Posen, 21. März. Nach vorangegangenem Gottesdienst wurde heute mittag der 46. Provinziallandtag der Provinz Posen im hiesigen Provinzialständehause durch den Königlichen Landtagskommissar, Oberpräsidenten der Provinz Posen von Eisenhart⸗Rothe mit folgender Ansprache er⸗ öffnet:
Hochgeehrte Herren!
Durch die Gnade Seiner Majestät des Königs im Juni vorigen Jahres zum Oherpräsidenten der Provinz Posen berufen und jetzt zum Landtagskommissar bestellt, habe ich die Ehre, Sie bei Ihrem Zu⸗ sammentritt zum 46. Provinziallandtag namens der Königlichen Staatsregierung in der Residenzstadt Posen willkommen zu heißen.
Seit der letzten Taaung hat ein schwerer Verlust die Provinz betroffen Nach kaum 2 ⁄½ jähriger Tätigkeit an der Spitze der Provinz ist mein hochverehrter Amtsvoragänger, der Oberpräsident, Wirklische Geheime Rat D). Dr. Schwartzkopff am 30. Mai 1914 durch den Tod aus seinem Amte abberufen worden. Ich weiß mich eins mit Ihnen, wenn ich auch in dieser Stunde der aufrichtigen Trauer Ausdruck gebe, di Staat und Provinz über den Heimgang dieses an Charakter⸗ ergenschaften und Geistesgaben gleich ausgezeichneten Mannes empfinden. Wie er, will ich bestrebt sein, die wirtschaftliche und kulturelle Ent⸗ wicklung der Provinz fördern zu helfen und die hierauf gerichtete Arbeit der Proyinzialverwaltung und vertretung nach Kräften zu unterstützen.
Meine Herren, in einer großen und ernsten Zeit treten Sie zu⸗ sammen. Seit über 7 Monaten steht Deutschland in dem schwersten Kompfe, den die Weltgeschichte kennt, in einem Kampfe, in dem es sich m Sein oder Nichtsein des Deutschen Reiches handelt. Gegen eicve Welt von Neid und Mißgunst vertetdigt deulscher Heldengeist den Bestand, die Größe und die Kulrur des deutschen Volkes. Dank der
nvergleich ichen Tapferkeit unserer T uppen ist es den Feinden bisher scht gelungen, irgendwo in unserem Lande festen Fußz zu fassen. Belgien, Frankreich und Rußland müssen es im eigenen Lande spüren, vas es heißt, unseren Frieden zu stören und den deutschen Kriegsgeist zu entfesseln. Wir aber in der Ostmark, deren Grenzen zwesmal durch die russi chen Millionenheere unmittelbar bedroht waren, wir würden uns selbst verleu nen, wenn wir heute nicht des genialen Feldberrn gedachten, der unse re Provinz vor einem Schicksal bewahrt hat, wie er leider Gottes an Ostpreuß n nicht vorübergegangen ist. Der Generalfeldmarschall von Hindenburg, selbst von Geburt ein Posener Kind, kann unserer unauslöschlichen Dankbarkeit gewiß sein; sein Name wird mit der Geschichte der Provinz Posen für ewige Zeiten ver⸗ knüpft bleiben.
Aber, meine Herren, auch mit wirtschaftlichen Waffen suchen uns die Gegner zu bekämpren; durch Aushungern hoffen sie uns auf die Knie zu zwingen. Sind schon die Lasten, welche der Kwieg an sich dem Lande und besonders unserer Grenzprovinz auferlegt, nicht leicht zu ertragen, so sind sie doch klein gegen die Opfer, welche der wirt⸗ schaftliche Kampf von den schaffenden Ständen und namentlich von der Landwirtschaft fordert. Aber die Landwirtschaft der Provinz Posen ist mit den üb igen Berufen im Deut'chen Reich fest ent⸗ schlossen, wte draußen das Blut ihrer Söhne so hier ihr Hab und Gut dem Vaterlande zu werhen und durch wirtschaftliche Beschränkung und Selbstzucht mitzuhelf n, daß der Krieg durchgeführt werden kann bis zu einem gesicherten, die freie Entwicklung des deutschen Volkes verbürgenden Fieden. Ich freue mich, bei dieser Gelegenheit hier feststellen zu können, daß die Einwohner der Provinz Posen ohne Unterschied des Beuss und ohne Unterschied der politischen Stellung von Beginn der Mobilmachung an bis zuletzt keinen Augenblick ge⸗ zögert haben, ibre naatsbürgerlichen Pflichten zu erfüllen und darüber hinaus unter Zurückstellung von Sonderinteressen und gegensätzlichen Anschauungen dem deutschen Vaterlande das zu geben, was es in einer so schweren Zeit beanspruchen kann und beanspruchen muß.
In unermüdlicher Ooferwilligkeit, mit offenem Herzen und offener Hand hat die Bevölkerung in Stadt und Land die großzügige Liebes⸗ tätigkeit unterstützt, welche die zur Fürsorge für unsere T uppen und deren Angehörige berufenen Organisationen in so segensreicher Weise entwickelt haben. Ich zweifele nicht, daß sie auch in Zukunft geneigt sein wird, weiteren an sie herantretenden Anforderungen, so insbe⸗ sondere den Forderungen, welche die Sorge für die Kriegsinvaliden und die Förderung ihrer Erwerbsmöglichkeit an sie stellen werden, mit der bisherigen Bereitwilligkeit zu entsprechen.
Mit entschlossener Tatkraft unterzieben sich namentlich die Kom⸗ munalverbände den zahlreichen, verantwortungsvollen und Opfer fordernden Aufgaben, die sie — sei es auf gesetzlicher Grundlage, sei es durch freie Entschließung — zur Erhaltung und Stärkung der wirtschaftlichen Widerstandsfähigkeit des deutschen Volkes übernommen haben. Di⸗ Seldstverwaltung hat in diesem Kriege wiederum einen glänzenden Beweis für ihre Bedeutung im staatlichen Organismus erbracht und wird — des bin ich gewiß — auch weiter den staatlichen Behö den schaffend und fördernd zur Seite stehen. Auch der provinzial⸗ ständische Verband der Provinz Posen hat sich mit erprobter Tatkraft in den Dienst der Allgemeinheit gestellt. Nicht allein, daß er sich an der Aufbringung der für die Kriegführung nötigen Mittel durch Zeichnung auf die Kriegsanleihen in hervorragender Weise be⸗ teiligte, daß er ohne Zögern seine gemeinnützigen Anstalten der Kriegs⸗ fürsorge zur Verfügung stellte, daß er die Werke der freiwilligen Liebestätigkeit mit seinen Mitteln reichlich unterstützte, er hat auch Vorsorge getroffen, daß den Hinterbliebenen der gefallenen Krieger durch Einrichtung einer Kriegsversicherung bei der Provinzial⸗ Lebensversicherung die Möglichkeit gegeben sich vor den ersten Sorgen nach dem Tode des Ernährers zu schützen. Der Antrag des Provinzialausschasses auf Uebernahme einer Garantie von je 100 000 ℳ für die beiden, in Posen und Bromberg be⸗ gründeten Kriegskreditbanken harrt noch Ihrer Entscheidung.
Unnter den weiteren Vorlagen der Provinzialverwaltung erlaube ich mir nur noch auf den Landeehaupfetat für 1915 hinzuweisen. Bei der unvermeldlichen Steigerung einer Reihe von Ausgabepositionen wird die Herstellung des Geeichgewichts zwischen Einnahmen und Ausgaben ohne Bereitstellung entiprechender Mittel sich nicht ermöglichen lassen. Aus wohlerwogenen Gründen schlägt Ihre Verwaltung Ihnen vor, von einer Erhöhung der Provinzialumlage Abstand zu nehmen und den notwendigen Ausgleich darch Inanspruchnahme eines Betrages aus dem Provinzialkapftalfonds zu bewirken.
„Der Staat hat für diesmal davon abgesehen, mit besonders wichtigen Vorlagen an Sie heranzutreten. Indem ich der Hoff⸗ nung Ausdruck gebe, daß es Ihrer bewährten Einsicht und Pflichttreue gelingen möge, die Ibrer harrenden Aufgaben mit Gottes Hilfe zum Segen der Provinz zu Ende zu führen, übergebe ich Ihnen, hochverehrter Herr Landtagsmarschall, den Allerhöchsten Erxlaß über die Einberufung des Provinzial⸗ andtaages vom 26. Januar dieses Jahres und das Provpositionsdekret om 15. Februar dieses Jabres und erkläre im Auftrage Semer Majestät des Kaisers und Königs den 46. Provinziallandtag der
rovinz Posen für eröffnet.
erwiderte der Landtagsmarschall, Kammerherr
Schlichting folgendes: Hochgeehrter Herr Landtagskommissarius! Das gütige Int resse, welches Eure rzellenz an unseren Arbeiten nehmen zu wollen erklätt haben, gibt uns die Zuversicht, daß es uns vergönnt sein wird, wie bieher so auch fürderhin in engem Zasammen⸗ wirken mit dem Königlichen Landtagskommissarius dem Wohle unserer Pro inz zu dienen. Namens der hier versammelten Stände bitte ich, versichert sein zu wollen, daß wir Eurer Erz llenz als dem durch das Vertrauen Seiner Maj stät zu dem verantwortungsvollen Amte des Oberpräsidenten unserer Peimatp ovinz berufenen Manne volles und aufrichtiges Vertrauen entgegenbring n
Die ehrenden Worte, welche Eu e Exz llenz dem im Mai v J. unerwartet dabing chiedenen Oberpräsidenten, Wi klichen Geheimen Rat D. Dr Schwartzkopff, gewidmet haben, finden bei uns sehr sympathischen W derhall. Wir baben tief den Verlust dieses ausge⸗
Hierauf Freiherr von
vinziallandtages und des Provinzialausschusses stets ein warmherziges und sachkundiges Interesse betätigt hat.
Seit nunmehr fast acht Monaten stieht unser, deutsches Volk in einem ihm aufgezwungenen Kampie um Dasein und Weltgeltung, in einem Kampfe so gewaltig und opfervoll, wie ihn die Weltgeschichte bisher nicht gekannt. Mit stolzer Genugtuung blickt die Provinz auf die Ruhmestaten unserer Heere in Ost und West und auf die Leistungen unserer Flotte. Eingegraben für immer ist in unsere Herzen vor allem, was der geniale Führer unserer Streitkräfte im Osten, der Generalfeldmarschall von Hindenburg, für unser gesamtes Vaterland und im besonderen für unsere Heimat, die durch die Gefahr eines russischen Einfalles so schwer bedroht war, getan hat. Wir sind gewiß, daß unser deutsches Volk, welches dieser große Krieg zu so wundervoller Einmütigkeit und Geschlossenheit zu⸗ sammengefüugt hat, die gerechte und heilige Sache des Vaterlandes mit Begeisterung auch weiterhin durchfechten wird bis zu dem glor⸗ reichen Frieden, den wir mit Zuversicht erhoffen. Und wie wir des Feindes mit Gottes Hilfe auf dem Schlachtfeide Herr zu werden ge⸗ denken, so wird das gesamte Volk, werden alle Berufe und Stände auch weiterhin freudig di je⸗nigen Opfer bringen, deren es bedarf, um die Absicht unserer Feinde, uns wirtschaftlich niederzuringen, zuschanden zu machen.
Daß Eure Exzellenz dessen, was unserer Provinzialverhand auf dem Gebiet der Kriegsfürsorge getan hat und weiter zu tun bereit ist, mit so warmen Worten gedacht haben, erfüllt uns ebenso mit Genug⸗ tuung wie die Anerkennung, welche das Verhalten der gesamten Be⸗ völkerung in Stadt und Land bei Eurer Exzellenz gefunden hat.
Unsere Tagung, meine Herren M tstände, wird kurz sein, aber be⸗ deutungsvolle Vorlagen der Erledigung zuführen. Wir werden be⸗ strebt sein, uns durch pfl cht reue, einmütige und sachliche Arbeit der großen Zeit würdig zu erweisen, in der wir uns hier versammelt aben.
Zu Beginn unserer Verhandlungen aber gedenken wir wie stets so auch dieemel in ehrerbietiger Ireue unseres erhabenen Kaiserlichen Herrn. Lebhafter denn je bewegt heute unser aller Herzen der heiße Wunsch: Gott schütze den Kniser! Stimmen Sie ein mit mir in den altbewährten Ruf: Seine Majestät der Kaiser, unser Allergnädtgster König und Herr, Hurra, Hurra, Purra!
Auf Beschluß der Versammlung sandte der Landtags⸗ marschall folgende Telegramme ab:
An Seine Majestät den Deutschen Kaiser.
Die in diesem Jahre, in dem die Provinz Posen auf eine hundertjäbrige Zugehörigkeit zum preußsschen Staat zurückblicken kann, zum Provinztallandtag versammelten Stände der Provinz Posen sind stolz auf die Söhne de⸗ Provinz, die in heldenmütigem R ngen in Ost und West Blut und Leben für Eure Majestät und unser Vater⸗ land hingeben dürfen. Wir gedenken in dieier großen Zeit Eurer Majestät in aufrichtiger Liebe und erneuern das Gelübde unwandel⸗ barer Treue.
An Generalfeldmarschall von Hindenburg Oberkommando Ost.
Provinz Posen gedenken der glänzenden Siege, durch die Eurer Erzellenz Feldherrngabe und der Heldenmut Ibrer unvergleichlichen Truppen in blutigem Ringen die Provinz Posen vor Not und Elend bewahrt haben, sprechen Ihnen und den heldenmüttgen Truppen dafür ihren Dank aus und wünschen, daß Gott Eure Exzellenz gesund erhalte und weiter von Sieg zu Sieg führe. ö“
Oesterreich⸗Ungarn. Der Feldmarschall Erzherzog Friedrich hat laut Mel⸗ dung des „W. T. B.“ nachstehenden Armeebefehl erlassen: Nach viereinhalbmonatigen heldenmütigen Kämpfen, in welchen
der rücksichtslos und zähe, aber stets vergeblich anstürmende Feind ungeheure Verluste erlitt, und nach blutiger Abweisung seiner noch
zeichneten Staarsbeamten betrauert, der an den Arbeiten des Pro⸗ 8
in letzter Zeit, insbesondere am 20. und 2[. März Tag und Nacht unternommenen Versuche, die Festung Przemysl mit Gewalt in die Hand zu bekommen, hat die heldenmüttge Festungsbesatzuncg, die noch am 19. März mit letzter Kraft versuchte, den übermächtigen Ring der Einschließung zu sprengen, durch Hunger bezwungen, uber Befehl und nach Zerstörung und Sprengung aller Werke, Brücken, Waffen, Munition und des Kriegsmaterials aller Art, die Trümmer von Przemysl dem Feinde überlassen. Den unbesiegten Helden von Przempsl unseren kameradschaftlichen Gruß und Dank: sie wurden durch Naturgewalten und nicht durch den Feind bezwungen, sie bleiben uns ein hehres Vorbild treuer Pflichterfüllung bis an die äußerste Grenze menschlicher Kraft. Die Verteidigung von Przemysl bleibt für ewige Zeiten ein leuchtendes Ruhmesblatt unserer Armee. Feldmarschall Erzherzog Friedrich.
Blättermeldungen zufolge hat die Aufnahme der Getreide⸗ und Mehlvorräte in ganz Oesterreich ein sehr befriedigendes Ergebnis gehabt. Mehrere Provinzen ver⸗ fügen über ansehnliche Ueberschüsse über den Bedarf bis zur Einbringung der neuen Ernte. Immerhin ist Oesterreich, namentlich für die Versorgung mit Mais, auf die Mithilfe Ungarns angewiesen; es sind Verhandlungen darüber im Zuge. Auch die Frage der Einführung der Brot⸗ und Mehlkarten bildet den Gegenstand eingehendster Beratungen und Ermitte⸗ lungen. Die in der letzten Woche in Wien vorhandenen Schwierigkeiten bezüglich der Brotversorgung sind bereits be⸗ hoben, die Broterzeugung ist vollständig normal. Großbritannien und Irland. 8
Die Versicherung gegen Kriegsrisiko war am Sonnabend im Gegensatz zu anderen Sonnabenden sehr leb⸗ haft. Wie der „Daily Telegraph“ meldet, sind die Prämien infolge der Ereignisse der letzten Woche sehr bedeutend ge⸗ stiegen. 30 und 40 Schillinge wurden für Versicherungen bezahlt, die früher zum Satze von 20 Schillingen ab⸗ geschlossen worden waren. Die Versicherer sind offenbar der Ansicht, daß ein Pfund von hundert bei den Ver⸗ lusten, die der Markt in der letzten Zeit erlitten hat, nicht genügt. Unter den Verlusten waren einige Schiffe, die zwar als vermißt angegeben waren, von denen man aber nicht weiß, ob der Verlust auf kriegerische Ursachen oder auf Unfälle anderer Art zurückzuführen ist. In Fällen, wo verschiedene Versicherer für jedes einzelne dieser beiden Risiko zu haften hatten, entstand eine Ungewißheit, wer die Versicherungssumme zu bezahlen hätte.
,— Die neuen Verlustlisten britischen Offizieren in den Gefechten und Saint Eloi auf 724 an.
1 111164“ 8
geben die Verluste an bei Neuve Chapelle
Frankreich.
Iʒi der „Temps“ mitteilt, hat der Senatsausschuß für die Marine einen Unterausschuß für die Handels marine ernannt, der alle die Handelsmarine be⸗ treffenden Fragen prüfen soll. Der Ausschuß werde ferner je einen Unterausschuß für die Arsenale, die Werften und für den Personalbestand der Marine ernennen.
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Einer Meldung des „W. T. B.“ zufolge sind 23 Jahr⸗ gänge ungedienter Reichswehr erster Klasse zur Ein⸗ tragung in die Listen aufgefordert worden. Infolge von Aerztemangel sind Studenten und Studentinnen älterer Semester zur Krankenpflege und als Aerzte herangezogen worden. “ “
Italien.
er gestrigen Sitzung der Kammer schlug der Ministerpräsident Salandra gegen Schluß der Verhandlungen vor, die Kammer möchte sich bis zum 12. Mai ve rtagen.
Wie „W. T. B.“ berich et, verlangte Turati im Hinblick auf die internationale Lage eine Verkürzung der Kammerferien bis auf den 15. April und sprach den Wunsch aus, daß Italiens Neutralität eine Neutralität des Friedens und der Gerechtigkeit sei. Der Ministerpräsident Salandra erklärte darauf, es liege der Regierun fern, ohne Parlament regieren zu wollen; wenn sie trotzdem etwas längere Parlamentsferien vorschlage, so wolle sie eben all ihre Aufmerksamkeit auf die internattonale Lage richten können. Be⸗ züglich der ausmärtigen Politik habe sie wiederholte Beweise de Vertrauens der Kammer empfangen, das. ja nur ein allgemeines sein könne und bedeute, daß man der Regierung die größte Aktionsfreihei 3 lasse. Er habe das Bewußtsein, versichern zu dürfen, daß zwischen der Regierung und dem Parlament volle Urbereinstimmung hinsichtlich der Wahrung der legitimen Jateressen und der gerechtfertigten An sprüche des Landes bestehe.
Darauf nahm die Kammer Salandras vertagte sich bis zum 12. Mai. 8
Niederlande. wird gemeldet,
In der
Von „W. TZ. B. * gesellschaft beschlossen verkehr einzustellen und Tilbury zu befördern.
daß die Zeeland⸗
nur Passagiere und Post nach
Amerika.
Wie
bündeten. die „Morning Post“” meldet, wird die Note an die ergänzenden Erklärungen. Die Vereinigten Staaten werden den Standpunkt einnehmen, daß die englische Ver⸗ ordnung keine Blockade ankündigt und daß, solange keine Blockade besteht, ihre Grenzen nach dem anerkannten inter⸗ nationalen Brauch und den Forderungen des Völkerrechts bestimmt sind und daß die Vereinigten Staaten nicht verpflichtet sind, die Blockade anzuerkennen. Wenn eine Blockade angekündigt ist, erkennen die Vereinigten Staaten den Verbündeten nicht
8 Die beute zum Provinziallandtage versammelten Stände der
das Recht zu, den Handelsverkehr zwischen den Vereinigten Staalen und neutralen Ländern zu verhindern, obwohl sie ihnen das Recht, gegen Konterbande einzuschreiten, zugestehen. Die Existenz einer Blockade ist eine tatsächliche Frage und die vom Völkerrecht verlangten Tatsachen, die die Neutralen von einer effektiven Blockade überzeugen könnten, sind nicht dargetan. Bis die Blockade angekündigt ist, be⸗ schränken sich nach amerikanischer Auffassung die Rechte der Kriegführenden auf das Anhalten und die Durchsuchung des Schiffes. Man erwartet, daß die amerikanische Note eine diplomatische Korrespondenz zwischen den Regierungen herbei⸗ führen wird. In Washington hofft man daß die Verbündeten Zugeständnisse machen werden, die die öffentliche Meinung be⸗ friedigen. Der Hauptpunkt des amerikanischen Protestes ist der, daß die Verbündeten neutrale Länder nicht blockieren dürfen, was sie tatsächlich beabsichtigen, indem sie amerikanische Güter nicht nach dem neutralen Europa gehen lassen wollen.
Wie das „Reutersche Bureau“ berichtet, hat in Berlin in Ontario, der wichtigsten deutschen Stadt in Kanada, die Schulbehörde den deutschen Unterricht in den öffent⸗ lichen Schulen der Stadt a ufgehoben.
Asien.
T8 „Rußkoje Slowo“ aus Peking berichtet, meldet die dortige offiziöse Zeitung „Ashianahe“, daß über einen großen Teil der mit Japan zur Verhandlung stehenden Punkte eine Einigung erzielt worden sei. In allen Fragen, die die Integrität Chinas berühren, blieben beide Teile fest bei ihrem entgegengesetzten Standpunkte. Vorgestern habe China die Nachricht von einer Demonstration der japanischen Flotte und von der Transportbereitschaft des japani⸗ schen Heeres erhalten. Wenn im Laufe der Woche nicht eine Einigung erfolge, drohe Japan vorzugehen. Aber jeder Chinese sei bereit, für sein Vaterland zu kämpfen und zu sterben.
— In Japan geht die politische Kampagne für die Wahlen am 25. März ihrem Ende entgegen Der Wahlkampf dürfte heftig werden. Der Premierminister Graf Okuma macht Wahl⸗ reisen nach amerikanischem Muster und hält Reden von Eisen⸗ bahnwaggons herab. In einer Rede in Osaka sagte er, wie das „Reutersche Bureau“ meldet, daß die Taktik der Opposition die auswärtige Politik Japans in falschem Licht erscheinen lasse. Die Aeußerungen oppositioneller Blätter, die Großbritannien Amerika, China und andere Länder erreichten, verbreiteten über die Motive Japans für die Teilnahme am Krieg unrichtige Anschauungen. Noch mehr sei das der Fall bezüglich der gegenwärtigen Verhandlungen zwischen Japan und China Graf Okuma betonte, daß alles Geschwätz über Japans Aus gaben für Heer und Flotte und ferner über seine diplomatischen Verhandlungen auf die innere politische Lage zurückzuführen sei sowie auf eine ungenaue Darstellung, die die Opposition von den Maßnahmen der Regierung gebeer.
Kriegsnachrichten.
Westlicher Kriegsschauplaz.
“ Großes Hauptquartier, 23. März. (W. T. B.) Zwei nächtliche Angriffe der Franzosen bei Carency nordwestlich von Arras wurden abgewiesen. In de Champagne nahmen unsere Truppen einige er⸗ folgreiche Minensprengungen vor und schlugen einen Nachtangriff nördlich von Beau Séjour ab. Kleinere Vorstöße der Franzosen bei Combres, Apremont und Flirey hatten keinen Erfolg. Ein Angriff gegen unsere Stellungen nordöstlich von Badonviller brach mit schweren Verlusten für den Feind in unserem Feuer zusammen. Auf Ostende warfen feindliche Flieger wieder mehrere Bomben ab, durch die kein militärischer Schaden angerichtet, dagegen mehrere Belgier getötet und verletzt wurden,
Ein französischer Flieger wurde nordwestlich von Verdun
e Gürtellinie vor und hielten
hat, von gestern ab allen Güter⸗
Das amerikanische Staatsdepartement arbeitet an einem Protest gegen die Blockadeerklärung der Ver⸗ b — e G d fermütigen Ausharren und dem letzten Kampf der Besatzung sich nur an die englische Verordnung selbst halten, nicht aber
ungerer Zeit rechnen mußte, hat keinen Einfluß auf die Lage
8 8 . WII“ 1“ 1 „ „ m Absturz gebracht, un mweit he⸗ französischen Unter⸗ vieren besetztes Flagzeug bei Freiburg zur Landnng ge⸗ ungen, die Insassen wurden gefangen genommen. 1 Oberste Heeresleitung.
1 Oestlicher Kriegsschauplatz.
Groß⸗s Hauptquartier, 23. März. (W. T. B.) s der Verfolgung der aus Memel vertriebenen Russen hmen unsere Truppen Russisch Krottingen und be⸗ eiten über 3000 deutsche von den Russen ver⸗ leppte Einwohner. Russische Angriffe beiderseits DOrzyc wurden zurückgeschlagen.
Oberste Heeresleitung.
Wien, 22. März. (W. T. B.) Amtlich wird gemeldet: ch viereinhalbmonatiger Einschließung am Ende ihrer Kraft langt, ist die Festung Przemysl am 22. März in hren gefallen. Als die Verpflegungsvorräte Mitte dieses sonats knapp zu werden begannen, entschloß sich der General r Infanterie von Kusmanek zum letzten Angriff. Di sfalltruppen brachen am 19. d. M. zeitig morgens über in siebenstündigem Gefecht ggen starke russische Kräfte bis zum äußersten stand. schließlich zwang sie die Ueberlegenheit der Zahl zum Zu⸗ ehen hinter die Gürtellinie. In den folgenden Nächten ugen die Russen gegen mehrere Fronten von Przemysl vor. iesse Angriffe brachen gleich allen früheren in dem ner der topfer verteidigten Befestigungen zusammen. Da dem Ausfalle vom 19. d. M. auch die äußerste Be⸗ nkung in der Verpflegration nur mehr einen drei⸗ gen Widerstand gestattete, hatte der Festungskomman⸗ mittlerweile den Befehl erhalten, nach Ablauf Frist und nach Vernichtung des Kriegsmaterials den
Zʒ dem Feinde zu überlassen. Wie ein Flieger der Festung dete, gelang es tatsächlich, die Forts samt Geschützen, kunition und befestigten Anlagen rechtzeitig zu zerstören. Dem
hrt nicht minderes Lob als ihrer Tapferkeit in den früheren
men und Gefechten Diese Anerkennung wird auch der den Helden von Przemysl nicht versagen.
Der Fall der Festung, mit dem die Heeresleitung seit
großen. Bei der Feldarmee dauern die Kämpfe im
wpathenabschnitt vom Uzsoker Paß zum Sattel von
nieczna an. Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes:
von Hoefer, Feldmarschalleutnant.
“ Der Krieg in den Kolonien. Paris, 22. März. (W. T. B.) 8s Le Havre meldet, bemächtigten sich nach dem amtlichen licht des Generalgouverneurs von Belgisch Kongo die tanzosen und Belgier im Verlaufe der Operationen im
a⸗Gebiete nach treitägigen heftigen Kämpfen am
Dezember der Station Molundu. Der belgische umpfer „Luxemburg“ versenkte während des Kampfes das utsche Boot „Bonga“.
Swakopmund, März. (W. T. B.) Einer Mel⸗ ng des Reuterschen Bureaus zufolge kam eine starke Ab⸗ lung berittener Truppen am 20. März mit dem Feinde in erührung, der sich in stark befestigter Stellung eingegraben ate und durch Feldartillerie und Maschinengewehre unterstützt nde. Ein heftiges Gefecht folgte. Die Operationen ürden von Botha geleitet. Zur Zeit der Absendung dieses elegramms dauerte der Kampf noch fort. Unsere Ver⸗ ste scheinen ziemlich schwer zu sein. Der Schauplatz des ampfes ist der Bezirk um Barren Kopje.
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Der Krieg der Türkei gegen den Dreiverband. Konstantinopel, 22. März. (W. T. B.) Wie das auptquartier meldet, herrscht auch heute in den Darda⸗
ellen Ruhe.
Statistik und Volkswirtschaft.
er Geschäftsbericht des Reichsversicherungsamts für das Jahr 1914 tdem Reichstag zugegangen. Aus dem Inhalt verdient nachstehendes erworgehoben zu werden: 1 “ Die Zusammensetzung des Amtes hat sich gegenüber dem Vorjahr ich geändert. Die Amtsdauer der Vertreter der Arbeitgeber und der sersccherten ist vom Bundesrat erneuk bis längstens zum 31. Dezem⸗ * 1915 verlängert worden. Aus Anlaß des Krieges wurden bis zum ude des Jahres 1914 zum Heeresdienst einberufen: 20 ständige Mit⸗ nder, 8 Hilfsarbeiter, 74 Bureaubeamte, 27 Kanzleibeamte und Unterbeamte. Von diesen sind 3 auf dem Felde der Ehre geblieben. Neben den „Amtlichen Nachrichten“ (Verlag von Behrend u. Co. Berlin), in denen wegen ihres zunehmenden Umfanges nur noch e grundsätzlichen Entscheidungen im engeren Sinne veröffentlicht een, wird von den Mitgliedern des Amtes eine fortlaufend erschei⸗ —nde Sammlung herausgegeben, die alles Wissenswerte an Ent⸗ heldungen und Anordnungen aus dem Bereiche der Reichsversicherung mmfaßt. Die Sammlung erscheint unter dem Titel „Entscheidungen d Mitteilungen des Reichsversicherungsamts“ im Verlage von ehrend u. Co. in Berlin. Bisher sind 2 Bände von je etwa 30 Bogen scienen und haben einen entsprechenden Leserkreis gefunden. Die enfalls im Verlage von Behrend u. Co. von Mitgliedern des Amtes rausgegebenen „Monatsblätter für Arbeiterversicherung“ hatten auch n Berichtsjahr einen großen Leserkreis. “ Has Zusammenwirken der gewerblichen Berufsgenossenschaften mit en Roten Kreuz auf dem Gebiete der ersten Hilfe hat sich auch im gangenen Jahre erfreulich weiterentwickelt. Für das Großher⸗ zum Baden hat sich ein Landesausschuß gebildet. Bei einer Ver⸗ umlung von Mitgliedern der Freien Vereinigung der in Baden und aLothringen tätigen berufsgenossenschaftlichen Verwaltungen i 8. Juni 1914 in Heidelberg, an der der Präsident des Reichsver⸗ werungsamts teilgenommen hat, wurde die Gründung eines dem dischen ahnlichen Landesausschusses für Elsaß⸗Lothringen in die bege geleitet. Eine große Anzahl männlicher und weiblicher Betriebs⸗ ser ist mit Erfolg ärztlich ausgebildet und geprüft worden. Die noliche und anschauliche Unterrichtsart der Aerzte des Roten Kreuzes iwie der in dem Unterricht allgemein beobachtete Eifer und das Ver⸗ dnis der Teilnehmer berechtigen zu der Erwartung, daß die Be⸗ nebshelfer, soweit sie zu den Fahnen gerufen sind, die im Frieden er⸗ erbenen Kenntnisse nunmehr im Felde zum Segen ihrer Mitkampfer zum eigenen Nutzen verwerten können. uf der Internationalen Ausstellung für Buchgewerbe und hik in Leipzig vom 6. Mai bis 18. Oktober 1914 beteiligte sich Reichsversicherungsamt zusammen mit mehreren Versicherungs⸗
Wie der „Matin
v11a““
1““ X“ 11““ 11““ u ₰ 8 Dem Reichsversicherungsamt wurde vom Preisgerichte der Staatspreis zuerkannt. Auch an den Ausstellungen in Malmö und Stuttgart beteiligte sich das Reichsversicherungsamt. Bei der im Januar 1914 beendeten Internationalen Konferenz für Sicherung der Seeschiffahrt in London war das Reichsversicherungsamt durch ein Mitglied vertreten.
Die Wahlordnungen, deren Erlaß Aufgebe des Reichsversicherungs⸗ amts ist, sind bis auf die Wahlordnung für die Wahl der Vertreter der Versicherten für die Unfallverhütung bei der Knappschafts⸗Berufs⸗ genossenschaft nunmehr erlassen. 2 8 — Der Kriegsausbruch stellte das Reichsversicherungsamt vor wichtige und verantwortungsvolle Aufgaben.
Durch Runderlaß vom 3. August 1914 wurde den der Aufsicht des Reichsversicherungsamts unterstellten Landesversicherungsanstalten und Berufsgenossenschaften empfohlen, unbeschadet der in dem Reichsgesetz über die Kriegsleistungen vom 13. Juni 1873 vorgesehenen Ver⸗ pflichtungen, ihre Krankenhäuser, Heilstätten und Genesungsheime, soweit es ohne Schädigung überwiegender Interessen der Versicherten möglich ist, der Heeresverwaltung für die Unterbringung von Verwun⸗ deten oder im Felde Erkrankten zur Verfügung zu stellen. Die Ver⸗ sicherungsträger haben daraufhin zum großen Teile ihre Anstalten für die Kriegskrankenpflege zur Verfügung gestellt.
Am 8. und 10. August 1914 haben im Reichsversicherungsamt Sitzungen über die durch die Kriegslage erforderlichen Maßnahmen stattgefunden, an denen Vertreter von Berufsgenossenschaften, die in Groß Berlin ein Genossenschafts⸗ oder Sektionsbureau unterhalten, teilnahmen. Man verständigte sich dabei über eine Reihe von Grund⸗ sätzen, die insbesondere den Bedürfnissen der Rentenempfänger sowie der Angestellten der Berufsgenossenschaften in wohlwollender Weise Rechnung trugen. Das Reichsversicherungsamt hat von diesen Maß⸗ nahmen sämtlichen seiner Aufsicht unterstellten Genossenschaften durch Runderlaß vom 10. August 1914 zur weiteren Veranlassung Keonntnis gegeben. 1 — b Wenige Tage nach Kriegsausbruch ist den Vorständen der dem Reichsversicherungsamt unterstellten Versicherungsanstalten und dem Vorstand der Seekasse nahegelegt worden, alle ihre verfügbaren Bar⸗ mittel dem Reichsbankgirokonto zu überweisen, um auch dadurch unsere ausgezeichnete Finanzrüstung zu stärken. 1
Auch wurde den Versicherungsträgern die Beteiligung an der Zeichnung der Kriegsanleihe durch den Hinweis darauf erleichtert, daß das Reichsversicherungsamt gegen die Lombardierung eines angemessenen Teiles der Rücklage der Berufsgenossenschaften oder von Wertpapieren und Hypotheken der Versicherungsanstalten nichts erinnerte. Dem⸗ gemäß haben die Berufsgenossenschaften über 37 ½¼ Millionen, die Versicherungsanstalten und Sonderanstalten rund 150 Millionen Mark Kriegsanleihe gezeichnet.
Für die Kriegswohlfahrtspflege der Versicherungsanstalten bot § 1274 der Reichsversicherungsordnung die gesetzliche Handhabe. Zur Deckung des ersten Bedarfs wurde den der Aufsicht des Reichsber⸗ sicherungsamts unterstellten Anstalten von Amts wegen die Ge⸗ nehmigung erteilt, dem Zentralkomitee der deutschen Vereine vom Roten Kreuz je bis zu 10 000 ℳ zur Verfügung zu stellen. Der Präsident des Reichsversicherungsamts trat alsbald in die bei dem genannten Zentralkomitee gebildete Zentralstelle für Kriegswohl⸗ fahrtspflege ein, wodurch die unerläßliche Verbindung zwischen den Organen der Arbeiterversicherung und den übrigen an der Kriegs⸗ wohlfahrtspflege beteiligten Stellen herbeigeführt wurde.
Am 31. August 1914 fand im Reichsversicherungsamt eine Be⸗ ratung mit den Vorständen der Versicherungsanstalten statt, die grundsätzlich zu der Frage Stellung nahm, inwieweit die Mittel der Versicherungsanstalten für die verschiedenen Zwecke der Kriegswohl⸗ fahrtspflege verwendet werden koönnten. Man einigte sich dahin, daß als äußerste Grenze für Aufwendungen nach § er Reichsver⸗ sicherungsordnung mit Einschluß der Zinsausfe Lombardierung von Wertpapieren usw. der Betrag von 5 v. H Buchwerts des Gesamtvermögens der Anstalten Ende 1913 zu gelten
07 hr 1274 d de 8 18
4 ill H 9 habe. Als ein für die Fürsorge geeigneter Weg wurde insbesondere die Gewährung von Darlehen an Kreise, Gemeinden usw. in Aussicht genommen. Die Versicherungsanstalten, die sich die erforderlichen Barmittel durch Lombardierung von Vermögenswerten beschaffen müssen, sollen dabei
nicht mehr an Darlehen aufnehmen, als voraussichtlich nach Eintritt geordneter Verhältnisse im Laufe zweier Jahre wieder abgestoßen werden können. 2. [ Auf dieser Grundlage entfalteten die Versicherungsanstalten in folgenden Monaten eine umfassende Tätigkeit. Von den hiernach bis zum Jahreswechsel erfolgten Zuwendungen entfallen rund “ 360 000 ℳ auf das Zentralkomitee der deutschen Roten Kreuz, 904 000 ℳ auf die Provinzial⸗ und Lan Frauenvereine und dergl., 8 654 000 ℳ auf die Beschaffung von wollener Unterkleidung und sonstigen Liebesgaben für das Feldheer, 728 000 ℳ auf die unmittelbare Unterstützung von (Landesversicherungsanstalt Berlin und Seekasse), 1 766 000 ℳ auf Zuwendungen an Gemeinden und Bekämpfung der Arbeitslosigkeit, 294 000 ℳ auf die Unterstützung der Provinz und versicherungsanstalt Ostpreußen, 276 000 ℳ auf die Ausrüstung von 13 000 ℳ auf die Förderung der Kriegsversicherung, 8 1 34 000 ℳ auf Ehrengaben an Hinterbliebene von gefallenen oder an Feldzugsfolgen verstorbenen Kriegsteilnehmern, 728 000 ℳ auf sonstige mit der Linderung der Kriegsnot zusammen⸗ hängende Ausgaben. . 11 Dabei sind die Aufwendungen noch nicht berücksichtigt, die den Versicherungsanstalten durch die Bereitstellung ihrer Heilanstalten für die KriegFskrankenpflege
den
Vereine vom
desvereine, Vaterländischen
Arbeitslosen
Vereine zur
7 arettzüge
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die ge und durch Lombardierung von Wert⸗ papieren entstanden sind. 1“ n Ferner sind auf Anregung des Reichsversicherungsamts der Landesversicherungsanstalt Ostpreußen dank der Opferwilligkeit der darum angegangenen Schwesteranstalten 119 000 ℳ zur Fortsetzung des Heilverfahrens und zu Ausgaben nach § 1274 der Reichsversiche⸗ rungsordnung überwiesen worden. Außerdem haben einzelne Anstalten teils der Provinz, teils der Landesversicherungsanstalt größere Beträge zur Linderung von Notständen zur Verfügung gestellt. In ähnlicher Weise sind der Landesversicherungsanstalt Elsaß⸗Lothringen zu dem gleichen Zwecke erhebliche Mittel bewilligt worden. Zur Verhütung einer infolge der Arbeitslosigkeit drohenden Ver⸗ schlechterung der Gesundheitsverhältnisse haben die Versicherungs⸗ anstalten Berlin, Brandenburg, Schlesien und Sachsen⸗Anhalt ansehn⸗ liche Beträge bereitgestellt, die sie teils zu Zuschüssen an Gemeinden oder Vereine, teils zur unmittelbaren Unterstützung der Beteiligten verwenden. Den letzteren Weg hat die Landesversicherungsanstalt Berlin beschritten. 8 8 Aus 8-— Gebiete der Unfallversicherung ist nachfol⸗ Bis auf wenige landwirtschaftliche Berufsgenossenschaften haben alle Berufsgenossenschaften nunmehr Dienstordnungen erlassen, die grundsätzlich mit dem 1. Januar 1913 in Kraft getreten sind. Anläßlich des Krieges sind Maßnahmen getroffen, um die Aus⸗ zahlung der Unfallentschädigung für im Felde stehende Unfallverletzte an deren Angehörige zu sichern. In Frage kommen namentlich kleine Renten für geringe Korperschäden, die die Felddienstfähigkeit nicht aus⸗ — Fij Rücksicht auf die geringere Bautätigkeit und den stärkeren Ausfall von Beiträgen während des Krieges hat das Reichsversiche⸗ rungsamt es für geboten erachtet, die Geltung der Prämientarife der Zweiganstalten der Tiefbauberufsgenossenschaften und der dem Reichs⸗ versicherungsamt unterstellten Baugewerksberufsgenossenschaften auf Grund des § 804 der Reichsversicherungsordnung zu verlängern. 1 Ueber die berufsgenossenschaftliche Zugehörigkeit von Detail⸗ handelsgeschäften sind nach eingehenden Verhandlungen vorbehaltlich
1.“
Nachgeprüft und genehmigt wurde eine Reihe von Gefahrtarifen Unfallverhütungsvorschriften. 81 81 b Nahezu alle an der internationalen Konferenz in London zum Schutze des menschlichen Lebens auf See beteiligten Staaten haben durch ihre Vertreter das Ergebnis der Verhandlungen, den Vertrag selbst und das mit ihm verbundene Reglement unterzeichnen 1qn. Der Reichstag hat dem Vertrag in der Plenarsitzung vom 2. Mai 1 814 seine Zustimmung erteilt. Danach haben, um die Bestimmungen des Vertrags in eine für die deutsche Seeschiffahrt geeignete Form zu bringen, die Vorarbeiten, an denen das Reichsversicherungsamt rege mitwirkt, sofort begonnen. Sie konnten aber wegen Ausbruchs des Krieges nicht beendet werden. Die Weiterführung der Arbeiten wird aufgenommen werden, sobald die Verhältnisse es gestatten. Die Bekämpfung des Alkoholmißbrauchs hat das Reicheversiche⸗ rungsamt dadurch gefördert, daß es bei der Genehmigung der Unfall⸗ verhütungsvorschriften auf die Aufnahme entsprechender Bestimmungen hingewirkt hat. b b Durchführung der Unfallversicherung haben im Berichtsjahr 117 Berufsgenossenschaften und 564 Ausführungsbehörden mit 6 314 135 Betrieben und rund 29 Millionen versicherten Personen be⸗ standen. Nach einer vorläufigen Ermittlung belief sich die Zahl aller im Jahre 1914 bei den Trägern der Unfallversicherung angemeldeten Unfälle auf 704 030, die der erstmalig entschädigten auf 124 225. Die gezahlten Entschädigungen betrugen nach einer vorläufigen Er⸗ mittlung 179 935 249 ℳ. 8 b 8 Das Reichsversicherungsamt hatte 24 137 Rekurse und Anträge auf Feststellung des entschaͤdigungspflichtigen Versicherungsträgers zu bearbeiten; davon entfallen 3307 auf die land⸗ und forstwirtschaftliche Unfallversicherung. Erledigt wurden insgesamt 13 642 Rekurse und Anträge, von den landwirtschaftlichen 1957. Es haben 886 Sitzungen mit 12 790 mündlichen Verhandlungen stattgefunden, von denen 749 Sitzungen mit 10 887 mündlichen Verhandlungen auf die gewerb⸗ liche, 133 Sitzungen mit 1846 mündlichen Verhandlungen auf die landwirtschaftliche Unfallversicherung und 4 Sitzungen mit 57 münd⸗ lichen Verhandlungen auf die Seerekurse entfallen. 1 Dem Ersten Beschlußsenat lagen 186 Beschwerden zur Ent⸗ scheidung vor. Erledigt wurden 110. Der Zweite technische Beschluß⸗ senat hatte 198 Beschwerden zu bearbeiten. Aus dem Gebiete der Kranken⸗, Invaliden⸗ und Hinterbliebenenversicherung ist folgendes zu erwähnen: Die Gesamtzahl der bis zum 31. Dezember 1914 festgesetzten Renten beträgt nach den vierteljährlichen Nachweisungen der Versicherungs⸗ träger 3 165 661. An Entschädigungen aus der Invaliden⸗ und Hinter⸗ bliebenenversicherung wurden im Jahre 1913 218 332 790 ℳ gezahlt. Der Gesamtbetrag der bis Ende 1913 überhaupt gezahlten Ent⸗ schädigungen belief sich auf 2 695 823 106 ℳ. ““ Die Beitragseinnahme im Jahre 1914 dürfte infolge des Krieges erheblich zurückgegangen sein. 1 Auch der Erlös aus dem Verkaufe von Beitragsmarken (einschließ⸗ lich Zusatzmarken) läßt die Wirkung des Krieges erkennen. Er betrug bei den 31 Versicherungsanstalten 241 904 380 ℳ gegen 262 845 836 ℳ im Jahre 1913. 1 Das Reinvermögen dürfte Ende 1914 trotz des Rückganges der Einnahmen und der Steigerung der Ausgaben infolge des Krieges den Betrag von 2 Milliarden übersteigen. 1“ Im Berichtsjahr ist die Statistik der Heilbehandlung für das Jahr 1913 bearbeitet worden. Seit dem Jahre 1897, also in einem Zeitraum von 17 Jahren, sind im ganzen 1 146 026 Versicherte mit einem Gesamtaufwande von nahezu 270 Mill. Mark auf Kosten der Versicherungsträger behandelt worden. Ende 1913 waren 40 eigene Lungenheilstätten der Versicherungsträger mit 5075 Betten, ferner 39 Sanatorien, Genesungsheime und Krankenhäuser mit 4088 Betten im Betrieb. ““ “ Der Bau von privaten Lungenheilstätten wurde von den Versiche⸗ rungsträgern durch Hergabe von Darlehen unterstützt, die sich am Schlusse des Jahres 1913 auf 15,7 Mill. Mark beliefen. Auch der Bekämpfung der Krebskrankheit hat das Reichsversicherungsamt leb⸗ haftes Interesse zugewandt. Eine Anzahl von Versicherungsanstalten hat, veranlaßt durch die seit Herbst 1913 in die Oeffentlichkeit ge⸗ drungenen Nachrichten über günstige Erfolge bei Behandlung von Krebskrankheiten mit radioaktiven Stoffen, für den Ankauf solcher Stoffe Mittel zur Verfügung gestellt. Das Reichsversicherungsamt hat die darauf bezüglichen Beschlüsse der Anstaltsvorstände genehmigt. Die Zahl der in Invalidenheimen und ähnlichen Anstalten unter⸗ gebrachten Personen ist von 5031 im Jahre 1913 auf 5496 im Jahre 1914 gestiegen. Eigene Invalidenhäuser besaßen 10 Versicherungs⸗ träger. M“ Zum Bau von Arbeiterwohnungen und für die Arbeiterwohnungs⸗ fürsorge überhaupt sind bis zum Schlusse des Jahres 1914 532 416 400 Mark verwendet worden, zur Befriedigung des landwirtschaftlic zen Kreditbedürfnisses 128 909 364 ℳ, für Wohlfahrtseinrichtungen im ganzen 605 372 547 ℳ. 8 8 166“ Auf dem Gebiete der Krankenversicherung hatte das Reichsver⸗ sicherungsamt in den ersten Monaten des Geschäftsjahres die bis zum Schlusse des Vorjahres gestellten Anträge von Versicherungsvereinen auf Geocenseitigkeit auf Zulassung als Ersatzkassen zu erledigen. Im ganzen hat es 64 Vereine als Ersatzkassen zugelassen. 1 Zur Durchführung der Krankenversicherung der Hausgewerbe⸗ treibenden wurden die Mustersatzungen für Landkrankenkassen und All⸗ gemeine Ortskrankenkassen entsprechend ergänzt. Riegeln für die Aufstellung des Rechnungsabschlusses und der Nachweisungen der Orts⸗, Land⸗, Betriebs⸗ und Innungskrankenkassen — zusammengestellt im Kaiserlichen Statistischen Amte — sind in de Sonderbeilage zum Reichsarbeitsblatt Nr. 6 vom Juni 1914 ver öffentlicht. 8 3 Die Zahl der Revisionen in Invaliden⸗, Alters⸗ und Hinter⸗
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bliebenensachen, die im Jahre 1914 vom Reichsversicherungsamt zu bearbeiten waren, betrug 6103, von denen 3866 erledigt wurden.
In Krankenversicherungssachen gingen 140 Revisionen ein, davon wurden 69 erledigt. 1 .
In 263 Sitzungen der Revisionssenate fanden mündliche Ver handlungen über 3547 Sachen statt. Außerdem hat der Große Senat über 4 Revisionen entschieden. 1“ 1“
Der Beschlußsenat hielt im Berichtsjahre 19 Sitzungen ab, in denen über 140 Streitsachen verhandelt wurde. Davon betrafen 17 die Invalidenversicherung und 123 die Krankenversicherung Zur Arbeiterbewegung.
Aus London meldet „W. T. B.“, daß Lord Kitchener einen Brief an den Sekretär der Gewerkschaft der Hafenarbeiter von Liverpool gerichtet hat, um die Arbeiter zu bewegen, auch Sonn⸗ abends zu arbeiten. Die Stte, Sonnabends zu feiern, war kuͤrzlich eingerissen, wodurch die bereits bestehende Stockung im Hafen noch größer wurde. Die Verhältnisse in Liverpool sind schon seit Beginn des Krieges unbefriedigend. Im Londoner Hafen ist der Aus⸗ stand der Hafenarbeiter beigelegt. — Die „Times“ meldet aus Liverpool vom 21. d. M.: In Liverpool und Birkenhead erklärten 2000 Dockarbeiter den Ausstand für Ende der Woche; sie weigern sich, zwischen Freitagnachmittag 5 Uhr und Montag zu arbeiten, weil ihnen der Lohn für die Ueberstundea nicht Sonnabendabend, sondern erst mit dem Wochenlohne am nächsten
Freitag ausgezahlt wird.
(Weitere „Statistische Nachrichten“ s. i. d. Ersten Beilage.)
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Knunst und Wissenschaft.
In München ist, wie „W. T. B.“ meldet, heute nacht der Praͤsirent der Baverischen Akademie der Wissenschaften, Geheimer Rat Professor Dr. Karl Theodor Rister von Heigel im 73 Lebens⸗ jahr an einem Magenleiden gestorben. Am 23. August 1842 in München geboren, wurde Heigel im Jahre 1872 am bavyerischen Staatsarchiv angestellt, habilitterte sich 1873 für Geschichte an der
der instanziellen Entscheidung eine Reihe von Leitsätzen aufgestellt
ern der Unfall⸗ Kranken⸗, Invaliden⸗ und Hinterbliebenenver⸗ erung in einer Sonderausstellung „Arbeiterschutz und Arbeiterver⸗
— — —Göhe
Universität seiner Vaterstadt, wurde 1875 Mitglied der Akademie