DOrdnung und Sicherheit. Das Korpskommando stellt fest, daß die
Zeitpuntt passiert haben, berichten in ähnlichem Sinne.
fremden Handelsschiffen nicht verwehrt haben, die britische Handelsflagge
führenden zu entgehen, so vertreten wir umgekehrt den Standpunkt, daß britische Handelsschiffe keinen Bruch des Völkerrechts begehen, wenn sie zu ähnlichen Zwecken eine neutrale Flagge annehmen, falls sie es für angebracht halten. Kriegsbräuchen uad Vorschriften der Menschlichkeit ist es für die Kriegführenden Pflicht, den Charakter des Schiffes und seine Ladung festzustellen, bevor sie sie beschlagnahmen. Recht, diese Verpflichtung zu ignorieren. von Nichtkombattanten sowie die Ladung vernichten, wie Deutschland es als seine Absicht ankündigt, ist nichts anderes als Seeräuberei auf hoher See.
Unterhause laut Meldung des „W. T. B.“ mit, daß die Verluste aller Rangklassen der englischen Armee auf dem westlichen Kriegsschauplatze bis zum 4. Februar ungefähr 104 000 Mann betragen hätten. Unterstaatssekretär im Auswärtigen Amt Neil Primrose auf Anfrage, die Regierung hätte bereits mitgeteilt, mit welchen Abänderungen sie die Londoner Deklaration für die ganze Dauer des Krieges anzuwenden bereit gewesen wäre. gesichts der neuen Ankündigung Deutschlands aber, daß es be⸗ absichtige, die Rechte und Gebräuche des Seekrieges beiseite zu setzen, könnte eine weitere Aenderung des britischen Verfahrens nötig werden.
anschlag die Ausgaben für ein Dreimillionenheer eingestellt. Eine bestimmte Summe über die Ausgaben wird der „Frankfurter Zeitung“ zufolge jedoch nicht angegeben, um zu vermeiden, daß
Die Bürgerschaft hat gestern den Senatsantrag auf SEinsetzung einer Behörde für Kriegsversorgung, die nach ihrem Ermessen Lebensmittel, Futtermittel und sonstige Bedarfs⸗ gegenstände zur Sicherstellung der Versorgung Ham⸗ burgs beschaffen und abgeben soll, mit der Abänderung ge⸗ nehmigt, daß diese Aufgabe nicht einer Behörde, sondern einer Kommission von je zwei Mitgliedern des Senats und der Bürgerschaft sowie einem vom Senat zu ernennenden Mitglied übertragen werden soll, und ihr zwölf Millionen Mark für diesen Zweck zur Verfügung gestellt. Zum Mitglied der Kom⸗ mission wurde auch ein Mitglied der sozialdemokratischen Fraktion gewählt. Die Bürgerschaft hat ferner einen Betrag von sechs Millionen Mark für die staatliche Mehlversorgung bewilligt.
0 esterreichUngarn.
Die Gemahlin des Thronfolgers Erzherzogs Karl Franz Joseph, Erzherzogin Zita, ist einer Depesche des „W. T. B.“ zufolge gestern abend in Schönbrunn von einem Erzherzog entbunden worden.
— Die „Wiener Zeitung“ veröffentlicht ein Allerhöchstes Handschreiben, in dem der gemeinsame Finanzminister Ritter von Bilinski auf seine Bitte von diesem Amte in Gnaden enthoben und der gewesene Ministerpräsident Ernest von Koerber zum gemeinsamen Finanzminister ernannt wird. In dem an den Ritter von Bilinski gerichteten Handschreiben spricht der Kaiser Bilinski die Anerkennung und den Dank aus für die treuen Dienste, die er als gemeinsamer Finanz⸗ minister mit patriotischem Eifer und in aufopfender Hingebung dem Kaiser und der Monarchie geleistet habe.
— Ein serbisches Preßcommuniqué hat behauptet, daß sich die österreichisch⸗ungarischen Truppen in Ub Zerstörungen und Plünderungen hätten zuschulden kommen lassen. Demgegenüber wird auf Grund der beim Armeekommando der Balkanstreitkräfte hierüber eingelaufenen Meldungen der „Politischen Korrespondenz“ zufolge festgestellt:
Am 16. November betraten österreichisch⸗ ungarische Truppen zum ersten Male Ub. Das Korpskommando fand die Stadt in einem traurigen Zustand vor. Eine ganze Reihe von Geschäften und Wohnungen, auch eine gut eingerichtete Apotheke waren geplündert worden. Nach übereinstimmenden Aussagen der zurückgebliebenen Einwohner hatten die auf dem Rückzug befindlichen serbischen Truppen barbarisch gehaust und, wie dies während des serbischen Rückzuges die allge⸗ meine Regel war, die eigenen Landsleute drangsaliert und bestohlen. Nach Mitteitungen von Ueberläufern und Kriegs⸗ gefangenen war die Manneszucht bei den serbischen Abteilungen sehr stark gelockert. Ein Offizier sagte aus, daß er seine Leute von Plünderungen nicht hätte zurückhalten können, und daß er von seinem Bataillonskommandanten, dem er darüber Meldung erstattete, den Bescheid erhalten habe, die Verhältnisse seien derartig, daß man die Leute gewähren lassen müsse. Das österreichisch⸗ungarische Korps⸗ kommando traf sofort alle Vorkehrungen zur Wiederherstellung von
Ortschaft Ub sich beim Abmarsch der Truppen in einem weit besseren ustande befunden hat als beim Einmarsch unserer Truppen. Die ommandanten anderer Truppenkörper, die Ub zu einem
e 7
1
“ Großbritannien und Irland
Der frühere Minister und Vizekönig von Irland Moh, ds Londonderry ist gestern in London gestorben. 8
— Das Auswärtige Amt veröffentlicht dem „Reuter⸗ schen Bureau“ zufolge die nachstehende Erklärung über die Benutzung einer neutralen Flagge:
Die Benutzung einer neutralen Flagge ist als Kriegslist mit gewissen Beschränkungen in der Praxis wohl begründet (well established). Wenn Kauffahrer eine andere als ihre nationale Flagge führen, so ist ibr einziger Zweck, den Feind zu zwingen, daß er der allgemeinen Verpflichtung des Seekrieges nachkomme und sich von der Nationalität des Fahrzeuges und dem Charakter seiner Ladung durch eine Untersuchung überzeuge, ehe er es beschlagnahmt und vor ein Prisengericht bringt. Die englische Regierung hat die Benutzung der britischen Flagge beim Feinde stets als ein berechtigtes Mittel zu dem Zwecke angesehen, der Erbeutung zu entrinnen. Eine solche Praxis enthält nicht nur keinen Bruch des Völkerrechts, sondern ist durch das britische Recht speziell anerkannt. Der britische Merchant Shipping Act von 1894 Abeèchnirt 69 lautet:
Wenn jemand die britische Flagge benutzt und sich den Charakter eines Angehörigen der britischen Nation beimißt an Bord eines Schiffes, das als Ganzes oder zu Teilen Personen ge⸗ hört, denen die Eignung fehlt, ein britisches Schiff zu besitzen, und dadurch den Anschein erwecken will, daß dieses Schiff britisch sei, dann soll das Schiff auf Grund dieser Akte beschlagnahmt werden, ausgenommen in dem Falle, daß diese Vortäuschung bewirkt wurde, um der Erbeutung durch einen Feind oder durch ein ausländisches Kriegsschiff zu entgehen.
In den Instruktlonen an die britischen Konsuln, die 1914 erlassen wurden, wird gesagt, daß ein Schiff beschlagnahmt werden kann, wenn es sich unrechtmäßig als britisch ausgibt, außer wenn dies ge⸗ schieht, um der Erbeutung zu entrinnen. Da wir in der Praxis
als Kriegslist zu benutzen, um der Beschlagnahme auf See durch die Krieg⸗
—.
Nach den Regeln des Völtkerrechts, den 7
Deutschland bhat kein Schiff und Mannschaft
— Der Premierminister Asquith teilte gestern dem
Darauf erklärte der neue
— Wie bereits gemeldet ist, sind im englischen Voran⸗
Truppen ziehen könne. Es wird lediglich von 1000 Pfund diskutiert werden.
reicht haben, da die Frachten jetzt 75 Schilling für die Tonne betragen.
Verladung verhindern werden. 3
Frankreich. 8
operationen kommen. der Flüchtlinge in Familien untergebracht.
geflüchteten Personen
Die Präfe
oder Ungarn gehören und beschlagnahmt worden sind. bedürftige Erwachsene erhalten
unter 16 Jahren.
Staatshilfe in Anspruch nehmen.
— Der Regierungsentwurf über die
früher ausgestellter Patente untersagt ist. können nach Prüfung durch einen
Neutrale übertragen werden, mit der Maßgabe, ursprünglichen Patentinhabern eine jeweilig Prämie als Entschädigung ausbezahlt werden soll.
— Der Deputierte Lagrosilliere wird nach einer Meldung der Humanité in der Kammer einen Gesetzantrag auf Naturalisierung der Eingeborenen zösischen Kolonien einbringen.
— Das Aktionskomitee der sozialistischen Ver⸗ bände Frankreichs hat eine Adresse an die Regierung gerichtet mit der Aufforderung, alle Getreidevorräte in Frankreich zu beschlagnahmen, den Preis für Mehl und Getreide nach Maßgabe der letztjährigen Ernte festzusetzen, die bis zur nächsten Ernte fehlende Getreidemenge durch Ein⸗ fuhr zu decken und auch den Mehrverbrauch in den Bäckereien zu überwachen.
8 Rußland.
In der russischen Presse wird ein Ukas des Zaren ver⸗ öffentlicht, s der abaister ermächtigt wird, 506 Milliagen f uyd Seul tzanweisungen mit sechs⸗ monatige eit). zu 5 Pre. Lerczinsung sowohl in russischer als in .¶ esesee i Valuta südingzußerdem für 40 Millionen Pfund S hatzanweisz oen in englischer Valuta auszu⸗ geben, bega,, Karl ¹l den egg⸗. ag die Zinsen vorher vom Nenn⸗ wert abgezoga., Cl Pen sr ec. Fleber die Höhe der Verzinsung der drf englische Jährung agusgegebenen Anweisungen sind Angaben in dem Ukas nicht gemacht.
— Der Führer der Kadetten Miljukow hat gestern in St. Petersburg eine Rede über den Krieg und die europäische Intelligenz gehalten, in der er die Not⸗ wendigkeit betonte, den Krieg bis zur siegreichen Beendigung für Rußland durchzuführen.
In der Einleitung betonte Miljukow nach dem Bericht des „W. T. B.“, daß die Umrisse der Kriegsereignisse sich seit dem Kriegsbeginn verschleiert hätten, und daß die Stimmung verloren gegangen sei. Es set demgegenüber notwendig, das Gefühl durch logische Gründe von neuem zu stärken. Das täten die Verbündeten, das müsse auch Rußland tun. Als moralisches Ziel hob Miljukow hervor, daß Rußland für die Freiheit und die Befreiung der kleinen Völker kämpfe. Von Finnland sprach er indessen in diesem Zusammen⸗ hange nicht. Was den Kampf gegen die Türkei anbetrifft, erklärte er, es sei für Rußland no wendig, Konstontinopel und die Meerengen zu besitzen, die Neutralisierung der Dardanellen genüge für Rußland nicht. — In den letzten Tagen sind obiger Quelle zufolge Tausende von deutschen Kolonisten, die aus Polen verbannt worden sind, durch Tambow nach den Gouverne⸗ ments Astrachan und Saratow transportiert worden.
Italien.
Einer Blättermeldung zufolge hat der König den Depu⸗ tierten Enrico Ferri in längerer Audienz empfangen.
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8
—
8 “ Spanien. “ 1“
Der „Correspondencia militar“ zufolge hat die Regierung von einer großen südamerikanischen Republik vier moderne Unterseeboote erworben, auf denen die Mannschaften der von der Kammer bewilligten Unterseebootsflottille ausgebildet werden sollen. Der Marineminister äußerte die Ueber⸗ zeugung, daß die spanischen Gewässer in einigen Monaten gegen jeden Angriff gesichert sein würden.
— Belgien. ö“
7. Februar ab ist, wie „W. T. B.“ meldet, der Briefverkehr zwischen Brüssel, Lüttich, Verviers nebst Vor⸗ und Nachbarorten sowie Antwerpen einerseits, den Nieder⸗ landen und dem Großherzogtum Luxemburg anderseits zu⸗
gelassen.
8 Asien.
„St. Petersburger Telegraphenagentur“ aus nukden meldet, ist eine Abteilung von fünfhundert Soldaten gegen zweitausend mongolische Aufständische ausgesandt worden, die sich bei Tsingpingtsian versammelt haben.
— Japanischen Blättermeldungen zufolge hat die Kriegs⸗ verwaltung von Tsingtau Zolltarife veröffentlicht, die mit den bisherigen deutschen übereinstimmen. Gleichzeitig wurden die neuen Verordnungen über die Benutzuug der Hafen⸗ einrichtungen bekannt gemacht.
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man in Deutschland und Oesterreich⸗Ungarn
1
aus den Ziffern der Kredite Rückschlüsse auf die Zahl der über eine Summe Es soll auf diese Weise sämtlichen Rednern die Möglichkeit gegeben werden, ihre Mei⸗ nung zu sagen, ohne daß eine genaue Summe genannt wird. — Die Getreidetransporte über See haben, wie die „Berlingske Tidende“ aus London meldet, so gut wie aufgehört, da die bestehenden Frachtsätze von Amerika eine derartige Höhe er⸗ re 1 5 nachgerade jede Verladung unmöglich geworden ist. Besondere Aufmerksamkeit erweckt der La vSenev ngs wo uch in London sieht es aus, als ob die Frachtsätze einstweilen jede
Der Minister des Innern Malvy macht im „Matin“ eingehende Angaben über die Maßregeln, die die Regierung getroffen habe, um den aus der Zone der Kriegs⸗ zu Hilfe zu Auf Befehl der Regierung wurde die
ten
wurden ermächtigt, zur Unterbringung der Flüchtlinge Woh⸗ nungen und Lokale zu benutzen, die Deutschen, Oesterreichern Hilfs⸗ einen Staatszuschuß von 1,25 Franken täglich, ferner fünfzig Centimes für jedes Kind Insgesamt beträgt die Zahl der Flüchtlinge
nahezu eine Million, von denen mehr als die Hälfte die
Do 8 Nutzung französischer Patente bestimmt dem „Temps“ zufolge, daß Deutschen, Oesterreichern und Ungarn während der Kriegsdauer keine Patente ausgestellt werden und daß ihnen die Nutzung rüj Patente, die von öffentlichem Interesse oder der Nationalverteidigung nützlich sind, Sachverständigenausschuß durch Sonderdekret zur Nutzung an Franzosen, Verbündete und „daß den festzusetzende oder gutgeschrieben
in den fran⸗
Wendelstein im Kreise Querfurt,
Merseburg, Wennerode 1 101,1 ℳ (gegen 63,7 ℳ), Mühlbanz im Kreise Dirschau, Reg.⸗Bez. Danzig, mit
im Kreise Liegnitz des g (gegen 43,7 ℳ) und Lauenau im Kreise Springe, Reg.⸗Bez
Kriegsnachrichten.
8 8 Westlicher Kriegsschauplatz. Großes Hauptquartier, 9. Februar.
Gro (W. T. B.) Es ist nichts Wesentliches zu berichten.
Oestlicher Kriegsschauplatz. 1 Großes Hauptquartier, 9. Februar. (W. T. B.) An der ostpreußischen Grenze wurden wiederum einige kleinere örtliche Erfolge errungen, sonst Lage unverändert. Oberste Heeresleitung.
Wien, 8. Februar. (W. T. B.), Amtlich wird gemeldet: An der allgemeinen Lage in Russisch⸗Polen und West⸗ galizien hat sich nichts geändert. Unsere schwere Artillerie am Dunafec beschoß bei günstigen Sichtverhältnissen mit Erfolg den Raum um Tarnow und erzielte auch gegen lebende Ziele sichtlich gute Wirkung. In den Karpathen wurde auch gestern überall gekämpf. Im weiteren Vordringen in der Bukowina erreichten eigene Kolonnen das obere Suczawa⸗Tal, machten vierhundert Mann zu Gefangenen. Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes: h von Hoefer, Feldmarschalleutnant. 3
Der Krieg der Türkei gegen den Dreiverband.
Konstantinopel, 8. Februar. (W. T. B.) Sonder⸗ berichterstatter der „Agence Télégraphique Milli“ in Bagdad und Amara berichten, daß die türkischen Truppen, durch arabische Krieger verstärkt,, die wichtige Stellung Haviz, nördlich von Mohammara besetzt haben, wo sich vorgeschobene Posten der Engländer befanden. Dieser Erfolg machte großen Eindruck auf die Stämme der Gegend, die sich gleich denen des benachbarten persischen Gebietes den türkischen — anschließen. Truppen und Stämme marschieren auf
assorah. —
Konstantinopel, 9. Februar. (W. T. B.) quartier hat gestern folgendes mitgeteilt: Die Vorhut unserer gegen Aegypten operierenden Armee hat einen erfolgreichen Erkundungsmarsch durch die Wüste gemacht, die vorgeschobenen Posten der Engländer gegen den Kanal hin zurückgetrieben und sogar mit einigen Kompagnien Infanterie den Suezkanal zwischen Tussum und Serapeum überschritten. Trotz des Feuers englischer Kreuzer und Panzerzüge haben unsere Truppen den Feind während des ganzen Tages beschäftigt und seine Verteidigungs⸗ mittel in vollem Umfange aufgeklärt. Ein englischer Kreuzer ist durch unser Geschützfeuer schwer beschädigt worden. Unsere Vorhut wird die Fühlung mit dem Feinde aufrechterhalten und den Aufflärungsdienst auf dem östlichen Ufer des Kanals versehen, bis unsere Hauptmacht zum Angriff schreiten kann. — Ein Teil unserer Flotte hat Jalta wirksam besch
Das Haupt⸗
s russisches Schift versenkt.
Statistik und Volkswirtschaft.
Ergebnisse der Neuverpachtung von preußischen Domänen im Jahre 1914.
Dem Landtage sind Uebersichten über die Ergebnisse der Neu⸗ verpachtung von 37 im Jahre 1914 pachtfrei gewordenen und 46 im Jahre 1915 pachtfrei werdenden Domänenvorwerken unterbreitet worden, die wieder eine bedeutende Steigerung des Pachtzinses er⸗ kennen lassen. Bei nicht weniger als 48 von insgesamt 83 Domänen ist der auf 1 ha entfallende Pachtzins, der bei deren Neuvewachtung erzielt worden ist, um rund 40 und mehr Prozent höher, darunter bei 39 Domänen um 50 und mehr, bei 18 unter diesen um 100 bis weit über 200 % höher als der in der letzten Pachtperiode gezahlte.
Die 37 im Jahre 1914 pachtfrei gewordenen Domänen, die in der vorletzten Pachtperiode bei einem Flächeninhalt von 15 464 ha einen jährlichen Pachtzins von 591 417 ℳ, in der 1914 abgelaufenen letzten Pachlperiode bei einem Flächeninhalt von 15 963 ha einen jährlichen Pachtzins von 534 346 ℳ erbrachten, sind, obwohl ihr Flächeninhalt jetzt um 218 ha kleiner (15 745 ha) ist, auf die Zeit von 1914 bis 1932 für 773 083 ℳ, d. s. 238 737 ℳ mehr als in der letzten Periode, neu verpachtet worden. Dies ergibt im Durch⸗ schnitt für 1 ha 49,1 ℳ gegen 33,5 ℳ in der letzten und 38,2 ℳ in der vorletzten Pachtperiode.
Die neu verpachteten 46 im Jahre 1915 pachtfrei werdenden Domänen baben in der vorletzten Pachtperiode bei einem Flächen⸗ inhalt von 22 159 ha einen jährlichen Pachtzins von 944 227 ℳ, in der 1915 ablaufenden Pertode bei einem Flächeninhalt von 22 992 ha einen jährlichen Pachtzins von 796 572 ℳ erbracht und ergeben für die neue Pachtperiode (1915 bis 1933) trotz Verkleinerung des Flächeninhalts um 602 ha (auf 22 390 ha) jährlich 1 085 123 ℳ, d. s. 288 551 ℳ mehr. Dies bedeutet einen durchschnittlichen jähr⸗ lichen Pachtzins von 48,5 ℳ für 1 ha gegen 34,6 ℳ in der letztem und 42,6 ℳ in der vorletzten Pachtperiode.
In den einzelnen Provinzen deträgt der durchschnittliche Packst⸗
bei 37 i. J. 1914 bei 46 i. J. 1915 pachtfrei geword. Zahl der pachtfrei werd. Domänen in der Neu⸗ Domänen in der letzten neuen verpach⸗ letzten neuen Festreto. tungen Pachtpeviode
K- 20, 611 18,0 27,0 1I1u6“*“
Zahl der Neu⸗
tungen
Westpreußen. Brandenburg. Pommern.. E. chlesien. Sachsen... Schleswig⸗ Holstein. Hannover.. Hessen⸗Nassau 65 z3 . Den höchsten Pachtzins für 1 ha ergab die Neuverpachtung bei den Domänen Adersleben im Kreise Oschersleben, Reg.⸗Bez. Mogpdeburg,
31 s
̊ISEnEcUh- bo cHbOtoto 0
mit 132,8 ℳ (in der letzten Pachtperiode erbrachte diese Domäne
106,¼ ℳ für 1 ha), Liebenburg im Kreise Goslar, Reg.⸗Bez. Hildes⸗ heim, mit 125,2 ℳ (gegen 100,8 ℳ), Wegeleben im Kreise Oschers⸗ leben, Reg.⸗Bez. Magdeburg, mit 111,6 ℳ (gegen 89,8 ℳ),
3 ct, Reg.⸗Bez. Merseburg, mit 106,7 ℳ (gegen 97,4 ℳ), Pfützthal im Mansfelder Seekreise, Reg.⸗Bez. mit 1034 ℳ (gegen 852 ℳ), Vienemburg mit im Kreise Goslar, Reg⸗Bez. Hildesheim, mit
Kleinschweinitz⸗Kossendau namigen Regierungsbeztrks mit 95,0 ℳ Hannover,
95,8 ℳ serhe 40,7 ℳ),
mit 86,5 ℳ (gegen 112 ℳ in der letzten
de, in der nach einer
Oberste Heeresleitung.
sen und an einem anderen Punkte ein
Bemerkung in der amtlichen Nachweisung „die Pacht zu hoch war und nar als ein durch Konkurrenz erzielter Liebhaberpreis angesehen werden konnte, der neue Pachtzins entspricht dem wirrschaftlichen Werte“).
Wohlfahrtspflege.
Erhaltung der Anwartschaft Stellenloser in der Angestelltenversicherung.
Den bisber versicherten, teilweise noch stellenlosen Angestellten ist durch den § 50 des Versicherungsgesetzes für Angestellte vom 20. De⸗ zember 1911 ein Schutz vor dem Erlöschen der Anwartschaft geboten. Die gesetzlichen Bestimmungen lauten:
„§ 50. Die Anwartschaft lebt wieder auf, wenn der Versicherte innerhaͤlb des dem Kalenderjahre der Fälligkeit der Beiträge oder der Anerkennungsgebühr folgenden Kalenderjahres die rückständigen Beiträge nachzahlt.
Ist eine Anwartschaft während der Wartezeit erloschen, so kann die Reichsversicherungsanstalt auf Antrag die rückständigen Beiträge stunden. Der Antrag muß vor Ablauf der im Abs. 1 bezeichneten Frist gestellt werden. Spatere Pflichtbeiträge können, soweit sie nicht gemäß § 49 erforderlich sind, auf die gestundeten Beiträge angerechnet werden. Durch die Anrechnung lebt die Anwartschaft wieder auf.
Hiernach kann dem Versicherten beim Erlöschen der Anwartschaft während der Wartezeit Stundung der rückständigen Beiträge durch die Reichsversicherungsanstalt gewährt werden, wobei spätere Pflicht⸗ beiträge, ssweit sie nicht gemäß § 49 erforderlich sind, auf die ge⸗ stundeten Beiträge angerechnet werden können. Erforderlich ist aller⸗ dings, daß der Versicherte in der in § 50 Abs. 1 a. a. O. (siehe oben) angegebenen Frist einen Stundungsantrag bei der Reichs⸗
versicherunganstalt stellt.
dDSDie Unterbringung der jugendlichen Arbeiter in
passenden Lehrstellen zu dem Ostertermin stößt auf gewisse, infolge des Krieges entstandene Schwiertgkeiten. Um zu verhüten, daß die Lehrstellensuchenden beiderlei Geschlechts zu den ungelernten Berufen übergehen, gibt der Verband märkischer Arbeitsnachweise eine Reihe von bemerkenswerten Anregungen für die Beschäftigung arbeitsloser Schutentlassenen und Lehrlinge. Unter den Maßnahmen nennt er zunächst die Fortbildung der Jugendlichen durch Vorträge, ver⸗ bunden mit Anschauungeunterricht. Dann regt er die Einführung eines Handfertigkeitsunterrichts in Werkstätlen, die gegenwärtig wenig oder gar nicht beschäftigt sind, an. Eine Beschäftigung der Jugendlichen mit Gemüsebau und Gärtnerei auf bisher brach⸗ Uiegendem Bau⸗ und Oedland ließe sich auch nicht von der Hand weisen, zumal da durch sie der Volksernährung Dienste geleistet werden. Auch eine kö perliche Ausbildung im Sinne einer militäri⸗ schen Vorbereitung kann ins Auge gefaßt werden, wozu das König⸗ liche Generalkommissariat für die Provinz Brandenburg sich zur Ver⸗ fügung stellen würde. Für Madchen wäre es wünschenwert, in den städtischen Fach⸗ und Fortbildungsschulen möglichst viele Freistellen zu schaffen und den Schulbesuch für die Schneiderei auf die Lehrzeit später in Anrechnung bringen zu können. Neben den städtischen Schulen kämen noch die Haushaltungsschulen des Vaterländischen Frauenvereins und des Pestalozzi⸗Fröbelhauses in Betracht, die sich
bereitwilligst in den Dienst der guten Sache stellen werden.
Die deutsche Gesellschaft für Kaufmannserholungs⸗ heime (Hauptgeschäftsstelle in Wiesbaden) hat eine neue Form der Beteiligung an der Gesell chaft eingeführt, deren Eigenart darin besteht, daß der Stifter auf 5 Jahre hinaus das Verfügungsrecht über eine verhältnismäßig große Anzahl von Verpflegungstagen in den Heimen der Gesellschaft erwirbt, die er nach seinem Belieben an Feldzugs⸗ teilnehmer verteilen kann. Die Gesellschaft hat außerdem beschlossen, einen größeren Betrag zur Schaffung von Freistellen für besonders bedürftige Kriegsteilnehmer bereitzustellen. Sie ist dabei von der zu⸗ treffenden Annahme ausgegangen, daß es unter den Feldzugsteilnehmern viele Tausende geben wird, die auch nach ihrer Heilung von Wunden oder Krankheiten noch einige Jahre hindurch zur völligen Wiederherstellung einen kürzeren oder längeren Erbolungsurlaub brauchen werden. Da die Gesell⸗ chaft schon jetzt über sechs Heime mit rund 750 Betten verfügt, die in den schönsten Gegenden Deutschlands, zum Teil in bekannten heilkräftigen Kurorten errichtet sind, und den Bau weiterer 14 Heime in Aussicht genommen hat, ist die Gewähr gegeben, daß einer sehr großen Zahl von Personen die Wohltaten dieser Einrichtung zugute kommen
Die deutsche Kaufmannschaft und Industrie wird es gewiß nicht daran fehlen lassen, diese Kriegsfürsorge im Interesse unseres Volkes ausbauen und stärken zu helfen. 8.
Kunst und Wissenschaft.
— Stiftungen und Unternehmungen der Ber⸗ Ue Ie et des Wissenschaften. Die Berliner Akademie der Wissenschaften hat in letzter Zeit zwei große Stiftungen erhalten, die ihr für ihre Unternehmungen reiche Mittel zuführen. Aus Anlaß des 50 jährigen Jubiläums, das Ernst Solvay in Bruͤssel, der Schöpfer des Ammoniaksodaverfahreus und der großen, daraus er⸗ wachsenen Industrie, beging, stifteten die Deutschen Solvay⸗ Werke⸗Altiengesellschaft in Bernburg der Akademie eine Viertelmillion zur Ausstattung einer ordentlichen Mitgliedsstelle mit einem Sondergehalt, das einem Vertreter der rechnischen Wissen⸗ schaften verliehen werden soll. Ferner stehen der Akademie die nun⸗ mehr nach dem Tode der Frau Wentzel⸗Heckmann freigewordenen
“
Einkünfte aus deren Stiftungen in vollem Umfange, etwa dreimal so hoch wie bisber, zur Verfügung.
So war es möglich, einer ganzen
Reihe längst gehegter wissenschafilicher Pläne näher zu treten, über
die Geheimrat, Professor Dr. Roeihe in der letzten Sitzung die ersten
Mitteilungen machte. Geheimrat Penck und Professor Laas sind Mätteegedns . für die exatte Feststellung von Größe und Form der Meereswellen, deren Bewegung im photographi 83 Meßbilde genau festgehalten werden soll, während wir 11838 9 ungefähre, unzuverlässige Schätzungen angewiesen waren. Ni 8 nur 1 Theorie darf sich von diesen Versuchen Erfolg derfprechen, son 8 au Schiffbau, Hafenanlagen, Küstenbefestigungen haben praktisch zu erwarten. — Ferner wird aus den Mitteln der Wentzelf ftung ein Wörterbuch der für die Aegvptologie wie für theologische Studien wichtigen koptischen Sprache in Angriff beren Wissenschaftliches Neuland will die Akademie erschließen, indem sie 8 8 Mitteln derseiben Stiftung dem Geheimrat, Professor Dr. Secke 5 Möglichkeit gewähren will, die Glossen und Slossenaßhsrgie zum Corpus juris Justiniani bis auf Accursius zu fee und dadurch die Anfänge der modernen Rechtswissenschaft 61 ie Grundlage des gemeinen Rechis der Forschung weiter ugäng . N. machen. Endlich bat die Akademie die ihr neu zufließen 8 S . tungen in den Dienst zweier Pläne gestellt, die der geschicht 8 Fn Erforschung unserer engeren und engsten Heimat gelten. 18 8 Schuchbardt gedenkt durch Au sgrabungen, wie er v. 8 k5 Römerschanze von Nedlitz mit so überraschendem Erfolge ge . 1 den Charakter der germanischen und lawischen 199 anlage vergleichend aufzuhellen, auch festzustellen, wee ange 88 germanischen Burgen hier im Lande gehalten wurden und w . slawischen beginnen. Zugleich hofft er mit dem Evaten Ses ö rühmten, sagenumwodenen slawischen Heiligtümern von 2 5 ra 8p Arkona einige ihrer Geheimnisse zu entlocken. In Fü 8 g Geheimrat Schäfer will endlich der Archiorat Witie in S 2 2 der zurzeit freilich beim Heere weilt, die Gesschichte un 8 . östlichen Nationalttätsgrenze, inbesondere mit Hilfe. 2r. Flur⸗ und Familiennamen bearbeiten. Hoffentlich werden e schoͤnen Zukunftspläne in ruhiger Zeit mit Erfolg ausgeführt.
Mit öffentlichen, privaten und akademischen Mitteln war im vorigen Jahre eine wissenschaftliche Forschungsexpedition nach dem Sinai entsandt worden, um Kirchenväterstudten zu machen. Die Teilnehmer haben g⸗rade noch vor Toresschluß Deutschland wieder erreichen können. Die Materialien sind erfreulicherweise gerettet. Die Exvpedition war durch ein Gesuch des Bischofs des Katharinenk osters an Adolf von Harnack veranlaßt worden und fand die Unterstützung des Kultusministeriums, der Königlichen Bibliothet und der Akademie der Wissenschaften. Teilnehmer waren u. g. Geheimrat Moritz und Professor Karl Schmidt. Man boffte auf den Fund alter und wichtiger Texrte für die altchristliche Literatur der ersten drei Jahrhunderte, es fanden sich aber nur jüngere Handschriften. Nach dreimonatiger Arbeit wurde die Tätig⸗ keit abgebrochen. Der Krieg brach aus, und das gesamte Exvedittons⸗ gut mußte in Suez zurückgelassen werden. Professor Schmidt konnte aber wenigstens dort seine sämtlichen photograpbischen Aufnahmen von Handschriften entwickeln und seine schriftlichen Aufzeichnungen mitnehmen. Eine Zeitlang wurde er in Kairo festgehalten, erhielt dann aber die Erlaubnis zur Heimreise.
Professor D. Dr. Karl Schmidt hat in Kairo eine griechische Papyrusurkunde von ungewöohnlicher Bedeutung entdeckt und sie der ägvptischen Abteilung der Berliner Museen zum Geschenk ge⸗ machi. Professor Dr. Schubart teilt im Februarheft der „Amtlichen Nachrichten aus den Königlichen Kunstsammlungen“ den Inhalt dieses wichtigen Papyrusblattes mit, dessen genaue wissenschaftliche Aus⸗ arbeitung der späteren Veröffentlichung der Berliner Ptolemäer⸗ papyri vorbehalten bleibt. Das 31 % 23 cem große Blatt ist bis auf eine zerstörte Stelle in der Mitte gut er⸗ halten, auch der Text kann im wesentlichen vollständig werden, da nur zwei Zeilen fehlen, die lediglich eine Reihe von Namen enthalten baben. Das Blatt enthält eine Urkunde aus dem 2. Jahrhundert v. Chr. und stammt aus Fajum. Der Text lautet in Uedersetzung: Der Stratege Ptolemaios. den Vorstehern der Dörfer im Herakleidesbezirk Gruß. Von den bei Euch vorhandenen ägvptischen Schreiblehrern, die die Verträge gemäß den Gesetzen des Landes zu schreiben pflegen, sind die unten Verzeichneten von Pasos, dem Vorsteher der Tempel im Gau, und den übrigen gemäß dem, was Protarchos, aus der Rangstufe der Freunde, uns eröffnet hat, ausgewählt worden als geeignet, das bestebende Amt zu versehen. Wir haben ihnen daher den schriftlichen Konigseid abgenommen und verfügt, daß sie nicht mehr fordern sollen als die festgesetzten Schreib⸗ gebühren unter keinem Vorwand, und es auch andern nicht erlauben sollen. (Es folgen die vier zerstörten Zeilen, die eine Uebersetzung nicht zulassen.) Es sei aber der beschlossene (Betrag), wie ihn auch die Schreider im Gau von Busiris festgesetzt hatten, nämlich für eine Urkunde über Kauf und Abtretung dem Schreiber 20 Drachmen, für die übrigen 10 Drachmen. Damit aber auch die Privatleute demzufolge hierfür den mitgeteilten Betrag zahlen, so hänget eine Bekannt⸗ machung aus vor den bedeutendsten Tempeln in den Dörfern, und ebenso da, wo Hier bricht der Text ab. Es liegt auf der Hand, daß nur noch eine Liste der zugelassenen Schreiblehrer und eine unwesentliche Ergänzung folgen konnte. Das amtliche Schreiben des Strategen behandelt also die Stellung und die Gebühren der Urkundenschreiber. Abgesehen davon, daß eine beträchtliche Zahl von Urkunden aus der Ptolemäerzeit, die von solchen Schreibern in de motischer Schrift und Sprache aufgesetzt waren, auf uns ge⸗
ir, daß die Ptolemäer unter gewissen Be⸗
tommen sind, wissen wir, unter dingungen den Einheimischen erlaubten, für ihre Urkunden und Schrift zu bedienen,
sich der einbeimischen Sprache und bediene wie sie auch innerhalb gewisser Grenzen das einheimisch⸗ ägvptische Recht bestehen ließen, obwohl die Sprache der Regierung griechisch und das herrschende Recht griechisch⸗makedonisch war. Wenn selbst im 3. Jahrhundert v. Chr., wo die Eroberer sich noch stark als Herren fühlteg, den Aegyptern so viel eingeräumt wurde, so wundert man sich nicht zu sehen, daß im 2. Jahrbundert v. Chr., der Zeit der Nachgiebigkeit, sogar Griechen „ägyptische Ver⸗ träge“ schlossen. Trotzdem hat allmählich die demotische Urkunde an Boden verloren und die römische Katserzeit hat ihr vollends ein Ende gemacht. In der in Rede stehenden Urkunde wird auch der enge Zu⸗ sammenhang der demotischen Urkunden mit den ägyptischen Tempeln, der auch aus anderen Anzeichen hervorgeht, von neuem bestätigt: Der Vorsteher der Tempel des Gaus stellt die Liste auf und der Tarif soll in den Tempeln ausgehängt werden. Im übrigen sei zur Erläuterung des Inhalts der Urkunde noch folgendes bemerkt: Die in ihr erwähnte Rangklasse der „Freunde“ ist als Klasse der „Freunde des Königs“ zu deuten. Die Urkunden⸗ schreiber gebörten zu den ägyptischen Schreiblehrern, unter denen man nicht Volksschullehrer, sondern geistliche Personen zu verstehen hat. Nach dem, was wir von den ägyptischen Priestern jener Zeit wissen, wird man sie etwa den „heiligen Schreibern“ zuzählen dürfen, deren Auf⸗ gabe es vermutlich war, den Priestersöhnen die erforderliche Kenntnis der Hiervglyphen, der hieralischen Schrift und, für den eigenen Gebrauch, der demotischen beizubringen. Diese Leute setzten auch die demotischen Urkunden auf, d. b. Urkunden in ägyptischer Sprache in demotischer Schrift und auf Grund einheimisch ägpptischer Rechisfätze. Die Regierung, die damais bereits das private Urkunden⸗ wesen der Griechen fast völlig beseitigt hatte, indem sie das staatliche Notariat einfuührte, wollte auch die demotische Urkunde nicht ohne Aufsicht lassen und beschränkte daher die Freiheit der Urkundenschreiber, indem sie eine bestimmte Gruppe von Leuten als geeignet für diesen Beruf aussonderte. Die Ausgewählten wurden durch einen schriftlichen Eid gebunden und zur Einhaltung eines Gebührentarifs verpflichtet. Sie waren also beamtete Personen, die mit den im alten wie im neuen Orient häufigen Lohnschreibern, die auf der Straße ihr Amt ausübten, nichts zu tun hatten. Die dovppelte Taxe für die Aus⸗ stellung der Urkunden, die auf unserem Papyrus angegeben ist, erklärt sich daraus, daß die Verkaufsu kunden in einer Kauf⸗ und einer Abtre⸗ tungsurkunde ausgefertigt wurden, also doppelte Arbeit erforderten. Die Gebühren sind, da nur von Silberdrachmen die Rede sein kann, recht hoch. Einmal war der Preis der Papprusblätter beträchtlich, dann aber wollte die Regierung durch die hohen Gebühren den Leuten wohl auch die demotischen Urkunden verleiden. — Die volle Bedeutung der neuen Uckunde wird erst dann zutage treten, wenn das Verhältnis der demotischen Urkunden zu den griechischen gründlich aufgeklärt sein wird. Aber schon jetzt zeigt sich, daß sie einen wesentlichen Bei⸗ trag zur Lösung der Frage liefert, wie die griechische Regierung sich zu den Landeskindern, den Aegyptern, gestellt hat — einer Frage, die zu den wichtigsten Aufgaben der Ptolemäergeschichte gehört
Literatur.
— Im Februarheft von „Nord und Süd“ (Herausgeber Prof. Dr. Stein; Verlag der Schlesischen Buchdruckerei in Breslau; viertel⸗ jährlich 6 ℳ) sind vornehmlich Aufsätze über das Thema „Westliche Schwerindustrie im Weltkriege“ entha ten. Geheimrat Emil Kirdorf betrachtet „Landwirtschaft, Handel und Schwerindustrie im Weltkrieg“ und geht dann näher auf die Fortdauer bezw. Erneuerung des Stabl⸗ werksverbandes und des Kohlensondikats ein, während Th. Müller, Direktor der Firma Gebrüder Stumm, seine Ausführungen der Lage und Entwicklung der „deutschen Eisenindustrie“ während des Krieges widmet. — Geh Baurat Wilbelm Beukenberg erörtert die Forderungen, die seitens der Schwerindustrie bei einem günstigen Abschluß des Krieges zu stellen wären, in Hinsicht auf die Beschaffung der erforderlichen inländischen und ausländischen Rohstoffe, auf den Absatz nach dem Auslande, Verbesserung der Handelsbeziehungen, Handelewege usw., und auch Kommerzienkat Peter Klöckner verleibt den Erwartungen der „Montanindustrie“ Ausdruck. — In seinem Aufsatze über die Bedeutung der Technik und Jadustrie für den Ausgang des Krieges vergleicht Ingenteur Otto Schulz⸗Mehrin die Verhältnisse der all⸗ gemeinen technischen Kriegsrüstung in Deutschland und Oesterreich⸗ Ungarn mit denen bei Deutschlands Gegnern und sindat, daß sie bei letzieren auf die Dauer erheblich ungünstiger, in Rußland segar geradezu
hoffnungslos liegen. Die deutsche Industrie zusammen mit der öster⸗ reichischen und belgischen sei durchaus imstande, die Heere beider Staaten, wie auch der Türkei, ausreichend mit allem Notwendigen, Waffen, Schießdedarf und sonstigen Ausrüstungsgegenständen, zu versehen. — Im Hinblick auf die Stimmung in Irland ist der Ueberblick über die Leidensgeschichte Irlands“ von Dr. Ernst Schultze zeitgemäß. Seit dem 12. Jahrhundert ist Irland den Engländern untertan; aber erst unter der Königin Elisabeth begann die Politik grun fätzlicher Unterdrückung, die es namentlich darauf abgesehen hatte, den Irländern ihr Land zu nehmen. Eine Folge des Druckes war eine ungeheure Auswanderung, die in Verbindung mit häufigen Hungersnöten die Bevölkerung Irlands seit der Mitte des vorigen Jahr⸗ hunderts auf fast die Hälfte verminderte. — „Aegvptens Schicksal
unter der Herrschaft der Engländer bezeichnet Otto Hoberg vom Standpunkte der Weltwirtschaft aus
sonders glücklich; durch die wenn auch großzügige,
egoistische englische Wirtschaftspolitik sei Aegypien in bed
hängigkeit vom Ausland gebracht worden. — Statistische Angaben über „Indien“ stellt Dr. Ernst Müller zusammen: über die Ver⸗ teilung der Bevölkerung nach dem religiösen Bekenntnisse, über das Gesundheitswesen, die wirtschaftlichen Verhältnisse, Handel und Industrie. — Die „Besetzung Vallonas“ durch Italien ist nach F. L. Graf von Voltolini durch die Entwicklung der Adria⸗Frage, durch die Bedrobung des adriatischen Gleichgewichts seitens der Eng⸗ länder und Franzosen veranlaßt und den Interessen Oesterreich⸗Ungarns durchaus vorteilhaft. 1“ 1
Gesundheitswesen, Tierkrankheiten und Absperrungs⸗ maßregeln.
Das Kaiserliche Gesundheitsamt meldet den Ausbruch der Maul⸗ und Klauenseuche vom Magerviebhofe in Dortmund und das Erlöschen der Maul⸗ und Klauenseuche vom Schlacht⸗ viehhof in Leipzig am 6. d. M.
In der „Wiener Klinischen Wochenschrift“ beschreibt der leitende Direktor des Krieasspitals von Budapest, Sarbo eine ganze Reihe merkwürdiger Kriegsverletzungen, an denen die Be⸗ troffenen unter Umständen sehr schwer zu tragen haben, ohne daß irgend eine äußerliche Verletzung zu beobachten wäre. Bei einer Granat⸗ oder Schrapnellexplosion, die in der Nähe eines Soldaten erfolgt, wird dieser häufig, ohne von einem Splitter getroffen zu werden, durch die außerordentlich starke Er⸗ schütterung der Luft vollständig bewußtlos und klagt nachher über die verschiedenartigsten Schmerzen, oft verbunden mit Lähmungen, ohne daß eine äußere Verletzung einen objektiven Befund als Stütze für die subjektiven Beschwerden gibt. Die Aerzte sprechen von einem Nervenchok, den der Betreffende durch die Explosion er⸗ litten hat, und sind, wenn die Klagen über Beschwerden nicht aufbören, in leichteren Fällen geneigt. an Simulation zu denken, in schwereren an Hysterie. Beide Auffassungen hält Sarbo für vollkommen falsch und infolge der daraufhin eingeschlagenen unzutreffenden Behandlungs⸗ weise für äußerst schädlich für den Betroffenen. Er zeigt, daß der bei der Geschoßexplosion hervorgerufene mächtige Luftdruck sogar zu einer tödlichen Gehirnblutung ohne jede äußerliche Verletzung fuͤhren kann. Zwischen diesem Extrem und dem einfachen Schwanken für einige Augenblicke liegt eine unberechenbare Zahl von Möglichkeiten, die mit mikroorganischen Veränderungen zusammenhängen, die durch die Explosionswelle hervorgerufen werden. Von Hysterie könne gar keine Rede sein, weil die Leute nicht vor der Exploston erschrecken, sondern von ihr überrascht werden und bewußtlos zusammenstürzen. Für die Patienten sei daher jeder Versuch einer suggestiven Behandlung zu verwerfen, sie bedürften vor allem der Ruhe.
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Der Königsberger Professor Friedrich, beratender
ersten ostpre ßischen Armeekorps, berichtet in der „Münchner Medizi⸗ nischen Wochenschrift“ über die praktischen Erfahrungen, die er bei der Behandlung und Verhütung von Erfrierungen unserer im Felde stehenden Truppen gemacht hat. Vorweg sei be⸗ merkt, daß erfreulicherweise sehr wenig schwere Erfrierungen bei seinem Armeekorps beobachtet worden sind, unter mehr als 5000 Verwundeten, die während der kaltten Monate (November, Dezember) in die Lazarett⸗ behandlung aufgenommen wurden, befanden sich noch nicht 80, und auch diese waren fast ausnahmslos ersten und zweiten Grades. Eine Amputasion ist in keinem einzigen Falle noötig bewesen, überhaupt soll ein operativer Eingriff, wie F. mit Nachdruck betont, nicht überstürzt werden. Unter den Verhütungsmaßnahmen svielt die erste Rolle warme, aber locker sitzende Fußbekleidung. Vielfach legten die Leute Strümpfe und Fußlappen in dicker Schicht an, umso dicker, je kälter es war. Diese dicken Fußeinpackungen waren durch Schweiß, Schmutz, Regenwasser zu einer dicken, festen Masse zusammengeschweißt, die beim Wechsel von Feuchtigkeit und Trockenheit pressend und schnürend auf die Hautzirkulalion wirkt. Die Truppenärzte müssen in Verbindung mit den Truppenoffizieren energisch solcher Einschnürung der Füße entgegentreten. Am besten wäre es, wenn dafür Sorge getragen werden könnte, daß jeder Soldat täglich einmal oder mindestens alle zwei bis drei Tage das Schuhzeug wechseln und auch die Strümpfe oder Fußlappen auszuziehen Gelegenheit hätte, womöglich sie auch zu trocknen oder gar zu erneuern. Auch das lange Hocken oder Knieen des einzelnen Mannes muß, soweit die Gefechts⸗ verhältnisse es zulassen, vermieden werden, weil bierbei durch die Knickung der Gefäße zirkulatorischen Störungen leicht Vorschub ge⸗ leistet wird. Wenn eine gewisse Reinhaltung der Hände und Füße durchgeführt werden kann, so schützt das nachherige Einreiben mit Fett und Oel die Gliedmaßen sehr gut gegen die Einwirkung von Kälte.
Den Aufenthalt in einem unteren Schiffsraum, namentlich in der Nähe der Maschinen oder der Ladung, halten viele Laten für ge⸗ fährlich und ungesund. Sie denken nicht daran, daß die moderne Technik dort längst mit den menschenunwürdigen Zuständen früherer Zeiten aufgeräumt hat. Gerade jetzt, wo so viele Famtlien teure An⸗ gehörige auf den Kriegsschifften wissen, mag es angebracht sein, an Untersuchungen zu erinnern, die vor wenigen Jahren von einem Marinearzt angestellt worden sind, um den Gehalt der Luft an Bakterien in einem modernen Kriegsschiffe festzustellen. Es handelte sich 1 ein von der französischen Martneverwaltung zur Verfügung ge⸗ stelltes Panzerschiff; doch können wir sicher sein, daß die Verhältnisse auf den deutschen Kriegsschiffen nicht schlechter, sondern eher besser sind als auf den französischen. Der Arzt bediente sich einer Samm.⸗ lung trefflicher Apparate, die zuvor zum Zweck von Forschungen auf einer Polarexpedition gebraucht worden waren. Auf diese konnten die Untersuchungen viel sorgfältiger und zuverlässiger aus geführt werden, als es bei früheren derartigen Versuchen der Fa gewesen war. In den unteren Schifferäumen ermittelte er einen Gehalt von 5000 Bakterien und 425 Pilzkeimen in je einem Kubikmeter der Luft. Diese Ziffern erscheinen groß, bedeuten aber verhältnis⸗ mäßig einen sehr anerkennenswerten Grad der Reinheit. In einer Pariser Wohnung finden sich sogar in völlig neubergerichteten Räumen nach genauer Bestimmung durchschnittlich 4600 Bakterien im Kubikmeter Luft. Außerdem bedeuten auch jene Zahlen noch keinen Durchschnitt, sondern die Luft ist in der Mehrzahl der Schiffs⸗ räume sogar noch reiner. Nur Plätze, die zur vorübergehenden Ansammlung von Abfällen bestimmt sind, machten eine ungünstige Ausnahme. Selbst im Hauptzwischendeck, wo die Matrosen in Hängematten schlafen und die Luft einen durchdringenden und unangenehmen Geruch annimmt, enthält sie doch nur 3500 Bakterien auf das Kubikmeter. Wie wenig das ist, lehrt ein Vergseich mit der Tatsache, daß man in Kasernen zwischen 4100 und 22 600 Bakterien in derselben Raumeinheit festgestelt hat. In