Die Sammlung für Ostvreußen, die am Erntedankfest in den evangelischen Kirchen veranflaltet worden ist, hat die stattliche Summe von mehr als 420, 000 ℳ ergeben. Der Evangelische Oberkirchenrat richiet einen Dankerlaß an die evangelischen Gemeinden der Landeskirche, in dem es heißt: „Wir erblicken in diesem Kollektenertrage ein erhebendes und herzerquickendes Zeugnis für die in der Bruderliebe sich aus⸗ wirkende Glaubenkeinheit der evangelischen Glaubensgenossen unseres Vaterlandes, die in Befolgung des Schriftwortes: „Einer trage des anderen Last“ die Not unserer ostpreußischen Brüder als eigene Not mitempfunden haben. Es ist uns angesichts dieser herr⸗ lichen Bewährung evangelischer Bruderliebe ein herzliches Bedürfnis, den Gemeinden unserer Landeskirche unseren wärmsten Dank dafür zu sagen, daß unser Aufruf zur Linderung der ostpreußischen Not ein so volltönendes Echo in den Herzen der Glieder unserer Kirche gefunden hat. Wir rusen jedem einzelnen, der zu dieser Kollekte seinen Beitrag gesteuert hat, ein herzliches „Gott vergelt's!“ zu. Die so schwer betroffenen Gemeinden Ostpreußens haben durch den Mund ihrer Provinzialsynode, der wir zu unserer Freude von dem Ergebnis der Sammlung Mitteilung machen konnten, ebenfalls zum Ausdruck gebracht, daß diese Tat Ib Liebe in den Herzen aller Ostpreußen tiefen, dankbewegten iderhall findet. Wir bringen dies hiermit zur Kenntnis unserer Gemeinden. Gott wolle Geber und Gaben segnen, unsere ostpreußischen Brüder vor Wiederholung ähnlicher Schicksale, wie der bereitls erlebten, in Gnaden bewahren, unserem Vaterlande aber einen haldigen, ehren⸗ vollen, dauernden Frieden bescheren und uns aus der Not der Zeit für unsere Kirche und unser Volk reiche Ewigkeitsfrucht erwachsen lassen!
Ueber das Ergebnis der „Reichswollwoche“ liegen ab⸗ schließende Zahlen noch nicht vor, doch kann gesagt werden, daß es weit glänzender ist, als vorauszusehen war. In Berlin allein sind über 500 000 Pakete im Gewichte von 5 Pfund bis zu 5 Zentnern eingeliefert worden. Von den Vororten hat z. B. Friedenau 400 Raummeter Sammlungsergebnis aufzuweisen. In auswärtigen Städten sind die Ergebnisse nicht geringer. Die Stadt Görlitz z. B. kündigte die Lieferung von 15 000 Decken in drei Waggons an, Frankfurt a. M. sogar 50 000 Decken. Es besteht hiernach kein Zweifel mehr daran, daß dem vorhandenen Bedürfnis nach Decken alsbald genügt sein wird. Es gibt keinen Teil des Reiches, wo die Bereitwilligkeit zu allen erforderlichen Dienstleistungen und die Opfer⸗ willigkeit irgendwie zurück eblieben wäre.
Der Jahresbericht des „Reichsverbandes zur Unte stützung deutscher Veteranen“, Berlin W. 9, Potsdamer Straße 126, zeigt, in welcher segensreichen Weise der Verband in seinem zweiten Geschäftsjahre 1914 gearbeitet hat. Es wurden 3650 Veteranen einmalige Unterstützungen gewährt, während 230 Veteranen mit laufenden Beihilfen, die allmonatlich zur Auszahlung gelangen, bedacht wurden. Außerdem überwies der Reicksverband für Unterstützungs⸗ zwecke dem sächsischen Kriegsministerium in Dresden 5000 ℳ, dem Landeskriegerverband zu Berlin 3250 ℳ, dem Württembergischen Kriegerbund zu Stuttgart 2500 ℳ, dem Arbeitsausschuß des Altonaer Ortsausschusses für die Düppelfeier 100 ℳ. Ferner wurde an 116 Veteranen von 1864 anläßlich der Düppelfeier eine Spende ver⸗ teilt. In Berlin werden zurzeit täglich auf Kosten des Reichsverbandes 100 Veteranen gespeist. Das Interesse, das alle Kreise des deutschen Volkes an den Aufgaben des Reichsverbandes bewiesen haben, zeigt sich besonders darin, daß die Mitgliederzahl, die zu Beginn des Jahres 1914 5000 betrug, bis zum 31. Dezember 1914 auf uͤber 15 000 gestiegen ist. Durch diese so günstigen Erfolge ist der Reichsverband, der in Erweiterung seiner bisherigen Aufgaben auch die Unterstützung der jetzigen Kriegsteilnehmer bewirkt, in den Stand gesetzt, zunächst weitere 100 000 ℳ für diese Zwecke bereitzustellen und für das Jahr 1915 laufende Unterstützungen an 450 Veteranen vorzusehen. v
Kunst und Wissenschaft.
Die Bächerei des Kunstgewerbemuseums wird vom 1. Februar ab von 10 Uhr Morgens bis 8 Uhr Abends ge⸗ öffnet sein.
Licht und Elektrizität. Unter diesem Titel soll hier nicht von der Einwirkung die Rede sein, die die Eiektrizität auf unsere Beleuchtung ausübt — es sei nur an die Halbwattlampe erinnert —, sondern von dem inneren Zusammenhang, der zwischen Licht und Elek⸗ trizität besteht, wie er in einer der letzten Sitzungen der „Deutschen Physitalischen Gesellschaft“ von dem Leiter des Physikalischen Insti⸗ tuts der Berliner Universität, Professor Rubens, ausetnanderzesetzt worden ist. Eine klare Erkenntnis von der Art dieses längst geahnten Zusammenhanges gab die Entdeckung der Hertzschen Wellen der elektrischen Kraft (1888), die eine glänzende Bestätigung der elektromagnetischen Lichttheorie von Maxwell bildete, wonach elektrische Wellen und Lichtwellen irgend welchen Wesensunterschied nicht haben, sondern lediglich durch Wellenlänge und Schwingungszahl verschirden sind. Diese beiden in enastem Zusammenhang stehenden wesentlichen Merk⸗ male einer Wellenbewegung sind für die Wahrnehmung der Be⸗ wegung durch unsere Sinnesorgane maßgebend. Ganz langsame Vibrationen in der Luft nimmt unser Ohr nicht wahr, die Zahl der Schwingungen in der Sekunde muß schon auf über 30 steigen, wenn wir hören sollen, und zwar vernehmen wir dann einen ganz tiefen Ton, dessen Höhe sich andauernd mit der Schwingungs⸗ zahl zugleich steigert, bis bei etwa 40 000 Schwingungen in der Sekunde — die Geenze ist für verschiedene Menschen verschieden — die Wahrnehmung aufhört, obwohl auch Luftschwingungen von mehreren Hunderttausenden in der Sekunde vorkommen. Aehnlich verhält es sich mit den Lichtschwingungen, nur handelt es sich hier um ganz andere Zahlen, nämlich um Billionen von Vibrationen in der Sekunde. Gewöhnlich gibt man aus Bequemlichkeitsgründen die als Gegenstück dazu ganz außerordentlich geringen Wellenlängen an, die nach wenigen Zehntausendsteln eines Millimeters zählen. Die längsten Wellen, die unser Auge wahrnimmt, sind diejenigen, die die Empfindung des Roten hervorrufen (acht Zehntausendstel Millimeter). Die Wellenlänge nimmt dann durch alle Farben des Spektrums ab bis zu den violetten, die nur halb so lang sind. Aber sowohl über das rote wie über das violette Ende des Spektrums hinaus bestehen Lichtwellen, wenn sie unserm Auge auch nicht sichtbar sind; sie verraten sich durch die von ihnen ausgehenden chemischen und Wärmewirkungen. Die Länge der von Hertz dargestellten elektrischen Wellen betrug mehrere Meter, und es gelang dann, elektrische Wellen von immer geringerer Größe zu erzeugen bis berunter zu fast 1 mm. Andererseits konnte
an ultraviolette Lichtwellen von immer größerer Länge nachweisen, bis herauf zu einigen Zehnteln eines Millimeters, sodaß jetzt er noch zu überspannende Raum kaum noch eine Oktave beträgt, um den direkten und unmittelbaren Nachweis des Zusammenfallens der Licht⸗ und elektrischen Wellen zu führen. Aber noch in anderer Weise kann dieser Nachweis geführt werden. Aus den Grundlagen der eleltromagnetischen Lichttheorie folgt, daß gewisse, für das optische Verhalten der Stoffe charakteristische Größen (Brechungsvermögen, Refl⸗ktionsvermögen) in einem ganz bestimmten, mathematisch leicht
usdrückbaren Zusammenhang stehen müssen mit einer das elektrische Verhalten desselben Körpers kennzeichnenden Größe. Ein Niecktleiter der Elektrizität oder ein Dielektrikon, wie man ihn in der modernen Elektriznätslehre sich denkt, ist nicht etwa vollkommen gleichgültig gegen allee elektrischen Einwirkungen, sondern in seinem Verhalten durch eine Groöße charakteristert, die man seine Dielaktrizitätskonstante nennt. Den von der Theorie geforderten Zusammenbang zwischen dieser Dielektrizitätskonstante und den optischen Größen bei einer ganzen
Reihe von Stoffen hat Rubens durch neue von ihm ersonnene geist⸗
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volle Methoden experimentell geprüft und schöne Bestaͤtigung für den Zusammenhang wischen Elektrizität gefunden.
Land⸗ und Forstwirtschaft.
Das französische Ackerbauministerium veröffentlicht statistische Zahlen über die die jährige Weizenernte. Danach sind im Jahre 1914 87 Millionen Zentner Weizen geerntet worden; die Vorräte beim Kriegsausb uch waren auf 5 Millionen Zentner geschätzt. Der normale Verbrauch Frankreichs beträgt 94 Millionen Zentner Weizen; also fehlten 2 Millionen Zentner, die zu imporrseren blieben. Dage en sei die normale Produktion der von den deutschen Heeren besetzten Gebiete 7 700 000 Zentner Weizen, wodurch des Defizit auf 9 700 000 Zentner erhöht sei. Es seien aber bereits im August rund 9 ½ Millionen Zentner Weizen und Weizenmehl eingeführt worden, und die Gesamtlage sei deshalb befriedigend. 8
Zu dieser Statistik des französischen Ministeriums bemerkt die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung“. 4
Die Rechnung ist nicht richtig, weil die Bevölkerung des be⸗ setzten Achtels des französischen Bodens von der Ernte des eigenen Landes lebt, nicht aber von der Ernte der unbesetzten sieben Achtel des französischen Territoriums. Zutreffend jedoch ist, daß für diese sieben Achtel reichlich Brotgetreide in Freahfic vorhanden sein dürfte, im Gegensatz zu England, wo si des Wegfalls der deutschen Frachtreederei, von Mißwachs in Australien und dem Ausfall der russischen Weizenzufuhr eine unerhörte Verteuerung der Seefrachten und eine empfindliche Steigerung des Preises aller Lebensmittel und besonders des Brotes fühlbar macht.
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Licht
und
Laut Meldung des „W. T. B.“ macht die Sicherurg der nächsten Weinernte in Frankreich den Weinbauern wegen des Fehlens von Schwefel und Kupfersulfat Sorgen. Die französische Schwefel⸗ produktion beträgt nur noch fünf Zehntel des Vorjahres. Die Preise sind schnell gestiegen. Zwei Deputierte der Ostpyrenäen baten den Ackerbauminister dringend, England um Versorgung damit zu ersuchen, da sonst die nächste Weinernte verloren sei.
Gesundheitswesen, Tierkrankheiten und Absperrungs⸗ maßregeln.
Das Kaiserliche Gesundheitsamt meldet den Ausbruch der Maul⸗ und Klauenseuche vom Fettviehmarkt in Dortmund und vom Zentralviehmarkt in Hamburg am 28. Januar d. J.
Verkehrswesen.
Das Reichspostamt hat im Einvernehmen mit dem Kriegs⸗ ministerium die Bestimmungen über die Behandlung unanbring⸗ licher Zeitungen an Bezieher im Felde folgendermaßen geändert. .
Alle durch die Post bei heimischen oder bei Feldpostanstalten be⸗ stellten Zeitungen, die den Empfängern bei der Truppe nicht ausge⸗ händigt, auch nicht nachgesandt werden können, werden küeftig nicht mehr von den Feldpostanstalten in die Heimat zurückgesandt, sondern den Truppenteilen zur freien Verwendung überlassen, solange als nicht von berechtigter Seite (Bezieher, Angehörige, Verleger usw.) anderweit darüber verfügt wird. Von Verwandten oder Be⸗ kannten der Feetang br em oder von den Verlegern un⸗ mittelbar in Briefforertrurandte Exemplare körmen nur insoweit dem Truppenteil überlo den, als sie mit einem Vermerk über die Preisgabe in der B———t versehen sind. Um durch die Fr igabe der unanbringlichen Z0 molare an die Truppenteile des Feld⸗ heers dessen Betsorgung ear Agsestoff zu fördern, empfiehlt es sich, daß die Absender von Zeitungen in Briefform stets, den Vermerk: „falls unbestellbar, zur Verwendung des Truppenteils! in der Aufschrift angeben, namentlich bei Herstellung der Aufschrift durch Druck den Vermerk gleich mitdrucken lassen.
Die Entwickelung der Feldpost. Schon im Altertum stellte sich ein Bedürfnis nach einer Verbindung der im Felbe stehenden Truppen mit der Heimat heraus. Aber alle Ein⸗ richtungen, die hierzu getroffen wurden, waren naturgemäaͤß rein polttisch⸗milttärischer Art, sie dienten wesentlich für den amt⸗ lichen Schriftwechsel und für die Briefe der Könige und Heer⸗ führer; Privatbriefe von Soldaten wurden nur ganz gel genttich mitbefördert. Das war selbstverständlich zu einer Zeit, in der das Postwesen überhaupt noch ganz unentwickelt war und Privatbriefe an sich zu den Seltenbeiten gehörten. Nur wo die Post sich zu einem regelrechten Verkehrsmittel entwickelt halte — was aller⸗ dings in manchen großen Reichen des Altertums schon recht früh geschab — versuchte man sie auch den in der Ferne kämpfenden Truppen nutzbar zu machen, so namentlich wäbrend der Feldzüge Alexanders des Großen. In Eurova und besonders in Deutschland wissen wir jedensalls von einem regelmäßigen Feldpostdienst erst ver⸗ hältnismäßig spät; aus dem Dreißigjährigen Krieg ist noch nichts davon überliefert — kein Wunder, da dieser verwüstende Krieg auch die Sicherheit des regelmäßtgen Postverkehrs in weiten Teilen Deutsch⸗ lands vernichtete. Aber schon unter dem Großen Kurfürsten wurde die Grundlage zu einer Feldposteinrichtung gelegt, und sein Enkel, der Soldatenkönig Friedrich Wilhelm I., der so viel für die fpätere Machtentfaltung Preußens getan hat, richtete wäh⸗ rend des nordischen Krieges im Ile 1716 das erste förm⸗ liche Feldpostamt ein, das der Armee folgte und durch reitende Postillione eine regelrechte Verbindung mit dem nächsten Postkurs aufrecht erhielt. Die Briefe an die Truppen durften nur an be⸗ sonders dazu kommandierte Leute abgegeben werden, dagegen konnten die Soldaten auch unmittelbar Briefe beim Feldpostamt aufgeben. See der Große bildete die Einrichtung weiter aus, sodaß jedes rmeekorps einem Feldpostamt zugeteilt war und beim Aus⸗ bruch des baverischen Erbfolgekrieges (1778) ließ er ein zahl⸗ reiches Korps für den Feldpostdienst einrichten. Auch während der Befreiungskriege hatte jedes preußische Korps ein Feld⸗ postamt und jede Brigade, die der heutigen Division entsprach, eine Feldexpedition. Der Plan für diese Feldposteinrichtung war zugleich mit dem Plan für die Mobilmachung schon seit einigen Jahren von Gneisenau in Verbindung mit dem Generalpostmeister von Seege⸗ barth ausgearbeitet worden, aber trotzdem blieb die Beförderung natürlich so langsam, wie wir uns das heute kaum vorstellen können, nachdem Eisenbahn und Telegraph das Verkehrewesen von Grund aus umgewandelt haben. Auch die Feldpost wurde damals auf eine neue Basis gestellt und hat in neueren Kriegen ihre Feuerprobe bestanden. Während des Krieges von 1866 liefen täglich 30 000 Briefe von und zum Heer, und die 1866 gemachten Erfahrungen bildeten die Unterlage für die schon im folgenden Jahre in Angriff genommene Ausgestaltung der Feldpost, die durch den Generalpostmeister Stephan auf eine von andern Völkern unerreichte Höhe gebracht wurde und sich während des Krieges von 1870,71 glänzend bewährte. Es waren während des Krieges in Tätigkeit: ein Feldoberpostamt, 5 Armeepostämter, 15 Feld⸗ postämter sowie je eine Feldexpedition für jede Infanterie⸗ und Kavalleriedivision und für die Korpsartillerie und ferner 5 Etappen⸗ postdirektionen. Auf dem Kriegsschauplatz waren tätig 411 Post⸗ anstalten mit 2140 Beamten, die rund 96 Millionen Postsendungen,
Mark, bearbeitet haben. Die Postanstalten dehnten ihre Wirtsamkeit bis auf die Schlachtfelder aus, wo fliegende Bureaut Briefe ein⸗ sammelten und für Verwundete Postkarten schrieben. Die Aufgaben der Feldpost im gegenwärtigen Weltkrieg sind naturgemäß in dem⸗ selben Maße gewaltig gewachsen wie die Aufgaben der Kriegführung überhaupt. “ 1““
dadurch von neuem eine
Riichard Wagners Oper
darunter 2 ½ Millionen Geldse dungen im Betrage von 180 Millionen
Theater und Musik.
Königliches Opernhaus.
„Lohengrin“, deren erster At neuausgestattet und neueinstudiert, im Jahre 1913 als Festvorstellum gelegentlich der Feier der Vermählung Ihrer Königlichen Hoheit Prinze;sin Viktoria Luise mit Seiner Königlichen Hoheit dem Hern von Braunschweig in Szene gegangen war, ist gestern vollständig ibrer neuen Gestalt aufgeführ! worden, und zwar unter der musikalisch Leitung des Generalmusikdirektors Dr Richard Strapß. Besetzung schwierigkeiten hatten mehrfach die Hinausschiebung der Vorstellung vera laßt, und auch gestern stellten sich der Aufführung Hindernisse in d Weg. Einige der mitwirkenden Künstler waren infolge der Wi rungseinflüsse stimmlich nicht sonderlich aufgelegt und die Vert zweier Rollen hatten sogar in letzter Stunde durch andere Kräfte er werden müssen, und zwar Herr Forsell, der den Telramund sin sollte, durch Herrn Bischoff und Herr Bronsgeest (Heerrufer) d Herrn Habich. Trotz aller Hemmungen war aber der Eindeuck Aufführung ungemein stark. Das Orchester entwickelte vom ersten h zum letzten Ton einen Wohlklang, der die Zuhörer in seinem Ban hielt, auch da, wo man bezüglich der ungewöhnlichen Verlangsamu einiger Zeitmaße der Auffassung des Dirigenten nicht beipflicht mochte. Ausgezeichnetes leistete auch der Chor in bezug auf G nauigkeit, Reinheit des Tons und Ausdrucksschattierung: ein Verdien unseres unübertrefflichen Chordirigenten, des Professors Hugo Rüd Den Lohengrin sang der aus dem Felde zu kurzer Erholung l urlaubte Herr Kirchhoff, dessen strahlende Tenorstimme, wie kü lich schon gelegentlich eines Konzerts festgestellt werden konnte, t der Anstrengungen des soldatischen Dienstes, keine Einbu erlitten hat. Eine vorübergehende Indisposition nlas den Künstler gestern, vorsichtig zu singen, und der Ton hatte mitung etwas Gepreßtes. Aber im großen und ganzen bot er eine g. Leistung und hielt bis zum Schlusse durch. Auch Frau Hafgre Waag hatte als Elsa nicht ihren besten Tag, die Kopfstimme kla
zuweilen ein sonst nicht beobachtetes Flackern des Tones ein, auf störende Einflüsse schließen ließ. Eine besonders darstelleri sehr eindrucksvolle Leistung bot Frau Denera als Ortrud, auch verdik ihre mustergültige Textaussprache nachdrücklich anerkannt zu werden. ist nicht ihre Schuld, wenn sie mit einer Partie betraut worden war, died hellen Klangcharakter ihrer Stimme nicht angemessen ist. Herrn Bische temperamentvoller Telramund ist von früher her schon bekannt, d gleichen Herrn Knüpfers vollendeter König Heinrich und Herrn Habi Heerrufer. Auch das Quartett der vier Edelknaben wurde, was sonders hervorgehoben zu werden verdient, von Solistinnen gesung
sich
ström, deren Stimmen glockenhell durch den Raum klangen. Erwäh sei ferner, daß auch manches, was sonst gestrichen zu werden pfle⸗ wie z. B. der schöne Chorsatz nach der wider Lohengrin erhoben Anklage Telramunds im zweiten Akt, gestern gesungen wurde. W prächtiger Wirkung sind die neuen Bühnenbilder. Im ersten Akt die freie Gegend am Ufer der Schelde unmittelbar vor das Tor der li im Hintergrunde aufragenden Burg Antwerpen verlegt, von der e⸗
der König Heinrich der Vogler Gerichtstag bält. b durch interessante romanische Architektur belebte Burghof des zweig Akts läßt die Türme und Zinnen wiedererkennen, die man vom u aus von der Außenseite gesehen hatte. Starke Stimmungsreize ü auch das Brautgemach mit seinen, einen Fernblick auf den Lauf Schelde darbietenden schöngegliederten Rundbogenfenstern aus. J. Auffübrung, die erst spät in der zwölften Stunde
erfreute sich starken Beifalls. —
Königliches Schauspielhaus.
Die deutsche Literatur ist auffällig arm an bühnengerecht Eckarts deutscher Historie in vier Vorgängen „Heinric Hohenstaufe“, die am Sonnabend ihre Erstaufführund 30 wird schwerlich ein längeres Leben beschieden sein. Grabbe har † mit größerem Können an dem gleichen Stoff versucht, ohne ihn meistern, Eckart ist seine dramatische Zusammenfossung und pf logische Vertiefung noch weniger gelungen. Auf einen einleiten Akt, in dem Kaiser Heinrich VI. fast ausschließlich das Wort h ohne doch den Hörer wefeontlich in die Handlung, einzuführ folgen drei weitere, die mehr aneinandergereihte, als dran entwickelte Szenen bedeuten. Der Streit zwischen dem Kaiser Richard Löwenherz bildet den Kern der Handlung, in der der Kai dessen Namen das Stück trägt, in der Folge allzu sehr in den Hint grund tritt. Gibt die Historte, wenn man einen strengen künstlertsch Mabßstab anlegt, zu schwerwiegenden Ausstellungen Anlaß, so enth si doch Vorzüge, die der seelischen Stimmung unserer Tage besond entgegenkommen, und die den lauten Beifall, den ihr die Hörer Sonnabend spendeten, erklärlich, ja berechtigt erscheinen lassen. I Drama scheint recht eigentlich aus der Kampfstimmung der Gegenw heraus und für sie geschrieben zu sein, und wenn die Generalintendan nicht ausdrücklich bekannt gegeben hätte, daß es bereits vor Kriegen zur Aufführung angenommen wurde, so hätte man sein Entstek unbedenklich in die letztverflossenen Monate verlegt. Eckart weiß’ n über deutsche Art und deutsches Wesen, um die der Staufenka kämpfte, wie es heute das neue Deutsche Reich tut, manch gu warmherziges Wort zu sagen, und in den politischen Geschehnissen ⸗ Vergangenheit findet er vieles, was sich in der Gegenwart zu wied holen scheint. Ist der Dichter in der Betonung dieser geschichtlic⸗h Parallelen auch gelegentlich wohl zu weit gegangen, so erhöhe lie diesem Zusammenhang doch unstreitig die Anteilnahme der H⸗ Von dem Recht des Poeten, mit den geschichtlichen Tatsachen gunsten seines Dramas frei zu schalten, hat er reichlich Gebia gemacht. Das soll ihm aber nicht zum Vorwurf gemacht wer ebensowenig, daß Kalser Heinrichs Gebet an den Schlachteng mit dem das Stück weihevoll ausklingt, keinen mittelalt lichen, sondern einen durchaus modernen Geist atmet. Gegenteil: das von ästhetischen Bedenken nicht gehemmte Bekennt des Dichters, daß seine Historie ein Spiegelbild der Gegenwart sei, das begeisterte, ernste Vertrauen, mit dem er in dem Kampfe Staufenkaisers für Wahrheit und deutsches Recht zugleich dem Geg wartskampf Deutschlands folgt, läßt auch den Hörer die ästhetis Einwände vergessen und ihn an der Begeisterung und Zuversicht Dichters herzlichen Anteil nehmen. — Die Aufführung des Stü war sorgfältig vorbereitet. Die große Zahl der Auftretenden gab allen Mitgliedern des Königlichen Schauspielhauses Gelegenheit, zu betätigen. In den Hauptrollen zeichneten sich Herren Mühlhofer (Kaiser Heinrich VI), Geisendörfer ( zog Heinrich von Braunschweig) und von Ledebur (Kö Richard) besonders aus; ihre Kunst, auch nur skizzenhaft entworf Figuren lebensvoll auszugestalten, bewährten u. a. die Her Krausneck (Propst Konrad von Goslar), Vallentin (französischer sandter) und Boettcher (Tempelritter). Die Bühnenbilder wa Eö“ und geschmackvoll. Das zahlreiche Publikum nahm er Aufführung von Akt zu Alt steigenden Anteil und verlan seinen Dank am Schluß der Vorstellung dem Dichter persönlich a zudrücken.
Morgen, Dienstag, findet im Königlichen Opernhausee Aufführung von „Figaros Hochzeit“ statt, in der der Königl Kammersänger John Forsell aus Stockholm als Graf Almaviva Reihe seiner Gastspiele beginnt; die Gräsin singt Fräulein Dux, den C rubin: Fräulein Engell, die Susanne: Fräulein Alsermann, die Marzelli Frau von Scheele⸗Müller, den Figaro: Herr Knüpfer, den Barto Herr Bachmann, den Basilio: Herr Henke, den Don Curzio: Philipp, den Antonio: Herr Krasa. Dirigent ist der Generalmu direktor Dr. Strauß.
Im Königlichen Schauspielhause geht morgen zum dri
Male Dietrich Eckarts „Heinrich der Hohenstaufe“ in Szene.
und zwar von den Damen Herwig, Buchholz, Marherr und Birk‚-
geschichtlichen Dramen von bleibendem Wert, und auch Dtetr 8
veranlah -
zwar so schön und so süß wie sonst, aber bei dem Brustregister steaxe
Rampe zu dem freien Platz hinabführt, unter dessen mächtiger Ei Der geräumsit
8
H 9 g b Ledebur, Engels, Zimmerer, Geisendörfer, Leffler und Eggeling mit. Spielleiter ist Hr. Bruck. — Das Schauspielhaus wird in der nächsten Woche Ibsens „Peer Gynt“, mit Herrn Clewing in der Titelrolle, wieder in den Spielplan aufnehmen.
Die Direktion Meinhard und Bernauer hat beschlossan, den Reinertrag der 100. Aufführung der Gesangsposse „Extrablätter“ im Berliner Theater zu wohltätigem Zwecke zu verwenden. Die Vorstellung findet am Freitag, den 5. Februar, mit Oskar Sabo, Lisa Weise, Josephine Dora und Erna Nitter in den Hauptrollen, zu Gunsten der Nationalstiftung für die Hinterbliebenen der ö Krieger statt.
Im Theater in der Königgrätzer Straße wird Henrik Ibsens „Hedda Gabler“ nach zweijähriger Pause demnächst wieder in 88 Spielplan aufgenommen. Jrene Triesch wird die Titelrolle ver⸗ örpern.
Die diesjährige Aufnahmeprüfung für die Marie See⸗ bach⸗Schule des Königlichen Schauspielhauses in Berlin findet am 9. März statt. Die Marie Seehach⸗Schule gewährt her⸗ vorragend begabten Damen und Herren im Alter von 16 bis 21 Jahren unentgeltliche Ausbildung zum Schauspielerberufe. Anmeldungen
sind bis zum 20. Februar an das Kuratorium der Marie Seebach⸗
Schule des Königlichen Schauspielhauses in Berlin zu richten.
Mannigfaltiges. Berlin, den 1. Februar 1915.
Ihre Majestät die Kaiserin und Königin 1 „W. T. B.“ zufolge am Sonnabend die Frau Konsul Flora Fränkel, um sich ein von dieser dem Zentralkomitee vom Roten Kreuz ge⸗ spendetes Verwundetentransportautomobil vorführen zu lassen. Dieses Fahrzeug ist für acht liegende oder sechzehn sitzende Verwundete eingerichtet, mit Beheizung, elektrischer Beleuchtung ver⸗ sehen und soll bis auf weiteres zum Verwundetentransport in Berlin dienen. Ihre Majestät sproch sich sehr beifällig über die zweckmäßige Ein⸗ richtung aus. Der Betrieb ist e ektrisch, doch sind die zum Benzinbetriebe bei Fernverkehr nötigen Einrichtungen vorgesehen. Gestern nachmittag empfing Ihre Majestät den Hauptvorstand des Vater⸗ ländischen Frauenvereins: Gräͤfin von Itzenplitz, Frau Kommerzienrat Noeldechen, Oberverwaltungsgerichtsrat Dr. Kühne und Bankicr von Krause. Der Hauptvorstand hatte beschlossen, aus Ansaß der 25 jährigen Schirmherrschaft Ihrer Majestät über den Verein 25 000 ℳ als Grundstock für die Errichtung eines Kriegswaisenhauses bereit zu stellen, das möglichst bald und in großzügigem Ausmaß erstehen soll.
Die bisher von der Regierung getroffenen Maßnahmen, die die Sicherstellung unserer Ernährung für die Dauer des Krieges be⸗ zwecken, können nur dann den vollen beabsichtigten Erfolg haben, wenn zugleich alle Bevölkerungskreise planmäßig auf⸗ geklärt werden über die erforderlichen praktischen Mittel zur Einschränkung des Verbrauchs und zur haushälterischen Verwertung der vorhandenen Vorräte. Um diese Aufklärungsarbeit in die Wege zu leiten, wird „W. T. B.“ zufolge auf Veranlassung des Königlich preußischen Ministers des Innern vom 3. bis 7. Februar .J. im Abgeordnetenhause ein Lehrkursus für Redner über Volksernährung im Kriege abgebalten. Der Zweck der Varanstaltung ist, zunächst eine Anzahl Redner aus allen Berufs⸗ und Interessenkreisen sowohl theoretisch als durch praktische Unter⸗ weisung über den Stand der Volksernährungsfrage im allgemeinen und über die einzelnen Mittel sparsamer Wirtschaftsführung zu unter⸗ richten. Diese Redner sollen dann auf Grund der in dem Lhr⸗ gang gewonnenen Kenntnisse und Aschauungen — jeder vorwiegend in seinem Berufzkreise — durch Vorträge und Reden die Aufklärung in alle Teile unseres Landes und Volkes tragen und so an ihrem Teile zu dem Siege unseres Vaterlandes in dem ihm aufgezwungene⸗ Wirrschaftskriege beitragen. Der Lebhrgang wird sich folgendermaßen
„gestalten: An den Vormittagen halten bhervorragende Gelehrte und
Sachverständige des wirtschaftlichen Lebens Vorträge über die wich⸗ tigsten Fragen der Volksernährung. Die Vortragenden sind: Ge⸗ heimer Regierungsrat Prof. Dr. Marx Sering; Gee Medizinal . rat Prof. Dr. Max Rubner; Dr. Robert Kuczvnski, Direttor des Statistischen Amtes der Stadt Berlin⸗Schoͤneberg; Prof. Dr. Paul Eltzbacher, z. Zt. Rektor der Handelshochschule Berlin; Geh. Regierungsrat Prof. Dr. Nathan Zuntz; Geh Re⸗ gierungsrat Prof. Dr. Kurt von Rümker; Kgl. Oekonomierat Dr. Hermann Warmbold; Prof. Dr. Otto Lemmermann, ¾ Zt. Rektor der Kgl. Landwirtschaftlichen Hochschule Berlin; Kgl. Oekonomierat Theodor Echtermeyer, Direktor der Königlichen Gärtner⸗ lehranstalt Berlin⸗Dahlem; Prof. Dr. Karl Oppenheimer; rau Hedwig Heyl; Dr. eüsch Naumann; Fraͤulein Dr. Gertrud Bäumer. Die orträge haben zum Geszgenstande: Die wirtschaftliche Kriegslage; Die Ernährung des Menschen; Was wir haben und was uns fehlt; Unsere Hilfsquellen; Pflanzliches und tierisches Leben; Gartenbau in Stadt und Land? Die Lage der land⸗ wirtschaftlichen Produktion im Wirtschaftskriege; Tierernaährung und ‚fütterung; Pflanzenernährung und Düͤngung; Landwirtschaft⸗ liche Betriebslehre; Zeitgemäße Lebenshaltung; Die Kriegs⸗ küche; Die Finanzen des Haushaltes; Rückblick und Ausblick. Außerdem sind Erläuterungen einer bereitgestellten Ausstellung von Lehrmitteln zur Volksernährungsfrage vorgesehen sowie Führungen durch die Meierei C. Bolle, die Dampfmühle F. W. Schütt, eine Großbäckerei und die Konsumgenossenschaft Berlin und Umgegend in Lichtenberg. Schließlich ist noch eine rednerische Unterweisung der Teil⸗ nehmer zur Erleichterung ihrer späteren Aufgabe in Aussicht genommen. — Von den Lehrgängen und der nachfolgenden Aufklärungsarbeit im ganzen Lande, über deren einheitliche Organisation näheres noch während der Kurse bekannt gegeben werden 88 wird ein wirksamer Einfluß auf die haushälterische Verwertung der vorhandenen Lebens⸗ mittel und damit auf die Stärkung unserer wirtschaftlichen Kriegs⸗ rüstung erwartet. Der Lehrkursus wird durch den Minister des Innern persönlich am 3. Februar 1915, Vormittags 9 Uhr, im Ab⸗ geordnetenhause eröffnet.
Der Magistrat von Berlin hat, wie „W. T. B.“ berichtet, in Gemeinschaft mit den Magistraten von Charlottenburg, Neukölln, Berlin⸗Schöneberg, Berlin⸗Wilmersdorf und Berlin⸗Lichtenberg sowie den Kreisen Nieder⸗ barnim und Teltow angesichts des Umstandes, daß vom 1. Fe⸗ bruar ab die Bäcker nach der Bekanntmachung des Bundesrats vom 25. Januar 1915 nur noch drei Viertel ihrer bisherigen Durchschnitteproduktion herstellen dürfen, in drei wichtigen Punkten eine Einschränkung des Verbrauchs angeordnet. Voran steht die Beschränkung des Verbrauchs für das gesamte Publikum auf zwei Kilogramm für den Kopf und für die Woche, und zwar Brot und Mehl aller Art zusammengenommen. Die Ueberschreitung dieser Menge ist mit der Strafe von Gefängnis bis zu 6 Monaten oder bis zu 1500 ℳ Geldstrafe bedroht. Zum Zweck genauer Berechnung wird die Herstellung eines Gewichtseinheitsbrotes angeordnet, und zwar: Für Weizenbrot 75 g, für Roggenbrot 1 oder 1 ½ oder 2 kg, Zwie⸗ back ist zulässig, dalif jedoch nur nach Gewicht verkauft werden. Kuchen darf an Getreidemehl insgesamt nicht mehr als 10 % seines Gewichts enthalten. Gast⸗ und Schankwirtschaften dürfen nur drei⸗ viertel ihres bisherigen Verbrauchs beziehen.
Die 20 deutsche Rede in schwerer Zeit wird der Professor Dr. Otto Hoetzsch über „Der Deutschen Kampf im Osten“ am 5. d. M, Abends 8 Uhr, in den Kammersälen, Teltowerstr. 1/4, halten. intritiskarten versendet nur auf schriftliche Eimgabe und ohne Gewähr die Zentralstelle für Volkswohlfahrt, Augsburgerstr. 61. Ein Freiumschlag ist der Anmeldung beizufügen.
Der Deutsch⸗Chinesische Verband hat in diesen Tagen eine Ausschußsitzung und seine erste Hauptversammlung unter dem
Vorsitz des Botschafters Freiherrn von Mumm abgehalten. Unter den zahlreich erschienenen Anwesenden bemerkte man u. a. den früheren Gouverneur von Kiautschou, Admiral von Truppel, die erren Dr. Fischer und Urbig von der Disconto⸗Gesellschaft, andrat Rötger vom Zentralverband Deutscher Industri⸗ller, Kom⸗ merzienrat Friedrichs vom Bund der Industriellen als Vertreter der
Hamburger und Bremer Kaufmannschaft die Herren Wieler, von Bose
und Korff, ferner Direktor Heinemann von der Deutschen Bank, Geheimrat Siegiemund vom Börsenverein Deutscher Buchbändler, Herin Sandmann als Vertreter der Berliner Handeiskammer sowie mehrere Vertreter von Reichsämtern und Ministerien. Der Vorsitzende besprach in einer Begrüßungsrede den Ein⸗ fluß des Krieges auf die Arbeiten und Aufgaben des Verbandes. Er gedachte dabei der heldenhaften Verteidigung Kiautschous und der Anteilnahme, die China dem um seine Großmacht⸗ stellung kämpfenden Deutschland entgegenbringt. Herr von Mumm teilte dann mit, daß der Verband als Anlage zu seinem Jahres⸗ bericht eine Abhandlung über die Entwicklung und Bedeutung des Kiautschougebiets habe verfassen lassen und daß beschlossen worden sei, für den in Schanghai gebildeten Hilfssonds zur Linderung durch den Krieg verursachter Notlagen unserer Landsleute einen Beitrag von 2000 ℳ zu bevelligen. Eine Reihe von Vorlagen, die nach der Satzung den beiden Verbandsorganen zugehen mußten (Geschäfts⸗ und Kassenbericht, Jahresvoranschlag usw.), wurden einstimmig angenommen. — Eine eingehende Erörterung rief die Frage der voraussichtlichen Gestaltung der deutsch⸗chinesischen Beziehungen nach dem Kriege hervor. Als Ergebnis der Besprechung konnte der Vorsitzende feststellen, daß die Kreise, die hinter dem Deutsch⸗Chinesischen Verbande stehen, nicht willens seien, sich aus ihrer Stellung in China durch das schroffe, zum Teil allem “ widersprechende Verhalten unserer Feinde, insbesondere der Engländer, verdrängen zu lassen. Wenn auch der Krieg den an Ostasien interessierten Kreisen manche herbe Verluste gebracht habe, so werde man sich doch nicht damit aufhalten, diesen Verlusten nachzutrauern, sondern werde in unbeirrbarer Arbeitslust und mit altgewohnter Energie versuchen, Verlorenes wiederzugewinnen, zerrissene Beziehungen neu zu knüpfen und weitere Verbindungen zu sch affen. 114“
Lengerich (Westfalen), 30. Januar. (W. T. B.) Beim Rodeln auf einer hiesigen Rodelbahn ereignete sich gestern nach⸗ mittag ein schwerer Unglücksfall. Ein mit fünf Kindern be⸗ setzter Schlitten fuhr gegen einen Baum, wobei drei Kinder so schwer verletzt wurden, daß der Tod auf der Stelle eintrat.
Kairo, 31. Januar. (W. T. B.) Wie die „Times“ aus Kairo meldet, sind ein französischer Flieger und ein englischer Beobachter, die auf einem Aufklärungsfluge östlich vom Suezkanal ihre Mavschine verloren, als sie zu Fuß zurückkehrten, von ihren eigenen Posten erschossen worden.
Handel und Gewerbe. 8
Dem „W. T. B.“ wird geschrieben: Die der Kriegsgetreide⸗ Gesellschaft Berlin anfangs zugedachte Aufgabe, zwei Millionen Tonnen Brotgetreide einzulagern und als eisernen Bestand über das Frühjahr hinaus bis zum Sommer aufzubewahren, stellte die Kriegsgetreide⸗Gesellscheft vor ein Problem, das der Geschäftsführung zueglösen anfangs kaum möglich er⸗ schien. Unter den heuee esctenden Zollgesetzen ist der An⸗ bau deutschen Brotgetreidef ge waltig gesteigert worden. Ein nicht unerheblicher Teil veut. IJen Roggens pflegt von der Landwirtschaft verfüttert zu große Mengen von dem ver⸗ hältn’smäßig hohen Feuchtigeree lt aufweisenden deutschen Brot⸗ getreide pflegen während des Winters und im Früsjahr nach dem Auslande vermittels des Einfuhrscheinwesens abzustroͤmen und im Sommer durch trockneres, unter einer heißeren Sonne erzeugtes aus⸗ ländisches Getreide ersetzt zu werden. Diese natürlichen Vorgänge wurden durch den Krieg jäh unterbrochen. Die im Inlande befind⸗ lichen Mengen Brotgetreide müssen in wesentlich größerem Maße zur direkten Ernährung der Bevölkerung herangezogen werden. Was Tausende und Abertausende von Einzelwirtschaften sonst be⸗ sorgen und 8 vielfach wegen des damit verbundenen Risikos des Verderbens ablehnen, nämlich das deutsche Brotgetreide über das hübtshr hinaus und vor allen Dingen über die gefährliche Keimzeit inaus zu erhalten, sollte nun plö 88 eine einzelne Organisation leisten. Eine Orzanisation, die diese Aufgabe hätte erfüllen sollen, würde zu ihrem Ausbau in Friedenszeiten Zeit bedurft haben. Jetzt im Kriege, wo die besten Kräfte im Felde stehen, in wenigen Wochen eine solche Organisation zu schaffen, erschien undenkbar. Dazu kam die schwierige Aufgabe, Getreide aus hunderttaufenden von Einzelwirtschaften herauszuziehen, auf seine Beschaffenbeit zu prüfen, abzunehmen usw. Um aller dieser Schwierigkeiten Herr zu werden, versuchte die Feschäftsführung der Kriegsgetreide⸗Gesellschaft, einen Teil jener Kräfte heranzuziehen, die in normaler Friedenszeit die Auf⸗ gaben der Fortbewegung des Getreides vom Erzeuger bis zum Verbraucher besorgen. Den durch den Krieg hervorgerufenen, oben angedeuteten ver⸗ änderten Verhältnissen Rechnung tragend, mußte die Arbeit unter die ein⸗ elnen Erwerbsgruppen teilweise nach anderer Richtung verteilt werden.
m bei einem derartigen Geschäftsverkehr mit Tausenden und Aber⸗ tausenden in einem Geschäftszweig, der in sich den Keim zu den weit⸗ gehbendsten Differenzen birgt, nicht in ungezählte Rechtsstreitigkeiten zu kommen, war es vor allen Dingen notwendig, den sich voraus⸗ entwickelnden Geschäftsverkehr in bestimmte Regeln zu ringen. g
Die erste Aufgabe der Geschäftsführung war deshalb, diese Regeln aufzustellen, was nicht ganz leicht war, da es sich, wie oben erwähnt, um eine ganz neue Geschäftseinteilung in der Mitwukung der in Be⸗ tracht kommenden Berufsstände handelte und für die zu schaffenden Verträge keinerlet Vorbilder vorhanden waren. Dazu kam noch, daß inzwischen wiederholt neue gesetz!liche Bestimmungen geschaffen wurden, daß ferner, um überhaupt der Gesellschaft die usfsch zu eröffnen, das ihr anfangs zugedachte Programm zu erfüllen, ihr das Enteignungs⸗ recht verliehen wurde und auch diese neuen gesetzlichen Bestimmungen alle bei Schaffung der betreffenden Verträge berücksichtigt werden mußten. Auf diese Weise entstanden eine Reihe sowohl nach ihrer juristischen wie wirtschaftlichen Seite hin recht verwickelte Verträge mit Landwirten, Müllern, Shwören (als welche sowohl Händler wie auch landwirtschaftliche Genossenschaften in Aussicht ge⸗ nommen sind), Lagerbesitzern usw. Lagerräume, über das ganze Reich verteilt, wurden inzwischen für Millionen von Tonnen in einer Weise gesichert, daß die weitgrößte Möglichkeit für eine sach⸗ und fachgemäße Behandlung des Getreides gewäͤhrleistet erscheint. Bei der umfangreichen Arbeit, die ohnedies der Gesellschaft bevorstand, hoffte die Geschäftsleitung, ihren Geschäftsverkehr nur auf Mühlen größeren und mittleren Umfangs beschränken zu können. Da ursprünglich die Kriegsgetreide⸗Gesellschaft nur einen Teil des Getreides an sich ziehen sollte, hoffte sie, daß die kleineren Mühlenbetriebe, die in enger Beziehung zur Landwirtschaft in ihrer Nachbarschaft stehen, sich das Mahlgut aus den Mengen, welches die Kriegsgetreide⸗Gesellschaft nicht aufnahm, beschaffen würden. Aber auch die kleineren Mühlenbetriebe empfanden das Bedürfnis, Mahl⸗ ut für den Sommer gesichert zu erhalten, und traten an die riegsgetreide⸗Gesellschaft mit der Bitte heran, den Geschäfts⸗ verkehr mit ihnen aufzunehmen. Da es unmöglich war, mit den Tausenden von Kleinmühlen direkt zu verkehren, wurde, um auch diesen berechtigten Wünschen nachzukommen, ein Mittelweg gefunden und ein besonderer Vertrag ausgearbeitet, wonach kleinere Betriebe unter Hr Führung einer Muͤhle sich an die Kriegsgetreide⸗ Gesellschaft anzuschließen in der Lage sind. Durch diese in wochen⸗ langer Arbeit geschaffene Organisation ist die Hoffnung vorhanden, daß die durch die Bundesratsverordnung vom 25. Januar erfolgte vollständige Beschlagnahme allen Getreides, die plötzlich ja das
gesamte Wirtschaftsleben, soweit es die Bewegung des Getreides vom Erzeuger bis zum Verbraucher anbelangt, zum Stillstand bringt, ohne allzu große Störungen vor sich geht. Ganz werden sich solche Störungen und Rerbungen wohl nicht vermeiden lassen.
Durch die von der Kriegsgetreide⸗Gesellschaft geleisteten Organi⸗ sationsarbeiten hatte die Reichsregierung wenigstens sofort eine Stelle für die ungeheure Aufgabe, das gesamte Getreide im Reich zu be⸗ wegen und zu verteilen. Wie groß die Aufgabe aber ist, die der Kriegsgetreide⸗Gesellschaft harrt, möge an folgendem Beispiel er⸗ läutert werden: Selbst wenn man annimmt, daß nach § 26a ein größerer Teil der Kommunalverbände das in ihrem Bezirk befindliche Getreide bis zur Höhe des auf sie entfallenden Bedarfsanteils in eigenem Besitz behalten werden, so ist doch immerhin anzunehmen, daß eine Menge von 3 Millionen Tonnen Brotgeneide von der Kriegsgetreide⸗ Gesellschaft übernommen und bewegt werden muß. Wenn diese Arbeit in der Zeit vom 1. Februar bis 31. März geleistet werden sollte, so müßten für diesen Zweck bei einer täglichen zehnstündigen Arbeitszeit der Kriegsgetreide⸗Gesellschaft stündlich 15 Eisenbahn⸗ züge zu 40 Waggons keufmännisch bearbeitet werden, d. h. alle 4 Minuten ein Eisenbahnzug von 40 Waggons. Alle hiermit verbundenen handels⸗ technischen Vorgänge, wie Einkauf, Abrechnen, Disponieren, Ein⸗ lagern usw., sind zu leisten. Beirder Verteilung des aus dem Brot⸗ getreide hergestellten Mehls an die Verbraucher erwächst nochmals eine ähnliche Arbeit. Obgleich die Kriegsgetreide⸗Gesellschaft bisher nur in einem Teil der preußischen Monarchie in einem beschränkten Maße gearbeitet hat, betrug in den letzten Tagen der Posteingang durchschnittlich 1200 — 1500 Briefe für den Tag, während der Post⸗ ausgang sich annähernd auf 1800 Briefe stellte, abgesehen von den Mengen von Drucksachen, zu deren Fontscheffung sogar mehrfach Möbelwagen benutzt wurden. Der tägliche Telegramm⸗ verkehr hat schon an ein⸗ und ausgehenden Depeschen 600 Telegramme täglich erreicht. Die Kriegsgetreide⸗Gesellschaft hat bereits ein Beamtenpersonal von über 200 Angestellten, die in annähernd 50 Räumen untergebracht sind. Alle diese Ziffern sind aber noch nicht maßgebend für die demnächst zu bewältigende Arbeit, die in ungeheurem Maße anwachsen wird, wenn am 1. Februar die allgemeine Beschlagnahme einnitt und damit das ganze Reichsgebiet in Bearbeitung genommen wird. Daß bei einer solchen plötzlich unter den schwierigsten Ver⸗ hältnissen aus der Erde gestampften Organisation Stockungen nicht immer zu vermeiden sind, liegt auf der Hand.
— Nach dem Jabresbericht der Hypothekenbank in Ham⸗ burg über das Geschäftsjahr 1914 beträgt der Reingewinn des ab⸗ gelaufenen Jahres zuzüglich des Gewinnvortrags 5 759 601 ℳ und würde die Verteilung einer Dividende von 10 % wie im Vorjahr ge⸗ statten, wenn die Bank nicht mit Rücksicht auf die Ereignisse eine besondere E und demgemäß die Beschränkung der Dividende auf 8 % für angezeigt hielte. Bis zum Ausbruch des Krieges hielt die Stockung des Pfandbriefabsatzes an, und nur mit zurück⸗ fließenden Hypotheken und freien Geldern ließ sich eine Beleihungs⸗ tätigkeit entwickeln Der Gesamtumlauf der Pfandbriefe sank von 530,7 Millionen Mark auf 529,7 Millionen Mark. Die Frage, welche Wirkung die infolge des Krieges eingetretene Er⸗ schütterung des Wtrtschaftslebens auf den Eingang der Hvppotheken⸗ zinsen ausüben werde, fand beim Oktobertermin ihre Beantwortung, indem von dem Zinsensoll von ℳ 6 050 000 90 % innerhalb der ersten vierzehn Tage und über 7 ½ % in der Folgezeit bezahlt wurden, sodaß bei Ausgabe des Berichts rund ℳ 145 000 verblieben, die sich auf 106 Schuldner verteilten. Auch die Januarzinsen sind in fast gleichem Verhältnis wie die Oktoberzinsen eingegangen; ebenso hat keines der von der Bank beliehenen Grundstücke durch den Krieg Schaden “ Ob und in welchem Umfange sich die Ausfälle in Verluste an Zinsen und Kapital verwandeln werden, kann der Bericht nicht vorhersagen, gerichtliche Schritte seien zurzeit untunlich. Reflektanten auf etwa notleidend werdende Grundstücke seien nicht zu finden. Eine besondere Rückstellung wird auf ℳ 1 000 000 bemessen. Der Hypothekenbestand betrug am 31. Dezember 1914 575,5 (am 31. Dezember 1913 570,7) Milltonen Mark. Von dem Gesamt⸗ bestand von 575,5 Millionen Mark waren am 31. Dezember 1914 als Deckung für den Pfandbriefumlauf, welcher laut Bilanz 529,7 Millionen Mark betrug, in das unter der Aufsicht des Staats⸗ geführte Hypothekenregister eingetragen 559,7 Millionen
ark. — Am 8. Februar findet laut Meldung des „W. T. B.“ eine Beiratssitzung des Rheinisch⸗Westfälischen Kohlensyndikals in Essen statt. Im Anschluß an die Beiratssitzung wird eine Zechen⸗ besitzerversammlung abgehalten, in der der Syndikatsvertrag in der von der Zechenbesitzerversammlung am 23. Januar festgestellten Fassung vollzogen werden soll.
— Der Deutsche Brauer⸗Bund, E. YV., ist in einer am 30. Januar in Berlin abgehaltenen, aus allen Teilen Deutschlands besuchten Versammlung seines Großen Ausschusses einstimmig zu der Ueberzeugung gelangt, daß die bedeutenden Mehrausgaben der Brauereien, insbesondere für Gerste und alle Bedarfsartikel, eine der Bierpreise zur unumgänglichen Notwendigkeit machen.
— Laut Meldung des „W. T. B.“ betrugen die Bruttoeinnahmen ger Baltimore and Ohio⸗Bahn im Monat Dezember 1914 6 674 000 Doll. (gegen das Vorjahr weniger 1 379 000 Dollar), die Nettobetriebseinnahmen 1 822 000 Doll. (gegen das Vorjahr weniger 238 000 Dollar).
Budapest, 30. Januar. (W. T. B.) Das Amtsblatt ver⸗ öffentlicht eine Verordnung des Finanzministers, durch die auf Grund einer früheren Verordnung mit Geltung fuͤr alle vertragsmäßigen Ab⸗ machungen, in denen eine Börsennotierung für Rohzucker vereinbart worden ist, für die Monate Oktober, November und De⸗ zember des Vorjahres anstatt des Durchschnittspreises der Aussiger Börse der Preis für den Meterzentner Rohzucker auf 23 Kronen anstatt des Durchschnittspreises der Prager Börse auf 22,40 Kronen festgesetzt wird.
Lyon, 29. Januar. (W. T. B.) Nach dem „Nonvelliste de Lyon“ hörte der Handelsausschuß der Pariser Kammer den Bericht des Deputierten Revilles über den Gesetzentwurf betr. Verlänge⸗ rung des Moratoriums für Handelspapiere und die Ein⸗ führung besonderer Schecks. Der Handelsausschuß steht dem Vor⸗ schlage Revilles auf Verlängerung des Moratoriums bis nach Ein⸗ stellung der Feindseligkeiten zwar wohlwollend gegenüber, beschloß aber, die Ansicht des Finanzministers über die Gesamtheit der Vor⸗ schläge Revilles einzuholen.
Berlin, 1. Februar. Produktenmarkt. mittelten Preise waren (für 1000 kg) in Mark: Weizen geschäftslos. Roggen geschäftslos. afer geschäftslos. Mais geschäftslos. Weizenmehl geschäftslos. geschäftslos. Rüböl geschäftslos.
Die amtlich er⸗
Gebr. Gause. Butter: Trotz der letzten Preisermäßigung ist eine Belebung des Geschäfts noch nicht eingetreten. Der Bedarf blieb vielmehr nach wie vor recht schwach, sodsß die Notierung weiter herabgesetzt werden mußte. Die heutigen Notierungen sind: Hof⸗ und Genossenschaftsbutter Ia Qualität 147 — 150 ℳ, do. IIa Qualität 144 — 147 ℳ. — Schmalz: Die Vorräte sind sehr knapp, dagegen bleibt die Nachfrage recht rege. Bei fester Tendenz blieben die Preise unverändert. Die heutigen Notierungen sind: Choice Western Steam 110,00 — 111,00 ℳ, amerikanisches raffiniertes Schmalz 113,00 ℳ, Berliner Stadtschmalz 111,50 — 115,00 ℳ, Berliner Bratenschmalz Kornblume 112,00 — 115,00 ℳ. — Speck : lebhafte Nachfrage.
Berlin, 30. Januar. Bericht über Speise ette von
38 8 S 8 ene — e. 8
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