8 8 “
2 ³) Die vorstehenden Bestimmungen haben nur Geltung für die
Heimatgebiet laufenden Kraftfahrzeuge einschließlich derjenigen in den Festungen.
24) Von der erfolgten Durchführung dieser Bestimmungen haben die stellvertretenden Generalkommandos und die Iluk der Verkehrs⸗ abteilung des Kriegsministeriums unter gleichzeitiger der Zahl der erteilten Nummern zum 10. Dezember 1914 Mitteilung zu
en.
Berlin, den 27. Oktober 1914.
116“ Der Kriegsminister. V.: von Wandel.
“ “
Ministerium für Handel und Gewerbe. 8
Zu Baugewerksschuloberlehrern sind ernannt worden die Lehrer Dr.⸗Ing. Hans Nitzsche in Frankfurt a. M., Dipl.⸗ Ing. Ludwig Brackebusch in Hildesheim, Regierungs⸗ baumeister Dipl.⸗Ing. Johannes Kretzschmar und Regierungs⸗ baumeister Dipl.⸗Ing. Max Becker in Rendsburg, Regierungs⸗ baumeister Dipl.⸗Ing. Erwin Buchwitz in Eckernförde, Regierungsbaumeister Edmund Sorge in Königsberg i. Pr., Dipl.⸗Ing. Richard Winzer in Nienburg a. W., Regierungs⸗ baumeister Dipl.⸗Ing. Walter Kopfermann in Kattowitz, Regierungsbaumeister Dipl.⸗Ing. Bernhard Hirsch in Breslau, Regierungsbaumeister Dipl. Ing. Erich Ewald in Münster i. W. und Dipl.⸗Ing. Otto Biehl in Erfurt.
Zu Oberlehrern sind ernannt worden die Lehrer: Dipl.⸗Ing. Werner Fleischhauer an der Maschinenbauschule in Essen, Dipl.⸗Ing. Alfred Bänder an der Maschinenbau⸗ und Hütten⸗ chule in Duisburg, Dipl.⸗Ing. Rudolf Dambacher an den Vereinigten Maschinenbauschulen in Dortmund, Dipl.⸗Ing. Ferdinand Quiotek an der höheren Maschinenbauschule in Stettin, Dipl.⸗Ing. Eugen Fuchslocher und Dipl.⸗Ing. Erwin Oehme an der höheren Schiff⸗ und Maschinenbauschule in Kiel und Regierungsbaumeister ö Carl Lemcke an der höheren Maschinenbauschule in Posen. 1
à
Nichtamtliches. Deutsches Reich.
Preußen. Berlin, 17. Dezember 1914.
Ihre Majestät die Königin von Schweden ist, wie „W. T. B.“ meldet, heute vormittag auf dem hiesigen Anhalter Bahnhof eingetroffen.
Der Bundesrat versammelte sich heute zu einer Plenar⸗ sitzung; vorher hielten der Ausschuß für Justizwesen, die ver⸗ einigten Ausschüsse für Handel und Verkehr und für Zoll⸗ und Steuerwesen sowie der Ausschuß für Handel und Verkehr Sitzungen.
Personen, die sich wegen Ermittelungen, Auskünften u. s. f. an das Internationale Komitee des Roten Kreuzes in Genf mit Beziehung auf deutsche Kriegsgefangene im Auslande wenden, müssen zur schnelleren Erledigung ihres Gesuches, wie „W. T. B.“ mitteilt, durchaus folgendes beachten:
Sie müssen die Gesuche sehr leserlich auf Briefpapier on großem Format (kaufmännisches Format) schreiben. Der Umschlag muß einfach die Adresse tragen: „Rotes Kreuz Croix-Rouge), Agence des Prisonniers de Guerre, Genf Schweiz).“ Der Umschlag muß offen bleiben. Der Brief st unfrankiert abzusenden, und es ist für die Antwort keine Briefmarke, kein Rückschein und keine Antwortpostkarte bei⸗ ufügen. Die Briefe an das Rote Kreuz in Genf und von hm sind portofrei. Niemals sind Postkarten zu Schreiben an das Rote Kreuz zu verwenden.
Wie das „Wolffsche Telegraphenbureau“ erfährt, werden
auf dem Mineralölmarkt aus spekulativen Rück⸗ ichten Bestände zurückgehalten. In diesem Falle wird die Reichsverwaltung nicht zögern, durch Aufnahme einer Vorratserhebung mit Deklarationszwang und Be⸗ schlagnahme der Bestände einem solchen Treiben ein Ende
zu machen.
An den Verwaltungschef bei dem General⸗ gouverneur in Belgien richten neuerdings vielfach deutsche Firmen unter ksL.; auf Angaben in deutschen Zeitungen das Ersuchen, Erkundigungen darüber anzustellen, ob ihre Außenstände in Belgien eintreibbar sind, und ge⸗ ebenenfalls die Beitreibung der Forderungen selbst zu Heöhege Wie dem „W. T. B.“ von maßgebender Seite mit⸗ geteilt wird, entsprechen diese Zeitungsangaben nicht den Tat⸗ achen. Der Deutschen Zivilverwaltung ist es unter den gegen⸗ wärtigen Verhältnissen unmöglich, festzustellen, ob eine Forde⸗ rung beitreibbar ist oder nicht. Hierzu bedarf es schon in Friedenszeiten eines geschulten Personals und der Archive eines gewerbsmäßigen Auskunftsbureaus. Außerdem aber sind nach der in Belgien bestehenden Verordnung vom 4. August 1914 die Richter ermächtigt worden, Schuldnern in weitgehendem Maße Stundung zu gewähren, so⸗ daß die gerichtliche Beitreibung einer Forderung zur Zeit keine Aussicht auf Erfolg hat und eine außer⸗ gerichtliche Beitreibung vorzuziehen ist. Mit dieser kann das in Brüssel bestehende einzige deutsche Bankinstitut die Filiale der Deutschen Bank, betraut werden. Diese ist bereit, die Einziehung aller ihr zugesandten Schecks, Akzepte, Tratten und Quittungen zu versuchen. Falls ein Anwalt in Belgien mit der Wahrnehmung der Interessen beauftragt werden soll, so wird anheimgestellt, sich an den Vorsteher der Anwaltskammer in Brüssel, Herrn Batonnier Theodor (Rue du Commerce 118) zu wenden, der die Angelegenheit einem deutsch⸗ sprechenden Anwalt überweisen wird. Briefe an den genannten Herrn können in einem unverschlossenen Umschlag an die Kaiserliche Zivilverwaltung in Brüssel zur Weitergabe über⸗ sandt werden. 3 8
Der heutigen Nummer des „Reichs⸗ und Staatsanzeigers“ liegen die Ausgaben 277 und 278 der Deutschen Verlust⸗ listen bei. Sie enthalten die 104. Verlustliste der preußi⸗ schen Armee, die 122. Verlustliste der bayerischen Armee, die 77. Verlustliste der sächsischen Armee und die 80. Verlustliste der württembergischen Armee.
Maßnahmen aus
Görlitz, 15. September. Am 4. und 5. d. M. tagte hier unter dem Vorsitz des Landesbestallten von Eichler die größere Ständische Ausschußversammlung, die an Stelle des Oberlausitzer Kommunallandtages, von dessen Mit⸗ gliedern eine große Zahl im Felde steht, einberufen war.
Die vorzunehmenden Wahlen wurden in der üblichen Weise be⸗ wirkt, darunter die Wiederwahl des Landeshauptmanns und des Landes⸗ bestallten auf die nächsten zwei Jahre. Von den Verwaltungsberichten über die Tätigkeit der verschiedenen Ressorts der ständischen Ver⸗ waltung und der ständischen Institute nahm die Versammlung billigend Kenntnis und erhob, die gestellten Anträge zu Be⸗ schlüssen. Alle von der ständischen Verwaltung getroffenen Anlaß des Krieges und hinsichtlich der Kriegsanlethe wurden durchweg genehmigt, für alle zur Fahne einberufenen ständischen Beamten der unverminderte Fortbezug der Gehälter bewilligt, für die mit dem Eisernen Kreuz Auspezeichneten Anerkennungszuwendungen festgesetzt und der zulässige Höchstsatz des Beamtenwitwengeldes erhöht. Umfangreiche Bewilligungen erfolgten ferner aus dem Landtagsdispositionsfonds?! Die Sitzungen wurden mit einem Hoch auf Seine Majestät den Kaiser und König, den Markgrafen der preußischen Oberlausitz, geschlossen.
Bei der feierlichen EFröffnung des 36. Landtags hielt der Staatsminister Dr. von Ewald eine Rede, in der er laut Bericht des „W. T. B.“ ausführte:
Seine Königliche Hoheit der Großherzog habe in seinem Aufruf an das hessische Volk hervorgehoben, daß diejenigen, denen es nicht beschieden sei, ins Feld zu ziehen, zu ihrem Teile dazu beitragen sollten, die großen Aufgaben zu erfüllen, die den Zurückgebliebenen obliegen. Die Hessen hätten die in schwerster Zeit stets bewährte Treue gehalten. „Mit beispiellosem Todesmut“, fuhr der Staats⸗ minister fort, „haben unsere Regimenter unter den Augen ihres Landesfürsten ihren Fahnen den Sieg erkämpft. Opferbereit haben alle Berufsstände im Lande gewetteifert, dem leuchtenden Vorbilde unserer Großherzogin folgend, das Los des Krieges zu lindern und die wirtschaftlichen Schäden nach Kräften zu mildern, die der Krieg im Gefolge hat. Politisch ge⸗ schlossen sind wir Hessen gleich den anderen deutschen Stämmen in den schweren Kampf um unser Dasein getreten, und diese Einmütig⸗ keit gibt uns die Kraft zu dem endlichen Siege. Es mußte die erste Sorge der Regierung sein, jede Störung des inneren Friedens unserem Lande fernzuhalten. Sie hat deshalb alsbald nach Ausbruch des Krieges die bereits getroffenen Vorbereitungen zu den Erneuerungs⸗ wahlen der Zweiten Kammer eingestellt. Die Vornahme dieser Wahlen erschien in hohem Grade bedenklich, weil die im Wahlkampf unvermeidlich hervortretenden Gegensätze im Auslande Zweifel an unserer inneren Festigkeit hätten erwecken können.“
Der Staatsminister teilte darauf mit, welche Vorlagen den Kammern unterbreitet werden würden, nämlich eine Vor⸗ lage, betreffend die Verschiebung der Neuwahlen zur Zweiten Kammer, ferner der Aufschub der Gemeindewahlen, die Ab⸗ änderung des Finanzgesetzes für 1914, die Vorlage zur recht⸗ zeitigen Beschaffung von Arbeitsgelegenheit in allen Landes⸗ teilen, ferner die Vorlage, betreffend den Staatszuschuß an das Hoftheater und die Beschaffung staatlicher Darlehen für Ge⸗ meinden und Gemeindeverbände. Der Staatsminister fügte hinzu, daß Seine Königliche Hoheit der Großherzog ihm auf⸗ getragen habe, der Ständeversammlung seinen Gruß zu über⸗ mitteln, und daß er der Zuversicht Ausdruck gegeben habe, daß diese Vorlagen dazu beitragen würden, die wirtschaftliche Kraft Hessens zu erhalten, bis das unverrückbare Ziel, der dauernde Friede, erkämpft sei.
Der Präsident der Ersten Kammer, Fürst zu Solms⸗ Hohensolms⸗Lich, verlas darauf ein Telegramm, das die Präsidien der beiden Kammern an Seine Königliche Hoheit den Großherzog richten wollen, und worin dem Versprechen Ausdruck gegeben wird, daß die Volksvertretung bis zum Ende des Kampfes durchhalten werde. Nachdem die Mitglieder der Ersten Kammer sich entfernt hatten, hielt der Präsident der Zweiten Kammer, Oberbürgermeister Köhler⸗Worms, eine lkängere Ansprache an die Mitglieder der Zweiten Kammer, in der er der Kriegsereignisse und des Erfolges der deutschen Heere sowie der Einmütigkeit des deutschen Volkes gedachte und mit einem Hoch auf Seine Majestät den Kaiser und die Armee schloß.
Oesterreich⸗Ungarn.
Das „Ungarische Telegraphen⸗Korrespondenz⸗Bureau“ ist ermächtigt, zu erklären, daß an den in russenfreundlichen Blättern Rumäniens in letzter Zeit verbreiteten Alarmnachrichten von ee der rumänischen Bevölkerung in Abrudbanya und anderen nicht näher bezeichneten gebirgigen Gegenden Siebenbürgens kein wahres Wort ist, und daß die öffentliche Ruhe nirgends gestört worden ist. Die rumänische Be⸗ völkerung in Siebenbürgen lebe in vollem Einver⸗ nehmen mit den anderen Nationalitäten. Nirgends habe sich ein Zwischenfall ergeben, der ein Einschreiten der Be⸗ hörden notwendig gemacht hätte. Die Verbreitung solcher Nach⸗ richten geschehe nur, um die öffentliche Meinung gegen Ungarn zu beeinflussen. G
Großbritannien und Irland.
Die Admiralität hat angezeigt, daß die Kommission, die den Untergang des Schlachtschiffes „Bulwark“ zu untersuchen hatte, zu dem Schlusse gekommen sei, daß die Ex⸗ plosion auf Selbstentzündung der an Bord befindlichen Munition zurückzuführen sei. Es lägen keinerlei Anzeichen vor, die die Annahme unterstützen würden, daß die Explosion durch Verrat an Bord des Schiffes oder infolge einer Aktion des Feindes entstanden sei. 1u.“
Frankreich.
Der Präsident Poincaré hat ein Dekret unter⸗ zeichnet, durch welches das Moratorium für alle unter den Waffen befindlichen französischen Bürger und Bewohner der besetzten Gebiete in Kraft bleibt. Für alle anderen Personen kann die Fälligkeit der Zahlungsverpflichtungen durch eine Ent⸗ scheidung der Vorsitzenden der Zivilgerichte in einem kosten⸗ losen einfachen Rechtsverfahren ausgesprochen werden. Die Vorsitzenden der angerufenen Gerichtsinstanzen können auf Antrag der Gläubiger die Beitreibung fälliger Forderungen gestatten. Durch den Erlaß werden alle sowohl vor als nach Kriegsausbruch eingeleiteten Verfahren berührt.
— Der Ministerrat hat beschlossen, von den Kammern eine Kreditgewährung zu verlangen. Die für das erste Halb⸗
von 5 929 442 885 Franken gegenüber dem gleichen Zeit⸗ raum des Vorjahres entspricht. Die Mehrausgaben umfassen 5 428 602 304 Franken für Kriegsausgaben. Der Regie⸗ rungsentwurf verschiebt die Einführung der Einkommen⸗ steuer auf 1916. Befreit von der Erbschaftssteuer werden Erben direkter Linie und Gatten aller Militärpersonen, die vor dem Feind gefallen sind oder während des Krieges und des darauffolgenden Jahres an erlittenen Verletzungen oder an Krankheiten, die sie sich während des Militärdienstes zugezogen hatten, verstorben sind. Die Maßnahme findet auf Militärpersonen der verbündeten Armeen Anwendung. Für den Wiederaufbau der infolge des Krieges zerstörten Gebäude und Unterstützung der durch den Krieg Geschädigten ist ein Kredit von 300 Millionen vorgesehen. Der Entwurf erhöht den Höchstbetrag für die Ausgabe von Schatzscheinen während des ersten Halbjahres 1915 auf zwei Milliarden.
— Der Kolonialminister Doumergue hat sich zu einem Vertreter des „Petit Parisien“ über die Lage am Kongo und in Kamerun, wie folgt, geäußert:
Es operieren dort gleichzeitig drei starke Kolonnen. Die erste, aus französischen und englischen Truppen bestehend, unter dem Befehl des englischen Generals Dobell, operterte längs der Küste und nahm Duala, Victoria und die Funkenstation Kamina in Togo ein. Die zweite Kolonne hatte das durch den Kongovertrag abgetretene Gebiet wiederzuerobern und dabei heftige Kämpfe zu bestehen, wurde aber von belgischen Truppen wirksam unterstützt. Die dritte Kolonne, englische und französische Truppen unter dem General Largeau, hat Kusseri eingenommen. Die Verbündeten haben ihre bisherigen Erfolge über die Deutschen erst nach schweren Kämpfen errungen.
Italien.
den Zwischenfall in Hodeida.
Nach dem Bericht des „W. T. B.“ erklärte Maragliano, Italien habe ein Recht darauf, zu verlangen, daß seine Flagge nicht ungestraft beleidigt werde. er Redner sprach der Regierung sein volles Vertrauen aus und sagte, er sei sicher, daß sie es heahen werde, das Ansehen der Flagge hochzuhalten. Morra erklärte, daß Worte wenig wert seien, und daß man, falls es notwendig sei, handeln müsse. Mit den langen Ausflüchten, wie sie die Türkei zu machen gewohnt sei, müsse aufgeräumt werden. Er erinnere an das Wort Viktor Emanuels II., Italien müsse nicht nur geachtet, sondern auch ge⸗ fürchtet werden. Carafa sagte, daß es sich um einen im türtischen Reiche gewöhnlichen Zwischenfall handle. In Beantwortung der Interpellationen erklärte der Minister des Aeußern Sonnino, er habe nach den in der Kammer gemachten Mitteilungen nichts Neues mitzuteilen. Zwischen dem italienischen Botschafter und der türkischen Regterung dauerten lebhafte Besprechungen fort. Die italienischen Forderungen beträfen die Freigabe des englischen Konsuls, sowie die Bestrafung derjenigen, die an den gegen das italienische Konsulat in Hodeida begangenen Autschreitungen schuldig seien. Der Verkehr zwischen Konstantinopel und Hodeida sei schwierig, da die einzige telegraphische Verbindung über das englische Kabel in Perim gehe. Infolgedessen habe Italien sich bereit er⸗ klärt, dem Gouverneur von YVemen die Mitteilungen der Pforte zu übermitteln. Die türkische Regierung sei auf diesen Gedanken ein⸗ gegangen und habe Italien zwei Depeschen zur Absendung an den Gouverneur von Yemen übergeben, in denen er die Weisung erhält, unverzüglich den englischen Konsul an das italienische Konsulat auszu iefern, ferner einen Bericht über den Zwischenfall zu senden und die Urheber eventuell ihres Amtes zu entsetzen und dem Gericht zu übergeben. Inzwischen habe man die Schritte auch in Hodeida unter Vermittlung des Konsuls Ceccht und des Befehls⸗ habers des Schiffes „Giuliana“ sortgesetzt. Italien habe erreicht, daß der verwundete italienische Kawaß ausgeliefert worden sei. „Mit einem Wort“, fuhr der Minister fort, „wir können annehmen, daß angesichts der von der üürkischen Regierung gezeigten guten Absicht der bedauerliche Zwischenfall von Hodeida nunmehr einer zufriedenstellenden Lösung entgegengeführt wird. Inzwischen freue ich mich, mitteilen zu können, daß in diesen Tagen eine andere Frage, die sich drohend in Syrien echob, gelöst worden ist. Nach Nachrichten aus Beirut vom 12. Dezember war unser Konsul amtlich benachrichtigt worden, daß auf Befehl des Armeeführers in Syrien die Fremden ohne Aus⸗ nahme, mit Einschluß auch der Konsuln der neutralen Staaten, nicht mehr ins Ausland abreisen dürften, und daß auch die Absendung der Post nach Europa suspendiert worden sei. Ich ließ nach Konstantinopel telegraphieren und auf den ernsten Charakter dieser Nachrichten hinweisen mit der Instruktion an unsere Botschaft, sofont gegen die unzulässige Lage, die so in Svrien geschaffen sei, Widerspruch zu erheben und die schleunige Wieder⸗ herstellung eines normalen Zustandes zu verlangen. ist die Antwort angelangt, daß die osmanische Regierung die bereits getroffenen Maßnahmen aufgehoben habe. Infolgedessen werden unsere Mitbürger ohne Behinderung abreisen können, wenn sie es wünschen, und die italtenischen Dampfer werden in gewohnter Weise dem Handelsverkehr obliegen können. Auch wegen der Postverbindungen haben wir Zusicherungen erhalten. Mir scheint, daß diese Nachrichten geeignet sind, alle Besorgnisse zu zerstreuen. Die osmanische Regierung hat alles getan, was sie bis zu diesem Augenblick hat tun konnen Das Ministertum hat das volle Bewußtsein seiner Verantwortlichkeit, und der Senat kann sicher sein, daß es seine Pflicht erfüllen wird.“
it schlo die Besprechung.
Belgien. Die Präsidenten der Zivilverwaltungen der belgischen Provinzen sind vom Verwaltungschef beim General⸗ gouverneur angewiesen worden, für die Erhaltung und Pflege der Grabstätten der Gefallenen Sorge zu tragen. Die Gräber sind zu bezeichnen, die vorhandenen Bezeichnungen wetterfest zu machen und durch Eintragung in gemeindeweise anzufertigende Karten festzulegen. Den Ge⸗ meinden wurde ferner aufgegeben, ein Verzeichnis zu führen, und ihre Vorstände sind für die Erhaltung der Kriegergräber verantwortlich gemacht worden. 88
Schwedben. 9 1 Die Regierung hat ein Ausfuhrverbot erlassen für Kartoffelmehl, Graphitmasse, Tiegeleisen, Manganeisen, be⸗ arbeitetes Blei, Platten, Röhrenteile, Draht und Stangen aus Blei.
Schweiz.
fon h Ministers Pioda in Rom Dr. jur. Alfred von Planta n Reichenau im Kanton Graubünden zum außerordentlichen Gesandten und bevollmächtigten Minister der Eidgenossen⸗ Uhaße beim König von Italien ernannt. Die Wahl ist bereits von der italienischen Regierung für genehm erklärt worden.
Amerika. Der Führer der Liberalen in Canada Sir Wilfried Laurier hielt gestern in Montreal eine Rede, in der er laut Meldung
des „W. T. B.“ sagte: 1“ Die Oppositton unterstütze die Haltung der canadischen Regiervng
jahr 1915 geforderten Kredite betragen, wie „W. T. B.“ 8 525 264 407 Franken, was einer Mehrausgabe
zum europätschen Kriege. Die Monroedoktrin könne nur in Washington
Der Senat erörterte gestern die Interpellationen über
Gestern
Der Bundesrat hat als Nachfolger des kürzlich 1I1.““
ausgelegt werden. Wenn es um die Existenz Canadas ginge, würde
er nicht wünschen, daß es durch die Monroedoktrin gerettet würde, 85 durch das canadische Volk selbst. Im Falle eines deutschen
ngriffes würde er gern die Hilfe der Amerikaner annehmen, aber nie darum bitten. Er wünsche vielmehr, daß die Kanadier sich auf
sich selbst verlteßen. Asien.
Der persische Kurdenführer Ilhani, den die Russon seit langem zu gewinnen trachteten, ist Konstantinopeler Blättermeldungen zufolge nach dem Einzuge der türkischen Truppen in Saudschbulat mit seinem ganzen Stamme, unge⸗ fähr zehntausend Mann, zur osmanischen Armee über⸗ gegangen, um gegen die Russen zu kämpfen.
— Berichte aus Kiachta besagen nach der „Frankfurter Zeitung“, daß China und Rußland übereinge kommen seien, die Mongolei als autonomes Land unter der
Suzeränität Chinas anzuerkennen.
Westlicher Kriegsschauplatz.
Großes Hauptquartier, 17. Dezember, Vormittags. (W. T. B.) Bei Nieuport setzten die Franzosen ihre Angriffe ohne jeden Erfolg fort. Auch bei Zillebeeke und La Bassée wurden Angriffe versucht, aber unter sehr starken Verlusten für den Feind abgewiesen.
Die Absicht der Franzosen, bei Soissons eine Brücke über
die Aisne zu schlagen, wurde durch unsere Artillerie vereitelt. Oestlich Reims wurde ein französisches Erdwerk zerstört. Oberste Heeresleitung.
Oestlicher Kriegsschauplatz. 1
Großes Hauptquartier, 17. Dezember, Vormittags. (W. T. B.) Von der ost⸗ und westpreußischen Grenze
ist nichts Neues zu melden.
Die von den Russen angekündigte Offensive gegen Schlesien und Posen ist völlig zusammengebrochen. Die feindlichen Armeen sind in ganz Polen nach hartnäckigen erbitterten Frontalkämpfen zum Rück⸗ zuge gezwungen worden. Der Feind wird überall verfolgt. Bei den gestrigen und vorgestrigen Kämpfen in Nordpolen brachte die Tapferkeit westpreußischer und hessischer Regimenter die Entscheidung; die Früchte dieser Entscheidung lassen sich zurzeit noch nicht über⸗ sehen. Oberste Heeresleitung.
Wien, 16. Dezember. Amtlich wird gemeldet: In Galizien und Südpolen wird der zurückgehende Feind auf der ganzen Front verfolgt. Bei Lisko, Krosno, Jaslo und im Bialatale leisten starke russische Kräfte Wider⸗ stand. Im Dunajetztale drangen unsere Truppen kämpfend bis Zakliczyn vor. Auch Bochnia ist wieder von uns ge⸗ nommen. In Südpolen mußten die feindlichen Nachhuten überall nach kurzem Kampfe vor den Verbündeten weichen. In den Karpathen haben die Russen den Vormarsch im Latorczatale noch nicht aufgegeben. Im oberen Tale der Nadwornaer⸗Bystrzyca wurde ein Angriff des Feindes zurück⸗ gewiesen. Die Besatzung von Przemysl unternahm einen neuerlichen großen Ausfall, bei dem sich ungarische Landwehr durch Erstürmung eines Stützpunktes mit Drahthindernissen auszeichnete. Wie gewöhnlich wurden Gefangene und erbeutete Maschinengewehre in die Festung gebracht.
Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes: poonh Hoesor Heneralmaot.
Berlin, 16. Dezember. (W. T. B.) Autlich. Teile unserer Hochseestreitkräfte haben einen Vorstoß⸗ nach der englischen Ostküste gemacht und am 16. De⸗ zember früh die beiden befestigten Küstenplätze Secar⸗ borough und Hartlepool beschossen. Ueber den weiteren Verlauf der Unternehmung können zurzeit noch keine Mitteilungen gemacht werden.
Der Chef des Admiralstabes: (gez.) von Pohl.
ondon, 16. Dezember. (W. T. B.) Nach hier eine etroffenen Meldungen sind in Hartlepool über C Ferstsnen ge⸗ tötet und achtzig verwundet worden. Es ist beträcht⸗ licher Schaden angerichtet worden. Der Gasometer von Hartlepool brennt. Die Beschießung der Festung West⸗Hartlepool begann zwischen 8 und 9 Uhr früh. In Scarborough sind zwei Kirchen beschädigt, mehrere Dächer eingestürzt. In Whitby soll die historische Abtei teil⸗ vn ett sein. Die Bevölkerung flieht in das Innere des andes.
Der Krieg der Türkei gegen den Dre verband.
Konstantinopel, 16. Dezember. (W. T. B.) Amtlich. Die Kämpfe, die seit mehreren Tagen an der Ostgrenze des Wilajets Wan andauerten, haben zu unseren Gunsten geendet. Die Stellung bei Sarai, die vom Feinde erbittert verteidigt wurde, ist nach einer umfassenden Bewegung unserer Truppen in unsere Hände gefallen. Der Feind zieht sich in der Richtung auf Kotur zurück, verfolgt von unserer Kavallerie. Unsere Truppen sind in Sarai eingezogen.
Konstantinopel, 16. Dezember. (W. T. B.) Mit⸗ keilung aus dem Hauptquartier. Eine unserer Abteilungen in Aserbeidschan ist in der Richtung auf Selmas (Diliman) in Persien vorgegangen. Bei Seldos am südlichen Ufer des Urmiasees hat türkische und persische Kavallerie ein mnfer,, n⸗ regiment geschlagen, das 40 Tote und viele Verwundete verlor. Der Feind wurde auf Urmia verfolgt, ein russisches Dampf⸗ boot und die in Urmia befindlichen Munitionsvorräte wurden Henommen und zerstört. Einzelheiten folgen. Persische Stämme bengh 1en i. Püs. an Schulter mit uns gegen
nderte alten Feind; wir wissen 1 2 Taten aus diesem Fara s “
Konstantinopel, 16. Dezember. (Meldung der 2
„ 16. g der Agence Ritosnage⸗ Das alte Linienschiff „Messudije“ iste auf Pefe Ankerplatz gesunken; die ganze Mannschaft hat das Schiff verlassen können. Der Verlust des Schiffes ist nach 8 düdencegn m eucheng entweder der Berührung mit b enen Mine oder einen ieses Schiff ge⸗ schleuderten Torpedo zuzuschreiben. 1“*“
11“
„London, 16. Dezember. teilt mit: Das englische Unterseeboot „B. 11“ fuhr am Sonntag in die Dardanellen ein; es tauchte trotz starker Strömung unter fünf Reihen Minen hindurch und torpedierte das türkische Panzerschiff „Messudije“, das das Minenfeld bewachte. Obwohl vom Feuer feindlicher Artillerie verfolgt, kehrte das Unterseebot völlig unversehrt zurück, nachdem es wiederholt getaucht und neun Stunden hintereinander unter Wasser geblieben war.
Konstantinopel, 16. Dezember. (W. T. B.) Amtlich. Ein englischer Kreuzer hat vergeblich einen unserer Wachttürme zwischen Jaffa und Gaza beschossen. Der russische Kreuzer „Askold“ hat zwei kleine Schiffe vor Beirut in den Grund gebohrt.
Wohlfahrtspflege.
Neben den zahlreichen, schon vielfach in der Oeffentlichkeit be⸗ sprochenen Spenden, die von Arbeitgeberverbänden oder HI Arbeitgebern zum Besten des Roten Kreuzes oder zum Zweck der Unterstützung der Familienangehörigen und der Hinterbliebenen unserer Krieger gestiftet worden sind, haben viele Unternehmer dankenswerte Wohlfahrtseinrichtungen zum Besten ihrer Arbeiter getroffen. Auch in der am 15. Dezember erschienenen Nummer der Zeitschrift „Der Arbeitgeber“, des Organs der Vereinigung der deutschen Arbeitgeberverbände, wird wieder von solchen Wohlfahrtseinrichtungen berichtet. Es wird dort mitgeteilt, daß gleich in den ersten Mobilmachungstagen, als trotz der großen Schwierigkeiten, die namentlich der Mangel an hartem Gelde hervor⸗ rief, die zahlreichen, zum Heeresdienst einberufenen Arbeiter und Be⸗ amten ausgelöhnt wurden, ihnen die Zusicherung gegeben wurde, sie könnten nach Beendigung des Krieges in ihren früberen Stellungen wieder beschäftigt werden. Die Weiterzahlung der vollen Dienstbezüge auf Monate nach der Mobilmachung hinaus dürfte wohl von den meisten Unternehmern erfolgt sein. Für weitere Monate erhalten die Arbeiter und Beamten erhebliche Teilbeträge ihrer Dienstbezüge, wobei besonders die verheirateten Arbeiter und Beamten, die für eine vielköpfige Familie zn sorgen haben, berücksichtigt werden. Die Dienstbezüge, die die unverheirateten Arbeiter und Beamten nach der Einberufung erhalten und nicht abheben, werden für sie in die Werkssparkasse eingelegt. Vielfach bleiben auch den fortgehenden Arbeitern ihre Ansprüche an die Pensionskasse bewahrt. In der Phönix⸗Aktiengesellschaft in Düsseldorf z. B. werden Geldbestände in der Weise gesammelt, daß die zurückgebliebenen Arbeiter 3 v. H. ihres Lohnes leisten, wozu die Gesellschaft den gleichen Betrag hinzuzahlt und auch die Direktoren und Beamten den gleichen Prozentsatz bei⸗ tragen. Aus den Beständen sollen nach Bestimmung eines aus Be⸗ amten und Arbeitern gebildeten Ausschusses Beihilfen zur Linderung der Kriegsnot zu den vom Staat und von den Gemeinden gewährten Kriegsunterstützungen ohne Anrechnung auf diese gezahlt werden. Die freiwillige Uebernahme der sozialen Fürsorge seitens der Arbeitgeber ist natürlich nur möglich, wenn alle Maßnahmen zur Aufrechterhaltung “ also zur Weiterbeschäftigung der Arbeiter, getroffen
11“
Kunst und Wissenschaft.
Die Königliche Bibliothek hat im neuen Schausaal eine Auswahl aus ihrer Kriegssammlung 1870/71 zusammen⸗ gestellt, die vom 19. Dezember ab von 12 bis 2 Uhr allgemein zu⸗ gänglich sein wird. 1 1
Aus Helgolands Vergangenheit. Freude herrschte in Deutschland als vor knapp einem Pehei the Frn die rote “ insel, unser ins Meer vorgeschobener Vorposten, nach 83 jähriger britischer Herrschaft wieder deutscher Besitz wurde — hatte doch die Bevölkerung, die immer noch unvermischt echt friesisch ist, niemals ihre germanisch deutsche Sinnesart verloren, soviel Fremdherrschaft die Insel auch im Laufe der Jahrhunderte gesehen hatte. Wann die Friesen nach der Insel, die vor ihnen von Cimbern bewohnt war, hinüber gekommen sind, läßt sich nicht feststellen; zu den Zeiten des Tacitus saßen sie bereits in Nordwest⸗Deutschland an der Küste zwischen Rbein und Ems, doch wissen wir nicht, ob sie damals schon nach Helgoland gegangen waren, wenn es auch zu ver⸗ muten ist. Im 7. Jahrhundert sind Friesenkönige, so der König Ratbod, öfter auf der Insel gewesen. Nachdem Ratbod gegen Ende des 7. Jahrhunderts (689) von Pipin von Heristall bei Wyk te Duerstede entscheidend geschlagen war und Westfriesland an das Frankenreich abtreten mußte, machte auch die Bekehrung zum Christen⸗ tum unter den Friesen große Fortschritte, und der heilige Willibrord gelangte schon bis zur Insel gecad, die damals Fositesland ge⸗ nannt wurde. Fosite, ein Sohn Balders, ist in der nordischen Motho⸗ logte der Gott der Gerechtigkeit, der jeden Zwist mit Weisheit schlichtet und die feindlichen Widersacher milde und gerecht versöhnt. Auf Helgoland befand sich ein ihm heiliger Brunnen, bei dem ihm ein Tempel er⸗ richtet war. Die Bekehrung der Heiden gerade in diesem heiligen Bezirk war naturgemäß eine wichtige Aufgabe für die Sendboten des Christentums. Etwa 100 Jahre später wurde der Tempel von dem heiligen Liudger zerstört, aber der Name „Heiligland“ ist der Insel bis auf den heutigen Tag geblieben. Freilich wird der Name Helgo⸗ land auch auf andere Weise gedeutet, so leitet eine Sage ihn von einem dänischen König Helge ab, wieder andere deuten ihn nach der auch vorkommenden Schreibweise als „Haligland“, das ist hochliegendes Land. Die Deutung „Heiligland“ findet sich aber bereits bei den Chro⸗ nisten um das Jahr 1000. Dee Friesen blieben in den nächsten Jahrhunderten nicht im unbestrittenen Besitz der Insel, für die auch die Hamburger und die Dänen ein lebhaftes Interesse an den Tag legten. Seit dem Jusgan des 14. Jahrhunderts gehörte sie den Herzögen von Schleswig⸗Holstein⸗Gottorp, die sie aber im Kampf gegen die Köntgliche Linie an Dänemark verloren. Im Jahre 1714 landete ein dänisches Geschwader an der Insel und eroberte sie, und nun blieben die Dänen ein Jahrhundert lang die Beherrscher des Landes Aber zur napoleonischen Zeit erschien den Engländern der Besitz der Insel wertvoll als Stützpunkt im Kampfe gegen Frankreich und die mit Frankreich verbündeten oder von ihm unterworfenen Mächte. Nach alter englischer Ueberlieferung, die niemals nach Recht und Gesetz fragt, wenn es sich um den Vorteil des eigenen Landes handelt, erschien im Jahre 1807 eine englische Flotte vor Helgoland und nahm die Insel für England in Besitz, nachdem sie den Widerstand der kleinen dänischen Besatzung gebrochen hatte. Auf dem Wiener Kongreß ließ sich England dann die Insel auch förmlich zusprechen, die nun 83 Jahre lang bei dem britischen Weltreich verblieb, bis sie 1890 be⸗ kanntlich von Deutschland gegen Sansibar eingetauscht wurde. — Auf Helgoland wurde neben dem Fischfang baber auch Ackerbau und Viehzucht getrieben; noch im ahre 1764 wurden 300 Tonnen Gerste auf der Insel geerntet, damals wurden unter den Lebewesen auf der Insel auch noch 40 Kühe und 200 Schafe aufgezählt, 100 Jahre früber wird auch das Vorhandensein von Pferden bezeugt, die jetzt erst wieder mit dem Beginn der deutschen Befestigungsarbeiten auf der Insel erschienen. Eine nicht unbeträcht⸗ liche Einnahmequelle bildete auch der Vogelfang, da in der Wander⸗ flugzeit die Vögel in Scharen auf Helgoland rasten. Auf den Fels⸗ vorsprüngen brüten auch Hunderte von Paaren von Seevögeln in dicht gedrängten langen Rethen, die das Landschaftsbild eigenartig beleben. Eine Vogelwarte zeugt von dem großen Interesse, das der Beobachtung der Lebensgewohnheiten der Vögel entgegengebracht wird. Den Hauptverdienst der Bewohner von Helgoland aber bildete natur⸗ emäß der Fischfang. Allerdings blieben die Heringe seit dem Jahre 1425 aus und erschienen später (1753) auch nur vor⸗
(W. T. B.) Die Admiralität
Nordsee heimischen Arten. Vor allem aber wird der Hummer vo von 45. bis 70 000 ℳ zum Verkauf kommen. Gelegentlich ist der Fang noch größer; so sollen im Jahre 1650 40 000 und 1791 gar 50 000 verkauft worden sein. Auch Fahrten nach Norden, nach Grönland zu, unternahmen die Helgoländer, um Wale und Robben zu jagen. Ein neues und gewinnbringendes Gewerbe brachte den Inselbewohnern die englische Herrschaft: den Schleichhandel zur Durchbrechung der Kontinentalsperse Napoleons, wohl einer der Hauptgründe, die England den Besitz der Insel zu jener Zeit wertvoll machten. Doch dieser Verdienst hielt nicht lange an; mi Napoleons Sturz war auch die Kontinentalsperre beseitigt. Dagege wurde bald der Gedanke gefaßt, aus der Felseninsel mit ihrem milde Klima, ihrer stets reinen Seeluft und prachtvollen Badegelegenhei das zu machen, was sie heute noch ist; im Jahre 1826 wurde di Badeanstalt begründet, und sie nimmt heute wegen der ganz eigen
den ersten Rang ein. Auch ein stets wachsender Fremdenstrom trägt zum Wohlstand der Inselbewohner bei. vs 20 Fügem wurde die Zahl der Badegäste auf 10 000, der die Insel nur vorüber gehend besuchenden Touristen auf 5000 angegeben, vor 10 Jahren erreichte die letzte Zabl bereits 20 000, und die Zahl der Badegäst war bereits über 20 000 gewachsen. Heute dürften die Zahlen woh auf 30 000 angestiegen sein. Sobald Helgoland wieder in deutschen Besitz übergegangen war, wurde sofort mit dem Bau vo Befestigungswerken begonnen, sodaß die Insel heute unse stärkstes in die See nach Norden vorgeschobenes Bollwerk bildet Aber auch die Pflege der Wissenschaft fand auf Helgoland eine Stätte Bereits im Jahre 1892 wurde die Königlich preußische biologisch Anstalt auf der Insel errichtet, die sich große Verdienste um die Er forschung des Tier⸗ und Pflanzenlebens in der Nordsee erworben hat und
zu erregen. Sie hat gerade jetzt ein schönes Bilderwer mit allgemein verständlichem erläuternden Text „Tier⸗ und Pflanzenleben der Nordsee“ herausgegeben, das sicherlich aleen Naturfreunden eine willkommene Gabe sein wird. Bekannt ist auch, daß auf Helgoland zu Beginn des Jahr⸗ hunderts mit Unterstützung der Reichsbehörden eingehende Versuche mit elektrischen Wellen und drabtloser Telegraphie angestellt wurden die von dem Straßburger Physiker Braun geleitet wurden und wesent⸗ lich zur Bereicherung der Wtssenschaft beigetragen haben. So offen⸗ baren sich auf der Insel wichttge Seiten des deutschen Geisteslebens. Auch die Kunst darf dabei nicht vergessen werden. Es sei daran er⸗ innert, daß auf Helgoland im Anblick der weiten See am 26. August 1841 Hoffmann von Fallersleben zu dem Liede begeistert wurde, das heute überall in Deutschlands Gauen ertönt: „Deutschland, Deutsch⸗ land über alles“. Literatur.
8 — — — Vor einigen Jahren hatte der Bischof von Rottenbur Dr. Paul Wilhelm von Keppeler, bei Herder i. Be. ein auch an dieser Stelle gewürdigtes Büchlein „Mehr Freude“ er⸗ scheinen lassen, in dem er einen herzhaften Kampf gegen Blasiertheit und Pessimismus führte, auf die reichen und köstlichen Gaben hinwies, die auf der Gotteswelt für Herz und Geist bereitet sind, und die Christenwelt aufforderte, sie mit Dank und heiliger Freude zu genießen. Dieser gehaltvollen Schrift, die erfreulicherweise eine weite Verbreitung gefunden hat, ist jetzt eine zweite gesolgt, in der der Verfasser des Leides, des steten Begleiters irdischer Freude und Lust, gedenkt. Das Büchlein nennt sich „Leidensschule“; denn der Christ sieht in dem Leid ja nichts Zufälliges und Zweck⸗ loses, sondern eine Folge menschlicher Schwachbeit und ein Mittel zur Läuterung der Seele und zur Stärkung des Willens. Die Kriegsnot der Gegenwart, die über Ungezählte schwere Sorge und Herzensgram verhängt, schien ihm ein besonderer Anlaß, an diese versittlichende Kraft des Leidens zu erinnern, diesem seinen Stachel zu nehmen und die Betroffenen über sich selbst zu erheben. Das Buch zeigt alle jene Vorzüge, die seinen Vorgänger auszeichneten: eine geistige Durchdringung des Stoffes, eine schlichte und doch vollendete äußere Form der Darstellung und vor allem eine große Herzenswärme, die nie in einen kalt⸗lehrhaften Ton verfällt, sondern, alles Erdenleid mit⸗ empfindend, zu trösten und zu erheben versteht. Man darf dieser neuen 8. ʒe v “ freundliche Aufnahme wünschen, der das Büchlein „Mehr Freude“ begegnet ist. (Si . 1““ geg (Sie kostet geh. 1,50 ℳ, Derselbe Verlag hat von Wilhelm Lindemanns Ge der deutschen Literatur eine neue Auflage u1u“ von dem Privatdozenten an der Münchener Universität Dr. Max Ett linger bes orgt und teilweise neu bearbeitet worden ist. (Geb. 13,50, in Leinen geb 17 ℳ.) Die Vorzüge dieser Literaturgeschichte bestehen neben der klaren und stilistisch einwandfreien Darstellungsweise in einer gründlichen, in die Tiefe gehenden Beherrschung des Stoffes und in dem feinen ästhetischen Urteil des Verfussers, das im wesentlichen sowohl der Bedeutung der einzelnen Dichter für die allgemeine Entwicklung der deutschen Literatur, wie ihrer persönlichen Eigenart gerecht wird. Im übrigen ist das Werk vom katholischen Gesichtspunkt aus verfaßt; sein Verfasser verleugnet nirgends seine christlich⸗katho⸗ lische Gesinnung; er verfährt dabei aber nicht engherzig, ist vielmehr bemüht, auch Persönlichkeiten und Werken nach Möglichkeit gerecht zu werden, die diesen Gesinnungen fremd oder sie bekämpfend gegenüberstehen. Dem nicht⸗ katholischen Leser wird diese Grundrichtung ohne weiteres auffallen sodaß es sich erübrigt, hier Beispiele anzuführen. Der Bearbeiter der neuen Auflage hat sein besonderes Augenmerk der Entwicklung der jüngsten Literatur zugewendet und dabei neben großer Belesenheit ein wohlbegründetes Schätzungsvermögen bewiesen, was natürlich nicht ausschließt, daß der Leser in diesem oder jenem Urteil von dem seinen abweichen wird. Das Werk, das nunmehr in zwei Bände zerlegt wurde, ist durch mebrere Tafeln, enthaltend Nachbildungen älterer Literaturdenkmäler, bereichert; auch die ihm beigegebenen Bildnisse wurden in dankenswerter Weise durch zahlreiche neue vermehrt, unter denen sich solche befinden, die bisher in weiteren Kreisen kaum bekannt gewesen sein dürrten, wie einige Bildnisse Anton Graffs, ein schönes Bildnis Winckelmanns von Mengs, eine Zeichnung Schnorr von Carolsfelds, die das Se“ Werners wiedergibt, ein Stifterbildnis von Wald⸗ . a. m.
Land⸗ und Forstwirtschaft. Washington, 15. Dezember. (W. T. B.) Nach dem heute
erschienenen Bericht der Abteilung für landwirtschaftliche
Produkte stellt sich das endgültige Ergebnis der dies jährige
Ernte für Winterweizen 8 r 8909095 523 561 000 Busbels im Veorjahr, für Frühjahrsweizen auf 206 027 000 Bus heis, gegen 239 819 000 Busbels, für den gesamten Weizen somit auf 891 017 000 Bushels gegen 763 380 000 Busehls im Vorjahr. Der Ertrag von Mais stellt sich auf 2 672 000 000 Bushels, gegen 2 446 988 000 Busbels, von Hafer auf 1 141 080 000 Busbels, Hegen — “ . 88 auf 194 953 000 Busbels gegen
78 188 Bushels und von Roggen auf 42 7 sbels, 41 381 000 Bushels im 8 “ Sas;
Gesundheitswesen, Tierkrankheiten maßregeln.
Das Kaiserliche Gesundheitsamt meldet den Ausdruch der
ö Klauenseuche vom Schlachtviehhof in Cöln am
übergehend wieder. Die Helgoländer Fischer verlegten sich deshalb
auf den Fang von Schellfischen und anderen wertvolleren in füs
artigen Lage der Insel unter allen unseren Nordseebädern entschieden
bald einen Weltruf erlangte. Ueber die engen Kreise der wi schaft hinaus versucht diese Anstalt Interesse am Leben 5 8½ *
ihnen gefangen, von dem jährlich 20 bis 30 000 Exemplare im Wert
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