1915 / 128 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 03 Jun 1915 18:00:01 GMT) scan diff

1“ Bayern. 5 Ihre Majestäten der Kaiser und der König von Sachsen haben der „Korrespondenz Hoffmann“ zufolge Seiner Majestät dem König Ludwig zu den Erfolgen der bayerischen Truppen in Galizien ihre herzlichsten Glck⸗ wünsche telegraphisch zum Ausdruck gebracht.

Großbritanuien und Irland.

11““ 8

Amtlich wird bekannt gegeben, daß die Regierung im Parlamente eine Bill einbringen wird, wonach diesmal keine Neuwahlen der neuernannten Minister nöti sein sollen. Die Frontbank der Opposition im Unterhause soß von den Mitgliedern des geheimen Staatsrats und den früheren Ministern eingenommen werden.

Der Premierminister Asquith wird eine Bill einbringen, Wum das neue Ministerium für Kriegsmunition zu legalisieren. Der Abgeordnete Macmaster stellt folgende Fragen: Welches sind die Funktionen des neuen Ministeriums?

ird ihm die Lieferung der Munition auch für die Flotte

übertragen? Wie wird die Funktion des Ministeriums gegen die Kompetenz des Kriegssekretärs, des ersten Lords der Admiralität, des Seelords und des Army Council abgegrenzt? Wer entscheidet, was für eine Munition nach Quantität und Qualität gebraucht wird? Wer wird die Herstellung, die Ver⸗ teilung und die Ausführung der Kontrakte für Munition über⸗ wachen? Werden dem Minister Fachmänner mit Geschäfts⸗ erfahrung zur Seite stehen?

Amtlich wird berichtet, daß der Schatzkanzler mit dem Direktor der Bank von England und dem Finanzsekretär des Schatzamts in dieser Woche eine Unterredung mit dem italienischen Finanzminister haben wird, um die finanziellen Fragen, die sich aus Italiens Teilnahme am Kriege ergeben haben, zu erörtern.

8 Nach Londoner Blättermeldungen sind infolge des letzten Zeppelinangriffes in London ernste deutschfeindliche

Unruhen ausgebrochen.

8 Die neueste Verlustliste weist 139 Offiziere und 2312 Mann nach.

Italien.

Die Republik San Marino gedenkt, wie „Ordine“ berichtet, den Aufforderungen Salandras und Sonninos zu folgen und Deutschland und Oesterreich⸗Ungarn den Krieg zu erklären.

Gestern abend ist der römische Ausschuß für Zivilorganisation während des Krieges zu einer feier⸗ lichen Sitzung im Kapitol zusammengetreten. Die Minister, Unterstaatssekretäre und eine große Zahl von Abgeordneten und Mitgliedern der Stadtbehörden waren anwesend. Bei

ihrem Eintreffen wurden Sonnino und Salandra

Huldigungen dargebracht. Der Vorsitzende des Ausschusses,

Vizebürgermeister Appolloni legte der „Agenzia Stefani“

zufolge den wohltätigen Zweck und das Wirken des Aus⸗

schusses dar. Dann ergriff der Ministerpräsident Salandra das Wort zu einer langen Rede, an deren Schlusse sich minuten⸗ langer Beifallssturm erhob. Alle Anwesenden brachen aus in die

Rufe: Es lebe der König! Es lebe Salandra! Die Huldigungen erneuerten sich auf dem Platze vor dem Kapitol, wo eine dichte

Menschenmenge stand.

8 Eine Meldung des „Basler Anzeigers“ aus Chiasso

bestätigt die Gerüchte über einen Aufruhr der Soldaten

in Mailand. In der Meldung heißt es:

Als am Pfingstmontag die Truppen verladen werden sollten, weigerte sich ein Infanterieregiment, in die Wagen zu steigen. Die Soldaten widersetzten sich den Befehlen der Offiziere unter den Rufen: „A basso la guerral“ „Evviva la republica!“ Die an⸗ wesenden Zwilisten, hauptsachlich Arbeiter, stimmten in diese Rufe ein. Schließlich entspann sich eine blutige Schlägerei, da sich die

Soldaten unter Gebrauch der blanken Waffe mit Gewalt der Ver⸗ ladung widersetzten. Den Offizieren gelang es schließlich, das Militär zu beruhigen. Die Tumulte in der Zivilbevölkerung dauerten fort und führten zu den bekannten Ausschreitungen gegen die Deutschen, weil bestimmte Kreise die Aufmerksamkeit von den unbequemen Kundgebungen gegen den Krieg ablenken und in bestimmte Bahnen leiten wollten. 1 b ““

„Das „Amtsblatt“ veröffentlicht ein Gesetz, durch das während der Kriegsdauer die Einfuhrzölle, die gegenwärtig elf vom Hundert betragen, auf dreißig vom Hundert

erhöht werden. Bei den Waren, für die die Militärverwaltung es als notwendig bezeichnen wird, wird die Hälfte der Zölle in

natura erhoben werden. 8 Amerika Der Präsident Wilson berichtet nach einer Meldung der Daily News“ über die Kundgebung an die Partei⸗ führer in Mexiko, daß diese eine Art Ultimatum darstelle und erkläre, daß der Bürgerkrieg sofort aufhören müsse. Andernfalls würden die Vereinigten Staaten intervenieren, um der Revolution ein Ende zu machen. Im Kriegs⸗ und Marinedepartement in Washington ist eine erhöhte Tätigkeit zu bemerken. Es werden Vorbereitungen für die Schritte getan, die der Präsident für nötig halten könnte. 8 .

1“

Die Erregung der Perser gegen die Russen nimmt

em Blatte „Rjetsch“ zufolge täglich u, sodaß 88 Tag ein Aufstand der Perser gegen Rußland erwartet werden kann. Nach Ispahan werden von den Aufständischen bereits keine Post und keine Karawanen durchgelassen. Aus Teheran hat die persische Regierung den Stlberschatz entfernt, sodaß die engliche Bank keine Noten mehr einwechseln kann.

Die indische Regierung hat nach einer Meldun „Reuterschen Bureaus“ die Anwendung 2ch Gerees 2— jeidigung Indiens auf den Bezirk Backergunge in Sst⸗ bengalen genehmigt, der seit mehreren Monaten von mohammedaänischen Banden terrorisiert werde.

Nach einer Meldung des „Rjetsch“ hat die englische Regierung die japanische zu gemeinsamen Schritten auf⸗ gefordert, um den Handel Deutschlands und Oesterreich⸗ Ungarns aus China zu verdrängen.

Das japanische Abgeordnetenhaus hat mit 232

. Westlicher Kriegsschauplat.

London, 2. Juni. mit, daß durch das deutsche Luftschiff 90 Bomben, größtenteils Brandbomben, auf den Stadtdistrikt geworfen wurden. Eine Reihe von Bränden ist ausgebrochen, nur für drei wurde die Hilfe der Feuerwehr in Anspruch genommen, die das Feuer in kurzer Zeit löschte. Kein einziges öffentliches Gebäude wurde beschädigt. Drei Personen wurden getötet und einige verletzt.

Großes Hauptquartier, 3. Juni. (W. T. B.) Um den von den Engländern besetzten stark ausgebauten Ort Hooge etwa 3 km östlich von Ypern entwickelte sich ein Kampf, der einen günstigen Verlauf für uns nimmt. Wir sahen uns gezwungen, den Turm der Martinskirche in Ypern, auf dem feindliche Artilleriebeobachtungsstellen erkannt waren, gestern zu beseitigen. In der Gegend Arras war die Kampftätigkeit auf

r Front Souchez —Neuville und südlich wieder sehr lebhaft. Die Franzosen setzten dort Nachmittags und in der Nacht mehrfach zu größeren Angriffen an. die an einzelnen Stellen zu erbitterten Nahkämpfen führten. Ueberalll erlitten die Franzosen die schwersten Verluste, ohne irgend welche Vorteile zu erringen. Um den Besitz der Zucker⸗ fabrik bei Souchez wird noch dauernd gekämpft. Das Feuer der französischen Artillerie auf die hinter unserer Stellung liegenden Ortschaften forderte unter den französischen Einwohnern genern wieder zahlreiche Opfer, so z. B. in Angres, wo 5 Männer, 15 Frauen, 10 Kinder und in Möri⸗ court, wo zwei Frauen getötet oder verletzt wurden. Im Priesterwald sind die Kämpfe noch nicht abgeschlossen. In den Vogesen bewarfen unsere Flieger den Etappenort Sund Bahnknotenpunkt Remiremont und feindliche Truppenlager bei Hohneck mit Bomben. Kleinere ört liche Gefechte entstanden heute nacht in der Gegend des Fecht⸗ tales bei Metzeral. Oberste Heeresleitung.

b 1 1 Oestlicher Kriegsschauplaz.

Großes Hauptquartier, 3. Juni. (W. T. B.) Die Lage ist unverändert. Oberste Heeresleitung.

Südöstlicher Kriegsschauplatz.

Wien, 2. Juni. (W. T. B.) Amtlich wird gemeldet: Der Feind wiederholte seine starken Angriffe auf die östlich des San stehenden verbündeten Truppen. Unter neuen schweren Verlusten wurden die verzweifelten Angriffe des Gegners durchweg abgewiesen. An der Nordfront der Festung Przemysl wurden zwei weitere Werke erstürmt und das bisher gewonnene Terrain behauptet. Südlich des Dnjestr schreitet unser Angriff erfolgreich fort. Die feindlichen Stellungen zwischen Stryj und Drohobycz wurden gestern erstürmt. Starke russische Kräfte, die in Südostgalizien in der Gegend von Solotwina zum Angriffe auf unsere dortigen Stellungen vorgingen, er⸗ litten große Verluste und zogen sich stellenweise fluchtartig zurück. In den Schlachten des Monats Mai wurden von den unter österreichisch⸗ungarischem Oberkommando kämpfenden ver⸗ bündeten Armeen an Gefangenen und Beute eingebracht: 863 Offiziere, 268 869 Mann, 251 leichte und schwere Geschütze, 576 Maschinengewehre und 189 Munitionswagen. Hierzu kommt sonstiges zahl⸗ reiches Kriegsmaterial, das z. B. bei einer der Karpathen⸗ armeen allein an 8500 Schuß Artilleriemunition, 5 ½ Millionen Infanteriepatronen, 230 000 russische Repetiergewehre und 21 000 russische blanke Waffen beträgt. Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes. von Hoefer, Feldmarschalleutnant.

Wien, 3. Juni. (W. T. B.) Amtlich wird ver⸗ lautbart: Seit heute 3 Uhr 30 Minuten Vormittags ist Przemysl wieder in unserem Besitz. 1 Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes. von Hoefer, Feldmarschallleutnant. 8

Großes Hauptquartier, 3. Juni. (W. T. B.) Die Festung Przemysl ist heute früh, nachdem in den Nachtstunden die sich noch haltenden Werke der Nordfront gestürmt waren, von uns genommen. Die Beute ist noch nicht zu übersehen. Gegenangriffe der Russen gegen die Angriffskolonnen nnd unsere Stellungen östlich von Jaroslau scheiterten vollständig. Die Armee des Generals von Linsingen dringt in Rich⸗ tung auf Zydaczow nordöstlich von Stryj vor und kämpft um den Dnjestr⸗Abschnitt westlich Mikolajow. Die Beute der Schlacht bei Stryj ist auf 60 Offiziere, 12 175 Mann Gefangene, 14 Geschütze, 35 Ma⸗ schinen gewehre gestiegen. Oberste Heeresleitung.

Berlin, 3. Juni. (W. T. B.) Aus dem Großen Haupt⸗ quartier erfahren wir über die Kämpfe bei Radymno:

Die Korps des Generaloberten von Mackensen standen am 23. Mai Abends in einem großen, noch Osten gerichteten Bogen beidersetts des San. Am rechten Flügel beobachteten bayerische Truppen di Nord⸗ westfront der Festung Przemysl. Im Anschlusse an die Bayern standen deutsche Truppen zusammen mit österreichisch⸗ungarischen südlich des San vor dem stark befestigten Brückenkopf von Radvmno. Weiter nördlich schlossen andere Truppen der Armee an. Der Brückenkopf von Radymno bestand in einer dreifachen Linie von Feldbefestigungen: einmal aus einer mit Draht wohlversehenen Hauptstellung, die sich auf den dem Dorfe Ostrow westlich vorgelagerten Höhen hinzog und durch die San⸗Niederung hindurch zu diesem Flusse führte, dann aus einer woblausgebauten Zwischenstellung, die mitten durch das langgestreckte Dorf Ostrow hindurchgelegt war, und endlich aus dem sogenannten Brückenkopf von Zagrody, der zum Schutz“⸗ der östlich Radvmno über den Fluß führenden und Eisenbahnbrücken angelegt war. Die Flieger hatten alle diese Stellungen photographiert, die Photo⸗ grammeter die erhaltenen Aufnahmen ausgewertet und auf die Karte übertragen. Es galt zunächst, die feindliche Fespist ünns sturmreif zu machen. Hierzu begann die Artillerie am Nachmittag des 23. Mai ihr Feuer, das am Moigen des nächsten Tages fortgesetzt wurde. Von den Höhen bei Jaroslau aus sah man das im Nebel liegende Santal und daraus aufragend die Kuppeltürme von Rarymno nebst den Ortschaften Ostrow, Wietlin, Wysocdo ufw. Das Feuer der Ar⸗ tillerie war aufs äaußerste gesteigert. Die schweren Geschosse durch⸗

egen 131 Stimmen das Budget ange nommen einschließlich 2 Bewilligung für zwei neue Dwisionen für Korea.

hinter den feindlichen Stellungen weidendes Vieh und viele Bagz

furchten heulend die Luft, enkfachten im Aufschlag riesige Brände und hoben gewaltige Erdtrichter auf. Die russische Artillerie antwortete. Um 6 Uhr Mergens erhoben sich die langen Infanterielinien aus ihren Sturmstellungen und schritten jzum Angriff. Feieger meldeter, daß

(W. T. B.) Die Admiralität teilt

s z8 Heobachten seien. Der Feind schien an einen ernsthaften Angriff nicht zu denken. Das Petrograder Bulletin hatte ja auch festgestellt, daß die Kämpfe in Galtzien an Heftigkeit nachgelassen hätten, und daß die

Verbündeten fast allenthalben zur Defensive übergegangen seien. Um 6 Uhr 30 Minuten Mor gens war die seindliche Hauptstellung ihrer ganzen Ausdehnung nach in der Hand der deutschen Truppen.

kurzen Widerstand geleister; er war im eiligen Rückzuge nach Osten. Aber gerade dorthin und nach Radymno hinein, von woher die feind⸗ lichen Verstärkungen zu erwarten waren, hatte inzwischen die Ar⸗ tillerie ihr Feuer verlegt. Gewaltige Rauchwolken hüllten diese von der Artillerie in Brand geschossenen Ortschaften ein. Die Russen kamen aouf diese Weise nicht dazu, sich in Ostrow zu setzen. Die Besatzung dieses Dorfes kapitulterte, hunderte von Gewehren und große Mengen Munition zurücklassend. Auf der ganzen Linie war jetzt die deutsche Infanterie im Vor⸗ rücken auf Radymno und die füdlich an diesen Ort anschließenden Dörfer Skolofzow und Zamojsce. Mit jedem Schritt vorwärts mehrte sich die Zahl der Gefangenen. Eine Division meldete sehr bald dem Generalkommando, daß sie nicht genug Mannschaften habe, um die große Masse der Gefangenen ohne Beeinträchtigung der Gefechtshandlung abzutransportieren. Das General kommando stellte nunmehr die Kavallerie zu diesem Zweck zur Verfügung. Bei Radymno war der Feind ins Gedränge geraten. Voreilig hatte er die hölzerne Straßenbrücke über den San abgebrannt. Mit dem Scherenfernrohr konnte man vom Gefechtsstandpunkte aus die lodernde Flamme und die durch aufgegossenes Naphtha dunkelgefärbten Rauchwolken beobachten. Auch sah man lange ostwärts flüchtende Kolonnen, die in regellosen Haufen die Straße nach Dunkowice bedeckten. Da die in Radymno versammelt gewesenen russischen Rekruten nur kurzen Widerstand leisteten, so ging auch diese Ortschaft und die gesamte Artillerie ver⸗ loren, die sich durch die Ortschaft zum San retten wollte. Brückenkopf von Zagrody brachten die russischen 1.g durch Einsat frischer, schleunigst herangezogener Reserven den Angriff der Deutschen jum Stehen. An diesem Tage konnte eine Siegesbeute von 70 Offi

unter 10 schweren, 14 Munttionswagen und zahlreichem anderen Kriegsmaterial gemeldet werden. Aber auch auf dem Nordufer d San hatte sich eine große Schlacht entwickelt. 8

8 Südlicher Kriegsschauplatz. Wien, 2. Juni. (W. T. B.) Amtlich wird gemeldet:

Unte rnehmungen des Feindes ohne Erfolg. Die mit großem Aufwande an schwerer Geschützmunition verbundene Be⸗ schießung des Plateaus von Lavarone⸗Folgaria und einzelner kärntnerischer Sperren insere keinen nennenswerten Schaden zuzufügen, weder an der Tiroler noch an der Kämpfe statt.

Feindes auf lusten der Italiener abgewiesen.

Das durch ein Communiqué des ita lienischen Marinestabes veröffentlichte Ergebnis des Bombardements von Pola durch ein italienisches Luftschiff trifft nicht zu. Vier Bomben erplodierten allerdings, doch ist der Materialschaden sehr gering. Ein Brand ist nirgends ausgebrochen. Die bei der Beschießung von Monfalcone verursachten Schäden beschränken sich auf die leichte Verletzung einer Zivilperson durch Steinsplitter.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes. von Hoefer, Feldmarschalleutnant.

Lugano, 2. Juni. (W. T. B.) Ein öste rreichisch⸗ ungarisches Flugzeug warf über Molfetta Bomben ab, und zwar, wie das „Giornale d'Italia“ meldet, auf die Schwefelfabrik, ein Oel⸗ und ein Petroleumlager. Ein Arbeiter wurde getötet und ein Frau verwundet.

i n. Kärntner Grenze große Im Küstenlande wurden Angriffe des

Der Krieg zur See. 2. Juni. (W. T. B.) Wie das „Reutersche Bureau“ meldet, ist der britische Dampfer „Saidieh“ von der Khedival Mail Co., 3303 Tonnen groß, in der Nordsee torpediert worden. Der Dampfer befand sich auf der Reise

London,

von Alexandria nach Hull. Sieben Mann von der Besatzung und 8 Stewardeß ertranken, die anderen Mitfahrenden wurden gerettet.

London, 2. Juni. (W. T. B.) Die russische Bark „Montrosa“ ist in der Nordsee, 25 Meilen von Spurnhead, auf eine Mine gestoßen und gesunken. Die Mannschaft wurde gerettet. Der Dampftrawler „Condor“ stieß auf der Höhe von Scarborough auf eine Mine und ging mit der Mannschaft unter.

Haag, 2. Juni. (W. T. B.) Der „Nieuwe Courant“ meldet

aus Ymuiden: Der holländische Fischdampfer „Thor“ fuhr am 27. Mai auf eine Mine und wurde beschädigt.

1

Der Krieg der Türkei gegen den Dreiverband.

Konstantinopel, 2. Juni. (W. T. B.) Das Hau quartier meldet: An der Dardanellenfront wie an de übrigen Fronten hat sich nichts von Bedeutung ereignet

Preußischer Landtag. Haus der Abgeordneten.

Sitzung vom Mittwoch, 2. Juni 1915, Nachmittags 234 Uhr.

(Bericht von Wolffs Telegraphischem Bureau.)

Am Regierungstische: die Staatsminister Dr. Sndow und von Loebell.

Präsident Dr. Graf von Schwerin eröffnet die Sitzung nach 234 Uhr.

Auf der Tagesordnung steht zunächst die zweite Beratung des Entwurfs eines Wohnungsgesetzes. 1b Nach den Vereinbarungen unter den Fraktionsvertretern soll dieser Gesetzentwurf ohne Erörterung zur nochmaligen Beratung an die Kommission zurückverwiesen werden.

Abg. von Trampcezynski (Pole, zur Geschäftsordnung): Meine Fraktion hat leider bisher in dieser keinen 82* gehabt. Ich beantrage, die Kommission auf 28 Mitglieder zu ver⸗ stärken, in der Erwägung, daß gerade wir Polen ein vitales Interesse an der Aenderung des Wohnungsgesetzes haben. Wir müssen auch zu unserem Bedauern konstatieren, daß noch einen Monat vor dem Kriege die Mehrheit des Hauses und die Staatsregierung es abgelehnt haben, in eine Revision der Ausnahmegesetze gegen die Polen einzutreten.

Ich möchte deshalb bitten, daß das Haus unsere Rechte in der Kom.⸗ ssion wah 8

Erschüttert durch das schwere Artillertefeuer, hatte der Feind nur

Erst im

sieren, 9000 Gefangenen, 42 Maschinengewehren, 52 Geschützen, dar⸗

Auf dem italienischen Kriegsschauplatze blieben alle bisherigen

vermochten unseren Werken Ansonsten fanden

den Krn⸗Rücken unter schweren Ver⸗

Abg von Pappenheim skons.): Die Wohnungskommission

pesteht noch, und es liegt kein Grund vor, sie nach irgendeiner Richtung pin zu verandern. 1“ hin zu verande nicke (forischr. Volksp.): Ich glaube doch, daß

8„ ach 8 8 82 übir —27222 der Zweckmaßigkeit und Billigkeit für den Antrag

e len stimmen müssen. 2 5 chroeder⸗Cassel (nl.): Namens meiner politischen

2 h ch meinerseits damit einverstanden, daß der L vüc arthen Kommission überwiesen wird. süee Hirsch⸗Berlin EW wir werden selbstverständ⸗ 8 8 G 8 annehmen 8 ene hentr); Im Interesse einer Verständigung ber diesen Gesetzentwurf stimmen wir für den Antrag der Polen. A Feiherr von Zedlitz und Neukirch (freikons.): Auch ine Freunde stimmen dem polnischen Antrage Abg. von Pappen heim zieht hierauf seinen Wider⸗ pruch zurück. 1 Der Gesetzentwurf wird der auf 28 Mitglieder verstärkten Rommission überwiesen. Das Haus tritt dann in die wiederholte Beratung des dom Herrenhause in abgeänderter Fassung zurückgelangten Gesetzentwurfes, betreffend die A 1 des Gesetzes über die Fürsorgeerziehung Min⸗ derjähriger vom 2. Juli 1900, ein. Der Entwurf be⸗ timmt, daß der § 1 Ziffer 1 des Gesetzes über die Fürsorge⸗ Lerziehung Minderjähriger vom 2. Juli 1900 folgenbde Fassung erhält: „Ein Minderjähriger, welcher das 18. Lebensjahr noch nicht vollendet hat, kann der Fürsorgeerziehung überwiesen werden: 1) wenn die Voraussetzungen des § 1666 oder des § 1838 des B.G. B. vorliegen und zur Verhütung der Verwahrlosung des Minderjährigen die anderweitige Unterbringung erforderlich ist, eine nach dem Ermessen des Vormundschaftsgerichtes geeignete Unter⸗ bringung aber ohne Inanspruchnahme öffentlicher Mittel nicht er⸗ folgen kann. 1 Abg. Dr. Schmedding (Zentr.): Man kann darüber streiten,

dob der Wortlaut der Vorlage in der Fassung des Herrenhauses eine

Verbesserung enthält: materiell ist jedoch nichts geändert, und ich bitte darum, den Gesetzentwurf in der vorliegenden Fassung anzunehmen.

Mit großer Mehrheit wird hierauf die Vorlage in der Fassung des Herrenhauses angenommen. Die Vorlage, betreffend die auf Grund des Art. 63 der

2 Verfassungsurkunde erlassene Verordnung vom 27. März

915 über Aenderung der Verordnung, betreffend ein ver⸗ geinfachtes Enteignungsverfahren zur Be schaffung von Arbeitsgelegenheit und zur Be schäftigung von Kriegsgefangenen, vom 11. September 1914 wird nach den Vereinbarungen unter den Fraktionsvertretern ohne Erörterung der verstärkten Budget⸗ kommission überwiesen. ê5m

Es folgt die Beratung des Antrages des Abg. Brust Zentr.), nach dem dem § 8 des Knappschaftskriegs

esetzes folgende Bestimmungen angefügt werden sollen: 1 „Haben Versicherte, die während des gegenwärtigen Krieges Sanitats⸗, Kriegs⸗ oder ähnliche Dienste leisten und infolge Leistung dieser Dienste arbeitsunfahig werden, mit den auf die Entlassung aus diesen Diensten folgenden zwei Monaten die Wartezeit nicht erreicht, so sind ihnen auf Antrag die von ihnen zur Pensionskasse gezahlten Beiträge zu erstatten.“ „Wenn Versicherte infolge der während des gegenwärtigen Krieges geleisteten Kriegs, Sanitäts⸗ oder ähnlicher Dienste zu Tode kommen, in diesem Falle eine Frau oder Kinder, Vater oder Mutter hinterlassen, und von denselben Ansprüche auf Pensions⸗ kassenleistungen nicht geltend gemacht werden können oder die ihnen gezahlten Millitärhinterbliebenengelder auf die Pensionskassen⸗ leistungen angerechnet werden, so sind diesen Hinterbliebenen auf Antrag die von den verstorbenen Versicherten zur Pensionskasse ge⸗ zahlten Beiträge zu erstatten. 3 In einem Zusatzantrag beantragt der Abg. Brust (Zentr.) ferner, daß „bei Erstattung der Beiträge die von den Verstor⸗ benen bereits empfangenen Penstonskassenleistungen in Abzug [gebracht werden dürfen“, und der Abg. Hu é (Soz.), daß „Mili tärpensionen, die aus Anlaß des gegenwärtigen Krieges ge zahlt werden, auf Renten der Witwen und die Beihilfen zur Erziehung der Kinder nicht angerechnet werden dürfen“.

Der Antrag Brust und die dazu gestellten Zusatzanträge werden der Handel⸗ und Gewerbekommission überwiesen.

Die Anträge der Abgg. von Strombeck (Zentr.) und Genossen und des Abg. Arendt⸗Mansfeld (freikons.) betreffend die Besteuerung der Kriegsgewinne,

werden ohne Debatte der verstärkten Budgetkommission über⸗ wiesen.

Damit ist die Tagesordnung erledigt.

Der Präsident erbittet und erhält die Ermächtigung, die nächste Sitzung und deren Tagesordnung nach Beendigung der Arbeiten der verstärkten Budgetkommission anzuberaumen, aber nicht vor Donnerstag nächster Woche, und zwar mit der Maß⸗ gabe, daß an die erste Stelle der Tagesordnung etwaige An⸗ träge der verstärkten Budgetkommission und die letzt Stelle das Fischereigesetz gesetzt werden.

Schluß nach 3 Uhr.

Wohlfahrtspflege.

1t Die seit 1892 unter dem Protektorat Ihrer Majestät der Kasserm und Königm stehende Stiftung „Töchterhort für ver⸗ waiste Tochter pon Reichs⸗Post⸗ und Telegraphen⸗ beamten“ hat soeben ihren Verwaltungsbericht für 1914 ver⸗ Pöffentlicht. Danach hat sich die Stiftung trotz der einschneidenden Emwirkungen des Krieges auch in dem Jahre 1914 kraftvoll weiter⸗ entwickelt. Von Angehörigen der Reichs Post⸗ und Telegraphen⸗ ielnes sind im Berichtsjahre im ganzen 229 370 Töchterbort⸗ eiträge gespendet worden: hierzu treten 4698 besondere Zuwendungen und 77 563 Zinsen, sodaß die ansehnliche Gesamt⸗ einnahme von 311 631 zu verzeichnen ist. Die darin ent⸗ haltenen laufenden Beiträge haben sich auf 221 890 belaufen, gegen 209 704 im Vorjahre. Beteiligt waren daran 66 096 Be⸗ amte mit 119 532 und 89 885 Unterbeamte mit 102 358 ℳ. Im Durchschnitt entfallen auf einen Beamten 1 81 ₰, auf einen Unterbeamten 1 14 fürs Jahr. Die Zahl der Spender ist gegen das Vorjahr etwas zurückgegangen. Unter den gegenwärtigen Berhältnissen ist diesem Umstande keine Bedeutung beiulegen, da zahlreiche Berufsgenossen, Gönner und Freunde der Stiftung in den dem Vaterlande freventlich aufgezwungenen Krieg gezogen und viele davon auf dem Felde der Ehre gefallen sind. Na ruhmrich be⸗ endetem Kriege wird sich das Zahlenbild auch in diser Beziehung weifellos bald wieder freundlicher gestalten. An Unter⸗ ühungen sind im Jahre 1914 im ganzen 202 090 bewilligt worden, gegen 188 887 im Vorjahre. An der Ausgabe von 202 090 sind beteiligt die Bezirksausschüsse mit 96 159 und der Hauptausschuß mit 105 931 ℳ. Unter den Bewilligungen des Hauptausschusses waren 65 032 laufende Unterstützungen. Dank der gesteigerten Zinseinnahme, die zur Deckung dieser Ausgaben be⸗

stimmt ist, brauchte aus Mangel an Mitteln kein an sich begründeter

Antrag auf dauernde Unterstützung zurückgewiesen zu werden. Seit dem Beginn der Unterstützungstätigkeit (März 1891) bis Ende 1914, also in noch nicht 24 Jahren, sind den verwaisten Töchtern von Beamten und Unterbeamten 2 656 716 als Unterstützungen zu⸗ gewendet worden (762 235 laufende und 1 894 481 einmalige). Davon haben die Unterbeamtenwaisen 1 355 858 oder 51 v. erhalten, während z. B. der Anteil der Unterbeamten am Stiftungs⸗ vermögen nur 32 v. H. ausmacht. *ℳ

Aber nicht nur unmittelbar hat die Stiftung Töchterhort im ab⸗ gelaufenen Jahre großen Segen verbreitet, sie hat auch an ihrem Teil wesentlich mitgewirkt, ein anderes, durch den Krieg hervor⸗ gerufenes Werk der Barmherzigkeit zu fördern. Als gleich nach Kriegsausbruch die Beamtinnen in der Vereinigung „Kriegshilfe der Beamtinnen der Reichs⸗Post⸗ und Telegraphenverwaltung“ in opfer⸗ freudiger Weise sich zusammenschlossen, um mitmbelfen an den allge⸗ meinen Liebeswerken zur Linderung der Kriegenot, hat der Töchter⸗ hort aus seinen Mitteln sofort den Betrag von 10 000 zur Ver⸗ stärkung des Betriebskapitals bewilligt, seinen über das gante Reichspostgebiet aukgebreiteten erprobten Apparat für den Sonder⸗ zweck zur Verfügung gestellt, einen Aufruf zu dauernden Samm⸗ lungen erlassen und die Einziehung und Verrechnung der Beiträge vermittelt. Bis Anfang Mai 1915 sind durch Vermittlung der Stiftung Töchterhort für die Kriegsbilfe⸗ 199 352 Spenden gesammelt worden. Gewiß ein schönes Zeichen von Opferwilligkeit und Vaterlandsliebe, zumal wenn in Betracht gezogen wird, daß gleichzeitig auch von onderer Seite zur Linderung der Kriegsnot Sammlungen in der Postbeamtenschaft mit bedeutendem Erfolg veranstaltet worden sind und fortgeführt werden. 8

Das vom Hauptausschouß veranstaltete Kapitalvermögen be⸗ trug am Schlusse des Berichte jahres 1 945 171 ℳ, darunter 628 747 Unterbeamtenanteil; die Steigerung gegen das Vorjahr stellt sich auf 82 840 ℳ. Rechnet man dazu die Bestände der Bezirksausschüsse mit 59 280 ℳ, so ergibt das ein Gesamtstiftsvermögen von 2 004 451 ℳ.

Statistik und Volkswirtschaft.

Ausländer an den deutschen Universitäten im Kriegswinter 191415. 8

Die Zabl der Angehörigen fremder Staaten, die in Deutschland ihre Universitätsbildung holen, war infolge des überreichen Zuflusses aus Rußland und aus den Balkanländern im Wnter 1912/13 auf 5196 gestiegen, nach den bekannten Kundgebungen der deutschen Klinikerschaft aber im letzten Sommer auf 4750 zurückgegangen. Der Krieg hat den feindlichen Völkern die Möglichkeit eines weiteren Studiums in Deutschland genommen und damit die Zahl der aus⸗ ländischen Studenten im verflossenen Winter auf 1438 zurückgedrängt. Es ist nun von Interesse, näher zu verfolgen, in welchem Maße der Krieg den Zufluß aus den einzelnen Staaten bezw. Erdteilen, den Besuch der einzelnen Fakultäten und der einzelnen Universitäten beeinflußt hat. Daß die 25 Frranzosen, 99 Serben, 10 Monte⸗ negriner, 7 Portugiesen und etwa 150 Japaner des letzten Sommers restlos verschwunden sind, ist auf den ersten Blick weniger aurffällig als die Tatsache, daß die Besuchsübersichten von den 2146 Russen noch 46, von den 163 Engländern noch 2 und von den 9 Belgiern noch 1 als anwesend verzeichnen. Diesem Rest feindlicher Ausländer ist nach Untersuchung jedes Einzelfalles ausnahmesweise das weitere Studium gestattet worden, da es sich meist um Pexsönlichkeiten handelt, die schon länger in Deut ’chland ansässig sind, odqr um Polen, Balten, Finnen usw. Von den beiden Engländern hat einer seine Aufnahme in den Reichsverband nachgesucht und steht bereits im deutschen Militärdienst. Ven den noch verbältnismäßig zahlreich eingeschriebenen Angehörigen der verbündeten Donaumonarchie 547 gegen 814 im letzten Sommer befindet sich fraglos der größere Teil unter den Waffen, ebenso von den 52 Türken (gegen 69). Stark zurückgegangen ist die Zahl der Schweizer, nämlich von 312 auf 146; die Italiener waren bei Beginn des Winterbalbjahrs mit 21 vertreten (gegen 37), die Griechen mit 68 (gegen 104), die Rumänen mit 110 (gegen 146) und die Bulgaren mit 105 (gegen 131 im letzten Sommer). Aus Luxemburg waren 38 gekommen (gegen 39), aus Holland 24 (gegen 31), aus Schweden und Norwegen 25 (gegen 43), aus Dänemark 8 (gegen 10) und aus Spanien 19 (gegen 32). Aus Europa stammten insgesamt 1211 gegen 4240; Amerika hatte nur 167 gesandt gegen 298, Asien 46 gegen 182 und Afrika 14 gegen 29. im letzten Sommer, während Australien garnicht vertreten war.

Die Verteilung der Ausländer auf die einzelnen Fakultäten bezw. Studienfächer zeigt, daß die Studierenden feindlicher Nationalität sich in Deutschland vornehmlich der Medizin widmeten, zu einem kleineren Teil auch der Mathematik und den Naturwissenschaften sowie der Philosophie und Philologie und nur in ganz geringer Zahl den übrigen Disziplinen. Auf Medizin entfielen in diesem Winter nur 308 Ausländer gegen 2124 im letzten Sommer, auf Mathematik und Naturwissenschaften 182 gegen 489, auf Fhetsslophie und Philo⸗ logie 365 gegen 863 und auf Stzatswissenschaften und Landwirt⸗ schaft 295 gegen 617. Für Rechtswissenschaft waren 167 einge⸗ schrieben gegen 399, für evangelische Theologie 73 (162), für katholi⸗ sche Theologie 13 (29), für Zahnheilkunde 14 (23), für Forstwissen⸗ schaft 12 (27) und für Pharmazie 9 (17).

Die Feststellung des Studtenortz der Ausländer ergibt für das verflossene Winterhalbjahr eine starke Bevorzugung der Reichs⸗ hauptstadt, insbesondere vonseiten der Rumänen, Amerikaner und Asiaten und in geringerem Maße auch der Griechen, Bulgaren und Italiener. Hier waren 537 Fremde oder über ein Drittel der Ge⸗ samtzahl, nämlich 37,5 v. H., eingeschrieben gegen 1361 oder 28,6 v. H. im Sommer 1914. Das Ausbleiben der Russen hat insbesondere den Besuch von Königsberg beeinflußt, wo nur 14 Ausländer studierten gegen 239; Marhurgs Ausländer⸗Besuchszahl ging von 95 auf 16 zurück, wesentlich infolge des Fehlens der Russen und Engländer und des geringeren Zuzugs aus der Schweiz. n Halle hefanden sich 122 Ausländer, in Bonn 46, in Breslau 40, in Frankfurt 33 (1 Türke, 10 Oesterreicher, je 7 Bulgaren und Luxemburger, 3 Schweizer, je 1 Däne, Engländer, Rumäne und 2 Amerikaner), in Göttingen 31, in Greifswald 9 und in Münster 8. Die drei bayerischen Universitäten waren von 178 Ausländern besucht, und zwar München von 164, Würzburg von 8 und Erlangen von 6; die zwei badischen hatten nur 74 gegen 482 (nämlich Heidelberg 46 gegen 349 und Freiburg 28 gegen 133) und die übrigen sechs Iin etgegct. lichen Hochschulen 315 ausländische Studierende gegen 1084, und zwar Leipzig 222, Jena 47, Tübingen 26, Gießen 9, Straßburg 7 und Rostock 4. Auf die Aueländerzahlen der süd⸗ und mitteldeutschen Universitäten hat im Winterhalbjahr nicht nur die Wegweisung der feindlichen Nationalitäten und der geringere Zustrom aus dem be⸗ freundeten und neutralen Ausland gedrückt, sondern auch die Vorliebe der Anwesenden, die nördlicher gelegenen Universitäten aufzusuchen, fime 1.g. die wir auch bezüglich der Technischen Hochschulen

eststellten.

Zur Arbeiterbewegung.

Nach einer von „W. T. B.“ wiedergegebenen Meldung der bolländischen Zeitung „Handelsblad“ aus London soll dort der Ausstand der Straßenbahnangestellten tatsächlich beendet sein; etwa 3000 Personen, die im militärpflichtigen Alter stehen, seien nicht wieder eingestellt worden. 1“

Kunst und Wissenschaft.

In Breslau ist, wie „W. T., B.“ meldet, Professor Tohler Direktor der Universitätskinderklinik, an Blutvergiftung, 38 Jahte alt, gestorben.

In Offenbach ist ein Kunstgewerbemuseum begründet, das für bestimmte Gebiete eine eigenartige Stellung unter den derartigen Anstalten im Deutschen Reiche erlangen dürfte. Entsprechend der

führenden Stellung der Stadt innerhalb der Lederindustrie hat man, wie die „Koln. Ztg.“ berichtet, der Sammlung alter Ledersachen be⸗ sondere Aufmerksamkeit gewidmet und mit verhältnismäßig geringen Mitteln bereits eine Reihe alter Lederkassetten aus der Gotik, der Renaissance und aus späterer Zeit zusammengebracht, unter denen sich sehr seltene und schöne Stücke befinden. Neben dem Leder hat man sich mit Erfolg der Sammlung Offenbacher Favencen aus dem Anfang des vorigen Jahrhunderts und guter alter Stücke der Schmedekunst zugewandt; daneben wurden auch Möbel und sonstiges Hausgerät aus der Barock⸗ und Empirezeit erworben, sodaß dank der Opferfreudig⸗ keit mehrerer Gönner des Museums, bereits ein vielversprechender Grundstock für die Sammlung beisammen ist. Um weitere Gegen⸗ stände erwerben zu können, hat das Museum, das den technischen Lehr⸗ anstalten der Stadt angegliedert ist, von Freunden der Sache Bar⸗ zuwendungen im Betrage von über 10 000 erhalten

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In der Nr. 7 des laufenden Jahrgangs der „Denkmal⸗ pflege“ (herausgegeben von der Schriftleitung des „Zentralblarts der Bauverwaltung“) veröffentlicht der Baurat Friedrich Prieß⸗Koblenz einen Aufsatz über S. Vitale in Ravenna und die Kunst der Ost⸗ germanen. Er weist darauf hin. daß die Bauten Theoderichs des Großen ein getreues Spiegelbild von ihm, seiner Zeit und deren Gesittung geben, und sucht von ihnen einige besonders kennzeichrende Züge hervorzuheben, die um so interessanter sind, als man sich um diese Zeit und ibre Gesittung bisher nur wenig gekümmert hat. Im sogenannten Anonymus Valerionus heißt es über den König Theoderich: „Zu seiner Zeit genoß Italten 30 Jahre die Segnungen des Friedens; keine Unternehmung mißlang ihm. Während er selbst zur arianischen Sekte sich bekannte, ließ er doch den Römern wie zu den Zeiten der Kaiser ihre Gesetze. Er siand so hoch in der Meinung der benachbarten Völker, daß sie sich unter seine Oberhoheit hbegaben mit dem Wunsche, er möge über sie herrschen. So streng war seine Rechtspflege, daß, wenn jemand auf seinem Gut Gold oder Silber liegen lassen wollte, es für ebenso sicher gehalten wurde, als ob es innerhalb der Stadtmauern wäre. Er führte die Sitte in ganz Italten ein, daß er keiner Stadt Tore machen ließ, und da, wo sie schon waren, wurden sie wieder geschlossen; jeder ging seiner Beschäftigung nach, zu so später Stunde er wollte, ganz wie bei Tage.“ Wie Wissenschaft, Ackerbau und Handwerk unter seinem Zepter gepflegt wurden, davon geben die Darstellungen am Hauptportal der Markuskirche und die daran geknüpften Betrachtungen und Ausführungen bei der Behandlung dieser Portale Auskunft. Der hohbe Stand der Malerei wird durch den ausdrucksvollen Kopf Christi als Weltrichter und das schöne Mosaik⸗Christusbild aus seiner Hofktrche gekennzeichnet, Darstellungen, die zu dem Besten gehören, das die Kunst jemals geleistet hat. Ueber die Leistungen der Bildhauerkunst auf dem Gebiete der Schmuckformen geben die Kapitelle sowie die Ranken⸗ und Laubgewinde Beispiele, die das hobe Können, eine reiche, volle Erfindung und eine vollendete künstlerische Anordnung und Linienführung zeigen. Zur Kennzeichnung des Könnens auf dem Gebiete der figürlichen Plastik sei nur auf die Figuren in den Monatsdarstellungen der Hauptportale hingewiesen. Es sind hier durchweg bekleidete Figuren dargestellt; das hohe Ver⸗ mögen in der Darstellung bewegter Muskeln tritt aber in den Armen und Beinen der Dargestellten zutage, deren gestraffte Sehnen vortreff⸗ lich gebildet sind. Dabei handelt es sich bei ihnen nur um kleinen, schmückenden Zierat. Wie muß erst die Bildhauerkunst ausgefallen sein, die sich mit der Darstellung des Königs in Lebensgröße befaßte! Karl der Große sah ein Reiterstandbild Theoderichs in Ravenna, er⸗ kannte es als das vollendetste Kunstwerk an und ließ es nach Aachen schaffen, wo es leider verloren ging. Die bhohe Ge⸗ sittung unter diesem König zeigt sich auch in den Maß⸗ nahmen, die er zur Erhaltung von Baudenkmälern und Statuen aus der Kaiserzeit traf, also auf dem Gebiet der Denkmalspflege. Auf dem Gebiete der religtösen Duldung bebt der Anonymus Valesianus von dem König bervor, daß er dem Papst in Rom mit derselben Achtung begegnet sei, wie ein Katholik: die Juden bedauert er, daß sie der Segnungen des Christentums nicht teilhaftig werden, will aber keine Bekehrungsversuche bei ihnen machen, weil niemand wider seinen Willen zu einem Glauben ge⸗ zwungen werden könne. Daß die Goten schen seit dem vierten Jahr⸗ hundert, also zwölf Jahrhunderte vor dem deutschen Volk, ihre

Bibelübersetzung des Bischofs Wulfila besaßen, ist bekannt. Auf

dem Gebiet der Staatskunst befleißigt sich Theoderich der Mäßigung. Er schreibt an den Frankenköntg Chlodwig: „Höre einen in solchen Sachen vielfach Erfahrenen: jene Kriege sind mir günstig ausgelaufen, die mit Mäßigung zu Ende geführt worden sind; denn der siegt nachhaltig, der alles zu mäßigen weiß“ Das deutsche Volk, das bis zum 16. Jahrhundert ietrich von Bern als seinen Leblingshelden schätzte, hat solche Züge des milden und doch kraftvollen Herrschers nicht vergessen, sondern sie in seinen Sagen getreu bewahrt. Echt germanisch muten auch des Königs Maßnahmen für den Tierschutz an. Er schreibt für die Postpferde gewisse Höchst⸗ helastungen vor und setzt hohe Geldstrafen auf Uebertretungen dieser Vorschrift. Die richtige Verwendung öffentlicher Gelder wird beaufsichtigt. Sein Sinn für Naturschönheiten spricht aus einer gelegentlich gegebenen trefflichen Beschreibung des Comer Sees. Erwähnt seien ferner seine kataster⸗ und standesam tlichen Vor⸗ schriften, Maßnahmen zur Hebung der Fischzucht, zur Entsumpfung des Landes, zum Flottenbau, Erlasse an seinen Leibarzt und den Vor⸗ gesetzten der Schauspieler, ferner solche über die Veranstaltung öffent⸗ licher Spiele und zur Ausschmückung eines Badeorts mit gärt⸗ nerischen Anlagen. Die zwölf Bücher Cassiodorus, von denen jedes etwa 40 Königliche Schreiben enthält, bieten eine Fülle von Belegen über die vielseitige Herrschertätigkeit Theoderichs. Die Frage, wie es gekommen sei, daß eine so hohe Gesittung und so vollendete Kunstleistungen bisher in Geschichte und Kunstgeschichte nur wenig beachtet wurden, läßt sich wohl dadurch beantworten, daß die Geschichtsquellen zur Erforschung des Mittel⸗ alters vornehmlich auf den Niederschriften abschreibender Mönche beruhen. Die Geistlichkeit schrieb aber nur das ab, was ihr fromm und gottesfürchtig erschien; ketzerische Bücher wurden nicht nur nicht abgeschrieben, sondern nach Möglichkeit vernichtet. Die ostgottschen Stämme galten aber als Ketzer schlimmster Art, weil sie Arianer waren. ie Erhaltung der Regierungserlasse des Theoderich und seiner Nachfolger verdanken wir lediglich dem Umstand, daß ihre Niederschriften unter dem Namen des Cassiodorus gingen, eines verdienten Heiligen der orthodoxen Kirche. Die Zerstörung der Werke des großen Gotenkönigs begann schon bald nach seinem Tode. Rusticiana, die Tochter des Symmachus und Gattin des Boöthius, ließ, um sich dafür zu rächen, daß ihr Vater und Gatte unter Theoderich hingerichtet waren, nach der Eroberung Roms durch Belisar dort alles zerstören, was sich an Inschriften und Bild⸗ säulen des Königs fand. Später hat Ludwig der Fromme, ganz im Gegensatz zu seinem Vater Karl, alles, was an Dietrich von Bern erinnerte, besonders die Niederschriften der Volkslieder, ver⸗ nichten lassen. Aus dem fernen Island mußten die Sagen des deutschen Volkes aus jener Blütezeit der Goten zurückgeholt werden. Der Ge⸗ schichtsschreibung wurde die Beschäftigung mit dem Geschick der Ost⸗ germanen und der Goten im besonderen auch dadurch erschwert, daß die Ostgermanen Reiche von längerer Dauer, außer in Spanien und Südfrank eich, nicht gründeten und daß sie schon früh ibre Sprache zugunsten des Griechischen aufgaben.

Verkehrswesen.

Infolge der allgemeinen Stockung des Güterverkehrs, insbesondere infolge der Einstellung des deutsch⸗italtenischen Transits, wurde der gesamte Trajektverkehr auf dem Bodensee, der in den letzten Wochen überlastet war, wie „W. T. B.“ meldet, vollständig ein⸗ gestellt. Auch die große Dampffähre Romanshorn-— Lindau wurde

außer Dienst gestellt