meister: Zangerle (II Trier), Groß (Hagen), Borne⸗ busch (Aachen) in d. Ers. Abt. Feldart. Regts. Nr. 44; Noack, Wirefeldw. (Altona) im Garde⸗Jäg. B. unter Ueberweisung zum IX. A. K., zum Lt. d. Res. d. Inf. Reats. Nr. 31; zu Leut⸗ nants, vorläufig ohne Patent; v. Chelius, Graf von Francken⸗Sierstorpff, Fähnriche im Leib⸗Garde⸗Hus. R.; 1 Trautmann, Viezefeldwebel (Neuhaldensleben), zum Lt. d. Res. d. Inf. Regts. Nr. 26; zu Lts. d. Landw. Trains . 8 . hrmeister, Wachtm. (balberstadt) in d. 8. Zußart. Mun. Kol. d. E nowdon, Vizewachtm. (2 x 8 Inf R. Nr 26. „ G Vizewachtm. (Bernburg) b
Zum Leutnant d. Landw. Inf. 2. Aufgeb. ernannt: Dittmar, Feldw. Lt. (Magdeburg) im Inf. R. Nr. 26.
Marine⸗Infauterie.
Den 15. Februar. Befördert: Pohl, Oblt. d. Seewehr 1. Auf⸗ gebots (Gelsenkirchen), zum Hauptm. d. Seewehr 1. Aufgeb., Grabow, Oblt. d. Res. (II Hannover), zum Hauptm. d. Res.; zu Oberleutnants: die Leutnants der Reserve: Danert (Calau), Romberg (Kurt) (VI Berlin), Schüler (Marburg), Niemöller (Mülheim a. d. Ruhr), von Meurers (I Altona), Jacobi (II Frank⸗ furt a. M.), Behnisch (Recklinghausen), v. Ditfurth (Bielefeld); zu Leuknants d. Seewehr 2. Aufgeb: Lutz (Aachen), Muscheid (Gießen), Vizefeldwebel d. Seewehr 2. Aufgeb.; zu Leutnants der Reserve: Tams (III Hamburg), Vizefeldw. d. Seewehr 1. Aufgeb., Schüz, Hake (VI Berlin), Vizefeldwebel d. Res.; Bock, Oblt. d. Res. a. D. (Sondershausen), zum Hauptm., Beper (Karl), Lt. d. Seewehr 2. Aufgeb. a. D. (zuletzt Geldern), zum Oblt.
Technik.
Die ältesten Kanonen. Die aälteste zuverlässige Kunde von einer Kanone enthält ein Erlaß aus dem Jahre 1326, der noch heute in Florenz aufbewahrt wird. Leider ist kein Anhalt dafür gegeben, wie diese älteste Kanone ausgesehen bat, aber man weiß doch sicher von ihrem Vorhandensein, während alle früheren Erzählungen von Feuergeschützen der Sage angehören. Das Schießpulver war damals ein wirkliches Pulver von staubartiger Be⸗ schaffenheit. Bekanntlich fällt seine erste sichere Erwähnung in Europa in das dreizehnte Jahrhundert, während seine erste Verwertung zum Zwecke der Sprengung oder des Schießens erst mit dem Anfang des vierzehnten Jahrhunderts ein⸗ getreten sein kann. Danach läßt sich wohl annehmen, daß jene Kanone aus Florenz überhaupt eine der allerersten gemwesen sei. Ein Hindernis der Entwicklung war der bohe Preis des Saspeters, von dem nach heutigem Gelde ein Pfund etwa 100 ℳ kostete. Die zweitälteste Erwähnung von Geschützen fällt in das Jahr 1338, wo von einigen Kanonen zum Schutz des Towers in London die Rede ist, und zwar sollen sich unter diesen schon Hinterlader befunden haben. In demselben Jahr wird ein „Topf zum Ausschleudern von Feuer“ erwähnt, der als eins der kostbaren Stücke des Arsenals von Rouen geschätzt wurde. Die erste Benutzung von Geschützen im Kriege wird von der Schlacht von Crecy im Jahre 1346 überliefert, wo die unbekannte Waffe einen solchen Schrecken verbreitete, daß sie haupt⸗ sächlich den Sieg zugunsten der Engländer über die dreifache Ueber⸗ macht der Franzosen entschied. Die Pfeils oder Spieße, die von den Geschützen ausgeschleudert wurden, sollen 250 Ellen weit geflogen sein und kein Panzer soll ihnen widerstanden haben. Man kann sich von diesen Waffen kaum eine Vorstellung machen, wahrscheinlich sind die Nachrichten von ihnen sehr übertrieben, ebenso wie die Angabe, daß sie zehn und mehr „Spieße“ in der Minute abgeschossen haben sollen. Immerhin verdient dieser Bericht eine Stelle in der Geschichte als die erste Erwähnung einer Feldartillerie. Außerdem kann es als verbürgt gelten, daß auch bei der Belagerung von Calais, die der genannten Schlacht unmittelbar folgte, solche Kanonen in den Dienst der Belagerer traten. Erst am Ende des vierzehnten Jahrhunderts kamen dann Kanonen in Gebrauch, die eine größere Aehnlichkeit mit den späteren Geschützen besaßen, indem e.ee Kugeln, zunächst solche aus Stein, auf den Feind warfen.
ie Steinkugeln hatten damals ein Gewicht von etwa 200 Pfund, wuchsen aber bald bis 1000 Pfund, indem sich auch das Kaliber der Kanonen entsprechend bis zu dreiviertel Metern Weite steigerte. Selbst die Geschütze, die nach dem da⸗ maligen Begriff Schnellfeuer abzugeben vermochten und von hinten geladen wurden, konnten nur etwa einmal in zwei Minuten abgeschossen werden. Sie besaßen mindestens vier Kammern zur Auf⸗ nahme der Pulverladung, die ähnlich aussahen wie Bierkrüge. Als Ladung wurde bald alles mögliche versucht, auch rostige Nägel und alle hand Metallstücke. Die stärkste Wirkung übten sie angeblich im Seekrieg aus, was man sich wohl denken kann, weil hier die
Schiffe nahe aneinander zu geraten pflegten. Die großen soge⸗ nannten Bombarden, aber auch viele kleinere Geschütze im vier⸗ zehnten Jahrhundert wurden aus länglichen schmiedeeisernen Barren hergestellt, um die man einfach eiserne Ringe oder Bänder herumtrieb, wie etwa die Reifen um Faßdauben. Die Entwicklung der Geschütze in den nächsten Jahrhunderten bezog sich fast nur auf die äußere Form, auf die Ausschmückung des Rohrs durch Reliefdarstellungen von oft recht phantastischer Gestaltung. Die Kanonen, die Nelson bei Trafalgar zur Verfügung hatte, waren gar nicht so sehr verschieden von denen, mit welchen 200 Jahre vorher seine Landsleute die spanische Armada beschossen hatten. Erst in der Mitte des 19. Jahrhunderts setzte die großartige Entwicklung ein, die in rascher Folge bis zu den Kruppschen 42 cm⸗Geschützen geführt hat und keineswegs schon am Ende ist.
Theater und Musik.
““ Konzerte. v Am Donnerstag fand in der Philharmonie ein Konzert des Berliner Lehrergesangvereins statt, das sich eines gleich starken Besuches zu erfreuen hatte wie die vorhergegangenen. Der Chor ist, obwohl 84 setner Mitglieder im Felde stehen, immer noch so stattlich, daß man die Lücken in seinen Reihen kaum bemerkt, und unter der anfeuernden Leitung Professor Felix Schmidts sind die Leistungen so vollendet wie immer Die Vortragsfolge brachte neben älteren und neueren Kriegs⸗ und Soldatenliedern, unter denen sich eine Neuvertonung von Kovpischs bekanntem „Wenn man beim Wein sitzt, was ist da das beste?“ von Richard Strauß befand, auch von der Zeitströmung unabhängige Ge⸗ sänge, unter denen ein neuer Chor von Volkmar Andreae „Auf dem Canale Grande“ besonderen Anklang fand und wiederholt werden mußte. Von den älteren Liedern gefiel wohl Rob. Schumanns duftiges „Die Rose stand im Tau“ am besten. Als Mitwirkender war Conrad Berner gewonnen worden, der die als Solo⸗ instrument selten anzutreffende Viola d'amore meisterlich beherrscht. Warm und voll klang ihr Ton in dem Adagio für die Violine von Viotti in der Bearbeitung Berners. Die Begleitung am Klavier füͤhrte Frau Lieselott Berner mit Feingefühl aus.
Die Singakademie gab am Freittag das II. Abonnements⸗ konzert, wie üblich, in ihrem Saale unter der Leitung Professor Georg Schumanns. Nicht weniger als fünf große Chöre: „Wanderers Sturmlied“ (Goethe) für sechsstimmigen Chor von Richard Strauß, „Nänie“ (Schiller) von Hermann Götz, „Sehn⸗ sucht“ (Schiller) Op. 40, von Georg Schumann, „Gesang der Parzen“ (Goethe), Op. 89, von Brabhms, und dessen Triumph⸗ Uied“, Op. 55, nach Worten der Offenbarung Johannis, Kapitel 19, für achtstimmigen Chor, sämtlich mit Orchesterbegleitung, standen auf dem Programm. Den instrumentalen Teil führte das Phil⸗ harmonische Orchester aus. Die Aufführung stand nicht auf der gewohnten Höhe. Vor allem wäre weniger mehr gewesen; außerdem waren die Kompositionen, rein musikalisch betrachtet, sehr ungleichwertig. In „Wanderers Sturmlied“ wird Richard Strauß
ganze Anlage des auf Orchestereffekte gestellten Werks läßt nirgends eine Steigerung eckennen, und selbst die wenigen gelungenen Stellen täuschen über die Leere des Ganzen nicht hinweg. Man kann die ungeheure Schwierigkeiten bergende Komposition wohl als die schwächste Arbeit von Strauß bezeichnen. Nach dem orchestralen Aufwand, den Strauß hier getrieben, mußte Hermann Götz; dünnfädige, fast fadenscheinige „Nänie“ um so duürftiger er⸗ scheinen, als sie ihrerseits fast ausschließlich den Chor bedenkt, ohne indessen besonders schöne Linien zu zeichnen. Dazu kommt eine gesuchte, oft nüchterne instrumentale Untermalung, die nirgends zu fesseln vermag. Eine Erlösung brachte die darauf folgende „Sehn⸗ sucht“ von Georg Schumann, mit besonderer Wärme von dem Chor vorgetragen, wohl in dem Bestreben, seinem Dirigenten Ehre zu machen. Abgesehen von einigen Verschleppungen des Zeitmaßes, un⸗ schönen, harken Einsätzen der Tenöre und kleineren Unebenheiten im Orchester war dieser Chor die Glanzleistung des Abends; seine Wiedergabe übertraf die der beiden Brahmsschen Kompositionen „Gesang der Parzen“ und „Triumphlied“ inbezug auf Durcharbeitung und Wohlklang. Den Baritonpart des letzteren sang Otto Teich⸗ mann mit strahlender Stimme, und Professor Irrgang waltete an der Orgel mit gewohnter Meisterschaft seines Amtes. — Moriz. Rosenthal, der gleichzeitig in der Philharmonie ein Konzert zum Besten der Hilfsvereinigung für Musiker und Vor⸗ tragskünstler gab, hat sich vom glänzenden Virtuosen immer mehr auch zum feinsinnigen Musiker entwickelt. Es gewährt nun eine reine Freude, den Künstler mustzieren zu hören. Mit unvergleichlicher Technik verbindet er zartes, poetisches Empfinden. Das trat am reinsten in Webers As⸗Dur Sonate und in Kompositionen von Chopin hervor. Sein überragendes technisches Können zeigte er in einigen Stücken eigener Komposition, von denen die II. Strauß⸗Phantasie eigentlich nicht in den Konzertsaal gehört, die man sich aber in solcher Ausführung auch hier einmal gefallen lassen kann. — Im Blüthnersaal hatte sich an demselben Abend ein zablreiches Publikum versammelt. Die Anziehungskraft batte ein Wohltätigkeitskonzert zum Besten der Hinterbliebenen der in der Seeschlacht bei den Falklandsinseln Gefallenen ausgeübt, das hervorragende Mitwirkende aufwies. Margarete Siems von der Dresdner, Heinrich Knote von der Münchener und Barbara Miekley⸗Kemp von der Berliner Hofoper waren die Gesangs⸗ solisten, außerdem wirkten das Blüthnerorchester, unter der Leitung des begabten jungen Dirigenten Erich Ochs, und Professor Waldemar Meyer mit. Es war einer jener Abende, deren Bunt⸗ heit der Kritik wenig, dem Publikum aber sehr gefällt. Die Wogen des Beifalls gingen hoch, und für den wohltätigen Zweck dürfte ein ansehnlicher Betrag herausgekommen sein.
Im Beethovensaal begeisterte am Sonnabend Therese Schnabel, von ihrem Gatten Artur Schnabel begleitet, mit Liedern von Brahms und Schumann ein zahlreich erschienenes Publikum und zeigte von neuem, daß sie zu den besten Interpreten dieser Meister der Liedkomposition gehört. Eingestreut waren die Variationen und die Fuge über ein Thema von Händel und die be⸗ kannten „Davidsbündlersänze“ von Schumann, in klassischer Reinheit von Artur Schnabel wiedergegeben. Stunden ungetrübten musikalischen Genusses gingen so im Fluge vorüber.
Handel und Gewerbe.
— Die kaufmännischen Schulen der Korporation der Kaufmannschaft von Berlin eröffnen ihr Sommerhalbjahr am 8. April. Anmeldungen für die verschiedenen Abteilungen der kauf⸗ männischen Schulen werden in den Schulen während des Unterrichts entgegengenommen. Auskunft wird erteilt im Bureau der kaufmänni⸗ schen Schulen, Burgstraße 25 II, von 9—3 Uhr. BMudapest, 22. Februar. (W. T. B.). Die Bilanz der Kommerzialbank vom 31. Dezember 1914 weist einen Reingewinn von 16 272 422 Kronen auf, wovon eine Dividende von 150 Kronen gegen 170 Kronen im Vorjahre verteilt werden soll. Außerdem ge⸗ langen 2,4 Millionen Kronen zum Vortrag, was 40 Kronen für die Aktien bedeutet.
Paris, 22. Februar. (W. T. B.) Die Banque de France teilt mit, daß sie die kurzfristigen Obligationen, welche jetzt aus⸗ gegeben worden sind, bis zu 80 % des Wertes beleibt.
Rom, 22. Februar. (W. T. B.) Der Aufsichtsrat der Banca d'Italia beschloz, die Verteilung einer Dividende von 48 Lire für das Jahr 1914 vorzuschlagen.
Konstantinopel, 22. Februar. (W. T. B.) Die Einnahmen der Türkischen Tabak⸗Regie⸗Gesellschaft betrugen im Monat Januar 1915 17 400 000 Piaster gegen 20 400 000 Piaster in der gleichen Periode des Vorjahres.
Berlin, 23. Februar. Produktenmarkt. mittelten Preise waren (für 1000 kg) in Mark: Weizen gec *“ Roggen geschäftslos. 5 geschäftslos. ais geschäftslos. Weizenmehl geschäftslos. Roggenmehl geschäftslos. Rüböl geschäftslos. “ v“ — Berliner Großhandelspreise für Speisekartoffeln. Im Berliner Kartoffelgroßhandel wurden nach den Ermittlungen der von den Aeltesten der Kaufmannschaft von Berlin gebildeten Ständigen Deputation für den Kartoffelhandel in der Zeit vom 18. bis 20, Februar 1915 folgende Preise (für 100 kg gute, gesunde Ware, ab Berliner Bahnhöfen) gezahlt: Dabersche Kartoffeln 10,50 ℳ (Charl. Güterbhf. 11,00 ℳ), Magnum bonum 10,50 ℳ (desgl.), Woltmann 9,50 — 10,00 ℳ, Silesia und andere runde weiße Speise⸗ kartoffeln 9,50 — 10,00 ℳ. Die Zufuhren waren noch sehr schwach, die Nachfrage sehr dringend; die Preise gingen daher stark in die Höhe.
Die amtlich er⸗
Kursberichte von auswärtigen Fondsmärkten. London, 22. Februar. (W. T. B.) 2 ½ % Engl. Konsols 68 ⁄8, 4 ½ % Japaner 88 ½, 3 % Portugiesen 54, 4 % Türken unifiz. 60, Alchison, Topeka u. Santa Fé 96 ⅜, Missouri, Kansas u. Texas 9 ¼%, Union Pacific 122, Wabash 1 ¼, Privatdiskont 1 ⁄16, Silber 22 ⅞. Paris, 22 Februar. (W. T. B.) 3 % Französische Rente 68,00, 5 % Russen von 1906 90,05, 4 % Türken 52,90, Suez⸗ kanal 40,50, Rio Tinto 1493. Wechsel auf London 25,27. Amsterdam, 22. Februar. (W. T. B.) Markt allgemein ge⸗ schäftslos. Scheck auf Berlin 51,35 — 5185, Scheck auf London 11 97 ½ bis 12,02 ½, Scheck auf Paris 47,25 — 47,75, Scheck auf Wien 39,75 bis 40,25. 5 % Niederländische Staatsanleihe 99—99 ¼ offiziell, alle anderen Kurse nicht offiziell, Royal Dutch Petroleum 457, Niederländisch⸗Indische Handelsbank —,—, Atchison, Topeka u. Santa Fé 92, Rock Island 1, Southern Pacific 80, Southern Railway 14, Union Pacific 115 ½, Amalgamated 51 ⅜, United States Steel Corp. 41 ½. Rio de Janeiro, 20. Februar. (W. T. B.) Wechfel au Londor 12 ½.
Kursberichte von auswärtigen Warenmärkten.
London, 22 Februar. (W. T. B.) Kupfer prompt 64 ½.
66 “ 22. Februar. (W. T. B.) Roheisen für Kasse Amsterdam, 22. Februar. (W. T. B.) Java⸗Kaffee ruhig, loko 46 v½. Santos⸗Kaffee für März 27 ¼, für Mai 26 ½, für Dezember 25 ¼. Amsterdam, 22. Februar. (W. T. B.) Rüböl loko stetig, 65, für März 63.
dem textlichen Vorwurf nur selten durch seine Musik gerecht. Die
Wetterbericht vom 23. Februar 1915, Vormittags 9 ¼ Uhr.
—
imn
Stufenwerten *)
ung, Winde Wetter stärke b
Name der Beobachtungs⸗ station
82½
„ 8 8 8
e
Riederschlag in
der letzten 24 Stunde
Varometerstand auf 0 °, Meeres⸗ niveau u. Schwere in 45 ° Breite eratur lsius
Tem in C. 24 Stunden um Barometerstand
748,9 SO l Nebel 748,8 SO 1 Nebel Hamburg 749,1 SO 2 Nebel Swinemünde 748,3 N 1 Nebel Neufahrwasser 741,8 W 2bedeckt Memel 745,9 WNW Schnee Aachen 748,5 Windst. heiter
Hannover 748,8 S 1 bedeckt Berlin 748,0 N 1 bedeckt Dresden 747,7 8 1Nebel
Breslau 745,8 NO J Schnee Bromberg 747,0 Windst. Nebel
9 Metz 777,2 NO Sbedeckt — 1 2 2 1
1
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meist bewölkt meist bewölkt meist bewölkt meist bewölkt meist bewölkt anhalt. Niederschl. ziemlich heiter ꝛmeist bewölkt ziemlich heiter ziemlich heiter Vorm. Niederschl. meist bewölkt meist bewölkt Zziemlich heiter meist bewölkr ziemlich heiter Nachts Niederschl. ziemlich heiter meist bewolkt Nachts Nieberschl anhalt. Niederschl. ziemlich beiter ztemltch heiter ziemlich heiter meist bewölkt Nachts Niederschl. ziemlich heiter
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Borkum Keitum
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Frankfurt, M. 747,8 N. halb bed. Karlsruhe, B. 747,7 WNW bedeckt
München 745,5 NW 4 Nebel — 1 Zugspitze 508,8 N 5 Schnee — 14 Wilhelmshav. 748,9 S 1 Dunst
Kiel — — 749,6 Windst. Nebel Wustrow, M. 748,7 Windst. bedeckt Königsberg — 747,1 W. —3 Schnee Cassel 748,1 N 1 bedeckt Magdeburg 748,7 N. 1 wolkenl. Grünberg Schl 747,3 O 2 wolkig Mülhausen, E. 747,8 SW 3 bedeckt Friedrichshaf. 745,1 WNW 2 Regen Bamberg 747,0 NW 2 wolkig Rügenwalder⸗ münde Vlissingen Helder Bodö Christtansund Skudenes Vards Skagen Hanstholm Kopenhagen Stockholm Hernösand Haparanda Wisby Karlstad Hammerhus
747,9 Windst. wolkig Nachts Niederschl. 748,7 NNW 1 Mebel 748,7 SSO 1 Nebel 747,6 ONO 4 heiter 747,5 Windst. wolkenl. 746,7 Windst. Schnee 528 NNDS wolkig 747,8 Windst. bedeckt 747,6 S Ibedeckt 748,9 NNW 1 Dunst 745,0 WNW 2 bedeckt 746,8 N 2 bedeckt 748,1 NO 6 Schnee 745,9 NNWAbedeckt 788,1 SO S bedeckt 748,3 NNW 1 Dunst Avorno 39,5 [O. bedeckt Budapest 742,1 NODO 2Regen Wien [7224 SCSIDS Regen Prag 745,4 N 2 bedeckt Rom 742 1 NXW 2 Regen Florenz 735,8 W 1Regen Cagliari 750,7 WSW7 Regen Zürich 748,5 W 2 Schnee Genf 749,9 SSW 2 bedeckt Lugano 740,9 NNO 2 bedeckt — Säntis
543,8 WSWs? Schnee — Brindisi Triest
746,0 SSW bester Krakau Lemberg
[738,1 ONO Lbedeckt 744,9 NO 53 bedeckt 5 Hermannstadt 746,1 S ö bedeckt 5 *) Aenderung des Barometers (Barometertendenz) von 5 bis 8 Uhr Morgens nach .ner. Skala: 0 = 0,0 bis 0,4 mm; 1 = 0,5 bis 1,4 mm; 2 = 1,5 bis 2,4 mm; = 2,5 bis 3,4 mm; 4 = 3,5 bis 4,4 mm; 5 = 4,5 bis 5,4 mm; 6 = 5,5 bis 6,4 mm; 7 = 6,5 bis 7,4 mm; 8 = 7,5 bis 8,4 mm; 9 = nicht beobachtet. Bei negativen Werten der Barometertendenz (Minuszeichen) gilt dieselbe Chiffreskala
Der Luftdruck ist niedrig und sehr gleichmäßig verteilt; ein Hoch⸗ druckgebiet über 750 mm über Frankleich ist näher herangezogen; ein Tiefdruckgebiet unter 745 mm nördlich von Schottland entsendet einen Ausläufer nach der Nordsee, ein ebensolches befindet sich, ab⸗ ziehend, über dem Finnischen Meerbusen. — In Deutschland ist das Wetter ruhig und vorwiegend trübe, im Nordwesten weit verbreitet neblig; die Temperatur bewegt sich um den Gefrierpunkt; vereinzelt fanden leichte Niederschläge statt. Deutsche Seewarte.
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Mitteilungen des Königlichen AS5ronautischen Observatoriums,
veröffentlicht vom Berliner Wetterbureau. Drachenaufstieg vom 21. Februar 1915, 7—10 Uhr Vormittags
Station Seehöhe. .122 m 500 m 1000 m 2000 m 3000 m]/ 4100 m
Temperatur (00) 0,3 1,.0 02 — 6,2 — 12,4 — 19,8 Rel. Fchtgk. (2%) 160 60 45 419 5 46 Windrichtung .. N NO NO NO NO Ng „Geschw. mps. 88L 869 11 12 12 10
Himmel bedeckt, neblig. Bis zu 370 m Höhe Temperatur⸗ zunahme bis 1,8, zwischen 500 und 530 m überall 1,0, zwischen 900 und 1050 m 0,2 Grad.
85
Mitteilungen des Königlichen Azronautis en 8 Observatoriums,
1 veröffentlicht vom Berliner Wetterbureau. “ Drachenaufstieg vom 22. Februar 1915, 7—9 Uhr Vormittags Station Seehöhe. 122 m 500 m 1000 m 1500 m l 2000 m ¹ 2200 m
Temperatur (00) 1,8 — 0,6 — 3,5 — 6,1 — 8,5 — 10,1 Rel. Fchtgk. (%) 1600 800 600 40 40 40 Windrichtung.. W. W W W W
„Geschw. mps. 3 5 4 V
8 Himmel bedeckt, neblig.
8
Zwischen 890 und 1240 m Höhe überal
zum Deu Nℳ 45. “
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Preußischer Landtag. Abgeordneten. Februar 1915, Nachmittags 2 Uhr. (Bericht von „Wolffs Telegraphischem Bureau“.)
Der Sitzung wohnen bei der Vizepräsident des Staats⸗ ministeriums, Staatssekretär des Innern Dr. D elbrück, der Minister für Handel und Gewerbe Dr. Sydow, der Finanzminister Dr. Lentze und der Minister des Innern von Loebell. “ 1 1 1
Der Präsident Dr. Graf von Schwerin eröffnet die Sitzung mit folgenden Worten:
Meine Herten, ich bin in der glücklichen Lage, Ihnen die amtliche Nachricht von dem Gesamterfolg der unter Allerhöchster persönlicher Leitung und im Auftrage Seiner Majestät des Kaisers ergriffenen Maß⸗ nahmen in unserer Ostmark mitzuteilen. Der mir vor wenigen Minuten zugegangene amtliche Bericht lautet: „Die Verfolgung nach der Winter⸗ schlacht in Masuren ist beendet. Bei der Säuberung der Wälder nord⸗ westlich von Grodno und bei den in den letzten Tagen gemeldeten Gefechten im Bobr⸗ und Narew⸗Gebiet wurden bisher ein kommandierender General, zwei Divisionskommandeure, vier andere Generale und annähernd 40 000 Mann gefangen genommen, 75 Geschütze, eine noch nicht festgestellte Anzahl von Maschinengewehren nebst vielem sonstigen Kriegsgerät erbeutet. Die Gesamtbeute aus der Winterschlacht in Masuren steigt damit bis heute auf: 7 Generale, über 100 000 Mann, über 150 Geschütze und noch nicht annähernd übersehbares Gerät aller Art, einschließlich von Maschinen⸗ gewehren. Schwere Geschütze und Munition wurden vom Feind oft ver⸗ graben oder in Seen versenkt: so sind gestern bei Lötzen und im Widminner See acht schwere Geschütze von uns ausgegraben oder aus dem Wasser gcholt worden. Die X. rssische Armee des Generals Baron Sievers kann hiermit als völlig vernichtet angesehen werden. (Lebhafter Beifall und Händeklatschen.) Angesichts dieser hocherfreulichen und hoch bedeut⸗ samen Nachricht schlage ich Ihnen vor, Seiner Majestät, unserm Aller⸗ gnädigsten Kriegsherrn, einen Glückwunsch namens des Hauses zu über⸗ senden (Zustimmung), dessen Formulierung Sie mir wohl überlassen. S.“ stelle Ihre Uebereinstimmung fest. (Lebhafter Beifall.) Ich habe dann dem Hause eine traurige Mitteilung zu machen. (Das Haus erhebt sich.) Gestern ist der Abgeordnete Dr. Dittrich (Zentr.) gestorben. Er gehörte dem Hause seit dem Jahre 1893 an und vertrat den Kreis Königsberg 5 (Braunsberg⸗Heilsberg). Er war ein äußerst arbeitsfreudiges Mitglied und hat an den Arbeiten des Hauses unermüdlich und mit besonders regem Anteil teilgenommen. Sie haben sich zum Zeichen der Trauer von Ihren Sitzen erhoben; ich stelle das fest.
Das Haus tritt nunmehr in die Tagesordnung ein, und zwar in die zweite Beratung des Etats des Staatsministeriums für 1915 inVVerbindung mit der zweiten Beratung des Gesetzentwurfs über Beihilfen zu
Kriegswohlfahrtsaus⸗ gaben der Gemeinden und Gemeindever⸗ bände.
Als Berichterstatter ergreift das Wort der
Abg. Hoesch (kons.): Die Kommission hat von der Niederlegung eines schriftlichen Berichtes Abstand genommen, aber dafür eine ausführ⸗ lichere Berichterstattung über die einzelnen Kommissionssitzungen be⸗ schlossen, weil man wußte, daß das gesamte Volk den lebhaftesten Anteil an ihnen nimmt und auch ein Anrecht hat, darüber genauen Bericht zu erhalten. Ich gebe der Genugtuung darüber Ausdruck, daß bei der Be⸗ fprechung aller Fragen von Bedeutung, wie der Volksernährung, der Vieh⸗ haltung, des Geldverkehrs, eine vollkommene Uebereinstimmung aller Parteien erreicht worden ist, wie sie unter andern Umständen sonft unmöglich gewesen wäre. Den Kommissionsarbeiten war von der ersten bis zur letzten Besprechung der Stempel aufgedrückt, daß nur eine Aufgabe anzuerkennen sei, nämlich alles daran zu setzen, daß in diesem Kampfe der Sieg auch durch die Kraft unseres Wirtschaftslebens mitzuerzwingen ist. Man hat deshalb alles zurückgestellt, worüber in anderen Zeiten eine aus⸗ führliche Aussprache möglich gewesen wäre. Um jedem Zweifel ent⸗ gegenzutreten, muß ich betonen, daß es keine Partei gegeben hat, welche sich nicht der großen Aufgabe der einmütigen Zusammenarbeit unterzogen hätte. In dieser Erscheinung tritt vor der ganzen Welt die wahre vaterländiscke Begeisterung des Volfes zutage, das nicht nur will, sondern auch imstande ist, eine Welt von Feinden zu besiegen. In der Kommission mußten neue Formen geschaffen werden, die nicht nur weit abweichen von denen der Friedenszeit, sondern vielfach einen Kampf gegen diese bedeuten würden. Der Reichstag hat sofort bei Kriegsbeginn 18 Kriegsgesetze ge⸗ schaffen, die dem Bundesrat die Waffe in die Hand gaben, alle diejenigen Maßnahmen auf sozialem, rechtlichem, wirtschaftlichem und finanziellem Gebiet zu twffen, die er zur Durchführung seiner Zwecke für nötig hält. Dies belastete naturgemäß den Bundesrat und in erster Linie den Reichs⸗ kanzler mit einer schweren Verantwortlichkeit. Das legt aber auch dem Volke und den Parlamenten die Pflicht auf, diese schwere Sorge mitzutragen. Das Volk hat es dankbar anerkannt, daß die Verwaltung voll ihre Pflicht getan hat und ihr und den Beamten ein nie erlahmender Fleiß in dieser ernsten Zeit nachgerühmt werden muß. Unsere Beamtenschaft, hat sich nach jeder Richtung hin vollkommen bewährt. Es war eine Neueinstellung auf gänzlich andere Verhältnisse in wenigen Tagen notwendig. Manches wäre vielleicht anders gekommen, wenn die Einzelheiteu tiefer durchdacht und noch mehr in der Friedenszeit vorbereitet worden wären. Man muß dabei aber zu würdigen wissen, daß Deutschland nie beberrscht gewesen ist von dem Gedanken, andere Nationen besiegen zu wollen. Es wollte nie seine Grenzen weiter stecken. Es wollte nur in friedlicher Weise mit den anderen Völkern in Wettbewerb treten. So kam es, daß man den letzten Gedanken einer Krieasrüstung auf Tod und Leben zurückwies. Das deutsche Volk hat so seine Friedensliebe durch die Tat bewiesen. Dies ist vielleicht nicht ohne unerfreuliche Folgen geblieben. Dadurch ist vielleicht das perfide Enaland mitveranlaßt worden, uns den Kriea zu erklären. Wir haben des⸗ halb eine doppelte Pflicht zu erfüllen. Wie man gegenüber der unerschütter⸗ lichen deutschen Armee facen kann: „Lieb Vaterland, magst ruhig sein“, so soll es auch in wirtschaftlicher Beziehung geschehen. Den wirtschaftlichen Kampf, den unsere Gegner uns aufzwingen, nehmen wir auf, entschlossen und vertrauend auf unser Recht. Es muß anerkannt werden, daß die Re⸗ gierung sich den einmütig geäußerten Wünschen der Kommission nach Ab⸗ anderung einzelner Maßnahmen nicht verschlossen hat. Eine der ersten wirtschaftlichen Maßnahmen war die Sicherstellung der Volksernährung durch den Erlaß von Höchstpreisen für Brotgetreide. Sie wurde in der Kommission ausführlich besprochen. Von allen, sowohl von Mitgliedern der Rechten wie von Mitgliedern der äußersten Linken, wurde ausgeführt, man hätte es für besser gehalten, wenn zugleich ein vollständiges „System von Höchstpreisen aufgestellt worden wäre, so ganz besonders auch für Mehl und andere Ausgangsprodukte des Getreides. Man hätte in eine Rapelung des Konsums eintreten müssen, aus der Erwäaung heraus, daß bei diesem Weltkriege, der uns zu einem isolierten Staate gemacht hat, der Konsum der am meisten ausschlagcebende Faktor geworden ist. Die Regierung hatte aber wohl geglaubt, solche tief einschneidenden Maßnahmen zunächst nicht vornehmen zu brauchen, weil eine allzu aünstige Ernteschötzung vorlag. Dann mag auch die deutsche Gründlichkeit hinzugekommen sein, die erst am 1. Dezember die Bestände genau feststellen wollte. Die Kommission erklärte, daß man schon deswegen zu einer rechtzeitigen Feststellung des Brotwverbrauchs hätte schreiten sollen, weil nicht weniger als 8 Millionen Tonnen Futtermittel jährlich vom Ausland eingeführt zu werden pflegten, die nun ausbleiben müssen. Unsere deutschen Viehbestände werden aber nicht allein mit Hafer, Gerste, Erbsen, sondern zu einem erheblichen Teile
—
Zweite Beilage
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auch mit Brotgetreide ernährt, je nach dem Preisstande des Roggens mit einem Viertel bis zu einem Drittel der Produktion. Fiel die Auslandsausfuhr weg, so konnte es nicht ausbleiben, daß der kleine Landwirt Roggen verfüttert, um die mühsam herangefütterten Viehbestände zu erhalten. Folgerichtig hat sich das gleiche bei unseren Kartoffelvorräten abspielen müssen. Mit der Einrichtung lediglich von Höchstpreisen für Getreide und Kartoffeln war man der Sorge dafür ausgewichen, die Produktionspreise der Landwirtschaft in ein irgend angemessenes Verhältnis zu denselben zu setzen, und das mußie sich schwer rächen. Einmütig hat sich die Kommission auf den Standpunkt gestellt, daß nach den Erfahrungen des Krieges niemand mehr verkennen wird, daß die Stellung der Landwirtschaft nicht als eine Frage einer einzelnen Erwerbsgruppe, sondern als eine Angelegenheit der Nation zu behandeln ist. Es haben die Landwirte in der Kommission auch dankbar empfunden, daß auch die der Landwirtschaft ferner⸗ stehenden Mitglieder auf Grund ihrer volkswirtschaftlichen Einsicht die Bedeutung der Landwirtschaft voll erkannt haben. Es soll nicht verschwiegen werden, daß der Mangel von Höchstpreisen für Mehl und Brot jetzt dadurch gehoben worden ist, daß die Kriegsgetreide⸗ gesellschaft von nun an einheitlich die Zuweisung der nötigen Mengen von Mehl an die einzelnen Kommunen betreiben wird: es soll auch nichk ver⸗ schwiegen werden, daß der Landwirtschaftsminister manche weiteren dankens⸗ werten Maßnahmen getroffen hat. Am schwersten wird die Landwirtschaft getroffen durch die notwendig gewordene Beschlagnahme der Haferbestände. Dieser Umstand hat zu den eingehendsten Erörterungen Ve ranlassung ge⸗ geben. Es wurde bemängelt, daß der bei der Beschlagnahme festgesetzte Haferpreis nicht im richtigen Verhältnis zu den jetzigen Preisen anderer Futtermittel steht; es konnte hier geradezu von einer Vermögenskonfiskation gesprochen werden. Auch hier hat die Kommission erfreulicherweise volles Verständnis für die Notlage der Landwirtschaft bewiesen. Die Kommission überzeugte sich auch davon und hat damit den nötigen Eindruck bei de Regierung erweckt, daß eine absolut gleiche Verteilung der Hafermengen auf die Pferde nicht zweckmäßig und nicht ratsam ist. Es gibt unbestreitbar eine Anzahl von Pferden, welche verstärkter Zuführung von Hafer be⸗ dürfen. Bei der Feldbestellung wird sich, worauf ebenfalls die Aufmerksam⸗ keit der Regierung gelenkt wurde, auch die wesentlich gesteigerte Inanspruch⸗ nahme von Zuchtochsen notwendig machen. Dieser Umstand hat eine schwer⸗ wiegende Bedeutung erfahren, nachdem auch das Mengekorn der Beschlag⸗
nahme verfallen ist. Weitere Sorgen der Landwirtschaft knüpfen sich an die
Einrichtung der schon erwähnten Kriegsgetreidegesellschaft, der neuen Zentral⸗ stelle für den gesamten Getreidehandel Deutschlands. In ihrem Bereich ist diese Einrichtung das größte Unternehmen der Welt, und sie genießt auch volles Vertrauen, übereinstimmend aber hat die Kommission einige Mängel kritisiert, welche der Einrichtung anhaften. Es wurde gerügt, daß in der Leitung derselben nicht hinreichend wirtschaftliche Sachverständige sitzen, nicht etwa, weil man die Tüchtigkeit der kaufmännischen Direktoren be⸗ zweifelte, sondern weil es unmöglich sei, eine so riesenhafte Organisation der Geschäftsabwicklung durchzuführen auf einem Gebiet, welches gründliche Kenntnis der landwirtschaftlichen Verhältnisse erfordert. Auch die Behand⸗ lung der Kleie durch die Kriegsgetreidegesellschaft hat Unbilligkeiten ent⸗ stehen lassen. Es sind Gebiete mit vorwiegend landwirtschaftlichem Charak⸗ ter der Kleie in bedenklichstem Umfange beraubt worden. Die Kommission hat die Forderung aufgestellt, daß die Kleie durch die Kommunalverwal⸗ tungen unter Benutzung der kleinen und mittleren Mühlen zu verteilen sei, da die Erhaltung dieser Klein⸗ und Mittelbetriebe unbedingt erforder⸗ lich sei: auch müsse hier in kürzester Frist Wandel geschaffen werden, denn die Mißstände seien in so hohem Maße angewachsen, daß man hier geradezu vor dem Zusammenbruch stehe. Auch hinsichtlich der Bestim⸗ mungen über den Transport hat sich Anlaß zu begründeten Beschwerden ergeben, die trotz ihrer anscheinenden Unbedeutendheit doch geeignet sind, die Produktion und Schaffensfreudigkeit der Landwirte in Frage zu stellen. Bezüglich des Systems der Höchstpreise ist vom Standpunkt der Kon⸗ sumenten mit Fug und Recht darüber geklagt worden, daß die Höchstpreise nicht immer innegehalten sind. Dafür gab es zwei Gründe, einmal ist die Bestimmung der Höchstpreise in manchen Fällen wenig glücklich gewesen, so daß selbst der Strafrichter zugestehen mußte, daß er sich in einer Zwangs⸗ lage befände und dementsprechend die Uebertretung der gesetzlichen B stimmungen nur geringfügig bestrafen könne. Der zweite Grund für d
Verstöße gegen die Höchstpreise ist ein sehr betrüblicher, er ist auf rechts⸗
widrige Bereicherungssucht der Produzenten und Zwischenhändler den Kon⸗ 24 bs ,7 2„ —2 8 ꝙàℛο . „ FIr. E“ sumenten gegenüber zurückzuführen. Dieser Punkt hat eine völlige Einigung in der Kommission gefunden. Sowohl von denen, die den Standpunkt der
Produzenten, wie von denjenigen, die den Standpunkt des Konsumenten
vertreten, ist der Leitsatz aufgestellt worden, daß gegen den Mißbrauch der Höchstpreise eine Sicherung durch einen zweckentsprechenden Ausbau des Ge⸗ setzes in weitgehendem Maße gefunden werden müsse. Die Ueberteuerung des Publikums ist gerade bei den Kartoffelpreisen erschreckend zutage getreten. Der Kartoffelbau in Deutschland ist zum Stützpunkt unserer ganzen Nahrungsmittelversorgung und unserer Viehhaltung geworden. Zweifellos wird man für die Zukunft, nachdem man in diesem Jahre des Weltkrieges die Bedeutung der Kartoffel für unsere Ernährung erkannt hat, weitere Maßnahmen treffen, damit der Kartoffelbau uns vom Auslande in weitgehendem Maße unabhängig macht. Wir werden zweifellos lernen, nicht nur den Anbau dieses noch nicht völlig gewürdigten landwirtschaftlichen Produktionsmittels weiter auszudehnen, sondern wir werden auch Mittel und Wege finden, die Kartoffel zu konsewieren, damit sie dauernd unsere Vorröte verstärken kann und die Grundlage für Ernteausfälle in ungünstigen Jahren bilden kann. In Würdigung dieses Gesichtspunktes hat auch die preußische Regierung bald nach dem Ausbruch des Krieges die Begründung vieler Kartoffeltrocknungsanstalten neben den bereits bestehenden mit Geld⸗ mitteln unterstützt und die Kartoffeltrocknungs⸗ und Verwertungsgesellschaft eingerichtet, damit entsprechend den Verordnungen vom August und November die Kartoffel möglichst bald zur Verwendung an Stelle von Brot⸗ getreide herangezogen werden kann. Es ist fraglos, daß in dieser Zeit der angespannten Kraftprobe für die Nation die Verwendung der Nahrungs⸗
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1 r 8e in allen Teilen der Ueberwachung bedarf, um dem Leichtsinn oder dem Mißbrauch entgegenzuwirken.
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id p G 8 Es wäre notwendig gewesen, sofort an Maßregeln zur Vermeidung einer Verschwendung der G zu denken. Als die ersten Höchstpreise für Kartoffeln eingeführt wurdeh, habe ich persönlich mit allem Nachdruck den Standpunkt vertreten, daß Höchstpreise für Kartoffeln nur dann einen Einfluß haben dürfen, wenn die Ver⸗ fütterung der Kartoffel aus rein finanziellen Gründen eingeführt würde. Ein Verbot der Verfütterung von Kartoffeln mußte in Wegfall kommen. da die Kartoffel noch stärker zur Viehfütterung als zur menschlichen Nahrung verwendet wird. Der Futterwert der Kartoffel betrug zurzeit der ersten Höchstpreise 3,70 ℳ, heute ist er auf 5,50 ℳ einzuschätzen. Es war aus⸗ geschlossen, daß der regierungsseitig eingesetzte Höchstpreis von 2,50 ℳ im Osten einen Anreiz zur Abkehr von der Verfütterung gab. Es sind jetzt höhere Höchstpreise verfügt worden, den Erfolg müssen wir abwarten. Vielleicht ist man vom ausschließlichen Konsumentenstandpunkt zu der radikalen Ansicht gekommen, die man verstehen kann, daß die Kartoffel⸗ bestände ebenso wie das Getreide zu beschlagnahmen und in Verwahrung zu nehmen seien, denn dann könnten zu beliebigem Preise die Kartoffeln dem Konsum zugeführt werden, aber dies ist eine rein theoretische Schluß⸗ folgerung, der die spezielle Art der Kartoffel in bezug auf die Aufbewahrung und den Transport entgegensteht. Deshalb ist dem Gedanken der Kartoffel⸗ beschlagnahme kein Raum gegeben worden, und ein Gebot der ausschließ⸗ lichen Verwendung der Kartoffel für die menschliche Ernährung hätte dazu führen müssen, einen großen Teil unseres Viehbestandes totzuschlagen. Nach⸗ dem jetzt die Höchstpreise heraufaesetzt sind, bedarf es selbstverständlich einer gewissenhaften Ueberwachung. Eine solche Ueberwachung hat dazu geführt, in erster Linie die Abschlachtung eines Teils unseres Schweinebestandes vorzuschreiben, die sich allerdings von einer Uebertreibung, die zur Vernichtuna der Bestände führen müßte, freihält. Diejenigen, die eine extreme Ab⸗ tötung fordern, stützen sich darauf, daß am 1. Dezember 1914 20 Millionen
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Schweine in Deutschland gezählt worden sind, und stellen die Ansicht auf, daß dafür täglich 700 000 Doppelzentner Kartoffeln verbraucht werden. Eine solche Schlußfolgerung übersieht, daß im Dezember, Januar und Februar ganz außerordentlich viele Schlachtungen vorgekommen sind, die zumal in diesem Jahre zu einem erheblichen Teile Hausschlachtungen waren. Die Schweinebestände sind in jedem Jahre ganz verschieden; in dem ganz normalen Jahre 1913 betrug der Schweinebestand am 1. Dezember 25 Millionen Stück, am 2. Juli desselben Jahres dagegen nur 21 Mil⸗ lionen. Nach Beobachtung praktischer Landwirte muß man annehmen, daß unser Schweinebestand vom 1. Dezember 1914 bis Anfang März um 8 Millionen Mastschweine zurückgegangen sein wird. Der Einwand, daß gleichzeitig eine Menge neuer Tiere zur Welt gebracht sein wird, nifft nicht zu, da im Dezember und Januar die Produktion immer gering ist und erst mit dem Februar und den weiteren Frühjahrsmonaten steigt. Wenn nun schon in Friedenszeiten eine ungünstige Kartoffelernte und eine Knappheit an Futtermitteln den Schweinebestand zurückgehen läßt. so wird man anerkennen müssen, daß in diesem Jahre mit ganz exorbitanten Futtererhältnissen die Abschlachtung der Schweine noch viel größer gewesen sein wird. Nach alledem stehen wir auf dem Standpunkt, daß man in ein System der Abschlachtung eintreten kann, daß aber doch Maßnahmen einer
gfältigen Konsewierung vorbehalten sein müssen. Die bald nach Kriegs⸗ ausbruch erlassenen Verbote der Viehschlachtung haben in der landwirtschaft⸗ lichen wie in der übrigen Bevölkerung befremdend gewirkt, insbesondere ist das Verhot der Abschlachtung der jungen Kälber und von Mastrindern unter einem bestimmten Mindestgewicht eine irrtümliche Maßregel gewesen. Auch in Friedenszeiten ist es nicht erwünscht, sämtliche Kälber aufzuziehen. Für das Verbot der Abschlachtung mag unter anderm die Besorgnis maß⸗ gebend gewesen sein, ob wir auch unsere kämpfenden Heere mit der nötigen Fleischnahrung würden versehen können. Diese Sorge ist gewichen, nachdem wir den Kampf weit ins Feindesland getragen haben. Eine weitere Sorge der Landwirtschaft bezog sich darauf, ob wir auch die nötigen Arbeitskräfte für die Feldbestellung haben werden. In dieser Beziehung hat die Er⸗ klärung des Kriegsministers in vollem Umfange befriedigt. Wir haben auch zu der ländlichen Bevölkerung das volle Vertrauen, daß sie mit Mut und Spannkraft und Freudigkeit ihre Aufgabe erfüllen wird. Eine andere Sorge der Landwirtschaft, ob auch die notwendigen Mengen an Stickstoff⸗ dünger zu beschaffen sein werden, ist durch das Eingreifen der Regierung in dankenswerter Weist beseitigt worden. Im übrigen vertrauen wir darauf, daß ein Land, das eine solche Blüte der Landwirtschaft möglich gemacht hat, auch eine schwächere Düngung ohne wesentliche Rückschläge überstehen wird. Von der Kultivierung von Oedländereien, die sich für solche Zwecke eignen, versprechen wir uns bei rationeller Bearbeitung vollen Erfolg. In der Kommission ist dann auch auf die große Bedeutung unserer Industrie und unseres Handels für die Schlagfertigkeit der Armee hingewiesen worden. Es ist keineswegs übersehen worden, welche Schwierigkeiten die Industrie zu überwinden hatte, und wie jeder Industriezweig es verstanden hat, sich auf die Forderungen der Zeit einzustellen. Unsere Industrie hat sich ihrer Aufgabe gewachsen gezeigt. Allerdings haben andere Industriezweige, die nicht für die Armeebedürfnisse arbeiten, mit der bittersten Not kämpfen müssen. Es ist zu hoffen, daß diese Schwierigkeiten beseitigt werden. In bezug auf die Heranschaffung von Rohmaterial für unsere Industrie, zur Weiter⸗ verteilung auf die einzelnen Industriellen, müssen nicht nur die jetzigen zahlreichen Kriegsgeschafte, sondern auch die berufenen Vertreter der Indu⸗ strie, der Zentralverband deutscher Industriellen und der Bund der Indu⸗ striellen herangezogen werden. Eine Hauptfrage ist die des Verbrauchs der Nahrungsmittel. Ein jeder Einzelne muß mit ihnen sparsam umgehen. Es muß immer mehr Verständnis für Christi Wort wachgerufen werden: Unser täglich Brot gib uns heute! Mit dem Brote muß sparsam um⸗
gegangen werden und andere Nahrungsmittel, wie Obst, Gemüse usw. „, gr g1eE 1 eror. G müssen stärker benutzt werden als bisher.
Hinsichtlich der Verteilung der Brotvorräte wünschen wir einen gerechteren Ausgleich je nach Alter, Ge⸗ schlecht und Beruf. Der schwerarbeitende Bergarbeiter, der ländliche Ar⸗ beiter wird mit dem Durchschnittsmaß nicht auskommen können. Hier kann ein Ausgleich dadurch erzielt werden, daß der wohlhabende Teil der Bevölkerung das ihm zugeteilte Maß nicht vollständig verbraucht. Mit Genugtuung haben wir aus den Erklärungen des Kriegsministers ver⸗ nommen, daß auch im Heere die äußerste Sparsamkeit Platz greift, soweit dies irgend angeht. Ungeteilte Anerkennung hat in der Kommission unsere finanzielle Kriegsrüstung gefunden. Von einem Kommissionsmitgliede ist das Wort geprägt worden, daß die Lösung der wirtschaftlichen Frage eine gleichwertige Bedeutung in diesem Kriege hat wie die Lösung der schweren militärischen Aufgaben. Ebenso wie es der unbeugsame Wille unseres Volkes ist, auf dem Schlachtfelde bis zum vollen Siege durchzuhalten und die Opfer zu tragen, die der Krieg vielleicht noch von uns im Felde fordert, muß es auch auf wirtschaftlichem Gebiete durchhalten. Ein jeder aus dem Volke hat die moralische Pflicht, nicht nur Blutopfer, sondern auch wirtschaftliche Opfer zu bringen. Geschieht das, dann besteht das Wort zu Recht: Mein Vaterland, kannst ruhig sein.
Vizepräsident des Staatsministeriums, Staatssekretär des Innern Dr. Delbrück:
Meine Herren! Aus den eingehenden sachlichen und klaren Aus⸗ führungen Ihres Herrn Referenten haben Sie entnommen, vor welch; eine Fülle verwickelter wirtschaftlicher Probleme der Ausbruch des Krieges das Deutsche Reich und die einzelnen Bundesstaaten gestellt hat, welche Pflichten insbesondere dem führenden Bundesstaate Preußen aus dieser Lage erwuchsen, und wie die Regierung bemüht ge⸗ wesen ist, im Einvernehmen mit der Reichsleitung diese Aufgabe zu erfüllen.
Meine Herren, beim Ausbruch des Krieges war tatsächlich unser ganzes Wirtschaftsleben stillgelegt. Der Verkehr im Innern stockte für die Dauer der Mobilmachung, der Verkehr mit dem Auslande war bis auf weiteres aufgehoben und ist es auch heute noch. Wir standen also vor der schwierigen Aufgabe, unsere Volkswirtschaft neu zu beleben, der Entwicklung von Handel und Industrie neue Bahnen zu schaffen, unsere Volkswirtschaft, wenn ich mich so ausdrücken darf, auf den Kriegsfuß zu bringen.
Ich will auf die einzelnen Maßnahmen, die zu diesem Zweck ge⸗ troffen wurden, nicht eingehen. Es würde verfehlt sein, nach den Ausführungen Ihres Herrn Berichterstatters in dieser Beziehung noch ein Wort zu sagen. Ich darf aber doch daran erinnern, daß unsere Geld⸗ und Kreditverhältnisse die Stürme der ersten Kriegswochen überstanden haben, daß sie sich von Monat zu Monat konsolidieren und uns eine Grundlage für die finanzielle Seite der Kriegführung bieten, wie wir sie besser nicht wünschen und wie wir sie besser nicht erhoffen konnten. (Bravo!) Ich darf daran erinnern, daß der Arbeitsmarkt, der sich unmittelbar nach Ausbruch des Krieges in einer völligen Deroute befand, heute ein freundlicheres Bild bietet, als oft um die gleiche Jahreszeit in den Tagen des Friedens. (Bravo!) Ich darf daran er⸗ innern, daß infolgedessen und dank der umfassenden, vom Reich, von den Bundesstaaten und den Kommunen organisierten Kriegsfürsorge die minder bemittelten Volksklassen bisher von Notständen verschont blieben, die die Begleiterscheinungen großer Kriege sind. Ich darf daran erinnern, daß Wissenschaft und Technik, Handel und Industrie unablässig bemüht gewesen sind, unser Wirtschaftsleben in neue