1915 / 129 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 04 Jun 1915 18:00:01 GMT) scan diff

8 *

Gemeinde Sanry a. R. 1 8. Pachthöfe, Acker und Wiese (343,26 ha) des Thomas Marquls de Panae Johann Adolf in Paris (Verwalter: Justzrat Pr. Gregoire

in Metz), 117,76 in Pan des Thomas Johann Adolf Marquis de Pange in Paris (Verwalter: Forstmeister Schroeder in ““

Gemeinde St. Marie⸗aux⸗Cheönes.

se⸗een des Josef Jaques (Verwalter: Notar echand

in Gorze), 5,76 ha Ländereien des Heinrich Zivi und Ehefrau geb. Simon in „Nancy (Verwalter: derselbe), 13,63 ha Wald der Cie. des Forges et Acisries de la Marine d'Homécourt A. G., Sitz in Chamont (Loire) (Verwalter: derselbe). 8 Gemeinde Vry. 42,16 ha Wald des Adolf de Lambertze i : ,Ler. Naczan ertze in Lue (Verwalter: Forst

42,16 ha Wald des Adolf de Lambertze in L ber⸗ 2 meister Schroeder in Metz). rtze in Lue (Verwalter: Forst

8 5 4 Kreis Chateau⸗Salins. Gemeinde Aulnois. achtgut mit Wohn⸗ und Wirtschaftsgebäuden, Ackerland und Wiesen (265,39 ha) der Baronin de la Chaise in Aulnois, z. Zt. Hermanie, Kanton Genf (Schweiz) (Verwalter: Notar Ehrhard

in Delme). Gemeinde Bensdorf.

129,42 ha Wald der Witwe Karl Paul Boulanger geb. Luzie Krantz iin Remiremont (Verwalter: Forstmeister Liebel in Remillv).

Gemeinde Bioncourt.

Pachthof 76,57 ha der Frau de Haldat. de Lys geb. de Miscault in Nancy (Verwalter: Ingenteur Roeder in Chateau⸗Salins), Schloß, Park, Mühle und Wiesen (14,86 ha) des de Miscault Sohn, Hauptmann in Toul, und des de Miscault Vater, Rentner in

Helflingen (Verwalter: derselbe).

Gemeinde Dedeling.

Hofgut 68 ha der Erben des Barons de Latouche in Nancy (Ver⸗ hmalter: Notariatssekretär Bardo in Chäteau⸗Salins). 8

1 Gemeinde Dürkastel.

41,90 ha Wald der Erben Beaudouin in Belfort (Verwalter: Ober⸗ förster Touraine in Dieuze),

32,10 ha Wald des Grafen de Bourcier in Barthelemont bei St. Médard (Verwalter derselbe).

Gemeinde Freialtdorf.

Feld, Wiesen und Weide 79,10 ha (auf den Bännen Freialtdorf, Wtrmingen, Lagarde und Bourdonnape) des Johann Friedrich Hazotte in Freialtdorf (Verwalter: Rechtsanwast Dr. Maurer in

Hefan deeecs) 1r 60 ha) des Eduard Heck ofgut Körperhöf 7, na 8 Eduard Heckenhammer, Wagen⸗ fabrikant in Boulogne (Verwalter: derselbe), 8

Hofgut Belloue (33,74 ha) des Nikolaus Kamille 2

richter in Nancy (Verwalter: derselbe).

Gemeinde Gremercevyv.

92,97 ha Pachtgut des Hospiz de la ville de Pompey (Verwalter: Regierungsamtmann Ißler in Chateau⸗Salins), se achtgut des Domintk Baraban in Ramboiller (Verwalter: derselbe),

11 ha Pachtland des Karl Rougieux in Nancy (Verwalter: derselbe), 23 ha Pachtland des Jules Pierre in Nancy derselbe), 80,50 ha Pachthof des de Rouvier in Nancy (Verwalter: derselbe).

Gemeinde Habudingen.

22,92 ha Acker und Wiesen des Emil Adrian, Oberroßarzt in Besangon (Verwalter: Amts⸗ richtssekretär Wiegelmann in

Mörchingen). Gemeinde Insweiller. Mühlenweiher 66,94 ha, Roter Weiher 57,67 ha (trockengelegter Weiher mit Grasnutzung) des Limon, Ehrenrichter in Nancy (Verwalter: Rentmeister Steckler in Albesdorf.

Gemeinde Marimont.

28,89 ha Wald der Erben der Mathilde Richer in Nancy (Verwalter: Forstmeister Liebel in Remilly). Gemeinde Morville b. Vic.

Pachtgut Salival (331 ha) des Robert Dieudonns in Nancy (Ver⸗

walter: Salinendirektor Saup in Chateau⸗Salins).

8 Gemeinde Obreck.

36,38 ha Ackerlond und Wiesen der Erben Beaudoin: Karl Beaudoin in Belfort und Moritz Ouny in Montbeliard (Verwalter:

Regierungsamtmann Ißler in Chateau⸗Salins,

26,41 ha Ackerland und Wfesen des Julius Beaudoin und Ehefrau

Estelle geb Barbier (Verwalter: derg b

24,80 ha Ackerland und Wiesen des Leo Mussot, Rentner in More⸗

8 court und Adrian Mussot, Eichmeister in Neuf⸗Chäateau (Ver⸗ walter: derselbe),

50,47 ha Ackerland und Wiesen der Witwe des Barons de Latouche, Marie Louis Georg, Paula Marie Th. geb. Gillement in Nanch (Verwalter: .b=7 Ißler in 1r;

r.

on, Ehren⸗

12,80 ha Ackerland und Wiese der Ehefrau des Jos. Riboulo med., Marte geb. Petitétienne in Pont⸗à. Mon Notariatssekretär Bardo in Chateau⸗Salins). 8

Gemeinde Vic.

15,32 ha Acker und Wiese des Robert Dieudonns in Nancy (Ver⸗ walter Salinendtrektor Saup in Chateau.Salins).

Gemeinde Wiebersweiler.

10,71 ha Ackerland und Wiese der Ehefrau des Georg D-Aiglepierre

geb. von Tuiseau in Frankreich (Verwalter: Rentmeister Steckler

in Albesdorf). Gemeinde Wuisse.

31 ha Wald des Dr. Jos. Riboulot in Pont⸗a⸗Mousson (Verwalter: Oberförster Touraine in Dieuze). 8 vaes

Straßburg, den 27. Mai 1915. 3 Ministerium für Elsaß⸗Lothringe Abteilung des Innern. J. V.: Cronau.

Königreich Prenßen.

Seine Majestät der König haben Allergnädigst geruht: Be-⸗ 4.2 Matthias gelzer in Freiburg i. Br. zum ordentli rofessor in der philosophischer kasüüt der Ulriverstit in reissval und hilefaphischen egierungsassessor von Poser und Groß aedlitz in Ortelsburg zum Landrat zu sowie 8 dem Amtsanwalt Liedtke in Mac g den Charakter als Amtsanwaltschaftsrat zu verleihen. 8

Ministerium der öffentlichen Arbeiten. Versetzt sind die Regierungsbaumeister des Hochbaufachs

Kleinsteuber von Berlin nach Allenstein, Mefferi von

Höchst a. M. nach Berlin, Georg Heinrich von Zoppot nach

Altona und Wenzel von Berlin nach Frankfurt a. O. und

der Regierungsbaumeister des Wasser⸗ und Straßenbaufachs Lahrs von Geestemünde nach Münster i. W. Ministerium des Innern.

Dem Landrat Dr. von Poser und Groß Naedlitz ist das Landsratsamt in Ortelsburg übertragen worden.

ARichtamtliches. 8

Deutsches Reich. 8 Preußen. Berlin, 4. Juni 1915. Der Bundesrat versammelte sich heute zu einer Plenar⸗ sitzung; vorher hielten die vereinigten Ausschüsse für Handel und Verkehr, für Justizwesen, für das Landheer und die

Festungen und für das Seewesen, die vereinigten Ausschüsse für Justizwesen und für Handel und Verkehr sowie der Aus⸗

8 .

22 —.

schuß für Justizwesen Sitzungen.

Der Königlich bayeri raf von Lerch feld⸗Köfering hat Berlin verlassen. Während seiner Ab⸗ wesenheit führt der Geheime Legationsrat Dr. von Schoen die Geschäfte der Gesandtschaft. ““

In einer Korrespondenz wird darauf hingewiesen, daß das Ermächtigungsgesetz zur Einführung eines Stickstoffhandels⸗ monopols in der Maitagung des Reichstags nicht verabschiedet worden sei. Es wird dabei mitgeteilt, die Stickstoffkom⸗ mission habe sich nach Anhörung von Sachverständigen auf unbestimmte Zeit vertagt, und dieser Beschluß bedeute, daß die Vorlage als gescheitert anzusehen sei. Diese Mitteilung und die aus ihr gezogene Folgerung sind, wie die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung“ mitteilt, unzutreffend. Die Kom⸗ mission hat den Wunsch geäußert, die am 17. und 18. Mai von Sachverständigen im Reichstagsgebäude ge⸗ haltenen Vorträge nach Drucklegung eingehend prüfen zu können. Die Reichsleitung hat die Berechtigung dieses Wunsches bereitwilligst anerkannt und sich mit der Vertagung der Kommission einverstanden erklärt. Anderseits hat die Kommission entsprechend dem Wunsche der Reichsleitung be⸗ schlossen, einige Tage vor dem Wiederbeginn der Plenar⸗ sitzungen (10. August) ihre Beratungen wieder aufzunehmen, um sich die Möglichkeit zu sichern, ihre Arbeiten bis zum Wiederzusammentreten des Reichstags zu Ende führen zu b 8

Der heutigen Nummer des „Reichs⸗ und Staatsanzeigers“ liegen die Ausgaben 519 und 520 der Deutschen Ver⸗ lustlisten bei. Sie enthalten die 240. Verlustliste der preußischen Armee, die 187. Verlustliste der bayerischen Armee und die 154. Verlustliste der sächsischen Armee. 8

8 8

Seine Majestät der König hat, wie die „Korrespondenz Hoffmann“ meldet, an den Kommandierenden General Grafen von Bothmer folgendes Telegramm gerichtet:

Schloß Leutstetten.

Die Erstürmung von Stryj durch Ihr Armeekorps hat Mich

aufrichtig erfreut. . gratuliere Ihnen herzlich zu diesem zweiten großen Erfolg, den Ihre treffliche Führung errungen hat, und spreche Ihnen, Ihrem Generalkommando und Ihren tapferen Truppen Meine wärmste Anerkennung aus. Ludwig.

Seine Majestät der König von Sachsen tele⸗

graphierte: Königliche Villa Wachwitz. Eurer Exzellenz spreche Ich in Erinnerung an Meinen Besuch in München 1911 Meinen herzlichsten Glückwunsch zu dem herr⸗ lichen, unter Eurer Exzellenz Oberbefehl durchgeführten Sturm von

8

Stryj aus. Glänzender Erfolg. Friedrich August.

Großbritannien und Irland.

Zu der bevorstehenden Begegnung des englischen mit dem italienischen Finanzminister in Nizza erfährt der Vertreter des Wiener „K. K. Telegraphen⸗Korrespondenz⸗ Bureaus“, daß das englische Darlehen an Italien gegen Ver⸗ pfändung italienischer, von einem englischen Kommissar zu kontrollierender Zolleinnahmen erfolgt.

Einer Meldung des „W. T. B.“ zufolge hat England erneut trotz aller Gegenanträge jegliche Kohlenausfuhr nach Dänemark eingestellt.

Die neueste Verlustliste verzeichnet 240 Offiziere

und 2000 Mann. Frankreich.

Der Finanzminister Ribot hat in der Kammer einen Gesetzesantrag eingebracht auf vorläufiger Kredite für das dritte Vierteljahr 1915. ie die „Agence Havas“ meldet, betragen die Kredite ungefähr 5600 Millionen Francs. Seit Ausbruch des Krieges betragen die vom Parlament angenommenen Kredite 24 Milliarden, ein⸗ schließlich der für die letzten fünf Monate des Budgets von 1914 bewilligten Ergänzungskredite.

Die Fleischpreise sind den „Times“ zufolge in Frankreich allein im Mai um 30 vom Hundert gestiegen.

Rußland.

Nach Meldungen des „Rußkoje Slowo“ ist das Gouverne⸗ ment Wladimir vollständig von Lebensmitteln ent⸗ blößt. Ueberall werden Bezirksperbände gegründet, um die Anzahl der notwendigen Waggons festzustellen. In Wilna besteht vollständiger Mangel an Roggenmehl, sodaß die Intendantur 20 000 Pud aus dem Militärdepot an die Stadt⸗ verwaltung abgeben mußte. Die Stadtverwaltung macht selbst große Einkäufe an anderen Lebensmitteln. Im Gouverne⸗ ment Wertka herrscht großer Mangel an Roggenmehl und Brot. Die vatheh wurden deshalb aufgehoben.

n der Moskauer Viehbärse war in den setzten Tagen die Zufuhr stark vermindert. Ein Teil der Fleischer konnte

sich daher nicht versorgen.

Die Sitzung des römischen Komitees für die so⸗ enannte bürgerliche Mobilmachung ist von dem italienischen Ministerium zu einer theatralischen Wiederholung seiner Kriegsgründe gegenüber den Manifesten des Kaisers Franz Joseph und des Erzherzogs Friedrich sowie den Reden des Grafen Tisza und des deutschen Reichskanzlers benutzt worden. Zahlreiche Senatoren und Deputierte waren als Zu⸗ hörer anwesend, auch bekannte Neutralisten wie Grassi, Pusano, Schanzer und Bruno Belmothe waren erschienen. Die Rede des Ministerpräsidenten Salandra hatte laut Bericht des „W. T. B.“ folgenden Wortlaut:

Ich ergreife gern das Wort in dieser Versammlung, weil die Regierung dem nationalen solidarischen Wirken des Komitees großen Wert beilegt. Um die ältesten, höchsten Wünsche und die vitalsten Interessen des Vaterlandes zu wahren, sind wir in den größten Krieg, den die Geschichte kennt, eingetreten, in den Krieg, der nicht nur die Kämpfer, sondern auch die Daheimgebliebenen erfassen muß. Niemand kann sich ihm entziehen. Wer dem Vaterlande nicht seine Arme gibt, muß ihm seinen Geist, sein Herz und seine Güter zum Opfer geben. Die daheim bleiben, müssen bemüht sein, daß das nationale Leben nicht unterbrochen wird. Unsere Herzen müssen hoch⸗ bleiben, weil unsere Sache gerecht und unser Krieg ein heiliger

rieg ist. Die Italiener aller Schichten müssen nicht nur die spontane, instinktive Tiefe, sondern auch die wohlüberlegte Ueber⸗ zeugung von der Gerechtigkeit unserer Sache und der Heiligkeit di rn haben. Die ganze zivilisierte Welt muß davon über⸗ zeugt sein.

Ich wende mich an Italien und an die zivilisierte Welt, um ihnen nicht mit heftigen Worten, sondern durch Tatsachen und genaue Dokumente zu zeigen, wie der Zorn unserer Feinde die hohe moralische und politische Würde der Sache, welche unsere Waffen geltend machen werden, vergeblich herabzusetzen versuchte. Ich werde mit der heiteren Ungetrübtheit sprechen, für welche uns unser König das Bei⸗ spiel gab, als er seine Soldaten und Matrosen zu den Waffen rief. (Es lebe der König!) Ich werde sprechen, indem ich meinem Range und dem Orte, wo ich spreche, die schuldige Achtung wahre. Man kann die in den Kaiserlichen und Königlichen sowie den Erzherzog⸗ lichen Proklamationen niedergeschriebenen Beleldigungen nicht über⸗ gehen. Da ich auf dem Kapitol spreche und in dieser feier⸗ lichen Stunde das italienische Volk und die italienische Regierung repräsentiere, so habe ich als ein bescheidener Bürger das Gefühl, viel vornehmer zu sein als das Haupt des Hauses Habeburg⸗ Lothringen und als die mittelmäßigen Staatsmänner, die im ver⸗ gangenen Juli in leichtsinniger Waghalsigkeit und indem sie sich in allen Berechnungen täuschten, ganz Europa und seine friedlichen Stätten in Brand steckten. Da sie jetzt ihren neuen kolossalen Fehler entdecken, drücken sie sich in den Parlamenten von Budapest und Berlin in brutalen Worten gegen Italien und seine Regierung aus, mit dem offensichtlichen Zweck, sich die Verzeihung ihrer Landsleute zu er⸗ kaufen, indem sie sich mit grausamen Visionen von Haß und Blut berauschen. Der deutsche Reichskanzler sagte, er sei nicht von Haß, doch von Zorn erfüllt. Er sprach die Wahrbeit, weil er schlecht räsonierte, wie man dies in einem Wutanfall tut. Selbst wenn ich te, könnte ich seine Sprache uns gegenüber nicht nachahmen, uns über, die wir zwanzig Jahrhunderte weiter vorgeschritten sind. fundamen⸗

tale These der Staatsmänner Mitteleuropas ist in den Worten der Bundes.

Verrat und Ueberfall Italiens gegenüber seinen treuen genossen“ enthalten. Man kann sich fragen, ob die, welche mit * weniger Genie, aber umso größerer morvlischer Gleichgültigteit die Tradition Friedrichs des Großen und Bismarcks repräsentieren, welche verkündeten, daß „Not kein Gebot kennt“, welche zugaben, daß sie im Widerspruch mit dem Völkerrecht alle Verträge und Entdeckungen der Zivilisation mit Füßen traten, verbrannten und in die Tiefen des Ozeans versenkten, das Recht besitzen, von einem Bündnis und von Achtung der Verträge zu sprechen. Aber dies wäre ein sehr leichtes, nur präjudizielles Argument. Prüfen wir im Gegenteil eingehend und mit Ruhe, ob unsere einstigen Verbündeten das Recht besitzen, sich von uns verraten und überfallen zu nennen. Unsere Wünsche sowie unser Urteil über die Handlungen unserer ehemaligen Verbündeten waren seit langem bekannt. Diese Wünsche und unser Urteil nahmen dem Bündnis seine innere Daseinsberechtigung. Das Grünbuch zeigt, daß im Dezember und Mai lange, mühselige Unterhandlungen stattfanden, die ergebnislos blieben. Es ist nicht wahr, wie man fälschlicherweise glauben machen will, daß das im letzten November gebildete Ministerium die Richtlinien unserer internationalen Politik veränderte. Die italtenische Regierung, deren Richtlinie immer unverändert blieb. urteilte streng. Von dem Augenblick an, wo sie Kenntnis von dem Angriff Oesterreich⸗ Ungarns auf Serbien hatte, sagte sie die Folgen des Angriffes voraus, welche die nicht vorauszusehen vermochten, die jenen Schlag mit so großer Gewissenlosigkeit vorbedacht hatten. Als Beweis diene folgendes Telegramm di San Giulianos an den italienischen Botschafter in Wien von Avarna vom 25. Juli 1914: „Salandra, Flotow und ich atten eine lange Unterredung. Salandra und ich machten Flotow be⸗ sonders darauf aufmerksam, daß Oesterreich gemäß dem Sinne des Dreibundes nicht das Recht habe, ohne vorherige Abmachung mit seinen Verhündeten einen ähnlichen Schritt zu unternehmen, wie es ihn in Belgrad unternommen hatte.“ Tatsächlich be⸗ weist Oesterreich⸗Ungarn klar durch den in der Note angeschlagenen Ton und durch die Art der Forderungen, welche übrigens gegen die panserbische Gefahr wenig wirksam, dagegen für Serbien

und indirekt für Rußland tief beletdigend waren, daß es den Krieg

provozteren wollte. Wir haben ferner dem Botschafter von Flotow erklärt, daß Italien infolge der Handlungsweise Oesterreich⸗Ungarns und angesichts des Denenfswchmraktes des Dreibundvertrags sich nicht verpflichtet fühle, Oesterreich⸗Ungarn zu Hilfe zu kommen, falls es sich infolge dieses Schrittes mit Rußland im Kriege befinden sollte. Der ganze europäische Krieg ist tatsächlich eine Folge der herausfordernden Handlung Oesterreich⸗Ungarns.

tretung der österreichischeitalienischen Provinzen auf. Wir erklärten damals, daß der Dreibund unweigerlich gebrochen werde, falls wir nicht gerechte Kompensationen erhielten. 3 11 (Anmerkung des „W. T. B.“: Eine derartige Erklärung ist in Berlin weder am 27. noch am 28. Juli v. J. abgegeben worden. Dagegen hat der Königlich italienische Botschafter Bollatt am 24. Juli den Standpunkt der italienischen Regterung dahin gekenn-⸗ zeichnet, daß Italten unter Wahrung seiner Interessen auf Grund des Artikels VII des Dreibundvertrages eine möglichst wohlwollende und freundschaftliche Haltung für Oesterreich⸗Ungarn einnehmen und ihm keine Schwierigkeiten bereiten würde. Italien wolle in allen

Balkanfragen eine mit seinen Verbündeten übereinstimmende Politik

machen. Auch müßte es über die Interpretation des Artikels VII

Gewißheit erhalten. Ueber die Interpretation war in der Folge eine

Einigung, und zwar im Sinne der italtenischen Wünsche, herbei⸗ geführt worden.)

Die unparteiliche Geschichte wird sagen, daß Oesterreich⸗Ungarn, ohne von Juni bis Okrtober 1913 Italien seinen aggressiven Ab⸗

sichten gegen Serbien fetndlich gesinnt zu finden, im vergangenen 3 Sommer in Uebereinstimmung mit Peutschland versuchte, uns durch

Ueberraschung vor eine vollzogene Tatsache zu stellen. Das Verbrechen von Serajewo wurde als Vorwand ausgenutzt. Oesterreich⸗Ungarns, die sehr weitgehenden Angebote Serbiens anzu-

nehmen, erklärte am 31. Jult Graf Berchtold dem Herzog von Avarna,

die Vermittlung, falls sie erfolgen sollte, die bereits begonnenen Feindseligkeiten gegen Serbien nicht unterbrechen sollte. Wenn die Vermittlung, woran England und Italien arbeiteten, sich fühlbar machen sollie, so war Graf Berchtold trotzdem jedenfalls nicht gewillt, die in der österreichtsch⸗ungarischen Noie angegedenen Bedingungen zu mildern. Diese Bedingungen hätten bei Beendigung des Krieges natürlich verschärft werden können. Wenn anderseits Serbien sich entschlossen häͤtte, die österreichisch⸗ungarische Note vollständig anzu⸗

wogen, die

Graf

s 8 Oesterreich⸗Ungarne SZo ist denn ein

zu haben.

Italien nicht angegriffen babe. des Aeußern erkannte 8 in d Meinung verbreitet sei, man müsse das Königreich Italien durch einen

Die italienische Regierung wark am 27. und 28. Juli in Berlin und Wien klar die Frage einer Ab⸗

stehend fand.

unternehmen würden. 8Chios derpotene den Leben italienischer

1 1 hat, das unser ganzes Vorgehen gegen die Türkei lahm legte, ne sicch durch unsere Bundesgenossen vor jedem gegen ihre wichtigsten

tralität zu erkaufen beabsichtigt habe. Jetzt, meine Herren

Nach der Weigerung

ücs reit erklärt hätte, die Bedingungen, welche man 8 E.. so hätte dies Oesterreich⸗Ungarn nicht be⸗ Peindseligkeiten nzustellen. Es ist nicht wahr, wie Graf daß Oesterreich⸗Ungarn sich verpflichtet hätte, keine

Kosten Serbiens zu machen. Der

erklärte am 30. Juli

bauptete, hehan Fögrezerungen auf

Botschafter Merey

3 —— Oesterreich. Ungarn in dieser Hinsicht keine ver⸗

2 ärungen abgeben könne, weil man nicht vorhersehen Fuce vr† 1eeict äßrens des —*8 gegen seinen Willen genötigt sre. ebiete zu behalten.

väre, serbische erklärte am 29. Juli dem Herzog von Avarna, ewillt, Verpflichtungen bezüglich der eventuellen Haltung im Falle eines Konfliktes mit Serbien einzugehen. Verrat oder ein ungerechter Ueberfall, wenn man ach neun Monaten vergeblicher Bemühungen, zu einer ehrbaren Ver⸗ tändigung zu gelangen, die in gerechtem Maße unsere Rechte und Fnteressen anerkennen, unsere Handelsfreiheit begrenzen will? Die Wahrbeit ist, daß Oesterreich⸗Ungarn und Deutschland es bis zu diesen letzten Tagen mit schwachen Intriganten, aber nicht mit einem handelnden Italien, mit einem der Erpressung fäbigen, aber zur Geltendmachung seines guten Rechts durch die Waffen unfähigen Italien, jzu tun zu haben glaubte, mit einem Italien, das leicht lahm zu legen sei, indem man einige Millionen ausgebe und indem man sich durch nicht einzugestehende Trelbereien zwischen das Land und seine Regserung stelle. Ihre Herrscher und ihre Minister für auswärtige Angelegenbeiten sprachen von dem Bündnis, das wir gekündigt haben, nachdem sie es tatsächlich gebrochen hatten, diesem Bündnis, in dem Italien so lange Jahre gelebt habe und das Italien gestattet habe, sich wirtschaftlich zu entwickeln und sein Gebiet zu vermebren. Ich will die Wobl⸗ taten dieses Bündnisses nicht leugnen, doch waren die Vorteile nicht einseitig. Alle Vertragschließenden hatten ihren Teil daran, wir

der sei nicht g

vielleicht nicht mehr als alle anderen. Wäre dies nicht der Fall ge⸗ wesen, so hätten die Zentralmächte das Bündnis nicht gewollt und

nicht erneuert. War Fürst Bismarck vielleicht eine empfindsame, für Italien schwärmende Natur? Waren die Prinzen und Minister

Oesterreich⸗Ungarns immer zärtlich zu uns? Man muß wissen, wie wir zu unserer einzigen Gebiets⸗

vergrößerung gelangt sind, um zu beurteilen, wie notorisch die Angriffsabsichten Oesterreich⸗Ungarns gegen Italien

gewesen sind. Wir haben hierfür authentische Beweise. Der

Generalstahschef Conrad von Hoetzendorf begte immer den Gedanken, daß ein Krieg gegen Italien unvermeidlich sei, sei es bezüglich der

irredentistischen Provinzen, das, was Oesterreich auf dem Balkan und im östlichen Mittelmeer

sei es wegen der Eifersucht Italiens auf

unternehme. Hoetzendorf erklärte, daß Italten sich zu vergrößern

heabsichtige, sobald es hereit sein werde, aber daß es sich allem wider⸗ setze, was Oesterreich⸗Ungarn auf dem

Balkan unternehmen

müsse es also niederschlagen, um die Hände frei Hoetzendorf beklagte, daß Oesterreich im Jahre 1907 Der österreichisch⸗ungarische Minister daß in der Militärvartei die

wolle. Man

selber an,

Krieg zerschmettern, weil aus diesem Königreiche die Anziehungskraft

für die italienischen Provinzen der Doppelmonarchie herrühre. Durch

einen Sieg über das Königreich Italten und durch seine politische Vernichtung würden sich die Irredentisten jeder Hoffnung beraubt seben.

Indem man den Augenblick des Kriegsausbruchs, dessen Eintreten

man mit allen Mitteln beschleunigen sollte, abwarte, sollte man die

ttalienischen Provinzen durch strafrechtliche schärffte Maßnahmen, und indem man sich jedem Wunsche bezüglich der Kulturfragen widersetze, unterdrücken. G

1

Sehen wir jetzt auf Grund der amtlichen Aktenstücke, wie die Bundesgenossen uns in der Unternehmung gegen Libyen geholfen haben. Die vom Herzog der Abruzzen gegen türkische Torpedoboote bei Prevezza begonnenen Seeoperationen wurden auf eine schroffe und unduldsame Weise von Oesterreich⸗Ungarn aufgehalten. Aehrenthal benachrichtigte am 1. Oktober unseren Botschafter in Wien, daß unsere Operationen auf ihn einen peinlichen Eindruck gemacht hätten, daß er ihre Fortsetzung nicht zulassen könne und daß es dringend erforderlich sei, ihnen ein Ende zu machen und die nötigen Befehle zu erlassen, damit verhindert werde, daß sich diese Kriegshandlungen in den Gewässern der Adria und im Jonischen Meere erneuerten. Tags darauf benachrichtigte der deutsche Botschafter in Wien ver⸗ traulich unseren Botschafter in noch drobenderen Ausdrücken, daß Aebrenthal ihn gebeten habe, seiner Regierung zu telegraphieren, sie möge der italienischen Regierung zu verstehen geben, daß diese un⸗ mittelbar mit Oesterreich⸗Ungarn zu tun gehabt hätte, wenn sie ihre Seeoperationen in der Adria und im Jonischen Meere fortgesetzt hätte. Oesterreich lähmte nicht nur unsere Tätigkeit in den adriatischen und jonischen Gewässern, sondern Aehrenthal benachrichtigte auch am 5. November den Heno⸗ von Avarna davon, daß er erfahren habe, daß italienische Kriegsschiffe in der Nähe von Solum gesehen worden seien, wo sie Operationen mit elektrischen Scheinwerfern vorgenommen hätten. Aehrenthal erklärte ferner, daß unser Vorgehen an den Küsten der europätschen Türkei und an den Inseln des Aegäischen Meeres weder von Oesterreich⸗Ungarn noch von Deutschland zugelassen werden

könne und daß es dem Vertrage des Dreibundes entgegengesetzt sei.

Im März 1912 erklärte Graf Berchtold, der inzwischen Nach⸗ folger Aebrenthals geworden war, dem deutschen Botscharter in Wien, daß er bezüglich unserer Operationen gegen die Küsten, der europäischen Türkei und die Inseln des Aegäischen Meeres dem Standpunkte Aehrenthals treu bleibe, wonach diese Operationen von der österreichisch⸗ungarischen Regierung als den von uns im Artikel VII des Dreibundvertrages übernommenen Ver⸗ pflichtungen zuwiderlaufend erachtet würden. Unsere Operationen gegen die Dardanellen betrachtete er als im Widerspruch stehend erstens mit unserem Versprechen, keinerlei Handlungen vorzunehmen, die den status quo auf dem Balkan gefährden könnte, und zweitens mit dem Sinne des Vertrages, der sich auf die Erhaltung des status dug gründete. Als später unser Geschwader vor den Dardanellen beschossen wurde, das Feuer erwiderte und das feuernde Fort beschädigte, beschwerte sich Graf Berchtold über das, was geschehen war, da er es im Widerspruch mit den gemachten Versprechungen n Er erklärte, wenn die italienische Regierung ihre Handlungsfreiheit wiederzugewinnen beschlösse, so würde die öster⸗ 8 bisch⸗ungarische Regierung dasselbe tun können. Er fügte hinzu, * babe nicht zulassen können, daß wir künftig derartige gewisser⸗

jaßen mit seinem Gesichtspunkt im Widerspruch stehende Operationen Ebenso wurde uns die geplante Besetzung von Es ist überflüssig, darauf hinzuweisen, wie viele Soldaten, wie viele Millionen uns dieses Verbot

Teile gerichteten Angriff ütz riff geschützt wußte. Zeit, Man hat uns bitter vorgeworfen, daß wir die in den letzten dies en gemachten Angebote nicht angenommen haben. Aber waren ebote in gutem Glauben gemacht? Gewisse Dokumente lassen Iialinten, daß dem nicht so war. Kaiser Franz Josepb erklärte, daß . gierige Blicke auf das Erbteil seines Hauses werfe. Beth⸗ Hollweg sagte, daß man durch diese Konzessionen F u Leabt at nmaß Beifall, daß wir das nicht angenommen haben! Uebrigens keinesw en diese Zugeständnisse in ihrer letzten und verspäteten Form 698 den sachlichen Zieken der italienischen Politik, nämlich

erstens der erte dsgung der italtenischen Nationalität, die die größte ichten i

1 zweitens der Sicherung militärischer Grenzen siaiche d 8* i ersetzen sollen, die uns 1860 aufgezwungen worden stehen driftnr welche alle Türen Italtens unseren Geanern offen Lage in ber der Erzielung einer minder gefährlichen strategischen See in dieß dria, als es die augenblickliche Lage ist, deren Wirkung

en n * Alle 8 E

5 us in aller Form verweigert. Im Grünbu 5—3 88 8 Fsterreichisches Dokument, das eins gewisse Naivität be⸗ 88 Indem es ungefähr besagt: Dies können wir nicht

geben, weil es die sftrategische Grenze verändern würde. Aber es handelte sich nicht um eine Verteidigungsgrenze sur Oesterreich, sondern um eine Angriffsgrenze gegen Italien. Auf unser Mindestansuchen, Triest die Unabhängigkeit zu geben, erwiderte man, indem man für Triest die Selbstverwaltung anbot. (Protestrufe.) Die Frage der Ausführung dieser Ver⸗ sprechungen war gleichfalls sehr wichtig. Man sagte uns, daß wir an der Ausführung dieser Versprechungen nicht feln dürsten, weil wir die Bürgschaft Deutschlands hätten. Aber welches wäre unsere Lage gewesen, wenn Deutschland am Ende des Krieges nicht imstande gewesen wäre, das gegebene Wort zu halten? Nach diesem Ab⸗ kommen hätte es jedenfalls einen erneuerten Dreibund gegeben, aber zu bedeutend ungünstigeren Bedingungen, da es einen souveränen und zwei untergebene Staaten gegeben hätte. An dem Tage, da eine der E nicht ausgeführt worden wäre, an dem Tage, da die städtische Selbstverwaltung von Triest durch irgend einen Erlaß oder durch irgend einen Statthalter aufgehoben worden wäre, an wen hätten wir uns da wenden können? An den gemeinsamen Ober⸗ herrn, an Deutschland? Ich will nicht von Deutschland ohne Achtung und ohne Respekt sprechen. Ich bin italienischer Minister⸗ präsident und nicht deutscher Reichskanzler und verliere nicht den Verstand. Aber bei allem Respekt für die Macht und Größe Deutschlands, das ein bewundernswertes Beispiel von Organisation und Widerstand bietet, erkläre ich im Namen Italiens: Wir wollen niemand unterjochen, noch über irgend jemand eine bE ausüben. Der Traum von Weltherrschaft ist gebrochen. Die ganze Welt ist aufgestanden. Der Friede und die Zivilisation der zukünftigen Menschheit müssen auf der Achtung der na⸗ tionalen Selbständigkeit begründet sein. Unter den selb⸗ ständigen Völkern wird Deutschland als mit den anderen gleichgestellt, aber nicht als Herr der anderen angesehen werden müssen. Aber eines der bemerkenswertesten Beispiele des maßlosen Stolzes, mit dem die Führer der deutschen Politik die anderen Völker be⸗ trachten, lieat in dem Bilde, das sich Bethmann Hollweg von der politischen Welt Italiens gemacht hat. Salandra verliest sodann den Absatz der Rede Bethmann Hollwegs, auf den er anspielt, und fährt fort: Ich weiß nicht ob in diesem von Zorn verblendeten Mann die Absicht lag, meine Kollegen und mich persön ich zu be⸗ leidigen. Wenn dem so wäre, so würde ich den Febdehandschuh nicht aufheben. Wir, deren Leben Ihr kennt, sind Männer, die dem Staate bis zum vorgerückten Alter gedient haben, Münner von makellosem Rufe, Männer, die ihrem Lande das Leben ihrer Kinder geben. Aber denket nicht an uns, denket im Gegenteil an die schreckliche Beleidigung, welche dieses Stück Prosa gegen den König, gegen das italienische Volk, die Kammer, den Senat und selbst gegen Politiker schleudert, die eine von unserer politischen Anschauung verschiedene volitische Meinung haben. Salandra hebt sodann hervor, daß die Quellen, auf die sich das Urteil Bethmann Hollwegs stütze, von dem Reichskanzler demjenigen Manne zugeschrieben würden, den er den besten Kenner der italienischen Dinge nenne, und sagt weiter: Das kann nur eine Anspielung auf Bülow sein, mit dem brüder⸗ lichen Wunsche, einen Teil der Verantwortlichkeit auf ihn ab⸗ zuwälzen. Ich möchte jedoch nicht, daß Sie die Absichten Bülows falsch beurteilen. Ich glaube, daß er Sympathien für Italien hatte und daß er das Menschenmögliche tat, um zu einer Ver⸗ ständigung zu gelangen. Aber wieviele Fehler beging er nicht, indem er seine guten Absichten verwirklichen wollte! Er vermutete, Italien könne um einiger falsch ausgegebener Millionen willen und unter dem Einfluß einiger Personen, welche jede Fühlung mit der Seele der Nation verloren hatten, und durch Kollusionen, die er bei Politikern versuchte, aber die, wie ich hoffe und glaube, nicht zum Abschluß kamen, von seinem Wege abirren. Die gegenteilige Wirkung wurde erzielt, ein ungeheurer Entrüstungsschrei verbreitete sich in ganz Italien und nicht nur im niederen Volke, sondern auch in den wirklich höher stehenden Schichten, in allen edlen Herzen, bei allen denen, welche für die Landes⸗ verteidigung begeistert sind und in der ganzen Jugend, welche bereit ist, ihr Blut für das Vaterland binzugeben. Dieser Ent⸗ rüstungssturm entfachte sich infolge des Verdachts, daß ein fremder Botschafter sich zwischen die Regierung und das Parlament des Landes stelle. In kurzer Zeit verschwand der Zwiespalt, die ganze Nation schloß sich in wunderbarer moralischer Einigkeit zusammen, die unsere arößte Stärke in dem harten Kampfe sein wird und die uns durch unsere Tugend und nicht durch wohlwollende Konzessionen anderer zur Erfüllung der höchsten Geschicke des Vaterlandes führen soll. Salandra hob sodann die in die Augen fallenden Anzeichen der moralischen Einigkeit des Landes bervor, welche sich in den Werken des Friedens wie denen des Krieges bei denen, die kämpfen, wie bei denen, die daheim bleiben, offenbarten. Da wir in die große Krisis eingetreten sind, fuhr Salandra fort, dürfen wir nicht unter den den Verbündeten feind⸗ lichen Völkern stehen. Vom Koͤnig, der als Dolmetscher der Gefüble des Volkes und der nationalen Wünsche an der Front weilt, bis zum einfachsten Arbeiter und bis zu den Frauen und jungen Leuten haben wir alle das Vertrauen, daß wir durch diese höchste An⸗ strengung den künftigen Generationen ein vollständigeres, ehren⸗ reicheres und stärkeres Italien geben werden, welches im europäischen Konzert nicht als unterworfenes oder protegiertes Land, sondern unter Sicherheit seiner natürlichen Grenzen seinen Platz finden wird, und welches zu fruchtbaren Friedensarbeiten zurückkehren wird, indem es, wie es bisher immer tat, die Freiheit und Gerechtigkeit in der Welt hochhält. Da das Schicksal unserer Generation die frucht⸗ bare und hohe Aufgabe zugeteilt hat, das Ideal eines Großitaliens zu verwirklichen, dessen Erfüllung die -Ssss des Risurgimentos nicht erblicken konnten, wollen wir diese Aufgabe mit unerschütterlicher Festigkeit und mit der Bereitwilligkeit auf uns nehmen, unserem Vaterlande alles zu geben, was wir sind, und alles, was wir haben. Vor den drei Farben, die am Lager und in der Nähe der heiligen Person des Königs flattern, sollen alle Fahnen sich neigen und alle

timmen der Eintracht sollen in unserem Geiste sich vereinigen. Dann werden wir siegen. (Rufe: „Es lebe Italien, es lebe der König! Langanhaltender Beifallssturm.) 8.

8 Spanien. Der Ministerpräsident Dato erklärte dem

„Progrès“ zu⸗ folge, die Regierung werde Angaben über die Richt⸗ linien der internationalen Politik Spaniens in dem Augenblicke machen, wo eine Prüfung der spanischen Interessen dies angebracht erscheinen lasse. Diejenigen, die das augenblickliche Schweigen der Regierung bedauerten, würden die Erklärungen beifällig aufnehmen, wenn sie sehen würden, daß die in der letzten Zeit beobachtete Zurückhaltung von den Landesinteressen eingegeben sei.

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Der norwegischen Regierung ist, wie „W. T. B.“ meldet, von der deutschen Regierung mitgeteilt worden, daß die Unter⸗ suchung über den Untergang des Dampfers „Belridge“ bestätigt habe, daß dieser durch einen unglücklichen Sufal von einem deutschen Unterseeboot torpediert worden sei. Die Kaiser⸗ liche Regierung drückt ihr Bedauern aus und erklärt sich zu vollem Schadenersatz bereit. Sie schlägt die Ernennung nor⸗ wegischer und deutscher Sachverständiger zur Feststellung der Ersatzansprüche vor. Die norwegische Regierung erklärte ihr Einverständnis.

Das deutsche Auswärtige Amt hat der norwegischen Ge⸗ sandtschaft in Berlin mitgeteilt, daß die deutsche Regierung eine eingehende Untersuchung aus Anlaß der Versenkung der „America“ hat vornehmen lassen. Nach dem bisherigen

Ergebnis der Untersuchung kann in Anbetracht von Zeit und Ort keine Rede davon sein, daß ein deutsches Unterseeboot den Untergang des Dampfers verschuldet hat. Das deutsche Aus⸗ wärtige Amt ersucht gleichzeitig zur weiteren Untersuchung um die Ergebnisse der von der norwegischen Regierung eingeleiteten Untersuchung nebst Beweismaterial. 8

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Westlicher Kriegsschauplatz.

Amsterdam, 3. Juni. Wie der Korrespondent von Wolffs Telegraphischem Bureau von verläßlicher Seite erfährt, erreichte beim letzten Luftangriff ein Zeppelin Finchley im äußersten Norden von London. Er muß also den größten Teil der Stadt überflogen haben. Der angerichtete Schaden ist nach derselben Quelle bedeutend größer als zugegeben wird.

Berlin, 3. Juni. (W. T. B.) Aus dem Großen Haupt⸗ quartier wird uns geschrieben: In einem interessanten 5.⸗ sammenhange mit den kürzlich veröffentlichten erlogenen Be⸗ hauptungen eines englischen „Augenzeugen“, wonach deutsche Artillerie auf eigene Infanterie geschossen habe, steht folgender Befehl einer englischen Division, der unter den Papieren des Kommandeurs der 3. Kanadischen Infanteriebrigade, Obersten Turner gefunden wurde:

„4. Division. Es ist zur Kenntnis des Divisionskommandeurs gekommen, . sich während der letzten Kämpfe einige Leute der Division dem Feinde ergeben haben, und weiter, daß diese Handlung von Offizieren und Mannschaften anderer Einheiten bemerkt wurde, die in einigen Fällen nicht einschritten. Der Divisionskommandeur befiehlt, die Aufmerksamkeit aller Offiziere und Mannschaften auf diese Tatsache zu lenken und allen Graden einzuprägen, daß es ihre erste und dringendste Pflicht ist, jeden Mann zu erschießen, der sich zu ergeben versucht, wer es auch sei. Wenn die Abteilung groß genug ist, um Erfolg zu persprechen, muß sofort das Artilleriefeuer in die Gegend gelenkt werden. gez. Taylor,

Oberstleutnant. Adj. 4. Dip.“

Das genügt für unbefangene Beurteiler

Südöstlicher Kriegsschauplatz.

Wien, 3. Juni. (W. T. B.) Amtlich wird gemeldet: Deutsche Truppen erstürmten Nachts die letzten russischen Stellungen der Nordfront von Przemysl und drangen heute 3 Uhr 30 Minuten Vormittags von Norden her in die Stadt ein. Von Westen und Süden ist unser 10. Korps ein⸗ gedrungen. Seine ersten Abteilungen erreichten bald nach 6 Uhr Vormittags den Hauptplatz der Stadt. Die Tragweite dieses Erfolges läßt sich noch nicht überblicken. Der Angriff der verbündeten Truppen im Raume nördlich Stryj schreitet weiter erfolgreich fort. Bisheriges Ergebnis der Schlacht bei Stryj: 60 Offiziere, 12 175 Mann gefangen, 14 Ge⸗ chütze, 35 Maschinengewehre erbeutet.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes. von Hoefer, Feldmarschalleutnant.

Südlicher Kriegsschauplatz.

Wien, 3. Juni. (W. T. B.) Amtlich wird gemeldet: Die Italiener setzen die erfolglose Beschießung unserer Be festigungen an mehreren Punkten der Tiroler und Kärntner Grenze fort. Wo feindliche Abteilungen ins Feuer kamen, flüchteten sie, so ein italienisches Infanterieregiment auf dem Plateau von Folgaria, mehrere Kompagnien bei Misurina und die von einer Offizierspatrouille von uns in Gradisca überfallene Kavallerie und eeagen 3

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes. von Hoefer, Feldmarschalleutnant.

1 Stavanger, 4. Juni. (W. T. B.) Der Kapitän und 18 Mann vom Dampfer „Cyrus“ aus Kopenhagen sind hier gestern nachmittag mit dem hier beheimateten Dampfer „Jotun“ eingetroffen. Der „Cyrus“, der mit Kohle von Burnt Island nach Kopenhagen unterwegs war, wurde vorgestern nach⸗ mittag torpediert. Der Kapitän sah den Schaumstreifen eines Torpedos und machte den Steuermann darauf auf⸗ merksam ; auch der Ausguckmann sah den Torpedo. Gleich darauf erfolgte eine furchtbare Explosion. Menschen wurden dabei nicht verletzt. Die Mannschaft verließ unter Mitnahme des Schiffsjournals den Dampfer. Die Boote trafen einen holländischen Fischkutter, der die Mannschaft aufnahm. Sie wurde später vom Dampfer „Jotun“ übernommen und nach Stavanger gebracht. Der Kapitän ist überzeugt, daß der Dampfer torpediert wurde, hat das Unterseeboot jedoch nicht gesehen. An Bord der „Jotun“ war kurz vorher ein Unter⸗ seeboot gesichtet worden⸗

Der Krieg der Türkei gegen den Dreiverband.

Freankfurt a. M., 4. Juni. (W. T. B.) Die „Frank⸗ furter Zeitung“ meldet aus Konstantinopel unter dem 3. Juni: Nach mehrtägiger Pause sind wieder zwei Taten deutscher Unterseeboote vor den Dardanellen zu verzeichnen. Am 31. Mai versenkte ein deutsches Unterseeboot bei den Strato⸗Inseln einen englischen, 12 000 Tonnen fassenden Hilfskreuzer; von dessen 800 Mann zählender Besatzung wurden 120 Mann durch den englischen Dampfer „Spy“ gerettet und nach der Bucht von Mudros gebracht. Am 2. Juni torpedierte ein Unterseeboot einen englischen Linienschiffskreuzer bei Tenedos. Ueber das

Schicksal dieses Schiffes fehlen vorläufig nähere Daten. KgKonstantinopel, 4. Juni.

88 (W. T. B.) Das Haupt⸗ quartier teilt mit: An der Dardanellenfront gestern schwaches Artillerie⸗ und Infanteriefeuergefecht. Unsere Batterien an der asiatischen Küste beschossen mit Erfolg die feindlichen Stellungen bei Sedil Bahr. Auf den übrigen Fronten hat sich nichts Bedeutsames ereignet.