lichen Boden aus der Kocher mit 10 dz Häcksel beschickt. Die Natronlauge wurde aus einem höher stehenden Gefäß ver⸗ mittels eines Rohres und eines direkt unter dem Mannloch befindlichen, mit Löchern versehenen Rohrringes während der Beschickung zugeführt, der Häcksel von Hand mit einer Holz⸗ krücke in den Kocher eingedrückt. Die Natronlauge wurde so hergestellt, daß 300 kg Lauge in 1 chm Wasser aufgelöst, der achte Teil dieser Lösung, also etwa 125] konzentrierte Lösung, mit 37,5 kg Aetznatron bis zum Volumen von 1 chm Wasser verdünnt wurde. Dieser Kubikmeter verdünnte Lösung wurde den 10 dz Strohhäcksel in der oben geschilderten Weise beigemischt. Der Dampf wurde in einer in der Nähe aufgestellten Lokomobile erzeugt. Die Unkosten für die Aufschließung eines Doppelzentners Strohhäcksel berech⸗ neten sich unter den damaligen Preisverhältnissen auf 1,75 ℳ. Durch das Verfahren wurde nach Lehmann die Verdaulichkeit des Strohes von 42 Prozent auf 60 62 Prozent erhöht. Die organische Substanz des Strohes war demzufolge gerade so hoch verdaulich wie die eines mittleren Wiesenheues und etwas höher als die eines mittleren Kleeheues. 100 kg aufgeschlossenes Stroh mit Zusatz von 15— 17 kg Erdnußkuchen, Baumwollsaatmehl oder einem anderen Kraftfatter ähnlicher Zusammensetzung haben denselben Futterwert wie 140 kg Kleeheu. Vor allem wird aber durch das Verfahren das Stroh in erheblich stärkerem Maße für Futterzwecke verwertbar, weil es in auf⸗ geschlossener Form in größeren Mengen von den Tieren auf⸗ genommen wird. Lehmann hat bei sonst gleichen Kraftfutter⸗ gaben Hammeln aufgeschlossenes und gewöhnliches Stroh vor⸗ gelegt, von dem aufgeschlossenen Stroh wurden durchschnittlich 955 g auf den Kopf und Tag aufgenommen, von dem ge⸗ wöhnlichen nur 268.
Das Verfahren wird, soviel bekannt, noch jetzt von von Seidl in der Zuckerfabrik Steinitz (Mähren) praktisch zur Ochsenmast verwertet (das bezüaliche Referat findet sich in der Chemiker⸗Zeitung, Cöthen 1907, Nr. 40, Seite 517). Der Häcksel wird in zwei Kugelkocher von 3 m Durchmesser ge bracht, diese sind um eine horizontale Achse drehbar, man gibt denselben alle halbe Stunde ½¼ Drehung. Man bringt in einen Kocher 1400 kg Stroh und setzt dann 3 prozentige Sodalauge hinzu, erhitzt 4 Stunden bei 4 Atmosphären Druck und 6 Stunden bei 6 Atmosphären. Die Anlage in Steinitz, die für 600 — 700 Ochsen hinreicht, kostet 17 000 Kronen (14 500 ℳ).
Die Unkosten betragen für 100 kg Stroh 1,69 Kronen (1,44 ℳ), und es bleibt ein Gewinn von 2,75 Kronen (2,34 ℳ) für den Doppelzentner Stroh.
Das zweite von Lehmann vorgeschlagene Verfahren ver⸗
meidet die Verwendung der costspieligen Anlagen von druck⸗ sicheren Kugelkochern und läßt sich mit jedem einfachen Kartoffelkocher durchführen. Diese Dämpfer werden in der⸗ selben Weise, wie oben beschrieben, mit dem von Aetznatron⸗ lauge durchtränkten Häcksel beschickt und das Material 4 bis 6 Stunden lang gekocht. Wenn der Häcksel aus dem Kessel kommt, läßt man die überschüssige Lauge, die etwa die Hälfte des unverbrauchten Natrons enthält, ablaufen, vermischt ihn mit etwas Heu oder beliebigem anderen Futter und packt ihn in einen in überdecktem Raum hergestellten Kasten, um ihn hier eine Woche lang der Selbsterhitzung zu überlassen. Die Mischung wird in den Kasten eingetreten, nach erfolgter Füllung werden Bretter aufgebracht, die mit Steinen etwas zu beschweren sind. Die Kästen werden ½ Stein stark in Zement 1 m hoch aufgemauert und innen unter Abrundung der Ecken glatt verputzt. Es sind 3 solche Kasten notwendig, und es muß demgemäß dreimal in der Woche aufgeschlossen werden. Bei der Gärung gehen nur etwa 4 Proz. der organischen Substanz in Verlust, die dabei erzeugten Säuren bewirken ebenso wie beim Kochen unter hohem Druck erzeugten eine Neutralisierung der Lauge, außerdem macht die Gärung, wie das bei Selbsterhitzung stets der Fall ist, das Futter schmackhafter. Ob dabei die Benutzung von Säurereinkulturen, wie sie neuerdings das Institut für Gärungsgewerbe in Berlin für die Kartoffeleinsäuerung vorgeschlagen hat, von Vorteil ist, muß noch festgestellt werden.
Beide Verfahren sollten in der heutigen Zeit zur Ver⸗
mehrung der Futterbestände Verwendung finden, und die be⸗ teiligten Kreise der Industrie und Landwirtschaft, ebenso wie die Versuchsstationen sollten sich an der Weiterausbildung be teiligen und etwa erzielte brauchbare Ergebnisse ungesäumt durch Veröffentlichung der Allgemeinheit zugänglich machen. Aufgabe der Versuchsstationen wird es vor allem sein, praktische Beispiele von Futtermischungen unter Verwendung einer mög⸗ lichst großen Menge aufgeschlossenen Strohes für die ver⸗ schiedenen Fütterungszwecke aufzustellen, die von der Praxis direkt übernommen werden können, und außerdem festzustellen, ob es möglich ist, durch Verwendung eines größeren Prozent⸗ satzes von Aufschließungsmitteln eine weitere Erhöhung der Verdaulichkeit der Strohsubstanz herbeizuführen. Für das erste Verfahren kommen in Betracht alle industriellen Anlagen, die über die erwähnten Donkinkocher, Autoclaven oder ähnliche Einrichtungen verfügen, namentlich solche, die zurzeit nicht voll beschäftigt sind; in erster Linie also die Anlagen der Papier⸗, der chemischen, der Seifen Sund Konserven⸗Industrie. Diese Anlagen sind vielfach auch mit Trockenvorrichtungen versehen, sodaß die nachherige Trocknung des aufgeschlossenen Häcksels in Frage kommt, um ihn auf größere Entfernungen transportfähig zu machen.
Für das zweite Verfahren gilt es, die in landwirt⸗ schaftlichen Betrieben vorhandenen Vorrichtungen auszunutzen. Die Arbeitszeit der Brennereien ist demnächst zu Ende, mög⸗ licherweise lassen sich die Henzedämpfer für die Strohaufschließung verwenden, wenn es gelingt, die Entleerungsvorrichtungen in einfacher Weise abzuändern. .
Man soll derartige Maßnahmen in ihrer Bedeutung nicht überschätzen, immerhin sei darauf hingewiesen, daß die Stroh⸗ ernte Deutschlands auf 40 Millionen Tonnen gesche’ zt werden kann, wovon zu normalen Zeiten etwa 7 verfütn rt wird. In diesem Jahre wird das Stroh schon an ch in erheblich größerem Umfange zur Fütterung herongezogen werden
Trotzdem bleibt zur Herstellung von Strogmehl und Auf⸗
06ö 4 9 ) zur Auf⸗ schließung von Stroh nach den angeg ebenen Verfahren noch genug Rohmaterial übrig. Der Aussall an Stroh zum Ein⸗ streuen wird recht beträchtlich sein, und schon mit Rücksicht auf die mit der Menge der Einstreu in Zusammenhang stehende Düngererzeugung muß das sonf, zur Streu verwendete Stroh ersetzt werden. Hierbei kommen als Ersatz⸗ Ginster⸗ und Wlaggenst e üracht. Torf⸗ Wald⸗ Laub⸗, Heide⸗, streu sollte I“ Herstellung von Torf⸗ 18 n nötig unter Verwendung von 8 gsgefangenen, auf das äußerste gesteigert werden des leichen sollten alle übrigen Möglichkeiten der
8
Streuwerbung voll ausgenutzt Menge Stroh zur Fütterung freizumachen. Berlin, den 24. März 1915. Der Minister für Landwirtschaft, Domänen und Forsten. Freiherr von Schorlemer.
Bei der Tierärztlichen Hochschule in Berlin sind ernannt worden: der Rendant Hermann Raddatz zum Administrator, der Sekretär Walter Winterstein zum Rendanten und der Bureaudiätar Richard Keil zum Sekretär.
Finanzministerium.
Die Rentmeisterstelle bei der Königlichen Kreiskasse in Meppen, Regierungsbezirk Osnabrück, ist zu besetzen.
8
Ministerium des Innern. . Der Regierungsrat Weickert in Erfurt ist zum Mitgliede des der Regierung in Erfurt angegliederten Oberversicherungs⸗ amts ernannt worden. .
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Oberverwaltungsgericht. .“
Bei dem Oberverwaltungsgericht ist angestellt worden: der Militärintendantursekretär des III. Armeekorps Ernst Ehrhardt als erpedierender Sekretär und Registrator.
Tagesordnung r die am Donnerstag, den 8. April 1915, Vormittags Uhr, im großen Sitzungssaale der Köntglichen Eisen⸗ hndirektion in Frankfurt (Main), Hohenzollern⸗ platz 35, stattfindende 79. Sitzung des Bezirks⸗ eisenbahnrats.
Mitteilung über die neue Zusammensetzung des Bezirkseisenbahnrats.
Wahl des Vorsitzenden und seines Stellvertreters. 1
Wahl der Mitglieder und stellvertretenden Mitglieder des Landes⸗ eisenbahnrals.
Wahl der Mitglteder und stellvertretenden Mitglieder des ständigen Ausschusses des Bezirkseisenbahnrats.
Erneute Vorlage der Königlichen Eisenbahndirektion betr. Aenderung des § 1 der Geschäftsordnung für den Bezirkseisenbahnrat Frankfurt (M.).
Frankfurt a. M., den 22. März 1915. Königliche Eisenbahndirektion. b Reuleaux.
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11“ v“
Bekanntmachung,
betreffend die Immatrikulation auf der U. Halle⸗Wittenberg für das Sommerhalbjahr 1915,.
Diejenigen Studierenden, welche beabsichtigen, sich an hiesiger Universität immatrikulieren zu lassen, wollen in der Zeit vom 15. April bis 5. Mai d. J. auf dem Universitätssekre⸗ tariat, Universitärsverwaltungsgebäude, Zimmer Nr. 85, während der Vormittogsstunden von 9 bis 11 Uhr unter Abgabe ihrer Papiere (Reifezeugnis, Abgangszeugnisse früher be⸗ süchte“ Universitäten und, falls sett dem Abgange von der Schule oder von der letzten Univerfität mehr als ein Vierteljahr verflossen ist, poltzeiliches Führungsattest rnelden. Reichsdeutsche, welche ein Reifezeugnis nicht be sitzen, jedoch wenigstens dasjenige Maß der Schulbildung erreichten, welches für die Erlangung ver Berechtigung zum Einjährig⸗ Freiwilligen Dienst vorgeschrieben ist, haben die für ibre Aufnahme erforderliche besondere Genehmigung bei der Immatrikulationskom⸗ mission, und zwar ebenfalls unter Ueberreichung ihrer Papiere im Universitätssekretariat, nachzusuchen. Für reichsinlän⸗ dische Frauen gelten die gleichen Bestimmungen, nur ist zu ihrer Immatrikulation, falls fie nicht im Besitze eines Reifezeugnisses sind, in jedem einzelnen Falle die Genehmiaung des Herrn Ministers der geistlichen und Unterrichtsangelegenheiten er⸗ forderlich. Ausländer — es kommen für die Immatrikulation nur solche in Frage, die den gegen Deutschland kriegführenden Staaten nicht angehören — können immatrikuliert werden, wenn sie sich über den Besitz einer Schulbildung ausweisen, welche der von den Reichs⸗ deutschen geforderten (Reifezeugnis einer neunstufigen höheren Schule) im wesentlichen gleichwertig ist. Nur den Ausländern, die Land⸗ wtrtschaft studieren wollen, kann das Vorlegen eines Reife⸗ zeugnisses erlassen werden, weym ihre Sschulbildung rersenigen gleich⸗ wertig ist, welche von den Reichsdeukschen ohne Reifezeugnis ge⸗ fordert wird. Später eingehende Impatrikulatiovsanträge werden nur aus⸗ nahmsweise und bei ausreichender Entschuldigung genehmigt werden.
Halle a. S., den 24. März 1915. Der Rektor
der Königlichen vereinigten Friedrichs⸗Universität Halle⸗Wittenberg.
Gutzmer. 4
Nichtamtliches.
Deutsches Reich. Preuspen. Berlin, 26. März 1915.
Der Bundesrat versammelte sich heute zu einer Plenarsitzung; vorher hielten die vereinigten Ausschüsse für Handel und Verkehr und für Zoll⸗ und Steuerwesen, der Ausschuß für Hatdel und Verkehr sowie die vereinigten Aus⸗ schüsse für Handel und Verkehr und für Justizwesen Sitzungen.
“ * 1“
Am 11. v. M. ist in Rosario (Argentinien) der Konsul des Reichs Wöltje Tietjen nach fast fünfzigjähriger Tätigkeit im konsularischen Ehrenamte verstorben. Für die außerordentliche persönliche Verehrung und Wertschätzung, deren er sich weit ülzer seinen Amtssitz hinaus erfreute, hat die überaus zahlreiche Beteiligung an seiner feierlichen Beisetzung Zeugnis abgelegt. Die Kaiserliche Regierung beklagt aufrichtig das Hinscheiden, dieses ausgezeichneten Mannes, der außer in seiner ungewöhnlich laugen amtlichen Wirksamkeit auch durch seine Persönlichkeit und seine geschäftlichen Erfolge in hervorragender Weise zur Ehre des Deutschtums im Auslande beigetragen hitt.
*
von einem gesunden Prinzen glücklich entbunden ist.
der Zeie nungen auf die sich laut Meldung des und setzt sich zu⸗
Das genaue Ergebnis zweite Kriegsanleihe beziffert „W. T. B.“ auf ℳ 9 060 000 000 sammen aus: 8 6 610 Millionen Zeichnungen auf Anleihestücke,
1 675 „ Anleihe mit Schuld⸗
bucheintragung, 8 1.“ 1 Reichsschatzanweisungen.
Das Ergebnis wird sich noch erhöhen durch die Zeich⸗ nungen der Truppen im Felde, für die, soweit sie den Betrag von 10 000 ℳ nicht übersteigen, Verlängerung der Zeichnungs⸗ frist bis zum 10. April bewilligt worden ist. Die Zeichner er⸗ halten Zuteilungsschreiben von der Stelle, bei der sie gezeichnet haben. Es wird volle Zuteilung auch auf die Schatz⸗ anweisungen erfolgen. Zahlungen können bekanntlich vom 31. März ab geleistet werden. 8 1
Im Einvernehmen mit dem Oberbefehlshaber Ost hat der
Landeshauptmann der Provinz Ostpreußen als Staatskom⸗
1A161*“
Flüchtlingswesen, wie Darkehmen,
meldet, nunmehr die Kreise Lötzen, Angerburg und Gumbinnen den ostpreußi⸗ schen Flüchtlingen zur Rückkehr freigegeben. Da⸗ gegen hat der Kreis Memel mit Rücksicht auf die Kriegs⸗ ereignisse der letzten Tage aus dem freigegebenen Gebiet vorläufig ausgeschlossen werden müssen. Es ist demnach das ganze Gebiet der Provinz Ostpreußen den Flüchtlingen zur Rückkehr freigegeben mit Ausschluß der Grenzkreise Neidenburg, Ortelsburg, Johannisburg, Lyck, Oletzko, Goldap, Stallupönen, Pillkallen und Memel, ferner des nördlich der Memel gelegenen Teiles des Landkreises Tilsit und des östlichen Teiles des Kreises Ragnit, der durch eine über Nau⸗ jeningken verlaufende Linie zwischen der Szeszuppe und der Inster abgegrenzt wird. In diese nicht freigegebenen Gebiete ist die Rückkehr nur den Kreis⸗, Staats⸗ und Gemeinde⸗ beamten, den Pfarrern und Lehrern für ihre Person, also ohne Familie, sowie denjenigen Personen gestattet, die im Besitz eines schriftlichen, auf ihren Namen lautenden Ausweises des Landrates ihres Heimatkreises sind, wodurch sie zur Rückkehr aufgefordert oder ermächtigt werden. 8 8
missar für das
Der heutigen Nummer des „Reichs⸗ und Staatsanzeigers“ liegen die Ausgaben 419 und 420 der Deutschen Verlust⸗ listen bei: Sie enthalten die 3. Sonderverlustliste des deutschen Heeres (Unermittelte), die 184. Verlustliste der preußi⸗ schen Armee, die 125. Verlustliste der sächsischen Armee und die 23. Verlustliste der Kaiserlichen Marine.
Sst.
Braunschweig. Eine Sonderausgabe der Amtlichen Braunschweigischen Anzeigen veröffentlicht folgende amtliche Bekanntmachung: Auf höchsten Befehl bringen wir hierdurch zur allgemeinen Kenntnis, daß Ihre Koͤnigliche Hoheit die Herzogin Viktoria Luise am heutigen Tage, Nachmittags 5 Uhr 20 Minuten, Das Befinden Ihrer Königlichen Hoheit und des neugeborenen Prinzen ist nach den Umständen vortrefflich. Das durch dieses Ereignis unserem geliebten durchlauchtigsten Fürstenpaare abermals beschiedene Familien⸗ glück wird von allen Braunschweigern auf das herzlichste begrüßt und geteilt werden. Braunschweig, 25. März 1915. Herzoglich Braunschweig⸗Lüneburgisches Staatsministerium. gez. C. Wolff. Boden. 8
8
S˖⅛⁸Deßsterreich⸗Ungarn. v
Eine Abordnung des griechisch⸗katholischen ukrainischen Klerus Galiziens hat vorgestern dem Ministerpräsidenten Grafen Stürgkh eine Denkschrift mit einer Reihe von Anliegen des ukrainischen Klerus überreicht, wobei der Sprecher unter Verwahrung und Protest auf die Ver⸗ gewaltigung hinwies, die den griechisch⸗katholischen Gläubigen und ihren Priestern in dem vom Feinde besetzten Gebiete Galiziens durch Bedrängung aller Art, insbesondere durch Versuche, ihnen die Orthodoxie aufzuzwingen, angetan werde. Die Abordnung bekräftigte die in schwerster Bedrängnis bekundete unvergänglich loyale staats⸗ und kaisertreue Gesinnung des ukrainischen Klerus und erbat den Schutz und die Hilfe der Regierung. Der Ministerpräsident erwiderte laut Be⸗ richt des „W. T. B.“:
Er beklage mit den Erschienenen tiefstens, daß fremde Gewalt die Gläubigen der hier vertretenen Diözesen zum Abfall zwingen wolle und die Priester Drangsalen aussetze. Mit besonderem Schmerze empfinde er die dem kirchlichen Oberhirten, dem Metropoliten Grafen Szeptycki, den er als Mättprer seiner Ueberzeugung verehre, angetane Gewalt. Die schwere Zeit der Prüfuna, die über die griechisch⸗katholische Kirche Galiziens und ihre treuen Söhne gekommen set, werde, wie er zuversichtlich hoffe, mit Gottes Hilfe überwunden werden und einer glücklicheren Zukunft weichen. Mit Genugtuung nehme er die von so hervorragenden Vertretern des ukratnischen Klerus in dessen Namen abgegebene Versicherung unverbrüchlicher Loyalität gegenüber dem Kaiser und dem österreichischen Staate entgegen. Wenn sich in letzter Zeit innerhalb eines Teiles der ruthenischen Bevölkerung und auch der ruthenischen Priesterschaft im Lande tiefbedauerlicherweise eine mit diesen Gefühlen unvereinbare Gesinnung und Haltung gezeitigt habe, so erscheine es doppelt notwendig, daß der ukrainische Klerus seinen korrekten staats⸗ und kaisertreuen Standpunkt nach wie vor unver⸗ hrüchlich bewahre und ihn auch nach auswärts kräftigst bekenne. E ine schwere, aber besonders wichtige Aufgabe erwachse dem pattiotisch ge sinnten Klerus nach Maßgabe der Revindikation des Landes, wenn er nach den Wirtnissen des Kriegszustandes in die Stätten seines beruflichen Wirkens zurückgekehrt sei und dortselbst diese patriotischen staatstreuen Gesinnungen in den Herzen der Gläubigen durch Wort und Beispiel zu beleben und zu festigen haben werde. Der utraintsche Klerus werde bei solchem Bestreben der Unterstützung der Regierung sicher sein können.
— Die Kriegsberichterstatter der Blätter melden, daß der in Südostgalizien operierende russische Armeekommandant einen Befehl erlassen habe, in dem den Soldaten nnd der Bevölkerung der Auftrag erteilt wird, die Mitglieder der polnischen Legion, obwohl diese in unserer Armee vereidigt sind, als Räuberbanden zu behandeln. Es wird jedem mit Kriegsgericht gedroht, der die Legionäre unterstützt, ebenso mit Zerstörung der Dörfer, in denen Legionäre aufgefunden werden. “ —
sschaften zu besprechen.
bes Krieges zu ertragen.
T rup pen.
Großbritannien und Irland.
Nach einer Anordnung des Kriegsministeriums ist der zassagierverkehr auf den englischen Eisenbahnen nit Rücksicht auf bevorstehende Truppentransporte eitweilig aufgehoben worden, auch der gewöhnliche Aus⸗ lugverkehr für Ostern wurde eingestellt, weil dann große An⸗ orderungen an die Eisenbahnen herantreten würden.
Frankreich.
Der Heeresausschuß der Kammer trat gestern zu⸗
ammen, um den Gesetzantrag über die Aushebung und
Einberufung der Jahresklasse 1917 sowie die erneute Nusterung der seit der Mobilmachung zurückgestellten Mann⸗ . Der Berichterstatter forderte, wie der Petit Parisien“ meldet, die Aenderung einiger Bestimmungen bes Gesetzantrages; namentlich müsse die Festsetzung des Zeit⸗ punktes der Einberung der Jahresklasse 1917 den Gegenstand eines Sondergesetzes bilden.
Anläßlich dieser Ausschutzsitzung erklärt die „Humanité“:
Bereits bei Einberufung der Jahresklasse 1916 habe die Re⸗ gierung Sondermaßnahmen getroffen, damft nur wirklich diensttaug⸗ liche Mannschaften ausgehoben würden. Was die Regieruna für die Fahresklasse 1916 getan habe, genüge nicht für die Jahresklasse 1917, deren Rekruten in voller körperlicher Entwicklung befindliche Kinder seien. elbst die kräftigsten dieser Kinder seien unfähig, die Anstrengungen So verschwende man wertvolle nationale Energie, die morgen, aber nicht jetzt verwendet werden könne. Im dotfalle solle man eher durch ein neues Gesetz alle französischen Bürger bis zu 50 und mehr Jahren einberufen als diese Kinder, die die Reserve, der Reichtum und die Zukunft Frankreichs seien.
— Der Minister des Innern erklärte, wie der „Temps“ eldet, im Budgetausschuß der Kammer, daß 5 800 000 Gesuche um staatliche Unterstützung seitens der Familien Mobilisierter eingebracht worden sind. 2 430 000 Gesuchen ist stattgegeben worden. Dem Oberausschuß zur Bewilligung von Unterstützung liegen 27 000 Berufungen gegen die Entschei⸗ dungen der Unterausschüsse vor. Weitere 50 000 Berufungen werden demnächst einlaufen. Der Minister erklärte, daß zur chnelleren Erledigung der Berufungen die Mitgliederzahl des Oberausschusses von 50 auf 100 erhöht worden sei. Im weiteren Verlauf der Sitzung teilte der Minister mit, daß ins⸗ gesamt 1700 Deutschen, Oesterreichern und Ungarn Be⸗ rechtigungsscheine zum Aufenthalt in Frankreich für die Dauer des Krieges bewilligt worden seien. 600 Deutschen, Oesterreichern und Ungarn sei die bereits erteilte Bewilligung wieder entzogen worden, da sie nicht, wie für die Bewilligung notwendig ist, Söhne in der französischen Armee hätten oder selber früher in der Fremdenlegion mehrjährigen Dienst getan hätten oder infolge Verkrüppelung oder anderer Gebrechen dienstuntauglich seien. In 58 Internierungslagern in Frankreich seien augenblicklich etwa 7500 Deutsche und 1600 Oesterreicher und Ungarn untergebracht.
Niederlande.
Das Blatt „Nieuws van den Dag“ veröffentlicht einen Brief des holländischen Ministers des Aeußern
Loudon auf eine Eingabe an die Königin, die mit vielen
Tausenden von Unterschriften bedeckt war und in der die
Mönigin um ihre Hilfe zur Herbeiführung des Friedens g 1 ”
ersucht wird. Der Brief des Ministers lautet: 3 Durch Sie und viele andere ist an Ihre Majestät die Königin eine Adresse gerichtet worden, worin Ihre Majestät ersucht wird, den verschiedenen Regierungen der kriegführenden Länder ihre Vermitt⸗ lung anzubieten, damit ein Waffenstillstand zur Abhaltung einer
riedenskonferenz oder zur Erörterung von Maßregeln geschlossen
pürde, die dem baldigen Zustandekommen des Friedens dienlich sein ünnen. Auf diese, durch Ihre Majestät in meine Hände gegebene dresse habe ich die Ehre, Ihnen mitzuteilen, daß die Regierung die arin ausgedrückten Gefühle vollständig teilt und den feurigen Wunsch egt, zu gelegener Zeit, soweit es ihr möglich ist, im Interesse des Friedens und der einträchtigen Zusammenarbeit der Völker zu wirken.
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Der Generalfeldmarschall Freiherr von der Goltz⸗Pascha st nach Berlin abgereist, um dem Kaiser die vom Sultan ver⸗ ijehene und besonders angefertigte Kriegsmedaille zu überbringen.
Albanien.
Wie die „Agenzia Stefani“ aus Durazzo meldet, gaben die Aufständischen am 23. d. M. etwa zehn Kanonen⸗ schüsse auf die Stadt ab. Dabei wurden vier Personen verletzt, eine davon schwer. Aus der Stadt wurde ihr Feuer beantwortet, worauf sie das Feuer einstellten. Vorgestern morgen gaben die hinter den vor der Stadt liegenden Höhen versteckten Aufständischen mehrere Kanonenschüsse ab, von denen drei das Palais Essad Paschas trafen und den benachbarten Platz. Sie verursachten unbedeutenden Schaden. Die Ruhe ist jetzt wieder⸗ hergestellt.
Asien.
In Schantung herrscht der „Morning Post“ zufolge große Erregung über die Landung japanischer T Die chinesische Regierung ist bestürzt über das Auftreten Japans und erklärt, wenn infolge von Japans militärischer Invasion ein Konflikt entstehen würde, so treffe hierfür die Schuld allein Japan. Die Versicherung der japanischen Regierung, den Frieden aufrecht erhalten zu wollen, erscheine nichtssagend gegenüber den Begebenheiten. Es bedürfe jetzt nur eines kleinen Anlasses, um die Lage sehr ernst zu gestalten. 8 ze. Dem „Daily Telegraph“ zufolge wurden von den chine⸗ sischen und japanischen Delegierten in der Konferenz am Dienstag fünf Artikel der mandschurischen Gruppe, die sich mit den Eisenbahnen, Bergbau und Anleihen befassen, beraten. Die wichtigsten Artikel 2 und 3 sind noch unerledigt. Die Frage der Bergwerke am Nangtse wurde auch besprochen, führte aber zu keinem Ergebnis.
Im südafrikanischen Abgeordnetenhause sprach
der Verteidigungsminister Smuts bei der Begründung des
Zusatzantrages zur Indemnitätsbill, wie das „Reutersche
Bureau“ meldet, die Hoffnung aus, daß das Land die Politik
der Regierung unterstützen und Vergangenes ruhen lassen werde. Sir Thomas Smart unterstützte den Zusatzantrag unter der Bedingung, daß Maritz keine Gnade finde, wenn er gefangen genommen würde. Auch die Partei Hertzogs gewährte dem Zusatzantrag Unterstützung. Einige Ministerielle übten Kritik, mit der Begründung, daß dadurch eine Prämie auf Rebellion ausgestellt werde. Smuts bestritt, daß die zu Gefängnis ver⸗ urteilten Bürger, die sich geweigert hatten, gegen Deutsch Süd⸗
Ue
west⸗Afrika zu Felde z er Bahn Priesk Upington arbeiten müßten, und erklärte, daß diese Gefangenen als freie Bürger an Transporten über den Oranfefluß ar⸗
beiteten.
Kriegsnachrichten.
Westlicher Kriegsschauplatz.
Großes Hauptquartier, 26. März. (W. T. B.) Auf den Maas⸗Höhen südöstlich Verdun versuchten die Franzosen bei Combres erneut in einem stärkeren Angriff sich unserer Stellung zu bemächtigen, wurden aber nach hart⸗ näckigem Kampf zurückgeworfen. Die Gefechte am Hartmannsweilerkopf dauern noch an.
Oberste Heeresleitung.
1 8
8 Oestlicher Kriegsschauplatz. Großes Hauptquartier, 25. März. (W. T. B.) er die Vorgänge bei Memel ist folgendes festgestellt:
Donnerstaag, den 18. März, rückten die Russen, gleichzeitig von Norden und Osten kommend, in mehreren Kolonnen gegen Memel vor. Es waren sieben Reichsweyrbataillone mit sechs bis acht älteren Geschützen, einige Reichswehreskadrons, zwei Kompagnien Marine⸗ infanterie, ein Bataillon des Reserveregiments 270 und Grenzwach⸗ truppen aus Riga und Libau, im ganzen 6000 bis 10 000 Mann. Der unterlegene deutsche Landsturm zog sich von der Grenze auf Memel zurück und mußte schließlich auch durch die Stadt über das Haff und die Nehrung zurückgehen. Die Russen sengten an den Vormarschstraßen von Nimmersatt und Laugallen zahlreiche Ge⸗ bäude, vor allem Scheunen nieder; im ganzen wurden 15 Ort⸗ schaften schwer geschädigt, eine erhebliche Anzahl von Landeseinwohnern, auch Frauen und Kinder, wurden nach Rußland fortgeschleppt, eine Anzahl Einwohner er⸗ schlagen. Am Abend des 18. zogen die Russen in Memel ein. Die Truppen wurden hauptsächlich in den Kasernen untergebracht.
Am Freitagabend erschien der russische Kommandank im Rat⸗ haus, forderte den Oberbürgermeister und später noch drei weitere Bürger als Geiseln und ließ sie in die Kasernen bringen, welche von den Russen bereits in einen unglaublichen Zustand versetzt waren. In den Straßen der Stadt trieben sich plündernde Trupps rufsischer Soldaten herum, verhafteten Einwohner, drangen in die Häuser ein, zerschlugen Ladenscheiben, plünderten und raubten Lebens⸗ mittelgeschäfte, zwei Uhrmacherläden und einen Juwelierladen vollständig aus. In drei Fällen sind Vergewaltigungen weiblicher Personen bisher festgestellt. Brände und Hauszerstörungen ereigneten sich im allgemeinen nicht. Die Nachricht, daoß russischer Pöbel sich an den Ausschreitungen be⸗ teiligt habe, hat sich nicht bestätigt. Der russische Kommandant, dem das wüste Treiben seiner Leute anscheinend selbst ungeheuerlich erschien, suchte Einhalt zu gebieten, indem er die Plünderertruppe in die Kasernen zurückschicken und schließlich die Kasernentore schließen ließ.
Am Sonnabend vormittag war die Stadt selbst bis auf Patrouillen frei von russischen Soldaten. Am Sonnabend abend zogen die Russen ab. Nur einzelne versprengte Trupps blieben in Memel zurück. Diese wollten bereits ihre Gewehre auf dem Rathaus abliefern, als am Sonntag nachmittag von neuem stärkere russische Trupps von Norden her in die Stadt einrückten. Sie stießen in Memel bereits auf deutsche Patrouillen, denen stärkere deutsche Truppen von Süden her folgten. Im energischen An⸗ griff, bei dem sich das Bataillon Nussbaum vom Ersatzregiment Königsberg besonders auszeichnete, warfen sie die Russen aus Memel heraus. Bei dem heftigen Straßenkampf verloren die R ussen etwa 1 50 Tote, unsere Verluste waren gering. Beim Zurückgehen rissen die Russen ihre nachkommenden Verstärkungen mit in die Flucht. Die Geiseln waren beim Herannaben unserer Truppen unter Bedeckung nordwärts abgefabren. Bei Königswäldchen blieb der Wagen stehen. Die Bedeckungsmannschaften flüchteten. Die ver⸗ hafteten Bürger suchten nach Memel zurückzuktommen; hierbei fiel Bürgermeister Pockels zu Boden und wurde liegend von flüchtenden russischen Soldaten durch Bajonettstiche schwer verletzt.
Die Russen flohen, ohne Widerstand zu leisten, und wurden am 22 und 23. energisch verfolgt. Besonders beim Durchmarsch durch Polangen erlitten sie durch das Geschützfeuer unserer Kreuzer, die sich an der Verfolgung beteiligten, schwere Verluste. Es fielen 500 Gefangene, drei Geschütze, dret Maschinengewehre und Munitionswagen in unsere Hand.
Die russische Unternehmung gegen Memel kennzeichnet sich als ein Raubzug, bei dem es von vornherein weniger auf militärischen Erfolg, als auf Beute und Verwüstung ankam. Ein gleicher Raubzug scheint gegen Tilsit geplant gewesen zu sein. Der russische Kommandant fragte den Oberbürgermeister von Memel am Freitag⸗ abend, wie es in Tilsit aussehe, und war sehr erstaunt, zu hören, daß diese Stadt sich in den Händen der Deutschen befinde.
Bei den deutschen Truppen, die Memel säuberten, befand sich der jüngste Sohn Seiner Majestät des Kaisers, Prinz Joachim von Preußen. Er wurde überall, wo er erkannt wurde, von der Bevölkerung freudig begrüßt.
Großes Hauptquartier, 26. März. (W. T. B.) Russische Angriffe auf die Seenengen östlich von Augustow wurden abgeschlagen. — Oberste Heeresleitung.
Wien, 25. März. (W. T. B.) Amtlich wird gemeldet: In den Karpathen haben unsere Truppen an der Front westlich des Uzsoker Passes schwere russische An⸗ griffe abgeschlagen. Die Kämpfe dauern an. Der gestrige Tag ist in einigen Abschnitten ruhiger verlaufen. 1500 Mann des Gegners wurden neuerdings gefangen. Bei Wysazkow scheiterte ein Angriff des Feindes auf die am 22. von uns genommenen Stellungen.
Fronten hat sich nichts Wesentliches ereignet. Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes:
von Hoefer, Feldmarschalleutnant.
Südlicher Kriegsschauplatz. Wien, 25. März. (W. T. B.) Amtlich wird gemeldet: Auf dem südlichen Kriegsschauplatz fanden in letzter Zeit an der Donau und Save vereinzelte Geschützkämpfe statt. Die allgemeine Lage ist unverändert. Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes: von Hoefer, Feldmarschalleutnant. 3
Der Krieg zur See.
Kopenhagen, 25. März. (W. T. B.) Wie „Politiken“ aus Bergen meldet, hat „U 29“ den norwegischen Dampfer „Botnia“ nördlich der Kanalinsel Casquets Rocks angehalten und ihn aufgefordert, die 28 Mann starke Besatzung des englischen Dampfers „Adenwen“ aus Cardiff, dessen Torpe⸗ dierung bereits gemeldet wurde, aufzunehmen. Dies geschah und die Besatzung wurde dann in Brixrham an Land gesetzt.
An den übrigen
Der Krieg in den Kolonien.
London, 24. März. (W. T. B.) Das „Reutersche Bureau“ bringt folgende Meldung aus Kapstadt vom 22. d. M.: Der Feind hat am 19. d. M. die Abteilung des Obersten Berange in Schelpkolk angegriffen: am 20. d. M. hat der Oberst den Feind, der sich durch Rietfontein in Betschuana⸗ land über die Grenze auf eine vorbereitete Stellung zurückzog, in ein Gefecht verwickelt und ihn aus seinen Stellungen ver⸗ trieben. Der Feind ging nach Hasuur in Deutsch Südwest⸗ afrika zurück. Die Engländer hatten drei Verwundete, der Feind anscheinend auch (L) einige Verluste.
London, 25. März. (W. T. B.) Wie das „Reutersche Bureau“ meldet, machte gestern ein deutsches Flugzeug einen Angriff auf das Lager von Garub östlich Lüderitz⸗ bucht, aber das Feuer der schweren britischen Geschütze ver⸗ hinderte ein erfolgreiches Abwerfen von Bomben.
Der Krieg der Türkei gegen den Dreiverband.
London, 26. März. (W. T. B.) Die „Times“ melden aus Tenedos vom 23. d. M.: Obwohl der Sturm abnahm, ist der Wind noch zu stark, um die Operationen gegen die Dardanellen wieder aufzunehmen. Die Minen⸗ sucher sind wieder an der Arbeit.
Statistik und Volkswirtschaft.
Bestrafungen wegen gesetzwidriger Beschäftigung von Arbeiterinnen, jugendlichen Arbeitern und Kindern in Deutschland im Jahre 1912.
Nach der im 267. Bande der „Statistik des Deutschen Reichs“ enthaltenen Kriminalstatistik für das Jahr 1912 sind wegen Zuwider⸗ handlungen gegen die Bestimmungen über die Beschaͤftigung von Arbeiterinnen und jugendlichen Arbeitern sowie von Kindern im Jahre 1912 von deutschen Gerichten 7308 (im Vorjahre 7312, im Jahre 1910 6571) Personen bestraft worden, von denen 5221 (5204, 4700) evangelische, 1573 (1614, 1405) katholische Christen und 452 (446, 425) Juden waren. Die meisten Fälle kamen wieder in der Stadt Berlin vor, wo die Zahl der verurteilten Personen mit 604 jedoch erheblich niedriger ist als in den Jahren 1910 (861) und 1911 (870). Hieran reihen sich ebenfalls mit hohen Zahlen der Regierungsbezirk Potsdam mit 532 (i. Vorj. 513), die Kreishauptmannschaft Zwickau mit 362 (318), die Regierungsbezirke Düsseldorf mit 350. (319), Schleswig mit 345 (256), Breslau mit 325 (522), der Staat Hamburg mit 278 (295), die Kreishauptmannschaft Chemnitz mit 257 (243), die Regierungsbezirke Arasberg mit 247 (263„ Oppeln mit 233 (222), Königsberg mit 212 (146), die Kreishauptmannschaft Leipzig mit 209 (183), ferner die Regierungsbezirke Magdeburg mit 162 (104) und Cöln mit 159 (178), die Kreishauptmannschaft Dresden gleich falls mit 159 (197), sowie der Staat Lübeck mit 139 (6), der Re gierungsbezirk Liegnitz mit 109 (55) und der Neckarkreis mit 100 (80) verurteilten Personen.
Zur Arbeiterbewegung.
„Nach einer vom „W. T. B.“ wiedergegebenen Meldung des „Rotterdamsche Courant“ aus London hat die Schieds⸗ kommission den Metallarbeitern im Clydegebiet ein Lohnerhöhung von einem Penny für die Stunde als Kriegszulage zugesprochen. Die Arbeiter hatten zwei Pence für die Stunde als dauernde Lohnerhöhung verlangt. Lloyd George sollte gestern eme Abordnung des Metallarbeiterverbandes empfangen, der dem Ab kommen mit dem Schatzamte noch nicht beigetreten ist, weil er di Einstellung von Frauen und ungelernten Arbeitern mißbilligt. — Den Kohlenträgern in Cardiff, Penarth und Barry is „W. T. B.“ zufolge eine Aufbesserung der Löhne um 10 % bis zum Ende des Krieges zugestanden worden.
(Weitere „Statistische Nachrichten“ s. i. d. Ersten Beilage. 6 — G *
Wohlfahrtspflege.
Der Johanniterorden beabsichtigt, demnächst einen Liebes⸗ gaben⸗Sonderzug unter der Leitung von Johanniterrittern an die Hindenburg⸗Armee abzusenden. In den einzelnen Pro⸗ vinzen werden zu diesem Zweck von den Genossenschaften des Ordens Sammelstellen eingerichtet werden, worüber durch die Ge⸗ nossenschaften in den betreffenden Provinzialblättern noch nähere Mit⸗ teilung erfolgt. Für Berlin und die Provinz Brandenburg ist eigens für diesen Zweck eine Sammelstelle in Berlin Potsdamer Straße 27, eingerichtet worden, an die aber auch Gaben aus anderen Provinzen abgeführt werden können. Um seine Absicht zu erreichen, wendet sich der Orden nicht nur an seine Mitglieder, sondern er erbittet auch die Mithilfe weiterer Kreife. Liebesgaben aller Art, in Kisten oder Säcken, sind äußerlich mit einem Verzeichnis des Inhalts zu versehen. Geldspenden für den Ankauf von Liebesgaben werden nur an die Kasse des Johanniter⸗ ordens, Berlin W. 35, Schöneberger Ufer 19, oder auf ihr Post⸗ scheckkonto Berlin 3715 erbeten. Die bisherige Sammelstelle des Johanniterordens, Berlin, Karlsbad 3, bleibt bestehen, während die Sammelstelle Potsdamer Straße 27 nach der Absendung des Zuges wieder aufgelöst wird.
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Kunst und Wissenschaft.
Die Königliche Akademie der Wissenschaften hielt am 18. d. M. eine Gesamtsitzung unter dem Vorsitz ihres Sekretars Herrn Roethe. Herr Beckmann sprach über Bleiwelß und Lithopone. Als weiße Maler⸗ und Anstrichfarben konkurrieren Bleiweiß und Lithopone, von denen jenes widerstandsfähiger gegen Atmosphärilien, dieses aber beständig gegen Schwefelwasserstoff ist. Lithopone kann durch Licht verändert werden, Zusammen mit Dr. Wuorinen hat der Vortragende Versuche über diese Lichtempfindlichkeit angestellt. Sie tritt nur rasch ein bei direkter Belichtung und Gegen⸗ wart von Luft von bestimmter relativer Feuchtigkeit. Aus den Ver⸗ suchen ergibt sich, daß die entstehende dundle Farbe wahrscheinlich auf der Bildung von Zinksuboxyd beruht. Das Dunkelwerden wird be⸗ schleunigt durch Halogen, wenn es in fester Lösung vorhanden ist, sowie durch Zinktonen. Bekämpfen läßt sich die Schwärzung durch Verfahren und Zusäße, welche der Jonenbildung entgegenwirken, sicher sind diese Mittel aber nicht. Es ist jedoch relativ leicht, reine Ausgangsmaterialien zu verwenden und dadurch zu lichtechten Präpa⸗ raten zu gelangen.
Die Akademie genehmigte die Aufnahme einer von Herrn Wal⸗ deyer in der Sitzung der physikalisch⸗-mathematischen Klasse vom 25. Februar vorgelegten Abhandlung des Geheimen Medizinalrats Prosessor Dr. Hans Virchow in Berlin: Gesichtsmuskeln des Schimpanse in den Jahrgang 1915 der Abhandlungen. Bei einer peinlich genau, mit Hilfe der Doppellupe, durchgeführten Präparation der Gesichtsmuskeln eines weiblichen Schimpansekindes von 55 cm Scheitel. Steißlänge zeigte sich, daß neben einer Anzahl besonderer Vorhältnisse, die von denen des Menschen abweichen, auf der anderen Seite in vielen seldst ganz feinen Zügen Uebereinstimmung mit den letzteren besteht. Alles in allem weicht die Gesichtsmuskulatur weit weniger von der des Menschen ab als die Knochengestalt. In der Höbe der Differenzierung steht der Schimpanse nicht hinter dem Menschen zurück; es hat sich sogar durch diese genaue Untersuchung