1915 / 57 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 09 Mar 1915 18:00:01 GMT) scan diff

Viehhaltung während des Krieges Waldstreu aus den Staatsforsten abzugeben, dehne ich hierdurch auf die Abgabe von Torfstreu aus. Ferner ermächtige ich die Königliche Regierung zur Abgabe von Waldstreu aller Art an Gärtner und Gärtnereibesitzer als Ersatz für Pferdedünger zum Packen von Frühbeeten für Gemüseaussaaten usw. In der Regel sind für diese Streuabgaben an Gärtner und Gärtnereibesitzer die vollen Taxsätze zu entrichten; die Königliche Regierung wird aber ermächtigt, bei vorliegender Bedürftigkeit den Abgabepreis auf 1 der Taxe zuzüglich der von der Verwaltung etwa aufgewendeten vollen Werbungskosten zu ermäßigen.

Berlin, den 24. Februar 1915. Der Minister für Landwirtschaft, Domänen und Forsten. Freiherr von Schorlemer.

An sämtliche Königlichen Regierungen (mit Ausnahme von Aurich, Münster und Sigmaringen). Unmittelbar.

Inndem ich den Bestimmungen meiner allgemeinen Ver⸗ fügung vom 10. September v. J. III. 9802 —, betreffend die Ausgabe von Erlaubnisscheinen zum Sammeln von Beeren und Pilzen, hiermit für die ganze Dauer des Krieges Geltung verleihe, dehne ich sie zugleich auf die Aus⸗ gabe von Erlaubnisscheinen zur Entnahme von Gras mit der Maßgabe aus, daß die Tarpreise für diese Scheine durch⸗ weg auf ⅛3 des bisherigen Betrages zu ermäßigen sind.

Die Königliche Regierung wolle der Gewinnung dieser Nutzungen in den Staatsforsten namentlich durch die ärmeren Anwohner des Waldes in jeder Weise Vorschub leisten und die Ortsbeamten der Forstverwaltung mit entsprechender An⸗ weisung versehen.

Zugleich mache ich darauf aufmerksam, daß das Sammeln von Morcheln zum Verkauf im kommenden Frühjahr nicht nur die Nahrungsmittel vermehren, sondern voraussichtlich auch einen verhältnismäßig hohen Verdienst gewähren würde, da die sonst sehr beträchtliche Einfuhr dieses Pilzes aus Rußland in Wegfall kommt.

Berlin, den 24. Februar 1915.

Der Minister für Landwirtschaft, Domänen und Forsten. . J. A.: von Freier. An sämtliche Königlichen Regierungen (mit Ausschluß von Aurich, Münster und Sigmaringen).

88

Ministerium der geistlichen und Unterrichts⸗ angelegenheiten.

Dem Privatdozenten an der Königlichen Technischen Hoch schule in Berlin Dr. Hans Liebermann ist das Prädikat Professor verliehen worden.

b Königliche Akademie der Künste zu Berlin.

Bekanntmachung.

Die in der Genossenschaft der ordentlichen Mitglieder der Königlichen Akademie der Künste, Sektion für die bildenden Künste, statutenmäßig erfolgte Wahl des Malers, Professors Ernst Pfannschmidt und des Architekten, Geheimen Ober⸗ baurats Friedrich Oskar Hoßfeld zu hiesigen ordentlichen Mitgliedern der Königlichen Akademie der Künste ist vom Herrn Minister der geistlichen und Unterrichtsangelegenheiten bestätigt worden.

Beerlin, den 6. März 1915.

Der Präsident: Ludwig Manzel.

Finanzministerium.

Die Rentm eisterstelle bei der Königlichen Kreiskasse in Biedenkopf, Regierungsbezirk Wiesbaden, ist zu besetzen.

1“

Bekanntmachung.

I1. Die am 1. April 1915 fälligen Zinsscheine der preußischen Staatsschuld und der Reichsschuld werden vom 22. März ab eingelöst durch die Staatsschuldentilgungskasse in Berlin W. 8, Tauben⸗ straße 29, die Königliche Seehandlung (Preußische Staatsbank) in Berlin W. 56, Markgrafenstraße 38, in Berlin C. 2,

die Preußische Zentralgenossenschaftskasse Am Zeughause 2, die Reichsbankhauptkasse in Berlin SW. 19, Jägerstraße 34, die Reichsbankhaupt⸗ und Reichsbankstellen und die mit Kasseneinrichtung versehenen Reichsbanknebenstellen, die preußischen Regierungshauptkassen, Kreiskassen und haupt⸗ amtlich verwalteten Forstkassen, die preußischen Oberzollkassen, die preußischen Zollkassen, sofern die vorhandenen Barmittel ddie Einlösung gestatten. Die Zinsscheine können in Preußen auch vom 22. März ab allgemein 18 baren Geldes in Zahlung gegeben werden bei allen hauptamtlich verwalteten staatlichen Kassen, mit Ausnahme der Kassen der Staatseisenbahnverwaltung, sowie bei Entrichtung der durch die Gemeinden zur Hebung ge⸗ langenden direkten Staatssteuern. Ermächtigt, aber nicht ver⸗ flichtet zur Annahme an Zahlungsstatt sind die Reichspost⸗ nstalten. Die Zinsscheine sind den Kassen nach Wertabschnitten ge⸗ ordnet mit einem Verzeichnis vorzulegen, in welchem Stückzahl nd Betrag für jeden Wertabschnitt, Gesamtsumme sowie Namen und Wohnung des Einlieferers angegeben sind. Von der Vorlegung ines Verzeichnisses wird abgesehen, wenn es sich um eine geringe Anzahl von Zinsscheinen handelt, deren Wert leicht zu über⸗ ehen und festzustellen ist. Vordrucke zu den Verzeichnissen werden bei den beteiligten Kassen vorrätig gehalten und nach Bedarf unentgeltlich verabfolgt. Weniger geschäftskundigen Personen wird auf Wunsch von den Kassenbeamten bei Auf⸗ tellung der Verzeichnisse bereitwilligst Hilfe geleistet werden. II. Die am 1. April 1915 fälligen Zinsen der in das Preußische Staatsschuldbuch und in das Reichs⸗ chuldbu Forderungen werden, soweit sie durch die Post oder durch Gutschrift auf Reichsbankgirokonto zu berichtigen sind, vom 18. März ab gezahlt. Die Bar⸗ ahlung er Zinsen bei der Staatsschuldentilgungskasse und bei er Reichsbankhauptkasse beginnt ebenfalls am 18., bei allen anderen Zahlstellen am 22. März. Die Zahlung der insen durch die Post geschieht, wenn kein gegenteiliger Antrag gestellt ist, innerhalb des

Deutschen Reichs im Wege des Postüberweisungs⸗ und Scheckverkehrs. Dabei werden Beträge bis 1500 und im Falle der Ueberweisung auf ein Postscheckkonto auch öhere Beträge ohne Abzug der Postgebühren gesahgt; nur die

estellgebühren fallen dem Empfänger zur Last. erden da⸗ Begen die Zinsen auf Wunsch durch Postanweisung oder Geld⸗ rief gezahlt, so hat der Empfänger Postgebühren und Porto zu tragen.

III. Die Staatsschuldentilgungskasse ist am 30. März für das Publikum geschlossen, am 31. März ist sie von 11 bis 1 Uhr, an den übrigen Werktagen von 9 bis 1 Uhr, geöffnet.

Berlin, den 3. März 1915.

Hauptverwaltung der Staatsschulden und Reichsschuldenverwaltung.

von Bischoffshausen.

Nichtamkliches.

Deutsches Reich. Preußen. Berlin, 9. März 1915.

Ihre Majestät die Kaiserin und Königin legte heute, am Todestage weiland Seiner Majestät Kaiser Wilhelms des Großen, einen Kranz im Mausoleum in Charlottenburg nieder. 8

In der am 8. März 1915 unter dem Vorsitz des Staats⸗ ministers, Vizepräsidenten des Staatsministeriums, Staatssekretärs des Innern Dr. Delbrück abgehaltenen Plenarsitzung des Bundesrats wurden der Entwurf einer Bekanntmachung über vorübergehende Zollerleichterungen, die Vorlage, betreffend Mindestfuttermengen an Hafer, sowie die Entwürfe eines Reichs⸗ kontrollgesetzes und eines Gesetzes, betreffend die Ausgabe von

8

Reichskassenscheinen und Reichsbanknoten, angenommen. 18

Der Bundesrat versammelte sich heute zu einer Plenar⸗ sitzung; vorher hielten die vereinigten Ausschüsse für Zoll⸗ und Steuerwesen und für Handel und Verkehr, der Ausschuß für Zoll⸗ und Steuerwesen sowie die vereinigten Ausschüsse für Handel und Verkehr und für Justizwesen Sitzungen

9*

8

Gestern abend hat, wie „W. T. B.“ meldet, im Reichs⸗ kanzlerpalais eine Besprechung zwischen Vertretern der Reichsregierung und den Vorständen der Reichstags⸗ fraktionen über die in der bevorstehenden Tagung des Reichs⸗ tags zu erledigenden Geschäfte und die Art ihrer Behandlung stattgefunden. 8

Der Obert w alshaber im Osten hat nach einer Meldung des „W. T. B. für das gesamte von deutschen Truppen besetzte Gebiet Rußlands deutsches Geld als Zahlungs⸗ mittel mit dem Zwangskurz von 100 für 60 Rubel fest⸗ gesetzt. 5

Der heutigen Nummer d. „Reichs⸗ und Staatsanzeigers“ liegen die Ausgaben 393 und 994 der Deutschen Verlust⸗ listen bei. Sie enthalten die 169. Verlustliste der preußischen Armee, die 116. Verlustliste der sächsischen Armee, die 132. Verlustliste der württembergischen Armee und die 159. Verlustliste der bayerischen Armee.

Großbritannien und Irland.

Nach den kürzlich herausgegebenen Tabellen Lloyds hatten die Dampferräume von Großbritannien im Jahre 1914 eine Zunahme von 1 542 354 t und die Segler⸗ räume eine solche von 16 918 t zu verzeichnen, wiesen also insgesamt eine Zunahme von 1 559 272 t auf. Die Abnahme stellt sich auf insgesamt 1 154 642 t. Danach hat die Handels⸗ flotte Großbritanniens gegen 1913 um 404 630 t zugenommen und bestand am 31. Dezember 1914 aus 12 854 Dampfern mit 19 145 146 t und 8203 Seglern mit 864 384 t, also ins⸗ gesamt aus 21 057 Schiffen mit 20 009 530 Bruttoregistertons. Die „Hamburgische Börsenhalle“ hat, da diese Angaben un⸗ richtig erschienen, die Ziffern von 1913 zum Vergleiche herangezogen und findet für 1913 eine Handelsflotte von 11 328 Schiffen über 100 t mit insgesamt 21 045 049 t (netto für Segler, brutto für Dampfer), woraus allein die unrichtige Aufmachung von Lloyds erkenntlich ist. Zweifellos hat man bei den Angaben für 1914 alle Schiffe, auch solche unter 100 t angeführt, während diese sonst nicht mitgerechnet worden sind. Nur die Fachpresse wird solche Unrichtigkeiten merken, während die übrige Presse, und was das Schlimmste ist, auch die Presse neutraler Länder, diese Angaben ohne weitere Prüfung ver⸗ öffentlicht. Hierdurch wird natürlich die großbritannische Han⸗ delsflotte als ungeschwächt hingestellt. Wir sind nicht in der Lage festzustellen, sagt das Blatt, wie groß die Gesamträume der Schiffe und der unter 100 t ist, so viel dürfen wir jedoch hehaupten, daß die britische Handelsflotte ganz bedeutende Verlustziffern aufzuweisen hat.

Amtlich wird mitgeteilt, daß für alle Güter aus Norwegen, Schweden, Dänemark, Holland, der Schweiz und aus Italien, die für Australien bestimmt sind, Bescheini⸗ gungen britischer Konsulate darüber nötig sind, daß sie nicht aus feindlichen Ländern herrühren.

Die „Times“ melden aus Deal, daß das amerika⸗ nische Schiff „Pacific“, mit Baumwolle nach Rotterdam unterwegs, das von einem britischen Kreuzer angehalten worden war, nach mehreren Tagen freigegeben ist und am Freitag die Reise nach Rotterdam fortgesetzt hat.

8. Frankreich. Die von Frankreich den verbündeten und befreundeten Ländern bereits vorgestreckten Geldbeträge verteilen sich laut Meldung des „W. T. B.“ folgendermaßen: Belgien 250 Millionen, Serbien 185 Millionen, Griechenland 20 Mil⸗ lionen, Montenegro eine halbe Million. Die noch vorzu⸗ streckenden Beträge belaufen sich auf 895 Millionen, die für Belgien, Rußland und Serbien bestimmt sind. .

Die Legion der Garibaldiner ist, obiger Quelle

zufolge, auf eine Weisung des Kriegsministeriums hin auf⸗ gelöst worden. Dies üh

mitgeteilt worden, die die Rückkehr des r Peppino Garibaldi abwarten, um ihre Beschlüsse zu fassen. Diejenigen Freiwilligen, die in Diensten Frankreichs verbleiben wollen, werden der Fremdenlegion zugeteilt werden, die anderen

können mit Geleit an die Grenze von Italien zurückkehren. Die

Gründe der Auflösung sind nicht bekannt. 1 Rußland.

Die „Birshewja Wjedomosti“ melden, daß sich die Ver

treter der polnischen wissenschaftlichen Gesellschaft in Warschau an das russische Unterrichtsministerium wegen Gründung einer höheren Privatschule gewendet haben und daß das Unterrichtsministerium die Genehmigung ver⸗ sagt hat. Portugal. Der Finanzminister Galhardo hat einer Meldung des .T. B.“ zufolge demissioniert.

Griechenland.

einer Meldung der „Frankfurter Zeitung“ hat

Nach

Zaimis das Mandat zur Kabinettsbildung in die Hand des Königs zurückgelegt, da Venizelos auf eine Anfrage er⸗

klärte, daß er in der Kammer nicht eine Regierung unterstützen

könne, deren Ansichten über die äußere Politik den seinigen

zu sich berufen, der 1“

zuwiderlaufe. Der König hat Gunaris sich heute nachmittag entscheiden wird.

Amerika.

Infolge des zunehmenden Chaos in der Hauptstadt Mexiko haben die Vereinigten Staaten, wie

richtet, die die Bedeutung einer Warnung hatten und als An⸗ einer völligen Aenderung der Politik der amerikanischen egierung angesehen werden.

Asien. .

Nach einem Bericht der „Times“ fand vorgestern in Peking die 7. Konferenz der chinesischen und japani⸗ schen Delegierten statt. Verlängerung des Abkommens über die Bahn um 19 Jahre zu.

bereit waren, über alle Forderungen sofort zu verhandeln.

Kriegsnachrichten.

Westlicher Kriegsschauplatz.

Großes Hauptquartier, 9. März. (W. T. B.) Auf der Loretto⸗Höhe entrissen unsere Truppen den Fran⸗ zosen zwei weitere Gräben, machten 6 Offiziere 250 Mann zu Gefangenen und eroberten zwei Maschinengewehre und zwei kleine Geschütze. In der Champagne sind die Kämpfe bei Souain noch kommen. Nordöstlich von Le Mesnil wurde der zum Vorbrechen bereite Gegner durch unser Feuer am Angriff ge⸗ hindert. In den Vogesen erschwerte Nebel und Schnee die Gefechtstätigkeit; die Kämpfe westlich von Münster und nörd lich von Sennheim dauern noch an. 2

Oberste Heeresleitung.

Oestlicher Kriegsschauplatz.

Großes Hauptquartier, 9. März. (W. T. B.) Hestlich

und südlich von Au gustow scheiterten russische Angriffe mi

schweren Verlusten für den Feind. Nordöstlich von Lomza ließ der Feind nach einem mißlungenen Angriff 800 Ge⸗ fangene in unseren Händen. Nordwestlich von Ostrolenka entwickelte sich ein Kampf, der noch nicht zum Abschluß kam

In den für uns günstig verlaufenen Gefechten nordwestlich und

westlich von Praszuysz machten wir Russische Angriffe nördlich von Rawa und nordwestlich von Nowe Miasto hatten keinen Erfolg; 1750 Russen wurden hier gefangen genommen. Oberste Heeresleitung.

Wien, 8. März. (W. T. B.) Amtlich wird gemeldet Durch die noch andauernden Kämpfe in Russisch⸗Polen wurden vielfach Erfolge erzielt. Der Gegner wurde aus mehreren vorgeschobenen Stützpunkten und Schützenlinien unter starken Verlusten geworfen. Gleichen Erfolg hattte ein kurzer Vorstoß unserer Truppen an der Front in Westgalizien wo im Raume bei Gorlice Teile der feindlichen Schützen⸗ linien durchbrochen und eine Ortschaft nach blutigem Kampfe erobert wurde. Mehrere Offiziere und über 500 Mann des Gegners sind gefangen. In den Kar pathen wird hartnäckig gekämpft. Im Raume bei Lupkow setzten die Russen gestern nachmittag einen Angriff mit starke Kräften an. Unter Einsetzen neuer Verstärkungen wurden die gelichteten Reihen des Gegners stets erneuert und mit allen Mitteln vorgetrieben und der Angriff trotz schwerer Verlust dreimal bis nahe an unsere Stellungen vorgetragen Jedesmal scheiterte der letzte Ansturm der Russer unter vernichtenden Verlusten an unseren Hindernis linien. Hunderte von Toten liegen vor s Stellungen. In einem anderen Abschnitt der Kampffron gingen eigene Truppen nach abgeschlagenen russischen Vorstößen überraschend zum Angriff über, eroberten eine bisher vom Gegner stark besetzte Kuppe und machten. neuerdings 10 Offiziere und 700 Mann zu Gefangenen. Auch auf einer benachbarten Höhe wurden 1000 Russen gefangen 8 In Südostgalizien holte sich starke feindliche Kavallerie, di gegen einen Flügel unserer Stellungen isoliert vorging, eine empfindliche Schlappe. 28

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes: von Hoefer, Feldmarschalleutnant.

Der Krieg der Türkei gegen den Dreiverband.

Berlin, 8. März. (W. T. B.) Von bestunterrichtete Seite geht uns über die Lage bei den Dardanellen die folgende Mitteilung zu: Die Meldungen der englischen Admiralität, die von bedeutenden Beee der Verbündeten bei den Angriffen auf die Dardanellen zu berichten wissen sind augenscheinlich nur darauf berechnet, einen moralischen Druck auf die Balkanstaaten auszuüben und bei der

den 700 italienischen Freiwilligen in Paris weilenden

G das „Reutersche Bureau“ meldet, dringende Vorstellungen an Carranza ge⸗

China stimmte angeblich der Südmandschurische Die Bestimmung über den Rückkauf soll erst später erwogen werden, da die Chinesen derzeit nicht

nicht zum Abschluß ge⸗

3000 Gefangene.

rfass

gtralen Stimmung zu machen. Tatsächlich hat aber noch g Fahrzeug der Verbündeten bisher das Minenfeld icht, keine einzige Mine ist weggeräumt. Die Landungs⸗ suche am 5. d. M. bei Kumkaleh und Sedulbahr sind völlig heitert. An beiden Stellen wurden die Angreifer unter hen Verlusten durch Bajonettangriffe türkischer Truppen ickgeworfken und ins Meer getrieben. Die inneren danellenforts haben noch gar nicht in den Kampf ein⸗ riffen. Die Stimmung in Konstantinopel ist ruhig und ersichtlich, das politische und wirtschaftliche Leben geht seinen vohnten Gang.

Konstantinopel, 8. März. (W. T. B.) Aus dem voßen Hauptquartier wird gemeldet: Gestern haben drei

dliche Panzerschiffe, ohne eine Wirkung zu erzielen, drei

unden lang aus der Ferne mit langen Zwischenpausen die Irts von Smyrna beschossen, worauf sie sich zurückzogen. te vormittag setzten sie ihr wirkungsloses Feuer eine unde lang fort. Diese beiden Beschießungen richteten hen Schaden an und verursachten keinen Verlust. Heute mittag beschossen vier englische Kriegsschiffe mit Zwischen⸗ men unsere Batterien an den Dardanellen außerhalb der effweite unserer Batterien und zogen sich dann, ohne ein gebnis erzielt zu haben, nach Tenedos zurück. Ein feind⸗ er Kreuzer im Golf von Saros, der die Umgebungen Harab und Bulair beschoß, wurde von zwei Granaten auf Deck getroffen.

St. Petersburg, 8. März. (W. T. B.) Der Bericht Generalstabs der Kaukasusarmee vom 6. März besagt: emilitärischen Operationen in der Gegend des Tschorokh bH südlich von Choi dauerten an. Auf den übrigen Ab⸗ itten der Front keine Veränderung.

[St. Petersburg, 8. März. (W. T. B.) Wie dem tte „Rjetsch“ von einem Berichterstatter gemeldet wird, gen die Türken in den Kaukasuskämpfen eine überraschende tnäckigkeit und einen todesverachtenden Mut. Sie den auch unterstützt durch die topographische Lage, die sie üglich ausnützen. Besonders vorzüglich schlagen sich die stantinopler Truppen.

Konstantinopel, 8. März. (W. T. B.) Aus dem oßen Hauptquartier wird gemeldet: Als die Engländer suchten, längs des Flusses Karun in Irak vorzugehen, er⸗ n sie eine neue Niederlage. Drei Bataillone englischer anterie mit zwei Schnellfeuerfeldgeschützen und zwei Berg⸗ hhützen, eine Maschinengewehrabteilung und eine swadron versuchten am 3. März unsere Stellungen der Gegend von Ahvaz anzugreifen. Nachdem unsere ppen und Freiwilligen einen Gegenangriff unter⸗ immen hatten und der Feind vierhundert Tote und wundete verloren und eine große Zahl von Gefangenen in ren Händen zurückgelassen hatte, floh er durch den Karun⸗ in Unordnung nach seinen südlich von Berder und frie festgemachten Schiffen. Unter den Toten befinden sich englischer Major und vier andere Offiziere. Wir haben mmen mit allem Zubehör und Munition drei Kanonen, hundert Gewehre, zweihundert Pferde und eine große ige 5 Sanitätsmaterial erbeutet. Unsere Verluste sind edeutend.

Parlamentarische Nachrichten.

Der Bericht über die gestrige Sitzung des Hauses der geordneten befindet sich in der Ersten Beilage.

Die heutige (108.) Sitzung des Hauses der Abge⸗

Pneten, welcher der Finanzminister Dr. Lentze beiwohnte, nete der Präsident Dr. Graf von Schwerin mit fol⸗ den Worten:

Auch die heutige Sitzung muß zu meinem aufrichtigen Bedauern einer Trauerbotschaft beginnen. (Die Abgeordneten erheben von den Plätzen.) Unser Kollege, der Ritterguts⸗

ber Alfred Kahle aus Zöpel bei Maldeuten (Kreis Moh⸗ gen) ist im Alter von 39 Jahren in Johannisburg in Ost⸗ ßen einer schweren Verwundung erlegen, die er im Helden⸗ pf für das Vaterland und in Verteidigung seiner schwergeprüften mat erlitten hat. Er war als Kriegsfreiwilliger in die vierte wadron des 16. Dragonerregiments eingetreten. Seit 1913 hat dem Abgeordnetenhause als Vertreter des Wahlbezirks 6 (Kreise ßisch Holland und Mohrungen) des Regierungsbezirks Königs⸗ gangehört und stets lebhaft an den Arbeiten des Hauses teil⸗ pmmen. Sein Opfertod wird uns allen unvergeßlich bleiben. haben sich zum Gedächtnis des Verstorbenen von Ihren Plätzen ben, ich stelle dies fest.

Hierauf tritt das Haus in die Tagesordnung ein, deren ee Punkt lautet: einmalige Beratung des Antrages des niglichen Staatsministeriums, gemäß Art. 52 der

ungsurkunde zur Vertagung des Landtages der bnarchie vom 15. März bis zum 27. Mai 1915 die stimmung zu erteilen.

Ohne Debatte stimmt das Haus dem Antrage des Staats⸗ isteriums zu. Sodann folgt die dritte Beratung des Entwurfs des natshaushaltsetats für das Rechnungsjahr 1915. Abg. von Trampczynski (Pole): Ich habe namens meiner ktion folgende Erklärung abzugeben: Seit mehr als 30. Jahren achten die Staatsregterung und die Mehrheitsparteien des diages die polnische Bevölkerung als inneren Feind. Ausnahme⸗ te wie Verwastungsmaßregeln verfolgen den gleichen Zweck, Entwicklung unseres nationalen Lebens zu unterdrücken. Mehr 1200 Millionen Mark, zu denen auch wir beisteuern müssen, aus Staatsmitteln ausgegeben worden, um die Polen in ihrem lketum zu bekämpfen. Diesen Bestrebungen entgegenzutreten, unser Recht und unsere Pflicht. Aber obwohl wir nach wie entschlossen sind, unser Volkstum bis zum letzten Atemzuge zu eidigen, haben wir niemals den Rechtsboden verlassen, sondern mehr alle unsere Pflicht als Staatsbürger in vollem ße erfüllt. Auch im jetzigen Weltkriege haben wir hier im Reichstage vorbehaltlos für alle diejenigen Maßregeln immt, welche nach Ansicht der Regierung für Kriegszwecke not⸗ ndig waren. Auf den Schlachtfeldern dieses Krieges ist auf unserer te mehr polnisches Blut für den preußischen Staat geflossen, als nach der Zahl der polnischen Bevölkerung zu erwarten war. wohl es die moralische Pflicht des Staates gewesen wäre, entgegenzukommen, haben wir seit Jahren von dieser elle aus die politische Gleichberechtiguna, also auch die chmäßige Förderung unseres Volkslums vergeblich geltend gemacht. hätten doch erwarten dürfen, daß die Regterung in Wahrung Staatswohls im Augenblicke der Gefahr sich veranlaßt gesehen te, auf die Fortsetzung dieses inneren Krieges zu verzichten. Wir ien annehmen dürfen, daß die Staatsregierung damals auf krassesten Ausnahmegesetze, wie das Enteignungsgesetz, das An⸗

siedlungsverbot, verzichtet und sich zur Wiedereinführung des Unterrichts in polnischer Sprache in den Volkeschulen enrschlossen hätte. Die Staatsregierung hat sich darauf beschränkt, uns die Möglichkeit einer sräteren Aenderung in Aussicht zu stellen, während wir mei en, daß Jahrzehnte lang geübtes Unrecht mit Worten allein nicht gutge⸗ macht werden kann. Die Staatsregierung hat sogar kein Bedenken getragen, auch in den diesjährigen Etat trotz unserer Gegenvo⸗⸗ stellungen alle diejenigen Positionen wieder einzustellen, die nach ihrer Entstehungsgeschichte und ihrer tatsächlichen Verwendung zur Bekämpfung des polnischen Volkstums dienen. Ich halte mich für verpflichtet, vor der öffentlichen Meinung gegen eine derartige Be⸗ handlung unserer Bevölkerung Widerspruch zu erheben. Wir erachten jede weitere Aufrechterhaltung von Ausnahmebestimmungen gegen die polnische Bevölkerung für unvereinbar mit dem wahren Burgfrieden, und wir werden deshalb den erwähnten Posiionen unsere Zustimmung nicht erteilen und uns an der Gesamtabstimmung über den Etat nicht beteiligen.

Abg. Dr. von Heydebrand und der Lase (kons.): Meine politischen Freunde werden auch in dritter Lesung für den vorliegenden Etat stimmen. Ich möchte es vermeiden, auf die Ausführungen und Begründungen des Vorredners, die er namens seiner politischen Freunde hier gemacht hat, näber einzugehen. Ich möchte aber hervorheben, daß wir in wesentlichen Punkten von ihm abweichen. Er hat es so hin⸗ gestellt, als ob sich die Mebrheit dieses Hauses bei ihren Maßnahmen von Feindschaft gegen die polnische Nafion habe leiten lassen. Sie sind von ihm als eine Ungerechtigkeit hingestellt worden. Derartige Motive lagen bei der Mehrheit des Hauses nicht vor. Die er⸗ griffenen Maßnahmen sind diktiert gewesen von der Empfindung, daß wir den deutschnationalen Charakter unseres Reichs und auch des preußischen Staatswesens in dieser Beziehung glaubten vertreten zu sollen, wie es geschehen ist. Dabei verkenne ich nicht und er⸗ kenne auch offen an, daß Gründe vorliegen, welche es rechtfertigen, nach dem Kriege in eine Prüfung der Fragen einzutreten, ob alle die Voraussetzungen, die uns bei der Emanation dieser Gesetzgebung geleitet haben, wohl noch vollkommen vorhanden sind und aufrecht erhalten werden können. Ohne in dieser Beziehung bestimmte Zu⸗ sicherungen zu geben, glaube ich doch sagen zu müssen, daß diese Prüfung geleitet sein wird von dem ehrlichen Bestreben, zu versuchen, bei dem ganzen Material in den Grenzen unseres preußtschen Staats⸗ standpunktes und des preußischen Staatsinteresses den Wünschen und Interessen der polnischen Bevölkerung so gerecht und wohlwollend wie es nach unserer Auffassung irgendwie möglich ein wird.

Abg. Dr. Pachnicke (fortschr. Volksp.): Ob es im Interesse der polnischen Fraktion liegt, die Erklärung des Herrn Ministers, wie es Herr von Trampczynski tat, zu entwerten, erscheint uns zweifelhaft. Nach unserer Ansicht muß die Königliche Staatsregie⸗ rung, wenn sie nicht einen schweren Fehler begehen will, ihren Worten die Tat folgen lassen. Kampfgesetze, wie die Ansied⸗ lungsbeschränkung von 1904 und die Enteignung, lassen sich nicht aufrecht erhalten einem Volksteil gegenüber, der wie alle übrigen an der Erfüllung vaterländischer Pflichten in der Abwehr der gegen uns gerichteten Angriffe teilgenommen hat. Manche Erleichterungen hätte die Regierung schon früher gewähren können und sollen; in ihrem ganzen Umfange aber lassen sich während des Krieges die strittigen Fragen nicht erörtern. Deshalb verzichten wir darauf, im gegen⸗ wärtigen Augenblick Anträge zu den Etatspositionen zu stellen und die Gründe darzulegen, aus denen wir die wünschenswerte Stärkung des Deutschtums auf dem Wege der Ausnahmegesetzgebung nicht für erreichbar erachten. Die Entwicklung hat uns recht gegeben. Auf Erfahrungen vor und in dem Kriege gestützt, sprechen wir die bestimmte Erwartung aus, daß die Poittik, wie auf anderen Gebteten, so auch der polnisch sprechenden Bevölkerung gegenüber künftig den Zeitumständen Rechnung trägt, daß unmittelbar nach Friedensschluß Maßregeln beseitigt werden, die die gegenseitige Annäherung erschweren, daß in der Ge⸗ setzgebung und in der Verwaltung allein der Gedanke der Rechts⸗ gleichheit den Ausschlag gibt.

(Schluß des Blattes.)

Statistik und Volkswirtschaft.

Zur Arbeiterbewegung.

Nach einer von „W. T. B.“ wiedergegebenen Meldung der „Times“ aus Southampton steht auf den Schiffs⸗ werften von Harland and Wolff eine ernste Ar⸗ beiterbewegung bevor. Die Arbeiter verlangen eine so⸗ fortige Aufbesserung von fünf Shilling wöchentlich und außerdem eine zehnprozentige Lobnerhöhung für Ueberstunden. Die Arbeitgeber sind der Anschauung, daß die Arbeiter ohnehin doppelt so viel ver⸗ dienen wie in normalen Zeiten, und daß ihre Forderungen deshalb unberechtigt sind.

Wohlfahrtspflege.

Dem Provinzialverein vom Roten Kreuz der Provinz Ostpreußen wurden vom German Reltef Fund in New Vork für Kriegsnotleidende der Provinz 248 203 durch Vermittlung des Zentralkomitees in Berlin gespendet. Die Gabe wird als Zeichen warmherziger Teilnahme stammverwandter Ameri⸗ kaner an dem Unglück zahlreicher Ostpreußen dankbar gewertet.

Der Nationalstiftung für die Hinterbliebenen der im Kriege Gefallenen (Berlin NW. 40, Alsenstraße 11) gingen aus der Kriegssammlung des Vereins mittlerer Staats⸗ eisenbahnbeamten (e. V., Sitz Cöln) 10 000 zu, ein weiterer schöner Beweis von der schon so oft betätigt Gebefreudigkeit unserer Eisenbahnbeamten.

8 8

Bei der Landesversicherungsanstalt Berlin ist die Zahl der von arbeitslosen Versicherten gestellten Unterstützungs⸗ anträge bis Ende Februar auf 20. 674 gestiegen. An Unter⸗ stützungen wurden in den verflossenen 22. Wochen 780 293 ge⸗ zahlt. 14 860 der gestellten Unterstützungsanträge wurden bewilligt und 4349 abgelehnt. Für den Einzelfall beltef sich der Höchstbetrag der gewährten Unterstützung auf wöchentlich 20 ℳ. An Miets⸗ zuschüssen wurden bis einschlief lich 13. Februar 1915 13 708 gezahlt. Von den gestellten 1920 Anträgen sind 1850 bewilligt und 52. abgelehnt worden. Der Höchstbetrag des monatlichen Zuschusses betrug im Einzelfalle 15 ℳ. Die Tuberkulosefürsorgestation hat an Mietszuschüssen im Monat Februar 1915 an lungenkranke Versicherte 3084 gegen 3114 im Vormonat gezahlt. Der Rückgang des Betrages ist fast ausschließlich auf Todesfälle zurückzuführen. Die Ausgabe der Speise⸗ und Milchmarken ist infolge der anhaltenden Besserung auf dem Arbeitsmarkte zurückgegangen. Hinterbliebene von im Kriege gefallenen Versicherten haben Fürsorgeanträge ein⸗ gebracht: im Oktober 1914 10, im November 22, im Dezember 44, im Januar 1915 75. 1

Kunst und Wissenschaft.

Die Kunsthandlung Cassirer veranstaltet in diesem Kriegs⸗ winter in größeren zeitlichen Abständen Sonderausstellungen Berliner Künstler. Diesmal ist Ulrich Hübner an der Reihe. Seine Art ist wohlbekannt, denn seit Jahren erfreut man sich immer wieder an der gefälligen Wirkung der Hafenbilder, die er in den Sezessionsaus⸗ stellungen vorführt. Gefällig und ltebenswürdig wirken seine Werke in der Gesamtheit auch bei Cassirer. Hübner quält sich nicht mit erasten künstlerischen Provlemen ab;⸗ die altgewohnten Ansichten von Häfen und breiten Flüssen, von Havelseen und von Potsdam fertigt er in einer leichten Art ab, ohne jemals leichtfertig und oberflächlich zu werden. Man sieht die von ihm behandelten Motive immer gern wieder, obgleich in ihnen keine neuen farbigen Tone, keine stärker betonte persönliche Art, die Dinge

zu sehen, hervortritt. Die hübschen Naturausschnitte, ibre beiteren, bellen Farben und die behende Pinselführung ergeben zusammen Werke, denen nur noch ein wenig Tiefe und straffe Ge⸗ schlossenheit fehlt, um einen Eindruck zu erzielen, der nachhaltiger über die angenehme Augenblickswirkung hinausgeht. Sein Bild eines stillen Wasserbeckens mit Häusern und hohen grünen Büschen, die von einem spitzen mepaar überragt werden ungs sich in den Fluten spiegeln, besst unter den hier gezeigten Werken die größte Kraft und Klarheit; ein Blick von hobem Ufer über die belebte Seefläche ist in der Wiedergabe des hellflutenden Lichtes und des silbern gleißenden Dunstes, der aus dem Wasser aufsteigt, recht gelungen. Das umfangresche Gemälde eines Flußarmes mit hohen Segelschiffen und die Aussicht über grünes Buschwerk auf eine Seefläche, von deren tiefblauem Wasser sich die schimmernd weißen Segel eines Bootes abheben, gehören des weiteren zu den Bildern, die am meisten fest und bestimmt in der Form sind. In anderen Werken machen sich die Nachteile von Hübners flinker Technik stärker bemerkbar: der Pinsel gleitet zu gleichmäßig und rasch über die Fläche hin, um das Material der verschiedenen Körper, die alle einen dünnen und leichten Eindruck erwecken, deutlich charakterisieren zu können. Die mit Geschmack gewählten Farben er⸗ scheinen gelegentlich allzu angenehm und rosig und die Wolken sind allzu virtuos hingefegt. In malerischer Be⸗ ziehung fesseln die Werke am stärksten, in denen Hübner die aus Schornsteinen dunkel und schwer bervorquellenden Rauchgarben sich mit dem Dunst des Wassers und mit den Wolken vereinigen läßt, oder wo aus den lodernden Flammen und dem Qualm von Feuersbrunsten eine reich belebte, hin und her wogende und ziebende Dunstschicht gebildet wird, in der die harten und festen Dinge weich und zerfließend untergehen. Vom Bildbauer Ernst Barlach sieht man einige Holzreliefs und Skulpturen. Barlach überträgt die Art, in der Peter Brueghel d. Ae. und Adrian van Ostade in seiner Frühzeit Bauerngestalten in einfach abgerundeten Formen großzügig wieder⸗ gaben, auf die Plastik. Anfangs erzielte er damit einen starken Ein⸗ druck. Allmählich hat man sich aber an dieser primitiv stilisierenden Kunst fatt gefehen, und zwar um so mehr, als Barlach sich eine bequeme Manier zurechtgemacht hat. Nur die Grupve zweier Hirten mit emporgewendetem Blick und die Gestalt einer schreibenden Frau wirken ursprünglich und lebendig und trotz der Vereinfachung belebt und reich gegliedert. Die zarte Beseelung und die Feinheiten, die alte schlicht geformte Plastiken trotz der Redunterung auf die knappsten Linien und größten Flächen aufweisen, vermißt man bei den meisten Bildwerken Barlachs. Sie wirkten schwerfällig, grob und im Ausdruck leer. Dr. P.

Gesundheitswesen, Tierkrankheiten und Absperrungs⸗ maßregeln.

Das Kaiserliche Gesundheitsamt meldet den Ausbruch der 8 Klauenseuche vom Schlachtviehhof in Dresden am 8. d. M. 8

Theater und Musik.

v o Im Trianontheater irkuss „Akrobaten“ von Paula Busch und Hermann Stein zum ersten Male aufgeführt. Künstlerische Eigenschaften hat das Stück kaum aufzuweisen, aver es beansprucht um deswillen ein gewisses Interesse, weil die Mitverfasserin, eine Tochter des ehemaligen Zirkus⸗ direktors Kommissionsrats Busch, in ihm das Zirkusleben aus eigener Anschauung wiederzugeben in der Lage war. So ist ihr ohne Zweifel, was die Zustandsschilderung betrifft,“ manches gelungen, und wer sich davon ein Bild machen wollte, wie es in einem Anklelde⸗ raum unter den Artisten zugebt, konnte hier seine Wißbegier be⸗ friedigen. Im übrigen will die Komödie etwas Selbst⸗ verständliches zeigen, nämlich, daß im Altistenberufe wie in anderen an braven und ehrenwerten Elementen kein Mangel ist. Den Erfolg des Abends entschied nicht das Stück, sondern Rosa Valletti, die Darstellerin einer überalterten Schulreiterin, deren Aus⸗ drucksweise einen starken Stallduft ausströmt und deren maßlose Leidenschaftlichkeit sich in urwüchsigster und drolligster Weise Luft macht. Ohne ihre schauspielerische Meisterleistung wäre die Auf⸗ merksamkeit der Zuschauer bald erlahmt. Unter den anderen Mit⸗ wirkenden seien noch Toni Renn sowie die Herren Lenz und Borchardt mit Anerkennung genannt.

Friedrich Wilhelmstädtisches Theater.

Im Friedrich Wilhelmstädtischen Theater sang gestern die Königlich bayerische Kammersängerin Hermine Bosetti die Partie der Susanne in „Figaros Hochzeit“, und das vollbesetzte Haus be⸗ wies, daß man auch im Norden Berlins einen so vornehmen Gast zu würdigen weiß. Wer ihre künstlerische Art kannte, der war schon im vorhinein dessen gewiß, daß sie eine hervorragende Vertreterin der schelmischen Kammerzofe sein würde, und die Erwartungen wurden nicht getäuscht. Gesang, Darstellung und äußere Erscheinung deckten sich vollkommen mit der Rolle. Nur eine gewisse Zurück⸗ haltung in der Tongebung ließ darauf schließen, daß eine kleine stimmliche Indisposition sie zur Vorsicht mahnte. Ein zweiter Gast, Fööuteis Kaesser vom Deutschen Opernhause, sang für das erkrankte 8

u“

räulein von Granfelt die Gräfin. Man kennt ihre vortreffliche eistung schon vom Charlottenburger Hause her. Adelheide Pickert, die sonst die Susanne gab, bewährte sich diesmal als muntere und gut singende Vertreterin des Cherubin. Die übrigen Rollen waren so besetzt wie bei der kürzlich gewürdigten Erstaufführung. Der ver⸗ dienstvölle musikalische Leiter war wieder der Kapellmeister Urack. Das Publikum ließ es an lebhaftem Beifall für die Gäste und die einheimischen Künstler nicht fehlen.

Morgen, Mittwoch, findet im Königlichen Opernhause eine Wiederholung der „Sieben Raben“, Märchendichtung in vier Aufzügen von Hans Joachim Moser, mit der Musik zu „Eurvanthe“ von E. M. von Weber statt. Die Besetzung lautet: Des Kanllers Weib: Frau Leffler⸗Burckard, Spinnerin: Frau Hafaren⸗Waag, Fee: Frau Dux, Bäuerin: Fräulein Birkenström, König: Herr Bachmann, Königssohn: Herr Unfel, Kanzler: Herr Bischeff. Dirigent ist der Generalmusikdirektor Blech.

Im Königlichen Schauspielhause wird morgen „Anti⸗ gone“ aufgeführt. Frau Thimig spielt die Titelrolle. Ferner sind in größeren Aufgaben die Damen Ressel und von Mavyburg sowie die Herren Engels, Mühlhofer, Geisenrörfer, Zimmerer, von Ledebur, Leffler und Mannstädt beschäftigt. Spielleiter ist Dr. Bruck. Die Vorstellung beginnt um 8 Uhr.

Im Deutschen Theater wird das fünfaktige Possenspiel „Schluck und Jau“ von Gerhart Hauptmann anfang der nächsten Woche zum ersten Male aufgeführt. Die zu dem Werke gehörige Musik hat Max Marschalk geschrieben. Spielleiter ist Max Reinhardt.

Der Königlich sächsische Kammersänger Friedrich Plaschke tritt am Donnerstag wieder im Deutschen Opernhause als Wotan in „Siegfried“ auf. Die Titelrolle in derselben Vorstellung singt der Kammersänger Peinrich Hensel und den Mime der Kammer⸗ sänger Julius Lieban.

Im Theater in der Königgrätzer Straße wird als nächste Neuaufführung August Strindbergs Passionsspiel Ostern“ noch im Laufe dieses Monats gegeben werden. Die Regie führt

Konzerte. 8

Die geschätzte Sängerin Eyva Katharina Lißmann brachte mit ihrem Schubert und Schumann gewidmeten Liederabend im Beethovensaal am Donnerstag die Vorzüge ihrer ausgereiften Gesangskunst insofern nicht voll zur Geltung, als sie gar zu oft in unkünstlerische „Säuselei“ verfiel. Dieser fast schon zur Manier

wurde am Sonnabend eine Zirkuskomödie

. 2e 1

8 8 8 8 1 2 —.— ——

—————————————

.

* *

—ö—