:
Es sei nicht wünschenswert, diese Angelegenheit vorzeitig an die Oeffentlichkeit zu bringen. Es bestehe jedenfalls das Prinzip, daß die Militärbehörden im gegebenen Falle die Sache in die Hand nehmen würden. Gemäß der Haager Konvention würden die Irregulären von Orffizieren befehligt werden, die von den Militärbehörden zu ernennen sind. Die Mitkämpfer würden mit einem deutlich sichtbaren Abzeichen versehen werden.
Lord St. Davids fragte, ob es wahr sei, daß die Deutschen Frauen und Kinder in Konzentrationslager brächten, weil sie glaubten, daß die Deutschen in England ähnlich be⸗ handelt würden. Wenn dies der Fall sei, sollte die Regierung klar machen, daß die Deutschen in England keineswegs un⸗ freundlich behandelt würden, und allen deutschen Frauen, Kindern und Männern nichtdienstpflichtigen Alters öffentlich anbieten, sie kostenlos nach Deutschland zurückzuschicken. Der Lordgroßkanzler Haldane erklärte:
Für die Rücksendung der Deutschen ließe sich viel sagen. Er wisse nicht, ob die Deutschen britische Frauen und Kinder in Kon⸗ zentrationslager brächten. Er habe nur englische Zeitungsberichte ge⸗ lesen. Lord Crewe erklärte, die Anregung, betreffend Rücksendung der deutschen Frauen, Kinder und Männer nicht dienstpflichtigen Alters, würde erwogen werden, aber er zweifle, ob diejenigen davon Gebrauch machen würden, die man am liebsten los werden möchte.
Das Oberhaus vertagte sich bis zum 6. Januar 1915.
Italien.
,Der an Bord eines Dampfers der Societa Maritima Italiana am 22. November auf der Fahrt von Port Said nach Neapel zwischen Calabrien und Sizilien von dem fran⸗ zösischen Kriegsschiff „La Provence“ mit seiner Familie ange⸗ gehaltene österre ichisch⸗ungarische Konsul in Addis Abeba Schwimmer ist auf Reklamation der italienischen Regierung heute Messina wieder in Freiheit gesetzt worden. Belgien.
Die Antwerpener Gemeindevertretung hat nach einer Meldung des „W. T. B.“ in außerordentlicher die Aufnahme einer Anleihe zur Deckung der der Stadt auf⸗ erlegten Kriegskontribution von 50 Millionen und zur Be⸗ streitung anderer städtischer Bedürfnisse beschlossen.
8 88
„Auf Grund von Unterredungen, die der Großrabbiner der Türkei mit dem Minister des Innern gepflogen hat, hat sich di⸗ türkische Regierung bereit erklärt, fremdländischen, in der Türkei wohnhaften Israeliten, insbesondere russischer Staats⸗ angehörigkeit, die zu Tausenden um Gewährung der osmanischen Staatsbürgerschaft ansuchten, diesen Wechsel ihrer Staats⸗ bürgerschaft unter der Bedingung zu gestatten, daß sie die osmanische Staatsbürgerschaft nach dem Kriege nicht Phees aufgeben. 10 000 dieser Israeliten sind in Jerusalem Se Die Loyalitätskundgebungen der Armenier Füseh an. Der armenische Bischof in Erzerum sandte der Pforte ein Telegramm, daß die Armenier die niemals vor irgend ein
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Opfer zur Verteidigung des Vaterlandes zurückschreckten, auch; diesmal zu allen Opfern bereit sein werden. Im gleichen Sinne gehaltene Telegramme sind vom Erzbischof von Wan sowie von anderen religiösen Oberhäuptern der Armenier ein⸗ getroffen.
— Dem „Tanin“ wird gemeldet, daß die Engländer, die auf Cypern bald die Mohammedaner, bald die Griechen zu be⸗ günstigen pflegten, nunmehr die Griechen gegen die Mohammedaner aufhetzen. An mehreren Orten sei es bereits zu blutigen Kämpfen zwischen Griechen und Mohammedanern gekommen. Die Engländer verbreiteten indessen die Nachricht, daß auf der Insel ein Aufstand ausgebrochen sei. “
Rumänien. “
Die ordentliche Parlamentssession ist vorgestern mittag vom König, der in Begleitung des Thronfolgers er⸗ schienen war, mit einer Thronrede eröffnet worden, in der es laut Bericht des „W. T. B.“ heißt:
Indem ich zum ersten Male die ordentliche Session des Parlaments eroöffne, weilen meine Gedanken bei meinem geliebten Onkel, dessen Verlust einmütig hbeklagt wird. Durch seine Klug⸗ heit, seine Tugenden, seine vollständig dem allgemeinen Wohle gewidmete unablässige Arbeit hat König Carol eines der rühm⸗ lichsten Blätter der Geschichte unseres Volkes beschrieben. Während des Krieges führte er die tapfere Armee zum Siege, im Frieden wachte er unermüdlich und leitete die ganze Entwicklung des Staats, die uns unter seiner gesegneten Regierung gesattete, in weniger als einem halben Jahrhundert ein Königreich zu gründen, das vertrauensvoll forrschreiten wird in der Erfüllung seiner Be⸗ stimmung. Heute fühlen wir um so schmerzlicher den Verlust dieses großen Königs, als die internationale Lage einen unge⸗ wöhnlichen Ernst zeigt. Um diese schwierige Zeit überwinden zu können, bedürfen wir der aufrichtigen Unterstützung und des erleuchteten
atriotismus aller Kräfte der Nation, ebenso wie der Etnigkeit aller. Ich habe die Ueberzeugung, daß Sie, von der Bedeutung der gegen⸗ wärtigen Lage durchdrungen, meiner Regierung volle Unterstützung bei der Erledigung der Gesetzentwürfe leihen werden, die von den Umständen gesordert werden oder den Bedürfnissen der von der Liebe . dem Vertrauen der Nation umgebenen Armee Rechnung tragen sollen.
Die Thronrede wurde mit langanhaltendem Beifall und Kundgebungen für den König und die Armee aufgenommen.
Bulgarien.
Das Sieges fest des bulgarischen Heeres wurde gestern in Sofia unter Teilnahme aller Klassen der Bevölke⸗ rung und in allen Garnisonen des Königreichs gefeiert. 8
Amerika. 8
Nach Berichten aus Südamerika ist der Seehandel namentlich an der Westküste durch die Tätigkeit der deutschen Kreuzer außerordentlich behindert. Die britische Schiffahrt soll nahezu unterbunden sein. „Es wäre zwecklos“, schreibt der Korrespondent der „Times“ in Washington, „die Tatsache zu verkennen, daß unsere Unfähigkeit, die See in diesem Teile der Erdkugel von den deutschen Verfolgern der Handelsschiffe zu Lenberg eine ungünstige Wirkung auf unser Prestige zu haben
eginnt.“
Die Regierungen von Argentinien, Chile, Peru⸗ und Uruguay haben die Vereinigten Staaten von Amerika, einer Meldung des „Reuterschen Bureaus“ zufolge, ersucht, sich ihnen anzuschließen, um gemeinsam die krieg⸗ “ Mächte aufzufordern, ihre Kriegsschiffe aus
en amerikanischen territorialen Gewässern zurück⸗ zuziehen. Brasilien beabsichtige dasselbe. Durch diese Maß⸗ nahme soll der Handel aller amerikanischen Länder geschützt und die Möglichkeiten von Reibungen zwischen den Krieg⸗ führenden und den amerikanischen Staaten vermindert werden.
Asien.
Nachrichten aus Mekka zufolge soll der oberste Wächter der Kaaba gleich nach dem Bekanntwerden der Nachricht von der Verkündigung des Heiligen Krieges das Heiligtum geöffnet haben, wo dann Gebete für den Sieg der türkischen Armeen verrichtet wurden.
— Das persische Fest des zehnten Muharrem ist vorgestern unter größerer Beteiligung gefeiert worden als in den ver⸗ gangenen Jahren. Es gab Anlaß zu Kundgebungen für die türkisch⸗persische Brüderschaft und den gemein⸗ samen Dschihad.
Afrika.
8 Vom „W. T. B.“ verbreiteten Meldungen aus zuverlässiger Quelle zufolge ist die Lage in Französisch⸗Marokko ernst. Ueberall, auch an der Küste, finden schwere Kämpfe statt, die anscheinend durch die gewaltsame französische Rekrutierung veranlaßt sind.
— Unter den ägyptischen Notabeln besteht, den „Baseler Nachrichten“ zufolge, eine gegen England gerichtete Ver⸗ schwörung, deren Führer der Bruder des Khediven Muhammed Ali ist. Wie der „Agence Ottomane“ von zu⸗ ständiger Seite mitgeteilt wird, haben die Notabeln an den Sultan eine gemeinschaftliche Adresse gerichtet, in der sie ihre unerschütterliche Anhänglichkeit und Ergebenheit für das Kalifat ausdrücken.
Nachdem die Muselmanen im Somaliland Kunde erhalten haben, daß an der Grenze von Aegypten Muselmanen mit Engländern im Kampfe hc heg, ziehen mehrere tausend Somalireiter gegen Aegypten.
— Die Staatseinkünfte der südafrikanischen Union weisen nach einer Meldung der „Times“ eine Ver⸗ minderung von ungefähr 500 000 Pfund monatlich auf. Die Abnahme ist hauptsächlich dem unvermeidlichen Rückgange der Zolleinnahmen und der Lahmlegung der Diamantenindustrie zuzuschreiben. Die Verminderung der Staatseinkünfte am Ende des Finanzjahres wird voraussichtlich 3 bis 31 ½ Millionen Pfund Sterling betragen.
Australien. 8
.““ 8 “ 1 5 Der Premierminister Fisher erklärte nach einer Mel⸗ dung des Reuterschen Bureaus im Repräsentantenhause, daß ne 20 338 Mann der Armee und 1200 Mann der Armeereserve nach dem Kriegsschauplatz abgegangen seien. 10 258 Mann seien in Ausrüstung für den Transport be⸗ griffen, 2820 Mann fns die erste Verstärkung, je 3000 für die zweite und dritte Verstärkung. Annähernd ob Mann monat⸗ lich würden aufgebracht, um den Effektivbestand der australi⸗ schen Streitkräfte über die bereits abgegangene Zahl
hinaus zu ergänzen. vi11X“
8
Kriegsnachrichten.
Westlicher Kriegsschauplatz.
Großes Hauptquartier, 29. November, Vormittags. (W. T. B.) Vom Westheer ist über den gestrigen Tag nur zu melden, daß Angriffsversuche des Gegners in der Gegend südöstlich Ypern und westlich Lens scheiterten. Oberste Heeresleitung.
Großes Hauptquartier, 30. November, Vormittags. (W. T. B.) Von der Westfront ist nichts zu melden. Oberste Heeresleitung.
1“
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Oestlicher Kriegsschauplatz.
Großes Hauptquartier, 29. November. (W. T. B.) Seine Majestät der Kaiser befindet sich jetzt auf dem östlichen Kriegsschauplatz. 8
Oberste Heeresleitung.
Großes Hauptquartier, 29. November, Vormittags. (W. T. B.) Im Osten ist die Lage rechts der Weichsel unverändert. Vorstöße der Russen in der Gegend von Lodz wurden abgewiesen. Darauf eingeleitete Gegen⸗ angriffe waren erfolgreich. Aus Südpolen ist nichts Wesentliches zu ermähnen. 88 Oberste Heeresleitung.
Großes Hauptquartier, 30. November, Vormittags. (W. T. B.) An der ostpreußischen Grenze mißglückte ein stärkerer russischer Kräfte auf deutsche Befestigungen östlich Darkehmen unter schweren Verlusten; der Rest der Angreifer, einige Offiziere und 600 Mann, wurde von uns gefangen genommen. Südlich der Weichsel führten die gestern mitgeteilten Gegenangriffe zu nennenswerten Erfolgen. 18 Geschütze und mehr als 4500 Gefangene waren unsere Beute. In Südpolen ist nichts Besonderes vorgefallen.
1 Oberste Heeresleitung. Wien, 28. November. (W. T. B.) Amtlich wird ge⸗ meldet: Die Lage hat sich nicht geändert. In Russisch⸗ Polen verlief auch der gestrige Tag im allgemeinen ruhig. Einzelne schwächliche Angriffe der Russen wurden abgewiesen. Die Kämpfe in den Karpathen dauern fort. Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes: 6 von Hoefer, Generalmajor.
Wien, 29. November. (W. T. B.) Amtlich wird ge⸗ meldet: Der gestrige Tag verlief an unserer ganzen Front in Russisch⸗Polen und Westgalizien sehr ruhig. In den Karpathen wurden die auf Homonna vorgedrungenen Kräfte geschlagen und zurückgedrängt. Unsere Truppen machten 1500 Gefangene. .“
Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes: 8 von Hoefer, Generalmajor.
Südlicher Kriegsschauplatz. “
Wien, 28. November. (W. T. B.) Amtlich wird gemeldet: Auch gestern wurde auf dem südlichen Kriegsschauplatz fast auf allen Fronten gekämpft. Mehrere wichtige verschanzte Stellungen wurden hierbei erstürmt, vor allem die be⸗ herrschende Stellung am Siljak. Insgesamt wurden ca. 900 Ge⸗ fangene gemacht und drei Geschütze erbeutet. Der vom serbischen Preßbureau gemeldete Sieg über eine österreichisch⸗ungarische Kolonne bei Rogacica verwandelte sich gestern in den Einmarsch unserer Kolonne in Uzice.
Wien, 29. November. (W. T. B.) Amtlich wird ge⸗ meldet: Der Gegner leistet in der jetzigen Gefechtsfront ver⸗ zweifelten Widerstand und versucht, durch heftige Gegen⸗ angriffe, die bis zum Bajonettkampfe gedeihen, unser Vor⸗ rücken aufzuhalten. Die am östlichen Kolubaraufer stehenden eigenen Truppen haben stellenweise wieder Raum gewonnen. Die über Valjevo und südlich vorgerückten Kolonnen haben im allgemeinen die Höhen östlich des Ljig⸗ Flusses und der Linie Supobor- Straßendreieck östlich Uzice erreicht. Gestern wurden insgesamt zwei Regimentskomman⸗ danten, neunzehn Offiziere und 1245 Mann gefangen genommen.
Der Krieg zur See. 86
„London, 28. November. (W. T. B.) Aus Fécamp
wird telegraphisch gemeldet: Der englische Dampfer
„Primo“ wurde auf der Höhe vom Kap Antifer von einem
deutschen Unterseeboot in Grund gebohrt. Die Be⸗ mannung ist gerettet.
8 Kolonialer Kriegsschauplatz.
Loondon, 28. November. (W. T. B.) Das Preßbureau ver⸗ öffentlicht folgende Mitteilung über die Kämpfe in Kamerun: Die Vorbereitung für die ausgedehnten Operationen nördlich und nordwestlich von Duala waren am 13. November vollendet. Nach einer Beschießung durch den französischen Kreuzer „Bruix“ und die nigerische Regierungsjacht „Jvy“ nahm eine Abteilung Seesoldaten Victoria ein. An dene Tage rückte eine Kolonne von Susa entlang der Bonaberibahn vor und besetzte die Station Mujuka. Inzwischen rückten starke Marine⸗ und Militärabteilungen der Verbündeten von verschiedenen Punkten vor, um Buea zu nehmen. Die Besetzung erfolgte am 15. November. Der Feind hat sich zurückgezogen.
Paris, 28. November. (W. T. B.) Der „Temps“ meldet aus Bamako: Gleichzeitig mit der englisch⸗französischen Expedition im Küstengebiet von Togo wurde Nordtogo von Fanaaft chen Eingeborenentruppen und 500 Mossireitern unter b 88 es Gouverneurs von Französisch⸗Westafrika, Arboussier,
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London, 29. November. (W. T. B.) Der Kolonialsekretär veröffentlicht folgende Mitteilung über einige kleine Gefechte in Ostafrika: Am 8. Oktober griff der Feind mit ungefähr fünfhundert Eingeborenen, dreißig Europäern sowie mit sechs Maschinengewehren unsere Stellung bei Gazi an. Der Feind wurde zurückgeschlagen. Am 2. November kam es zu einem kleinen Gefecht oberhalb Mzima am Tsavofluß, ferner fand ein Scharmützel mit einer feindlichen Patrouille westlich von Nguramar am Natronsee statt.