rdann um fünfundzwanzig Pfennig für die Woche bis zum Hächst⸗ betꝛage von zwei Mark erröht werden. Werden die Säcke minver⸗ kauft, so darf der Preis für den Sack nicht mehr als achtzig Pfennig und für den Sack, der fünfundsisbzig Kilogramm oder mehr hält, nicht mehr als eine Mark zwanzig Pfennig betragen. Der Reichs⸗ kanzler kann die Sackleihgebühr und den Sackpreis ändern. Bei Rücktauf der Säcke darf der Unterschied zwischen dem Verkaufs⸗ und dem Rückkaufspreise den Satz der Sackleibgebüͤhr nicht übersteigen. Die Höchstpreise gelten für Barzahlung bei Empfang; wird der Kaufpreis gestundet, so dürfen bis zu zwei vom Hundert Jahreszinsen über Reichsbankdiskont binzugeschlagen werden.
Die Pöchstpreise schließen die Beförderungskosten ein, die der Verkäufer vertraglich übernommen hat. Der Verkäufer hat auf jeden Fall die Kosten der Beförderung bis zur Verladestelle des Ortes, von dem die Ware mit der Bahn oder zu Wasser versandt wird, sowie die Kosten des Einladens daselbst zu tragen.
Beim Umsatz des Hafers durch den Handel dürfen dem Höchst⸗ preis Beträge zogeschlagen werden, die insgesamt vier Mark für die Tonne nicht übersteigen dürfen. Dieser Zuschlag umfaßt insbesondere Kommissions⸗, Vermittelungs⸗ und ähnliche Gebühren sowie alle Arten von Aufwendungen; er umfaßt die Auslagen für Säcke und für Fracht von dem Abnahmeorte ntcht.
§ 5
Diese Höchstpreise gelten nicht füär Hafer, der durch die im § 22 der Verordnung des Bundesrats über die Regelung des Verkehrs mit Hafer vom 13. Februar 1915 (Reichs⸗Gesetzbl. S. 81) bezeichneten Stellen abgegeben wird, sowie für Weiterverkäufe dieses Hafers.
Diese Verordnung tritt mit dem Tage der Verkündung in Kraft. Der Bundesrat bestimmt den Zeitpunkt des Außerkrafttretens.
Die Bekanntmachung über die Höchstpreise für Hafer vom 19. De⸗ zember 1914 (Reichs⸗Gesetzbl. S. 531) wird aufgehoben.
Berlin, den 13. Februar 1915.
rs. Delbrück.
Bekanntmachung ber die Erhöhung des Haferpreises. Vom 13. Februar 1915.
Der Bundesrat hat auf Grund des § 3 d die Ermächtigung des Bundesrats zu wirtsch
nahmen usw. vom 4. August 1914 (Reichs folgende Verordnung erlassen:
es Gesetzes aftlichen 3 Zesetzbl. S. 327
1
„Die Heeresverwaltungen und die Marineverwaltung werden er⸗ mächtigt, für inländischen Hafer, den sie nach dem 31 Dezember 1914 im Inland frethändig oder im Wege der Enteignung oder der Re⸗ quisition erworben haben, den Erwerbspreis nachträglich um fünfzig Mark für die Tonne zu erböhen oder, wenn der Preis bereits gezahlt ist, fünfzig Mark für die Tonne nachzuzahlen.
Die Bundesstaaten mit selbständigen Heeresverwaltung erein⸗ baren die Grundsätze, nach denen die Zahlung zu leisten ist. “ 8 8 5 8 Diese Verordnung tritt mit dem Tage der Verkündung in Kraft. Berlin, den 13. Februar 1915.
Der Stellvertreter des Reichskanzlers. Delbrück.
Die von heute ab zur Ausgabe gelangende Nummer 18. des Reichs⸗Gesetzblatts enthält unter
Nr. 4636 eine Bekanntmachung zur Ergänzung der Ver⸗ ordnung, betreffend Regelung des Verkehrs mit Zucker usw. vom 31. Oktober 1914 (Reichs⸗Gesetzbl. S. 467), vom 12. Fe⸗ bruar 1915, unter
Nr. 4637 eine Bekanntmachung der Fassung der Bekannt⸗ machung, betreffend Regelung des Verkehrs mit Zucker usw., vom 12. Februar 1915, und unter
Nr. 4638 eine Bekanntmachung über zuckerhaltige Futter⸗ mittel, vom 12. Februar 1915. v
Berlin W. 9, den 13. Februar 1915. “
MKNaiserliches Postzeitungsamt. Krüer.
Die von heute ab zur Ausgabe gelangende Nummer 19 des Reichs⸗Gesetzblatts enthält unter
Nr. 4639 eine Bekanntmachung über die Regelung des Verkehrs mit Hafer, vom 13. Februar 1915, unter NNr. 4640 eine Bekanntmachung über die Höchstpreise für Hafer, vom 13. Februar 1915, und unter
Nr. 4641 eine Bekanntmachung über die Erhöhung
Haferpreises, vom 13. Februar 1915.
Berlin W. 9, den 15. Februar 1915.
Kaiserliches Postzeitungsamt. Krüer.
Nichtamtliches.
(Fortsetzung aus dem Hauptblatt.)
Griechenland. 8 Blättermeldungen zufolge hat die griechische Regierung ein allgemeines Verbot der Durchfuhr von Waffen und Munition nach Serbien beschlossen. Das Durchfuhr⸗ verbot richtet sich auch gegen die Fortsetzung von Ausladungen, die die mit Kriegsmaterial für Serbien eingetroffenen französischen Dampfer im Hafen von Saloniki bereits begonnen haben.
Bulgarien. Der Ministerrat hat nach einer Meldung der „Reichs⸗ post“ beschlossen, einen Kredit von 50 000 Fr. zugunsten der aus der österreichisch⸗ungarischen Kriegsgefangenschaft nach Bulgarien entlassenen Mazedonier zu genehmigen.
Amerika.
Der Präsident Wilson hat einen neuen Kompromiß⸗ abänderungsantrag zur Schiffsankaufsbill, der im Repräsentantenhause eingebracht wurde, dem „Reuterscher Bureau“ zufolge endgültig gutgeheißen: danach kommen die gemäß dem Gesetze angekauften Schiffe unter die Kontrolle des Marinesekretärs bis zwei Jahre nach Friedensschluß. Darauf wird der Marinesekretär entscheiden, ob die Schiffe als Hilfs⸗ kreuzer oder als dem Staate gehörige Kauffahrer zu verwenden sind oder ob sie an Private verpachtet werden sollen.
des bisherigen Wrrtschaflssystems brauche man sich hier nicht zu
— Das Staatsdepartement in Washington ist dem „Daily Telegraph“ zufolge um Entscheidung gebeten worden, ob es wünsche, daß der Dampfer „Wilhelmina“ Groß⸗ britanniens Recht, die Einfuhr der Ladung nach Deutschland zu verhindern, anfechte oder nicht. Die Besitzer der Ladung jind bereit, die Lebensmittel an Großbritannien zu verkaufen, sie wollen nur dann prozessieren, wenn das Staatsdepartement das für gut hält.
Wie die „Daily Mail“ mitteilt, ist die erfolgte Ab fahrt des Dampfers „Dacia“ der britischen Regierung erst vor⸗ gestern nachmittag amtlich mitgeteilt worden. Wenn das Fahrzeug beschlagnahmt wird, wird ein unparteiisches Tribunal über alle daraus entstehenden Fragen entscheiden. Man ist sich auf beiden Seiten des Atlantischen Ozeans im klaren, daß eine Probeentscheidung herbeigeführt werden soll.
— Amtliche Berichte aus Mexiko besagen nach dem Reuterschen Bureau, daß Zapata die Wasserwerke von Meriko zerstört habe und daß Mangel an Lebensmitteln bevorstehe. Carranzas Anhänger hätten am Donnerstag Monclava be⸗ setzt und die Streitkräfte Villas Guadalajara eingenommen.
Asien.
Das Blatt „Haver“ erfährt aus Teheran, daß eine afghanische Gesandtschaft an der persischen Grenze ein⸗ getroffen ist. Ihre Ankunft wird als günstiges Vorzeichen für die Annäherung Afghanistans an Persien betrachtet. Nach Informationen aus gleicher Quelle soll die Annäherung zwischen der Türkei und Persien vollzogen sein. In Teheran treffen unablässig bewaffnete Krieger aus Mazandaran, Ghilan, Rescht und Kaswin ein. Der persische Gesandte in St. Petersburg wurde wegen seiner dem Willen des Schahs zuwiderlaufenden Haltung nach Rom versetzt.
— Telegramme der „Times“ aus Peking und Tokio melden, daß in China wegen der Forderungen Japans große Erregung herrsche, besonders weil die Forderungen vor längerer Zeit insgeheim an England, Frankreich und Rußland mitgeteilt und von diesen gebilligt worden seien.
Afrika.
Nach einer Meldung des „W T. B.“ berichtet der General Tassoni, der Gouverneur von Tripolitanien, daß der Major Maussier, um die herausfordernde Haltung der südlich der Syrte zusammengezogenen Aufständischen zu strafen, die Er⸗ mächtigung erhalten habe, gegen das Rebellenlager Gaduria, etwa eine Stunde von Kasr bu Hadi, das über ungefähr 600 Bewaffnete verfügte, vorzugehen. Seine aus Italienern und Libyern zusammengesetzte Kolonne habe das feindliche Lager angegriffen, es in Brand gesteckt und die Aufständischen zurück⸗ geworfen. Diese hätten nach und nach Verstärkungen erhalten, sodaß sie schließlich eine sehr breite Front entwickelten und die italienisch⸗libysche Kolonne in einen neuen Kampf verwickelten, in dem der Feind vollständig geschlagen worden sei, sodaß er auch die neue Stellung habe aufgeben müssen. Die italienisch⸗libysche Kolonne habe Kasr bu Hadi erreicht, wo sie die Nacht zugebracht habe. Die feindlichen Verluste seien ungeheuer; die eigenen betrügen an Toten 20 Weiße und 4 Eingeborene, an Verwundeten 4 Offiziere, 64 weiße Soldaten und 18 eingeborene. Alle Verwundungen seien leichter Natur.
Parlamentarische Nachrichten.
In der vorgestrigen Sitzung der verstärkten Budgetko des Hauses der Abgeordneten führte, wie „W. T. B.“ berichtet, zunächst ein Mitglied der Kommission aus, daß die Schutzzoll⸗ politik durch den gegenwärtigen Krieg ihre glänzende Rechttertigung gefunden habe. Im wesentlichen reiche die heimische Produktion für die menschliche Nahrung aus; aber nur eine richtige organt⸗ satorische Einteilung stelle die richtige Versorgung sicher. Der Redner wies darauf hin, daß seit Beginn des Krieges als Ausnahmezustand Maßregeln auf dem Gebiet der Brotversorgung verlangt worden seien, die den jetzt eingeführten entsprechen. Es sei zu bedauern, daß die Organisation der Kriegsgetreidegesellschaft ohne Hinzuziebung landwirtschastlicher Vertreter geschaffen wvorden sei. Die Folge davon sei eine Reihe von Maßnahmen, die nicht zweckmäßig gewesen seien, sowohl für die Landwirtschaft wie für die Klein⸗ müllerei. Vor allem sei es notwendig, den Kommunalverbänden ihren Bedarf an Brotgetreide zwecks Ausmahlung in ihtem Bezirk
sofort zu überlassen. Für die Verteilung unter die Verbraucher sei Berlins Beipiel sehr bdeachtenswert, ebenso empfehle er, der Redner, die Vorschläge des deutschen Mittelstandsverba des. Man übrigen alles tun, was die zuköünftige Ernte sichere, ohne ängstlich und in diesem Falle gefährliche und unangebrachte Sparsamkeit Hierhin gehöre Anschaffung von Futtermitteln unter Aufopferu staatlicher Gelder zur möglichsten Erhaltung des Viehstandes. Entnahme der Erzeugnisse der Landwirtschaft zu bestimmten, mäßig Preisen bedinge die Hergabe eines Ersatzes zu entsprechen Preisen. Hierhin gehöre die Heranschaffung der Rübenbestände Feindesgebiet, gegebenenfalls unter Aufopferung der Frachtkosten. Die in Aussicht gestellten Maßnahmen der Königlichen Staatsregierun für die zweckmäßige Verwertung der vorhandenen käuflichen Futte mittel seien dankbar zu begrüßen. Es frage sich ecnstlich, ob es richtig sei, daß man die Brauereien den vollen Betrieb fortsetzen lasse. Es könne an Gerste gespart werden. Zu warnen sei vor einem verschwenderischen Schlachten von Schweinen: der Futtermangel werde die Landwirte von selbst zur Verringerung der Bestände veranlassen. Die Festsetzung der Kartoffelhöchstpreise set nicht bedenkenftei gewesen, eine Aenderung müsse baldigst erfolgen. Von Wert sei zur sicheren nd bereitwilligen Durchführung aller zu treffenden Maßnahmen die gegenseitige Anerkennung im Volke, daß jeder zu seinem Teil Kraft und Wollen für das Vatexland emsetze. Im Anschluß an diese Ausführungen gab der Unterstaatssekretär im Finanzministerium Dr. Michaelis erneut Auskunft über die Geschäftsführung der Kriegsgetreidegesellschaft, auch hinsis leitenden Personen. In Erwiderung auf die Bemerkung des redners, es sei ein Mangel der Organisation, daß die Landwirts nicht ausreichend an der Geschäftsführung beteiligt sei, mi⸗s Unterstaatssckretär darauf hin, daß die Kriegsgetreidegesellschaf ursprünglich gedacht gewesen sei als privatwirtschaftliches Unter⸗ nehmen mit staatticher und kommunaler Mitwirkung und dem Zwecke Die Industrie sei in ausreichend erscheinender m Grundkavital beteiliat, wabrend mit den landwirtschaft⸗ gmisationen eine Kapitalbeteiligung nicht unter gegenseitig ine Beteili⸗ r Verwallung und Geschäftsfübrung ohne K witalbeteiligung den privatwirtschaftlichen Grundsätzen, auf denen die Kriegs⸗ schaft rube, nicht angängig. Duirch die Bestellung eines ftlichen Sachverständigen bei der Geschäftsführung sei Scksichtigung der Landwirtsckaftsinteressen ebenso gewähr⸗ ch, daß em hervorragender Vertreter der Landwirt⸗ g der übrigen gewerblichen Anteilbaber Sitz und Stimme im Aufsichtsrat der Kriegsgetreidegesellschaft habe. Ein anderer Redner bemerkie, über die Frage der Nützlichkeit
unterhalten. Hier handle es sich nur darum, welche Maßregeln für
bewitschaftet w
die Durchhaltung der Ernährung von Mensch und Vieh während dieses Krieges erforderlich seien. Dazu seien ja üdrigens auch Maß⸗ regeln nötig gewesen, die ganz im Gegensatz zu dem bisher herrschen⸗ den Wirtschaftspstem ständen. Wichtig sei einmal die Festhaltung und richtige Verteilung der Vorräte bis zur nächsten Ernte, zweitens die Vorbereitung der nächsten Ernte selbst. Für das erste sorge jetzt. so weit wie möglich, die Kriegsgetreidegesellschaft, die vielleicht noch erwas anders o ganisiert werden könne. Für das Zweite müsse mit allen Kräften eingetreten werden, weder Reich noch Staat dürfe mit Mitteln sparen, um den Landwirten die gute Durchführung der Feld⸗ bestellung zu ermöglichen. Der § 26 der Verordnung vom 25. Ja⸗ nuar 1915 konne vielleicht den Wünschen der landwirtschaftlichen Kreise insofern angepaßt werden, als diesen ein Teil des ihnen später doch zu überweisenden Getreides von vornherein belassen würde. Einem übermäßigen Abschlachten von Vieh habe keiner je das Wort geredet. Der zahlreich beobachteten Umgehung der Höchstpreise müsse entgegen⸗ getreten werden. Bei den kriegswirtschaftlichen Maßnahmen der Regierung empfehle sich so weit wie möglich eine Hinzuziehung und Aahörung der beteiligten kaufmännischen Organisationen.
Ein Abgeordneter kaüpfte an die Aeußerungen des Vize⸗ präsidenten des Staatsministeriums an; er sehe in der Erklärung des Vizepräsidenten, daß die Landwirtschaft am Ende der hauptleidtragende Faktor in Deutschland sein werde, eine Antwort aaf frühere gegen die Landwirtschaft gerichtete Vorwürfe. Erwünscht wäre es gewesen, wenn am ersten Mobilmachungstage eine Verordnung erlassen worden wäre, die Brotgetreide sowohl wie Futtermittel gesperrt hätte Die Reichsstatistik ergebe einen jährlichen bedeutenden Ueberschuß der Einfahr von Brotgetreide und Futtermitteln, so daß die Sverrung der Grenzen die Gewißheit in sich geschlossen habe, daß Mangel eintreten mußte. Die Beschlagnahme für die Kriegsgetreide⸗ gesellschaft wolle der Verschwendung von Brotgetreide endlich vor⸗ beugen. Den Gebirgsgegenden, die gezwungen seien, nur vorjährigen Roggen auszusäen, möge dieses Aussaatquantum bewilligt werden. Ganz besonders müßte von der Regterung erwartet werden eine Feststellung der vorhandenen Futtermittel und ihre Beschlagnahme, um weitere Prelstreibereien zu verhindern, eine Erhöhung des Hafer⸗ preises, damit die Surrogate an Stelle des Hafers zu verkaufen seien, und Beschränkung des Zuckerrübenanbaues zugunsten anderer Nahrungsmittel.
Ein welteres Kommissionsmitglied führte aus, infolge des Mangels an Futiermilteln habe sich das Verbot der Verfütterung von Brotgetreide als nicht ausreschend wiksam erwiesen. Das Korrelat niedrigster Höchstpreise hätte die gleichzeitige Sicherung ausreichender Getreidebestände sein müssen. Etrst jetzt aber sei es zur Beschlagnahme der gesamten Getreidevorräte gekommen Diese Maßnahme werde sich dann als wirksam erweisen, wenn man den jetzt aufgenommenen Faden, ohne abzu⸗
ichen, verfolge. Sorge zu tragen sei auch dafür, daß die Kriegs⸗ getreidegesellschaft und die Verteilungsstellen unter straffe, einheitliche und verantwortliche Leitung kommer. Wenn msglichst viele Kreise ihre Versorgung selbst in die Hand nähmen, so würde dies die Durch⸗ führung der Gesamtmaßnabmen wesentlich erleichtern. Selbstverständ⸗ lich müßten seitens der Kreise etwatge Ueberschußvorräte abgegeben werden. Wirksame Maßnahmen müßten natürlich auch getroffen werden zur Verhütung des Verderbens beschlagnahmter Getreide⸗ mengen. Man werde bezüglich der Excnährung auch einer längeren Dauer des Krieges rubig entgegensehen können, ebenso wie dies bezüglich der Aufrechterhaltung unserer gewerblichen Tätig⸗ keit der Fall sei; diese werde man wesentlich fördern, wenn man die erheblichen Vorräte an Rohmaterialien, die in okkupierten Gebieten aufgekauft seien, möglichst rasch nach Deutschland abtransportiere.
Der Minister fuür Handel und Gewerbe Dr. Sydow sprach die Bitte aus, solche Fragen, die zum Ressort der Heeresleitung und der Reichsverwaltung gehbren, im Reichstag zur Sprache zu bringen. Ein preußischer Staalsminister könne die Verantwortung für diese Maßnahmen im vollen Umfange doch nicht übernehmen.
Ein anderer Redner verttat den Standp nkt, daß, wenn auch ein preußischer Ressortminister nicht für Maßnahmen einer Reichs⸗ behörde verantwortlich sei, doch das preußische Staatsministerium dazu berufen sei, an der zuständigen Stelle in geeigneter Weise ein⸗ zuwirken; er wolle sich aber in seiner Kritik darauf beschränken, was zu tun sei, um auch wirtschaftlich durchzuhalten. Zur Kriegs⸗ getreidegesellschaft hatten mehr Landwute zugezogen werden sollen. Es möge sotort mit der Maßnahme für die Ver⸗ teilung des Brotgetreides vorgegangen werden; hierbet sei aur die tkleinen Mühlen und insbesondere auf die lokalen Interessen Rücksicht zu nehmen. Auf die Schweinepreise solle man durch entsprechende Abmessung der Höchs preise für Kartoffeln einwirken; Kartoffelpreise seien ebenso wie Haferpreise so zu bemessen, daß für die erzielten Preise andere Futtermittel angeschafft werden könnten. Der Unter⸗ schied zwischen Mehl⸗ und Brotpreisen sei so groß, daß die Kom⸗ munalbehörden sich der Festsetzung von Höchstpreisen nicht entzieben kͤnnten. Die Zeit vom 1. bis zum 15. Januar 1915 sei für die Berechnung der den Bäckern zum Verkbacken sreigegebenen Quantitäten wegen der vorangegangenen Weihnachtstkuchenbäckerei nicht richtig ge⸗ wählt; es sei für gewisse Landesteile dadurch eine angemessene Ver⸗ sorgung in Frage gestellt.
Der Mlinister für Handel und Gewerbe Dr. Sydow erwiderte, daß er die Verpflichtang für die preußischen Staatsminister, anregend uf Heeresleitung und Reichsverwaltung einzuwirken, zweifellos an⸗ erkenne, und es sei in dieser Richtung das Erforderliche seitens aller Ressorts geschehen. Er könne jedoch für die Aussührung der einzelnen Maßnahmen von Heeresverwaltung und Reicheverwaltung nicht in vollem Umfange einstehen.
Der Minister für Landwirtschaft ꝛc. Dr. Freiherr von Schor⸗ lemer führte aus, die an drei Orten im Westen der Monarchte ein⸗ gerichteten Sammelstellen für die aus den okkuplerten Landesteilen unter Beteiltaung der Heeresleitung bereingeschafften Vorräte hätten diese nicht nur auf den Westen, sondern auf die ganze Monarchie zu verteilen. Möglichst viele solcher landwirtschaftlichen Vorräte herein⸗ zubringen, habe er sich im Einvernehmen mit dem Kriegemiaister
sein lassen. Er boffe, daß sich vielleicht eine Erhöhung der Haferration ermöglichen lassen werde. Zwecks Verminderung rhandenen zu großen Wildreichtums und damit des Wildschadens ie Behörden mit Anweisungen versehen. Für gewisse Wild⸗
ie Jagdzeit verlängert worden. MNitglied der Kommission erklärte, es sei bedauerlich, ß der Vizepräsident des Staatsministeriums richt anwesend sei. Dieser würde am besten über die das Reich betreffenden Fragen Aus⸗ kunft geben können. Bis wir eine genaue Bestandsaufnahme hätten,
—
8 1
sollten wir eine möglichst starke Neserve einstellen. Auch kieme Mittel, die Vorräte för wenige Tage brächten, müßten beachtet werden.
Vergrößerten wir unsere Anbaufläche durch die Kultivierung von z 5
Oedländereien oder Heranziehung von Brachen nur um 1 oder 2 %. so
schafften wir Brot für eine Woche. Man sollte die Städte zwingen, alles unbebaute Land zu bestellen, möglichst mit Frühkartoffeln.
Vielleicht könnten verwüstete G filde Ohpreußens, wenn der Eiszel⸗ t hbeimkehren könne, von einer Stelle für jeden Ort
3 E erden. Den Zuckerbauein müsse baldige Gewißheit gegeben werden, ob sie den Zuckerbau einzuschränken hätten. Die nächste Sitzung wurde für Montag, den 15. Februar, 11 Uhr Vormittags, anberaumt.
rungsbewegung, Grundbesitzwechsel, n, städtische Sparkasse und Armenpflege in Berlin im Dezembder 1914.
Nach dem Dezemberheft der „Monatsberichte des Statistischen
Amts der Stadt Berlin“ betrug die fortgeschriebene Bevölkerungs⸗
ziffer der Reichshauptstadt Kafang Januar 1915 1 982 154 gegen 2 079 156 zu Beginn des gleichen 2
1 990 156 zu Anfang Dezember 1914. Demnach ergibt sich rechnungs⸗
Monats im Vorjahr und gegen
mäßig für den Monat Dezember 1914 eine Abnahme der Bevölke⸗ Abnahme beim männlichen Geschlecht um 10 252 und einer Zunahme beim weiblichen um 2250. Es ist wiederum darauf hinzuweisen, daß die berechnete Bevölkerungs⸗ zahl noch immer um Zehntausende über die tatsächliche hinausgehen
Lebend geboren wurden im Dezember 1914 3139 (in dem⸗ selben Monat des Vorjahres 3367) Kinder, darunter 641 (804) oder 2 Jahr und Tausend der mittleren Bevölkerung berechnet, stellte sich die Geburtenziffer auf 1421 (im gleichen darunter 292 (301)
um 8002
(23,8ss) % uneheliche. 18 01 (19,07) Ehen wurden Monat des Vorjahres 1533) Mischehen. Die Zahl der Sterbefälle (ohne die Totgeburten) belief sich im Dezember auf 2773 (im Dezember 1913 auf 2467). Im Alter bis zu 1 Jahre starben 497 (449) Kinder, das sind 17,92 (18,20) % aller Sterbefälle des Berichtsmonats. Jahr und Tausend der mittleren Bevölkerung berechnet, betrug die allgemeine Sterblichkeitsziffer 16,48 (13,27).
Als zugezogen waren im Dezember 1914 11 455 (in demselben Monat des Vorjahres 9631) männliche und 10 816 (8374) weib⸗ 1 (18 005) Personen zu verzeichnen. im gleichen Monat Fortgezogenen ergaben sich einschließlich des Zuschlags für die unterbliebenen Abmeldungen die Zahlen: 21 906 und 8735 (8250) weibliche, s Somit verblieb bei der Wanderung ein Mehr⸗ orrzug von 10 451 (135) männlichen und ein Mehrzuzug von 2081. (124) weiblichen, zusammen ein Mehrfortzug von 8370 (11)
Ein Besitzwechsel fand im Dezember 1914 bei 59 (im gleichen Monat des Vorjahres bei 146) Grundstücken statt. Kauf lag vor bei 12 (33) bebauten Grundstücken mit 16 039 045 (10 369 175) ℳ 38 665 (490 496) ℳ Kaufpreis, Zwangsversteigerung bei 11 (47) bebauten Grund⸗ stücken mit 3 470 000 (15 019 104) ℳ Kaufpreis (im Derember 1913 1 ℳ Kaufpreis); durch Vererbung gingen 23 (49) Grundstücke mit 5 420 850 (11 126 066) ℳ Wert und 6 (8) ohne Wertangabe in anderen Besitz über.
Der Auftrieb auf dem städtischen Viehhof betrug für den Monat Dezember 1914 30 926 Rinder (aegen 16 433 Monat des Vorjahres), 15 885 (13 167) Kälber, 34 249 (33 126) Schafe, 190 151 (127 158) Schweine. —. In den öffentlichen häusern wurden im Dezember 15 750 Rinder (gegen 8769 im gleichen Monat des Vorjabres), 11 335 (10888) Kälber, 26 811 (32 800) Schafe, 144 975 (106 484) Schweine geschlachtet. — Zentralroßschlächterei wurden 961 (1235) Pferde geschlachtet, von denen 45 (12) zurückgewiesen wurden. Tierfütterung gelangten somit 916 (1223) Pferde, ferner von der Neukoͤllner Roßschlächterei 35 (90).
Bei der städtischen Spvarkasse beliefen sich die Einzablungen im Dezember 1914 auf 5 966 394 ℳ (im Dezember des Vorjahres auf 5 830 836 ℳ), die Rückzahlungen auf 4 322 024 (6 203 592) ℳ; demnach ergab sich ein Mehr an Einzahlungen von 1 644 370 ℳ (in demselben Monat des Vorjahres ein Mehr an von 372 756 ℳ).
Die städtische Armenpflege 1 1914 37 112 (in demselben Monat des Vorjabres 36 241) Almosen⸗ geldempfänger mit einem Gesamtbetrage an laufenden Unterstützungen von 684 869 (658 463) ℳ, darunter 2183 (2118) Almosenempfänger mit außerdem gewährten 16 843 (15 788) ℳ Extraunterstützungen. Solche wurden ferner für 15 962 (1 Personen im Gesamtbetrage Pflegekinder waren 13 283 (12 848) vorhanden, (128 574) ℳ aufgewendet wurden.
geschlossen,
liche, zusammen
(9766) männliche
zusammen 30 641 (18 016) Personen.
Kaufpreis und bei (7) unbebauten mit
auch bei 2 unbebauten mit 176
Zum Konsum
Rückzahlungen
umfaßte im Monat Dezember
0 585) nicht laufend unterstützte 210 392 (144 902) ℳ gewährt. die 135 104
Kunst und Wissenschaft.
In Berlin ist der Maler, Wirkliche Geheime liches Mitglied der Königlichen Akademie der Künste, im 82. Lebensjahre 1 Rosnochau in Oberschlesien geboren, studierte Philosophie und wandte sich erst später, nachdem eine Reise durch Italien (1854) seine Liebe zur befestigt hatte, dieser Kunst zu. wo er durch 10 Jahre Schüler von Kalk Im deutsch⸗französischen Kriege 1870,/71 befand er sich im Hauptquartier des Kronprinzen von Preußen, um nach Friedensschluß nochmals ein Jahr lang in Italien s abwechselnd Oberschlesien.
“
Rat und ordent⸗ Ferdinand Graf von von Harrach war in anfangs die Rechte und
Er nahm seinen Wohnsitz in Weimar, Ramberg und Pauwels
einen Studien obzultegen. Seit⸗
Hartmannsdorf ordentliches 1892 wurde Königlichen zum Wuklichen Geheimen Rat mit dem Prädikat Erzellenz ernannt. Das Gebiet seiner Kunst war weit: hatte er anfangs geschichtliche en bevorzugt, sd wandte er sich später auch nd der Bildnismalerei zu. einen berühmten an Holbein
Genrebilder und Landscha⸗ der Historienmalerei großen Stils u
Künstlerruhm, koloristischen Durchführung t vollen Durchdringung der Vorwürfe seine Begründung fand. Werke seien genannt: „Die Gemsjagd“ und icklungszeit Vorgeschobener Kriegezeit; „Das Opfer Jlaaks“, „Christus klagend über Jerusal m“ Die Berliner Nationalgalerie 1886 entstandene Ge⸗
der Zahl der bekanntesten „Kaiser Max auf der Martirswand“ aus der ersten Entw des Künstlers; „In den Weinbergen von Wörth“ und. Posten am Mont Valérien“ aus „Die Verleugnung Petri“ und aus den religiösen Historienbildern. besitzt von seinen Werken u. a. das im Jahre mälde „Aufffindung eines Abgestürzten“.
ung der Gesellschaft für Erd⸗ lücklichen Ankunft aus London, wo Kegierungsrat, Pro⸗ „Reisen in Australi Der Redner
In der Februarsitz kunde berichtete nach seiner g man ihn wochenlang zurückgeh · fessor Dr. Albrecht Penck über seine vor dem Kriege und wäͤ war nebst sieben anderen d Society for the Advancement of Sci lungen satzungsgemäß in den verschiedenen abhält und hierin also ähnlich wie die Für August 1914 war di sie am Ziel ie Gelehrten vom Ausbruch des Krieges. indessen, da sie Gäste der au sichere Geleitsbriese zur Heimreis die Politik, sondern nur an die entsprechend, hat Geheimrat Penck, eben sich an den wissenschaftlichen Beratungen durch die im Programm der viel von Australien gesehen, hardt und Georg Neumayer von n zu sein, der von Australien am meisten geschaut h war später der Grund, weshalb die Londoner
ausgedehnten,
alten, der Gebeime 9
hrend des Krieges“!. ed; eutschen Gelehrten Gast der „British ence“, die ihre sam Teilen des britischen Reichs Deutsche Naturforscherver⸗
sammlung verfährt. e Tagung in Australien
und ihnen en, nicht an Diesem Rat
stralischen Regierung seien e ausgestellt werden würd Wissenschaft zu denken.
so wie seine deutschen Kollegen, beteiligt und im besonderen Versammlung vorgesehene Exkursion sehr so daß er glaubt, neben Ludwig Leich⸗ deutschen Geographen der
unfreiwilligen Aufenthalt als Vorsitzender Verbindung mit dem deutschen Verbindung nund dem dortigen Kriegsam ohne weiteres die gleichen Be⸗ die während seiner erzwungenen sprochen haben, Ge⸗ an Banketten teil- „‚feige Verleumder’“,
Gesellschaft Generalstabe
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Vortragende für Erdkunde in enger
„Geographical Society sie die Karten liefert, und setzte Die „Leutchen“, heit in London die Meinung ausge heimrat Penck habe mit den Engländern „gelsebäugelt genommen und dergleichen, nanate der Redner
wesenheit an der Verteldigung Be⸗ e dies Treiben als „unvere
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die einen durch A griffen und bezeichnet
inbar mit gutem
tum“. — Von seiner Reise durch Australien berichtete der Vortragende
folgendes: Er besuchte zuerst Westaustralien im Norden und Süden einschließlich des Innern, ging dann über Adelaide lüdlich an Stellen, wo Spuren der Eiszeit ertennbar sind, dann nach Melbourne, von wo aus er einen Ausflug nach Sydnev, Brishane und den „Blue Mountains“ unternehmen konnte. Unterwegs war überall fleißig photographiert worden, was den Vortragenden in den Stand setze, durch eine große Menge von Lichtbildern seine geograpbischen und geo⸗ logischen Betrachtungen zu ergänzen und zu veranschaulichen. Die Strecke Westaustralien — Perth bis Sydney entspricht ungefähr der Ent⸗ fernung von Lissabon nach Konstantinopel. In Dieser ganzen Aus⸗ dehnung haben wir ein altes Massiv, das später gehoben worden ist, ähnlich, wie dies in Mähren und in Zentral⸗ Frankreich hervortritt. Im Osten erstrecken sich langgedehnte Ge⸗ birge, die nicht so einheitlich in ihrem Aufbau sind wie unsere Alpen. Beide Teile trennt der Murrayfluß. Im Süden bringt das Klima Winterregen mit sich, während im Innern des Kontinents der Regen⸗ fall sehr gering ist. Das Tal des westaustralischen Swan⸗River ist untergetaucht, was die zahlreichen Untiefen des Flußlaufes erklärt. In der Umgebung von Albany finden sich Spuren einer carbonischen Eiszeit; es kommen dort noch unterirdische Grundwasserströme vor. In der sogenannten Crakesaway ist Laterit über Sandstein gelagert, er bildet die jüängste Ablagerung. Der Vortragende führte hierauf im Bilde in die zu Anfang des gegenwärtigen Jahrhunderts ausgebeuteten Goldgebiete von Coolgardie im Innern von Westaustralten. Das Gold lag oberflächlich, es mußte in dem wasserarmen Gebist durch Pulvperi⸗ sierung des Erdreiches gewonnen werden. Gegenwärtig ist es in seinem Vorkommen verringert; eine Quelle, auf die man Hoffnungen setzte, erwies sich als Salzsole. Von 15 000 Einwohnern, die es noch 1900 besaß, ist Coolgardie heute auf 910 gesunken. Man ist dem Golde mehr nördlich nach Kalgoorlie nachgecangen. Diese Siedlung zählt z. Zt. 15 000 Einwohner. Auch hier muß das Gestein ge⸗ pulvert werden, wofür Dampfmühlen im Gange siad, die mit dem Holz des umgebenden Busches betrieben werden. In großen Bottichen wird das Gold mittels Zvankali ausgelöst, die purveristerte Masse ist zu Bergen aufgehäuft worden. Die Seenmulden des Innern sind wasserlose Steppenseen. In das trockene Goldgebiet hat man deshalb mitiels 500 km langer Rohtrleitung das Trinkwasser für die etwa 63 000 Bewohner des inneren Kontinents von der Südseite herbei⸗ g leitet. Die thermocambrische Eiszeit südlich von Adelaide ist geologisch gleichaltrig zu setzen mit den Kohlenfloͤzen des Gebiets von Saarbrücken, also ans Ende des „Altertums“ der Erdgeschichte, während die Moränen dort bis in deren Beginn zurückreichen. In Vicioria haben wir ein flaches Plateau, dem erloschene Valkane auf⸗ gesetzt sind. Die sogenannten anstralischen Alpen steigen 800 m höher als Riefengebirge und Schwarzwald, im Mount Kosciuszko und Mount Müller haben sie ihre Gipfel. In ihrer Formenfülle und Struktur können sie an die Seite der mitteldeutschen Schwelle von den Sudeten bis zu den rheinischen Schiefergebirgen gestellt werden. Bei New Castie besitzt Australten Kohlenschätze, die erst gegen Ende des 18. Jahrbunderts gefanden warden. Das Koblengebiet von Midland mit 35 000 Einwohnern, das heute Staatsregal ist, wurde vor 20 Jahren von dem ausgzzeichneten australischen Geologen Professor Edgeworth David entdeckt, dem Gefährten Ernest Shack⸗ letons auf seiner Südpolarfahrt, der den magnetischen Südpol ge⸗ funden und den antarktischen Vulkan Erebus bestiegen hat, ein Mann, der deutsche Forschung steis aufs höchste geschätzt und anerkannt hat. Er war aub ein Freund des Vortragenden auf dessen Forschungs⸗ reise während der Kriegszeit. Auch unterm Wendekreise besitzt Auftralien in der Mount Morgan Mine Gold und Kapfer; aber das Gold Australiens geht zur Neige. Dem Ackerbau und der Viehzucht wird das Land seine Tätigkeit immer mehr zuzuwenden haben, wozu die Abtragsebene der Küste von Queensland Gelegenheit bietet. In New South Wales liegt eine untergetauchte Küste vor, und der schöne Hafen von Sydney hat an der anderen Seite des Großen Ozeans sein Gegenstück im goldenen Tore von San Francisco. Vor der Bucht von Sydney bekommt man Klippenformen von schönster Aus⸗ dildumg zu sehen. Schwierig ist der Weg von Svdney ins Innere, besser geht man von New Castle aus hinein. — Das reiche Material, das der Vortragende gewinnen konnte, wird im weiteren Stoff zu vielen Studien bieten. Trotz des Krieges, erklärte Geheimrat Penck, wird in ihm lebhafter Dank für das Gebotene besteben bleiben. Als Kehrseite brachte er noch die Bilder dreier deutscher Dampfer, die heute in Brisbane festgebalten werden, und des letzten deutschen Dampfers, der Perth im August 1914 anlief. Auf einer Perth vor⸗ gelagerten Jasel sind gegenwärtig die deutschen Zidilgefangenen interniert, deren Behandlung von seiten der australischen Behöͤrden viel zu wünschen übrig läßt. 8 11I1“
Literatur.
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Das Februarheft der Süddeutschen Monatsbhefte (München, Preis eine Mark fünfzig) beschäftigt sich fast ausschließlich mit Rußland. Es enthält folgende Beiträge: Der Russe. Von Dr. h. c. Abolf Dirr, Kustos am Ethovographischen Museum in München. — Russische Anschläge auf Deutschland vor Nikolaus kI. (mit neuem Matertal). Von Geheimrat Theodor Schiemann, Professor der Ge⸗ schichte an der Universität Berlin. — Der Krieg mit Rußland. Von Dr.
Otto Hoetzsch, Professor der Geschichte an der Universität Berlin. — Na⸗ tional⸗-polnisch⸗Illusionen. Von Professor Karl Muth, Herausgeber von„Hochland“.— Die Alkoholfrage in Rußland. Von Prof Dr. R. Hercod (Lausanne). — Die Juden in Rußland. Von Dr. Alexander Elias⸗ berg. — Hoch der Keiser! (jüdisch⸗deutsch). Von Morris Rosenfeld. — Rußlands Westgrenze. Voa Dr. Joserh Hosmiller. — Die russische Generalität im Lichte russischer Kritik. Von Dr. Hans Uebersberger, Professor für slawische Geschichte an der Universität Wien. — Die Deutschenbetze in Rußland. — Brief aus dem Osten. Von Mar Grafen Bethusv⸗Huec, zurzeit im Feld. — Knabe mit Hose und Knabe ohne Hose. (Dramatische Satire.) Von Ssaltpkow⸗ Schtschedrin. — Blüten der Bourgeolsie. Von Dmitrij Meresch⸗ kowskij. — Bekenntnis eines Westlers. Von Jwan Turgenjew. — Dostojewskijs Ansprüche über den Krieg. — Aus der allgemeinen Rundschau, die den Schluß des Heftes bildet, nennen wir: Die Sozialdemokratie im neuen Deutschland. Von Dr. Friedrich Thimme, Direktor der Bibliothek des Herrenhauses, Aufsätze von Angehörigen neutraler Länder über ibr Land und die redaktionelle Erklärung Unser deutscher Standpunkt gegenüber Karl Spitreler.
— Das neueste Doppelbeft 7/8 des „Weltalls“, der tillu⸗ strierten Zeitschrift für Astronomie und verwandte Gebiete, vermittelt durch den Aufsatz des Dr. W. Ahrens über Kriegsamulette“ interessante Beziehungen zwischen Krieg und Himmelskunde. Dos fesselnde Kapitel des astrologischen Aberglaubers erfährt hier im Anschluß an Vorgänge aus dem jetzigen und aus früheren Kriegen eine zeitgemäße Beleuchtung. Himmelsbriefe, Not⸗ hemden, Schutzmünzen und Talismane svielen auch heute wieder eine große Rolle. Die Wurzeln dieses meckwürdigen Aberglaubens und die Beziehungen zur alten astronomischen Wissenschaft werden dargelegt und diese Erscheinungen ver⸗ ständlich gemacht. Außerdem enthält das Hest noch eine Physikalische Rundschau, die über die neuesten Errungenschaften auf physikalischem Gebiete unterrichtet, und weiter interessante Aus⸗ führungen über „Stonehenge“, die merkwürdigen Steinbauten Eng⸗ lands, und ihre astronomische Deutung. — Ueber die zu erwartenden Himmelserscheinungen belehrt der Abschnitt „Der gestirnte Himmel
im Monat Februar“ der durch die Planetenkarten auch den Laten in.
den Stand setzt, den Lauf dieser Geschwister unserer Erde am Himmel zu verfolgen. Eine Mitteilung über Entfernungsbestimmungen der Spiralnebel und eine Reche anderer interessanter Berschte be⸗ schlleßen das Doppelbeft. „Das Weltall“ erscheint monatlich 2 mal im Umfange von je einem Bogen. Bezugspreis vierteljährlich 3 ℳ.
— Auch in diesem Jahre ist im Verlage von G. D. Baedeker in üen der in bergmännischen Kreisen weitverdreitete „Berg⸗ und Hüttenkalender für 1915 ecschtenen. Waͤhrend die Ausstattung und die Anordnung des Inhalts nicht geändert wurden, ist der Preis
des Kalenders auf 3,50 ℳ herabgesetzt worden. Der Kalender bringt zahlreiche und zuverlässige Angaben aus allen Gebieten des Berg⸗ und Hüttenwesens und der Verlag hat es sich angelegen sein lossen, den Inhalt zu ergänzen und zu erweitern. Der Personalteil ih est io dollständig, daß er allein schon als Nachschlagebuch üiber die Berg⸗
personalien aller deutschen Staaten von elbständis em Wert ist.
Das Meer als Nahrungsquelle. Daß die außerordent⸗ lich große Nahrungsquelle, die das Meer den Menschen bietet., hei weitem noch nicht so vollständig augenutzt wird, als es der Fal sein könnte, zeigt ein Blick auf die Entwicklung der Hochseefischerei, die übrigens in engem Zusammenhang mit der Meeresforschung steht. . Die Forschungsdampfer koͤnnen nur sehr unvollkommen die Aufgabe erfüllen, die großen Gebiete des Meeres abzufischen und die Lebens⸗ weise der das Meer bevölkernden Tiere zu beobachten; namentlich bet den Nutzfischen sind sie auf die andauernde Mitarbeit der Fischer angewiesen. Aber dieses internationale Zusammen⸗ wirken der Fischerei aller Länder mit wissenschaftlichen Ex⸗ peditionen hat durch den Krieg eine jähe Unterbrechung erlitten, wie die internationalen Beziehungen üderbaupt. Auch ie See⸗ fischerei ist durch den Krieg und seine Begleiterscheinungen in mancher Hinsicht gestört worden, sodaß in der Kriegszeit nirgends, auch be den neutralen Ländern nicht, ein Ertrag wie in den letzten Friedens⸗ jahren zu erwarten ist. In den meisten Orten der Welt ist die Fischerei im wesentlichen Kuüstenfischerei, die nur den Bedürfnissen der unmittelbaren Küstenbewohner gilt, und wielfach wird diese Küsten⸗ fischerei noch mit den primitiven Wertzeugen getrieben, die schon vor mehreren tausend Jahren demselben Zweck gevdient haben. Für die Hoch⸗ seefischerei, bei der der Dampfbetrieb immer mehr vorwiegt, gibt es eigenilich nur drei große Zentren: dos nordeuropäisch⸗atlantische Fischereigebiet von der spanisch⸗vortuglesischn Kiste bis zum Weißen Meer, das nordamerikanische Fischereigebtet sowohl an der atlantischen wie pacifischen Küste der Vereinigten Staaten und Canakas und das japanisch⸗russische Fischereigebiet am Stillen Ozktan. Der Jahre3⸗ ertrag des letztgenannten Gebiets wird auf 150 bis 200 Mil⸗ lionen Mark geschätzt, der des nordamerikanischen beträgt 350. big 360 Millionen, und das nordeuropäische, das uns be⸗ soöͤnders interessiert, liefert einen Jahrerertrag von 520 Mil⸗ lionen Mark. Ja erster Reihe ist hierbei England be⸗ teiligt, das mit 225 bis 230 Millienen Jahresausbeute an der Spitze aller Lander steht; Frankreich folgt mit 120 bis 130 Millionen, wooon 85 % auf die Kütenfischerei entfallen und nur 15 % auf die Hochseefischerei. Dann kommt Norwegen mit einem Jahresertrag von 50 Millionen Mark und an vierter Stelle erst Deutschland mit 20 bis 40 Millionen Maik Auf die Noresee entfallen von dem oben genannten Ertrage allein rund 370 Millionen, sodaß sie an der Spitze aller Meere der Erde steht, ihr Jahresfang kann auf rund 1000 Millionen Kilo geschätzt werden. Von dieser ungeheuren Menge entfallen nicht weniger als 60 % auf den Hering, der als Volksnabrungsmittel noch immer obenan steht. Wie aber auch andere Secefische als Nabrungsmittel zugenommen baben, zeigt ein Veraleich der Jabre 1889 und 1911. In Geestemünde, unserm Houp fischmarkt, sind die Anlandungen in dieser Zeit von 1 ½ auf⸗ 39¾ Millionen Kilo gestiegen. Interessant ist, daß gewisse Fisch⸗ sorten in ihrem verhälkaismäßigen Anteil zurückgeben, wäbrend andere wachsen; so betrug der Schellfischettrag im Jahre 1889 noch 65 % des Gesamtgewichts der Fänge, 1911 dagegen nur noch 32 %. Die erste Stelle nimmt jetzt der Kabeljiau mit 33 % ein und sehr stark sind zwei früher fast ganz unbekannte Arten vertreten: der Köhler mit über 10 % und der Rotbarsch mit über 5 % der bei seinem ersten Bekanntwerden als „Jslandfisch“ von den deutschen Hausfrauen vollständig abgelehnt, dann aber von Jahr zu Jahr mehr gewürdigt wurde. Die Ent⸗ wicklung, die gerade auch die deutsche Hochseefischerei genommen hat, wird nach dem Kriege jedenfalls wieder mit voller Stärke weiter gehen.
akademischer Hilfsbund ist auf Anregung der Deut⸗ schen Burschenschaft als Zweckoerband der gesamten deatschen Stu⸗ dentenschaft und ihrer alten Herren ins Leben gerufen worten mit dem Ziele, den im Kriege verwundeten Akademikern, die infolge ibrer Wunden einen Berufswechsel vornehmen müssen, mit Rat und Tat beizustehen. Eine Auskunfts⸗ und Ver⸗ wastungsstelle, die sich mie Raterteilung an die Schwerverwundeten, Arbeits, und Stellenvermittlung, Aufklärung der öffentlichen Mei⸗ nung, Einwirkung auf Verwaltung und Gesetzgebung usw. beschäftigen wird, ist bereits eingerichtet (Berlin SW. 61, Belle⸗Alliance⸗Platz 6). Der neubegründete Verband bittet in einem Aufruf um Zuwendung von Geldbeihilfen für die Zwecke unmittelbarer Unterstützung von zenweilig Arbeitsunfähigen.
Bauwesen. 1 Die apulische Wasserleitung. Die große apulische
85 1 8 Wasserleitung ist ihrer Bestimmung, dem durch Malaria und
ansteckende Fieber schwer heimgesuchten Apulien gesundes Wasser und damit Leben und Kultur zu bringen, nach fast 15jährigen, von der italienischen Oeffentlichkeit mit Ungeduld verfolgten Arbeiten nunmehr um einen bedeutenden Schritt näher gebracht worden. Seit Anfang Dezember v. J. sind die Arbeiten soweit fertiggestellt worden, daß man dazu übergehen konnte, das Wasser des Flusses Sele probeweise, und anscheinend mit gutem Erfolge, durch die Hauptleitung laufen zu lassen. Dem Sele wird ein Tell seines Wassers, das er von der Westseite der Apenninen dem Golf von Salerno zuführt, nach Fertigstellung der Wasserleitung entzogen und durch zwei Tunnels nach der Ostseite der Apenninen geführt, um dort das fehlende Wasser zu lefern. Um die Größe des Werks zu veranschaulichen, seien einzelne Zahlen angeführt: Die Tunnel durch das Gebirge sind 12 730 und 4750 m lang; die Hauptleitung der Wasserleitung hat eine Länge von 262 km, die Abzweigungen in den einzelnen Provinzen, gerechnet bis zum Mittelpunkte der zu versorgenden Gemeinden, erreichen zusammen die Länge von 1398 km. Die ungeheure Gesamtlänge der Leitung mit 1660 km entspricht annähernd derjenigen der Eisenbahnstrecke von Rom nach Berlin. Nach seiner Fertigstellung soll das Werk 24401 in der Sekunde liefern. Die ursprünglich auf 163 Millionen Lire geschätzten Baukosten (ohne rund 18. Millionen für die Leiturgen in den Gemeinden) werden sich auf mehr als 200 Millionen. nach einer Berechnung des Ingenieurs Caldolint sogar auf 260 Millionen belaufen.
Land⸗ und Forstwirtschaft.
Geflügelzuchtkursus für Volksschullehrer.
An der Geflügelzucht⸗ und Lebranstalt der Landwirtschaftskamme für die Rheinprovinz in Neuß soll in der Zeit vom 7. bis 22. April d J. wieder ein 14ägiger Geflügelzuchtkursus für rheinische Volks⸗ schullehrer abgehalten werden. Den Teilnehmern gewährt der Minister für Landwirtschaft, Domänen und Forsten wie früher Erstattung der Reisekosten (Fahrkarte III. Klasse der Eisenbahn) und 3 ℳ Tage⸗ gelder. Die Kursisten finden während der Zeit in der Stadt Neuß in guten Hotels entsprechende Wohnungen zu mäßigen Preisen. Geeignete Bewerber sollen sich umgehend bei der Landwirtschafts. kammer in Bonn, Blsmarckstraße 4, melden, damit für sie bet den zuständigen Regierungen der erforderliche Urlaub erwirkt werden kann. Bevorzugt werden solche Lehrer, die bereits 1 betrieben und einige Kenntnisse und Erfahrungen auf diesem Gebiete ge⸗ sammelt Uaben. . F“