Der Abschnitt C (Kranken⸗, Invaliden⸗ und Hinter⸗
bliebenenversicherung) enthält:
die Bekanntmachungen des Reichskanzlers vom 26. November 1914 und 3. Dezember 1914, betreffend Erhaltung von Anwartschaften aus der Krankenversicherung, die Anrechnung milltärischer Dienstleistungen in der Arbeiterversicherung und Wochenhilfe während des Krieges. In einem Verzeichnis sind die 64 vom Reichsversicherungsamt auf Grund des § 514 Abs. 1 der Reichsversicherungsordnung zuͤgelassenen Ersatzkassen aufgeführt.
Den Revisionsentscheidungen 1931 bis 1941 sind folgende Grund⸗ sätze vorangestellt: 3
Die Vorschrift des § 78a Abs. 2 des Krankenversicherungsgesetzes
findet auf die Berechnung der Dauer der Krankenunterstützung auch dann Anwendung, wenn das Krankengeld satzungsgemäß für mehr als 26 Wochen zu gewähren ist [1931]2 *2); b
Sooweit ein Holzkäufer, der bei der Holzabfuhr im Walde einen Unfall erlitten hat, gegenüber der Berufsgenossenschaft als Arbeiter im Betriebe des Forstbesitzers gilt, ist er als solcher auch im Ver⸗ hältnis zu der nach § 27 des Unfallversicherungsgesetzes für Land⸗ . entschädigungspflichtigen Gemeinde anzusehen
32];
Der Anspruch eines Dienstboten auf die Regelleistungen der Krankenkasse seit dem 1. Januar 1914 wird nicht ohne weiteres da⸗ durch ausgeschlossen, daß der Dienstbote an jenem Tage schon krank und arbeitsunfähig war [1933];
1) Krankengeld kann nicht beansprucht werden, wenn bei Fort⸗ bestehen derselben Krankheit Arbeitsunfähigkeit erst nach Ablauf von 26 Wochen, während welcher Krankenpflege gewährt ist, eingetreten st (§ 183 Abs. 1 Satz 1 der Reichsversicherungsordnung). 1
2) Hat ein Oberversicherungsamt nach § 1693 Abs. 1 der Reichs⸗ versicherungsordnung eine Sache an das Reichsversicherungsamt zur Entscheidung abgegeben, so ist § 1803 der Reichsversicherungsordnung, wonach dem unterliegenden Teil eine Gebühr aufzuerlegen ist, nicht anzuwenden [1934]; 1
Eine Krankenkasse kann im Spruchverfahren nicht zu Gewährung on Krankenhauspflege verurteilt werden [1935];
1) Die im § 189 der Reichsversicherungsordnung vorgeschriebene Kürzung des von einer Krankenkasse zu gewährenden Krankengeldes etzt nicht voraus, daß der Versicherte einen Rechtsanspruch auf das Krankengeld aus der anderen Versicherung hat. 8
2) Für Rückstände von Versicherungsleistungen sind auch auf dem Gebiete der Krankenversicherung Zinsen nicht zu zahlen [1936];
Die Vorschrift des § 198 der Reichsversicherungsordnung setzt aicht voraus, daß die dort bezeichneten Personen zur Zeit der Nieder⸗ unft versicherungspflichtig sind 11937];
Die Vorschrift des § 211 der Reichsversicherungsordnung ist nicht nwendbar bei Satzungsänderungen, die bereits am 1. Januar 1914 i Kraft getreten sind [1938]; -
Der Anspruch auf Witwengeld ist unbegründet, wenn die Witwe erst nach dem Tode des Ehemanns durch nachträgliche freiwillige Beitragsleistung innerhalb der durch § 1443 der Reichsversicherungs⸗ rdnung gezogenen Grenze die Wartezeit erfüllt und die Anwartschaft ufrechterhalten hat [1939];
Hat das Oberversicherunggamt im Berufungsverfahren dem läger für eine Zeit, für die die Versicherungsanstalt ein Heilverfahren ewährt hat, die Rente zugesprochen, so ist die Versicherungsanstalt icht gehlndert, zu der vom Oberversicherungsamte nicht erörterten Rentenversagung nach § 1271 der Reichsversicherungsordnung im Be⸗ chlußverfahren Stellung zu nehmen [1940];
Für das Gutachten im Sinne des § 1623 der Reichsversicherungs⸗ rdnung ist es nicht erforderlich, daß für eine der verschiedenen An⸗
sichten eine Mehrheit gegeben ist [1941]; 1 8
Unter der Ueberschrift „Entscheidungen der Beschlußsenate“ sind olgende Grundsätze veröffentlicht: 1
Eine jährlich fünf Monate dauernde auswärtige Beschäftigung eines Dienstboten begründet einen Beschäftigungsort im Sinne des
§ 153 Abs. 1 der Reichsversscherungsordnung an dem Orte, an dem
8 die Beschaäftigung während djeser Zeit ausgeübt wird [1942];
8 Ein Kraftwagenführer, der nicht seinem Arbeitgeber wohnt und auch sonst regelmäßig nicht in dessen Haushalt eintritt, gehört nicht zu den Dienstboten im Sinne der Preußischen Gesindeordnung vom 8. November 1910 und somit für deren Geltungsbereich in die Ortskrankenkasse [1943]; 1““ 8 Ein im Dienste eines Bundesstaats beschäftigter Lohnschreiber ist icht deshalb nach § 169 der Reichsversicherungsordnung versicherungs⸗ frei, weil er aus Reichsmitteln auf Grund früherer Beschäftigung NEee⸗heh im anderthalbfachen Betrage des Krankengeldes bezieht 1944];
1) Für die Zugehörigkeit eines Betriebs zu einer besonderen Ortskrankenkasse ist in allen Fällen die zahlenmäßige Mehrheit der in ihm beschäftigten Versicherungspflichtigen maßgebend (§ 244 Abs. 1 der Reiche versicherungsordnung).
2) § 244 Abs. 1 der Reichsversicherungsordnung ist auch anzu⸗ venden, wenn für die Zuweisung eines Betriebs lediglich „besondere“ Ortskrankenkassen in Frage kommen [1945];
1) Bei der Auseinandersetzung zwischen zwei Krankenkassen nach der Bekanntmachung des Reichskanzlers vom 21. November 1913 (Amt⸗ liche Nachrichten des RVA. 1913 S. 804) ist nicht lediglich der Vermögenszuwachs, der während der Mitgliedschaft der übergegangenen Betriebe bei der bisherigen Kasse entstanden ist, sondern deren ge⸗ samtes Rei vermögen zur Zeit des Ueberganges zugrunde zu legen. b 2) Die Rücklage der bisherigen Kasse ist zwar bei der Aufstellung
er Bilanz unter die Passiva aufzunehmen, für die Ermittlung des Reinvermögens aber dem aus der Bilanz sich ergebenden Saldo wieder zuzuzählen [1946]; 1
Der Vorsitzende des Ausschusses einer Krankenkasse kann nicht ediglich für die Dauer einer Sitzung gewählt werden [1947];
Die Vorschrift des § 334 Abs. 2 der Reichsversicherungsordnung Wahl nach Bezirken oder Berufsgrupvpen bei der Ausschuß⸗ ahl) ist nicht sinngemäß für die Vorstandswahl anwendbar [1948];
In einer Entscheidung auf Grund des § 1459 der Reichsver⸗ sicherungsordnung ist folgender Grundsatz aufgestellt worden: 1
Die Frage, ob ein Anerkenntnis im Sinne des § 1445 Abs. 2
t 2 der Reichsversicherungsordnung vorliegt, kann auch im Ver⸗ ahren nach § 1459 der Reichsversicherungsordnung nachgeprüft und um Gegenstande der Entscheidung gemacht werden [1949);
Endlich hat das Reichsversicherungsamt auf die Anfrage einer Landesversicherungsanstalt den Bescheid [1950] erteilt, daß der Nach⸗ eis des Todes von Kriegsteilnehmern auch auf andere Weise als urch standesamtliche Sterbeurkunde geführt werden könne.
Den Schluß der Nummer bilden die Uebersichten über Zahlungen aus Invaliden⸗, Kranken⸗, Alters⸗ und Zusatzrenten er 31 Versicherungsanstalten und über deren Leistungen an Hinterbliebene im Monat Oktober 1914 sowie über den Erlös us Beitragsmarken im Monat November 1914.
““ “ 3
Der heutigen Nummer des „Reichs⸗ und Staatsanzeigers“
iegen die Ausgaben 351 und 352 der „Deutschen Verlust⸗
listen“ bei. Sie enthalten die 140. Verlustliste der preußischen
Armee, die 147. Verlustliste der bayerischen Armee, die
02. Verlustliste der sächsischen Armee und die 17. Verlustliste er Kaiserlichen Marine. 1 AA“
1119141“
Seine Majestät der König Ludwig hat, wie „W. T. B.“ meldet, im Felde den NReichskanzler Dr. von Bethmann Hollweg in Audienz empfangen.
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Die 31 nmer trat gestern nachmittag zu einer kurzen Kriegstagung zusammen. Der Ministerpräsident Dr. von Weizsäcker führte laut Bericht des „W. T. B.“ in der Hauptsache aus: — 8 *Der König hat mich beauftragt, in seinem Namen den Ständen auszusprechen, was sein landesväterliches Herz tief und unablässig bewegt. Sich von dem Geiste der tapferen Württemberger, die in einer noch nie dagewesenen Zahl hinausgezogen sind zur Ver⸗ teidigung des deutschen Vaterlandes, zu überzeugen und aus be⸗ rufenstem Munde das Lob ihrer Tapferkeit zu vernehmen, war dem Könige eine freudige und vollste Genugtuung. Jeder fühlt bis ins Innerste die Gerechtigkeit der deutschen Sache, den Kampf um Sein oder Nichtsein. Uns alle, so dürfen wir sagen, packt ein heiliger Zorn, denn wir wissen, daß die deutsche Politik eine Politik des Friedens war. Der Deutsche erstrebt nichts als seine freie Weiterentwicklung zum Schutz des Friedens. Auch zu Hause wollen und müssen mir bis zum guten Endziel durchhalten. Dazu gehört eine besondere vaterländische Pflicht, diejenige entschlossener wirt⸗ schaftlicher Sparsamkeit, die uns auch auf diesem Gebiet der Zukunft ohne Sorge entgegensehen läßt. Hier bedarf es auch der öffentlichen Hilfe. Der Gesetzentwurf, der ein Nachtrag zum Finanzgesetz ist, ist dazu bestimmt, den finanziellen Anforderungen, die an den Staat ge⸗ stellt wurden, zu genügen. Die Staatsregierung zweifelt nicht an der einmütigen Haltung der Stände, ihrerseits zu tun, was ihre Pflicht ist. Ein Volkskrieg ist es, den wir mit der Wucht unserer ganzen Kraft führen. Die Früchte werden reifen für alle Teile unseres glänzend bewährten Volkes zum Heile der jugendfrisch aufstrebenden deutschen Nation. v 111“ 18
Oesterreich⸗Ungarn.
Zur Widerlegung der fortdauernden Meldungen der Ententepresse von dem angeblichen wirtschaftlichen Niedergang Oesterreichs wird, wie „W. T. B.“ mitteilt, festgestellt, daß die Zentralsparkasse der Gemeinde Wien einen Zuwachs an Einlagen von 3,7 Millionen Kronen, das ist um 1,7 Millionen Kronen mehr als im gleichen Monat des Vor⸗ jahres, erfahren hat, und daß die Einlagen der Ersten Oester⸗ reichischen Sparkasse und Kommunalsparkasse in diesem Monat um 8,2 Millionen die Rückzahlungen überstiegen haben. Im Postsparkassenverkehr wurden 8,6 Millionen eingelegt, 5,2 Mil⸗ lionen zurückgezahlt; im Scheckverkehr 2,098 Millionen Kronen eingelegt und 2,074 Millionen Kronen zurückgezahlt. 1
Auch der ungarische Finanzminister. Teleszky erklärte einem Vertreter der „Neuen Freien Pöhrae“, daß die wirt⸗ schaftliche Kraft und Stärke der- Monarchie, die früher unterschätzt worden sei, eine glänzende Probe bestanden habe. In den meisten Industriezweigen zeige sich erhöhte Be⸗ schäftigung, ja sogar Arbeitermangel. Die Versorgung der Monarchie mit Getreide und Mehl sei nach seiner Meinung selbst über die nächste Ernte hinaus gesichert.
„Die Wirtschaftslage des Landes“, sagte der Minister, eist kon⸗ solidiert, die Steuereingänge sind günstig. Der Krieg hat unserer Volkewirtschaft in den bieherigen sechs Monaten nicht viel anhaben können; er wird ihren soliden, festgefügten Bau nicht zu erschüttern vermögen, auch wenn der Friede, was wir allerdings nicht wünschen, noch lange auf sich warten läßt. Die Nachrichten, die in der letzten Zeit von allen Kriegsschauplätzen eingelaufen sind, sind erfreulicher⸗ weise geeignet, unsere feste Zuversicht zu stärken. Die Volkswirtschaft der Monarchie wird auch den nach dem Kriege ihrer harrenden schwierigen Aufgaben in voller Kraft gegenüberstehen.“
Großbritannien und Irland. 1 Im Sbegihaus tat6 Lord Grewe. mit, doß die Regierung weht beabsichts rich — Zenf einzubringen, die im Zeichen des farteigegerstes sirh . cen sich ausschließlich auf Arbeiten zu beschränten, die die Fortsetzung des Krieges betreffen.
— Das Unterhaus ist gestern zur Wiederaufnahme der ordentlichen Session zusammengetreten.
Im Verlauf der Sitzung erklärte Bonar Law laut Bericht des „W. T. B.“: obwohl die Vetant wortung für die Kriegführung bei der Regierung liegen musse und obwohl es der Opposition freistehe, Kritik zu üben oder sich der Kritik zu enthalten, werde die Opposition sich nur durch nationale Rücksichten und nicht durch das Parteiinteresse leiten lassen, wenn sie Kritik übe. Der Ministerpräsibdent Asquith fuͤhrte aus, die Regierung übernehme die alleinige Verantwortung für die Kriegführung, aber mache nahezu täglich der Opposition Mitteilungen über diplomatische und andere Fragen. Die Opposition habe der Regierung unschätzbare, patriotische Mitwirkung geleistet.
— MitRücksicht auf den Angriff deutscher Unterseeboote er⸗ höhen Lloyds die Versicherungsrate um 20 bis 100 Proz. für Fahrten nach allen Richtungen. 1
Frankreich.
Amtlich wird mitgeteilt, daß den letzten Nachrichten zu⸗ folge die deutschen Unterseebote, die am 30. Januar englische Handelsschiffe in der Irischen See anhielten, diese erst versenkt haben, nachdem sie von der Besatzung ver⸗ lassen worden waren.
— Der russische Finanzminister Bark und der englische Schatzkanzler Lloyd George sind vorgestern in Paris ein⸗ getroffen und haben ihre Unterredungen mit dem Finanz⸗ minister Ribot und anderen Mitgliedern der Regierung gestern begonnen.
Nach Nachrichten aus Le Havre hat die englische Truppenausschiffung dortselbst am 15. Januar begonnen und dauert ununterbrochen fort. Die bisherigen Angaben, die von Hunderttausenden sprechen, sind den „Hamburger Nach⸗ richten“ zufolge zweifellos übertrieben, da täglich nur etwa drei⸗ bis viertausend Mann gelandet werden. Eine förmliche Sperrung des Hafens von Le Havre wegen dieser Truppen⸗ landung ist nicht beabsichtigt, aber jeder Handelsverkehr stockt, weil alle Bassins fortwährend voll englischer Transport⸗
schiffe sind.
“ Rußland.
1 Lie der „Warschawski Dnewnik“ berichtet, ist von dem russischen Oberkommandierenden eine Verfügung getroffen, daß alle deutschen Kolonisten aus dem Gouvernement Plotzk ausgewiesen werden. Die Deutschen erhielten Be⸗ fehl, in sechs Tagen nach Empfang der Benachrichtigung das Land zu verlaffen. 1 1 Italien.
Der Papst hat Blättermeldungen zufolge den Vorschlag gemacht, die Zivilgefangenen auszutauschen, und zwar Frauen und Kinder sowie Männer über 55 Jahre. Die Mächte, die dem Vorschlag eine günstige Antwort gegeben haben, sind Deutschland, Oesterreich⸗Ungarn und England. Nach der „Tribuna“ dauern die Verhandlungen zwischen dem Heiligen Stuhl und den europäischen Kabinetten zur Durchführung des Austausches der dienstuntauglichen Gefangenen fort, doch scheint die Frage Schwierigkeit begegne
ͤ1144“
Der spanisch⸗amerikanische Schiedsge ichts⸗ vertrag, dessen Wortlaut jetzt veröffentlicht wird, bestimmt dem „New York Herald“ zufolge, daß im Falle von Unstimmig⸗ keiten zwischen beiden Staaten die strittige Angelegenheit einem besonderen Ausschusse unterbreitet werden soll. Beide Regie⸗ rungen verpflichten sich, keinerlei Feindseligkeiten zu unter⸗ — nehmen, bevor ein Bericht des Ausschusses vorliegt.
Portugal.
Die Regierung wird nach einer Meldung des „W. T. die Landesverweisung, die über mehrere Personen unter ungesetzlichen Bedingungen verhängt worden ist, rückgängig machen. G
Amerika.
Der amerikanische Senat hat die Debatte über die Schiffsankaufsbill vertagt, nachdem der Senator Clarke (Demokrat) beantragt hatte, daß die Bill an die Handelskom⸗ mission zur nochmaligen Beratung zurückverwiesen werde. Wie das „Reutersche Bureau“ meldet, haben sich neun demokratische Senatoren mit den Republikanern vereinigt und unterstützen den Antrag, die Bill an die Kommission zurückzuverweisen, um eine Revision vorzunehmen. Es wird erklärt, daß sie das Fallenlassen der Bill verlangen.
Der Staatssekretär Bryan bezeichnet es formell als un⸗ richtig, daß irgend eine Regierung gegen die Bill über die Schiffsankäufe Einspruch erhoben hätte, und betont, daß es auch unwahrscheinlich sei, daß eine Regierung protestieren würde, da das Gesetz nicht notwendig diplomatische Fragen zur Folge haben müsse. Der Präsident Wilson will, wie das genannte Bureau mitteilt, den Kampf für die Bill fortsetzen, hat aber nichts gegen Abänderungsanträge, um dem Standpunkt der Gegner entgegenzukommen, obwohl nichts in dem Regierungs⸗ entwurf enthalten sei, was internationale Verwicklungen herbei⸗ führen müßte, wenn der Entwurf Gesetz würde.
In Washington ist von Vertretern deutsch⸗amerikanischer Vereine eine amerikanische Neutralitätsliga gegründet worden, deren erstes Ziel der „Times“ zufolge ist, „eine wirkliche amerikanische Neutralität herzustellen und die Neutralität von der Dienstbarkeit gegenüber den Forderungen fremder Mächte zu befreien“. Als weiteres Ziel hat sich die Liga gesteckt, die freie und offene See für den amerikanischen Handel und un⸗ behinderten Handel für solche Güter zu erlangen, die nach dem Völkerrechte keine Konterbande sind. Die Liga tritt ferner für die sofortige Annahme der Gesetzentwürfe, durch die die Ausfuhr von Kriegsvorräten verboten wird, sowie für die Genehmigung des Gesetzes über den Ankauf von Handelsschiffen ein, und fordert weiter, daß Unterseekabel zwischen den Vereinigten Staaten und Deutschland gelegt werden. Der Korrespondent der „Times“ fügt seiner Meldung hinzu, daß in politischen Kreisen Entrüstung über die Neutralitätsliga herrsche, daß aber diese Entrüstung mit Besorgnis gemischt sei.
— Nach einer Meldung des „Daily Chronicle“ ist der Dampfer „Dacia“ vorgestern von Galveston nach Rotterdam mit einer Ladung Baumwolle im Werte von 175 000 Pfd. Sterl., die für Bremen bestimmt ist, abgefahren. Das frühere deutsche Schiff „Pionier“, das von der Standard Oil Company angekauft und in das amerikanische Schiffsregister eingetragen worden ist, ist mit einer Ladung Petroleum ab⸗ gefahren.
— Einem Berichte des „Daily Telegraph“ zufolge zeigt der Handelsausweis der Vereinigten Staaten für Dezember gegen den gleichen Monat des Vorjahres eine Ab⸗ nahme der Einfuhr aus Großbritannien um 13 500 000 Dollar, aus Frankreich um 11 Millionen Dollar, aus Deutschland um 10 Millionen Dollar, aus Rußland, Italien und Belgien um je 5 Millionen Dollar. Die Ausfuhr stieg im selben Monat nach Großbritannien um 20, nach Italien um 17, nach Holland um 2 Millionen Dollar, sie fiel dagegen im Vergleich zum Vorjahr nach Deutschland um 31 Millionen, nach Belgien um 5 Millionen, nach Oesterreich⸗Ungarn um 3 Millionen und nach Rußland um 4 Millionen Dollar.
— Die argentinische Regierung hat der „Agence Havas“ zufolge beschlossen, die Fregatte „Sarmiento“ nach Europa zu senden, um das in den argentinischen Gesandt⸗ schaften hinterlegte Gold an Bord zu nehmen. Diese Summen betragen mehrere zehn Millionen Piaster. “
Afrika.
Die Suezkanalgesellschaft gibt nach einer Meldung des „W. T. B.“ bekannt, daß der Kanal für die Schiffahrt offen bleibe, wie auch aus der täglichen Veröffentlichung des Schiffahrtsverkehrs hervorgehe. Der Verkehr findet tagsüber statt. Das Londoner „Preßbureau“ meldet, daß viele Rädels⸗ führer des Eingeborenenaufstandes in Nyassaland gefangen genommen worden seien. Man dürfe annehmen, daß der Aufstand unterdrückt sei.
— Wie das „Reutersche Bureau“ meldet, wird gegen Piet Drobler, Enkel des Präsidenten Krüger und Parlaments⸗ mitglied der Partei Hertzogs, das Hauptverfahren wegen Verrats eröffnet werden. Der Geistliche Steenkamp ist wegen Verrats zu sechs Monaten Gefängnis ohne Zwangs⸗ arbeit verurteilt worden.
Kriiegsnachrichten. 8 Westlicher Kriegsschauplatz.
Großes Hauptquartier, 3. 1 Französische Angriffe gegen unsere Stellungen bei Perthes wurden abgewiesen. Auf der übrigen Front fanden nur Artilleriekämpfe statt.
Februar. (W.
Oberste Heeresleitung.
Stlicher Kriegeschepbla
Großes Hauptquartier, 3. Februar. (W. T. B.) Von der ostpreußischen Grenze nichts Neues. In Polen nördlich der Weichsel haben die Kavalleriekämpfe mit dem Zurückwerfen der Russen geendet. Südlich der Weichsel führte unser Angriff östlich Bolimow zur Eroberung des Dorfes Humin; um Wola — Szydlowiecka wird noch gekämpft. Seit dem 1. Februar sind hier über 4000 Gefangene gemacht und 6 Maschinengewehre erbeutet worden. Russische Nachtangriffe gegen unsere Stellungen an der Bzura wurden abgewiesen. Oberste Heeresleitung.
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und Maschinenindustrie zurückzuführen, r enur das weibliche Geschlecht ein Mehr aufzuweisen hatte, während
g Februar. (W. T. B.) Amtlich wird gemeldet:
Die allgemeine Lage hat sich nicht geändert. Ein vereinzelter russischer Vorstoß an der mittleren Pilica in Polen wurde abgewiesen. In den Karpathen dauern die Kämpfe im westlichen Frontabschnitt an. In der Mitte der Front kämpfen deutsche und unsere Truppen mit Erfolg. Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes. 8
von Hoefer, Feldmarschalleutnant. .
Wien, 2.
Der Krieg der Türkei gegen den Dreiverband.
Konstantinopel, 2. Februar. (W. T. B.) Aus dem Großen Hauptquartier wird gemeldet: Oertlich beschränkte
ZZusammenstöße der letzten Tage auf der kaukasischen
Front hatten einen für unsere Truppen erfolgreichen Aus⸗ gang. Eine feindliche Abteilung, die unsere Truppen bei Artwin angegriffen hatte, wurde mit schweren Ver⸗ lusten zurückgeschlagen und ließ, als sie verfolgt wurde,
wiel Kriegsmaterial in unseren Händen.
In der Gegend von Korna überraschte in der Nacht vom 30. Januar eine kleine Abteilung zwei hinter Stacheldraht verschanzte feindliche Bataillone und brachte ihnen be⸗ deutende Verluste bei. Am nächsten Tage versuchte der Feind unter dem Schutze von Kanonenbooten in der Um⸗ gebung zu landen, wurde aber unter Zurücklassung zahlreicher Toter, darunter eines Hauptmanns und eines Unteroffiziers,
zurückgeworfen.
—
Parlamentarische Nachrichten.
Bei der Reichstagsersatzwahl am 29. Januar 1915. im Wahlkreis Hamburg III sind nach amtlichen Er⸗ mittlungen bei 212 403 Wahlberechtigten 41 651 gültige Stimmen abgegeben. Hiervon entfielen auf den Parteisekretär Heinrich Stubbe⸗Hamburg (Sozialdemokrat) 41 583 Stimmen. Zersplittert waren 68 Stimmen.
Statistik und Volkswirtschaft.
Entwicklung des Beschäftigungsgrades in Groß Berlin in der Zeit vom 16. bis 23. Januar 1915.
Nach der vergleichenden Darstellung des gewerblichen und in⸗ dustriellen Beschäftigungsgrades in Groß Berlin am 16. und 23. Ja⸗ nuar, die das Statistische Amt der Stadt Berlin veröffentlicht, stieg iin der Zeit zwischen diesen beiden Stichtagen die Gesamtzahl der versicherungspflichtigen Mitglieder von 238 Kranken⸗ kassen Groß Berlins von 1 060 734 auf 1 067 519, d. i. um 6785 oder 0,64 %. Auch diesmal weist die Zahl der weiblichen Mitglieder mit einem Mehr von 5020 oder 1.24 % eine wesentlich stärkere Ent⸗ wicklung als die der männlichen auf, bei der sie durch eine Zunahme zum 1765 oder 0,30 % bezeichnet ist.
Die 28 allgemeinen Ortskrankenkassen zeigen für das
weibliche Geschlecht eine verhältnismäßig noch größere Steigerung,
als sie mit der Ziffer von 1,04 % für den Gesamtdurchschnitt fest⸗ gestellt worden ist. Sie beträgt berm weiblichen Geschlecht 4547 Ver⸗ sicherungspflichtige oder 1,31 % gegen 651 oder 0,22 % beim männ⸗ lichen Geschlecht, im ganzen 5198 oder 0,81 %. Bet der Berliner allgemeinen Ortskrankenkasse insbesondere trat eine Zunahme um 2809 oder 1,48 % Frauen und 906 oder 0,57 % Männer, im ganzen zum 3715 Beschäftigte oder 1 07 % ein.
Bei den 207 gewerblich gegliederten Krankenkassen hat die Zahl der versicherungspflichtigen Männer um 1112 oder 0,39 %, die der Frauen um 358 oder 0 30 %, die der Versicherungs⸗ pflichtigen beider Geschlechter um 1470 oder 0,36 % zugenommen. Hierbei ist die im Gegensatz zur Gesamtheit aller 238 Kassen wie auch der allgemeinen Ortskrankenkassen festzustellende lebhaftere Ent⸗ wicklung des Beschäftigungsgrades für das männliche Geschlecht be⸗ sonders beachtenswert. Sie ist wesentlich auf die Metall⸗ bei der in der Vorwoche
diesmal beide Geschlechter gewannen und die nicht nur absolut, sondern auch verhältnismäßig größere Zunahme mit 0,21 % bei den Männern (gegen 0.62 % bei den Frauen) anzutreffen ist. Im ganzen betrug hier die Steigerung 1545 Beschäftigte oder 0,83 „%. Ver⸗ hältnismäßig noch größer war sie u. a. in der Papier⸗ und Leder⸗ industrie mit 2,87 % (absolut 422 Beschäftigte mehr), in der chemischen Industrie mit 1,728 % (251), bei der Holzbearbeitung usw. mit 1,20 % (188). Nur 5 von den 16 unterschiedenen Gewerbe⸗ gruppen zeigen diesmal eine Abnahme der Zahl der Versicherungs⸗ pflichtigen, und lediglich bei 2 dieser Gruppen war es in nennens⸗ wertem Umfange der Fall. Bei der Industrie der Nahrungs⸗ und Genußmittel ist die 451 oder 1,85 % betragende Abnahme wesentlich auf den schon in der Vorwoche festgestellten Einfluß der Entlassungen von Frauen, die Gebäck ausgetragen haben, zurückzuführen. Die er⸗ hebliche Abnahme beim Baugewerbe — um 788 Beschäftigte oder 7,1 % — war wesentlich durch das eingetretene Frostwetter bediagt. Bei 39 Fachverbänden der freien Gewerkschaften sank die ahl der Arbeitslosen in der Woche vom 18. bis zum 25. Ja⸗ nar von 13 410 auf 12 818, d. i. um 592 oder 4,41 % Im ein⸗ zelnen betrug die Abnahme u. a. bei den Holzarbeitern 469, bei den Metallarbeitern 200, bei den Buchdruckern und den Hilfsarbeitern des Buchdruckgewerbes sowie bei den Lithographen ꝛc. zusammen 83. Dagegen zeigt sich eine Zunahme der Arbeitslosen bei den 6 Ver⸗
bänden der Bauarbeiter um 125, bei den Buchbindern um 65,
bei den Kürschnern um 57, bei den Bäckern und Konditoren um 38.
Nach dem sich auf die Zeit vom 17. bis 23. Januar beziehenden Bericht des Verbandes märkischer Arbeitsnachweise über die Lage des Arbeitsmarktes wurden von den größeren öffentlichen Arbeits⸗ nachweisen Groß Berlins 4956 (in der Vorwoche 5427) Stellen
für männliche und 2968 (2768) für weibliche Arbeitskräfte besetzt.
Offene Stellen waren für männliche Personen 6464 (7124) und für weibliche Personen 3926 (3510) gemeldet, während 6127 (6557) männliche und 4582 (4603) weibliche Arbeitsuchende gezählt wurden.
Andauernd gut war auch nach diesem Bericht die Metallindustete be⸗
schäftigt. Beim Arbeitsnachweis der Berliner Metallindustriellen wurden 1590 (1771) offene Stellen und 369 (371) Stellensuchende gemeldet, während 1852 (1811) Stellen besetzt wurden. Besonders lebhaft war die Tätigkeit in der Automobtlindustrie, wo teilweise Ueberstunden erforderlich waren. Während die Beton⸗ und Eisen⸗ betonindustrie der Jahreszeit entsprechend eine Verschlechterung der Lage aufwies, war die Eisenkonstruktionsindustrie in befriedigendem Umfange beschäftigt. Auf dem Arbeitsmarkt für weibliche Personen berrschte mehr oder minder Nachfrage nach Näherinnen, Metall⸗, Leder⸗ und Tabakarbeiterinnen.
Die Gebürtigkeit der Bevölkerung der Großstädte im rheinisch⸗westfälischen Industriebezirk.
Die Frage der Binnenwanderungen ist neuerdings eine der am meisten besprochenen der Bevölkerungswissenschaft geworden. Die gewaltige Entwicklung unserer großen Städte hat zu Bewegungen innerhalb des Volkskörpers geführt, von denen man sich noch vor einigen Jahrzehnten nichts hatte träumen lassen. Die Volks⸗ zählungen haben durch planmäßigen Ausbau der Gebürtigkeitsstatistik hier Schlaglichter auf Bepölkerungsvorgänge geworfen, die in ihre
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Ausdehnung wie in ihrer Bedeutung für das Volksganze nicht hoch genug veranschlagt werden können. Wenn in einer Stadt wie Düsseldorf nicht die Hälfte der ortsanwesenden Bevölkerung im Orte selbst gevoren ist und über ein Viertel seine Wiege sogar außerhalb der Provinz hat, so sagt dies um so mehr, als gerade Düsseldorf einen verhältnismäßig hohen Prozentsatz derjenigen zu halten weiß, die einmal dort Beschäftigung gefunden haben. Nach der letzten Zählung im Jahre 1910 waren, einer Veröffentlichung des Statistischen Amts der Stadt Düsseldorf über die Gebürtigkeit der Bevölkerung der Groß⸗ städte im rheinisch⸗westfältschen Industriegebtet zufolge, von je 1000 Einwohnern der Stadt Düsseldorf 453 geborene Düsseldorfer; dies bedeutet eine Steigerung der Ortsgebürtigkeit gegenüber 1900 und 1905, da bei den Zählungen dieser Jahre nur 448 bezw. 440 vom Tausend als in Düsseldorf geboren ermittelt worden sind. Das Ansteigen der Ortsgeburtigenziffer von 1905 auf 1910 ist wohl zu einem Teil auf die in der Zeit zwischen beiden Zählungen vorgenommenen Eingemeindungen zurückzu⸗ führen, infolge deren zahlreiche Personen, die bei den früheren Zählungen als auswärts Geborene gebucht werden mußten, jetzt als im Stadtgebiet selbst Geborene zu zählen sind. Umgekehrt wirkt dieser Umstand naturgemäß vermindernd auf die Zahl der außerhalb Düsseldorfs aus der Rheinprovinz Gebürtigen. Während 1900 304 und 1905 295 vom Tausend der Bevölkerung außerhalb Düsseldorfs in den Rheinlanden das Licht der Welt erblickt hatten, sank dtese Ziffer 1910 auf 276. Aus den übrigen preußischen Provinzen waren nach der Erhebung von 1900 177, nach der von 1905 186 und nach der letzten 189 vom Tausend der Bevölkerung gekommen, sodaß von 1000 Düsseldorfern im Jahre 1900 929, 1905 921 und 1910 918 in Preußen geboren waren. Aus anderen deut;schen Staaten waren 44.5 bezw. 49, und 50,7 vom Tausend der Düsseldorfer Einwohnerschaft gebürtig, denen 26,3 bezw. 294 und 31,3 vom Tausend im Ausland Geborene gegenüberstanden. Nächst der Rheinprovinz stellte den er⸗ heblichsten Teil der Düsseldorfer preußischer Herkunft Westfalen, das unter je 1000 Einwohnern durch 75,2 Köpfe vertreten ist, was freilich einen Rückgang des westfälischen Einschlags in Düsseldorf bedeutet, da 1900 und 1905 78,7 und 81,1 vom Tausend der Bevölkerung west⸗ fälischer Herkunft waren. In Hessen⸗Nassau sind 20,8 vom Tausend der Bewohnerschaft nach ihrer Geburt zu Hause, ein Prozentszatz, der gegen die letzten Zählungen weder eine Zu⸗ noch eine Abnahme hessischer Zuwanderung darstellt, ganz im Gegensatz zu den Provinzen Westpreußen und Posen, die nach der jüngsten Erhebung ungleich stärker in Düsseldorf vertreten sind als noch 10 Jahre vorher. Während 1900 noch nicht 6 und 1905 7,4 vom Tausend der Be⸗ vötkerung geborene Westpreußen waren, stieg diese Ziffer 1910 auf über 12. Wenn an dieser Steigerung auch die eingemeindeten Vor⸗ orte gleichwie bei der Ziffer für Posen ihren guten Anteil haben, so steht doch eine vermehrte Zuwanderung aus diesen Gebieten außer Frage. Posen weist einen Satz von 11s auf gegen 7,7: und 6,1 in den Jahren 1905 und 1900. Recht erheblich ist auch die Bei⸗ mischung ostpreußischen Blutes, da diese Provinz mit über 15 dort Geborenen unter je 1000 Einwohnern vertreten ist; doch zeugt diese Ziffer nicht wie bei den beiden vorgenannten Provinzen für eine be⸗ sondere Entwicklung in jüngster Zeit. Ostpreußen ist vielmehr schon 1900 mit 12, 8 vom Tausend nachgewiesen. Auch die Provinzen Sachsen und Hannover sind nach der letzten Zählung nicht stärker vertreten als zu Anfang des Jahrhunderts. Eine Gruppierung der nach der Stärke des Zustroms aus den betreffenden Ge⸗ soweit es sich um dort Geborene handelt, ergibt folgendes Bild: Rheinprovinz ohne Düssel⸗ “ Westfalen. “ Hessen⸗Nassau Ostpreuhen.. Sachsen. “ 1“] Westpreußen .... .. In Düsseldorf selbst sind 162 404 Einwohner geboren, während die außerpreußischen Bundesstaaten mit rund 18 000 dort Gebürtigen in der Düsseldorfer Bevölkerung vertreten sind. Außerhalb Deutschlands geboren oder unbekannter Herkunft waren 11 218 Köpfe von den ins⸗ gesamt am 1. Dezember 1910 in Düsseldorf gezählten 358 728 orts⸗ anwesenden Personen.
Unter den übrigen Großstädten des rheinisch⸗westfälischen In⸗ dustriegebiets stehen Crefeld, Barmen und Elberfeld nach dem Anteil der Ortsgebürtigen an der orteanwesenden Bevölkerung an erster Stelle. In diesen drei Städten, die eine weniger sprunghafte Entwicklung erlebten als die Mehrzahl ihrer Schwestergemeinden, machen die am Orte geborenen Personen 62, 61 und 58 vom Hundert der Bevölkerung aus. Etwas üder die Hälfte der Einwohnerschaft ist ferner noch ortsgebürtig in Mülheim und Duisburg, während in Essen 48, in Bochum 46, in Gelsenkirchen gleich Düssel⸗ dorf 45 und in Dortmund 43 vom Hundert der Bevölkerung am Orte geboren sind. Daß das beispiellos aufstrebende Hamborn nur 19 vom Hundert seiner Bewohner als aus der Gemeinde seibst gebürtig zu verzeichnen hat, nimmt nicht wunder, ebenso⸗ wenig wie der starke ausländische Einschlag der Bewohnerschaft. Es kommen in Hamborn auf je 1000 der Bevölkerung nicht weniger als 162 Personen, die außerhalb der schwarzweißtoten Pfäble geboren sind oder deren Geburtsort nicht festzustellen ist. Die lebhafte Zu⸗ wanderung aus dem deutschen Osten hat dahin geführt, daß Hamborn u. a. 107 geborene Posener, 64 Schlesier und 47 Westpreußen unter 1000 seiner Einwohner zählt. Nächst Hamborn ist Dutsburg mit verhältnismäßig viel Auslandgeborenen durchsetzt, da 64 auf je 1000 Seelen ihre Wiege außerhalb Deutschlands hatten. Im übrigen fallen die Städte Gelsenkirchen, Bochum, Essen und Dort⸗ mund durch starken ostpreußischen Zuzug auf, da in diesen Gemeinden 162, 82, 77 und 49 von je 1000 Einwohnern ihrer Geburt nach aus Ostpreußen stammen. Westpreußen sind außer in Hamborn besonders zahlreich in Dortmund (52 vom Tausend) und Gelsenkirchen (47 vom Tausend) anzutreffen, ebenso wie die Posener nächst Ham⸗ born die beiden genannten Städte vor den anderen beobachteten Ge⸗ meinden bevorzugen.
Wohlfahrtspflege. v“
Wie schon in Friedenszeiten vorgesehen, begannen die Abnahme⸗ stellenfür Liebesgaben, die dem stellvertretenden Militärinspekteur der freiwilligen Krankenpflege Fürsten von Hatzfeldt, Herzog zu Trachen⸗ berg, unterstehen, bei Kriegsausbruch ihre segensreiche Tätigkeit zu ent⸗ falten. Der Aufbau und die Organisation dieser Stellen wurden für Berlin den Delegierten des Kaiserlichen Kommissars und Militär⸗ inspekteurs der freiwilligen Krankenpflege Vehse (Abnahmestelle I, Invalidenstraße 42, Gebäude der Landwirtschaftlichen Hochschule) und Michaells (Abnahmestelle II, Karlstraße 12, Exerzier⸗ halle des 2. Garderegiments zu Fuß) übertragen. Die beiden Abnahmestellen haben den Zweck, die Liebesgabenabteilungen der Sanitätssammeldepots an den Etappenhauptorten, die ihrerseits bestimmte Heeresteile und Lazarette mit Liebesgaben versehen, auf⸗ zufüllen. Die diesen Depots vorstehenden Delegierten des Kaiserlichen Kommissars können die Bedürfnisse der ihnen zugewiesenen Heeresformationen genau ermessen und geben nötigenfalls die Anforderungen an die Dienststelle des stell⸗ vertretenden Militärinspekteurs weiter, der sie seinerseits den Abnahmestellen überweist. Dieser Geschäftsgang sichert aufs beste eine zielsichere und zuverlässige Versorgung unserer tapferen Krieger. Den Abnahmestellen ist es gelungen, der gestellten Aufgabe bisher gerecht zu werden. Davon zeugen die mündlichen und schrift⸗ lichen Aeußerungen der Spender sowie die Tatsache, daß die Abnahmestellen imstande waren, in der Weihnachtszeit große Mengen von Liebesgaben zu befördern, zugleich ein erhebendes Zeichen der Gebefreudigkeit und Opferwilligkeit weiter Kreise. Doch Weihnachten sind vorüber, die Lager sind zusammengeschmolzen, und unaufhörlich treten von neuem an die Abnahmestellen Bitten und Wünsche der im Felde Befindlichen heran. So telegraphierte vor
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Tagen der Depotdelegierte einer Liebesgabenabteilung im Osten: „Sendet umgehend Tabak, Kognak, Rum, Zigarren, da großer Mangel.“ Diesem Wunsche hat nech nicht gewillfahrt werden können. Darum bheißt es: Weiter sammeln! Bedeutung dieser Liebestätiagkeit kann gar nicht hoch genug veranschlagt werden. Solange es gelingt, die Gaben an die Front zu bringen, die dazu dienen, den Truppen im Felde sowie den Kranken über das von der Heeresverwaltung gewährte Maß hinaus Lebensbedürfnisse zu befriedigen, so lange tragen wir ein gut Teil dazu bei, unsere Truppen widerstandsfähig zu erhalten und unwiderstehlich zu machen, umsomehr, wenn diese Gaben mit den Transportführern, die den Soldaten Grüße und Nachrichten aus der Heimat bringen und solche zurück⸗ nehmen, ganz nach vorn gelangen können. Die Gaben für die Lazarette soll die Abnahmestelhe I, die Gaben für das Feldheer die Abnahmestelle II annehmen; auch Samm⸗ lungen kleinerer privater Sammelzentralen werden von den Abnahmestellen gern zur allgemeinen Verwendung angenommen. Wer den Abnahmestellen Liebesgaben zur Vermittelung — sei es für Feld⸗ truppen, sei es für Lazarette — übergibt, darf die volle Zuversicht hegen, daß seine edle Absicht am schnellsten, am sichersten, am ge⸗ rechtesten verwirklicht wird. Außer Barbeträgen sind als dringendste Bedürfnisse für den Augenblick Lichte, kleine Handtücher, Tabak, Zigarren und Zigaretten, Rum, Arrak, Kognak, Kakao, Butter, Honig, Schmalz, Marmelade ꝛc. zu bezeichnen.
einigen
„In den ersten 6 Monaten des Krieges h Dichter⸗Gedächtnis⸗Stiftung in Hamburg⸗Großborstel an 893 deutsche Lazaretteund Truppenteile sowie an 46 deutsche Kriegsgefangenenlager im Auslande insgesamt 74 141 Bücher und 31 175 Zeitschriften sowie 2664 Bilder, eine Anzahl von Musik⸗ instrumenten und Spielen und eine größere Menge Postkarten un⸗ entgeltlich verteilt. Die Stiftung, die sich schon in Friedenszeiten der Begründung und Ausgestaltung veon Mannschaftsbüchereien im Heer, in der Flotte und in der Luftflotte gewidmet hatte, arbeitet Seite an Seite mit den großen Körperschaften, die sich seit Auebruch des Krieges ebenfalls die Aufgabe der Verteilung guten Lesestoffes an unsere Truppen zum Ziel gesetzt haben. So hat sie sich für Hamburg mit vielen anderen Vereinen unter Führung des Roten Kreuzes zu dem „Hamburgischen Ausschuß für Kriegsbüchereien“ zusammen⸗ geschlossen. Auch mit dem „Gesamtausschuß zur Verteilung von Lesestoff im Felde und in den Lazaretten“ in Berlin arbeitet sie Hand in Hand. Von einer Abnahme der notwendigen Arbeit ist noch nichts zu bemerken. Im Gegenteil scheint das Bedürfnis nach Lesestoff insbesondere bei den Truppen im Felde noch zuzu⸗ nehmen. Vieles von dem, was die Stiftung verteilte, war ihr zu diesem Zweck aus den Kreisen ihrer Mitglieder und Freunde geschenkt worden. Außerdem hat sie jedem Lazarett, das sich darum bewarb, ihre eigene „Lazarettbücherei“ zum Geschenk gemacht, die aus je 35 Bänden literarisch sorgfältig ausgewählter, für Verwundete besonders geeigneter Werke besteht, die in einen hellgrauen, mit Wasser abwaschbaren, schönen und gediegenen Einband gebunden sind. Der Einband ist biegsam und läßt sich über den Rücken umschlagen, sodaß der Verwundete das Buch mit einer Hand halten kann. Diese „Lazarettbücherei“, die bereits an Hunderte von Lazaretten ge⸗ schenkt wurde, ist auch auf der „Ausstellung für Verwundeten⸗ und Kranken⸗Fürsorge im Kriege“ zu sehen, die zunächst in Berlin gezeigt wurde und nun ihre Wanderung durch Deutschland angetreten hat.
Kunst und Wissenschaft. In Berlin Friedrich Wilhelms⸗Universität, Geheimer Medizinalrat, Professor Dr. von Olshausen, Mitglied der Wissenschaftlichen Deputatton für das Medizinalwesen, wie hiesige Blätter melden, im 80. Lebens⸗ jahre verstorben. In Kiel geboren, studierte er in seiner Vaterstadt und in Königsberg und war dann an verschiedenen Kliniken als Assistenzarzt tätig; im Jahre 1862 habilitierte er sich in Halle als Privatdozent für Geburtshilfe und Frauenheilkunde und
Die
Deutsche
ist der Senior der Medizinischen Fakultät der
wurde noch in demselben Jahre zum außerordentlichen Professor
ernannt. Von 1864 bis 1887 bekleidete er das Ordinariat für sein Fach an derselben Universität, um dann einem Ruf nach Berlin zu folgen, wo er den bis dahin von Karl Schröder versehenen Lehrstuhl bis 1910 inne hatte. Als akademischer Lehrer und Leiter der Uni⸗ versitäts, Frauenklinik hat er auf den Gebieten der operativen Gynäko⸗ logie und der Geschwulstlehre bahnbrechend gewirkt und zahlreiche Schüler herangebildet, zugleich auch eine umfassende wissenschaftliche schriftstellerische Tätigkeit entfaltet.
Im Königlichen Kunstgewerbemuseum sind von dem Maler Hans Geh, einem Schüler der Anstalt, der zurzeit verwundet als Jägerleutnant wieder in Berlin weilt, Reiseskizzen ausgestellt. Es sind Pinselzeichnungen in Tusche auf Japanpapier zumeist aus den Vogesen.
Die Gesellschaft für Erdkunde hält eine allgemeine
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Sitzung am 6. d. M., Abends 7 Uhr, im großen Saal des Architekten⸗
hauses, Wilhelmstraße 92. Der Geheime Regierungsrat
Krieges sprechen. (Mit Lichtbildern.) Gesundheitswesen, Tierkrankheiten und Absperrungs⸗ maßregeln. Das Kaiserliche Gesundheitsamt meldet den Ausbruch der
“ und Klauenseuche vom Schlachltviehhof in Leipzig am . M.
„Sofia, 2. Februar. (Meldung der „Agence Bulgare“.) Nach⸗ richten aus sicherer Quelle zufolge richtet der Typhus unter den in
trahe e“ me Professor Dr. A. Penck wird über Reisen in Australien vor und während des
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der mazedonischen Stadt Ischtip ET“ serbischen
Rekruten große Verheerungen an. Täglich sterben durchschnittlich dreißig an dieser Krankheit. Der serbische Bürgermeister ist aus Furcht vor dieser Epidemie nach Verzicht auf seine Stellung mit seiner Familie nach Uesküb gereist. 8 öX“
Verkehrswesen.
Errichtung einer Dampferverbindung Raumo — Sundsvall. Nach einer Meldung des Kaiserlichen Konsulats⸗ verwesers in Sundsvall hat die „Uman“⸗Reederei die Errichtung einer Dampferverbindung zwischen Raumo und Sundsvall beschlossen. Der erste Dampfer der neuen Linie soll Raumo bereits Ende dieser Woche verlassen. Es hat sich bisher nicht feststellen lassen, auf welche Arten Ladung die Schiffsgesellschaft rechnet. Von dem Bestehen der neuen Schiffsverbjndung ist nur den schwedischen Einfuhrhändlern Mitteilung gemacht worden. (Bericht des Kaiserlichen General konsulats in Stockholm vom 5. Januar 1915.) 8
Theater und Musik.
8 Königliches Opernhaus.
Der hier gern gesehene Gast vom Königlichen Hoftheater in Stockholm, Herr John Forsell eröffnete gestern sein Gastzpiel, das er schon am Sonntag als Telramund im „Lohengrin“ hatte beginnen wollen, in der Rolle des Grafen in „Figaros Hochzeit“. Als Mozartsänger hat man ihn in der Partie des „Don Juan“, als deren vornehmster Vertreter er seit d'Andrade anzusehen ist, früher bereits kennen gelernt. Sein Graf Almaviva ist eine nicht minder fesselnde Gestalt, ob⸗ wohl sie andere Wesenszüge hat als der dämonische Frauenverführer. Beiden Schöpfungen des Künstlers gemeinsam sind aber das vollende
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