rraurige Lage der der Freiheit beraubten O
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Oesterreich⸗Ungarn. “ riegs⸗
“ eehe Franz Jesehh. ae. an den K. minister nachstehenden Erlaß gerichtet; 3 1 De 1 und die Aufmarschbewegungen stellten an die Pflichttreue, Selbständigkeit und Tatkraft der Militär⸗ Eisenbahnbehörden und der ausführenden Verkehrsorgane vom obersten Beamten bis zum letzten Bahnarbelter die höchsten Anforderungen, denen sie in klagloser Weise nachkamen. Auch während des Krieges entwickelten alle Bahnen und Schiff⸗ fahrtsunternehmungen der Monarchie eine erhöbte, das volle Einsetzen aller Kräfte beringende Tätigkeit. Wiederholt bewährten sich das Eisenbahnpersonal und die Bemannung der Schiffe tapfer und kaltblütig im feindlichen Feuer. Mit Freude erkenne ich dies an und spreche allen um die glänzenden Leistungen der Eisenbahnen und Schiffahrtsunternehmungen Verdienten meinen Dank und meine vollste Befriedigung aus.
— Der Minister des Aeußern Freiherr Burian nahm gestern die Vorstellung der Beamtenschaft des Ministeriums des Aeußern entgegen, wobei er in Erwiderung auf eine Be⸗ grüßungsansprache des Sektionschefs Grafen Forgach sagte, in einer sturmbewegten Zeit, die in die Geschi cke der Monarchie tief eingreife, werde die Arbeit unentwegt mit Festigkeit, in derselben Richtung und im altbewährten Geiste wie bisher weitergehen.
Ver Minister richtete aus Anlaß seines Amtsantritts an den Reichskanzler Dr. von Bethmann Hollweg, wie
W. T. B.“ meldet, folgendes Telegramm: Durch die Gnade Seiner Majestät meines Allergnädigsten Herrn
auf den Posten des Ministers des Kaiserlichen und Königlichen Hauses und des Aeußern berufen, beehre ich mich, Eure Exzellenz in dieser Eigenschaft zu begrißen. Die beiden verbündeten Mächte haben nun⸗ mehr auch in ernster, historischer Zeit den Wert des Bundes⸗ und Freundschaftsverhältnisses erprobt, das, auf altbewährter Treue und
auf enger Interessengemeinschaft beruhend, die unverrückbare Grund⸗ 82 ibrer Fern- büden muß. bitte Eure Exzellen:, mir in der usübung meines verantwortlichen Amtes dieselbe tatkräftige Unter⸗ tützung zuteil werden zu lassen, die Hochdieselben meinen Amtsvor⸗ ängern bei der Pflege inniger und vertrauensvoller Beziehungen zur Kaiserlich Deutschen Regierung angedeihen ließen. Der Reichskanzler Dr. von Bethmann ntwortete hierauf mit folgendem Telegramm: Eure Erzellenz bitte ich fär die freundlichen Worte der Be⸗ rüßung meinen aufrichtigen Dank entgegenzunehmen. Eure Exzellenz mögen sich meiner vertrauensvollsten Zusammenarbeit und meiner ückhaltlosen Unterstützung bei der Lösung der ernsten und verantwort⸗ ichen Aufgaben versichert halten, zu der Sie die Gnade Ihres Aller⸗ nädigsten Herrn berufen hat. In der unerschütterlichen Einigkeit, in er treuen Freundschaft der verbündeten Mächte erblicke ich die sichere Gewähr für einen glücklichen Ausgang des uns aufgezwungenen
Kampfes. b Die Regierung hat für die Dauer des Krieges Neuerungen im Paßwesen verfügt. Danach darf nicht nur ie feindliche Reichsgrenze, sondern auch die deutsche, italienische und schweizerische Grenze bloß an bestimmten Orten und nur on solchen Personen, ob Inländer oder Ausländer, über⸗ chritten werden, die sich mit einem ordnungsmäßigen Reisepaß ausweisen. Auch alle Ausländer, die im Inlande reisen, haben einen Reisepaß mit sich zu führen. Der Reisepaß muß aus⸗ nahmslos eine Personenbeschreibung und eine Photographie des Inhabers enthalten. Für ausländische Reisepässe wird ein Visum der österreichisch⸗ungarischen diplomatischen oder Konsular⸗
“ wefürn. eingeführt.
8 — Das ungarische Amtsblatt weröffentlicht eine Verord⸗ nung des Handelsministers, welche die zwischen dem 1. August 1914 und dem 30. April 1915 fälligen Patentgebühren stundet. Die Vorteile dieser Verordnung kommen nur Bürgern solcher Staaten zugute, in welchen ungarische Staatsbürger
eine ähnliche Vergünstigung genießen. .
— Die „Neue Freie Presse“ veröffentlicht einen Bericht des spanischen Botschafters in Wien über die von ihm besuchten Gefangenenlager in Oesterreich und Ungarn. In dem Bericht wird festgestellt, daß die Gefangenenlager gut
gewählt sind und sich in gesunder Lage in der Nähe von größeren Städten befinden. Die Baracken sind luftig, gut geheizt und
elektrisch beleuchtet. Die Unterbringung der Offiziere in Privathäusern und Schlössern ist überall sehr entsprechend. Für Bäder und alle sanitären Vorrichtungen ist ausreichend Sorge getragen. Besonders befriedigt zeigte sich der Bot⸗ schafter von der Unterbringung und Verpflegung der ver⸗ wundeten Gefangenen. Auch über die Verpflegung sowie den Unterhalt der gefangenen Offiziere und Mannschaften sowie über die Zulassung ihrer Korrespondenz äußerte sich der Botschafter, der mit Hilfe eines Dolmetschers sowohl mit den russischen wie auch mit den serbischen Gefangenen sprach, durchaus befriedigt. Es wurden ihm keinerlei Klagen vorgebracht. Im allgemeinen zeigten sich die Gefangenen zufrieden. Der Botschafter verließ die Gefangenenlager mit dem Eindruck, daß die österreichisch⸗ungarische Regierung alle von der Haager Konvention von 1907 vorgeschriebenen Ver⸗ pflichtungen in großherziger Weise erfüllt und alles tut, um die Offiziere und Soldaten
Hollweg
—
nach Möglichkeit zu mildern.
Großbritannien und Irland. .“
Die amerikanische Botschaft in London gibt einer Meldung des „W. T. B.“ zufolge bekannt, daß deutsche und öster⸗ reichische Frauen jedes Alters und deutsche Männer unter 17 und über 55, Oesterreicher und Ungarn unter 18 und über 50 Jahre, die für den Waffendienst untauglich sind, ferner deutsche, österreichische und ungarische Aerzte und Geistliche die Möglichkeit haben, nach Hause. zurückzu⸗ kehren, wenn sie Gesuche an das Home Office richten.
— Die Anweisungen für die Zivilbevölkerung für den Fall einer deutschen Landung werden jetzt in jedem Kirchspiel Norfolks angeschlagen. Wie die „Daily Mail“ be⸗ richtet, müssen alle Pferde, Maultiere, Esel, Automobile, Wagen, Karren, andere Gefährte, Geschirre usw. sofort nach einem be⸗ stimmten Platze gebracht werden, sobald die Behörden den Bezirk in Gefahr erklären. Wenn sie nicht fortgebracht werden können, müssen sie vernichtet oder unbrauchbar gemacht werden. Das Vieh muß auf den Straßen weggetrieben werden. Vieh, das sich in der Nähe des Feindes befindet, muß zu⸗ sammen getrieben und nach einem bestimmten Orte gebracht werden, wo Schutz vorhanden ist; im Notfalle muß es getötet werden. Unausgedroschenes Getreide braucht nicht ohne besonderen Befehl vernichtet zu werden. Der Befehl zur Zerstörung des Eigentums wird, soweit es die Umstände erfordern, schriftlich gegeben werden. Wer dem Befehl, sein Eigentum zu zerstören oder unbrauchbar zu machen, nicht nachkommt, verliert allen Anspruch au Entschädigung. Ohne behördlichen Befehl soll niemand Brücken, Eisenbahnmaterial, elektrische Licht⸗ und Kraftstationen, Telegraphenanlagen,
schaft der Streitkräfte Schwedens aufrechterhalten werde.
8 “ 8 Wasserwerke, Schleusfen oder Kais zu zerstören versuchen. Die Zivilbevölkerung soll, wenn sie teinen anderen Befehl erhält, ruhig zuhause bleiben.
Die Fischdampfer „Oxford“ und „Lord Howick“ werden amtlich für verloren erklärt.
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Frankreich. der Vorsitzenden der großen Kammer⸗ ausschüsse der Kammergruppen hat dem „Progrès“ zu⸗ folge beschlossen, wöchentlich zusammenzutreten und ferner, die dringenden Angelegenheiten auf die Tagesordnung der Kammer zu setzen, so namentlich die Ratifizierung der von der Regierung erlassenen Dekrete bezüglich der Naturalisierung und des Ver⸗ bots, Handelsbeziehungen mit Deutschen, Oesterreichern und Ungarn zu unterhalten. Die Kammer soll ferner über eine neue Geschäftsordnung beraten. Die Ersatzwahl für die aus⸗ geschiedenen Mitglieder der Ausschüsse wird am 28. Januar stattfinden. 1 1
Die sozialistische Gruppe trat am 15. d. M. in der Kammer zu einer Beratung zusammen, der Sembat und Guesde sowie der belgische Minister Vandervelde beiwohnten. Wie der „Républicain“ meldet, unterbreitete Vandervelde den Vorschlag der englischen und belgischen Sozialisten bezüglich einer epentuellen Zusammenkunft der Sozialisten der verbündeten Staaten, um die Bedingungen, unter denen der Krieg fortgeführt werden solle, zu prüfen und ihre Ge⸗ sichtspunkte über den Krieg darzulegen. Die Gruppe ist dem
WE1“ Die Konferenz
Vorschlag im allgemeinen günstig gestimmt, sie ist jedoch für des Krieges bis zum vollständigen Siege Ein endgültiger Beschluß wurde nicht gefaßt.
eine Weiterführung der
Die „Rußkija Wjedomosti“ erfahren aus autoritativer Quelle, daß französische und englische Kreditinstitute Rußland einen Kredit bis zur Höhe von 1 ½ Milliarden Franken eingeräumt haben. Von dieser Summe entfalle auf Englands Anteil eine Milliarde, auf Frankreichs 500 Mil⸗ lionen. Da infolge der Aufhebung des Moratoriums in Frank⸗ reich auch die dort lagernden Gelder des russischen Staates frei werden, so werde Rußland über freie Kredite von ungefähr 700 Millionen Rubel verfügen. Diese Summe werde ge⸗ nügen, um die Coupons der Anleihen und die Bestellungen im Ausland zu zahlen. In Frankreich seien für Anleihen ungefähr 170 Millionen, in England und Holland 50. Millionen und in Deutschland 80 Millionen zu zahlen. Es sei Vorsorge ge⸗ troffen, daß die Coupons feindlicher Staatsangehöriger auch in neutralen Ländern nicht gezahlt werden. Man⸗ brauche also für den Schuldendienst nur 220 Millionen. Im übrigen seien die Bedingungen für die Kreditierung des russischen Staates im Auslande solche, daß auch der Abfluß von Gold nach Ab⸗ schluß des Friedens aus Rußland verhütet sei.
— Die „Humanité“ veröffentlicht einen Aufruf der sozia⸗ listischen Organisation des jüdischen Proletariats in Rußland „Der Bund“ an die zivilisierte Welt, demzufolge seit Kriegs⸗ ausbruch Judenverfolgungen unerhörter Art in Rußland eingesetzt haben. Der Aufruf berichtet von Judenverfolgungen in der Armeezone, von Pogromen in Polen, sogar in Lodz, von Massenausweisungen und betont, daß die Juden unter dem geringsten Vorwande vor ein Kriegsgericht gestellt und zum Tode rr zu Zwangsarbeit verurteilt würden. Mangels anderer Kuteweise diene stets die Behaugtung als Beweis, daß die Juden die Deutschen unterstützten. Der Aufruf schließt mit der Aufforderung an die zivilisierten Bölker, den Zarismus daran zu erinnern, daß selbst in Kriegszeiten das Gewissen der zivilisierten Menschheit Worte finden werde, diese schmachvollen Handlungen zu verurteilen.
8 Portugal.
Die Kammer hat am vergangenen Montag der „Agence Havas“ zufolge dem Kabinett ein Vertrauensvotum, der Senat dagegen mit 27 gegen 26 Stimmen sein Mißtrauen ausgesprochen.
Belgien.
Zur Einschränkung des Wohllebens und zur vermehrten Erhaltung der Landesvorräte für die Brotbereitung hat der Generalgouverneur angeordnet, daß die Herstellung feiner Backwaren aller Art in den Bäckereien, Konditoreien und Gasthäusern nur am Mittwoch und am Sonnabend jeder Woche stattfinden darf.
Nach den Feststellungen des Ministers Helleputte sind, wie die „Basler Nachrichten“ mitteilen, im ganzen 900 000 Belgier nach Holland geflüchtet. Inzwischen ist die Zahl auf 200 000 zurückgegangen. Etwa 500 000 sind nach Belgien zurückgekehrt. 1
b Dänemark.
Gestern vormittag ist in Kopenhagen die internationale sozialdemokratische Friedenskonferenz eröffnet worden. Außer Vertretern Dänemarks sind solche aus Schweden, Nor⸗ wegen und Holland erschienen. Der Vorsitzende der dänischen sozialdemokratischen Partei, Stauning, hielt die Begrüßungs⸗ ansprache, zunächst deutsch, dann dänisch. Wie „W. T. B.“ meldet, wurde beschlossen, ein Protokoll mit einem ausführ⸗ lichen Referat aufzunehmen, das vorläufig zurückgehalten, nach dem Kriege aber den internationalen sozialistischen Bureaus der international zusammengeschlossenen Parteien vorgelegt werden soll. Darauf schritt man zur Beratung der Tages⸗
Schweden.
Der König eröffnete vorgestern den Reichstag mit einer Thronrede, in der er zunächst des europäischen Krieges und der Neutralität, die bei Beginn des Krieges beschlossen und bisher aufrecht erhalten worden sei, Erwähnung tat und sodann laut Bericht des „W. T. B.“ ausführte:
Die militärischen Maßnahmen für die Aufrechterhaltung der Neutralität und den Schutz des Reiches hätten fühlbare persön⸗ liche, aber bereitwillig getragene Opfer notwendigerweise veranlaßt; die Fürsorge für die Neutralität und das Selbstbestimmungsrecht Schwedens fordere weiter, daß eine erhöhte 1““ des Friedens erfreut habe, hätte das Wirtschaftsleben des Volkes doch viel gelitten. Hierzu habe in hohem Grade der Umstand beigetragen, daß völker⸗ rechtliche Grundsätze, die früher die Rechte der neutralen Staaten und ihrer Staatsangehörigen regelten, von den Kriegführenden nun⸗ mehr nicht anerkannt seien. Der König erwähnte in der Ansprache ferner die aus Anlaß des europätschen Krieges mit Norwegen ge⸗ troffene Abmachung und dann die auf seine Einladung erfolgte Zusammenkunft der skandinavischen Könige, was alles zum Zweck gehabt habe, die Stellung Schwedens
gleich Schweden sich
8 — zu stärken. Der König drückte sodann den Wunsch aus, daß das gute Verhältnis der skandinavischen Länder hierdurch noch befestigt werden möge, und sagte, wenn auch ihre Neutralität, wie er lebhaft hoffe, aufrechterhalten werden könne, müßten doch kräftige An⸗ stalten zur Verteidigung des Landes und zur Erleichterung der öko⸗ nomischen Wirkungen des Krieges nicht zum wenigsten für die Schwachen und Kleinen der Gesellschaft getroffen werden. Ein Volk, das stark sei durch vaterländische Opferbereitschaft und gegenseitiges Zusammengehörigkeitsgefühl, könne aber mit Zuversicht schweren Zeiten entgegengehen. .
Die Thronrede erinnert zuletzt unter Ausdruck des Dankes an den Reichstagsbeschluß der letzten Sitzung zur Stärkung der Landesverteidigung und teilt mit, daß die erforderlichen Bewilligungen zur Sicherstellung des Ver⸗ teidigungswesens verlangt werden würden.
— Der Entwurf zum Staatshaushalt Für 1916 bilanciert mit 337 037 000 Kronen gegen 384 826 100 Kronen für das Jahr 1915. Er ist also erheblich herabgesetzt worden. Die Ausgaben für das Heer erfordern 62 886 000 Kronen oder ungefähr 2 ;½ Millionen mehr als im Jahre 1915. Die Ausgaben für die Marine werden mit 34 390 700 Kronen oder auch ungefähr 2 ½ Millionen mehr als im Jahre 1915 vor⸗ gesehen. Auf Anleihe sollen im Jahre 1916 ungefähr 38 Millionen Kronen genommen werden, das heißt bedeutend weniger als im Jahre 1915, wo sie 32 ½ Millionen betrug; diese sollen ausschließlich für werbende Staatszwecke verwandt werden. *
Der Bundesrat hat zum außerordentlichen Gesandten und bevollmächtigten Minister in Wien als Nachfolger von Dr. Choffat den gegenwärtigen Chef der Abteilung des Aus⸗ wärtigen des politischen Departements Dr. jur. Charles 82 “
Bourcart ernannt. Türkei. 8
Die Kammer hat den Voranschlag für die Hedschas⸗ bahn, der einen außerordentlichen Kredit von 200 000 Pfund für den Bau einer Zweiglinie zum Anschluß an Aegypten vor⸗ sieht, angenommen.
“
Im amerikanischen Senat befürwortete der Senator Lodge die Einsetzung einer Kommission zur Untersuchung der Frage des Mangels an Vorb ereitungen der Vereinigten
taaten für den Fall eines Krieges.
— Die Marinekommission des Repräsentanten⸗ hauses hat sich dem „Reuterschen Bureau“ zufolge auf das Bauprogramm von 2 Schlachtschiffen, nicht, wie gemeldet, von 2 Kreuzern, ferner von 6 Zerstörern und 17 Unterseebooten geeinigt.
— Die britische Botschaft in Washington hat durch die britische Gesandtschaft in Mexiko ein Telegramm des Generals Carranza erhalten, daß das Ausfuhrv erbot für Erdöl aus Tampico aufgehoben worden sei. Ueber die Wieder⸗ eröffnung derjenigen in ausländischem Besitz befindlichen Oel⸗ quellen, die vor einiger Zeit wegen übermäßiger Besteuerung schließen mußten, wird verhandelt.
— Die britische Botschaft erklärt obiger Quelle zufolge, daß die von den Prisengerichten zurückgehaltenen Schiffe
gegen Bürgschaft freigelassen werden sollen, wenn der
Richter zustimmt. Asien.
Nach einer Meldung der „Nowoje Wremja“ erklärt der
japanische Ministerpräsident Graf Okuma
„Kokumin“, Japan
Schicksal der unbedeutenden deutschen Kolonien zu verfügen. Seine
Aufgabe bestehe darin, Europa die Augen über die wirkliche Be⸗ deutung Japans zu öffnen. Der Stille Ozean liege schon im Bereich des japanischen Einflusses. Die Japaner könnten jetzt das Prestige ihres Reiches zu einem hohen Aufschwung bringen. Ein unbewaffneter Frieden sei kein wahrer Frieden, da die Diplomatie ohne militärische Unterstützung machtlos sei. Die Verstärkung der Armee und Flotte Japans sei notwendig. Graf Okuma schließt seinen Artikel mit der Erklärung, daß, falls es der Regierung nicht gelingen werde, sich in den Wahlen die Mehrheit zu sichern, das Kabinett seinen Abschied nehmen werde.
Der „Rußkoje Slowo“ bringt einen Auszug aus japani⸗ schen Blättern, die alle den Hilferuf Pichons ab⸗ lehnen, teils höflich, teils schroff. Das Blatt „Asahi“ be⸗ merkt scharf, wer andere zum Siege brauche, habe schon ver⸗ “
Kriegsnachrichten.
8— 8
Berlin, 16. Januar. (W. T. B.) Aus dem Großen Hauptquartier wird über die Kämpfe bei Soissons ge⸗ schrieben:
Die in den letzten Tagesberichten nur kurz mitgeteilten Kämpfe
nördlich Soissons haben zu einem recht beachtenswerten Waffenerfol für unsere Truppen geführt, die dort unter Leitung des Generals der Infanterie von Lochow und des Generalleutnants Wichura ge⸗ kämpft und gesiegt haben. 8 Während des Stellungskrieges der letzten Monate hatten die Franzosen in der Gegend von Soissons aus einem Gewirre von Schützengräben bestehende Stellungen inne, die sich auf dem rechten
Aisneufer brückenkopfartig nordwärts ausdehnten. Auf dem Westflügel des in Frage kommenden Kampffeldes steigt westlich der Bahn Soissons —Laon aus dem breiten Flußtale eine vielfach zerklüftete und reich bewaldete Döhe empor, auf deren oberstem Teile die Gräben von Freund und Feind einander dicht gegenüber lagen, beide Teile bestrebt, sich durch Sappenangriff in den Besitz des höchsten Punktes zu setzen. Oestlich der Höhe liegt zu ihren Füßen im Tale das Dorf Crouy; an diesem vorbei zieht in einem tief ein⸗ geschnittenen Grunde die Bahn Soissons— Laon nordwärts. Ticht östlich der Bahn sind eine Reihe von Steinbrüchen, in denen sich unsere Soldaten meisterhaft eingebaut hatten. Die sogenannte Steinbruchstellung bildet den westlichen Ausläufer der Hochfläche von Vregny, die sich lang und breit östlich der Bahn aus⸗ dehnt und die in ihrem ganzen südlichen Teile in französischem Besitz war. Von der Flußseite her schneiden mehrere lange und tiefe Schluchten in die Hochfläche ein. In ihnen fand die schwere Artillerie der Franzosen eine sehr günstige Aufstellung. Die am Rande der “ auf Bäumen hinter Stahlblenden und Brustpanzern sitzenden eobachter lenkten das Feuer der schweren Geschütze flankterend gegen die deutschen Stellungen auf der genannten bewaldeten Höhe. Dieses Flankenfeuer richtete sich vor allem gegen die Schöützen⸗ gräben des Leibregiments und war am ersten Wethnachtsfeieriage ganz besonders beftig. Unter ungeheurem Munitionsaufwand setzte es am 7. Januar erneut ein; die brave Trurpe hatte
viel zu leiden; eine Stellung, der sogenannte Maschinengewehrgraben, wurde buchstäblich vom feindlichen Feuer eingeebnet, die darin befind⸗
in der Zeitug habe größere Aufgaben als über das
hen Maschinengewehre wurden verschüttet. Nach dieser Feuer⸗ rbereitung schritt der Gegner am 8. Januar zum Angriff. Er brang auf einer Frontbreite von etwa 200 m in den deutschen Schützengraben ein und konnte trotz zahlreicher Versuche darauß nicht wieder vertrieben werden. Es kam hier in den Tagen und Nächten bis zum 11. Januar zu hefligen Nahkämpfen, wie sie ditterter und blutiger kaum gedacht werden können; hier kämpfende Furkos fochten nicht nur mit Gewehr und Bajonett, sondern bissen guch und stachen mit dem Messer.
Die Lage drängte zu einer Entscheidung. Am 12. Januar setten die deutschen Truppen zu einem Gegenangriffe ein, der sich zunächst weniger gegen die bewaldete Höhe selbst als gegen die beider⸗ eits anschließenden französischen Stellungen richtete. Schlag 11 Uhr exhoben sich zunächst aus der Steinbruchstellung unsere wackeren Sol⸗ daten, die in den Monaten des Harrens und Schanzens von ihrem Angriffsgeiste nichts eingebüßt hatten, und entrissen im kühnen An⸗ urm dem Feinde seine zunächst gelegenen Schü engräben und Artillerie Beobachtungsstellen. Sogleich ließ das französische Flanken⸗ feuer gegen die bewaldete Höhe nach. Das Hauptziel dieses ersten Angriffs war kaum erreicht, als eine Stunde später — 12 Uhr Mittags — auf dem äußersten rechten Flügel unsere tapferen Schützen sich erhoben und im siegreichen Vorschreiten einen Kilo⸗ meter Gelände gewannen. Nunmehr wurde auch zum Angriff gegen die bewaldete Höhe angesetzt, der Franzose zuerst aus den deutschen, zann aus seinen eigenen Gräben hinaus und die Höhe hinunter⸗ geworfen, wo er sich auf halbem Hange wieder setzte.
Wie aus Gefangenenaussagen hervorgeht, glaubten die Franzosen, zaß die erwartete Fortsetzung des deutschen ngriffs von der be⸗ waldeten Kuppe, also vom rechten deutschen Flügel, ausgehen würde. In Erwartung eines Stoßes aus dieser Richtung warfen sie nam⸗ zafte Verstärkungen nach dieser Stelle. Von den eroberten sranzösi⸗ schen Beobachtungsstellen aus, wo das ganze Aisnetal samt Soissons mit Kathedrale zu Füßen liegt, konnte das Herankommen dieser Re⸗ serven auf Kraftwagen und mit der Eisenhahn gut beobachtet werden.
Der deutsche Angriff erfolgte am 13. Januar aber an ganz anderer Stelle. Völlig überraschend für den Gegner waren es Mitte und linker Flügel der Deutschen, die sich als Angriffsziel die Besitz⸗ nahme der Hochfläche von Vregny gesetzt hatten, auf der sich der Feind in einem ganzen System von Schützengräben eingerichtet hatte und ganz sicher zu fühlen schien.
Wiederum war es der Schlag der Mittagsstunde, der hier unsere Truppen zu neuen Taten aufrief. Punkt zwölf kam Leben in die deutschen Gräben, es folgte ein mächtiger Sprung; 12 Uhr 3 Minuten war die erste Verteidigungslinie der Franzosen, 12 Uhr 13 Minuten die zweite genommen, ein Flankenangriff von dem Wald von Vregny kam bei der Schnelligkeit des Vorgehens gar nicht mehr zur Wirkung, ind am späten Nachmittage des 13, war der ganze Hoch⸗ flächenrand in deutscher Hand. Der Feind vermochte sich nur noch in den Mulden und auf den zum Aisnetal abfallenden Hängen zu halten. Das Gelingen dieses deutschen Angriffs brachte die in der Gegend der bewaldeten Föhe gegen den deutschen rechten Flügel vordringenden Franzosen in eine verzweifelte Lage. Denn als am 14. Januar der äußerste rechte Flügel der Deutschen seinen um⸗ eassenden Anariff weeder aufnahm, und aus der Mitte — über Crouy — deutsche Truppen nun westwärts einschwenkten, da blieb den gegen die bewaldete Höhe vorgedrungenen Franzosen nichts anderes übrig, als sich zu ergeben. Ein Zurück gab es jetzt nicht mehr, da die deutsche schwere Artillerie das Aisnetal beherrschte. AUm gleichen Tage wurde der Feind auch von den Hängen der Höhen von Vregny hinuntergeworfen, soweit er nicht schon während der Nacht gegen und über die Aisne zurückgeflunet war. Eine Kompagnie des Leibregiments drang bei Dunkelheit sogar in die Vorstädte von Soissons ein. Unsere Patrouillen säuberten das ganze Vorgelände bis zur Aisne vom Feinde; nur in dem Flußbogen östlich der Stadt ver⸗ mochten sich französische Abteilungen noch zu behaupten.
In den mehrtägigen Kämpfen bei Soissons wurde der Feind auf einer Frontbreite von etwa 12 bis 15 km um 2 bis 4 km zurück⸗ geworfen trotz seiner starken Stellungen und trotz seiner numerischen Ueberlegenheit. Auf seiner Seite hatten die 14. Infanterie⸗ und 55. Reservedivision, eine gemischte Jägerbrigade, ein Territorial⸗ infanterieregiment, außerdem Turkos, Zuaven und marokkanische Schützen gefochten. Von dieser Truppenmacht gerieten mehr als 5000 Mann in deutsche Gefangenschaft; die Kriegsbeute war sehr ansehnlich. Es wurden erobert 18 schwere, 17 leichte Geschütze, ferner Revolverkanonen, zahlreiche Maschinengewehre, Leuchtpistolen, Gewehr⸗ und Handgranaten, endlich außerordentlich große Mengen von Infanterie⸗ und Artilleriemunition.
Diesen glorreichen Kampf führte die deutsche Truppe nach langen Wochen des Stilliegens in einem Winterfeldzuge, dessen Witterung Regenschauer und Sturmwinde waren. Auch an den Kampftagen selbst hielten Regen und Wind an. Die Märsche erfolgten auf grundlosen Wegen, die Angriffe über lehmige Felder, durch verschlammte Schützengräben und über zerklürtete Steinbrüche. Vielfach blieben dabet die Stiefel im Kot stecken, der deutsche Soldat focht dann barfuß weiter.
Was unsere wundervolle Truppe — zwar schmutzig anzusehen, aber prachtvoll an Körperkraft und kriegerischem Geiste — da geleistet hat, ist über alles Lob erhaben. Ihre Tapferkeit, ihr Todesmut, ihre Ausdauer und ihr Heldensinn fanden gebührende Anerkennung dadurch, daß ihr oberster Kriegsherr, der in jenen Stunden unter ihnen weilte, die verantwortlichen Führer noch auf dem Schlachtfelde mit hoben Ordensauszeichnungen schmückte. Bekanntlich wurde der General der In⸗ fanterie von Lochow mit dem Orden pour le mérite und der General⸗ leutnant Wichura mit dem Komtur des Hausordens der Hohenzollern ausgezeichnet.
Neben einer energischen, zielbewußten und kühnen Führung und der großartigen Truppenleistung ist der Erfolg der Schlacht bei Soissons der
glänzenden Zusammenarbeit aller Waffen, vor allem der Infanterie, Feldartillerie, Fußartillerie und der Pioniere zu verdanken, die sich gegenseitig aufs vollendetste unterstützten. Auch die Fernsprechtruppe hat nicht wenig zum Gelingen des Ganzen beigetragen. Auf Truppen und Führer solchen Schlages kann das deutsche Volk stolz sein. 3 8 8
Westlicher Kriegsschauplatz.
Großes Hauptquartier, 17. Januar. (W. T. B.) In Flandern beiderseits nur Artilleriekampf. Bei Blangy söstlich Arras) sprengten wir ein großes Fabrikgebäude und machten dabei einige Gefangene. Von der übrigen Front ist außer Artilleriekämpfen von wechselnder Heftigkeit und der Fortsetzung der Sappen⸗ und Minenkämpfe nichts von Be⸗ deutung zu melden. In den Argonnen kleine Fortschritte. Sturm und Regen behinderten fast auf der ganzen Front die Gefechtstätigkeit.
Vor etwa 4 Wochen wurde hier der allgemeine Angriffs⸗ befehl veröffentlicht, den der französische Oberbefehlshaber kurz vor dem Zusammentritt der französischen gesetzgebenden Körper⸗ schaften im Dezember erlassen hatte.
Die Angriffsversuche der Gegner auf dem Westkriegs⸗ schauplatz, die daraufhin einsetzten, haben die deutsche Heeres⸗ leitung in keiner Weise behindert, alle von ihr für zweckmäßig erachteten Maßnahmen durchzuführen. Sie haben dem Feinde an keiner Stelle irgend nennenswerten Gewinn gebracht, während unsere Truppen nördlich La Bassée, an der Aisne und in den Argonnen recht befriedigende Fortschritte zu verzeichnen hatten.
Die feindlichen Verluste während dieser Zeit betragen an von uns gezählten Toten etwa 26000 und an unver⸗ wundeten Gefangenen 17 860 Mann; im ganzen werden sie sich, wenn man für die Berechnung erwundeten das
Erfahrungsverhältnis von 1:4 einsetzt, abgesehen von Kranken, nicht beobachteten Toten und „Vermißten“, auf mindestens 150 000 Mann belaufen.
Unsere Gesamtverluste im gleichen Zeitraum erreichen noch nicht ein Viertel dieser Zahl. Oberste Heeresleitung.
Großes Hauptquartier, 18. Januar. (W. T. B.) In der Gegend von Nieuport nur Artilleriekampf. Feind⸗ liche Angriffsbewegungen sind in den letzten Tagen nicht wahrgenommen. An der Küste wurden an mehreren Stellen englische Minen angeschwemmt. Bei La Boisselle nord⸗ östlich Albert warfen unsere Truppen im Bajanettangriff Franzosen, die sich im Kirchhof und im Gehöft süd⸗ westlich davon wieder festgesetzt hatten, heraus, und machten 3 Offiziere 100 Mann zu Gefangenen. Im Argonnerwalde wurden mehrere französische Gräben erobert, die französischen Besatzungen fast aufgerieben. Ein Angriff der Franzosen auf unsere Stellungen nordwest⸗ lich Pont à Mousson führte auf einer Höhe zwei Kilo⸗ meter südlich Vilcey bis in unsere Stellung; der Kampf dauert noch an. In den Vogesen und im Oberselsaß herrschte starkes Schneetreiben und Nebel, die die Gefechtstätigkeit be⸗ hinderten. 8 Oberste Heeresleitung.
Oestlicher Kriegsschauplatz
Großes Hauptquartier, 17. Januar. (W. T. B.) Die Lage ist im allgemeinen unverändert. Oberste Heeresleitung.
Großes Hauptquartier, 18. Januar. (W. T. B.) In Ostpreußen ist die Lage unverändert. Im nörd⸗ kichen Polen versuchten die Russen über den Wkraabschnitt bei Radzanow vorzustoßen, wurden aber zurückgewiesen. In Polen westlich der Weichsel hat sich nichts wesentliches ereignet. Oberste Heeresleitung.
Wien, 16. Januar. (W. T. B.) Amtlich wird ge⸗ meldet: In Polen, Galizien und in den Karpathen ist die Lage unverändert. Am Dunajec erzielte unsere Artillerie im Kampfe mit feindlicher Feld⸗ und schwerer Artillerie abermals schöne Erfolge.
Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes: von Hoefer, Feldmarschalleutnant. 8
Wien, 17. Januar. (W. T. B.) Amtlich wird gemeldet: Die Lage ist unverändert. In Polen, am Dunajec und im Raume südlich Tarnow Geschützkampf, der mit wechselnder Intensitäat den ganzen Tag hindurch anhielt. In den Karpathen herrscht Ruhe. Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes
von Hoefer, Feldmarschalleutnant. “
Budapest, 17. Januar. (W. T. B.) Wie das Blatt „Az Est“ aus Bistritz (Siebenbürgen) erfährt, finden zwischen Pezserita und Jakobeni (Bezirk Kimpolung, Bukowina) Vor⸗ postenplänkeleien statt. Gegen einen Paß vor Jakobeni, der den Russen für ihr Vordringen unbedingt nötig ist, ent⸗ sandten sie heute zum dritten Male eine Aufklärungskompagnie, die gerade so, wie ihre beiden Vorgängerinnen, von gutgedeckten Geschützen bis auf den letzten Mann vernichtet wurde.
II ” 8 8 1“ 116“*“ Der Krieg in den Kolonien.
Berlin, 16. Januar. (W. T. B.) Ueber die Schlacht von Tanga, die größte bisher auf dem Boden unserer Kolonien erfolgte Waffentat, liegen jetzt amtliche Meldungen des Gouverneurs von Deutsch Ostafrika vor. Danach war der Erfolg weit bedeutender, als die englischen Berichte zugegeben haben. Die Kämpfe haben am 3., 4. und 5. November stattgesunden. Am 2. November erschienen die Engländer mit zwei Kriegsschiffen und zwölf Transport⸗ schiffen vor Tanga und forderten bedingungslose Uebergabe, die aber vom Gouverneur Dr. Schnee abgelehnt wurde. Darauf dampften die Schiffe ab, erschienen aber am dritten Tage vor Tanga und landeten vor Ras Kasone ein euro⸗ päisches und vier indische Regimenter, darunter auch Kavallerie, mit etwa acht Maschinengewehren und neun Geschützen. Auch Marinetruppen wurden ausgeschifft. Die schweren Schiffsgeschütze des Kreuzers „For“ unterstützten den Angriff der Feinde von der See aus. Das feindliche Landungskorcs wurde in erbitterten dreitägigen Kämpfen mit schweren Verlusten auf feindlicher Seite zurück⸗ geschlagen. Am 4. November währte der Kampf ununter⸗ brochen 15 ½ Stunden. Am Abend fand das entscheidende Gefecht gegen die gesamte feindliche Streitmacht trotz heftigster Beschießung der Stadt durch feindliche Schiffsgeschütze tntt Das Feuer unserer Geschütze setzte einen englischen Transport⸗ dampfer in Brand. Auch der Kreuzer „Fox“ erhielt schwere Treffer. Am 6. zogen die englischen Schiffe nach Norden ab. Das Landungskorps hatte eine Stärke von ungefähr 8000 Mann, während die Unsrigen 2000 Mann zählten. Die Verluste der Engländer betrugen über 3000 Mann an Todten, Verwundeten und Gefangenen. Unsere Verluste waren gering; ziffern⸗ mäßige Angaben stehen noch aus. Erbeutet wurden nach flüchtiger Zählung: 8 Maschinengewehre, 300 000 Patronen, 30 Feldtelephonapparate, über 1000 wollene Decken, ferner viele Gewehre und Ausrüstungsstücke und große Mengen Proviant. Die Stimmung unserer siegreichen Truppen (Schutz⸗ und Polizeitruppe und Kriegsfreiwillige aus dem Schutzgebiet) war ausgezeichnet; auch die Askari bewiesen aufopfernde Hin⸗ gabe und Heldenmut. Die volle Tragweite der englischen Niederlage ist von hier aus noch noch nicht annähernd zu übersehen.
Der Krieg der Türkei gegen den Dreiverband.
Konstantinopel, 17. Januar. (W. T. B.) Das Haupt⸗ quartier teilt über die vorgestern gemeldete Versenkung des französischen Unterseebootes „Saphir“ am Ein⸗ gange der Dardanellen mit: Das Unterseeboot wollte sich dem Eingange der Dardanellen nähern, ohne sich zu zeigen. Hierbei stieß es auf eine Mine und sank. Die Bemühungen unserer Motorboote, die Ueberlebenden der Besatzung zu retten, bilden eine edle Antwort auf die Unmenschlichkeiten, die von unseren Feinden begangen worden sind.
Konstantinopel, 17. Januar. (W. T. B.) Das Haupt⸗ quartier teilt mit: Unsere im Kaukasus operierenden Truppen setzen seit einigen
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Tagen an der Grenze einen
erbitterten Kampf gegen die Russen fort, die beträcht⸗ liche Verstärkungen erhalten haben.
Der Kommandant der türkischen Armee im Kaukasus teilt amtlich mit, daß die Russen wie die Wilden gegen das Völkerrecht und die Gesetze der Zivilisation handeln. Während ihres Rückzuges haben sie ihren eigenen Landsleuten, die muselmanischen Glaubens sind, die Augen ausgestochen, Greise und schutzlose Kinder getötet. Als sie gezwungen waren, sich aus dem türkischen Gebiet zurückzuziehen, in das sie bei Beginn der Feindseligkeiten eingefallen waren, haben sie die waffenlose Bevölkerung als Gefangene mit⸗ genommen und all ihr Hab und Gut und ihr bares Geld mit Beschlag belegt, ohne den davon Betroffenen hierüber irgend ein Schriftstück auszustellen. Außer diesen Handlungen der Feigheit tuen die Russen etwas, was keine Nation und kein zivilisiertes Heer zu tun wagen würde: Sie greifen die Feld⸗ hospitäler an, hauen die Verwundeten in Stücke und weigern sich, was ihrer Barberei die Krone aufsetzt, den Roten Halb⸗ mond, der durch die Genfer Konvention als neutral anerkannt ist, anzuerkennen. Die türkische Regierung macht es sich zur Pflicht, diese Handlungen der Barberei der zioilisierten Welt zu unterbreiten.
Parlamentarische Nachrichten
Das Mitglied des Hauses der Abgeordneten Graf von der Recke⸗Volmerstein (kons.), Gutsbesitzer und Landesältester in Friedrichswalde bei Polkwitz (Bez. Liegnitz), Vertreter der Kreise Glogau und Lüben im Regierunasbezirk Liegnitz, ist nach einer Meldung des „W. T. B.“ 17. d. M in Wiesbaden gestorben.
Land⸗ und Forstwirtschaft.
In der Königlichen Landwirtschaftlichen Akademie Bonn⸗Poppelsdorf beträgt die Gesamtzahl der Studie⸗ renden im laufenden Winterhalbjahr 1914/15 nach vorläufiger Fest⸗ stellung 432 (542), und zwar: 413 (512) ordentliche Hörer, — (2) außerordentliche Hörer, 19 (28) Gasthörer. Unter den ordentlichen und außerordentlichen Hörern befinden sich 267 (354) Studierende der Landwirtschaft, 146 (160) Studierende der Geodäsie und Kultur⸗ technitk. (Die entsprechenden Zahlen des letzten Sommersemesters sind zum Vergleich in Klammern beigefügt.) Von den ordentlichen Hörern des Winterhalbjahrs 1914/15 sind dem Heere eingereiht 294, bei den Organisationen des Roten Kreuzes tätig 4, aus sonstigen Gründen beurlaubt 25, zusammen 323.
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aannst und Wissenschaft.
„Ein Stettiner Bürger, der ungenannt bleiben will, hat den städtischen Behörden eine Schenkung von 100 000 ℳ für die Ausstattung des Kuppelsaales im Stadtmuseum mit der Bestimmung gemacht, daß damit zugleich ein Andenken an das große Jahr 1914 geschaffen werde und sowohl die Wandgemälde als auch die etwa im Kuppelsaale aufzustellenden Statuen sich in irgend einer Weise auf diese Zeit beziehen, wobei der Geber diese Beziehung nicht zu eng fassen will; vor allem kommt es ihm darauf an, daß die allgemein menschlichen Grund⸗ lagen der Zeit in den Bildwerken ihren Ausdruck finden. Ueber die Art der Ausführung des Plans soll nach den Vorschlägen des Museumsdirektors, der jedesmal das Einverständnis des Spenders einholen soll, eine besondere Kommission unter dem Vorsitz des Ober⸗ bürgermeisters beschließen. Derselbe Ungenannte hat, dem „Ctcerone“ zufolge, weitere 100 000 ℳ und, wenn nölig 120 000 ℳ zu Zwecken des Baues eines Krematoriums auf dem Hauptfriedhof zur Verfügung gestellt, wofür auch bereits andere Zuwendungen vorhanden sind. 8
Die Gründung Alexandriaz. Seit der Erbauung des Suezkanals ist die Bedeutung Alexandrias gegenüber Port Said wohl etwas zurückgetreten, doch ist die Stadt, mit deren Beschießung und Besetzung durch die Engländer im Juli 1882 die britische Herrschaft in Aegypten begründet wurde, auch heute noch ein Hauptstützpunkt dieser Herrschaft, und bei längerer Dauer des Krieges wird sie viel⸗ leicht noch eine wichtige Rolle zu spielen berufen sein. Ueber die Gründung der Stadt wußte man im allgemeinen nur, daß sie von Alexander dem Großen auf seinem Zuge nach Aegypten
im Jahre 331 vor Christi Geburt an Stelle des ägyptischen Hafen⸗
orts Rakote E und nach dem Gründer benannt sei. Was aber an Einzelheiten darüber erzählt wird, trägt deutlich den Charakter der Legende und ist keineswegs sichere geschichtliche Ueberlieferung. Es ist wenig bekannt geworden, daß eine geschichtliche Urkunde, eine Hiero⸗ glypheninschrift vorhanden ist, die die Erzählung von der Gründung der Stadt durch Alexander in das Bereich der Sage verweist. Im Jahre 1870 wurde ein Denkmal mit dieser Inschrift über die Er⸗ bauung der Stadt gefunden. Das Denkmal ist etwa 317 vor Christi, also sieben Jahre nach Alexanders Tode, errichtet worden, und zwar zu Ehren Ptolemäus I., der sich damals noch nicht König, sondern Satrap Aegyptens nannte. Der Krieg von 1870/71 lenkte die Aufmerksamkeit auch der Ge⸗ lehrten so sehr ab, daß die wissenschaftliche Veröffentlichung der Inschrift wenig beachtet wurde und die kritische Nachprüfung ihres veete damals unterblieb. Erst nach mehr als 30 Jahren machte
arl Niebuhr darauf aufmerksam, daß in dieser Inschrift der erste
tolemäer mit dürren Worten erzählt, er selbst habe die Stadt er⸗ aut: Er läßt die Priester (Anlaß der Inschrift war die Wieder⸗ herstellung einer frommen Stiftung) schreiben: „Ptolemäus, ein blühender Mann, mit verständigem Rat, ein Lenker der Soldaten, gebot über Aegypten. Er errichtete seine Residenz, welche die etunc des Königs Alexander heißt, am Ufer des Meeres der Griechen; rüher hieß sie Rakote.“ Der Satrap, der damals noch den unmündigen Sohn Alexanders als seinen König anerkannte, hat also die Residenz lediglich nach dem verstorbenen König benannt und dadurch einen Akt der Pietät ausgeübt. Niebuhr weist darauf hin, daß Alexander der Große überhaupt nicht lange in Aegypten geweilt haben kann und daß seine Politik sich vielmehr auf die schon längst im nahen Naukratis ansässigen Griechen stützte. Solange noch das Perserreich eine Gefahr von Osten her bedeutete, lag diese Maßregel in den Verhältnissen begründet; Statthalter Alexanders in Unterägypten war Kleomenes aus Naukratis. Ptolemäus I. bekam Aegypten erst bei der großen Teilung nach dem Tode des Königs. Er begann seine Ver⸗ waltung mit der Hinrichtung des Kleomenes und er drückte Naukratis, den alten griechischen Hafenplatz, zu einer Provinzialgemeinde herab. Erst unter solchen Umständen wird die Gründung einer neuen Stadt wahrscheinlich, auf die der Verkehr von Naukratis übergeleitet werden sollte, und diesen Hergang von Alexandrias Entstehung läßt die In⸗ schrift deutlich erkennen. Später gelang es Ptolemäus, den Leichnam Al⸗xanders nach Alexandria zu schaffen; das rasche Aufblühen der Residenz, die bald zum geistigen wie zum Handelsmittelpunkt der er⸗ weiterten Griechenwelt wurde, führte im Verein mit ihrem Namen sehr bald die naheliegende Sage der Gründung durch Alexander herbei, die dann ferner mit allerlei prophetischen Einzelheiten aus⸗ geschmückt wurde.