1915 / 127 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 02 Jun 1915 18:00:01 GMT) scan diff

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forderten. Sie dienten nur dazu, jeden Angriffsversuch gegen Spanien, so unwahrscheinlich ein solches Ereignis auch sei, zurückweisen zu können. Dato erklärte es für unwahr, daß es in Spanien ausländische Agenten gebe, die die interventionistische Kampagne führen sollten. 1X..“X“

Ueber das Befinden des Königs ist der griechischen Gesandtschaft in Berlin mit großer Verspätung folgendes Bulletin vom 30. Mai, 5 Uhr 10 Minuten früh, zugegangen: Allgemeinbefinden des Königs zufriedenstellend. Die Besserung schreitet fort. Das Fieber ist fast völlig verschwunden. Die Heilung des Ergusses ist durchaus zufriedenstellend.

Bulgarien. Aus Anlaß des Namensfestes des Königs ist gestern in der St. Nedelia⸗Kathedrale in Sofia ein erches Tedeum zelebriert worden, dem das Königliche Gefolge, alle gegen⸗ wärtigen und früheren Minister, das diplomalische Korps, die hohen Würdenträger und ein zahlreiches Publikum beiwohnten. Um Mittag waren die Mitglieder der Regierung zu einem Mahl geladen, das in der Königlichen Residenz in Vrania bei

Sofia stattfand. Auftralien.

Nach einer Meldung des „Reuterschen Bureaus“ aus Melbourne haben die Fleischpreise ihren höchsten Stand seit 50 Jahren erreicht. Der Ackerbauminister bereitet ein Gesetz vor, wonach die Regierung alles Fleisch in Viktoria be⸗ schlagnahmen und die Preise festsetzen kann.

Kriegsnachrichten. W estlicher Kriegsschauplatz.

Großes Hauptquartier, 1. Juni. (W. T. B.) Nach ihrer Niederlage südlich von Neuville am 30. Mai versuchten s. ar weiter nördlich gestern einen neuen Durchbruch. Ihr Angriff, der sich in einer Frontbreite von zweieinhalb Kilo⸗

meter gegen unsere Stellungen zwischen Straße Souchez Béthune und Carenecy⸗Bach richtete, brach meist schon in unserem Feuer unter großen Verlusten zusammen, nur westlich Souchez kam es zum Nahkampf, in dem wir Sieger blieben. Im Priesterwalde gelang es unseren Truppen, die vorgestern verlorenen Grabenstücke größtenteils zurück⸗ zuerobern. Der Feind hatte wieder sehr erhebliche Verluste. Auf den übrigen Frontabschnitten hatte unsere Artillerie einige erfreuliche Erfolge. Durch einen Volltreffer im ee. Lager südlich Mourmelon le Grand rissen ich 300 bis 400 Pferde los und stoben nach allen Seiten auseinander. Zahlreiche Fahrzeuge und Automobile eilten schleunigst davon. Nördlich St. Ménéhould und nordöstlich Ver dun flogen feindliche Munitionslager in die Luft. Als Antwort auf die Bewerfung der offenen Stadt Ludwigshafen belegten wir heute nacht die Werften und Docks von London ausgiebig mit Bomben. Flieger bewarfen heute nacht Ostende, beschädigten einige Häuser, richteten aber sonst keinen Schaden an. Oberste Heeresleitung.

Großes Hauptquartier, 2. Juni. (W. T. B.) Bei Bixschoote nordöstlich von Steenstraate schossen wir ein englisches Flugzeug herunter; die Insassen, ein belgischer und ein englischer Offizier, wurden gefangen genommen. Die Zuckerfabrik westlich Souchez, in die im Laufe des gestrigen Nachmittags die Franzosen eingedrungen waren, ist von uns wiedergenommen. Ein französischer, in den Abend⸗ stunden auf unsere Stellungen bei und südlich Neuville unter⸗ nommener Angriff wurde abgeschlagen, nur ein kleines über die Straße Neuville Ecurie vorspringendes Grabenstück ist vom Feinde besetzt. Im Priesterwalde dauert der Nah⸗ kampf um einzelne Grabenstücke noch an.

Oberste Heeresleitung.

London, 1. Juni. (W. T. B.) Das Pressebureau gibt, nach einer Meldung des „Reuterschen Bureaus“, bekannt: Ueber Ramsgate, Brentwood und einigen anderen Orten in un⸗ mittelbarer Nachbarschaft Londone wurden deutsche Luftschiffe gesehen. Es brachen viele Brände aus, doch läßt sich nicht mit Sicherheit feststellen, ob die Brände mit dem Besuche der Luftschiffe im Zusammenhang stehen.

Amsterdam, 1. Juni. (W. T. B.) Das „Handelsblad“ meldet aus London: Da das Pressebureau die Veröffentlichung von Einzelheiten über den letzten Zeppelinangriff verboten hat, enthalten die Morgenblätter keine näheren Nachrichten über die Tätigkeit der deutschen Luftschiffe in der Umgebung Londons. 8 82

. Oestlicher Kriegsschauplatz.

Großes Hauptquartier, 1. Juni. (W. T. B.) Bei Amboten 50 km östlich Libau schlug deutsche Kavallerie das russische 4. Dragonerregiment in die Flucht. In Gegend Szawle waren feindliche Angriffe erfolglos.

Die Maibeute beträgt: Nördlich des Njemen: 24 700 Gefangene, 16 Geschütze, 47 Maschinengewehre; zwischen Njemen und Pilica: 6943 Gefangene, 11 Ma⸗ schinengewehre, ein Flugzeug.

Oberste Heeresleitung.

Ferhes Hauptquartier, 2. Juni. (W. T. B. Bei Neuhausen, 50 km nordöstlich, und bei Shidiki, 65 km südöstlich Libau, fanden erfolgreiche Gefechte gegen kleinere russische Abteilungen statt, ebenso weiter südlich in Gegend Szawle und an der Dubissa südöstlich Kielmy so⸗ wie zwischen Ugiany und Eiragola. Bei Szawle machten wir 500 Gefangene. Oberste Heeresleitung.

Südöstlicher Kriegsschauplatz.

Großes Hauptquartier, 1. Juni. (W. T. B.) Auf der Nordfront von Przemysl sind gestern die Forts 10a, l1a und 12 bei und westlich Dunkowiczki gelegen) mit 1400 Mann vom Rest der Besatzung und einer Be⸗ stückung von zwei Panzer⸗, 18 schweren und fünf Geschützen durch bayerische Truppen

stürmender Hand genommen. Die Russen suchten bas Verhängnis durch Massenangriffe gegen unsere Stellungen östlich Jaroslau abzumwenden. Alle An⸗ strengungen blieben erfolglos. Ungeheure Mengen Ge⸗

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Die deerss hätten keinerlei offensiven Charakter.] fallener bedecken das Schlachtfeld unserer Front.

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Von der Armee des Generals von Linsingen 829 die Eroberer des Zwinin Gardetruppen, Ostpreußen und Pommern unter der Führung des bayerischen Generals Grafen Bothmer den stark befestigten Ort Stryj gestürmt und die russische Stellung bei und nord⸗ westlich dieser Stadt durchbrochen. Bisher wurden 53 Offiziere, 9182 Mann gefangen, 8 Geschütze und 15 Maschinengewehre erbeutet.

Oberste Heeres leitung.

Wien, 1. Juni. (W. T. B.) Amtlich wird gemeldet: Die östlich des San vorgedrungenen verbündeten Truppen wurden heute nacht an der ganzen Front von starken russischen Kräften angegriffen. Besonders an der unteren Luba⸗ czowka versuchten der Zahl nach überlegene feindliche Kräfte vorzustoßen. Alle Angriffe wurden unter den schwersten Verlusten des Feindes zurückgeschlagen, der an mehreren Stellen in Auflösung zurückging. Auch am unteren San, flußabwärts Sienawa, scheiterten russische An⸗ griffe. An der Nordfront von Przemysl erstürmten unterdessen bayerische Truppen drei Werke des Gürtels, machten 1400 Mann zu Gefangenen, erbeuteten 28 schwere Geschütze, darunter 2 Panzergeschütze. Südlich des Djinestr sind gestern die verbündeten Truppen der Armee Linsingen in Foartsetzung des Angriffes in die feindliche Verteidigungsstellung eingedrungen, haben die Russen geschlagen und Stryj erobert. Der Feind ist im Rückzug gegen den Dnjestr, 53 Offiziere, über 9000 Mann Gefangene, 8 Geschütze, 15 Maschinengewehre fielen in die Hände der Sieger. Am Pruth und in Polen ist die Lage unverändert.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes. 8

von Hoefer, Feldmarschalleutnant.

Großes Hauptquartier, 2. Juni. (W. T. 87 Zwei weitere bei Dunkowiczki gelegene Werke der Festung Przemysl sind gestern erstürmt. Nach dem Siege bei Stryj drangen die verbündeten Truppen gestern in Richtung Medenice vor. Im Laufe des Monats Mai sind auf dem südöstlichen Kriegsschauplatz 863 Offiziere, 268 869 Mann zu Gefangenen gemacht: 251 Geschütze und 576 Maschinengewehre erbeutet worden. Hiervon entfallen auf die dem Generaloberst van Mackensen unterstellten verbündeten Truppen: 400 Offiziere darunter 2 Generale, 152 254 Mann Gefangene, 160 Geschütze, darunter 28 schwere, und 403 Maschinengewehre. in⸗ schließlich der auf dem östlichen Kriegsschauplatz gemachten und gestern veröffentlichten Gefangenenzahlen beträgt demnach die Summe der im Monat Mai in die Hände der verbündeten Truppen gefallenen Russe 1000 Offiziere und über 300 000 Mann. HOberste Heeresleitung.

Wien, 1. Juni. (W. T. B.) Amtlich wird gemeldet Der Geschützkampf auf den Plateaus von Folgaria⸗ Lavarone, die kleineren Gefechte an der kärntnerischen Grenze und im Raume bei Karfreit dauern fort.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabe von Hoefer, Feldmarschalleutnant.

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3 Der Krieg zur See.

Brest, 1. Juni. (W. T. B.) Der Kapitän des portu⸗ giesischen Dampfers „Cysne“ hat der „Agence Havas“ zu⸗ folge erklärt, er sei auf der Fahrt nach Nieuport 65 Meilen von Quessant von einem deutschen Unterseeboot angehalten worden. Ein Offizier des Unterseeboots sei an Bord der „Cysne“ üöwennrn habe Lebensmittel und einige Maschinen⸗ teile beschlagnahmen lassen und fünf Minuten Zeit gegeben, um die Rettungsboote auszusetzen, und an dem Dampfer eine Dynamitpatrone befestigt. Kapitän und Matrosen hätten die „Cysne“ und zwei englische Dampfer versinken sehen; die Be⸗ satzung des einen sei in Brest gelandet worden, das Schicksal der anderen sei ihm unbekannt.

Kopenhagen, 1. Juni. (W. T. B.) Der Kapitän des dänischen Dampfers „Söborg“ telegraphiert seiner Reederei, der Dem esch fsgcenschaf Danebrog, daß der Dampfer, mit Ballast von Kopenhagen nach Newcastle gehend, am 30. Mai Vormittags vor Newcastle torpediert, die ganze Besatzung aber von dem Dampfer „Tore Jarl“ geborgen worden sei.

Berlin, 1. Juni. (W. T. B.) Am 22. Mai d. J. wurde gemeldet, daß der norwegische Dampfer „Mari⸗ copa“ in der Nordsee auf eine Mine gelaufen und erheblich beschädigt worden sei. Bald darauf brachten englische und norwegische Blätter die Nachricht, daß nach Aussage des Kapitäns die Beschädigung wahrscheinlich nicht auf eine Mine, sondern auf einen Torpedotreffer zurückzuführen sei. Nunmehr wird sogar schon mit Bestimmtheit behauptet, daß ein deutsches Unterseeboot die „Maricopa“ beschossen habe. (Wie uns von zuständiger Seite mitgteilt wird, ist festgestellt worden, daß der Dampfer „Maricopa“ keinesfalls von einem deutschen Unter⸗ seeboot angegriffen worden ist.)

Amsterdam, 1. Juni. 1 T. B.) Wie aus einem Telegramm, das die Koninklijka Stoomboot Maatschappij aus Ramsgate erhielt, hervorgeht, wurde der holländische Dampfer „Triton“ weder torpediert, noch lief er auf eine Mine. Es brach vielmehr im Maschinenraum Feuer aus, das auf das Achterschiff übergriff.

Preuszischer Landtag. 109. Sitzung vom 1. Juni 1915, Nachmittags 2 Uhr. (Bericht von Wolffs Telegraphischem Bureau)

Der Sitzung wohnen der Minister für Handel und Ge⸗ werbe Dr. Sydow, der Minister für Landwirtschaft, Do⸗

mänen und Forsten Dr. Freiherr von Schorlemer und der Minister des Innern von Loebell bei.

Der Präsident Graf von Schwerin eröffnet die Sitzung mit folgender Ansprache:

In den wenigen Monaten seit unserer letzten kurzen Tagung ist in dem Weltkrieg, in dem wir stehen, eine neue Wendung eingetrelen. Nicht

nur unsere offenen und versteckten Feinde, auch unser bishetiger Bundes⸗ genosse, das uns seit dreißig Jahren verbündete Italien, hat gegen uns

und das ihm gleichfalls verhündete Oesterreich zum S gegriffen, hat ein zu gegenseitiger Venteidigung in der Stunde der Gefahr grschlossenes und von uns auch während riner schweren Kriegsnot Italiens mit unver- brüchlicher Treue gehaltenes Bündnis heute, wo es uns in Gefahr glaubt, freventlich —— zurufe: Pfui!), ei Vertragsbruch, so himmel⸗ e ein Treubruch, so schmachdoll (Zustimmung), wie ihn die Ge⸗ chichte aller Zeiten nicht zu verzeichnen hatte, aber auch eine Schuld

von der man schon heute, schon bei ihrer Begebung, mit seltener Sicherhei

voraussehen kann, wie schwer sie sich unter allen Umständen an ihremn

Urhebern rächen wird. (Lebhafte Zustianmung.) Denn, wie es nun auch kommen möge, selbst wenn, was Golt verhüte, unsere Feinde und mi ihnen Italien aus diesem Kriege als Sieger hervorgehen sollten (Zuruf: Ausgeschlossen!), auch dann, ja dann vielleicht erst recht wird das italie nische Volk den wahren Wert des elenden Judaslohnes erkennen, den e für seinen Treubruch in Gestalt leerer Versprechungen von seinen jetzigen Verbündeten erhielt, wird erkennen, wie wenig diese geneigt sein werden ühm nach allen Opfern eines Kri auch nur die Machterweiterung un

nationale Entfaltung zu gönnen, die es bis vor kurzem noch friedlich, ohne

Schwertstreich und ohne Treubruch, erlangen konnte. (Lebhafte Zustim⸗ mung.) Aber, meine Herren, woher will denn auch ein Volk, welches unter 1 solchen Umständen mit einem solchen, seiner gooßen Mehrheit voll be⸗ wußten Vertragsbruch, noch dazu ohne glle Not, ohne von irgend jemand bedroht oder angegriffen zu sein, aus reinster Eroberungslust, zum Schwerte reift, woher will es denn die Kraft, die ungeheure moralische Kraft shöpsen wie sie die siegreiche Dumhführung eines solchen Krieges doch fordert. Nein, solange die Welt steht, ist ein Volk, welches so frevelhaft um Schwerte griff, noch niemals siegreich gewesen und wird auch nikmals sumeich sein können. (Lebhafter Beifall.) Wie ganz anders auf unsere Seite! Vor wenig n, meine Herren, war just ein halbes Jahr⸗ tausend vergangen, seit am 30. April 1415 auf dem Reichstag zu Konstanz der Burggraf von Nürnberg, Friedrich von Hohenzollern, vom König Sigismund mit der Mark Brandenburg belehnt wurde. Eine herrliche

Reihe vorbildlicher Landesherren ist aus diesem Fürstengeschlecht unserem

Volke erwachsen gerste Diener ihres Stgats und ihres Volkes“, wie sich der zweite große Friedrich in dem siebenjährigen Entscheidungskrieg um die Zukunft Preußens nannte, und wie sich jetzt in dem Daseinskampf des neuen Deutschen Reiches unser Kaiser so schön dazu bekannte. Aber aus der kleinen, vormals so ärmlichen Mark Brandenburg ist inzwischen auch ein neues Deutsches Reich erwachsen, so mächtig, daß es heute eine Welt von Feinden siegreich die Stirn zu bieten vermag (Lebhafter Bei⸗ fall) —, ein Reich, welches in diesem gewaltigsten aller Weltkriege bisher siegreich war und siegreich bleiben witd, weil es sich dabei nicht bloß auf seine äußere militärische und wirtschaftliche —, sondern zugleich auf eine schier unüberwindliche innere moralische Kraft zu stützen vermag, vor allem auf die einmütigste Ueberzeugung unseres ganzen Volkes von der vollen Gerechtigkeit unserer Sache zu stützen vermag, auf das Bewußtsein, diesen uns ruchlos aufgezwungenen Kampf zwar nur zu unserer Verteidigung begonnen zu haben, ihn nun aber allerdings, nachdem dieser Krieg aus Haß, Neid und Mißgunst uns aufgezwungen wurde, auch bis zu unserer vollen Sicherung gegen eine Wiederholung gleich ruchloser Ueberfälle durchführen zu müssen, d. h., wie es der Herr Reichskanzler vor wenigen Tagen ausgesprochen hat, bis wir uns alle nur möglichen realen Garantien und Sicherheiten dafür geschaffen und erkämpft haben, daß keiner unserer Feinde, nicht vereinzelt, nicht vereint, wieder einen Waffen⸗ gang mit uns wagen wird. Nun, meine Herren, in diesem Bewußtsein und mit diesem unbeugsamen Willen werden wir auch weiter, wie bisher, der Entwicklung der Dinge nicht nur mit der vollsten Ruhe, sondern auch mit ungebeugter Zuversicht entgegensehen. Wir täuschen uns nicht dar⸗ liber, wie große neue Opfer, welche erhöhte weitere Anspannung aller unserer Kräfte und pielleicht auch längeres Ausharren in diesem schweren Kampf solch neue Wendungen, wie die jetzige, von uns erfordem können. Aber wir verzagen deshalb nicht, ja, wir lassen uns dadurch nicht ein⸗ mal erschüttern in unserer feften Zuyersicht auf den endlichen vollen Sieg über alle unsere Feinde. Gott der Herr schütze unser geliebtes Vaterland (die Mitglieder des Hauses⸗ soweit sie nicht schon bisher stehend die Rede angehört haben, erheben sich), unser herrliches Heer und unsern siegreichen Kriegsherrn, Seine Majestät, unsern allergnädigsten Kaiser und König;! Der Präsident fährt dann fort: Ich habe chehe ich im Namen des Hauses Seiner Majestät dem Kaiser und König und Ihre. Kaiserlichen und Königlichen Hoheiten dem Kronprinzen und der Kron⸗ prinzessin anläßlich der Geburt und Taufe der jüngstgeborenen Prinzessin unserer aller Glückwünsche ausgesprochen habe. Das Haus hat in der Zeit seit dem 15. März wieder eine Reihe schwerer Verluste erlitten. (Das Haus erhebt sich.) Am 29. April ist der Abg. Gamp⸗Oblath (freikons.) an den Folgen einer schweren Ver⸗ wundung gestorben. Sein Heldentod für das Vaterland wird bei Ihnen allen eine besonders innige Anteilnahme finden. Gestorben sind ferner am 24. März der Abg. Graß (freikons.) (Liebenwerda⸗Torgau)) am 27. März der Abg. Olters (kons.) (1. Stade), am 25. April der Abg. Scherr e (Sangerhausen⸗Eckartsberg), am 3. Mai der Abg. von Kölichen kons.) (Bunzlau⸗Löwenberg), am 9. Mai der Aba. Humann (Zentr.) (Paderborn), am 17. Mai der Abg. Dr. Krüger (kons.) (Marienburg) un am 29. Mai der Abg. Freiherr von Bodenhausen⸗Lebusa (kons.) (Schavei⸗ nitz⸗Wittenberg). Neugewählt sind die Abgg. Meyer (fortschr. Volksp.) für Frankfurt⸗Lebus, Henneberg (kons.) für Eckemförde, von Werder (kons.) für Bitterfeld⸗Delitzsch, Dr. Schweighoffer (nl.) für Gelsenkirchen, Justiz⸗ rat Mever (kons.) für Tilsit, Postdirektor Wiedner (kons.) für Amswalde⸗ Friedeberg, Freiherr von der Goltz (kons.) für Sensburg⸗Ortelsburg, Kustizrat Dr. Häufer (nl.) für Wiesbaden (Land)⸗Höchst, Graf zu Dohna Canten (kons.) für Deutsch Holland⸗Mohrungen. Darauf tritt das Haus in die Tagesordnung ein Erster Gegenstand ist der inzwischen in erweiterter Form von neuem eingebrachte An trag des Abg. Brütt (freikons.), der von den Abgg. Dr. Friedberg (nl.), Hirsch⸗Berlin (Soz.), Dr. Pachnicke (fortschr. Volksp.), Dr. Porsch (Zentr.), Winckler (kons.), Dr. Mizerskdb (Pole), also von sämtlichen Parteien, unterstützt ist:

„die Königliche Staatsregierung um Mitteilung in der verstärkten Budgetkommission zu ersuchen, welche Maßregeln sie angesichts des Kriegszustandes getroffen hat und und zu treffen gedenkt, e

1nn die Ernährung des Heeres, der Flotte un des Volkes weitersicherzustellen, insbesondere mit Rück⸗ sicht auf die neue Eꝛnier.

-2) in bezug auf die Verhältnisse der Industrie, des Handels, des Handwerks und des städtischen Grundbesitzes, 1 —3) in bezug auf die Fürsorge für die Familien der Kriegsteilnehmer, 4) in bezug auf den Wiederaufbau der Provinz Ostpreußen“. er Antrag wird einstimmig ohne Diskuüssion ange⸗ nommen. 1 Auf Antrag des Abg. von Pappenheim (kons.) wer⸗ den die übrigen Gegenstände von der Tagesordnung abgesetzt, und das Haus vertagt sich. Schluß 234 Uhr. Nächste Sitzung Mittwoch, 2 Uhr 8 Nachmittags (Wohnungsgesetz; Abänderung des Gesetzes, betr Fürsorgeerziehung Minderjähriger; Antrag, Brust, betr. Er gänzung des Knappschaftskriegsgesetzes; kleine Vorlagen).

sWohlfahrtspslege. 8 Kriegskinderpflege.

1 s der Krieg ausgebrochen war, stand hinter der Ftont unseres kämpfenden Heeres ein zweites Heer auf, dessen Aufgabe es fortan i, die Wunden zu heilen, die der Krieg schlaägt. In dem Maße, wie der furchtbare Krieg an Größe und Ausdehnung gewinnt, mehren sich in der Heimat die Werke der Näüchsten⸗ liebe; sie einzeln aufzuzählen, hiehe ihren Wert vermindern.

dem unermüdlichen Bestreben, sedem auf charitativem ebiet erkennbar werdenden Notstand in geeigneter Weise ab zuhelfen, hat das Zentralkomitee des Roten Kreuzes eine

Berufsarten) unter rungen der milttärischen Jugendvorbereitung ausgebildet.

fügung

Gegenstande bes

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vensce . Abteilung Kriegs⸗Kinde rpflege“ chtet.

Diese bezweckt, Kriegerwaisen benw. Kinder aller Kreise und ennt⸗ nisse und jeden Alters, die durch den Krieg ihr Vaterhaus verloren haben, in geeigneten Familien vorübergehend oder dauernd unter⸗ ibringen, wobei, soweit möglich, eine künftige Annahme an Kindes⸗ suan ins Auge gefaßt werden soll. Die Kriegskinderpflege macht es ¹ hrer Aufgabe, solchen Familien hezw. Pflegeeltern, die Kinder bes sich aufnehmen wollen, unter Berücksichtigung aller hierbei in Frage kommenden Wünsche entsprechende Vorschläge zu machen, die persönliche Zusammenkunft zu vermitteln und vielleicht auch zunächst eine kurze probeweise Aufnahme herbeizuführen. Zu diesem Zweck nimmt die Kriegs⸗Kinder⸗ pflege Anmeldungen von Familien entgegen, die grund⸗ sätzlich gewillt sind, Kinder bei sich aufzunehmen, und sie bittet ferner um Anmeldung von Kindern, für die Aufnahme in geeigneten Familien gewünscht wird. Die Tätigkeit der Krieas⸗Kinderpflege soll mit der Ünterbringung von Kindern nicht abgeschlossen sein, sondern sich auch gegebenenfalls auf angemessene Nachprüfurgen erstrecken. Der Wirkungskreis der Krieas Kinderpflege umfaßt zurächst das Königreich Preußen, wobei selbstverständlich bereits vorhandene Organisationen in ihren Bestrebungen nicht gestört, vielmehr nötigenfalls unterstützt werden sollen. Die Geschäftsräume der Kriegs⸗Kinderpflege befinden sich in Berlin W., Leipziger Platz 13 (Altes Reichsmarine⸗ amt), 2 Treppen. I

Am 31. Mai hielt im Landeshause der Provinz Brandenburg der Hauptausschuß für Leibesübungen und Jugendpflege unter dem Vorsitz von Professor Dr. Albrecht und im Beisein von Kommissaren des Oberprasidenten und des Regierunge präsidenten von Poisdom seine diesjährige ordentliche Generalversammlung ab. Aus dem vom Vorsitzenden erstatteten Jahresbericht ist zu entnehmen, daß der Hauptausschuß durch die Anstellung eines hauptamtlichen Ge⸗ schäftsführers im abgelaufenen Geschäftsjahre seinen Tättakeitsbereich erheblich erweitern konnte. Durch den Krieg erfuhr allerdings das Wirkungsgebiet des Ausschusses dadurch eine wesentliche Beschränkung, daß der neu angestellte Geschäftsführer und verschiedene Mitglieder des engeren Verwaltunagsausschusses sowie eine Anzahl der nebenamtlich angestellten Jugendpfleger zu den Fahnen einberufen wurden. Es gelang indessen, die dadurch entstandenen Lücken durch Heranziehung ehrenamtlicher Kräfte auszufüllen. Der Hauptausschuß hat in einer Denkschrift „Kriegezeit und Aufgaben der Jugendpflege“ Richtlinten für die besonderen Aufgaben aufgestellt, die im jetzigen Augenblick für die Jugendpflege im wesentlichen in Betracht kommen. Dadurch, daß der Minister der geistlichen und Unterrichts⸗ angelegenheiten und die Regierungen der außerpreußischen Bundesstaaten dieser Denkschrift die weiteste Verbreitung gegeben haben, ließen sich die in ihr gegebenen Anregungen auch für weitere Kreise nutzbar machen. Der Hauptausschuß ist ferner für die militärische Vorbereitung der Jugend insofern tätia ewesen, als er in den Kreisen der ihm angeschlossenen Organisationen ür die Aufstellung von Kompagnien gewirkt hat, deren er insgesamt 54 dem Generalkommissariat für die militärische Vorbereitung der Jugend zuführen konnte. In mehreren von ihm veranstalteten Lehrgängen wurden etwa 250 Leiter von Jugendorganisationen (Oberlehrer und Kand’daten des höheren Schulamts, Rektoren iund Lehrer, Pfarrer, Beamtfe und Angebörige der verschiedensten besonderer Berücksichtigung der .

ur Veranstaltung von vaterländischen Abenden für männliche und weibliche Jugendliche, eiwa 30 an der Zahl, wurde einem Teile der Berliner Jugend die Gelegenheit zu einer der Größe der Zeit angemessenen Ausfüllung ihrer freien Zeit gegeben. Endlich ist noch zu erwähnen, daß der Hauptausschuß in Fühlung mit dem Verbande Groß Berlin eine Deonkschrift vorbereitet, die der Spiel⸗ platzfrage gewidmet ist; sie ist daiu bestimmt, einen Ueberblick über die in Berlin und den Vororten vorhandenen, dauernd für ihren Zweck festgelegten Spielplätze zu gewähren, den tatsächlich vorhandenen Be⸗ darf an solchen festzustellen und Anregungen zu geben, wie dieser Be⸗ darf, dem das tatsächlich Vorhandene nicht annähernd entspricht, etwa gedeckt werden könnte. Die Drucklegung dieser Denschrift steht

8 Daß auch die Auslandsdeutschen ihre Opferfreude zur Linderung der Kriegsnot bewahrt haben, beweist von neuem u. a. das reichliche Ergebnis der Sammlungen in St. Louis (Missouri, Ver⸗ einigte Staaten von Amerika). Allein aus den vom „St. Louis Relief⸗Comittee“ veranstalteten Sammlungen sind bisher rund 72 000 für die allge meinen Zwecke des deutschen Roten Kreuzes und 60 000 je zur Hälfte für die Verpflegung

von verwundeten Soldaren und zur Unterstützung der

Witwen und Waisen gefallener Krieger zur Ver⸗ estellt worden. Das genannte Komitee hat auch nam⸗ hafte Summen nach Oesterreich⸗Ungarn überwiesen. Durch

das deutsche Konsulat in St. Louis wurden außerdem

rund 70 000 überwiesen, wovon 10 000 von dem Komitee des „Missouri Charity Day“ gespendet worden sind, während der Rest

das Ergebnis der von dem Kaiserlichen Konsul im Konsularbezirk

St. Louis geleiteten Sammlung darstellt. Dem erfreulichen Ergebnis

vieer I 18 55 die Bemühungen on Lo 1 tere schätzenswerte Erfolge anschließen. exnne 8

weiteren Aushau des deutschen Postwesens in Belgien zu ffördern, sind, wie „W. C. B.“ meldet, die deutschen Kreispostämter von der deutschen Post⸗ und Telegraphen⸗

verwaltung in Brüssel ermächtigt worden, in geeigneten Fällen

außer den früheren öö“ auch die ehemaligen Sous- berceptions und Dépôts-relais wieder zu eröffnen. Die Per- ceptions gleichen den heimischen Postämtern, die Sous-per⸗ nen ähneln den heimischen Postagenturen, die Dépoôts- elais schließlich sind Hilfsstellen, die von Landbriefträgern e werden. er Postanweisungsverkehr zwischen Belgien einerseits und Gesterreich sowie den Niederlanden an ererseits ist venseh⸗ Mai „zwischen Belgien und Ungarn vom 1. Juni ab und zwischen

9 . 89 2 und Bosnien⸗Herzegowina vom 10. Juni ab zugelassen

Statistik und Volkswirtschaft. 8

Vorläufige Ergebnisse der deut⸗ . 8 en Geno 8 gstisttt a11919 e —bh 9 Sseollenschafts 8,8808b vPrenßische Statistische Landesamt veröffentlicht in der „Stat. vorläufigen Ergebnisse der deuischen Genosfenschaftsstatisttt

12 d Anfaag bes Jahres 1915 und des Vorjahres, 88., 1) ü Bigetragenen Erwerbs. und Wirtschaftsgenossenschaften in den deutichen shaeee nach der Haftpflichtart, 2) die eingetragenen Genossen⸗ daa een nach der Haftpflichtatt und dem Gegenstande des Unter⸗

vmens, 3 die Bewegun der eingetragenen Genossenschaften im

Deutschen Reiche nach Haftpflichtarten und dem Gegenstande des

nternehmens, 4) die Zentral⸗ (Haupt.) Genossenschaften nach dem uternehmens in den Ginzelstaaten und 5) die Be⸗ egung der Zentral⸗ (Haupt.) Genossenschaften im Deutschen Reiche. 6 einer Veröffentlichung der Mitgliederzahlen bat abgesehen werden üssen, da sie für die Genossenschaften der meisten Einzelstaaten in rzer Frist nicht beschafft und zusammengetragen werden konnten.

Reibe vergleichender tabellarischer Uebersichten über die

111u“]

Nach der Haftpflichtart unterschieden, bestanden ohne die Zentralgenossenschaten am 1. Januar 1914 und 1915 eingetragene

—õ-ᷓͦõ--˖-õ—.‧ —ꝙ——

Genossenschaften

Nach⸗ &ꝙ9

Haftpflicht

inkgesamt

1 mit eu Imit undeschr.

34 579 21 315 35 501 21 664

18 990 10 34383 133

dem Deutschen Reiche davon die meisten in:

1) Preußen 19 497 10 479 und zwar: ] Provinz Ostpreußen...

Westpreußen 5 S 8

Stadtkreis Berlin. V

903³

Provinz Brandenburg ..

Pommern.. wee“]; Schlesien... Sachsen..

8 1914 Hessen⸗Nassau.. iis

Rheinprovinz..

Hohenzollernsche Lande.. (19148 2) Bayern 8 s1318

1915 3) Württemberg..

802

1914 . 1915 11914 ..11915

5) Sachsen... 118

6) Hessen si 7) Elsaß⸗Lothringen. s1s

8) Mecklenburg⸗ 11914 Schwerin 11915

9) Braunschweig... 118

10) Oldenburg.. 1g

. 1988 11) Sachsen⸗Weimar⸗ (1816 Eisenach

1915 12) Sachsen⸗Meiningen. [1915

1914 13) Sachsen⸗Coburg⸗ 1914 Gotha 1915

14) Hamburg stott

15) Anhalt w... (ibis 8 1

teoto e

IIIII

unter 100 eingetragene Genossenschaften.

Deutschen Reiche ohne d und 1915, wie folgt:

164 13 100 164 13 673

8 514

8 884

189 191 220

In den übrigen deutschen Staaten bestanden am 1. Januar 1915 je

Nach dem Gegenstande des Unternehmens und der Haft⸗ pflichtart verteilten 8 die eingetragenen Genossenschaften im ie Zentralgenossenschaften am 1. Januar 1914

——

Genossenl

2—

Gegenstand es Unternehmens

mit beschr.

darunter Darlehnskassen⸗11914 16 994 15 708 verei 1915 295 15 972

ereine 15 [17 295/ 1 2) Rohstoffgenossenschaften, [1914 436 14

we lic 1915 8

ewerbliche 46 12 3) Rabstoff enossenschaften, 1914 2 429 1 167 landwirtschaftliche 1915 ] 2 558 1 169 4) Wareneinkauftvereine.. stols 88 5 5) Werkgenossenschaften, 348 69 gewerbliche 364 71 6) Werkgenossenschaften, 8 1 909 581 8 landwirtschaftliche 11915 2 074 608 7) Genossensch. z. Beschaffung g8 17 4 von Maschinen u. Geraͤten 11915 16 4 8) Magazingenossenschaften, 11914 123 8 gewerbliche 11915 123 V 9) IHöTtten, 11914 512 5 landwirtschaftliche 11915 517 10) Rohstoff⸗ u. Magazingen., tgis 154 gewerbliche 1915 166 11) Rohstoff⸗ u. Magazingen., s194 24 landwirtschaftliche 26 12) Produktivpgenossenschaften, 428 gewerbliche 1915 428 13) Produktivgenossenschaften, 1914 4 001 landwirtschaftliche 11915 4 063 darunter: 1914 3 399 Meiereigenossenschaften sns 3 449

Brennereien.. 11915

Winzervereine 85 1

Gen. f. d. Bau u. Vertr. v. ssn Feld⸗ u. Garten rüchten 11915

Schlachtgenossenschaften 1sn Fischereigenossenschaften 119213

Forstgenossenschaften..

14) Zuchtvieh⸗ und Weide 5 genossenschaften

2290 Q ISamnee

222 —¶

Scatetoteede

iikiltl.

15) Konsumbereine ...

Genoslenschaften

Gegenstand des Unternehmens.

insgesamt

mit unbeschr. Hastpflicht

mit unbeschr Nachschuß⸗ pflicht

mit beschr Haftpflicht

16) Wohnungs⸗ und Baugen., [1914

eigentliche . 11915

17) Wohnungs⸗ und Baugen., 1914 Vereinshäuser 11915

342

18) Sonstige Genosseaschaften tznt 349 1““ 11914 34 579 21 316 164 13 099 Summe [1915 35 501 21 664 164 13 673.

Am 1. Januar 1915 (in Klammern sind die Zahlen des Vor⸗ jahres angegeben) bestanden im Deutschen Reiche 35 501 (34 579) ein⸗

1 337 1 402 127

128

—2 Iceoeen—H 00 ) 00 &

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2 90

21 315) mit unbeschränkter Haftpflicht, 164 (164) mit unbeschränkter tachschuspflicht und 13 673 (13 100) mit beschränkter Haftpflicht. 1357 (1802) Genossenschaften wurden im Jahre 1914 neu eingetragen und 435 (526) aufgelöst. Die reine Zunahme im Jahre 1914 beläuft sich auf 922 (1276) Genossenschaften; davon waren 348 oder 37/,8 v. H. (433 oder 33,22 v. H.) Genossenschaften mit unbeschränkter Haftpflicht und 574 oder 62,22 v. H. (844 oder 66,2) solche mit beschränkter Haftpflicht. Die jiffern⸗ mäßige Zunahme betrug 1903 1373 Genossenschaften oder 6,22 v. H. des Anfangsbestandes, 1904 1431 (6,7 v. H.), 1905 1087 (4,8 v. H.), 1906 1067 (4,82 v. H.), 1907 1150 (4,7 v. H.), 1908 1278 (4 % v. H.), 1909 1296 (4 1 v. H.), 1910 1052 (3, v H.), 1911 1274 (4,18 v H.), 1912 1567 (4,22 v. H), 1913 1276 (3,5 v. H.) und 1914 922 (2,⸗7 v. H.). Auf die Einzelstaaten verteilte sich die unahme (— Abnahme) im Jahre 1914, wie folgt: Sie betrug in reußen 507 (643), in Bavern 155 (232), in Sachsen 27 (38), in ürttemberg 59 (68), in Baden 132 (225), in Hessen 17 (s— 34) und in den übrigen Einzelstaaten 59 (104). Nach dem Gegenstande des Unternehmens sind an der Zunahme (— Abnahme) beteiligt: 1918 1

1) Kreditgenossenschaften 459 darunter Darlehnskassenvereine .. u“ 414 2) Rohstoffgenossenschaften, 37 3 x andwirtschaftliche. 232 4) Wareneinkaufsvereine. 36 5) Werkgenossenschaften, gewerbliche 6) landwirtschaftliche. 7) Genossenschaft zur Beschaffung von Maschinen und Geräten 8) Magazingenossenschaften, gewerbliche . .... 9 1““ landwirtschaftliche.. 10) msgoff⸗ und Magazingenossenschaften, gewerb⸗

e 1“ 1 11) Rohstoff⸗ und Magazingenossenschaften, land⸗ Buhzz656. 12) Produktivgenossenschaften, gewerbliche .. .. 13) 8 landwirtschaftliche darunter Meiereigenossenschaften.... 14) Zuchtvieh⸗ und Weidegenossenschaften... 626-⸗-- 16) Wohnungs⸗ und Baugenossenschaften, eigentliche 17) 8 8 Vereinshäuser 18) Sonstige Genossenschaftten. 9 1 276

) das sind überwiegend Elektrizitätsgenossenschaften.

Zur Arbeiterbe

Etwa 10 000 Arbeiter einer Strumpfwirkerei in Leicester, hauptsächlich Frauen, sind, wie „W. T. B.“ erfährt, in den Ausstand getreten, weil ihnen eine geforderte Lohnerhöhung nicht bewilligt wurde. Der Ausstand in den Erz⸗ und Kohlen⸗ gruben von Monmouthshire ist beendet worden, nachdem die Arbeitgeber allen Leuten die volle Kriegszulage bewilligt hatten, gleichviel ob sie die ganze Woche gearbeitet hatten.

Kunst und Wissenschaft.

Die „Münchner Secession“ hat beschlossen, ihre dies⸗ jährige Sommerausstellugg im K. Kunstausstellungsgebäude am Königsplatz trotz des Krieges abzuhalten. Der Anmelde⸗ und Ein⸗ ist bis 10. Juni verlängert worden. Anmeldepapiere 5. auch für Nichtmitglieder in der Geschäftsstelle am Königsplatz zu aben. Die Eröffnung der Ausstellung wird Ende Juni stattfinden.

M

Die österreichische Expedition in Südwestchina, die unter Leitung des Professors Dr. Handel⸗Mazetti steht, war durch den Krieg an der Rückkehr in die Heimat gehindert worden. Der Gelehrte hat nun, wie „Petermanns Mitteilungen“ melden, den un⸗ freiwilligen Aufenthalt dazu benutzt, um seine wissenschaftliche Tätigkeit in erfolgreicher Weise fortzusetzen. Er hat nochmals die Hochgebirge von Jen⸗jüen⸗hsien aufgesucht, die Wasserscheide in einer Höhe von

m festgestellt und die Salzstadt Chou Dschien erreicht, die, obgleich sie in jener Gegend sehr bekannt ist, auf den Karten doch noch nicht verzeichnet war.

Kürzlich hat die Geographische Anstalt von De Agostini in

Rom eine politisch⸗ethnographische Karte derösterreichisch⸗ italienischen Grenzgebiete herausgegeben, als deren Redakteur zwar der leitende Kartograph des Instituts genannt wird, deren eigent⸗ licher Verfasser aber verschwiegen wird. Die Karte hat den leicht ersichtlichen Zweck, die Begründung für die italtenischen Ansprüche an Oesterreich 12 liefern. So werden hier, wie die Zeitschrift der „Ge⸗ sellschaft für Erdkunde in Berlin“ mitteilt, einerseits Kroaten und Slovenen als verschiedene Nationalitäten angeführt, dagegen sind die rätoromanischen Gebiete Südtirols als italienisch bezeichnet und den Italienern auch die Friulaner zugezählt. Kleine italienische Enklaven, wie diejenigen südlich von Bozen, werden als zusammenhängendes staljenisches Siedlungsgebiet dargestellt, auf istrischem Boden wird der italienische Besitzstand weit über seine tatsächlichen Grenzen aus⸗ sehehnt Damit nicht genug, wird noch zu einem zweiten künst⸗ ichen Mittel gegriffen, um die italienischen Ansprüche in das richtige Licht zu setzen. Es wird nämlich ganz willkürlich angenommen, daß die obere Grenze der Siedlungen allenthalben bei 1300 Metern liege, alle unter 1300 Meter liegenden Gebiete als bewohnt, alle darüber liegenden als unbewohnt angenommen. Da nun an der südlichen und öitlichen Grenze des Trentino die Pässe meist tiefer als 1300 Meter liegen, gewinnt man auf der Karte den Eindruck, als ob die italienische Bevölkerung Venetiens an zahlreichen Stellen in breiter, ununter⸗ brochener Verbindung mit den italtenischen Siedlungen des Tientino ftünde, und daß demnach die gegenwärtige Staatsgrenze natürliche eeün zerreihe. Weiter wird durch diese völltg willkürliche nnahme der Eindruck hervorgerufen, als ob die gesamte Bevölkerung Südtirols durch eine völlig unbewohnte Paßzone von der Bevölkerung Nordtirols getrennt wäre. Dtese vorgetäuschte menschenleere Wasser⸗ scheide ist nun für den Verfasser dieser Karte, die im Maßstab von 1:500 000 erschienen ist, die geographische Grenze des Köntgreichs Italien, die dementsprechend vom Rechenscheideck über den Brenner bis zur Dreiherrenspitze und weiter über das Toblacher Feld gezogen wird, bis sie südlich von diesem wieder die heutige Grenze erreicht. Die deutschen Südtiroler werden damit ein⸗

fach zu Italienern gemacht. Noch eigenartiger ist die Grenzführung

Fhrgh Erwerbs. und Wirtschaftsgenossenschaften, und zwar 21 66353