1915 / 52 p. 5 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 03 Mar 1915 18:00:01 GMT) scan diff

deß darüber in der Oeffentlichkeit kein Zweifel besteht. Angesichts der Zeik⸗ verhältnisse ist es am besten, hier darüber nicht weiter zu sprechen. Von außerordentlicher Bedeutung und großer Tragmeite ist dagegen die Frage des Beschlusses des Provinziallandtages von Brandenburg. Es ist aller⸗ dings schwer in dieser Frage eine andere Meinung auszusprechen als der Abg, von Zedlitz, der am Schlusse die nationale Seite der Frage hewor⸗ gehoben hat. Gewiß handelt es sich hier um eine außerordentlich wichtige und überaus dringliche Angelegenheit, aber gerade deshalb darf die Volks⸗ vertretung nicht das Herz über den Verstand siegen lassen. Man da niemals den Rechtsstandpunkt vergessen, und don diesem Standpunkte dürsen wir unter keinen Umständen zulassen, daß den Provinzen eine Last aufgebürdet wird, die kraft des Gesetzes nicht ihnen zusteht, sondem dem Reich. Die Absicht scheint dahin zu gehen, nicht nur eine vorüber⸗ gehende Fürsorge, nicht nur eine tatkräftige charitative Hilfe den Ver⸗ wundeten und Verletzten zuteil werden zu lassen, sondern den Provinzen eine dauernde Last aufzuerlegen. Wenn es heißt, daß es sich hier um eine nationale Frage handelt, so werden dadurch die anderen Provinzen in eine schwierige Lage gebracht. Wenn ein Provinziallandtag vorangeht, so frs die anderen auch gezwungen 8 folgen. Es ist die Pflicht des Vater⸗ andes, für die im Dienste des Vaterlandes Verwundeten und Verletzten aufzukommen. Wenn die Provinziallandtage eingreifen, so enthält das schließlich den indirekten Vorwurf gegenüber dem Reiche und dem Staate, daß sie nicht energisch genug vorgegangen sind. Für das, was die All⸗ gemeinheit schuldig ist, durfen nicht die Provinzen in Anspruch genommen werden. Gerade das flache Land hat die meisten Kriegstauglichen hervor⸗ gebracht, und diesen schwachen Schultern darf nicht eine so große Last aufgebürdet werden. Noch eine kurze Bitte an den Minister. Mit Aus⸗ bruch des Krieges sind glücklicherweise manche sittlich bedenklichen Er⸗ scheinungen verschwunden. Der franzoösische Geift verschwand glücklicher⸗ weise mit einem Schlage. Das konnte man auch bei den Kinematographen⸗ theatern beobachten. Im weiteren Verlaufe des Krieges hat dieser sittliche Ernst aber doch nachgelassen. Es beginnt sich wieder der Leichtsinn zu regen. Ich möchte deshalb meine warnende Stimme erheben, in dieser ernsten Zeit muß auch auf dem Gebiete der Sittlichkeit eine dauernde Besserung unserer inneren Zustände eintreten. Vielfach hat die Militär⸗ verwaltung in geradezu hervorragender Weise in dieser Beziehung ihre Pflicht und Schuldigkeit getan. Was jahrelange Anstrengungen, stunden⸗ lange Reden nicht fertig gebracht haben, das hat das energische Eingreifen richtigdenkender Generale zu tun vermocht. Den Minister des Innern möchte ich aber doch bitten, seine untergebenen Organe anzuhalten, auf dem betreffenden Wege weiter fortzuschreiten. Unser Volk muß nicht nur stark in Waffen, sondern stark im Innern, stark in Sittlichkeit sein.

Minister des Innern von Loebell:

Auf einige Ausführungen der Herren Vorredner möchte ich gleich eingehen. Was die russischen Saisonarbeiter anlangt, so sind sie bei Beginn des Krieges als Angehörige eines feindlichen Staates im Lande festgehalten worden. Das war eine notwendige Maßregel, der wir uns nicht entziehen konnten. Diese Maßregel er⸗ streckte sich ja zunächst nur auf die wehrfäaͤhigen Männer; bei ihnen wäre an sich auch eine Internierung möglich und zulässig gewesen. Wir haben uns aber damit begnügt, daß ihnen durch Anordnung der kommandierenden Generale das sogenannte Ortswechselverbot zuge⸗ gangen ist, das heißt, sie sind veranlaßt worden, zunächst an dem Orte ihrer Beschäftigung zu bleiben und diesen nicht ohne behördliche Erlaubnis zu verlassen, um eine Kontrolle über sie ausüben zu können. Die Heimreise ist denen, die nicht im wehrpflichtigen Alter standen, und den weiblichen Personen gestattet worden. Allerdings konnte sie ihnen nur über die neutrale Grenze erlaubt werden weil unsere direkte Grenze militärisch gesperrt ist. Wie Sie, meine Herren, wissen, sind alle ausländischen Arbeiter hier dem Gebot unterworfen worden, Legitimationskarten zu führen. Dieses Gebot besteht selbst⸗ verständlich auch noch jetzt; wir haben nur die Frist in diesem Jahre bis auf den 15. März verlängert, um den Arbeitern zu ermöglichen, entweder schon bestehende Verträge zu verlängern oder neue Verträge abzuschließen. Wir erwarten und hoffen, daß es bis zu diese Zeitpunkte gelingen wird, überall wieder feste Arbeitsverhältnisse herzustellen. Ist das nicht der Fall, gelingt es dem Arbeiter nicht, ein neues Arbeitsverhältnis zu gewinnen, oder will er in kein neues Arbeitsverhältnis eintreten, dann muß allerdings eine strengere Ueberwachung eintreten; wir müssen sogar die Konsignierung in der Lägern in Aussicht nehmen, weil wir natürlich in der jetzigen Zeit diese Arbeiter, die doch einem feindlichen Staat angehören, nicht frei und mittellos im Lande umherziehen lassen dürfen. Im übrigen habe ich die Landräte ausdrücklich darauf hingewiesen, daß sie sich

ernstlich bemühen mögen, ein friedfertiges Verhältnis zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern her⸗ zustellen und zu erhalten, und sich unter allen Umständen auch nachdrücklich der Arbeiter anzunehmen. Ich hoffe, daß das überall geschieht und Beschwerden nicht zu meiner Kenntnis kommen werden. Sollte das doch geschehen, so werde ich ihnen selbstverständlich nach⸗ ie wollen aber nicht vergessen, meine Herren, daß Zeine wichtige Aufgabe ist, dafür zu sorgen, daß unsere Land⸗ wirtschaft, die ja durch den Krieg an einem außerordentlichen an Arbeitskräften leidet, nach Möglichkeit Arbeitskräfte erhält. richtig! rechts.) Dieser Sorge glaubte ich mich nicht ent⸗ ziehen zu dürfen. Wir hoffen, daß wir die Arbeitskräfte, die in den okkupierten Gebieten jetzt brach liegen, unserer Landwirtschaft werden zuführen können; denn die Landwirtschaft braucht ja die Arbeiter gerade jetzt dringend für die bevorstehende Bestellzeit und später für die Ernte. Ebenso werden wir einen Teil der Kriegsgefan⸗ enen für landwirtschaftliche Arbeiten ver⸗ wenden können. Die Kriegsgefangenen sollen indessen auch, soweit s möglich ist, für die gewerblichen Betriebe, denen es zum Teil uch an Arbeitskräften fehlt, zur Verfügung gestellt werden. Diest JS“ 8 s ;4 1- vorgc. 4 ½, r. 2 Beschäftigung der ausländischen Arbeiter erfolgt selbstverständlich, ohne daß die Rechte unserer einheimischen Arbeiter irgendwie ange⸗ tet werden; denn es bleibt unsere erste Sorge, für unsere Arbeiter m Inland genügend Arbeit zu schaffen, und ich glaube, daß hierfür auch überall seitens der Behörden ges-rgt wird.

Was die Kriegsfürsorge für die Invaliden, von der mehrere der Herren Redner gespvochen haben, anlangt, so möchte ich vorweg bemerken, daß diese Fürforge Sache des Reiches ist. Durch die Erklärung der Militäwerwaltung ist festgestelkt worden, daß sie bereit ist, bei den Kriegsverletzten in weitestgehendein Maße ein Heil⸗ verfahren eintreten zu lassen: nicht engherzig, sondern unter Be⸗ nutzung aller neueren Methoden, unter Heranziehung von Spezial⸗ ärzten und durch Aufenthalt in Bädern, mit üeren Verwaltungen Verträge abgeschlossen werden sollen. Erfolgt dann eine Entlassung aus der militärischen Pflege, so tritt zunächst die Versorgung auf Grund des Gesetzes vom 31. Mai 1906 durch Gewährung der Rente ein. Ist jemand auch zum Bezuge einer Invalidenrente auf Grund der reichsgesetzlichen Bestimmungen berechtigt, so tritt daneben auch der Bezug der Invaliden rente. Nun ist anzuerkennen, meine Herren, daß mit dieser von mar eben geschilderten Fürsorge auf Grund der

geltenden gesetzlichen Bestimmungen und der dankenswerten Be⸗

mühungen der Militärverwaltung doch noch nicht alles geschehen ist. Vor allen Dingen ist noch nicht die nötige Gewähr dafür gegeben, daß alles geschieht, um den betreffenden Verletzten wieder zu einem möglichst leistungsfähigen Mitgliede der menschlichen Gesellschaft zu machen. Deshalb muß unbedingt noch eine weitere Fürsorge eintreten, die zunächst in einem weiteren Heilverfahren bestehen kann, die aber dann weiter darin bestehen muß, für den Invaliden eine andere geeignete Beschäftigung zu finden. Es wird eine vermittelnde, an⸗ regende, fördernde Tätigkeit nötig sein, um diese Aufgabe zu erfüllen. Sie kann, glaube ich, nur erfüllt werden einmal beim Vorhandensein der nötigen finanziellen Unterlage und ferner nur durch Korporationen, die den Verhältnissen nahe genug stehen, um alle zur Mitwirkung be⸗ rufenen Kräfte heranzuziehen. Die Staatsregierung wendet dieser Aufgabe ihr lebhaftes Interesse zu. Wir sind mit den Organen des Reiches in Verbindung getreten; die Verhandlungen sind noch nicht abgeschlossen, ich hoffe aber, daß ein günstiges Resultat erzielt wird.

Nun hat die brandenburgische Provinzialverwaltung in voller Würdigung der Wichtigkeit der Aufgabe dem Provinziallandtag vor⸗ geschlagen, die von mir eben dargelegte Fürsorge für die in der Provinz heimatberechtigten invaliden Krieger vorläufig und in Erwartung künftiger Erstattung der Kosten durch das Reich auf die Provinz zu übernehmen. Die ausführliche Vorlage des Landesdirektors läßt er⸗ kennen, daß die Provinzialverwaltung von der Größe der Aufgabe und der Notwendigkeit einer weitgehenden Fürsorge für die Kriegsinvaliden durchdrungen ist und diese Aufgabe für so dringend hält, daß sie ihre Lösung nicht bis zum endgültigen Eintreten des Reiches aufgeschoben sehen will. Dieser Auffassung ist der Provinziallandtag durch ein⸗ stimmigen Beschluß gestern beigetreten. Ich kann das Vorgehen der Provinz Brandenburg nur begrüßen und sehe in ihm kein Bedenken, da es sich nur um ein Provisorium handelt, das ein Definitivum erst dann werden soll, wenn das Reich die nötigen Mittel zur Verfügung gestellt hat. Ich glaube, infolgedessen sind die finanziellen Bedenken, die einige der Herren Vorredner hervorgehoben haben, augenblicklich nicht akut, und das Risiko, das die Provinz Brandenburg läuft, ist höchstens das, daß sie für eine Zeitlang diese Kosten vorstreckt, ohne auf die Wiedererstattung bestimmt rechnen zu können. Sollte das Reich sich der, wie ich glaube, unbedingt ihm obliegenden Pflicht ent⸗ zieben, die nötigen Mittel also der Provinz nicht zur Verfügung stellen, so müßte die Provinzialverwaltung und das ist auch ihr Wille ihre Fürforge auch wieder einstellen.

Meine Herren, ich halte an sich die Provinzen für ganz besonders geeignet, Trägerinnen dieser Aufgabe zu wervden. Ihnen stehen die nötigen Hilfskräfte und die nötigen Anstalten zur Verfügung, und sie stehen auch den Verhältnissen so nahe, daß sie in der Lage sind, den einzelnen Fall genau zu beurteilen und genügend zu individualisieren.

Ich glaubte, durch meine Erklärungen in der Budgetkommission auch die Bedenken, die dort geäußert worden sind, im wesentlichen zer⸗ streut zu haben, namentlich da, wie ich immer betonte, das Vorgehen der Provinz Brandenburg ja nur ein Provisorium darstellt. Aber ich möchte Herrn von Pappenheim gegenüber erklären, daß ich gern bereit bin, diese Frage weiter zu verfolgen und nach Möglichkeit auch zu erreichen, daß eine möglichst gleichartige Behandlung der Frage in den einzelnen Provinzen erzielt wird. Ich glaube, daß sich das erreichen lassen wird.

Es sind die Sparkassen erwähnt worden, und da möchte ich mir gestatten, noch etwas genauer, als ich es in der Haushalts⸗

kommission getan habe, Ihnen einige Zahlen mitzuteilen. Die Zu⸗

nahme des Vermögens der preußischen Sparkassen betrug gegen das Vorjahr im Jahre 1911 670 Millionen Mark, im Jahre 1912 675 Millionen Mark und im Jahre 1913 670 Millionen Mark. Im Jahre 1914 hat die Zunahme für alle deutschen Sparkassen nach zuverlässiger Schätzung 900 Millionen Mark betragen (Hört, hört!), wovon jedenfalls auf die preußischen Sparkassen mehr als 600 Milli⸗ onen Mark entfallen. Die Zunahme ist hiernach trotz des Krieges nahezu dieselbe wie in den normalen Jahren.

Aber es kommt noch etwas anderes hinzu. Die Zunahme ist noch sehr viel stärker; denn von den 884 Millionen Mark Kriegsanleihe, die die deutschen Sparkassen gezeichnet haben, entfallen allein 768 Millionen Mark auf die preußischen Sparkassen, und von diesen 768 Millionen Mark sind 447 Millionen Mark tatsächlich für Kriegs⸗ anleihen ausgezahlt, die die Sparer selbst für ihre Rechnung gezeichnet haben und die aus ihren Einlagen gezahlt sind. Die preußi⸗ schen Sparkassen haben also neben der effektiven Zunahme von über 600 Millionen Mark noch 447 Millionen Mark bar zur Auszahlung gebracht, eine Leistung, die noch nicht erreicht ist, solange Sparkassen bestehen. (Hört, hört!) Tatsächlich ist jetzt nach allen Nachrichten bei den Sparkassen ebenso wie bei den Banken ein außerordentlicher Geldüberfluß, ein starkes Zuströmen von Geld vorhanden. Das er⸗ klärt sich aus dem Fehlen anderer gut verzinslichen Anlagegelegenheit. Die Hypotheken sind, wie Sie wissen, augenblicklich nicht be⸗ liebt, sind illiquide Anlagen. Infolgedessen glaubt man, das Geld lieber an Sparkassen geben zu sollen. Mit den Wer papieren wird nicht gehandelt; Neuinvestierungen von Wertpapieren finden auch nicht statt, und endlich fehlen die Neuinvestierungen bei der Industrie fast gänzlich. In dieser Beziehung möchte ich mitteilen, daß, während nach der Calverschen Wirtschaftsstatistik in den deutschen Aktiengesellschaften und Gesellschaften mit beschränkter Haftung an Kapitalserhöhungen und Neuinvestierungen in dem letzten Quartal vor dem Kriege, April bis Juni 1914, noch 757 900 000 untergebracht worden sind, die gleiche Summe im Quartal Oktober Dezember 1914 nur 152 400 000 Mark beträgt. Dabei handelt es sich hier überwiegend nur um Kriegsgründungen. Es sind also bei dieser Anlagegelegenheit etwa 600 Millionen Mark weniger untergekommen und harren in Banken und Sparkassen weiterer Verwendung. Ich möchte erwähnen, daß die Sparkassen in Frankreich, wo sie bekanntlich Staatsanstalten sind, durch die Finanzmiseie des Landes völlig gedrückt sind. Nach neuesten Nachrichten sollen Auszahlungen von über 50 Frank überhaupt ge⸗ sperrt sein.

Nun, meine Herren, Sie sehen: die deutschen Sparkassen haben das Vertrauen des Publikums während des Krieges in vollstem Maße behalten. Das ist jedenfalls einmal darauf zurückzuführen, daß die Kommunalverwaltungen in Stadt und Land das größte Ver⸗ trauen genießen, ferner darauf, daß sie nicht durch ein Moratorium irgendwie beeinträchtigt worden sind, und drittens darauf, daß sie eben über die starken flüssigen Mittel verfügten, wie ich auseinander⸗ gesetzt habe. Es wird das gebe ich Herrn von Pappenheim durch⸗ aus zu die große Aufgabe auch der Aufsichtsbehörden sein, mit

dazu beizutragen, daß nach dem Kriege auch die Sparkassen F. großen Aufgabe voll gewachsen bleiben. Den Anregungen, die mir gegeben worden sind: einmal Städten die Erfüllung der Aufgabe, die ihnen gestellt worden ihnen gestellt werden mußte, Dauerware zu beschaffen, möglich erleichtern, ferner auch den Anregungen wegen der Anschaffung

Motoren für kleineren und mittleren Besitz will ich gern leisten. Auch hat mir der Abgeordnete Marx durch der Seele gesprochen, wenn er die Hoffnung für berechtigt h die günstige Wirkung, die auf dem Gebiete des wenn ich es so zusammenfassen soll gesamten öffentlichen Vergnügung jetzt durch den Krieg erzielt ist, sich auch nach dem Kriegs zeigen möge. Ich mache diese Hoffnung zu der meinigen un gerne dazu beitragen, daß sie nicht getäuscht wird. (Bravo!) Meine Herren, ich möchte nicht schließen, ohne meine richtigsten Dank und meiner vollsten Anerkennung hier Aus geben für die Hingebung, mit der die Beamten der al meinen und der inneren Verwaltung in dieser Zeit ihrem Vaterlande gedient haben. (Bravol) Trotz de der laufenden Geschäfte und der neu überraschend neu zum ich erinnere nur an die Frage der Volksernährung an sie he tretenden Aufgaben haben die Beamten mit größtem Eifer, mit! sicht und Geschick ihre Geschäfte zu erledigen gewußt. Dabei n sich nicht der geringste falsche Bureaukratismus ein ge Bureaukratismus, meine Herren, ist unentbehrlich und mufß bleiben —, ich sage, kein falscher Bureaukratismus geltend Gegenteil, vom Moment des Kriegsausbruchs an war alle Saä fälligkeit, alles Formenwesen verschwunden, es wurde gehandelt erst auf Instruktionen und Anweisungen von oben her zu Meine Herren, es ist ein Stolz und eine Fr. von der ich ganz erfüllt bin, in der Spitze der preußischen stehen und sich zu überzeugen, waltung auch im Feuer dieses Krieg ich voe bewährt und die Beamtenschaft ihrer ruhn reichen Geschichte sich voll würdig. gezeigt (Bravo!) Ihnen, meine Herren, und vor dem g Lande hier auszusprechen, ist mir eine Ehrenpflicht, die ich freu⸗ erfülle. (Erneuter Beifall.) Meine Herren, ich weiß, daß unter den Beamten viele sind manche noch jung und im Vollbesitz ihrer Kräfte, manche aber sche in vorgerückterem Lebensalter und nicht mehr militärdienstpflich

—, die gern mit an die Front gegangen wären.

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schwere Opfer gebracht, daheim zu bleiben, und haben die geübt aus Pflichtgefühl und in der Einsicht, daf

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einen, und ich glaube nicht un eil der Kriegführung bildet. azu die erhöhten Anforderungen, die einmal die ieges, und ferner die verminderte Zahl der Beamten mit . Aber der Geist preußischer Pflichttreue ist in unsen Beamtenschaft so lebendig geblieben, wie vor Jahrzehnten, wie do einem Jahrhundert. Die Lücken waren groß. Die Zahl der bor Ministerium des Innern ressortierenden höheren Beamten der Alla meinen und inneren Verwaltung mit Ausschluß der technischen Be amten und der beamteten Aerzte beträgt rund 200 0. Von diess sind 838 im Felde, das sind 42 %. In dieser Zahl sind enthalte die Oberverwaltungsgerichtsräte, Oberregierungsräte, Verwaltung⸗ gerichtsdirektoren, also die älteren Beamten, die ihrer Stellung u ihrem Lebensalter nach für den Militärdienst nicht mehr in Fra kommen. Wenn ich diese unberücksichtigt lasse und mich auf 4 jüngeren Beamten beschränke, die Regierungsräte, Regierung assessoren, Regierungsreferendare, die auch zahlenmäßig die Mehrzase der Beamten bilden, so ergibt sich, daß von 863 Regierungsräten u Assessoren 470 bei einer mobilen Truppe stehen, das sind 54 von den Regierungsreferendaren sind sogar erfreulicherweise 90 jetzt an der Front. (Hört, hört! rechts.) Von 487 Landräten sir 95 im Felde. Ich habe neulich in der Haushaltskommission gesen und wiederhole es hier: Im allgemeinen gehört der Landrat nicht in Feld. (Sehr richtig!) Gerade die letzten Wochen mit ihren schwem Eingriffen in die Verhältnisse und die ganze Lebenshaltung der B⸗ völkerung haben doch deutlich gezeigt, daß der Landrat am Plazss sein muß, um diese gewaltigen, schweren Aufgaben des Staats und der Kommunalverwaltung zu erfüllen. Die Verantwortlichkeit, di ihm obliegt, kann man kaum Beamten der Selbstverwaltung i solchen Zeiten zumuten. Trotzdem haben 95 Landräte sser

entlasse werden können; das ist aber nur möglich gewesen dadurch, daß für se trotz aller Schwierigkeiten Kreisdeputierte und auch frühere Beamt eingetreten sind. Ich möchte auch diesen Herren von dieser Stele aus warmen Dank aussprechen dafür, daß sie so bereitwillig hier in die Bresche getreten sind und dem Vaterlande so nützliche Dienst leisten.

Nach unseren Nachrichten sind bis zum 1. März d. J. von der Beamten der allgemeinen und inneren Verwaltung gefallen 60 höhen Beamte, darunter 6 Landräte und 13 Regierungsreferendare, 115 mitt lere Beamte, 32 Unterbeamte, 11 Feuerwehrmänner, zusammen 218 Beamte. Die Verwaltung wird das Andenken dieser tapferen und tüchtigen Männer allezeit in hohen Ehren halten. (Bravo!)

Oft ist gesprochen worden von der Notwendigkeit und Dringlich⸗ keit einer Reorganisation der inneren Verwaltung Ich bin der letzte, der nicht einsehen möchte, daß auf vielen Gebieten, auch in der Verwaltung, Aenderungen, Ergänzungen, vielleicht Moder⸗ nisierungen möglich und nötig sind. Aber das möchte ich doch hier zum Schluß erklären: eine Verwaltung, die das leistet, was die preußische Verwaltung in diesen ersten sieben Kriegsmonaten geleistet hat, ist nicht unmodern, ist nicht morsch, sondern in ihren Grundlagen und vor allem in ihrem Material gesund und lebenskräftig. (Bravo!)

Abg. Dr. Liebknecht (Soz.) betritt die Rednertribüne, das Haus leert sich fast vollständig. Von den einzelnen Parteien bleiben nur noch einige wenige Mitglieder auf ihren Plätzen; von den Konser⸗ vativen ist anfangs nur noch der Abg. von Heydebrand, später niemand im Saale anwesend. Der Redner führt aus: Die russischen Arbeiter dürfen nicht anders behandelt werden als die gefangenen Zivilisten der anderen Staaten. Alle Not und alles Elend muß von diesen armen Menschen fern gehalten werden. All die warmen Worte, die in diese Hinsicht hier gefallen sind, muß man jedoch mit Mißtrauen hören, si müssen erst durch Taten gerechtfertigt werden. In der wichtigen Frage des Wahlrechts versagen jetzt die bürgerlichen Parteien. Die Kriegsteilnehmer und die unglücklichen Krüppel müssen erfahren, daß ihnen in der Eesetz⸗

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gebung und Verwaltung in Zukunft der nötige Einfluß gesichert werden sell, sie werden sich nicht auf den guten Willen der herrschenden Parteien verlassen wollen. Wenn die guten Worte für die Krüppelfürsorge nicht

md in Hand mit der Demokratisierung Preußens gehen, dann werden Sie tauben Ohren predigen. Der 24. Februar mit der Kommissionsver⸗ handlung über die Wahlrechtsfrage war ein kritischer Tag für Prußen. Die fortschrittliche Volkspartei will nach den Ausführungen des Herm Pachnicke eine Wahlrechtsreform erst nach dem Kriege und hofft wenigstens auf die geheime und direkte Wahl; das Zentrum beruft sich auf seine klare und unverrückbare Stellung in der Wahlrechtsfrage, die kein Mensch kennt; die Nationalliberalen stellen diese Frage hinter die Aufgabe, zu siegen, zurück; die Freikonservativen haben durch den Abg. von Zedlitz eine schroffe Absage erteilt. Der Abg. von Zedlitz betrachtet die Wahlrechts⸗ reform als mindestens überflüssig und spricht in der „Post“ von dem Köohlerglauben an das Reichswahlrecht; die konsewative Partei bestätigt

23 durch ihr Schweigen daß sie der herausfordernden Absage des Herrn von Zedlitz zustimmt. Damit ist die Situation geklärt, die Klassenharmonie und Einmütigkeit des Volkes sind schöne Worte. Wir sind froh, daß dieser Nebeldunst fortgeblasen ist, die kalte Wahrheit ist: In Preußen bleibt alles beim alten. Das ist die Signatur des Tages. 1866 hieß es, daß der preußische Schulmeister den Krieg gewonnen habe, jetzt wird es heißen, daß das Dreiklassenwahlrecht die Demokratie besiegt habe. Vergessen wir nicht, daß im preußischen Volk so starke Begeisterung für den Krieg war, weil es hieß: Gegen den Zarismus, gegen die russische Autokratie, gegen die Rückständigkeit. Vergessen wir nicht, was für einen verhängnisvollen Einfluß die rückständige Haltung Preußens auf die Neutralen gegenüber Deutschland in diesem Kriege ausgeübt hat. Trotz alledem gibt es noch immer politische Phantasten. Aber sie dürften jetzt emüchtert sein. Di stärksten Pessimisten haben recht behalten, wir haben Wasser auf unsere Mühlen bekommen. Die Haltung der Nationalliberalen ist derjenigen des Freiherrn von Zedlitz ähnlich, sie wollen nicht und sondern konsequentere Plutokratisierung durch das Pluralwahlrecht. Für

die Nationalliberalen ist ja der Krieg meist ein bedeutendes wirtschaftliches und politisches Geschäft, da kann das Volk warten. Wir sehen, wie andere Klassen im Kriege und vor allem durch den Krieg ihre Interessen rück⸗ sichtslos verfolgen, daß dieser Krieg den großkapitalistischen Interessen eminent dient. Die technische Herstellung eines Wahlrechtsgesetzes ist eine Bagatelle, aber es fehlt der gute Wille. Gerade jetzt ist unsere Forderung brennender als je. Es bedarf überhaupt einer Reform des preußischen Staates an Haupt und Gliedern, von unten nach oben bis zur hochsten Spitze. In dem Halbabsolutismus, in der geheimen Diplomatie, in dem persönlichen Regiment erblicken wir eine der wichtigsten und unmittel⸗ baren Ursachen für den Ausbruch dieses Krieges, der allerdings intemational⸗ kapitalistisch bedingt und begründet ist. Um so mehr bedarf es der Kon⸗ trolle der auswärtigen Politik durch die breiten Massen des Volkes. Unsere Freunde in England und Frankreich, denen wir heute so nahe stehen wie emals, soweit sie sozialistisch sind, haben die Forderung nach einer Demo⸗ kratisierung der auswärtigen Politik auch jetzt erhoben. Es ist nötig, eine Mauer aufzurichten gegen die imperialistische Politik. „So viel Meinungs⸗ verschiedenheiten es jetzt auch in unserem engeren Kreise geben mag, darin sind wir einig, daß in keinem der beteiligten Staaten die Volksmasse diesen Krieg mit seinen Millionenopfern gewollt hat. Eine durchgeführte demo⸗ kratische Kontrolle der auswärtigen Politik in allen Staaten hätte den Kriegsausbruch verhindert, so ergibt sich gerade in diesem Moment, wo Europa durch Blut, Mord und Brand die Blüte seiner Menschheit

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vernichtet, unsere Berechtigung, die Forderung der Demokratisierung der auswärtigen Politik zu erheben, einer Demokratisierung, die nur aus einer demokratischen inneren Politik, aus einem an Haupt und Gliedern demo⸗ kratischen Staatswesen erwachsen kann. Ich begrüße diese Zerstörung der Illusion, die in weiten Kreisen des Volkes bezüglich der Bereitwilligkeit der herrschenden Klassen zu einer Wahlrechtsreform bestanden hat. Der Dunst ist jetzt weggeblasen, und die da draußen, die in den Schützengräbe liegen und die wohl etwas anderes von Hause zu hören erwartet haben, werden die Faust in der Tasche geballt haben. Die jetzt geschaffene Klar⸗ heit wird ihnen die Wahrheit sagen darüber, daß die Masse des Volkes nach dem Kriege so rechtlos bleiben wird wie vorher, wenn sie sich ihr Recht nicht selbst sucht. Der Krieg predigt mit ehernen Zungen die Not⸗ wendigkeit der Demokratisierung, und Ihnen allen, die Sie heute so schroff die Forderung des Volkes zurückweisen, müßte doch wohl der Gedanke auf⸗ tauchen, wie sich unter dem Einfluß dieser rücksichtslosen und herausfor⸗ dernden Kundgebung die innewolitischen Verhältnisse auch jetzt schon, während des Krieges, und künftig gestalten werden. Es geht einem Teile des deutschen Volkes jetzt so wie den armen Schluckern der alten Tragikomödie, die von den reichen Herren auf kurze Zeit in vornehme Gewänder gesteckt wurden und den Fürsten spielen durften. Ihr Heldentraum, sie seien an⸗ erkannt, gleichberechtigte, freie deutsche Bürger, ist ausgeträum

sie werden sich zu überlegen haben, schon jetzt, des Krieges, Konsequenzen für ihre politische Haltung daraus zu ziehen. Das es g Heil it für die Masse 8b Volkes der Kampf; nicht durch Nachgiebigkeit, Anpassung und Schmiegsamkeit kann sie etwas erreichen, nur durch den Klassenkampf. Wir hoffen, recht bald den Kampf intemational führen zu können, in offener Gemeinschaft mit dem Proletariat aller Länder, auch der kriegführenden Länder, denn in diesem intemationalen Klassenkampf beruht nicht nur die einzige Hoffnung für die Exrweiterung der Rechte des Volkes, sondern auch das einzige Heil für die Masse des Volkes in der feindlichen Ländern schon während des Krieges. Das freie Wahlrecht

0 2* haben D ges schroff versagt; nach dem Kriege

Sie für die Dauer des Kriege b K werden Sie es auch nicht geben, Flickreformen hat ein einziger von Ihnen als möglich in Aussicht gestellt, d. h. in kurzen Worten: der Masse des Volks die Faust entgegenhalten. Angesichts dieser Haltung der bürger⸗ lichen Parteien und der Regierung gibt es für mich nur die eine Parxole: Fort mit der Heuchelei des Burgfriedens, auf zum internationalen Klassen⸗ kampf für die Befreiung der Arbeiterklassen, gegen den Krieg. Abg. Dr. Friedberg (nl.): Wir müssen dem Provinziallandtage on Brandenburg dafür sehr dankbar sein, daß er die Frage der Fürsorge für ie Kriegsinvaliden angeschnitten hat, da sie eine der wichtigsten Aufgaben ist, 8 Diese Regelung kann man natürlich nur als eine Es ist selbstverständlich, daß die Lasten für die Kriegsfürsorge das Reich trägt. Aber die Durchführung der Einzelheiten kann nicht Sache des Reiches sein. Man kann darüber natürlich ver⸗ schiedener Meinung sein, ob nun die Provinzialverwaltungen die richtigen Instanzen sind. Der Abg. Dr. Liebknecht hat bei dieser Gelegenheit auch unsere Stellung zum Wahlrecht erörtert. Wie er es getan hat, entspricht ganz seiner Art und Weise, jemand irgendwelche Tendenzen unter⸗ zuschieben. Disse Methode ist nach meiner Ansicht derartig verächtlich, daß ich nicht ein Wort mehr darüber verliere. Der Kriegsgetreidegesellschaft eine bestimmte Marschroute vorzuschreiben, halte ich nicht für richtig. Wir müssen erst weitere Erfahrungen abwarten. Dagegen ist es sehr wünschens⸗ wert, wenn wir recht bald das Ergebnis der Bestandaufnahme und der erforderlichen Bedarfsdeckung erfahren. Der Minister hat Worte des Lobes für seine Beamten gesprochen. Ich glaube, kein Teil seiner Aus⸗ führungen hat mehr freudige Zustimmung gefunden, als diese. Ein Teil unserer Beamten, ganz besonders bei der Eisenbahn, hat ja ganz Hervor⸗ ragendes geleistet. Man muß diesen Dank aber auf alle Beamten ausdehnen und ganz besonders auf die Beamtenvereine, die alles, was sie besaßen, in den Dienst des Vaterlandes gestellt haben. Ueber das Wahlrecht möchte auch ich heute nicht weiter sprechen. Trotz der Ausführungen des Abg. Liebknecht möchte ich noch heute den Standpunkt des schlichten deutschen Bürgers vertreten, daß für heute der Sieg wichtiger ist als das preußische Wahlrecht. Der Abg. Liebknecht hat dabei einige Ausführungen gemacht, auf die ich nicht eingehen will. Ich will seine Theorien von der Demo⸗ kratisierung des ganzen Staatswesens und namentlich der auswärtigen Politik jetzt nicht erörtern. Man würde zu Ausführungen kommen, über die wir uns nicht einigen würden. Ich will aber hervorheben, daß die Demo⸗ kratisierung des Staatswesens in den westlichen Republiken nicht gerade dazu beigetragen hat, den Krieg zu verhindern. Aber die sonstigen Aus⸗ führungen waren ja teilweise eine Rede gegen seine eigenen Freunde. Ich hatte den Eindruck, als ob er gewissen Teilen seiner politischen Freunde twas am Zeuge flicken wollte. Er hat gesaat, das aanze Proletariat hätte sich an dem Kriege nicht beteiligt, wenn es sich nicht darum gehandelt hätte, den Zarismus in Europa zu vernichten. Da soll er sich doch zunächst mit den Abgg. Sembat und Guesde auseinandersetzen, da wird er erfahren, daß deren Interessen nach einer ganz anderen Richtung gehen, als in der Bekämpfung des Zarismus. Nach seiner Ansicht würde die ablehnende Haltung der bürgerlichen Parteien zum Wahlrechte alle Illusionen bei

8 8—

die uns bevorstehen. provisorische ansehen.

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Phantasten zerstören, solche gebe es überall, und es zeigt sich auch ganz deutlich, wen der Abg. Liebknecht damit gemeint hat. Uns hat er damit jedenfalls nicht gememt. Wir sehen ja, daß der Abg. Liebknecht nicht nach dem Ton seiner Ausführungen zu beurteilen ist, sondern nach den etwas mehr humoristischen Folgerungen, die man aus seiner Rede ziehen kann. Eins muß doch aber sehr ernst beurteilt werden. Er hat die kuhne Be⸗ hauptung aufgestellt, daß für die besitzenden Klassen dieser Krieg ein Geschäft sei, und zwar ein kapitalistisches. eine derartige Unterstellung, gegen⸗ über der Tatsache, daß alle Volksklassen des deutschen Volkes ihre Sohne hingeben und sie auf dem Schlachtfelde verbluten sehen, ist es eine derartige Insimuation, eine derartige Verdachtigung, daß ich sagen muß, schlimmer kann niemand sein eigenes Vaterland herabwürdigen und dem Auslande gegenüber schädigen. Gegenüber den Ausführungen eines Mannes, der einem großen Teil seines Volkes eine derartige Gemeinheit unterstellt, ist keine Diskussion mehr möglich. Cassel (fortschr. Volksp.): Auch wir erkennen an, was die Beamten und die Beamtenorganisationen geleistet haben. Ebenso sie auch wir der Meinung, daß der Provinzialausschuß der Provinz Branden⸗ burg sich insofern ein großes Verdienst erworben hat, als er die Frage der Fürsorge für die Kriegsbeschädigten und ihre Dringlichkeit in den Vordergrund gestellt hat. iese Frage ist nicht nur durchaus wichtig, sondern auch sehr dringlich. Es muß alles getan werden, damit die Be⸗ treffenden so früh als möglich ihren Körper für ihre neue Beschäftigung einüben. Die Gemeinden werden ja sehr leicht imstande sein, ei Fürsorge auszuüben. Aber sie läßt sich noch in einer iff In einzelnen Provinzen haben sich drei Organisation iensfürsorge beschaftigt. Diese und ähnliche dürfen, wenn sie igkeit ihrer Arbeit herausstellt, in ihrer freien Liebestätigkeit Bezüglich der Kostenfrage muß ich dem Be⸗ Abg. von Pappenheim beistimmen. Alle diese Kosten, die Fürsorge entstehen, müssen vom Reich gczahlt 2 da ja die Betreffenden ihre Verletzungen im Kampfe für das land erlitten haben. Der Minister meinte, die Frage der sei im Augenblick nicht akut. Im Augenblick hätte sich ja der⸗ band der Provinz Brandenburg bereit erklärt, diese Kosten zu lagen. Diese Frage wird aber akut, wenn dieser Provinzial und andere die Gelder wiederfordern. Damit schließt die Beratung. Persönlich bemerkt Abg. Dr. Liebknecht (Soz.): führungen des Abg. Dr. Friedberg antworte ich feststellen, daß ich in meinen Ausführungen in aller Scharfe die Tat⸗ sache hervorgehoben habe, daß die innere Demokratisierung nicht ge⸗ nügt und wir gerade diese Erfahrung an England und Frankreich ge⸗ macht haben, weshalb gerade unsere dortigen Freunde auch die demo⸗ kratische Kontrolle der auswärtigen Angelegenheiten verlangen. Ueber das Medizinalwesen referiert Abg. Dr. Busse. Darauf wird der Etat des Ministeriums des Innern in zweiter Lesung angenommen.

„Es folgt die zweite Beratung des Etats des Ministeriums der geistlichen und Unter⸗ richtsangelegenheiten.

Den Bericht der verstärkten Budgetkommission erstattet der

Abg. Heckenroth (kons.) über die Etatsteile: Ministerium Kultus und Unterricht gemeinsam, evangelischer Oberkirchenrat, evangelische Konsistorien, evangelische Geistliche und Kirchen, Bis⸗ tümer, katholische Geistliche und Kirchen, altkatholische Geistliche und Kirchen, Provinzialschulkollegien, Prüfungskommissionen und Elemen⸗ tarunterrichtswesen.

Abg. Dr. von Savigny (SZentr.) referiert über die Kapitel Universitäten und höhere Lehranstalten, Abg. Dr. von Ca mpeeinl.) uͤber die Kapitel Kunst und Wissenschaft, technische s

Darauf wird die eigentliche Diskussion des Etats 514 Uhr auf Mittwoch 1 ½ Uhr vertagt (außerdem Etat Bauverwaltung).

—. Digso

Indoron Fllbelen

Auf die humoristischen Aus⸗ nicht. Ich will nur

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ichtswesen.

—₰ 28880

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Koloniales.

Das erste diesjöhrige Heft der Fachzeitschrift „Koloniale Rundschau“, die sich mit Kolonialpolitik und Weltwirtschaft be⸗ schäftigt, enthält eine Reihe von Auflätzen, die in der jetzigen Zeit von besonderem Interesse sind. Ja einer einleitenden Abhandlung über den Weltkrieg wird gezeigt, wie gerade Belgien bei seiner Kolonialpolttik im Kongogebiet Greueltaten schlimmster Art verübt hat, und an der Hand eines einwandfreien Zeugnisses, eines 1909 er⸗ schienenen Werkes von dem englischen Stabsarzt Conan Doyle, wird nachgewiesen, wie die Belgier im Kongogebiet gewirtschaftet haben. Diese Vorgänge in der belgischen Kolonialpolitik werden alsdann dem gegenübergestellt, was uns als „German atrocities“ vorgeworfen wird. In einem zweiten Aufsatz behandelt der bekannie Weltpolitiker Dr. Freiherr von Mackay die „Bagdadbahn im Spiegel der Weltkrieg⸗ umwälzung“. Er zeigt die Kämpfe, die um diese Bahn geführt worden sind, und den Erfolg, den schließlich Deutschland bei dem Bau davongetragen hat. Sodann bringt das Heft eine umfang⸗ reiche Statistik der französischen Kolonien, die sich an die in früheren Heften veröffentlichte Statistik der englischen Kolonien anschließt und in den späteren Heften fortgeführt werden soll. Diese Statisik zeigt uns den Verkehr der französischen Kolonien mit dem Mutterlande, ihren Außenbandel, die Finanlage und das Verkehrswesen. Zum Schluß enthält das Heft eine genaue Zeittafel des „Krieges in Uebersee“, d. h. der Kämpfe unserer Marine, der Schutztruppen und des Islams.

b Handel und Gewerbe.

(Aus den im Reichsamt des Innern zusammen⸗ gestellten „Nachrichten füt Handel, Industrie und Landwirtschaft“.)

Niederlande.

Ausfuhrverbote. Durch Königliche Verordnung vom 20. Fe⸗ bruar 1915 ist die Ausfuhr von nicht untersuchtem Fleisch nach allen Ländern Europas verboten worden. 8

Durch Königliche Verordnungen vom 22. Februar 1915 ist die Ausfuhr von Rüböl und von Fahrradreifen, einschließlich der an Fahrrädern angebrachten, verboten worden. 1

(Telegramme des Kaiserlichen Generalkonsulats in Amsterdam.)

8

Konkurse im Auslande.

Rumänien.

Comuna Berezenk, Husl: George M. Mocanu, Husl: Josef Jacobsohn 8

sind fallit erklärt worden.

11“

Zeichnungen auf die Kriegsanleihe. Nach Meldungen Berliner Blärter hat die Landesbank für die Rheinprovinz 100 Mtllionen Mark auf die neue Kriegsanleihe gezeichnet. Ferner wird die Landesbank der Provinz Westfalen, wie die „Rhein. Westf. Ztg.“ milteilt, laut Kuratoriumsbeschluß wiederum 25 Millionen Mark übernehmen. Nach derselben Quelle beteiligte sich die städtische Spar⸗ kasse Linz (Rhein) entsprechend ihrer ersten Zeichnung auch diesmal mit einem Betrage von 100 000 an der Anleihe.

een

1

In der gestrigen Sitzung des Aufsichtgrats der Vereinigten Königs⸗ und Laurahütte berichtete laut Meldung des „W. T. B. aus Berlin der Vorstand über die Ergebnisse des ersten Halbjahrs des Geschäftsjahrs 1914,1915 (Juli Dezember 1914). Fünf Monate des Berichtsbalbjahrs standen unter der Einwirkung des Krieges. Die Beamten⸗ und Arbeiterschaft war durch Einberufungen zum

eere auf etwa zwei Drittel zurückgegangen, die Erzeugung der Den,, und Hütten entsprechend verringert und verteuert und der Versand behindert und zeitweise völlig ausgeschaltet. Die beiden im östlichen Kriegsgebiet belegenen polnischen Huttenwerke mußten Anfang August den Betrieb einstellen. An Stelle ihres vorfäbrigen Gewinnanteils stehen die mal nur Ausgaben. Ernsthafte Beschädi⸗ gungen am Eigentum der esellschaft sowie Unfälle sind bisher nicht vorg kommen. Die Forderung der vier Koblen⸗ gruben der Gesellschaft blieb um fast ½, die Walzeisenerzeugung der schlesischen Hüttenwerke um annähernd zurück. Der nach Abzug der Verwaltungskosten und Zinsen verbleibende Halbjahrsgewinn be⸗ ziffert sich auf 2 023 070 ℳ. Der in das zweile Halbjahr hinüber⸗ genommene Auftragsbestand der schlesischen Hütten an Friedene⸗ und

Kriegsmaterial entspricht mit 17 Millionen Mark reichlich dem vor⸗ ährigen. 3 jäh Der Reingewinn der Aktiengesellschaft für Bergbau, Blei⸗ und Zinkfabrikation in Stolberg und in Westfalen für das abgelaufene Geschästsjahr belief sich, laut Meldung des „W. T. B.“ auf 1 194 890 gegen 1 287 758 im Vorjahre. Der Aufsichtsrat schlägt die Verteilung einer Dividende von 4 %

gen 7 % im Vorjahre vor bei einem Vortrag von 518 138 auf ue Rechnung. b

8 März. (W. T. B) Im Rahmen der Kriegsgetreide⸗ Verkehrsanstalt wurde von dem Ackerbauministerium ein Uebernahme⸗ bureau für Mais aus Ungarn (Maiszentrale) errichtet, dessen Aufgabe darin besteht, nach kaufmännischen Grundsätzen Mengen von Mais aus der Hand des in Ungarn mit dem staatlichen Einkauf betrauten Konsortiums zu übernehmen, die Ware nach Oesterreich zu überführen und sie nach Trocknung den Mühlen zur Weiterverarbeitung zu überweisen. G Kopenhagen, 2. März. (W. T. B.) Die Vereinigte

Dampfschifffahrts⸗Gesellschaft verteilt wie im Vorjahre 8 % Dividende. Dem Reservefonds werden 2 Millionen Kronen zu⸗ gefuhrt, 3 900 688 Kr. zur Abschreibung verwendet und 394 947 Kr. auf neue Rechnung vorgetragen. .

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9 ge ne

Berlin, 3. März. Produktenmarkt. Weizen geschäftslos. Roggen geschäftslos.

Hafer geschäftslos.

Mais geschätslos. eizenmehl geschäftslos.

Roggenmehl geschäftslos.

Rüböl geschäftslos.

märkten

berichte von auswärtigen

London, 2. März. (W. T B.) 2 ½ % Engl Konsols 688 1 4 ½ % Japaner 88 ½, Atchison, Topeka u. Santa 86 97 3⅛, do. pref. 101 Erie 21 ½, Missourt, Kansos u. Texas 10 ¾, N. A. Ontariou. Western 24 ¾, Southern Pacific 85, Umon Pacrfic 122, Wabash 1 ⅞, Privat diskont 1 ½, Silber 23 ¼. Wechsel auf Amsterdam 12,04 ½, Scheck auf Amsterdam 12,05, Wechsel auf Paris 25,75, Scheck auf Paris 25,325, Wechsel auf Petersburg 114 ½.

Paris, 2. März. (W T. B.) 69 85, 5 % Russen 1906 90,50, 3 % Russen von Bangue Oltomane 443, Suezkanal 4095, Rio Tinto 1490. auf London 25,37,5.

Amsterdam, 2. März. (W. T. B.) Markt im allgeme ner ruhig, aber stetig; Staatspapiere, Steels und Amalgamated fest. Scheck auf Berlin 50,80 51,30, Scheck auf London 12,02 12,07, Scheck auf Paris 47,30 47,50, Scheck auf Wien —,—. 5 0% Niederländische Staatsanleihe 99 99 offiziell, alle anderen Kurse nicht orfiziell, Obl. 3 % Niederl. W S. 67 ½, Roval Dutch Petroleum 480, Deutsche Erdölaktien —,—, Niederländisch⸗Indische Handels bank —,—, Atchison, Topeka u. Santa 93 ½, Rock Island 2, Southern Pacific 81, Southern Railway 12 ⅞,E Union Pacific 117 ⅛, Amalgamated 53 ¾, Unned States Steel Corp 42 ½.

New Yort, 1. März. (W. T. B.) (Schluß.) Die eröffnete die neue Woche mit sehr kleinem Geschäft, das haupt⸗ sächlich von der berufsmäßigen Spekulation bestritten wurde. Um⸗ besetzt wurden 138 000 Stück Shares. Anfänglich war die Kurs⸗ e G

.*8S 8.

3 % Französische 1896

189

Börse

gestaltung nicht einbeitlich, im weiteren Verlauf boten größere Gold⸗ zufuhren von London der Stimmung etwas Anregung, sodaß der Unterton fester wurde. In der letzten Stunde jedoch wurde die Haltung im Zusammenhang mit Liquidationen wieder matter. Der Schlußverkehr vollzog sich in stetiger Haltung. Die Kursverände⸗ rungen waren gegen Sonnabend nur unbedeutend. Am Bondsmarkt wurden 2 224 000 Dollar umgesetzt. Tendenz für Geld: stetig. Geld auf 24 Std. Durchschn.⸗Zinsrate 2, Geld auf 24 Std. letztes Dar⸗ lehen 2, Wechsel auf London (60 Ta e) 4,7815, Cable Transfers 4,8025, Wechsel auf Paris auf Sicht 5,29 ½, Wechsel auf Berlin auf Sicht 81 ⅞, Silber Bullion 49 ¼, 3 % Northern Pacisfic Bonds 62, 2 % Ver. Staat. Bonds 98 ⅜, Atchison, Topeka u. Santa Féô 94 ½, Baltimore and Ohio 64 8, Canadian Pacific 154 erkl., Chesapeake u. Ohio 40, Chicago, Milwaukee u. St. Paul 84 ½, Denver u. Rio Grande 6, Illinois Central 102 ½, Louisville u. Nashville 110 ¼, New York Central 81 ¾, Norfolk u. Western 100, Pennsylvania 104 ⅛, Reading 142 ⅝, dSouthern Pacific 82 ½, Union Pacific 117 exkl., Amalgamated Copper Comp. 53 ¼, United States Steel Corporation 42 ⅝, do. pref. 103 ¾.

IEEEEE((ir. (W. T. B.) Wechsel auf London 12 11⁄16.

Kursberichte von auswärtigen Warenmärkten. London, 2. März. (W. T. B.) Wollauktion. An der

heutigen Auktion herrschte wieder bei voll behaupteten Preisen lebhafte

Nachfrage. Zum Verkauf gelangten 10 019 Ballen. Davon wurden

später ca. 200 Ballen zurückgezogen.

London, 2. März (W. T. B.) Kupfer prompt 64 ½. Liverpool, 1. März. (W. T. B.) Baumwolle. Umsatz

7000 Ballen, Import 31 769 Ballen, davon 30 599 Ballen

amerikanische Baumwolle. Für Mai⸗Juni 4,84, für Oktober⸗No⸗

vember 5,06. März. (W. T. B.) Roheisen für Kasse

Glasgow, 2. 56 sh. 6 d.

Amsterdam, 2. März. (W. T. B.) Java⸗Kaffee fest, loko 46 ½. Santos⸗Kaffee für März 298, für Mai 29, für Dezember 26 . . 8

New YPork, 1. März. (W. T. B.) Baumwolle loko middling 8,25, do. für März 8,17, do. für Mai 8,38, do. für Juli 8,61, New Orleans do. loko middling 7,75, Petroleum Refined (im Cases) 10,25, do. Standard white in New York 7,75, do. in Tanks 4,50, do. Credit Balances at Oil City 1,50, Schmalz Western Steam 10,05, do. Rohe u. Brothers —,—, Zuger Zentri⸗ fugal 4,64, Weizen loto Nr. 2 Red. 157 ¼, do. für Mal 155, do. für Juli 125 ½, do. für September —,—, Mehl Spring⸗Wheat clears 6,65 6,75, Getreidefracht nach Liverpool 11 gefragt, Kaffee Rio Nr. 7 loko 7 ¾, do. für März 5,44, do. für Mai 5,59, do. für Juli 6,64, Kupfer Standard loko —,—, Zinn 39,75 41,00.

New Vork, 1. Marz (W. . Sei Visible Supplies betrugen in der vergangenen Woche an Weizen 51 943 000 Busbels, an Canadaweizen 42 138 000 Bushels, an Mais 10 545 000 Bushels.